1866 / 302 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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haupt im öffentlichen Verkehr unter Verschärfung der auf die Uebertretung dieses Verbotes geseßten Strafen erneuert wor- den. Ferner sind durch eine Cirkular-Verfügung des Ge- neral-Gouverneurs die Gouvernements-Chefs aufgefordert wor- den, ein Verzeichniß“ derjenigen in ihren Gouvernements ge- legenen Güter einzureichen, welche auf Grund des Kaiserlichen UÏas vom 10. Dezember 1865 von ihren Polnischen Besißern innerhalb zwei Jahren an Russen des orthodoxen oder evange- lischen Bekenntnisses verkauft oder gegen im Jnnern Rußlands elegene Güter umgetauscht werden sollen. Die Zahl dieser Güter ist sehr bedeutend ; sie beträgt z. B. im Gouvernement

Kowno 121, im Gouvernement Grodno 77.

Dánemarë. Kopenhagen, 11. Dezember. In der heutigen Sißung des Folkethings wurde die Vorlage wegen der Bewaffnung des Heeres mit Hinterladungswaffen in dritter Behandlung erledigt. Das Gese wurde einstimmig mit 81 Stimmen genehmigt und geht jeßt ans Landsthing. Es wurde darauf ein Ausschuß gewählt, welcher Vorschläge zur Verände- rung der Regeln bei der Staatsrevision machen soll. Dann kam ein Frölund'scher Geseßentwourf, betreffend die Niederlegung von zwei Staats-Seminarien, zur Behandlung.

In der heutigen Sißung des Landsthings wurde der Geseßentwourf, betreffend die Aussteuer für die Prinzessin Dagmar, bei dritter Behandlung einstimmig angenommen. Der Entwourf ist somit vom Reichstage erledigt und wird der- selbe jeßt dem Conseil8präsidenten zugestellt werden.

Ameri?a. New-York, 11. Dezember. Die Yachten »Henrietta«, »Fleetwing« und »Vesta« traten heute ihre Wett- fahrt nah Cowes um 1 Uhr Mittags an. Die erste Yacht, welche eintrifft, erhält den ganzen Wettpreis, 90,000 Dollars. Die Eigenthümer der Yachten haben folgende Mittheilung an Schiffscapitaine N und nah Europa telegraphirt, um von vorbeisegelnden en r erhalten: » Für Schiff8capitaine. Bei der N atlantischen Yacht-Wettfahrt, die am 11. Dezember um 1 Uhr Mittags be- ginnt, wird die »Henrietta« eine blaue Flagge, die »Fleetwing« eine rothe und die »Vesta« eine weiße Flagge führen. Bei Nacht brennt die »Henrietta« ein blaues Licht ab und läßt eine blaue Rakete steigen. Eben so macht es die »Fleetwing« und die »yVesta«, nux daß bei der ersteren Licht und Rakete grün,

bei der lehteren weiß sein werden. «

Landtags - Angelegenheiten.

Berlin, 14. Dezember. Der in der gestrigen Sißung des Ab- geordnetenhauses.- gehaltene Vortrag des Regierungs-Kommissars, Ober-Land-Forstmeisters vo n Hagen, über die Etats für Domainen und Forsten, hat folgenden Wortlaut:

teine Herren! Der Vorberathung des Etats der Forstverwal- tung erlaube ih mir, einige wenige Worte voranzuschicken.

