1908 / 139 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Jun 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Geheimen Oberregierungsrat und vortragenden Rat im Ministerium der öffentlihen Arbeiten Kindermann zum Präsidenten der Königlichen Eisenbahndirektion in Erfurt und den Regierungsrat Dr. Polenz, Mitglied der Königlichen Eisenbahndirektion in Berlin, zum Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten zu ernennen.

In Würdigung der hohen Bedeutung, welhe das Feuerlöshwesen für das Wohl des Staates gewonnen hat, in Anerkennung ferner der Verdienste, welche die innerhalb des Staatsgebietes bestehenden Feuer- wehren fich erworben haben, endlich zum Anjsporne für weitere treue Dienste will Jh für vorwurfsfreie f und verdienstvolle Betätigung im Feuerlöschdienst ein Erinnerungszeichen stiften. Ueber die Form dieses Abzeichens und über die näheren Bestimmungen der Verleihung hat Mir der Minister des Jnnern weitere Vorschläge zu unter- breiten. Neues Palais, den 15. Juni 1908. WilhelmR. von Moltke.

An den Minister des Jnnern.

Finanzministerium.

Der Landrentmeister Woyhka aus Koblenz ist zum Regierungskasseninspektor bei der Regierung in Arnsberg er- nannt worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Kapellmeister Arno Schüße in Bochum ist der Titel Königlicher Musikdirektor verliehen worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

BEtrannttma Gun I. Die am 1. Juli 1908 fälligen Zinsscheine der preußishen Staatsshuld und der Reihsschuld werden vom 22. Juni ab eingelöst : durch die Staatsschuldentilgungskasse in Berlin W. 8, Taubenstraße 29, L durch die . Königliche Seehandlung (Preußische Staatsbank) in Berlin W. 56, Markgrafenstraße 46a, : dur die Preußische Zentralgenossenschaftskasse in Berlin C. 2, am Zeughause 2, i i A / durch die Reichsbankhauptkasse in Berlin W. 56, Jäger- straße 34, sämtlihe Reichsbankhaupt- und Reichs- bankstellen und sämtlihe mit Kasseneinrichtung versehene NReichsbanknebenstellen, i Z : durch sämtlihe preußishe Regierungshauptkassen, Kreis- fassen und hauptamilih verwaltete Forstkassen, durch die preußishen Oberzollkassen, : durch sämtliche preußische Hollkassen, sofern die vorhandenen Barmittel die Einlösung gestatten, sowie : dur diejenigen Oberpostkassen, an deren Siß sich keine Neichsbankanstalt befindet. : Die Zinsscheine können in Preußen auch vom 22. Juni ab allgemein ftatt baren Geldes in Zahlung gegeben werden

bei allen hauptamtlih verwalteten staatlihen Kassen, mit Aus- |

nahme der Kassen der Staatseisenbahnverwaltung, sowie -bei Entrichtung der durch die Gemeinden zur Hebung ge- langenden direkten Staatssteuern. Ermächtigt, aber nicht ver- pflichtet zur Annahme an Zahlungsstait sind die Neichspost-

treff

anstalten.

Die Zinsscheine E i Kassen, A A j ordnet, mit einem Verzeichnisse vorzulegen, in welhem | E E T N E tücfzahl und Betrag für “eben Wertabschnitt, Gesamtsumme Wirkliche Oberkonsistorialrat Moeller, nah Eisenach; sowie Namen und Wohnung des Einlieferers angegeben sind. : “dei * Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, Wirkliche Geheime A | Oberregierungsrat Dr. Wever, nah der Schweiz. deren Wert leiht zu übersehen und festzustellen ist. Formulare ;

Von der Vorlegung eines Verzeichnisses wird abgesehen, wenn es sih um eine geringe Anzahl von Zinsscheinen handelt,

zu den Verzeichnissen werden bei den beteiligten Kassen vor-

rätig gehalten und nah Bedarf unentgeltlich verabfolgt.

Weniger geshäftskundigen Personen wird auf Wunsch von den Kassenbeamten bei Aufstellung der Verzeichnisse bereitwilligft Hilfe geleijtet werden. i A

TI. Die Zahlung der am 1. Juli 1908 fälligen

Zinsen der in das Preußische Staatsshuldbuch |

und in das Neichs\huldbuh eingetragenen Forde- rungen erfolgt im Wege der Zusendung durch die Post

und im Wege der Gutschrift auf den RNeichsbank- | girokonten der Empfangsberechtigten zwischen dem 17. Juni |

Staatssculden- | präsidenten der Provinz Brandenburg von Trott zu Solz, des

und 8. Juli; die Barzahlung bei der i l tilgungskasse und der Reichsbankhauptfkasse in Berlin beginnt am 17. Juni, bei allen anderen Zahlstellen am 24. Juni.

TTII. Die Staatsschuldentilgungskasse ist am 29. Juni

für das Publikum geschlossen, während sie am 30. Juni ;

von 11 bis 1 Uhr und an den übrigen Werktagen von 9 bis 1 Uhr geöffnet ift. / Berlin, den 9. Juni 1908. _ : Hauptverwaltung der Staatsschulden und Reichsshuldenverwaltung. Mücke.

Ee E D für die 54. Sißung des Bezirkseisenbahnrats für die Direktion8bezirke Hannover und Münster am 24. Juni 1908 in Münster i. W.

