E E T E E TE I Ss
— In der gestrigen Generalversammlung der Berliner Hagel-Ässekuranz-Gesell schaft von 1832 wurde die Jahres- rechnung und Bilanz, sowie die Vertheilung einer Dividende von 153 K auf die Aktie genehmigt und dem Aufsichtsrath und Vorstand der Gesellshaft Decharge ertheilt. Dem Geschäitsberiht entnehmen wir folgende Mittheilungen: Das Jahr 1887 ist ein glüdliches für die Hagel- versiherung im Deutschen Reih im Allgemeinen gewesen. Das Ge- chäft der Berliner Hagel-Assekuranz ist in der Versicherungssumme um rund 24 Millionen, und in der Prämieneinnahme um rund 39 000 M geringer gewesen als 1886. Auch die Zahl der Policen ist um 978 kleiner, und die dur(schnittlibe Prämienhöhe um 2/100 % gegen das Vorjahr gesunken. Die Zahl der Scadenanmeldungen ist um 766 und die Gesammt- bôhe derselben (1084270 4) um rund 666000 #Æ ge- ringer gewesen als 1886; auch regulirten sich die Schäden E \hnittlich um 1,77 9/6 besser — nämlich mit 22,64 9/0; die Gesell- schaft hatte somit rund 182000 # weniger an Entschädigungen zu bezahlen, als im Vorjahre. Die Gesellschaft vereinnahmte an Prämien für 70 325 977 M, welche dur 17582 Policen versichert waren, 758 497 M, an Policegebühren 18 920 4, an Zinsen und Verschiedenem 96 866 M, in Summa 804 283 6 Es wurden verausgabt: für 1173 angemeldete Schäden ein\chl. der Negulirungskoften 262 861 4, für Agentur- Provisionen u. dergl. 91515 H, für sonstige Verwaltungs8- kosten 103 572 6. Wenn nun für mögliche Ausfälle und dergl. 2515 in Reserve gestellt werden, so beträgt die Gesammtausgabe 460463 M, und es wird sich somit ein Reingewinn von 343 820 4 ergeben, von welchem zunächst zu kürzen sind: 6 9% Tantième des Aufsichtsraths und der Direktion mit 20629 H, 5 9/ zur Dotirung des geseßlih vor- geschriebenen Reservefonds mit 17191 4, zusammen 37820 4 Von den daun verbleibenden 306000 4 sollen 153000 M in den dur das Statut vorgesehenen Reservefonds gelegt und 153000 4 als Dividende vertheilt werden, also 153 # pro Aktie. :
— Dem Aufsichtsrath der Berliner Lagerhof-Actien- Gesellschaft wurde vom Vorstand die Bilanz für das Jahr 1887 überreiht, welhe nah Vornahme der üblihen Abschreibungen einen Ueberschuß von rt. 78 C00 G aufweist, Da aus dem Jahre 1886 noch eine Unterbilanz von rt. 60 600 #4 zu deken war, und dem ge- seßlichen Reservefonds ca. 4009 H zugeführt werden müssen, verbleibt zur Verfügung der Generalversammlung ein Saldo von ca. 14 000 (6 Der Aufsichtsrath wird auf Antrag des Vorstandes der Generalversammlung die Vertheilung von Z% Dividende an die Fnhabcr der Stammpyrioritäts-Aktien vorshlagen ; der Rest soll zur Erhöhung des Reservefonds verwendet werden. i
— Dem Geschäftsberiht des Vorstandes der Schlesischen Boden- Kredit - Aktien-Bank für das Jahr 1887 entnehmen wir Folgendes: Die Entwickciung der Bank ist eine stetige und nor- male geblieben. Die unkündbaren Hypothekenforderungen betrugen am 31. Dezember 1886 51120 896 #Æ, 18387 53116 150 4 Im Laufe des Jahres 1887 waren Hypotheken-Darlehne beantragt worden in Höhe von 4 332 580 (A Davon wurden bewilligt 1 967 400 M Der festgestellte Werth der beliehenen Grundstücke beträgt 5 571782 A Nah Abzug der 1887 zurückgezahlten unkünd- baren Darlehne betrug ultimo Dezember 1887 die Gesammt- summe der bewilligten Darlehne 53555 660 6 Von diesem Betrage find noch zu reguliren 439510 «4 Die Summe der bewilligten Hypothekenforderungen vertheilt sich auf 913 städtische und 232 läud- lihe Grundstüde. Der Bestand der kündbaren Hypotheken- forderungen hat sich um 195500 4 erhöht und beträgt nunmehr 470691 # Die Gesammtsumme der bis ultimo 1887 bewilligten Kommunaldarlehne beträgt 1126 400 M Der Amattisationsfonds für unkündbare Hypotheken betrug 799 633 M und für Kommunal Darlehne 13506 4 Auf die hypo- thezirten Annuitäten, welche 1886 mit 191 500 Æ zu Buch standen, e eingegangen 52 272 M, so daß verblieben sind 139 228 M Im Jahre 1887 sind diesem Conto zugeschrieben worden 67 123 , fo daß sh ein Gesammtbetrag von 206 351 ä ergiebt. Die Wechsel- bestände betrugen nach Kürzung der laufenden Zinsen am Schluß des Jahres 3859238 #46 Im Jahre 1887 sind ses belichene Grundstücke subhastirt worden. Die Bank war nicht genöthigt, cin Grundstück erwerben zu müssen. Der geseßliche Reservefonds T ist mit 750 000 # vollständig dotirt. Der Reservefonds 11 betrug am Scluß des Jahres 345 849 4,
Wetterberi 8
W. von Sqhlegel, delssohn-Barthold 7 Uhr.
om 23, Februar 1888, Morgens.
Wind. | Wetter.
