1908 / 212 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Sep 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Bussard“ am 5. September in Daressalam eingetroffen. /

S. M. S. „Panther ist am 6. September in Freetown (Sierra Leone) eingetroffen und geht am 10. September von dori nah St. Thomé in See.

S. M. Flußkbt. „Vorwärts“ if am 5. September in Nanking eingetroffen und geht heute von dort nah Schänghai ab.

S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ ist am 6. September in Wutschou (Westfluß) und S. M. S. „Tiger“ gestern in Nagasaki eingetroffen.

Elsaß-Lothringen.

Urville, 7. September. Seine Majestät der Kaiser und König, Allerhöchstwelcher, gestern vormittag aus Straß- burg kommend, im Schloß Urville Wohnung genommen hatte, arin „W. T. B.“ zufolge, Nahmittags gegen 6 Uhr auf dem Bahnhof Kurzel Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit den Erzherzog Franz Ferdinand von ODester- reih-Este, der mit Gefolge zur Teilnahme an den Kaiser- manóvern eintraf. Seine Majestät geleitete seinen A Gast nah Schloß Urville, wo der Erzherzog Wohnung nahm.

In Saarbrücken sind Seine Kaiserlihe und Königliche O der Kronprinz sowie Jhre Königlichen Hoheiten der

roßherzog von Baden, der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha und der Prin Friedrich Leopold von Preußen zur Teilnahme an den Acisécmanödern eingetroffen.

Oesterreich-Ungarnu. E I I E E T E E: 8 * A r d I A 0“ E E I P S H Der König ist gestern zu einem mehrwöchigen Aufenthalt in Budapest eingetroffen. Eine sehr zahlreich versammelte Menschenmenge bereitete ihm, wie „W. T. B.“ meldet, während seiner Fahrt zur Königsburg unter lebhaften Kundgebungen einen begeisterten Empfang.

Großbritannien und JFrland.

Der Gewerkvereinskongreß in Nottingham, auf dem 1750 000 Arbeiter vertreten find, wurde, „W. T. B.“ ufolge, geftern mit einer Ansprache seines Präsidenten, des

arlamentsmitglieds Shackleton eröffnet. Der Präsident be- andelte in seiner Rede die Frage der E und empfahl als Heilmittel die Verminderung der Arbeitsstunden. Auch forderte er dazu auf, daß alle auf Herabseßung der Altersgrenze für den Bezug der Alterspension hinwirken sollten. Ferner mate er den Vorschlag, die englishe Regierung möge die Abhaltung einer internationalen Gewerkvereinskonferenz in London an- reger, auf der alle europäishen Regierungen und die Ver- einigten Staaten von Amerika vertreten sein sollen.

Türkei.

Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegr.-Korr.- Bureaus“ wurde Ghazi Osman Nizami Pascha zum Botschafter in Berlin ernannt. Marshall Osman Feizi Pascha, der bisherige Kommandant des sechsten Korps, ift zum Kommandanten des fünften Korps ernannt und einst- weilig dur den ersten Divisionär Mehmed Fazil Pascha, dem Kommandanten der Truppen an der Then Grenze, ersezi worden. a : ;

Ein Telegramm der „Kölnischen Zeitung“ aus Konstantinopel von gestern meldet: Eine ernste Bewegung gegen die Ver- fassung ist in dem kurdishen Lande südlich von Ersindjan ausgebrochen, wo der Kurdenhef Jbrahim Pascha mit Ag t, drr-ag pr va den türkishen Truppen Gefechte liefert.

ie Truppen haben bisher anscheinend wenig Erfolge und niht unbedeutende Verluste. Befehle zum rückfihts- losen Vorgehen sind erlassen worden. Der neue Kommandeur des 4. Korps Abdullah Pascha findet ernste Arbeit. Einem weiteren Telegramm der „Kölnischen Zeitung“ ufolge ift Pertew Pascha, der Unterstaatssekretär im iegsmini- sterium, zum Chef des Stabes des 2. Armeekorps in Adrianopel ernannt worden.

Asien.

Einer Meldung der „Morning Post“ aus Schanghai pufcige ist das chinesishe Landwirtschaftsamt mit der Finanz-

behörde übereingekommen, den hg et B fc für Tee zu ermäßigen, um eine Belebung des Teehandels herbei- zuführen.

Afrika.

Der „Agence Havas“ wird aus Colomb Béchar von estern. gemeldet: Die wr Kolonne des Oberst Alix hat heute früh 6 Uhr das Lager der Harka angegriffen. Der Oberst Alix rückte gegen 5 Uhr früh mit 5000 Mann von Bu Denib gegen das Lager der Harka in Djorf vor und stieß 4 km von Du Denib entfernt auf den Feind. Die Harka griff mit ihrer gesamten Streitmacht die franzöfishe Kolonne an und machte wiederholt Versuhe, sie von Bu Denib abzushneiden. Nah vierstündigem Kampfe war die arka völlig aufgelöst. Oberst Alix bemächtigte nh des Lagers von Djorf, das die Hari unter Zurü- laffung der Lebensmittel in offener luht verließ. Die franzöfishe Kolonne nahm ihren Weg sodann gegen Tazzugert, wo fie sich mit ihrer Kavallerie wieder vereinigte, die auf der Verfolgung der Stämme des Tafileis begriffen war. Die Verluste des Feindes sind beträchtlich. Auf französischer Seite find nur ein Leutnant von den Schüßen und 21 Mann ver- wundet, darunter drei s{chwer. Der Ausgang des Kampfes ist der Wirksamkeit der französishen Artillerie zu verdanken, die den Ansturm des Feindes in weiter Entfernung von den

JInfanterielinien zum Stehen brachte.

Statistik und Volkswirtsaft.

