1866 / 284 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

4136

die ungünstige Beschaffenheit des gegenwärligen Sißungs-Saales und dexr Nebenräume hervorhoben. Der Anirag des Abg. von Unruh, daß die Angelegenheit wegen des Neubaues eines Par- lament8gebäudes und vorläufiger Erweiterung Und VBerbesse- rung dexr gegenwärtigen Lokalitäten einer besonderen Kom- missión von 7 Mitgliedern zur Berichterstattung überwiesen werde, wurde mit großer Majorität angenommen.

Bei Berathung der Ausgaben für das Staatsministerium bildete der Dispositionsfonds für allgemeine politische Zwecke den Hauptgegenstand ciner lebhaften Debatte. Der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, und der Geh. Regierung®- Rath Wagener befürworteten die Bewilligung dieses Fonds, für den sich auch die Abgeordneten Graf Schwerin / Graf Bethusy-Huc, Stavenhagen, Graf Eulenburg, v. Blankenburg aussprachen, wogegen die Abgeordneten Twesien, Jung, Lent, Dr. Tehow, Schulße (Berlin), Lasker und Pr. Michaelis dice beantragte Summe von 31,000 Thlr. für diesen Fonds nicht bewilligen wollen. ;

Bei namentlicher Abstimmung wurde die Summe von 31,000 Thlrn. für den Dispositions-Fonds mit 146 gegen 123 Stimmen bewilligt. E E

Barmen, 21. November. Jn der gestrigen Stadtverord- neten-Sißung fand, wie die »Elberf. Ztg.« mittheilt , die Neu- wahl des für die Vertretung der Stadk im Herrenhause designirten Beigeordneten statt, und wurde für die Wahrnceh- mung dieses Amtes der bisherige Beigeordnete Kommerzienrath August Engels auf fernere 6 Jahre gewählf, ;

Neuß. Gera, 21. November. (Weim. Ztg.) Das Fürstliche Ministerium veröffentlichk auf Befehl Sr. Durchlaucht des Fürsten das Statut der National-Jnvalidenstiftung , deren Cehtral-Comité in Berlin seinen Sih hat, und fügt den von Sr. Durchlaucht kundgegebenen Wunsch hinzu , daß der Auf- abe, welche der Stiftung gestellt worden ist, au im hiesigen Fürstenthum Förderung und werkthätige Unterstüßung zu Theil werde.

Hessen. Darnistadt, 21. November. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat heute Mittag den zum Königlich bayerischen außerordentlichen Gesandten und be- vollmächtigten Minister an dem Großherzoglichen Hofe* ernann- ten Kämmerer Freiherrn von Thungen behufs Uebergabe seines Creditivs in besonderer Audienz empfangen. _

Württemberg. Stuttgart, 22. November. Wie der heutige »Staatsanzeiger« meldet, hat Professor Pauli in Tübingen die nachgesuchte Dienstentlassung erhalten. Die »Bürgerzeitung« theilt mit, daß alle in Tübingen studirenden Württemberger fich durch Unterschrift verpflichtet hatten , die Vorlesungen des Professors Pauli nicht zu besuchen.

Bayern. Aschaffenburg, 20. November. Um 4 Uhr Nachmittags kam Se:Mäjeftätder-König hier auf dem Bahn- hof an, wo sich die städtischen Kollegien , die Pfarrgeistlichkeit und die verschiedenen Vereine zur Begrüßung versammelt hatten.

Großbritanuien und Jrlaud. London, 20. Novem- ber. Das Wasser is in den übershwemmten Distrikten nach den neuesten Nachrichten bedeutend im Fallen, und wenn kein weiterer Regen folgt, so werden voraussichtlich in einigen Tagen die ausgetretenen Flüßcchen und Bäche wieder ihren um diefe Iahreszeit gewöhnlichen Wasserstand haben. Man hofft, daß die Nachrichten über den Verlust so vieler Menschenleben in Leeds -bedeutend-übertrieben waren. Es fielen, wie es scheint, nur 20 Personen ins Wasser und von diesen sind 12—15 ge- rettet. Die von allen Seiten einlaufenden Berichte über den troftlofen Qusftand , den die Ueberschwemmung an allen Orten, wo sie gewüthet, herbeigeführt, giebt ein schmerzliches Bild von Zerstörung und Jammer. Bis jeßt ist es nur möglich , eine annähernd richtige Jdee von der Größe des angerichteten Scha- dens zu gewinnen , doch schäßt man jeßt schon denselben auf 1,000,000 Pfd. St.