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nella. Phantast
tationen. Stationen Anfang 7 Uhr.
. d. Meeressp. ced. in Millim in ® Celsius
Bar. auf 0 Gr. Temperatur
Sonnabend: Opernhaus. 51, Vorstellung. Sata- 4 Bildern von Paul Taglioni. Musik von P. Hertel.
Schauspielhaus. Wally. P S Pupiel in 5 Akten und einem Vor-
nachdem ihm die entstandenen Zinsen zugeshrieben worden waren. Aus dem im Jahre 1887 erzielten Reingewinn soll er eine neue Einlage von 53 167 & erbalten. Beide Reservefonds erreihen hiernah den Betrag von 1148956 ä, d. h. mehr als 15 °/o des Aktienkapitals. — Der erzielte Gesammt - Reingewinn pee 531 071 A Davon erhält zunächst der Reservefonds T1 10%/o mit 53 107 Æ, die Tantième des Aufsichtsraths beträgt 17 707 #, die- jenige des Vorstandes 8853 #, die Aktionäre erhalten 6 9/0 Dividende L O 000 M, und es bleibt alsdann cin Vortrag pro 1888 von 402 M Í :
— Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Stles. Ztg.“ : Eine gegen die Mitte des Monats auftretende Thau- wetterperiode veranlaßte eine gewisse Zurückhaltung in der Entnahme
„von Hausbrandkohlen, und ließ \sih demgemäß der Abgang von Heiz-
Seitdem \sich aber die Witterung der Wieder- einwinterung in ziemlih beharrliher Weise zugewendet hat , hat der sich einstellende Bedarf inländisher wie aus- wärtiger Abnehmer eine weitere Rückbildung des Ver- kehrs in Hausbrandkohlen hintangebalten. Namentlih Sei- tens ausländischer Fabriken gestaltete sih die Nachfrage im Vergleih zu anderen Jahren angeregter, und ift dieselbe für separirte wie für gewashene Kohle fast als drängend zu bezeichnen. Nachdem die anhaltenden Verladungen in den Vorwochen neben der frishen Förderung mit den Haldenbeständen von Grobfkohlen theils bis auf minimale Posten, theils S geräumt hatten und auch fernerhin die Versendungen der frischen Pera ciner Anhäufung von Beständen entgegenwirkten, so fanden tückohlen, zumal im Außenhandel, ihren reihlichen Antheil am Vertriebe. Der Bezug von Fettkohlen Seitens der Kokereien nahm die Pro- duktion der betreffenden Gruben bezw. deren Waschprodukte voll in Anspruch, \o daß ziemli in allen Theilen die Leistungsfähigkeit der Gruben herangezogen wurde. Für die Mehrzahl der Kohlensorten, namentlich von Aufbereitungsprodukten, wurden die Preise bchauptet, do werden Ermäßigungen der bisherigen Forderungen für gröbere Kohlen kaum no lange aufzuhalten sein. / /
— Dem Aufsichtsrath E A uckerraffinerie wurde die Lilanz pro 1887 vorgelegt. Nah Abschreibung von 97 802 auf Gebäude, Maschinen, Apparate, 5594 4 auf Contocorrent-Conto und 71 762 M avf Produkten und Bestände verbleibt ein Reingewinn von 150823 6 Es wurde beschlossen, der bevorstehenden General- versammlung eine Dividende von 4%/ vorzuschlagen.
Bremen , 22. Februar. (W. T. B.) Der „Norddeutsche Lloyd" hat den Bau eines neuen 6000 Tons großen Reichspost- Schnelldampfers der Aktiengesell\chaft „Vulcan“ übertragen. Die Ablieferungszeit ist auf den 1. Juli 1889 festgeseßt.
Hamburg, 22. Februar. (W. T. B.) Die hiesige Import- und Export-Firma Wilhelm Ferdinand Hase u. Co. hat ihre Zahlungen cingestellt. Die Verbindlichkeiten werden auf ca. 1 €00 000 M angegeben. Die Hauptbetheiligten sind hiesige Bank- Ma und Wechselmakler. Es wird ein Vergleich mit 50 9% an-
estrebt. | | ' London, 22. Februar. (W.T. B.) Wollauktion. Gute Betheiligung, Preise unverändert.
Verkehrs - Anstalten.
Aachen, 23. Februar. Die erste englische Pos vom 22. ist ausgeblieben. Grund: Verspätete Landung des Schiffs in Ostende wegen ungünstiger Witterung.
Theater und Musik.
Belle-Alliance-Theater. Die in der Matinée am nädsten Sonntag mit zur Aufführung kommende Blüette „Unter vier Augen“ ist, wie uns mitgetheilt wird, von Abraham Dreyfuß verfaßt, also nicht identisch mit dem seiner Zeit am Deutschen Theater gegebenen Lustspiel gleichen Namens von Fulda. Die Partie der Felicie, welhe Fr. Marie Geistinger darin spielt, gehört zu ihren vorzüglichsten Rollen. :
Die französishe Operettengesellswaft brachte gestern Abend im Walhalla-Theater Lecocq's hier {on bekannte Operette „Giroflé-Girofla“ ¿ur Aufsührurg. Das anmuthige kleine Werk hat
fohlen ruhiger an.
