1908 / 219 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 Sep 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Oesterreich-Ungarn.

Der König Franz Joseph is, „W. T. B.“ zufolge, gestern zu den E in Wesprim (Ungarn) rität und von der Bevölkerung lebhaft begrüßt worden. :

Die Landtage der Monarchie find gestern eröffnet worden. S

In der Ste des böhmis hen Land- tags betonte der Statthalter, wie das „W. T. B.“ berichtet, daß die Tätigkeit des Landtags nur dann segensreih sein könne, wenn fie vori Geiste des Friedens erfüllt sei. Die Regierung stehe auf dem ganz unverrückbaren Standpunkt der

artcilihkeit und Gerechtigkeit und werde jede Gelegenheit wahrnehmen, vermittelnd einzugreifen, und unentwegt dem Ziele zustreben, zunächst die Sprachenfrage wenigstens zu einem vorläufigen Ruhestand zu bringen.

Jn einer Versammlung aller Ren Han a angeordaeten wurde die Bildung eines gemeinsamen Verbandes aller

deutshen Parteien beschlossen.

Großbritannien und Jrland. j i

In der gestrigen Eröffnungssizung der Herbsttagung der

alto E e ca CUTTe sagte der Päfident Lord R dem „Reutershen Bureau“ zufolge, über die Be- ziehungen zwishen Deutschland und England:

Wir müssen es bedauern, daß der Bau von Kriecsschiffen mit fieberhafter Energie in einem Lande betrieben wird, mit „dem wir in freunds&aftliGen Beziehungen zu leben wünsh-n. Wir dürfen hoffen, daß die Staatsmänrer zu einem Einverständnis gelangen werden, das die auf beiden Seiten gewünschte finanzielle Erleihterung ermöglicht. ;

Lord Brassey gedachte sodann mit Dank der pi Aeuße- rungen Kaiser Wilhelms und ihrer friedlihen Tendenz.

Niederlande. { Die Kammern sind gestern mit einer Thronrede eröffnet worden, die im Auftrage der Königin, die zu ihrem Bedauern am Erscheinen verhindert war, von dem Minister des Znnern, Heemskerk, verlesen wurde. Die Thronrede führt, „W. T. B. zufolge, aus: ; j Die freundshzftlihen Beziehungen zu Venezuela hätten eine Unterbrehung erfahren, welche die Regierung in friedliher Weise zu beseitigen suche. Die Beziehungen zu den anderen Mächten seien die freund\Gaftli sten. Die Regierung bedaure lebhaft die Unr1hen auf Sumatra. ie Kolonie Curaçao leide unter den \{chädlihen Wirkungen der Unterbrehung der Handelsbeziehungen zu Vene- zuela. Der Stand der Finanzen erfordere eine dauernde Ver- mehrung der Einnahmen, um das finanzielle Gleihgewiht auf- recht zu erhalten. Die in der Thronrede angekündigten Gesetz- entwürfe betreffen eine Echöhuna der Erbshaftssteuer und eine allgemeine Einkommensteuer mit Ergänzungsfteuer auf das Kapital. Zur Beseitigung des Defizits des Rehnangsjahres wird die Erhebung eines Zuschlags-Centimes auf die Einkommensteuer und eine Ver- mehrung der Verbrauhssteuer auf Alkohol angekündigt. Der Besuch des Generalgouverneurs von Indien in Atjeh ls die dortige Lage klar erkennen und zeige den Weg zur dauernden Pazifizierung des andes. Das von der Regierung aufgestellte Budget für das Jahr 1909 weist nah Schäßung ein Defizit von 15 800 000 : [ ordentlichen Etat entfallen. Das Budget für 1908 ergibt ebenfalls ein sehr erheblihes Defizit. Aus diesem Grunde ift - eine dauernde Erhöhung der Mittel duingecs erforderli, ganz ab- esehen von den Kosten der Sozia V gebung, für die die Malen auf eine Aenderung des Zolltarifs zurückzugreifen beabsichtigt. Zeitweilig sollen 10 Centimes B Eee zur Ver- mögenssteuer erhoben und die Alkoholsteuer erhöht werden, wodur das Defizit auf 2370 000 Fl. herabgemindert wird. Bei der Vorlage des Budgets wurde von der Re- gierung erklärt, der Minister des Aeußern habe die Ver- öffentlihung eines Orangebuches, das einen Ueber- blick über die Arbeiten seines Ressorts während des ver- gangenen Jahres geben sollte, M erwogen, doch sei er zu dem Schluß gekommen, daß dann die Dokumente einer solchen Sichtung unterworfen werden müßten, daß sich dadur ein falshes Bild ergeben würde. Er habe nur an die Mitglieder der Zweiten Kammer eine Sammlung der Dokumente über die Schwierigkeiten zwischen den Niederlanden und Venezuela mit der Bitte verteilen lafsen, den Fnhalt vor-

läufig als geheim zu betrachten.

Afien. In den legten Tagen kursierte in den Städten Nord- persiens der Text eines angeblich von Ulemas an den Schah abgesandten Telegramms, in dem, nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“, darauf hingewiesen wird, daß die Erhaltung des Jslams und des Staats auf der Verfassung beruhe. Jn dieser Einsicht hätte die Türkei eine Verfassung eingeführt. Jn Jran jedoch hätten die verfassungs- mäßigen Grun lagen, troßdem fie von dem verstorbenen Schah ebilligt worden seien, einen ungünstigen Boden gefunden. Der Grund dafür liege in den Handlungen eigennü iger Deiaies, die Verräter des Glaubens und des Staats seien. ie gegenwärtige Regierung treffe der Vorwurf, den geseß- mäßigen Forderungen des Volkes nicht die erwartete Unter- stüßung gewährt zu haben. Das habe Wirren hervorgerufen, bei denen viele Muselmänner Leben und Besißtum verloren hätten. Zum Schluß richten die Ulemas die Bitte an den Schah, sobald als möglich zur Zusammenberufung des Parla- ments zu schreiten, das den einzigen Hort der Ordnung und Gesezmäßigkeit bilde. / Die chinesische Regierung hat, einer Depesche des „W. T. B.“ zufolge, ihren Gesandten in Washington an- gewiesen, den vorgeschlagenen S chiedsgerichtsv ertrag mit Amerika zu unterzeichnen. Der Vertrag ähnelt denen, die Amerika bereits mit cinigen Mächten abgeschlossen hat.

