1888 / 49 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Feb 1888 18:00:01 GMT) scan diff

s Vigo d derart zu erleihtern, daß das einheimische Ge- treide auf den peengishen Staatseisenbahnen leihen Frachtsäßen befördert wird,

Haus nach dem Antrage der Budgetkommission zur Tages- ordnung überzugehen. (Schluß des Blattes.)

Der dem Hause der Abgeordneten zugegangene Entwurf eines Geseßves, betreffend die Kosten Königlicher Polizeiverwaltungen inStadtgemein- den, befindet sh in der Ersten Beilage.

In Bezug auf 8. 27, 28 Th. I. Tit. 8 des Preuß. Allg. L.-R. : „Niemand darf sein Eigent hum zur Kränkung oder Beschädigung Anderer mißbrauchen. Mißbrauch heißt ein solher Gebrauch des Eigenthums, welcher vermöge seiner Natur nur die Kränkung eines Anderen zur Absicht haben kann“ hat das Reichsgericht, V. Civilsenat, durch D vom 11. Januar d. J.,, ausgesprochen: „Die Chikane besteht ihrem Wesen nach in der Absicht der Kränkung eines Anderen, also in einem \subjek- tiven Moment, und sie wird daher keineëwegs immer dann anzunehmen sein, wenn der Betreffende sein Eigenthumsreht zur Abwehr einer objektiv berechtigten Hand- lung geltend macht, vielmehr wird in Betracht kommen, ob der Betreffende die abzuwehrende Handlung für eine be- reltigte hält, und demgemäß bei der Abwägung, ob ein be- stimmter Gebrauch des Eigenthums sich als ein Mißbrauch darstelle, nur das Bewußtsein des Abwehrenden von der Gesezmäßigkeit der ihm entgegenstehenden Handlung über- haupt ins Gewicht fallen können.“

.— Der Kutscher eines der Speditions-, Speicherei- und Kellerei-Berufsgenossenschaft angehörigen Unternehmers wurde, während er mit dem Reinigen eines seinem Arbeitgeber ge- hörenden Wagens auf offener Straße beschäftigt war, durch ein Stück Holz verletzt, welches ein Zimmergeselle fahrlässiger- weise aus einem Fenster des im Umbau befindlichen Hauses des flägerishen Arbeitgebers auf die Straße warf. Das Reichs-Versiherungsamt hat durch Entscheidung vom 2. Januar 1888 (Nr. 476) den von dem Verleßten wegen der Folgen dieses Unfalls erhobenen Entschädigungsanspruh in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgeriht zurüdck- gewiesen. Daß ein Zimmergeselle aus einem Fenster ein Stück Holz auf die Straße wirft und dadurch einen auf der letzteren befindlichen Menschen verleßt, hängt nicht mit den Gefahren zusammen, von denen Leben und Gesundheit der Arbeiter im Speditions-, Speicherei- und Kellereibetriebe bedroht sind. Das Unfallversicherungsgeseßz aber versichert die Arbeiter nur gegen die ihnen aus solchen s erwachsenden Schäden, welche sich aus dem Gewerbe, in dem sie thätig sind, ergeben, oder die dur dessen Betrieb veranlaßt werden. Den Kläger hat lediglih ein Unglüsfall betroffen, welchem an der in Rede stehenden Stelle auch jeder Andere, nicht in seinem Betriebe Beschäftigte hätte ausgeseßt sein, und welcher ihn auch überall anderswo außerhalb des Betriebes, in welhem er beschäftigt gewesen, hätte erreichen können. (Vergleihe Enlscheidung 454, „Amtliche Nachrichten. des R.-V.-A.““ 1888 Seite 69.)

Ein Fabrikarbeiter saß in der Arbeitspause auf einer Bank zwischen den Kesseln zweier Shweißöfen, er wurde von

ee Krämpfen befallen, fiel in Folge hiervon mit dem esiht zu Boden in die dort liegende heiße Asche und verleßte Nach der Rekursentscheidung des

sich an den Augen. e UIN ift diefe UNAU cia b vom 24. Januar 1888, (Nr. 477) ist dieser Unfall als bei dem Betriebe eingetreten anzusehen und die Berufsgenossenschaft verpflichtet, nah Maß- gabe des Unfallversicherungsgeseßes für den Verleßten zu jorgen. Der Umstand, daß die Arbeiter bei einem Hinfallen, in den Fabrikräumen der Gefahr ausgesetzt sind, in Maschinen- theile, herumliegende Materialien, Erzeugnisse oder Rückstände des Betriebes zu stürzen und sich daran zu verleßen, muß den Gefahren des Betriebes zugerehnet werden. Wenn der Arbeiter während einer Arbeitspause an einer solchergestalt gefährdeten Stelle verweilte, so befand er sich im Banne des versicherungspflichtigen Betriebes. (Vergleiche Entscheidungen 324, 392, „Amtliche Nachrihten des R. - V. - A.“ 1887 Seite 134, 209.)

Zu den Kosten der „ersten Einrichtung“ einer Straße im Sinne des Straßen- und Baufluchtengeseßes vom 2. Juli 1875 (8. 15) gehört der Auswand für die Legung von Wasserleitungsröhren in der Regel niht (End- urtheil des II. Senats des Ober-Verwaltungsgerichts vom 17. Juni 1887).

Sachsen. Dresden, 22. Februar. Dem Vernehmen des „Dresdner Journal“ nah ist Prinz Georg an einem leihten Bronchialkatarrh erkrankt und wird voraussichtlih ge- nöthigt sein, einige Tage das Zimmer zu hüten.

Die Zweite Kammer bewilligte heute den Etat der Staatseisenbahnen unverändert nach der Regierungs- vorlage, unter Ablehnung des von dem Berichterstatter Kirbach Ca Antrags, die Einnahmen aus dem Personen- und

üterverkehr um zusammen 114877 F. höher einzustellen.