CTIPECN IDODCIA A A:
in Berlin seine eigentliße Première noch an dem ursprüngli Sig der Operette im alten Friedrih-Wilhelmstädtischen Thelen erlebt, und eine lange Reihe von Aufführungen gab Zeugniß von der beifälligen Aufnahme, welche es beim Publikum gefunden hat. Der gestrigen Vorstellung fehlte es zwar ebenfalls niht an Beifall, doh war derselbe mehr auf Rechnung der shauspielerishen Geschicklihkeit der Darsteller zu seßen, als daß sie es verstanden hätten, die melodióse Musik voll auf die Hörer wirken zu lassen, Es is bezeichnend hierfür, daß der übermüthige Hochzeitstanz und die Trunkenheitsscene im zweiten Akt wiederholt werden mußten, während die übrigen Nummern der Operette troß ihrer an- muthigen und oft pikanten Melodienführung kaum eine tiefere Wir- fung auf das Publikum ausübten. Als Darstellerin that sih Frl. Decroza wie stets hervor; ihre graziöse Munterkeit und Scbelmerei deckt zum Theil den Mangel an stimmlihem Material, welcher si gestern Abend — wahrscheinlich in Folge der ununterbrochenen angestrengten Thätigkeit — mehr als sonsst bemerkbar mate, Mr. Poirier (Mourzouk), das künstlerisch bedeutendste Mit- glied der Gesellshaft, erwies sich gestern wieder als ein Schauspieler, welcher über einen hohen Grad komischer Charakteristik verfügt; scin Mourzouk war in seiner Wildheit und Verliebtheit cigenartig und humoristish aufgefaßt, und sein Gesangvortrag erfreute durch die sympathishe Stimme ebenso wie durch die markante Aus- drucksfähigkeit. Auch Mr. Amory (Marasquin) löste seine Aufgabe gewandt und gefällig. Das alte Ehepaar fand in Mr. Smidt (Boléro) und Mme. Durocher durhaus geeignete Vertreter. Ge- spielt wurde, wie \hon erwähnt, mit übershäumender Verve, \o daß nach ‘jedem Aft reicher Beifall gespendet wurde. : i
Im Central-Theater findet übermorgen die Première der Mannstädt’\hen Posse: „Die Himmelsleiter“ statt, zu welcher seit Wochen schon die sorgfältigsten und energischsten Proben im Gange sind. Die Novität, welche vom Kapellmeister Steffens dies mal ganz besonders reich musikalisch illustrirt wurde, ist mit den ersten Kräften des Theaters beseßt: in den Hauptrollen sind die Damen Damhofer, Grünfeld, Dora, Hocke, Busse, Gerber, Leonhard, sämmtli in Soubretten-Partien, sowie die Hrrn. Direktor Thomas, Hambrock, Klein, Löber, Leonhard, Fichtner, Kettner, Paul- müller, beschäftigt. Für die dekorative Ausstattung hat die Direktion große Mittel aufgewenvet.
Mannigfaltiges.
Im Lichthofe des Königlichen Kunstgewerbe-Museums ist auf Veranlassung Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen eine Reihe der Höchstdemselben in leßter Zeit nach San Remo zugegangenen Adressen, zu denen voraussicht- lid noch weitere hinzukommen werden, zur Ausstellung ge- langt. Durch ihren Umfang fällt unter denselben vor Allem die einen starken Folioband in reicverzierter Einband- decke bildende Adresse von Bewohnern der Stadt Berlin auf, zu der \sich des Weiteren Adressen verschiedener einzelner Vereine und Verbände sowie des Magistrats zu Stade gesellen. Auh Oesterreih. is mit einer Adresse des Vereins Niederwald in Wien betheiligt. — Die Ausstellung, die gleichzeitig mit der Fach- aus\tellung des Deutschen Graveur-Vereins vom 23. Februar ab geöffnet sein wird, wird in ihren Besuchern mit dem Gefühl tiefster Theilnahme zugleich das des ehrfurchtövollsten Dankes gegen den Hohen Leidenden erwecken, auf dessen Wunsch die Ihn erfreuenden Be- weise allgemeinster Antheilnahme und Verehrung hierdurch den weitesten Kreisen zugänglih gemacht werden.
Im weiteren Verlauf ter gestrigen Versammlung der Steuer- und Wirthschaftsreformer wurden der bisherige Vorstand und die Ausshußmitglieder wieder gewählt. E
Ein Schreiben des Hrn. Sombart berihtete über den günstigen Erfolg bei der Parzellirung des Ritterguts Stesow im Kreise West-
prigniß. Ber dritte und letzte Punkt der Tagesordnung war der Fortfall des Jdentitätsnachweises beim Getreide-Cxport.
Die Versammlung nahm von einer Abstimmung Abstand. — Frhr. von Mirbach E — gegen 5+ Uhr — die Versammlung mit cinem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König.
‘in 3 Akten. Musik von F. Men-
y. Tanz von E. Graeb. Anfang | Franeillon. Schauspiel in 3 Akten von A. Dumas (Sohn). Deutsch) von Paul Lindau. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
isches Ballet in 3 Akten und I Belle- Alliance-Theater.
a : itag: 64, ¿ | Sonnabend: Gala-Vorstellung zum Benefiz für Residenz Theater. Freitag: Zum As die Schulreiterin Frl. Wagener. Sonntag: 2 Vorstellungen. E. Nenz, Direktor.
Freitag : 55. Vorstellung. Die Geyer- | der Fr. Marie Geistinger mit den Mitgliedern des Friedrich - Wilhelm/städtishen Theaters. Zum i i 23, Male: Die Salontirolerin. Posse mit Gesang | Verlobt: Frl. Teresa Oetling] mit Hrn. Eduard
82 A E S E E E E E E S L S O R E Gastspiel | Familien - Nachrichten.
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.
A 49. Verlin, Donnerstag, den 23. Februar
4888,
m Deutsches Reich.
Die Betriebs-Ergebnisse der Rübenzucklerfabriken, Zucckerraffinerien und Melasse-Entzuckerungs- Anstalten des deutschen Zollgebiets im Monat Fanuar 1888 bezw. für die Zeit vom 1. August 1887 bis 31. Januar 1888.
der ‘ j Hierzu in der Melasse- | Zucker- | Zeit vom entzucke- sproduktions-|1. Aug. 1887|Zusammen, e st@tten bis 31. Dez. anstalten. | überhaupt. | 1887.