Afrika.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ hat El Menebbi das neu geschaffene Amt eines Nates des Sultans für Tanger erhalten. Guebbas, Darniaba und der Polizeipasha von Tanger bleiben in ihren Aemtern.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Reichstagsersaßwahl im Wahlkreise Speyer-Frankenthal-Ludwigshafen haben, ,„W. T. B.“ zufolge, Buhl (nl.) 12156, Binder (Soz.) 19 251 Stimmen erhalten. j

Nach den amtlihen Ermittelungen sind bei der am 11. September stattgehabten Reichstagsersaßwahl im

. auf, von denen gegen 10 Millonen auf den |

Kleye- Jerxheim atiib.)

shweig

Stimmen abgegeben worden. Davon haben der Hospbesiger

Braunschwei 190 und der Notar Dedekind-Braun- ei I A bm Landesrechtspartei erhalten, 3 Stimmen maren zersplittert.

wahl zwischen Kleye und Rieke stattzufinden.

11 422, der Maurer Rieke-

5912 Stimmen s hat also Stich-

ausgegeben im Reih8amt

wesen: Status der deu 3) Polijeiwesen : Aus

gegeben im

Seminar für

Nr. 40 des ePentral[blatts für das Deutsche Rei *, ber- des Innern, vom 11. d.

Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ermächtigungen zur Vornahme von Zivil-

standshandlungen; Exequaturerteilungen; Entlaffun )

en

von Ausländern aus dem Reichsgebiet. 4) Medtzinal- und M tolle érwésen : Bestimmungen übsr die Fleish- beschau und S(lacßtungsftatistik.

Nr. 73 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus- ‘im Minifterium der fentlichen Arbeiten, vom 12.

1908, hat folgenden Inhalt: E D, Nickt- mtlihes: Ausftellung Mün gn Großen Berliner Kunstausstellung 1908: Das volkswirt schaftliche Bauingenitieure an der Tehnishen Hohshule in Dresden.

Vermischtes: Wettbewerb um Entwürfe zu einem Bebauun splan für Frankenhausts am Kyffhäuser. Theodor Peters f. Bücer- au.

., hat folgenden

.— 2 Ée Notenbanken Ende August 1908.

September Baukunst auf der

Statiftik und Volkswirtschaft. Gin-und AusfuhrvonZudcker vom1.bis10.September 1908.

Gattung des Zuters

Maus Ausfuhr

Ta -| Fee

—————

dz rein

——

Verbrauchszucker j

Rohrzucker (176 a Davon Veredelungsverkehr Rübenzucker :

zuder (176 c

Rübenzuker: Stücken- und (176 e)

Rübenzucker NRübenzucker : Farin (176 h) Rübenzucker : Kandis (1761) Anderer Zucker (176k/n)

Anderer fester und Naffinade eins{l firups usro.) (176m) . .

saft (176 n) Zuckerhaltige Waren unter Aufsicht :

famtgewiht |

nierter und dem raffi- nierten gleihgestellter Zucker) (176 a/i)

Rübenzucker : Kristallzucker (granulierter) (176 Þ) 2 latten, Stangen- und

Rübenzucker: gemahlener Melis (1764) . ..

Rübenzucker : gemahlene Raffinade (176 f) .. : Brotzucker (176 g)

R der, roher, fester und flüssiger (176 k) . e, S fester und flüssiger (1761)

ger L des Invertzucker-

abläufe (Si Si Mel fet Rebe tr rg eet

Menge des darin enthaltenen Zuckers . . Berlin, den 15, September 1908.

Kaiserli Statistishes Amt. T Borght.

in- d Ausfuhr einiger wichtiger Waren in der Zeit Y Vom L bis a: September der beiden leßten Jahre.

396 254 75

36 250

19 920

5 662 1621

4 233 2 098 1971 317 428 19 266

19 204

ürfel-

imelzucker

Zucker (flüssige Me-

steueramtliher

Warengattung

Einfuhr Ausfuhr im Speztialhandel dz = 100 kg

Bille , S Flachs, gebrochen, ge- s{wungen usw. . . Hanf, gebrochen, ge- s{chwungen usw. Jute und Jutewerg . . Merinowolle im Séweiß Kreuzzuhtwolle im O s Eisenerze . Steinkohlen Braunkohlen . . Grdöôl getan é Chilesa peter . Roheisen . . . NRobluppen,NRobschienen, Nohblödcke usw. . . E S S Etsenbahn-, Zahnrad-, [lattshienen . . Eifenbahnschwellen aus E S v Mal

Die deutsche überseei\ch

Bremen . Hamburg .

Aus Nürnberg wird

genommen die im Motorba

2. Braunschweiger Wahlkreise insgesamt 24527 gültige

den Ausftand getreten find.

Berlin, den 16. September 1908.

Kaiserliches Statiftishes Amt. van der Borght.

1908 und in dem gleihen Zeitraum des Vorjahres. Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat August über 1908 1907

N, f rag orge P 246

überhaupt .

Aus deutschen Häfen wurden im Monat August 1908 neben den 1772 deutshen Tate noch 7703 Angehörige fremder Staaten befördert, davon gingen über Bremen 5156, über

Zur Arbeiterbewegung.

| estern sämtlihe Arbeiter, aus- Viktöriawerken egel gen wegen Lohnstreitigkeiten in

1908 11 300 2 208 3 964 1 379 179

207 763 058

1907 32 797

539

5 636 1846 235

172 I 262321 7 195 478

4 509 213

1907 73 666

5 380

6 951 14 367 4 1390|

7981

3 104 061 4 148 627] 6 375 004 1812315 7 434 240 916 96 97 412 2 704 I 340 114813 73 900 36 845

117 167 271 -- 91 720

j

-— 83 978 —-

6719 1771

l dais 51 373 309 454 T 155.

eAuswanderungimMonat August

979 793

1008

1685 987

T YE 508 3180.

