1888 / 60 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Mar 1888 18:00:01 GMT) scan diff

E Es E E S

Im Wallner- Theater gelangte am Sonnabend ein aus dem Französishen herübergenommener Schwank „Durand und Durand“ von A. Valabrèque und M. Ordonneau zum ersten Male zur Aufführung und fand eine im Ganzen freundlihe Aufnahme in Gestalt eines ziemli kräftigen Lacherfolges. Alle lustigen Scenen des dreiaktigen Stückes beruben auf der Verwechslung zweier Vettern gleichen Namens, von denen der eine Gewürzkrämer, der andere ein berühmter Advokat ist. Der ziemlich einfältige Gewürzkrämer, welcher \sich seiner jungen Frau und seinem Schwiegervater eee für den Advokaten ausgegeben bat, geräth bei seinen Bemühungen, feine Rolle, die er in der Verlegenheit eines unglücklihen Augenblicks übernommen hat, weiter zu spielen, in die läterlisten Situationen, welde zum Theil erheiternd anmuthen, zum Theil aber in geschmacklose Derbheiten ausarten. Wenn man über die Grundlage der Handlung, welche viele Unwahrscheinlichkeiten birgt, binwegsieht, so sind die daraus hergeleiteten Verwikelungen glaubhafter und voll wirksamen Humors. Der Advokat, welcher ver- lobt ist, und wiederum seiner adligen Shwiegermutter niht vornehm genug is, wird natürlih in den Wirbeltanz der Standes- vertaushungen hineingezogen, bis der leßte Akt alle Wirren zu allge- meiner Zufriedenheit löst. Die auftretenden Personen „find mehr oder weniger gelungene Karikaturen, deren Schwächen feinen Unwillen, sondern nur herzhafte Heiterkeit erregen. Die Darstellung, bei welcher die männlihen Mitglieder im Vordergrund stehen, war vortrefflich. Hr. Guthery gab den mit seinem berübmten Schwiegersohn si brüstenden, bewundernden Sckwiegerpapa vom Lande, bei welhem die kleinbürgerlive Beshränktheit aus jeder Bewegung bervorguckt, mit vielem Humor. Aus dem \{wachköpfigen Gewürz- krämer, welcher nicht den Muth zu einem reumüthigen Bekenntniß besitt, formte Hr. Blencke eine Gestalt, welche stcts mehr komisch als bemitleidenswecth blieb. In einer kleinen Episodenrolle, als stotternder Professor der Beredsamkeit, welcher zum Singen greifen muß, um sich flicßend verständlih zu machen, crregte Hr. Meißner stürmishe Heiterkeit. Die Partie des Advokaten Durand führte Hr. Alexander gewandt durch. Die Damenrollen wurden von Frl. Leuhtmann (Louise), Bender (Paquerette) und Fr. Schmidt (Madame te la Haute-Tourelle) zu voller Wirkung gebracht. An der, den S{luß dcs Abends bildenden einaktigen Posse „Ver- mishtes“ von R. Jonas ergößte mehr das Spiel, als der altmodis&e, tolle Inhalt. Ein eifersühtiger Ehemann, welcher hinter jedem Fremden einen Rivalen wittert, und harm- lose Leute zwingt, sich unter Tischen und in allen Zimmern zu verstecken, wurde von Hrn. Alexander mit komiscem Zorn dargestellt ; die Hrrn. Meißner und Guthery führten die Versteckrollen aufs Beste durh. Frl. Schüle spielte die Dienerin und Vertraute der jungen Frau (Frl. Leuhtmann) mit gesunder Komik, so daß au diescr kleinen Posse der Beifall nicht fehlte.

Schwerin, 2. März. Gestern Abend erfolgte im Hoftheater die trefflih gelungene und sehr beifällig aufgenommene Aufführung des Wagner'\hen Musikdramas „Götterdämmerung“. Diese großartige Schöpfung des „Meisters“ darstellen zu können, ift der Schweriner Hofbübne vor Allem dur die Umsicht ihres Chefs, des Großherzoglichen Hofthcater-Intendanten Kammerherrn E von Ledebur, und die unermüdlihe Mitwirkurg des ereits 30 Iahre an der Spite der hiesigen Hofkapelle stehenden Ra H oa Alois Schmitt, die sih in die Ehren des

bends theilten, mögli geworden. :

Die Gesangékünstlerin Frl. Anna Voges, unter Leitung des Professor Ad. Schultze ausgebildet, gab am Freitag im Saale des Hotel de Rome ihr erstes eigenes Concert. Mit einer niht sehr umfangreichen, jedoch in der tieferen Tonlage recht wohblklingenden Mezzo-Scpranstimme begabt, verbindet die Sängerin zugleich eine gewisse Routine im Vortrage und eine sehr deutlihe Aussprache. Ein Uebermaß des Tremolirens, infolgedessen z. B. in der Arie der

Andromace aus Max Bru('s „Acilleus* die Worte: „wie lieblih blühen die Felder“ so s{chmerzvoll klingen wie die Worte: „Verzweif- lung“ und „Fackel des Krieges", ist leider eine so oft vorkommende Erscheinung, daß es fast unmodern geworden ist, so etwas zu mißbilligen ; das durch den \ckwankenden Tonansay entstehende Detoniren, wie es am meisten in dem Liede von Stange: „Ueber den Wolken, über den Wind®* gehört wurde, darf jedoch nicht ungerügt bleiben. Ret gut ge- langen der Künstlerin die beiden Balladen von Löwe „Die Uhr“ und „Heinrih der Vogler“, die mit sehr lebhaftem Beifall aufgenommen wurden. Hr. Felix Meyer unterstüßte das Concert dur die sebr gelungene Ausführung einiger Violin)oli von Ernst und David; auhch der junge Pianist Hans Brüning erntete durch den Vortrag einiger Klavierstücke reihen Beifall, den das zahlrei erschienene Publikum allen Leistungen des Abends zu Theil werden ließ.

