1908 / 184 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 06 Aug 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Ausländer und Hospitanten können auch mit geringeren Vor- ?

kenntnissen aufgenommen werden, sofern sie die Zulassung zu den tier- es Staats unge in Beute MG tand en. E 2 u E, auf ilgease unter FPIRSUNg des Pro- rettion der Tierärztlihen Ho è Hannover, den 24. Juli 1908. bitt Der Direktor: Dr. Dammann.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw. Bergen, an Bord S. M. Jacht

apohenzorern 27. Juli, Egtel, Oberlt. im Kür. Regt. Graf Geßler

hein.) Nr. 8, in das 3. Schles. Drag. Regt. Nr. 15, Scchmidt,

t. im Kür. Regt. Graf Geßler L Nr. 8, in das Drag. Regt.

Mi Nat R Peeufen E Et 'Sob Depe

winemünde, an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern“, 30. Juli. Schult, Oberlt. im Inf. Regt. von Lüßow (1. Nbein.) Nr. 25

das 7. Kibein, Inf. Regt. Nr. 69 beri ( e E

Beamte der Militärverwaltung.

Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 16. Juli. Wahrendorff, Hent| chel, Proviantmeister auf Probe in Jüterbog bezw. Lissa, zu Proviantmeistern ernannt. Die Proviantamts- Tontrolleure auf Probe Werner in Oldenburg, Hochheim in Militsch, Sicker in Rathenow, Oeltze in Thorn, von Gahlen in Glogau, Eisenach in Ludwigslust, Hoff\{hild in Cöln, Messing in Berlin zu Proviantamtskontrolleuren ernannt.

17. Juli. Betenstedt, Lazarettoberinsp. auf Probe in Rastatt, ¿um E P an.

18, Juli. oerte, Stabveterinär, technis@er Vorstand de Miilitärlehrschmiede in Hannover, Krüger, Staboveterbüe Assist. bei der Militärlehrschmiede in Berlin, der Charakter „Oberstabs- vetertnär“ mit dem persönlichen Range der Räte V, Klafse verliehen. Tillmann (Erfurt), Sch{nöring (Barmen), Unterveterinäre der NRes., zu Oberveterinären der Res, Berndt, Unterveterinär im 1. Großherzogl. Mecklenburg Drag. Regt. Nr. 17, zum Oberveterinär, ernannt. Goerte, Oberstabsveterinär, tehnischer Vorstand der MilitärlehrsGmiede in Hannover, zum Braunschweig. Hus. Regt. Nr. 17, Stahn, Oberveterinär im 2. Unterel äf. Feldart. Negt. Nr. 67, zum Hus. Regt. Königin Wilhelmina der Niederlande (Hannov.) Nr. 15, Christian, Oberveterinär im 1. Bad. Leibdrag. Regt. Nr. 20, zum Jägerregt. zu Pferde Nr. D, N E J R E A T gee Floethe,

echnungsral, Proviantmeister in Lyck, auf seinen Antra

in den Mudetand E s ! Picnt agt:

21. Juli. ühn, erveterinär im Kür. Regt. von Driesen (Westfäl.) Nr. 4, zum Großherzogl. Art. Korps, 1. Großher Hess. Feldart. Regt. Nr. 25 verseßt. Roßberg, Professor, Erster Armeemusikinspizient, Heym, Oberzahlmstr. vom I. Bat. 2. Thüring. Inf. Negts. Nr. 32, auf ihren Antrag, ersterer zum 1. Oktober n ga Penston, in den Maieband ggerleut.

_ 29, Fi ewiß, Intend. Nat von der Schutßtruppe Südwestafrika, als Militärintend. Rat des Friedens Sen Ms angestellt und der Intend. des V1. Armeekorps überwiesen. Stott- meister, Stabsveterinár, Remontedepotoberveterinär vom Remonte- depot Wiisiß, Diedrich, Rechnungsrat, Lazarettverwalt. Direktor in Straßburg i. E., auf ihren Antrag ersterer zum 1. Oktober 1908, mit Pension in den Ruhestand verseßt.

24. Juli. Tobien, Barz, Intend. Sekretäre von der Intend. der 18. Div. bzw. des XVTI. Armeekorps, zum 1. Oktober 1908 gegen-

seitig ‘versetzt. 27. Iult. Droymann, Oberz Inf. Regts. Nr. 87, auf seinen Antrag, 2

in Halle a. S.,, mit Pension in den, Ri

Königlich Bayerishe Armee.

München, 30. Juli. Im Namen Seiner Majestät des Königs. Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold, des Königreißs Bayern Verweser, haben Sich inhaltlich Allerhöhstens Handschreibens vom 30, d. M. bewogen gefunden, Seine Königliche Hoheit den Großherzog É riedri 1I. von Baden zum Inhaber des 8. Ins fanterieregiments zu ernennen und gleichzeitig verfügt, daß dieses Regiment fohin die Benennung „Großherzog Friedri 11. von Baden“

zu führen hat. Kaiserliche Marine.

Offiziere usw. Ernennungen, Beförderungen, Ver- seßungen usw. 19. Juli. Nische, Oberlt. zur See von der I. Marineinsp., zum Instrukieur an Bord S. M. großen Kreuzers „Prinz Heinrih* ernannt.

21. Juli. Boehm, Lt. im 1. Seebat., zum Oberlt. der Marineinf. befördert.

25. Juli. Meyer (Justus), Kapitänlt. von der Il. Marine- insp., vom 1. August d. J. ab zur Dienstleistung beim Bekleidungs- amt des IX. Armeekorps in Altona-Bahrenfeld kommandiert.

29. Juli. Prof. Dr. Ziemann, Marineoberstabsarzt, ohne Gehalt kommandiert beim Gouvernement Kamerun, behufs Ueber- tritts zur Schußtruppe für Kamerun mit dem 31. Juli d. F. der Ms lie 2a L Si

winemünde, an Bor j . Jacht „Hohenzollern“, 31. Juli. Es treten: 1) mit dem 1. August d. J.: zum I1. Seebat. : v. Valentini, Hauptm. und Komp. Chef im 111. Stammseebat. ; ¿um III. Stammseebat.: Mansfeld, Hauptm. und Komp. Chef im II. Seebat., Stampe, Oberlt. vom I. Seebat., Bergers, Lt. vom IL. Seebat., Francke, Lt. vom I. Seebat, Brickenstein, Lt. vom II. Seebat.; 2) mit dem 16. August d. J.: zum 111. Stammseebat. : Lem p, Lt. vom 11. Seebat.