. 2018

amburg 2547.

——

der „Köln. Ztg.“ gemeDek daß in den

Aus London wird dem „W. T. B." t-legraphiert: Das Lokal, verwaltungsamt kündigt die bevorstehende Errichtung eines ständigen S hiedsgeridtoho {es zur Shlihtung von Arbeits, streitigkeiten an. Die Zusammenseßung des Gerichtshofes wird bei jedem Streitfall eine andere sein. Die Vorsitzenden sollen einer besonderen Liste angesehener unpartetisher Persönlihteiten, die sih diesem Dienst unterziehen wollen, entnommen werden. Ein oder iwei Schiedsrichter sollen aus zwei Listen von Arbeitgebern und Arbeit, nehmern im gleihen Verhältnisse ernannt werden. Erforderlichenfallg wird das Handels2mt technische Beisiger ernennen, denen aber kein Slimmrecht zusteht.

Kunft und Wissenschaft.

Die Königliche Bibliothek in Berlin hatte im Jahre 1907/08 eine große Anzahl von wertvollen Neuerwerbungen zu ver- zeihnen. Nah dem Iahresberiht weist die Drucks@riftenabteilung für das genannte Jahr eine Vermehrung um 46 259 bibliographishe Bände auf, während die Vermehrung im Vorjahre nur 32 979 Bände ausmachte. Ferner kamen im Jahre 1907/08 noH 10 625 außerordent; lihe Erwerbungen hinzu, sodaß der gesamte Zuwachs 56 884 Bände beträat. Die Benußung fteigerte fi um 11,5 v. H., indem 534342 Bestellsheine abgegeben wurden, rund 55000 mehr als im Vor- jahre. 36068 Bände, d. h. über 25 v. H_ mehr als im Vorjahre, wurden nach auswärts versandt. Von Sondersammlungen hatte die Musiksammlung einen Zuwahs von 6326 Bänden (gegen 1414), darunter etwa 2000 Textbücher vnd 2000 Chor- und Orchesters stimmen. Außer dem Taubertshen Nachlaß erbielt fie u. a. Geschenk von Profeffor Franz Kullak eine wertyholle Sammlung von Originaldrucken, u. a. Beethoven, und durch Kauf aus dem Nachlaß Josef Joachims eine Anzabl kostbarer Auto- raphen. Der systematishe Katalog der neuen deutschen usiksammlung enthielt am 1. April 95962 und der alphabetische 107 777 Zettel. Die Handschriftensammlung vermehrte um 232, darunter 61 orientalise und 68 slateinische. Besonders Tee seien der Naslaß des Orientalisten Gabriel Grodd (1694 1706) und des Astronomen Wilhelm Tempel (f 1889). Die Witwe Wilhelm Scherers \{chenkte einen Teil seines Nachlasses, Professor Wit in Freiburg i. B. überwies den von Tycho Mommsen. Auf den Aufruf der Bibliothek hin wurden ihr eine Reihe Briefe Theodor Mommsens von den Besigzern überlafsen. Eine besondere Kostbarkeit aber ift die neu angekauste vierbändige buddhistishe Prachthandschrift in der noch ni&t entzifferten Tangutishen Schrifi, von der außerdem nur ganz wenige und kleine Denkmäler bekannt find.

Eine „Wilbelm Busch“-Ausstellung wird Ende diesss Monats im Künstlerhaus in der Bellevuefstraße 3 eröffnet werden. Sie wird etwa 130 Oelbilder und Studien und ebensoviel Aquarelle und Zeichnungen des Künstlers enthalten.

Die „Frankfurter Zeitung“ meldet aus Kalkutta: Sven Hedin ift in de eines tibetanischen Lamas in Simla eingee troffen; er reist in zehn Tagen nach London.

Geheimrät Boettinger in Elberfeld \tiftete nach dem „L.-A.* der Universität in Göttingen ein Studienhaus. Der Zweck dieser Stiftung ift, die Einführung der Ausländer, die an der Georgia Augufta ihren Studien obliegen, in die deutsche Wissenschaft zu fördern. . Ueberhaupt foll das Stúudienhaus den ausländis{hen Studenten das Eindringen in das Verftändnis deutshen Geistes

erleihtern.