Braunschweig. Braunshweig, 21. Februar. (Hann. Cour.) Der Landtag hielt heute die -erste Sißzung nah seiner Vertagung. Nach Eröffnung derselben verlas der Präsident Freiherr von Veltheim zunächst ein Schreiben des Kronprinzen aus San Remo, in welchem Derselbe der Landesversammlung Seinen Dank für die in der an Jhn gerichteteten Adresse ausgesprohene Theil- nahme und Wünsche ausspriht. Nachdem sodann der Assessor von dem Busche zum Substituten des Landsyndikus erwählt worden war, folgte die Berichterstattung der ver- schiedenen Kommissionen süc das Jnnere über die Vor- lagen der Landesregierung, Zur Annahme wurden empfohlen: die Bewilligung von 27 000 4 zur Förderung des gewerblichen Fortbildungswesens, 25 000 46 zur ferneren Bestreitung der Kosten der Vermessungen im Herzog- thum und 83000 # für Erbauung eines Kranken- hauses bei dem Wilhelmsstist zu Bevern. Ferner sprach die Kommission sih für die von der Regierung in Vorschlag ge brachte Abänderung des Gewerbesteuergeseßes vom 16. November 1870 aus, dahingehend, daß alle von den Gemeinden begründeten und den Gemeinden dienenden Gas- und E E von der Gewerbesteuer befreit bleiben, ale mit jolhen Etablissements verbundenen Nevdenbetxriebe aber besteuert werden sollen. Unerledigt blieb die den Erweiterungsbau des Kreisdirektionsgebäudes zu Helmstedt betreffende Vorlage, da zwischen der Kommission und dem Ministerium vor der Berichterstattung noch mündliche Verhandlungen stattfinden sollen. Den Schluß der Sigzung

u wie das ausländische, beschLoß das-

machte die Berichterstattung über die die Herstellung einer Abwässerleitung auf der Heil- und Pflegeanstalt zu Königslutter beantragende Vorlage: der Landesregierung.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 21. Februar. (Wien. Ztg.) Der Budgetaus\{chuß verhandelte das Unterrichts- budget. Jm Laufe der Debatte versicherte der Unterrichts- Minister, Dr, von Gautsh, die Unterrichtsverwaltung lasse dem Schulbücherwesen die möglichste Förderung angedeihen. Auf die Anfrage der Abgg. Ruß und Mattus, ob der Minister geneigt sei, den Standpunkt der Unterrichtsverwaltung gegenüber dem Liechtenstein’shen Geseßentwurf zu prä- zisiren, erklärte der Minister, er bedauere, diesem Wunsche nicht entsprehen zu können, weil es ihm nicht passend erscheine, darüber Namens der Regierung incidenter beim Titel „Schulaufsiht“ zu sprehen. Der Geseßentwurf habe zahlreihe Kundgebungen in der Bevölkerung hervor- gerufen. Das zunächst berufene Parlament konnte si aber damit noch nicht beschäftigen, weshalb der Minister vorläufig auf die erste Lesung des Entwurfs verweisen müsse. Auf den Einwand des Abg. Ruß, daß die e in so wichtigen Dingen eine selbständige Meinung haben müsse, erwiderte der Minister, er glaube vom Abg. Ruß mißverstanden worden zu sein; er habe sich erlaubt, auf die erste Lesung zu ver- weisen und bitte, überzeugt zu sein, daß die Regierung in allen, daher auch in so. wihtigen Fragen ihre Meinung auf Grund der Sachlage selbständig gestalte. Der Unterrichts- Minister Dr. von Gautsch erklärte weiter auf die Anfragen der Abgg. Mattus und Zeithammer betreffs der Prager Akademie, er habe schon seit längerer Zeit der Prager Kunst-Akademie seine Aufmerksamkeit zugewendet und Gelegenheit gehabt, wenigstens dem Wunsch nach entsprehender räumlicher Unter- bringung durch Zuweisung ordentlicher Lokalitäten gereht zu werden. Zunächst liege der Unterrichtsverwaltung die thun- lihste Hebung der Prager Mugen r ete und deren Aus- stattung mit Lehrkräften ersten Ranges am Herzen, und glaube er sicher, bei dieser Jntention ‘auf die Zustimmung des Ausschusses rechnen zu dürfen. Hinsichilih der Subventioni- rung der Akademie habe er vor Kurzem einen Erlaß an den Statthalter wegen der Einleitung von Erhebungen und entsprehenden Antragstellung gerihtet und werde die Le einen Gegensiand seiner eifrigen Erwägung ilden.

__ Pest, 21. Februar. (Wien. Abdp.) Der Klub der liberalen Partei des Abgeordnetenhauses acceptirte in seiner heutigen Konferenz die Kabelkonvention, ferner die vom Oberhause an dem Veterinärgeseß vorgenommenen Aenderungen. z

Großbritannien und Jrlanvd. London, 22. Februar. (W. T. e Das Unterhaus hat in seiner heutigen Sißung die Adresse in erster Lesung angenommen. Bei der Debatte über die zweite Lesung der Adresse stellte Labouchère einen Antrag, welher um Mittheilung an das Haus darüber ersucht: ob die englische Negierung Ftalien bindende Zusagen im Falle eines Krieges mit Frankreich gemacht habe, jowie daß, wenn h bee uasagen schon gemacht worden seien, die- selben zur Kenntniß des Hauses gebracht würden. Der Unter- Staatssekretär Fergusson sprach sein Bedauern darüber aus, daß Labouchère seine Behauptungen auf Zeitungsgerüchte basire. Admiral Hewett erklärte, daß die Zeitungs: berichte über seine Rede in Genua absolut fal}#ch seien. Fergusson Netlid sodann, daß England keine weiteren Verp flihtungen eingegangen, sei, dur die seine Armee und seine Flotte engagirt würden, außer den dem Hause bekannten Verpflichtungen. Er stellte ferner bestimmt in Abrede, daß die Politik Lord Salisbury's eine Frankreich feindliche sei: die Beziehungen Englands zu Frankreih seien gute und er hoffe und glaube an deren Fortdauer, um so mehr, da Frankreihs auswärtige Politik der englischen parallel laufe. Die Veröffentlihung des Schriftwechsels mit den Großmächten über die Lage Europas sei unmöglich, da dies einen Vertrauensbruch involviren würde. Fergusson gab schließlich der Hoffnung Ausdruck, daß die Gefahr einer Friedensstörung nicht größer, sondern geringer sei, als im vorigen Jahre. Englands Aufgabe fei, sih in einen Krieg nicht einzumishen, wenn nicht seine natio- nalen Jnteressen berührt würden. England lebe jeßt mit allen Mächten in Frieden und Eintraht. Gladstone äußerte: Es sei höchst wünschenswerth, die Nation möglichst zu beruhigen, namentlih jeßt, wo sie shmerzlih bewegt sei durch die Besorgnisse wegen der Gesundheit des Deutschen Kronprinzen. Er möchte wünschen, daß es in der Macht des Hauses stände, den Verlauf der Krant: heit zu beeinflussen, welhe so tiefe Gefühle der Theilnahme und der Bewunderung für den Hohen Leidenden I da es si um ein für Europa unschäß-

ares Leben handele. (Beifall.) Der erste Lord des

Schayes, Smith, erklärte: er sei überzeugt, daß das gesammte Europa mit Sorge und Hoffnung den Verlauf der Krankheit des Kronprinzen verfolge, dessen Leben allgemein als eine menge Bürgschaft des europäischen Friedens angesehen werde. Labouchère zog hiernach seinen Antrag zurück. Die Fortsezung der Berathung wurde shließlich vertagt.

