1888 / 57 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Mar 1888 18:00:01 GMT) scan diff

(am 1. April 1886) auf 362 260 318 Æ 24 4, wefür die an die Staatskasse abgelicferten Betriebeübershüfse eine Verzinsung von 3,99 %/9 (gegen 3,86 %/ im Vorjabr) ergeben hätten. Die Poft- und Telegrapbhen-Verwaltung bat im Etats-Jahre 1886/87 eine Ge- sammt-Einnahme von 7 424 255 M 60 4 (gegen 7 180 762 A 80 „\ im Vorjabr) ergeben, näbrend die Gesammtautgaben si auf 5 771 739 96 A (gegen 5 704 852 Æ 84 4 im Vorjabre) beliefen. Der Ueber- chuß bezifferte si sona auf 1652515 M 64 A (gegen 1 475 909 A 9% L im Vorjahre). Na Ausglei{ung der Reste konnten an die Staats-Hauptkafse abgeliefert werden: 1640501 Æ 28 4 (gegen 1438 730 79 & im Vorjabr). Gegen den Vorarschlag für 1886/87 (1454 821 Æ) ift der abgelieferte Vetrag um 185 680 M 28 böber. Der Betrieb der Bodensee-Dampfschiffahrt hat im Etatéjabr 1886/37 eine Gesammteinnahme von 322 593 # 67 S (gegen 284 404,46 50 4 im Vorjabre) zu ver:eihnen gehabt. Diesen ftan- den Gesammtausgaben in Höhe von 267981 Æ 14 F (gegen 246468 Æ 59 S im Vorjabre) gegenüber. Auch bicr ergab ich fomit ein Ueberschuß, und ¿war im Betrage von 54612 M 53 (gegen 37935 Æ 91 A im Vorjahre). :

Altona, 2. März. (W. T. B.) Die Nord-Fühnensche und die Gribskow-Bahn find ebenfalls wieder fahrbar, die UOGRIE von Masnedsund nah Oereboved ift dagegen noch unter-

rocen.

Sriecsi, 1. Marz (W. E. B) Dex mpf „Saturno“ ist heute Vormittag aus Konstantinopel bier ein- getre fen.

London, 1. März. „Grantully Castle“ ift gestern auf der Heimreise ven Cape- town abgegangen.

Kopenhagen, 2. März. (W. T. B.) Die direkte Bahn- verbindung zwishen Gjedser und Kopenhagen ist wieder- bergestellt.

(W. T

Theater und Musik.

r auje das „Aennchen“ in Weber's „Freisbütßz“ singen wird, ift eine Scülerin der Frau Iahmann-Wagner, welche bereits in Kassel mit rfolg debütirt bat.

Die „National-Zeitung“ s{reibt: „DieUebersicdelung |

des Schauspielhauses in das Wallner-Theater wäbrend der Zeit des Umbaues ift das beste Auskunftëmittel, welches in der schwierigen ÄAngelegenbeit gefundzn werden konnte Es wird be- rihter, daß Lustspiel beschränken fofern herangezogen werden

des Wallner - Téeaters nit Aueftattung cntgegenstellen.

regnums wird der Tetceaterzettel lides Sdcauipielhaus (im Wallner- Theater). der Franzôosiicen Straße wird man mit an die Uebertragung der Nbonnement®site

Sc{illerplaß auf das neue Haus gehen.

die Verkôältrifse so, daß sich große

Drama nur in- Büttnenverbältnifse

und daß das joll, _al9 Die allzugroße Schwierigkeiten Während Zeit des J

wird

der nter» íIn großer

le le

Zum Glück

in beiden Hâusern nit unwefentiich von ( C staltet es sich doc so, daß im Wallner-Theater eine weit größere An-

zabl auter Plâte vorbanden ift, als im Schauspielhause. Das Parquet | die Zakl der | So hat das Parquet des Schau]piclhauses 388 Sigte, | wie jeßt

im Schauspielhause das Orchester fortfällt und dafür noch Sire | Dazu komnien dann | | welche durch Irrthum oder NagwÞlä! sigkeit des Bedienungspersonals

des Wallner- Theaters ist größer, der erste Rang tiefer,

Logen gröfker. ( das Waliner-Theater im I. Parquet 470 und wenn

eingeridtet werden, noch fünfzig Siße mebr. noch 80 Site 11. Parquets, die wgesentlich besser sind als die gleide Zakl der Parterre-Stehpläße im Sauspielbause. erfte Rang eins{ließlih der Logenpläte 279. sid, daß bei rollbescttem Hause die Einnahmen im Waliner-Theaters wesentli gesteigert werden können.

W Die nenten werden jedenfalls gut daran fein. Wallner-Theater nach binten zu niht so s{nell abnimmt wie im Schauspielhause, so werden die Inhaber fester Plâäte bei der Um- placirung weiter nach vorn rücken fönnen.“

Im Walhalla-Theater wird für die Dauer des Gast-

spiels der „Münchener * eine kleine Aenderung der Preise eintreten, |

und ¿war wird das Parquet durckdweg nur 3 A kosten.

Llovddampfer | sehr atlreihes und auserwäbltes Publikum versammelt batte. Di ! s{ônen Stimmmittel, über welche die Künstlerin verfügt, sind ebenso | wie ihre fein empfundene und gefällige Vortragäweise oft genug ge-

B.) Der Castle-Dampfer |

| Vortrag;

Frl. Marie Kayser, die morgen im Königlichen Opern- !

| Empfindung zu Gebör gebracht, welche den reihen Beifall, den sie

as Repertoire bauptsählich sh auf das Schauspiel und | DezIrli mando 1 In Par d S) x | lung des Königlichen Polizei-Präsidiums die offentlihen Bekannt-

E | seben sind. die Ueberschrift tragen: König- | den Bureaus Sorgfalt | von dem Hause ani | liegen i f Schwierigkeiten nit bieten. | Denn währexd im Großen und Ganzen die Gesammtzabl der Site ! einander abweicht, ge- |