Von den neuesten Ausgrabungen auf dem Forum Romanum entwirft Direktor Federigo Hermanin - Rom in der eKunsthronik“ ein anshaulihes Bild. Zum Mittelpunkt diefer jüngsten Ausgrabungen hat Giacomo Boni den Titusb ogen ge- mat, und wenn dadurch auch fo vielen Nomfahrern das Vergnügen enommen ift, durch den alten Triumphbogen zu wandeln, so find die Ergebnisse der Ausgrabungen doch so wihtig, daß man diese tôörung bhinnehmen kann. Die Phantasie konnte frei arbeiten da, wo jeßt die man R une neues Material bieten. Durch Bäume und Blumen fut Boni die Wunden und Narben des von ihm s\ezierten Forums zuzudecken. Zu den neuesten Erwerbungen dieser Art gehören die grauen rosablühenden Pflän¡hen des Dyktamums, der Wunderpflanze aus der Idagrotte auf Kreta, deren Venus sih bediente, um Aeneas Wunde zu heilen. Jet blüht sie auf der s{önen, refstaurierten oberen Halle des Klofterhofes von Santa France#ca Romana. Die neuen Ausgrabungen erftrecken \ich von der Konftantinsbasilika bis zu dem Clivus Palatinus, und Boni wird wohl diese Richtun weiter verfolgen bei der Erforshung des Palatins, der jet, na den leßten Bestimmungen, in seine Obhut gekommen ist. Eine enaue Prüfung des marmornen Fußbodens der Konstantins- basilika an den Stellen, wo die eingestürzten Deckengewölbe große Gruben gerifsen hatten, hat Boni erlaubt, Ueberreste der im vierten Jahrhundert en des Basilikabaues abgerisfsenen Bauten zu finden, und ebenso hat die Erforschung der Substruktionen des Tempels der Venus und Roma zur Auffindung kostbarer Ueberreste des Umganges des Peristiliums am neronishen goldenen Hause geführt. Die wichtigsten Funde wurden aber am Titusbogen gemacht. Bei Entfernung der großen Pflastersteine der Via Sacra, die aus augusteisher Zeit stammen, fand man ein älteres, republikanis@es Pflaster aus etwas kleineren Quadern und tief unter diesem einen noch älteren L ungepflastert und nur mit dickem Flußkies beftreut. Die drei Straßen haben die gleihe Steigung und die gleihe Richtung. Die kleinen Schleusen daneben haben eine äußerst reihe Ausbeute an Lampenfragmenten und s{önen Glaspasten mit interefsantem figürlidhen Shmuck gegeben. Unter anderem fand man eine bleierne punische Ampel. Was die Richtung der Via Sacra betrifft, so haben die neuesten Arbeiten deutlich bewiesen, daß die Treppen des hadrianishen Tempels der Roma und der Titusbogen teilweise darauf gebaut waren. Von da an stieg die Straße den Clivus Palatinus hinauf der Porta Mugonia zu. Nicht weit von dem Bogen find die großen Tuffblöckte der Grundmauern eines mächtigen Baues zum Vorschein ekommen, den Boni als die leßten Reste des Tempels des Nupiters Stator gedeutet hat. Um den Bogen zu bauen, hat Mauern des im 3. Jahrhundert v. Chr. gebauten Heiligtums dur{hschnitten, Kleinere Bauten umgaben den Tempel und neben dem rômishen opus reticulatum und spicatum sieht man die eigentümlichsten Ueberreste des Lebens der Menschen, die im Laufe des Mittelalters an dem Orte gehaust haben. Die Franaipani de Colofseo umgaben im 12. Jahrhundert den Titus- ogen mit Mauérn und Türmen, wovoñ bei den heutigen Arbeiten die Grundfesten zum Vorschein gekommen sind. Diesen Forschungen am nöôrdlihen Ende des Forums entsprehen die Ausgrabungen der Basilica Aemilia, die Lans fortshreiten, sodaß man hofft, im Laufe des Herbstes die noch übrigen 3000 qm Erde entfernen zu können und damit bie ganze Basilica Aemilia zu befreien. Boni hat vor, gerade durch die Basilica Aemilia den neuen Eingang zum orum zu s{haffen, und glaubt, am Ende der Via Cayour das große Portal hierzu verwerten zu können, das Barozji da Rei für ingang der Farnesishen Gärten entwarf, und das feit den Aúus- rabungen des nördlihen Abhanges des Palatins auseinandergenommen n einem Magazin aufbewahrt wird.

man die

undheitswesen, Ti eiten und Gesundheitswesen, Tierkraukheit Absperrungs-

Rußland.

Die gestern abend veröffentlihten Meldungen zeigen, „W. T. B.* ufolge, ein schnelles Wahstum der Choleraepedemie in St. burg. Von vorgestern mittag bis gestern mittag sind an der Cholera 240 Personen erkrankt und \se{zig gestorben. Die Gesamt- zahl der Cholerakranken beträgt 515.

Die Stadt Krementschug i für choleragefährlih, die Gouvernements Woronesh, Kiew, Orel, Poltawa, Cherson, die Stadt Nicolajew, das Terekgebiet, die Wolga von Twer bis Rybinsk und die Ladogakanäle sind für cholerabedroht erklärt worden.

Rumänien.

Die rumänishe Regierung hat die gegen Reisende und Her- künfte aus den choleraverseuchten Teilen Rußlands an- geordneten Quarantänemaßnahmen nunmehr au auf die Provenienzen aus der Stadt Kiew im Gouvernement Kiew sowie aus Kertsch und Chersoneß im Gouvernement Taurida ausgedehnt. („Reihs- anzeiger“ vom 7., 13., 19., 26. August, 2. und 11, September d. R Nr. 185, 190, 195, 201 und 215.)

Bulgarien. 1 Die bulgarische Regierung hat die Stadt Tashkent für cholera- verseucht erklärt. Schweden.

Nah einer Bekanntmahung des Königlih \{chwedischen Kommerz- kollegiums vom 11. d. M. ift St. Petersburg für cholera- verseuchcht erklärt worden.

Nach derselben Bekanntmahung find bis auf weiteres Känfs bei Gothenburg und Fejan in den Scheeren von Stockholm als Quarantäne- und Observationsplätze sowie Harön in der Nähe von Sandhamn in den Scheeren von Stockholm und Ark5 in dan Scheeren von Norrköping als Observationsplätze bestimmt worden. !

Verdingungen im Auslande.

Italien.

Mearineministerium in Rom und Geidgeitia die Generaldirektionen der Königlichen Arsenale in Spezia und enedig. 8. Oktober 1908, 11 Uhr Vormittags: iu von 4 zylindrishen Dampfs fesseln für das Schiff „Ercole“. Wert 94 952 Lire. Sicherheits [ Ung 9500 Lire. Näheres in italienisher Sprache beim „Reichs anzeiger“. Direktion des Gerihtsgefängnifses „Regina Coeli“ in Rom. 26. September 1908, 10 Uhr Vormittags : Lieferung von Maschinens papier für die Gefängnisdruckerei für die Zeit vom 1. Oktober 1908 bis 30. September 1909: 14000 kg feines weer Papier, Wert 98C0 Lire; 54000 kg balbfeines weißes Papier, Wert 29 700 Lire. Vorläufige Sicherheitsleistung 3 9/9 der ausgeschriebenen Summe; definitive 5 9%/,. Näheres in italienisher Sprache beim „Reichsanzeiger“. Marineministerium in Nom und gleichzeitig die Generaldirektionen der Königlichen Arsenale in Spezia und Neapel. 12. Oktober 1908, 11 Uhr Vormittags: Lieferung von homogenem Eisenblech und profilierten verzinkten Eisenftangen für die Königlihe Marine in 4 Losen, und zwar: für 29 383 L. abzuliefern an das Königliche Arsenal in Spezia, für 99644 L. abzuliefern an das Königliche Arsenal in Neapel, für 9959 L. abzuliefern an das Königliche Arsenal in Venedig, für 20 399 L. abzuliefern an das Königliche Arsenal in Toranto. Sicherheitsleistungen 2940, bezw. 9970, bezw. 996, bezw. 2040 L. Näheres in italienisher Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Serbien.