Das Kai serlihe Aufsihtsamt fürPrivatversiherung bat in diesen Tagen ein umfangreihes Werk: „Versicherungs- statistif für 1906 über die unter Reihsaufsicht stehenden Unternehmungen“ herausgegeben. Diese Veröffentlichung, die bei F. Guttentag, G. m. b. H. in Berlipo, erschienen ist, {ließt sfich nach Form und Inhalt eng an die in den vochergebenden Jahren berausgegebenen Verisicherungsftatistiklen an. Ss werden darin alle größeren deutschen und die im Inlande zum Geshäftsbetriebe zugelaffenen autländishen privaten Versicherungkunternehwmungen in umfassender Weise behandelt. i :

Eine Einleitung von 74 Seiten bringt zuerst eiren Neberblidck über die EntwiFZlung des gesamten unter Reich2au!sicht stehenden

privaten Versiherungswesens während des Berichtsjahres und dana '

e

Zusammerstellungen und Erläuterungen der Hauptergebnisse des Geschäftsbetriebs in den chuzelnen Wetsiherungszweigen. Dabei nd, wie auch in dem Hauptteile des Werkes, der 406 Seiten tatifstischer Tabellen umfaßt, die erur 8z¡weige in folgender Anordnung behandelt: Gruppe T sver ung, Gruppe TI Unfall- und Haftpflihtversiherung, Gruppe IIT Landwirtschaft- lihe (Vieh- und Hagel-) Versicherung, Gruppe 1V Feuer-, Sturm- und Wasserleitungss{häden- sowie Einbruchdiebstahlver- figerung, Gruppe V Sonstige Versicherung. Die Tabellen beziehen auf den Versiherungsbestand Ende 1906 und auf dessen Bewegung innerhalb dieses Jahres, ferner auf die Betriebsrechnung und die Bilanz für den Schluß des Berichtsjabres; auch enthalten e wegen der Bedeutung, welche dem Prämienreservefonds im Hinblick auf § 61 des Versicherungsaufsichtsgeseßes zukommt, Uebersichten über die von den -Lebensversich-rungsunternehmungen diesen Fonds bis Ende 1906 zugeführten de. Die Aufstellungen find getrennt na deutsen allgemeinen Unternehmungen, Versiherungteinrihtungen größerer Berufsvereinigungen und ausländishen Sesellshaften.

Das allmählihe Anwachsen der wichtigsten C Ier ae Lne in den leßten Jahren ist auf einer Tafel graphisch dargestellt. Gin E Inhaltsverzeichnis erleichtert den Ueberblick über den ge- amten Stoff.

Herstellung und Besteuerung von Zigaretten.

Das TI1. Vierteljahr8heft 1908 zur „Statistik des Deutschen Reichs* bringt eine Statistik über die Herstellung und Besteuerung von Zigaretten, Zigarettentabak und Zigarettenhüllen im deutschen Zollgebiet im Rechnungsjahr 1907. Da das Zigarettensteuergeset mit dem 1. Juli 1906 in Kraft trat, beziehen sich die Vergleichsjahlen für das Vorjahr nur auf einen Zeitraum von 9 Monaten. Im Bes triebe waren 876 E 859) Fabriken, die nur Zigaretten herstellen, 323 (1906: 311) Fabriken, die Zigaretten und Zigarettentabak her- stellen, 41 (1906: 40) Fäbriken, die nur Zigarettentabak herstellen, und 36 (1906: 31) Fabriken, ‘die nur Zigarettenhüllen herftellen. Die Herstellung von Zigaretten betrug 5694 Millionen Stück, der Absaßz 5283 Millionen Stück (1906: 3078 bzw. 2426 Millionen Stü).

Der Gesamtsteuerwert der im Nehnungsjahre 1907 verkauften Zigarettensteuerzeihen betrug 15,2 Millionen Mark gegen 11,1 Millionen in der Zeit vom 1. Juli 1906 bis 31. März 1907.

Ernährung und Sterblihkeit der Säuglinge in Baden.

Den Mitteilungen zur geburtshilflihen Statistik Badens für das Jahr 1905 (Sonderabdruck aus den „Statistischen Mitteilungen für das Großherzogtum Baden") ist zu entnehmen, daß im Laufe der leßten Berichtsjahre die Zahl der an der Mutterbrust oder von Ammen gestillten Säuglinge in Baden stetig zugenommen hat, und es ift woll kein Zufall, daß dementsprechend die auf je 100 Lebendgeborene errehnete Ziffer der Säuglings- sterblihkeit dort ftetig abgenommen hat. Während der Sahre 1903, 1904 und 1905 wurden lebendgeboren: 64962, 66 705 und 66 006 Kinder, davon durch die Mutter oder durch Ammen gestillt: 48 770, 50612 und 50663, mithin auf je 100 Lebendgeborene 75, 76 und 77, und von je 100 Lebendgeborenen starben im ersten Lebensjahre 20,7, 20,6 und 19,7. Allerdings ist auch die Zabl der außerebelich geborenen Kinder im Laufe derselben drei Berichtsjahre von 7,28 9/9 aller Geborenen auf 7,24 und 7,16% gesunken, was nage auf die Abnahme der Säuglingsfterblihkeit Einfluß gehabt

en mag.

Zur Arbeiterbewegung.

Die in München unter dem Vorsitz des Kommerzienrats Menck, Altona, agene Konferenz des Vereins Deutscher Arbeit- geberverbände beschloß, wie die „Münchener Neueft. Nachr.“ melden, als Gegengewicht gegen die sozialiftishen Arbeitsnahweise die Ausdehnung von Unternehmern geleiteter Arbeitsnachweise über ganz Deutschland. s s Ein Ausstand der Speditilön8arbeiter in Nürnberg, der am Sonnabend ebrochen war, if, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, geftern durch gegenfeitiges Entgegenkommen, das zum Abschluß eines ¡weijährigen Tarifvertrags führte, beigelegt worden.

Der in Leipzig abgehaltene Verbandstag selbständiger Bildhauer, Stuckateure und Gipser des Königreichs Sachsen, der Provinz SaSÿsen und der thüringischen Staaten nahm, wie der „Frkf. Ztg.“ telegraphiert wird, einen Gnt- wurf zum Generaltarif für Deutschland an, zwecks Regelung der Ar- beitsbedingungen für das Stukateurgewerbe,

Wohlfahrtspflege.

