1888 / 51 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Feb 1888 18:00:01 GMT) scan diff

S E E T t a A A R EAEZO

\{winden.* Diese Auslassung, die unzweifelhaft von einem hervor- ragenden Führer der Partei herrührt, sollte do über den einen Punkt allen Zweifel beheben, daß es cin Jrrthum ist, zu glauben, die Be- Fämpfung der Sozialdemokratie auf dem Boden des gemeinen Rechts würde von den sozialistishen Agitatoren weniger beanstandet werden. Die Klagen über eine Ausnahmegefeßgébung gegen die Sozialdemokratie würden auch dann kein Ende nehmen. Wer in dieser Beziehung Ruhe haben will, muß auf jede Bestimmung gegen die sozialistishe Propa- ganda verzichten, wie in dem Artikel des „Volksblattes“ jeyt auh rund und nett erklärt wird.

Wie die „Nord-Ostsee-Zeitung“ konstatirt,

hat die neue Provinzial- und Kreisordnung für die Provinz Sleswig-Holstein allen billigen Wünschen, die seit Jahren aus den verschiedensten Schichten der Bevölkerung heraus laut geworden sind, soweit es irgend anging, nach Mögiichkeit Rechnung zu tragen gesucht. Sie verspricht, den Amtsbezirken die dringend nothwendige Erleichterung durch Staatszushüsse zu verschaffen. Nach den mannigfachsten Bezie- bungen hin sucht sie weiter dem erhöhten Bedürfniß nach unmittel- barem regen Verkehr der Behörden unter einander zu genügen. Sie ift so umfassend angelegt, daß sie wirklich für alle nur denkbaren Einzelfälle Vorkehrungen trifft. Man könnte sie fast volllommen nennen, wenn man nit wüßte, daß auch die e cinshneidénste, gewissenhaft ausgearbeitetste Vorlage an sih noch keine Gewähr dafüc bietet, daß ihr Inhalt alsbald in Fleish und Blut der Interessenten. der Ein- wohnerschaft der Kreise und der Provinz übergehen wird. Stets bleibt auch die besie Theorie grau, gegenüber der Praxis. Erst durch langjähriges Einleben und Vertrautsein mit allen Bestimmungen der neuen Ordnung, erst dur gegenseitiges Aussprehen, durch mühsame Verständigung von Fall zu Fall, durch beiderseitig befriedigende authentishe Auslegung der einzelnen Bestimmungen und Vorschriften fann die in Aussicht gestellte Provinzial- und Kreisordnung den vollen Segen für das Leben der Provinzbewohner erlangen, den man ih von ihnen ohne Zweifel im vollberehtigten Selbsigefühl und ohne jede Uebertreibung versprechen darf.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Ueber die Ergebnisse der Ausgrabungen zu Per- gamon in den Jahren 1883 bis 1886 enthält das „Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen“ (Verlin, G. Grote'fche Verlagsbucbhandlung, 9. Band, 1. und 2. Hest der „Studien und Forschungen“) einen vorläufigen Bericht, welchen die Hrrn. C. Humann, R. Bohne und M. Fränkel erstattet baben. Wir entnehmen dem- selben Folgendes: Ausgangspunkt und Hauptgegenstand der Aus- grabungen war der berühmte große Altar mit seinen Bildwerken gewesen, die jeßt den fostbarsten Schaß unserer Antikenfammlung bilden. Die Ausgrabungen hatten geschlossen mit dem Funde von Stücken der Gigantomachie-Neliefs am Westabhanae des Burg- berges, unter dem UAltarplateau, chne daß eine Grenze erreicht worden wäre, welche den Fortgang folher Funde unwahrscheinlich ge- macht hätte. Neben den Altar war als zweites großes Untersuchungs- Objekt das Athena-Heiligthum getreten; sein Plateau war allerdings vollständig abgeräumt, aber man mußte sich sagen, daß hinabgefallene Stücke nothwendiger Weise an den Abhängen nach Westen und Süden, die noch unabgeräumt waren, verschüttet liegen und auch in dem noch niht abgetragenen späteren Mauerwerk am Rande des Plateaus \tecken mußten. Die Fortseßung der Arbeiten versprach eine Vervollständigung des gewonnenen Materials, aber zugleih au cine Vermehrung der Kenntniß von dem Ganzen der alten hellenishen Königsftadt oder wenigstens doch der Burgkrone, wo vornehme Gebäude, wie namentlich die Königlihen Wohnungen zu vermuthen waren. Die bezüglichen Anträge der Museumsverwal- tung fanden, von der Königlichen Akademie der Wissenschaften befür- wortet, die Anerkennung der Minister, und im Auftrage des Aus- wärtigen Amts erwirkte die Kaiserlihe Botschaft bei der Hohen Pforte die Erlaubniß der ottomanishen Regierung zur Fortseßung der Ausgrabungen. Für die Kosten derselben hatte Se. Majestät der Kaiser und König die Gnade, zu Anfang Mai 1883 eine Summe aus dem Allerhöchsten Dispositionsfonds zu bewilligen, mit der die Weiterführung des Unternehmens abermals auf ein Jahr gesiche:t war. Die Arbeiten ließen sich im Fahre 1883 zwarnoch nicht zum Abschluß bringen, konnten aber aus Museumsmitteln im Gange erhalten werden.

