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des Kaisers Wilhelm ren Deuts{land findet am Dovrnerstag, den 22. März, Abends halb Act (7,30), in der Aula ter neuen Realschule (Vasagatan) eine Gedächtnißfeier statt. Dix V anwesenden Deutschen, welÉle an derselben Theil nehmen wollen, werden ersucht, scriftlibhe Angabe der von ihnen gewünschtcn Billette unverzüglich an das Comité zu Händen des Hrn. P. Fitger (Norra Hamnaatan 26) einzusenden, worauf ibnen tie BVillette rechtzeitig koftenfrei zugestellt werden. Wünsche unferer \chwedisen Mitbürger, an diefer Feier Theil zu nehmen, werden in gleißer Weise erbeten und sollen, soweit irgend möglich, berücksichtigt werden. Das Comité.
Amerika. New-York, 21. März. (W. T. B.) Von den Geistlichen an den hiesigen deutschen Kirchen wurden gestern Abend Trauergottesdienste für den verewig- ten Kaiser Wilhelm abgehalten, die sehr zahlreih besuht waren.
Zeitungsftimmen.
Die schwedische „Post- och Jnrikes-Tidning“ widmet dem Andenken Kaiser Wilhelm's einen fehr sympathischen Nachruf, in dem es heißt : e
Veberall, wo die deuts&e Sprache klingt, wiro diese Todeë- botshaft gewiß Sorge und Schmerz erregen, manches Auge im deutschen Heim wird thränen, bei diesem Volk, dessen Herz mit dem alten Kaiser verwabsen war, und dessen Nationalstolz seine Wurzel in der langen, wunderbaren Heldensage seines Lebens hatte. Aber au in anderen Ländern, wo diese Gefühle des Vermissens richt so umfassend bertschend sein können, wird die Nachricht von dem Todes- falle Wehmuth und Theilnahme erregen. Es ist auch cine der be- deutungsvollsten Persönlichkeiten des neunzehnten Jahrkbunderts, die das ZeitliGe verlassen, der Mann, dessen Namen vor allen anderen der Gescichte des Jahrhunderts seinen Stempel auf- gedrüdckt, ein Fürst, der in inniger und warnier Gottesfurcht und in bürgerliher Tugend Allen ein Beispiel gewesen Ust, und der mit väterlicher Liebe seinem Volk zugethan war. Er that dies nicht in fleinmütdiger Nachgiebigkeit für die verschiedenen Stcömun- gen der Volksleidenshaften, sondern mit festem Ernst und flarem Blick auf das Ziel: Deutshlands Größe, Einheit und Glück, das ihm bereits in den Tagen feines jüngeren Manretalters binter den dunfeln Wolken vorgeschwebtt hatte, die damals elbst den Vliken der scharfsinnigsten Staatsmänner die Zukunft Preußens und Deutscblands verhülten, und die cs ihm in seinem Alter erreicht und befestigt zu seben vergönnt war De Weg, dex ¿u diesem Ziele leitete, führte oft über blutige Schlachtfelder, und die erforderlichen Anstrengungen haben oft die Kräfte der Nation auf die hârteste Probe gestellt. Mit vollstem Vertrauen zu dem Führer und niemals verleugneter Opferfreudigkeit ist ibm das deutsche Volk jedoch auf dem Siegeszuge gefolat, der feinen glänzenden Abschluß am 18, Januar 1871 im Spiegelsaale des Versailler Schlosses fand, als der jeßt Verstorbene dort die deutsche Kaiserkroze auf sein Haupt seßte und das deutsche Kaiserreich feierlih ausgerufen wurde.
— Der „Hamburgische Korrespondent“ schreibt über die Kaiserlich-Königlihen Botshaften an den Neichstag und den Preußischen Landtag: : :
Der cwig denkwürdigen feierlihen Bestattung unseres unvergeß- liden Kaisers Wilhelm sind beute ¡wei hochwichtige politische Aktionen gefolgt, Der Reichékanfler und Minister-Präsident Fürít Bismarcck hat im Reichstage und vor den vereinigten Häusern des Preußischen Landtages die Botschaften verlesen, welche der Deutsche Kaifer und König von Preußen Friedrich 111, an die genannten Parlamente gerichtet hat. Freilich hatte Kaiser Friedrich sofort nah dem Tode seines glorreihen Vaters die Regierung in Deutschland und Preußen thatsächlich übernommen. Er hatte auch {on Kundgebungen an sein Volk und an den Fürsten Bismarck ge- rihtet und verschiedene verdiente Persönlichkeiten durch Gnadenbeweise ausgezeichnet. Heute indessen sind die ersten Maßnahmen des Kaisers erfolgt, welche den vollen Stempel einer Staatsaktion tragen. Es sind das die vorstehend erwähn:en Botschaften, die deshalb auch einerseits von dem Reichskanzler und andererseits von dem gesammten preußischen Staats - Ministerium gegengezeih- net sind, Wir freuen uns zuglei, berrorheben ¿zu föônren, daß diese Botschaften, wenn auch äußerlich wenig umfang- rei, do inhaltliw bochbedeutsam sind und in würtigster Weise der historischen Thatsahe Rechnung tragen, daß die doppelte Krone des
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Kaisers und Königs Wilhelm jeßt nah Gottes Natbichluß auf scinen |
cinzigen Sohn Friedrich übergegangen ist, Auch hat si, vie zu erwarten war, die Verlesung der beiden Bolschaften durch den Fürsten BiEmarck zu einer fo imposanten Aktion gestaltet, daß si: dem deut- \ckchen Volke zur vollsten Genugthuung gereibcen und den Resvekt des Auslaades vor der politishen Haltung Deutschlands erböben mird. Auf Grund der Realunion, welche zwtschen der deutichen und preußischen Krone in untrennbarer Verbindung bestebt, übernimmt Kaiser Friedri die mit der Koiserwürde verbundenen Nechte und Pflichten und giebt feierli den Entschluß kund, die Reichsverfassung unverbrüblih zu beobachten und aufrechtzuerhalten, also einerseits den Kaiserlichen Rechten nichts zu vergeben und andererseits die Recte der einzelnen Vundesftaaten und des im Neichstage ver- tretencn Volks gewissenhaft zu achten und zu wahren. Dieses
Theater - Anzeigen. Deutsches Theater.