Niqgtamtlißes.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 6. August.

Nach der im Reichsversicherungsamt gefertigten Zusa:nmenstellung, die auf den Mitteilungen der Vorstände der Versicherungsanstalten und der zugelassenen Kassen- einrihtungen beruht, betrug die Zahl der seit dem 1. Januar 1891 bis ein\schließlich 30. Juni 1908 von den 31 Versicherungsanstalten und den 9 vorhandenen Kassen- einrihtungen bewilligten Fnvälidenrenten (S8 9 Absay 2 und 10 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungs- gesezes und 15 Absaß 2 des Jnvalidenversicherungsgeseßes)

1574 033.

Davon sind infolge Todes oder Auswanderung des Be- rehtigten, Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit, Bezugs von Unfallrenten oder aus anderen Gründen Vega 721 209, sodaß am 1. Juli 1908 liefen S 852 824

gegen 845 233 am 1. April 1908.

Die Zahl der während desselben Zeitraums bewilligten Altersrenten (88 9 Absaÿ 4 des Jnvaliditäts- und Alters- versiherungsgeseßes und 15 Absaÿ 3 des Jnvalidenversiche- SUNGBGTCES) B E De UZL

Davon sind infolge Todéoder Auswande- rung des Berechtigten oder attanderen Gründen wedägefallen T... sodaß am 1. Juli 1908 liefen .

am 1. April 1908. # Jnvalidenrenten gen § 16 des Jnvalidenversiche- CunggeienEs (Krankenrent& wurden seit. dem 1. Januar

352 928, . 112 096

“gegen 114378

E A. 84 168 Davon sind infolge Tod&Wiedererlangung

der Erwerbsfähigkeit oder auüpanderen Gründen weggefallen .. j E

sodaß am 1. Zuli 1908 liefen . 19 642

J 19 894 am 1. April 1908. ÿ Beitragserstattungensind bis zum 30. Juni 1908

bewilligt: y a. an weiblihe Versichet, die in die Ehe I. . 1736805

getreten sind. . F

b. an versicherte Perso die

durch einen Unfall Luernd

erwerbsunfähig im/Sinne

des Jnvalidenversickcungs-

geseßes geworden si .. 5 197 E 5 052,

. an die Hinterblieben von

Versicherten . . #. . . 383300 dei 373 462, Zusam . 2195 302

; ge. 2 077 348 bis zum 30. März 1908. | s

Der Kömglde dem dn in Oldenburg Hans Adolf

64 526,

j gegen

1 698 834

von Bülow ist von dem Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurück{gekekt und hat die Geschäfte der Ge- sandishaft wieder üÜbernomma.

_ Der Präsident der Könglih preußischen Generallotterie- direktion, Geheime Oberfinazrat Dr. Struß hat Berlin mit seh8wöchigem Urlaub verlassen.

Der Regierungsrat Co1rad aus Berlin ist dem König- lihen Polizeipräsidium in (öln endgültig, der Regierungs- assessor Moll in Weißenfel4 der Königlichen Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen, der neuernannte Re- gierungsassessor Dr. jur. Freiherr von Ziegesar aus Potsdam dem Landrat des Kreises Rügen, der Regierungs- assessor vom Rath in Fishhausen dem Landrat des Landkreises Wittenberg, der neuernannte Regierungs- assessor von Mechow aus Merseburg dem Landrat des Kreises Karthaus, Westpr., der neuernannte Regierungsassessor Werther aus Schleswig dem- Landrat des Landkreises Bochum und der neuernannte Regierungsassessor Dr. von Kalckreuth aus Frankfurt a. O. dem Landrat des Kreises Oitweiler zur Hilfeleistung in den landrätlihen Geschäften zugeteilt worden. i

s: es „W.T. B.“ irt S. M. S.,„Charlotte“ o EER in Mde ecroffen und geht am 12. August von dort nach Cadix in See. Z E M. S. „Jltis“ ist vorgestern in Futshau ein- getroffen. __S. M. S. „Tiger“ is vorgestern von Hankau nah Kiukiang (Yangtse) abgegangen.

S. M. Flußkbt. „Tsingtau ist vorgestern von Sainam

abgegangen und an demselben Tage in Canton eingetroffen.

Frankreich.

Jm Ministerrate berihtete gestern der Präsident Fal res über seine Reise und gab, „W. T. B.“ zufolge, einer Befriedigung über den herzlihen und warmen Empfang Ausdruck, den er überall gefunden habe.

Rußland.

Der finnishe Landtag isst gestern nah vorge gegangenem Gottesdienst von dem Generalgouverneur ck- mann im Thronsaal des Kaiserpalastes zu Helsingfors, laut E des „W. T. B.“, mit folgender Thronrede eröffnet worden :

Vertreter des finnischen Volkes! Fast hundert Jahre sind ver- flossen, seitdem Finnland ein Teil des russishen Reichs E ift. Unter dessen mächtigem Schuß erreiGßte dieses Gebiet eine bedeutende materielle und getstige Entwicklung. Zu unserm tiefsten Bedauern entwickelte sch niht gleichzeitig auch das Gefühl der Solidarität dec Bevölkerung Finnlands mit dem russischen Volke und das Bewußtscin, daß die dem Gebiete bom russischen Reihe, zu dessen fouveränem Besiß es ge- hört, auferlegten Verpflichtungen gerecht seien. In den Debatten des Anfang Februar 1908 eröffneten Landtags wurden wiederholt Mei- nungen ausgesprochen, die das Bestehen einer ganz falshen Auf- fassung über die Lage Finnlands im Bestande unseres Reichs und die fraft dieser Lage der Bevölkerung Finnlands auferlegten Verpflichtungen beweisen. Sshließlih wurde durch den in der Naht vom 15. März gefaßten Beschluß des Land- tags ein äußerst \{harfes Urteil über die gemäß . Aller- hôhstem Willen getroffenen Maßnahmen gefällt. Als wir den Land- tag auflösten, haben wir befohlen, die Neuwahlen anzuberaumen und diefen Landtag einzuberufen. Auf die bevorstehenden Arbeiten den Segen des Allerhöchsten herabflehend, vertrauen wir fest darauf, daß Sie durchdrungen sein werden von der Solidarität der Interessen Finnlants mit denen ganz Rußlands.