Am Sonnabend veranstaltete der junge Pianist Theodor Bo b l- mann, unter Leitung des Prof. Klindworth ausgebildet, im Saale der Sing-Akademie mit dem Philharmonisben Orchester sein erstes öffentlihes Concert. Ein Blick auf das Programm, das außer zwei Klavierconcerten von Nubinstein und Liszt noh die große F-mol]1- Sonate von Beethoven und Klavierstücke von Chopin, Brahms und Liszt enthielt, ließ eine bedeutende künstlerische Leistung erwarten. Wir bestätigen es gern, daß diese Erwartung nicht unerfüllt geblieben ift. Der Concertgeber ist ein geborner Virtuos. Sein Auftreten macht den Eindruck der Sicherheit; er gebietet über eine ungewöhnlich vor- geschrittene technische Fertigkeit ; sein Anschlag, im Forte edel und ohne Härte, ist im Piano von größter Zartheit. Hierzu kommt eine sehr lebendige, oft sogar leidenschaftlich erregte Art des Vortrags, die besonders in dem Rubinstein’schen und dem List'schen Concert sehr hervortrat. Beethoven's Sonate (appassionata) gelangte dagegen nicht fo klar zur Ausführung wie wir sie sonst an dieser Stelle zu hören ge- wöhnt find. Ob der Spieler überhaupt auch auf fklassischem Gebiet so heimisch is wie auf dem der modernen Vir- tuosität, is wohl erst nach ferneren Leistungen zu beurtheilen. Das Nocturne von Chopin trug er mit tief eingehender und feinsinniger Schattirungêweise vor. Ein Gleiches gilt von der zweiten Rbapsodie von Brahms und der höchst \{chwierigen Ballade (H - moll) von Liszt. Nach stürmishem Beifall und Hervorruf fügte der unermüdlihe Künstler noch die große As-dur-Polonaise von Chopin am S(luß des Concerts hinzu. Das Philharmonische Orchester führte die schr komplizirte Begleitung beider Concerte nah wie wir bôren nur einmaliger Probe mit musterhafter Präzision und Decenz aus. :

In einem Concert, welches Fr. Olga Sillem morgen (Dienstag, 8 Uhr) in der Sing-Akademie veranstaltet, wird der mitwirkende Cello-Virtuöse Hr. Johannes Smith aus Dresden die Sere- nade und Tarantelle aus dem Concert von Lindner, eine Sarabande von Ba, ein Rondo von Boccherini und Popper's „Spinnerlied“ zum Vortrag bringen.

Mannigfaltiges.

Der Commers alter Corpsstudenten, der am Sonnabend in der Philharmonie abgehalten wurde, gestaltete sich zu einer dem Ernst der Zeit entsprechenden patriotishen Feier. Der Saal war auf’s Reichste geschmüdckt: auf der Bühne stand inmitten exotischer Pflanzen die Büste des Kaijers. Dahinter erhob sih ein mächtiger S6ild mit dem Reichsadler und den Fahnen aller deutsckchen Lande An den Brüstungen der Galerien sah man die Namen der deutschen Universitätsstädte, umgeben von den Fahnen der dort befindlichen Corps. Von den Logen herab wehten die Banner der Berliner Corps. Die Betheiligung war auch dicêmal eine lebhafte, wenn auch nit ganz fo groß wie sonst. Das Präsidium lag in den bewährten Händen des Staatsanwalts Lademann (Berliner „Märker “), der nah dem ersten Allgemeinen „Wo zur frohen Feierstunde“ den Kaisertoast ausbrachte.

Redner legte feierliches Zeugniß ab von der aufrihtigen Anhänglichkeit und Hingabe der deutshen Corpsstudenten an das Kaiserhaus und vereinigte die allerseits tief empfundenen Herzen8wünsche in den einen: „Möge Gottes Gnade \ih groß erweisen an unserem verehrten ritter- lichen Kronprinzen, der sein \{weres Leiden ¿n geduldiger Ergebung und mit dem uners{chütterlihen Muthe eines ehten Hohenzollern trägt. Aber wie allerwegen, so auch hier, wo die innigsten Familienbande und des Vaterlandes Wohl getroffen werden, leute Allen voran das Vorbild des erlauhten Vaters, Sr. Majestät unseres erhabenen Kaisers: Mötte der Kelch des Leidens an Ihm vorübergehen, möchte es

2 60.

Erste Beilage

zum Deutschen Reihs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Montag, den d. März

1888,

Ihm vergönnt sein, den Bli wieder ungetrübt in die Zukunft zu rihten !“ Jn tief bewegter Stimmung folgten die Anwesenden der Aufforderung zu einem Salamander auf Se. Majestät den Kaiser und sangen alsdann entblößten Hauptes die Nationalhymne. Unter den ein- gegangenen Telegrammen rief namentli das der alten, gleichfalls zum Kneipabend vereinigten deutschen Corps-Studenten in St. Petersburg Beifall hervor. Beim Semesterreiben brachte der Vertreter des ältesten 115. Semesters, Geheim-Rath Peters-Streliß, scinem Studien- genossen, dem Reichskanzler Fürsten von Bismark, einen urkräftigen Salamander dar. In übliher Weise {loß der „Landesvater“ den offiziellen Theil, dem eine lange Fidelitas und gestern ein Frühshoppen im Kaiser-Wilhelmszelt folgte.

Der 8. Deutsche Geographentag wird in den Tagen vom 4, bis 6. April hierselbst und zwar im großen Saale des Architekten- hauses abgehalten werden. Mit dem G verbunden wird eine Aus stellung, tie das weite Gebiet der Höhenmessung umfassen soll. Für den 7. April ist eine Cxkursion nach Rüdersdorf geplant, Am Donnerstag, den 5. April, findet im Hotel Arnim ein Festmahl statt. Bekanntlih wurde au der erste Deutshe Geographentag im Jahre 1881 in Berlin abgehalten. j

Die Begrüßungsfeier zu Ehren des Hrn. Dr. Peters wird am Mittwoch, den 7. März, Abends 8x Uhr, im großen Saale des Architektenhauses, Berlin, Wilhelmstraße 92/93, stattfinden.

