1908 / 208 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Sep 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Schilling v. Canftatt, Eskadr. Chef im us. Regt. ; den Hauptleuten: Schuster, Adjutant der Éin A O eas mann, Komp. Chef im Eisenbahnregt. Nr. 1, Reiff, Komp Chef im Eifenbahnre t. Nr. 2, Kop\ch, Komp. Chef im Eisenbahnregt. Nr. 3, Uppenborn, Komp. Chef im Telegraphenbat. Nr. 3. v. Massow, Oberlt. im Kaifer Alexander Gardegren. Regt.

Nr. 1, unter Beförderung zum Hauptm., zum Komp. Chef ernannt. Befördert : die Oberits.: v. Oertzen, Rogalla v. Bieber- stein im Kaiser Franz Gardegren. Negt. Nr. 2, v. Schroetter im 4. Garderegt. z. F., zu überzähl. Hauptleuten, Gr. v. Rittberg im 1. Gardeulan. Regt., zum überzähl. Rittm, Müller, Adjutant der Traiainsp.,, zum Rittm., vorläufig ohne Patent; die Lis.: D A E PMAlan. anat (Sqr. v. Eis u. Leipe im

. Gar . Regt. e exandra von Rußland, v. i

im 3. PALLS E. —— in NTUC, i 6 adet v. Ferno, Gen. Major z. D., zuleßt Kommandeur der 40. Inf. Brig., der Charakter als Gen. Lt. verlichen. v. Mit h Bab berg, Gun: a. D., zuleßt Komv. Chef im Jägerbat. von Neus- mann (1. S(hles.) Nr. 5, der Charakter als Major verlichen. b. Ba fsewiß, Hauptm. und Komp. Cbef im Jägerbat. von Neu- mann (1. Schles.) Nr. 5, ein auf den 23. September 1897 vordatiertes Patent seines Dienstgrades verliehen. Gr. v. Sto, Oberlt. im Jäger- bat. von Neumann (1. S&lef.) Nr. 5, der Charakter als Hauptmann verliehen. v. Dziembowski, Hauptm. der Res. a. D., zulegt in der Res. des Jägerbats. von Neumann (1. S@Wles.) Nr. 5, an Stelle der ibm bei seiner Verabschiedung bewilligten Landw. Armeeuniform, die Grlaubnis zum Tragen der Uniform der Res. Offiziere dieses Bats. erteilt. Neumann, Hauptau. d. Landw. a. D., zuleßt im 2. Aufgebot der Landw. Jäger, an Stelle der ihm bei seiner Ver- abshiedung bewilligten Landw. Armeeuniform, die Erlaubnis zum Tragen der Uniform der Landw. JIägercffiziere des V. Armeekorps

erteilt. 8 Königlich Sächfische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw. Ernennungen, Beförde- rungen und Versegungen. Im aktivenHeere. 22.August. gele, im 14. Inf. Negt. Nr. 179, von dem Kommando zur

iensileistung beim 1. Trainbat. Nr. 12 enthoben.

28. August. Grosse, Oberlt. im 7. Féldart. Regt. Nr. 77, vom 1. August d. I. ab auf ein weiteres Jahr ohne Sebalt be- urlaubt.

A Beamte der Militärverwaltung.

Durch Verfügung des Krieg8ministeriume. 22. August. Winter, Dberveterinär der Nes. des Landw. Bézirks Borna, t Ueberführung ¡um Landfturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt.

_24. August. Jurk, Oberveterinär vom Gardereiteregt., unterm 1. September d. J. zum 3. Feldart. Regt. Nr. 32 versezt. Sust- mann, Unterveterinär vom 2. Ulan. Regt. Nr. 18, unterm 1. Sep- tember d. J. zum Oberveterinär beim Gardereiterregt. ernannt.

Kaiferliche Marine.

18. August. Firmenih, Li. vom I. Seebat., zum Oberlt. befördert.

Angekommen:

__ Seine Exzellenz der Präsident des Evangelischen Ober- kfirhenrats, Wirklihe Geheime Rat D. Voigts, En Urlaub.

Nichtamfkliches. Deutsches Reith.

Preußen. Berlin, 3. September. Seine Majestät deú Kaiser und König ist gestern abend gegen 11 Ühr vom “hiesigen Potsdamer Bahnhof na Straßburg i. E. abgereist. D 9 hof 9

Türkei.

Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegr.-Korresp.- Bureaus“ aus Konstantinopel erklärte bei der vorgestrigen Entgegennahme der Glückwünshe des Ministerrats, der Spizen der Zivil- und Militärbehörden sowie der geistlichen Würdenträger der Sultan in Erwiderung einer Ansprache des Großwesirs, daß sein inniger Wunsch das Glück Aller sowie der Fortschritt und die Macht des Landes sei. Wie üblich, wurden auch die geistlichen Oberhäupter der niht mohammedani- hen Gemeinden vorgestern vom Sultan empfangen, um ihre Glückwünsche darzubringen. Der ökumenishe Patriarh hielt eine Ansprache, in der er auch den Dank für die Wieder- herftelung der Verfassung aussprah. Der Sultan dankte und sagte, die Verfassung sei begründet auf der gegenseitigen Liebe und Achtung der verschiedenen Völker des Reiches.“ Die musel: manischen und die christlihen Gäste aus Bulgarien veranstalteten vorgestern unter Vorantragung von Fahnen und in Begleitung eincr Musikkapelle eine Kundgebung vor dem Balais. Sodann erschien eine Abordnung von 400 muselmanischen und christlihen Kretern. Der Sultan äußerte ihnen gegen- über feine hohe Befriedigung, daß fie hierher gekommen seien, um ihn zu ‘sehen und zu beglückdwünshen. Das Zentral- komitee für Einigkeit und Fortschritt rihtete an den Sultan ein in herzlichen Worten abgefaßtes Glü- wunschtelegramm, in dem der politishe Sian des Sultans hervorgehoben wird, der durch die Verfassung die Einigkeit aller Ottomanen gesichert have. Eine vier- gliedrige Abordnung des Zentralkomit-es begab sih in das | Palais, um dem Sultan perfönlich die Glückwünsche des Komiteces darzubringen. Dieser ließ der Abordnung sagen, sein | Ziel sei die Aufcehterhaltung der Verfassung und die Hebung | der Wohlfahrt des Landes. Er hege Vertrauen in die Treue und Ausdauer des Komitees. Auch das Ottomanische Komitee für Freiheit und Fortschritt in Rethymnon (Kreta) richtete an den Sultan ein Glückwunschtelegramm. Der Sultan empfing vorgestern ferner die Prinzen Suleiman und Medschid sowie den apostolishen Delegaten Monsignore Sardi.