Nach Verlesung einer Rede dur den Vizepräsidenten des Senats wandte sich der Talman Swinhuvud an den Generalgouverneur mit folgenden Worten :

Den Grundgeseßen gemäß versammelt sih der finnishe Landtag nah den Neuwahlen zur Teilnabme an der Ordnung der Finanzen, an der Geseßgebung und der Verwirklihung seines Petitionsrechts. Viele wichtige Reformen harren ihrer Verwirklihung. Der Landtag eist bereit, diesen seine Mühe mit aufrihtigem Eifer zu widmen. Als Bedingung jeden Fortschritts erscheint bei uns die Wahrung der politi- schen Lage und der Rechtsordnung, unter deren Schuß das finnische Volk seine materielle und geistige Entwicklung erlangte. Den Eckstein dieser Lage und Rehtsordnung bilden die besondere Verwaltung des finnishen Volkes wie auch die selbständige Durchsicht und unmittelbare Berichterstattung über die Finanzangelegenheiten beim Monarchen. Jede hiervon abweihende Maßnahme if als Nichtberücksichti- gung der Rechte Finnlands zu betrahten und führt zu ver- derblichen ¿gan Eben deshalb rufen einige in leßter geit

etroffene Maßnahmen im Volke ernste Beunruhigung hervor. er Sibiag hofft, daß die mit den Grundgeseßen übereinstimmenden Be-

dingungen das Vertrauen, das stets zwisWen dem Volk und dem Monarchen bestehen muß, sichern und kräftigen werde, Ich bitte zu den Füßen Seiner Majestät und der Großfürsten die Gefühle der alleruntertänigsten Ehrfurcht und Ergebenheit des Landtags nieder- legen zu dürfen.

Hierauf kündigte der Generalgouverneur die dem Landtage ugehenden Vorlagen an. Mit einem dreimaligen Hoch auf en Kaiser s{hloß die Eröffnungsfeier.

Belgien.

Die Deputiertenkammer hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, die Artikel 3 bis 6 der Kolonialverfassung an- genommen. E

Nah den Artikeln 3 und 4 hat der Gouverneur-des Kongo über die Verbesserung des Loses der Eingeborenen zu wachen. Weiterhin soll er die Polygamie unterdrücken, die Gewinnung von Eigentum erleihtern und alle Au eenermungen begünstigen, die religiösen, wiffsen- schaftlichen und mildtätigen Zweckten dienen. Die christlihen Missionare und die wissenshaftlihen Forscher sind seiner besonderen Obhut empfohlen. Der Artikel 5 besagt, daß der König die geseßgebende Gewalt durch Dekrete ausübt, außer für diejenigen Angelegenheiten, welche bereits durch Gesetz geregelt sind oder geseßlih geregelt werden sollen. Die Dekrete werden nach den Vorschlägen des Kolonial- ministers erlassen und erhalten geseßlihe Kraft erst nach ihrer Publi- kation. Der Artikel 6 set die Grenzen der Erekutivgewalt des Königs und der rihterliGen Gewalt fest.

Türkei.

Nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen-Korrespondenz- bureaus“ haben der Großwesir und das gesamte Ministerium gestern ihre Entlassung nachgesucht, die der Sultan angenommen hat.

Der im Februar vorigen Jahres auf Beschwerde des deutschen Botschafters in Konstantinopel abgeseßte Chef der Geheimpolizei Fehim Pascha, der seine Amtsgewalt zu zahl- reihen Verbrechen mißbraucht hatte, ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern auf der es 4 von seinem Verbannungsort Brussa der Volksjustiz zum Opfer gefallen und erschlagen worden.

Schweden.

Der Deutsche Ka iser hat, wie das „W. T. B.“ meldet, den König Gustav zum Admiral der deutschen Flotte und die Königin Victoria zum Chef des Pommerschen Füsilier- regiments Nr. 34 ernannt. Der König Gustav hat dem Kaiser das Großkreuz des Wasaordens mit Kette verliehen.

Die Königin hat an das ihr verliehene Regiment folgende Kabinettsorder gerichtet :

Nachdem Seine Majestät der Kaiser die Gnade gehabt hat, mich zum Chef des Pommerschen Füsilterregiments Nr. 34 zu ernennen, begrüße ich erstmals bewegten Herzens mein Regiment. Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, als Enkelin des Großezn Kaisers der Armee anzugehören, die er von Sieg zu Sieg geführt. Erhöht wird noch für mich die Bedeutung der mir gewordenen L I die ges{ichtlichen Erinnerungen des Regiments, das einst den Namen der \{chwedischen Königinnen trug. Meine innigsten Segenswünsce meinen braven pommerschen Füsilieren!

Victoria, Königin von Schweden.

Gestern vormittag besuchte der Kaiser mit der Kaiserin die deutsche Kirche der Jacobsgemeinde in Stokholm und am Nachmittag in Begleitung des \chwedishen Königspaares das dortige Biologishe Museum und das Nationalmuseum. Abends gaben die deutschen Majestäten an Bord der Jacht „Hohen-

zollern“ ein Diner, nah dem sie sich von dem König und der ontgtn suwice ves übrigen hen verabschiedeten. Die

Abreise des Kaiserpaares erfolgte in aller Stille ohne Salut um 3 Uhr Nachts. Ein s{chwedis{hes Torpedobootgeshwader folgte den deutshen Schiffen bis Almagrunden, wo die leßten Grüße gewechselt wurden.

Amerika.

Die argentinishe Abgeordnetenkammer hat gestern, nah einer Meldung des „W. T. B.“, in geheimer Sißung den Geseßentwurf, betreffend die Rüstungen, ge-

nehmigt. Afrika.

