1908 / 221 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Sep 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Jn Gemäßheit des § 46 des Kommunalabgabegeseßes vom 14. Zuli 1893 (G.-S. S. 152) wird gur öffentlihen Kenntnis gebracht, daß das im Steuerjahre 1908 ommunalabgabepflichtige Reineinkommen der Brölthaler Eisenbahn- Aktien gesell: schaft zu Hennef (Sieg) aus dem Betriebsjahre 1907 auf den Betrag von 89430 # Z festgeseßt worden ist.

Cóln, den 15. September 1908.

Der Königliche G N ONNGE:

S chuch.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 18. September.

Der Bundesrat versammelte fich heute zu einer Plenar- sißung.

Mit ‘dem 30. September d. J. läuft die Frist ab, innerhalb der die durh Beschluß des Bundesrats vom 27. Juni 1907 außer Kurs geseßten Eintalerst ücke deutschen Gepräges dur die Reichs- und Landeskassen noch einzulösen sind. Auf diesen bevorstehenden Fristablauf wird nochmals hingewiesen, damit Verluste infolge Fristversäumnis tunlichst vermieden werden. E

i: “T R C E S Die Nr. 9 der „Amtlihen Nachrichten des Reichs- versiherungsamts“ vom 15. September 1908 enthält im Amtlichen Teile unter A Rekursentscheidungen (2267 bis 9971) *) sowie Bescheide und Beschlüsse (2272 bis 2275) über folgende Gegenstände: / Eine Vershlimmerung schon bestehender Unfallfolgen ift als eine ers später bemerkbar gewordene Folge des Unfalls im Sinne des § 72 Abs. 2 des Gewerbeunfallversiherungs- eseßes dann anzusehen, wenn es sih um ein nah Erscheinungs- orm, Art oder Natur wesentlich neues Krankheitsbild handelt, sei es auch an der Stelle, an welcher s{hon Unfallfolgen bemerkbar waren; dagegen kann eine leihmäßiger Entwicklung des Leidens auftretende Ver- Foltmmécung nicht als neue Unfallfolge im Sinne des S 72 Abs. 2 des Gewerbeunfallversiherungsgeseßes gelten (2267, Urteil des Erweiterten Senats).

Eine wesentlihe Veränderung der Verhältnisse im Sinne ;

des S 88 des Gewerbeunfallversiherungsgeseßes liegt nicht {hon bei jeder Aenderung der Erwerbsfähigkeit infolge eines anderweitigen Ereignisses, sondern nur dann vor, wenn die

Veränderung in dem dur den Unfall herbeigeführten Zustand eintritt und auf den Unfall ursählich zurückzuführen ist; dies gilt auch bei Augenverlezungen (2268, Urteil des Er-

weiterten Senats).

Der Bestimmung des § 89 Abs. 1 Say 1 des Gewerbe- | fe t unter Umständen genügt, wenn ;

unfallversiherungsge}eßes i | e Rechtsmittelbelehrung des neuen Bescheids nur all- emein ausgesprochen ist, daß durch ein „gegen“ einen früheren Bescheid „etwa“ eingelegtes Rechtsmittel der Eintritt der Rechtskraft des neuen Bescheids niht gehemmt wird (2269, Urteil des Erweiterten Senats). l A Die rechtskräftig vorgenommene Kürzung am behördlih festgeseßten Durchshnittsverdienst ist unabänderlich auh bei späterer Abnahme oder Steigerung der sie veranlassenden Er- werbsunfähigkeit; bei Berehnung der Rente nach È 13 des Unfallverficherungsgeseßes für Land- und Forstwirts t 30. Juni 1900 ergibt sich kein anderes ziffernmäßiges Endergebnis

als bei einer Berehnung nah § 6 Abs. 6 des Geseßes, be- ; treffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und ; vom

orstwirtshaftlihen Betrieben beschäftigten Personen, fo Mai 1886; die Kürzung am NYGAUY geen Durch- \shnittsverdienst ift midt geboten, wenn die vor dem Unfalle

vorhanden gewesene Erwerbsunfähigkeit erst seit kurzem besteht

und nur vorübergehender Natur is (2270). : Die Prüfung der Notwendigkeit und des Umfanges einer Kürzung an dem landwirtschaftlichen Durchschnittsverdienst ist nicht daran gebunden, wie aus Anlaß eines früheren Unfalls die Erwerbsunfähigkeit geshäßt worden ist; der völlige Verlust eines hon beshädigten Körpergliedes rechtfertigt nicht die

Aufhebung der für die E od gewährten Rente (2271). /

Ueber die prozentuale Bemessung der Unfallfolgen bei schon vorher beeinträhtigter Erwerbsfähigfkeit (2272). / /

Ueber die Anweisung der Kinderrenten und die Rück- forderung überhobener Beträge (2273).

Eine formell haftende Berufsgenossenshaft hat dem Ent- |

s{hädigungsberehtigten einen berufungsfähigen Bescheid zu er- teilen, ohne eine etwaige Ablehnung des nspruhs mit dem Mangel ihrer Passivlegitimation zu begründen; der Entschädi- unge erecungte hat die Wahl, anstatt des formell haftenden

en sahlih zuständigen Versicherungsträger in Anspruch pu e

nehmen, falls dies für ihn von Vorteil ist; die formell haften

Berufsgenossenschaft kann lediglich mit der Behauptung einer unrichtigen Regelung der Katasterverhältnisse niht das sogenannte Entschädigungsvorverfahren (S 73 Abs. 2 des Gewerbeunfall- versiherungsgeseßes, § 79 Abs. 2 des Unfallversiherungs- geseßes für Land- und gege i l sachlich verpflihtete Berufsgenossenschaft einleiten ; beim Vorliegen der Voraussezungen für ein solhes Vorverfahren wird in

Ueber die Frage der örtlichen Z

gesehes (2275).

