Die Staatsschhulden-Tilgungskasse kann sich in einen Schriftwehsel mit den Jnhabern der Obligationen über die Zahlungsleiftung nicht einlassen.
Formulare zu den Quittungen werden von den gedachten Kassen unentgeltlih verabfolgt.
Berlin, den 27. März 1888.
Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow.
Bekanntmachung.
Die Fmmatrikulation auf hiesiger Universität für das bevorstehende Sommer-Semester 1888 findet
am 16., 21., 28. April cr., Vormittags 9 Uhr,
und am 3. Mai cr., Nachmittags 3 Uhr, L Prüfungszimmer des Universitäts-Gebäudes att.
Behufs derselben haben die Studirenden, welche von einer anderen Universität kommen, ein vorschriftsmäßiges Abgangs- zeugniß von jeder früher besuhten Universität nebst dem Schulzeugniß im Original, diejenigen Jnländer und An- gehörigen anderer deutscher Staaten, welche die Studien erst beginnen, e el der Reife, die Ausländer wenigstens einen Paß oder sonstige Legitimationspapiere vorzulegen.
Nachträgliche Jmmatrikulationen bedürfen einer besonderen Bewilligung.
Halle a. S., am 26. März 1888.
Der Rektor der vereinten Friedrihs-Universität Halle-Wittenberg. Kaehler.
Angekommen: Se. Excellenz der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Minister des Fnnern von Putt- kamer, aus der Provinz Hannover.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preuszen. Berlin, 28. März. Se. Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag die Vorträge des Chefs des Civilkabinets.
— Fhre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta begab Sich gestern Abend mit Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden zum Besuh Beider Majestäten nah Charlottenburg.
— Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte gestern Morgen von 91/4 Uhr ab den Compagnie-Besichtigungen im Exerzierhause des 2. Garde- Regiments z. F. bei und nahm, in das Königlihe Schloß zurückgekehrt, um 121/, Uhr militärishe Meldungen entgegen. Um 31/4 Uhr begab Sich der Kronprinz nach Charlotten- burg zu Fhren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin und empfing Abends 51/4 Uhr den Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Grafen von Bismarck-Schönhausen.
— Fhre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin empfing gestern um 3 Uhr den Besuch Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden.
— Fn der heute, am 28. d. M., unter dem Vorsiß des Staats-Ministers, Staatssekretärs des Jnnern von Boetticher abgehaltenen Plenarsizung ertheilte der Bundesrath dem vom Reichstage angenommenen Entwurf eines Geseßes über die unter Aus\s{hluß der Deffentlichkeit stattfindenden Gerichts- verhandlungen und dem Entwurf einer Verordnung wegen Abänderung und Ergänzung der Ausführungsbestimmungen zu dem Gesey über die Kriegsleistungen die Zustimmung, er- klärte sich mit der weiteren Ausprägung von Einpfennig- stücken zum Betrage von etwa 600000 # ein- verstanden und genehmigte die von den Ausschüssen für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr vorgeschlagenen Abänderungen von Tarasäßen sowie die von denselben Aus- shüssen zu dem Entwurf des amtlichen Waarenverzeichnisses zum Zolltarif gestellten Anträge. Außerdem wurde über die Wiederbesezung der Stelle eines Mitgliedes der Kommission für die Ausarbeitung des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetz- buchs, über die vom Reichstage bei der Berathung des Reihhs- haushalts-Etats für 1888/89 gefaßten Resolutionen und über eine Eingabe, betreffend die Zollerstattung für Arrak in Flaschen von über 50 kg Bruttogewicht, Beschluß gefaßt.
— Die Wertherhöhung, welche bei der theilweisen Enteignung eines Grundstticks für das Restgrundstück in Folge der neuen von dem Unternehmer zu \{hafenden An- lage — beispielsweise in Folge der Verbreiterung der Straße, an welcher das Grundstück liegt — eintritt, findet nah einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 9. No- vember v. F., in Preußen bei der Berehnung der Entschä- digungssumme jedenfalls dann nicht zu Gunsten des Unter- nehmers eine Berücfsihtigung, wenn die durch die neue An- lage geschaffenen Vortheile gleihmäßig für alle anliegenden Grundstücke eintreten.
— Der Vorstand einer Eisen- und Stahl-Berufsgenossen- schaft hatte es abgelehnt, den Betrieb cines Civil-Jn- enieurs, welcher ein tehnishes Bureau besißt und die usführung vom Dampfkessel- und Dampfmaschinen- Anlagen nebst Transmissionen für verschiedene Zwecke übernimmt, wobei er je nah dem Gegenstande und den Verhältnissen vier bis ses -Monteure und ebenso viele Hülfsarbeiter, zeitweilig O mehr als ¿N Arbeiter beschäftigt, auch während der für die fertigen Anlagen zu leistenden Garantiezeit von vier und sechs Wochen den Betrieb der Dampfanlage durch einen der Monteure leiten läßt, in das Genossenschaftskataster aufzunehmen. Das RNeichs-Versicherungsamt hat durch Bescheid vom 9, Januar d. J. (Nr. 504) der hiergegen er- hobenen Beschwerde Naggegten, da der bezeihnete Be- trieb sich als ein Hülfsbetrieb der Großindustrie, in welchem die sonst regelmäßig von Arbeitern der be- treffenden Maschinen- 2c. Fabrik selbst ausgeführten Mon- tirungsarbeiten als ausschließlihe Gewerbsthätigkeit abgezweigt sind, darstellt und daher nah der Natur der vorgenommenen
Arbeiten als Fabrik im Sinne des §. 1 Absag 1 und 5 des Unfallversicherungsgeseßes, mithin als unfallversiherungs- pflichtig zu erachten ist.