1) Feststellung der Anwesenden und Bildurg des Bureaus. 2) Aenderurg in der Zusammenseßung des Bezirk8eisenbahnrats. 3) Neuwahl des Vo1sißzenden. 4) Wahl eines Mitgliedes des ständigen Aus\hufses. 5) Mitteilungen der Königlichen Eisenbahndir«ekt'onen. a. Aenderungen in den Bezirken. b. Berufung des ständ’gen Aus\chufses. i ; c. Die wesentli§%en seit der leßten Sihung in den Bezirken der Könialichen Eisenbahndirektionen Hannover und Münster i. W. in Kraft: getretenen Aenderungen und Erleichterungen im Personen- und Güterverkehre. d. Mitteilungen, betreffend das infolge der leßtrn Beschlüsse des Bezirks-ifenbahnrats eisenbahnseitiz Geschehene. 6) Vermehrung ter Z:bl dec Mitglieder des Ausshufses. 7) Zusanmensteliba:e Fah \heirhefte für einfahe Fahrt.

c

8) Vorlage der Eisenbahndirektion Hannover, bes end:

1. Allgemeine Ermäßigung der Frachten für Vieh dur weitere Herabsehnn der tafel bei Enifernungen über 300 km; 2. Ausdehnung des Zuchtviehtarifs auf sämtlihes Vieh aus- [Gl rde, das von den Stationen an und östlich der Linie Neustadt i. Wefipr.—Karthaus— Konitz —Grnesen mit Ausnahme der russishen Grenzübergangsstationen von Gydtkuhnen bis Alerandrowo nah den übrigen Stationen der Preuß.-Hessishen Staattbahnen versandt wird; 3. Ermäßigung der Ftachten für Magervieh von Ostpreußen, insbesondere nach sen und Schleswig-Holstein. 9) Vorlage der Königlichen Eisenbahndirektion Haanover, betreffend Frachtermäßigung für Kalksteine von Lüneburg nah

änischbu"g. Dänischbu-g der Station Peine als Versandstation in den

Ausnahmetarif 51 für Wegeba u8nahmeta 1 fur u. 11) Beratung der eisenbahnseitig für den Winterfahrplan 1908/1909 in Ausficht genommenen Aenderungen. 12) Einlegung eines Eilzugpaares auf der Strecke Cöln Hannover. 13) Weiterführung des Schnellzugpaares 79 und 66 (Cöln— Hagen) über Altenbeken nach Hannover—Berlin und nah Caffel. G 14) Verbesserung der Zugverbindungen auf der Strecke Rheine— mden. S 15) Anschluß an den 641 nah dem Berzishen Lande. 16 Einlegurg n E imavaaees auf der Strecke Herford— Altenbeken—Warburg. L Í H n Anga eines Eilzuges auf der Strecke Münfter— snabrüd. 18) Zeit und Ort der näthsten Sißung. Hannover, den 10. Junt 1908. : Königliche Eisenbahndirektion. Wesener.

Bekanntmachung.

D E 4 MuseBes vom 10. April 1872 (Geseßsamml. S. 357) fin annt g ; L 1) Allerhöchîte Erlaß vom 23. März 1908, betreffend die Genebmigung des I. Nachtrags zur Oftpreußishen Landschafisordnung vom 7. Dezember 1891, durch die Amtsblätter der Königlichen Regierung zu Königeberg Nr. 15 S. 146, aus- gegeben am 9. April 1908, | der Königlichen Regieruyrg zu Gumbinnen Nr. 16 S. 109, aus- i gegeben am 15. April 1908, N der Königlichen Regierung zu Allenstein Nr. 16 S. 123, aus- gegeben am 15. April 1908, und. der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 19 S. 164, ausgegeben am 7. Mai 1908; L : 2) der Allerhöhste Grlaß vom 23. März 1908, betreffend die Genehmigung des IT. Nalhtrags zur Landschaftsordnung, des IV. Nat- trags zu den Abshäßungsarundsäßen der Oftpreußishen Landschaft und des L a toas n Statut der Bank der Ostpreußischen Land- aft, durch die Amté er : J (Ga der Königlihen Regierung zu Königsberg Nr. 18 S. 178, ausgegeben am 30. April 1908, der Königlichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 19 S. 138, auê- gegeben am 6. Mat 1908, : der Königlichen Regierung zu Allenstein Nr. 17 S. 139, aus- gegeben am 23. April 1908, und / - der Königlichen Regierung zu Marienwerd:r Nr. 18 S. 143, aus- gegeben am 30. Aprik 1908; : i 3) der Allerhöchste Erlaß vom 21. April 1908, betreffend die Verleihung / des Enteignungsrechts an Kleinbahn Bremervörde— Osterbolz, Gesellschaft mit beshränkter Haftung zu Bremervörde, für die Anlage einer Kleinbahn von Bremervörde über Worpswede nah Osterholz, burch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stade Nr. 20 S. 121, au8gegebez am 5. Mai 1908; : Hder Allerhöchste Erlaß vom 24. April 1903, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an den Kreis Mörs für die Anlage einer Kleinbahn von Scha-ephuyfen nach Kamy, dur das Amtsblatt der Könialihen Regierung zu Düsseldorf Nr. 21 S. 223, ausgegeben am 23. Mai 1908.

- Abgereift:

Seine Exzellenz der Präsident des Evangelishen Ober- firhenrats, Wirkliche Geheime Rat D. Voigts, und der

der Unterstaatssekretär im Ministerium der geistlichen,

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen Berlin, 15. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten vorgestern nahmittag im Bes Königlichen Schlosse den gemeirsamen Vortrag des Ministers des Jnnern von Moltke, des Ministers für Handel und Gewerbe Delbrück, des Ober-

Polizeipräsidenten von Berlin von Stubenrauch und des Ver- treters des Chefs des Zivilkabinetts, Geheimen Regierungsrats von Eisenhart-Rothe, sodann den Vortrag des Chefs des Marinekabinett3, Vizeadmirals von Müller und empfingen den Oberbürgermeister von Berlin Kirschner.