Der | im Schauspielhause hat 1€0 Sitze, im Wallner-Thbeater | Schon ass diesen Ziffern ergiebt | Gebäude des | Akon- | Da die Linge der Bänke im |

_ Im Belle-Alliance-Theater hat Fr. Marie Geistinger in der gestrigen Aufführung der bekannten Görliß's{hen Posse „Dre i Paar Schuhe“ als Leni wieder ihre vollendete Meisterschaft der Charakteriftik bewiesen. Namentlich fand die Künstlerin im dritten Akt, der ibren urwüchsigen Humor fo recht zur Geltung gelangen zu, reichen Beifall Seitens des Publikums. Näf dem gefeierten Gast gebührt Hrn. Steinberger, der in der recht angreifenden Rolle des Roué’s Vorzüagliches leistete, besondere Anerkennung; auch ihm wurde wobl- verdienter rei@er Beifall zu Theil. Die Damen Ftl. Offeney und Baumgarten, sowie die Hrrn. Guthery und Pagin trugen gleichfalls zum Erfoig wesentlich bei, so daß die Vorftellung sowobl in allen Einzelleiftungen wie im Ensemble cine recht gelungene war.

Im Central-Thbeater bat sih der große Erfolg, den die jüngste Novität diefer Bühne, Mannstädt's Gesangspofse: „Die Himmels[eiter“, bei ibrer Première errang, als ein entshieden nadh- baltiger erwiesen. Sämmtliche biéberigen Aufführungen des Stüdcks waren glänzend besucht; tas animirte Publikum nabm die beitere Poffe mit stürmischem Beifall auf und zeibnete die Darsteller sowobl auf offener Scene wie nach den Akts{chlüsfsen dur& Hervorruf aus. So viel steht {on heute fest, daf die Direktion Thomas für den Rest der Saison jeder Rcpertoiresorge enthoben ift.

Frl. Hermine Spies gab gestern Sing-Akademie ibren zweiten Liederabend,

im Saale der zu dem fch ein Die

rübmt worden. Jedes Lied umgiebt fie mit einem besonderen Reiz, welcher dur die eigenartige Auffassung der Sängerin bedingt ist. Das gestrige Programm tar wieder fehr reichbaltig und bot, neben alten lieben bekannten, einige im Concertfaal selten gehörte urd neue Piècen. Neben Scbubert's Liedern „Grenzen der Menschheit“, „Die Taubenpost“ und „Erlkönig“ und den ersten Nummern aus S{bumann's „Frauen- Liebe und -Leben“ kamen folhe von Brahms, Franz und Brüll zum den Beschluß maten ein franzöfisches LiedWen von Bizet und „Neue Liebe“ von Rubinstein. Der Beifall war berzlich und kräftig und reranlaßte die geschätte Künstlerin ¿zu zwei Einlagen. Zwischen den Gesangévorträgen wurden von Fr. Margarethe Stern aus Dreéden mebrere Klavierstücke mit glatter Technik und warmer

-

erbielten, au durchaus verdienten.

Mannigfaltiges. Das Bezirks-Kommando Il Berlin bat dur Vermittie-

macungen auê dem Wehrpflihtgeseß auch in den Polizeirevier- Bureaus anbringen lassen, so daß dietelben dort jederzeit cinzu-

der am Dienstag, den 28. Februar, stattaebabten Sitzung Fleftrotechnischen Vercins bielt nav Erledigung ge\chäft- Mittteeilungen Hr. Ober-Irgenieur Fris{en vom Haufe iemens und Halske einen turch Vorfübrurg betriebéfäbiger Modelle ten Vertrag üter die Fortentwidelung der Siemens und

sf2’ den eleftrisen Eisenbahn-Block-Signalapparate. Vortragende rerbreitete si eingetend über die Einri&tung dieser pparate im Allgemeinen. Dieselben verfoigen bekanntlih den Zweck,

as Aufeinanderlaufen vonEisenbahnzügen zuverbüten, |

indem dur dicselten die Gelcise in Abtheilungen, sogenannte Blods, getrennt werden, innerbalb welcher si stets nur ein cinziger Zug in der Fahrt befinden darf; die hierzu dienenden Signale theils afustisce, tbeils optisbe, und war sind die betreffenden Apya- rate mittels einer elékftrisGen Leitung derartig verbunden, daß Fehler,

berbeigefübrt werden können, auëges{!cîen find. Dem Vortragenden wurde der lebhafteste Dank der Versammlung zu Theil. Professor Dr. Börnstein mate alsdann Mittkeilung übe einen neuen Elektriziiätéezähler, wel&cr zur Besichtiaung ausgestellt war. Chemniß ein in der Anftalt des Hcen. von Benardos in St. Petersburg dur das elcktrise Schweiß;- und Löthverfabren hber- gestcliter, innen und außen mit einer Bleishibt überzogener kleiner Eisenblech-Kessel vorgezeigt, in welhem sih drei Tage hindur kon- nos Scchwefelsäure befunden batte, ohne eine Abnutzung bewirkt zu baben.

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Demnächst wurde von dem Profeffer Dr. Rübtlmann aus |

| NRaun1lichkeiten

| fein | werden.

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| verabreit wurde. Es

(Berl. Pol. N.) Die neuerdings von den „Blättern für hößeres S@ulwesen*“ an der Hand von ftatistishen Angaben aus dem Jahre 1885/86 dargelegte „U ebervroduktion auf böherenScch{ulen® hat anderweitigen Mittheilungen zufolge auh im Jahre 1886/87 ibren Fortgang genommen. In dem Zeitraum von Ostern 1886 bis dahin 1887 wurden vor den 10 preußischen wifsenshaftlihen Prüfungs- kommissionen 544 erstmalige Prüfungen vorgenommen, von denen aber 41 nit bestanden wurden. Von den 544 zum ersten Mal geprüften Kandidaten gehörten 249 dem bistorisch-pbilologishen, 154 dem mathematishen, 117 dem neuspra&lihen Fahe an und 24 haben sih der Prüfung in Religion und hebräisch unter- zogen. Gegen das Vorjahr, wo 586 Kandidaten die erste Prüfung ablegten, ist die Zabl ja etwas zurückgegangen, gegenüber den nah Abzug der Dur{hgefallenen noch übrigbleibenden 496 Kandi- daten pro 1886/87 stebt indessen eine verbältnißmäßig Fe Anzabl in demselben Zeitraume neu angestellter Lehrkräfte. Als ordentliche wissenshaftlihe Lehrer erhielten nämlich eine Anstellung 211, als wifsenschaftlihe Hülfslebrer 31, zusammen 242. Es ift mitbin die son überaus große Anzabl der Kandidaten des höheren Schulamts im Laufe des Jahres 1886/87 wieder um 496 242 = 254 ver- mehrt worden. Solchen Ergebnissen gegenüber muß nochmals vor dem Eintritt in die höbere Sculkarriere dringend gewarnt werden.