(A. C.) Die Königin von Schweden begab sich am Sonnabend Nachmittag, begleitet von dem Prinzen Oskar, nah Windsor und stattete der Königin Victoria einen QUIY ab. Abends gab Jhre Majestät im Grand Hotel ein

iner.

Sir Henry Holland, der Minister für die Kolonien, ist in den Pairstand erhoben worden. Durch seine Ver- seßung in das N wird eine Ergänzungswahl für den Londoner Wahlbezirk Hampstead, welchen der Minister im Unterhause repräsentirte, erforderlich.

Die diplomatischen Beziehungen O Gro ß- britannien und Venezuela sind abgebrochen worden. Der britische Gesandte in Venezuela, St. John, hat seine Pässe verlangt und ist abgereist, nahdem er fich vergeb- lih bemüht hatte, von der Republik eine Scha dloshaltung von etwa 6000 Lstr. Sterl. im Zusammenhange mit einem Goldminen-Anspruch zu erwirken. Der Befehls- Mae des britishen Geschwaders în jenen Gewässern st nunmehc angewiesen worden, diese Entschädigung zu fordern, und wenn sie nit gezahlt wird, solche Schritte zu ergreifen, die er für nothwendig hält.

Aus Jndien liegen folgende Meldungen vor:

Calcutta, 21. Februar. (R. B.) Der Vizekönig wird vor seier Abreise nah Simla, Rewah, Lucknow und Srinagar be-

suchen. Das indishe Budget wird am 24. März veröffentlicht werden. Aus Birma läuft die Nachricht ein, daf starke Ruhe, t ôörungen im Distrikt Arca ausgebrohen und zahlreiche V er, brechen degangen worden sind. Unweit der Stadt soll eine große Abtheilung Insurgenten stehen, Auch die Orte in den Bergen haben viel von den Einfällen der Shan-JIrsurgenten zu leiden. Manchester, 22. Februar. (W. T. B.) ‘Jn der heu

abgehaltenen Spezialsißung des unizipalraths e eine Resolution angenommen, in welcher dem Deutschen Kronprinzen anläßlih seines Leidens die aufrihtige Theilnahme der Versammlung ausgesprochen wird.

Frankxeih. Paris, 21. Februar. (Köln. Ztg.) Jn der heutigen Sigung der Deputirtenkammer wurde bej der Berathung des Etats des Justiz-Ministeriums dey Unterantrag Sabatier, den auf 40000 Fr. angeseßten Kredit für Ausgaben des Kassationshofes um 8000 Fr. zu kürzen, unter dem Widerspruch des Justiz-Ministers mit 30 gegen 226 Stimmen angenommen. Die Kammer genehmigte \chließlich das Justizbudget unverändert und vertagte sich bis Donnerstag.

Der Ausshuß für den Antrag Barodet, daß in Zu- kunft nur noch Militärpersonen den Orden der Ehrenlegion erhalten sollen, hat sich für denselben ausgesprochen. Der Auss{huß für die Prüfung des Vertrages k Aas dem Staat und der Union centrale des arts décoratifs

ehufs Errichtung des Kunstgewerbe-Museums in den unter der Kommune niedergebrannten Gebäuden des Rechnungzs- hofes (Quai d’Orsay) hat diesen Vertrag einstimmig ver: worfen, da das Museum im Pavillon Marsan in den Tuile: rien untergebracht werden könne.

Der Abg. Horteur hat den Justiz-Minister be- nachrichtigt, daß er ihn über einen Vorfall in einem Kaffee hause in Modane, wo am 14. d. M. ein französischer Offizier von einem italienishen Roßarzt geohrfeigt worden sei, in der Kammer befragen wolle. Er wünsche zu wissen, weshalb der Jtaliener, der verhaftet worden, nicht sofort vor die Straf- kammer von St. Jean de Maurienne gestellt worden sei. Der Minister ersuchte Horteur, er möge mit der Anfrage warten, bis er Erkundigungen eingezogen habe.

_— 22. Februar. (W. T. B.) Der Minister des Aus- wärtigen, Flo urens, überreichte gestern Abend dem italie- nischen Botschafter, Grafen Menabrea, die neuen Vorschläge für den italienisch-französishen Handelsvertrag.

In dem Prozeß gegen Wilson und Genossen wurde bei den heutigen Plaidoyers von Seiten der Verthei: diger ausgeführt, daß es keine Geseßesbestimmung gebe, nah e Personen, die ihren Einfluß verkaufen, bestraft werden önnen.

_ Nufßiland und Polen. St. Petersburg, 23. Februar. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffentliht ein Communiqué, worin die Kaiserliche Regierung ihre Anschauung über die bulgarishe Frage ausspricht. Nach näherer Ausführung wird darin betont, die Erwägungen hätten die Regierung von - Anbeginn der bulgarischen Krise an geleitet und dieselbe bewogen, von Hause aus jeden Ge- danken an die Eventualität der Wiederherstellung der Geseßlich- keit in Bulgarien mit Hülfe von Gewalt abzulehnen.

_— 283. Februar. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin empfingen gestern den General von Werder, Derselbe war gestern auf einem Ball bei dem Großfürsten Wladimir, welchem auch die Majestäten - beiwohnten.