Einer Depesche des „W. T. B.“ zufolge hat Bou Aouda vorgestern abend im Dorf Ain Haloufa dam Garb Anhänger Raisulis angegriffen, das Dorf zerstört und in Brand gesteckt. JFnfolgedessen E, sich gestern Raisuli mit 50 bewaffneten Reitern zur englishen Gesandtschaft in Tanger und forderte Wiedererstattung seines Hab und Gutes, widrigenfalls er auf den englishen Schuß verzihten und sein früheres Leben wieder beginnen würde.

Statistik und Volkswirtschaft.

—E

Einfuhr

im Spezial- handel

dz rein

Fpeluhr

m Spezial- handel

Gattung des Zuckers

Berbrauchszucker Cassinierter und dem raffi-

nierten gleihgestellter Zucker) (176a/i) .. 620 NRohrzucker (176 a) 347

Davon Veredelungsperkehr 73 NRübenzucker: Kristallzucker (granulierter) (176 þ) 3 Rübenzucker: Platten-, Stangen- und Würfel-

zuer (176 c) Rübenzucker: gemahlener Melis (176 a) E Stücken- und ümelzucker

R E E T E

Rübenzucker : gange Raffinade (176f) .. Rübenzucker: Brotzucker (176 g) Nübenzucker : A (176 b) 8 494 Nübenzucker: Kandis (1761) 519 Anderer Zucker (176 k/n) 109 588 gg rauer, roher, fester und flüssiger (176 k) . Rübenzucker, roher, fester und flüssiger (176 1) 109 274 Anderer fester und g ger Zuder (flüssige

Raffinade einschließlich des Inyertzucker-

firups usw.) (176m 14 Füllmafsen und Zuckerabläufe (Sirup, Me-

ae), Melafsekraftfutter; Rübensaft, Ahorn-

saft (176 n) 300 Sugerh

Aufsich

Gesamtgewicht Menge des darin enthaltenen

Berlin, den 6. August 1908, Kaiserliches 4 Vans Amt.

Dr. Zacher.

134 185

99 412 10 328 2 807

4 447 4 945 3 633

Ein - und Ausfuhr von Zucker vom 21. bis 31. Zuli 1908,

Das Zimmervermietungs- und Shlafstellenwesen in Sachsen.

Das Zimmervermietungs- und Shlafstellenwesen spielt nament- ¡4 in den Großfstädten eine große Rolle, in der Verwertung der Pohnungen und als Mittel zur Erzielung einer Beihilfe für die Mietezahlungen. Sowohl durch Landesgesegze, als auch dur städtische Hau und Wohnungsordnungen wird etwaigen Ausartungen des Sglafstellenwesens in gesundheitliher und sittliher Beziehung vor- beugen gesucht. In dem Königreih Sachsen, einem dihtbevölkerten Zndustrielande, kommt hinsihtlih des Vermietens von Einzelzimmern nd Shlafstellen fast das ganze Land in Betraht. Die am 1. De- anber 1900 geiählten 962 978 Haushaltungen umfaßten 3921 103 qushaltungsmitglieder, 15 923 Besuchsfremde und 177 275 Unter- nieter und Schlafleute. Am 1. Dezember 1905 wurden 1 057 268 Haus- [tungen mit 4183686 Haushaltsmitgliedern, 40 069 (Sonstigen und) Besuhsfremden und 178 236 Zimmermietern (81 380) und S{hlafleuten 9g 856) festgestellt. Hernas ist, da die Begriffe „Untermieter und Sélafleute“ bei der Volkszählung von 19C0 sich mit den Begriffen immermieter und Schlafleute“, bei der 1905er Zählung deen, innerhalb der leßten fünf Jahre eine Steigerung dieser Bewohner- P tegorien um 961 Personen eingetreten, eine Steigerung, die in An- vetraht der allgemeinen Bevölkerungszunahme des Landes von 4202216 auf 4508 601 Einwohner als fehr gering angesehen werden muß. t

Auf die vier größten Städte des Landes: Dresden, Leipzig, Chemniß und Plauen entfällt reihlich die Hälfte der Zimmermieter und SYlafleute des ganzen Landes. Im Jahre 1900 hatten diese pier Städte 99 652 und im Jahre 1905 96 201 folher Bewohner

und zwar 50503 Zimmermieter und 45 698 Shlafleute) aufzuweisen. Es e demnach ein Sinken der Gesamtziffer um 3451 Personen ngetreten. L

f us den in der „Zeitschrift des Königlich sächsishen Statistischen Landesamts" über die Volkszählungsergebnisse veröffentlichten Tabellen i zu ersehen, daß in den einzelnen vier Städten die Zahlen der an- wesenden Zimmermieter und Schlafleute am 1. Dezember 1900 und am 1, Dezember 1905 niht unwesentlihe Abweihuangen zeigten. Bei dieseu Bergleihungen muß man nicht nur die allgemeine Bevölkerungszunahme, sondern auch den Umfland in Betracht ziehen, daß in dem Zeitraum 1900—19095 der Stadt Dresden 13 Orte und den Städten Chemnitz und Plauen je ein Ort einverleibt worden sind. Es ergibt sich, daß Qresden Ende 1900 38 183, dagegen Ende 1905 nur 30 149 Zimmer- mieter (16 281) und Schlafleute (13 868) aufzuweisen hatte. Die Ab- nahme beträgt demnach von 1900 bis 1905 nicht weniger als 3034 Personen. Für Leipzig stellen sich die analogen Ziffern Ende 1900 auf 41 629, dagegen Gnde 1905 auf 44105 (25 568 und 18 537) Personen. Hier zeigt \ich also innerhalb des Zeitraums von fünf Jahren nicht, wie in Dresden, eine Abnahme, sondern eine Zunahme dieser EGinwohnerkategorie, und zwar um 2476. Für Chemnigz ist wieder von 1900 bis 1905 diese Ziffer gesunken, wenn auch nur um 1032; denn fie betrug 1900 13504 und 1905 12472 (5125 immermieter und 7347 Schlafleute). Eine erhebliche Zunabme der immer- und Schlaffstelleninhaber hat in der Stadt Plauen statt- gefunden. Hter belief sih die Zahl dieser Leute 1900 auf 6336, da- gegen 1905 auf 9475 (3529 Zimmermieter und 5946 Sthlafleuïie), was einer Steigerung um 3139 Personen = 5099/9 entspricht.

