1888 / 73 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Mar 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Bismarck durch den Tod des Kaisers Wilhelm nicht geschwäht werde.

Der „Observer“ kann auch keinen Grund erblicken für die Annahme,

daß der Regierungsantritt des Kaisers Friedrich die Aussichten des

europäischen Friedens irgendwie gefährde. Zu dieser Schlußfolgerung gelangen auch die meisten übrigen Londoner Blätter.

Die „Londoner Zeitung“ schließt einen shwarzgerän- derten Artikel wie folgt:

Und so ist denn ein Mann von der Scene vershwunden, der von seinem Volke verehrt und geliebt, von seinem Heer vergöttert, von der Welt bewundert und geachtet wurde, zu dem seine Zeit- enossen mit Staunen und Bewunderung emporblickten, und den die Nachwelt als eine jener großartigen, sagenhaften Gestalten ansehen wird, deren Eriftenz man bezweifeln würde, hätten sie nit ihren Namen durch ihre Thaten auf ewig in die Tafeln der Geschichte eingegraben. Deutschland aber kann stolz fein, einen Mann be- fessen zu haben, der ihm wieder zu seiner ihm gebührenden Madtbtftellung geholfen hat; Deutschland wird aber auch seinen Verlust am meisten empfinden und am Teefsten betrauern, denn während die übrige Welt in dem Dahingeschiedenen nur den großen Mann sieht, sieht Deutshland in ihm den Schöpfer und mächtigen Schirmberrn des Reichs, der, nahdem er sein Werk nah Außen be- festigt, auch im Innern zu bauen begann, indem er durch seine fozial- reformatorishen Bestrebungen die Lage der arbeitenden Klassen zu verbessern suchte und sih so im Herzen seines Volkes einen Denkstein g?seßt hat, der noch fortbestehen wird, wenn die ihm für feine riegerischen Thaten geseßten Denkmäler von Marmor und Erz {hon lange verwittert, seine Gebeine hon lange vermodert sein werden Friede feiner Asche!

Die konservative „Saturday Review“ sagt:

Kaiser Wilhelm war der erfolgreihste Gebietsgewinner, den seine merkwürdige Familie erzeugte, erfolgreiher selbst als Friedri der Große; denn er war niht gezwungen, einen feine Erbländer bis zum Rande des Verderbens herabzichenden Krieg zu führen, um seine Groberungen behaupten zu können... Abgesehen von seinen Diensten, die er Deutschland und in späteren Jahren der Sache des Welt- friedens leistete, hat er allen Herrshern und Staatsmännern, die mit unklugen Forderungen des Volkes zu kämpfen haben mögen, ein großes Beispiel gegeben. : i

Der radikale „Spectator“ rühmt die Gabe des ver- storbenen Kaisers, stets die rechten Männer an den rechten Plat zu stellen und unerschütterlih an ihnen festzuhalten.“

Der „Daily Telegraph“ schreibt : :

„Pflicht“ war das allumfafsende Wort, welches für Kaiser Wilhelm Alles in sich barg, was ein Mann zu wissen brauchte, mochte er - Kaiser oder Bauer sein, ein in Versailles gekrönter Kaiser, oder ein bei Gravelotte kämpfender Landwehrmann fein. Pflicht gegen Gott, d. h. Frömmigkeit, Treue und Tugend, Pflicht in der Ecfüllung der Lebensaufgabe, d. h. unbeugsame fkönig- liche uürde und Entschlossenheit, Pflicht gegen Deutsch- land, d. h. niemals wankender Patriotismus. Dieses waren die drei Leitsterne, welche ihn zu einer ununterbrohenen Kette von Erfolgen und Ruhm führten. So einfah sein Sterbezimmer war, so einfah war seine Ausrüstung für das Leben, bescheidene Soldatentugenden, welche man gleihsam fast in einen Tor- nister paden konnte, zugleich aber Ideen, welhe für die größten Resultate genügten, ein Glaubensbekenntniß, welches fast niht weiter ging als über die einfahen Worte: „Mit Gott, für König und Vaterland!“ Dem Himmel gefiel es, den größten und edelsten aller Hohenzollern dem deutschen Volke in der s{chwersten Krisis seiner Geschichte zu geben, damit es erkennen möchte, was ein Mann für cine Nation zu leisten vermag als Kapitän, Patriot, Organisator und Herrscher, wenn er die Furht Gottes und keine Furcht sonst im Herzen trägt.“ i:

Aus Kalkutta, 11. März, meldet ein Telegramm der „Times“:

Die Na(wriht von dem Tode des großen Kaisers hat in Indien einen tiefen Eindruck gemaht und alles Andere aus dem öffentlichen Interesse verdrängt. Der „Englishman“, die bedeutendste Zeitung von Kalkutta, widmet den persönlichen Tugenden und heldenhaften Eigen- schaften des dahingeschiedenen Kaisers einen beredten Tribut und bringt die allgemeinen Gefühle der Bewunderung, des Bedauerns und der Theil- nahme Indiens zum Ausdruck. Das Blatt schreibt : „Das Ableben des ersten deutschen Kaisers und siebenten Königs von Preußen bringt ein Leben vlöbßlich zum Abschluß, dessen Bedeutung für die civilisirte Menschheit fast ohne seines Gleichen ia der Geschichte ist. Die ge- sammte Welt wird die Kunde mit der tiefsten Betrübniß aufnehmen und niht ohne Befürchtungen bezüglich der Wirkungen auf die Ge- \chicke der Nationen. Für den Augenblick wird jede andere Empfin- dung der Trauer untergeordnet über den Tod eines großen Monarchen, eines ehrwürdigen Kriegers, eines verehrten Patriarchen, der mäch- tigsten, ritterlihsten und pittoreskesten Gestalt unscres Jahrhunderts, dem die europäishen Nationen mit Stolz den vollsten Tribut der Achtung und Bewunderung zollten. Kaiser Wilhelm war ein geborener Herrscher, ein Beispiel antiker Stärke und Größe. Die Nationen werden nicht nur den Tod des Kaisers betraucrn, dessen Wort Geseß war für zwei Millionen der besten Soldaten, welche die Welt je gesehen hat, sondern das Hinscheiden des Kaisers nah dem Herzen der Völker, des Doyens der europäishen Monarchen, des Nestors der Königlichen Krieger und Weisen, und des Hohenpriesters jenes Kultus der Pflicht, welcher in Preußen mehr als zwei Jahrhunderte der Nation vorgeleuchtet hat. Ein niemals wankender Patriot, ein gerechter Haushalter zu sein, ein reines Leben zu führen unter dem grellen Licht, das den Thron bescheint, seine Pflicht gegen alle Menschen zu erfüllen, ohne Furcht und Vorliebe dieses sind siherlich die höchsten Ziele, welhe strauhhelnde Sterblihe si seßen können. Nach all diesen Zielen hat Wilhelm von Hohenzollern stets gestrebt und sie nah bestem Vermögen erreicht; er, der ritter- lihe Gentleman und christlihe Held, dessen Unterthanen ihn liebten, wie dankbare Kinder einen zärtlihen Vater lieben, dessen Tod eine Laufbahn von beispielloser Größe und unshäßbarem Nuyen ab- \chließt. Heuie wird das Ableben Kaiser ilheim's von mehr Millionen betrauert, als über welhe er mit fo viel Weisheit und Wohlwollen herrschte.“