Aus Norwich wird von gestern Abend telegraphich der Verlust des Schiffes »Fsabella« vonHull gemeldet. Die beiden gestern als verloren erwähnten Schiffe waren die Schaluppe »Thomas« und- die »Friendship«. Das Wetter war sehr stür- misch. Ein weiteres Telegramm aus Hull theilt mit, daß »Earl de Grey« 790 Tonnen auf den North Pike Sandbanken Mies Die Mannschaft wurde’ mit großer Schwierigkeit ge- rettet.

21, November. Der preußische Botschafter nebst Familie ‘ist, von St. Leonards zurückkehrend, hier eingetroffen.

__ Wie es heißt, wird die itländis che Regierung unver- züglich die in Sligo und andern westlichen Städten stationirten ‘Truppen verstärken. Jn den leßten Tagen soll den sämmtlichen Polizeistationen von Dublin angezeigt worden sein, daß der- Jenige, welcher Stephens im Falle ‘seiner Rükkehr nach elten Mle eine Belohnung von 1000 Pfd. Sterl. er- halten soll.

Eine große Anzahl Hinterladungsgewehre (Sniders System)

sind im Lager von Aldershot eingetroffen und werden unycyr- züglich an die verschiedenen dort stehenden Truppenkörper dey Infanterie vertheilt werden. Die Instruction der Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften über den Gebrauch der neuen Waffe wird sofort beginnen.

Der »Great Eastern« wird zu Anfang des nächsten Jahres einer gründlichen Ausbesserung unterzogen werden und alsdann mit neuen Schraubenkesseln versehen , und im Jnnern ney equipirt zu seiner ursprünglichen Bestimmung , nämlich zux Aufnahme von Passagieren 1. Klasse, hergerichtet werden. Die Direktoren haben diese Ausgabe gemacht, da das Schiff von

C.

einer französischen Gesellschaft als Passagierschiff gechartert und bestimmt i}, während des nächsten Jahres zwischen New - York und Brest zu fahren, um Besucher der Industrie - Ausstellung herüberzubefördern. Es wird gegen Anfang März nach New- YorÏf abgehen.

Fort und fort treffen noch UnglückESposten von der Seceküste cin. Bei Ramsgate wurde die mit Kohlen von Shields nach Dünkirchen gehende Brigg »Joseph and Elisabeth« auf den Strand geworfen, die Mannschast wurde glücklich ge- rettet. Bei Has*sborough in Norfolk scheiterte die Brigantine »Amazone« aus Dünkirchen und noch zwei andere Fahrzeuge. Auch hier kamen die Mannschaften durch die wackere Hülfe der Rettungsboote mit dem Leben davon. Eine Flasche wurde aus der See herausgefischt, die die Worte enthielt: »12, Novembh. Schiff John Shaw von und aus Falmouth entmastet, leck und in hoffnungs8losem Zustande, beide Boote sind verloren.

Der Lordkanzler hat gestern im Namen der Königin ecklärt , daß die Eröffnung des britischen Parlaments gufs Neue verschoben und auf den 15. Januar festgeseßt sei. Da diese Prorogation nicht von der üblichen Formel begleitet ist, daß die Häuser an diesem Tage zur Erledigung der Geschäfte zusammentreten würden , so vermuthet man, daß das Parla: ment seine Sißzungen in Wirklichkeit in der ersten Hälfte des Februars aufnehmen werde.

Frankreich. Paris, 21. November. Die Thatsache, daß die Franzosen nicht schubweise, sondern auf einmal von Mexiko abziehen, is nun offiziell durch cin Rundschreiben des Kriegsministers an die Jntendanturen bestätigt. Darin heißt es: »Das Expeditions - Corps von A soll vollständig in den ersten Monaten des künftigen Jahres nach Frankreich heim- kehren.« Der Kriegsminister befiehlt deshalb, alle Zusendungen nach Mexiko einzustellen, und fügt hinzu, die bereits nach St. Nazaire expedirten Colli würden mit dem Paketboote des 16. November nicht mehr befördert werden, wenn sie nit durchaus dringlich seien. Daß der Kommandant der öster- reichischen Legion, General Thun, Mexiko verläßt und nah Europa heimkehrti , wird von mexikanischen Blättern bestätigt.

