1908 / 243 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Oct 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Nichkamfkliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 14. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im hiesigen Königlichen Schloß die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts. Generals der Infanterie Grafen von Hülsen-Haeseler, des Staats- und Finanzministers Freiherrn von Rheinbaben und des Chefs des Zivilkabinetts von Valentini.

Die eisenbahnfachwissenschaftlihen Vorlesungen finden im Winterhalbjahr 1908/09 in folgender Weise statt:

Jn Berlin werden in der Universität Vorlesungen über Nationalökonomie der Eisenbahnen, insbesondere das Tarif- wesen, sowie über die Verwaltung der preußischen Staats- eisenbahnen und im tehnologishen Institut der Universität über Technologie gehalten. Das Nähere, namentlich au über die Anmeldung zu den Vorlesungen, ist aus dem Anschlage in der Universität ersichtlich. :

Jn Breslau erstrecken sich die Vorlesungen auf Eisen- bahnreht, Eisenbahnbetrieb und Elektrotechnik,

in Cöln auf Eisenbahnbetriebslehre und Elektrotechnik,

in Elber feld auf Technologie, in Halle a. Saale auf Elektrotechnik, in V innover auf Eisenbahnbetriebslehre und National- okonomie der Eisenbahnen, insbesondere Tarifwesen.

Im Reichstagsgebäude begann heute die zweite inter- nationale Konferenz zur Revision der Berner Urheberrechtskonvention. Als Vertreter des Deutschen Reichs nehmen an den Beratungen teil: Dr. von Studt, Königlih preußisher Staatsminister: Dr. von Koerner Wirklicher Geheimer Rat, Direktor im Auswärtigen Amt; Dr. Dungs, Geheimer Oberregierungsrat, vortragender Rat im Reichsjustizamt; Dr. Goebel von Harrant, Geheimer Legationsrat, vortragender Rat im Auswärtigen Amt; Robolski, Geheimer Oberregierungsrat, vortragender Rat im Reichsamt des Jnnern; Dr. Kohler, Geheimer Justizrat, Professor in der juristischen E der Universität in Berlin; Dr. Ofter- rieth, Professor, Generalsefretär des Vereins für den Schugz des gewerblihen Eigentums; Nadolny, Legationsrat im Auswärtigen Amt. Von den fremden Staaten find vertreten : Argentinien, Belgien, Chile, China, Columbien, Dänemark, Ecuador, Frankrei, Griechenland, Großbritannien, Guate- mala, Jtalien, Japan, Liberia, Luxemburg, Mexiko, Monako, Nicaragua, die Niederlande, Norwegen, Paraguay, Persien, Fee Portugal, Rumänien, Rußland, Schweden, die Schweiz,

iam, Spanien, Tunis, Uruguay, Venezuela und die Ver- einigten Staaten von Amerika.

Die Konferenz hat sich vor allem damit zu beschäftigen, den der Berner Uebereinkunft zu Grunde liegenden Gedanken, daß dem Urheber, der einem der Verbandsländer an ehört, in allen anderen Verbandsländern der Schuß der in ändischen Urheber zu gewähren sei, weiter zu entwickeln. Von den einzelnen Programmpunkten seien hervorgehoben: die Unabhängigkeit des Urheberrehts\{ußes von allen Form- vorschriften im Ursprungsland, die Gleichstellung des Schutzes gegen Uebersezung mit dem Schuße des Original- werkes, die Beseitigung des obligatorishen Vorbehalts bei musikalishen Werken, die Erweiterung des Schußes von

hotographien und Zeitungsartikeln, von architektonischen,

oreographischen und pantomimishen Werken sowie von

erken der angewandten Kunst. Auch steht die wichtige Frage des Schußes von musikalishen Werken gegen ihre Wiedergabe durch mechanische Musikinstrumente auf der Tagesordnung.