1, 2. 3. 4. 9. 6. ; 8,
Mengen in 100 kg netto.
7) 2 149 345] 67 488 2241 69 637 569] 82 356 605 389 054| 1611618] 2000672| 1845 717
In dem- selten Zeit- raum des Vorjahres.
Betriebs-Ergebnisse im Monat Januar 1888
Nüben- Zuker- zucker- raffine- fabriken. 1) | rien.2)
I. Verwendete Zuckerstoffe. A. Verarbeitete Rüben B. Verarbeitete Melasse?) zusammen. .. davon verarkeitet mittelst der aahstehenden Entzuckerungs- verfahren : s Ode S 5 2) Elution und Fällung
. 17) 2149 345
288 027| 921597, 79430
244 899 747 744 116 136
392 713 722 929 105 815 276 542 2953 813 530 728 473 967
11 945 9 158
143 330 4 883 5 650 68 251 — — 3) Substitution 11 055 — — 4) Ausscheidung 95340 — — 16 714 73 780
153 863| 198 850) 68 251] 654 678 11055] 94760 55 340| 221 202
100 545) 430183
5) der Strontianverfahren : 10 051 — 11 945
Oa E — — C. Verarbeiteter (eingeworfener oder zum Decken ver- wendeter) Zucker : j : 1) Rohzucker einschließli der Nachprodukte . i (Nußerdem fremde, d. h. von anderen Fabriken Beidgene Su D L E 165 — 2) Raffinirter und Konsumzuckler 207074) 1137 Il. Produzirte Zucker. A. Nohbzucker : 1) Erstes und zweites Produkt . . 2) Nachprodukte vom dritten Produkt ab.
B, Raffinirter und Konsumzuckr TII. Zu- und Abgang an Melasse?) zu den und von den Fabriken.
A. Zugang. : : i Zum Zwecke der D ao bezogene fremde ®) Melasse 47 938 16 824 58 874 123 636 656 559] 780 195 \ gang.
1) Wieder abgegebene fremde®) Melasse . 2 882 — — 2 882 2 267 5 d
2) Melasse aus dem eigenen Betrieb) : E A 11 343 2 312 4 161 17 816 135 970 153 786
â, Cu 113 979 b. niht entzuckerte 107 214 19 492 126 706 698 595 825 301 537 705
j Anmerkungen. 1) Das sind sämmtlickhe Fabriken, in welchen Rüben auf Rohzucker oder Konsumzucker verarbeitet werden, sei es ohne oder mit Melasse-Entzuckerung, ohne oder mit Einwurf von Zucker. — 2) Ausscließlih der die Herstellung raffinirter Zuker betreibenden Rübenzuerfabriken und selbständigen Melasse-Entzuckerungsanstalten. — 2?) Unter Melasse sind die Abläufe aller Art, ein- Fabritali derjenigen vom ersten und zweiten Produkt, verstanden. — 4) Hier ist nur der verarbeitete fremde, d. h. niht aus der eigenen
199 919/4) 470 769 11513} 682 201| 2231 830f 2914 03117) 2 625 710 165 18 013 18 178 33 039
29 171 85 6311 1148027) 70379
8 435 515 306 532 2 721 425
591 5521 7 360 543} 7912 095 74 938 302 (044 377 692 630235) 2380 846j 3 011 081
901 5952 41 010 181 791
19 983 422 890
783 741 10 039
abrikation stammende Zucker aufgeführt. — *) Fremde Melasse ist diejenige, welche von den betheiligten Anstalten aus anderen Fabriken ezogen wurde. — è) E T O des Speisesyrups. — 7) Die Abweichungen gegenüber der“ im Reichs-Anzeiger vom 13. d. M. Nr. 39 veröffentlichten und der vorjährigen Uebersicht beruhen auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen. Berlin, im Februar 1888. Kaiserliches Statistishes Amt. Jn Vertretung : von Scheel.
Tief î \hädigungsgeldern zu sparen, sondern weil es zu den größten Nichlamllices. Unzuträglichkeiten geführt habe; bei 50 Proz. von Denen, die Preuszen. Berlin, 23. Februar. Jm weiteren Verlauf | im D freigesprochen seien, sei die
der gestrigen (43.) Sißung des Reichstages bemerkte | Freisprehung erfolgt, weil nunmehr ein non liquet vorgelegen bei fortgesezter zweiter Berathung des vom Abg. Munckel habe. Dem müsse abgeholfen werden, möchten unschuldig eingebrahten Gesegentwurfs, betreffend die Entschädi- | Verurtheilte künftig entschädigt werden oder nicht. gung für unschuldig erlittene Strafe in Verbin- | Dem Abg. Kulemann erwidere er, daß, wenn dung mit dem vom Abg. Rintelen eingebrachten | die Zulassung zur Hauptverhandlung wieder erfolgt Geseßentwurf, betreffend die Wiederaufnahme | jei, dann Grund genug vorhanden sein müsse dafür, daß eine des Verfahrens, sowie die Entschädigung für un- | erneute Prüfung der Sache zu einem anderen Resultat führe. shuldig erlitteneStrafe, der Abg. Klemm: Als Gegner der | Wie dabei die Gefahr vorliegen solle, daß in dem neuen Ver- Anträge erinnere er Hrn. Rintelen nur, daß die Vereidigung | fahren ein Unschuldiger verurtheilt werde, sei ihm unbegreiflich.