Die Abteilung B (Invalidenversicherung) enthält |

die von den Vorständen der Landesversicherungsanstalten West- preußen und Brandenburg erlassenen, vom Reichsversicherungs- amte genehmigten Kontrollvorschriften sowie Zujammen- ftellungen über Rentenzahlungen und Beitragserstattungen der

i s lten im Monat Juli 1908 und über | h: e S D s | vorgestern die Aufnahme einer

den Erlös aus Beitragsmarken im Monat August 1908.

*) Die neben den einzelnen Entscheidungen stehenden eingeklammerten

ahlen geben die Ziffer an, unter welcher diese in den „Amtlichen

achrihten“ veröffzntlicht sind.

aft vom

orstwirtschaft) gegen die vermeintlih |

| Meldung des

diesem zu Gunsten des Sihe pigangederezegne auch eine finnishen Schären unrichtige Regelung der Katasterverhältnisse berücksichtigt (2274). | chiffe in die von dem Geshwader beseßten Staudorte ein-

uständigfkeit der Schieds- ; pifacen haben. gs wurden Anordnungen getroffen, 3

gerihte nah § 76 Abs. 2 des Gewerbeunfallversiherungs- |

Ä

Der Nichtamtliche Teil enthält einen Hinweis auf die im Wintersemester 1908/09 stattfindenden versicherungs- wissenschaftlihen Vorlesungen an der Handelshohschule raa 6 und Gie E i: 2% 4 Ae nes Königlich preußischen rverwaltungsgeri vom 16. rz 1908" wona auf die nah Z 18 Abs.. 3 des Jnvalidenversiherungsgesezes den Ver icherungsanstalten gegen die Krankenkassen zu cheribin Ersaßansprüche nicht die kurzen Verjährungsfristen des § 56 des Krankenversicherungsgeseßes oder des § 196 Nr. 11 des Bürgerlichen Gesezbuhs Anwen- dung finden, sondern die regelmäßige Verjährungsfrist.

Der Pie Botschafter in Wien, Wirkliche Geheime Nat von Tschir\chky und Bögendorff ist von dem Zu Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der Wirklihe Geheime Oberregierungsrat beim Rech- nungshofe des Deutschen Reichs Ritter von Leib ist von seiner Urlaubsreise nah Potsdam zurückgekehrt.

Der Hanseatishe Gesandte Dr. Klügmann ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen. E

Der Regierungsassessor Dr. Krauseneck aus Aachen ist der Königlichen Regierung in Oppeln zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden. Seine Versezung nah Allen- stein ist zurückgezogen worden.

Der Regierungsassessor Emilio Böhme aus Kosel ist der Königlichen Regierung in Marienwerder, der Regierungsassessor von Bothmer aus Tilsit der Mp nigliGen Regierung in Schleswig, der Regierungsassessor Dr. Ju ius Kessler aus Berent der Königlichen Regierung in ppeln und der Re- gierungsassessor Kurt von Jerin aus Magdeburg der König- lichen Regierung in Allenstein zur weiteren dienstlihen Ver- wendung überwiesen worden. :

Der Regierungsassessor Dr. Wolfgang Müller aus Posen ist dem Landrat des Kreises Waldenburg (Schles.), der Negieungoa eise Dr. Breunung aus Feutburg V D, D. dem Landrat des Kreises Kreuznach, der 2 nage Ulrici aus Zafscfer 4 dem Landrat des Obertaunuskreises, der Regierungsassessor Dr. Friß Schmige aus Breslau dem Landrat des Kreises Siegen und der S Willy Kramer aus Düsseldorf dem Landrat des Kreises Jserlohn

in ganz allmählicher, | zur Hilfeleistung in den landrätlihen Geschäften zugeteilt

worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Hertha“ vorgestern in Cartagena eingetroffen und geht am 26. Sep- tember von dort nah Madeira in See.

S. M. S. „Tiger“ is vorgestern in Tsingtau ein- getroffen.

S. M. S. „Jaguar“ is vorgestern in Hankau ein- getroffen und geht heute von dort“nach Kiukiang ab.

Hohenstein, 18. September. Seine Majestät der Kaiser und König traf, „W. T. B.“ Mos heute früh von Hubertusstock hier ein und wurde auf dem Bahnhofe von dem Generalinspekteur, General der Jnfanterie Freiherrn von der Golß, dem Landrat des Kreises Osterode Ad ameß und Vertretern der Stadt empfangen. Nach Verlassen des Zuges begab Sih Seine Majestät der Kaiser unter den Hoch- rufen des zahlreih versammelten Publikums mit Gefolge nah dem Gute Gr. Sauden und von dort in das Manóövergelände.

Großbritannien und Jrland.

Die britische Regierung hat, wie dem „Reutershen Bureau“ mitgeteilt wird, zur Kenntnis der Mächte gebracht, daß sie der französish-spanishen Marokkonote zustimme.

Londoner Blättern zufolge beabsichtigt die Ae

den an dem bevorstehenden Fnternationalen Kongre

für Séereht teilnehmenden Mächten vorzuschlagen, die Er- offnung des Kongresses vom 1. Oktober ad den 1. Dezember d. J. zu verschieben.

Rußland.

Der der Kadettenpartei angehörende Rektor der St. Petersburger Universität, Professor Borgmann und der Prorektor, Professor Braun haben, „W. T. B.“ zu- folge, ihr Amt niedergelegt. Sämtliche Professoren der

niversität haben einstimmig beschlossen, bei dem Unter- rihtsministerium gegen die fkürzlihen Verordnungen über die Aufhebung und Stellung der Fakultätsältesten owie über die Beschränkung der studentishen Ver- ammlungsfreiheit und gegen die Bestimmung, daß Uni- der Regierung genehmen Par- zu protestieren. Der Protest der Verordnungen mit dem

versitätsprofessoren nur teien angehören dürfen, z weist auf die Unvereinbarkeit

: Kaiserlihen Ukas vom 2. September 1905 hin, der die Autonomie der Hochschulen garantiert.