(D. Kol.-Ztg) Der Reisende Selous ist im Januar auf dem Diamantenfelde in Kimberley eingetroffen. Die Nahrichten der südafrikanischen Zeitungen, daß Lobergulu, der König des Matebele- Reichs, Begleitmann|chaften, welche er ihm auf seiner Reise nah dem Norden mitgegeben batte, habe ermorden lassen, erklärt Selous in bestimmtester Weise für unwahr; der Goldreibthum des Maschona- landes indessen wird auch von ihm bestätigt. Am Mazoe und seinen Nebenflüssen befinden sich nah seiner Meinung die reichsten Alluvial- goldfelder der Welt.

London, 3. März. Wie tas „Reutersche Bureau“ aus Tamatave, vom 2%. v. M,, meldet, legte am 22. Februar ein heftiger Orkan einen großen Theil der Stadt in Trümmer. Elf Schiffe an der Küste, darunter der deutshe Schuner „Jrene“, gingen verloren; ¿wanzig Personen sollen das Leben eingebüßt haben,

Bern, 3. März. (W. T. B) Aus vielen Gebirg8gegenden laufen fortdauernd Berichte über große Vershüttungen dur Lawinen ein. Im Kalkanthal (Canton Graubündten) ift ein 80 Einwohner zählendes D örfhen Selma vollständig vershüttet worden, sodaß nur der Kircthurm aus dem Scknee hervorragt, Ebenso sind im Visperthal (Canton Wallis) bei dem Dorf Randa 40 Gebäude unter dem Schnee begraben. Aus beiden Orten hat die Bevölkerung noch reckchtzeitig flühten können, Die Zugänge zu mehreren kleinerea Thälern sind gesperrt.

Basel, 3, März. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nah rihten ist das Dorf Trasquara an der italienisch-walliser Grenze durch eine Lawine völlig zerstört.

Königreich Preußen.

Konzessions-Urkunde

"r die Werra-Eisenbahn- Gesellschaft, betreffend den

qu und Betrieb der auf das preußische Staatsgebiet

tfallenden Strecke einer Eisenbahn von Immelborn nach Liebenstein.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.

Nachdem von der Werra- Eisenbahn-Gesellschaft darauf getragen worden ift, ihr die Konzession zum Bau und Betrieb ner für den Betrieb mittelst Dampfkraft und für die Beförderung on Personen und Gütern im öffentlichen Verkehr bestimmten Eifen- ahn untergeordneter Bedeutung von Immelborn nach Liebenstein r das preußishe Staategebiet zu ertheilen, wollen Wir in Gemäß- it des zwishen Preußen und Sachsen-Meiningen wegen Anlage der nannten Eisenbahn abgeschlossenen Staatsvertrages vom 28. No- mber d. J. diese Konzession, sowie das Recht zur Entziehung und Beschränkung des Grundeigenthums nach A AO der geseßlichen Bestimmungen unter nachstehenden Bedingungen hierdurch ertheilen.

X:

Die Eisenbahn-Gesellschaft ist in Beziehung auf den im preußischen taatsgebiet belegenen Theil der Zweigbahn den bestehenden und den nftig ergehenden Reichs- und preußischen Landesgeseßzen und Ver- rdnungen, insbesondere den Bestimmungen des preußischen Geseßes er die Eisenbahn-Unternehmungen vom 3. November 1838 und m Geseße vom 16. März 1867 über die Besteuerung von Eisen- ahnen, sowie dem Eingangs bezeichneten Staatsvertrage unterworfen, essen Bestimmungen dieselbe Gültigkeit für die Gesellschaft haben

llen, als wenn sie ausdrücklih in diese Konzession aufgenommen ären.

II. Für den Bau innerhalb des preußischen Staaisgebiets gelten sbesondere folgende Bestimmungen:

1) der Staatsregierung bleibt vorbehalten : i

die Feststellung der Bahnlinie in ihrer vollständigen Durch- führung durch alle Zwischenpunkte,

die Bestimmung der Zahl und der Lage der Stationen und Haltestellen,

die Feststellung der Projekte aller für den Betrieb der Bahn bestimmten baulichen Anlagen und Einrichtungen.

Für alle durch die Ausführung der genehmigten Projekte etwa edingten Benachtheiligungen des Ss oder sonstiger Rechte es Staats bleibt demselben der Anspruch auf vollständige Ent- hädigung nah Maßgabe der geseßlichen Bestimmungen gegen die Fisenbahn-Gesellschaft vorbehalten.

9) Die Eisenbahn-Gesellshaft hat allen Anordnungen, welche egen polizeilicher Beaufsichtigung der beim Bahnbau beschäftigten [rbeiter getroffen werden mögen, nabzukommen. L

3) Falls die in Artikel I1 des Staatsvertrages festgeseßte Bau- rist nit innegehalten wird, fann die ertheilte Konzession dur landesherrlichen Erlaß zurückgezommen und die im §. 21 des Gesetzes om 3. November 1838 vorbehaltene Versteigerung der vorhandenen abnanlagen eingeleitet werden. Sofern die Regierung von dem Vor-