ots [50 G, =4°R.|
Mullaghmore O 5\bedectt Aberdeen 9 |SO ’\bededt Christiansund | 771 |0SOD Kopenhagen . 8 [NO Stockholm . N C aparanda . 2 wolkig 2 t Petersbg. wolfig —12 Moskau . bedeckt
Cork, Queens- Q bedeckt 2
town . ] Helder . wolkig —7
Sylt 767 bedectt —4 amburg .. | 7 2\wolfenl.1) | —10 winemünde ill wolkig —9
Neufahrwasser| 763 Schnee?) —6
Memel . .. | 766 |\NNO 4wolfkig |_—8_
Münster. .. | 762 |ND 4 heiter —8
Karlsruhe .. | 758 |ND é —2
Wiesbaden . | 760 |NO 3 be —2
München .. | 757 |NO 5 bededt —5
Chemni .. | 763 |[NOD 4/Schnee —9
Berlin... | 765 |O 2\wolkig —9
Wien .... | 759 |[NOD 2 bedeckt —6
Breslau . …. | 763 |ONO 3wolkig —14
Triest... | 755 [ONO Mwolig | 4
2 wolkenlos 4 bededckt 92 wolkenlos
A O — ck O
È | =J
=I—J D D B S
_—J N D o
1) Ounstig. 2 Starker Schneefall. 3) Desfters
Schnee. i Uebersicht der Witterung. |
Der Luftdruck hat auf fast dem ganzen Gebiet zugenommen, ein barometrishes Maximum, über 770 mm liegt über Skandinavien, so daß über Deutschland die östliche Luftströmung andauert. Das Wetter 'ist über Centraleuropa kalt und trübe, viel- fah fällt Schnee, Hamburg und Wilhelmshaven melden 10, Warschau und Kiew 21, Lemberg und Odessa 124 Grad unter Null. Schneehöhe in Ham-
burg 3 cm, Deutsche Seewarte. C Et
Theater - Anzeigen.
Böniglihe Schauspiele. Freitag: Opern- haus. 50. Doe, Der Wildschütz, oder: Die Stimme der Natur. Komische VDper in 3 Akten von Albert Lorßing. Dichtung frei nah
Kotzebue. Anfang 7 Uhr. ; Schauspielhaus: 54. Vorstellung. Ein Sommer-
nachtstraum von Shakespeare, überseßt von A.
spiel: Die Klöße von Rofen. Nach ihrem Roman leihen Namens von Wilhelmine v. Hillern. An- fang 7 Uhr. K E
Deutsches Theater. Freitag: Berlichingen. i
Sonnabend: Die berühmte Frau.
Sonntag: Romeo und Julia.
Die nächste Aufführung von Galeotto findet am
Göß von
Wallner - Theater. Freitag: Zum 9, Male:
Orgelpfeifen. Volksstück mit Gesang in 4 Akten von Leon Treptow und L. Herrmann. |
Sonnabend: Einmaliges Auftreten und Abschieds- Benefiz des Hrn. Carl Mittell zu seinem 40 jährigen Künstler-Jubiläum. Der Zigeuner. Genrebild in 1 Akt von A. Berla. — Éin delikater Auf- trag. Lustspiel in 1 Akt von A. Ascher. — Ein moderner Barbar. Lustspiel in 1 Akt von G. v. Moser. (Péti, — Leonce von Champ-Tourné, — Constantin von Horst: Hr. Carl Mitell)
Sonntag: Zum 82, Male: Ein toller Einfall. — Der Mizekado.
Victoria-Theater. Halbe Preise! Freitag: Zum 590. Male: Die Reise um die Welt in 80 Tagen, nebst einem Vorspiel: Die Wette um eine Million. Großes Ausstattungs\tück mit Ballet von A. d’Enanery und Jules Verne.
Sonnabend und folgende Tage: Die Reise um die Welt in §80 Tageu.
Walhalla-Theater. Nur noch 6 Vorstellungen! Freitag: Gastspiel der Mdlle. Decroza und der {ranzösishen Operetten-Gesellshaft unter Leitung des Impresario Mr. Shürmann Zum 3. Male: Giroflé-Girofla. Opéra bouffe en 3 actes de M. M. Albert Vanloo et E. Lerrier. (Giroflé- Girofla Mlle. Francine Decroza.)
Sonnabend : Dieselbe Vorstellung.
Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater.
Freitag: Mit neuer Ausstattung. Zum 15. Male: Die Dreizehn. Operette in 3 Akten mit freier Benutzung eines französishen Sujets von F. Zell. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend u. folgende Tage: Die Dreizehn.
in 3 Akten (4 Bildern) von Engelbert Karl und (F. Jacobson. (Katharina und Midei Achenbacher : Fr. Marie Geistinger.) Anfang 7 Uhr. : Sonnabend u. folg. Tage: Die Salontirolerin. Vorläufige Anzeige, Sonntag, den 26. Februar: Matinée zum Besten der hinterlassenen Familie des verstorbenen Schauspielers Alexander Achterberg. Dec Kurmärker und die Picarde. Unter vier Augen. Vermischtes. Die schöne Galathee. Billets hierzu sind im Invalidendank , Mark- grafenstraße 5la, und an der Kasse des Velle- Alliance-Theaters \chon jeßt zu haben,
Central-Theater. Freitag: Zum 175. und leßten Male: Höhere Töchter. Posse mit Gesang in 4 Akten von Mannstädt und Scott. Anfang 77 Uhr. , S
Sonnabend: Mit ganz neuen Dekorationen, Kostümen und Requisiten. Zum 1. Male: Die Himmelsleiter. Gesangsposse in 4 Akten von W. Mannstädt.