Direktion der Königlih Serbishen Staatsbahnen in Bel rad: 13./26. September 1908: Schriftliche Verdingung behufs Aléferung von 1000 kg Bleiweiß, 1500 kg Zinkweiß, 1000 kg Minium. Kaution 800 Fr.

Verkehrsanfstalten. Eisenbahnpläne in Australien.

Das Eisenbahnney von Australien ist verhältnismäßig noch {wach entwidckelt. Es beschränkt ih im wesentlichen auf eine Anzahl von Küftenbahnen, die ohne Verbindung miteinander auf kürzere oder längere Strecken in das Janere des Erdteils führen und tot enden. Große Linien für den Ferr- und Dur{hgangsverkehr fehlen ganz. Allerdings baut man in Neu-Südwales zur Zeit eine Eisenbahn von Cobar nach Wilcannia, die später bis Broken Hill verlängert werden foll und damit das Stlußglied einer durhgebenden Linie bon Sydney nah dem Spencer Golf bilden wird, die Sydney mit Adelaide und Port Augusta in unmittelbare Verbindung bringt. Wie segensreih diefe Linte für die Gegenden in ihrer näheren Umgebung au sein mag, so ist fie doch niht geeignet, dem Hauptmangel, der dem australischen Eisenbahnnez anhaftet, abzuhelfen, nämli die fehlende Verbindung zwischen der Asien und Europa zunähstliegenden Nord- und Westküste des Erdteils und der am dichtesten bevölkerten fowie in bezug auf Kultur und Reichtum des Bodens höberstehenden Ost- und üdküfte herzustellen. Zu der Ansicht, daß hierin ein Wandel eintreten müsse, i| man freilich längst ge- kommen, und \{chon seit Jahrzehnten denkt man an den Bau dur- gebender Linten. Die Vorteile, die sfolche Babnen für Australien im Gefolge hätten, find allerdings von größter Bedeutung. Nicht nur würde die Verbindung der einzelnen Staaten kräftiger und enger werden, au die Reisewege nah Asien und Europa würden eine be- deutende Abkürzung erfahren; ferner könnten gewaltige, der Kultur entrückte Ländereien aufgeschlofsen und in ihrem Werte wesentlich ge- hoben werden. Ueber die großartigen, gegenwärtig erwogenen Bahn- pläne, die diese Ziele verwirklichen jollen, enthält eine in der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen“ erschienene Abbandlung, der auch die vorftebenden Einzelheiten entnommen sind, nähere Angaben. Wir bringen die Abhandlung mit einigen Kürzungen nachftehend zum Abdruck.

Zur Zeit sind vier große durchgehende Babnen geplant, von denen zwei Linien {on in der Ausführung begriffen sind. Die eine dieser vier Linien ist nach dem Urteile des auftralischen Professors Paul Drivat-Deschanel in der französishen Fachzeitschrift „Le Gónie civil* außerordentlich großartig und kühn edacht. Von Bourke, einer Stadt am Darlingfluß in Neu-Südwales und Endftelle einer von }“ vigs ausgehenden Bahn, soll die Linie in nordwestliher Nich- tung ü Gutgetford und Alice Springs im nördlihen Territorium nach Derby nahe der Mündung des Fißroyflusses an der Nordküste von Australien führen. Die Gesamtlänge der Strecke würde rund

900 km fetragen, wovon faft die Hälfte dur Buschland und Wüste gehen würde. Da Derby von Colombo ae Ceylon 4690 km weit entfernt ift, während Fremantle bei Perth an der Südwestecke des N der feige Anlaufhafen für den Süden, 5817 km weit ab-

gt, so ergibt für den neuen Anlaufhafen eine Verkürzung des Seereiseweges von 1127 km oder von ¿wei Tagen. Als weiterer Gewinn kommt noch hinzu T an Stelle einér sebr unangenehmen, weil meift äußerst flürmischen eefahrt von Fremantle nas Sydney eine um drei Tage kürzere Gisenbahnfahrt von Derby nah Sydney tritt, sodaß der Gesamtgewinn bei einer Meise nah und von Sydney fünf Tage beträgt.

Die Bahn nah diesem von A. E. Moore in Melbourne auf- estellten Plane würde also währsheinlich den Handel und den Per- onenverk nes von West- und Mittelaustralien und von Viktoria ablenken. Diese drei großen Staaten widersegen si daher auch der Ausführung des Plans aufs äußerste und haben bisher auch' seine end- gültige Annahme zu verhindern gewußt, sodaß es zweifelhaft erscheint, ob er überhaupt ausgeführt werden wird.

Eine zweite größe Uebérlandlinie will ebenfalls den Südosten mit dem Norden verbinden A E gleichfalls in Bourke, dem Ausgangspunkte der erften Linte, anfängt, aber gleich mehr nah Norden wendet, um

über Thargomindah, Windorah und Boulia in Queensland die Binnenstadt von Port Darwin, nämlich Pine Creek, an der Telegraphenlinie zu erreihen. Von Port Darwin aus könnten als- dann gute Seeverbindungen mit Singapore hergeftellt werden. Diese Eisenbahnlinie würde 2369 km Bas werden, allerdings stellenweise auch wie die erste Linie durch sehr unwirtlihs Gegenden fübren. Da die Linie nogelane dieselben Vorteile in bezug auf Hebung des Handels und Verkürzung des Reisewegs von Europa und Asien nach Sydney bieten würde, so ist niht zu verwundern, daß au dieser Fan von den Südstaaten, nameniliß Viktoria und Süd, australien, lebhaft bekämpft wurde. Dennoch if er amtlicherseits ge- nebmigt worden, und zwar wohl in Rüsiht auf die beiden folgenden läne, die für die EntwiFlung Australiens noch gcößere Bedeutung ero pa deren Verwirklihung stellenweise \chon in die Wege ge- eitet ift.