Wetterberi@t vom4. März 1883, Deutschland sehr unregelmäßig. Bamberg hatte | Donnerstag: Die berühmte Frau. Circus Renz. Dienstag: Große Vorstellung. ehalt der Versteigerung der Bahnanlagen Gebrauch zu machen be- s Uhr Morgens. gestern Gewitter und Schneesturm. Die nächste Aufführung von Faust findet am Dieselbe eröffnet: 8 e E He bsihtigt, soll jedoh die Zurücknahme der Konzession niht vor Ab- —— Deutsche Seewarte. Freitag, den 9. März, statt. voi Dies us Hérren mit 680 Dferdat. T auf der in dem allegirten 8. 21 festgeseßten Schlußfrist erfolgen. SÈ.E | = É j E 5 S „Vierfache Fahrschule.“ Concert u. Bal hippique 2 L A Tf : E i Su S A N A IOOS, Wallner - Theater. Dienstag: Zum 4. M.: | von 8 arab. Shimmelhengsten, dressirt und vor Ms Gren des E ist die a S A Stationen. | ‘2 S Wind. | Wetter. |ZS || r Morgens. Durand und Durand. S@wank in 3 Akten | geführt von Hen. Franz Renz. „Demetrius', enderung und Erweiterung der Bahnhofsan agen verpflichtet, sofern | S E | S —— , : U N “Wind soweit solches der Minister der öffentlihen Arbeiten im Interesse E (B S S | ——== | von A. Valabrégue und M. Ordonneau. Hierauf: | Apportirpferd, vorgef. von Hrn. Otto Hager. Eisenbabnverkebrs, insbesond n oe De Si it des D aL| A ES SZE | [22 | Vermischtes. Posse mit Gesang in 1 Aft von | Auftreten der 5 Phänomene der Luft. E pen ahnver E ins e im Interesse der Sicherheit des A R R Soli “ai 2E | [S2 | R. Jonas. Be Ie Geschwister Cottrelly. Harlekin Wetriebes für erforderlich era V a more ( |2 9 [w0O t i 1 . | S Ì i . | M . 5 | i J 9 s a i : v i if K "” 2 cer, ? É o . , [N Mde R M 3 alb M8 F Stationen ISE Wind. | Wetter. | 28 ü u Duraud und Durand. Ver Somitcs Moe Pa E ea A Für die Erfüllung der in §. 24 des preußischen Eifenbahngesepes Ghriftiansund 748 |NNO 4/Shnee | —d ZES ABE vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. Ee A i ren seln T U R H n Stockholm . | 752 |SSW 2 Nebel 0 E a —S O L Mittwoch: Vorstellung. Selell|ast mil threm ge]ammlen Bermogen verhaslel, zur Qldung Kopenhagen . | 749 {till wolkenlos —20 | Mullaghmore| 762 |SSW 3\bedeti | —1 Pictoria-Theater. Nur no 13 Vorstellungen. E. Neuz, Direktor. nes besonderen Erneuerungs- resp. Reservefonds für die Stree Haparanda . | 750 |\NW 9 wolkenlos —30 Aberdeen . . | 760 |\WNW 2 halb bed. | 1 | Halbe Preise! Dienstag: Zum 601. Male: mmelborn—Liebenstein jedoch nicht verpflichtet (cfr. Artikel VIT des M: ‘aua 738 (N EOe N Christiansund | 753 |SW 2 Sthnee —5 | Tie Reise Ma die Welt M 80 Tagen, dben erwähnten Staatsvertrages). osfau ….. 745 SSO ede E Kopenhagen . | 752 |NNW 3 wolkenlos —9 | nebst einem Vorspiel: Die ette um eine\/ ——— L ee E, S Gor QuenS- Es Stoholm . | 753 |N 4 wolkenlos —18 | Million. Großes Ausstattungsstück mit Ballet a j E e a dia in Dveuhen belegene B ion. | 706 O 2wollig 2 | Haparanda . | 747 N 9 bededt | —17 | von A. d’Ennery und Jules Verne. Familien - Nachrichten. recke ganz oder theilweise anderweit veräußern oder verpahten oder own... | 76 ND_ 2 i | 2 S Mi d folaende Tage: Die Reis onst den Betrieb darauf Anderen abtreten wollen, so ist zu jeder B 765 |SSO 2bedeck…t | 6 | Skt. Petersbg.| 748 |W 2 wolkenlos 24 Mittwoch und folgende Tage: Die Reise um S ; : r : S ar : : S : Helter | 766 [Mw E 253 SW P2bedelt |—17 | die Welt in §0 Tagen. Be a B, mit orn ees N 4 laben die Zustimmung der preußishen Staatsregierung N ck T E ——— E Morkramer (Bonn). Frl. Luise Schaeffer mi! FMoklhwendig. s N A S A e Cocf Queense e | Hrn. Gerichts-Referendar Friy Riedel (Hirs: : VI. So naubo | 756 |[W 3 wolkig 19 E. P e Vin ; C : Walhalla-Theater. Dienstag: 5. Gesammt-| berg i. Sl.) Frl. Minna Shütte-Fel]che mi! Die Staatsregierung behält sih das Recht vor, das Eigenthum | | | fd es - ch D Er cic l : : R \ tnrt ; T N o ° F Z ; 5 Neufabrwasser 750 [WNW 4 heiter S | 752 |WNW iber _—5 | Gastspiel der Münchener Mitglieder des Königl. 6 Dr. Heinrich Wiese (Leipzig— er an E O Legt s d Memel... |_746 N __2halb bed. (—10 | Hamburg 753 |NW 1 halb bed. —6 a an N a s E Verebeliht: Hr. Paul Colêmann mit Fr Mriebéeröffnung an ti E E e pt E A Paris .….. | 763 SSW 1\wolkig —3 | Swinemünde | 748 |N Cbe | 9 Hofschauspielers Hrn. Max Hofpauer. Zum 2. Zl: Elisabeth Berthels (Langenberg). Hc. Stal- Fällen mindestens “ein Jahr vorher zu bewirkenden Ankündigung Münster .. | 757 \SW 4(beveckt —5 | Neufahrwasser| 746 |S I Ne E A E A O Ge meister und Kammerherr Otto Frhr. v, Rodd:Wäuflih zu erwerben Als Kaufpreis für das \chulden- und Karlsruhe... | 762 SW 3 heiter —p [Wee E E a O N und Zanz pon x. L. Sang „nit Frl. Philippine v. Sh2we (Schwerin i M,) astenfrei zu üÜbertragende Eigenthum der bezeihneten Bahn- Wiesbaden . | 760 \NW 2 halb bed. | —6 | Münster... | 755 |WNW 4heite | —2 Mittwoch : Dieselbe Vorstellung. Geboren: Ein Sohn: Hrn. Victor Gierlincistrecke zahlt die Staatsregierung das auf diese Strecke ver- Chemnis 4 0 N o l 0 A | 427 R Sea | r : A N A Lerique (Königsberg) G M S. 6 e ee E vom 16. März emni | o wolli T iesbaden . | 7 | 2 Schnee?) | E 4 a de : Hrn. Tulhfabrikant Martin Classen (Aachen) W867 (Geseß-Samml. S. 465) näher definirte Anlagekapital abzüg- Berlin. .