1888 / 78 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Mar 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Ew. Hohwohlgeboren wollen hiervon den Lehrern Ihres Be- zirks nah Benehmen mit den Kreis-Schulinspektoren auf geeignetem Wege Kenntniß geben und forgfältig darüber wachen, daß dieser Erwoartung entsprochen werde; ein gegentheiliges Verhalten aber zu unserer Kenntniß bringen.

und hat dazu bemerkt: Abschrift hiervon d. bh. von der Regierungsverfügung erhalten Sie zur Kenntnißnahme und strengsten Nachachtung,

Ich habe zu den Herren Lehrern des Ohlauer Kreises das Ver- trauen, daß Sie der Erwartung Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Bezug auf die bevorstehenden Reichstag8roahlen in vollem Maß entsprechen und die Regierung kräftigst unterstüßen werden.

Die Stellung der Beamten, welche mit der Ausführung der Re- gierungéafkte betraut sind, ift in dem bekannten Allerhöchsten Erlaß vom 4. Januar 1882 dahin firirt worden :

Mir liegt es fern, die Freiheit der Wahlen zu beeinträchtigen, aver für diejenigen Beamten, welche mit der Ausführung Meiner Regierungsakte betraut sind und deshalb ihres Dienstes nah dem Disziplinargesez enthoben werden können, ecstreckt sh die durch den Diensteid beschworere Pfliht auf Vertretung der Politik Meiner Regierung auch bei den Wablen.

Der Landrath war daher nit nur berechtigt, sondern verpflichtet, die Politik Sr. Majestät auch bei den Wablen zu unterstüßen. Es Tann fi nur darum handeln, ob der S(lufpassus, wo derselbe die Lehrer auffordert, die Regierung zu unterstützen, zu weit geht.

Ich glaube, daß er etwas zu weit geht. Aber, wie die polung lautet, meine Herren, ist die Sache niht sehr ernft zu etrahten nach der Richtung, als ob man dem Landrath eine erheb- lite Mißbilligung ausfpre{en fönnte. Der Landrath ist, wie gesagt, verpflichtet, die Politik Sr. Majestät zu vertreten. Er hätte sich meines Erachtens darauf beschränfen können und müssen, die Politik Sr. Majestät des Kaisers und die Verfügung der Regierung zur Kenntniß zu bringen; es wäre richtiger gewesen, den Schlußpassus fortzulafsen. :

Es hat nun, wie neulih s{chon angedeutet wurde, der Sache eine weitere Folge nicht gegeben werden können, da, wie auch dem Hause bekannt wurde, der betreffcnde Landrath inzwischen aus dem Leben abgeschieden ift, | i

Was den dritten Fall, den des Kreis-Schulinipektors S{röter in Thorn anbetrifft, so ist das beanstandete Schreiben, wie ich aus dem Bericht der Regierung erschen habe, der Regierung und dem Herrn Ober-Präsidenten seiner Zeit bekannt geworden; es hat die erstere sofort dem Kreis-Schulinspektor ihre Mißbilligung darüber ausgesprohen und der Erwartung Ausdruck gegeben die Verfügung liegt mir hier vor —, daß sih der Schulinspektor künftig derartiger Kundgebungen enthalten werde.

Der Fall ist, wie gesagt, mir früher niht bekannt geworden. Ich glaube auch, daß, nahdem ih bestätigt habe, daß sofort, nac- dem die Regierung und der Herr Ober-Präsident Kunde von diesem Schreiben erhalten haben, eine Mißbilligung ausgesprochen ist, der Fall als erledigt angesehen werden fann.

Wir kommen zu dem Hrn. Kreis-Schulinspektor Gregorovius in Waldenburg. Jch glaube, der Vorwurf, der gegen denselben gemawt ift, ift ein doppelter: einmal, daß er ein Schreiben erlassen hat an die Lehrer, welches die Ueberschrift trägt : privatim und feine Unterschrift trägt ohne Beiseßzung der Amtsbezeichnung.

Ich kann darauf nur erwidern, daß ichÞ generell {on vor Jahren angeordnet habe, daß in Wahlangelegenheiten die Kreis - Schulinspektoren sch überhaupt derartiger \chrift- [licher Aeußerungen enthalten -éollen, und ih kann es in Bezie- hung hierauf auch nur wiederktolen: ih halte es nit für richtig, daß sol(ec Cirkularschreiben erfolgen.

Der andere Fall hängt mit den Wahlen, meine Herren, nicht zu- sammen; er war, wie aus den Ausführungen des Hrn. Abg. Nickert hervorging, nur als Jllustration der Amtéfübrung des Kreis- Sculinspektlors angeführt worden. Er betraf eine Verfügung vom Oktober 1887, also aus ciner Zeit, die etwa acht Monate hinter den Wablen des vorigen Jahres licgt. Ich habe damals {hon erwähnt, daß mir diefer Fall bekannt wurte aus einer Mittheilung der „Germania“; die Regierung hatte ihn aber ihrerseits, wie aus den Aften hervorgeht, {on aufgenommen. Ich kann nur wiederholt bestätigen, daß fofort dem Kreis-Sculinspektor die Mißbilligung ausgesprochen und fein Verfahren als ein unvorsichtiges und nicht angemessenes bezeichnet worden ist.

Was den fünften Fall anbelangt, so betrifft er cinen Lebrer Sommer. Auch diesen Fall habe ih aus der „Germania“, wie aus meinen Akten hervorgeht, kennen celernt. Ich babe den betreffenden Artikel der Regierung ge]chickt, und die Regierung hat selbstverständlich nicht gezögert, nahdem ihr, ih kann nicht anders sagen, dieser Unfug bekannt wude, dessen der Lehrer sich schuldig gemacht hatte, der Sache näher zu treten. Inzwishen war aber die Sachlage folgende geworden. Bekanntlich war auf Antrag des Lehrers gegen einen Nedacteur wegen Beleidigung ein Strafverfahren eingeleitet worden, welches für den Lehrer eine schr ungünstige Wendung nahm. Als die Regierung im Begriff stand, das Disziplinarverfahren einzuleiten, erfuhr fic vom Staatsanwalt, daß gegen den Lehrer wegen eines Meineides, welchen er in dem vorerwähnten Strafverfahren geleistet haben sollte, eingesritten sei. Dies Verfahren {webt nah dem Be- richt, der erst vor cinigen Tagen Seitens der Regierung eingegangen ist, no. Jch darf erwähnen und es ift vielleiht fkorrekter, wenn ih das noch hinzufüge —: die Regierung hatte überhauvt eine überaus ungünstige Ansicht über diesen Lehrer, was seine Leistungen u. \. wo. betraf, und wünschte ihn dringend aus der Schule zu entfernen. Der

Lehrer hatte seine Pensionirung nachgesucht. Die Squl- gemeinde widersprach derselben aber, intem le behauptete, daß der Lehrer doch nicht in dem Maße leistungs-

unfähig sei, um bereits pensionirt zu werden. Während diese Erör- terungen s{webten, war das Vorverfahren wegen Meineides gegen ihn eingeleitet worden, und die Regierung hat nach bekannten Rechtsgrund- säßen es für richtig halten müssen, das Disziplinarverfahren so lange auszusetzen, bis der Richterspruh über seine Straffälligkeit eintritt. Dieser fünfte Fall, meine Herren, ist ein sehr bedauerliches Vorkommniß, welches fic) gewissermaßen dur die Aufregung in der Wabl, ih will nicht sagen, erflärt, aber mit der Sache zusammenhängt, welci:cs aber in keiner Weise dazu führen kann, irgend einem Schulinspekter oder der Regierung oder gar dem Unterrichts-Minister einen Vorwurf zu machen. Es ist anzunehmen, daß der Lehrer im Wege des Strafverfahrens entfernt wird, und sollte das nit der Fall sein, so wird es an disziplinarishem Einschreiten nicht fehlen.