Der eine dieser Pläne bezweck im Grunde nihts anderes als eine Bahn an der großen Ueberlandtelegraphenlinie entlang zu bauen, also die Südküste bei Adelaide mit der Nordküste bei Port Darwin miteinander zu verbinden. Da bereits eine Bahn von Adelaide bis Oodnadatta im Süden und eine Bahn von Pine CGreek bis Port Darwin im Norden bestebt, so bleibt für diese Linie nur noch die Strecke von Pine Creek bis Oodnadatta in “einer Länge von 1711 km zu bauen übrig. Die Streckenlänge ist also nicht zu groß, auch find besondere tehnishe Schwierig- keiten nit zu erwarten, denn außer in der Gegend des Mac Donnell-Gebirges mit dem auÿ nur 615 m hoben Liebig- Berg ist das Land flach und die Telegraphenstationen, die die Linie festlegen, besißen Quellen und artesis®e Brunnen, sodaß Wasser- mangel nit zu befürhten ist. Die Spurweite soll bei dieser Bah entsprechend den Spurweiten auf den son bestehenden Teilstrecken 1,065 m betragen, sodaß eine Umladung und ein Umsfteigen in Terrowie nur dann nötig wird, wern die eise auf der eine Spur bon 1,599 m aufweisenden Strecke Terrowie Adelaide in Richtung auf Adelaide fortgeseßt werden soll. Der Betrieb wird in der ersten Zeit äußerst gering sein, denn in einer Woche foll nur ein Zug in jeder Richtung verkehren, und auch dieser wird nur mit einer Ge- \chwindigkeit von 32 km in der Stunde fahren.

Troßdem und trotz der voraus\sihtlich hoben Anlagekosten man \ auf etwa 100 Millionen Mark wird die Babn bedeutende Vorteile für Australien haben, von denen Hier die drei wihtigften eiwas LSlendee erörtert werden mögen. Zunächst wird die Bahn im Be- darfsfalle sich als eine Hauptstüge der Landesverteidigung erweisen. Da die Australier so gut wie kein Heer und keine Flotte haben, find Be zur Zeit in bezug auf ihren Schuß ganz auf England angewiesen. un entwidckeln fich aber Japans Heer und Flotte mehr und mebr und sind daber eine Größe, mit der gerecutet werden muß. Die Bahn ist die beste Zufahrtslinie für Milit -, Munitions- und Lebens- mittelbeförderungen, da offenbar bei Unruhen an der Nordküste Port Darwin ben lüfsel zum Innern Australiens bilden wird. erner gewinnen auh die Reisenden und die Post mehrere Tage bei Benuzung dieser Linie. Jett braucht man 10 age von Colombo nah Fremantle und 8 Tage von Fremantle nah Sydney, sodaß die ganze Reise Colombo —Sydney 18 Tage dauert, wobei noh vorausgeseßt ist, daß die Seereise auf den Dampfern der großen Schiffahrts8gesellshaften, wie ¿. B. des Norddeutschen Lloyd, der Orientlinie usw., zurückgelegt wird. Bei Benugzung der australischen Küstendampfer, die unterwegs an ¡zahlreiden Pläßen anlegen, dauert die Reise von Fremantle nach Sydney fogar 10 bis 12 Tage, die ganze Reise daher 20 bis 22 Tage. Nath Fertigstelung der neuen Linie kann man aber für die Seereise von Colombo nach Port Darwin über Singapore 10 Tage, von Port Darwin näch Adelaide auf der Bahn 3 Tage und von Adelaide nach Sydney, ebenfalls zu Lande, 2 Tage rechnen, so daß die ganze Reise nur 15 Tage dauert, also um 3 oder 5 bis 7 Tage kürzer ift.

Sgließlich aber wird auch das Innere des Landes, das jeßt noch arg vernachlässigt ift, durch die Bahn an Wert gewinnen und sich allmählich bevölkern. An der Nordküste wird wegen des dort herrschenden Tropenklimas mit Erfolg Zuckerrohr, Reis, Baumwolle aut und gewonnen; doch ifff die Niederlassung für die Weißen nicht günstig, da fie in dem feuchten Klima leiht vom Fieber heimgesucht werden. Im Innern jedoch if das Klima trocken und gesund. Außerdem finden Hs dort reihe Lager an Gold, Silber, Kupfer, Zinn, deren Abbau ih nah den bisherigen Untersuhungen lohnt, sobald Gelegenbeit zum billigen Fortschaffen der Erze gegeben ift. Sghließlih lafsen große Strecken prächtigen Weidelandes die Viehzycbt, vor allem die Pletdemu@t, ausfihtsvoll erscheinen. Auh an Wasser ist kein Mangel, da viele Quellen und abessinishe Brunnen vorhanden sind, mit deren Hilfe die Ländereien fo gut bewäfsert werden können, daß sogar Pflanzenzuht im großen betrieben werden kann, wie es ¡, B. {on jeßt bei Oodnadatta mit der Luzerne geschieht. Infolgedefsen kann man sowsbl mit einer Entwicklung der Landwirtschaft, wie auch mit der der Viehzucht be- timmt renen.

Der andere der beiden Pläne beabsihtigt, die Verbindung der südöstlihen Ede des Festlandes mit der südwestlihen Gcke dur eine ungefähr parallel zur Südküste verlaufende Bahn herzustellen. Dieser Entwurf, der namentlich von den östlihen Staaten lebhaft unterstüßt wird, besteht {on seit 1901 und erfreut sh auch des Wohlwollens der amtliGen Stellen, da er niht nur wirtshaftlihe Interessen fördert, sondern auch von großer politisher Bedeutung ift, weil er Westaustralien mit dem übrigen eL ande verbindet. Der Ent- wurf ist von dem Chefingenieur von Westaustralien C. Y. O’Connor bereits vollständig ausgearbeitet und von der Regierung au {on angenommen worden. In der Hauptsache besteht er darin, den Hafen- Fremantle vor Perth mit Port Augusta und Adelaide und da durch mit Neu-S Westaustralien [Von die 623 km lange Linie Fremantle—Kalgoorlee und im Osten die 417 km lange Strecke Port Augusta—Terrowie Adelaide besteht, bleibt nur noch übrig, die Verbindung zwischen Kalgoorlee und Port Augusta herzuftellen, für die es zwei verschiedene Möglichkeiten gab, da nämlih die Bahn entweder über Tarcoola nördlich des Gairdnersees oder südlich davon über Eucla an der Küfte entlang geführt werden kann. Für die Ausführung ist die leßte, 1770 km lange Linie gewählt worden, nach deren Fertig- stellung die Reisezeit von Fremantle nah Adelaide nur noch 3 Tage A ie technische ierigkeiten beim Bau sind nicht allzu groß