Die „Staatsbürger - Zeitung“ giebt aus dem Leitartikel des (Pariser) „Matin“ den Anfang wieder. Der- selbe lautet :

Auf seinem Feldbett ruht unbeweglih der alte Kaiser von Deutsch- land, die Hânde gekreuzt, die Augen auf immer geschlossen. Er ift entshlafen in höchster Höhe der Jahre, auf dem Gipfel einer Größe und Macht, die so gewaltig ist, daß vor der Geschichte sein Thron nur mit dem Karl's des Großen verglichen werden kann, zwei Throne, die sih hoh über die anderen erheben wie zwei Bergriesen über ein welliges Gebirgëlond. Jn den Straßen am Palaste, in der ganzen * Hauptstadt, ja bis zu den äußersten Grenzen des mächtigen Kaiserreihs sehen wir Millionen menschlider Wesen in \chweigender Trauer. Sie gehen sozusagen auf den Fußspißen, als ob sie fürchteten, den von nun an ewigen Schlaf zu stôren und das Ohr zu N das niemals wieder ihren begeisterten Zuruf hôren wird. Und dieses Schweigen, mit dem die Menschheit große Schicksals\hläge aufzunehmen pflegt, umfaßt, man kann es wohl sagen, die ganze civilisirte Welt. Und überall, wo sie eintrifft, hinterläßt die Todes- botshaft, wenn niht Schmerz, so do Achtung. Selbst wir Fran- Pie die wir unseren Feinden Gerechtigkeit widerfahren lafsen, wir

ühlen im Grunde unseres Herzens ein bestimmtes Bedauern, eine geheimnißvolle Besorgniß. Denn in seiner übermenshlichen Gestalt erschien er uns nicht mehr als der furchtbare Attila, dec uns das Vaterland unter den Hufen seines Rofses zertrat, sondern äls ernster, altersgrauer Vorfahr, zu boch gestellt, zu nahe Gott, um an den wilden menschlihen Begierden theilzunehmen die Leidenschaften besänftigend, die Eintraht fördernd. Man sagte: „So lange der aier E e if bd R, cat die Mütter und Frauen Franfreichs, die diese ort hörten, hätten dem,* der es aussprach, die Unsterblichkeit verleihen mögen. S

Der Seele owegel zwischen dem Reichs- kanzler Fürsten Bismark und dem Minister Grafen Kálnoky wird von den Wiener Blättern mit lebhafter Ge- nugthuung begrüßt. Das „Fremden-Blatt“ sagt:

eTreuer als in diesem Depeschenwecsel konnte die Natur des Bündnisses zwischen den beiden Reichen nirgends zum Ausdruck kommen. Die zwischen den beiden Staatsmännern ausgetauschten Telegramme werden die Völker der beiden Reiche sowohl als jene Europas neuerlich über jene Jnnigkeit des Bundesverbältnisses be- lehren, die ihre Kraft niht aus geshriebenen Verträgen allein \{chövft, sondern aus der Gemeinsamfeit der Gefühle und der Interessen, mee dur keine noch so ergreifenden Zwischenfälle zu ershüttern ind.

Die „Presse“ bemerkt:

Die beiden Depeschen der leitenden Staatsmänner Deutschlands und Oesterreih-Ungarns werden bei der Bevölkerung der alliirten Reiche mit um so arößerer Genugthuung begrüßt werden, da diese Kundgebungen die Entschlossenheit verbürgen, an den Traditionen der mitteleuropäischen Friedenspolitik festzuhalten, einer Politik, die in der gegenwärtigen Weltlage den Bürgern Deutschlands und Oester- reih-Ungarns das Bewußtsein ker Sicherheit und der Kraft gegeben und erhalten hat. i

Jn der „Neuen Freien Presse“ heißt es:

__ „Die beiden Depeschen dürfen als wichtige diplomatische Akten- flüde, als eine Erneuerung des Bündnißvertrages unter dem neuen Kaiser angesehen werden und sind von diesem Gesichtspunkte aus als eine der wirksamsten Bürgschaften für die Fortdauer der alten Be- ziehungen, somit auh für die Fortdauer des Friedens anzusehen.“

Das „Wiener Tageblatt“ schreibt :

„Zwischen dem deutshen Reichskanzler Fürsten Bismarck und dem österreihishen Minister dcs Aeußern Grafen Kálnoky hat an- läßlih des Thronwechsels im Deutschen Reih ein hochtedeutsamer Depeschenwecsel stattgefunden, welcher einen neuen Beweis für die Freundschaftébezichungen der beiden verbündeten Kaiserreiche bildet.“

Das „Extrablatt“ erblickt in dem Depeschenwechsel die „Bekräftigung des deutsch-österreihishen Bündnisses.“

Die „Deutsche Ae bezeichnet die gewechselten R als geschichtlihe Aktenstücke ersten Ranges und agt:

_ eFürst BismarckÈ und Graf Kálnoky, die Männer, in deren Händen die auëwärtige Politik der beiden mitteleuropäishen Kaiser- mächte ruht, betheuern am Todtenbette des ersten Kaisers des neuen Deutschen Reis, daß der Bund Oesterreihs und Deutschlands fest und unverbrüchlih dasteht und daß cr seine Kraft aus der Gleichheit der Interessen und der Gesinnungen der Völker {öpft.“

Armee-Verordnungs-Blatt. Nr. 8. Inhalt: Verleihung von Dienstauszeichnungen an die bei den Invalidenhäujern und Invaliden- Compagnien angesteliten Theilnehmer der Feldzüge von 1864, 1866 und 1870/71. Auflöfung von Artillerie-Depots, Umwandlung eines Silial-Artillerie-Depots in ein Artillerie-Depot und Errichtung eines &ilial-Artillerie-Depots. Einrichtung eines Unterstützungéfonds für deutsde Militärmusiker. Karabinerfutieral. Uebungen des Beurlaubtenstandes im Etatsjahre 1888/89, Dauer der Kommandos von Infanterie- 2c. Unteroffizierew und Gefreiten behufs Unterweisung in der Führung 2c. der Patronenwagen. Veränderungen der dur das Armee-Verordnungs-Blatt Seite 303 u, flg. für 1887 bekannt gemachten Nachweisung der Baukreise in der Garnison-Bauverwaltung. Werkzeugkasten für Sattler. Abänderung von Ausrüstungs- Nachweisungen.