Ich 1feine, ih habe mit aller Objektivität die fünf von dem

Hrn. Abg. Rickert erwähnten Fälle vorgeführt. Soweit ic persönli”

in die Sache eingreifen konnte, haben Sie gesehen, daß ich in den beiden Fällen, die aus der Lektüre der Zeitung mir bekannt geworden sind, eingeschritten bin. Ob Sie nun noch darauf beharren werden, mir mit dem Vorwurf vom 1. März entgegen zu treten, muß ih anheimstellen. Jch habe weiter nichts hinzuzufügen.

Abg. Richter: Er fühle sich nicht veranlaßt, die Frage der Wahlbeeinflussung generell zu diskutiren; das Haus werde die Gründe begreifen. Der Minister habe den Lehrer Som- mer, welcher gemeint habe, die Freisinnigen seien Schufte, vollständig preisgegeben. Er (Redner) wolle nicht aussprechen, wer die Aufregung der Unterbeamten bei den Wahlen ge- steigert habe. Mehrere Fälle habe der Minister direkt miß- billigt, auf diese gehe er (Redner) niht ein. Der Minister habe bemerkt, daß er die Kreis-Schulinspektoren angewiesen habe, nicht schriftlich bei den Wahlen mit Kundgebungen hervor- zutreten. Er wisse nicht, ob der Nachdruck auf das Wor: schriftlich zu legen sei. Auch mündlich sollten die Beamten ihre Unter- gebenen nicht beeinflussen. Der Landrath sei über die Vor- \chriften des Kaiserlichen Erlasses von 1882 hinauêgegangen, denn nach diesem Erlasse sollten die Landräthe nicht dazu

dienen, regierungsfreundlihe Wähler zuzutreiben durch An- wendung ihrer Disziplinarmittel. :

Abg. von Rauchhaupt: Er wolle nur konstatiren, daß der Landrath gar keine Disziplinarmittel habe. l

Abg. Richter: Wenn das der Fall wäre, dann hätte der Landrath auch keinen Anlaß, für seine Verfügung strengste Nachahtung zu verlangen. Man wisse au, daß der Land- rath bei den Kreis - Schulinspektoren und den Regierungen Einfluß genug habe, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

Jm Kapitel 116a waren von - der Regierung ftatt 48 000 M 54000 M für einen (alt-) fatholishen Bischof gefordert worden; das Mehr von 6000 H ist in der zweiten Lesung gestrihen worden. | i

Abg. von Eynern beantragt, die 6000 M wieder einzu- seßen, da die Stellung der Altkatholiken rechtlih anerkannt sei und man ihnen die Mittel zur Ausbildung ihrer Geist- lichen gewähren müsse. ;

Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer-Alst: Die anderen Konfessionen bildeten auch ihre Geistlihen niht auf Staats- kosten aus. Die bisher gewährten 48 000 A gäben schon 31/9 M Staatsunteritüßung für jeden Altkatholiken; die Ka- tholiken müßten danach 25 Millionen Mark erhalten, wäh- rend sie nur 21/2 Millionen Mark erhalten.

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten, Dr. von Goßler: -

Ich bitte Sie, den Antrag des Hrn. von Eynern und Genossen anzunehmen, welcher auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage gerichtet ist. Die Gründe, welche die Regierung bestimmt haben, die 6000 A6 behufs Verwendung zur Ausbildung altkatholischer Theologen in den Etatsentwurf einzusetzen, sind, wie in der Kommission {on erörtert worden ist, einfach folgende. Wie Hr. von Eynern meines Erachtens ricbtig angedeutet hat, ist die rechtliche Stellung der Altkatholiken einmal geregelt dur das Gese, zweitens durch die Thatsache, daß der altkatholishe Bischof die Allerböchite An- erkenrung gefunden hat, und drittens durch den Umstand, daß von Anfang: an dur die Etatsbewillizung den Altkatholiken eine gewisse staatliche Beihülfe gewährt worden ist. Das ist die rechtliche Grundlage.

Der Anlaß, weshalb in diesem gegenwärtigen Etat diese Summe von 6000 M Aufnahme gefunden hat, ist, wie Seitens des Herrn von Eynern rihtig angedeutet worden ist, in dem Prinzip der Billigkeit zu suchen. Die Regierung konnte, wenn ste sich die gescilderte Rechtslage gegenwärtig hielt, niht verkennen, daß dur die kircenpolitishe Gesetzgebung der Jahre 1886 und 1887, welche zur Wiedereröffnung sämmtlicher Seminare und sämmtlicher Konvikte der rômisch - katholishen Kirhe führte, und durch die Thatsahe, daß im gegennärtigen Etat 140000 zur Ausbildung von evangelishen Vikaren gewährt werden sollen, es einigermaßen nahe gelegt wird, auch der kleinen Religionëgemein- haft der Altkatholiken, welche bereits in dem Etat sich befand, eine Verbesserung ibrer Lage nach der Richtung der Ausbildung der Geist- lichen zu gewähren. Es konnte auch nihr unerwogen bleiben, daß das Verhältniß der altkatholishen Gemeinschaft in Anschung der Aus- bildung ihrer jungen Theologen si sehr erheblih schlechter gestaltet hat dur die Thatsache, daf: von den dret altkatholishen Theologen, welche in Bonn an der Universität waren, einer inzwischen verstorben ist, und die Ausbildung nunmehr in deu Händen von nur zwei Professoren liegt. i S

Das sind die Gründe für die ohne alle Leidenschaft oder Auf- regung, oder wie ich es aennen soll, gefaßten Entschlüsse der Regierung. Sie beruhen, wie gesagt, auf dem Erkennen der rechtlichen Thatsache und zweitens auf Gefühlen der Billigbeit, die ih aus der ganzen finanzpolitishen und kirchenpolitishen Entwicelung ergeben. Ich kann daher nur bitten, die Regierungsvorlage wieder berzustellen.