JInzwischen hatten die Aufgaben des Unternehmens ganz unerwartete ormen angenommen, denn wo man zunächst nur nah Ergänzungs- tüden gesudbt hatte, sah man nunmehr zwei neue große Baukomplere auftauhen: den Markt und das Theater. Demgegenüber mußte im Sommer 1884 in den Ausgrabungen vorläufig nahgelassen werden. Die Museums-Verwaltung fand aber noch einmal bei den Ministern Gehör und bei Sr. Majestät dem Kaiser und König, welcher per- sönlich von dem Stande der Arbeiten Einsicht zu nehmen geruhte, ne Sa zur Bewilligung einer neuen Jahcesrate aus dem Allerhöchsten Dispositionsfonds. So konnte im Sommer 1885 die Arbeit mit voller Kraft wieder aufgenommen und wit einer besonderen Beihülfe des Ministers auch die Ausgrabung am fogenannten Augusteum, wel{hes jeßt als Trajaneum erkannt wurde, weiter fortgeseßt werden. Im leßten Jahre entstanden ferner, großentheils mit Unterstüßung der Akademie der Wissenscbaften, mehrere Einzeluntersuhungen und wissenschaftlihe Arbeiten. Dahin gehört die kartographishe Aufnahme der pergamenishen Landschaft dur Hrn. von Diet und Genossen, sowie deren spätere arhäologische Vervollständigung durch Hrn. Schuchhardt, ferner das genauere Studium einzelner Städtepläße im pergamenishen Gebiet, namentli der Ruinen von Aigai (Nemrud-kalessi) durch die Hrrn. Bohn, Schuchardt und Senz, endli die UÜntersuchung der Wasser- [eitungen von Pergamon dur die Hrrn. Gräber und Schuchhardt. Als im Winter 1886 die ganze, gegen den Schluß stark gesteigerte Ausgrabungéarbeit zu Ende ging, wurde im Einvernehmen mit den türkishen Behörden für die Bewachung der Ausgrabungsstätten Sorge getragen und den Besuchern des dtenk- würdigen Plaßges ein von der Generalverwaltung der Königlichen Museen herausgegebener „Führer durch die Ruinen von Pergamon“ (Berlin, W. Spemann) dargeboten. Vor der Hand \cheint cs nun- mehr, wie der Bericht sagt, gerathen, erst cinmal das abshließende Werk der „Alterthümer von Pergamon“ den Ausgrabungen nachkommen zu lassen. Die Herausgabe der leßteren hat mit dem zweiten Bande begonnen, dessen Korrekturbogen Hr. Bohn an Ort und Stelle während des Fortgangs der Ausgrabungen erledigt hat. Drei andere Bände sehen der Vollendung entgegen: der des Hrn. Stiller über das Trajaneum, der- von Hrn. Bohn verfaßte über die Theaterterrasse und ein von den Hrrn. Fränkel und Fabricius bearbciteter Band über die Inschriften. Der Bericht seßt si amn aus einem ausführlichen Arbeitsbericht von Carl Humann, über die dritte Ausgrabungs-Campagne, vom 18. April 1883 bis 15, Dezember 1886, einem Bericht über die Architektur der ausgegrabenen Bauten, von Richard Bohn, mit einem von dem Verfasser gezeichneten Situationsplan der Hochburg, des Markts und Theaters, ferner ciner Idealansicht der rekonstruirten Hoch- stadt von Pergamon (auf besonderen chromolitho- und heliographirten Tafeln) sowie (im Text) Details von den Resten des {önen ionischen Se und endlich einem Bericht über die Inschriften von Max räntel.

In New-York erschien soeben und wurde der Anti- quariatsbuhhandlung von Dtto Harassowiß, Leipzig, zum Debit übergeben: Greek Lexicon of the Roman and Byzantine Periods (from B. C. 146 to A. D. 1100) by E. A. Sophocles. Ein s\tattlihec Band von 1188 Seiten in 49 In Leinenband. (Preis 45 M) Dieses wichtige, in Gelehrtenkreisen wohlbekannte Werk, welches lange Zeit vergriffen war und hoh im Preise stand, liegt hier in neuer ver- besferter Ausgabe und in vorzügliher Ausstattung vor. Auf der Höhe moderner Forschung f\|tehend, bietet es zu einem mäßigen Preise einen Ersaß für das vor 200 Jahren er- \hienene und sciner Seltenheit und Kostbarkeit œegen nur Wenigen zugänglihe Glosszarium Graecitatis dcs Ducange, um so mehr als die Veifügung des lateinischen Worts in allen wichtigeren Fällen es auch für den der englishen Sprache Unkundigen gleihermaßen nuybar macht, In ausgiebigster Weise sind neben den Profanschreibern die Kirchenväter für das Werk benußt, sodaß es für Theologen ebenso- wohl wie für Philologen unschäpbare Dienste leistet. Aber auch die byzantinishen Rechtêquellen sind nicht unberücsichtigt gelassen, während der Werth desfelben für den Historiker bekannt ist.

Theater und Musik.

Im Deutschen Theater wird morgen, Sonntag, „Romeo

und Julia“ und Montag „Die berühmte Frau“ gegeben. Das weitere

Repertoire der Woche if folgendermaßen festgestellt: Dienstag, 28, „Galeotto*; Mittwoch, 29.,, „Die berühmte ‘vet Donnerstag, 1. März: „Faust*; ¡Mriias, 2., „Die berühmte Frau“ ; Sonnabend, 3,, „Gö von Berlichingen“; Sonntag, 4., „Die berühmte Frau“. Am Montag, den 5. März, geht das vieraktige Trauerspiel „Herzog Ernst* von Emil Wolff zum ersten Mal in Scene.

__Im Belle-Alliance-Theater erhält sich die „Salon- tirolerin“ mit Fr. Geistinger in der Titelrolle fortdauernd in der Gunst des Publikums.

_Im Walhalla - Theater beainnen anf 2. März die Münchener Gäste vom dortigen Gärtnerplaß- Theater, welche gegenwärtig in Hannover die glänzendste Anerkennung von Kritik und Publikum erhalten, ihr hiesiges Gastspiel.