— Ein Arbeiter R, welher Mitglied einer Betriebs- krankenkasse war, suchte und fand Aufnahme in das städtische Krankenhaus zu E. auf Grund einer ärztlichen Bescheinigung, in welher ausdrücklih gebeten war, demselben auf Kosten der Krankenkasse Kur und Pflege zu gewähren. Nah Beendigung der Kur, welche nur 10 Tage erforderte, liquidirte E. die entstandenen Kosten in Höhe von 1 pro Tag bei der Krankenkasse, in Höhe von 50 S bei dem Armenverband des Unterstüßungswohnsißes. Die abweisende erstrihterlihe Entsheidung wurde vom Bundesamt für das Heimathwesen durh Urtheil vom 4. Februar d. J. bestätigt. R., so heißt es in dem- selben, war Mitglied einer Krankenkasse, welche geseßlich ver- pflichtet ist, ihm freie ärztlihe Behandlung zu verschaffen und zu diesem Zweck die Aufnahme in ein Krankenhaus veranlassen konnte. Dadurch war die armenrehtlihe Hülfsbedürsftigkeit des R. beseitigt. Es ergiebt sich aber auch aus dem Umstande, daß die Krankenhausverwaltung kein Bedenken getragen hat, die Aufnahme des R. auf Grund des ärztlihen Er- suchens vorzunehmen, daß die Krankenpflege auf Kosten der Krankenkasse eingeleitet worden ist. Es kann daher in der Krankenhauspflege des R. eine Armenunterstüßung überhaupt nicht gefunden werden.
— Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs werden Ende dieses Monats folgende Truppen- theile verlegt : 1) das Jnfanterie-Negiment Nr. 132 — unter Uebertritt in den Verband des XV. Armee-Corps, 61. Jn- fanterie-Brigade — von Glaß nah Straßburg, 2) das 1. Rheinische Jnfanterie-Regiment Nr. 25 — unter Uebertritt in den Verband des XIV. Armee-Corps, 56. Jnfanterie- Brigade — von Straßburg nah Nastatt, 3) das 1. Ober- \{lesishe Fnfanterie-Regiment Nr. 22 — unter Uebertritt in den Verband des VI. Armee-Corps, 24. Jnfanterie-Brigade — von Rastatt nach Glag.
Die 1. Reitende Batterie des Hessishen Feld- Artillerie-Regiments Nr. 11 wird mit dem 30. Sep- tember d. J. von Fulda nah Kassel verlegt.
— Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohen- zollern, General-Major à la suite des 2. Garde-Dragoner- Regiments und Commandeur der 3. Garde-Kavallerie-Brigade, hat sih auf 10 Tage mit Urlaub nah München begeben.
— Der hiesige cinesishe Gesandte Hung ist vom Haag, wohin er sich behufs Ueberreichung seines Beglaubigungs- s{hreibens begeben hatte, nah Berlin zurü&gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschast wieder übernommen.
— Der Präses der Ober-Militär-Examinations-Kommission, General-Lieutenant des Barres, ist von einer kurzen Dienst- reise nah Dresden hierher zurückgekehrt.
— Nach Beendigung des Kursus bei der Artillerie- Schießshule haben si die zu demselben kommandirt gewesenen E und Lieutenants der Artillerie in ihre resp. Garnisonen zurückbegeben.
Vayern. München, 27. März. (Allg. Ztg.) Prinz Luitpold, des Könige ichs; Bayern Verweser, hat nach- stehende, im Anschluß an die diesjährigen größeren Truppen- übungen zu vollziehende Aenderungen in der Disloca- tion der Armee verfügt: die 5. Escadron des 4. Che- vauleger:Negiments König von Neu-Ulm nach Augsburg ; die 1. Escadron des 4. Chevauleger-Regiments König von Augsburg nah Neu-Ulm; die 3. Escadron des 5. Chevauleger:Regiments Erzherzog Albrecht von Desterreih von Zweibrücken nach Saargemünd; die 4. Escadron des 5. Chevauleger-Regiments Erzherzog Albrecht von ODesterreich von Saargemünd nach Zweibrücken ; die 2. Escadron des 6. Chevauleger-Negiments Großfürst Konstantin Nikolajewitsh von Neumarkt nach Amberg; die 1. Escadron des 6. Chevauleger:Regiments Großfürst Kon- stantin Nikolajewitsch von“ Amberg nah Neumarkt.
Sachsen. Dresden, 27. März. (Dr. J.) Der König ertheilte gestern dem Königlich preußischen Gesandten, Grafen Dönhoff, eine feierliche Partikular-Audienz, in welcher Se. Majestät das Notifikations schreiben der Thron- besteigung Sr. Majestät des Königs Friedri III. von Preußen, sowie das neue Beglaubigungsschreiben des Gesandten entgegennahm.
— (W. L. B.) Der SÔ@luß des Landtages fand heute Abend in der Ersten Kammer durch den Staats- Minister, Gzafen von Fabrice, in Anwesenheit der Mit- glieder beider Kammern und sämmtlicher Minister statt. Nachdem der Referent des Gesammt-Ministeriuums, Geheim- Rath Dr. Held, das Königliche Dekret verlesen hatte, welches den Staats-Minister von Fabrice zum Schluß des Landtages ermächtigt, sprah Leßterer im Auftrage des Königs den Kammern den Allerhöchsten Gruß und die Anerkennung über die Ergebnisse des Landtages und dessen erfolgreihe Thätigkeit aus. Redner s{hloß mit den Worten: „Wenn wir heute unter dem frishen Eindruck uns befinden des über das Deutsche Reich durch den Heimgang seines großen ruhmreichen Kaisers verhängten s{hweren Mißgeschiks und darüber aufrichtigen Herzens trauern, so haben wir denno reihen Anlaß, im Hinblick auf unseren Königlihen Herrn freudigen Herzens der Zukunst R, Wir thun dies mit fester Zuversicht und vollem Vertrauen, daß Sachsen unter
Seiner Allerhöchst weisen Führung gedeihe, zur Blüthe sich entwickele, sich und Deutschland zu Nugz und Frommen. Das
walte Gott! Gott segne Sachsen! Gott segne den König!“ Der Präsident der Ersten Kammer, von Zehmen, brachte sodann ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den König aus.