Der neuernannte Regierungsassesor Dr. von Aßeburg aus Potsdam ist dem Landrat des Kreises Jüterbog-Lucken- E zur Hilfeleistung in den landrätlihen Geschäften zugeteilt worden.

Die Regierungsreferendare von Liebermann aus Caffel, Dr. jur. Fuhrmann aus Düsseldorf und Burchard aus Königsberg i. Pr. haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienfst bestanden. i

Laut Meldung des „W. T. B.“ is S. M. S. „Zltis“ am 9. Oktober in Nagasaki eingetroffen.

S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ is gestern von Hongkong nach Wutshau (Westfluß) abgegangen.

Oldenburg.

Geftern haben im ganzen Großherzogtum die Wahlen zum Landtage stattgefunden, und zwar das leßte Mal vor Einführung des allgemeinen Wahlrehts. Wie das „W. T. B.“ meldet, wurden 44 Abgeordnete gegen 40 im Zahre 1905 ewählt. Die Führer der Liberalen, Reichstagsabgeordneter Ablhorn und Bürgermeister Koh-Delmenhorst, sind wieder- Im übrigen haben die Liberalen und

ewählt worden. b E bciaideinéfaten ihren Besißstand gewahrt.

Anhalt.

Bei den Wahlen zum Anhaltinischen Landtage sind, nach Meldungen des „W. T. B.“, 11 Nationalliberale, 6 Frei- a 1 Sozialdemokrat und 6 Abgeordnete unbestimmter arteistelung gewählt worden.

Lübeck.

Der regierende Bürgermeister Dr. Schoen if, nach einer Meldung des „W. T. B.“, gestern im Alter von 66 Jahren gestorben.

Großbritannien und JFrland.

Der Viscount Wolverhampton ist, „W. D. V“ zü- folge, an Stelle von Lord Tweedmouth zum Lordpräsfidenten des Geheimen Rats und der Lord Edmond Fißmaurice zum Kanzler des Herzogtums Lancaster ernannt worden.

Frankreich.

Die parlamentarishe Session ist, „W. T. B.“ zu- folge, gestern in vollkommenster Nuhe eröffnet worden. ie Sißung des Senats dauerte etwa 20 Minuten. Map be- shäftigte sih nur mit der Festseßung der Tagesordnung. Darauf vertagte sh das Haus bis nächsten Dienstag.

ie Deputiertenkammer beschloß auf Antrag des Ministerpräsidenten Clemenceau, am Montag die Budget- beratung zu beginnen und am Donnerstag die Beratung des Einkommenfteuerentwurfs vorzunehmen. Die Kammer vertagte sich sodann bis Donnerstag. | Türkei.

Die türkishen Blätter heben mit großer Befriedigung die türkenfreundliche a aller Mächte hervor. Dem „K. K. Telegraphen-Korrespondenzbureau“ zufolge erklärt die Zeitung „Sabah“ entgegen anderen Meldungen, es sei offiziell fest- gestellt worden, daß die militärishen Vorbereitungen Bulgariens zunehmen. Auf türfisher Seite seien dagegen keine außerordentlihen militärishen Maßnahmen und fkeine ZTruppenbewegungen erfolgt.

Gestern i} in Konstantinopel eine Protestversamm- [ung veranstaltet worden, an der einige tausend Personen, Türken, Armenier, Griechen, Serben und Montenegriner, teil- nahmen. Wie das genannte Korrespondenzbureau berichtet, traten mehrere Redner für eine Resolution ein, nach der die ottomanische Nation gegen das Vorgehen Oesterreih-Ungarns und Bulgariens protestiert, den türkenfreundlihen . Mächten dankt und erklärt, daß sie den Frieden dem Kriege vorziehe und vertrauensvoll das Ergebnis der diplomatischen Schritte der Pforte und der Mächte erwarte. Die Resolution wurde den auswärtigen Regierungen, mit Ausnahme derjenigen Oesterreih-Ungarns, telegraphisch mitgeteilt.