__ Der Pianist Hr. Frederic Lamond aus Edinburg, dur sein früheres Auftreten hierselbst bereits vortheilhaft bekannt, gab gestern unter Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters im Saale der Sing-Akademie ein Concert, dessen Programm nur Werke neuerer Komponisten enthielt. Hr. Lamond is einer der hervor- ragendsten Virtuosen unserer Zeit. Seine musterhaft geshulte Technik geht stets Hand in Hand mit tief eingehender und feinsinniger Schattirungsweise; sein Anschlag vermeidet im Forte jede Härte und ist im Piano von reizvollster Wirkung. Triller, Doppelgriffe und Oktavengänge in \nellstem Tempo machen dem Spieler keine Mühe. Das wundervolle Concert von Brahms (op. 83), das nah jedem Anhören immer mehr fesselt, trug der Künstler mit vollständiger Beherrschung aller Schwierigkeiten und mit höchst geshmackvoller Ausdrudsweise vor. Reicher Beifall wurde der Ausführung dieses sowie des öfter ge- hörten F-moll-Concerts von L zu Theil. Auch die Solostüde: die Phantasie und Fuge von Raff, die beliebte Romanze und Vogel- Etüde von Henselt, sowie Liszt's Tarantelle aus „Venezia e Napoli“ gelangen dem Spieler ganz vorzüglich und wurden gleihfalls mit allgemeinem Beifall aufgenommen. Das Philharmonishe Orchester unter Leitung des Hrn. Kogel leistete wiederum sehr Tüchtiges, doch wollen wir nicht vershweigen, daß die Begleitung im ersten Concert uns mitunter zu stark erschien. Der s{chöne, klangvolle Flügel von Bechstein kam dem Concertgeber schr zu statten.

Mannigfaltiges.

(Nor dd. Allg. Ztg.) Dem Geschäfts-Comité für die Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung im Jahre 1889 ist Toeben folgendes Schreiben des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck zugegangen:

„Berlin, 23. Februar 1888.

Ew. Hochwohlgeboren danke ih verbindlihst für Ihre Mit- theilungen über die für nächstes Jahr in Aussicht genommene Aus- stellung für Unfallverhütung. Das Unternehmen hat meine volle Theilnahme, weil ich in ihm ein Mittel sehe, die Fürsorge für die Arbeiter zu fördern und denselben durch Augenschein darzu- thun, daß ihr Wohl den Arbeitgebern am Herzen liegt. Mögen SFhre humanen Bestrebungen von Erfolg gekrönt werden.

gez. von Bismarck.“

Die Feier des dv0jährigen Priester-Jubiläums Papst

Leo's XII. wurde gestern von den Katholiken Berlins dur

einen Festakt mit Prolog, Chorgesängen und lebendem Bilde in dem aufs Reichste geschmüdckten Saal der Philharmonie be- gangen. Die Festrede hielt Ober-Tribunals-Rath Þ. Reichensperger. Derselbe entrollte ein Bild von dem Leben und Wirken des Pap!tes und feierte denselben als Friedensstifter und Erretter aus den Gefahren der sozialen Nöthe.

London, 23. Februar. (A. C.) Die Zahl der völlig aller Mittel Entblößten (paupers) in London betrug, die in JIrrenanstalten aufgenommenen und die Vagabonden nit eingerehnet, am letzten Sonnabend 110220, während sie an dem gleihen Datum des Vorjahres 104560, 1886 102 C50 und 1885 97 434 betrug.

Brüssel, 24. Februar. (W. T. B.) Vom Congo ein- gelangte Nachrichten melden den Tod der beiden belgischen Afrikaforscher van de Velde und Warlomon t.

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25, Februar 1888, orgens.

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Stationen. Wind. | Wetter.

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Anfang 7 Uhr.

Temperatur in Celsius

Mullaghmore | 7 O 4 bedeckt Aberdeen ONO 2?2\wolkig Christiansund OSO 1 wolkenlos Kopenhagen . 2 _ONOD 4sbededt Stockholm {till|Nebel Haparanda . \till\wolkig

Cork, Queens- | town... NNO Zhhalb bed. Helder . O 2bedeckt Sylt OSO Schnee!) burg .. O bedeckt2) Schnee) bedeckt

Aufang 7 Uhr. Montag:

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Anfang 7 Uhr.

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bedeckt®) Julia.

halb bed. wolkig heiter

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1) Nachts S(hneegestöber. 2?) Nachts Schnee.

2 = leiht, 3 = \chwach, 4 = mäßig, 5 = frisch | von Otto Ewa 6 = stark, 7 = steif, 8 = ftürmisch, 9 = Sturm Montag: A ftarker Sturm, 11 = heftiger Sturm, 12 = | Mizekado.

an.

Uebersicht der Witterung.

Das barometrische Maximum über Nord-Europa | Die Reise um die Welt

hat an Umfang zugerommen, eine Depression liegt | nebst einem Vorspiel : fang zug Mretlion eg Großes Ausstattungsstück mit Ballet

t ied von A. d’Ennery und Jules Verne. E Io an Montag und folgende Tage:

über der Alpengegend. Die östliche Luftströmung | Million, dauert über Central-Europa fort, Stärke abgenommen. Das Wetter i} über Deutsch-

land ungewöhnlich kalt, an der Küste trübe mit | die Welt in 80

Schneefällen. Jm Binnenlande vorwiegend heiter Chemniß meldet Minus 17 Grad. Schneehöhe in Hamburg 12, Berlin und Breslau 7 em,

: Deutsche Seewarte.

Theater - Ánzeigen. - Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern-

haus. 52. Vorstellung. | in 2 Akten von Mozart. Dichtung von Schikaneder. | e; iroflé-Girofla. (Mourzouk: Mr. Poirier.)