Neues Palais bei Potsdam, 15. Juni. Dre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin besuchten heute morgen, „W. T. B.“ zufolge, das Mausoleum und legten einen Kranz am Sarkophag weiland Seiner Majestät des Kaisers Friedrich nieder. Um 10 Uhr empfing Seine Majestät im-Neuen Palais das Staatsministerium mit dem Ministerpräsidenten, Reichskanzler Fürsten von Bülow

höchstseines Regierungsantrittes.

an der Spitze und hierauf das Hauptquartier mit dem General- feldmarshall von Hahnke an der Spiße zur Entgegennahme der Glückwünsche anläßlih des zwanzigsten Jahrestages Aller-

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Justiz- wesen und für Handel und Verkehr hielten heute eine Sißung.

Das Königliche Staatsministerium trat unter dem Vorsitz seines Präsidenten Fürsten von Bülow gestern zu einer

Jm Rechnungsjahr 1907 sind, nah dem „Zentralblait für das Deutsche Reich“, folgende Einnahmen des Reichs an Zöllen, Steuern und Gebühren nah aug Dee Ausfuhr- vergütungen usw., sowie Einnahmen der RNeichs-Poft- und Telegraphen verwaltung und der Reichseisen- bahnverwaltung zur Anshreibung gelangt:

Zölle 683 778 667 A6 (gegen das Vorjahr + 91 247 172 4), Tabaksteuer 11 600738 # (+ 644350 A), Zigaretten- steuer 15215554 (+ 4158893 H), ucersteuer 149 592 122 6 (+ 6710231 A6), Salzsteuer 58 823 949 46 (+ 1586 192 M), Branntweinsteuer: a. Maischbottichsteuer 18 396 660 S6 (+ 1 897 624 A6), b. Verbrauhsabgabe und Zuschlag 129822672 Æ (+ 2511945 #), c. Brenn- steuer 2606 361 M (— 983656 H), Schaummweinsteuer 5 812179 M (+ 292811 A), Brausteuer 56 340 926 46 (+— 3120395 A6), Uebergangsabgabe von Bier 5 310502 (-- 482 254 6), Spielkartenstempel 1 898 403 #6 (+ 66-941 M), Wechselstempelsteuer 17 337 792 M (+ 1571 790 F), Reichs- stempelabgaben : T. Ueberweisungssteuern: A. von Wertpapieren 24 354 977 M (— 16 218 420 A6), B. von Kauf- und sonstigen Anschaffungsgeschäften 9 312298 H (— 7 248133 H), C. von Lotterielosen : a. für Staatslotterien 32067 597 f (+ 692401 M), b. für Privatlotterien 9828 992 (+ 3948 029 S6), IT. Reichseigene Steuern: A. von Fraht- urkunden 16 036611 F (+ 4021 870 A6), B. von Personen- fahrkarten 19575 601 Æ (+ 7772005 M), C. von Er- laubnisfarten für Kraftfahrzeuge 1599 255 4 (+ 391 427 M), D. von Vergütungen an Mitglieder von Auffichtsräten 4 211 692 M (+ 1 760 893 S), Erbshaftssteuer 26 264 244 M (+ 22065665 F), Statistishe Gebühr 1541 723 (— 85448 M6), Reichs - Post- und cs 597 165 056 A6 (+ 32 467 980 A6), Reichseisenbahnverwaltung 121 536 834 M (+ 3911 007 M). E E Die zur Reichskasse gelangte Jsteinnahme abzüglich der Äusfilienérgütlgen usw. und der Verwaltungskosten be- trägt bei den nahbezeihneten Einnahmen: Zölle 644 745 064 + 87 699 260,16), Tabaksteuer 10 962 574 M (+ 1 006 034 4), igarettensteuer 12679908 (+ 5992865 F), Zudcker- steuer 138365434 #& (— 38833 #4), Salzsteuer 57 843 694 A6 (+ 1 999 631 S6), Branntweinsteuer : a. Maisch: bottichsteuer 12968 138 # (+ 1532041 H), b. Verbrauchs- abgabe und Zuschiag 110 320 115 s (+ 7 251 230 M), c. Brenn- steuer 2606 361 #4 (— 983656 #4), Schaumweinsteuer 5 356 733 #6 (+ 286 780 A6), Brausteuer und Uebergangs- abgabe von Bier 53 771 874 #6 (+ 7 611 751,16), Spielfarten- stempel 1795953 (+ 82621 4), Wecselstempelsteuer 17 337792 M (+ 2313115 6), Reichsstempelabgaben : I. Ueberweisungssteuern: A. von Wertpapieren 23 867 877 M (— 15893 318 #6), B. von Kauf- und fonstigen Anschaffungs- geschäften 9 122221 #4 (— 71017609 46), C. von Lotterie- lojen: a. für Staatsl[otterien 32 067 597 F (+ 692 401 A6), b. für Privatlottecien 9687 685 A (+ 3924341 4), II. Neichseigene Steuern: A. von Frahturkunden 15 715 879 (+ 3941 433 M), B. von Personenfahrkarten 19 184 089 H (+ 7 621 142 A6), C. von Erlaubnisfarten für Kraftfahrzeuge 1567 270 A6 (+ 383 599 A6), D. von Vergütungen an Mit- glieder von Auffichtsräten 4 127 458 M (+ 1725 675 H), ÉErbschaftissteuer 26 264 244 A (+ 22 065 665 F6), Statistische Gebühr 1 508441 M (+ 176 638 M6).