Die Gesammteinnahme aus den Forsten is im vorliegenden Etat um 56,000 Thlr. höher angeseßt als im Voranschlage für 1866, haupt- sächlich in Folge von Mehr-Einnahmen aus den Forst-Nebennußungen. Die Mehr-Ausgaben betragen 32,000 Thlr. hauptsächlich höhere Auf- wendung an Holzhauerlöhnen und größere Ausgabe an Servituts- ablösungs-Renten. Tm Ganzen beträgt der Mehr-Uebershuß 24,000 Thaler. Für die einzelnen Positionen der Einnahmen erwähne i Folgendes: die Einnahme für Holz ist, abweichend von der Fraction der lebten drei Jahre, um 377,500 Thlr. niedriger als diese und mit demselben Betrage N der dem Voranschlage für 1866 zu Grunde lag, weil die Ereignisse des laufenden Jahres auf den Holz- absaßb und die Holzpreise auch noch im Jahre 1867 eine ungünstige Nachwirkung üben werden. Ein _ großer Theil des im laufenden Jahre verkauften Holzes is gegenwärtig noch unver- wendet und unverwerthet in den Händen der Käufer, und es wird deshalb die Nachfrage nah Holz für das Jahr 1867 weniger lebhaft sein. Es werden demgemäß die Holzpreise auch im Jahre 1867 noch gedrückt werden. Diese Erwägungen und die Erfahrung, die in Folge des italienischen Krieges gemacht worden ist, daß das Jahr nach dem Kriege ebenfalls noch sich ungünstig stellt, haben die Staats-Regierung bewogen, nicht die Fraction anzunehmen, sondern über den Ansaß des vorigen Jahres von 8,300,000 Thlr. nicht hinauszugehen. R

Andererseit liegt aber auch keine Veranlassung vor, unter diesen Betrag zurückzugehen, weil, soweit sich jeßt übersehen läßt, die Ein- nahmen des laufenden Jahres diese Zahl erreichen werden, und die Conjunkturen doch nicht so ungünstig stehen, daß man ein weiteres Sinken der Einnahme aus der Holznußung zu befürchten hätte.

In Rücksicht auf einige an mich gerichtete allgemeine Anfragen, laube ich, meine Herren, hier noch eine kurze Bemerkung über die Grundsähe der Staatsforstverwaltung einschalten zu sollen.

Die Staatsforstverwaltung läßt es sih nah wie vor M an- gereary sein , die Erträge der Forsten zu erhöhen, aber sie eben nur adurch zu erhöhen , daß sie den Zustand der Forsten und ihre Pro- ductionsfähigkeit verbessert. Wir betrachten die Staatsforsten als ein Fideikommiß der Nation, dessen Vermehrung, Erweiterung und Ver- besserung unsere Pflicht ist, und dessen Benußung wir über den nach- haltigen Fruchtgenuß hinaus nicht ausdehnen dürfen. Wir bleiben

chiffen Nachricht über die Wettfahrt zu

aber auch innerhalb dieser Grenze, wenn wir , wie es nur eine Abnußung von 14 Kubikfuß als jährlichen urchschnitts zuwachs pro Morgen entnehmen. Wir lassen uns nicht verleiten, nach den Grundsäßen neuerer Theorien sogenannter rationeller Wald! wirthe, den Wald zu spekulativen Geldgeschäften zu Verwenden mit Zinseszinsrechnungen und dergleichen , blos um aus dem Walde viel Geld herauszuschlagen, dann aber an Holz und namentlich an Nut holz Mangel zu leiden, sondern wir sorgen für eine nach. haltige Steigerung der Production und damit auch für eine nachhaltige Steigerung der Gelderträge. Jh glaube dies zur Beruhigung derjenigen Herren ausdrücklich erwähnen zu müssen welche aus der Steigerung und Erhöhung der Gelderträge - in dén leßten Jahren etwa cin Bedenken hernehmen möchten, ob wir uns wirklich in einer nachhaltigen Wirthschaft bewegen. Andrerseits fann ih denjenigen Herren, denen es mit der Beseitigung der alten Be- stände und alten Bäume nicht rasch genug geht, auch die Versicherun