_ (Sport-Welt.) Hoppegarten wird si scinen Besuchern in diesem Jahre wiederum in verändertem Lilde präsentiren. Der Sattelvlaß erfährt nach der Dahblwiter Seite, und zwar längs der

weijäbrigen-Bahn, eine Ausdehnung, in welche auch die frühere

haufsee und der an derselben gelegene Teich mit binein gezogen wird, so daß der Raum für das Publikum und zum Bewegen der Pferde ganz erheblich si vergrößert. Die Chaufsce von Hoppegarten nach Dablwiß wird daber in direëter gerader Linie vom Geftütsbof aus unmittelbar am Sattelplaßz entlang fübren und von diesem durch ein Drahtgitter geschieden fein. Trotz des harten Frostes nehmen die Erdarbeiten ihren Fortgang, und soll auch mit dem Bau eines zweiten Maschinenhaus:s für die Wasserleitung, das wakbrscheinlich in der Näbe des Eiergrabens aufgestellt wird, begonnen werden.

_ _Leipitg, 2 Mats (W. T. B.) In der biesigen Lutber- kirchc bra gestern Abend aus bisher unbekannter Veranlaffung

| Feuer aus; der kleine Thurm ist niedergebrannt, die Orgel zerstört

und das Innere der Kire gänzlih auëgebrannt.

Weimar, 29. Februar. Im Goethe-National-Museum wird demnächst mit oer Aufstellung der reihen geologischen Samm- lungen Goethe's vorgegangen werden, nachdem die dazu erforderlichen bergestellt worden sind. Bis zum Sommer wird die Ordnung und Aufstellung der Samullungen vollendet und au® dieser Theil des Museums dann geöffnet Nah rastlosen Bemühungen is es gelungen, die Grabstätte Christiane's von Goethe, geborcnen Vulvius, aufzufinden. Merfkwürdiger Weise waren weder im Goecthebause nov im Ratbbause Papiere vorhanden, die darüber Auf- {luß gaben. Das Grab befindet sid na dem, was Hr. Regicrungé-

| Rath Dr. Kubn darüber in der „Weim. Ztg.“ miitheilt, auf dem | alten Friedbefe bei der St. Iakobskire, der längst nicht mehr be-

nußt wird.

Rom, 1, März. (W. T. B.) Heute Vormittag batten ih in Folge der Einstellung mehrerer Bauten einige Hunderte von beschäftigungslosen Arbeitern versammelt, welhe mit Weibern und Kindern mehrere Stadtviertel durchzosaen und in den Bäckerläden Brod heishten, welches ihnen auch gelang der Polizei, den Haufen obne weitere Zwischenfälle zu zerstreuen. Heute Natmittag mate eine größere Scaar unbesbäftigter Arbeiter den Versuch, sich nach dem Kapitol zu begeben und dort Arbeit zu verlangen. Der Bürgermeister empfing eine Deputation derselben und er-

| klärte, daß die Stadtverwaltung die Ausführung neuer öffentlicher

Arbeiten angeordnct babe. Die Arbeitermafsse wurde dur die Polizei am Betreten des Kapitolplates verbindert und zerstreut. Ven dex Schußmannscaften wurden 6 dur Steinwürfe verleßt, und von den Rubeitörern mehrere verhaftet.

2. März. (W. T. B.) Regierung und Munizipalität beginnen von beute ab mit neuen Arbeiten und laïen die bereits begonnenen in ausgiebiger Weise fördern, um den Arbeitern Be- schäftigung zu verschaffen.

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Wetter

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red. in Millim.)

48 | baus.

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ck] Nufans 7 Ubr.

Bar. auf 0 Gr. ul, d. Meeres\p.

Mullagbmore SW 1 wolkig | Tomini. Aberdeen 59 NW 4 wolkig Christiansund WNW 9 Swnee Kopenbagen . NNW 2 'wolkenlos Stockbolm . 8 [W 2 wolkenlos Haparanda . 3 ¡N 2 beiter St. Petersbg. NNO 2bedeckt Moëfkau . 51 WSW 1 wolkenlos | Tod. Got Sue E !| Anfang 7 Uhr. On... O 3 halb bed. | Belt 765 |[NO 5 bedeckt D, NW 2 wolkig 3 wolkig)

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Sonntag :

A. Leorting.

Verlichingen.

Hamburg . Swinemünde Neufabrwasser Memel P Mür fter . Karlêrube . . Wieébaden München (Sbemniz .. Berlin. . Bien | Breslau. .. O ch | |

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Halbe Preife!

i Million. 1) Na&ts Regen.

2) Nachts ch eewehen, D 3) Abends SGnee. 4) Nachts nee. S “|

L E G | Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend : Opern- 57, Vorstellung. == | 3 Akten von C. M. v. Weker. einem Volksmärchen: (Aennchen: Fil. Kayser, als Gast.)

Schauspielhaus, 62, Vorstellung. Schauspiel | Vorter: Walieustein's Lager. | 1 Aft von Schiller. | Opernhaus. | Wafferschmied. | 1 Anfang 7 Ubr. Schauspielhaus. Trauerspiel

Deutsches Theater. Sonnabend: Göt von

Sonntag: Die berühmte Fran.