Der Ministec der öffenilihen Arbeiten hat in Anerkennung der im Prüfungsjahre 1907 bei der Ablegung der zweiten Sauptprüfung für den preußishen Staatsdienst im Baufache bekundeten tüchtigen Kenntnisse und Leistungen den Regierungs- baumeistern Martin Steinbrink, Friedrih Hoßfeld, Dr.-JFng. Max Schinkel, Hugo Christfreund und Werner Usbeck Prämien von je 1800 #& zur Ausführung von Studienreisen bewilligt.

Der Präsident des Reichsversiherungsamits , Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Kaufmann ist mit Urlaub nah Süddeutschland und der Rheinprovinz abgereist.

Der Dirigent im Reichsamt für die Verwaltung der Neichseisenbahnen, Wirklihe Geheime Oberregierungsrat Gloeckner is mit Urlaub nah Süddeutschland abgereist.

Der fcanzösishe Botschafter Jules Cambon hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Botschaftsrat Baron de Berckheim die Geschäfte der Botschaft.

Der Regierungsossessor Dr. Simon in Waldenburg ilt dem Königlihen Oberpräsidium in Breslau zur weiteren dienstlihen Verwendung überwiesen worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Jltis“ vorgestern in Kiukiang eingetroffen und geht morgen na Hankau in See.

S. M. S. eingetroffen. i E E

S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ ist am 12. Juni in Kong- moon eingetroffen, vorgestern nah Macao in See gegangen, am gleichen Tage dort eingetroffen und geht heute weiter na Canton.

„Loreley“ ist am 12. Juni in Saloniki

Oesterreich-Ungarn.

Im österreihishen Abgeordnetenhause wurde vor

gestern die Beratung des Budgets fortgeseßt. Im Laufe der Debatte e:klärte der Abz. Or. H Wellen hof, laut Bericht des „W. T. B.“, daß die Erledigung der Wahrmundaffäre den Holhschulen selbs im Einvernebmen mit der Unterrihtsverwaltung vorbehalten bleiben müsse. Die Autonomie der Hohs(ulen dürfe in keiner Weise eingeshränkt werden. Die deutsh-freiheitlihen Abgeordneten seien während der ganzen An- gelegenheit immer für die Freiheit der Wissenschaft und Forschung nahdrüdcklichst eingetreten und würden dies auch in Z-kunft tun, aller- dings niht in dem Sirne, daß der Unterrichtsminister zu beseitigen sei. Der Abg. Dr. Mayer brachte den Protest der Majorität der Innsbcucker Ur:vetsitätejugend gegen die Sistierung der Vorlefungen vor und foaftatierte, daß es in der Wahrmundaffäre in der riftli sozialen Partei absolut keine Spaltung gebe. Er bestrittt aufs BEN schiedenste, daß es ibr um einen Kampf gegen die Freibeit der Wiffen schaft oder gege» die Autonomie der Ho4schulen zu tun sei. Der Redner erklärte, wenn P.ofefsor Wahrmund felbst ei: e Disziplinaruntersuhuns verlangt bätte, oder wenn der Senat der Universität in erster ode

ofmann von

Sigzung zusammen.

das Unterrihtsministerium in zweiter Instanz die Disziplknarunter- suhung gegen ihn eingeleitet hätte, dann wäre die Wahrmund-

eine politishe Angelegenheit geworden, sondern

niemals worden. Seitdem diese

fáre aus der Welt geschafft eda L tige Maßnahme unterblieben sei, zeige die Re- 8 ne zweideutige Haltung, die seine Partei zur eun orsiht gegen die Uniterrihteverwaltung veranlasse bis zur V ltigen Regelung dieser Angelegenheit, die niht mehr lange auf P arten laffen könne. Der Redner erwähnte ferner, daß die Ì foriscée Täâtigkcit Wahrmunds auch von der reihsdeutshen frei- p en Presse auf das \härfste verurteilt worden fei. Die Stellung E Partei sei einfa dadur gegeben, ob die Regierung ihre Ver- chungen halte oder nicht. Dann trat der Redner entschieden für volle Gleihéerechtigung der fkatholishen Studentenschaft ein und ! ° davor, den Kulturkampf aufzurollen.

Hierauf wurde die Sißung geschlossen. Großbritannien und Frlanud.

König und die Königin sind, „W. T. B.“ zufolge, ea racmitiag von ihrer Reise nah Rußland wieder in london eingetroffen.

Frankreich,

Der Nationalrat der vereinigten sozialistischen artei hat, nach einer Meldung des „W. T. B.“, gestern Fe Tagesordnung angenommen, die gegen den Besuch des ‘räsidenten Fallières beim Kaiser von Rußland in em Augenbli, wo dessen Regierung die Akte der Unter- ¿dung hâäufe, Protest erhebt. Ja Nachahmung des Bei- jjels der italienishen Sozialisten, die im Jahre 1903 den »suh des russischen Kaisers in Jtalien zu verhinderñ wußten, nd des jüngsten Protestes aus den Reihen der englischen rheiterpartei gegen die Reise König Eduards nah Rußland det der Nationalrat alle Verbände und Organisationen ein, 4 seinem Protest anzuschließen.

Nukßland.

Der Reichsrat verhandelte vorgestern über die Vorlage, treffend den Bau der Amurbahn.

Wie das „W. T. B.“ berichtet, unterstützten der Finanzminister fkowßow und der Ministerpräfident Stolypin die Valage. baterer betonte am Schlusse seiner Nede, die Regierung werde nicht b: die Ablehnung, sondern auch jede Aenderung der von der Duma genommenen Vorl1ge als Mißtrauentvotum gegenüber der Regierung anen.

Der Reichsrat nahm mit großer Stimmenmehrheit die Forlage in der von der Duma genehmigten Fassung an.