… . | 757 |WNW 2heiter | —9 | Münthen .. | 756 |NW beiter | —5 Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Hrn. Baron Bodo v. Alten (B E Hr. [Mich dec dur drei Sachverständige von denen einen die preußische Wien | 759 ¡NW 2\wolfenlos | —I | Chemnig .. | 754 |WNW 4wolkg | —s8 Dienstag: Mit neuer Ausstattung. Zum 26. M.: Lieutenant Hans v. Wurmb (Hannover). Hr. Megierung, den zweiten die Eisenbahn-Gesellschaft bezeihnet, während Breslau... |_ 755 |WNW 4sbedeckt |—10 | Berlin... . | 750 [WNW dshalbbed.? )) —6 Die Dreizehn. Operette in 3 Akten mit freier | Ferd, Droß (Berlin). Hrn. Rechtsanwal: Per dritte als Obmann von den beiden anderen gemeinschaftlih ge- Ile d'Aix.. | 766 |ONOD Z3sheiter | —1 Wien ...| 2 S 1 bedeckt | —10 | Benugung eines französishen Sujets von F. Zell. Timendorfer (Berlin). Hrn. Gerichts-Assesso: f wählt und, wenn diese sich nicht einigen können, von dem Reis- Nizza .….. | 751 |ONO lsbeiter 4 Breslau... | 748 |SW 4 bededt | —6 | Anfang 7 Uhr. : z : Herm. Krüger (Swinemünde). —EineTochter: isenbal (amt bestellt wird, zu bestimmenden etwaigen Werthe M 752 |[ONO 4 lbedeckt A E... | 66 [DIO 3lwolfenios | —3. Mittwoch u. folgende Tage: Die Dreizehn. Hrn. Ernst Zangenberg (Chemnitz). Hrn. erminderung der Babn und des Zubehörs. Zu dem vorbezeichneten —— E E Sonnabend, 10. März. Zum 1, Male: Die Adolf Wigand (Ünse bei Bodenwerder a. Wes! Wubehör gehört insbesondere ein der Länge der in Preußen belegenen 1) Gest. Nahm starke Shneeböen. 1) Hafen feste Eisdecke. ?) Schneehöhe 11 em Hochzeit des Reserviften. Hrn. Apotheker Gg. Riedel (Renhen i trecke entsprehender Theil des für die Zweigbahn bescchaften Be- Vebersic{t der Witterung. 3) Swneehöhe 7 cm Z : F Baden). Hrn, Prof. Emil Krause (Fre! riebsmatecrials, sowie das zur Bahnverwaltung und zur Transport- Gefolgt von Nord- und Nordweststürmen ist das "bete Mi Residenz-Theater. Dienstag: Zum 74. Male: | berg i. S.). j verwaltung diefer Strecke gehörige Inventarium. Minimum, welch{es gestern bei Memel lag, nordost- Ne erf cht der Witterung. Francilloun. Sthauspiel in 3 Akten von A. Dumas Gestorben: Hr. Major z. D. Karl v. Diringè | A | VII_ - wärts nah Rußland fortgeschritten, während ein | Ein tiefes Minimum, von Nordwesten kommend. | (Sohn). Deuts von Paul Lindau hofen (Nervi). Fr, Oberprediger Emilie Alberti Die Aushändigung einer Ausfertigung diefer Konzessionsurkunde Theilminimum über Jütland erschienen ist, welches | liegt über Pommern und veranlaßt auf seiner West- Mittwoch : Fraucillon. i aeb. Weymann, (Eberswalde). Hrn, Gust: [an die Eisenbahn-Gefellshaft und die Veröffentlihung derselben in Wind e E E O54 E des Ula ziemlich Ae ee n D E Thomas Sohn Bruno (Berlin). Frl. August} E "f Sees A 10. E gefoge erst nah Er- nordwestli#en Deutschlands beeinflußt. Das baro- | Luftstrômung; das Welter Utt Uber Veut]chland ver- ; E. cui Bork (Berlin), Hrn. R. Borchmann Tochtz eilung der Herzoglich sachsen-meiningenschen Konzession für die auf metrishe Maximum liegt westlih von Irland. Ueber änderlih und fast allenthalben wärmer, stellenweise Belle-Alliance-Theater. Dienstag: Gastspiel Alice (Runau bei Schönlanke). Hr. Kanzlei neiningenshem Gebiet belegene Strede der Bahn. Deutschland ist das Wetter bei mäßiger, vorwiegend | finden Schneefälle statt. Die Temperatur liegt noch | der Fr. Marie Geistinger mit den Mitgliedern | Rath a. D. Theodor Baut (Gr. Strehliß). - _ Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und südwestliher und weslliher Luftströmung veränder- | erheblich unter der normalen. Schnechöhe in Ham- | des Friedrib-Wilhelmstädtishen Theaters. Neu ein- | Fr, Hauptmann Maria Flemming, geb. Bey [Peigedrucktem Königlichen Insiegel. lih und wieder ungewöhnlich kalt, so daß die Tempe- | burg 3, Wilhelmshaven, Berlin und Altkirch 7, | studirt: Drei Paar Schuhe. Lebensbild mit | (Hirschberg i. Schl.). Hrn. Dr. phil. Alber Gegeben Berlin, den 19, Dezember 1887. ratur 2 bis 13 Grad unter der normalen liegt. | Karlsruße 11, Königsberg 35 em. Gesang in 3 Akten und einem Vorspiel von Carl | Borenshen Tochter Valesca (Kassel). Hr. Gyr (L. 8.) Wilhelm. Die Zugrichtung der oberen Wolken is über Deut) che Seewarte. | Görliß, bearbeitet von Alois Berla. (Leni: Fr. | nasial-Professor Dr. Ecnst Richter (Königsberg von Puttkamer. Maybach. Lucius. Friedberg.