Nach einer Meldung desselben Bureaus find am ver- gangenen Sonnabend bei Jstertshewo im Sandshak Serres des Wilajets Saloniki drei Bulgaren von Unbekannten er- mordet worden. Es ist dies seit Einführung der Verfassung die erste größere Bluttat in Mazedonien.

Amerika.

In der vorgestrigen Sizung der chilenishen Ab- geordnetenkammer verlas der Beemieruiinistes Sotomayor das Regierungsprogramm undo bemerkte dabei, die Aus- | führung der auf die Verméhrung des Reichtums und der wirtshaftlihen Macht des Landes hinzielenden Arbeiten und die Wegräumung der der Wiedereinführung der Metall-

0 fien.

Nach einer ‘Meldunis „Reutershen Bureaus“ ist am Dienstag in Peking einikt veröffentliht worden, in dem der Entwurf der beabsiéen chinesishen Verfassung dargelegt und die Zeit egeben wird, bis zu welher das Parlament einberufen den soll.

(frika.

General Bailloud zraphierte von gestern abend nah Paris: Budenib wird s Uhr Nachmittags angegriffen. Bis 7 Uhr richteten die {de ihre Anstrengungen besonders auf das Blockhaus, danrurde der Angriff {hwächer. Auf seiten der Fanzosen wurdewei Fremdenlegionäre verwundet, die Feinde hatten große Vsie. Nach einer weiteren Meldung wurde der Angriff außudenib von der marokkanischen Harka Nachts wiederholtber mit großen Verlusten zurück- geshlagen. Nähere Anen über den Angriff übermittelt die „Agence Havas“. N ihnen erfolgte der Fauptanget Nachts um 2 Uhr. Er rde mit Hilfe von Mitrailleusen und von Handgranaten eschlagen, die sih ganz besonders wirksam erwiesen. Obwidie Angreifer beim Rückzuge ihre Toten mitnahmen, wurdwch eine große Zahl Leichen ge- funden, die mitzunehmever Feind niht mehr Zeit hatte, was vermuten lößt, daß sehr schwere Verluste hatte. Auf franzöfisGer Seite wurdur ein Schüße getötet und sieben verwundet.

Statistik d Volkswirtschaft.

In dem X. Hest des ). Bandes der vom Kaiserlihen Sta- tistishen Amt herausgegeber „Statistik des Deutschen Reiches“ wird der deutshe auswärtigzandel des Jahres 1907 mit Groß- E sowie mit @raltar, Malta und Cypern dar- geftellt.

I. Großbritannien mit Irland sowie der Insel Man und den britischen Kanalinfeln. - Im Berichtsjahre beweriete \sich im Spezialhardel (in MillioneMark) ohne Edelmetalle die Einfuhr auf 976,6 urd die Ausfuhruf 10604. Im Vorjahre 1908 belief sich jene auf 824,4 und diesauf 1067,2; hiernach ist die Einfuhr um 152,2 oder 18,5 v. H. gestieg die Ausfuhr aber um 6,8 oder 0,6 v. H. gefallen. 1907 ragten hervcin Millionen Mark): in der Einfuhr bearbeitete Spinnstoffe undIaren daraus mit 351,6, mineralische und fossile Rohsioffe m 236,3 (darunter Steinkohlen mit 215,1), Erzeugnisse der Lanttnd Forstwirishaft und andere tierishe und pflanzlihe Naturerzeugni, Nabrungs- und Genußmittel mit 139,6 (darunter Pelztierfelle mit 2 und Wolle mit 14,4), unedle Metalle und Waren daraus mit 113, (darunter Eisen und -legierungen 66,6 sowie Kupfer und -legierung 29,1) und Maschinen, elektrotechnische Erzeugrifse und Fahrzeuge it 52,0; in der Ausfuhr Zucker mit 149,4, Halbseidenwaren mit33,7, Wolltuhe mit 32,3, Handschuhe, Haarneße mit 28,2, Anili und andere Teerfarbstoffe mit 19,9, Spielzeug mit 19,4, wolle4Frauen- und Mädchenkleider mit 16,95, gREE bedruckte Baumwxeewebe mit 15,6 und Fahcradteile m „5.

II. Gibraltar, Mah, Cypern. Im Spezialhandel ift gegen das Vorjahr der Wi der Einfubr (in 1000 4) von 1076 auf 1633 gestiegen, der der 18fubr von 2934 auf 2866 gefallen. Haupteinfuhrwaren waren ah 1907 Maltakartoffeln , deren Wert 1369 erreihte; weiter kamen och Kleie mit 52 und Wein mit 42 in Betracht. In der Ausfuhdes Verichtsjahres sind Zucker mit 727, Edelmetallwaren wit 448 v Woltui;cr mit 924 bervorzuheben.

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Die Verforgung Sachsens mit Fleisch. Eintn intereïscaten Beitrag zur Beantwortung der Frage, wer das Königreih Sah}.n mit Fleis versorgt, liefert der vom säGfischen Landeskulturrat veröfntlichte Bericht üb:r die Landwirtschaft im Königreich Sachsen das Jahr 1907. Dana hat der luftrieb auf den sieben bedeutendsten sächsischen S{hlachtviehmärkten in Jahre 1907 betragen : h 106 290 Rinder, 606981 S{weirne, 139 260 Schafe, / 195 227 Kälber. Von diesem Aufticb ftammten i Rinder Sch{weine Schafe Kälber aus Salsen nur . , 23,4v. H. 15,7v. H. 4,7v. H. 50,0 v. H., aus anderen deutschen Staaten A O0 00 D u aus dem Auslande . O N «9 I

s

Zu Arbeiterbewegung.