aussprechen, daß die Forstverwaltung durchaus nicht längere Vertriebe einhält, als es eben grade nothwendig ist, um ihre Aufgabe, möglichst. viel Holz und möglichst viel werthvolles Holz zu produziren , zu er füllen. Wir sind in dieser Beziehung mit dem Vorschreiten der Kultur und der Abräumung alter Räumden und zuwachslosen Bestände allerdings etwas zurückgeblieben und zwar aus dem Grunde weil die Forstservitute und namentlih die Weideberechtigungen uns verhinderten, größere Flächen in Kultux und Schonung zu legen und wir deshalb bisher uns an die Einhaltung beschränkter Flächen binden mußten. Mit dem Fortschreiten der Forstservitut-Ablösungen beseitigt sich aber dieses Hinderniß mehr und mehr, und wir werden nun in der Lage sein, Und haben auch bereits damit begonnen, rascher vorzu- schreiten in der Abnuzung alter Räumden und solcher Bestände, die im Zuwachs zurückgehen. Jh glaube, daß wir cine durchaus konservative und nachhaltige Wirthschaft treiben, wenn wir solche Bestände mög-

lebt geschieht,

lichst bald unter die Axt nchmen, um an ihre Stelle volle producirende

Junggewüchse zu seben, die für die Zukunft den Ertrag crhôöhen, und wenn wir schlecht bestockte Bruchflächen abräumen, um an ihre Stelle M Wiesen treten zu lassen.

Bei Titel 2 der Einnahmen für Nebennubungen finden Sie, meine Herren, gegen das Vorjahr eine Steigerung um 62,800 Thlr., weil hier eine Rücksihtnahme auf die vorher erwähnten, auf den Holzabsaß und die Holzpreise nachwirkenden Kriegéverhältnisse nicht eboten war, indem die Einnahmen aus Nebennußungen von diesen Yeitverhältni}sen E sind. Es is daher bei Titel 2 die Vraction der Jahre 1863—1865 unverändert zu Grunde gelegt.

Die übrigen Positionen der Einnahmen sind in dem gedructen Etat so speziell erläutert, daß ih dem nichts hinzuzufügen habe. Ich bitte daher, die Gesammt-Einnahme des Etats der &orst-Verwwaltung mit 9,398,000 Thlr. zu genehmigen und stelle dem Herrn Präsidenten anheim, hierüber zunächst den Beschluß des Hauses herbeiführen zu wollen, ehe ih auf die Ausgaben übergehe.

Auf eine Bemerkung des Abg. Michaelis, betreffend die Eichen- \{häl-Waldungen, erwiederte der Regierungs-Kommissarius:

Meine Herren! Die Beantwortung der Frage, ob die Forstver- waltung künftig eine größere Aufmerksamkeit auf die Eichenschälwal- dungen und deren Anbau verwenden werde, fällt mir insofern \{chwer, als bisher schon unsere Bemühungen darauf gerichtet gewesen und E gerichtet sind, den Eichenschälwaldungen die thunlichste Aus- chnung zu verschaffen. Als thatsächlichen Beweis dafür , daß dies auch in neuester Zeit geschehen ist, erlaube ich mir aber anzuführen, daß wir in den leßten Jahren bei den Betriebsregulirungen vorzugs- weise auch die Einrichtung des Eichenschälwaldes ins Auge gefaßt und auch die Anordnung getroffen haben, daß in den, als Lehr- mittel dazu bei der Forstakademie dienenden Revieren EÉichenschäl- Wald-Anlagen in größerem Umfange ausgeführt werden sollen, um bei dem Unterrichte der künftigen Forstbeamten auf diesen Betricb hinzuweisen und sie darin zu unterrichten, und um über das Gc- N des Schälwaldes auf dem Sandboden gründliche Erfahrungen zu erlangen.