Jtalicn. Rom, 22. Februar. (W. T. B.) Das Journal „Es ercito macht auf französische Truppen- ansammlungen an der italienisch- französischen Grenze aufmerksam und sagt: die Regierung sei über die Vorbereitungen zur Konzentrirung von Kriegsmaterial jenseits der Grenze vollständig unterrichtet und verfolge wah: famen Auges diese Maßnahmen, welche durh die Hal- tung Jtaliens von keinem Gesichtspunkte aus gerecht- fertigt ershienen. Was von der Landesgrenze gesagt werde, verstehe sih natürlich auch von dex Seegrenze. Das vor Spezia und Genua ankernde britishe Geshwader unter dem Befehl des Admirals H ewett triff am Freitag vor San Remo ein. Einer Meldung aus Massovah zufolge hätten die abessinishen Truppen unter dem Befehl Ras Alula's Ghinda gänzlih geräumt.

Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, hatte der Zwi schen- fall in Modane zwischen dem italienishen Thierarzt Giro- lami und dem französishen Stabsarzt Favre, dessentwegen der savoyishe Deputirte eine Junterpellation an den Minister Fallières ankündigte, keine politische Ursa ce. Die italienische Regierung verfügte in Folge des Zwischen- falls, daß sich Girolami nah Susa begeb-. Gleichzeitig \chlug die italienishe Regierung der französishen zur Ver- meidung jedes Grenzzwischenfalls vor, das beiderseitige Dienst- personal am Bahnhofe in Vèodane zu wechseln.

Spezzia, 23. Februar. (W. T. B.) Das Casino der Marine-Offiziere veranstaltete zu Ehren des Admirals Hewett einen Ball, dem au der Herzog von Genua und Vertreter der Behörden beiwohnten.

Dänemark. Kopenhagen, 22. Februar. (W. T. B.) Der Finanzausschuß bewilligte auf den Antrag des Finanz-Ministers 15 0009 Kronen als Antheil Dänemarks an den Kosten für Herstellung einer neuen Telegraphen- leitungzwishenGjedser und Warnemünde. Außerdem soll eine direkte telegraphishe Verbindung zwischen den Börsen von Berlin und Kopenhagen in Aussicht genommen sein.

Afrika. Egypten. Kairo, 19. Februar. (A. C.) Der Unter-Staatssekretär für auswärtige Angelegen- Dn Tigrane Pascha, reiste heute nah London, um mit der

ritishen Regierung über die Ausdehnung der Vollmachten der gemishchten Tribunale und andere, die innere Verwaltung betreffenden Dinge D Ade zu pflegen. Zur weiteren Erläuterung dieser Abreise wird gemeldet: „Es herrsht eine ziemlihe Spgnnung zwischen Nubar Pasha und Sir Evelyn Baring wegen der Reformen, welhe der Lettere bezüglich des Ministeriums des Jnnern und des Polizei-Departements vorgeschlagen hat, Sir Évéelyn Baring verlangt, daß an der Spiße des Ministeriums des Jnnern ein Engländer stehen soll und die Polizei centralisirt werde, damit sie von der Administration besser beaufsichtigt werden könne, und die Mißbräuche aufhören. Da Sir Evelyn darauf bestand, so drohte Nubar, seinen Abschied zu nehmen, schließlich willigte er aber ein, bis zur Erledigung der Mission Tigrane Paschas, welcher die Angelegenheit dem Lord Salisbury unterbreiten wird, im Amt zu bleiben.

Zeitungsftimmen.

Die „Deutsche volkswirthshaftlihe Correspon- dénz“ schreibt: j

Teutonicus. Unser Volk in seinen weiteren Kreisen empfindet wenia politisch und gewiß noch weniger diplomatish; unser Volk liebt den Frieden, der ihm gestattet, in Rube und Sicherheit seiner Hantirung nabzugeben; aber dieses unser Volk is von jeber ein wehrhaftes Volk gewesen und wehe dem, der Deuts {lands Ehre zu nahe träte gegen ihn stände unser Volk auf wie ein Mann, dazu hätte es eines Landsturmgeseßes faum bedurft. Mag nuu dieses unser Volk von der Diplomatie wenig verstehen und mag deshalb die politishe Seite der Kanzlerrede ihm in ihrem ganzen Gewichte kaum allgemein faßbar sein, desto näher kommt ihm der Kanzler in jenem Theile seiner Rede, in welchem er als ein Deutscher zu den Deutschen ra jenem Montage im Reichstage spra der Kanzler die War- nung aus, man möge i hüten, den „furor teutonicus , den deutshen Schrecken“, heraufzubeshwören, und dasjenige, was der Kanzler über die Eigenschaften des deutschen Volks in dieser Ver- bindung sagte über die Eigenschaften der jeßt lebenden teutonischen Generation, einer Generation würdig ihrer Vorfahren, das ist es, was die Seele des deutshen Volks in seiner Rede padte, das ist und wird in jeder Hütte, wohin sie immer dringt, von dieser Rede

verstanden werden und das ist es, was im Volk die allgemeine Zu-

stimmung zu dieser Nede fo laut wachruft, wie wir sie sich kund-

ben hören. 4 S f Wenn der Kanzler davon \pri#t, für die Verstärkung, die wir brauchten, die Verstärkung, die der Erhaltung des Friedens dienen soll, seien die Leute vorhanden, nothdürftig auc die Waffen, aber das genüge niht, „wir müssen sie nicht mit dem in den Kampf \cicken, wos wir für unsere jungen Linientruppen nit für gut genug halten, (sehr gut !) sondern der feste Mann, der Familienvater, diese Hünen- gestalten, deren wir uns noch erinnern können aus der Zeit, wo sie die Brücke von Versailles besezt hatten, müssen auch das beste Ge- wehr an der Schulter haben, die vollste Bewaffnung und die aus- giebigste Kleidung zum Schuß gegen Witterung und alle äußeren Vorkommnisse. (Lebhaftes Bravo.) Da dürfen wir nicht sparen“ = wenn der Kanzler so spricht, so versteht im ganzen Deutschen Neich das ein Ieder. | U :