Beilage zu Nr. 8 des Armee-Verordnungs-Vlattes für 1888, Allerhöchste Kabinets-Ordre nebst Ausführungs-Be- stimmungen, betreffend die Uebungen des Beurlaubten- standes im Etatsjahre 1888/89.

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 10. Inhalt: Allerhöckste Proklamation Sr. Majestät des Kaisers und Königs vom 12, März 1888, Verfügungen: vom 13, März 1888. Bekannt- machung der Allerhöchsten Proklamation.

Eisenbahn- Verordaungs-Blatt. Nr. 7. Inhalt: Staatévertrag zwischen Preußen und Sachsen-Meiningen wegen An- ¡age ciner Eisenbahn vot Immelborn nach Liebenstein dur die Werra-Eisenbahngesellsbaft. Vom 28. November 1887. (G.-S. S. 9 f.) Allerhöchste Konzessionturkunde für die Werra-Eisenbahn- gesellshaft, betr. den Bau und Betrieb der auf das preußische Staats- gebiet entfallenden Strecke einer Eiscrbahn von Immelborn nach Liebenstein. Vom 19. Dezember 1887. Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: 12) vom 3. Februar 1888, betr. Stempelpfli- tigkeit von Kauf- und Lieferungsverträgen ; 13) vom 25. Februar 1888, betr. Fortbestehen der mit dem Herzoglich braunschweigish-lüneburgischen Staats-Ministerium getroffenen Vereinbarung über die Gleichstellung der beiderseitigen ersten Staatsprüfung im Baufach.

Urchiv für Post und Telegraphie. Nr. 4. Inhalt: Aktenstücke und Aufsäße: Die Reichstags-Berathungen über den Etat der Post- und Telegraphenverwaltung für 1888/89. Zur Ortsbestimmung von Erdshlüssen in kurzen Kabeln. Die Ent- wickelung des Eisenbahn-Postdiexstes in Deutschland (Schluß). Das österreihishe Poft- und Telegraphenwesen im Jahre 1885. Kleine Mittheilungen: Ein altes Postkursbuh von Württemberg. Das Telegraphenwesen von Schweden im Jahre 1886, Der Panamakanal. Zeitschriften-Uebershau.

Veröffentlichungen des Kaiserlichen O amts. Nr. 11. Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. Gelbfieber und Pocken auf Cuba. Sterbefälle in deutschen Städten von 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Grundwasserstand und Bodentemperaturen in Berlin und Münden, Januar 1888. Zeitweilige Maßregeln 2c. Thier- seuchen in Belgien, Oktober bis Dezember 1887. Lungenseuche in Egypten. Veterinär-polizeilihe Maßregeln. Medizinalgesetz- gerung 2c. (Deutsches Reich.) Viehseuchenstatistik. (Hessen.) Aus- ührung des Reichs-Impfgeseßes. (Schluß.) (Ungarn.) Impf- wesen. Rechtsprehung. (Landgericht zu Frankenthal.) Versetzung eines Mostes mit Zucker und Wasser. (Landgericht zu Würzburg.) Zusaß von Salicyl zu Most. Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, (Deutsches Reich.) Etat des Kaiserlihen Gesund- heitsamts. Der Weinkommission vorgelegte gerihtlihe Entschei- dungen. 111. Nachtrag. (Bayern.) Central-Impfanstalt. Ver- mischtes. (Berlin.) Geheimmittel.

_ Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 11. Inhalt: Nichtamtliches: Herstellung von nahtlosen Röhren. Ueber ring- förmige Stäbe und Platten gleihen Widerstandes. Vermischtes: Neue Art von Korkteppiden. Preisbewerbung um ein Bankgebäude in Frankfurt a. M. Berliner Baumarkt. Schwankungen von Schornsteinen und Thürmen.

Statistische Nachrichten.

__ Die Statistik der zum Ressort des Königlich preußischen Ministeriums des Innern gehörenden Straf-. und Gefangen- Anstalten pro 1. April 1886/87 erstreckt sich auf 50 Anstalten. Es waren detinirt bei Beginn des Jahres 1. April 1886/87 24 037 Männer und 3852 Weiber, zusammen 27 919 Personen. Der Zugang im Laufe des Jahres betrug 102 998 Personen, der Abgang 103 642; am Shlusse des Jahres blieben detinirt 27 275, mithin gegen Jahresanfang weniger 644. Von den am Jahresanfang detinirten waren Zucthausgefangene 19 319; am Jahres\hluß verblieben Zuchthaus-

gefangene 18 843, mithin gegen den Jahretanfang weniger 476. Gefängniß- gefangene waren am Jahresanfang 5859, am Jahres\chluß 6101, mit-