Vaden. Karlsruhe, 25. März. (Allg. Ztg.) Der 22. März gehört wohl für immer dem Gedächtniß des Kaisers Wilhelm. Jm ganzen Lande haben an diesem Tage Schulfeierlichkeiten, Gottesdienste und besondere Akte der Gedächtnißfeier stattgefunden; namentlih zählten die Versammlungen in Karlsruhe, Freiburg und Kon- stanz Tausende von Festtheilnehmern. Das Militär hatte an diesem Tage wieder besondere Gottesdienste. — RKaiserdenkmäler sind in Baden bereits ge- plant in Mannheim, Pforzheim, Freiburg, Konstanz, Karlsruhe und einigen kleineren Outtn, «In Mannheim haben zwei angesehene Bürger die Sammlung mit Gaben von je 3000 M eröffnet; in Pforzheim sind die Sammlungen ebenfalls im Gange; in Freiburg soll eine große Kaiserbüste in den neuen Anlagen aufgestellt werden; auch ist hon an anderen Orten der Gedanke verwirkliht, Kaiserbäume zu pflanzen, Gedenksteine und Büsten aufzustellen.
— 26. März. Die „Karlsruher Zeitung“ {reibt : „Zhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Groß- herzogin haben nach dem Todestage Sr. Majestät wei- land des Kaisers Wilhelm in strenger Zurückgezogenheit in Berlin gelebt und vorzugsweise mit Jhrer Majetgt der Kaiserin Mutter verkehrt. So lange die vielen aus: wärtigen Fürsttichkeiten dort anwesend waren, unterstüßten Jhre Königlichen Hoheiten die Kaiserin Mutter beim Empsang der Fürstlihen Gäste und nahmen Allerhöchstderselben soviel als möglih die Mühen der Repräsentation ab. Jm engeren Kreise der Königlichen Familie fand ein reger Verkehr statt; zeitweise besuhten die Großherzoglihen Herrschaften Se, Majestät den Kaiser in Charlottenburg und begaben Sich dort wiederholt in das Mausoleum an den Sarg Kaiser Wilhelm's, und zwar zuleßt am 22. März.
Jhre Königlichen Hoheiten beabsichtigen noch bis nah Ostern in Berlin zu verbleiben, ebenso wird voraussichtlich Jhre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Shwe- den und Norwegen so lange dort verweilen, während Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Schweden und R am 26. März nah Stockholm zurückzukehren gedenkt.
Die Großherzogin hat die vielen shweren Gemüths: ershütterungen mit glaubensstarker Hingebung ertragen und keine wesentlihen Schädigungen der Körperkräfte dadurch er- litten. Für das Augenleiden der Großherzogin ist diese Schmerzenszeit natürlih nicht günstig, do hat ih eine Ver: \{chlimmerung des Leidens micht kundgegeben.“
Hefsen. Darmstadt, 28. März. (W. T. B.) Die Konfirmation der Prinzessin Alix fand heute in der Schloßkirche in Gegenwart des Großherzogs sowie der ge- sammten Großherzoglichen Familie statt. Auth Prinz Heinrih von Preußen, die Landgräfin von Hessen und die Erbprinzessin von Anhalt waren anwesend. Die Konfirmation vollzog der Superintendent Sell.
Sachsen - Weimar - Eiscnach. Weimar, 26. März. (Th. C.) Der Großherzog empfing heute den Königlich preußischen Gesandten von Derenthall zur Ueberreichung der Schreiben, durch welche derselbe als Gesandter König Friedrih's II1. am Großherzoglichen Hofe beglaubigt wird. Später cmpfing auch die Großherzogin den Gesandten.
Der Landtag hat in seiner Sonnabendsizung, der Vor: lage der Regierung entsprechend, diese ermächtigt, dem Verein zur Begründung und Erhaltung einer Arbeiterkolonie in Thüringen ein zeitlih unbestimmtes und unverzinslihes Darlehn in Höhe von 40000 A zu gewähren. Jn den Ver- handlungen ward aus der Mitte des Landtages die Vorlage lebhast befürwortet und nvamentlich auch die Nothwendigkeit einer Arbeiterkolonie als Schlußstein der Maßnahmen gegen das Unwesen der Wanderbettelei, der Verpflegungs- stationen u. \#. w. hervorgehoben. Die ablehnende Hal: tung des Meininger Landtages wurde lebhaft bedauert. — Jn Jas heutigen Sißung berieth der Landtag, der sih am Schluß derselben“ bis zum Herbst vertagte, die Vorlage über die Heranziehung derEisenbahnenzu den Gemeinde: abgaben. Es kam indessen niht zu einer Beschlußfassung, da im Verlauf der allgemeinen Berathung der Antrag gestellt und angenommen wurde, den Gegenstand erst in der Herbst: session zu erledigen.
Bremen, 26. März. (Wes.-Ztg.) Am Sonntag Mhasen fand im Schütting eine Vorbesprehung wegen Errichtung eines Denkmals für den verewigten Kaiser Wilhelm statt. Allerseits war man der Ansicht, daß die erforderlichen Geldmittel durch freie Beiträge aufgebracht wer- den könnten und müßten; ebenso, daß nur ein Reiterstandbild dem Charakler unseres Kaisers und der Größe unserer Stadt angemessen fei. Es wurde beschlossen, ein Comitée für ein auf diese Weise zu errihtendes Denkmal zu bilden.
Elsaß-Lothringen. Straßburg, 27. März. Das „Geseßblalt für Elsaß-Lothringen“ veröffentliht das Geseg, betreffend die Feststellung des Landeshaushalts- Etats für Elsaß-Lothringen für das Etatsjahr 1888/89, Der Etat ist danach in Ausgabe auf 44175438 s, in Einnahme auf 44175 438 A festgestellt, und zwar: im ordentlihen Etat in Ausgabe auf 41 235 282 M, näm- lih: auf 38905664 4 an fortdauernden, und auf 2329618 M an einmaligen Ausgaben; in Einnahme auf 43 793 638 M; im außerordentlihen Etat, in Ausgabe auf 2940156 M, und in Einnahme auf 381 800 M,
Oesterreich-Ungarn. Pest, 26. März. (Prag. Ztg.) as der Königlichen Kurie, Perczel, ist ge- torben.