Abg. Richter: Er mache keinen Unterschied zwischen den Konfessionen; es liege kein spezieller NRechtêgrund zu Be- willigungen vor; soweit eine rehtlihe Verpflichtung niht vor- liege, lehne er jede Steigerung der bisherigen Bewilligungen ab. Der Abg. von Eynern habe einen quasìi-Rechtsgrund an- führen wollen, indem er von rehtliher Anerkennung der Stellung der Alitkatvoliken gesprochen habe. Jn dem Sinne seien auch die Juden rehtlih anerkannt: sie müßten dann bei der Ausbildung ihrer Rabbiner auch unterstüßt werden. Ebenso müßte man auch den freireligiöósen Gemeinden Unterstüßungen gewähren, die vielleicht noch zahlreicher seien als die Alt- A4 Wenn hierüber Bewilligungen von Geldern an einzelne Religionsgemeinschaften gesprochen werde, so sehe das immer so aus, als wenn man die eine oder andere Gemeinschast begünstige oder benachtheilige. Das Haus stimme bei dieser Position nicht ab für oder gegen den Attkatholizismus. Jn dem Maße, wie hier die finanziellen Bedürfnisse einer einzelnen Gemeinde untersucht würden, würden auch die ganzen Einrichtungen der betreffenden Gemeinschaft einer Kritik unterworfen, die er von diesem Hause ferngehalten wissen möchte. Wenn cine solche Forderung angenommen werde, dann sehe es aus, als ob man den Altkatholizismus unterstüße; werde sie abgelehnt, dann sehe es aus, als ob man den römischen Katholizismus unter- stüße. Er bedauere überhaupt, daß man diese Frage durch Ansetung der neuen Sumne an das Haus gebracht habe.

Abg. Dr. Enneccerus: Auf die Summe, die auf jeden Altkatholiken entfalle, könne es nicht ankommen; die Ausgaben z. B. für die landwirthschaftliche Akademie in Kiel vertheilten sih auf höchstens 2 bis 3 Studirende. Die Abgeordneten auf der rechten Seite, die noch kürzlih für die evangelische Kirche mehr Geld verlangt hätten, sollten niht so intolerant sein, hier das Mehr zu verweigern.

Abg. Cremer: Ueber die bisherigen Bewilligungen für die Altkatholiken hinauszugehen, liege kein Anlaß vor. Auf die Billigkeit könne man sih nicht berufen. Der Altkatholizièmus sei längst todt, man solle ihn niht durch künstlihe Sub- ventionen wieder in ein Scheinleben zurücckrufen. Man sollte doch die Dinge ihren Gang gehen lassen.

Abg. Dr, Freiherr von Schorlemer-Alst: Die Verwal- tung der wenigen Gemeinden sei nah den eigenen Angaben der altkatholishen Organe eine ungemein fostspielige, sie ver- {linge unverhältnißmäßig viel Geld. Die auf Rechtstiteln beruhenden Leistungen an die Katholiken könnten hier nicht in Vergleich gebracht werden; an die katholische Kirche zahle der Staat nah der Säkularisation der Kirchengüter bekanntlich noch lange nicht soviel als er müßte. Die Gründe des Kultus-Ministers seien {hon durch den Abg. Richter widerlegt worden.

Abg. von Eynern: Der Standpunkt des Abg. Nichter sei ein isolirter in diesem Hause; wenn die Forderung abgelehnt werde, so werde damit einfah ein Aft gegen den Altkatholizis- mus vollzogen. Gerade um diese Kundgebung der Jntoleranz zu vermeiden, sei der Antrag eingebracht worden.

In namentlicher Abstimmung wird der Antrag von Eynern mit 184 gegen 97 Stimmen verworfen. -

Um 41/4 Uhr vertagt sih das Haus auf Mittwoch 11 Uhr.

Statistische Nachrichten.

Das nicht approbirte Heilgewerbe in Preußen 1876 und 1887. (Stat. Corr.) Die medizinalstatistische Erhebung vom Jakre 1887, über deren Ergebnisse wir {on wiederholt berichtet haben, erstreckte sich auch auf diejenigen nit approbirten Personen, welche si mit der Behandlung kranker Menschen befaßten und ihren E bei der Behörde angemeldet oder öffentlich angekündigt

atten.

Die Wirkung der Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869 auf die Befriedigung des ärztlihen Bedürfnisses der Bevölkerung unterliegt der verschiedenartigsten Beurtheilung ; soll do die dur jenes Bundesgesegz eingeführte Gewerbefreiheit nah der Ansicht vieler Fahmänner nur denjenigen Perfonea Vortheil gebracht haben, welche nunmebr ohne weitere Studien und ohne Verantwortlihkeit in unbeschränkter Weise Kranke behandeln können, wenn se es nur ver- meiden, ih den Titel „Arzt“ beizulegen, wogegen von anderer Seite behauptet wird, daß gerade vor dei Jahre 1869, während der Herrschaft der Strafgesete gegen die Medizinalpfuscherei, le tere bäufiger ausgeübt worden sei als später. Ziffermäßige Belege bier- über fehlten indeß. Diese für die Gegenwart zu beschaffen, um das Auftreten der Kurpfuscherei weiter zu verfolgen, scheint nun nah dem Ergebniß der statistischen Erhebungen über das Heilpersonal aus den Jahren 1876 und 1887 auf erbeblihe Schwierigkeiten zu stoßen. Zu den Personen, welche die ärztliche Behandlung franfer Menschen obne die geseßlih vorgeschriebene Approbation übernehmen, sollten 1887 instruktionsmäßig auch diejenigen nur im Reichéauslande geprüften oder approbirten Personen männlichen und weibliden Geschlechts gerechnet werden, welche sich, sei es allgemein mit der Auëübung der Veilkunde, sei es im Besonderen mit der Zahnheilkunde oder anderen Spezialgebieten der Medizin befassen. :

Durch die Aufnahme vom 1, April 1876 wurden 332 männliche und 37 weibliche, zusammen 369 Personen des fraglihen Gewerbes im Staat crfaßt, während \sich dcren Zahl nah der Erhebung vom 1. April 1887 auf 649 (492 Männer und 157 Frauen) belief, von

welchen leßteren 76 Männer und 6 Frauen die Zahnheilkunde be- |

trieben. Wie schwierig es für die Bebörden ist, die thatsächlichen Verhältnisse auf diesem Gebiet festzustellen, geht u. A. aus den An-

gaben für Berlin hervor, wo im Jahre 1876 keine Person dieses Ge- |

werbes behördlich bekannt war, während am 1. April 1887 deren 260

(153 Männer und 107 Frauen) ermittelt wurden. VBetrachtet man

die Vertheilung der fraglihen Gewerbetreibenden auf die einzelnen Regierungsbezirke auf Grund der leßten Erhebung etwas näher,

jo ergiebt si, daß sich am 1. April 1887 nächst der Landeéhaupt- |

stadt die größte Anahl von ihnen im Regierungsbezirk Breslau befand, nämli 84 (77 Männer und 7 Frauen); ihm folgten die Bezirke Schleswig mit 30 (29 M. u. 1 Fr.), Düsseldorf mit 29 (27 M. u, 2 Fr.), Potsdam mit 25 (22 M. u. 3 Fr.), Wiestaden mit 2

(9 M. u. 16 Fr.), Hannover mit 19 und Königsberg mit 16 (nur M.),

Stade mit 15 (11 M. u. 4 Fr.), Arnéberg mit 12 (nur M.), Köln mit 12 (10 M. u. 2 Fr.), Danzig mit 11 (10 M. u. 1 Fc), Magde- burg mit 10 (nur M.), Merseburg mit 10 (9 M. u. 1 Fr.), Erfurt mit 8 (7 M. u. 1 Fr.), Hildesheim mit 8 (je 4 M. u. Fr.), Oppeln mit 7 (nur 14 M.), Frankfurt und Koblenz mit je 6 (nur M.), fowie Marienwerder, Minden und Kassel mit je 6 (5 M. u. 1 Fr.). In den übrigen Regierungsbezirken wurden am Stichtage nuc 1 bis 5 Gewerbetreibende dicser Art gezählt.