__ Aus Toulon, 17, November, meldet der »Messager du Midi«, daß die zwei Panzer-Fregatten »Provence« und »Magna- nime« auf vier Monate Lebensmittel an Bord haben und am 295. zur Abfahrt fertig sein müssen. Ihre Verwendung ist noch Geheimniß, i

22. November. Die heutige »France« sagt: Dic Ankunft des Generals Castelnau und die Haltung der Vereinigten Staaten haben die ursprünglichen Entschlüsse des Kaisers Maximilian modifizirt. Das Zusammentreffen dieser beiden Thatsachen schien ihm die Lage wesentlich zu ver- ändern. Kaiser Maximilian hat vor seiner am 22. Oktober er- folgten Abreise dem General Bazaine seine Machtvollkommen- heit anvertraut. Die »France« fügt hinzu: Angesichts dieser Nachricht, deren Quelle ganz unverdächtig ist, ist es als wahr- scheinlich anzusehen crlaubt, daß der Kaiser nach Europa zurül- kehren wird und hat derselbe seine Rückreise in diesem Augen- blicke vielleicht schon angetreten.

Spanien. Madrid, Donnerstag, 22. November. (W. T, B.) Man versichert, daß die Königin Jsabella dem Könige von Portugal in den ersten Tagen des Dezember in Lissabon elnen Besuch machen werde.

Nußland und Dosen. St. Petersburg, 22. No- vember. Der »Russische Invalide« dementirt die von der Uleber- landpost gebrachte Nachricht von der Konzentrirung. einer bt- deutenden russischen Heeresmacht bei Samarkand.

Aus Mittel - Asien eingegange Nachrichten melden, daß dic &estung Djusak, der leßte Stüßpunkt des Emirs von Buchara im Sir-Darjathale, von den Russen nach achttägiger Belagt- rung erstürmt worden ist.

(H. N,

Dánemark. Kopcnhagen, 20. November. N. In der heutigen Folkething®ssißung legte der Conseils prâsident Graf Frijs-Frijsenborg den bereits früher angt kündigten Geseßentwurf , betreffend eine Brautaussteuer und Mitgift für die Prinzessin Da gmar, vor. Er bemerkte dabe! daß das Geseß mit einem ähnlichen unter denselben Verhäll-

4137

nissen gegebenen Übereinstimme, nur sei die Summe aus naheliegenden auf den geschehenen Veränderungen basirten Gründen etwas kleiner, als bei früherer Gelegenheit. Der Marineminister legte den gewöhnlichen jährlichen Bericht über die Vereinigung der Königl. Marinewerften auf dem »Nyholms«, sowie über die dort ausgeführten Arbeiten vor. Es wurde darauf die erste Behandlung des Finanzgesches fortgeseßt. Der Marineminister verkündete nothwendige neue Leuchtthurms- bauten auf Sprogö, wo das jetzige Leuchtfeuer zu schwach sei.

Amerika. New-York, 20. November (per Atlant. Tc- legraphen). Es werden Anstrengungen gemacht, einen Kompromiß zwischen Präsident Johnson und dem Kongresse zu Stande zu bringen.

Statistisches aus Nassau.

VII. (S. Nr. 277 des Pr. St. Anz.)

___Der Bergwerks- und Hüttenbetrieb.

Das Herzogthum Nassau is reich an Mineralschäßen der maunig- faltigsten Art.

Die Ober-Aufsicht über das gesammte Berg- und Hüttenwesen führt die Unt leleie A bei welcher für das Bergwesen ein tech- nischer Referent bestellt isi. Das Land is in vier Bergmeistereien zu Dillenburg, Diez, Weilburg und Wiesbaden eingetheilt.