Friedrich von Homburg. Freitag: Göß von Berlichingen. Sonnabend: Zum 1. Male: König nnd Bauer. | Lustspiel in 4 Aufzügen von Lope de Vega. Nach |
Donnerstac: Prinz Freitag :
die Bühne eingerichtet von August Förster.
Walner-Theater. Donnerstag : Vorverkauf von Billets Vormittags 10—1 Ubr an der Theater kasse,
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Donnerstag: Zum 54. Male: Die 7 Schwaben.
Geschlossen. | des Reservisten.
Volk, das deuts&e Volk, aber wird es seinem neuen Kaiser vornehmlich Dank wissen, daß er erklärt, der bohen Aufgabe, welche ihm mit der Kaiserlihen Würde überkommen ist, nah dem Vorbilde seines glorreichen Vaters gerecht werden zu wollen. Er will das Ret, aber auch die Gerechtigkeit, die Freiheit, aber au die Ordnung walten lassen und die Wohlfahrt des Volkes pflegen. Für die Pflege diefer Wohlfahrt ist indessen die Erhaltung des Friedens die erste Bedingung. So wird man denn in Deutschland wie niht minder in ganz Europa aufs Neue mit Freuden die vor versam- meltem Reichstage abgegebene Versicherung des Kaisers vernebmen, daß er bedacht fein will, den Frieden zu erhalten. Wir Deutsche aber werden ihm nicht weniger freudig zustimmen, wenn er dieser seiner Versiherung die Bedingung voranstellt, daß die Chre des Reichs nit in Gefahr kommen darf. Es ist ebenso rührend wie er- hebend, daß Kaiser Friedri sich zugleich zum Dolmetscher des Dankes seines zur ewigen Ruhe eingegangenen Vaters für die Einmüthigkeit matt, mit welcher der Reichstag die Mittel für die Fortbildung und Sicherstellung der vaterländishen Wehrfkraft bewilligt bat, und daß er dies theure Vermächtniß des großen Todten der Nation nicht vorenthalten will. : E l
Nicht minder erbebend war cs alsdann, daß der Reichskanzler, als er den Auftrag übernahm, den fremden Regierungen und Volks- vertretungen den Dank des Reichstages für das uns Deutschen be- wiesene fympathiecvolle Beilcid zu übermitteln, erklärte, es sei die Teilnahme an dem Tode eines Monarchen in tiefer Ausdehnung etwas in der Geschichte noch nicht Dagewescnes. So bogcfürstet, fügte er hinzu, sei noch fein Monar) gewesen, daß ihm bei seinem Hintritte auënahmélos alle Völker ibre Sympathie zu erkenren ge- geben bätten, Daß ferner Fürst Bismarck bei diefer Gelegenheit namentlich auch der ficineren Länder und speziell Dänemarks gedachte, dessen trübe Erinnerungen er würdigte, wird man ibm sicherlich überall boch aufnebmen und Dank wißen. 4 e
In der Botschaft an die vereinigten Häuser des preußiscben Landtaacs bezieht sich König Friedrih auf die Proklamation vom 12, März, in der er schon die Grund!äte dargelegt habe, nah denen er seines Königlichen Amtes malten wolle. Auch bier versichert er des Weiteren, daß er in den Wegen seines glorreihen Vaters wandeln wolle, Er erklärt, die Verfassung gewissenhaft beobachten zu wollen, vergißt aber, was nicht zu überschen ift, keineêwegs birzuzufügen, daß er dies nur „unter Wahrung der MaHtfülle der Krone“ thun werte. An diesem Wort wird sich nit gut deuteln lassen, auch wenn es manchen Leuten unbequem ift und ibnen cine neue Enttäuschung bereitet. 5 |
Der Kaiser erkennt sodann ohne Rütckhalt an, daß ihn die preußische Verfassung verpflihtet, in Person den Eid auf sie vor dem Landtage abzuleisten. Indem er bedauert, dieser Verpflichtung aus Gesundheitsrüsihten zur Zeit nickt nachkommen zu können, was unzweifelhaft sagen will, daß er die (Fidesleistung nadzubolen gedentt, becuft er fich auf feine keinem 2weifel urter- worfene Stellung zu den Verfassungsordnungen des Landes und gelobt noch einmal, daß er die preußische Landesverfassung fest und unver- brücblih balten und in Uebereinstimmung mit dieser Verfassung und den Gesetzen regieren wolle. König Friedrih kefkennt sid alîo auch zu der Ansicht Derjenigen, welche der Meinung sind, daß neben der Berfassung auc andere gleichberechtigte Gesetze bestehen. Daß er mit diesem Bekenntniß seine Verpflihtung und Verantwortung verringert hâtte, wird si indessen nicht ernsthaft behaupten lassen
Die trei Parlamente werden nun noch die Kaiserliche und die Königlice Botschaft je durch cine Adresse beantworten, und es ist wohl faum daran zu zweifeln, daß diese Adressen das volle dankbare Einverständniß mit den hochbedeutsamen Auslassungen des Kaisers und Königs bekunden werden, Damit ist ein neues heilbringendes Zu- \fammenwirken zwischen der Kaiserlichen Regierung und der Volks- vertretung in die Wege geleitet. Möchte es zum Glück und Segen des deutschen und speziell au des preußischen Volks von Dauer sein, und möchte namentlich auch dem Kaiserlihen Herrn durH die Aus- ht auf die Genesung von Seiner \{hweren Krankheit cine volle Freude an Seiner hohen und großen Aufgabe erwa sen!
— Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Kor- respondenz“ äußert über unsere zukünftige Wirthschafts- und Sozialpolitik : ;
Der Erlaß, welchen Kaiser Friedri an ten crsten Diener feines in Gott rubenden Vaters, der nun ihm mit glciber Treue und Hin- geoung dienen wird, geritet hat, ift durch alle Zeitungen gegangen, in wenigen Tagen in jedes Dorf gedrungen. /
Man hâtte daber annehmen dürfen, daß, was klar und deutlich in dem aa den Fürsten Bismark gerihteten Erlasse unseres Kaisers ausgesprochen ist, auch Seitens der Presse cine Mißdeutung nit erfahren werde. Dennoch is das bezüglih deêjeniacn Paus ge- schehen, der für die wirthschafts- und sozialvolitishen Fragen das MNegierungs-Programm Kaiser Friedrih's enthält.
Dieser Passus lautet :
„Einig mit den Anschauungen Meines Kaiserliben Herrn Vaters, werde Jb warm alle Bestrebungen unterstüßen, welche geeignet sind,
| das wirtbsaftliche Gedeihen der vershiedenen Gesellshaftéflafsen zu leben, widerstreitente Interessen derselben zu versöhnen und unver-
meidlihe Mißstände nacy Kräften zu mildern, obne do die Errwoartung hervorzurufen, als ob es möglich sei, durch Eingreifen des Staates allen Uebeln der Gesellschaft cin Ende zu machen.“
Aus diesen Säßen haben manchesterlihe Blätter eine Verurthei- lung der Politik des Schutzes dec nationalen Arbeit und ein Auf- geben der sozialreformatorischen Gesetzgebung, ein Verlassen der staat- lien Sozialreform erkennen wolien. Nun ist do aber, was
nationale Wirthscaftspolitik oder internationalen Freihandel an- betrifft, das Prinzip des leßteren in dem grundsäßlihen Gehenlafsen der wirthschaftlichen Interejsen des Volks verkörpert, in der negativen Haltung des laissez aller, laissez faire, laissez passer, le monde va par lui-même. :
Kaiser Friedrich verheißt aber in seinem Regierungëprcgramm, er wolle warm alle Bestrebungen unterstützen, welche geeignet sind, das wirthschaftlihe Gedeihen der verschiedenen Gesellshaftéflassen zu heben. Kaiser Friedrich will also feine passive Wirthschaftspolitik nach dem Muster des Mancesterthums, sondern jene aktiven Be- strebungen, welŸe geeignet sind, das Gedeihen der Gesellschafteklasen zu fördern. Und wenn dabei die widerstreitenden Fnteressen der ver- schiedenen Gesellshaftsklassen versöhnt werden sollen, wie in dem Er- lasse gesagt ist, so liegt das vollfommen im Rahmen der Politik des Sußes der nationalen Arbeit; denn gerade diese hat sich die Auf- gabe gestellt, die Interessen aller Gesellschaftsklassen dadur mit- einander zu versöhnen, daß die Interessen aller Zweige der erwerten- den Thätigkeit der Nation in gleihem Maße beawtet und wabr- genommen werden. A A
Bezüglich der Wirtbschafte- und Handel8poklitik gebört also ein starkes Stück manchesterliher Dummdreistigkeit dazu, aus dem Kaiser- lien Erlaß berauszulesen oder vielmehr in tenselben hinein zu inter- pretiren, derselbe gebe die bisherige Politik des aktiven Schhuxes der nationalen Arbeit Preis,
Ganz ebenso verhält es si bezüglich der Sozialreform. Kaiser Friedrich will unvermeidliche Mißstände nah Kräften mildern. Genau dasselte will die von scinem Vater dur die Allerhöchste Botschaft rom 17, November 1881 inaugurirte Sozialreformpolitik. Während das Marcesterthum keine Sozialgescgebung will, weil man glaubt, ohne Eingreifen des Staates, als obersten Organs der Gesellschaft, helfe sich dieselbe stets viel besser und leichter, _4als cs das Eingreifen des Staates überhaupt nur vermêt&te, will Kaiser Friedri unver- meidiihe Mißstände nach Kräften mildern, also doch gewiß zu diesem Zweck eingreifen. Wenn hierbei nit die Erwartung bervorgerufen werden foll, als ob es möglich sei, dur Eingreifen des Staates allen Uebeln der Gesell)chaft ein Ende zu maten, so hat die Sozialrefcrm der verbündeten Regierungen niemals beanfsprut, folhes zu können oder zu wollen. Gerade die Freunde der Sozial- reform haben ftets betont, nur mildern, nit aber alle Uebel der Gescllschaft beseitigen zu können, während alle: dings die mancester- lihen Gegner stets die falî&e Meinung zu verbreiten suchten, als ob die prafktishe Wirtbschaftépolitik als Universalmittel zur Heilung aller Uebel gelten folle.
Die Freunde der Politik des Sc{utzes der nationalen Arbeit und der staatlihen Sozialreform haben also obne Zweifel alle ÜUtsache, mit den Regierungêgrundsätzen, na denen Kaiser Friedri verfahren will, einverstanden zu scin, während das Manceflcrthum dem Kaiser- worte für seine Zwecke Gewalt anthun muß, una es in seinem Sinne zu deuten. Í
An einem Kaiserworte soll doch aber Niemand deuteln und diefer G epflogenheit zu felgen, bätte gerade auch unser Moanchesterthum alle Ursache gehabt, statt dur scine Deuteleicn die Worte des Ka!fers in das Gegentheil ihres wahren Sinnes zu verkehren.
Submissionen im Auslande.
Niederlande. 3. April, Vormittags 114 Uhr. Gemecentebestuur zu Arnbem, im Gemecentehuits: Loos Nr. 25. Lieferung von Cement-Gofsen und Cement- oder Thonrohren. / Bedingungen für 0,75 Fl. fäuflih in der Gemeente-Secretarie.