hin gegen den Jahresanfang 242 mehr. Haftgefangene in ge\s{ärfter Haft waren am Aldvedanikna 833, am Sabres\chluß 784, mithin gegen den Jahreëanfang weniger 49. Haftgefangene in einfacher Haft waren am Jahreêanfang 143, am Jahress{luß 60; mithin gegen MUEBNA weniger 83; po izeigefangene waren am Jahresanfang 59, am ahres\chluß 75, mithin gegen den Jahresanfang mehr 16. Untersuhungêgefangene waren am Jahresanfang 1704, am Jahres\{chluß 1408; mithin gegen den Jahresanfang 296 weniger. Sculdgefangene waren am Jahresanfange 2, am Jahresshluß 4, mithin gegen den Jahreéanfang mebr 2. Ueberhaupt detinirt wurden im Laufe des Jahres 27 416 Zuchthauëgefangene, 25 619 Gefängniß- ei pro 26 600 Haftgefangene in geschärfter Haft, 8254 Hasft- gefangene in cinfaher Haft, 19832 Poeigtlangene incl. Tranêéportaten, 22 559 Untersuchungs8gefangene, 637 Schuldgefangene. Die Gesammt- zahl der Detinirten ist gegen das Jahr 1. April 1885/86, in welhem sie 129 338 betrug, geftiegen um 1579. Die Zahl der Detentionstage betrug 9 854 375. Die Zahl der Détentionstage ist gegen tas Jahr 1. April 1885/86, in welchem sie 10115 013 betrua, gesunken um 260 678. Der täglihe Durchschnittsbestand an Gefangenen war 26 998,28, darunter waren 18 990,06 Zuchthausgefangene, 5803,41 Gefängniß- gefangene, 705,96 Haftgefangene, in geshärfter Haft 705,36, Hast- gefangene in einfacher portaten 93,33, Unterfuchungsgefangene 1315,04, Schuldgefangene 1,62. Der täglihe Durchschnittsbestand, welcher im Jahre 1 April 1885/86 27 696,86 betragen hat, hat sich im Jahre 1. April 1886/87 verringert um 698,28. Der gesammte Gefangenenbestand am leßten März 1887 hat \ich im Vergleih zu demjenigen am leßten März 1886 um 2,31 9% vermindert (gegen 2,18 % Verminderung im Jahre 1. April 1885/86); der Bestand der Zuchthausgefangenen is um 2,46 °/o gesunken (gegen 3,54 °/o Verminderung im Jahre 1. April 1885/86). Die Zahl der im Laufe des Jahres 1. April 1886/87 überhaupt tdetinirten Gefangenen in allen Kategorien ift gegen das Jahr 1. April 1885/86 um 1,22% gesticgen (gegen 3,04 %/96 Vermehrung im Jahre 1. April 1885/86). Die Zahl der detinirten Personen vom Jahre 1886/87 ist gegen die aleihe Zahl vom Jahre 1885/86 um 0,81% geftiegen (gegen 2,24 9% Vermehrung im Jahre 1. April 1885/86), Die Zahl der Detentions- tage im Jahre 1. April 1886/87 kat sich im Vergleich zu derjenigen aue dem Jahre 1885/86 um 2,58 %/9 verringert (gegen 2,03 9/o Ver- minderung im Jahre 1885/86). Der Duxchschnittsbestand des Jahres 1. April 1886/87 ist gegen das Jahr 1. April 1885/86 um 252 °/6 ge- sunken (gegen 2,09 9/0 Verminderung im Jahre 1. April 1885/86). Wegen Körperverleßzung waren bestraft im Arresthausezu Düsseldorf 1885/86 von den dort detinirten 2175 Lee 763, 1886/87 von 2313 Ge- fangenen 854; in der Strafanstalt zu Siegburg 1885/86 von den dort detinirten 938 Gefängnißgefangenen 417, 1886/87 von 1055 Ge- fangenen 498, in den Gefangenanstalten zu Herford 1885/86 von den dort detinirten 841 Getängnifigefangenen 502, 1886/87 von 896 Ge- fangenen 502, Jm Arresthause zu Koblenz waren 1886/87 40% sämmtlicher Bestraften wegen Körperleßung bestraft ; im Hülfsgefängniß zu Münster 429 bei eincr Gesammtgefangenzahl von 965 Köpfen. Die vor- stehenden Zahlen entsprechen der in der vorjährigen Statistik des Deutschen Reichs ausgesprochenen Ansicht, daß hauptsählich diejenigen Delikte eine Zunahme zeigen, unter dercn Triebfedern Roheit und Leidenschaft- lihkeit hervorragend sind. Betreffs der Verpflegung der Gefangenen meldet die Statistik, daß von den 9854375 Detentionstagen auf 19 Anstalten mit männlichen Gefangenen, deren Verpflegung nah dem bishezigen Speisungs - Etat erfolgte, 4026 605 Detentions- tage auf die 9 Anstalten Wartenburg, Moabit , Branden- burg, Naugard mit Gollnow, Rawitsh, Lüneburg, Wehlheiden, Kassel und Werden, welche gleihfals nur mit männ- lihen Gefangenen belegt sind und in denen die Verpflegung der gesunden Gefangenen nah dem neuen Speisungë-Etat vom 20. August 1882 bewirkt wurte, 1 999 971; auf 6 Anstalten mit weiblihen Gefangenen, welche nah dem bisherigen Speisungs-Etat verpflegt wurden, 748 381; auf 16 Anstalten mit Gefangenen beiderlei Geschlehts, deren Verpflegung nah dem bisberigen Speisungs-Etat erfolgte, 3 709 418. Von den auf 19 Anstalten mit männlihen Gefangenen, deren Verpflegung nach dem bis- herigen Speisungs-Etat erfolgte, kommenden 4026 605 Detentions- tagen kommen auf auêwärtige Arbeiten 14320, auf Gefangene, welhe aus anderen Gründen nicht verpflegt wurden, 325, zu- sammen 14645, und auf Gefangene mit Anstaltsverpflegung 4011960 Tage. Dieser Zahl find für plöulih verstorbene und un- erwartet abgegangene Gefangene 30 Tage zuzurechnen, sodaß im Ganzen 4011990 Verpflegungstage in Anstalten mit männlichen Gefangenen, deren Verpflegung nah dem bisherigen Speisungs-Etat erfolgte, nachzuweisen find. Hiervon kommen auf Gesundenkost 3 709 776 Tage, auf Krankenkost 302214, Was die Gesunden- verpflegung angeht, so wurden tamit im tägliten Durchschnitt ver- pflegt 25 140 Gefangene gegen 25768 im Jahre 1. April 1885/86 und zwar in 19 Anstalten mit männlihen Eesfan- genen, deren Verpflegung nach dem bisherigen Speisungs- Etat erfolgte, 10162; in 9 Anstalten mit männlihen Ge- fangenen und Verpflegung der gesunden Gefangenen nach dem neuen SpeisungSEtat 5318; in 6 Anftalten mit weiblihen Gefangenen, welche nach dem bisherigen Spcisungs-Etat verpflegt wurden, 1873; in 16 Anstalten mit Gefangenen beiderlei Geshlechts, deren Verpfle- gung nah dem bisherigen Speisungs-Etat bewirkt wurde, 7787. Krankenverpflegung genossen im täglihen Dur(schnitt 1768 Gefangene, und zwar 9592 tranke Männer, 168 kranke Weiber, 836 gesunde Männer, 172 gesunde Weiber. Von den mit Krankenkost verpflegten fkrankea Cefangenen waren in den 19 Anstalten mit männlichen Gefangenen, teren Verpflegung nach dem bitherigen Speisungs-Etat erfolgte, 333 M.; in den 9 Anstalten mit männlichen Gefangenen und Verpflegung der gesunden Gefangenen nah dem neuen Speisungs-Etat 110 M.; in den 6 Anstalten mit weiblihen Ge- fangenen, welche nah dem bisherigen Speisun,s-Etat verpflegt wurden, 89 W. ; in den 16 Anstalten mit Gefangenen beiderlei Geschlechts, deren Verpflegung nah dem bisherigen Speisungs-Etat stattfand, 149 M. und 83 Weiber. Betreffs der Zusagnahrungsmittel, welche von den Gefangenen innerhalb der Reglementsbestimmungen aus eigenen Mitteln beschafft wurden, wird mitgetheilt, daß die Vergünstigung, einen Theil des Arkeitsverdienstantheils zur Verbesserung der Nerpilegüng verwenden zu dürfen, überhaupt genosscn haben 28717 Männer, E zusammen 33 395 Gefangene gegen 35194 im Jahre Nah den „Mitth. der Großh. be}. Centralstelle f. d. Jn- dustrie“ betrugen die Cinkommensteuerkapitalien im Groß- herzogthum Hessen im Jahre 1870 12751303 M, 1886/87 23 385800 M, 1887/88 23747915 Æ In den 17 Jahren L waren die Kapitalien um 10996 612 #4 oder 86,2 % gewachsen. _ In den 25 höchstbesteuerten Gemeinden waren die Kapitalien in Oa (13 402 080 6) um 7907846 M. oder 143,9 °/9 gewachsen.