Die Ver kehrs- und Budgetkommissionen der uma haben beschlossen, dem Plenum vorzuschlagen, in einer s-bergangsformel zur Beratung der Vorlage, betreffend den au eines zweiten Gleises der S ibirishen Bahn, ¿ vom Verkehrsministerium zugelassene Mehrausgabe für jorarbeiten gesezwidrig zu nennen und den Wunsch auszu- iden, möglichst schleunigst den Kostenanshlag für den Bau ieses zweiten Gleises zu unterbreiten zum Zwecke der obli- torishen Vollendung des Baues der Bahnstrecke Tomsk— crimsfaia zum 14. Januar 1912.

Die Budgetkommission der Duma hat die Be- iung des Etats des Unterrichtsministeriums ab- shlossen und schlägt eine Uebergangsformel vor, in der (gende Punkte betont werden:

Die Notwendiak it der Au8arbeitung von Maßregeln éleunigster Entwicklung des Volksshulw-:fen3 in allen

Reihs, die planmäßige Errichtung einer all von Mittelshulen, die Ausarbeitung eines neuen iversitätsreglements, die Gründung einer Universität zu Zlara'ow, der voliständige Ausbau der Universität zu Tomsk, die Biderherftellung der Universität zu Warschau, die Besserung der aizriellen Lage der Lehrer, die Ergreifung von Maßnahmen zur

eitung einer genügenden Anzahl von Lehrern, die Regelung der bâlter des Ministers und seines Gehilfen, die Reorganisation des finiflterrates unter möglihfter Verringerung der damit verbundenen T und die Ergreifung von Maßregeln zur Förderung des Selbst- tums.

¿wes Teilen genügenden

Spanien.

Der ehemalige Ministerpräsident Marques Vega de rmijo ist, nah einer Meldung des „W. T. B.“, gestern in Madrid gestorben.

_— Der Senat hat in seiner vorgestrigen Sißung einen werordentlihen Kredit von 125 000 Pesetas zur Auf- ‘serung des Gehalts der Konsulatsbeamten in Maroffo und des Soldes der Nifshüßen genehmigt.

Türkei.

Wie die „Frankfurter Zeitung“ meldet, wurde vorgestern at gegen den Plaßkommandanten von Saloniki Nazim Ven von cinem Leutnant ein Anschlag verübt. Der Tat iegen jungtürfishe Motive zu Grunde. Nazim Bey wurde m Vein niht unerheblich verwundet, sein Sekretär 1ft leicht, ne Ordonnanz und ein Posten sind |chwer verlegt. Der ter 1jt entkommen. s

Nach Angabe der Pforte hat ein Bataillon bereits mos verlassen. Die Kriegsschiffe haben, einer Meldung S „K. K. Telegraphen-Korrespondenzbureaus“ zufolge, bis i! eins gleihfalls Befchl erhalten, zurückzukehren. Die

ische Regierung entsendet den zweiten Gesandtschaftssekretär n Konstantinopel Delyannis nah Samos zur Untersuchung r von der Pforte gegen den dortigen griehishen Konsul julumis erhobenen Beschwerden.

Bulgarien.

. Im Bezirke Prilen sind in den leßten Tagen zwei

orfer von serbishen Banden überfallen und ehrere Personen getötet worden. Die „Frankfurter Vung“ meldet hierüber:

Im Bezirke P.-ilen überfiel eine serbisch! Bande das bulgarische “or! Maschiutschishta und tôtete ein-n Mann. Tags darauf überfiel elbe Bande den Begräbniszug des Ermordeten und mate den ‘hrer mit seiner Frau nieder und verwundete einen Mann s{hwer. ‘ne andere Bande drang in das Dorf Sekyrzky in demselben Bezirk p figpte fünf dient Bürger mit, erwürgte sie und zerstückelte

« «Men.

Asien.

Nach einer Meldung der „St. FElerovurger Telegraphen- “ir uf aus Urmia sind in der verflossenen Woche ? Ortschaften, darunter 15 christlihe, ausgeplündert orden, ZAUiG erscheinen in der Stadt Flüchtlinge und ver-

gen vom Gouverneur Schuß. Das russishe Konsulat ist füllt mit Christen aus geplünderten oder von Kurden be- cohten Orten. Ein Ueberfall einiger hundert Kurden auf die Tilihe Ortschaft Arduscha wurde vereitelt. Die Telegraphen- Me ist abermals von Kurden zerstört worden.

Van Das persishe Parlament hat ein Memo- ‘ndum an den Schah entworfen, in dem er, „W. T. B.“ Molge, an seine föniglihen Versprehungen erinnert wird

V in dem die verschiedenen Verfassungsbrüche aufgezählt '

werden. Schließlich ersucht das Memorandum den Schah, mitzuwirken, damit das Vertrauen des Volkes wiederhergestellt

werde. Afrika.

Nachrichten aus Fes vom 9. d. M. berichten, ,W. T. B.“ pilalge, vou dem Erfolg, den Mulay Hafid durch seinen inzug in Fes davongetragen hat, bestätigen aber zugleih au die Gerüchte von seinem Mangel an Geldmitteln. Man spriht davon, daß die im Januar abgeshafften Steuern wieder eingeführt werden sollen. Buchta ben Bagdadi ift in Fes eingetroffen und von Mulay Hafid empfangen worden. Die Unterhaltung zwischen dem Sultan und seinem Heerführer währte zwei Stunden. Aus Casablanca wird gemeldet, daß von lay Hafid abgesandte Agitatoren in Settat und s die ntere Ene Stämme gegen die Franzosen aufreizen.