Da am Sonnabend kein Einzelverkauf weder Vormittags noch Abends an der Kasse stattfindet, wird das gechrte Publikum ersuht, bis Freitag, Mittaas 1 Uhr, Billetbestelungen für die Sonn- abend-Vorstelung mit genauer Adresse an die Direktion gelangen zu lassen. Diese für die erste Vorstellung reservirten Pläße müssen bis Sonnabend, Mittags 12 Uhr, an der Kasse abgeholt werden, da sonst anderweitig darüber verfügt wird.
Concert - Haus. Freitag: Gesellschafts- Concert des Kapellmeisters Herrn Karl Meyder, 75 Künstler (10 Solisten), Streich - Orchester 50 Künstler.
Circus Renz. Freitag : Komiker-Vorstellung
unter Mitwirkung sämmtliher Clowns in ihren höchst komishen Entrées und Intermezzos. — Harlefin à l]1a TON oder: „Die elektrische Dame.“ Komische Ballet-Pantomime. — Auftreten der 5 Phänomene der Luft, — „Die Fahr- \hule*, geritten von Frl. Clotilde Hager. — Concert u. Bal hippique von 8 arab. Schimmel- hengsten, dre. und vorgeführt von Hrn. Franz Renz. — Auftreten der vorzüglichsten Reitkünst-
lerinnen und Reitkünstler.
von Obhlendorff, Sec.-Lieutn. der Garde-Landw.- * Kavallerie. (Hamburg.) — Frl. Mimi Du Mont mit Hrn. Wilhelm Prang. (Köln—Koblenz.) — Gr Margarethe Wahle mit Hrn. Civil-Ingenieur elir Cotti. (Buckau b. Magdeburg.) — Frl. Charlotte Saßnick mit Hrn. Landwirth Willy Korn. (Gr. - Kirsteinsdorf—Gronden.) — Frl. Marie Klinger mit Hrn. Apotheker Nichard Oeffinger. (Nagold—Kalw.) — Frl. Lucie Ramm mit Hrn. Johannes Böning. (Oldesloe—Ham- burg ) — Frl, Johanna Framke mit Hrn. Maurcr- meister Heinrich Ellrott. (Berlin.) i Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.-Lieutn. Swhmig. (Gr.Lihterfelde.) — Hrn. Landrath Cranz. (Memel.) — Hrn. E. Röchling. (Pfarr- baus JIatks{chönau.) — Hrn. A. Braumann. (SÜp- lingen.) — Hrn. Apothekenbesißer L. Hofmann. (Scchkeudiz ) — Hrn. Reg.-Assessor Dr, Freund. (Berlin.) — Etne Tochter: Hrn. Karl E. Hansen. (Milwaukee.) — Hrn, Pastor Heyn, (Brallentin.) — Hrn. O. Fricke. (Zuckerfabrik Oldendorf.) — Hrn. Kommerzien-Rath Vogel, (Chemniß) — B Chemiker Otto Nithack. (Ida-Marienhütte b. Saarau.) / Gestorben: Hr. Pastor emer Karl Riedel. (Breslau.) — Frau Gutsbesißer Mathilde Dreyer, geb. Kuhn. (Rheinshof.) — Hrn. Grubendirektor P. H. Knops Sohn Hans. (Siegen.) —- Frl. Amalie von Prondzinska. (Wesel.) — Hr. Altsiter Andr. Gottl. Becker. (Förderstedt.) — Frau General von Kappe, geb. Siegfried. (Potsdam.) — Freifrau Eleonore von Nordeck, geb. Freiin von Plettenberg, (Burg Hemmerich bei Se ih — Frau Adelheid Volckart, geb. Albrecht. (Berlin. — frau Mary Anne Langer, geb. Howard. (Ber n) — Pr: Lehrer emer. Ludwig Zaar. (Berlin. rau Dorothea Doe, geb. Bauer. G — Hr. Reichsbank-Kalkulator Wilhelm Bake. (Berlin.) — Hr. Major a. D. Gustav Hilder. (Berlin.)
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Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (S ch olz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin 8SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Vier Beilagen
Berlin:
(einschließli Börsen-Beilage).
der Zeugen auch jezt durchaus uicht unzulässig sei, sie hänge nur vom Ermessen des Richters ab. Er (Redner) wolle au die Entschädigung nicht von der Gnade abhängig machen, son- dern die Budgets der Einzelstaaten sollten die Mittel dazu an- weisen. Die Fälle, in welchen eine Freisp:ehung erfolge, weil die Unschuld nachgewiesen sei, und diejenigen, in welchen wegen mangelnder Aufklärung der Sache freigesprochen werden müsse, halte der Antrag Rintelen nicht auseinander.
Abg. Munckel: Der Abg. Rintelen wolle die Zuverlässig- keit der Freisprehung im A O D Oa As einge- {ränkt wissen, niht etwa, weil zu viel freigesprohen werde, sondern weil möglicherweise die Geldentshädigungen für un- \huldig erlittene Hast zu theuer werden könnten. Man solle das Prinzip der Entschädigung mit der Einschränkung des Rechts auf die nachträglihe Freisprehung selbst erkaufen. Unter diesen Umständen würde er (Redner) lieber das ganze Gese ablehnen. Die Kommission habe früher einmal diese Einschränkung nur in Verbindung mit der Wiedereinführung der Berufung debattirt. Ueber zu viele Freisprehungen im Wiederaufnahmeverfahren habe man bisher noch nicht zu klagen gehabt, eher über das Gegentheil. Auch die Fälle, in denen dann ein non liquet erfolge, seien nicht sehr häufig; namentlich sei die Besorgniß nicht begründet, daß im Wiederaufnahmeverfahren vielleiht fünf Jahre nah der Verurtheilung die Zeugen sich der Vorgänge niht mehr genau erinnern und der Richter sich deshalb kein klares Bild mehr machen könne, so daß eine Freisprehung erfolge. Denn der Richter werde dem Unterschied der inzwischen vergangenen Zeit wohl Rechnung tragen. Man halte es für \{limm, wenn Leute, deren Unschuld nicht positiv festgestellt sei, eine Ent- \hädigung erhalten sollten für eine erlittene Haft, und die Regierung habe einmal die Befürhtung ausgesprochen, es könnte daraus ein Gewerbe gemacht werden, noch“ dazu ohne Gewerbesteuer. Diese Besorgniß sei gänzlih unbegründet. Jede Haft, deren Berechtigung niht nahgewiesen werden könne, sei ungerechtfertigt. Die Autorität des Staates könne unmöglich darunter leiden, wenn in allen diesen Fällen gleihmäßig eine Entschädigung gewährt werde, wie sie auch jeßt niht darunter leide, daß unshuldig Verurtheilten eine Ehrenerklärung im Reichs-Anzeiger“ zu Theil werde. Die Frage der en rän- fung der Freisprehungen im Wiederaufnahmeverfahren könnte man nur in Verbindung mit der Wiedereinführung der Berufung verhandeln, aber nicht an dieser Stelle.