e tehnischen wierigkeiten beim Bau sind nit allzu groß, da das Land ab und Ströme nicht zu überbrücken sind. Gukalyptus und Gras kommen häufig vor. Es fehlen voliständig die \hrecklihen wüstenartigen Gegenden, die ih im nördlihen Australien nden, Leider wird indes nur wenig Wasser angetroffen, und da, wo ch etwas findet, ist es salzig, sodaß man wohl gezwungen sein wird, längs der Strecke Anlagen zum Destillieren des Waffers anzulegen oder Wasserzüge laufen zu lassen, die allerdings teuer kommen würden und nicht ohne Einfluß auf den regelrechten Betrieb sein könnten.

Für die Bauzeit rechnet man bei einer alen Leistung von 1212 m 4 Jahre, doch dürfte hierbei die Tagesleistung etwas boch gegriffen sein. Die Baukosten werden auf rund 88 Millionen Mark geschägt. Leider steht auf der neuen Gesamtstrecke der glatten Ab- wicklung des Verkehrs ein fehr großes Hindernis im We e, nämli die Verschiedenheit der Spurweite auf den einzelnen Teilstrecken. Während die Strecke Fremantle—Kalgoorlee und die Strecke Port Augusta—Terrowie eine Spur von 1,065 m elen, ist die Spur auf der Bahn Terrowie— Adelaide 1,599 m. Die purweite der Ver- bindungsstrecke s{ließlich sollte nah dem Entwurf 1,433 m betragen. Güter, die von Fremantle nah Adelaide durchgehen sollen, müßten alsdann nit weniger als dreimal umgeladen werden. Es wird daher in Er- wägung gezogen, die neue Strecke nur schmalspurig mit 1,065 m Spurweite anzulegén, damit nur eine einzige Umladung in Terrowie notwendig wird.

Sicherlih wird die neue Strecke einen lebhaften Verkehr auf- weisen, da sie nit nur" den Reiseverkehr von Europa aus übernehmen wird, fondern auch den Güterverkehr nah den Goldfeldern bei Cool- garde und Kalgoorlee zu bewältigen baben wird; denn wenn

diese Goldfelder auch keine Ausfuhrgüter abzugeben haben, so müssen

üdwales und der Ostküste zu verbinden. Da in |

fie doch mit Vieh, Gemüse, Früchten, Getränken und den für die Industrie notwendigen chemishen Stoffen versehen werden. Zur Zeit beläuft sich die Zahl der “Reisenden in beiden Richtungen zwischen den östlihen Staaten und Westaustralien auf jährlich 40 000, von denen ein guter Teil auf die neue Linie übergehen wird, weil er nach den Goldfeldern will oder von diefen herkommt. Ießt die Reisenden, um von Kalgoorlee nach Sydney zu kommen, einen Tao auf der Eisenbahn und 8 Tage auf der See ver- bringen; ist die Bahn erst fertig, so brauchen fie dagegen im ganzen nur 4 Tage zu fahren, sodaß sie also mehr als die Hälfte der RNeise- zeit sparen und dabei noch die nit immer angenehme Küstenseefahrt vermeiden. Voraussihtlich werden felbst diejenigen Reisenden die Bahn benugzen, die von Europa über Fremantle nach Sydney, und umgekehrt reisen, obgleich in diesem Falle die Küftenfahrt auf „dem Dampfer so gut wie kostenlos sein wird, da sie in dem Preise für die durchgebende Fahrt von Europa nah Australien {on enthalten ift. Lieber wird a , namentlich im Winter, die Mehrzahl der Reisenden_ na der langen, nihcht gerade rubigen See- fahrt die Mehrkosten für, die Bahnfahrt tragen. Sir fft {hon jeßt, daß die Post den Landweg dem Seewege vorzteb-n ‘tvird.

Wenn auch die Bahnen nach den vorstehenden Plänen sämilih sehr hohe Bausummen erfordern und der Betcieb in der ersten Zeit höchftwahrsheinlich sehr unwirtshaftlich sein wird, so werden fie doh allmählich, da fie jur wirtshaft- lien Erschließung „des Innern mit der Zeit in immer steigendem Maße beitragen werden, einft Gewinn bringen. Nicht nur den von ihnen durchzogenen Landstrecken und Staaten, sondern dem ganzen Feftland Australien werden fie neue Werte zuführen; auch werden fie wesentlich zur Vereinheitlihuzg des Staats8wesens beitragen. Offenbar wohnt daher sämtlichen geplanten Ueberland- linien eine große rückwirkende Kraft inne.

Der „Franfkurter Seig, wird aus Konstantinopel gemeldet, daß die vorgestern in den Ausftänd getretenen Angestellten der Anatolishen Bahnen gestern abend ihre Direktion abgeseßt und in einer Depeshe an den Gro wesir angekündigt hätten, daß sie anderen Tages unter eigener Direktion den Verkehr auf den Anato- lishen Bahnen aufnehmen und aus den Einnahmen die Löhne und die geforderten Erhöhungen fowie die verlangte Gratifikation für einen

Monat an alle Beamten bestreiten würden.

Theater und Musik, Komische Oper.