p ——_———————— C Ickp Mittwoh und folgende Tage:

Waffenschmied. Komische Oper in 3 Akten von A. Lorting. Anfang 7 Uhr.

Theater - Anzeigen. Königlihe Schauspiele. Dienstag: Opern-

haus. 60. Vorstellung. Die Zauberflöte. Oper Therese. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lindau. | 11. Male: Die ate Unt at nfang r.

Marie Geistinger, als Gast.)

Schuhe.

in 2 Akten von Mozart. Dichtung von Schikaneder. | In Scene geseßt vom Direktor Anno. Anfang | in 4 Aften von W. Mannstädt. (

Anfang 7 Uhr. Uhr.

Schauspielhaus. 65, Vorstellung. Die Weis- heit Salomo’s. Schauspiel in 5 Akten von Paul Heyse. In Scene geseyt vom Direftor Anno. Anfang 7 Uhr.

Deutsches

rühmte Frau. Mittwoh: Opernhaus. 61. Vorstellung. Der | Mittwoh: Herzog Ernst.

75 Künftler (10 Soliften). 50 Künstler.

Central-Theater. Dienstag: Mit ganz neuen Schauspielhaus. 66. Vorstellung. Tante | Dekorationen , Kostümen und Requisiten. Zum Berlin:

Mittwoch : Dieselbe Vorstellung.

Concert-Haus. Dienstag: Gesellschafts- Theater. Dienstag: Die be- | Concert des Kapelimeisters Herrn Karl Meyder, Streich - Orchester

von Boetticher. von Goßler. von Scholz.

Fr. Auguste Cadura, geb. Kinne (Magdeburg g (Mag e Bronsart von Stellendorff.

Drei Paar

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Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (S {ol z). Druck der Norddeutschen Buchhdruckterei und Verlag?

Nicßtamtliches.

Preußen. Berlin, 5. März. Jm weiteren Ver- auf der vorgestrigen (52.) Sißung des Reichs- Anstalt, Berlin 8SW., Wilhelmstraße Nr. 32. ages folgte die Fortseßung der zweiten Berathung des

: Beseßentwurfs, betreffend die Rechtsverhältnisse

Sechs Beilagen der dulden SQugaebiete o A a7 ie Berathung hatte bei dem Antrag Rintelen abgebrochen (einshließlich Börsen-Beilage). (31S werden müssen, nah welchem die Vesimimnungen der s

Gesangsposse

Akte über die freie Ausübung aller Kulte auch in dem deut- schen Schußgebiet gelten sollten. Der Abg. Windthorst hatte beantragt: in Erwägung, daß nach den Erklärungen der Kom- missarien der verbündeten Regierungen die Mng dieser Bestimmungen selbstverständlich sei, über den Antrag Rintelen

zur Tagesordnung überzugehen, und gleichzeitig die nament- |

liche Abstimmung über diese motivirte Tagesordnung beantragt. Bei derselben hatte sich die Beshlußunfähigkeit des Hauses herausgestellt.

Abg. Dr. Windthorst zieht heute mit Rücksicht auf die Ge- schäftslage des Hauses seinen Antrag auf namentliche Abstim- mung zurü.

Der Antrag Windthorst auf motivirte Tagesordnung, und der Antrag Rintelen werden gegen die Stimmen des Centrums, E "is Deutschfreisinnigen und der Sozialdemokraten ab- gelehnt.

Art. TIT ermächtigt den Reichskanzler zur Veröffentlichung eines neuen Textes des Geseßes, wie er sich nah den ange- nommenen Veränderungen ergiebt. Der Antrag wird mit einem Amendement Hammacher, das Geseg mit dem Tage seiner Verkündigung in Kraft treten zu lassen, angenommen, nahdem der Kommissar, Geheime Legations-Rath Gutbrod er- klärt hat, daß von Seiten der verbündeten Regierungen Be- denken gegen den leßtgenannten Vorschlag nicht obwalten. .

Es folgt die zweite Berathung des Geseßentwurfs, betreffend Abänderungen und Ergänzungen der Gewerbeordnung Antrag Lieber-Hiße wegen der Sonn- tagsruhe. Die Kommission hat den Antrag mehrfaG ge- ändert. §. 105, wonach die Festseßung der Verhältnisse zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern Gegenstand freier Ueberein- funft ist, soll unverändert bleiben.

Neu hinzugefügt werden sollen sechs neue Paragraphen 105a bis 105f.

8. 105a lautet nah dem Kommissionsbeschluß:

„Zum Arbeiten an Sonn- und Feiertagen können die Gewerbe- treibenden die Arbeiter niht verpfliten, Welche Tage als Festtage gelten, bestimmen unter Berücksichtigung der örtlichen und fonfessionellen Verhältnisse die Landesregierungen.“

Referent Abg. Hegel hebt hervor, daß die Beschlüsse der Kommission einstimmig gefaßt seien unter Verzicht auf eine Reihe verschiedenartiger Wünsche und in der Hoffnung, daß nunmehr auch die verbündeten Regierungen, nachdem ihnen in dem Gesetz soweit gehende diskretionäre Befugnisse einge- räumt seien, sich mit demselben einverstanden erklären würden. Abg. Hitze: Die einstimmige Annahme der Kommissions- beshlüsse enthebe ihn der Nothwendigkeit einer weiteren Be- gründung unseres Antrages. Hoffentlich werde diese Ein- müthigfeit sich auch auf den Bundesrath erstrecken und das Gese von den Arbeitern dankbar aufgenommen werden.