Die Gründe dieser immerhin in die Augen fallenden Bewegung der Zahl der Zimmermieter und S@lafleute in den vier größten Städten des Landes dürften vershiedenster Art sein. Für die erhebliche Abnahme in Dresden dürfte neben einer sch bemerkbar machenden Abwanderung größerer indufiriellen Etablissements aus der Stadt in die Umgebung die Einwirkung der Wohnung®2ordnung vom 25. Januar 1898 mitanzuführen fein. iese Wohnungsordnung trat hinsichtlich ihrer \{harfen Bestimmungen über das Aftervermietung8wesen erst in den lezten Jahren in Kraft, hat aber gewiß auch {hon vor- heugende Wirkungen in der Ausnußzung der Wohnungen für Schlaf- stellen ausgeübt. Das steigende Angebot kleiner Wohnungen seitens der gemeinnützigen Bauvereine (1900 918, 1905 2209 Wohnungen) dürfte auch manchem früheren Aftermieter die Ermietuna einer eigenen Wohnung ermsögliht haben. Für das Sinken der betreffenden Ziffer in Chemniß kommt vielleiht auch die Einwirkung einer neuen Bauordnung in Betraht, deren Einführung die öffentlihe Meinung von 13903 bis 1905 stark beschäftigte, allerdings aber erst teilweise 1906 und in ganzem Umfange 1907 Geltung erlanat hat. Auffällig ift auŸ, daß am 1. Dezember 1905 in der Stadt Chemniß 797 vorübergehend Ab- wesende gezählt wourden, während für die drei anderen Städte (Dresden z. B. hatte 30 Abwesende) diese Ziffer gar niht ins Gewicht fällt. Es wäre wohl denkbar, daß unter diesen Abwesenden z. B. als Monteure viele Zimmermieter und Sclafleute sein könnten. Für Leipzig läßt sich die Steigerung von 2476 vielleicht mehr auf die Zimmermieter als auf die Shlafleute beziehen und als Grund hierfür anführen, daß der auswärtige Zuzug nah den Bildungtinstituten Leipzigs in andauerndem Steigen begriffen war. Die Zahl der Studierenden der Universität betrug 1909 3586 (und 3915 Hörer), dagegen 1905 4224 (und über 5000 Hörer). Für die anderen dret Städte kommt die steigende Zahl der Studierenden, die z. B. füc die drei Hochschulen in Dresden von 1900 bis 1905 sh nur von 1323 auf 1430 bewegte, nicht in Betraht. Für das große Steigen der

G Ziffer in Plauen läßt sh wohl nur der Aufshwung in der

dort vorherrschenden Maschinenstickerei als Grund anführen. Die Zahl der Einwohner Plauens betrug 1895 erst 55 000, 1900 {hon 4000 und 1995 rund 105 000. In diesem Verhältnis steigt auch die Zahl der Zimmer- und Schlafstellentnhaber von 3800 im Jahre 1895 auf 6336 im Jahre 1900 und weiter auf 9475 im Jahre 1905, A ueroais des jeweiligen fünfjährigen Zeitraumes immer um etwa /0.

Gleichzeitig mit der Volkszählung von 1905 haben 30 sächsische Städte eine Wohnungszählung verarstaltet, die tiefere Einblicke in das S(hlafstellenwesen ermögliht. Die drei größten Städte be- arbeiten ihre Ergebnisse selbst ; letztere liegen noch niht vor. Für die übrigen 27 Städte, darunter Plauen, sind sie in der „Zeitschrift des Königlich sächsischen Statistishen Landesamts" veröffentlicht. Für die Stadt Plauen kann also in Verbindung mit den oben angezogenen Volks- ¿blungsergebnifsen eine Kombination von Wohnung und Insassen g2- geben werden. Die für Plauen am 1. Dezember 1905 ermittelten 9475 Zimmermieter und Schlafleute verteilten sich hiernach an dem gleichen Zählungstage auf 5703 Wohnungen, von tenen nur 571 an ein Ftepaar ohne Kinder, dagegen 2042 an ein Ehepaar mit Kindern, 38 an eine erwahsene weiblihe Person allein, 245 an etne solcke mit Kindern, 508 an zwet oder mehr erwachsene weiblihe Personen, 50 an erwachsene männli§e Personen, 1449 an ein Ehepaar „mit Anhang“ und 400 an sonstige Erwachsene verschiedenen Geschlehts vermietet waren, Daß von den 5703 Wobhnungsvermietern 2344 dem Arbeiterstande angebörten und 1558 Zimmer und Sthlafstellen von alleinstehenden Frauen vermtetet wurden, dürfte au dafür sprechen, daß der Hauptie!l der Mieter dem Arbeiterstande bezw. dem Stiderinnenberufe angehört. Ueber die Beschaffenheit und Besetzung der Sihlafräume in den Wohnungen mit Untermietern gibt eine be- londere Uebersiht Auskunft. Aus dieser geht hervor, daß in Plauen vorgedachte 5703 Wohnungsinbhaber für sich, ihre Familienangehörigen und für die 9475 Zimmermieter und Schlafleute im ganzen 14932 Shlafräume zur Verfügung hatten, von denen sich 4848 als heizbare Zimmer, 8918 als nicht beizbare Zimmer, 18 als Vlkoven, 3 gleih- ¡citig als Vorsäle, 173 gleichzeitig als Küchen und 972 als Boden- ume repräsentierten. Von den 14 932 Shlafräumen waren 19 ohne Fenster, zu 3085 S{lafräumen konnten die Inanspruchnehmer nur durch andere Näume als Flur oder Vorsaal gelangen, 1765 wiesen weniger Betten als die Zahl der erwahsenen Schläfer auf, 380 waren mit 6, 150 mit 7, 49 mit 8 und 18 mit 9 und mehr Schläfern besetzt. Es ist übrigens nit gesagt, daß auf die aus diesen Ziffern ersicht- lihen unsozialen Verhältnisse gerade die Zimmermieter und Schlafs- leute besonders einwirkten. Es standen nämli nah einer weiteren

ebersiht von den 14932 Schlafräumen, welhe die Ver- mieter überhaupt besaßen, den Untermietern (d. i. den immermietern und Shlafleuten) 6824 S@lafräume allein

und noch weitere 779, die von ihnen gemeinsam mit Familiens angehörigen bezw. dem Dienstpersonal benußt wurden, zur Verfügung. Auf eine Kopfiahl von 9475 kamen also 7603 Schlafräume, sodaß, da die Zahl der Zimmermieter in Plauen 3529 betrug, am 1. Dezember 1905 von den 5946 S{hlafleuten 4074 Sc{hlafräume beseßt waren. Es war also nur reihlich der fünfte Teil der Schlafleute genötigt, mit Haushalt- oder aaderen Shlafgenossen den Schlafraum, zu teilen.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Breslauer Holzarbeiter beschlossen, wie die „Srl. Ztg.“ erfährt, gestern in einer Versammlung nah stürmisher Debatte mit Eurer Mehrheit, den auf ihren Lohntarifentwurf von der Freien Vereinigung der Holzindustriellen eingesandten Gegen- entwurf abzulehnen und in den Gesamtauss\tand einzutreten.