Agram, 26. März. (Wien. Ztg.) Das Amtsblatt veröffentlicht den von der Justizabtheilung verfaßten G eseß- entwurf bezüglich der Abänderung und Ergänzung der Strafprozeßordnung. Dieser Entwurf wird nächster Tage in einer Konferenz unter dem Vorsiß des Banus end- gültig redigirt und dem nächsten Landtage vorgekegt werden.
__ Großbritannien und Jrland. London, 27. März. (W. T. B.) Jm Oberhause wurde heute die von zZhrer Majestät der Königin ertheilte Genehmigung zur Con- version der Staatsschuld verlesen. Hierauf vertagte si das Haus bis zum 13. April.
Jm Unterhause erklärte der Unter-Staatssekretär Fergusson: den Mächten sei ein Vorschlag zugegangen, wonach die Gesetze, betreffend Auflegung von Stempel- gebühren und Patentsteuer auf Fremde zwischen der egyptishen Regierung und der Staatsschulden- Kommission geregelt werden sollen. Solche Geseßentwürfe seien bereits sorgfältig vorbereitet und von England gebilligt, welches bemüht sei, die Zustimmung anderer Mächte zu er- halten. — Das Unterhaus hat sich bis zum 5. April vertagt.
Frankxeih. Paris, 26. März. (Köln. Ztg.) Der Minister des Auswärtigen, Flourens, überreichte heute dem italienishen Botschafter, General Menabrea, cine Note über die italienischen Gegenvorschläge in Betreff des Handelsvertrages, in der Frankreih nähere Mittheilun- gen über mchrere Punkte in den Gegenvorschlägen verlangt.
_— 27. März. (W. T. B.) Der Präsident Carnot ha: auf den Antrag des Kriegs-Ministers und nah vorgängiger Berathung des Ministerrathes das Dekret unterzeichnet, dur welhes General Boulanger entsprehend dem über: einstimmenden und mit Stimmeneinhelligkeit gefaßten Gut- achten des militärishen Untersuhungsraths von Amt? wegen mit Pension in den Ruhestand verseßt wird.
Der Kommandant des französishen Mittelmeer- geschwaders hat in einem hierher erstatteten Bericht erklärt, daß von dem Geschwader kein Schuß nach der Richtung des italienischen Handelsschifs „Solferino“ hin abgegeben worden sei. :
Der Senat genehmigte das Budget des Ministe- riums des Auswärtigen und dasjenigedes Ministeriums des Jnnern unter Wiederherstellung der Kredite für die Gefängnißgeistlihen im Seine-Departement und der Geistlichen an Taubstummeninstituten. Bozerian brachte einen Antrag, betreffend die Unterdrückung des Ordenshandels, ein. — Ein ähnlicher Antrag wurde in der Deputirtenkammer von Marmonier eingebracht.
Jn einer heute stattgehabten Versammlung der Gruppen der Linken wurde über eine eventuelle Jnter- pellation über die allgemeine Politik berathen, doch schien kein Mitglied der Versammlung geneigt, die Jnitiative zu einer solchen zu ergreifen, Die äußerste Linke beauftragte ihr Bureau mit der Abfassuna eines Geseyentwurfs, betreffend die Revision der Verfassung; derselbe soll noch vor den Osterferien eingebracht werden.
— 28. März. (W. T. B.) Der deutsche Botschafter
Graf Münster überreichte dem Präsidenten Carnot gestern sein neues Beglaubigungs\chreiben. Das Comité für die Wahl Boulanger's beschäftigt sich mit der Frage, ob von der Kandidatur Boulanger's im Aisne-Departement zu Gunsten des Nadikalen Doumer, der für eine neue Wahl als Anhänger Boulanger's aufzustellen wäre, Abstand genommen werden solle.
Nuf;land und Polen. St. Petersburg, 28. März. (W. T. B.) General von Werder wurde gestern behufs Notifikation der Thronbesteigung Sr. Majestät des Kaisers Friedrich in feierliher Audienz vom Kaiser Alexander und darnach auch von der Kaiserin empfangen. Vom Winterpalais aus, wo der General abgestiegen war, wurde derselbe im Hof-Galawagen zur Audienz im Anitschkof- palais abgeholt.
Jtalien. Rom, 27. März. (W. T. B.) Der außer- ordentlihe Abgesandte Sr. Majestät des Kaisers Friedrich, Prinz zu Hohenlohe-Jngelfingen, ist heute nah Berlin zurükgereist. Am Bahnhofe waren zur Verabschiedung der deutshe Botschafter sowie das Personal der Botschaft und zahlreiche Mitglieder der deutschen Kolonie anwesend.
Aus Massovah wird amtlih gemeldet: Gestern Nacht ist auf der ganzen Front zwischen Subarguma und dem Fort Jangus die Annäherung des Feindes signalisirt worden. Die italienischen Truppen nahmen die Kampf- aufstellung ein; der Feind ist bis auf eine Stunde von den Vorposten der Jtaliener vorgerückt. Jndeß sind die Ftaliener in ihrer Stellung heute Morgen noch nicht angegriffen worden ; auch exscheint ein Angriff nicht bevorstehend.
Genua, 27. März. (W. T. B.) Der Hafenkapitän leitete eine Untersuchung über den von dem Kommandanten des „Solferino“ erstatteten Bericht ein und vernimmt als Zeugen die Schiffsmannschaft und die Passagiere.
Brindisi, 27. März. (W. T. B.) Der griechische
tinister des Aeußeren, Dragumis, ist von Korfu hier eingetroffen und hat die Reise nah Wien und St. Petersburg fortgeseßt.