__ Montag: Zum 1. Male: Herzog Ernft. Trauer- | 8.

spiel in 5 Aufzügen von Emil Wolff. g

Wallner - Theater. Sonnabend: Zum 1. M.: | Durand und Durand. | von A. Valabrégue und M. Ordonneau. Posse mit Gesang in 1 Akt von |

Durand und Durand.

Victoria-Theater. Nur noch 15 Vorstellungen.

5 Sonnabend:

S. NO | Die Reise um die Welt | nebft einem Vorspiel :

2 Großes

. | von A. d’Ennery und Jules Verne.

Sonntag und folgende Tage:

| Benutung eines französische

| Anfang 7 Ubr. Scnntag u. folgende Tage: Der Freishüß. Oper in | Dichtung zum Theil | „Der Freishüß“ von | (Sobn). Sonntag : Dieselbe Vorstellung. Die Vicco- ————— von Stiller. Schauspiel in

Anfang 7 Ubr.

s. os, Vorstellung. Der Komische Oper in 3 Akten von

Wallenstein's von Schiller

in 5 Akten

der Fr. Marie Geistinger mit

studirt: Drei Paar Schuhe.

63, Vorstellung. in 5 Akten

Marie Geistinger, als Gast.) Sonntag und folgende Schuhe.

Dekorationen, Kostümen und Male :

| in 4 Akten von W. Mannstädt.

S{wank in 3 Akten | Hierauf: |

| 7s Künstler (10 Solisten). Ver- | 509 Künstler.

E Circus Renz. | Vorstellung zum Benefiz Mit speziell 1. Male: des Großen.

Zum 598, Male: in 80 Tagen,

Die Wette um eine Ausftattungsftück mit Vallet 8 Damen und 8 Herren.

Die Reise um | tableau de châles.

Sujets von F. Zell. ! Die Dreizehn.

Refidenz=-Theater. Sornabend: Zum 71. Male: I . d ck _ _D G Francillon. Sbauspiel in 3 Akten von A. Dumas Deutsch von Paul Lindau.

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Gastspiel den des Friedrid-Wilbelmstädtis{en Theaters.

Gesang in 3 Akten und einem Vorspiel von Carl Görliy, bearbeitet von Alois Berla.

Tage:

Central-Theater. Sonnabend: Mit ganz neuen | Reguisiten. Die Himmeslsleiter. Á t Anfang 7# Ubr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Concert-Haus. Sonnabend: Gesellschafts- Concert des Kapeümeisters Herrn Karl Meyder, Streich - Orcdester

Sonnabend: für Hrn. Franz Renz. auégewähltein Programm. Quadrille aus der Zeit Friedrich Neu einftudirt und kommandirt vom Benefizianten Hrn. Franz Renz, geritten von

Zum Scchluß: Grand Vorführen der 6 groß-

Familien - Naczrichten.

Verlobt: Frl. Bertha Huker mit Hrn. Neg.- Baumeisier Gustav Kräutle (Regensburg—Stutt- gart). Frl. Ernestine Bäbre mit Hrn. Adolf Rodemann (Gehrden in Hannovrer—WMüblbausen in Thür.). Frl. Marie Gräfe mit Hrn. Asfistenzarzt Dr. med, Franz Windsceid (Frank- furt a. M.). Frl. Luise Bismeyer mit Hrn. Rudolf Harnisch (Düsseldorf). Frl. Iohanna von BVauffsen mit Hrn. Georg Weßlau (Nauen— Berlin). Frl. Klara Kirhner mit Hrn. Rektor Adolf Schulze (Kl. Ammensleben—Hundisburg). Frl. Natcjda Flatow mit Hrn. Kaufmann Ludwig Fließ (Berlin). Frau M. Böbm, geb. Plettenberg, mit Hrn. G. Paul (Belzig).

: Verebelicht: Hr. Jacob Fischer mit Frl. Doris

Paar | Hadra (Berlin). Hr. Mar Kosterliß mit

Frl. Katharina Berndt (Berlin). Hr. Reg.-

Baumeister Georg RubaH mit Frl. Hedwig

Stahn (Verlin).

Ein Sobn: Hrn. Staatsanwalt Clodius (Paderborn). Hrn. Bergrath Dr. jur. Weidtmann (Dortmund). Hrn. Reg.-Bau- meister Degner (Kattowiz). Hrn. Dr. O. Gaspey (Antwerpen). —- Hrn. Lehrer Bollensen (Hameln). Hrn. Aug. Tiedemann (Berlin). ‘— Eine Towbter: Irn. Karl Vode (Magdeburg). Hrn. Rechtsanwalt Heß (Gelsenkirhen). Hrn. Amtsri®bter Dieckert (Allenburg).

Gestorben: Frau Friederike Weber, geb. Beutel (Berlin). Hr. Kommissions-Rath Friedr. And. Krause (Berlin). Hr. Ernît Graf Strahwiß (Breslau). Hr. Oberst-Lieut. Rudolf des Barres (Erfurt). Hr. Prof. Dr. Heinri Frhr. von Bretfeld (Riga). Hrn. Reg.-Afsefsor Gustav von Eisenhart-Nothe Toch:er Irmagard (Posen). Frau Bertha Köhler, geb. Dröge (Frankfurt a. M.). Hr. Rentier Fr. Aug. Belger (Quedlinburg). Frau Iuliane Döscher, geb. Bartels (Beverstedt). Hr. Josef Nanke (Redenbütte). Frl. Marie Krauß (Winterthur i, Schweiz).

Mitgliedern Neu cin- Lebensbild mit (Leni: Fr.

Drei

j & f | Geboren: Zum | * 7

Gesangépofse |

Parade-Gala-

Zum

Vorlage zu stimmen.

kation der Urtheilsgründe in Weise zu verfahren.

Vergehen fenne zuschrauben.

in einem großen Theil Deutschlands Rechtens gewesen sei, über das, was heimlich verhandelt worden sei, auch das Urtheil

À müße, daß die politishe Parteistellung des

6) Schneeböbe 7 cm. 7) Nebel.

Uebersicht der Witterung.