Die Tarifbewegungder Berliner Rollkutscher hat nunmehr,

wie die „Voss. Ztg." mtteilt, einen friedlichen Abschluß gefunden. In einer Versammlung derSveditionsarbeiter und Rollkuisher erklärten sih ¡war die meisten de Redner für den Ausstand, da die Zugeftänd- nifse der Arbeitgeber ungnügend seien, bei der Abstimmung wurde jedoch die für ten Streikbefchlw erforderliche ‘/;-Mehrheit nit erzielt; es wurden für den Ausftani nur 803, 203 Stimmen dagegen abgegeben, während 126 Stimmen ungültig waren. Durh das Abstimmungs- ergebnis ift also die Arbetsniederlegung verworfen und die Annahme der Arbeitgeberzugeständnise beschloffen. Die „Kölnische Zeitng®" meldet aus Konstantinopel : Die An- gestellten-der Eifsentahn Smyrna—Aidin sind in den Aus- stand getreten. Die Drektion der Linie Smyrna—Kafssaba hat fh mit ihren Angeftllten verständigt.

Bohlfahrtspflege.

Auf eine von der ‘entrálstelle für Volkswohlfahrt in Berlin seit kurzem herau8gegtbne leine Zeitsrift unter dem Titel „Ratgeber für Jugendvereinigungen“ sei die Aufmerksamkeit aller Jugendfreunde gele{t. Kaum ein Gebiet der Woßblfahrts- pflege beansprucht Heue das Interesse weitester Kreise fo sehr, wie das der Füéorge für die s{ulentlafsene, beruflich tâtige Jugend, insbeondere die männlihe. Viel wird geredet und geschrieben über die befannte Lücke zwischen Sculbank und Kaserne; iber wachsende Kriminalität und bedrohliche Zunahme der Fürsor eerziihungsfälle; über die Gefahr, die gerade néüerötngs bon den emiungen der Sojfaldemokcatie um die un- reife gewerbliche Jugend drohe. Wiederholte Ministerialerlafse, so jüngst noch der preußis@e, betreffend -die Fürforgeeinrihtungen an Fortbildungéschulen, haben die Bedeutung der Frage ins bellste Licht erüdt und ihre dauernde Beachtung energisch gefordert. Allerdings sind ter zahlreiche Kreise zum Teil seit Jahrz?hnten mit Erfolg tätig. Rühmliches haben troy marcher Anfehtang die konfesfionellen Flinglings- usw. Vereine geleistet; eifrig an der Arbeit sind die Vereine der deuisYen Turnershaft mit thren hunderten von Zöglings- abteilungen, die Suttemplerlogen mit ihrem Jugendwerk, die Standes-

| vereine (der Arbeiter, Handwerker, Kaufleute) mit ihren Lehrlingsabtei-

lungen, die BVildungeveréine und die Volksheime mit threr Jugendarbeit ; in vielen Städten gibt es Abend- und Sonntagsheime; neuerdings wird die Fortbildungsshu’e durch entsprechende Einrichtungen ergänzt. Allen diesen Bestrebungen will da3 neue Unternehmen na&) Xräften dienen,

währung entgegenstehenden Hindernisse werde die Hauptforge | der amtlichen Stellen sein. Gleichzeitig werde die Negierung | das Los der Arbeiter zu verbessern suchen, indem fie die ! Differenzen mit den Arbcitgebern beseitigen wolle. f

| beruflihen

aber es will noch mebr, denn es geschieht für unsere Juzendlichen bei weitem noch nivt genug. Erft wenige Hunderttaufende werden von der- actigen Mafnahmen erfaßt, mehrere Millionea bleiben obne weitere gute Beeinflufsung în der Zeit der geshlechtlihen Reife und der Ausbi!ckung. Hier müfsen die gebildeten un)

den Laien auf den Plan. Für die Jugend, die Zukunft unseres s, müssen“ finanzielle Opfer - gebraht werden, z. B. für die Gründung und Unterhaltung von Ledigenheimen und Sonntagsfälen. Noch viel wichtiger ist persönlihe Mitarbeit in den Jugendvereinen und Abendheimen, durch Hilfe bei - der Leitung, Halten von Norträgen usw. Leider mangelt es für diese wahrhaft volks- erzieberische und in bestem Sinne prophylaktishe Arbeit noch recht sehr an Interesse und Verfländnis; für die Interessier!en ist dagegen das einshlägige Material in vielen Büchern und Zeitschriften zerstreut. Hier erscheint als gutes Hilfsmittel der „Nat- geber für Jugendvereinigungen“ auf dem Plane, denn er will nit nur über der Vereinspraris, fondërn auch über die Mitwirkung der Geselis@ast an dieser Arbeit tunli{s untetrihten. Die kleine Zeitschrift, die von Carl Heymanns Verlag (Berlin W. 8, Mauer- îtraße 43/44) zu dem billigen Preise von 1 4 (für 6 Hefte zu 32 Seiten) postfrei versandt wird und auch durch den Buchhandel zu beziehen ist, sei allen Interessenten bestens empfohlen.

Kunft und Wissenschaft.

Im Gebäude der Sezes sion wird am 1. Oktober eine Aus- stelÚung belgischer Kunft eröffnet werden. Ein unter dem Pro- tektorat der belgishen Regierung stehentes Komitee, bestehend aus Nertretern der Regierung und der beiden Künstlecgesellshaften L’'Art Contemporain, Antwerpen, und Sccisté Royale des Beaurx- Arts, Brüssel, hat sich die Aufgabe gestellt, durch perfönli(e Einladung der bedeutendsten Künstler des Landes ein „Ge- samtbiid des heutigen fkünstlerisen Schaffens in Belgien zu- \sammenzustellen, ähnlih wie es im vorigen Jahre in Paris im Salon d’Automne gezeigt wurde. Ergänzt wird diese Ausstellung durch eine retrospektive Abteilung werden, in der die Werke einiger bedeutender verstorbener Künstler, wie Conftantin Meunier, Artan, Henri de Brackeler, Dillems, Evenspoel, Félicien Rops, Jef Lambeaux, Vers straeten und Anderen vereinigt siad.

Die Salerie Eduard Schulte eröffnet mit einer Vorbesichti- gung am Sonrabend, den 5. September, die bereits angekündiate Carl Spißweg f-Gedächtnisaus stellung. Sie enthält 225 Werke und gibt ein vollständiges Bild von dem Schaffen dieses einzigartigen Künstlers. Dieselbe Zeit der Münchener Kunst charakterifiert mit kleinen, mehr idyllifcken Landschaften der durch Rottmann angeregte August Seidel f. Von weiter ausgestellten Werken seien erwähnt: die des \{wedischen Wintermale:s G. A. Fjaestad - Arvika, die des ODresdners Otto Hetiner, die Zeichnungen zu den „Sleichnifsen des Evangeliums“ von Eugène Burnand, der auch ein großes Gemälde „Dec Letdens- weg“ ausstellt, und, neben Zeihnungen verschiedener deutscher Künstler zu einem Kalender „Kunst und Leben“, die Sammlung der Stuttgorter Künstlervereinigung „Die Freunde“ (Fr. Hafner, Jul. Kunj, G. Lebret, G. Stammbach).