Das Rote Kreuz findet für das Deutshe Reich seinen Mittel- p in dem „Zentralkomitee der deutshen Vereine vom Roten Kreuz“. m rührigften auf diesem Gebiete ist jedoch der „Preußishe Landes- verein vom Roten Kreuz“, der nach dem die Zeit vom 1. Juni 1906 bis 31. Mai 1907 umfassenden neuesten Bericht (Berlin 1908, Druck der Norddeutihen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, 220 S.) 504 Zweig- vereine mit 98 524 Mitgliedern umfaßt. 25654 der Mitglieder sind in 836 Sanitätskolonnen praktis tätig und derartig vorbereitet, daß von ibnen 5303 für das Feldbeer und 5349 für das Besaßzungsheer bereit und geeignet sind. Die 8056 freiwilligen Krankenpfleger des Landes- vereins verteilen fich auf 37 Verbände, während 6 Samaritervereine 1350 Mitglieder umfassen. Dem Landesverein stehen ferner 563 militärfceie und nicht dur Vertrag mit den Militärbehörden ge- bundene Aerzte zur Verfügung, darunter 39 für das Feldheer und 524 für das Besazungsheer. Ferner gehören dem Landesverein 1163 erm der Frauenvereine mit 316 548 Mitgliedern an, auch ehen ihm 2071 praktisch ausgebildete Krankenpflegerinnen und 2799 Helferinnen zur Verfügung. Die Ginrihtung von Vereins- lazaretten (nicht unter 20 Betten) i| an 167 Orten vorbereitet, sie würden 10 126 Lagerstätten bieten. An 421 Orten würden dem Verein 14201 Betten bereit stehen. 509 Erfrishungs- stationen find vorbereitet. 509 Vereine find zur Unterbringung von Rekonvaleszenten in Familienpflege bereit. Der prenaNe Landes- verein beteiligt sich mit 51 Mitgliedern an dem deutshen Zentral- komitee, welhem noh 16 andere Mitglieder angehören. Innerhalb des Zentralkomitees wirkt noch der „Verband deutscher Krankenpflege- anstalten vom Roten Krenz“, der 34 Krankenhäuser bew. Schwester- schaften zählt und auf welchem eigentli die ganze deutsche Kranken- pflegebereitschaft im Kriege beruht. Eine Betätigung dieser konnte der Berein durch Hinaussenden von 31 Schwestern und 92 männlichen Pflegern auf den s\udweftafrikanishen Kriegsshauplay bekunden, wofür bis Ende Mai 1907 eine Summe von 760 092 4 verwendet wurde.

Wöchnerinnenpflege. Wie die von dem verstorbenen Hof- besitzer Jakobsen für Schleswig-Holstein eingeführten „Margareten- spenden den Landgemeinden das Vorhandensein der für die erste Hilfe in Krankheit und bei Unfällen nötigen Gegenstände sihern wollen, so will eine von Medijinalrat Dr. Deneke in Stralsund zuerst eingeführte Einrihtung von „Wanderkörben für Wöchnerinnen“ diesen diejenigen Gegenstände liefern, die für die erste Pflege von Mutter und Kind von nôten find. Die Körbe enthalt:-n gedruckte Anweisurgen für den Gebrau der Sachen sowie Belehrurgen für die Wöchnerin, außerdem ein Entleihformular. Sie sind jezt auch für die Pflegestationen der Vaterländishen Frauenvereine der Provinz Schlesien eingeführt worden. Auch der Auss{huß zur Einführung von Krankenpflegekästen in Landgemeinden in Württemberg mat für seine Stationen von den „Wanderkörben“. Gebrauch. Sie kosten das Stück 27 M 65 S und werden u. a. vom Kal. Hoflieferanten Dr. Lindenmeyer in Stutts- art, Königsbau, geliefert. Die Witwe Sels vermachte dem

¿chnerinnenverein in Neuß den Betrag von 20 000 #4.

Kunft und Wissenschaft.

Ausstellung von Werken Peter Janssens bei Keller und Ee Ans

Bei Keller und Reiner sind Werke des Düsseldorfer Altmeisters Peter Janssen ausgestellt: Bilder, Entwürfe und Skizzen. Auch nach der stoffliGen Seite ift diefe Sammlung reich und mannigfach. Neben der Spezies, für die der Künstler berübiut ist, der Hiftorien- malerei, ift viel Mytbologie zu sehen, einige religiöse Bilder, \{ließ- lih Reiseerinnerungen : \panishe und italienische Bolksszenen,

Viele von uns ftehen wohl heute der Kunst, die Peter Janssen vertritt, kühl, viele geradezu feindlich gegenüber. Der neue Kunst- wille strebt nah anderer Rihtung. Wenn uns diese Bilder aber auhch zu keiner warmen, ftark anteilnehmenden Bewunderung zwingen, müfsen wir doch das äußerst r-:\pektable Können, das in ihnen steckt, ehren. Wir müfsen ihnen auch rückhaltlos das zuerkennen, was zahl- reihen Moderneren fehlt, nämli Stil; ganz glei{gültig, ob uns dieser behagt, oder nicht. Ein Bild, wie der „Brautzug“, ist ein ganzer, vollrunder Ausdruck der künstlerishen Absichten einer Zeit. Allerdings einer Zeit, die zurückliegt.

Von den großen Wanddekorationen historischen Inhalts find L /GSerwaile nur die kleineren Vorarbeiten ausgestellt: der forg- fältige Farbenentwurf zur „S{lacht bei Hobenfriedberg“ und zu einem Bild für das Elberfelder Rathaus. Ferner folide Arbeits- \kizzen, Figuren und Köpfe für die „Schlacht bei Worringen“ (1890 bis 92), für die Bilder in der Universität zu Marburg, des Schlosses Burg und des Elberfelder Rathauses. Am wenigsten können wir uns mit vier mythologishen Bildern befreunden. „Epimetheus und Pandora“ (1903) imwponiert immerhin durch den sicheren, relativ breiten Duktus. Dennoch erweckt es mit den glatten „Parzen“ (190) und „BacYhus wird zu den Nymphen gebraht* (1907) in uns den fatalen Eindruck des im Atelier Zurehtgeklügelten. Sie überzeugen niht. Dem Leben näher {eint der „Centaur, Nymphen be- [aushend" (1905).

Dagegen sind die Skizzen ähnlihen Inhalts großenteils von berrliher Frishe. Allen voran „Nymphen, einen Faun verspottend“. Das Bild gewährt eine wahre Freude. Es zeigt belle, leuhtende Körper vor saftigem Grün und Blau und ijt in dem kecken Auftrag von fouveräner Sicherheit. „Die Klage der Okeaniden* ist von echter Grofßartigkeit, betisch in der Anordnung der Massen und pathetish in der Farbe: fahl beleuchtete Körper vor düfsteren, dunkelblauen Tönen. Fast ebenso vorzüglich find „Adam und Eva“ und die „Versuhung“. Nicht mehr auf der gleihen Höhe steht „Faun und Nirxen“.

Kraft ihrer Vorzüge mit diesen Skizzen nahe verwandt ist die „Erinnerung an Sevilla“ (1906). Das if keine Atelierphantasie, sondern winflihes Leben. Nicht etwa, daß ein Herr die Hand vor den uenbin Mund hält, daß ein S@differ bettelnd den Hut zu den

uten auf dem Kai emporhält, gibt dem kleinen Bild den starken Wirklichkeitseindruck. Nein, gerade weil diese realistishen Züge fast verschwinden, der Gesamtimpression sih bescheiden einfügen, lauben wir an diese buntgekleidete Menshenschaar, über die flimmernde

onnenftrahlen gleiten. Sehr lebhaft und flott in der Behandlung ist ein „Stierkampf in Sevilla“. Weniger eindrucksvoll „die Kommuni- L größere „Begräbnis in Sestri* und der dämmerige 114121 E

Von den Bildern religiösen Inhalis ift „Kommt her iu mir“ (1903/04) bei weitem das umfangreihfte. Sehr viel ernste Arbeit steckt darin. Aber alle diese I Köpfe, Arme und Sande: diese vielen vershiedenartigen Stoffe verwirren. Die Einzel- eiten lenken ab. Der Erlöser, zu dem kreuzbeladen die gläubige Menschheit strebt, droht in den andrängenden Massen zu ertrinken. Man spürt nicht die Allma§t seines Mitleids. Dr. Frhr. v. E.