__ Jn Paris eingetroffene Privatdepeshen aus Tanger be- stätigen, obiger Quelle zufolge, daß eine Mann starke e, die unter dem Befehl Abdul Maliks jüngst ur Verftärkung der Truppen des Sultans Abdul Asis nah

abat abgegangen war, in der Nähe von Alkassar Mulay e zum Sultan ausgerufen hat. Zwei französische

ilitärpersonen, ein Offizier und ein Unteroffizier, die dem unter französishem Schuß stehenden Befehlshaber als Jn- strukteure beigegeben waren, wurden. gefangen genommen, ebenso Abdul Malik selbst, der, als er entfliehen wollte, durch Gewehr- schüsse verwundet wurde. Man befürchtet, daß das Leben der in Alkassar wohnenden Franzosen und französishen Schuß- befohlenen, unter denen sich ein Konsularagent befindet, ge- fährdet ist. Nach einer anderen Meldung sollen mehrere hundert Reiter Mulay Hafids aus Fes in das Lager der Mahalla Abdul Maliks eingedrungen sein und diese gezwungen haben, sich Mulay Hafid zu unterwerfen.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Nachweisung

der Einnahme an Reihsstempelabgabe für Wertpapiere im Rechwnung8monat Mai 1908.

__ Roh- folleinnahme

t LA 1 235 226/20 99 617’—

184 527 90

Wertpapiere

. Inländische Aktien und Interimsscheine . . Ausländische, Aktien und Interimsscheine. . . . Inländiscbe NRenten- und S@Fuldverschreibungen und Interimsscheine außer den unter TV genannten , Inländische, auf den Inhaber lautende und auf Grund ftaatliher Genehmigung ausgegebene Renten- und Schuldverschreibungen der Kom- munalverbände und Koæamunen, der Korpo- rationen ländliher oder fädtisher Grundbesitzer, der Grundkredit- und Hypothekenbanken oder der Eisenbabagesellshaften jowie Interimsscheine V. Renten- und Sghuldverschreibungen und Jn- terimsscheine ausländisher Staaten und Eisen- Ba dage han E L E Ausländishe Renten- und Schuldverschreibungen und Interimss{eine außer den unter ŸY genannten Bergwerks8anteilscheine und Einzahlungen anffolche Genußscheine ¿ o 4 o E

128 295/60

17 978/05

14 965/50 40 587|— 5 015/50

1724212175

VL

VII. VIII.

zusammen: Berlin, den 15. Junt 1908.

Kaiserliches Statistishes Amt. van der Borght.

Die deutschen Aktiengesellshaften im Jahre 1907.

Im Anschluß an die în den „Vierteljahrsheften zur Statistik des Deutschen Reichs“ 1907, Heft 1V, und 1908, Heft 1, veröffentlichte Bestandsftatistik der deutschen Aktiengesellshaften teilt das Kaiserliche Statistisle Amt in dem Heft Il (S. 243 ff.) eine Statistik der Be- stand8- und Kapitalsänderungen der Aktiengesellshzfien mit, die zum ersten Male für das Jahr 1907 aufgestellt ist. Während die bisher von privater Seite veröffentlichten Statiftiken sich auf die Gründungen und Kapitalerhöhungen ohne Unterscheidung der verschiedenen Arten solcher beschränkten, untersheidzl die amtliche, aùf den Bekann:mahungen der Gerichte im Zentralhandelsregister des „Reichsanzeigers“ beruhende Statistik die Acten der Entstehung und Kapitalerhöhung, darunter die mit Einbringung bestebender Unternehmungen, urd gibt das neue Kapital auch nach dem Ausgabekur8 sowie den Betrag der Sacheinlagen an. Sie behandeit ferner die Kapitalherabsezungen, mit Unterscheidung insbesondere, je nahdem fie eine Kapitalrück:ahlung oder einen Kapital- verlust darstellen. Endlich unterrichtet sie über die verschiedenen Arten der Beendigung der Aktiengesellshaften, wie Liguidationen, Konkarseröffnungen, Fufionen, Verstaatlihungen, Umwandlungen usw.

Im Jahre 1907 wurden 217 Gesellshaften mit einem Kapital von 260,7 Millionen Mark nominal oder 263,2 Millionen Mark nah dem Aus8gabekurs neu gegründet. Hiervoa waren 118 Gesell- schaften mit 182,8 Millionen Mark Nominalkapital unier Einbringung bestehender Unternehmungen -gzaründet, und für die Sacheinlagen bei diesen Gründungen wurden 151,2 Millionen Mark nominelle Aktien gewährt. Dazu kommen 20 Gründungen mit sonstigen Sacheinlagen, wie Gcundbesitz, Patenten usw., füc die 12,9 Millionen Mark Aktien gewährt wurden.

Kapitalerhöhungen erfolgten b:i 329 Gesellschaften, und zwar bei 42 in Verbindung mit Kapitalherabsezungen. Pa ecabjetungen erfolgten eins{ließlich dieser 42 Fälle bei 95 Gesellshaften. Rechnet man von jenea 42 Kapitaländerungen in zweifaher Richtung nur 15, bei denen die Erhöhung übecwiegt, zu den Kapitalerhöhungen und nur 27, bei denen die Herabseßung überwiegt, zu den Kapital- herabseßzungen, fo verbleiben 302 Sesellshaften mit Erhöhung und 80 mit Herabsetzung des Kapitals. Dazu kommen 9 Aenderungen des Aktienvorrechts ohne A-nderung des Grundkapitals, die au als Erhöhung bzw. Herabseßung des Stam raktiens bzw. Vorzugs8aktienkapitals angesehen werden können. Der Gesamtbetrag der Erhöhungen ift dann 488,1 Millionen Mark nominal oder 564,4 Millionen Mark nah dem Ausgabekur3, der Gesamtbetrag der Herabseßzungen 128,4 Mil- lionen Mark. Unter den Erhöhungen befanden s|ch 5 mit Ein- bringung bestehender Unternehmungen, bei denen für die Sacheinlagen 4,4 MiPionen Mark Aktien gewährt wurden, und 7 mit sonstigen Satheinlagen, für die 4,9 Millionen Mark Aktien gewährt wurden. Von den Herabsezungen erfolgten nur 3 durch Rützahlung oder An- kauf von Aktien, und zwar im Betrage von 18,2 Millionen Mark; der Restbetrag der Herabsezungen mit 110,2 Millionen Mark ift also als Kapitalverlust zu betraten. 2