Die Professoren lehnen jede Verantwortung für unliebsame Konsequenzen ab, die si aus den ministeriellen Maßregeln ergeben könnten. , Auf Grund eines Senatsbeschlusses sind, nah einer W. T. B.“, für den Gesamtbereich der vom Mauarineministerium ausge- arbeitete Statuten darüber in Kraft getreten, wie Privat-

ezüglih der Kurshaltong einzelner Schiffe bei Begegnung mit dem Geshwader. Nach den Statuten hängt die Einfahrt in den Hafen zur Nachtzeit von der Erlaubnis des Wachtschiffs ab. Während der Fahrt haben Privatschiffe rehtzeitig dem

| Geshwader auszuweichen.

Türkei. Der Ministerrat hat Konstantinopler Blättern zufolge Anleihe von 3600000 Pfund bei der Ottomanischen Bank beschlossen.

Statistik und Volkswirtfchaft.

Staatswissenschaftlihe Fortbildung.

Die Vereinigung für staatswissenshaftliche Fortbildung zu Berlin veranstaltct auch in dem bevorstehenden Winterbalbtadr einen Fortbildungskursus für solhe Personen, die neben der allgemeinen Bildung bis zu einem gewissen Grade auch eine aegen Schulung theoretisher oder praktischer

rt besißen und eine Erweiterung oder Vertiefung ihrer Kennt- nisse auf dem Gebiete der wirtschaftlichen und juristischen Staatswissenschaften erstreben. Der soeben ausgegebene Studienplan - des Kursus umfaßt: Konversatorische - Vor- lesungen, Besichti ingen und Studienreisen, Führungen dur O Inst iute und Museen der bildenden Künste und Einzelvorträge allgemeineren Jnhalts.

« Die konversatorishen Vorlesungen erstrecken sich auf die Gebiete der juristishen und wirtshaftl:hen Staatswissenschaften und gliedern sich in zwei Hauptgruppen. Die exste Gruppe behandelt juristishe, insbesondere staats und verwaltungsrechtliche Materien; au gehören thr diejenigen Vorlesungen an, welche SER und Ver- hältnisse der Staats-, der Kommunalverwaltung usw erörtern. Die zweite Gruppe umfaßt die wirtshaftlihen Staatswissen- schaften: theoretishe Nationalökonomie, Agrar-, Gewerbe-, Handels- politik, Bank- und Versicherungswesen, Sozialpolitik u. a. Im einzelnen haben angekündigt: Professor Dr. Heilfron- Berlin, Furistishe Tagesfragen. Priyatdozent Dr. Neubecker - Berlin,

Personen- und Familicnrecht nach den Kollisions- und Sachnormen der-

europäischen Rechte Professor Dr. Elybacher - Berlin, die Ein- Ev tZiteneetia in den deutschen Schußzgeb'eten Justizrat Dr. Edw. Katz - Berlin, Pateatreht und Warenzeih-nrecht Geheimer Odber- regierungsrat Dr. Krohn e - Berlin, Verbrehzn, Strafe, Straf- vollzug und prophylaktische Maßregeln Professor Dr. Hat- \ch ed - Posen, die Staatslehre des Karl Gottlieb Svarez und ihr Reflex im Allgemeinen Landreht für die preußishen Staaten Oberbergrat a. D. Kraßt - Berlin, Fragen des Wahlrechts Professor Dr. Schmoller - Berlin, Geschichte der Ver- fassung und Verwaltung des preußishen Staates von 1640 bis 1867 Oberverwaltungsgerichtsrat Graf von M arp NaGol nen a, die preußtische Landesverwaltung und deren Vereinfahung, b. Fragen des preußischen Verwaltunz8rechts nah der neueren Rechtsprechung Ee Geheimer Oberfinanzrat Dr. Strußz- Berlin, die finanjtelle

ntwicklnng In Frentes und dem Reiche seit der Begründung des letzteren mit besonderer Berücksichtigung der Einnahmeguellen Geheimer Dber- finanzrat Sch warz - Berlin, die Finanzen des Deutschen Reiches Wirk- liher Geheimer Overregier 1ngsrat Dr. von der Leyen-Berlin, über Nationalökonomie der Elsänbabnen, insbesondere das Tarifwesen Wirk-

licher ae Oberregierungsrat Krönig- Berlin, die Verwaltung.

der vreußishen Staatseisenbahnen Geheimer Ob-rregierungsrat Dr. Freund - Berlin, die Kommunalverwaltung in Preußen Landes- baurat und Professor Goecke- Charlottenburg, Städtebau und Wohnungswesen Privatdozent Dr. We yl - Charlottenburg, soziale Hygiene Stadtrat Dr. Muensterberg-Berlin," Armenpflege und Wohltätigkeit Amtsgerichtsrat Dr. Köhne - Berlin, die Auf- aben der öôffentlihen Jugendfürsorge und die Mittel zu ihrer ¿fung Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat und Präsident des Königlich Preußishen Statiftishen Landesamts Dr. lende Berlin mit den Mitgliedern dieser Bebörde Regierungsrat Pcofessor Dr. Kühnert und Professor Dr. Ballod, Fragen der praktishen Statistik Professor Dr. Waentig- Halle, die wih- tigsten Grundfragen der modernen Wirtschaftswifsenshaft und Wirt- \haftspolitik Profeffor Dr. Herkner- Berlin, soziale Theorien und Bewegungen imm 19. Jabrhundert Professor Dr. von Bort- kiewicz-Berlin, ausgewählte Kapitel der theoretishen National- öfonomie Professor Dr. Dade- Berlin, Fragen der Agrarpolitik Professor Dr. Sebauer- Greifswald, G:werbewesen uad Ge- werbepolitik Bee Dr. Leo - Berlin, S und Regelung des modernen Arbeitsverhältnifses in der - deutshen Volks- wirtschafi und im Ausland Geheimer Regierungsrat Profefsor Mente sowie Geheimer NRegierungs- und Gewerberat Hart- mann und Gewerberat Schmidt-Berlin, die praktische Durh- führung der Arbeiterschbußgeseßgebung Geheimer Regierungsrat Dr. Wey mann - Berlin, Organisation und Praxis der deutshen Arbeiter- versiherung Präsident Dr. van der Borght- Berlin, Handel und Handelspolitik Professor Dr. Janna \ch - Berlin, die politischen und wirtschafispolitischen Exrpansivbestrebungen der heutigea Groß- und Weltmähte Regierungsrat Professor Dr. Zoepfl- Berlin, Kolonialpolitik Geheimer Finanzrat Dr. v. Lumm- Berlin, die Reichsbank im Vergleich mit anderen bedeutenden Notenbanken Profefsor Dr. Manes- Berlin, Fragen des Versicherungswesens und der Nersicherungspolitik Professor Leitner- Berlin, Buchhaltungelehre für Juristen und Verwaltungsbeamte.