Und wenn der Kanzler weiter sagt: „Die Tapferkeit ist ja bei allen civilisirten Nationen aleih; der Russe, der Franzose {lagen ch so tapfer wie der Deutsche; aber unsere Leute, unsere 700 000 Mann sind kriegsgcdient, rompus au métier, ausgediente Soldaten, und die noch nichts verlernt haben. Und was uns kein Volk in der Welt naGmachen kann: wir haben das Material an Offizieren und Unteroffizieren, um diese ungeheuere Armee zu kommandiren. (Bravo!) Das ist, was man nicht nahmachen kann. Dazu gehört das ganz eigenthümli&e Maß der Verbreitung der Volksbildung in Deutsch- land, wie es in keinem anderen Lande wieder vorkommt“ so ver- seht au das im Lande der allgemeinen Schul- und Wehrpflicht

eder! f Und wenn der Kanzler das weiter ausführt und sagt: „Das Maß von Bildung, welches einen Offizier befähigt, nicht nur die schr strengen Anforderungen an seinen Stand, an Entbehrungen, an Pflege der Kameradschaft unter ih, sondern auch die außerordentlich \{wierigen sozialen Aufgaben zu erfüllen, deren Erfüllung nothwendig ist, um die Kamerad\chaft, die bei uns, Gott sei Dank, im höchsten Grade in rührenden Fällen existirt zwischen Offizieren und Mann- schaften, um die ohne Scaden der Autorität herzust:llen, das können uns die Andern niht naGmathen, das Verhältniß, wie es in deutschen Truppen ¡zwishen Offizieren und Mannschaften namentlich im Kriege mit wenigen blen Ausnahmen bestcht exceptio firmat regulam (die Ausnahme bestätigt nur die Regel); aber im Ganzen kann man sagen, fein deutscher Offizier läßt seinen Soldaten im Feuer im Stich und holt ihn mit eigener Lebensgefahr heraus, und umgekehrt kein deutscher Soldat läßt seinen Offizier im Stih das haben wir erfahren. * (Bravo !) so versteht au das Jeder, der nur einmal auf dem Exerzierplaß gewesen ist und weiß, daß es stimmt!

Aber, wenn der Kanzler dann betont, mit einer solhen Armee fübre man feine Angriffskriege, die sei nur zur Vertheidigung des angegriffenen Vaterlandes da, so weiß das ganz genau, wer sich, wie es der Kanzler that, an den furor teutonicus erinnert, der 1870 losbrach, als man uns angriff. Denn, wenn man uns angreift, darin hat der Kanzler gewiß Recht, das fühlt jedes Herz im deutschen Vaterlande: „Dann wird das ganze Deutschland von der Memel bis zum Bodensee wie eine Pulvermine aufbrennen und von Gewehren starren, und es wird kein Feind wagen, mit diesem furor teutonicus, der sih bei dem Angriff entwickelt, es aufzunehmen. (Bravo!)“

Und auch darin stimmt Ieder dem Kanzler bei, daß es ganz gewiß nicht die Furcht vor dem {lechten Ausgange eines Krieges sein fann, die das deutsche Volk so friedferlig stimmt, wie es der Fall ist. Das Bewußtsein unserer Kraft und Stärke stimmt uns vielmehr fo friedfertig, und wir können dur Liebe und Wohlwollen leiht vielleit zu leiht bestohen werden, aber nit durch Drohungen. Bravo! rief man hierzu im Reichstage und ruft es heute in jedem deutshen Dorfe aber der deutsche Kanzler, der seine Deutschen kennt, wie nur je ein Staatsmann sein Volk gekannt bat, fuhr fort und {loß seine Rede also: „Wir Deutsche fürchten Gott, aber sonst nichts in der Welt (lebhaftes Bravo); und die Goltesfurcht ist es schon, die uns den Frieden lieben und pflegen läßt. Wer ihn aber troßdem bricht, der wird kch überzeugen. daß die kampfesfreudige Vaterlandsliebe, welche 1813 die gesammte Bevölkerung des damals s{wachen, kleinen und ausgesogenen Preußen unter die Fahnen rief, heut zu Tage ein Ge- meingut der aanzen deutschen Nation ist, und daß Derjenige, welcher die deutshe Nation irgendwie angreift, sie einheitlih gewaffnet finden wird, und jeden Wehrmann mit dem festen Glauben im Herzen: Gott wird mit uns sein!“ Lebhafter, andauernder Beifall begleitete diese Worte im Reichstage und mit freudigem Verstehen hat das deutshe Volk verstanden, was der Kanzler in guten deutshen Worken, die vom Herzen kamen und zum Herzen gehen, zu ihm sprach, Darum hat diese Rede solchen Widerhall in jeder Hütte gefunden, der teuto- nische Geist regte si und Jeder fühlt warm, was es heißt: „Mit Gott, für Kaiscr und Reich !*

Den „Wochenberichten der Leipziger Monats- \chrift für Textil-Judustrie“ schreibt man zur Lage des Berliner Konfektionsgeschäfts aus Berlin, 19. Februar:

…_,, , Sie sind da, die langerschnten Freunde, und zwar kamen sie in großer Anzahl, daß wir mit einem Schlag mitten in die Hoch- saison eingetreten sind. Vierhundert Einkäufer, Vertreter großer Detailfirmen, die alle nur zu dem Hauptzweck nah Berlin kommen, um Konfektion einzukaufen, von denen jeder einzelne Fremde doch min- destens 5—6 hiesige Firmen besucht, oft aber noch viel mehr, verleihen dem Geschäft cine Lebhaftigkeit, die Jedem auffallen muß. Es herrscht ein Treiben und Leben in unseren Geschäften, wie man es ih besser garnidt wünschen kann. Man bekommt einen Begriff von der Größe der Branche, wenn man den Verkehr beobachtet; wenn man seht, wieviel Waare täglih in Arbeit gegeben wird, wieviel versandt wird. Einzelne Firmen verkauften in der legten Woche durch» \chnittlih täglich 2200—2500 Regenmäntel, Jaquets, Umhänge 2c., aber man darf sih durch dieses lebhafte Treiben auch nicht täuschen lassen, es ist nur für den Laien bestehend, weniger für den mit den Verhältnissen;Vertrauten. Wir erwarten diese geschäfilihe Hohe fluth \chon immer 2—3 Monate voraus, în_ dencn wir nur wenig zu thun haben, während die großen Spesen fortlaufen. Was damals die Ausfälle, die jene \ich stets wiederholende Ruhepause oder stille Zeit im Geschäft mit sich bringt, Schaden verursacht haben, muß jeßt erst eingebolt werden, und dazu bedarf es eines lebhaften Geschäftsganges. Erst von dem ferneren Verlauf der Saison, von den Nachbestellungen wird es abhängen, ob dieses Frühjahr für die Konfektion ein gesegnetes sein wird, jedenfalls ist die Disposition der Käufer eine gute, rege Kauflust ist vorhanden und wenn politische Veréältnisse und Witterung uns günstig bleiben, \{heint nichts vor-

zuliegen, was zu der Berechtigung Veranlaf}ung geben könnte, daß der Nerkauf sich ungünstig gestaltet. . .

Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheits amts. Nr. 8. Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Be- rihtswoce. Cholera-Nachrihten. Krankenberihte der preu- Fischen 2c. Armee. Sterbefälle in deutschen Städten von 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Sterblichkeit in deutshen Orten mit 15 000 und mebr Einwohnern 1887, 5. Quartal. Desgl. in größeren Verwaltungsgebieten des In- und Auslandes. Witterung. Zeitweilige Maßregeln 2c. Thierseuhen, Schafräude in den Niederlanden. Thierseuhen in Großbritannien. Trichinose bei Schweinen in Schweden. Rinderpest in Rußland. Seuche der Ziegen in der Türkei. Tuberkulose bei Schlachtthieren. Veterinär- polizeilihe Maßregeln. Medizinalgeseßgebung 2c. (Preußen. Regierungsbezirk Potsdam und Berlin.) Aerztliche Atteste der Medizinalbeamten. (Berlin.) Beförderung von Thieren auf Eisen- bahnen. (Reg.-Bez. Gumbinnen.) Desgl. von Wiederkäuern und Schweinen nah den Nordseehäfen. (Reg.-Bez, Düsseldorf.) Desgl. (Barmen.) Nothschlahtung. (Bayern.) Arzneitaxe. (Sachsen.) Beförderung von Thieren auf Eisenbahnen. (Sachsen- Weimar.) Desgleilhen. (Sachsen-Meiningen.) Desgleichen. (Anhalt.) Deégleihen. (Waldeck.) Desgleichen. (Lippe ) Hebammen Arzneitaxe. (Frankreich.) Schweine-Einfuhrverbot. (Türkei.) Untersuhung der eingeführten Butter und Fette. Rechtsprehung. (NReichsgericht.) Verkauf von gallifirtem und petioti- firtem, sowie durch Zuschütten von Obstwein 2. künstlich vermchrtem Wein als Wein. Kongresse, Verhandlungen von geseßgebenden Körperschaften, Vereinen 2c. (Deutsches Hei.) Der Weinkommis- sion vorgelegte gerihtlihe Entscheidungen. 2. Nachtrag. (Sahsen.) Obligatorische Trichinenshau. 111. Oesterreichischer Weinbaukongreß (Fortsetzung). Vermischtes. (Preußen. Berlin.) Geheimmittel. Handels- und Gewerbekammer zu Sonneberg. Gesundheits- \chädlihe Farben in der Spielwaaren-Fabrikation. (Oesterreich.) Wiener freiwillige Rettungs-Gesellshaft. (Ungarn.) Kunstbutter- A E H (Italien.) Amtlich vorgeschriebene Methoden für die Wein-Analyse. (Niederlande.) Salicylsäure im Bier. Gescenkliste. :

Statistische Nachrichten.

Das Reihs-Versicherungsamt hatte im Jahre 1887 1234 Rekurse zu bearbeiten (davon 169 aus d:m Jahre 1886 über- nommene), von denen 923 von den Verleßten, 294 von den Berufs- genossenshaften und 17 von beiden Theilen eingelegt waren. Erledigt wurden von den Rekursen durch Verwerfung 25, durch Beschluß 106, dur Urtheil 359, auf andere Art 14, zusammen 594, so daß 730 unerledigt blieben. Bei den 439 Schied8gerichten sind im Jahre 1887 5941 Berufungen anhängig geworden (gegenüber 16 189 Fest- stellungen). Von der Gesammtzahl wurden 5272 erledigt; die Zahl der Sitzungstage betrug 1316. Die den Schieds8gerichten obliegen- den zahlreicen Geschäfte sind sahgemäß bearbeitet worden. Die im Jahre 1886 eingeleitete Arbeitervertretung in 5 Berufsgenossenshaften wurde im Jahre 1885 vollständig durh- geführt, auch bereits Grsaßwahlen für die im September 1887 erst- malig ausge\chiedenen Vertreter (in 351 Wahlprotokollen) vorge- nommen. Zur Zeit bestehen 64 Berufsgenossenshaften mit 974 560 Betrieben und 3551819 Arbeitern, wozu noch 47 Reichs- und Staats-Ausführungsbehörden für die Reichs- und Staatsbetriebe mit 351 878 Arbeitern fommen. In Genossenschafts-Kataster- angelegenheiten waren 2700 Beschwerden zu erledigen (von denen 447 unerledigt blieben), in Gefahrentarifen 2033 Beschwerden, noch nicht 1% der Veranlagungen, wovon 359 unerledigt blieben. Unfallverhütungs-Vorschriften wurden für 26 Berufsgenossenschaften genehmigt; die Zahl der von den Genossen- schaften angestellten Beauftragten zur Ueberwacung der Betricbe behufs Beobachtung der Unfallverhütunasvorschriften ist auf 56 (Stellen) gestiegen. Die Statistik der Unfälle ist in Angriff genommen, die deutsche allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung warde nach Kräften gefördert. Die Zahl der ermittelten Unfälle betrug im abre 1887 113 594, die der entschädigten 17 142, die der verauê- gabten Entschädigungsrenten 5 829 226 (6 An Strafbeschwerden waren 1098 zu bearbeiten. Die Zahl der Präjudize hat sih auf 648 vermehrt. Plenarsitungen fanden 69 statt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von der „Allgemeinen Bibliographie für Deut} ch- land“, wöhentlihes Verzeichniß aller neuen Erscheinungen im Felde der Literatur, sind die Nummern 5—7 erschienen. Dieselben führen auf: Literaturgeshihte und Sammelwerke, Theologie und Philo- \sophie, Jurisprudenz, Staatswissenshast, Politik, Statistik, Verkehrs- wesen, Heilwissenschaft, Thierheilkunde, Naturwissenschaft, Mathe- matik, Astronomie, Pädagogik, deutshe Schulbücber, Jugendschriften, altkla\sishe und orientalische Sprachen, neuere Sprachen, altdeutscbe Literatur, Geschichte mit ihren Hülfswissenschaften, Biographien, Lnder- und Völkerkunde, Reisen, Karten, Se Pferde- funde, Handels- und Gewerbekunde, Bau-, Maschincn- und Eisen- bahnkunde, Bergbau, Schiffahrt, Forst- und Landwirthschaft, schône Literatur, \{chöne Künste (Musik, Malerei, Stenographie, Vorlagen), Volksschriften, Vermischtes. ; O /