Durch Beschluß der kretishen Kammer ist, der „Agence Havas““ zufolge, eine Kommission ernannt worden, die die Exefutivgewalt ausüben und die Jnsel im Namen des Königs von Griechenland gemäß den griechischen Gesegen regieren soll. Jhre Mahtbefugnisse sollen erst ab- laufen, wenn die griechishe Regierung die Verwaltung der Jnsel übernehmen wird.

Wie das „W. T. B.“ meldet, veranlaßten gestern in Jaffa. bei der Ankunft eines österreihishen Post- dampfers politishe Agitatoren die Bootsleute und Auslader, das Schiff zu boykottieren. Dampferboote landeten die Reisenden und die Post. Später griff die Menge das öster: reichishe Postgebäude an und zerstörte die ostwagen und Briefkasten.

Serbien.

Die Skupschtina hat auf Antrag des Altradikalen

. Cositsch eins nnig beschlossen, die Rede Jowanowitshs und

die vordäestrige Resolution der Skupschtina in sämtlihen Ge- meinden des Landes anzuschlagen. Die außerordentliche Sesfion wurde, wie das „K. K. Telegraphen-Korrespondenz- bureau“ meldet, alsdann dur Königlichen Ukas geschlossen. Heute tritt die Skupschtina zur ordentlihen Session zusammen.

Der außerordentlihe Kredit von 16 Millionen Dinar, den der Kriegsminister von der Skupschtina verlangt hat, wird zur Ergänzung der Heeresausrüstung und der Ver- PRegungA e rate, zum Ankauf von Gewehrläufen und 50 Millionen Gewehrpatronen verwendet werden.

Bulgarien.

Nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen-Korrespondenz- bureaus“’ ist gestern ein Ukas erschienen, durch den die für den 18. Oftober anberaumten Sobranjeersaßwahlen wegen der Einberufung der Reservisten zur affenübung auf den November verschoben werden.

Militärischen Kreisen ist, derselben Quelle zufolge, aus Philippopel die Nachricht zugekommen, daß das dortige Munitionsdepot am Sonntag von mehreren Personen über- fallen worden ist, die bei ihrer Verhaftung angaben, Moham- medaner aus Bulgarien zu sein.

Montenegro.

_ Die Skupschtina hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, einstimmig ein Vertrauensvotum für die Regierung angenommen, in dem sie ihr volle Bewegungsfreiheit für die Verteidigung der Ehre Montenegros und der Interessen der serbishen Sache läßt.

Asien.

Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen- agentur“ aus Täbris hät das dem Schah ergebene Stadt- viertel Dawatschi in der Nacht zum Dienstag die Waffen gestreckt und fich den Anhängern Sattar Chans mit vier

eshüßen ergeben, nahdem es vier Monate mit den Nevo- lutionären gekämpft hatte. Nach der Besiznahme des Stadt- viertels demolierten die Revolutionäre und der Pöbel die e von fünf reihen Mitgliedern des Monarchistenklubs.

a sih auch die Stadtviertel Surgab und Mickdam ergeben haben, ist nunmehr die ganze Stadt in den Händen der Revolutionäre, die neue Befestigungen anlegen, um das Eindringen der Truppen in die Stadt zu verhindern.

Koloniales.

Zur Kautshukausftellung in London.