Vor karzem konnte an dieser Stelle gemeldet werden, daß die Ankunft Sven Hedins, über dessen Schicksal man feit Monaten im ungewissen war, in Simla bevorstehz2. Wir dü:fen also hoffen, bald Mitteilungen über den legten Teil der Forshungsrtise Hedins zu bekommen. Inzwischen veröffentliht „Farper’s Monthly Magazine“ einen Berit des kühnen Forsders ‘über feinen Besuch am heiligen See Manna Sarowar und die Erforschung der Quellen des Indus, einer Segend, die bisher wobl keines Europäers Fuß betreten hat. Nah langwierigen, umfständlichen Verhandlungen mit den Behörden von Brakha trat er nur mit fünf Mann und sechs Pferden die Reise nah den Indutquellen an. Es war ein aben- teuerlicher und hindernisreiher Bitt, er führte mitten dur ein völlig unerforschtes Land; aber auch diesmal überwand die Zähigkeit des Reisenden alle Schwiertgkeiten, und endli kam auch der Abend, an dem die Reifenden am „Singi-kabap“ am „Munde, aus dem der Indus ‘bervorkommt“, von den Pro fliegen. Den Tibetanern gilt der Ort als beilia, hole Steinmonumente find aufgetürmt, und auf einer felsizen Plattform erhebt fich ein funftvoll ausgehauenes Sôtterbild. „Man kann si vorstellen, mit w:lWen dankbaren und frohen Gefühlen ich hier ftand und die Quellen des Indus vor mir sab, wie si: hier aus dem Berge hervorsprangen. I stand da und blickte auf den beseidenen fleinen Bach, wie er da hernieder- rauschte in die Täler, und ih dahte an die mannigfachen Ver- änderungen, die ‘er erfahren muß, ebe in einem immerwährenden Crescendo sein Gesang ausflingt in die raushende Musik des Ozeans, zwischen den Klippen von Karachi, wo die großen Schiffe liegen und ihre Waren aus- und einladen ch stand da und be- wunderte Alerander von Mazedonien, der, als er vor 22 Jahr- bunderten den Indus überschritt, eine ferne Vorftellung hatte von der Quelle dieses Flusses, ‘und ich genoß tas Bewußtsein, der erste Europäer zu sein, der seinen Fuß an die Quelle des Indus seßte.“ Bon bier aus wird die Reise ia nordöftliGer Richtung bis eiwa zum 32, Breitengrad durch völlig unbekanntes Gebiet fortgesetzt. Dann wendet si die kleine Karawane nach Westsüdwest und ec- reiht sHließlich am 26. September Gartok, wo Sven Hedin wieder zu dem zurückgelafsenen Haupttrupp seiner Expedition #stôßt. Ein außerordentlih reichaltiges kartographis%es Material ift gewonnen; allein die Notizen des Forshers füllen 4900 Seiten, wichtige astronomishe Punkte sind festgestellt, eine reihhaltige Sammlung interessanten gzologischen Materials ist gewonnen, und Hunderte von Photographien und Zeihnungen bilden eine ergänzende Veranschaulihung der gewonnenen wifsenshaftlihen Resultate. Sven Hedin selbst spriht davon, daß das Schicksal ibn bei diesem Zug durch Tibet besonders begünstigt habe; obglei diese Reise nicht zwei Jahre währte, sind ihre geograpbischen Resultate doch reichhaltiger und wihiiger als die während seiner [lesten Reise (1899—1992) gewonnenen, und fie übertreffen auch das Ergebnis aller früheren Expeditionen durch Libet. Als einen der arôßten Eindrücke von dieser wechfelvollen Fahrt durch das Land der Lamas \{ildert der Forscher einen Marsch um den heiligen Kailas, den heiligen Berg, den die Tibetaner auch den Kang Rimpoe nennen. Na dem Glauben der Hindus lebt hier auf dem Gipfel des Berges Siwa in seinem Paradiese, und nur bin und wieder steigen die Götter zu den Ufern des ‘Manafarowar-Sees hernieder, um in der Gestalt weißer Schwäne über die silbernen Fluten dahin- zugleiten. Durch alle Täler, über alle Pässe der Nachbarschaft ziehen alljährlih - Tausende von ehrfürhtigen, \chweigsamen Pilgern, in tiefes, weltabzeroandtes Sinnen verfuaken, zu diefer beiligen Stätte. Männer, Frauen mit ihren Kindern, das Greisenalter neben der Jugend, der büßende Verbrecher neben dem meditierenden Geist- lichen, so ziehen sie daher uno suchen hier einen Abglanz der Un- terblihkeit, ehe si2 ia das Tal des Todes eingehen. Sven Hedin sieht auf dem Wege ¿wei junge Lama aus Khan; sje gehen nicht wie gewöhnlihe Pilger, mit ihrem Leibe selbst {einen fie die Strecke zu messen, die sie von dem Ziele ihrer sehnsütigen Inbruast trennt. Lang ausgestreckt liegen sie auf der Erde, über dem Kopf falten sie die Hände und beten, mahea dann ein Zeihen in die Erde, ftehen auf, {reiten bis zu diesem Zeichen, werfen sich nieder und beten wieder. Auf diese Weise währt die Umkreisung des Berges gegen wani Tage, und diese beiden Lamas wollten zweimal die Reise zurüdlegen. Der ‘eine wollte nach Ableistung seiner Pilgerpfliht heimkehren; der zweite aber, ein junger Mensch von kaum zwanzig Jahren, wird den Rest feines Lebens in einer dunklen Grotte an den Ufern des oberen Tsangpo verbringen. Denn bei d:n Gläubigen gilt diese Selbstaufopfetüng, dieses Leben in Dunkelheit, Abgeshlofsenheit und Eirfamkeit als verdienstvollster W-g zur Seligkeit. Im feierliGßen Zuge werden diefe freiwilligen Dulder näch der Höhle geführt, bis auf éine kleine {male Oeffaung wird die Höhle dann vershlofsen, und alltägli kommt ein rotgefleideter Mön, um dur den s{chmalen Spalt dem Einsiedler eine Schüssel mit Speisen zu reihen. Der Mann, der da