Schauspielhaus. heit Salomo'’s. Paul Heyse. In Scene geseßt vom Direktor Anno.

Opernhaus. Waffenschmied. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. Historishes Schauspiel in 5 Akten von Paul Heyse.

Dienstag: Opernhaus. Trompeter von Säkkingen.

Flotow. Tanz von E. Deutsches Theater. Sonntag: Romeo und

Die Ee DELIIRe Frau. ienstag: Galeotto.

Die nächste Aufführung von Faust findet am Vermischtes. Donnerstag, den 1. März, statt.

3) Nachts Schnee, Höhe 12 ecm. 4) Nebel. 5) Gestern E E

O Schneehöhe 7 cm. ©#) Nachts Schnee, Höhe Frarizösishen von Carl Laufs, gs 82. Male: Der

Ein toller Einfall. Der

Victoria-Theater. Sonntag: Zum 592, M.:

Walhalla-Theater. Nur noch 4 Vorstellungen!

des Impresario Mr. Schürmann.

Girofla MIle. Francine Decroza.)

Die Zauberflöte. Oper Montag: Zum Benefiz für

56, Vorstellung. Die Weis- Schauspiel in 5 Akten von

3, 53. Vorstellung. Der 0 Mrotgode Komische Oper in 3 Akten von Anfang 7 Ubr.

57, Vorstellung. Colberg.

54, Vorstellung. Der

Montag : Dieselbe

raeb. Anfang 7 Uhr. E. Jacobson.

Sonntag: Zum 82. M.:

Hierauf: Zum | 2. Male:

Montag : Dieselbe Vorstellung.

Concert-Haus. Sonntag:

75 Künstler (10 Solisten). in 80 Tagen, | 50 Künstler. Die Wette um eine Montag: Concert.

Die Reise um| Circus Renz.

agen. lungen.

Um 7# Uhr Abends:

Giroflé-Girofla. Opéra bouffe en 3 actes de | Sindernifseî““. M. M. Albert Vanloo et E. Lerrier.

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Sonntag: Mit neuer Ausstattung. Opereite in 3 Akten mit freier —————— Benutzung eines französishen Sujets von F. Zell.

Montag u. folgende Tage: Die Dreizehn.

Residenz-Theater. Sonntag: Zum 65. Male: | mit Oper in 4 Alten | Franecillou. Schauspiel in 3 Akten von A. Dumas

nebst einem Vorspiel von Victor E. Neßler. Dich- | (Sohn). Deutsch on au Lindau. Anfang 7 Uhr. tung mit autorisirter theilweiser Benußung der Idee und einiger Original-Lieder aus J. Victor von Scheffel’s Dichtung von R. Bunge. Ballet von Charles Guillemin. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 58. Vorstellung. Ein Winter- märchen. Schauspiel in 4 Akten von Shakespeare, für die deutsche Bühne neu überseßt und bearbeitet

orstelung. Anfang 7F Uhr.

Belle-Alliance-Theater. Sonntag: Gastspiel der Fr. Marie Geistinger mit den Mitgliedern des Friedri - Wilhelmstädtishen Theaters. Zum l 25, Male: Die Salontirolerin. Posse mit Gesang von Franz von Dingelstedt. Musik von Fr. von | in 3 Akten (4 Bildern) von Engelbert Karl und | Geboren: Ein Sohn: Hrn. Willy Bretha ) (Katharina und Midei Achenbacher : Fr. Marie Geistinger.) Anfang 7 Uhr.

Sonntag, Vormittags 114 Uhr: Matinée zum Besten der hinterlassenen Familie des verstorbenen S Peters vie Gia Aer rs. U märker un e Picarde. Unter vier Augen. rn. Hermann Kümpers Die schöne Galathee. e v us / Montag u. folg. Tage: Die Saloutirolerin.

Central-Theater. Sonntag: Mit ganz neuen

Posse in 4 Akten nah dem | Dekorationen, Kostümen und Reqguisiten. Mizekado, od Eiu Tag in | in 4 Akt Die Melde V 7

, oder: ag in j ädt. i Skala für die Windstärke: 1 = leiser Zug Pititu. G Ger Scherz in 1°Akt n 0 Di aa MONG G ANE

Concert des Kapel\meisters Herrn Karl Meyder, Streich - Orchester H

Sonntag: 2 große Vorstel- Um 4 Uhr Raumen A h, Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags

Ra Da er Eg n ) owns. HSarlefin a on, oder: , Sonntag: Gastspiel der Mdlle. Decroza und der | elektrishe Dame.“ Komische Ballet- antomime. 2

französishen Operetten-Gesellshaft unter Leitung Die lustigen

Ein Studenten-Ausflug mit Große Original-Pantomime. (Giroflé- | In beiden Vorstellungen: Auftreten der 5 Phäno- mene der Luft. Auftreten der vorzüglichsten Mr. Poiricr: | Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. Reiten und Vorführen der bestdressirten Schul- und Frei- heitspferde. Montag : Napoli, oder: Salvator Rosa. E. Nenz, Direktor.

Zum 5. Male: | berger, oder:

Zum 17. M.:

Familien - Nachrichten.

Verlobt: Frl. Lydia Schneider mit Hrn. Konrad Schauer (Spreitgen—Kalk). Frl. Paula Herßog

Hrn. Mar Riedel (Leipzig—Gr.-Wiederiß\ch). Frl. Johanna Framke mit Hrn. Maurer- meister Heinrih Ellroth (Berlin), Frl. Helene Alsleben mit Hrn. Kaufmann Rich. Müller (Berlin). Frl. Marie Brandt mit Hrn. Post- sekretär Joseph Scheffer (Berlin).