Zu den fortdauernden Ausgaben nimmt der Regierungs- Komniissarius, wie 8 das Wort:

Meine Herren! Was die Ausgaben der Forstverwaltung betrifft, so finden Sie unter dem Tit. 1. Nr. 1 eine Minder - Ausgabe von 1200 Thlr. in Folge der Abseßung einer oberen Forstbeamtenstelle, was dem früheren Beschlusse des hohen Hauses entspricht. Bei Po- sition 2 und 3 ist das Diensteinkommen der Oberförster und Vörster in etwas andrer und ausführlicherer Weise dargestellt, als in dem früheren Etat, Es ist dies in der Absicht ge- schehea, um den Oberförstern und Förstern auch von den Emo- lumenten der freien Dienstwohnung und der freien Feuerung, die Pensionsberechtigung einzuräumen. Meine Herren! Es is nur ein Akt der Gerechtigkeit , wenn dies geschieht und wenn diese Be- amten hinführo nicht länger in einer schlechteren Situation in Bezug auf ihre Pensionirung gelassen werden, als die Beamten anderer Ver- waltungszweige. Es ist in Vergleich zu dem lebten bei der Reguli- rung der Gehälter der Oberförster und Ae schon immer ein Be- trag von 150 resp. 50 Thlr. für diese Emolumente in Anrechnung gebracht, d. h. es ist ihnen so viel an baarem Gehalte weniger ge- zahlt, als sie erhalten haben würden, wenn sie diese Emolumente nicht E Gleichwohl sind diese Emolumente bei Bemessung der Pen- ionen nicht berücksichtigt, weil im Etat nicht ersichtlih gemacht war, daß sîe auf das Normalgehalt in Anrechnung gekommen seien. Von dieser Ersichtlichmachung im Etat ist aber nah dem Pensionsreglement die Bewilligung der Pension von dem Werthe der Emolumente ab- hängig. Durch die gegenwärtige Fassung des Etats is dies geschehen, und ich E nicht, meine Herren, daß sie damit vollständig einver- standen sein werden.

Die Mehrausgabe, die hierdurch der Staatskasse an Pensionen er-

Ln eiträge von

¡M Abgeordneten Schmidt (Randow) habe ih zu bemerken, da

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beträgt allerhöchstens 2441 Thlr. So lange aber dic | « den Beamten noch gezahlt werden müssen, pad dieser Summe durch diese Beiträge e 2109 Thlr., so cen Von ive Mehrausgabe sich beläuft auf 332 Thlr. Meine die 003 ist für die Staatskasse allerdings cine nicht nennens-

‘Summe, für die Förster und Oberförster aber ist es ein be- he 3 Objekt, wenn |le bei der Pensionirung, ein Förster 30 bis hende nd ein Oberförster 90—100 Thlr.

: ension mehr bekommen. Thlr. Un auf den zu diesen Positionen

und 3 gestellten E

r Finanzminister den Gegenstand bereits in Erwägung gezogen Hel S'drterung gebracht, und eine der Richtung des vorliegenden 1tsprechende Anordung für die nächste Etats-Fertigung be- en hat. Die Mchrausgabe von 178 Thlrn. bei den Förster- nd die Übrigen Ausgaben, meine Herren, sind durch den ¡ck vorliegenden Etat so speciell motivirt; däß ih den- nichts hinzuzufügen habe, nur in Bezug auf Tit. 12. erlaube h noch eine furze Erläuterung. E | n den früheren Etats befand sih ein Tit. 14 von 80,000 Thlr. | n Bezeichnung: Dispositionsfond für außerordentliche Mehraus- 1 insbesondere zur Deckung der Mehrausgaben bei Tit. 12. Jn Praxis ist nun bereits immer so verfahren, daß beide Titel als | einziger betrachtet worden sind; die Feststellung des Tit. 12 aus | Fraktion ist \{chon immer \o erfolgt; daß von der tion der leßten 3 Jahre die 80/000 Thlr. des Tit. 14 ogen sind und mir der Rest auf den Titel 12 übertragen worden "t ist daher als eine Verbesserung und Berichtigung des Etats betrachten, wenn der Artikel 14 mit seiner wohl nicht ganz korrekten weisung auf Etatsüberschreitung weggefallen und mit dem Tit. 12

| N ua auf das Extraordinarium habe ih noch hinzuzufügen,

(tern U (n gedri

h ¡llerdings die Forstverwaltung durch die extraordinairen BedÜrf-

mit der schr beträchtlihen Ausgabe von 597,000 Thlr. belastet d, Aber, meine Herren, es sind das alles durchaus produfktive oder hermeidliche Ausgaben, wie Sie aus deren spezieller Motivirung in y gedruten Etat ersehen werden. Jch bitte daher , die Ausgabe Forstverwaltung unverkürzt zu bewilligen