Diese 4 Bergmeistereien erfordern nach dem Etat für 1866 einen Aufwand von 35/072 Fl. Die Einnahmen ‘an Bergwerkssteuern L dagegen für 1866 auf 5791 Fl. für ein Simpel veranschlagt. Für die Ausbildung von Bergleute: ist mit dem Pädagogium zu Dilleu- burg cine besondere Bergschule verbunden, an welcher 4 technische Lehrer wirken,

Der Ertrag der der Domainenkasse gehörenden Berg-, Hütten-

und Hammerwerke ist für 1866 auf 479,311 Fl. berechnet, wovon indeß die Verwaltungs-, Betriebs- und sonstigen Kosten mit 363,238 Fl. in Abzug zu bringen sind, so daß also der Ueberschuß dieser Werke

116,078 Fl. beträgt. Die N der cinzelnen Domanial- Bergwerke belaufen sih: von den zur Michelbacher Hütte gehören- den Eisensteingruben auf 28,000 Fl., von den im Anite St. Goars- hausen belegenen Schiefergruben auf 41/641 Fl, von den in den Aemtern Dillenburg und Herborn belegenen Eisensteingruben auf 206/121 Fl., von den Braunkohlengruben Oranien, Nassau und Waffen- feld (im Amte Marienberg) auf 31,167 Fl. , von den Schiefergruben bei Nauroth, Springen und dem Hofe Dornbach (im Amte Langen- {walbach) auf 12,936 Fl., von den zur Emmershauser Hütte (Amt Usingen) gehörenden Eisensteingruben auf 36,956 Fl. , sowie von den im Amte Weilburg belegenen Eisensteingruben auf 105,000 Fl. Die Domanial-Hütten- und Hammerwerke, zu denen die Hütten zu Michel- bach, EibesShausen, Straßebersbach, Emmershausen, Löhnberg und die Hämmer zu Michelbach , Burgschwalbach und zu Rod an der Weil gehören, liefern eine Bruttoc-Einnahme von 11,189 Fl. ;

Um die hohe Bedeutung des nassauischen Bergwerks- und Hütten- betriebes anschaulich zu machen , ist zunächst zu erwähnen , daß der Geldwerth der Production auf den im Jahre 1864 in Betrieb gewec- senen 953 Bergwerken 1,982,405 Fl. und der von 37 Hüttenwerken 3/482/645 Fl, zusammen also 5,465,050 Fl. betragen hat. i

Bei den Bergwerken wurden im Jahre 1864 8524 Arbeiter be- schäftigt; nimmt man für jeden Arbeiter nur 3 Familienglieder an, so ergiebt sich eine Bevölkerung von circa 26,000 Seelen, welche un- mittelbar vom Bergwerksbetriebe leben. Hierzu treten noch die in den Hüittenwerken beschäftigten 1312 Arbeiter, so daß sich also die Zahl der Berg- Und Hüttenarbeiter auf 9836 und einschließlich ihrer Ange- hörigen auf circa 30,000 Köpfe, mithin 6/4 Prozent der Gesammt- bevölkerung des Landes beläuft. i y 1LENITH

__ Nicht ‘minder wichtig ist der Bergwerks- und Hüttenbetrieb für die Verwerthung der Produkte der Waldungen des Landes; die dadurch vermittelte Consumtion hat nach einem 30jährigen Durchschuitt (von 1831 60) circa 29 Prozent der Holzfällung im ganzen Lande betra- gen. Jm Jahre 1864 sollen an Bau- und Brandholz und an sonsti- g Brennmaterialien beim Gruben- und Hüttenbetriebe 4625 Klafter a 100 s Grubenholz, 45/276 Klafter Holz zu Kohlen, 404,097 Ctr. Coofs, 174,083 Ctr. Steinkohlen und 5190 Ctr. Braun- fohlen zur Verwendung gekommen sein. : | L

Ueber die Production und den Werth der im nassauischen Berg- bau vorkommenden Mineralien und Hüttenprodukte werden den für den Zollverein aufgestellten Tabellen des Bergwerks und Hütten- betriebes für das Jahr 1864 folgende Angaben entnommen:

Auf Braunkohlen waren im Jahre 1864 28 Gruben im Be- trieb auf welchen 1,031,917 Ctr. Braunkohlen im Werthe von 151,517 Fl. gefördert worden sind. Jm Jahre 1828 waren nur 14 Gruben im Betrieb, auf denen 32,870 Ctr. Kohlen im Werthe von 33/850 Fl. gefördert wurden. Von dem im Jahre 1864 geför- derten Quantum sollen 658,930 Ctr. Kohlen im Jnlande verbraucht und 372,987 Ctr. zur Ausfuhr gekommen sein. Die Zahl der in sämmtlichen Kohlengruben beschäftigten Arbeiter hat 714 betragen.