Verehelicht: Hr. Assistenzarzt Dr. Otto Neu- mann mit Frl. Hene Lackmann (Krotoschin). pr. Heinrich Kottenhosf mit Frl. Mathilde Schür- of (Gevelsberg). Hr. Julius Prinz mit Frl. Karoline Nördlinger (Berli1).

(Krefeld). Hrn. Dr- Schoendoerffer (Königs- berg). Hrn. Anitsrichter Heinrich Krauß (Guben). Hrn. J. Stever (Wustrow). Hrn. Fr. Holy (Rebelow). Eine Tochter: Hrn. Prem.- Lieut. a. D. Max von On (Kl. Voldeko). Rheine). Hrn. Bosse (Vordorf b. Meine), Zwei Geh Hrn. Lehrer Richard Bohne (Groß- inno). Gestorben: Frau Ulrike von Thielau, geb. von Tschirshly (Lampersdorf). Frau Zum | Burgsdorff, geb. von Burgsdorff (Frankfurt a. O.). Gesangsposse | Or. Opernsänger a. D. Heinri Söhlmann (Berlin). Hrn. Willy Legeler Sobn Walter (eri, Hr. Rentier Ludwig Karl Tieh (Ber- in). Hr. Rentier Eduard Fischer (Schönebeck). Frl. Anna Fus (Magdeburg). Hr. Max von Auer (Wilna). Frau Rechtsanwalt Lühring (Gettorf). Hr. Eduard Wildies (Tilsit). Hr. Rentier August Voigt (Quedlinburg).

Der Kur-

Gesellschafts-

Redacteur: Riedel. Verlag der Expedition (S ch olz).

Berlin:

Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

Heidel-

Hedwig von des Paragraphen Annahme finden,

| der Pro

Erfte Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

M 1.

‘Nichtamtliches.

Prenszen. Berlin, 25. Februar. Jm weiteren igl der gestrigen (45.) Pp des Reichstages olgte die zweite Berathung des Gesezentwurfs, betref- Pad den Schutz von Vögeln. | Abg. Baumbach hat mit Mitgliedern aller Parteien mehrere Amendements Me um die in erster Lesung erhobenen Bedenken zu beseitigen. Von einem Antrage zu 8. 1, au das Zerstören und Ausnehmen von Eiern, das Ausnehmen und Tödten von Jungen zu untersagen, bemerkt Abg. Hermes, daß er sih durhaus innerhalb der Tendenz und der Green des Gesetzes bewege, und auch der Staats- sekretär von Boetticher äußert sih dahin , daß der Bundesrath dem Antrage nicht widersprechen werde. Der §. 1 wird mit dem Antrag angenommen.

Im 8. 2 oll nach dem Kompromiß-Antrage Baumbach jede Art des Fangens von Vögeln, so lange der Boden mit Sqnee bedeckt ist, verboten sein. Jn der Vorlage wird vom Fangen und der Erlegung gesprochen. : i

Abg. Meyer (Halle) hält das Schießen auf Vögel mit der Vogelflinte, so lange der Boden mit Schnee bededckt ist, für eine Handlung, die der Tendenz des Gesetzes entschieden widerspricht und bittet, die Regierungsvorlage anzunehmen.

Abg. Hermes: Es wäre eine große Härte, das Erlegen von Vögeln zu untersagen. Der Boden könnte vom November bis zum Februar mit Schnee bedeckt und es dann selbst dem Jagdberehtigten nicht einmal erlaubt sein, einen Krammets- vogel zu schießen. Deshalb solle das Erlegen von Vögeln in dieser Zeit gestattet sein. s

Abg. Meyer (Halle): Der Ausdruck Härte sei in diesem Falle entschieden zweishneidig. Er finde die Härte darin, daß man gegen nüßliche Vögel mit der Vogelflinte vorgehen dürfe. Diesem Vergnügen sollte man entschieden einen Damm ent- gegenseßen; das sei au die Tendenz der Regierungsvorlage. Er habe auf verschärfende Amendements gerechnet. Wenn man aber die Vorlage, die shon an sich nicht weit genug gehe, in dieser Weise noh abshwäche, dann gehe der Nuyen des Gesetzes überhaupt verloren.

Staatssekretär von Boetticher: '

Es ift ja ganz richtig, was der Herr Vorredner gesagt bat, daß dur den Antrag der Hrrn. Dr. Baumbach und Genossen der Zweck der Regierungsvorlage in Etwas beeinträchtigt wird, insofern dieser Antrag gegenüber der Regierungsvorlage es für zulässig erklären will, daß Vögel, so lange der Boden mit Schnee bedeckt ist, zwar uit gefangen, aber geschossen werden dürfen. Nun würde ih ja natürlich in erster Linie die Regierungsvorlage zu vertreten haben und also wünshen müssen, daß dieser Antrag abgelehnt wird; allein, wenn ich mir die Bedeutung des Amendements klar mache, so glaube ih, daß die Wirkung desselben keine so wesentliche sein wird, daß man um deswillen das Geseß in Frage zu stellen genöthigt ist. Es handelt {sich hier darum, ob einmal gelegentliÞh der Aus- übung der Jagd ein Vogel geschossen werden darf. Das ist etwas ganz Anderes, als wenn man das Fangsen mit Negen und anderen Fanggeräthen zuläßt, wodurch eine Massenvertilgung er- mögliht wird, die allerdings den Zweck des Gesehes auf das Er- heblihste beeinträhtigen würde. Aus diesem Grunde glaube ih, da es sih hier allerdings um eine Restriktion, aber um eine Restriktion von untergeordneter Bedeutung handelt, daß der Bundesrath kein Be- denken tragen wird, \ofecn der Reichstag dem Amendement Dr. Baum- bach beitreten sollte, auch seinerseits seine Zustimmung zu ertheilen.