Abg. Nobbe: Die Reichspartei werde für den Antrag, wie er aus der Kommission hervorgegangen sei, stimmen, in der Erwartung, daß die verbündeten Regierungen denselben wohl- wollend prüfen und dem Hause in der nächsten Session nach dem- selben Prinzip ihrerseits einen Geseßzentwurf vorlegen würden. Der Sonntag habe für ihn eine vorwiegend ethishe Bedeutung in Bezug auf das Familienleben und die gesammte soziale Stellung unseres Arbeiterstandes. Ziehe man dem Arbeiter den Sonntag ab, so behalte man einen mit der Kulturent- wickelung unzufriedenen Menschen. Jn Einzelheiten könne man ja verschiedener Meinung sein, aber im Großen und Ganzen hätten die Antragsteller das hohe Verdienst, diese Frage angeregt zu haben. Die §8. 105 und 105 a werden einstimmig angenommen.

Nach §. 105 þ dürfen Arbeiter in Bergwerken, Salinen, Aufbereitungsanstalten, Brüchen und Gruben, Hüttenwerken, Fabriken und Werkstätten, Wersten und Bauten aller Art an Sonntagen nit beschäftigt werden. Gehülfen und Lehrlinge im Handelsgewerbe dürfen Sonntags nicht länger als fünf Stunden beschäftigt werden. Zu welcher Zeit, seßt die Orts- Polizeibehörde fest, die auch für die Dauer von vier Wochen Ausnahmen gestatten kann.

Nach §8. 105 e finden die Vorschriften des §. 105 b keine Anwendung auf Arbeiten zur Reinigung und Fnstandhaltung, von denen der Fortgang des eigenen oder eines fremden Be- triebes abhängig ist den Arbeitern muß dann aber der zweite Sonntag mindestens frei bleiben sowie auf Arbeiten zur Beseitigung eines Nothstandes. (Leßtere Bestimmung ist von der Kommission hinzugefügt.)

Abg. Kalle will auch die Gast- und Schankwirthschasts-- sowie Verkehrsgewerbe von den Bestimmungen des §. 105 b ausgenommen wissen; Abg. Singer will diese Einschränkung nur insoweit zulassen, als sie den Personenverkehr umfaßt.

Abg. Struckmann hat den Antrag eingebraht, daß auch der Gewerbebetrieb auf Messen, Jahrmärkten und fonstigen Vergnügungen eine Ausnahme bilden soll, zieht jedoh seinen Antrag für die zweite Lesung zurück.

Abg. von Kleist-Reyow erklärt sich für den Antrag Kalle und gegen den Antrag Struckmann. Der Antrag Singer sei niht gut durchführbar, und man könne es dem feinfühligen Eisenbahn-Minister überlassen, für seine Eisenbahnarbeiter die nöthigen Erleichterungen am Sonntag zu schaffen. Wahrhaft erhebend sei es, wie in den leßten Fahren in der deutschen Nation das ristlihe Bewußtsein immer mehr erwaht und nach der A der Kaiserlichen Botschaft die Sonntags- feier als Korrelat der Sozialreform erkannt sei. Nehme der Reichstag den Kommissionsbeschluß einstimmig an, so könnten die Regierungen unmöglih nein sagen. Dann werde der L niht mehr fern sein, wo das ganze Volk den Sonntag heilige.

Abg. Baumbach: Auch er wünsche, daß die verbündeten Regierungen zu der Sonntagsfrage Stellung nehmen möchten. Den Antrag Singer halte er für undurchführbar, derselbe stehe auch im erpree mit einem früheren von Singer unterstüßten Antrage Grillenberger bezüglich der Sonntags- arbeit. Einen großen Erfolg könne er sich von dem Antrage bei den vielen Ausnahmebestimmungen nicht M Een, r hoffe aber, daß die verbündeten Regierungen selbst die Sache» in die Hand nehmen und womöglih in der nähsten Session einen Gesegentwurf vorlegen , dabei aber auch ein Arbeiter- \hutzgeseß nit vergessen würden.

Abg. Singer: Die Sozialdemokraten hätten keine Bedenken gegen den Antrag Struckmann; ebenso würden sie für den ntrag Kalle eintreten. Den Personenverkehr wollten sie freilassen, weil sie den Arbeitern, namentlih der großen Industriestädte, niht die Möglichkeit rauben wollten, auf billige Weise in das Freie zu kommen und in guter Luft Er- holung zu finden. Ganz anders liege die Sache bei dem Güterverkehr. Für den Großhandel sei derselbe heutzutage kein Bedürfniß. Er weise auf England und Amerika hin, wo Handel und Jndustrie umfangreicher als in Deutschland seien und doch die Sonntagsruhe streng durchgeführt sei. Die Re- gelung der Frage des Gesammtverkehrs dem Arbeits-Minister zu überlassen, gehe niht an. Es würde dadur eine Ungleich- heit der Bestimmungen in den einzelnen Theilen des Reichs herbeigeführt werden.

Abg. Hitze: Der Antrag Singer erreichte den Zweck, den Güterverkehr am Sonntag zu verbieten, niht; denn die Ge- werbe, denen die Sonntagsarbeit verboten sei, seien in §. 105b ausdrüdcklih aufgeführt ; andererseits gehe der Antrag über den Rahmen des Geseßes hinaus. Solche materielle Aenderung hätte in der Kommission vorgebraht werden müssen; darüber hier in zweiter Berathung zu entscheiden, sei niht möglich.