Die internationale Kautshukausstellung, die im September in London stattfand, hat auch für die Pflanzer in den deutschen Kolonien viele nüßlide Winke und praktische Lehren gezeitigt. Unter anderem konnten die Besucher der Ausftellung feststellen, daß der Kautschuk aller Varietäten aus den englischen Koloaien nur in bestgereinigter Ware auf den Markt gebracht wird. Es drängt ih daher die Erkenntnis auf, daß weniger gut gereinigter Kautshuk auf die Dauer kaum Abnehmer finden wird. Unser ostafrikanisher Plantagenkautschuk von Manihot Glajiovii ist leider durch die Art seiner Gewinnung mehr oder weniger verunreinigt. Um nun dem an - si vorzüglihen ManihotkautsGuk für die Zukunft einen guten, festen Mark1preis zu sichern, ift geplant, im Gebiete der Usfambarabahn in Deutsch - Ostafrika eine Kauts{chuk- aufbereitungêsanfstalt zu errihten. Zur Ausführung des Plas ift eine „Ostafrikanishe Kautshuk-Ausfuhrgesellshaft“ ia der Gründurg begriffen. i

_Im allgemeinen bot die Londoner Ausftellung_ ein abgerundetes Bild der gegenwärtigen Kautshukproduktion ; fast sämtli%e Kolonial-

* Zweige

mäte hatten die Ausstellung beshickt. Als Vectceter des Kolonial, wirtshaftlihen Komitees nahm an dieser der Agronom De. S teil; ein ausführliher Bericht aus dessen Feder über die Ausstellung und die wichtigsten in eine: Reihe voa Vorträgen erörterten Fragen

wird in furzem vom Kolontalwirtshaftlihzn Komitee veröffentlicht werden.

Statiftik und Volkswirtschaft. Nachweisung

der Einnahme an NReichsstempelabgabe für Wertpapiere |

im Rechnungsmonat September 1908.

———

Nohb-

sfolleinnabme M | A 2 225 006/89 17 941

103 885/50

Wertpapiere

. Inländishe Aktien und Interimsscheine .

¿ Ausländische Aktien und Interimsscheire. . Inländische Renten- und Sgthuldverschreibungen und Interimss{eine außer den unter 1Y genannten

. Inländishe auf den Inhaver lautende und auf Grund ftaatliher Genehmigung au8gegebene NRenten- und Schuldverschreibungen dec Kom- munalverbände und Kommunen, der Korpos rationen ländliher oder städtischer Grundbesitzer, der Grundkredit- und Hypothekenbanken oder der Eisenbahagesellshaften sowie Interimsscheine

V. Renten- und Schuldverschreibungen und Jn- terimsscheine ausländisher Staaten und Eisen- K

VI. Ausländische Renten- und Schuldverschrèibungen und Interimsscheine außer den unter ŸY genannten

VIT. Bergwerk8anteilsheine und Einzahlungen auf solche VIIT. Genußseine E

249 080/80

21 22975

63 849/35 43 689/20 2 192/50

2 726 875 49

zusammen: Berlin, den 14. Oktober 1908. Kaiserlihes Statistishes Amt. van der Borght.

Zur Reform der Arbeiterversicherung.

,_Der Staatssekretär des Innern bat zu den Ende Oktober im Reichsamt des Innern stattfindenden Beratungen über die Neform der Arbeiterver sicherung Vertreter folgender Interessen- Een De s F

« zur DelpreHurg der Fragen der Krankenversiherung; Vertreter der Orts-, Betriebs- und Innun skrankenkafsen, der Knapd \chaft2krankenkafsen, der freien Hilfskafsen pon der Kassenbeamten ;

IT. zu den Konferenzen über die Umgestaltung der anderen der Arbeiterversiherung: Vertreter der Landes- versiherungsanftalten, und ¡war fowobl beamtete Mitglieder als aud Vertreter der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer aus den Vorstäaden, Vertreter der gewerblichen und der landwirtshazftlihen Unfallberuts- genofsenshaften sowie als Vertreter der der Unfallversiherung unter- liegenden Arbeit-r eine Reibe nihtständiger Mitglieder des Reihs- versiherungsamts;

ITI. für die Beratungen der Verhältnisse der Kranken- kassen zu den Zahnärzten und den Apotheken: Vertreter der SranTeniafen, der Zahnärzte, Zahntechniker, der Apotheker und ter

rogisten.