Türkei. Konstantinopel, 24, März. (Wien. Ztg.) (Neuter-Meldung.) Der französishe Botschafter Graf Monte- bell o überreichte heute der Pforte die Suez-Kanal-Kon- vention. — Fbrahim Bey, Sohn des gewesenen Khedive «Fómail Pascha, wurde zum Staatsrath ernannt. — Der Gouverneur von Damaskus, Nachid Pascha, ist gestorben. — Der Sultan hat die Demission Gadban Effendis angenommen.
Rumänien. Bukarest, 27. März. (W. T. V.) Bei dem gestrigen Bankett im National-Theater zu Ehren des Minister-Präsidenten Bratiano wurde der Familie desselben, als sie die Loge betrat, in welcher auch die Gemahlinnen der anderen Minister sih befanden, Ovationen dargebracht. Nach dem Bankette wurde Bratiano unter Zurufen nach Hause geleitet.
— 28. März. (W. T. B.) Zu der gestrigen Sigzung der Deputirtenkammer hatten der Opposition angehörige Deputirte eine Anzahl Personen in die Kammer eingeführt, um daselbst Lärm zu provoziren. Aus der von den Anstiftern des Auf- tritts geführten Gruppe wurde ein Revolverscchu § abgefeuert, durh welchen der Thürsteher am Eingang der Kammer tödtlih verwundet wurde. Herbeigezogene Soldaten stellten die Ordnung wieder her. Jn Folge der über den Vorgang stattgehabten Verhöre sind die Deputirten Fleva und Philippesco, sowie mehrere Journalisten, darunter Creßulesco und Costaforo, verhaftet worden. Die Untersuchung dauert noch fort.
(W. T. B.)
Dänemark. Kopenhagen, 27. März. ( Der Kronprinz von Schweden und Norwegen und Prinz Neuß, welcher beauftragt ist, den Regierun gs- antritt Sr. Majestät des Kaisers Friedrich dem hiesigen Hofe ¿u notifiziren, sowie die italienishen Ge- jandten in Kopenhagen und Stockholm, Marquis Maffai und Graf Zannini, sind heute hier eingetroffen.
Zeitungsstimmen. Die „Wiesbadener Presse“ reibt:
Bevor der am Dienstag geshlo}sene Reichstag auseinanderging, hat er noch einmal cin Bild erhebender Eintracht gewährt, wie an lenem Tage, wo er die große Rede des Fürsten Biêëmarck über die politishe Lage mit der cinmüthigen Genehmigung der Wehrvorlage Und der damit in Verbindung stehenden Anleihe beantwortete. Seitdem die Schreckenskunde von dem Hinscheiden Kaiser Wilhelm's in den Reichs- tag gelangte, haben dort die parlamentarishen Streitereien keine Stätte mebr gefunden. Ja, die Parteien haben sih sogar zu mehreren ein- müthigen Kundgebungen, ohne daß es einer Auseinandersezung be- durfte, erhoben: zu der Adresse an Se. Majestät den Kaiser, zu dem
anfeêvotum für die auêwärtigen Parlamente und zu der einstimmi- gen Annahme eines Antrags wegen Errichtung eines Kaiser Wilhelm- Denkmals. Diese Kundgebungen der Eintracht entsprechen vollkommen den Empfindungen, welche die ganze Nation in diesen Tagea bescelten. Wie sie es als eine Störung ihrer Gefühle der Trauer empfunden haben wurde, wenn auch bei jenen Gelegenheiten Meinungsverschiedenheiten sih geltend gemacht hätten, so erkennt sie die Kundgebungen des Reichstages dankbar als einen würdigen Ausdruck ihrer eigenen Ge- ühle an, und wir zweifeln niht, daß sih der Reichstag mit dicsem seinem Verhalten allenthalben neue Freunde und warme Anerkennung erworben hat. Niemand wird verlangen und erwarten, daß bei der alltäg-
lien politischen Arbeit eine ähnlihe Harmonie Plaß greife: nur im Kampf der Geistcr ist Leben und Fortschritt, und wo Gegensätze fehlen, greift nur zu leiht Interesselosigkeit, Gleichgültigkeit und Langeweile um sih. Leider aber hat 78 Zeiten gegeben, wo über den Porktei- kämpfen alles andcre vergessen wurde. Die Kundgebungen der Ein- traht im Reichêtage zeigen in beredter Weise, daß es doch noch Punkte giebt, in denen die Parteien einig sind. Sie geben uns die Gewißheit, daß die Parteileidenschaften noch niht in dem Maße die Oberhand ge- wonnen haben, als daß sie nicht zurücktreten, wenn die höchsten Interessen auf dem Spiele stehen. Kaiser Wilhelm hat fo auch dur scin Hinscheiden einigend und friedebringend gewirkt, und wie er die Nation geeint hat, so bat fein Hintritt auch die Parteien geeinigt, dem Streit ein Ende bereitet! dieses erfreulihe Zeichen der Ein- mütbigkeit wird hoffentlih nicht ohne tiefere Wirkung bleiben. Die Parteien haben cs an sich selbft erlebt, daß alle ibre Kämpfe und Streitigkeiten vor größeren mächtigeren Eindrücken hinfällig werden und verschwinden. Deshalb follten sie — und darin wird die ganze Nation mit uns übereinstimmen — in Zukunft nit ihre ganze Kraft der Pflege der Gegensäße widmen, fondern vielmehr darauf bedacht sein, immer mehr das einigende Moment im Auge zu be- balten, und, wenn auch die Gegenfäte nicht aus der Welt geschaft werden können, so doch ihr ganzes Dichten und Trachten darauf richten, sie zu mildern und in der Form zu mäßigen; sonst würden sie ihre Kraft an Dingen vershwenden, die ihrer ganzen Bedeutung nach derselben niht werth wären. Eintracht mat stark! Der Reichêtag hat niemals einen größeren Beweis seiner Macht und Stärke gcaeben, wie als die Parteien si cinig zeigten, nit nur untereinander, sondern auch mit dem erbabenen Träger der Krone. Hieran festzuhalten und stets nach diefer Richtung bin zu wirken, ift die würdige Aufgabe, die sich aus dem, was wir soeben erlebt baben, für alle ergiebt, wenn hieraus dauernder Segen cntspringen soll. Möchten die Parteien na dieser Richtung bin mehr und mehr zu wirken trachten: das Andenken an den verstorbenen Kaiser könnte niht beser als gerade auf diese Weise geehrt werden.