Zum erften Male in der Komischen Oper fang Herr Naval am Montag die Rolle des Hoffmann in R Tae Tad S arrer die er vor Jahren einmal im Theater des Westens unter der Direktion Hofpaur geîungen hatte. Es gewährt hohen Genuß, den Künstler, der au ein außergewöhnlih fefselnder Darsteller ist, gerade in dieser Partie zu hören, die mit ihren kaleidoskopartig wechselnden phantaftischen Bildern dem Träger der Hauptrolle Gelegenheit gibt, fein Können von verschiedenen Seiten zu zeigen, vor allem aber mit ihrer feinen Stimmungslyrik dem Sänyer eine dankbare Aufgabe stellt. Herrn Navals bohhentwidckelte Gesangsfkunsft ist hier so recht am Plage. . Neben ihm behauptete si

rr Ggenteff in der dreifahen Nolle des Coppelius-Wapertutto- irakel mit Ehren. Fräulein Bahhrih, die fh iüngft in d’Alberts Oper „Tiefland“ in der kleinen Partie der Nuri vorteilhaft einführte, zeigte als Olympia, daß sie gefanglich zwar noch in der Entwicklung begriffen ift, daß aber Gutes von ihr für die Zukunft zu erwarten steht.

Im Königlichen Opernhause tritt morgen, Fräulein Destinn zum erfterè Male nach ihrem Urlaub die Künstlerin singt die „Carmen“. Die übrigen Oper sind mit den Damen Hempel, Dietrich, Parbs und mit den Herren Kirchhoff, Hoffmann, Bachmann, hn, Lieban und Krasa belebt E lib der Sh neister E

m niglichen aufpielhaufe geht morgen Stille „Maria Stuart“, mit Frau Willig in der Titelrolle, Mas Jur übrigen lautet die Beseßung: Elisabeth: Frau Poppe ; Leicester: Herr Sommerstorf ; Shrewsbury: Herr Nesper ; Burleigh: Herr Kcaußneck; Paulet : Herr Molenar; Mortimer: Herr Geisendörfer; Kennedy; Gas g Ta. Lac b

m Neuen nig en Vperntheater wird am nätsten Sonntagabend Rofsinis komishe Oper „Der Barbier bon Setillaa mit Fräulein Hempel als Rosine, aufgeführt. Der Vorverkauf zu ieser Vorstellung beginnt morgen, Donnerstag, Vormittags 11 Ubr, an der Kasse des Königlichen Opernhauses.

Das Neue Schauspielhaus veröffentlicht jeßt die Uebersicht über die Stüde, die es in der Zeit vom 1. September 1907 b 10. Juni 1908 aufführte. Im Neuen Schauspielhause selbst fanden in diefer Zeit 296 öffentlihe Abendvorstellungen und sechs ge|chlofsene Vereins8vorftellungen r OLOen Volksbühne statt. Im Berliner Theater, wo ein Teil des Ensembles im Frühjahr ein Gastspiel gab, fanden 81 öffentlihe Spielabende statt. Von Nachmitta dvorflellingen in diesem Hause verzeihnet der Bericht ¿wölf öffentlihe Kinder- vorstellungen, ebensoviel Vorstellungen zu volkstümlichen p und

Donnerstag, wieder auf; auptrollen dieser

49 geshlofsene Vereinsvorstellungen der Freien Volksbühne. Unter den aufgeführten Werken fteht obenan Fuldas Lustspiel „Der Dummkopf“, das 59 mal gegeben wurde. Die ¿weite Stelle nimmt Hebbels „Judith“ mit 55 Aufführungen ein; dann folgt Steins und Reßners Komödie „Wolkenkratzer“ (33 Aufführungen), „Alt- RE (27) und „Zar Peter“ (25). 17 mal wurde „Die große emeinde“ gegeben, 15 mal Blumenthals „Zwischen Ja und Nein“, 13 mal „Iphigenie“, 12 mal „Ein Glas Wasser“ usw. - Die [leßten 25 Tage der Spielzeit füllte das Gastspiel des Hamburger Operetten- theaters mit der „,Dollarprinzessin* aus. Das Lessingtheater hat mit dem 31. Au ust sein viertes Spieljahr unter der Direktion Brahm abgeshlofsen. Es führte in dieser Zeit 5 neue und 8 an dieser Bühne noch nit ge- gebene Stücke zum ersten Male auf. Urter den Feersalen der Neuheiten traten außer Gerhard Hauptmann, desen Legenden- spiel „Kaiser Karls Geisel“ und Hermann Bahr, dessen Komödie „Die gelbe Nachhtigall" in Sjzene gingen, drei neue Namen in den Spielplan: Felix Salten mit seiner Einakter- reihe „Vom andern Ufer“, Franz Molnár mit dem Spiel

* „Der Teufel“ und Oito Hinnerk mit der Komödie „Närrishe Welt“.

aus ugend“, „Klein Eyolf“ und „John Gabriel Spielplan vor-

Unter den Neuaufführungen ist Henrik Ibsen mit den drei spielen „Der Bund der S

Borkman* vertreten, handenen Werken des

die zu den bereits im

Dichters für den in ges Jahr bevorstehenden Ibsen - Zyklus einstudiert wurden. lie hierzu bestimmten Stücke mahten bei weitem die größte bl der Aufführungen aus, da fie von 318 Abenden 132 in Anspruch nahmen. Ibsen am nächsten kam in der Häufigkeit der Aufführungen Gerhard Hauptmann, defsen Stücke 69 mal in Szene gingen. Einen besonderen Erfolg hatte noch Franz und Paul von Schönthans Schwank „Der Raub der Sabinerinnen“, der, ursprünglih zum Beften der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger einstudiert, so beifällige Aufnahme fand, daß er, in den pielplan aufgenommen, 57 mal wiederholt werden konnte.

In Dresden ist, wie die Blätter melden, der Komponist und Dirigent Edmund Kretschmer, defsen Oper „Die Folkunger“ in den 70er und 80 er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf den meisten deutschen Bühnen mit Erfolg aufgeführt wurde, am 14. d. M. ge- storben. Er war am 31, August 1830 in Osftriß (Oberlaufißz) ge- boren, Schüler Ottos und Johann Schneiders in Dresden, und seit 1854 da Hoforganist und Gesangvereinsdirigent. Außer den Folkungern komponterte er noch die Opern „Heinrich der Löwe“, „Der idtling

i e und „Schön Rottraut", das Chorwerk „Sieg im Ge ang“, eine preis reue Dr e für Mánnerhor u. a. G | : E