In der Sißung vom 12. äußerte der Regierungs-Kommissar- \nisterial - Direktor Freiherr v. d. Reck, auf eine Bemerkung des q, Dr, Hammacher Folgendes: j : | Es is allerdings richtig, daß die Cöln-Mindener Eisenbahn-Ge- haft zum ersten Male Minder-Einnahmen seit einer Reihe von ren gehabt hat. Gleichwohl glaube ich, daß diese Minder-Ein- [me keine Veranlassung giebt, die veranschlagten Einnahmen dieser Ihn herabzuseßen. Es is allerdings möglich, daß statt 10 pCt. nur der 8 pCt. gegeben werden. Man kann es aber in der That noch t übersehen. Eben o wenig aber, wie wir die Ansäße erhöhen den wenn die Rd Bahn Mchr-Einnahmen bis dahin ge- st hätte, scheint mir Veranlassung vorzuliegen , die Säße Jeßt ge- her anzunehmen, wenn zufälligerweise eine Minder-Einnahme sich ausgestellt hat. Jch befürworte daher, cs bei dem Ansaß von Ct, auf die verdoppelten Actien zu belassen, wenngleich dieser aj allerdings bemessen worden is nach den Einnahmen des Be- böjahres 1865, wo die Cöln - Mindener Bahn auf 13 Millionen tien 175 pCt. gegeben hat. ; Auf weitere Bemerkungen desselben Abgeordneten erwiderte der- j Regierungs-Kommissarius: f : E | DieStaatsregierung hatte sich bekanntlich bei dem bergisch-märki- in Unternehmen mit einer Million Thaler betheiligt. Das Anlage- pital betrug 4 Millionen; sie hat also den vierten Theil des ersten lage - Kapitals gehabt. Die Gesellschaft hatte sich aber das Recht den Statuten vorbehalten , diese Staats-Actien gegen Zahlung des ti- Werthes wieder einzulösen. Darauf beruht eben das Geschäft, Î Y di R S nid Eisenbahn-Gesellschaft in der Kriegs- fiode geschlossen worden ist. i | Es war allerdings die zweite Periode, wo die Gesellschaft das t in Anspruch nehmen konnte, diese 1 Millon zurückzuzahlen, noch ht abgelaufen. Gleichwohl haben wir uns in dieser Weise mit Gesellschaft verständigt, und zwar aus dem Grunde, weil damals D außerordentlich theuer war und wir desselben nothwendig \urften. Nachdem der Abg. Schmidt (Randow) die Frage gestellt, ob der hen der Regierung und der Berlin - Stettiner - Eisenbahn - Gesell- i wegen Fortsesung der Pommerschen Bahn von Cöslin nach inzig abgeschlossene Vertrag in einer Vorlage dem Hause zugehen de bemerkt der Regierungs-Kommissarius: : Es is dazu die nöthige Vorbereitung getroffen und die Staats- A hofft, daß die Vorlage noch in dieser Saison wird erfolgen n,

[— Tun der heutigen Sipung des Abgeordnetenhauses le sich der Rec iérunas-Kommissat, Geheime Finanz-Rath Sen- u über den Etat der Verwaltung der direkten Steuern folgen-

naßèn 3 Het Finanzminister hat bereits bei Ueberreichung des Etats i

| 7 ie günstige Finanzlage, insbesondere auch ch eingehend über die günstige Finanzlage, ih kann darauf

t die geordnete Steuerverwaltung geäußert, und lich Bezug nehmen.