Mannigfaltiges.
Das Organisations-Comité des Deutschen Geograpben- tags versendet folgendes Cirkular:
Die tiefe Trauer, in welche unser Land durch das Hins&Hciden Sr Majestät des Kaisers Wilhelm versenkt ist, hat das unterzeichnete Comité zu dem einstimmigen Beschluß veranlaßt; „den im April 1888 zu Berlin abzubaltenden VIII. Geogravbentag auf das Iabr 1889 zu vertagen.“ Das Organisations-Comité, welches die mühevollen Vor- bereitungen bereits vollendet batte, ift von der Ansicht geleitet worden, daß eine Zeit, deren nächste Zukunft kaum minder ecnft erscheint, als die Gegenwart, der stillen Arbeit des Einzelnen angehöôre; daß aber eine Vereinigung zu gemeinsamer Arbeit, welche das Wesen des Geographen- tages ist, si nicht so vollkommen des festlihen Gepräges entfieiden lasse, wie die Anschauungen und Empfindungen in den vers&ietenen Kreisen der Reichéhauptstadt cs durchgängig fordern. Die Abbaltung der VIII. Vereinigung zu der ursprünglih festgeseßten Zeit würde dem Deutschen Geographentag cinen Theil der Sympathien rauben, deren er zu seiner kräftigen Fortentwiccktelung bedarf. Í
Im Namen des Organisations-Comité des VIII, Teuts&en
Geograpvbentages. von Richthofen. Reiß. Güßfeldt.
dr T]
Die Berliner Antbropologische Gesellschaft bält ihre nächste ordentlide Sitzung am Sonnabend, den 7. April, at. Auf der Tagesordnung stcht das Programm der wegen Ablebens deë
Kaisers Wilhelm abzesagten Märzsitzunz.
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E E E E E E R R E E E E E wege ieden Ea engt S A eien iti wataitiaitba —
75 Künstler 59 Künstler.
(10 Soliften).
Concert - Haus. Donnerstag : Gesellschafts- Concert des Kapelimeisters Herrn Karl Meydver, | Geborént
Freitag: Gesellschafts-Concert.
Circus Renz. Donnerstag: Großes Ritter-
Verehelicht: Hr. Intendantur-Afsessor R. Schulze mit Frl. Else Zipvel (Straßburg i. E). i Ein Sobn: Hrn. Gustav Krimer
Strei Orcheste S Z L ¿ Streich - Drejester (Köln), — Hrn. Verlagebuchbändler Worms (Berlin). — Eine Tochter: Hrn, A. Weißen- born (Gotha). — Hrn, Ferdinand Plonus (Ber-
lin). — Hrn, Lieutenant von Drygalski (Konstanz). L ç T c 7 , — Hrn. Obec-Amtmann Axel Grafen von SchHwerin
der Halm'schen Uebersetzung ncu bearbeitet und für | Volks-Oper in 3 Akten von Hugo Wittmann und turnier mit Apotheose, arrangirt und in Scene (Hechingen). — Hrn. Apotheker Otto Canzler | Julius Bauer. ; gesest vom Direktor E. Renz. — Vorfübren der | (Waldenburg). — Hrn, Adolph Smidt (Dabi- | Weitag: Zum 55. Male: Die 7 Schwaben. |F großartigen Vollblutspringpferde durch Hrn. Franz | bausen a. Wupper). — Hrn. Rich. Bause (Meië- Sonnabend: Zum 1, Male: Die Hochzeit Renz. — Auftreten der 5 Phänomene der Luft. | dorf a. H.). E / _Pofje mit Gesang in 4 Akten | Die Stulpferde „Ali Bey“ und Sophus“, | Gestorben: Frau Lui e Saniter, geb. la Pierre (nah dem Französishen von Duru und Chivot) geritten von Frl. Clotilde Hager. — „6 Gladiatoren“, | (Berlin). — Hr. Kaufmann Hugo Kampffmever von F. Zell. Musik von Julius Stern. In Scene Gie Fabriule, geritten von G F, W. Hager. (Naumburg a. Queis), — Frau Karol. Elis, Alw, — Auftreten der Geschwister Hoffmann, fowie der | Mühlefeldt, geb. Licht (Charlottenburg). — Hr.
E: i S A i Ta Que Freitag: Gastspiel Marie Schwarz vom K. K, | geseßt von Julius Fritsche.
priv. Carl-Theater in Wien Zum 1. Male: Seine junge Frau. Posse mit Gesang in 3 Akten von
de la Boucannière: Marie Schwarz, als Gast )
Victoria-Theater. Halbe Preise! Donnerftag: Zum 608, Male: Die Reise um die Welt iu
eine Million. Ballet von A. d’Ennerv und Jules Verne.
die Welt in 80 Tagen.
Walhalla-Theater. Donnerstag: 13. Gesammt-
Hofschaufpielers Hrn. Mar Hofpauer. Zum 13, M. :
Der Herrgottschnizer von Ammergau. Volks- | stück mit Ges2ng und Tarz von Dr. L. Ganghofer | und H. Ncuecrt. è i
: e Belle- Alliance-Theater. Donnerstag: Ensemble- S0 Tagen, nebft cinem Vorspiel! Die Wette um | Gastspiel der Mitglieder des Friedri-Wilhelm- Großes Ausstattungstück wit | städtisHen Theaters, Die Fledermaus. Komische Verlobt: Frl. Luise Freiin von Seherr-Tboß mit auer O L: i; Operette in 3 Akten nah Meilhac und Halévy, L Ku
Breitag und folgende Tage: Die Reise um bearbeitet von C. Haffner und R. Genée.
Freitag u. folg. Tage: Die Fledermaus.
B E tert i Central-Theater. Donnerstag: Zum 18. ‘Male: Gastspiel der Münchener Mitglieder des Königl. | Die Himmeslsleiter. Theaters am Gärtnerplayz, unter Leituyg des Kal. b. von W. Mannstädt. Anfang 7 Uhr. Freitag: Dieselbe Vorstellung.