Unter den Kapitalerhö singen erfolgten 12 zwecks Fusion, und zwar im Betrage von 18,8 Millionen Mark. Dem stehen 24 Gesell- schaften mit 77,6 Millionen Mark Kapital gegenüber, die ohne -Liqui- dation durch Fusion erloshen, und 3 mit 1,4 Millioa Mark Kapital, deren Liquidation wegen Fusion eingeleitet wurde. Das Ueberwiegen

der Zahl der fusionierten G-fellshaften über die der Fusionterenden erklärt sih einmal daraus, daß zuweilen mehrere Gesellihaften von einer

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einzigen aufgzsaugt werden, dann auch durch Auseinanderfallea d:3 Zeitpunktes der Löschung und desjenigen d?r Kapitalerhöhung.

Im Jahre 1907 traten 58 Gesellschaften mit 62,7 Milliozen Mark Nominalkapital in Liquidation, in Konkurs gerieten - 23 uit 11,9 Millionen Mark, ohne Liguidation oder Konkurs wurden 39 mit 95,1 Millionen Mark Nominalkapital gelöst. »

Die vom Kaiserlihen Statistishen Amt veröffentlihten Ueber- fihten enthalten noch Angaben- über die wichtigsten Vorgänge nah Monaten, na Gewerbegruppen und nach Landesteilen und eine Fortshreibung des Bestandes fowozl der tätigen wie der in Liguis dation und in Konkurs befindlihen Gesellshaften. Aa tätigen Gesell- Ee g, G ARELER Hai D rad 9147 mit 14218 3 Mil- ionen Vark Nominalkapital, esellschaften und 450,3 Mi Mark Kapital mehr als im Vorjakte. R

‘Kunst und Wissenschaft.

Die XYV. Ausftellung der Berliner Sezession.*) Die Plastik.