Der §. 2 wird nach dem Antrag Baumbach angenomuren, ebenso die 88. 3 und 4 unverändert.

Zu §. 5 [Gan der Antrag Baumbach den Zusaß vor, daß Vögel, welche dem jagdbaren Feder- und Haarwild und deren Brut nahstellen, nah Maßgabe landesgeseßlicher Bestimmungen von den Jagd- und Fischereiberechtigten und deren Beauftragten getödtet werden dürfen. : : L:

Abg. Keller: Jn verschiedenen Landestheilen hätten zur Zeit der Reife in den Weinbergen außer den Eigenthümern nur öffentlihe Schußbeamte (Forst- und Waldhüter, Flur- shüßen 2c.) den Zutritt zu den Weinbergen; es müßten also auch diese befugt sein, shadenbringende Vögel abzuschießen.

Abg. Hermes: Dieser Kategorie gehören der Storch, der Eisvogel und die Wasseramsel an, welche einmal dem jagd- baren Wild und der Fischerei nachtheilig werden könnten. Fn diesem Falle solle es den Eigenthümern oder den Fischerei- und Jagdberechtigten gestattet sein, diese Vögel zu tödten.

Kommissar Geheimer Ober-Regierungs-Rath Thiel : Der Antrag habe gewisse Bedenken gegen sich. Aus der g der deveS iftenden Vögel seien hier einzelne ber riffen, die zu tödten den Eigenthümern, Jagd- oder Fischereiberehtigten erlaubt sein solle. Es sei mindestens zweifelhaft, ob es zweckmäßig sei, eine solche besondere Erlaubniß zu haben. Denn {hon nah der Vorlage könne in den Fällen, wo solhe Schäden vorkommen, von den Behörden eine Er- laubniß zur Tödtung gegeben werden, und die Behörden werden sie nicht versagen, wenn ein besonderer Schaden nach- weisbar sei. Es sei immerhin zu befürchten, daß die Jagd sich auch auf manche harmlose Vögel richten würde unter dem Vorwand, daß sie der Jagd oder Fischerei \hädlich seien. Sollte die von dem Abg. aA vorgeschlagene Fassung

so würde sih jedenfalls

empfehlen, das Amendement Keller in denselben aufzunehmen.

Abg. von Mirbach: Die Frage stehe in Verbindung mit

triptionsliste, welche auf einem Kompromiß beruhe;

er bitte, um das Gesey nicht zu gefährden, den Antrag Baum- bah anzunehmen. ;

Der §. 5 wird mit demselben und dem Zusay Keller an- genommen. / :

Die 8. 6 und 7 enthalten die Strafbestimmungen ae die Uebertretung des Geseßes, wonach neben der Geld- oder Haststrafe auch auf die Einziehung der verbotswidrig in Besiß ae feilgebotenen oder ocl Vögel, Nester, Eier, owie e Einziehung der beim Vogelfang 2c. benußten Werk- zeuge erkannt werden kann, ohne Unterschied, ob die einzu- ziehenden Gegenstände dem Verurtheilten [M oder nicht.

Abg. Baumbach beantragt dazu den Zusaß, daß auf die bezeichneten Maßnahmen auch dann selbständig erkannt werden könne, wenn die Verfolgung einer bestimmten Person nicht

ausführbar ist.

Berlin, Sonnabend, den 25. Februar

Abg. Meyer (Halle) fragt, ob der Zusag nicht überflüssig sei, da doch unzweifelhaft da, wo décr Thäter nicht ermittelt werde, die Konfiskation des konfiskabeln Geräthes zulässig sei.

_Abg. von ODerzen: Der Zusaß sei beantragt, um jedes Mißverständniß au bezügli der einzuziehenden Gegenstände, welche dem Thäter niht gehören, auszus&ließen, sowie mit Rücksicht darauf, daß es bei dieser Art von Vergehen un- gemein {wer sei, den Thäter zu ermitteln.

Geheimer Ober-Regierungs-Rath Lenthe hält den Zusaß für eine Verbesserung des Geseßes und glaubt, die Annahme desselben Seitens der Regierungen in Aussicht stellen zu können.

Die 8. 6 und 7 werden mit dem Zusaß angenommen.

Der 8. 8 enthält das Verzeichniß derjenigen Vögel, welche nit unter das Geseß fallen sollen, darin zunächst die nah Maßgabe der Landesgeseße jagdbaren Vögel. Abg. Meyer (Halle) beantragt, von den jagdbaren Vögeln die Wachtel auszunehmen, sie also dem Schuß des Geseßes zu unterstellen.

Abg. Meyer (Halle): Man habe alle Veranlassung, si der Wachtel besonders anzunehmen, weil ihr Bestand in bedenklichem Rückgang begriffen sei.

Abg. Fürst Haßfeldt: Troy seiner eigenen Vorliebe für den Wachtelschlag könne er den Antrag materiell nicht für be- gründet erahten. Die Wachtel habe nit in dem behaupteten Maß abgenommen. Wenn man sie auch s{hüße, so werde sie doch während des ganzen Winters geschossen und gefangen. Dur den Antrag würde man in die Partikulargesezgebung der Einzelstaaten eingreifen.

Geh. Ober-Regierungsrath Thiel : Der Abg. Meyer wolle die Wathtel absolut schüßen. Aber nach dem beantragten Amendement solle sie nur vor Schluß des Septembers nicht getödtet werden. Es würde also lediglich auf eine Schonzeit von 4 Tagen hin- auslaufen. Und das sei der Mühe nicht werth. Wenn die Wadhtel absolut geshügt werden sollte, so würde ein neues Prinzip in das Geseh hineingebraht werden, daë Bedenken erregen würde.