(Fortseßung in dex Ersten Beilage.)

Redacteur: - Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz). Fünf Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags-Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Berlin:

Haft 89,46, Polizeigefangene incl. Trans-,

M T3

| Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 15. März

1188S,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Trauermarsch auf den Tod des Heldenkaisers Wilhelm T.* is der Titel einer Komposition für Klavier von Wilhelm Pfeiffer, die soeben im Verlage der Hof-Musikalien- handiung von Bote und Bock erschienen ist. Die patriotishe Stim- mung ift in würdevoller Weise zum Ausdruck gebraht und der neueren orchestralen Behandlung des Klaviers angepaßt, ohne der praktishen Ausführung zu große Schwierigkeiten zu bereiten. Der an den Choral „Jesus, meine Zuversiht* anklingende Schlußtheil ift ganz besonders wirkungsvoll.

Von dem Werk: „Das Zeughaus zu Berlin und seine Sammlungen“, herausgegeben von der Königlichen Zeug- hausverwaltung, aufgenommen nach der Natur vom Hofphotographen Adolf Halwas (Berlin 1887, Friedrich Stahn), ist die zweite Liefe- rung erschienen. Dieselbe enthält folgende Blätter: 1) Titel. 9) Herrscherhalle, Nordfeite nebff Standbild des Königs Friedrich Wilbelm IV. (im Hintergrunde die Kaiserproklamation in Versailles). 3) Vorderseite, mittlerer Theil mit dem Haupteingang. 4) R sammlung, südliher Theil, Geshüye des 15. Jahrhunderts. 5) Rüstung für Mann und Roß von lihtem Stahl des Grafen Uzées,

hilipp's von Champagne (1550—1570). 6) Hieb- und Stichwaffen,

elm, Kappen und Helmtheile (1540—1600). 7) Drei Rüstungen von lihtem Stahl (1470—1490). 8) Drei Degen (1560— 1600). 9) Faustrohr (Pistole) des Kriegs-Obersten Andreas Teuffel, n herrn zu Gundersdorf (1556). 10) Zwei Feuergewehre mit Rad- \ch{loß (1580—1620). 11) Vier Köpfe auf den Schlußsteinen der unteren Fenster im Lichthof (von A. Schlüter). Die photographische Wiedergabe ift ausgezeichnet, und das Groß-Folioformat der Blätter, auf denen die kleineren Waffen in der natürlichen Größe wieder- gegeben sind, hat gestattet, au die Einzelheiten zur klaren Anshauung zu bringen. Die Blätter sind in einer eleganten, dauerhaften Mappe

verpackt. Sigzungsberihte der Königlih preußischen Akademie der Wissenschaften zuBerlin. Berlin, Verlag der K. Ak. d. W., in Kommission bei Georg Reimer. Die Nummer 46 der Berichte, vom 20. Oktober 1887, bringt eine Abhandlung von Hermann Munk, betreffend von ihm und anderen Forshern an Thieren dur Exstirpation vorgenommene Untersuchungen in Betreff der Schilddrüse. ie Munk am Sthluß sagt, hat man sich bisher zu dem Glauben verstanden, daß die Schilddrüse bei den höheren Säugethieren unentbehrlich, bei den niederen Säugethieren bedeutungslos für das Leben sei. So Verwunderliches bestehe jedo, wie man nunmehr wisse, in Wirklichkeit nicht. Die Schilddrüse sei (von früher Jugend an) überall von gleihem und ¡war fo geringem Werth, daß ihr Ausfall keinerlei merklihe Störung im Befinden und Verhalten des Thieres bedinge. Daß troydem die Exstirpation der Schilddrüse oft Krankheit und selbs den Tod zur Folge habe, rühre nur ‘von anderweitigen Schäden her, welche der Eingriff verurfache. Die nähere Darlegung dieser Schäden soll der Gegen- stand einer späteren Mittheilung des Verfassers sein. Ferner enthält die Nummer die Abdrücke der Adressen an die Mit- glieder der Akademie, den Chemiker Carl Friedrich Rammelsberg, Geheimen Regierungs-Rath und Professor an der Universität Berlin, zur Feier seines 50 jährigen Doktor-Jubiläums, am 21. August 1887, und an den Professor der Geschichte, Carl Hegel in Erlangen, aus demselben Anlaß, am 24. August v. J. Ueber Bewilligungen zur Unterstüßung wissenschaftliher Arbeiten und Veröffentlihungen meldet dasselbe Stück der Sibungsberichte Folgendes: Es wurden bewilligt 4000 Hrn. Professor Chun in Königsberg zu einer Reise nah den Kanarisen Inseln, behufs Abschlusses seiner Untersuchungen über die Siphonorhoren ; 5000 M Hrn. Dr. Gürih in Breslau zur geologischen Untersuchung des polnischen Mittelgebirges; 1000 #4 Hrn. Dr. Olt- manns in Rostock zu Untersuchungen über die Entwickelung der Fuca- ceen; 2000 4 Hrn. Prof. Kießling în ams als Beihülfe zur Herausgabe seines Werks über die ämmerungs-Erscheinungen ; 1500 « Hrn. Dr. Weinstein in Berlin zur Bearbeitung von Erd- \trom-Beobachtungen; 750 4 Hrn. Dr. Schuchardt in Berlin zur Vollendung der begonnenen Karten der Umgegend von Pergamon ; 1800 dem Reisenden Hrn. E. Glaser in Prag, zur Ausführung einer wifsenshaftlihen Bereisung Arabiens. s f Handbuch des Rechtshülfeverfahrens im Deut- \chen ris und gegenüber dem Auslande. Von Ferdinand Böhm, Ober-Landesgerichts-Rath. 11. Theil. Rehts- bülfe in Strafsahen. Mit Sachregister für T. und I1. Theil. Erlangen, 1888. Verlag von Palm und Enke. (Carl Enke.) Dem im vorigen Jahre erschienenen (Ag diz, des Rechtshülfe- verfahrens im Deutschen Reich und gegenübec dem Auslande in bürger- lihen Rechtsstreitigkeiten und in Konkurssachen“, welches niht nur in der Presse eine sehr günstige Besprehung erfahren hat, sondern au in den kompetentesten Kreisen, bei Behörden 2c. einer höchst beifälligen Aufnahme begegnet ift, [nes sich als zweiter Theil das vorliegende, die bezügliGen Bestimmungen über das Rehtshülfe- in Strafsachen an. Entsprechend dem im ersten des Handbuhs eingehaltenen System sind bei der Darstellung des Verfahrens in Strafsachen au über den Rahmen der eigentlihen Rechtshülfe hinaus eine Reihe von Materien berücksichtigt, welche theils das Ver- hältniß der inländishen Gerichte zu einander in Bezug auf ört- lihe Zuständigkeit betreffen, theils die Beziehungen zum Auslande und die Behandlung der Ausländer in Strafsachen zum Gegenftand haben, In leßterer Hinsicht sind vor Allem die Retsnormen über räumliche Herr)haft der Strafgeseßze erwähnt; ferner find in Betracht gekommen die Bestimmungen über Untersuchungshaft der Ausländer, Siterheitéleistung der Ausländer für die Kosten, Vertheidigung, über Ermittelung und Anwendung des ausländishen Rechts, Ge- rihts\sprache und Dolmetscher, Verfahren gegen Abwefende, Voll- streckung der Strafurtheile, Einrichtung der Strafregister und gegen- seitige Mittheilung der Strafurtheile, Ausweisung der Ausländer u. desgl. Auch die internationalen Verträge über den Schuß an Werken der Literatur und Kunst, über Marken-, Firmen- und Patentschußz und sonstige, auf Strafsahen Bezug hakende Kon- ventionen mit ausländischen Staaten hat der Verfasser in den Kreis seiner Erörterungen gezogen, desgleichen die Bestimmungen der Kon- sulatverträge und des deutshen Konsularrecht3, wie jene über die Schutgewalt des Deutschen Reichs in den Schußgebieten. Soweit zur Ergänzung des im ersten Theile bearbeiteten Ma- terials, insbesondere in Bezug auf neueste Rehtspreung,_ inzwischen erlassene Gesetze und veröffentlichte internationale Verträge Veran- laffung gegeben war, ist solches thunlihst durch Einfügung in das System des zweiten Theils, außerdem durch Nacträge und Zuläpe berücksihtigt. Das vorliegende Werk ist das Ergebniß eines sehr umfassenden und sorgfältigen Studiums alles darauf bezüglichen Quellenmaterials, so daß es einer freundlichen Aufnahme in den juriftishen Kreisen sicherlich begegnen wird. : E Im Verlage von J. Bacmeister, Hofbuchhändler in Eisena, erscheint soeben eine Ferie eitshrift: „Der Wartburgbote Blôâtter für deutshes Volksthum, herausgegeben von Heinri Sohnrey.“ Die Aufgabe dieser Feil soll sein, unserm Volk in sittlih-ernsten Erzählungen und belehrender Unterhaltung das vor die