Der Eisen stein-Bergbau und der damit in Verbindung stehende Eisenhüttenbetrieb bildet die wichtigste Branche der nassauischen Bergwerks-Tndustrie. Die Eisenproduction Nassaus, le namentlich în den Bezirken von Diez, von Dillenburg und von Weilburg von Bedeutung is, machte früher cinen nicht un- wesentlichen Theil der deutschen Eisen - Production überhaupt aus.

Dies Verhältniß hat sich allerdings in den leßten Dezennien dur di Fs ß ie namentli in der Ruhrgegend entstandenen großartigen Eisenwerke sehr verändert; doch sind die leßteren für den Aufschwung des nassaui- schen Eisenstein-Bergbaues insofern wieder von Wichtigkeit geworden, als sie zum großen Theil auf den Bezug auf nassauischem Eisenstein angewiefen sind. Nicht mindcr haben auch die durch die Eisenvahnen im Lahn- und Dillthale günstiger gestellten Transport - Verhältnisse auf den Betrieb der Eisenerzgruben den erheblihsten Einfluß aus- geübt. Im Jahre 1864 wurden 520 Eisenstcingruben betrieben auf denen von 3561 Arbeitern 6,508,568 Ctr. Erze gefördert wurden ; der Werth der Gefammtförderung wird auf 940,127 &l. berechnet / Die Production betrug im Durchschnitt: von 1831 85 855,386 Cir, if seit 1830 um das Achtfache gestiegen. Von dem im Jahre 1864 ge- förderten Quantum sind 1,379,563 Ctr. im Lande verhüttet worden und L S Ae zur ae gekommen. ckDenngtei) die mächtige Konkurrenz der Ruhr und Saar auf den Detrieb der nafsauischen Eisenhütten, namentlich ‘bezüglich der reif vielfach einen ungünstigen Einfluß geübt hat, so genießt gleidwohl die vorzügliche Qualität des aus den reinsten Rotheisensteinen darge- stellten nassauischen Eisens immer noch einen ausgezeichneten RUf. Es find im Jahre 1864 auf 15 Hohöfen, bei welchen 914 Arbeiter beschäftigt waren, 471,998 Ctr. Roheisen, 98,518 Ctr. Guß- waaren qus Erzen und 19/672 Ctr. Gußwaaren aus Roh- eisen im Gesammtiverth von 1,816,595 Fl. produzirt worden. Die bedeutendsten Hohöfen befinden sich in dem Bezirk von Diez (3) und Dil- lenburg (7). Mit der Herstellung ‘von Stabei eny gewalztem Eifen und Schwarzblech haben sich 15 Werke mit 158 Arbeitern befaßt Und zu- sammen 43/214 Ctr. Stabeisen, 1468 Etr. gewalztes Eisen und 17,830 Ctr. Schwarzblech geliefert. Ed waren auf diesen Werken 9 Frisch- feuer, 4 Puddelösen, 20 Kleinfeuecr, Schweißöfen 2c, 11 Stabhämmer, 9 Kleinhämmer und 3 Walzwerke im Betriebe. Die bedeutendsten dieser Werke (7) liegen im Bezirke von Dillenburg, es sind von ihnen allein 29,802 Ctr. Stabeisen, 795 Ctr. Kleineisen und 17,830 Ctr. Schwarzblech hergestellt worden. Die Zahl der im Betrieb befindlichen Silber- und Bleierz-

gruben betrug im Jahre 1864 25, auf welchen von 2191 Arbeitern

133/272 Ctr. Silber- und Bleierze im Werthe von 316/120 Fl. ge- fördert worden sind. Die gewonnenen Bleierze, namentlich der Blei- glanz, sind zum Theil silberhaltig, jedoch ist der Silbergchalt ein ver- hältnißmäßig nur geringer und steigt in seltenen Fällen bis zu 1 pCt. und darüber. Eine Ausfuhr der Erze findet nicht statt, dieselben wer- den vielmchr auf den drei Silber- und Bleihütten zu Holzappel, Ems und Braubach verhüttet, die im Jahre 1864 192 Arbeiter beschäftigten und 17,864 Mark Silber im Werthe von 431,868 Fl. , 49,450 Ctr. Blei im Werthe von 517,569 Fl. und 18,356 Ctr. Glätte im Werthe von 176/015 Fl. produzirt haben. i

Auf den Blei ruben werden gleichzeitig auch Zinkerze mitge- wonnen, 1864: 73,773 Ctr. im Werthe von 64,330 Fl, die sämmtlich erieeg gesuhrt worden sind, -daZinfkhätten bis jeßt im Lande nicht existiren.