Ein: umfangreihe Depression liegt über Nord- Europa, ibren Einfluß über das Nord- und Oftsee- Gebiet auêbreitend, wo meist mäßige nordwestliche Luftstrômung eingetreten ift. Das Marimum im Westen ift in Abnahme begriffen und scheint der Depression Plaß zu machen. Ueber der Nordsee, fowie in Nord- und Mitrel-Deutschland ist die Tem- peratur bei trüber Witterung und Niederschlägen erbeblich gestiegen, über Nord-Deutscland beresét Thauwetter. Dagegen dauert über Nord-Oesterrei, Finnland und Rußland die strenge Kälte noch fort.

Deutsche Seewarte.

| |

die Welt in §80 Tagen.

Walhalla-Theater. Sonnabend : 2. Gesammt- Gastspiel der Münchener Mitglieder des Königl. Theaters am Gärtnerplayg, unter Leitung des baver. Hofschauspielers Hrn. Mar Hofpauer. Zum 2. M.: Der Herrgottschnizer von Ammergau. Volfs- sttück mit Gesang und Tanz von Dr, L. Gangbofer und H. Neuert.

Sonntag : Dieselbe Vorstellung.

Friedrich - Wilhelmflädtishes Theater.

Sonnabend: Mit neuer Ausftattung. Zum 23. M. : Die Dreizehn. Operette in 3 Akten mit freier

artigen englishen Vollblutspringpferde durch den Venefizianten Hrn. Franz Renz. „Agat“, arab. P enan, dress. und vorgef. vom Benefizianten Hrn. Franz Renz. „Celmar“, Swhulpferd, dreff. und ger. von Hrn. J. W. Hager. Auftreten der 5 Phänomene der Luft. Auftreten der Sgulreiterin Frl. Wagener. Die Touristen, oder: Ein Sommertag am Tegernsee. Große Original-Pantomime. Auftreten der vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reitkünstler.

Sonntag: 2 Vorstellungen, Um 4 Uhr Nat- mittags (ein Kind frei). Um Uhr Abends. Große Extra-Borstellung.

E. Nenz, D irektor.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Sch{olz).

Druck der Norddeutschen Bucbdruckerei und Verlags8- Anftalt, Berlin §SW., Wilbelmftraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (einschliesliG Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M D Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 2. März. Jm weiteren Ver- lauf der gestrigen (50.) Sißung des Reichstages wird die neulich abgebrohene zweite Berathung des Geseß- Entwurfs, betreffend den Ausshchluß der Oeffent- lihkeit bei Gerihtsverhandlungen, fortgeseßt und zwar mit dem §. 173. : - ) s

Abg. Dr. Meyer (Jena): Die Entscheidung über den Auss{luß der Oeffentlichkeit nicht dur den Vorsißgenden, sondern dur denGe- riht3hof, Zulassung der Preßveröffentlihung in Prozessen wegen Sittlichkeitsvergehen zum Zweck der wissenschaftlichen Erörterung und der Wiederherstellung der durch den Prozeß angegriffenen Ehre im Fall der Freitprehung, seien von den National- liberalen gestellte und von der Regierung erfüllte Forderungen. Danahh sei es den Nationalliberalen möglih geworden, für die Von einer Erschütterung der Grund- lagen des Rechtsstaats, wie die Abgg. Meyer (Halle) und Windt-

horst glauben machen wollten, könne gar feine Rede sein. Man |

wolle nur die schon jeßt bestehenden Bestimmungen über den ;

Ausschluß der Oeffentlichkeit wirksamer machen. Das Schweige- gebot halte er für nothwendig, denn die Mittheilungen der Regierung in der Kommission, die man hier nicht wiederholen könne, hätten ibn davon überzeugt, daß das jeßige Gebahren bei Hoh- und Landesverrathsprozessen zu großen Unzuträg- lichkeiten geführt habe. ; i

Abg. Meyer (Halle): Daß bei den Verhandlungen der

i Hochverrathsprozesse vor dem Reichsgericht die Deffentlichkeit

jchädlih gewirkt haben könne, gebe er zu, und um solchen Schaden abzuwenden, hätten au seine politishen Freunde

eine Mitwirkung in Aussicht gestellt. Es wäre am besten ge- | wesen, für diese Fälle eine Ausnahme dahin zu gestatten, daß

dem Vorsitzenden die Befugniß gegeben würde, bei der Publi- einer gewissen abkürzenden Daß man diese Landesverrathsprozesse, selten, wenn Gott wolle, niemals wiederholen dazu benuze, bei einer Reihe von anderen die Oeffentlichkeit auszuschließen, darin - er- scine Partei die eigentlich reaktionäre Geseßzes, das Bestreben, den Rechtszustand zurück- n. Wenn dem entgegengehalten werde, daß früher

die

sich

würdcn, ,

Des

heimlich zu verkünden, fo sei das eben ein mangelhafter ZU- stand gewesen, den die Justizgesezgebung beseitigt habe. Die Präsumtion spreche dafür, daß, wenn man eine geseßlihe Neuerung vornehme, dies auch eine Verbesserung sei. Er verwahre sih aus- drücklih dagegen, daß diese Präfumtion auch den Geseßen zu gute komme, die die Nationalliberalen jeßt machten ; aber sie gelte für die Geschichte und für die Gejezgebung von 1868—T79, an welcher die Freisinnigen einen regen Antheil genommen hätten, im Großen und Ganzen. Wenn man heute an den Gesegen von 1879 zu reformiren anfange, so fönne das nichts Anderes sein, als eine reformatio in pejus. Die Deffentlich- keit der Verhandlungen könne unter Umständen zu Uebelständen

führen, aber die Beschränkung der Oeffentlichkeit sei unter |

allen Umständen der größere Uebelstand. Man habe s{on in der leßten Zeit einen viel zu ausgedehnten Gebrauch von dem Ausschluß der Oeffentlichkeit gemaht. Die Tendenz dieses Gesetzes gehe mindestens dahin, dem ein Kompelle zu geben, öfter als bisher die Deffentlich- keit auszuschließen; es jolle der Ausshluß der Deffentlid keit die Präfumtion für alle Fälle werden, die einen politishen Charakter haben. Der eigentlich sittlihe Werth der Oeffentlichkeit liege aber gerade in den Fällen, wo es sich um Ausübung politi- scher Nechte handele, wo man sich die Gefahr vor Augen halten Richters das