Freitag: Vorstellung.
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für die Familie Hager. Sonntag: 2 Vorstellungen.
E vorzüglichsten Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. | ng in n | Residenz-Theater. Donnerstag: Zum 81. Male: 5 U. Millaud und Alfred Hennequin. (Anna, Baronin | Francillon. Schauspiel in 3 Akten von A. Dumas (Sohn). Deuts von Paul Lindau. — Freitag: Francillon.
Sonnabend : Parade-Gala-Vorstellung zum Benefiz
E. Nenz, Direktor.
August Myrus (Berlin). — Frau Major Mar- garethe v. Perbandt, geb. v. Shäßell (Karisrukbe). — Frau Auguste v. Müller, geb. v. Linfstow (Rosto). — Verw. Frau Oberst-Lt. v. Collignon, geb. v. Hohwätter (Berlin). — Hr. Ritterguté- pächter Hugo Motbes (Stötteritz). — Frau Ma- thilde Klein. geb. Kühns (Brandenburg a. H.). —
E T F L C T S
Hr. Oberst-Lieutenant a. D. Richter (Lübbenau).
Familien - Nachrichten.
Hrn. RNeg.-Assessor Kurt von Scheliha (Schollwitz bei Hobenfriedeberg). — Frl. Elisabeth von Koppen- fels mit Hrn. Sec. Lieut. Arthur Frhrn. von Bodenhbausen (Dresden). — Frl. Helene Junkers mit Hrn. Dr. Walter Rüble (Rheydt—WBonn), — &rl. Hubertine Vonderbank mit Hrn. Franz Grouven | Dru der Norddeutschen Budruckerei und Verlags-
S Prof. Dr Johannes Franck (Berlin—Bonn), e Frl, Martha Oelkers mit Hrn. Dr. phil. Ludwig | Oelkers (Neustadt i. Westpr.—Göttingen).
— Frau Sar. Mar. Kröhne, geb. Rothe (Pfarr- haus Reinsdorf b. Zwitau). :
Redacteur: Riedel.
Berlin: ——— S Verlag der Expedition (S ch{ olz).
Zesangéposse in 4 Ak (Eusfircen). — Frl. Aanes Dammaß mit Hrn. Anstalt, Berlin §SW,, Wilhelmstraße Nr. 32. L TEIE 18 M Gerichts: Assessor Emil Timme (Halberstadt— S Magdeburg). — Fil. Friederike Nelke mit Hrn. Fünf Beilagen
(ein\Slicßli@ Börsen-Beilage).
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Ii 5,
Berlin, Mittwoch, den 21. März
18,
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 21. März. Jm weiteren Verlauf der gestrigen (59.) Sizung des Reichstages legt der Präsident folgenden als schleunig bezeihneten Antrag der Abgg. Ackermann und Gen. vor:
Der Reichstag wolle beschließen :
Den Herrn Reiskanzler zu ersuchen, dem Neickstage in dessen nâh ster Session eine Vorlage behufs Errihtung eines Denkmals für den Howseligen Kaiser Wilhelm, den Grürder des Deutschen Reichs, zu machen. _ n
Gegen die fofortige Berathung erhebt sih kein Wider- spruch und der Antrag wird ohne Debatte einstimmig an- genommen.
Darauf werden in dritter Berathung der Entwurf eines Gesetzes, betreffend den Reingewinn aus Ériegs- ge\shihtlihen Werken des Großen Generalstabes, und der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Aus füh- rung der am 9. September 1886 zu Bern abge- shlossenen Uebereinkunft wegen Bildung eines internationalen Verbandes zum Schuze von Wer- ken der Literatur und Kunst, ohne Debatte angenommen.
Es folgt die dritte Berathung des Entwurfs ein es Gesetzes, betreffend die Löschung niht mehr be- stehender Firmen im Handelsregister.
Die General-Diskussion wird ohne Debatte erledigt. Jn der Spezial-Diskussion werden die 8. 1 und 2 ohne Debatte angenommen. _
Abg. Dr. Hammacher beantragt: 1) folgenden 8. 3 dem Gesetze hinzuzufügen :
„Im Falle der LWschung einer Firma bat das Gerickt zuglei das Erlöschen der für die erloschene Firma eingetragenen Prokuren von Amtswegen in das Handelsregister einzutragen.“
2) im Falle der Annahme des Antrages sub 1 in der Ueberschrift des Geseßes hinter: „Firmen“ zu segen: „und Prokuren“.
Abg. Dr. Hammacher motivirt seinen Antrag als eine nothwendige Ergänzung des Geseßzes. Sobald eine Firma gelöscht werde, müßten auch die Prokuren von Amtswegen gelösht werden.
Kaiserlicher Geheimer Regierungs-Rath Hoffmann erklärte dies für selbstverständlich und daher den Antrag eigentlich für überflüssig. Wenn aber der Reichstag diese Vorschrift ausdrücklich hinzufügen wolle, so stehe dem fein Bedenten entgegen.
Abg. Dr. Hammacher bestreitet, daß sein Antrag, nameni- lih für Preußen, ein superfluum sei.
Der Antrag wird angenommen und mit dieser Aenderung das Gesetz selbst.
Sodann wird in dritter Berathung der Entwurf eines Geseges über die Auslegung des Artikels II des Ge- seßes vom 30. August 1871, betreffend die Ein- führung des Strafgesezbuchs für das Deutsche Reich in Elsaß-Lothringen, ohne Debatte angenommen.
Der Präsident erklärt, daß damit der Reichstag am Ab- {luß seiner Geschäfte stehe, und giebt die übliche Geschäfts- Übersicht.
Abg. Graf Moltke giebt dem Danke des Hauses an den Präsidenten für dessen umsihtige, unparteiishe und erfolg- reihe Leitung der Geschäfte Ausdruck, und die Mitglieder er- heben fih zum Zeichen E Zustimmung von den Pläzen.