Am Sonntag verstarb nach langem Leiden in seiner Villa in der Kolonie Grunewald der Bildhauer Professor Max Klein. Im Jahre 1847 in Ungarn geboren, fand Klein seine künstlerische Aus bildung auf den Akademien in Budapest und in Berlin. In den 70 er Jahren ließ er fich in Berlin nieder und entfaltete eine reie künstlerishe Tätigkeit. So ftammen von ihm u. a? die Bronzereliefs für die Kronprinzenbrücke, die Büsten Manteuffels und Werders in der Ruhmes3halle, der Marmorbrunnen vor der Nationalgalerte, die E Ee auf der PRLaer Brücke. Für die Kolonie

runewald {uf er das bekannte Bismarckdenkmal. Sein letztes E war ein Fontanedenkmal, das er noch vor seinem Tode vollenden onnte.

Der jüngste Dinosaurier. Die Hauptfundftätten für die großen Dinosaurier, zu denen der vielgenannte Diplodokus gehört, waren bisher die sogenannten Atlantosaurus-Bets im westlichen Nordamerika, am Oftrande des Felsengebirges. Neuerdings ift aber, so berihtet die „Tägl. Rd\ch.*, in Deutsh-Ostafrika ein Dino- \auriergebiet aufgefunden, das nach dem Urteil von Professor Fraas in Stuttgart den reihen amerikanischen Pläßen kaum nachstehen dürfte. Die Entdeckung der Stelle verdankt man einem Ingenieur der Lindi-Schürfgesellshaft, Herrn Bern- hard Sattler. Als Professor Fraas bei Gelegenheit einer Be- reisung Ostafrikas im Sommer v. I. von den Knochenfunden hörte, entschloß er si, troy seines leidenden Gesundheitszuftandes nah der Rüdkehr vom Viktoria Nyanza die fraglihe Oertlihkeit aufzusuchen.

Sie liegt im Hinterlande von Lnti auf dem Tendagurn- -

Berge. Die Schichten, die die Dinosaurierknochen bergen, gehören der oberen Kreide an, während die ähnlihen Knochen- reste, die man in Europa und Amerika findet, aus dem oberen Jura, höchstens der untersten Kreide stammen. Da die Knochen infolge der Durhsezung mit Kalk aus dem umgebenden Gestein ein sehr hartes Gefüge haben, so konnten sie der Verwitterung viel größeren Widerstand entgegensezen als die mürben Mergel und Sandsteine, in denen fie eingebettet sind, und so kommt es, daß fie auf dem Tendagurn vielfah ausgewittert an der Oberfläche frei herumliegen. Zurweilen bedecken sie den Boden in erstaunlicer Menge; es läßt fich daraus auf einen außerordentlihen Reichtum dieser Schichten an Dinosaurierresten \{ließen. Die beisammen- liegenden Knochen gehören immer zu demselben Skelett, und Profefsor Xraas hat sie in einzelnen Fällen noch in natürlicher Lage angetroffen. Da sie aber durch die Verwitterung sehr gelitten haben, so mußten ¡ur Gewinnung von Stüdcken, die für die wifsens@Gaftlihe Untersuhung brauchbar waren, Grabungen angestellt werden. Profeffor Fraas beschreibt aus seinen Funden zwei Arten einer neuen Dinosaurier- gattung, die er Gigantosaurus nennt. Sie gee zu der Unter- gruppe der Sauropoden und zeigt viel Aehnlichkeit mit Diplo- dokus. Die Größe der Tiere war zwar nicht außergewöhnlich, aber immerhin recht ansehnlich. Ihre Körperhöhe wird 3,30 bis 3,60 m, ihre Länge 14 bis 15 m betragen haben. Ein Oberschenkel- fnchen wog 24 Ztr., was erklärlich macht, daß Professor Fraas nicht allzu viele Stúcke mitnehmen konnte. Aus den oben gematten An- gaben über die Zeit, aus der die Reste stammen, geht hervor, daß Gigantosaurus der jüngfte aller sauropoden Dinosaurier ist. u der Zeit, wo er lebte, waren seine Verwandten in Amerika und Europa längst ausgestorben. Weitere genaue Untersuhungen der Fundftätte dürften zu neuen Entdeckungen führen.

Veber den Mammuttierfund, der dem Präparator des St. Petersburger Zoologishen Museums Dr. Pfigmayer auf seiner leßten Forshungsreise durch Sibirien geglückt ist, wird jeßt Näheres bekannt. Dem „Lok.-Anz.* zufolge fliß am 7. Fes bruar d. F. in Jakutsk eine Anzahl Jakuatlen und Kasaken zu der Expedition und geleiteten diese bis zum Fundorte. 200 km von den Ufern des Eismeeres fanden sie das Riesentier im aus- getrockneten Bette des Sanga Jura, eines Baches, der in den Omlachbusen fließt. Der Körper des Mammuts lag dreieinhalb Meter tief im Sande begraben; er ist nicht ganz so gut erhalten wie

e, den \. Zt. die Herzshe Expedition fand. Ein äußerst wert- dere Sie, wie. es bisher noch nicht gefunden wurde, stellt der wohl- erhaltene Rüfssel dar, der 1 m lang ist und sofort in Spiritus geseßt wurde. Die übrigen Weichteile wurden getrocknet und so nach St. Petersburg geshaft. Der Schädel if gut erhalten, nur die Sp ¡ähne fehlen. Bei den Vorderfüßen ist bis zum Knie sogar noch die Behaarung zu erkennen, Man hat es wahrsheinlich mit einem fleïnen, aber ausgewacsenen weibliden Tier zu tun. Das Becken ist nicht vorhanden. Die Expedition verblieb am Fundorte 6 Tage bei einer Temperatur von 30° C. unter Null in Zelten. Die Rückbeförderung dauerte ¡wei Wohen. In neun Kisten wurde das ganze Tier verpackt, das ein Gewiht von 1600 kg hatte. Ueber Ustjansk wurden die Kisten mit Renntieren nach Buluna an der Lena geschafft, wo die MWeichteile konserviert wurden. Dann ging es die Lena entlang auf einem Dampfer der Firma Gromow bis Schigalow. Von Schigalow wurde in Wagen die Burjatensteppe durchquert bis Irkutsk. Hter fonnte man die Eisenbahn bis St. Petersburg benüßen. Die Expedition dauerte sechs Monate. Die Gesamtkosten belaufen sfih auf 33 000 4. Das Ausstopfen des Mammuts für das Zoologische Museum wird etwa ein Jahr beanspruchen.