Aus Essen meldet die „Köln. Ztg.“, daß der Ausstand der Fliesenleger in Rheinland und Westfalen durch Abschluß eines Tarifvertrages vom 4. d. M. beendigt worden ist.

In Leipzig haben, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, am Dienstag die Erdarbeiter, in der Mehrzahl polnishe Arbeiter, die bei den Grundarbeiten für dea Neubau des Krankenhauses zu L.-Eutrißsh beshäftigt sind, wegen Lohnstreits die Arbeit eingestellt. Von diesen etwa 90 Ausständigen haben gestern früh 30 die Arbeit wieder auf- genommen.

1800 Arbeiter der Nancyer Tabakmanufaktur, die am Dienstag eigenwillig die Arbeit eingestellt hatten, wurden, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, für 48 Stunden ausgesperct. Heute sollte die Arbeit wieder aufgenommen werden.

Nach in London eingelaufenen Berihten aus Winnipeg sollte gestern, wie der „Voss. Ztg." telegraphiert wird, der Ausstand von 8000 Arbeitern der Canadishen Pacificbahn beginnen.

Kunft und Wissenschaft.

Nach dem Jahresberihte der Generalyerwaltung der Königlichen Museen für die Zeit vom April 1907 bis Ende März 1908 haben die Museen auch im vergangenen Verwaltungsjahre ihren Besiß in erfreuliher Weise erweitert und in ihren Unter- nehmungen mannigfache Förderung erfahren.

Seine Majestät der Kaiser und König hat zur Fort- führung der kartographischen Aufnahmen von Jonien in Kleinasien einen auf die Jahre 1907, 1908 und 1909 zu verteilenden Betrag bis zur Höhe von 25 090 #, zur weiteren Erforschung der byzantinisch-christ- lihen Bildwerke im Latmo3gebirge einen Betrag bis zur Höhe von 8000 6 sowie zur Deckung der Koften dec Afksum-Erpedition und zur Veröffentlißung ihrer Ergebnisse einen weiteren Bei- trag bis zur Höhe von 7600 46 aus Allerhöchstseinem Dispositions- fonds bei der Generalstaatsfasse zu bewilligen geruht. Der ethnologischen Abteilung wurde zur Erwerbung altchinesischer und japanisher Kunstwerke durch den in Japan weilenden Direktortalassistenten Dr. Kümmel ein Allerhöchstes Gnadengeschenk von 20 000 4 zuteil. Ferner überwies Seine Majestät der Kaiser den Königlichen Museen eine in Eisenguß augeführte verkleinerte NaGbildung der Denksäule der Sekundiner bei Igel zu geeigneter Unterbringung (das Bildweck wurde in das Antiquarium aufgenommen) und den Bibliotheken der Königlichen Museen sowie des Kunstgewerbe- museums je ein Exemplar des Werkes von Paul Seidel „Der Kaiser und die Kunst“.

Mit den Geschwistern und geseßlihen Erben des am 31. März 1907 verstorbenen Geheimen Hofrats, Professors Dr. Arthur Bäßler ¡u Eberswalde, rnämlich Herrn Stadirat Bäßler zu Glauchau, Frei- frau Anna von Brockdorff zu Kasdorf bei Kleeth in Mecklenburg und Frau verwitweten Margarete Wolf zu Weißer Hirsch bei Dresden, ist ein Vertrag zustande gekommen, durch den in Ausführung einer früheren leztwilligen Bestimmung des Erb- lafsers den Königlichen Museen eine ' Reihe bedeutungsvoller Zuwendungen gemacht und nah erfolgter landesherrliher Genehmigung durch den Testamentsyollstrecker, Herrn Stadtrat Hermann Bäßler zu Glauchau, der Generalverwaltung überwiesen worden sind. Zunächst ift ein Kapital von 1 250 000 4, von dem jedoch 65 000 4 vor- läufig bis zur Entsheidung noch s{chwebender steuerliher Fragen zurückbehalten find, für eine beim Museum für Völker- kunde zu errihtende, mit dem Namen Bäßler - Institut zu bezeihnende Stiftung bestimmt, die durch ein besonderes, vom Mioaister der geistliGen, Unterrichts» und WMedizinal- angelegenheiten im Einvernehmen mit dem Generaldirektor der Köntglihen Museen zu bestellendes Kuratorium verwaltet werden soll. Neben dieser großartigen Zuwendung erhielt die vom Erblasser am 6. Mai 1903 für das Museum für Völkerkunde begründete Arthur-Bäßler-Stiftung 150000 46, sodaß \ich ihr Kapital auf 250 0C0 6 erhöht hat. Endlich erhielt das Museum für Völker- funde noch 10 000 6 zur würdigen Aufstellung der hervorragenden peruanisyen Sammlung, die der Erblafser früher dem Museum ge-

enkt hat.

Durch Stiftung des inzwischen verstorbenen Geheimen Kom- merzienrats Julius van den Zypen kam die ethnologische Abteilung in den Besiy der überaus umfangreichen und vielseitigen Sammlung, die Herr Greßer aus Hannover während feines dretunddreißigs- jährigen Aufenthalts in Lima zusammengebracht hat. Von ganz be- sonderem Werte ist die Sammlung deshalb, weil die Havptmafsse aus Gebieten und Kulturperioden stammt, die bisher in den reihhaltigen peruanischen Sammlungen des Museums verhältnismäßig nur sehr \{chwach vertreten waren.