Außerdem werden an den Konferenzen teilnehmen: Vertreter des Reich8versiherungsamts, der Landesversiherungsärmter, des Kaiserlichen Gefundheitsamts sowie der Neihs- und Lande8zentralbebörden.

Den Verhandlungen über die Reform der Krankenversiche- rung dient der nahftehende Fragebogen als Unterlage:

„1) Wie ift bei einer Reform der Krankenversiherung die äußere Organisation der Krankenkassen zu gestalten? Wie ist dabet dem Bedürfnis nah gredtrer Zentralisation Rehnung zu tragen ? Fns- besondere : a. Ist die emeindefranferversiherung als zulässige Form der Versicherung zu beseitigen? b. Welche der nach dem Krank-nvers sicherungs8geseßz zugelaffenen Kafsenarten sind beizubehalten, welche zu beseitigen? c. Inwieweit ist die Zentralisation namentli der Orts- krankenkafsen durd Geseß vorzu'chreiben, inwieweit für die Beteiliaten nur zu erleihtern? 4d. Wie foll für den Fall des Zusammenslufes die Auseinandersezung iwischen den beteiligten Kafsen (hinsihtlih des Vermögens, des Ion usw.) geregelt werden? s. ie ist für die Folge das Verhältnis der cingeiGcizhenin Hilfskassen zu den Pflichtkafsen des Krankenversicherungsgesetes zu gestalten ?

2) Welcher Abänderungen bedarf die innere Organisation der Krankenkafsen? Insbesondere: a. In welchem Verbältnis sollen Rechte und Pflichten bei der Kafsenverwaltung iwishen den Kafsen- mitgliedern und ihren Arbeitgebern geregelt werden? b. Em fieblt sih zur Schaffung eines Ausgleihs zwischen widerstreitenden Interessen beider Gruppen die Einseßung eines unpartetischen Ee c. Ift dur geseßliche Einführung der Verhältni8wahl bei den Kranken- kafsen auch den Minderheitêgruppen eine ibrer Zahl entsprechende Ver- En a sichern? d. Wie sind die Verbältnifse der Kafsenbeamten zu regeln

3) Wie ift das Verfahren nnd der Instanzenzug in Streit- sahen der Krankenversiherung zu gestalten? Insbesondere ist eine Uebereinstimmung mit dem Verfabren und dem Instanzenzuge bei den übrigen Zweigen der Arbeiterversicherung anzustreben ?*“

Der Fragebogen für die Erörterung der zu II1 benannten An- grlegendeiten, der Umgestaltung der anderen Zweige der