Literatur.

Deutsher Schiffbau 1908. Herausgegeben aus Anlaß der ersten deutschen ifffbauausftelung in Berlin. Chefredakteur : Gebeimer Regierungsrat, Professor Oswald Flamm, Charlottenburg.

reis 3 #6. Verlag Carl Marfels, Berlin. Für weiteste Kreise Zint bietet das Buch, von hervorragenden Spezialisten verfaßt, au dem in der Praxis ftehenden Ingenieur reihe Anregung und einen mühelosen Ueberblick über ein erstaunlich weites Gebiet. Nach- ftehend das Inhaltsverzeihnis: Die Entwicklung des s{wimmenden Materials der deutshen Marine. Von I. Rudloff. Die Shiffs- folbenmashine, ihre moderne Konstruktion, ihre Autsihten für die ukunft. Von Brortes Krainer. Die Dampfturbine 8betriebe. on Marinebaumeister H. Schmidt. Ent- wicklung und Stand des Schiffskefsel- und Schiffshilfs- maschinenbaues in Deutshland. Von ofefsor Walter Menz. Ueber Schiffsgasmaschinen. Von alter F. Nomberg. Der Hol- \{ulunterriht auf s{iffbautechnischen teten. Von C. Flamm. Die deutsche Eisen- und Stahlindustrie und der deutsche Schiffbau. Von Frit Lürmann. Werftanlagen. Von Professor W. Laas. Zur Kranschau auf der deutshen Schiffbauausstellung 1908. Von C. Miehenfelder. Die deutsche Schiffbauindustrie. Von F. Meyer. Allgemeiner Ueberblick über die für den Handels\{ifbau witigen Behörden und JIpvstitute. Von Dr.-Ing. Matthaei. Elektrische Schiffsanlagen. Von Dr -Ing. C. Arldt. Schiffsausftattung und “AEET Von Fr. Jappe.

„Die Leipziger Messe." Moderner Kunstverlag Dr. Trenkler u. ‘Co. Leipzig-St. Preis 2 &. Nechtzeitig für die Oktobermefsse ist im genannten Verlage das zweite Heft in vornehmer Ausftattung und einer Stärke von 104 Seiten ershienen. Jn sieben Abteilungen ‘bringt es neben einer Lira guter Abbildungen der ver- \hiedenften Industrieerzeugnisse Abhandlungen vom Herausgeber Or. H. Pudor, von Profeffor Dr. Pazaurek, Dr. Zimmermann, Dr. Heubner u. a. über die Zukunft der Leipziger Messen, Messe und Kunsts aewerbe, keramische Kunstindustrie, Industrie von Beleuhtungs- förpern, Spielwaren und Luxuspapieren, über Reklame und ihre A esthetik u. A. m. Die Genreporzellane der Fabriken von Gebrüder

eubach in Lichte (Wallendorf) S.-M. und von Reps u. Trinte

agdeburg, zeigen, wie die deutsche Industrie mit bestem Erfolge bemüht ist, das Niveau der \kandinabvischen Manufakturen zu erreichen. In der Glasindustrie steht die berühmte französisGe Manufaktur Baccarat mit ihren graziós aufgebauten, fehr tief geschlifenen Kristall- gläsern und Kristallkronen an erster Stelle; man darf aber die künstle- rishen Vorteile nit verkennen, die gerade in dem glatten Kristallglasstile liegen, wie er in Erzeugnissen der Bayerischen Kristallglasfabriken, der Firmen Gebr. Fe und M. Preckelt ¡um Teil gepflegt wird. Die heute auf faft allen Gebieten des Kunstgewerbes zu Tage tretende Befreiung von überflüssigen Formen prägt den Beleuhtungskörpern und Metalle waren wie den Möbeln und \chließlich den Galanterie- und Gürtler- waren mehr oder weniger ihren Stempel auf und führt zu einem [atten Werk- und Materialstil, der sein Ziel sucht in künstlerishem Kuibas und naturgemäßer Gestaltung des Ganzen. Bei dem ver- hältnismäßig sebr geringen Preise der Veröffentlihung, die eine Aus- wahl vorzüglihster Kunstgegenstände der Messe darstellt, ift ihr eine möglichst weite Verbreitung zu wünschen. /

Von dem von der Verlagsanftalt „Vaterland“ in Berlin herausgegebenen Lieferungswerk „Deutsche Gedenkhalle“ liegt das Heft 9 vor (2 46). Es enthält den Schluß des Aufsatzes über Kaiser Friedrih Il. und eine Abhandlung von dem Universitäts- profefsor Oswald Redlich über „Das Zwischenreih“. Als Kunst- geltage [Let das Heft eine treflihe Heliogravürennachbildung von Friedrih Lessings Gemälde „Gefangennahme des Papstes Paschalis durch König Heinrich V.“.

Das edte Vest (11) der „Kunft unserer Zeit" (Verlag von Franz Hanfstaengl in München; jährliGh 12 Lieferungen ; Abonnementspreis je 8.4; Einzellieferung 4 4) ift wie das vorleßte der diesjährigen Münchener Kunstausstellung gewidmet, über die Alexander Heilmeyer \{chreibt. Außer zahlreihen Textbildern enthält das Heft sechs Vollbilder nah Gemälden von Defregger, Grügner, von Petersen, Firle, von Stuck und Aman- Jean.

Gesundheitswesen, Tierkraukheiten und Absperrungs- maßregeln.

Rußland.

In der Zeit vom 10.—16. August a. St. sind von der russishen Kommission zur Bekämpfung der Pestgefahr erklärt worden : für oleraverseucht: die Stadt Samara und die Kreise Samara, ifolajews? und Nowousensk des Gauv. Samara; für cholera- bedroht: das Gouv. Tauxien, die Stadt Kostroma, die Kreise Jurjewez, Makarjew, Kineschzma, Kostroma und Nerehta des Gouv. Kostroma, die Stadt Jaroslaw und die Kreise Danilow, Jaroslaw, Romanowo-Borifsoglebsk und Rybinsk des Gouv. Jarotlaw, die Stadthauptnannshaft Kertsch-JIenikale und der Fluß Dnjepr von

Kiew bis Werislaw.