— Das Märzheft des „Deutschen Handels-Archivs“ enthält folgende Artikel über die Lage der Jndustrie und des Handels während des Jahres 1887 in:
Chemnig (Ende Dezember). i
Baumwollenspinner«i. Sämmtliche Spinnereien batten im vierten Quartal eine außerordentlich große Nachfrage nach Gespinnsten aller Art, zweicylindrige Garne ausgenommen, zu verzeihnen, so daß der Bedarf, nachdem die Lager \chon während des Sommers geräumt waren, kaum zu befriedigen war. Die Preife haben sich nach und nach im Verbältniß zur Steigerung des Rohmaterials gebessert, fo daß die meisten Qualitäten am Ende des Quartals 4 bis 6 4 höher standen, als zu Anfang deéselben.
Die wesentliche Besserung in der Lage der Baumwollspinnereien liegt darin, daß sie wenigstens den Konjunkturnutzen verdienen, \o- fern sie sich noch zu niedrigen Preisen Rohmaterial gesichert baben, während im vergangenen Jahre die auch damals gestiegenen Baum- wollvreise ohne Wirkung auf die Garnpreise blieben. Für Garne, welche aus jetzt gekaufter Baumwolle hergestellt sind, ist der Verkaufs- preis noch wenig befriedigend. Es ist demnach anzunehmen, daß bei Fortdauer des Bedarfs der Garnpreis noch steigen wird. Für das neue Quartal sind die Aussibten nicht ungünstig; die Aus\{lag gebenden englishen Spindeln sind fehr stark für China und Indien beschäftigt und haben keine Veranlassung, durch Angebote den deutschen Markt zu drücken. . .
Die Wollkämmereien waren im Oktober und November {wah beschäftigt. Der Dezember brachte wieder genügende Veschäftigung, wele am Jakres\{chluß als sehr reichlich zu bezeichnen war. . ….
Für tie Streichgarnspinnereien beginnt gewöhnlih im Oktober eine \chwächere Beschäftigung, da Streichgarne vorzugsweise für Winter- artifel verwandt werden. In diesem Jahre aber dauerte die volle Beschäftigung bis in den Dezember. Die Preise sollen aber nah wie vor sehr gedrückt sein. . j
Die Lage der Eisenindustrie, sowohl der Hütten, wie der Walz- werke, ist im Allgemeinen als eine erheblih gebesserte anzusehen. Der Bedarf bat, namentlich für Roheisen, erheblich zugenommen, so daß troß der gesteigerten Produktion die alten Lagerbestände, welche früber oft auf den Preis drückten, geräumt werden konnten. Vorrath ift weder auf den Hütten noch auf den Walzwerken zu finden, und die Nachfrage bleibt anhaltend gut. .
Koblenz (Ende Januar).
In Uebereinstimmung mit der allerseits gebesserten Lage der Eisenindustrie haben auch die Verhältnisse unseres Eisenerzberabaues wieder eine hoffnungsvolle Gestaltung gewonnen, und €s ist vorzugs- weise der jahrelang verna(lässigte Rotheisenstein, welchem die cin- getretene Besserung zu Gute kommt. Die einst sehr umfangreichen Borräthe davon wurden rasch vergriffen; bei der Andauer des cin- getretenen Umschwunges aber behalten die Grubenbecsiyer begründete Ausficht, lohnende Betriebe wicder aufnebmen zu können. Dem Bergrevier Weilburg, wo noch reiche Lager Notheisensteins vorhanden find, wird die veränderte Laae vorzugéeweise gut zu Statten kommen. In der Nachfrage nah den übrigen Sorten hat sich im Verlaufe des leßten Quartals mindestens nichts vers{hlechtert. ,
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von dem Deutschen“ Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, fortgeseßt von Dr. Moriz Heyne, Dr. Rudolf Hildebrand, Dr. Matthias Lexer, Dr. Karl Weigand und Dr, E. Wülcker (Leipzig, Verlag von S. Hirzel) wurde soeben des VII. Bandes 11, Lieferung, cnthaltend die Artikel „Platzbaum“ bis „Preßvergehen“, bearbeitet von Dr. M. Lerer, ausgegeben. Bis jeßt find von dem großen nationalen Werk nurmehr vollständig erschienen : der I. Band (A, B). bearbeitet von Iacob Grimm, mit dem Porträt von Jacob und Wilhelm Grimm (Preis 16 X), der II. Band (B bis D), bearbeitet von Jacob und Wilhelm Grimm (Preis 15 ), der 111. Band (E bis „Forsche*), bearbeitet von- Jacob Grimm und Karl Weigand (Preis 16 6), des IV, Bandes 1. Abtbeilung 1. Hälfte („Forschel“ bis „Gefolgs- mann“), bearbeitet von Karl Weigand und Rudolf Hiltebrand (Pr. 20 M), des IV, Vandes 2. Attbeilung (H bis J), bearbeitet von Moriz Heyne (Pr. 23 M), der V.Band (K), bearbeitet von Rudolf Hilde- brand (Pr. 251,46), und der VI. Band (L bis M), bearbeitet von Moriz Heyne (Pr. 36 4). Noch nicht beendet sind: des 1V. Bandes 1. Ab- theilung 2. Hälfte, von welcher die Lieferungen 1 kis 7 („Gefoppe“ bis „Genug*), bearbeitet von Rudolf Hildebrand (Pr. der Lieferung 2 M), erschienen, der VII. Band, von welchem Lieferung 1 bis 11 (N bis „Preßvergehen“), bearbeitet von Matthias Lexer (Pr. je 2 M6), vorliegen, der VI1I. Band, der bis Lieferung 3 (R bis „Reich“), bearbcitet von Moriz Heyne (Pr. je 2 ), vorgeschritten ist, und der XII. Band, von dem die 1. Lieferung (B bis „Verdammen“), bear- beitet von E. Wülcker, im Druck erschien. Des VII]. Bandes 12. Lie- ferung (P), bearbeitet von Matthias Lexer, und des X11. Bandes 2, Lieferung (V), bearbeitet von E. Wülcker, befinden sich unter der Presse.