Dur Vermächtnis des Herrn Sigismund Samuel sind die Königlichen Museen in den Besiß einer wertvollen Sammlung von vierundsechzig Porzellanfiguren und -gruppen und fieben chinesishen Vasen gelanzt. Der Besißer, bis vor kurzem Mitinhaber der hiesigen Bankfirma Jacquier u. Securius, hat die Samm- lung, die er erst in den leßten Jahren zusammengebracht hatte, dem Kaiser-Friedrih-Museum in der Absiht vermacht, daß in dem geplanten Deutshen Museum auch die eigenartige Kleinplastik in Porzellan vertreten fein solle. Er hai dadurch dem Ausbau der Deutschen Abteilung des Kaiser-Friedriß-Museums nach einer bisher mit Unrecht unberücksihtigt gelaffenen Nichtung den Weg gewiesen. Sein patriotishes Vermächtnis ist daher von doppeltem Wert für unsere Museen.

Die Gemäldegalerie verdankt der Kunsthändlerfirma Duveen Broth in London ein Bild der flämishen Schule „Die Familie auf der Veranda“ von Gonzales Cocx, eins ein Shmuck der Marlborough-Galerie zu Blenheim. Es ift eins der bedeutendsten und besten Bilder des selienen Künstlers, der hier nur mit einem ganz kleinen Porträt vertreten war. Ferner wurde der Galerie ein Bild von Rembrandt, ein tiefempfundener Christuskopf, von den Großkauf- mann Martin Brombergshen Eheleuten in Hamburg zum Geschenk gem acht.

Die Ausgrabungen in Babylon und Kalat-Schergat, dem alten ffur, wurden fortgeführt und ergaben weiter reihe wissen- \chaftlihe Ausbeute. Hierbei ist der außerordentlich verdienstvollen Tätigkeit der Deutschen Orientgesells haft zu gedenken, die durch fördernde Mitarbeit und ihre Beiträge das Unternehmen tatkräftig unterstüßt hat.

Die wissenshaftliße Bearbeitung der Ergebnisse des Baalbek- unternehmens wurde unter Leitung des Professors Puchstein durch die Negierungsbaumeister Krencker und von Lüpke sowie Negierungsbauführer Kohl fortgeseßt. Auch die wissenshaftlihe Be- arbeitung der Ergebnisse der Expedition nach Arxum in Abessinien im Jahre 1906 durch Broteues Littmann in Straß- burg sowie dur die Negiecungsbaumeister Krencker und von Lüpke sieht threr Vollendung entgegen.

Für die Gemäldegalerie ist mit Allerhö{hster Genehmigung der Neft der Thiemshen Gemäldesammlung, welhe vom Kaiser-Friedriß-Museums-Verein einstweilen angekauft und der Galerie als Leihgabe überlassen war, erworben worden.

‘zurüdgekehrt. Unter

Aus der aufgelösten Sammlung Rudolf Kann in Paris sind einige hevorragende Gemälde und Bildwerke durch Kauf in das Kaiser-Friedrich-Museum gelangt.

Die von der Abteilung antiker Bildwerke veranstulteten Aus - grabungen in Milet und Didyma wurden fortgesêht und haben gute Ergebnisse geliefert. Ein - Teil der Marmorfunde wird im Sommer 1908 nach Berlin übergeführt werden.

Die Neuaufstellung des Antiquariums in den früher von der Gemäldegalerie .innegehabten Räumen des Obergeshosses des Alten Museums ist nahezu beendet. Weitere Säle sind inzwischen für das Publikum geöffnet worden.

In der vorderasiatischen Abteilung wurden die Kon- servierungs- und Zusammenseßungsarbeiten an babylonischen Ton- ziegeln fortgeseßt.

Der Direktor an der ethnologishen Abteilung, Professor Dr. Grünwedel if mit dem technishen Arbeiter Hartus am 9. Juni 1907 nach 1} jähriger Abwesenheit aus Turfan in Zentral- asien zurüdckgekehrt. Der Direktor, Professor Dr. Seler langte am 19. September 1907 nach etwa vierzehnmonatiger Abwesenheit von der zu wissenshaftlißen Zwecken“ nach Mexico unternommenen Reise hier wieder an. Der Dirsktorialassistent Dr. Pre istvon seiner ebendahin unternommenen Studienreise am 22. August 907 der Leitung des leider jüngst verftorbenen Marinestabsarites Dr. Stephan hat eine wissenschaftliche Expedition zur Erforschung des westliGhen Neupommerns (früher Neubritannien) Anfang September 1907 thre Reise nah der Südsee angetreten. Die Dauer der Reise ist auf zwei Jahre vorgesehen. Der ODirektorialassistent Dr. Ankermann hat am 9. Oktober 1907 eine Forshungsreise nach dem nördlichen Pod lande von Kamerun angetreten. Der wissen\chaftlihe Hilfsarbeiter Dr. W. Lehmann hat Anfang Oktober 1907 eine auf zwei Jahre berechnete Forshungsreise nach Zentralamerika angetreten. Der wissenshaftlihe Hilfsarbeiter Dr. Czekanowski ist seit dem 1. Mai 1907 zur Teilnahme an einer wissenshaftlichen Expedition Me uia des Herzogs Adolf Friedrih zu Mecklenburg nah Afrika

eurlaubt. :

Ausgrabungen für die vorgeschichtliche Abteilung wurden in den Provinzen Brandenburg, Sachsen und Westfalen unter- nommen.

Die Sammlung für Volkskunde ift am 15. Januar 1908 nach Beendigung der Neuaufstellung der allgemeinen Besichtigung wieder zugänglih gemacht worden.