Das Kaiserlihe Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche aus folgenden Orten: Diedenhofen- Lothringen (S{lachthaus) am 5. September, Amtsbezirk Kehl-Baden am 5. September, Kreis Molsheim-Unterelsaß am 5. September, Kreis Bamber IT-Oberfranken am 6. September, Bezirks8amt Franken- thal-Pfalz (Viehhändler Samuel Weil) am 7. September.

Land- uud Forstwirtschaft.

Die Weinkreszenz in den Regierungsbezirken Wiesbaden, Koblenz und Trier 1907.

Neben der von Reihswegen für alle deutshen Weinländer an- geordneten Statistik über den Mostertrag, deren oran Zahlen für Preußen in der Nummer 8 d. J. der „Statistishen Korre- pondenz* besprohen sind, finden in den Regierungsbezirken Wies-

den, Koblenz und Trier, den bedeutendsten preußishen Weinbezirken, noch eingehendere Erhebungen über denselben Gegenstand statt, deren Ergebnisse in den Amtsblättern dieser Regierungen veröffentlicht werden, für 1907 in den Nummern 5 bezw. 11 und 10. Danach entfielen von den nach der legten Anbauermittlung in Preußen überhaupt vorhandenen 20 941 ha Weinland auf genannte drei Bezirke allein 18 823 ha. Im Ertrage standen hiervon 15 890 ha, welche Me 074 hl Wein brachten, also durdshnittlich vom Hektar 21,02 11.

it weißen Trauben waren 14 610 ha bestockt, mit roten 1280; aus ersteren wurden 323 227 hl oder 22,12 hl vom Hektar, aus leßteren 0847 hl oder 8,47 hl vom Hektar erkeltert, Die Anteile der

einzelnen Regierungsbe irke und Kreise werden in der nachstehenden

Zusammenstellung gege Kreise Gesamtes ade Flà s L Ertrag an des Wein- 9g Rote weißem rotem bergland E ies Wetikmost Oberlahnkreis . 3,82 0,80 3,03 m —r Sa. s 2,20 1,89 0,31 e Unterlahnkreis. . 7106 27,39 1049 265,94 1,00 St. Goarshausen. 820,87 65451 833,93 8718,75 64,90 Rbeingaukreis . . 2395,11 1925,70 25,00 2874181 138,00 Wiesbaden, Land . 596,44 391,83 2,03 3954,70 31,00 Wiesbaden, Stadt 12,663 12,32 0,31 49,77 n Obertaunuskreis . 6,00 5,00 1,00 _ E 1300 G 0,14 4,00 2,00

rankfurt a. M. Stadt... 9600 ¡usammen . 3957,14 305265 76,24 3673497 236,90,

N.-B. Koblenz:

ea e e O 450 7,30 20,00 Ahrweiler . . , 1142,07 87,40 836,43 460,55 9 442,60 Koblenz, Stadt . 49,00 48,00 1 380,00 info

Koblenz, Land. . 525,90 429,06 26,68 6646,70 26,93 Cochem . . . . 1030,30 933,03 1,02 37 639,50 12,00 Sankt Goar . . 1286,38 107496 45,26 17 673,60 99,50 Kreuznach . 3313,50 2725,74 830,60 21660,87 8309,50 Moyen . 158,57 130,05 2,46 3064,33 0,95

Meisenheim. . . 457,07 3997 1764,80

Neuwied . . , 695,37 235,47 254,18 581,97 696,50 Zer. ¿ « 1097,50 90000 0,10 52 062,00 2,00 ¡usammen . 9776,16 7059,88 1204,03 142 934,32 10 609,58,

N.-B. Trier :

Trier, Land. . . 1702,65 145226 30 860,81 Trier, Siadt . . 2200 10 423,00 Bernkastel ‘. . . 1514,10 142310 65 207,50 U e AORO 9,85 —_ 54,10 man Merzia ..… « M7 U 111,20 Saarbrücken .. 9,30 880 6,00 Saarburg . . . §23,111 765,61 —_ 19 306,90 _— Saales... 72683. 00D 51,50 Sankt Wendel. . 66,74 59,95 M Wi... 74465 6000 27313,50 —— ¡usammen . 5089,54 4497,33 143535538,11 _—,

Unter den Weißweinen ist am meisten der Riesling vertreten mit 8977 ha, die 268 911 hi1 brachten. Der Regierungsbezirk Wies- baden war hieran mit 1513 ha und 18 293 hl, Koblenz mit 3859 ha und 119 929 h1, Trier mit 3605 ha und 130 689 h1 beteiligt. Mit Oesterreicher und Kleinberger waren nahezu gleih große Flächen bestockt, 1564,93 und 1564,79 ha, von welhen 16781 und 15504 hl erkeltert wurden. Auf Wiesbaden "entfielen hiervon 639 und 386 ‘ha, 9805 und 1986 hl, auf Koblenz 894 und 467 ha, 6827 und 2611 hl, auf Trier 32 und 712 ha, 149 und 10907 h1. Außerdem sind noch aufgeführt 30 ha Traminer mit 480 h1 Most- gewinn (7,45 ha und 278 hl für Wiesbaden, 22,55 ha und 202 hl für Koblenz), 8 ha und 74,50 hl Mallinger (Koblenz), 4,80 ha und 49,20 hl Orleans (Wiesbaden), 0,60 ha und 450 hl Gutedel (Koblenz). Der Rest von 2460 ha und 21423 h1 besteht aus „ge- mischten Sorten“ (Wiesbaden 502 ha, 6324 hl, Koblenz 1809 ha, 13 287 h1, Trier 149 ha, 1812 h1).

An Rotweinen waren 1907 vorhanden 619 ha Spätburgunder, 488 ha Klebrot, 150 ha Frühburgunder und 23 ha Portugieser mit Erträgen von 6689 bezw. 3315, 425 und 418 hl. Von diesen 1280 ha und 10 847 hl entfallen allein 1204 ha und 10610 h1 auf den Regierungsbezirk Koblenz, der Neft von 76 ha 237 h1 auf Wies- baden, während Tiuier ganz leer ausgeht. Die Wiesbadener Rotweine bestehen aus 43 ha und 148 hl Klebrot, 32 ha und 69 hl BrS- burgunder, 1 ha und 20 h1 Portugieser, oda alfo der ganze Spät- burgunder, ferner 445 ha und 3167 hi1 Klebrot, 118 ha und 356 hl Frühburgunder, 22 ha und 398 h1 Portugieser für Koblenz bleiben.