Eine der großartigsten botanischen Bibliotheken, die des 1886 zu Lüttich verstorbenen Professors Eduard Morren, ift in den Besiy von F. A. Brockhaus' Sortiment und Antiquariat in Leipzig übergegangen. Eduard Morren war gleich seinem Vater Carl Professor an der Universität Lüttih und Direktor des Bo- tanishen Gartens daselbst. Beide gehörten zu den bedeutendsten pra der Neuzeit im Reih der Botanik und namentlich

at Eduard Morren auf dem Gebiet der Pflanzenkultur Hervor- ragendes geschaffen, das er, wissenschaftli verarbeitet, in der von ihm seit 1850 in 35 Vänden herausgegebenen Heit- \hrift „La Belgique horticole* niedergelegt hat. Die Bibliothek umfaßt nahezu 8000 Nummern. Sie ist von einer erflaunlichen Neichhaltigkeit, die sich von den ersten Ausgaben der Kräuterbücher bis zu unseren Tagen erstreckt. Hat Carl Morren die ältere Litera- tur gesammelt, so hat Eduard derselben alles Werthvolle hinzugefügt, was die Wissenshaft in- Bezug auf Anatomie und Physiologie der Pflanzen, die Kenntniß der Phanerogamen wie Kryptogamen, bei den Forschungsreisen in allen Welttheilen in älterer wie neuerer Zeit zu Tage gefördert hat. Alle bedeutenden Kupferwerke sind in präh- tigen Exemplaren vorhanden. Was aber der Bibliothek den höchsten

erth verleiht, ist die überaus große Anzahl von Zeitschriften in kompletten Folgen. Die Bibliothek Morren ist nicht etwa einseitig nur aus Werken in französischer Sprache zusammenstellt, sondern gleichwerthig in den Publikationen Deutschlands, Englands, Frank- reis, Belgiens, Italiens, Amerikas u. st. w., da Eduard Meorren ein tühtiger SpraMhkenner war. Außer der Bibliothek sind auch die sämmtlihen Swriften beider Morren, Vater wie Sohn, in allen Vorräthen, die Eduard bisher im Selbstverlage vertrieben hatte, mit- erworben worden. Der Katalog dieser umfangreihen Sammlung soll bis zum Herbst dieses Jahres erscheinen. i

Die Illustrirte Hausbibel“ liegt uns zjept bis zum fünften Heft (abschließend mit 5. Mose 11) vor. (Preis jedes Heftes 50 F. Verlag von Friedrih Pfeilstücker in Berlin W,) Die „Jllustrirte Hausbibel“ unterscheidet sich von den bisher erschienenen Bilderbibeln dadur, daß ihre Abbildungen niht sowohl einzelne Gestalten und Ereignisse der heiligen Geschichte veranschaulichen

wollen, sondern den Inhalt der heiligen Geschichte und Propheten dur die Darstellung der zum richtigen und lebendigen Verständniß

erforderlihen Gegenstände aus Natur, aus Kunst, aus Sitte und Leben der Völker verdeutlihen, erklären und lebendig machen. Die zablreihen Abbildungen sind mit Sorgfalt und Sahkenntniß aus den immer reiher si B Fundgruben der neueren Forschungen entnommen; sie bringen Bewährtes und wissenshaftlich Anerkanntes. Diese Bibelausgabe bringt die betreffende bildlihe Ecläuterung un- mittelbar im Zusammenhang mit dem biblishen Text und eignet sich \chon wegen ihrer trefflihen Ausstattung zum Ho zeitsgeshenk, für den Weihnachtstisch und zur Konfirmationsgabe. /

Die christliche Kleinkindershule, ihre Geshichte und ihr gegenwärtiger Stand. Von Johannes Hübener, Pee nee am Diakonissenhaus zu Dreëden. Gotha, Ge ndr. Perthes, 1888. Preis: 2,80 6 Der der Kleinkindershule gebührende christlice Charakter wird hier gegenüber den blos humanitären Be- \strebungen auf diesem Gebiet hervorgehoben und begründet. Der Ein- Leitung, die fich mit den grundlegenden Vorfragen beschäftigt, folgt zunächst ein biographischer Theil, in welchem die Lebensbilder von Luise Scheppler, Pfarrer Oberlin, Matter Jolberg, Gräfin Theresia Brunswick, Pfarrer Fliedner, Pauline Fürstin zu Lippe-Detmold und Freiherrn Ädolf von Bissing-Bärberg, dem verdienstvollsten Arbeiter und Organisator auf diesem Gebiet, gegeben werden. Sehr instruktiv ist der nächste, ausführlih gehaltene Abschnitt, der die _eingehendsten und zuverlässigsten Nachrihten über den Stand der Sache in den einzelnen Ländern, wo dieselbe Wurzel geschlagen hat, bringt. Die folgenden Abschnitte betreffen das Verhältniß des Kindergartens zur christlichen Kleinkinderschule, sowie die Erhaltung und Einrichtung der leßteren. In einem Anhange wird noch eine Fülle zur Sache ge- höriger Statuten, Regulative, Instruktionen, Pläne und Tabellen bei- gefügt, welhe den Arbeitern und Freunden der Kleinkinders{hule will- fommen fein müssen.

In der Wochenschrift für die deatsche Frauenwelt: „Von Haus zu Haus“, herausgegeben von Anny Wothe, Verlag von Adolf Mahn in Leipzig, bringt die Nr. 21 einen Artikel, , Deutschlands Gebet“, von der Herausgeberin selbst verfaßt, auh das bekannte Ge- diht von Carmen Ten (Königin Elisabeth von Rumänien) im Facsimile nah einer Photographie der Handschrift des Originals und dürjte für weiteste Kreise von großem Interesse sein. Interessant sind in dieser Nummer auch die beiden preisgekrönten Arbeiten über „Prafke- tisde Winke zur Kindererziehung“ und in der Rubrik „Für's Herz- blâtthen“, die Serie reizender Kinderbriefe, welche anläßlih eines Preis-Kinderräthsels an die Redaktion gerihtet wurden.