Korruption habe ex den Ge- wie der Abg. von Reinbaben gestern gemeint habe. Er habe nur gesagt, daß man feine Garantie, die man für ein unparteiishes Urtheil schaffen könne, unbenugt lassen solle. Eine solhe Garantie sehe er au in der Oeffentlichkeit. Jn der Beschränkung der Oeffentlichkeit erblicke er eine Gefahr für eine unparteiische Handhabung der Justiz. Er habe zu dem Abg. Meyer (Fena) allerdings das Vertrauen gehegt, daß, wenn ein Vorlag gemacht würde, diese Garantie des Rechtszustandes unter so wesentliche Beschränkungen zu stellen, er zu Denjenigen gehören würde, die dagegen aufträten. Er rehte mit ihm nicht über seine Auslafsungen vor ein paar Wochen oder Monaten. Er glaube aber, wenn jener in seine Erinnerungen zurüdgreife, so würde er eine Zeit finden, wo er bekannt und gelehrt habe, daß die Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen in der That zu den Palla- dien gehöre, an die man nicht sollte tasten lassen. (Abga. Meyer- Jena: Sie wird ja niht aufgehoben!) Sie werde nun auf- gehoben für die Fälle, wo sie Werth habe.

Abg. Kulemann: Der Abg. Meyer (Halle) habe ihm neulih vorgeworfen, daß er Gespräche, die nicht für ihn be- stimmt gewesen, für seinen Zweck benutt hätte. Er überlasse es dem Urtheil des Hauses, ob ein solcher Vorwurf innerhalb der Grenzen des politishen und gesellshaftlihen An- standes liege. Die Oeffentlichkeit als Prinzip sei für die Gerichtêeverhandlungen allerdings von der größten Wichtigkeit. Dieses Prinzip werde aber durch die gegenwärtige Vorlage niht in Frage gestellt. Man dürfe nur nicht ein Prinzip zum Selbstzweck erheben und es unter allen Umständen für die Geseßbildung zu Grunde legen. Der Richter würde \sich nicht bestimmen lassen, weil er in einem Falle von der Oeffentlichkeit nicht fontrolirt würde, das Maß von Gewissenhaftigkeit Frueben: er würde ja ein bewußtes Unrecht, ein

ergehen sich zu Schulden kommen lassen. Die Konsequenz dieses Mißtrauens würde dahin führen, daß in den dállen, wo überhaupt kein Publikum zugegen sei und das sei die

Urtheil beeinflussen könnte. rihten nicht vorgeworfen,

A große Mehrzahl aller Fälle dafür gesorgt werden müßte,

daß jedesmal Leute aus dem Publikum gewissermaßen als Vertreter des ganzen Volks anwesend seien. Nicht blos bei

| Hochve rraths-, sondern auch bei Meineids-, Urkundenfälshungs- Und anderen fährdet werden. Jm Uebrigen sei in den Gesezentwurf nicht

Prozessen könne die öffentlihe Sicherheit ge-

Tendenz |

Richter |

|

l

Berlin, Freitag, den 2, März

ein einziger Fall aufgenommen, bei dem nit {on bisher der Ausschluß der Oeffentlichkeit zulässig gewesen sei; es handele sih_im Wesentlichen nur um die Folgen des Ausschlusses der Oeffentlichkeit.

Abg. Gröber: Für das Prinzip der Oeffentl:chkeit sei es gleihgültig, was für Personen gewöhnlih den Gerihhts- verhandlungen beiwohnten und ob ein großes oder kleines, ein verständiges oder unverständiges Publikum da sei; es fomme nur darauf an, daß überhaupt die Möglichkeit gegeben sei, daß irgend Jemand anwesend sein könne. Die Oeffent- lichkeit sei niht der Personen des Richters, des des Angeklagten, sondern der Gesammtheit, des Staates wegen eingeführt. Von allen Seiten habe man erklärt, man wolle keinen Angriff auf das Prinzip der Oeffentlichkeit machen.

Daß nur die Urtheilsformel chne die Urtheilsgründe in jedem |

Fall öffentlich publizirt werden solle, habe gar keinen Werth. Der

Ausschluß der Oeffentlichkeit sei jeßt statthaft wegen Gefähr- | | Er beantrage

dung der öffentlichen Es oder der Sittlichkeit. Diese beiden Begriffe seien so dehnbar,

gebracht werden fönne, zumal das Reichëgeriht entschieden

habe, daß „Gefährdung der Sittlichkeit“ gleihbedeutend sei mit | z | schließen, wenn es sich darum handele, das Deutshe Reich Diese Be- | stimmungen über den Ausschluß der Oeffentlichkeit seien aber | | dem Worte „Staatssicherheit“ einzufügen „oder eine Gefähr-

„Gefährdung der guten Sitten“. Der Begriff der öffentlichen

Ordnung sei völlig unbestimmt und undefinirbar.

erträglih, so lange daneben das Korrek.iv der absoluten Oeffentlichkeit der Verkündigung der Urtheilsgründe bestehe.

Nun solle sih die Oeffentlichkeit nur noch auf die Urtheils- |

formel beshränken. Dadurch werde der Verdaht erweckt

werden, daß, wo keine Gründe publizirt würden, keine vor- | Abg. T n | Deffentlichkeitsprinzip basirten Gerichtéverfahren solle reden

Liht zu scheuen Der

U 1) hätten. jo viel

s

S seien, oder das Richter werde in Zukunft nur

fontrolirbaren Ermessen des Richters.

Das S&weigegebot bringe es

Presse vollständig gebunden. Verhandlung auch nah

mit sih, daß ein Zuhörer aus der Jahren, wenn der Verurtheilte habe, nihts mittheilen dürfe, dieses Gebot gelte also bis zum jüngsten Tag; und das nenne man eine „Éleine“ Abänderung des bestehenden Geseges.