Gewerbe und Handel.
In der 25. ordentlichen Generalversammlung ter Aktionäre der Preußishen Hypotheken - Versicherungs - Aktien- Gesellschaft wurde die Bilanz genehmigt und Decharge ertheilt. Die von der Verwaltung vorgeschlagenen Statutenänderungen, wonach die Aktionäre stait der hinterlegten Aktienwehsel mit Genchmigung des Vorstandes und Aufsichtsraths auch die Vollzablung aus die Aklien leisten können, welche leßteren alsdann als Inhbaber-Aktien ab- gestempelt werden sollen, fand die Genchmigung der Hauptversamm- lung sowohl, als auch der zu diesem Zweck berufenen beiden besonde- ren Genecralrersammlungen. Die Statutenänderungen bedürfen der Bestätigung der zuständigen Ministerien, die demnächst eingeholt wird. Sobald Vorstand und Aufsichtsrath Vollzahlungen zulassen wollen, wird eine öffentliche Bekanntmachung an die Aktionäre ergehen.
— In dem Geschäftsberiht der Baugesellschaft für Mittelwohnungen für das Iahr 1887 werden die Ergebnifse angesihts der allgemeinen Geschäftslage als zufriedenstellend und günstig bezeihnet. Troß bedeutender Kosten, welhe die Negulirung und Abtretung der Straßen an die Gemeinde in Weißensee, die Her- fiellung der dortigen Entwässerungskanäle verursachten, kann den Aktionären die Vertheilung einer Dividende von 29/6 vorgeschlagen werden. Durch die erwähnte unentgeltlihe Abtretung der Straßen des Bau- terrains in Weißensee an die Gemeinde verringerte sich der Terrain- besiß in 1887 um 13941 qm = 981,70 Qu.-Ruthen, wogegen der Buchwertb der Ruthe entsprehend höher — 61 4 — aufgenommen worden ist. Durch Verkäufe trat ferner cine Verringerung um 9889 qm = 415,1 Qu.-Rutben ein, die zum Durchscbnittäpreise von ca. 14140 M, für den Eesammtbetrag von ca. 60100 A und mit einem Bruttogewinn von 41 705,10 erfolgt sird. Im Hypotheken- Conto vermehrten sich die ausstehenden Forderungen durch die Ver- käufe um 158694 M, verringerten sich dagegen durÞd Rüdck- zablungen um 131777 &#, so daß als Bestand 234795 Æ an Hypotheken verbleibt. Das Haus Georgen- kirchstraße 32 wurde mit einem Gewinn von 6000 M verkauft. Das Gewinn- und Verlust-Conto ergiebt einen Bruttogewinn von 59984 A Nach Abzua bezw. nah Abschreibung der Steuern und Unkosten, sowie nach Rückstellung von 3661 4 für Straßenpflaste- rungs-Reserve-Coxto verbleiben 18941 #, wovon 59% für den Reservefonds mit 905 M, 99% für den Aufsichtsrath mit 1548 M, 69% für den Vorstand mit 1032 4, im Ganzen 3486 „c verwendet werden, so baß noch 15 454 M. übrig bleiben, welche die Vertheilung einer Dividende von 2% mit 14448 M und einen Vortrag aufs Neue von 1006 # gestatten.
— Nach dem Geschäftsberiwt der Kommunalständischen Bank für die Preußische Oberlausiß in Görlitz ist das Resultat des Geschäftsjahres 1887 fast das gleiche wie das des voran- gegangenen, Nach Abzug der für das Delkredere - Conto in Reserve gestellten 50 000 A sind, wie die Bilanz zeiot, 334335 A oder 7,43 9%% des Stammkapitals an die Landsteuerkasse abgeliefert worden, während der Ertrag des Jahres 1836 7,46 %5 repräsentirte. Der Ge- sommtumsaß der Bank betrug in 1886 494150576 \Æ, in 1887 425 797 270 MÆ Der offizielle Diskontosaß der Reichsbank war zwar durchs{nittlich um 0,13 9%, höher als im Vorjahr, gleichwohl blieb der Ertrag aus den Wechseln geringer, weil ein nit unwesentlicher Theil derselben nur gegen den niedrigeu Privatdiskontsatz zu erlangen gewesen ist, und der Geldbetrag der diskontirten Wechsel um etwa 9 000 000 gegen das Jahr 1886 zurückblieb.
___— In der ordertlichen Generalversammlung der Osnabrücker
Bank wurde die vorgelegte Bilanz genehmigt, die Dividende für 1887 den Anträgen gemäß auf 7©£/0 festgestellt und dem Vorstande Detarge ertheilt.