drinnen bockt, wird nie mehr das Sonrenlicht sehen, er ist für die

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Mens gestorben. „Wir Fanden draußen, und ih fragte einen ester, ob er uns sprechen hören könne. Er antwortete: O nein, er kann wéeder hören ncch seben; er ist Tag und Nacht in fiefste Meditation versunken.“ Nur daran, deß am nätften Tage die in den Spalt verschwunden Z man G œ 10 Lt A dem Tage aber, wo dit S{üfsel unberührt sein wird, wird man wissen: ec ift geftorben. Diese Selbstaufopferung aber ift keineswegs eine Aus- nahmeersheinung; sehr oft findet man Stätten, wo weltabgewandte Einsiedler in ewiger Naht und ewigem Schweigen ihren heiligen Betrachtungen nahhängen und den Tod erwarten. In Linga i. B. hat ein Lama in dieser Weise 69 Jahre gelebt. Ec mußte wie alle Lamas in sißender Stellung sterben, und damit der Todeskampf ihm hierin nihts anhabe, nimmt er {on bei der Einmauerung ein fleines Holzgeftel mit in die Höhle, das ihn in der Stunde des Todeskamvfes ftüßen soll. . . . Als einen der herrlihsten Genüfse schildert Sven Hedin die Kirhenmusik der Tibetaner. Die mens{- lihe Stimme fteht hier im Mittelpunkt; bell und flar ertônen die ungen, frishen Stimmen, aber durch were dunkle, weiche Draperien d fie aller Schärfe, ja man möŸhte fast sagen aller Wirk- lichkeit entkleidet; in weiten Wogen hallen dann die Klänge dur , die gewölbten Galerien der großen Tempelbauten und einen ih zu ergreifenden Chorgesängen, zu wundersamen Hymnen von Frieden, Liebe und Sehnsu@zt. Dazwischen aber tônt gedämpft der melanéolishe Klang der Dapieiion oder das bvihuiltihe Klingeln von Cymbeln, bisweilen erheben die Flôten ihre Stimmen zu lauten, hellen, shrillen Melodien und von den Wänden des Tempelhofes und den Dächern hallt dröhnend der dumvfe Schlag der Trommeln wider. Dann aber wieder überwindet die Menschenstimme das Chaos, in weiten ergreifenden Akkorden steigt der Chorgesang auf; „er trägt empor und fort von den Leiden dieser Erde. . .“

Magnetishe Vermessung des Großen Dzeans. Nach einer dreilhelgea Kreuzfahrt im Großen Ojean, die sich über mehr als 100 000 km erftreckte, ift Ende Mai die amerikanische Jacht „Galilee“ nach San Francisco heimgekchrt. Ihre Aufgabe war die Einleitung einer magnetischen Vermefsung des Großen Ozeans im Interesse der Schiffahrt und der Wissenschaft vom Erd- magnetismus; die Kosten wurden vom Departmont of Research in Terrestrial Magnetism des New Yorker Carnegie-Inftituis getragen. Ueber das erfolgreihe wiffsenschafilie Unternehmen mat das „Nat. Geogr. Mag.* u. a. nähere Angaben, denen die «Vos. Ztg.“ folgentes entnimmt: Die Leitung lag während des größten Teiles der Fahrt in den Händen von W. I. Peters, eines Teilnehmers der Fialaschen Nordpolerpedition. Die erwähnte Gesamtlänge der Fahrten ent- spricht dem zweieinhalbfahen Grdumfang ; fe erstreckten fh von den amerifaniscken bis zu den afiatishen Küsten und von den Alëuten im Norden bis Neuseeland im Süden und berührten fast jeden der be- deutenderen Häfen der Südseeinseln. Obwohl die „Galilee“ keine Dampf- maschine hatte und auss{ließlich auf die Segelkraft angewiesen war und obwohl sie nicht selten hwere Stürme auszuhalten haite, begegnete ibr do nur ein ernstliher Unfall: während fie in Yokohama lag, wurde sie in der Nacht des 24. August 1906 durch einen Taifua derart gegen einen Wellenbreer geworfen, daß sie über 4 m Wasser zog und die ganze Bemannung \sich auf deu Wellenbreher retten muse, wo sie das Ende des Sturmes abwartete. Das Stif, das ins Deck gehen mußte, wurde aber so {nell ausgebefsert, daß es bereits zehn Tage später Ea verlafsen konnte für eine 10 000 km lange Fahrt na San

iego in Kalifornien. Die „Galilee“ war gemietet worden und mußte ihrem Besißer zurückgegeben werden. Da nun die ortführung der Vermefsungen notwendig E und zwar mit einem eigens hierfür eingerihteten Schiffe, so hat das Carnegie-Institut fi ent- \chlossen, ein folches Fahrzeug, bei dem nur sehr wRN Eijen ver- wendet werden darf, nah den Plänen des New Yorker Schiffs- ingcnieurs Heury I. Gielow erbauen zu lassen. Es foll den Namen „Carnegie* echalten und im Juni 1909 zur Verwendung bereit stehen, diémal für den Atlantishen Ozean.

Bogenlampen als Empfänger für drahtlose Tele- graphie. In der „Umschau“ mat ein Braunschweiger Leser folgende Mitteilung: Eine \onderbare Erscheinung konnte ich jüngst an einer Bogenlampe in meinem Laboratorium beobachten. Sie gab nämli klar und verständlih in pfeifendewm, zishendem Tone Morse- zeichen von sih, die ih als das Anrufzeihen der biesigen radio- telegraphishen Station, die mit ungedämpften S@Hwingungen arbeitet, entziffern konnte. Ih konnte also fortan obne Antenne oder sonstige Empfangsapparate die ganzen Depeschen, die von dort abgesandt wurden, abbören, indem ich nur eine Bogenlampe anzuzünden brauchte. Fch habe Bogenlampen auf diese Erscheinung untersucht, die in einer Entfernung von drei Kilometern und mehr voa der hiesigen drabtlosen Station entfernt sind und die dieselbe Erscheinung in der- selben Stärke wahrnehmen ließen. Sogar eines Abends während eines Lichtbildervortrags habe ih dasselbe Phänomen wahrnehmen können; die Morsezeihen waren im ganzen Saale böôrbar und wirkten direkt störend; der die Bogenlampe bedienende Mechaniker versuchte vergeblih das Zischen zu beseitigen. Der Grund dieser Erscheinung kann, glaube i, darin bestehen, daß im primären SHwingungskreis h die Shwingungen beim Geben auf das Lichtneß fortpflanzen und jo. die Bozenlampe, die auf kleine Stromshwankungen leicht reagiert (singende Bogenlampe), zum Mitschwingen bezw. -tônen veranlassen.