Präsident von Wedell-Piesdorf bemerkt, daß er die Herein- ziehung des S. 175, welcher die Bestimmungen über das Preß-

verbot und den Schweigebefehl enthalte, in die Debatte über | P: : enger i de | sei allerdings nur ein Nothbehelf, denn es werde nicht leiht | sein, in den Urtheilsgründen einen bedenflihen und einen

8. 173 nicht zulassen könne.

Abg. Gröber: Nach den Erklärungen des Regierungs- fommissars wolle man den Staat dur diese Bestimmungen auch gegen innere Feinde s{üßgen. Gerade bei politishen Prozessen müsse aber die vollste Oeffentlichkeit werden. Hr. Klemm erblicke in dem Geseg feine Gefahr, weil das Schwert der Revision über dem schwebe. Für die Revision komme aber nur die formale Frage in Betracht, ob der Grund zum Auss{luß der Oeffent- lihkeit in der Verhandlung bezeihnet sei, aber nit, wie er begründet sei. Daß die Fälle, in welhen der Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfinde, nur von geringer Zahl sein würden, wie die Nationalliberalen meinten, sei gleihh- gültig, denn es würden immer gerade die wihtigsten Ver- handlungen davon betroffen werden. Hr. von Reinbaben habe die Sache auf das persönliche Gebiet gezogen. Er be- zweifele durhaus nicht das ehrlihe Bemühen der Richter ;

aber es gebe au so befangene Richter, daß falsche Urtheile |

vorkommen könnten. Er wolle hoffen, daß durch dieses Geseß fein Schaden eintrete. Seine Partei wirke aber niht mit, die Möglichkeit zu einer solhen Schädigung zu geben, und stimme gegen die ganze Vorlage. e S

Abg. Kräcker : Die Vorlage sei einzig und allein zu dem Zweck

eingebracht, um fie gegen die Sozialdemokraten in Anwendung zu | bringen. Darüber könne nah denErklärungen der verbündeten Re- |

gierungen und der Mitglieder in der Kommission kein Zweifel sein. die Sozialdemokraten sei worden. eigenen Leibe gefühlt. Redner führt ein eigenes Erlebniß an. Könne man es vor dem Gewissen verantworten, daß Staats- bürger auf Grund solcher Aussagen, die dur die Oeffentlich- keit nit fontrolirt würden, zu jahrelangem Gefängniß ver- urtheilt würden? Die öffentlihe Meinung werde über das Votum des Reichstages in dieser Beziehung zu Gericht sitzen. Jn der dritten Lesung werde man noch andere Dinge zu

die Oeffentlihkeit ausgeschlossen

| böôren bekommen, die beweisen würden, daß man von freiem

Bürgerthum fernerhin nicht sprechen dürfe. :

Abg. Hahn: Es liege ihm nur daran, festzustellen, daß durch dieses Gesetz die Oeffentlichkeit der Gerichtêverhandlungen nicht weiter beschränkt werde, als es schon jeßt der Fall fei. Der gegentheiligen Legendenbildung könne niht oft genug widersprochen werden. 8. 173 des bisherigen Gerichtsverfafungs- gesezes bestimme, daß die Oeffentlichkeit ausgeschlossen werden dürfe, wenn eine Gefährdung der öffentlihen Ordnung und der Sittlichkeit zu besorgen fei. Jeßt werde nun die „Staats- sicherheit“ besonders hervorgehoben, und die Regierung habe ja den Zweifel gehoben mit der Erklärung, daß es ihr gleih- gültig sei, ob die Worte „Staatssicherheit“ oder „Sicherheit des Deutschen Reichs und der Bundesstaaten“ in das Gesetz aufgenommen werden. Alle politishen Bedenken gegen diesen Paragraphen seien mithin unbegründet.

Die Diékussion wird geschlossen.

Pérsönlih bemerkt Abg. Meyer (Halle) dem Abg. Kule- mann, daß die Citirung von Privatgesprähen stets von den Rednern aller Pateien Tritisirt worden sei. Er werde Herrn Kulemann erforderlihenfalls au ferner dieserhalb kritisiren.

Abg. Kulemann bestreitet dem Abg. Meyer die Kompetenz, ihn deswegen zu fritisiren, weil er auf Aeußerungen Bezug nehme, die ihm von einem Mitgliede des Hauses gemacht seien.

Referent Abg. von Cuny weist den Vorwurf des Abg. Kräcker zurück, daß in den Verhandlungen der Kommission zwischen den Vertretern der Regierung und Mitgliedern der Kommission irgend welche Verabredungen gemacht seien, daß dieses Gese gegen die Sozialdemokraten gerichtet sei. Er sei ermächtigt, dem Hause mitzutheilen, daß die von der Regierung

uhörers oder |

daß jeder Fall darunter |

in die Oefffffent- | lihfeit bringen, wie ihm gut scheine, die Befolgung des | Grundsates der Oeffentlichkeit liege also lediglih in dem un- | Durch das Prefverbot | für die Fälle der Gefährdung der Staatssicherheit werde die |

| ein Urtheil ohne Gründe, so verweise man doch alle

Richter |

Er habe die Wirkung dieses Umstandes an seinem | | inzwischen große Mißstände ergeben, die man auch bezüglich

S8,

in der Kommission gemachten Eröffnungen \fich vorwiegend auf das Verhältniß zum Auslande, auf den Prozeß Gräf und das Niederwaldattentat bezogen hätten.

S. 174 lautet jeßt: „Die Verkündung des Urtheils erfolgt in jedem Falle öffentlih.“ Anstatt „des Urtheils“ soll geseßt werden: „die Urtheilsformel“.