Aus tem hier \chon angezogenen statistischen Werk der s\tagt- lichen Geologischen Abtheilung der Vereinigten Staaten von Awrerika, welches unter dem Titel „Mineral resources of the United States“ erscheint und in dem vorliegenden vierten Bande das Jahr 1886 behandelt, find die folgenden weiteren Angaben entnommen: Die vermehrte Einrichtung von Walzmühlen hatte eine stärkere Rück- wirkung af die französischen als auf die einheimisczen (also ameri- kanischen) Mükblst:ine; der Gefammtwerth der fertigen Mühl- steine wird auf 275000 Doll. für 1886 geshäßt. Sch!eif- steine, welche hauptsätlih in Ohio und Michigan pro- duzirt wurden, repräsentirten in 1886 einen Werth von 250 000 Doll. Die Menge des gewonnenen Korund blieb sib während der leßten Jahre ziemli glei; dieselbe wurde in 1886 guf 645 t im Werthe von 116 190 Doll. geshäßt, Feine Webtsteine in rohem Zustande wurden im Gewichte von 1160 000 Pfd, im Wertbe von 15 000 Doll. produzirt. Der Werth der in 1586 verkauften ungeschliffeuen Edelsteine betrug 79 056 Doll. ; serner wurde Gold- quarz im Betrage von 40000 Qoll, verkauft, Die Gesammtproduk-

tion von phosphorsaurer Erde betrug 430549 t im Werthe von |

1872936 Doll. ; dieselbe kam aus Süd-Carolina, mit Ausnahme

einiger Proben, welche aus Alabama, Mississippi und Florida kamen; E

die Produftion zeigt eine Abnahme von 7307 t gegen 1885. Die Hauptgewinnung von Mergel findet in New-Jersey statt und hält fh verhältnißmäßig unverändert auf der Höhe von 800000 t im Werthe von 400000 Doll. Kleine Lager finden häufig am Orte selbst Verwendung in Nord- und Züd- Carolina, Alabama, Mississippi und Florida. Die Gesammtpre- duktion an Salz stieg von 7 038 653 Barrels (zu 280 Pfd) in 1885 auf 7 707 081 Barrels in 1886; der Gesammtwerth zeigt jedo eine kleine Abnahme: derselbe stelle #ch in 1886 auf 4736585 Doll, 1885 auf 4825 345 Doll. Sowohl die Gewinnung als der Durchschnittspreis für Brom [läßt eine merkbare Zunahme in 1886 erkennen, Die Gesammtproduktion betrug 428 334 Pfd. gegen 310 000 Pfd. in 1885, und der Werth

belief sich in 1886 guf 141350 Doll. gegen 89 903 Doll, in 1886, | Der Ertrag an Phosvhor ergab 30 000 Pfd. im Werthe von k Borax wurde nur in Kalifornien und Nevada ge È

20 000 Doll. L l wonxuen ; es wurden 9 778 290 Pfd, produzirt, welche, zu 5 Cts. per Pfd. für fonzentrirten Borax, 488915 Doll. an Werth ergaben. Die Produktion von Schwefel betrug 2500 t, 75 000 Doll. ge|[chäßt wurden. An Kies wurden 55 000 t (Werth 247500 Doll.) produzirt; außerdem wurden 57 000

importirt. Die Sch{hwecspathproduktion wird in 1886 auf 10000 tk

im Werthe von 50000 Doll. geschäßt. Die Gesammtproduktion von

Gips in rohem Zustande betrug 95250 t tm Werthe von 428653

Dollars; ferner wurden 122270 t, hauptfählich von Nova Scotia, importirt, Die Gewinnung von Glimmer nahm beträchtlih ab; die selbe fiel von 92000 Pfd. (Werth 161 000 Doll.) in 1885 auf 40000 Pfd (Werth 70000 duktion von Feldspath belief sich auf 14900 t im Werthe von (400 Dl, zu 6 Di per Bonne für das uy gemablene Rohmaterial; es : tio von 1300 t gegen 1885; die Preise blieben unverändert. Feuerstein (Kieselerde ?), wovon 30 000 t zum Werthe von 120 000 Doll, pro

duzirt wurden, fand hauptsählih für die Herstellung von Töpferwaaren *

und Sandpapier Verwendung. Die einheimishe Produktion von Asbest betrug ungefähr 200 t, welches per Tonne auf 30 Doll, in den Minen geschäßt wird; die Gewinnung nimmt ab, da eine befert Qualität von Canada eingeführt wird. Die Asphaltproduktion ti auf 3500 t im Werthe von 14 000 Doll. (1885 3009 t zu 10 000 Doll.) An Ocker wurden 15800 t im Werthe von 285000 Doll.

gewonnen. Die Produktion von Graphit betrug 415 525 Pfd, im!

Werthe von 33242 Doll. gegen 327883 Pfd. im Werthe voti 26230 Doll. in 1885. Der Pr : ! Pfund. Nicht mit einbegriffen find 500 t unreines Graphit, welche

in Crarston, Rbode Island, für Hüttenzwecke gewonnen wurde. Die Y

Alaunproduftion betrug 9000 000 Pfd. , welche einen Werth vor 1 350 000 Doll. repräsentirten, ungefähr drei Viertel davon wur

aus imvportirtem Rohmaterial hergestellt. Die Produktion von Vitricl ®

betrug 22000000 Pfd. im Werthe von 110000 Doll. Der jährli Ertrag von Flußspath belief : i Jahre auf 5000 t, wclde in den Gruben in Indiana a

4,50 Doll. per Tonne oder auf 22500 Doll. im Ganzen geschäßt |

wurden. Rutil, zum Färben künstliher Zähne, wurde 8 Gewicbte vou 600 Pfd. und im Werthe von 2000 Doll. preduizir! Von Minetralwasserz wurden verkauft 8 950 317 Gallonen im Wert von 1 284 070 Doll,, d. h. etwas weniger als in 1885, Wenn all Quellen Berichte geliefert hätten, hätte sh vielleiht eine kleine 3!

welche auf F

Doll.) in 1886 Die Pro |

ergiebt sich eine Mehrprodufktion |

Der Preis blieb unverändert § Cents pt!