Land- und Forftwirtschaft.

Ernteergebnisse, Ernteausfihten und Getreidehandel in Rußland.

Der Kaiserlihe Generalkonsul in Odessa berichtet unterm 27. v. M.: Anfang und Mitte August gingen im Amtsbezirke häufig wolkenbruhartige Regen nieder. Zu dieser Zeit lag noch etwa die Hälfte der Weizen-, Roggen- und Gerstenernte geschnitten im Felde und wurde in der Beschaffenheit erheblih geschädigt. Ferner weite der Regen die Wege stark auf und ershwerte die Erntedrbeiten, ins- besondere die Zufuhr des gedroshenen Getreides nach der Stadt. Hafer, Grébsen und Bohnen, die zur Zeit des Regens noch nicht ges \chnitten waren, wurden durch den Regen wenig berührt. Dem in der Entwicklung befindlichen Mais ist der Regen vorteilhaft gewefen.

Die Ernteergebnisse haben sich nunmehr folgendermaßen ge- staltet: Die Ernte des Winter weizens ist der Menge nah fast durchweg als \hlecht, die in Ulka als unter mittel zu bezeihnen. In der Beschaffenheit zeigt der bereits gedros{chene Weizen bôhere Ge- wihte als bei dem vielen Regen zu erwarten war, nämli fast durchweg 9,25 bis 10 Pud. Die Ergebnisse der Grnte des Winter- roggens find so wenig günstig geblieben, wie man Ende Juli ans gegeben batte. Der gedroschene Roggen zeigt infolge des Negens geringes Gewicht. Nur am Dnjepre ist die Roggenernte günstig aus- gefallen. Die Autsihten der Ernte für Hafer, Gerste, Bohnen und Erbsen haben fich seit Ende Juli niht geändert. Die Aus- fihten der Maisernte werden allgemein als glänzend bezeichnet.

Die Vorräte der alten Ernte sind fast vollständig aufgebrauht. Da die Landleute bemüht find, das noch auf dem Felde liegende Ge- treide so schnell als môglich unter Dach zu bringen und die günstige Witterung zum Dresen auszunußen, da ferner die Wege vom Regen unpassietbar sind, fo finden Zufuhren neuer Ernte zum Markte nur in beshränktem Maße ftatt: Insbesondere sind die Zufuhren in Roggen ganz gering; aub die Gerstenzufuhren bleiben noch immer hinter der Nachfrage zurück.

Nachdem die Odefsaer Mühlen ihren Bedarf an Weizen gedeckt

baben, find die Weizenpreise etheblih gesunken und scheinen fich der Parität mit dem Preise des Auslandes anzunähern. Die Roggen-

preise stehen noch weit über der Parität des Auslandes; ebenso die |

Gerstenpreise. Von Hafer fehlen neue Zufuhren noh vollständig.

Die gegenwärtigen Getreidepreise sind: * . . 7 D . . 116—139 Kop. e HB4-—-186

das Pud (16,38 kg) frei an Bord.

a. . . . . Rog en. . . . * . . 104—110 Gerste - . . SEEM 81—86 E h 87—95 gerer . . . . 75—85 A a e e 2 Rbl. Leinsaat: e #161 4/2 100: N.

Die Vorräte beliefen fich in Odefsa am 14. August in: d A E 16 918 dz, und zwar: :

G C eo G0 U

E es O 2 8190 ,„

vershiedene Sorten e S

I a oi o oa s O j

E E s os D OE e E ¿ U s 1 r d E

C s «o D220 » Leinsaat , L OMO: de

Die Preise auf dem Oelkuchenmarkt frei an Bord stellen

ih folgendermaßen: i

. 1,04—1,05 RbI.

Leinkuchen . Kokoskuchen . . . 94—95 Kop., in Säcken, Hederichbauernkuhen . .. 68—69 „- Raps kuchen und hydraulishe Hederihkuhen waren am Markt nit vorhanden. Die allgemeine Marktlage in Leinkuhen war fest,

in allen anderen Kuthensorten \{chwächer. Die Verladungen von Odessa, Cherson betrugen in der

Zeit vom 24. Juli bis 24. August: o A e Million Pud,

Roggen . s o 2 Millionen Pud, 0

Geiste 2. j Mais . & Million G

In Odessa, Nikolajew, Cherson stehen etwa 60 Dampfer, die auf Ladung warten. Zufolge der verspäteten Ernte und den bis- herigen knappen Zufuhren hält es _|chwer, Ladung zu finden. Die Frachten sind anhaltend gedrückt. Sie betragen gegenwärtig für :

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ganze Dampfer ie 2E

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JFagd.

Fagdausftellung. Der Rotwildjagdverein für die Mark Brandenburg beabsichtigt, um das Interesse für die Wildbestände in den Revieren der Mark Brandenburg zu heben und den Befißern und Pähtern der Märkischen Rotwild- usw. -Reviere den Wert weid- männisher Hege und Pflege vorzuführen, in der Zeit vom 12. bis 90. Dezember 1908 in der Ausftellungshalle am Zoologischen Garten in Berlin eine Brandenburgishe Jagdtrophäen- ausstellung aus der Zeit des vergangenen und dieses Fahrhunderts zu veranstalten, die eine Uebersicht gewähren soll, wie die Entwicklung der Geweihß- und Gehörnbildung in den verschiedenen Märkischen Revieren vor sich gegangen ist. Die Besißer von solchen in der Provay Brandenburg in freier Wildbahn erbeuteten, auch der in