Vom Kunstgewerbemuseum wurden an Ausstellungen veranstaltet: Vom 13. Mai bis 20. Juni 1907 im oberen Vestibül Entwürfe für Abendmahl3geräte aus einem vom „Verein für religiöse Kunst in der evangelishen Kirche“ veranstalteten Wettbewerb. Vom 20. Mai bis 1. September 1907 im Lihthof: Alte und neue Buntpapiere vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, unter praktischer Vorführung der Marmorierkunst und der Technik des Kleisterpapiers. Vom 4. Juni bis 11. Oktober 1907 in den Sälen 9 und 10: Aus- felltug neuer deutsher Kunsttöpfereien, von 32 Werkstätten beschickt. 4. bis 29. September 1907 im Lichthof: Preisgekrönte Modelle von Sommer- und Ferienhäusern. Vom 3. November bis 8. De- zember 1907 im Lichthof : Kartons, Entwürfe und Studien zu monumentalen Malereien, darunter solche für das Reichs- geriht in Leipzig, das preußische Landtagsgebäude und für das Rathaus in Lübeck von Professor Max Koch, Lehrer an der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums. Vom 3. November 1907 bis 3. Januar 1908 im Saal 9: Shriftproben, Buchdruckornamente und lehrreihe Saßbeisptele der Sthriftgießerei Gebrüder Kling spor in Offenbah a. M. Vom .„ 3, November 1907 bis 14. Januar 1908 im Saal 10: Bilderbücher und Jugendschriften aus dem Verlage Hermann und Friedrih Schaff- stein in Côln. Vom 15. Dezember 1907 bis 16. Februar 1908 im Lichthof: Arbeiten der Werkstätten der Kunstgewerbeshule in Breslau, darunter das .Amts- und Trauzimmwer für das Rathaus in Löwenberg nebst Einrihtung. Vom 21. Dezember 1907 bis 12, April 1908 im oberen Vestibül: Neuerwerbungen der Sammlung des Kunst- geiverbemuseums. Vom 8. bis 19. Januar 1908 im Saal 9: Gntwürfe aus dem Wettbewerb der Zeitschrift „Berliner Architektur- welt“, Vom 29, Januar bis 16. Februar 1908 in den Sälen 9 und 10: Die Baukunst Konstantinopels in Photographien und. Aufnahmen von Professor Cornelius Gurlitt in ODresden- Vom 4. bis 11. Februar 1908 im oberen Vestibül: Sreib tisch nebst Sessel, Ehrengeschenk, nach Entwurf von Direktor Pro- fessoc Bruno Paul, ausgeführt in den Werkstätten für Kunst im Handwerk in Berlin mit Schnitereien von Schülern der Unterrichts- anstalt. Vom 286. bis 29. Februar 1908 im Saal 9 zur Besichtis gung durch Seine Majestät den Kaiser: Modellentwürfe für Cadiner Meajolikaarbeiten von den Bildhauern, Profefforen Man zel, Tuaillon, Vogel, Taschner und Westphal. Vom 28. Februar bis 5. April 1908 im Lichthof : Neuecwerbungen des Museums für Völker- kunde. Vom 22. März ab bis auf weiteres in den Sälen 9 und 10: Neue Stickereien und Nadelarbeiten als Anregung für den Hand- arbeit3sunterriht in den Mädchenschulen.

Die Nationalgalerie erhielt einen Zuwahs von 41 Ge- mälden, 9 Bildwerken und 1940 Aquarellen und Handzeihnungen. Durch Geschenke und Vermächtnisse wurde die Sammlung um 20 Ge- mälde und 12 Blatt Aguarellen und Zeichnungen bereichert. Die Handblibliothek wurde um 131 Bände und 148 Broschüren vermehrt. Auf längere Dauer sind aus den Beständen der Galerie etwa 421 Kunstwerke an Provinzialsammlungen und zur Auss{mückung von Staatsgebäuden ausgeliehen. In den Gartenanlagen bei der Galerie wurde eine Anzahl von Bronzebildwerken der Sammlung aufgestellt.

Im Ksöniglihen Museum für Völkerkunde ist in dem ersten Hauptgeshoß in den Sälen 1 und 2 und in dem Vorsaal zu ersterem eine Sonderaus stellung, welhe einen Ueberblick über die vor- und frühgeschichtliche Kulturentwicklung Europas geben sfoll, veranstaltet worden. Diese ist dem Publikum vom 6. d. M. ab zu den gewöhnlichen Besuchszeiten des Museums zugängli®.

Land- und Forftwirtschaft. Saatenstand in Ungarn.

In der zweiten Hälfte des Monats Juli trat, nah dem Saaten- standsberiht d:8 ungarishen Ackterbauministeriums, im größten Teile des Landes etne Aenderung des Wetters ein. Stellenweise fiel reiliher Regen, f\tellenweise sogar so viel, daß die Gewässer an vielen Orten, besonders in einigen Teilen Oberungarns und Sieben- bürgens, aus ihren Ufern traten und bedeutenden Schaden verursachten. Besonderer Schaden zeigt sich an Futterstoffen. Auch das auf dem Felde befindlihe Getreide litt unter allzu vielem Regen. Während in den Gebirgs- gegenden zu viel Negen fiel, herrschte in den tefergelegenen Gegenden Negenmangel. Es unterliegt keinem Zweifel, daß ih Hackfrüchte, Wiesen und Weiden infolge des Regens zusehends befserten, während im Alföld und jenseits der Donau der Regen tem Futterertrage nichis mehr nützen konnte, sodaß daselbst die Dekonomen auf Kraftfutter angewiesen sind. In diesen Gegenden wäre Negen noch sehr erwünscht. Das abgeerntete Getreide litt gleichfalls infolge Regens. Stellenweise verursahte auch Sturm bedeutenden Schaden, auch an der Qualität, welhe ih heuer überwiegend befriedigend gestaltete. Das Getreide is qualitativ nur in jenen Gegenden gut, wo die Niedershlagsverhältnisse ungünstig waren. Betreffs der beurigen Ernte zeigen fch außecordentlih große Abweichungen. In den kleinen Oekonomien ist der Ertrag zumeist kaum befriedigend, doch gibt es auch hier einzelne Ausnahmen. Dort, wo intensive Oekonomie betrieben wird, zeigen si stellenweise kaum erhoffte günstige Erträge. Auch qualitativ ist dort der Ertrag hervorragend und kann im Alfsöld fozusagen durchs{chnittlich als mittel bezeihnet werden. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, z. B. in den Komitaten Csanád, Cs8ongrad, Pest, zum Teile in Jasz-Nagy-Kun-Szolnok, Hajdu und Bekes und ferner in einem ziemlih großen Teile jenseits der Donau, wo der Ertrag sehr shwach is. Sehr gut ist der Er-