sich während der drei let |

nahme anstatt der Abnahme bemerkbar gemaht, obglei einzelne be- deutende Quellen weniger _ verkauft baben. Es werden große Anstrengungen gemacht, um die Industrie, welche sich mit der Pro- duktion lithographisher Steine beschäftigt, besonders in Tennessee und Kentucky, zu heben.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Sitzungsberihte der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Berlin, Verlag der K Ak. d. W.; in Kommission bei Georg Reimer. Die Doppelnummer 47, 48, vom 24. November 1887, bringt an der Spitze eine Arbeit von H. Landolt, welce den Methoden der polaristrobometrisch-chemis{en Analyse eine möglichst sichere Rechnungs- Unterlage geben und dieselben in ein bestimmtes System zu bringen bezweckt. Im 49 Heft, vom 1, Dezember, erklärt zunächst A. Kirchhoff zwei peloponnesishe Inschriften. Eine (dur Hrn. von Helm- holy der Akademie vorgelegte) Abhandlung von H. Ebbinghaus in Berlin erörtert die Gesezmäßigfkeit des Helligkeits-Kontrastes. Dann folgt eine interessante Untersuchung von Karl Zangemeister über die Ent- stehung der römischen Zahlzeihen. Der Verfasser glaubt , entgegen der Ansicht Mommsen's, entdeckt zu haben und beweisen zu können, daß die Reibe der Ziffern bis 1000 inkl. unabhängig von dem belle- nischen Alphabet und also offenbar vor der Eirführung desselben erfunden worden sei, sowie ferner, . daß s, wie er näher darlegt, in derselben ein einbeitlies Bildung8prinzip erkennen lasse. Na seiner Ansicht sind die römischen Ziffern în Italien selbst er- funden, und ihre Herleitung werfe einen Lichtstrabl auf die Urzeit der Italiker und der Etrusker, auf das Verhältniß derselben zu ein- ander, speziell aber auf die ersten Anfänge des Rechnens in Italien. Die Zeichen, welche damals erfonnen worden, hätten ih erhalten wäh- rend des ganzen Alterthums, ja aub noch nach der Erfindung der Null und nah der Einführung der indisGen Ziffern. Jene Zeit aber, in welcher sie entfianden, sei (wie er im Einzelnen zu begründen bemüht ist) wahrscheinlich weit vor die Herübernahme des hellenischen Alphabets zu seßen. Wern die Italiker und Etruéker dieses, niht aber die Zahlzeichen von den Griechen entlehnt hätten, so könne ties entweder darin begründet sein, daß die Italiker bereits Zahlzeihen besessen hâtten, oder darin, daß die Sriehen damals die JInitialen ihrer Zabl- wörter als Ziffern verwendeten, und weil diese sich für die Italifker nicht eigneten, von Leßteren eigene erfunden worden seien, Die erstere Annahme sei obne Zweifel die wahrscheinlihere. W. Schott bietet sodann einige Beiträge zur vergleihenden Etymologie von Wörtern des sogenannten Altai'scen Sprachengeschle{chts im weitesten Sinne.

Von Heinrich Heine's Werken, illuftrirte Prachtausgabe, herausgegeben von Heinrich Laube (Wien, Leipzig, Prag, Verlag von Sigmund Bensinger) liegen die Lieferungen 83 bis 95 vor, Mit der leßteren ift das große Werk, auf welches der Herautgeber ebenso viel Fleiß urd Sorgfalt wie Liebe verwendet bat, zum Abschluß ge- langt. Dasselbe enthält in 6 Bänden sämmtlihe Gedichte und Schriften Heine's und die ausführliche Beschreibung seines Lebens. Eine sehr werthvolle Zugabe sind ca. 1000 stimmungsvolle Jllustra- tionen Wiener Künstler. Die Ausstattung des Werks ist schr sauber, der Preis stellt sih gebunden auf 66 M (39 Fl. 60 Kr. s. W.),

„Wiener Mode“ mit der Beilage „Fm Boudoir* Nr. 6, vom 15, März 1588, Diese neueste Nummer des Wiener Mode- Blatts ist mit einer Ansicht von dem reizenden Seebade Abbazia am Adriatishen Meere. dem Lietlings- Aufenthalt der Kronprinzessin Stefanie von Oesterrei, ges{müdckt, Die Nummer bringt außer dem regelmäßigen Wiener Modebericht aud Briefe einer Pariserin sowie Berliner Modebriefe, dann die Beschrcibung der zablreihen, in dem Heft ab- gebildeten Toiletten, eingehende und splendid illustrirte Artikel über Wäsche und Handarbeit 2c, Das belletristisce Unterhaltungsblatt „Im VBoudoir® bietet eine neve Novelle von Cufemia Gräfin Ballestrem: „Der Ning der Maria Stuart*, einen Artikel zu Beethoven's 60. Todestage, dem 26. März 1888, Letreffend seine Sommerwohnung in Heßzendorf (wo der größte Theil seines „Fidelio“ entstand), die Fortseßung der „Geschichte einer Schönheit“. von Hans Wachenhusen, ein Gedicht von Emil Rittershaus und einen Beitrag über das BVallspiel im flassishen Alterti um von Ernft Eckstein; ferner Shach- und Räthselaufgaben, die Correspondenz mit den Abonnentinnen 2e. 2c. Mit der vorliegenden Nummer \chließt das 1. Quartal der Zeit- rift (Abonnementspreis vierteljährlih 2 M ¿0 s, je 2 Nummern monatlich).

__ Oldenburg. Nach dem Osterprogramm des Großherzoglichen Gy mnasiums in Oldenburg betrug die Schülerzahl desselben am S&luß des Schuljahrs 1887/88: 324 gegen 300 am Schluß des vorigen Iahres. Das Zeugniß der Reife erhielten im Herbsttermin von 4 Angemeldeten 3, im Oftertermin alle 10 Abiturienten. Von leßteren wollen 4 Jura studiren, 2 Theologie, 1 Medizin, 1 Maschi- nenbau, 2 haben den Militärstand erwählt. Außer den Schulnach- rihten vom Dircktor Dr. Stein sind dem Programm an wissenschaft- lichen Arbeiten beigegeben : 1) zwei Unterritsstunden in Tertia (eine Câsar-Stunde und eine deutsche Stunde : Probe einer Erläuterung von Schiller's Ballade „Die Kranicbe des Ibyku3“) vom Gymnasiallehrer Poelmahn, 2) „De Corippo priorum poetarum Latinorum imitatore. Particula altera“, vom Gymnasiallebcer Dr, Amann.

_— Nr, 805 des Antiquaris{henBücherlagers von Kirch - hoff u, Wigand in Leipzig, Marien'traße 19. Mathematis&- phvsikalisch-mechanische Wissenschaften, enthaltend die Bibliotbek des Professors G. Th. Fechner in Leipzig. 11. Physik. Reine und an- gewandte Chemie. Bau-, Ingenieur- und Maschinenwesen. Kunst- gewerbe. Technologie.