eutschland und dem Auslande vorhandenen Rothirshzeweihe, Dam- \{aufeln und Rehkronen werden ersucht, die De en Bedingungen und Anmeldeformulare usw. möglihst bald vom Rechnungsrät Herr- mann, Berlin W. 30, Kyffhäuserstraße 24, unter Angabe der Anzabl der auszustellenden Trophäen zu beziehen und die Anmeldung . bis spätestens den 15. November 1908 bei demselben zu bewirken.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Der Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke wird in Cassel rom 14. bis 17. September d. F in Erinnerung an das 25 jährige Bestehen des Vereins seine (25) Jubiläums-Jahresversammlung abhalten. In der Tagetordnung der Versammlung find u. a. Vorträge und . Ansprahen über folgende Gegenstände vorgesehen: „Die Alkohbolfrage in ihrer Bedeutung für _Deutschlands Gegenwart und Zukunft* : Obermedizinalrat, Professor Dr. von Gruber-Münten. Die Notstände, welhe der Mißbrauch geistiger Getränke verursaht a. für die Gesundheit des Einzelnen und des Volkes: Wirkl. Geh. Rat, Professor Dr. von Leyden, Berlin, b. für die Wohlfahrt des Einzelnen und des Volkes: Geh. Reg.-Nat, Profeffor Dr. Böhmert, Dreéden, e. für die Sittlichkeit des Einzelnen und des Volkes: Superintendent Stursberg, Bonn. Die Be- fämpfung der Notstände a. in versönliher Einzelhilfe: Justizrat Dr. jur. Gensel, Leipzig, b. in Vereinshilfe : Geh. Kommerzienrat Dr. Msöller, Brackwede, c. in Gemeinde- und Staatshilfe : Ob.-Bürgerm. Dr. Struckmann, Hildesheim. Für die im Anshluß an die Jubiläums-Jahresversammlung ftatt- findende IX. Jahresversammlung des Verbandes von Trinfkerheilstätten des deutshen Sprachgebietes find nachstehende Vorträge angemeldet: Der Verband von Trinkerhbeil- fiätten des deutshen Sprachgebiets: Pastor Dr. Martius - Freien- bessingen; Die Notwendigkeit einer geseulihen Regelung der Trinkerfürsorge: Stadtrat Kappelmann-Erfurt; Die Fürsorge für alkoholkranke Frauen: Pastor Wöhrmann-Herford. Am letzten Versammlungstage sollea Jugendversammlungen für die Sc(üler der BürgersHhulen und der höheren Lehranstalten stattfinden. Mit der Tagung wird eine Ausstellung über den Alkobolismus verbunden sein.

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt ist der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche gemeldet aus dem Kreise Saarbrücken, Reg.-Bezirk Trier, am 1. September 1908, und aus Forbach, Bezirk Lothringen, am 2. September 1908.

Tierseuchen und Ginfuhr von Tieren in Großbritannien im Jahre 1907.

Nach den vom Board of Agriculture and Fisheries heraus- gegebenen „Annual Reports of Proceedings under the Diseases of Animals Acts, the Markets and Fairs (Weighing of Cattle) Acts, etc. for the year 1907 (London 1908) ift der Milzbrand in 83 Grafschaften (47 von England, 8 von Wales und 28 von Schottland) aufgetreten. Bei 1084 neuen Ausbrühen find 1456 Ttere erkrankt, nämlich 1163 Rinder, 66 Schafe, 190 S@{weine und 37 Pferde. Jn England erkrankten 638 Rinder, die meisten davon in den Grafshaften York, West Riding (46), Cornwall, Gloucester, Lancaster (je 40), Chester (34), Wilts (33), Salop (32), Devon (29) und Sommerset Cs In Wales er- kranften 24 Rinder, davon 8 in der Grafshafst Glamorgan. Von den in Schottland erkrankten 501 Rindern wies die Ma: Aberdeen, wie auch in den Vorjahren, die höchste Zahl (103) auf; demnächst folgten Haddington (51), Perth (47), Forfar (44), Fife (36) und Banff (35). Im Jahre 1906 sind in 80 Grafjichaften Groß britarniens 939 Ausbrüche mit zusammen 1330 Erkrankungsfällen gemeldet worden. E

An Ros erkrankten 1921 Pferde in 27 Grafschaften von Eng- land (804 Ausbrüche und 1765 Pferde) und 6 von Schottland 50 und 156). Die meisten Erkrankungen kamen wie au in den Vorjahren in der Grafschaft London (1365 bei 577 Ausbrüchen) vor. Die Zahl der Ausbcüche und die der erkrankten Tiere hat sich

' im Vergleich zum Jahre 1906 um 212 und 91 verringert.

An Schafräude sind 751 Ausbrüßhe in 64 Grafschaften ge-, meldet (534 Ausbrüche in 63 Grafschaften im: Vorjahre). Biévaa entfielen auf England 216, Wales 441 und Schottland 94. Am stärksten betroffen waren in England die Grafshaften Lanétäfter (30) *und York, West Riding (28), in Wales Merioneth (111), Cardigan (73),

igh (53), Carnarvon (46) und Montgomery (43), in Schottland Inverneß (35). «

Das S@chweinefäeber ist in 48 Grafschaften von England, je 8 von Wales und Schottland aufgetreten. Ins8gesamt wurden bei 2336 Ausbrüchen als erkrankt oder der Ansteckung verdähtig 11 275 ; Schweine abgeschlahtet (7359 bei 1280 Ausbrüchen im Vorjahre), davon 10405 bei 2185 Ausbrühen in England, 462 bei 109 in Wales und 408 bei 42. Ausbrüchen in Schottland,

Ì g Tollwut find 55 Verdachtsfälle (72 im Vorjahre) gemeldet.

Rinderpest, Maul- und Klauenseuche, Lungenseuche und PockFenseuche der Schafe ind nicht festgestellt worden.

Das. im Juni 1907 in Großbritannien vorhandene Klauenvieh bezifferte sh auf 6912 067 Rinbér, 26 115 455 Schafe und 2636 766 Schweine gegen 7 010 856 Rinder, 25 420 360 Schafe, 2 323 461 Schweine im Jahre 1906.

An lebenden Tieren wurden eingeführt: aus Irland 841 973 Rinder (775 374 im Vorjahre), 660 415 (657 413) Schafe und 481 907 (429 430) Shweine, aus dem Auslande 472015 (561 215) Rinder und 105 601 (103 359) Schafe. Hiervon kamen von den Kanalinseln 1201 (1639) Rinder, von Island 2532 (4879 Schafe, aus Canada 125 753 (160 689) Rinder und 14 485 (14 296 Schafe, aus den Vereinigten Staaten von Amerika 344 461 (398 887) Rinder und 88 584 (84 184) Schafe. Darnach hat die Einfuhr von Rindern von den Kanalinseln und von Schafen aus Canada und den Vereinigten Staaten von Amerika dem Vorjahre gegenüber etwas zugenommen, dagegen ist die Einfuhr von Rindern aus Canada und den Vereinigten Staaten von Amerika sowie von Schafen aus Island geringer gewesen.