An jedem Mittwoch finden Besichtigungen öffentliher und privater gewerbliher Bet:iebe und Führungen dur wissenschaft- lihe Institute und Museen der bildenden Künste statt.

Für die auf Sonntag, den 22, November d. I. folgende Woche find Studienreisen nah England (London, Birmingham, Cam- bridge) und nah Frankfurt a. M. und Mannheim in Aussicht ge- nommen. Eine weitere kleinere Studienreise iff für den 19. und 20. Januar k. J. zur Besichtigung der Karl Zeiß-Werke in Jena in dem Programm vorgesehen. :

Am Freitag, den 30. Oktober d. J., Vormittags 11 Uhr, findet eine Eröffnungssißung im Hörsaal T der Vereinigung (Alte Bauakademie, Schinkelplay 6) statt. Die Vorlesungen beginnen am 31. Oktober d. J. und endigen am 27. Februar 1909.

Meldungen zur Teilnahme an dem Kursus sind baldmöglichst, spätestens bis 3. November, an die Geschäftsstelle der Ver- einigung, Berlin W. 64, Behrenstraße 70, zu rihten, welhe vom 1. Oktober ab jede gewünschte Auskunft mündlih an den Wochen- tagen von 10 bis 2 Uhr erteilt. In der Zwischenzeit werden Studien- plâne an Interessenten auf \{hriftliche Bestellung von der Geschäftes stelle übersandt.

Zur Arbeiterbewegung.

In Mainz haben, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Brauerei- arbeiter den am 1. Oktober ablaufenden Tarifvertrag gekündigt um böbere Löhne zu erzielen. Die Brauereien lehnten es ab, mit dem Arbeiterverband zu verhandeln, weshalb dieser mit dem Aus- stand droht.

Die A rbeiter der Tabakfabrik Zus sind, wie demselben Blatte aus Biebrich gemeldet wird, wegen Lohnforderungen in den Ausstand getreten.

Wohlfahrtspflege.

Der Stadt Stuttgart sind, „W. T. B." zufolge, von dem dort verstorbenen Privatier Schönlein 3000000 4 vermacht worden, die unter dem Namen Anna-Stiftung, zum Andenken an die Frau des Testators, der Stadtverwaltung unterstehen.

Kunst und Wissenschaft.

Die diesjährigen Ausgrabungen in Haltern, die sechs Wothen gedauert haben, sind beendet. Beim Feldlager ist, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, das dritte Tor aufgefunden worden. Im großen Lager hat man verschiedene beim Prätorium gelegene Wohngruben aufgedeckt und ausgehoben. Die meisten lieferten reiche Erträge an Fundstücken, die bereits dem Museum in Haltern einver- [eibt find. Dees ¡u nennen find: ein Faltenbeher, ein Bronjze- lôffelhen, ein Goldbronzebarren im Gewichte von 235 Gramm, zwei Kurzshwerter, ein Tintenfaß aus Blei, etne Bleiform, eine Feuer-

| zange, mehrere Meißel, ein vollständig erhaltenes Tongefäß, mehrere | Ringe, Münzen, Lampen, Spielsteine usw. ¡ eine solche Menge, daß man sie nicht alle

An Tonscherben gab es sammeln konnte.

| Zeichnungen und auch durch

_ besonders zu beachten ift, daß das Hirsestroh

¿chstes Jahr werden die Ausgrabungen fortgeseßt werden, Nas im großen Lager. Der Beginn ist für Aussicht genommen. Auch die Ausgrabungen im Römerlager hei Oberaden haben in der lezten Zeit wieder zahlreihe Funde zu- tage gefördert. Bei früheren A DMIO war eine aus Eichenholz hergestellte, über die Spißgräben hinwegführende Abflußrinne gefunden worden. In diesem Jahre hat man diese römische Anlage in das Innere des Lagers hinein verfolgt und hierbei einen großen Brunnen qufgedeckt. Die Anlage war noh sehr gut erhalten, fie konnte durch hotographie festgehalten werden. Jn der Erdschicht sind zahlreihe Funde gemacht worden, so Knochenreste von Tieren, Geweihe, Scherben von Amphoren, ein Schöpflöffel aus Hronze usw. An der Nordwestseite des Lagers wurden in Abständen von 45 m vorhanden gewesene Befestigungstürme festgestellt. Es wurden Heizanlagen, Wohngruben und Kochlöher durdsumbt, wobei zahlreiche Hronze- und Kupfermünzen mit Köpfen des Augustus und des Agrippa zutage gefördert wurden. Im A fanden fich auch Silbermünzen verschiedenartiger fragung Aus Bronze gefertigte Gegenstände, reich verzierte Messergriffe, Ringe, S&mucksaden wurden in größerer An- zahl gefunden. Als ein besonders wertvolles Stück darf ein prächtig gearbeitetes, mit Palmetten verziertes Gefäß bezeihnet werden.