__ Das soeben veröffentlihte VerieiGniß der von dem Weib- bisbof Cybichowski in Gnesen hinterlassenen Bibliothek, welche in Posen am 7. Mai und den folgenden Tagen zur Versteigerung ge- langen wird, enthält werthvolle Werke aus allen Gebieten der Wissen-

schaft : I. Theologie. II. Judaica, Hebraica und Orientalia, III, Polonieo, Slavica. IV. GesWihte, Geographie, Kunst, Kultur. - V. Naturwissenschaften. VI. Werke aus verschiedenen Wissen- 1Masten.

Gewerbe und Handel.

Die: Roheisenproduktion der deutschen Hochofen- werke im Jahre 1887, Der Gescäftsführer des Vereins deutscher Eisen: und Stabslindustrieller, Dr. Renßsch, giebt im Februarbeft der Zeitschrift des Oberschlesishen Berg- und Hüttenmännishen Vereins folgende Zusammenstellung über die gesammte deutshe Roheisen- produktion des Jahres 1887 in Tonnen à 1000 kg:

_in Prozent

überhaupt er Gesammtsumme Puddelroheisen und Spiegeleisen 1 906 329 488 Bessemerroheisen . 432 090 11,1 Thomasroheisen 1076 140 27,5 Gleßereiroheisen 492 805 12,6 Summe Roheisen . 3 907 364 100,0.

Von dieser Gesammtproduktion entfielen auf die einzelnen Gruppen D 5 P of f § on. im Veutschen Reih folgende Mengen :

: überhaupt Prozent QUeUre sie Gruppe 1 830 476 46,8 etliche s 392 751 10,1 Mitteldeutsche 15 194 0,4 Norddeutsche j 144 514 3,7 Süddeutsche x 712 736 18,2 Südwestdeutsche , ¿ 811 693 20,8

Dabei umfaßt die nordwestliÞe Gruppe die Provinzen Westfalen und Rheinland ohne Saarbezirk, die östlihe Grupve Schlesien, die mittel- deutsche Sachsen und Thüringen, die norddeutshe die Provinzen Sachsen, Brandenburg uad Hannover, die süddeutshe Bayern, Württemberg, Luxemburg, Hefsen-Nassau, Elsaß, die südwestdeutsche

den Saarbezirk und Lothringen. Von der Gesammtproduktion ent- fällt sona um die Hälfte mehr (60 9/0) auf Norddeutschland als auf Süddeutschland (40 9/0).

Gegen 1886 ist die Gesammtproduktion dec deutschen Hochofen- werke na diesen Ermittelungen um 567 561 t oder 17,0% gestiegen. Ueberhaupt stellte sih die Produktion nah der amtlichen Statistik des Deutschen Reichs in den leßten 8 Jahren wie folgt:

1879: 2226 587 1883: 3469719 1880 : 2729 038 1884; 3600612 1881: 2914 009 1885: 3687 433 1882 : 3 380 806 1886: 3528 658.

Die von der amtlichen Statistik endgültig festgestellte Pro- duktionsmenge des Jahres 1886 is um 188855 t größer als die vor- läufigen Ergebnisse der Zusammenstellung des Vereins, so daß dar- na die deutshe Roheisenprodufktion 1887 um 10,7% gestiegen sein würde gegen das Vorjahr. E

Ueber die Brennmaterialien-Frequenz der Stadt Berlin im Jahre 1887 werden in der „Zeitschrift des Ober- O MBen Berg- und Hüttenmännishen Vereins“ folgende Angaben gemacht.

Es wurden in Berlin nah Abzug des Versandes an Stein- kohlen, Koks und Braunkohlen zum Verbrauch eingeführt (Tonnen

à 1000 kg): # 1887 1886 mithin 1887

Englische Steinkohlen und mehr (+) wen. (—)

Koks Ls 11G 27 12 168 Westfälische Steinkohlen und

is 68 151 71 601 3450 Sächsische Steinkohlen und

E 4 022 7198 3176 Obersc{lesishe Steinkohlen

D E 854737 835 885 -+ 18 852 Nieders ch{lesische Steinkohlen

E 169600 4-19 98 Zusammen Steinkoßlen und

N 1190590 4+ 161 Böhmische Braunkohlen 16156322 156 076 +— 5456 Preußische Braunkohlen 389440 378 129 + 11 311 usammen Braunkohlen 990972 534 205 + 16 767 Summe Steinkohlen, Koks

und Braunkohlen 1754223 1724775 + 29 448

Von den gesammten Brennmaterialien des Iahres 1887, welche um?1,71 9% gegen das Vorjahr zugenommen baben, darunter nament- lich stark die {lesishen Produkte, kamen 178 3223 t oder 10,2 %/ zu Wasser in Berlin an, das übrige per Bahn.

Die dem Aufsichtsrath der Kommanditgesellschaft Ludw. Loewe & Co. Seitens der persönlih haftenden Gesell- schafter vorgelegte Inventur und Bilanz für das verflossene Iahr wurde vom Aufsichtsrath genehmigt. Dieselbe gestattet nah den üblichen Abschreibungen die Vertheilung einer Divid:nde von 12 9%, welche der Aufsichtsrath der Generalversammlung der Kommanditisten vorscblagen wird.

Vom obersch{lesishen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“ : Die anhaltenden Wintertage bewirkten bis in die leßten Tage hinein eine starke Entnahme von Heizkohlen und erhielten die Förderungen der Gruben sowie den Eisenbahnversandt in lebbafter Thätigkeit. Selbft gegenwärtig, wo der Winter einem endgültigen Thauwetter weichen zu sollen \{eint, harrt noþ eine große Zahl von Aufträgen ihrer Erledigung, die einen um so dringliheren Eindruck macht, als die durch die lezten Schneeverwebungen in den östlichen Pro- vinzen herbeigeführten Verkehrs\törungen der Nückführung von Waggons mehrfach hinderlich gewesen sind und daber in der weiten Hälfte der Berichtêwoce einen Waggonmangel im Gefolge gehabt haben, Aus der flotten Koblenabfuhr, die während der ganzen ersten Hälfte des Monats stattfand, haben indessen binsih: lich der ge\cäftlichen Gestaltung nur die Abnehmer und Händler Vortheil gezogen, und zwar um so mehr, als mit dem 1. d. M. für die meisten Koblensorten, namentlich die gröberen Körnungen, die billigeren Sommerpreise vertragsmäßig eingeführt worden sind, während die Händler den eigentlihen Verbrauchékreisen die Koblen unter Beibehalt der Winterpreife zuführen konnten Die Abnebmer erster Hand haben denn auch nit gezögert, diese günstige Konjunktur nach Möglichkeit auszunüßen. Wenn auf diese Weise die ges{äftlice Lage des Marktes ver Abjsazfähigkeit der verschiedenen Koblenforten allen Vorschub leistete, so blieb dieselbe auf die Preiéëbildung ohne jeglihen Einfluß, da Koblen in Menge am Markt waren und die in Uebereinstimmung mit den erniedrigten Etienbahntarifen nach den Ostseeprovinzen erzwungene Preisftellung der dort- hin bezogenen Koblen fort und fort bedrückend auf die Preise der Kohlen im allgemeinen wirkt. Da aber ter Ausbau des Absatz- gebiets im Vordergrunde der Betriebsinteressen der Gruben stept, 1o

wie man weiß, noch gute Wege haben. Die Nawfrage für Kokes Thätigkeit.