Abg. Rintelen: Die Abänderung des Wiederaufnahme- verfahrens werde von ihm nit vorgeschlagen, um an Ent-
Dem Abg. Träger bemerke er, daß, da Aussicht auf Einführung der Berufung kaum vorhanden sei, es erforderlih sei, daß man wenigstens, soweit Mängel ohne diese a werden fönnten, helfend eintrete und die wirklich unschuldig Ver- urtheilten entschädigt würden. :
Abg. Dr. Windthorst: Da eine Erklärung von Seiten des Bundesraths nicht erfolge, so wisse das Haus absolut nicht, wie die Regierungen fh zu den einzelnen Anträgen stellten. Er gehe deshalb lieber nur auf den Antrag Mundel ein, weil ex ihm bei dem ersteren noch die Gelegenheit zu weiterem Ent- gegenkommen gegen die Regierung vorbehalte. Davon, daß der Bundesrath dem Antrage Rintelen beistimmen würde, sei er nicht überzeugt. Diese Verhandlungen sollten nur dem Bundesrath zeigen, daß das Haus an der Entschädigung für unschuldig Verurtheilte festhalte. :
Bei der Abstimmung wird Art. T des Antrags Rintelen abgelehnt, und darauf die Art. I, IV und V zurüd- gezogen. Art. IIT des Antrags Rintelen (Entschädigung für unschuldig, erlittene Strafe) ift gleihlautend mit dem Antrage Munckel. Dazu liegt ein umfassender Abänderungsantrag des Abg. Kulemann vor.
Die D. 1 und 2 des Antrags Munel-Rintelen bestimmen, welche Personen zu dem Schadenersay berehtigt sind. Der Antrag Kulemann will aussprechen, in welcher Weise die L der einzelnen Berechtigten mit einander in. Konkurrenz treten.
Abg. Kulemann: Es sei allerdings zweifelhaft, ob der Geseßentwurf auf Annahme Seitens des Bundesraths zu rechnen habe. Da ih der Reichstag aber nicht auf eine bloße Resolution im Sinne des Antrags Munckel beschränke, sondern einen vollständigen Gesezentwurf vorlege, so sei es nothwendig, ihn auch so zu gestalten, daß tehnishe Bedenken ausgeschlossen seien. Darum wolle ex (Redner) feststellen, in welcher Reihenfolge die Personen, die auf Schadenersaß Anspruch Pee diesen Anspruh geltend zu machen berechtigt sein ollten.
Sein Antrag wird abgelehnt und der Art. IIT von Mundckel- Rintelen in allen seinen Theilen angenommen.
Es folgt der Antrag Johannsen (Flensburg): Revision des Gefängniß- und Strafvollstrekungswesens.
Abg. Johannsen: Die Mängel des deutschen und speziell preußischen Gefängniß- und Strafvollstrekungswesens würden allgemein empfunden und anerkannt. Den ersten Anlaß zu böten die Verhältnisse
seinem Antrage daß die dortige Presse
seiner Heimath. Es sei natürlich, f
sehr ost
mit den Strafgesezen in Konflikt gerathe. Es könne niht seine Absicht sein und sei es auch nicht, die Gerichte zu kritisiren und auch niht die Staatsanwalte, welche die Strafen beantragten. Er Tkonstatire, daß die von den Richtern zuerkannten Gefängnißstrafen bei der Strafvoll- streckung häufig bedeutend verschärft würden — er nehme an, gegen den Willen des Richters und Geseßgebers. Es werde den Redacteuren in Nordshleswig die Selbstbeköstigung e gestattet, es würden ihnen körperliche Arbeiten auferlegt, welche ihnen nah ihrem Stande und nach ihrer Erziehung nicht zu- gann werden könnten. Mit dem Strafvollzuge in Flens- urg sei der Staatsanwalt Philippi betraut ; er glaube nicht, daß dessen Vorgehen von der Regierung gebilligt werde. Ent- gegen den geseßlichen Bestimmungen habe er einem Redacteur die Annahme eines geschäftlihen Besuhs untersagt. Nach dem Gese sollten die Gefangenen bis vier Freistunden am Tage haben. Drei Redacteuren in Flensburg habe man aber nur eine Stunde bewilligl; sie hätten jedoch in Reih und Glied mit den gewöhnlihen Kriminalgefangenen im Gefängnißhof spazieren müssen. Einer der Herren habe sih nicht dazu be- quemen - können und sei deswegen vier Monate nicht in die frische Luft gekommen. Der Gebrauch von Gabel und Messer sei ihm beim Mittagessen nicht erlaubt worden, obwohl doch ein Mißbrauch durchaus nicht zu besorgen gewesen sei. Nach den geseßlichen Bestimmungen seien die politischen Gefangenen etwa gleih zu achten den früheren Schuldgefangenen. Jn den ersten Jahren nah der Annexion seien die Gefangenen auch in ziemlicher Uebereinstimmung mit diesen Bestimmungen behan- delt worden. Auch er sei in der ersten Zeit ziemlih gut be- handelt worden. Als er aber dann das Unglück gehabt habe, einen Staatsanwalt durh die Presse zu beleidigen, sei er viel härter behandelt worden. Ein wegen eines shweren Vergehens im Amt zu mehreren Jahren Gefängniß verurtheilter