Vas den jeßt zur Berathung vorliegenden Etat der Verwaltung direkten Steuern für 1867 angeht, so ist derselbe nah den gleichen indsäßen wie die fe eren aufgestellt worden. Die Einnahme- und ‘qabe-Positionen Midi der Etat klar. Die größeren Ausgaben fen im Allgemeinen von den größeren Einnahmen her. Jch bitte

Etat anzunehmen.

Der preußische Verein zur Pflege im Felde verwun-

deter und erfrankter K rieger.

Das Central-Comité des preußischen Vercins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger hat jeßt cinen Rechenschaftsbericht über Tine Wirksamkeit im Jahre 1866 erscheinen lassen. Bekanntlich

ist derjelbe in Folge der internationalen Genfer Conferenzen begründet

und steht unter dem Proteftorat JJT. MM. des Königs und der

Königin. Demselben sind au durch Allerhöchste Kabinets- Ordre vom 7. Mai „dieses Jahres Korporationsrechte verliehen

worden. Seit dem dänischen Kriege hatte der Verein in Frie-

denszeiten vorbereitende Schritte für den Fall eines künftigen

Kriegs getroffen und war so im Stande, gleih nach dem Auf-

rufe Sr. Majestät des Königs an sein Volk seine Thätigkeit wie-

der aufzunehmen. Er trat nicht nur mit dem Johanniter-Örden, so wie mit dem zum Militair-Jnspecteur der freiwilligen Krankenpflege ernannten Grafen Eberhard zu Stolberg-Wernigerode in Verbindung, sondern auch mit dem Kriegsministeriuum, um s\o sehr als möglich sein

Wirken den Bedürfnissen der Militair - Lazareth - Verwaltung anzu- schließen. Als öffentliches Organ des Vereins wurde die Zeitschrift »Kriegerheil« unter Redaction eines der Comité - Mitglieder, des Dr. Runtel, Sen und gleich Anfangs Juni ein Aufruf zu Geldbeiträgen und Einsendungen von Naturalien erlassen. Provinzial- und Lokal-Vereine von Männern und Frauen bildeten sich rasch und es entstand inider ganzen Monarchie ein patriotisch edler Wetteifer, das Central-Comité dur Geschenke und Liebesgaben an Naturalien (La- zareth-Utensilien, Bekleidungsgegenstände, Eßwaaren und Getränke) zu unterstüßen. Unter den ersten Gaben waren die Gnabencesdeue, welche Se. Majestät der König mit 1200 Thlr. und Jhre Majestät die Königin Augusta mit 300 Thlr. dem Verein überweisen zu lassen geruhten. Ein Central-Depot für Natural-Spenden wurde eingcrich-

tet, in welchem auch das aus Mitgliedern des Central - Comités

gebildete Curatorium seinen Geschäftssiß nahm. Der Vorsiß wurde vom Grafen Behr-Negendank geführt und der Umfang der

Geschäfte wurde bald ein so gewaltiger, daß nicht allein die Zahl der

Kuratoren vermehrt, sondern außer dem Hauptdepot unter den Lin-

den 76 noch zwei Hülfsdepots (Wilhelmsstraße 70 und Charlottenstr.)

eingerichtet werden mußten. Die unermüdetste, mehrere Wochen lang bis tief in die Nacht dauernde Thätigkcit war nöthig, um die täglich zu vielen Hunderten, theils aus der Stadt, theils mit der Post und auf den Eisenbahnen eingehenden Waaren - Ballen in Empfang zu nehmen, auszupacken , zu sichten, die darin befindlichen Gegenstände nach Bedarf umzuarbeiten, wieder zu verpacken, für den Weitertrans- port herzurichten, fehlende Artikel anzuschaffen und als Sendungen nach auswärts zu ordnen und abzufertigen. Troß der großen Zahl der freinvilligen und besoldeten Beamten, wäre es nicht möglich ge- wesen, dieser immensen Arbeit \o schnell, als es Noth that, Herr zu werden, wenn nicht gleichzeitig, von Ende Juni an bis Ende Sep- tember, gegen 250 Frauen und Jungfrauen, den angesehensten Kreisen der Stadt angehörig, unter der thatkräftigen oberen Leitung der Gräfin

Luise Jhenpliß und der Mitaufsicht anderer Damen sich mit der größten Ausdauer und Opferwilligkeit der mühevollen Arbeit des Sichtens, des Umarbeitcns, beispielsweise der Herstellung von Ver- bandstücken aller Art, des Wiederverpaekens u. \. w. in den Depot- Lokalien unterzogen hätten.