Dem Bericht des Vorftandes der Niedersäcwsischen Bank zu Büeckeburg über das Jahr 1887 entnehmen wir Na(- stehendes: Das Geschäftsjahr 1887 weist cin Erträgniß von 4086 762 Mark auf, gegen 346153 # im Jahre 1886. In den Ges{ch¿fts- berihten von 1885 und 1886 ist bereits darauf bingewiesen, daß der

notlleidenden Corten waren 238 861 #6 erforderlich. Zur Ab- schreibung derselben wurden benußt: 1) die aus dem Jahre 1884

dem Reservefonds zugeführte Extradotation von 955 000 Me, / Le ens B ; a N, 2) die Rückstellung auf Delcredere-Conto aus 1885 25 000 M,

9) desgleichen aus 1886 93000 F, 4) ferner der hiernah ver- bleibende Saldo des Delcredere-Contos nah Ausscheidung der Köve-

1887 49392 # Sodann werden für einige möglicherweise noch

vorjährigen Erträgniß weitere 1090 090 4 auf Delcredere-Conto über-

theilung wie nabstehend beantragt wird: Dotirung des geseßlichen Reservefonds 12868 4, 4 °/9 Dividende auf das Aktienkapital 240000 Æ, der Rest von 6329 # soll auf neue Rechnung vorgetragen werden. Die Reserven belaufen sich nunmehr auf 425 004 statutenmäßige Reserve, 43 591 S geseßliche Reserve, 100 000 . Delcredere-Conto. Die Liquidation der Köpenicker Tapeten-Fabrik ist beendet. Das Fabrikgebäude derselben ist mit dem Betrage von 50 000 ( auf Immobilien-Conto in die Vilanz eingestellt, außerdem figurirt unter dieser Rubrik in Höhe von 18 500 4 ein Grundstück, wel Hes die Ab: theilung Hannover auf Grund einer Hypothek übernehmen mußte.

Dem Geschäftsbericht der Schwarzburgischen Landes- bank entnehmen wir Folgendes: Das Bruttoerträgniß stellt si auf 101 443 4; na§ Abzug der Unkosten und Abschreibungen mit 38 120 M ergiebt fi ein Reingewinn von 63 322 ; dazu der Vor- trag aus vorigem Jahre mit 2101 4, lfönnen zur Vertheilung kom- men 65 424 Nach Vergütung der vertragsmäßigen Iantièmen an den Vorstand mit 599 4 und einer Uebertragung von 3166 an den Reservefonds fallen hiervon 3816 A als Gewinn-Autbeil an die Fürstliche Regierung, die Aktionäre sollen eine Dividende von 52 9% erhalten und ein Rest von 2141 M bleibt zu weiterer Verfügung der Generalversammlung. Der Reservefonds beträgt nunmehr 23 547 M

Die Vilanz der Oesterreichischen Kreditanstalt weist, wie ,W. T. B.“ meldet, an Aktiven auf: Effekten 4 654 101 Fl., Portefeuille 29 776 068 Fl, Kassabestände 4227 698 Fl, Vorschüsse auf Effekten 9967 574 Fl., Vorschüsse auf Waaren 6660 Fl, Inventar 51550 Fl, Realitäten 3341 984 Fl., Waaren 19537 Fl, Debitoren 102 178 666 Sl, zusammen 154 223 837

Fl. Die Passiven segen sich zusammen aus: Alktien- fapital 40000000 Fl, rüdständige Dividenden 14512 Fl,

bielt an und verblieben daher die Kokereianstalten in angestrengter |

Bank aus Geschäftsverbindungen, welche ihre Abtheilung Hannover | eingegangen is, Verluste erwachsen würden. Zur Saldirung dieser |

nicker Tapeten-Fabrik in Liqu, 16 469 4, 5) aus dem Gewinn von ! notbleidend werdende Conten bei der Abtheilung in Hannover aus dem |

tragen, sodaß ein diéponibler Betrag von 257 370 4 verbleibt, dessen Ver- |

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ist vorerst nicht abzusehen, wie dieser langsam zunchmenden Verbilli- j gung der Kohlen Einhalt ¿u thun ist, wenn nit auf dem Wege des | Verkaufs\vyndikats unter gleichzeitiger Verbesserung der Nbfuhrwege. | Vit der Verwirklichung diescr Mittel zur Abhülfe dürfte es indeß, !

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Accepte 8 372 886 Fl., Reservefonds-Conto 4971 674 Fl., Verzins- lihe Einlagen 10 866 937 Fl, Kreditoren 85 996 124 Fl, Gewinn per Saldo 4 002 606 Fl., zusammen 154 223 837 Fl. Das Gewinn- und Verlust-Conto zeigt folgende Posten: Gchalte 964 595 Fl, Spesen-Conto 378 664 Fl., Inventarabshreibung 58092 Fl, Steuern und Stempelgebühren 474 057 Fl., Pensionefondsbeitrag 35 090 F[., Verluste 21 667 Fl., Gewinn per Saldo 4 002 605 Fl., zus. 5 882389 Fl. Gewinn an Effekten 334 634 Fl., an Kon]ortialgeschäften 678991 F[., Zinsen-Conti abzüglich Zinsen für Depositen 3122 128 Fl., Provi- fionen 1002943 FL[., Mieths- und Zinserträgniß 28 913 F[., Devisen- Conto 478606 Fl. , Waaren-Conto 15171 Fl., Antbeil an dem Gewinn der Ungarishen Kreditbank 72066 Fl., verfallene Divi- denden 910 Fl., Gewinnvortrag aus 1886 148026 F[. zusammen 5 882 389 Fl. H

Die Generalversammlung der Anhalt-Dessauishen Landesbank genehmigte die Lilanz einshließlich der Dividende von 81 9%. i

Die von dem Administrations-Rath des Wiener Bank - vereins genehmigte Bilanz pro 1887 weist einen Gewinn von 1960182 Fl. aus, dem ein Reingewinn von 1272 420 Fl. entspriht; auf Vorschlag der Direktion hat. der Administra- tions-Rath beschlossen, der Generalversammlung eine Divi- dendenzablung von 5% vorzushlagen und den Rest von 22 420 Fl. auf neue Rechnung vorzutragen. Das Gewinn- und Verlust- Conto weist aus für Zinsen 1305 809 Fl, Gewinn an Devisen 151264 Fl, Provision 163 388 Fl, Gewinn an abgewickelten Kon- fortialgeschäften 122 360 Fl, während das Effekten-Conto einen Ver- lust von 126 277 Fl. ergiebt. Die Bilanz enthält Baarbestände in Wechsel und Reports zusammen mit 11 329755 Fl. Debitoren 17 386 597 Fl, und zwar: bei Bankfirmen 5 606 989 Fl, bei Di- versen dur Effekten bedeckt 7517 520 Fl, dur Hypotheken bedeckt 863 259 FL., andere Guthaben 3 398 848 FL., Effekten 5 908 086 Fl, Konfortial-Conto 6 026 327 Fl, Kreditoren 11 232 865 Gl Der im laufenden Jahre entstandene Verlust an dem Fallimente eines Nürnberger Hauses wurde vollständig abgeschrieben, während der Ber- lust aus abzewidelten älteren Geschäften der hierfür gebildeten Spezialreserve entnommen wurde, welche ih hiernach auf 461 160 Fl. stellt; der ordentlihe Reservefonds hat ih von 1038 904 Fl, in diesem Jahre auf 1 094 763 Fl. erhöht, während die Spéezialr: serve II. mit 2415931 Fl. unverändert geblieben ist. i