Abg. Munckel beantragt, dem unveränderten §8. 174 fol- enn Zusag zu geben: „Durch einen besonderen Beschluß des

erihts kann für die Verkündung der Urtheilsgründe oder eines Theils derselben die Oeffentlichkeit auëges{lofsen werden, wenn sie eine Gefährdung der Staatssicherheit besorgen läßt.“

Abg. Rintelen: Man solle die Bestimmungen über den

Ausschluß der Oeffentlichkeit nur soweit vershärfen, als ab-

solut geboten sei. Er stimme deshalb dem Antrage des Aba. Mundckel bei, welcher spezialisire, in welhen Fällen die Urtheilsgründe nicht veröffentliht werden sollten. Er möhte nur noch zwei Unteranträge zu dem Antrage Munckel stellen. erstens: hinter dem Wort „Staats- einzuschalten „dem Auslande gegenüber “.

dabei jei, die Oeffentlihkeit für die

der Urtheilsgründe nur dann auszu-

sicherheit Die Absicht Verkündung

gegen das Ausland zu shüßen. Sein zweiter Antrag gehe dahin, für den Fall der Annahme des Antraaes Munckel hinter

dung der Sittlichkeit“. Dem Angeklagten felbst müßten unter allen Umständen in diesem Falle die Gründe zugestellt werden. Abg. Klemm spricht sich für die Kommissionsvorshläge aus. Abg. Träger: Wenn man noch von einem auf das

können, fo müsse mindestens die Oeffentlichkeit der Urtheils- verkündung als das bescheidenste Maß aufrecht erhalten werden. Der Richterspruch werde dadur vor das Forum der öffentlichen Kritik gestellt, dem er unter allen Um- ständen zu unterliegen habe. Diese Forderung liege niht blos im Jnteresse derer, die verurtheilt würden, fondern auch im Jnteresse der Freigesprohenen, denn es fomme sehr

seine Strafe längst verbüßt | darauf an, aus welchen Gründen und in welcher Art J: mand | freigesprochen sei. Wenn man das Geseg nah den Vorschlägen | der Kommission annehme, so shadige man damit Jnteressen, | welche höher ständen als die JFnteressen, die man dur die | Oeffentlichkeit des Verfahrens gefährdet glaube.

man i Diete Der Antrac Munckel

g Wolle

Prozesse vor die Geshworenengerite.

unbedenklihen Theil zu trennen. Gleihwohl enthalte derselbe

| eine Verbesserung gegenüber den Kommissionëvorschlägen. gewahrt |

Geheimer Ober-Regierungs-Rath von Lenthe: Er bitte, unter Ablehnung der Anträge Munckel und Rintelen, den Paragraphen der Vorlage unverändert anzunehmen. Was den Ausschluß der Oeffentlichkeit wegen Gefährdung der Sittlich- keit betreffe, so solle dadurch nicht nur der Angeklagte geschont werden, sondern auch die Person, welche das Opfer des Ver- brehens geworden sei. Es sei eine unerträglihe Härte, wenn eine Person, die das Opfer einer Nothzut oder Schändung gewesen sei, die Veröffentlihung der Sache in den Urtheils- gründen befannt gegeben sehe. Auch könne der Vorsitzende des Gerichts die Gründe nit so abfassen, daß sie keinen öffent- lihen Anstoß erregten, denn wenn sie darnach zugestußzt würden, würden sie nur Scheingründe sein, und dann könnte man auf ihre Verkündigung überhaupt keinen Werth legen. Es sei neulich betont worden, daß man das Geseg, welches 1878 durchch die aus so bewährten Juristen bestehende Kommission gemacht sei, niht jeßt hon wieder ändern folle, und es sei dabei auf die Autorität des Präsidenten jener Kommission Bezug ge- nommen worden. Dieser, der jeßzige Abg. Miquel, habe aber schon damals den Standpunkt der Regierung vertreten. Bei dem Entwurf der Strafprozeßordnung habe die Regierung

Un La L 1 | diefe ursprünglih vertretenen Bestimmungen allerdings wieder Bei allen politishen Prozessen der leßten Fahre gegen |

aufgegeben, aber nur in der Erwartung, daß die von ihr be- fürhteten Folgen der Verkündigung der Urtheilsgründe in jolhen Fällen niht eintreten würden. Es hätten sih aber der Fälle der Gefährdung der Staatssicherheit anerkenne. Die Erfahrungen veranlaßten die Regierungen, dieselben Be- stimmungen auch bezüglich der Gefährdung der Sittlichkeit in die Vorlage aufzunehmen.

Kurz vor 5 Uhr wird ein Vertagungsantrag abgelehnt.

Nachdem noch der Abg. Günther, dessen Ausführungen wegen der zunehmenden Unruhe des Hauses auf der JFourna- listentribüne fast unverständlich bleiben, gesprochen, shließt die Debatte.

Der §. 174 wird nah dem Antrage des Abg. Mundckel unter Annahme des zweiten vom Abg. Rintelen gestellten Amendements gegen die Stimmen der Konservativen ange- nommen.

Nach ò Uhr wird die weitere 1 Uhr vertagt.

Berathung auf Freitag

Im weiteren Verlauf der gestrigen (29.) Sizung des Hauses der Abgeordneten entgegnet bei der Fort- sezung der Berathung des Etats des Kultus-Mini- steriums auf die Aeußerungen des Abg. Ridckert der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten, Dr. von Goßler:

Meine Herren! Der geehrte Herr Vorredner hat cine Reibe von Fragen an mich gerichtet, und ich antworte gern, obwobl ih keine Abnung gebabt babe, daß er diese Angelegenheit zur Sprache bringen würde, und obwobl er von mir Kenntniß von Thatsachen verlangt, die ich billigerweise unmöglich in mein Gedächtniß habe vollkommen einshreiben können. L i E i

Wenn er den Vorgang in Lipve bier als Muster binstellt, so glaube ih andererseits au empfehlen zu können, daß er sich gegenwärtig halte, daß ein Minister üter Thatsachen sebr {wer sprehen kann, wenn niht dieselben ibm vorher mitgetheilt find. Er hat aus8drüdlich er- wäbnt, daß der dortige Kabinetêminister auf Grund einer Inter - pellation geantwortet hat. Interpellationen L voraus, daß man das thema probandum dem verantwortlichen Minister vorber mittbeilt. Ich will aber daraus kein Benefizium ableiten ; ich glaube, so unge- fähr läßt sich wobl der Gedankenkreis übersehen, den der Hr. Vor- redner angeschlagen hat, und wenn ich nit in der glüdlihen Lage