In einem späteren Artikel wird noch über den Mostgewinn der bedeutendften Weinorte Auskunft gegeben werden.

Grnteaussihten und Ernteergebnisse in Rumänien.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Bukare ft berihtet unterm 28. August d. J.: Beim Wetzen und bei der Herbstgerste ist in mehr als einem Drittel der Bezirke Rumäniens eine Mißernte zu verzeihnen; in diesem Drittel wurden 2 bis 5 11 auf den Hektar, also kaum etwas über die Aussaat, eingebraht. Ein anderer Teil weist das Doppelte der Aussaat auf, nur wenige Bezirke der Walachei

Dambovito, Teleorman, Vlaëca, Dolj, Mehedinti, Olt,

omanati) ergeben eine gute Grnte (15 bis 30 hl). In der Moldau sind die Bezirke Botosani, Jassy und Dorohoi mit guter Ernte, die anderen Bezirke mit mittlerer und s{wäctherer Ernte u verzeichnen. Die Gegenden mit guter Ernte hatten auch der Beschaffenheit nah einen guten Ertrag, während die Beschaffenheit der Ernte in den Gegenden mit {wachem Ertrag sehr viel zu wünschen Ges ließ. Das Ergebnis der Herbstgerste ist stark unter mittel. Auh ihre Beschaffenheit hatte, ebenso wie die des Weizens, teilweise durch vielen Regen gelitten, der sowohl beim Schnitt als auch beim Drusche großen Schaden verursahte. Die Roggenernte fiel im ganzen und (oben schwach aus. Die Beschaffenheit ift zufriedenstellend, das Durhschnittsgewicht 70 bis 74 kg per Hektoliter. Frühjahrsgerste, die meist in den durch Dürre heimgesuhten Gegenden angebaut wurde, hat gleichfalls vielfach gelitten; der Ertrag war außerordentlich {wach mit Aus- nahme einiger weniger G*genden. Der Ertrag des Hafers ist in den Gegenden, in welhen der Weizen gut stand, äußerst gut, in anderen Gegenden ist das Kotn ganz zu Grunde gegangen oder es ergab eine {wache Ernte. (In guten Gegenden 30—50 h1 per Hektar, in {lechten 14—20 h1 per Hektar.)

Die Bohuenernte, die im Frühjahre zu den besten Hoff- nungen berechtigte, hatte infolge eines Mebltaues ftark gelitten. Der Ertrag ist äußerst s{chwach, die Beschaffenheit zufriedenstellend. Naps ist bereits im Herbst 1907 infolge der Dürre größtenteils zu Grunde gegangen. Jn wenigen Gegenden, insbesondere in der Nähe der Donau, hat er erhalten und einen guten Ertrag geliefert. Leinsaat hat gleihfalls unter der Dürre ge- litten; es kann nur eine s{chwache Ernte verzeihnet werden. In Hirse hofft man auf einen mittleren Ertrag. Der Schnitt hat begonnen. Ueber die Beschaffenheit läßt sich noch nichts sagen. Mais verspricht im größten Teile des Landes eine äußerst gute Ernte (30—40 h1 per Hektar). In den von der Weizennot beimgesuhten Gegenden kann nur mit einem s{chwachen Erträgnisse (15—25 11) gerechnet werden.

Wein und Obst liefern in diesem Jahre sehr reihe Erträge.

Die Herbstarbeiten haben bereits im ganzen Lande begonnen.

Die „Schweizerishe Landwirtschaftliche Zeitschrift" vom 4. Sep- tember veröffentliht folgenden Erntebericht aus der Ostshweitz: Talauf, talab und bis weit in die höheren Lagen au ist das Ge- treide unter den glühenden Juli- und Augustsonnenstrahlen fast gleichzeitig reif geworden, Der Körner- sowie der Strohßertrag ift durchwegs ret ausgiebig. Der Emdertrag ist in gutem, genügend feuhtem Boden in quantitativer Hinsicht mittelmäßig bis gut, in trockenem Boden aber durchschniitlich etwas gering, da der Graswuchs bei der trockenen windigen Witterung des Nachsommers still- estanden ist; ja auf manchen trockenen und ungezieferreihen Wiesen-

ächen ift der Futterbestand nit selten sogar zurückgegangen. In den Berggegenden fällt der Emdertrag “orau u 108 reih- lier aus, als in den Niederungen. Hinsihtlch der

Güte ist die Emdernte ganz vorzüglich ausgefallen. Auf allen Wiesen if genügend Herbstgras vorhanden; wo rehtzeitig geemdet werden konnte, ist, sofern die Herbstwitterung günstig wird, noch ein ergiebiger dritter Schnitt in Aussicht. In den Niederungen wird die Herbstweide in nähster Zeit den Anfang nehmen. Aus den Alpen wird berichtet, daß der Grasbestand feit Anfang August merklich ab- enommen habe und voraussihtlich eine frühe Alpentladung in Aus- icht sei. Der Wildheuet in den Bergen konnte infolge der anhaltend \{ônen Witterung ununterbrochen fortgeseßt werden und geht dem Abschlusse entgegen.

Verdingungen im Auslande,

Rußland.

Stab des Orenburgischen Kosakenheeres in Orenburg, 24. Seps tember/7. Oktober 1908, 12 Uhr Mittags: Lieferung von Uniform- tuchen (dunkelgrünes, niht geraubtes, graues Manteltuch und Kameel- bhaartuch für Baschliks) im Laufe von 3 Jahren vom 1. November 1908 ab. Die näheren Bedingungen können täglih von 10—FUhr beim Stab eingesehen werden.

Bulgarien.

Finanzverwaltung in Varna. 14. Oktober 1908, Nachmittags Uhr: Vergebung der Ausforstung der \taatlihen Waldung Longosa an der Mündung des Kamtschyn-Flusses im Bezirk Varna: für die Dauer von 10 Jahren. Die Bestände seßen fich zusammen aus Ulmen und Eschen mit Beimischung von Feldaborn, Bergahorn, Giche, Weißbuche, Pappel usw. Das durch\{hnittliche Haubarkeitsalter be- trägt 100—110 Jahre. Der aus 2 Abteilungen (Gorni-T\chiflik und Dolni-T\chiflik) bestehende Forst umfaßt etwa 2130 ha mit einem wirklihen Vorrat von etwa 644800 cbm. Es find jährlich etwa 32 000 cbm, also während der 10 Jahre etwa 320 000 cbm, zu schlagen. Die Angebote erfolgen für 100 cem Stammumfang in 1,30 m Höbe und beginnen"imit 5 Fr. fürs 100 cm für Eiche, Esche und Bergahorn, mit 2 Fr. für alle übrigen Holzarten. Zur Teil- nahme an der Verdingung is die Hinterlegung einer Kaution von 60 000 Fr. erforderli. Bedingungen und Pläne können bei der Finanzverwaltung zu Varna eingesehen werden.