4

Nah Mitteilungen des Forshungsreisenden Dr. Stein aus Chotau vom 15, Juli sind in Karaschar in der nordöstlichen Ecke der Tarimwüfte Gemälde und Skulpturen gefunden worden, die einen vorherrshend graecobuddhistischen Einfluß ver- raten In den Trümmern eines verfallenen Wachtturmes wurde auf einem einsamen Hügel in der Nähe von Masar- tag eine große Sammlung von Schriftstückea auf Holz und Papier gefunden, die haupt\ählich indischen, chinesishen und tibeta- nishen Ursprungs find. Die Schriftstücke stammen frühestens aus dem ahten oder neunten Jahrhundert und gehören offenbar zur Periode der tibetanishen Invasionen. Stein beschreibt in seinen Mitteilungen au eine gefahrpolle Reise durch die Wüste, in der der Kerusafluß sch im Sande verläuft. :

Vom 25. Dezember 1908 bis zum 5. Januar 1909 soll in Santiago unter dem Protektorat der Nepublik Chile der erste panamerika- nishe wissenschaftlihe Kongreß tagen, der ein so gewaltiges Programme umfaßt, daß kaum die zehn Tage, auf die der Kongreß erehnet ist Ae dürften, um alles au nur oberflählich zu erledigen. Neben internationalem Recht, Volkswirtschaft, Kriminal- wissenshaft Literatur und Kunst in Amerika usw. usw. umfaßt die dritte Sektion die Naturwifsenschaft, A Gg und Ethno- logie mit einem \o reihen Programm, daß allein die Titel vier enggedruckte Seiten einnehmen. Die meisten Staaten Amerikas werden durch amtlihe Abgeordnete vertreten sein; von den Vereinigten Staaten find 35 000 Dollars für thre Vertreter, an deren Spiße der Gthnologe Holmes steht, bewilligt worden. Das Programm dieser Sektion umfaßt so ziemlich das ganze Gebiet der athtopologie im weitesten Sinne, immer mit Beziehung auf Amerika, besonders Chile. In der siebenten Sektion foll die amerikanishe Geschichte von der prähistortshen Z-it bis zur Kolonialepoche und Unabhängigkeit zur Verhandlung gelangen.

Lands und Forstwirtschaft. Ernteaussichten und Getreidehandel in Rumänien.

Der Kaiserlihe Generalkonsul în Galaß berihtet unterm 7, d. M.: Die Witterung war im August im allgemeinen trocken und warm. Erst gegen Ende des Monats traten ausgiebige Regengüsse ein, die zwr den Stand von Mais und Futterkräutern güastig beein- ußten, an dem auf nur 50 bis 6009/4 einer Durhscnittsernte ge- châßten Weizenertrag jedoch nichts mehr bessern konnten. Ueber die Hirse hört man bis jeßt nur utes, wobet in jedem Fall ein vorzüglihes Futtermaterial bildet. Bohnen, die häufig auf den Maisfeldern der Bauern und zwischen Mais angebaut werden, stehen befriedigend. In Weizen bekundete Jtalien einen gewissen Bedarf, es kamen au einige Abschlüsse zustande. Mais war bei festen Preisen für England und den Kontinent gesucht, doch sind die hiesigen Vorräte stark zusammengeschmolzen und gestatten der Aus- fuhr keine freie Bewegung. Gerste und R oggen sind sehr knapp und fast garnicht angeboten. Ueber Sulina seewärts gelangten in der Zeit vom 2. bis

29. August 1908 zur Ausfuhr :

n e e o IORRE b

Roggen . s ¿+0070

Mais . 48 467

Gerste. . 11 636

Hafer «+1980

A O E in 870: ¿,

_ Die zur Zeit in Galaß vorhandenen Vorräte werden ge- äßt ub Cnis

b 4000 ,

Mais . . Roggen Weizen .. A4 C I A u eer arc MOOD Preise für 1000 kg cif. Continent für fofo C Verladung : Bei «e o o s QU/SL 176—78 M . 75/76 168—70 , . T4175 158—60 ,„

5 000 3 500

Roggen .. Í Bulgar. 148 50 L «es . 70/71 Donau 146—48 Gerfte . . 59/60 fehlt B ch4 OOIOS 132—34 Mais Donau 132 Galfox 131 Hafer nominell 115—16 Die Frachten waren \till, obwohl das Angebot von Dampfern nahgelassen hat. Donau wird 6/3 Rotterdam, 6/6 Antwerpen, 7/— Hamburg notiert, Sulina 9 d. weniger.

Ernteergebnisse und Getreidehandel in Bulgarien.

Der Kaiserliche A in Varna berichtet unterm 8. d. M.: on Körnerfrüchten steht im Konsulatsbezirk nur noch die Ernte der Hirse und Mais aus; erstere wird allgemein günstig beurteilt, ais hat dagegen infolge der langanhaltenden heißen Dürre stellen- weise stark gelitten. Das Getreideges jeitigen hohen Preise den

äft war im August rege, da die der- auer anspornen, die Vorräte {nell zum arkte zu bringen; außerdem haben sofort verfügbare Mengen sberen Wert als Terminlieferungen. Kavarna dürfte bereits 40 9/0 einer für die Ausfuhr bestimmten Getreidemengen abgeseßt e ur Weizen war Hauptkäufer Antwerpen, für Hartweizen Criest und ume; Griehenland hat ih ansGeinend vom bulgarishen Markt iurückgezogen und glaubt offenbar sich in ula besser versorgen ju können; dagegen trat Ende August Konstantinopel besonders in Wetzen in Froperem Maße als Käufer auf. Die Preise der einzelnen Getreidesorten stellten \sich für den Doppelzentner fob: bei Gerste auf E=IN Fr., Remeiten f 21 arnaer Weizen , 18}—21 Baltschikweizen oggen afer ohnen

| je nach Beschaffenheit,

Juli in

Nah Varna wurden im August zugeführt : Waggons Wagen Wie 8 605

rtweizen 4 e. s 1 002 Mogden 374 Haler r E 448 ais . : tit Don 419 E 42

Mit der Neubestellung der Felder bezw. mit dem Ackern wurde in der AONSNE bereits begonnen; die anhaltende Dürre erschwert indessen die Arbeit. |

Die Weingärten stehen im Varnaer Bezirk infolge der großen Hiye weniger gut; durch die Phylloxera sind etwa 100 ha verheert.