— Nach dem Geschäftsbericht der Köln isben Wechsler- und Kommissionsbank haben sih die Erträgnisse etwas gehoben. Cs wurden erübrigt auf Sorten 7073 S (1886 6834), Wesel 78 997 M. (70 877), Effekten 21 C081 M (20 847), Sinsen 204 323 M4 (199 957), Provision 122590 4 (120 377), zusammen 434 066 M (+ 19172 e). Durch Abschreibungen auf nothleidende Conti im Betrage von 36 083 A (17579) ist dieses Plus wieder absorbirt worden, sodaß der verbleibende Reirgewinn von 298 324 M. (297 770) den vorigjährigen nur wenig übersteigt Dieser Gewinn foll wie folgt vertheilt werden: zur Kapital-Neserve 20000 e (wie im Vorjahre), 59% Dividende 259 710 4 (wie im Vorjahre), Tantièmen 18 045 M (17 729), Vortrag auf 1888 560 4 (531), Der Reservefonds erreiht mit der oben angeführten Zuwei- qung die Oöbe von 285 000 M
— Das Gewinn- und Verlust-Conto der Oldenburgischen Landesbank ergiebt für das Jahr 1887 einen Reingewinn von 167 301 M (gegen 129 859 4 im Vorjahre), welcher nah Ver- gütung der vertragsmäßigen Tantièmen und der Dotirung des Re- servefonds eine Gesammtdividende von 12,57 % gegen 9,90% im Jabre 1886 vom eingezahlten Aktienkavital darstellt. Die Ver- waltung beantragt, aus dem erzielten Reingewinn tie Vertheilung einer Dividende von 10% an die Aktionäre, die Auszahlung von 30258 M als Gewinn-Antheil an die Großherzoglibe Regierung und die Uebertragung von 10086 # an den Reservefonds, der dur diese Zuweisung sih auf 366 682 M gleih 30,55 %/a des eingezahlten Aktienkapitals crhöht. Von größeren Geschäften führt der Bericht die in Gemeinschaft mit der Firr:a von Erlanger u. Söhne in Frank- furt a. M. und der Oldenburgischen Spar- und Leihbank übernom- mene und mit gutem Erfolg durcgeführte Kcnvertirung der 42/6 kon- solidirten oldenburgishen Staatsanleibe in 31% im Betrage von 14 465 300 an. Von Verlusten blieb die Bank vollständig ver- shont. Der Gejsammtumsatz ist im Berichtéjahre wiederum nit unwesentlih, um rund 73 Millionen Mark, gestiegen.
— In diesem Jahre ist ein Jabrhundert verflossen, daß die deu t\ch e Cigarrenfabrifation, welche vom volkswirthschaftlihen Stand- punkt aus von feiner anderen Industrie an Bedeutung übertroffen werden dürfte, ixs Leben getreten ist ; denn in dem „Handbuch der Ta!bback- und Cigarrenfabrikation“ von Ladislaus von Wagner findet sih folgender Passus: „Im Iahre 1788 errichtete der Tabackfabrikant H. Schlottmann zu Hamburg die erste Cigarrenfabrik, nachdem er bei scinem früheren Aufenthalt in Spanien die Be- handlungêweise kennen gelernt hatte. AnfängliÞh wollten seine Cigarren feine Käufer finden, und er mußte sie wegschenken; denn man war zu jener Zeit, wo Cigarren in Hamburg noch wenig geraucht wurden, so gewohnt, sie blos als Geschenk anzunehmen. Als mehrere Schiffe in der Folge Cigarren aus Amerika mitbrachten und diese in Partien verkauft wurden, ging es bald besser mit seiner Unternehmung und dem Vertrieb seiner Waare. In den Jahren 17%6 und 1797 wurde das Cigarrenmachen in Hamburg zur Mode und bald ein wahres Bedürfniß, auch etablirten sich neben Schiott- mann, sowohl in Hamburg vie in Altona noch einige Fabriken, bis endlih heutigen Tagcs die Cigarrenfabrikation einer der wichtigsten Industriezweige Hamburgs geworden ist.“
Kottbus, 27. März. (W T.B.) In der Generalversammlung der Aklionâre der Niederlausißzer Bank zu Kottbus wurde die Jahresbilanz, sowie die Vertheilung einer Dividende von 4# 9/0 pro 1887 einstimmig genehmigt und dem Aufsichtsrath und der Direktion Decharge ertheilt. Die Auszahlung der Dividende erfolgt in Kottbus sofort, in Berlin vom 4. bis 30. April c. Das aus\ck{eidende Mitglied des Auffichtsraths, Hr. Alwin Ball in Berlin, sowie die bisherigen Revisoren wurden wiedergewählt. Anläßlih des andauernden Rück- gangs der Umsäße und des Gewinns wurde Seitens der Aktionäre die Verwaltung noch dabin interpellirt, ob es — falls die Fortdauer diescs Zustandes bestehen bleibe — nicht angemessener sei, die Liqui- dation der Gesellshaft ins Auge zu fassen. Seitens der Verwaltung wurde erwidert, daß ihr derartige Anregungen auch \chon mehrfa brieflih gegeben worden seien und daß fie dieselben ernstliher Er- wägung unterziehen werde.
Dresden, 28. März. (W. T. B.) In der beute stattgehabten Generalversammlung der Dresdener Bank waren 28 Aktionäre anwesend, welche 11 882 Stimmen vertraten. Die vorgelegte Bilanz wurde genehmigt, ebenso die Vorschläge der Verwaltung bezüglich der Gewinnvertheilung Die Dividende von 7 °/ gelangt sofort zur Auszahlung. Die ausscheidenden Aufsichtêrathsmitglieder wurden wiedergewählt.
St. Petersburg, 27. März. (W. T. B) Der griechische General-Konsul Banquier Condoyanaki ift gestern hier ge- storben. Wie der „Herold“ hört, werde die Firma liquidiren.
Washington, 27. März. (W. T. B) Der Präsident Cleveland hat eine Botsbaft an den Kongreß gerihtet, in welcher demselben gesetgeberishe Maßregeln zur Verhinderung der Ein- fuhr von Schweinen und Shweineprodukten aus Franfk- reih und Deutschland anempfohlen werden, da nah Mitthei- [ungen des amerikanischen Gesandten in Berlin und des amerikanischen Konsuls in Marseille in diesen Ländern unter den Schweinen eine Seuche berrsche, die den Genuß von Shweinefleish zu einem gesund- heitsgefährlihen mache.