Der Präsident dankt dem Hause für die Nachsicht und das Wohlwollen, das er auf allen Seiten gefunden habe, und spricht im Namen des Hauses seinen Kollegen im Präsidium, den Schriftführern und den Quästoren seinen Dank für ihre Mitwirkung aus. i __ Darauf verliest der Staatssekretär im Reichsamt des „nnern, Staats-Minister von Boetticher folgende Kaiserliche Botschast :
Wir Fricdrih, ron Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen 2c.
thun kund und fügen hiermit zu wissen, daß Wir Unsern S:agts-
sekretär des Innern, Staats-Minister von Boetticher ermättigt
haben, gemäß Art. 12 der Verfassung die gegenwärtigen Situngen
des Reichstages in Unserem und der verbündeten Regierungen
Namen am 20. März d. F. zu \chließen.
Urkundlih unter Unserer Höchsteigcnbändigen Unteeschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.
Gegeben Charlottenburg-Berlin, den 12 März 18838.
Friedricch. Fürst Bis8marck.
Auf Grund dieser Ermächtigung erklärt Staats-Minister
von Boetticher die Sizung des Reichstages für ges{lofsen. ___ Der Präsident von Wedell-Piesdorff giebt den Gefühlen der Hingebung und Verehrung für den Allerhöchsten Herrn Auédruck, die in der jeßigen s{chweren Zeit mit doppelter Lebhaftigkeit in allen Mitgliedern rege seien, und fordert das Daus auf, mit ihm einzustimmen in den Nuf: „Se. Majestät der Deutsche Kaiser, König Friedrich von Preußen
lebe hoch! — abermals hoh! — zum dritten Male hoch!“ __ Nachdem das Haus dreimal begeistert in den Nuf ein- geitimmt hat, schließt der Präsident gegen 2 Uhr die Sizung.
__— Im weiteren Verlauf der gestrigen (39.) Sißzung des Haujes der Abgeordneten beklagt si bei Fortseßung der dritten Berathung desStaatshaushalts-Etats für 1888/89 in der Spezialdiskussion, undzwar beidem Etat der indirekten Steuern, der Abg. Schreiber-Nordhausen über die schweren Schädigungen, welche die Qualitäts-Branntweinbrennerei Nord- hausens durch das neue Branntweinsteuergesetz und namentlih au dur die dazu erlassenen Ausführungsbestimmungen des Bundesraths erlitten habe; es sei fast der ganze Export ver- hindert worden. :
„. Geheimer Finanz - Rath Lehnert bemerkt, daß der ötnanz-Minister und die Beamten cines Ressorts durch eine anderweite dringende Dienstangelegenheit behindert seien, schon Jeßt zu erscheinen; der Finanz-Minister würde aber später vielleiht noch eintreffen.
Beim Etat der Bergwerksverwaltung empfiehlt der Abg. Schulz-Lupiy eine Ermäßigung der Preise für Kainit, welche dur die Konvention der Staßfurter Werke sehr hoh gehalten würden.
Abg. von Below-Saleske unterstützt diese Forderung, welche den Jnteressen der Landwirthschaft dienlih sei; denn aus der Nothlage könne die Landwirthschaft nur hberaus- kommen dur eine Verbesserung der Tehnik und durch die Be- schaffung billiger Düngemittel zur Verbesserung des Bodens. Dem Auslande gegenüber fönnte man ja die hohen Preise der Konvention festhalten.
Abg. Rumpff: Nicht allein die Landwirthschaft sei noth- leidend, sondern auch manche Jndustrie; aber der Wunsch der Landwirth? nah billigen Düngemitteln sei ein berechtigter, den er unterstüzen müsse.
__ Abg. Letocha bittet, die unter den einmaligen Ausgaben geforderten 154000 M zur Fortführung der oberschlesischen bah von Tarnowiz nah der Friedrihshütte ab- zulehnen.
Das Haus genehmigt diese Position.
Beim Etat der Eisenbahnverwaltung dankt der Abg. Schulz-Lupiy dem Minister für die Ermäßigung der Tarife für Düngemittel.
Abg. Vopelius weist darauf hin, daß der Abg. Dr. Ham- macher in der zweiten Lesung verlangt habe, daß den Kanal: interessenten in Westfalen die Aufbringung der Kosten für den Grunderwerb _erlassen werden möge. Wenn das geschehe, würden sie sofort die weitere Forderung erheben, die Mofel zu kanalisiren. Eine, solche Bauausführung auf Kosten der Allgemeinheit zum Schaden anderer Landestheile sei bedenklich.
Abg. von Eynern: Er würde es nicht für möglich gehalten haben, daß die Privatinteressenten sich so weit vorwagten, daß ne sih der Schiffbarmachung eines unserer bedeutenden Flüsse entgegenstellten. Das Landesinteresse gehz dahin, daß die Flüsse, welche Gott der Herr unserem Lande gegeben habe, \chiffbar gemacht würden, nit dahin, daß solhe Pläne einzelnen Jz teressenten zu Liebe hintertrieben würden. i
Abg. Olzem: Es handle sich niht um die Schiffbar- machung, sondern um die Kanalisirung der Mosel ; die Herren aus Westfalen verwe{hselten immer ihre eigenen Jnteressen mit denen der D Lei des Landes. Wenn die Mosel kanalisirt werden solle, dann möchten die Herren es auf ihre eigenen Koften thun. So lange die Eisenbahntarife nit er-
mäßigt werden könnten, weil die Verzinsung der Eisenbahn- |
shulden so bedeutende Mittel erfordere, föônne man nicht auf Kosten der Steuerzahler so viele Millionen für die Kanali- jation ausgeben. Die Herren aus Westfalen könnten nicht einmal die Grunderwerbskost-n für den ihnen bewilligten Kanal aufbrizgen. Deshalb sollten sie niht immer neue Projekte vorbringen.