Das Kaiserlihe Konsulat in Rust\{chuk berihtet unterm 8, d. M.: Begünstigt durch die im August yorherrshend heiße und trockdene Witterung konnte der Drusch des Getreides zum größten Teil ohne Störung vollendet werden. Das bereits gemeldete Urteil, daß der Ertrag in Weizen, Gerste und Roggen, sowobl was. die Menge als auch was die Güte anlangt, ein sehr zufriedenstellender sein foll, hat auch dur die weiteren Druschergebnisse keine Aenderung erfahren, Eine Bestellung der Wintersaaten“ hat infolge der anhaltenden Trockenheit -noŸ nricht erfolzen können. Der Stand des Mais ist On ein guter, sodaß die Hoffnungen auf eine gute Ernte bestätigt erscheinen.

Einen nahteiligen Einfluß hatte die Dürre des Monats August auf die Wiesen und Weiden, doch dürfte der Bestand an Heu ge- nügen, um das Vieh durch den Winter zu bringen. Nur in den Kreisen des nordwestlihen Balgariens, wo, wie bereits früher gemeldet, auch die Getreideernte fehr chwach ausgefallen ist, wird der Mangel an Viehfutter für den Winter sh {wer fühlbar machen.

Der Wein steht überall gut und verspriht einen reihen Ertrag.

‘Die Getreidezufuhren zu den Donaubäfen waren im August äußerst lebhaft. Ausgeführt wurden aus s\ämtlihen Donauhäfen etwa 4000 & Weizen, 4000 t Gerste und 10 000 & Roggen.

Die Preise standen am 1. September d. J., wie folgt :

Weizen 18,— Fr.

Roggen 16,— Fr.

Gerste 13,30—13,80 Fr. Mais wurde nit gehandelt.

für den Doppelzentner.

St. Petersburg, 18. September. (W. T. B.) Laut „Handels- und Indul\triezeitung"“ is der Ernteertrag im europäischen Rußland für Winterweizen allgemein unbefriedigend. Befriedigender ist der Ertrag nur im Weichselgebiet und in den baltischen Pro- vinzen, in den nordöstlizen Gouvernements, im östlichen Kaukasus, im Südwesten und in der Krim. Sommerweizen allgemein gutmiitel; unbefriedigend in den Mittel- und Unter- wolgagebieten, in Bessarabien und Cherson; gut in Kleinruß- land und teils in den nordöstlichen, baltishen und Weichselgouverne- ments und im Nordkaukasus. NOSaeE a sein mittelmäßig; uns befriedigend in Kleinrußland und den südlihen Gouvernements, im Dongebiet, im westlihen Teil des Zentrums, in Samara, in den west- lihen' Gouvernements und in Polen; gut im oberen und Mittelwolga- ebiet, in den Gebieten der Hinterwolga, der Kama und Wiatka und den altishen Provinzen. Gerste allgemein mittelgut; gute Ernte im Nord- kaukasus, Kleinrußland, in den Gebieten der Kama und Wiatka, im Ge- biet der baltishen Provinzen, im Weichselgebiet; unbefriedigend im Mittelrwoolgagebiet, im Südwesten, im nördlihen Teil des Dongebiets und teils in der Krim und im Zentrum. Hafer allgemein mittel. Die Verteilung des gen und des unbefriedigenden Ertrages is un- efähr wie bei Gerste; am meisten unbefriedigend im Wolgagebiet. er Ernteertrag ist allgemein durch Näfse im Norden und Dürre im Süden während des Monats August geshädigt worden.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Das Kaiserliße Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche aus dem’ Kreise Straßburg-Land (Unterelsaß) am 17. September 1908.

En'glan d.|2 Nach etner Regierungsverfügung vom 8. d. M. gelten in Malta

als Paavenenss die Negentschaft Tunis, als choleraverseucht Arabien (mit Ausnahme von Perim und Aden), Nostow, Tagan -

pestverseucht Indien und Alexandrien. Schiffe, die aus diesen Ländern und Häfen kommen, unterliegen nebst ihren Passagieren den vorgeschriebenen gesundheitspoltzeilihen Maßnahmen.

Rußland.

Im Stadtbezirk St. Mate ea ana find vorgestern 249 Choleraerkrankungen und 70 Todesfälle an Cholera vor-

gekommen. Niederlande.

Die niederländishe Negierung hat unterm 14. d. M. St. Peters- burg für choleraverseuht erklärt. Die Quarantänefrist ist auf 7 Tage festgeseßt worden.

Schweden.

Wie „Svenska Telegrammbyran“" aus Helsingfors meldet, ist der englishe Dampfer „Saxon" aus Brighton vorgestern in Säkkijärvi mit choleraverdächtigen Krankheitsfällen an Bord an-

elommen. Im Laufe der Nacht starb der Steuermann; es liegt, wie

festgestellt wurde, Cholera vor. Das Schiff geht heute zur Quarantäne und Desinfektion nah Trängsund; die Kranken der Besatzung werden ins dortige Cholerakrankenhaus gebracht werden. Im Cholerahospital auf Björks starb gestern früh cin finnisher Seemann unter colera- verdähtigen Erscheinungen.

pest Novorossisk, Batum, Theodosta und Kertsch und als

Verdingungen im Auslande.