verfahren Theile vorliegenden

und den religiösen Sinn im Volke aufrecht zu erhalten, wird sie sch angelegen sein lassen. Namhafte Sdwriftsteller haben ihre Mit- wirkung zugesagt, so daß der „Wartburgbote“ in reiher Abwechselung seinen Freunden gute und gediegene Lektüre zu bieten vermag, Das Abonnement durch alle Buchhandlungen und Postämter für 3 Hefte beträgt vierteljährlih 1 A Erzählungen, größere und kleinere Auf- säße, besonders aus dem deutshen Kultur- und Volksleben, sind der Verlagshandlung jederzeit erwünscht. Das uns vor- liegende umfangreiche Heft Nr. 1 hat folgenden Inhalt : Die Wart- burg. Gediht von Ernst von Wildenbruch. Vershworen verloren. Eine niedersähsishe Dorfgeshihte von H. Sohnrey. Unsere deutshen Kolonien. Von Albert Gillwald. I. Kaiser Wilhelm-Land und Bismarck-Arhipel. Will's einmal ander8wo probiren. Von B: K. Rosegger. Holda. Gediht von Marx Bittrih. Volks\criftenthum von Franz S(hlinkert. Rundschau. Aus der Büchermappe. Aus der Postta\che. Annoncen.

Von der „Jllustrirten Zeitung“ gelangt heute eine Kaiser -Nummer zur Ausgabe. Dieselbe wird folgende Abbildungen enthalten: Randzeihnungen zu einem Ge- dicht von Ernst Scherenberg,. Kaiser Wilhelm (nah der leßten photographishen Aufnahme). Apotheose auf Kaiser Wilhelm (Relief von G. Eberlein), Doppelseitig. Das Palais des Kaisers. Unter den Linden am Abend des 8. März (Originalzeihnung von E. Thiel). Vorlesen von Extrablättern auf der Straße (Original- zeihnung von E. icl). In der Naht zum 9. März vor dem Kaiserlihen Palais (Originalzeihnung von E. Thiel). Vor dem Kaiserli®en Palais unmittelbar nach Be- kanntwerden der Todesnachriht (Originalzeichnung von E. Limmer). Doppelseitig. Die Todtenmaske Kaiser Wilhelms (abgenommen von Prof. R. Begas, gezeihnet von E. Limmer). Im Sterbe- zimmer des Kaisers (Originalzeihnung von H. Lüders), Truppen- vereidigung in der Gardes du Corps-Kaserne in Berlin (ODriginal- zeihnung von Knötel). Friedrich 1II1., Deutscher Kaiser und König von Preußen (deppelseitige Beilage). Victoria, Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen (doppelseilige Beilage). Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen. Augusta Victoria, Kronprinzessin des Deutschen Reichs und von Preußen. (Preis dieser 5 Bogen (40 Seiten) starken Nummer in Um-

schlag 2 4)

Land- und Forstwirthschaft

Die Generalversammlung des Deutschen Fischerei- Vereins, welhe gestern Abend in einem Zimmer des Abgeordneten- hauses stattfand, war anläßlich des alle Gemüther aufs Tiefste be- wegenden traurigen Ereignisses nur \pärlih besucht. Der Ober-Präsident der Provinz Posen hatte den Grafen von der Recke zu der Versamm- lung entsendet, Der Vorsißende, Kammerherr von Behr (Schmoldow) eröffnete die Versammlung mit etwa folgenden Worten : ;