Abg. Meyer (Halle) zieht mit Rüsicht auf die Erklärung des Regierungsvertreters seinen Antrag zurück, behält ih aber vor, ihn in der dritten Lesung wieder einzubringen.

Ferner werden 17 Vogelarten aufgezählt, die als s{häd- lih von dem Gese ausgenommen werden sollen. Auf Antrag der Abgg. Baumbach und Genossen werden aus diesem Ver- n die Eisvögel, Störhe uud Flußseeshwalben ge- trichen. -

Nach der Vorlage soll der in der bisher üblichen Weise betriebene Krammetsvogelfang durch die Vorschriften dieses Gesetzes nicht berührt werden.

Baumbach und Genossen beantragen, den Krammetsvogel- fang auf die Zeit vom 21. September bis 31. Dezember zu beschränken und ferner die Berechtigten, welche in Ausübung des Krammetsvogelfanges geshüßte Vögel unbeabsichtigt mit- fangen, s\traflos zu lassen. -— Abg. Meyer (Halle) beantragt, statt „21. September“ zu seßen „1. Oktober“.

Abg. Meyer (Halle): Prinzipiell sei er für die Streichung des ganzen Absazes über den Krammetsvogelfang; eventuell wolle er den Fang erst am 1. Oktober beginnen lassen, dann hätten die Krammetsvögel wenigstens noch 10 Tage länger Beit, si freiwillig zu expatriiren und dem Fang zu entgehen. Mit der Streichung der Vorschrift über den Krammetsvogel- fang stehe und falle der kulturelle Werth dieses Gesehes. Der Mensh müsse die Vögel s{chüßgen, weil sie ihn in seinen wirthschaftlihen Unternehmungen unterstüßten. Jm Vogel- \{huy könne man eher zu weit gehen, als niht weit genug.

T Ar Obexr-Regierung-Rath Thiel: Der Nachweis einer bedeutenden ite der Krammetsvögel sei nicht ge- führt worden. Statisti)he Erhebungen in einigen Revieren bewiesen eher das Gegentheil. Die Zahl der Nichtkrammets. vögel, die gelegentlih des Dohnenstiegs gefangen werde, betrage nur 4 Proz., sei also verhältnißmäßig gering.

Abg. Hermes: Hr. Meyer gehe von dex irrigen Voraus- ps aus, daß eine Abnahme der Krammetsvögel konstatirt

ei. Sei dies durch die Erfahrung widerlegt, so sei nicht ein- zusehen, warum man Anderen überlassen solle, den Krammets- vogel zu fangen und zu essen, der für uns vorhanden sei. Wollte man den Fang bis zum 1. Oktober hinausschieben, so würde namentlich in den östlihen Bezirken das Resultat des Fanges ein minimales sein. Er bitte deshalb, bei dem Antrag Baumbach stehen zu bleiben.

Dex Antrag Meyer wird abgelehnt und die Bestimmung über den Krammetsvogelfang mit der von Baumbach vor- geshlagenen Aenderung angenommen.

Auf den Vorschlag des Abg. Keller (Württemberg) und unter Zustimmung des Staatssekretärs von Boetticher wird als Geltungstermin dieses Geseßes der 1. Juli 1888 festgeseßt.

Das Haus wendet \ih darauf zur Berathung folgender Resolution: den Bundesrath zu ersuchen, möglichst bald auf Grund vorstehenden Reich3geseßes internationale Verträge zum Schuge der nüßlihen Vögel abschließen und hierbei thun- lichst berüsihtigen zu wollen, daß die festzuseßenden Schon- N gemäß dem Verweilen der Vögel in den verschiedenen

ändern geregelt werden.

Abg. Fry: von Neurath empfichlt als N anregen die Annahme dieser Resolution in der dritten ung, an könne Mitte März vom Wildprethändler Scnepfen aufen, also zu einer Zeit, wo sie bei uns nicht geschossen werden dürfen. Woher kämen sie? Aus Jtalien, wo sie Ln aufträten. Es müßten also die Schonzeiten in den verschiedenen Ländern nah dem Verweilen der Vögel verschieden geregelt werden.

Staatssekretär von Boetticher:

Meine Herren! Jch halte eigentli cic Resolution für über- flüssig, denn die verbündeten Regierungen sind ja ohnedies auf diesem Gebiete bestrebt gewesen, zu internationalen Abmachungen zu kommen. Die Vorlegung gerade des Geseßentwurfs, den wir soeben durch- berathen haben, it damit motivirt, wie Sie aus der Begründung ersehen können, daß es für uns darauf ankommt, eine geseßlihe Grundlage in Deutschland zu haben, um demnächst mit besserem Erfolg auf inter- nationalem Wege zu gemeinsamen Maßnahmen zu gelangen.

Also einer Anregung, wie sie dur diese Resolution gegeben werden soll, bedarf es bei den verbündeten Regierungen nicht mehr; sie sind davon durchdrungen, daß, wenn man auf diesem Gebiet etwas Wirksames leisten will, man zu' internationalen Vereinbarungen

1888,

fommen muß. Sie werden also in ihren Bestrebungen nicht nach- lassen und ‘werden ihre Bemühungen darauf richten, daß der Vogel- \{chuy wirklich ein internationaler wird.

Wenn gleichzeitig dabei in der Resolution der Wunsch ausge- \sprochen ist, daß die festzuseßenden Schonzeiten gemäß dem Verweilen der Vögel in den verschiedenen Ländern geregelt werden mögen, so ist das, glaube ich, auch etwas ganz Selbstverständliches. Man würde irrationell handeln, wenn man Vereinbarungen treffen wollte, bei denen man eine solche Regelung nah dem natürlihen Verhalten der Vögel unterlassen wollte.