Die Einnahmen werden bewilligt.
Bei den Ausgaben für die Eisenbahn-Direktion Köln (linksrheinish) erklärt auf eine Anfrage des Abg. Fuchs be- züglih der Geleiseverbindung der Hafen- und Werftanlagen in Köln der Geheime Regierungs-Rath Hoeter, daß dabei wichtige Juteressen des Reichs und Preußens in Frage kämen ; deshalb hätten umfangreiche Verhandlungen statt- gefunden, es sei aber jegt Aussicht auf einen befriedigenden Abschluß vorhanden. :
Die Ausgaben werden bewilligt.
Beim Etat der Ansiedelungskommission erklärt der Abg. von Koerber, daß die in zweiter Lesung gemachte Mit- theilung, daß die westpreußische Landschaft subhastirte Güter mit Polen fkolonisire, fals sei; es habe nur bei der Ueber- nahme eines subhastirten Guts eine Abtrennung einzelner Parzellen stattgefunden, während das Gut im Ganzen sonst erhalten sei.
Abg. Wehr (Konitz) hält es für falsch, daß die Ansiede- lungskommission nur von Polen kaufen solle; es seien in Folge dieses falschen Grundsaßes manche deutsche Güter in polnische Hände gekommen.
Beim Etat des Finanz-Ministeriums wiederholt der Abg. RNickert seine Anfrage aus der Generaldebatte bezüglich der Reliktenbeiträge der Volksschullehrer. .
Finanz-Minister Dr, von Scholz:
Ich bestätige dem Hrn. Abg. Rickert auf seine Anfrage, daß die Königliche Staatsregierung ebenfalls der Ansi&t ist, daß es ein dringendes Bedürfniß ist, die Elementarlebrer in Bezug auf Relikten- beiträge nicht s{leckter zu stellen als die Beamten. Ich habe diese Mittheilung am ersten Tage, wo wir in diescm Saale die Berathungen wieder aufgenommen baben, bereits gemadt; ih fann nur hinzufügen, daß die Arbeiten, welcke die Ér: reitung dieses Zieles bedingen, unauégesett ibren Fortgang baben, bin aber nidt im Stande, wie das ja auch in der Natur der Sache liegt, zu sagen, daß sie in 14 Tagen oder 4 Woten zu einem zufriedenstellenden Ergebniß {on çekommen sein werden, Es ift durchaus nit so leit, wie ja wohl der Hr. Abg. Rickert aus den Verhandlungen der Kommission aub {on entnomz:en baben dücfte, diese vielen verschiedenen und \chwierigen Fragen in befriedigender Weise zu lösen, die si dabei entgegerstellen. Daß cs in unserem Wuns liegt, so {nell als mögli die Sache zu Stande zu bringen, das fann i bestätigen. Ueber einen bestimmten Zeitpunkt der Ein- bringung eines solchen Gesetzes bin ich aber außer Stande, eine bindende Erklärung Namens der Königlien Staatsregierung ab- zugeDZen.
Beim Etat der Bauverwaltung macht der Abg. Berger auf die Nothwendigkeit der Durchführung der Zimmerstraße über den Garten des Kriegs-Ministeriums hinweg bis zur Königgrägzerstraße aufmerksam; er hoffe, daß es dem Minister gelingen werde, den Widerstand des Kriegs-Ministers zu über- le die Unterstüßung des Hauses werde ihm dabei nit fehlen.
Beim Etat des Ministeriums für Handel und Gewerbe flagt der Abg. Pleß (Mühlheim) über die mangel- hafte Erziehung der Kinder in den Volksschulen, die Vieles, aber Nichts ordentlich lernten, sodaß sie für das Handwerk nachher kaum braugtbar seien. Mit Rücksicht darauf verlangt Redner für die Fortbildungsshulen die Einführung des Religionsunterrichts und die Uebung in den Elementarfächern, die den Schülern fehle, weil bei dem großen Unterrichtsstoff eine Uebung niht möglich sei.
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Abg. Knörcke nimmt die Volks\{ule in Schutz; die deutsche Volksschule sei die beste in der Welt und besser als die frühere Schule. Aus dem Unterrichtsstoff der Volksschule könne kaum etwas gestrichen werden.
Jn demselben Sinne spricht sih Abg. Dr, Langerhans aus, der sich namentlich dagegen wendet, daß der Religions- unterriht in den gewerblichen Fahschulen eingeführt werde.
Abg. Szmula: Die Vorredner möchten für Berlin im
Recht sein, aber in anderen Landestheilen sei die Volksschule zurückzegangen, namentlih in Oberschlesien. Das liege haupt- ählich in der Menge des Unterrichtsstoffes. Der Religions- unterriht in den Fortbildungsschulen fei nothwendig, weil manche Volks\{ulen — namcentlich die Simultanshulen — auf diejem Gebiete nur wenig leisteten. Redner verliest einen Bericht des Bürgermeisters von Kattowiß über die dortigen s{lechten Shulverhältnisse, die einen Nückgang der Verhältnisse bewiesen, __ Beim Etat des Ministeriums des Innern theilt auf eine Anfrage des Abg. Hagens der Geheime Regierungs-Rath Dr. von Bitter mit, daß auf Grund der lex Huene an 167 Kreise 4 960409 #. vertheilt seien. Da die Kreis- und Provinzialabgaben aber 27 833 897 M betrügen, so sei dur die Ueberweisung nur ein Fünftel dieser Abgaben gedeckt. Nur in ganz vereinzelten Kreisen habe man diese Ueber- weisungen zu anderen Zwecken verwenden können. Es seien verwandt zur Erleichterung der Schullasten “23 818 M, zu Beihülfen an die Ortsarmenverbände 37 985 M; an die Ge- meinden seien 67526 M überwiesen.