Richter sei mit einer Milde behandelt worden, die im größten Wider- spruch gestanden zu der Behandlung, die ihm (dem Nedner) ju Theil geworden sei. Der betreffende srühere Richter habe Morgens seinen Kaffee fein servirt, dazu Weißbrot und Zucker bekommen. Er (Redner) habe mit den übrigen Strafgefangenen trockenes Schwarzbrot essen und ein Getränk aus einem ge- meinschastlihen Eimer trinken müssen. Er habe gefühlt, daß die ihm auferlegte Strafe durch die Art der Vollstreckung be- deutend verschärft worden sei, und das als ein ihm zugefügtes Unrecht gefühlt. Die dänische Presse in Nordschleswig habe die Jateressen eines großen Theils der nordshleswigshen Be- völkerung zu vertreten. Wenn sie beispielsweise die Entbin- dung Preußens von dem Art. 5 des Prager Friedenstraktats oder die Unterdrückung der dänishen Sprache zur Sprache ge- bracht habe, so sei sie in Preßprozesse verwidckelt worden ; hätten die Blätter nun den Muth, ihre Ueberzeugung offen aus- zusprechen, und würden die Redacteure bestraft, fo dürften sie niht wie Kriminalgefangene bestraft werden. Dies aus- aren, sei der Zweck seines Antrages, um dessen Annahme er bitte.
Abg. Klemm: Bei Erlaß der großen Justizgeseße sei allerdings ein Strafvollzugsgeseß für das ganze Reich in Aussicht genommen worden. Bis jeßt aber existirten von Reichswegen darüber nur wenige Bestimmungen in der Straf- prozeßordnung und im Strafgeseßbbuh, während die ganze Regelung des Gefängnißwesens den Einzelstaaten überlassen sei, Es sei niht möglich, das Gefängnißwesen und namentlih die Gefängnisdisziplin von den Befugnissen der Einzelstaaten zu trennen. Die Beschwerden des Vorredners bezögen si nicht auf das Gefängnißwesen im Allgemeinen, fondern nur auf die Handhabung desselben in einer einzelnen Gefangenenanstalt. Zu gesetzgeberishem Vorgehen des Reichs liege keine Veranlassung vor. Man sollte aber doch wenigstens bestimmte Punkte, die geändert werden sollten, bezeihnen; einem so allgemein lautenden Antrage könne das Haus keine Folge geben. Die Verhältnisse in den Einzelstaaten seien durhaus verschieden: in manchen seien die Gefängnisse dem Ministerium des Jnnern, in anderen dem Justiz-Ministerium, in wieder anderen beiden zusammen unter- stellt. Ebenso seien die Fonds, aus denen die Anstalten unter- halten würden, ganz verschiedener Natur und mit anderen finanziellen Anstalten des Landes vereinigt. Dies mache ein solches Reichsgeseyß shwer und aus dem Grunde sci es wohl bisher auch nit erlassen worden.
Abg. Schmidt (Elberfeld): Der Antrag in seiner Allge- meinheit werde allerdings kaum von Erfolg sein, aber die Dringlichkeit des Erlasses eines Strafvollzug8geseßes für das Reih sei nicht zu verkennen. Bestimmte Vorschriften ließen sih wohl für das Reich aufstellen, namentlich bezüglich der Beschäftigung der Gefangenen und der verschiedenen Be- handlung der verschiedenen Klassen von Gefangenen. Eine einheitlihe Regelung im Reih sei um so nothwendiger, als nicht nur in den Einzelstaaten ganz verschiedene Bestimmungen beständen, sondern auch in manchen Staaten, z. B. Preußen, die Hälfte der Gefängnisse dem Justiz-Ministerium, die andere Hälste dem Ministerium des Jnnern unterstellt sei, so daß die allerverschiedensten Maßregeln getroffen würden. Die Haupt- punkte seien die Bestimmungen über die Einzelhaft und über die Gefangenenarbeit. Die Strafe der Freiheitsentziehung habe auch den Zweck der Besserung des Gefangenen und dessen Ge- wöhnung an die Arbeit. Das werde bei den jeßigen Bestim- mungen in Preußen nicht erreicht, sondern vielmehr verhindert durh die geme Ba ltche Haft und durch die mangelhafte Organisation der Arbeit. Die gemeinschaftliche Hast erziehe nur den jugendlihen Verbreher zu einem größeren Ver- brecher. leihe Uebelstände habe das Entreprisesystem der Vergebung der Arbeit an Unternehmer zur Folge. / Daß L dadurch Rückfälle hervorgerufen würden, habe der
eheime Ober-Justiz-Rath Starke in seiner Schrift über das Gefängnißwesen in Belgien, in welhem Lande andere Verhältnisse M als in Preußen, s{hlagend nachgewiesen. Jn Preußen habe man auch die Jsolirhaft einführen wollen, habe aber damit am falshen Ende angefangen, nämlich in den Zuchthäusern bei den s{limmsten Verbrechern, und habe dagegen die E A hatt gig in gemein-
chaftlichem Verkehr gelassen und sie dadurch zu {weren Ver- bere erzogen. Ein Sträfling, der in einem neuen Zucht=