Brasilien.

14. Oktober 1908, 12 Uhr. Generaldirektion der Arbeiten und Wege (Directoria General de Obras e Viaçao) in Rio de Janeiro: Lieferung von Metallmaterial für die Bahnlinie von Oeste de Minas, ihre Verbindungen und Verlängerungen. Sicherheits- [eiftung 3000 Milreis. Näheres beim „Neich38anzeiger“.

Aegypten.

Ports and Lighthouses Administration in Alexandrien: 3. November 1908. Vergebung der Lieferung und Errichtung eittes Stahlblechmaftes an der Sein n Kamarieh (Hafen von Alexandrien). Vorläufige S eung 30 L. E., endgültige 10 9/6 des Wertes. Lastenheft, Beschreibung und Zeichnungen beim „MNeich8anzeiger“.

Verkehrsanftalten.

Die Eisenbahnlinie Pyräus—Athen—Larissa ist vor geftern eröffnet worden. Der Betrieb ist bereits auf der ganzen Linie im Gange.

Theater und Musik.

Neues Schauspielhaus.

Das Neue Schauspielhaus erprobte gestern seine junge Kraft an dem ersten Teil von Goethes 7Faust“ in einer neuen, von Ernst Welisch geleiteten Inszenierung. Zum ersten Male war die Regie des

auses am Nollendorffplay diesmal in der Lage, die Vorteile, die ihr die Drehbühne bietet, voll auszunußten; denn der rasch fich voll- ziehende Szenenwechsel ermöglihte es, das ganze K Werk mit Einschluß des Prologs im Himmel und der Walpurgisnachtszenen fast ungekürzt innerhalb vier und einer halben Stunde darzustellen. Das eröffnet die erfreulihsten Aussihten auf die Bewältigung des \hwierigeren zweiten Teils der Tragödie, die in absehbarer Zeit folgen soll. Diesem Vorzug steht aber auch ein Nathteil egenüber, nämli der, daß die einzelnen Bilder dadur, daß nur ein eil der Bühne bs benuzen läßt, etwas klein und beengt wirken. Bei der Studierstube und den kleinen winkligen mittelalterlichen Gäßchhen mag das. noch angehen; den Landschaften aber fehlt die Tiefe der Perspektive. Auch erschien von dem durch einen gothishen Bogen, gleihsam als unbeweglihes lebendes Bild eines gemalten Kirchenfensters u schauenden L im Himmel der Abftand nicht weit genug; ier vermißte man shmerzlih jenen von Wagner geforderten, die Welt des Seins von der Welt des Scheins sWeibenden, die Jllusion fördernden „mystischen Abgrund". Daß man in der Erdgeistszene den Geist nicht sieht, ist gatuyeien, daß abec seine sfinnvole Rede mit unaufhörlihem Donnerrollen begleitet wird, ift ebenso wie die allzu ausgiebige Verwendung der Donner- maschine in der Hexenküche entshieden vom Uebel. Bet dem Hexen- \puk der Walpurgisnachtszene half die Dunkelheit über die Urzulänglih- leiten der Bühne hinweg. Immerhin aber zeugte die Gesamt- aufführung von gutem Willen und redlihem Fleiß. Das läßt \sich auch von den {hau even S sagen. Herr Siebert war als alter besser denn als verjüngter Faust, obwohl er im Streben nah Natürlihkeit über manchen tiefen Gedanken des Monologs etwas zu leiht hinwegging. Gut war dagegen Ton und Ausdruck in den Gesprächen. mit Wagner, den Artur Regbah verständig und angemessen verkörperte. Herrn Kleins Mephistopheles ist von früher her {on bekannt; er ist ¿war mehr Kavalier als Schalk und Teufel, aber immerhin eiy sonst annehmbarer Vertreter der Rolle. Fräulein Marens Gretchen wirkte mädchenhaft und anmutig, wenn auch vielleiht etwas zu ashenbrödel- haft. Sie traf den Ton im ganzen vortrefflich, nur hin und wieder wurde das innerlihe Empfinden durch \{chulmäßige Sprechweise er- drüdckt. Lebensvolle Gestalten waren die Marthe Schwerdtlein Grete Carlsens, der weinfrohe Siebel Ernst Arndts sowte seine Zehgenossten in Auerbahs Keller. Auch der Schüler Otto Wollmanns und der Valentin Franz Höblings find mit Anerkennung zu nennen. Die Musik, die Clemens Shmalstih für die Aufführung geschaffen hat, L sih s{lichter Formen und beschränkt sich auf das Nots wendigste. Ihre Ausführung ließ aber zuweilen zu wünschen übrig.

Im Königlichen Opernhause findet morgen eine Aufführung

von Lorßings „Zar und Zimmermann“ in folgender Beseßung ftatt:

ar Peter: Herr Berger; van Bett: Herr Knüpfer; Marie: Frau

erzog; Frau Brown: Frau von Scheele-Müller; Iwanow: Herr

E A Zon E E S a N as O Syndham :

err nger; miral Lefort: Herr Krasa. usikalish leitet der Kapellmeister Blech das Werk. EIG

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen „Die Rabensteinertn“ von Ernst von Wildenbruh, mit Frau Willig in der Titelrolle, gegeben. Die Herren Matkowsky, Kraußneck, Geisendörfer, Fn Eggeling und die Damen von Arnauld, Buße und von May-

urg find in den übrigen Hauptrollen beschäftigt.

Die „Schl L haben am 1. September in Nürnberg ihre sechzehnte Jahreskunstfahrt begonnen. Die Truppe, die im Jahre 1892 von dem Königlich bayerishen Hofshauspieler Konrad Dreher begründet wurde, wird seit zwei Jahren von Xaver Terofal geleitet. Vom 1. Oktober bis 15. November werden die „Schlierseer“ im Neuen Königlichen Operntheater ein Gastspiel geben.

Im Neuen Schauspielhause sollen in diesem Spieljahre häufiger als bisher volkstümlihe Vorstellungen, und zwar zu bedeutend ermäßigten Preisen, veranstaltet werden, die, ganz unabhängig von dem regelmäßigen Spielplane, eine Reihe guter älterer Stücke bringen werden. Die erste dieser Vorstellungen findet am Freitag statt. Auf- geführt wird das Lustspiel „Durhs Ohr* von Wilhelm Jordan, dem der Einakter „Blau* von Max Bernstein folgt.