Der §. 105b wird hierauf angenommen, ebenso nah Ablehnung des Antrags Singer der §8. 105ec mit dem Amende- ment Kalle.

8. 105d giebt dem Bundesrath die Befugniß, Ausnahmen zu gestatten für Betriebe, die eine Unterbrehung der Arbeit nit gestatten, die auf bestimmte Jahreszeiten beschränkt sind oder in gewissen Jahreszeiten durch unabwendbare Verhältnisse zu einer außergewöhnlich verstarkten Thätigkeit genöthigt sind. Aber au hier muß den Arbeitern der zweite Sonntag frei bleiben. Die vom Bundesrath erlassenen Bestimmungen müssen dem Reichstag in seiner nähsten Session vorgelegt werden.

Abg. Kalle weist darauf hin, daß bei Feststellung des

Grundsates, daß jeder zweite Sonntag unter allen Umständen“

den Arbeitern frei bleiben müsse, manche Betriebe auf das Schwerste geschädigt würden. Er beantrage die thunlichste Freilassung jedes zweiten Sonntags für diese Fälle festzuseßen. Die Arbeiter im Molkereibetrieb, die Konditoren, die Friseure, Barbiere, Photographen müßten einen Theil des Sonntags arbeiten dürfen.

Abg. Grillenberger erklärt, daß, wenn diese Aenderung des Abg. Kalle angenommen würde, die Sozialdemokraten nit nur gegen diesen Paragraphen, sondern gegen das ganze Geseß stimmen würden.

Abg. Hitze ist seinerseits außer Stande, einem Antrage von so weittragender Bedeutung, der in zweiter Lesung neu eingebracht werde, seine Zustimmung zu geben.

Abg. Schmidt (Elberfeld) ist ebenfalls mit der Einschaltung des Abg. Kalle nicht einverstanden.

Der §. 105 d, wird mit dem Amendement Kalle ange- nommen.

Die 8. 105e und 105f, wonach gleihe Ausnahmen Seitens der höheren Verwaltungsbehörde erlassen werden können für Betriebe, die der Befriedigung täglicher Bedürf- nisse dienen oder von Wind und unregelmäßiger Wasserkraft abhängig sind und Seitens der Ortspolizei bei eintretender Gefahr und zur Verhütung unverhältnißmäßigen Schadens, werden ohne Diskussion angenommen.

Nach Artikel 11 werden die Strafvorschriften des §. 146 auf diese neuen Paragraphen ausgedehnt; nach Artikel IIT finden die W. 105—133 auf Gehülfen und Lehrlinge in Apotheken und im Handelsgewerbe nur Anwendung, soweit sie sih ausdrücklich darauf beziehen; nach Artikel TV endlih soll der Zeitpunkt des Jnkrafttretens des Gesezes dur Kaiser- lihe Verordnung bestimmt werden.

Diesen Artikeln stimmt das Haus ohne Debatte zu.

Schließlich beantragt die Kommission folgende Resolution:

„Im Hinblick darauf, daß die auf dem Gebict der Kultus- gesetzgebung liegenden Vorschriften, soweit dieselben die äußere Heilighaltung der Sonn- und Festtage betreffen, durch die in diesem Geseßentwurf vorgesehenen Bestimmungen nit außer Kraft geseßt werden, daß aber in zahlreihen Fällen Zweifel darüber ent- stehen können, in welchem Umfange die bestebenden Vorschriften über die Sonntagsarbeit aufgehoben werden, sowie im Hinblick darauf, daß jene Vors(riften nicht nur in den einzelnen Theilen des Reichs erbeblich von einandar abweichen, sondern auch mit den Bestimmungen des Gesetzentwurfs theilweise in Widerspruch stehen, den Herrn Reichskanzler zu ersuhen, bei den verbündeten Regie- rungen cine Revision der in ihren Gebieten geltenden Vorschriften über die Sonntagsarbeit in Anregung zu bringen.“

Eine Debatte über die Resolution findet nicht statt; die Abstimmung wird erst in dritter Lesung erfolgen; ebenso wird bezüglich der zu diesem Gegenstand eingegangenen Petitionen verfahren werden.

ÈÊs folgt die zweite Berathung des von den Abgg. Ampach und Genossen beantragten Geseßentwurfs, betreffend Abände- rungen des Zolltarifgesetzes. (Aufhebung des Fdentitätsnachweises.)

Die Kommission hat mit 15 gegen 11 Stimmen eine Fassung des Antrags beschlossen, wonach bei der Ausfuhr von Weizen, Noggen, Hafer, Gerste, Buchweizen, Hülsenfrüchten, Raps und Rübsaat in Mengen von mindestens 500 kg auf Antrag der Betheiligten übertragbare Einfuhrvollmachten er- theilt werden sollen, welche innerhalb neun Monaten zur zoll- freien Einfuhr einer gleihen Menge derselben Waare ermäch- tigen sollen. Dieselben Vollmachten sollen den Fnhabern von Getreidemühlen, Preßhefe-, Malz- und Cakesfabriken, sowie von Oelmühlen bei der Ausfuhr ihrec Fabrikate ertheilt werden; das Ausbeuteverhältniß hat in diesen Fällen der Bundesrath festzuseßen. Das Gesey soll nach dem Beschluß der Kommission am 1. Oktober d. F. in Kraft treten.

Dagegen beantragt Abg. von Wedell-Malchow, bei der Ausfuhr der oben genannten Getreidearten auf Antrag der Betheiligten 90 Proz. des für die Cinfuhr gleichartiger Waaren zu zahlenden Zolls baar zu vergütigen, während bei der Ein- fuhr der vorgenannten Waaren der tarifmäßige Zoll baar zu entrichten sein soll.

Abg. von Kardorff beantragt in Uebereinstimmung mit von Mirbach für den Fall der Ablehnung der Kommissions- beshlüsse: die durch das Zolltarifgeses vom 24. Mai 1885 den

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