Oesfterreih-Ungarn.

28. September 1908, 12 Uhr. Direktion der K. K. priv. öster- reihishen Nordwestbahn in Wien: Lieferung von Radreifen. Näheres bei der erwähnten Direktion und beim „Reichsanzeiger“.

Belgien.

28. September 1908, 10 Uhr. Diroction Généraleo de la bienfaisance au ministère de la justico in Brüssel, Rue Ducale 2: leruns von Tuchen, Geweben, Futterstoffen und wollenen Decken für Wohltätigkeitszwecke für 1909.

29. September 1998, 10 Uhr. Maison communale in Molens beek-Saint-Jean bei Brüssel: Lieferung von N eidung been für die Polizei für die Jahre 1909—1911. Etingeschriebene Ängebote zum 28. September, Vormittags.

30. September 1908, 3 Uhr. Maison communale in Ntieu- venhove (Westflandern):4 Ausbau einer Kirhe. 61 991 Fr. Ein- geschriebene Angebote zum 26. September.

3. Oktober 1908, 6 Uhr. Hôtel de ville in Mecheln: Ueber- nahme der elektrischen eung 2x. und eventuell auch gleichzeitig für die Stadt Löwen. Angebote bis zum 2. Oktober, 6 Uhr. -

Demnächst. Gouvernement provincial in Mons. Ausführung von Straßcnbauten.

Serbien.

Sanitätsabteilung des Königlich ferbischen Krieg8ministeriums in Belgrad 29. September/12. Oktober 1908. Mündliche Ver-

dingung behufs Lieferung von 6000 kg Roßhaar. Muster und Be- dingungen bei obiger Amtsstelle, Kaution 20 9%

-

Verkehrsanftalten. L

Die dritte Passagierklasse im Seeverkehr. *

Während im Eisenbahnverkehr die dritte R längst den breitesten Raum einnimmt und die weitaus größten Frequenzziffern aufweist, gehört sie im Ueberseeverkehr noch zu den allerjüngsten Eins rihtungen. Die überseeishe Personenbeförderung hatte von jeher mit ¿wei Hauptverkehr3gruppen zu rechnen: einmal mit dem Reiseverkehr der oberen Gesellshafts\{chicht und zweitens mit dem Auswandereryerkehr, an dem die breite Mafse der ungelernten Arbeiter den überwiegenden Anteil hat. Demensprechend {uf sie ihre Lia rag age a für den Reiseverkehr die Kajüte, die eine weitere Spezialisieruna in erste und zweite Kajüte erfuhr, für den Auswandererverkehr das Zwischendeck. Mit der Os Verkehrsentwicklung unserer Zeit hat sih allmählich

diese Einteilung der Beförderungsklafsen als nicht mehr ausreichend

herausgestellt. Mehr und mehr beginnen auch die einfacheren bürger-

lihen Gesellshafts\{chiSten am LN Er teilzunehmen. Dazu kommt, daß der Lebensfstandard gewisser, bisher auf das Zwischendeck ange-

wiesener sozialer Gruppen, wie der Handwerker, der kleineren Land-

leute, Bauern, gelernten Arbeiter, sich derart gehoben hat, daß ihre

Berns nach einer besseren, ihren Bedürfnissen und Lebensgewohn- eiten mehr MURUE Beförderung8gelegenheit gerechtfertigt er-

scheinen mußte. In der Anerkennung und Erfüllung dieser Forderung

ist die deutshe Seeschiffahrt vorangegangen. Die Hamburg*Amerika-

Linie hat vor ungefähr Jahresfrist damit begonnen, auf ihren großen“ New Yorker Dampfern eine neue Beförderungsklasse zu hafen,

die die Mitte zwischen Kajüte und Zwischendeck hält und in ihrem ganzen

Zuschnitt den Ansprüchen einfaherer bürgerliher Pafsagiere aus den oben

erwähnten Ständen en wird. Obwohl die Fahrpreise dieser driiten

Klasse sich nur wenig über die Zwischendeckspreise erheben, sind die

Vorteile, die die neue Einrichtung ihren Passagieren bietet, ganz er-

beblich. An die Stelle der Mafsenquartiere im Zwischendeck ist die

Unterbringung zu 2, 4 und 6 Personen in einfachen, aber zweckmäßig

aeaen chlafzimmern getreten.” Die E ift gut bürgerlich,

reihhaltig und abwechselnd. Die fünf täglichen Mahlzeiten werden in

grräuinigen Speisesälen eingenommen. Auh Rauchzimmer, breite

Promenadendecks, Bibliothek und kalte und warme Bäder, die un-

entgeltlich zur Verfügung stehen, gehören zu den Einrichtungen der

dritten Klasse. Diese Vorzüge haben der neuen Einrichtung {nell ibr

Publikum gewonnen. Die dritte Klasse hatte sh, wie ein soeben von

der Hamburg-Amerika Linie herausgegebener kurzer Prospekt über diese neue Einrichtung mitteilt, eines so regen Zuspruchs zu erfreuen, daß die meisten Dampfer von Hamburg in der dritten Klasse voll beseßt waren. Damit if die Gewißheit gegeben, daß die dritte Klasse zu einer ständigen Einrichtung im Hamburger Ueberseeverkehr werden

wird. Auch die beiden neuesten bed fil der Hamburg-Amerika Linie, die 17 000 Tons-Dampfer Cincinnati und Cleveland haben umfang- reihe Einrichtungen für Passagiere dritter Klasse erhalten.

Theater und Musik,

Berliner Theater.