Adolf Hildebrand ist hier vertreten und Georges Nodin: wo folhe Sterne strahlen, mögen auch kleirtere Gestirne ihr Flimmer- lihi verbreiten. Dies sei keine Herabsetzung. Die plastiscze Abteilung der so vielgesholtenen Ausstellung ift gut, fie wirkt au, tros der aus dekorativen RüksiŸten beliebten Zersplitterung der Einzjelobjekte, viel geschlossener und ernsthafter als die Gesamtheit der malerishen Schöpfungen. Und es muß mit Nadruck hervorgehoten werden, daß es gerade Berliner Bildhauer sind, die ungleich ihren Brüdern von der Paleite über dem Streben nach rein künstlerishen Zielen niemals die echnis@en Vorbedingungen aus dem Auge verlieren. Man wird einwenden, daß ja {on das Material des Bildners an si spröder und gewiffen Verirrurgen mehr abhold sei als das *leïiht- beweglihe und zum Versuß lock-nde Handwerkszeug des Malers. Aber wir haben es eil-ebt, wie der internationale Schülerkreis Rodins, den Meister übertrumpfend, nit übermecifternd, das malerishe Element feiner Skulpturen bis zum Verleugnzn der elementarsten Stilgeseze der Plastik betonte, übertrieb, beinahe kazi- kierte. Diese Gefahr {eint vorüber, man besinnt si wied-r in Paris wirkt besonders das Vorbild Maillols auf ein Zusammens- fafsen von ruhigen Linien, auf eine Bindung des in der Natur Zer- streuten, auf eine mehr stilisfierende als impressionistishe Kun't- rihtung. Von diesen neuen Bestrebungen redet au eine ganze Reibe der in Berlin entstandenen Kunstwerke : geranrt seien die Namen Ludwig Cauer, Engelmann, Groß, Mezner; Albiker und Gerstel in Karlsruhe, Haller in Rem zeigen einz v:rwandte Stils richtung. Man darf nicht übersehen, daß folhen oft noch tastend und vorsichtig auftretenden Versuchen kzin Geringerer als Adoif Hildebrand den Weg gewiesen hat! Nur daß er mit reifer Meistershaft und in ruhiger Sicherheit, dabeiim Besige einer seltenen Kenntnis des men\schlichen Körpers, ein vorbildlih-s Schaffen entfaltete, während anderwärts noch erperimentiert und analysiert wurde. Freilih unterscheidet Hildebrand dies bon den sog. Neuidealiften, wie man jeae strengen Stilkünstier getauft hat, daß er nit auf die achaise, sondern die reife Zeit der griehishen Kunst zurückgreifi, aber sonst trifft man ih durchaus in der Betonung de3 urtümlich-Plastishen, der Vorliebe für formale Probleme und in der etwas berben Art, wie der menshlihe Körper, und zwar der Einzelmensh, niht mehr die Gruppe, als Ha 1ptvorwurf gilt. Dies erklärt auch, daß man erzählendem Inhalt soviel w!e möglich aus dem Wege geht, während Standfiguren, wie Bogen- spanner, Athleten, Spveerträger und ähnli&es, bevorzugt werden. Als ein charafteriftishes Beispiel dieses Stils mag die im Hauptsaal auf- gestellte Jünglingsfizur von Ludwig Cauer betrachtet werdea. Archäologish vorgebildeten Besuchern wird bier soglei der Apoll von Tenea einfallen: die etwas ungelenke Haltung, die strenge Betonung der Vertifallinie, die breite, großzügige Art der Modellierung reht- fertigen diesen Verglei. Wäre etwas an dieser Figur zu tadeln, so wäre es dies, daß das Motiv des Speerizagens augenscheinlih nitt streng genug durbgeführt worden ist ; die Waffe ruht gar zu \{chlaf, wie zufällig hinzugefügt, im reten Arm. Das Ansprechende liegt im Betont- Statuarishen und in der \hlihten Monumentalität. Im Vorraum eines ftaatlihen oder feftlihen Zwecken diznenden G:bäudes wücde dieser Cauershe Sp:erträzec, in seiner hoheitsvollen Erscheinung gleihsam ein Wächter idealer U-ederlieferungen, eine gute Figur maten. Gleihfalls von Cauer ftammen ein Marmorrelief „Fischer“ und das eigentümlih stceng und innig zagleih empfundene Grabrelief eines Knaben, das der Künstler inzwishen wieder aus der Auzsteillung ¡urückgegezozen hat die Aufftellung im Vorgarten, nabe dzn ges deckten Tischen des Kaffeehausbetriebs, mag ibm gar zu stimmungs3- mordend vorgekommen sein. Richard Fagelmann, gleichfalls ein Berliner Biidner, {uf in der kolofsalen Gestalt einer rubenden Frau eine besonders in der Profilansiht b-deutende und monumental wirkende Brunnenfigur. Franz Metzner, der in Berlin besonders durch die Reliefs der „Rheingold“ - Fassadz in der Bellevuestraße bekanntgeworden ift, zeizt im zy!?lopischen Torso eines Ringers3 wiederum die der Willkür niht fremde und gar zu vathetisch aufs gebaushie Art gewaltsamster Stilißeruag, bei der man ih immer fragt, ob die fünstl-risch:n Motive folch gewaltigen Kraft- aufwand rechtfertigen. Mehr naturalistisch durhgebild-eie Dars ftellunzen männliher Kraft sind die ausgczzihnete Bronze- Figur eines „Athleten® von G. Hengstenberg und der Tauzieher (Marmor) von Nikolaus Friedrih. Tuaillon ist dieamal leider nur durch eine kleirerz2 Wiederbolung des {on berühmten Hirihes von der leßten Akademieausstellung vertreten, und August Gaul, unser großzr Tierbildhauzr, fehlt sogar vollständig. Als sein würdkger Shülec 05 auch iaf engeren Sinne, ist mir nicht de- kannt ersheint Gerhard Mar cks, dessen kleine Bronze eines Falken durch den Arkauf des Deutshea Kunstvereins eine den An- fänger ehrende Auszeihaung erfuhr. Georg Kolbes wihtigstes Werk ist die im Vorraum aufgestellte Brunnengrupp?: ein badender Jüng- ling zwischen zwei Jungfrauen, von der diefem zukunftreihen Bildner eigenen keu‘hen Haltung und von größtem formalen Reihtum der Bewegungsmotive. Ernst Barlach bevorzugt immer noch die russishen Bauern und strebt erfolgreichß vom Kunstgewerblihen ¡um Monumentalen. Ein Neulinz, Arnold Waldschmidt, dec aleih- falls als Maler um Beachtung wirbt, zeigt in den Reliefplatten für das Grabmal Wilbelm Jordans, Bestalten zweier trauernder Menschen, eine ungewöhnli@e Fähigkeit in der Wiedergabe seelisher Empfindungen bei einer gleihsam abgekürzten künftlerishen Sprache: die Umrißlinien find nur in das weihe Material eingecißt und doch ungewöhnli ausdruckévoll. Diesen bewußten Stilisten steht eine andere Gruppe der Berliner Bildhauer gegenüber, die in ibrem Sch2ffen eine weniger abftrakte, «man köante sagen weltlihere Richtung eingeschlagen haben. Alexander Oppler, ein Bruder des Malers Ernft Oppler, führt sib, nahdem er noch bis vor furzem in Frankreih tätiz gew-sen war, mit einer Sond?rausstellung von zehn Werken hier ein, tenen ausnahmélos eine groß, fast allzugroße Eleganz der Formgebung zu eigen ist. Man sieht fie gern den Frauenbildnisbüsten rah, aber wz2rum auß dié große Broazegruppe „Simson und Delila“ dur den modish frisierten Kovf der Frau diesen Stih in Mondäne bekommen hat, ist niht recht ersiHtlich. Ueberhaupt ift diese Gruppe allzusehr arrangiert, um recht zu überzeugen. August Kraus knüpst in dem entzückenden Brunnen- Putto, das unbegreifliherweise sont niht als prüde bekannte Gemüter erschüttern konnte, an das berühmte Manneken, Brüfsels kleinen Stadtheiligen, an und zeigt in den T emeligär@en von spielenden Kindern und Kagen in ebenso reihem Maße die Beweglichkeit seiues Talentes wie die ungekünstelte Anmut, die über seinem Schaffen aus- gebreitet ist. Schließlich sei Friy Klimsh mit zwei Bronzebüsten, von denen besonders die des Seneralobersten Grafen S{hlieffen dur scharfe Charakteristik und edle Haltung ausgezeihnet ist, erwähnt.

Die übrigen deutshen Kunfiftädte haben ih nur in geringem Maße beteiligt, niht anders bei den Skulpturen wie bei der Malerei. München s{chickt uns außer einer Büste Ulfert Janssens, die an die ftilisfierende Art Hermann Hahns erinnert, aus\chließlich ein Relief

*) Vergl. Nr. 130 und 133 d. Bl.