rbeiterversicherung, enthält nah Aufführung einiger für die Reform der Arbeiterversiherung besonders in Betracht kommenden Ge- l utte die nahftehenden Fragen: „a. Wie ift der gemeinsame örts- lie Unterbau (das ,Versiherungsamt*) zu gestalten? Empfiehlt fich insbesondere scine Anlehnung an die untere Vermwaltungs- behörde? b. Welche Aufgaben sind dem eVersicherungsamte* zuzu- weisen? Soll es in#befondere neben solhen Aufgaben, die bisber ftaatlihe oder kommunale usw. Stellen erledigten, dazu berufen werden, die Setesernofträger auch in der Wahrnehmung gewisser ihnen eigener Geschäfte zu unterstüßen oder sie dabei kraft gesetzlichen Auftrags zu vertreten? Bejahendenfalls, welche Aufgaben der Versicherungsträger könnten dabei in Betrocht kommen? e. Wie ift die mittlere Instanz (das „Oberver cherunggamt*) zu ge- stalten? Empfiehlt sich insbesondere ihre Anlehnung an die obere Verwaltungsbehörde unter gleichzeitiger Uebertragung der bisher den Schied8gerichten obliegenden Aufgaben? 4. Empfi-hlt es sih, dem Oberversicherungsamt einen Teil derjenigen Verwaltungs- entsheidungen ¡u übertragen, für die gegenwärtig das Neichs- versiherungsamt zuständig ist (z. B. in Katasterstreitigkeiten, bet Tarifbeschwerden und dergl ), unter Vorbehalt der Revtsionsbeshwerde an leßteres, (d. h. der Beschwerde für Rechts. und gran Tat- fragen)? e, Wie kann bei rechtlih erzwingbaren Ansprüchen der Versicherten unter Wahrung des Rechts des Ve cherungs- träger, zu folhen Ansprüchen an sein Vermögen zunächst elbständig Stellung zu nehmen, dem Akte der Rentenfest eßung mehr als bigher der Charakter einer wirklihen ersten Instanz gegeben werden? Soll insbefondere das Versicherung38amt berufen sein, die Entscheidung vor- ¿ubereiten? Jst seiner amtlichen Aeußerung für die Entscheidung die Bedeutung eines bloßen Gutachtens beizulegen oder darüber hinaus die eines Vorschlags, der für den Versiherungsträger zwar nicht bindend ift, über den er sich aber au nicht ohne weiteres hinwegsetz-n darf? f. Wie ist der Instanzenzug für das Rentenfestsetzungsverfahren zu gestalten?* Diese Fragen sollen nit ein irgendwie bindendes Programm darstellen oder den Kreis der zu b-\prehenden Fragen beshränken; sie find vielmehr lediglich dazu bestimmt, einen vor- läufizen Anhalt für den äußeren Gang der Verhandlungen zu bieten-

ie Erörterung weiterer die Reform der Arbeiterversiherung betreffender See tros grundsägliher Art soll jedenfalls mit der Aufstellung diefer Frage nicht abgeschnitten sein. ] : Bei der zu ITIT bezeihneten Besprehung wird es sich ins- besondere um die Erörterung darüber handeln, ob bei der B:handlung von Zahnkrankheiten neben den Zahnärzten au die Zahntehniker geseßlich allgemein für die Krankenkafsenmitglieder z¡u- zulassen sind; ob die freie oder die beschränkte Apothekenwahl geseßlich festzulegen ist, und 05 den Krankenkafsen in besonderen Fällen die Entnahme bestimmter Heilmittel aus den Drogerien zu gestatten ist. Auch wird die Frage des Selbstdispensierrehts der Krankenkassen berührt werden können.

Zur Arbeiterbewegung.

Verhandlungen vor dem Berliner Einigungsamt unter dem BVorsiy des Magistratsrats von Schultz zwischen denUnternehmern und Arbeitern der Betonbranche über die Dauer des abge- schlofsenen Tarifs und über die Festlegung der Arbeiten, die unter diesen Tarif fallen, haben, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, am Montag durch Annahme eines Vergleichs einen günstigen Abschluß gefunden. Der Vergleich dürfte von beiden Teilen angenommen und ausgeführt werden.

Wohlfahrtspþpflege. Der Deutsche Privatbeamtenverein.