„Als der Aus\chuß am 283. Januar d. J. zusammentrat, um über die Einberufung der diesjährigen Generalversammlung Beschluß zu fassen, da wurden bereits Bedenken geltend gemacht, ob es angezeigt sei, in einer Wee wo der erlauchte Protektor unferes Vereins, von \hwerer Krankheit heimgesucht, fern von der Heimath weilte, uns zu einer geshäftlihen Sißung zu versammeln. Diese Bedenken waren um so größer, als wir uns. erinnerten, mit welch lebhafter Theilnahme unser erlauchter Protektor, Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz, unser nunmehriger allergnädigster Kaiser und König, fast allen unseren Generalversammlungen beigewohnt hat. Unser erlauhter Protektor hatte aber die Gnade, die Abhaltun dieser Generalversammlung zu genehmigen. Inzwischen ist jedo( unser Vaterland von einem noch bedeutend traurigeren Ereigniß heimgesuht worden. Es geziemt sh selbstverständlich nit, in dem Augenblick, wo das deutsche Volk in tiefster Betrübniß vor der Todten- bahre seines verblih enen Kaisers und Königs steht, über den Stand des deutshen Fischereiwesens zu berihten. Troßdem hielten wir die Abhaltung der Generalversammlung für geboten, da einmal statutengemäß die Neuwahl des Präsidiums und Ausshusses vor- genommen werden muß und da es andererseits ag ersheint, ob wir gegenwärtig noch einen Protektor haben. Se. Majestät der Kaiser ist als Kronprinz 18 Jahre lang unser Protektor gewesen. Nunmehr entsteht doch wohl die Frage: ob wir uns au fernerhin dieses Protektorats werden erfreuen dürfen. Ich halte es für angezeigt: an Se. Majestät den Kaiser die allerunterthänigste Bitte um fernere Uebernahme des Protektorats zu rihten.“ Dr. von Bunsen theilte hierauf mit, daß der Wirkliche Geheime Rath, Unter-Staatssekretär Dr. Marcard aus Gesundheits- rüdcksibten sein Amt in dem ere Qu L niedergelegt habe. Auf Antrag des Dr, von Bunsen beschloß die eneralversammlung : den Unter-Staatssekretär Dr. Marcard wegen seiner hervorragenden Ver- dienste um das Fischerciwesen im Allgemeinen und um den Verein im Besonderen zum Ehrenmitgliede des Vereins zu ernennen. Das bisherige Präsidium, bestehend aus den Herren: Kammerherr von Behr (Schmoldow), Dr. Georg von Bunsen und Vize-Präsident Herwig, und ebenso auch sämmtliche bisherigen Aus\chuß-Mitglieder wurden hierauf wiedergewählt. Alsdann wurde beschlossen, folgendes Séhreiben an Se. Majestät den Kaiser und König zu rihten:

„Allerdurhlautigster, Großmähtigster Kaiser und König ! Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Ï

No erfüllt von dem innigsten Dankgefühl für die im Erlaß vom 2. v. M. dem Deutschen Fischerei-Verein bezeigte Gnade, wagen wic es, Ew. Kaiserliche und Königliche Majestät zu Allerhöchstihrem Regier. ngsantritt die ehrfurchtsvolle Huldigung darzubringen. Ge- nehmigen Ew. Majestät im Namen eines alle Gaue des Deutschen Reichs umfassenden Vereins bitten wir um diese buldvolle Erlaubniß, daß das allerunterthänigst unterzeichnete Präsidium den Ausdruck unwandel- barer Treue und Hingebung mit diesen Zeilen zu den Füßen Allerh öchst- ihres Thrones niederlege. Wir flehen zu Gott, daß die Krankheit, welche Ew. Majestät freudige Arbeitskraft tückisch bedrohte, von unserem Kaiser weihe. Von dem Vertrauen der gesammten Nation getragen, wird Allerhöhstderselbe in dem Bestreben, des Volkes Wohlfahrt mit mächtiger Hand und erlauhtem Sinne zu mehren, auf jedes Deutschen begeisterten Dienst zählen dürfen. Wie der Deutsche Fischerei-Verein seinerseits hiermit das Gelöbniß wiederholt, im Sinne und glorreichen Beispiele Ew. Käiserlichen und Königlichen Majestät zu seinem be- \heidenen Theile das Gemeinwohl zu fördern, so giebt er sich aller- ehrerbietigst der Hoffnung hin, daß es ihm gestattet werden möge, auch fürderhin zu Ew. Majestät, als seinem Allergnädigsten Beshüßer, aufschauen zu dürfen. In tiefster Chrfurht verharren wir Ew. Majestät allerunterthänigste Ne t E des Deutschen Fischerei- Vereins.“ (Folgen die Unterschristen.

Der N Elibende, Kammerherr von Behr (Schmoldow), {loß hierauf mit einem dreifahen Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König die Generalversammlung.

Gewerbe und Hande].

Die italienishe „Gazzetta ufficiale“ vom 29. v. M. publizirt das Geseß, durch welches die italien ische Regierung ermächtigt wird, den mit Spanien am 2. Juni 1884 abgeschlossenen Handels- und

Seele zu führen, worin es seine {önften Tugenden und großen Er- tüngetdaften erkennen und sie festhalten kann. Die Poesie zu pflegen

Schiffahrtsvertrag bis zum 1. Mai d. J. zu verlängern.