Die am 2%. d. M. erscheinende Nr. 2330 der „Illu - stricten Zeitung“ enthält u. A. folgende Abbildungen: Arthur Sopenhauer. Zum hundertsten Geburtstage (22. Februar 1883). Einrichtungen in der öfterreihish-ungarishen Armee. 4 Abbildungen. Originalzeihnungen von F. S@legel: Herstellung eines zerstörten Pahnkörpers durch das Eisenbahn- und Telegraphen-Regiment. Feldsignal-Station. Feldbäckerci. Aufstellung des Feldtelegraphen dur das Eisenbahn- und Telegraphen-Regiment. Albert Lindner, + am 4. Februar. Stepken Heller, f am 15. Januar. Von der deutshen Kriegsmarine: Das Panzerschif\ König Wilhelm in feiner jeßigen Gestalt. Originalzeihnung von H. Penner.

Land- und Forstwirthschaft.

Deutshe Jäger-Zeitung, Organ für Jagd, Fischerei, Zut und ODressur von Jagdhunden. (I. Neumann, Neudamm.) Nr. 41. Inhalt: Die Altersbestimmung des Schwarzwildes nah dem Gebiß und na dem Gewicht. Von Prof. Dr. A. Nehring. Schwarzwildjagden in Lothringen. Il. Noch ein_ glückliches Sqro1forn. Von E. Der ungerade 32-Gnder von Segeberg. Nowmals das klcine Wiesel, Must. vulgaris. Von Prof. Dr. Nehring, Fischereiberiht. Kampf zwischen einem Volk Rebhühner und einer Mebelkrähe. Von F. S&, Zum Zuge der Tannenhäher 1887/38. Von Ritter. Von Hülfsjäger und Sekretär Lauer. Otter, dessen Balg über den ganzen Körper voller weißer Fleckte ist. Von Förster Ehternaht. Fuchs mit einer Drahtshlinge. Von F. Sh. Hase im Bau. Von Königl. Oberförster v. Weikhmann. Aufzucht von Rebhühnern. Von Wolde. Aus dem Oldenburger Lande. Von B. Zur Bussardfrage. Von v. Homeyer. Aus dem Iagd- \huß. Terminkalender für Hunde-Ausstellungen und Preisfuchen. Brief- und Fragekasten.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

Jtalien.

Durch Verorduung des Königlich italienishen Ministeriums des Snnern vom 3. Februar 1888 ist die Einfuhr_von Rindvieh und von niht gegerbten Rinderfellen, welche aus den Somali-Ländern und aus Zanzibar herstammen, nah Italien verboten worden.

Gewerbe und Handel.

Eia italienisches Gesez vom 12. d. M. enthält die nah- stehenden Aenderungen der Cinfuhr- Zollsäße des General- Zolltarifs vom 14. Juli v. J.: |

per Quintal

Nr. 13, Zucker: _ i à, ser: laffe L e b. zweiter Klasse E i T7675 y Nr. 14. Glykose: a E C O8 ü be O ¿ Nr. 15. A und Konserven in Zucker oder O I Nr. 16. hee De es 45 Nr. 17a. Syrupe zu Getränken ... 60 Ne 19 Cola c C AOS ¿ Dem Geschäftsberiht der Deutschen Geno ssenschafts- bank von Soergel, Parrisius u. Co. für das Iahr 1887 entnehmen wir Folgendes: Die Umsätze betrugen 1837 ün Berliner Geschäft 1 094 007 010 M (1887 mehr 23 318 196 6); im Frank- furter Beschäft 1887 686618 887 6 (1887 weniger 70 524 226 M4), fo daß der Umsay des Gesammtgeschäfts sih um 47 206 030 G ver- mindert hat. Von den CEinnahme-Conten haben sich namentlich das Provisions-Conto um ca. 76 700 „4, das Disconto-Conto um ca. 20100 X, das Zinsen-Conto um ca. 33300 „4 höher ge- stellt, während das Effeften-Conto einen Minderertrag von circa 95 500 M ergab. An Rückstellung auf Spezial-Reserveconto sind 27 000 A in Ausgabe gestellt, wodurch diese Reserve auf 40 000 X erhöht ist. Die Frankfurter Kommandite hat pro 1887 dem Gewinn zugebracht 167 423 #4 (— 7263 6). Als Hauptaktion im ver- flossenen Geschäftsjahre ist die Erhöhung des Gesellschaftskapitals um 6 Millionen Mark hervorzuheben. Da bis zum 31, Januar cr. die Frist zur Vollzahlung gestattet war, kann die Kapitalserhöhung erst in der Bilanz des laufenden Jahres ihren vollständigen Ausdru finden. Die bis zum 31. Dezember v. J. geleisteten Einzahlungen, welche in der Bilanz als Kapital-Conto VI. Emission figuriren, betrugen in Berlin 4735 144 4, in Frankfurt a. M. 1540250 «G Aus der Erhöhung des Aktienkapitals fließen dem Reservefonds circa 1 040 000 H zu, fo daß derselbe dann für das Gesammtgeschäft circa 1 940 000 4 betragen wird. Die Bank ist bei der Emission von 100 Millionen Reichsanleihe von der Reichsbank betheiligt worden, was für ihre ge- \häâftlihe Stellung sehr erwünscht wär. Die Betheiligung bei Gründung des Dresdner Bankvereins hat sich als vortheilhaft ergeben, der- selbe vertheilt nah reihlihen Rückstellungen eine Dividende von 7 °% pro 1887. Mit Zustimmung der übrigen Betheiligten sollen diese Aktien zu einer geeigneten Zeit emittirt werden. Aus dem Gewinn- und Verlust-Conto ergiebt sich, daß nah Abzug der vertragsmäßigen Tantièmen eine Dividende von 7 9/0 zur O elangen kann. Der Aufsichtsrath der Deutschen Spiegelglas-Aktien- Gesell \haft hat beschlossen, der Generalversammlung vorzuschlagen,

nah reihlichen Abschreibungen und Verstärkungen der Spezialreserve eine Dividende von 6 %/ zu vertheilen gegen 10% pro 1886.