Dortmund, 18. März. (Köln. Volks Ztg.) Der Kohlen- markt ist in der abgelaufenen Woche dur die andauernde winters- liche Temperatur sowie durch die weitere Belcbung des Eisenmarfkts günstig beeinflußt worden, fo daß sid ni6t nur Mm Sn dustriefohlen, sondern auch in Hausbrandkoblen der Bedarf in der bisherigen Höhe erhielt. Als Hausbrand waren namentli wieder gewaschene Fett-Nußkohlen sehr fark begehrt und behaupteten neben magerer Förderkoble anziehende Preise Der Absaß in Koks und Kokskohle war ebenfalls wieder groß, ohne indeß eine Preis- steigerung mit sich zu bringen. Die Aufträge in den übrigen Kohlen- orten liefen in der bisherigen zufriedenstellenden Menge ein und wurden det gestetgerter Förderung prompt erledigt Im Allgemeinen it don seit längerer Zeit im Steigen der Preise ein Stillstand zu beobahten, was seinen Grund wobl in dem Umstande hat, daß die bedeutenderen Lieferungsverträge zum größten Theil bereits zum Ab\s{chluß gelangt sind und die nachträglichen kleineren Aufträge nur einen geringen CGinfluß auf die Preise ausüben. Da übrigens in letzter Zeit die Preise für Grubenmaterialien, sowie au stellenweise dic Arbeitslöbne eine Aufbesserung erfahren haben, so konnten die Gruben von den er- höhten Kohlenpreisen bisber noch wenig profitiren; doch ist wobl faum eine Grube mehr genöthigt, mit Zubuße zu arbeiten. Diejenigen Gruben, welche hypothekari!ch belastet sind, bemühen \ch in letter Zeit, ihre Schuld zu amortisiren bezw. zu kTonvertiren, wozu gegen- wartkig, wo das Kapital der Privatindustrie sh wieder mebr zuwendet, der geeignete Zeitpunkt gekommen zu sein \cheint. __SL Pelersbira 2 M Q T V) Die Verwaltung für die Firma Schaskolsky & Kahn hat gestern ihre Thätigkeit begonnen; sie besteht aus den Repräsentanten der deuten Kreditoren, Muranyi, dem Bantier Lampe und den Rechtsanwält:n Bank und

E N Œ T B) Wei en Ver- [Hiffungen der leuten Woche von den atlantishen Häfen der Bers- einigten Staaten nach Großbritannien 7000, do. nah Franke reid 2000, do. nah anderen Häfen des Kontinents 32 000, do. von Kalifornien und Oregon nah Großbritannien 40 009, do. nach anderen Häfen des Kontinents Orts.

20 V (W E B) Der Werth de i det ver-

er gangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 4 686 306 Doll.

Verkehrs - Anstalten.

(W. T. B,) Die Post von dem am 15. Februar aus Sydney abgegangenen Reihchs-Postdampfe r raun Mw E n Brindisi cingetroffen und wird in Berlin vorauésichtlich am 22. d. zur Ausgabe gelangen

Von V M B Dle Li verbindung ist nach allen Seiten für den ganzen Tag in Folge Schneeverwehungen aufgehoben.

Gumbinnen, 20. März. (W. T. B.) In Folge beftiger Schneeverwehungen und in Anbetracht des ununterbrochenen Scnee- falls ist nach amtliher Meldung der Eisenbahn verkehr von Insterburg aus nas allèn Richtungen voraussi(tlich auf mehrere Tage vollständig unterbroten.

Dirschau, 20, Var (V. L B) Der SwMnee liegt hier meterhoch. Jeder Verkehr hat aufgehört Hier findet in Folge Verstopfung der Weictsel oberhalb Dirschaus tein Eisgang statt; dagegen ist der Eisgang in der Nogat ein starker. i

D L B Des biesige Eisenbahn-

| Betriebsamt macht bekannt : În Folge des andauernden Schreesturms

sind außer den gestern unfahrbar gemeldeten diesseitigen Strecken weiter unfahrbar geworden die Streten Marienbu rg—Königs- bierg, Danzig—Dirschau, Danzig—Neufahrwasser und Zoppot, Mohrungen— Allenstein. Hiermit ist im ganzen Amtsbezirk der Betrieb unterbrochen, Räumungsarbeiten baben nur geringen Erfolg.

Stettin, 20. März, (W. T. B.) In Folge starker S(wnee- stürme ist der Verkehr auf der Rügenbahn und auf der Bahn- strede Neu-Brandenburg—Stral sund seit gestern unterbrochen. Die Strecke Jaßnick—Ueckermünde ist voraussihtlich bis morgen Mittag unfahrbar. Der Verkehr zwishen Duherow—Swine- münde urd Duherow—Stralsund ist gleihfalls feit gestern unterbrochen.

Das hiesige Eisenbahn-Betriebsamnt macht außerdem bekannt, daß außer Stolp—Hebron-Damnit noch die Strecken Belgard— Scübben-ZanowundHebron-Damniz—Neustadt verschneit sind. Es ift noch nicht abzusehen, wann dieselben wieder frei werden,

Bromberg, 20. März. (W. T. B,) In Folge des heftigen noch anhaltenden Schneesturms kann im diesseitigen Bezirc der Eisenbahnbetrieb nur noch auf den Linien Berlin—Schneide- mühl—Bromberg, Posen—Bromberg bezw. Thorn und Stargard— Belgard, sowie auf einigen wenigen Nebenbahnen aufrecht erhalten werden. Die Dauer der Betriebsstörung läßt sich zur Zeit noch nicht

überseben. e , Nah Bekanntmahung der Königlihen Cisenbahn- Direktion sind außer den bereits gestern gesperrt ge-

meldeten Hauptbahnstrecken Hochstüblau—Pr. Stargard, Dirschau— Marienburg und Stolp—Hebron—Damnißz noch die Haupt- bahnstreden Laëkowitz—Dirschau, Königsberg=-Wehlau, In- sterburg—Gumbinnen, TInsterburg—Tilsit , Jablonowo—Oftro- witt, Bergfriede—O\sterode, Korschen—Jnsterburg und Belgcard— Kolberg in Folge von Schneeverwehungen bis auf Weiteres unfahr- bar, deëgleichen find die meisten Nebenbahnen zur Zeit außer Betrieb. E 20. März. (W. T. B.) Spätere Meldung. Die Strecken Bromberg—Thorn und Bromberg—Laskowitz sind wieder im Betriebe.