Beim Kapitel „Ober-Verwaltungsgericht“ dieses Etats fkritisirt der Abg. von Czarlinski das Erkenntniß des Ober - Verwaltungsgerihts gegen einen polnischen Schöffen wegen polnischer, d. h. staatsfindlicher Agitationen bei den Wahlen ; das Urtheil sei ein leichtfertiges, da es ohne Beweise den Polen, auch den polnischen Abgeordneten, staatsfeindliche Tendenzen vorwerfe und damit die Leistung eines Meineides; denn die polnischen Abgeordneten hätten die Verfassung be: \{woren. e
Minister des Jnnern von Puttkamer:
Meine Herren! So viel ih bei der herrschenden Unrube im Hause aus den Auéführungen des Herrn Vorredners habe entnehmen können, hat er si in cine lebhafte Kriti? eines Urthcils des Ober- Verwaltungsgerihts in einer Disziplinarsate eingelassen und daran eine Reibe polemiscer und pvolitisher Bemerkungen im Allgemeinen geknüpft. Was das letztere anlannt, so finde ih mi nit ver- anlaßt, bei der jetzigen Beschäftslage des hohen Hauses nochmals in eine politische Diékfussion mit dem Herrn Abgeordneten einzutreten; ih glaube, das ganze Haus wird diesem meinem Gcfühl darin folgen. _ Was aber den anderen Theil seiner Rede betrifft, so muß ih sagen, ich kann ja den Herrn Abgeordneten selbstverständlibß nicht daran hindern, bier unter dem Schuße der parlamentaciscen Immunität endgültige Urtbeile des hödste, Verwaltungs- geribt8hofes zu fritisiren. Ich für meine Person kann selbît- verständlih ihm auf dieses Gebiet niht folgen; id glaube, es wird außer ibm und seinen Freunden wohl tein einziges Mitglied im Hause sein, weldes das voa mir erwartet, aber id muß doch fagen, charafterist!\ch waren diese Ausführungen insofern, als sie den Beweis lieferten, daß es einen gewissen Grad nationaler und politisher Leidenschaft giebt, welher den Redner über
jede, auch die gebotenste, Rücksibt i hinwegseßzen läßt.
Ich will nur einige von den beleidigenden Ausdrücken bter rekavitu-
liren, welche mir so ans Ohr geflungen sind aus den Ausführungen
des Herrn Vorredners; er hat dem böchsten Verwaltungégerichtshof | unter Anderem „Voreingerommenheit, Leichtfertigkeit, Weiberurtbeil“
und dergleihen vorgeworfen; ich glaube, es waren sogar noch | \cärfere Invektiven, ih habe sie niht mit meinem Ohr ganz genau
verfolgen können. Diese Proben genügen indessen vollständig, um es | mir unmöglich zu machen, überhaupt auf diesem Gebiete in eine Dis- |
kussion mit dem Herrn Abageordretcn mi einzulassen. I will aber auf das Urtheil des ganzen Hauses provoziren. ob es angemessen ift, selbst bei dem sahlihen Standpunkt des Herrn Abgeordneten, Urtbeile des bösten Verwaltungsgerihtshofes in der von ibm beliebten Weise :u kritifiren.
_ Abg. Zelle: Die Verwaltungegerichte ständen den eigent- lichen Gerichten vollständig glei; eine solche Kritik, wie sie der Abg. von Czarlinski geübt, halte er nicht für rihtig und zulässig. Aber er meine au, man sollte mit Kanonen nit nah Spagen schießen. Man habe hier eine Kleinigkeit außer- ordentli aufgebausht — nicht durh die Schuld der Gerichte, jondern durch die Schuld der Organe, welche die Kanone geladen, d. h. das Disziplinarverfahren eingeleitet hätten. Die Beamten hätten bei den Wahlen nicht alle Rechte wie jeder Vürger, namentlich dürften fie sich zum Staatsganzen niht in Widerspruch seßen. Aber ob solch’ ein kleiner Dorfschöffe, wenn er Wahlzettel für einen polnischen Kandidaten vertheile, von der ganzen Tragweite der Tenden- zen der polnishen Fraktion eine Ahnung habe, daß man so scharf gegen ihn habe einschreiten müssen, das erscheine ihm doch zweifelhaft. Der Minister sollte seinen nachgeordneten Organen doch einen kleinen Dämpfer aufseßen.
Beim Etat des Kultus-Ministerium s, und zwar bei den Ausgaben für das Ministerium, bittet der Abg. Parisius | den Minister um Auskunft über die vom Abg. Rickert an- geführten Fälle der Wahlbeeinflussung Seitens einiger Schul- Inspektoren und Lehrer.
Minister der geistlichen 2c. Goßler: | Meine Herren! Die 5 Fälle, welcke der Hr. Abg Rickert in der | zweiten Lesung vorbrahte und aus denen er die weiteren Schluß- folgerungen 309, find die folgenden. i
Der erste Fall betraf den Erlaß einer Cirfkularverfügung Seitens der Königlichen Regierurg in Breslau urd zwar der Abtheilung für Kirchen und Schulwesen an die Landräthe des Bezirks, in welchem, wie er sih selbst ausdrüdcte, nichts enthalten war als ein Hinweis auf den Allerhöbsten Erlaß vom Jahre 1882. Es diente au dieser Fall, der ja absolut keinen Anstof erregen konnte und erregt hat, au nur dazu, um den zweiten Fall, der eine Verfügung des Landraths des Kreises Ohlau betraf, zu illustriren. Der Erlaß des Landraths des Kreises Ohlau, den der Hr. Abg. Rickert verlas, ift der Regierung erst bekannt geworden in Folge der Erörterungen, die neulich hier \tattgefunden haken. Eé ift aus den Akten das Er-mplar beraus8gescnitten und mir eingereicht worden; aus demselben ergiebt sich Folgendes:
Der Landrath hat mit seiner Verfügung den Lebrern zunäbst den Erlaß der Regierung vom 31. Januar 1887 mitgetheilt, welcker damit \{ließt: f:
Angelegenheiten, Dr, von