Die Verluste an Tieren während der Ueberfahrt aus dem Auslande betrugen 1003 Rinder = 0,21 9%, 793 Schafe = 0,75 9/9. Von den aus Irland eingeführten Tieren waren 171 Rinder, 107 Schafe und 186 Schweine verendet.

Unter den eingeführten Tieren wurden bei 66 Schafen die Schafräude festgestellt.

Von Kiew werden, dem „W. T. B.“ zufolge, zwei Cholera- fälle und mehrere choleraverdähtige Fälle gemeldet. -Im Wasser des Dnjeprs wurden Cholerabazillèn festgestellt.

Verdingungen im Auslaude.

Rußland.

Stadtamt in Charkow: Vergebung des Baues einer eifernen oder Eisenbetonbrücke in Charkow über den Fluß Lopan. Offerten find bis zum 1./14. November 1908 einzureichen (mit Plan und Bau- fostenvoranschlag). Die näheren Angaben können in der Technischen Abteilung des Stadtamts werktäglich von 10—2 Uhr erhalten werden.

Spanien.

15. September 1908. Königlihe Waffenfabrik in Toledo (Fabrica de Armas de Toledo): Verkauf von 5867 kg Stabl in unbrauhbaren Stücken. Aeußerster Verkaufspreis: 25 Centimos für das Kilogramm. Näheres in \spanisher Sprache beim „Reichsanzeiger“ und an Ort und Stelle.

Verkehrsanftalten.

Das abgelöste ostasiatishe Besazungsdetachement wird in diesem Jahre nicht wie früher auf dem Seewege, sondern über Sibirien mit der Eisenbahn in die Heimat zurückfehren und voraus- sihtlich am 30. September in Wirkallen eintreffen.

Den Angehörigen des Detachements werden nah Möglichkeit unterwegs wälrend des Aufenthalts auf größeren Stationen gewöhn- lihe Briefe und Postkarten (jedoch nit Druckiachen, Geschäfts- papiere und Warenproben) zugeführt werden. Solche Sendungen unterliegen denselben Taxen, wie wenn fie nach der asiatischen Garnison gerihtet wären. Sie müssen in der Aufschrift die deutliche Angabe tragen:

„Durch das Marinepostbureau in Berlin. Empfänger gehört dem aus Ostasien heimkehrenden Besazungs- detahement an.“

Die Angabe eines Beslimmungsortes ist niht erforderlich.

Der Nord deutsche Ll oyd hat, „W. T. B.“ zufolge, beschlofsen, außer den ostasiatishen Reihspostdampfern künftig auch die beim- febrenden australishen Reichépostdampfer Algier anlaufen zu lassen, die dort Passagiere landen oder aufnehmen können. Als erster australisher Dampfer wird der am 18. September in Genua fällige Dampfer „Roon“ Algier anlaufen. Vorgeftern fand die Er- ¿ffnung der Mekkabahn bis Medina ftatt.

Windsignale auf der Eisenbahn. Ein Windmefser zur Sicherung des Eisenbahnbetriebs ist, wie der „Globus“ nah der amerikanishen Zeitschrift „Science" mitteilt, seit September 1903 bei Ulverston in England in Betrieb; er soll bei starkem Winde die Züge vor dem Ueberschreiten des sehr exponierten Levens-Viadukts warnen. Der Apparat, der an dem Westende des Viadukts angebracht ist, besteht im wesentlichen aus zwei durch Federn in vertikaler Lage gehaltenen Platten, deren Bewegungen dur die üblihe Schreibstift- und Uhrwerkvorrihtungaufeinem Blatt angezeigt werden. Ein Sthreibstift wird von jeder Platte je nah der Windrichtung in Bewegung gesetzt und zwecks größerer Genauigkeit in der Zeit ist das etwa 200 m lange Kartenblatt durhlocht, sodaß die Löcher den Stiften des Uhrwerkrades entsprehen. Wenn der Winddruck 32 Pfund auf den Quadratfuß erreiht, stellen die Federylatten cine elektrishe Verbindung her, wodurch die Glo&en zu beiden Enden des Viadukts in Bewegung geseßt werden. Sobald das geschieht, werden die Züge angehalten, his der Wind fich gemäßigt hat. Jede solhe Unterbrehung wird dem Inspektor der Linie gemeldet. Die größte Windstärke mit 104 km în der Stunde wurde im Februar 1907 angezeigt.

Theater und Musik.

Neues Schauspielhaus.

Die Schauspielbühne am Nollendorfplaß hat am Dienstag ein älteres Stück, Ernst von Wolzogens und W. Schumanns Lustspiel „Die Kinder der Exzellenz“ in seinen Spielplan auf- genommen, und fie tat wobl daran, denn es ist niht das Schlechteste, was. auf dem Gebiete der harmlos-heiteren Unterhaltungsliteratur in den lezten Jahren geschrieben worden ist. Vor allen Dingen hat die sol- datish biedere Gestalt des Majors a. D. von Muzell, des Onkels Muz, von ihrer derben ostpreußishen Urwüchsigkeit nichts ein-

ebüßt, und das Neve Schauspielhaus verfügt in Ernst rndt über einen geradezu idealen Vertreter für diese rwoihtigste Rolle des Lustsviels. Aber auch sons fehlt es nicht an dankbaren Aufgaben für die Darsteller, und sie vereinigten sich alle unter treffliher Regie zu geshlossenem Zusammenspiel. Herrn Siebert gelang es sogar, den etwas unwahrscheinlihen Amerikaner Normann recte von Normann * durch sein warmhberziges Spiel glaubhaft zu gestalten. Auch die Damen Jona, Maren und Ghren, die Herren Retzbach, Romberg, Höbling, Kleinke und Boróe trugen das Ihrige ¡u dem erneuten Erfolg des Lustspiels bei, das sich wieder längere Zeit auf dem Spielplan behaupten dürfte.

L E Bir A 6 R R G E E a R