Die Lage der deutschen Privatangestellten ift gelegentlih der Be- urteilung der Denkshriften, welhe die Mithilfe des Reichs zur Durch- führung einer Versicherung der Privatangestellten begründen, ausführlih erörtert worden. Wenn man auch mit B:friedigung darauf binweisen kann, daß von jeher zablreite deutsche Arbeitgeber und Leiter bon Aktiengesellshaften ein harmonisches Zufammenwirken mit ihren Angestellten als die siherste Grundlage für das Gedeihen ihres Unternehmens betrachten und dieser Meinung dur eine ents sprehende Bezahlung ihrer Angestellten sowie dur Fürsorge- einrihtungen Ausdruck geben, so_ wird sich doch hierdurch die Grundanshauung nichGt umtoßen lassen: daß im allgemeinen das Los der Privatange stellten kein beneiden8wertes und daß die Sicherstellung ihrer Zukunft und der ihrer Angehörigen unzulänglich ift. Die Selbsterkenntnis dieser ihrer Lage beherrs{cht {on seit langer Zeit viele Kreise der privaten Angestellten. Aber es fehlte auch niht an dem Willen, dur praktishe Betätigung de3 Solidarität8gefühls diese Zustände zu befsern zu suLen. So R si vor 27 Jahren unter der Devise „Einigkeit macht stark* der „Deutsche Privat- beamtenverein“ mit dem Sig in Magdeburg, der heute fast 25000 Mitglieder in \sih vereinigt, über ein Vermögen von etwa 14 Millionen Mark verfügt und gegen 500 Zweigs vereinen und Verwaltung®?stellen durch tein Organ „Privatbeamten- zeitung“ immer neue Anregungen im Interefse seiner Mitglieder zu- führt. Eine Anzahl Speztalvereine der Techniker, der kaufmännischen Angestellten und der einzelnen Berufszweige sind außerdem inzwischen entstanden und baben es zu ahten8werten Erfolgen raue, Allein der Privatbeamtenverein verdient besonders deshalb eahtung, weil desen Leitung es von Anfang an verstanden hat, mit dem Ver- trauen der Nächstbeteiligten auch dasjenize der Arbeitgeber und aller für harmonisches Z1sammenwirken beider Teile interessi-rten Faktoren, zu denen auch Tausende von Mitgliedern zu renen sind, die für sih selbst keinerlei Ansprüche an den Verein stellen, zu suchen und zu festigen. Viele Hunderte von Arbeitgebern, Direktoren und Korporationen haben sh dem Deutschen Privatbeamtenverein feit langem als ftiftende Mitglieder mit hohen Zuwendungen angeschlofsen, oder sie bedienen ih der Organe dieses Vereins zur Ausübung wohl- wollender Fürsorge für ihre angestellten Werksangehö:izen. Bei diesem Charakter des Vereins lohnt es sich wohl, einen Blick auf seine Entwicklung und auf den Stand seiner Hilfseinrihtungen zu werfen.