Dem Geschäftsbericht der Frankfurter Gütereisenbahn- Gesellschaft für das Betriebsjahr 1887 entnehmen wir folgende Mittheilungen: Dur Beschluß der außerorderttlihen Generalversamms lung vom 24. September 1887 ift das Grundkapital der Gesellschaft um 1000 000 erhöht worden. Diese Erhöhung ist zum 31. De- zember v. J. erfolgt, und nimmt an den Geschäftsresultaten vom 1. Januar 1888 ab Theil. Jm abgelaufenen Betriebsjahr wurden von der Gesellschaft befördert: a. im Bahnbetriebe zu ain a. O. 1883744 Ctr. gegen 2155884 Ctr. des Vorjahres; b. im Schiffahrts-Verkehr 4060526 Ctr. gegen 3 250000 Ctr. Wie \{on im vorigen Bericht angedeutet wurde, ing - die Einnahme aus dem Pafssagiergeschäft Stettin—S{hwedt in Folge kleinerer Konkurrenzen fehr zurück. Die Verwaltung hat in olge defsen diefen Betrieb ganz eingestellt. Die Gesellschaft besitzt: a. im Bahnbetrieb: 2 Lokomotiven, 20 Wagen und das nöthige Zubehör, b. im Schiffahrtsbetrieb: 17 Dampfer, 74 Kähne, 17 Zillen, 9 Due und Schuten, 1 Handbagger, verschiedene Anlegestellen u. \. w. Ueber die Vertheilung des nach dem Gewinn- und Verlust-Conto festgestellten Reingewinns in Höhe von 147936 4A wird die folgende Disposition vorgeschlagen: 1) 5% an den geseßlich zu dotirenden Kapital-Reservefonds mit 7396 Æ, 2) von den demnach verbleibenden 140 539 M a, 5 9/0 Tantième an den Aufsichtsrath 6984 M, b. die- selbe Summe für Vorstand und Beamte 6984 #4, e. 6} %/ Divi- dende mit 125 090 Æ, d. zum Uebertrag auf neue Rechnung 1570 4 Auf der Nürnberg-Fürther (Ludwigs-) Eisenbahn wurden im Jahre 1887 1 502 214 Personen befördert, d. i. 12 846 mehr als im Vorjahr. Aus dem Personenverkehr wurden 242 558 (4+ 2901) Æ, aus dem Gepäcktranêport 4251 (+ 326) #, aus dem Güterverkehr 15 610 (+ 1582) Æ und aus dem Viehtransport 1323 (+ 51) M. vereinnahmt. ach Dotirung des Reservefonds mit 16 000 M und des Erneuerungsfonds mit 19 040 A ‘bleiben 70939 4 disponibel, wovon 63 720 4 als Dividende von 21%/ (wie 1886) an die Aktionäre vertheilt werden, 3547 #4 erhält der geseßliche Reservefonds und 3672 #4 der Erneuerungsfonds. : Ueber die Ein- und Ausfuhr Italiens im Jahre 1887 bietet der Bericht des General -Zolldirektors folgende Hauptziffern dar. Die Gesammteinfuhr (von dem Handel mit Edelmetallen abgesehen) bewerthete sich auf 1601 Millionen Lire, die Gesammtausfuhr (mit derselben Beschränkung) auf 999 Millionen Lire. Die Einfuhr war beträchtlich beeinflußt durch die Veränderungen des Zolltarifs und den Ablauf der wichtigsten Handelsverträge. Die bedeutende Mehreinfuhr (1601 Millionen Lire Werth, gegen 1453 Millionen im Jahre 1886) stellt daher zum nit geringen Theil eine spekulative Vorrathsansammlung dar. Zucker wurde für 32 Millionen Lire mehr eingeführt als 1886, Leinengarn für 10 Millio- nen Lire mehr (26 Millionen gegen 16), Baumwollengespinnste und -Gewebe für über 12 Millionen Lire mehr, Nuzßholz für 21 Millionen Lire mehr, Mineralien, Metalle und Metallarbeiten, Eisenwaaren, Maschine, Eisenbahn-Waggons 2c. für 46 Millionen Lire mehr (220 Millionen gegen 174 Millionen Lire, wobei jedoch die Edel- metalle außer Berechnung geblieben sind). Roggen und Weizen wurde für 9 Millionen Lire (201 gegen 192 Millionen Lire) mehr eingeführt, Mais für 4F Millionen Lire weniger, Gerste für 14 Millionen Lire weniger. Die Mehreinfuhr von Kaffee beziffert sich auf 10 Mil- lionen, die von Steinkohlen auf 15 Millionen Lire. Die Gesammt - Auétfuhr zeigt im Beri@tsjahre einen merklichen Rükgang gegen 1886: 999 Millionen Lire, gegen 1021 Millionen Lire, bei den einzelnen Artikeln jedoch zum Theil eine ebenso be- deutende Zunahme wie andererseits eine auffällige Abnahme. Der Werth der Ausfuhr von Wein in Fässern betrug 104 648 000 Lire, gegen 83 915 000 Lire im Jahre 1886, also beinahe 21 Millionen Lire mehr. Die Weinausfuhr in Flashen is dagegen um 670 000 Lire zurückgegangen. Weinstein und Weinhefe wurde für 74 Millionen Lire mehr (244/57 Millionen gegen 174 Millionen Lire) exportirt. Die Ausfuhr von Olivenöl bewerthete sich auf 80 Millionen Lire, egen 775 Millionen Lire im Vorjahre, hat sih alfo ebenfalls ge- E noch mehr der Export von Apfelsinen und Citronen, nämli von 2% Millionen Lire auf 41{ Millionen Lire; die Ausfuhr von Mandeln hat um über 3 Millionen Lire, der Käse-Erport um gegen 2 Millionen zugenommen. Dagegen weist die Seiden-Ausfuhr einen bemerken8werthen Rückgang auf: Rohseide wurde im Jahre 1887 für 9553/5 Millionen Lire ausgeführt, gegen 2734 Millionen Lire im Jahre 1886, also beinahe für 18 Millionen Lire weniger ; Seidencocons wurden 1887 gar nur für 64 Millionen Lire, gegen 164 Millionen Lire im Vorjahre exportirt. Ferner zeigen eine Abnahme die Artikel: Holz und Stroh (45 gegen 54 Millionen Lire), Schwefel (21 gegen 25 Mils lionen Lire), Eier (241/5 gegen 291/75 Millionen Lire) und Rindvieh (94 gegen 154/5 Millionen Lire). s Dortmund, 11. März. (Köln. Volks-Ztg.) Der Koblen- markt bewahrte auch in der abgelaufenen Woche wieder günstige Tendenz, bei theilweise anziehenden Preisen. Die ungewöhnliche Nachfrage nah Hausbrandkohlen in der Vorwoche hat allerdings in Folge des mittlerweile eingetretenen Thauwetters wieder nahgelaßjen; troßdem baben Absatz und Preise auf bisheriger Höbe sich erbalten, zumal da die Bestellungen in Intustriekohlen den in Hausbrandkohlen eingetretenen Ausfall deckten. Koktkohlen und Koks find noch immer am meisten gefragt, und behaupten deren Preise in Folge dessen stei- gende Tendenz. Gewaschene Fett-Nußkohlen erfreuen sich neben ma- geren Stückkohlen gleihfalls eines guten Absatzes. Die Fettkohlen- Zechen des hiesigen Reviers sind vielfad mit dem Bau neuer Koksöfen und der Erweiterung der Wäsche beschäftigt, da nicht nur reger Absatz in aufbereiteten Kohlen herrs{cht, sondern auch für die hierbei erzielten Grußkohlen reihliche Verwendung bei der Kokerei vorhanden ist. Auch die unterirdishen Betriebe werden auf den meisten Zechen erweitert, namentli neue Flöße in Angriff genommen und andere Vorbereitungen zur Erhöhung der Förderung getroffen, ein Zeichen, daß man auf ein Andauern der günstigen Lage :cchnet. Die durch die Koblen-Syndikate erzielten Preise behaupten si nit nur sondern zeigen ai Pr gene Tendenz ; do legt man si bei der Erhöhung weise Mäßigung auf. S Ee autiurt a. M., 14. Mär;. (W. T. B.) Am nächsten Freitag bleiben die Börse sowie die Lokalitäten der Effektensozietät eschlossen E y E ankfurt a. M., 14. März. (W. T. B.) Der Aufsichtsrath der Deutschen Effekten- und Wechselbank hat beschlossen, der auf den 19. April einzuberufenden Generalversammlung die Ver- theilung einer Dividende von 7 %o, gleich 8,40 4, per Aktie bei einem Vortrag von 110 154 4 auf die neue Rechnung vorzuschlagen Fürth, 15. März. (W. T. B.) Das Bankgeschäft Eugen Oberdorfer hat die Zahlungen eingestellt, die Passiva follen 600 000 M, die Aktiva §9 000 4 betragen a ea, 14. März. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Anglo-Continental-Guanowerke beshloß der General- versammlung die Vertheilung einer Dividende von 6 %/ für das Ge- \chäftsjahr 1887 in Vorschlag zu bringen. London, 15. März. (W. T. B.) Die Bank von England hat Heute den Diskont von 2# auf 2/0 herabgeseßt. New - York, 13. März. (W. T. B.) Weizen - Ver- \ch{Giffungen der leßten Woche von den atlantischen Häfen der Ver- einigten Staaten nach Großbritannien 37 000, do. nah Frank- reih 8000, do. nah anderen Häfen des Kontirents 18 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 112 000, do. naH anderen

Hâfen des Kontinents Qrts.