Die schönste Anregung {chöpften diese Damenkreise wie die Ver- waltung des Central-Depots Überhaupt in der unausgeseßten Theilnahme hrer Maj. der Königin, welche öfters Allerhöchstselbst inmitten der rauen und des Curatoriums erschien, Berichte über die Wirksamkeit dcs Centraldepots unmittelbar entgegennahm, und bei fast jedem Be- suche cinige für die venwundeten Krieger selbstgefertigte Geschenke mit- brachte. Unter dem 17. Juli wurde auch das Central-Comité des Vereins durch ein huldvolles Handschreiben erfreut. In

Anerkennung der dem Verein geleisteten Dienste und zum Andenïen an die ernste aber erhebende Zeit patriotischen Wirkens hat das Central-Comité denjenigen Damen, welche längere Zeit in den hiesigen Depots thätig gewesen sind, ein Erinne- rungszeichen Überreichen lassen, bestehend aus einer Broche von oxy- dirtem Silber, die auf dem Rande den Wahlspruch des Vereins und in der Mitte das rothe Kreuz auf \silbernem Felde trägt. Dieselbe Broche in Gold ausgeführt, hat das Central-Comité Jhrer Majestät der Königin zu Füßen zu legen die Ehre gehabt. H

Die dem Comite nei Gaben an baarem Gelde beliefen sih_ im Ganzen am 15. Oktober d. J. auf 499/342 Thlr. ‘22 Sgr.

4 Pf. Bei Beginn des Krieges war noch ein Bestand von 11,057 Thlr. 15 Sgr. 5 Pf. vorräthig gewesen , die Gesammtsumme betrug demnach 510,400 Thlr. 7 Sgr. 9 Pf. Davon wurden ausgegeben 388/679 Thlr. 16 Sgr., und zwar für 1) Chirurgische Instrumente, Ban- dagen, Schienen, Wannen , Leder und Schweißtuch 40,526 Thaler 18 Sgr. , 2) Medikamente und Desinfectionsmittel 41,291 Thaler 25 Silbergr. , 3) Rohes Eis 3250 Thaler 11 Silbergr. / 4) Decken, Matraßgzen , Betkstellen Strohsäcke, Bett- und Leibwäsche, wollene Strümpfe, Hosen und Jacken, Kleidungsstücke, Flanell zu Leibbinden, 121,172 Thlr. 19 Sgr., 5) Wein, Spirituosa, Soda- und Selters- wasser, Lebensmittel und Erfrischungen aller Art 95/102 Thlr. 9 G 6) Tabak und Cigarren 10,025 Thlr. 11 Sgr., 7) Seife, Lichte, ( au de Cologne, Geschirre, Tabakspfeifen, Stöcke, Krücken 6625 Thlr. 28 Sgr./, 8) Büreaubedürfnisse, Telegramme u. \. w. 19,745 Thlr. 28 Sgr. , 9) Geldunterstüßungen an einzelne verwundete und kranke Militairs und an Lazarethe 50,938 Thlr. 17 Sgr. Am 15. Okt o- ben verblieb noch cin Einnahme-Saldo von 121,720 Thlr. 21 Sgr. 9 Pf. Die Beiträge an l L an denen ebenfalls alle preußischen Landestheile und verbündeten deutschen Staaten, so wie das ferne Ausland sich betheiligten / waren so gewaltig, daß siîc noch nicht in einer General - Liste aufgestellt werden konnten. Der

Werth derselben dürfte nah ungefährer Schäßung Sachkundiger den