Das Berliner Theater eröffnete seine Vorstellungen unter der Leitung der Herren Meinhard und Bernauer am Mittwoch, den 16, d. M., mit einer Aufsührung von Gustav Freytags Lustspiel „Die Journalisten“. In dem {licht aber würdig hergerihteten Zuschauerraum des Hauses sind die Spuren der Aera Bonn nicht mehr erkennbar, und auch was man auf der Bühne sah, erschien für eine gedeih- li Iu des Theaters, das wieder in die ihm von seinem Begründer Ludwig Barnay gewiesenen Bahnen etnlenken will, verhetßungsvoll. Die Regie des Herrn Bernauer hatte mit Verständnis den frishen Lust- spielton Geteanen, die einzelnen Szenen wirksam herausgearbeitet und für einheitlihes flottes Spiel gesorgt. Die Schar der beteiligten Darsteller zeigte sich den Anforderungen; die man an die VDar- stellungskunst auf einer Berliner Bühne stellen muß, durchaus

ewachsen und bot durch manche treffliche inzelleistung

eranla}ung zu ftarkem Beifall. Künstlerisch am feinsten und darstellerisch am packendsten war der Shmock des Herrn Metinhard. Herr Korf war als Konrad Bolz gewandt und liebens8würdig, hätte aber einige gezierte Uebertreibungen besser ver- mieden. Fräulein Serda konnte als Adelheid Runeck offenbar die Tragödin nicht ganz verleugnen; ihre fonst - durhaus ansprechende Darstellung hätte durch mehr Leichtigkeit gewonnen. Der Oberst Berg und der Professor Oldendorf fanden in den Herren Boß und Klein zwei in Ton und Haltung gleich würdige Vertreter. Herr Heine und Frau Dora, die das Ehepaar ry de verkörperten, erfüllten dur ihr humor- und charaktervolles Spiel glänzend die berechtigten Erwartungen. In ähnliher Weise hervorzuheben find auch die Leistungen des Ps Dumdcke als Bellmaus, des Herrn Sabo als Korb, des Fräuleins Gernod als fremde Tänzerin sowte die der übrigen Mitwirkenden. Die im Biedermeiterftil gehaltene Ausftattung gab einen behaglihen, ftimmungsvollen Rahmen für das [iebenswürd ge, immer noch jugendfrishe Lustspiel ab.

Als zweite Vorstellung, in der gezeigt werden follte, was das junge Unternehmen auf anderem dramatischen Gebiete zu leisten ver- mag, war Franz Grillparzers Märchenstück „Der Traum ein Leben" gewählt worden: etne dankenswerte Tat, denn das \{chöône Werk hat viel zu lange, gewiß über ein Sahrzehnt, im Spielplan hiesizer Bühnen gefehlt. Das einfache, rührende Zdyll seiner Anfang3- und Schlußszenen und die dazwischen liegende, rasche Folge der Ge- \{hehnisse in den wilden Träumen Rustans, die ihn in farbenglänzendem Gaukelbilde nah dem Heldenruhm und der Königswürde mit lQuigen, blutbefl-ckten Händen greifen lassen, hielten au gern die Aufmerk- samkeit der Hörer bis zum leßten Wort der Dichtung in Spannung. Das Drama vermag in seinem Reichtum den verschiedenartigsten Naturen Freude und Anregung zu bieten. Zu dem Einen spricht es n seinen Lelünnigen Gedankeninhalt und seine abgeklärte Lebens- weisheit, zu dem Anderen durch die FE der Handlung, dur die märchenhafte Poesie im Ausdruck der Empfindungen und durch den äußeren Glanz und die Praht des Morgenlandes, das in phantasievollen Bildern und Trachten dem Auge gefällige Meize darbietet. Mit fklugem Bedacht hatte die Negie allen Einzelheiten des Dramas zu threm Rechte zu verhelfen gesucht. Manches geriet freilich zu laut und zu grell, ersien zu nahe und zu greifbar wirklich, um der spukhaften Stimmung der Dichtung voll zu entsprechen ; im großen und ganzen aber war die Aufführung gut. Den ländlichen Helden Rustan, der durch seine beängstigenden Träume wieder zur \{liGten O (ETUnT bekehrt wird, sptelte Herr Clewing mit einem ihm wohlanstehenden und zu der Rolle gut passenden jugend- lihen Ungestüm, au erwies er sih als guter Sp! eher der s{chwierigen Trochäen. Als Meister beherrschte diese freillcch nur Herr Heine, der dem Neger Zanga, dem Versucher, Is wirkende dämonishe Züge verlieh. Den a von Samarkand gab Geor Brunow in würdevoller Haltung. te lieblihe Mirza wurde dur R Michalek und die Königstochter Gülnare durch Fräulein

ernic mit anerkennenswerter Glâtte im Vortrag und auch chharakte- ristisch im Wesen dargestellt. Eindrucksvoll gab Herr Klein den mystischen „Mann vom Felsen“, und die kleine Episode des stummen Kaleb, der bet der ungeheuren Beshuldigung des Mordes die Sprache wiederfindet, wußte der vielgewandte Herr Meinhard eeres zu ge- stalten. Die Ausstattung gab dem Werke einen farbigen, \{önen Gemen. So {loß denn auch der zweite Abend mit einem vollen rfolg.

Im Königlihen Opernhause wird morgen, Sonnabend, La Traviata“, mit Fräulein Farrar als Violetta, auf, eführt. Den Alfred Germont sing! Herr Kirchhoff, den Vater Germont Herr Bronsgeest, während die übrigen Hauptrollen mit den Damen Parbs, Lindemann und den Herren Krasa, Alma und Mödlinger beseßt sind. Dirigent i} der Kapellmeister von a

Lm Königlichen Schausptelhause werden morgen zum ersten Male Goethes „Clavigo“ eide” wiederholt. Jn ersterem Werke spielt den Titelhelden Herr Geisen- dörfer, den Carlos: Herr Pohl, den Beaumarchais: Herr Zimmerer,

und Otto Ludwigs „Torgauer