_ Die Production Nassaus an Kupfer is zwar an und für sich nicht von hervorragender Bedeutung, indeß ist dasselbe von vorzüg- licher Qualität. Jm Jahre 1864 waren 20 Kupfererzgruben mit 459 Arbeitern im Betriebe, die sämmtlih im Bezirke der Berg- meisterei Dillenburg belegen sind, während außerdem noch etwas Kupfererz auf den Bleigruben im Bezirke von Diez mitge- wonnen wird. Die Gesammtförderung belief \s\ch auf 11,677 Centner im Werthe von 72,657 Fl. Das am meisten vor- kommende Kupfererz ist der Kupferkies, welcher an einzelnen Stellen in vorzüglicher Reinheit und frei von Schwwefelkiesbeimengung auf- tritt, so daß zu 1 Etr. metallischen Kupfers nur 3 Ctr. Erz erfordert werden. Die Production i} seit 1830 um das Vierfache gestiegen; sie betrug nah 10 jährigem Durchschnitt: von 1831 40—2700 Cir, von 1841/50 6784 Ctr. und von 1551/60 5091 Ctr. Die geförder- ten Kupfererze werden mit geringen Ausnahmen im Lande verhüttet ; die Verschmelzung besorgten in den lebten Jahren die Jsabellenhütte an der Nanzenbah und die Dorotheahütte an der Diephöhle hei Dillenburg; beide beschäftigten 1864 48 Arbeiter und haben 1436 Ctr. Garfupfer im Werthe von 81,600 Fl. hergestellt.

__Nickelerze sind seit dem Jahre 1843 gefördert worden. Gegen- wärtig stehen 4 Nielerzgruben im Betriebe, von denen die 3 bedeu- tenderen üm Bezirke von Dillenburg, und eine, die erst in neuester Zeit in der Gemarkung Odersbach eröffnet worden ist, im Bezirke von Weilburg liegen. Sie förderten 1864 mit 47 Arbeitern 19,567 Ctr. Nickelerze im Werthe von 38,069 Fl.

Braunfstein (Manganerz) kommt in sämmülichen Bergrevieren vor, in größester Menge im Bezirke der Bergnieisterei Weilburg. Die älteste Belehnung auf Braunstein datirt aus dem Jahre 1767. Erst im Jahre 1822 wurden neue Belchnungen auf 2 Gruben in den Ge- marfkungen Weinbach und Grävencck und 1826 die erste Verleihung bei Niedertiefenbach (im Amte Hadamar), wo sich das reichste Braun- steinrevier_ befindet, erheilt. Jebt sind 50 Gruben in Betriebe, auf welchen 1864 von 485 Arbeitern 289,197 Ctr. Braunstein im Werthe von 192,646 Fl. gefördert wurden, die fast sämmtlich ausgeführt wor- den sind, zum Haupttheil nah England und Frankrxeich, in geringerer Menge nach ‘den Zollverxeins-Staaten. Die stärkste Förderung hat das Jahr 1857 mit 670,200 Ctr. im Werth von 1,164,000 Fl. aufzuweisen - seitdem ist aber cinRückgang eingetreten, der eines Theils der in. den leßten Jahren aufgetretenen Konkurrenz des spanischen BVraunsteinbergbaues, hauptsächlich aber der durch die politischen Zerwürfnisse in Amerika hervorgerufenen Baumvollen-Noth zugeschrieben wird.

Wichtig sind die Thongruben, da das Land reich an edlenrx Thon. i} ; der’ theils gu sogenannten steinernen Waaren und feuer- festen Steinen, theils in seinen feinsten und reinstcn Sorten als Porzellanthon Verwendung findet. Jm Jahre 1864 wurden 109