Also, meine Herren, ich glaube, die Resolution ist entbehrlich: wenn aber der Reichstag gleihwohl seinem innern Drange Luft schaffen will, um auch scinerseits das Bestreben der verbündeten Regierungen zu unterstützen, so habe ih meinerseits auch dagegen nichts zu erinnern, daß die Resolution angenommen wird. i ;

au die Resolution wird in dritter Lesung abgestimmt werden.

Es folgt die Berathung mehrerer Petitionen wegen Herbei- führung gesezliher Mittel zur Bekämpfung der Trunksucht. Schon am 28. März v. J. hat der Staatssekretär von Boetticher die Erklärung abgegeben, daß nach einer angestellten Enquete die Zahl der Branntweinverkaufsstätten abgenommen habe; die Frage, ob eine Korrektur der Gesezgebung angezeigt sei, sei den verbündeten Regierungen vorgelegt worden; man dürfe erwarten, daß nah Ablauf einiger Monate die Aeußerungen der Regierungen eingegangen sein werden. Mit Rücksicht auf diese von einem Kommissarius jeßt wiederholte Erklärung beantragt die Kommission, die Petition dem Reichskanzler als Material für die Geseßzgebung zu überweisen.

Abg. Struckmann: Er möchte die verbündeten Regierungen ersuchen, ihre geseßgeberischen Vorschläge nicht wie bisher auf einzelne Materien zu beschränken, sei es auf das Gebiet des Kriminalrechts, sei es auf das der Gewerbeordnung, sondern die Sache einheitlich zu regeln, wie es in Schweden, Holland, Oesterreich und in den Vereinigten Staaten geschehen sei. Die Geseßzgebung müsse zunächst vorbeugend zu Werke gehen in Der Fonwssionitund der Schankstätten. Die bisherige Ein- schränkung der Konzessionen auf Grund der Bedürfnißfrage sei in den Händen der Polizei meist zu subjektiv und ver- \chiedenartig erfolgt. Diejenigen Schankstätten , welche die Konzession erhielten, erwürben damit mit der Zeit gewisser- maßen ein Realreht. Denn es sei außerordentlich s{wer, wenn das Bedürfniß niht mehr vorhanden sei, Jemandem die Konzession zu versagen. Seitdem man mit der Konzessio- nirung strenger verfahre, seien auch die Preise der Gastwirth- schaften unverhältnißmäßig in die Höhe gegangen. Die Zahl der Schänken müßte nah der Einwohnerzahl festgestellt und an eine persönliche Abgabe geknüpft werden. Vielleicht könnte auch nah dem Gothenburger System für beshränke Zeit eine Konzession ertheilt und die gemeinnüßigen Gesellschaften oder die Kommunen dabei berücksichtigt werden. Dann wäre auf dem Gebiet des Strafrechts zu erwägen, ob nicht die Trunken- bolde, die noch niht eine Armenunterstüßung bekommen hätten denn in diesem Falle könnten sie schon jeßt in ein Arbeitshaus gebraht werden einfach unter Kuratel gestellt werden könnten.

Abg. Schrader : Leider gehe bei uns der Kampf gegen die Trunksucht nur von den wohlhabenden Klassen aus, und nit von denjenigen Klassen, die am meisten darunter zu leiden hätten, vor Allem nicht von den am meisten interessirten Frauen, wie es anderwärts geschehe. Es wäre sehr zu über- legen, ob niht die Konzessionsertheilung in die Hände der Kommune gelegt werden könnte. Jn England müßten die Bewerber persönli erscheinen und erhielten die Konzession nur, wenn Einwendungen Seitens der Gemeindemitglieder nit erhoben würden. Das sei das beste Mittel, um un- geeignete Elemente fernzuhalten. Die Normirung der Schänken- zahl nah der S scheine ihm unthunlih. Es müßten doch die lokalen Verhältnisse, wie die Lage und Aus- Sena des Ortes, der Fremdenverkehr u. \. w. berücksichtigt werden.

Das Haus beschloß nach dem Antrage der Kommission.

Von mehrexen Schlosserinnungen wird in Petitionen die Aenderung des §. 369 des Strafgeseßbuchs beantragt, wona Schlosser ohne obrigkeitliche Anweisung oder ohne Genehmi: gung des Hausbesizers bezw. seines Stellvertreters oder des Wohnungsinhabers Schlüssel niht anfertigen und Schlösser nicht öffnen dürfen; es soll nah den Petitionen 1) der Ver- kauf und das Einpassen von Schlüsseln nur den Jnnungs- \{lo}sern gestattet jein, oder 2) der 8. 369 niht nur gegen Schlosser, sondern gegen Jedermann Anwendung finden. Die Kommission beantragt, über das Petitum ad 1 zur Tages- ordnung überzugehen, das Petitum ad 2 dem Reichskanzler zur Berücksichtigung bei einer in Aussicht genommenen Revision des Reichs-Strafgeseßbuhs zu überweisen. i

Abg. Ackermann beantragt, die Worte „bei einer in Aus- Pin nehmenden Revision des Reichsstrafgeseßbbuhs“ zu

reichen.

Abg. Meyer-Halle mat darauf aufmerksam, daß dieser Vorschlag eine sehr große Tragweite habe, und es deshalb nicht weckmäßig sei, bei dem so shleht besezten Hause darüber zu

erathen und abzustimmen. Ér beantragt deshalb, den Gegen- stand von der Tagesordnung Cari e j

Das Haus {ließt sih diesem Vorschlage an.

Darauf wird eine Reihe von Petitionen als ungeeignet zur Verhandlung im Plenum erklärt.

Schluß 33/, Uhr. Nächste Sizung Sonnabend 1 Uhr.