Der „Deutsche Privatbeamtenverein“ sieht seine Hauptaufgabe in der Förderung der wirtschaftlichen Interessen, besonders der Sicherstellung der Zukunft seiner Mitglieder und ihrer An- ehörigen. Er verweist unter Darlegung der Grgebnifse seiner Ka en auf die Selbsthilfe gegenüber dem Sichvertrösten auf ak von oben, die noch in weiter Ferne liegt. Die Versorgungs- afsen des Vereins, zu denen der Beitritt den Mitgliedern freisteht, erstrecken sich auf Altersversorgung, Witwenfürsorge, Begräbnis- beihilfe und auf Krankenversiherung. Die Pensionskasse kennt 6 Tarife, abgestust nah dem Eintrittsalter, mit und ohne Wartezeit und auch ohne fritlih:s Attest bei Sens bis zu 6 Anteilen. Die Gegenleistung dieser Kasse besteht „sowohl in Inbvaliditäts- wie in Alterspension. Am 1. Juli 1908 zählte die Dem nee 6341 Ver- sicherte mit 17 471 Versicherungen und 77 314 Anteilen. Es waren 189 Inbaliditätspensionäre und 251 Alterspensionäre vorhanden. Seit Bestehen der Kasse wurden bis zum 1. Juli 1908 insgesamt 672 Mit- glieder pensioniert. In diesem Zeitraum zahlte die Kasse 734 000 4 an Pension aus. Die Witwenkasse kennt 2 Grundtarife und einen Zusatztarif, gleihfalls nach dem Eintrittsalter abgestuft. Bei ärztlihem Gesundheitsbefund wird keine Wartezeit, bei Gintritt ohne ärztlihes Atteft eine solche von 3 Jahren verlangt. Die Leistungen der Kasse rihten sich nach der Zahl der Anteile, zur Zeit bringt ein Anteil mit einem Zusagzanteil etwa 100 # jährliche Witwenunterstüßung Am 1. Juli 1908 zählte die Witwenkafse 2913 Versicherte mit 4566 Versicherungen und 14 433 Anteilen Die Zahl der Rentenempfängerinnen betrug 378. Seit Bestehen der Kasse bis 1. Juli 1908 wurden insgesamt an 402 Witwen etwa 400 000 4 Rente ausgezahlt. Die Begräbnis- kasse hat nah dem Beitrittsalter abgestufte Tarife aufgestellt. Eine Wartezeit besteht für höhere Versicherung als 500 4 und ist abgestuft bei nit genügendem Gesundheitsnachweis oder bei erhöhter Berufsgefahr. Auch Familienangehörige können, ohne Mitglied des Vereins zu werden, von den Mitgliedern in die Begräbniskafsen ein- gekauft werden. Am 1. Juli 1908 zählte die Begräbniskasse 4619 Versicherte mit 5206 Verficherungen und 3 515 000 4 Versicherungs- summe. Seit Bestehen der Kafse bis zu dem genannten Zeitpunkt wurden insgesamt 480 805 „(4 Begräbnisgelder gezahlt. Die rankenkasse hat gesonderte Tarife für die Versicherung von Krankengeld und für die Versicherung von Arzt- und Arzneikosten. Die Beiträge werden nah Ein- trittsalteréflafsen vierteljährlih gezahlt. Die Krankenunterstüzungen werden unter gewissen Kautelen bis zum 185. Krankheitstage und in befonderen Fällen bis zum 367. Tage gezahlt. Am 1. Juli 1908 batte die Kasse 2451 Mitglieder mit 8577 Anteilen. Die Sesamt- l-iftung der Kafse bis zu diesem Zeitpunkt es in barem Kranken- gelde §29 439 #4 und an Vergütungen für ärztlihe Behandlung, Arznei und Heilmittel 425 654 4. Bei sämtlichen Kassen wird ein geringes Eintrittsgeld in Höbe von 1 # bis 1 #4 50 „4 beansprucht.

Außer diesen Kafseneinrihtungen, die der Reichsaufsicht unterstellt sird und in ihrer Leistungsfähigkeit auf einer rechnerishen Grundlage beruhen, die allein auf das Wohl der Kafsenangebörigen hinausläuft, bat der Deutsche Privatbeamtenverein noch eine Anzahl beahtens- werte sonstige Wohlfahrtseinrichtungen für seine Mitglieder getroffen. Für diese Ginrihtungen werden insbesondere die Mitglieder- beiträge und die von Arbeitgebern und sonstigen Wohbltätern dem

erein gemahten Zuwendungen in Anspru genommen. So find seit Bestehen des Vereins für Unterstüßung an arbeitslose oder sonst in Not geratene Mitglieder über 300 000 #4 aus- gezahlt worder. Ungefähr 17 500 46 sind bisher vorshußweise zu Prämienzablungen verwandt, um den Mitgliedern in Notlagen die Aufrechterhaltung eingegangener Lebensver derungen zu ermög- lichen. Mit etwa 45 000 4 sind Witwen verstorbener Vereinsmit- glieder, bei denen besondere Dürftigkeit vorlag, unterstüßt und aus der Kaiser-Wilhelm-Privatbeamten-Waisen-Stiftung, die zum Gedähtnis an Kaiser Wilhelm I. 1888 mit. einem aus E Spenden gesammelten Fonds von 150000 # errihtet wurde, sind seit ihrem Bestehen über 52 000 46 für die Erziehung hinterlassener Waisen gezahlt worden. Für Gewährung von Rechtsrat und Rechts- [uß ift bei der Hauptverwaltung eine besondere Abteilung gebildet,

die in zunehmendem Maße von den Vereinsmitgliédern völlig kosten- [os benußt wird und deren Tätigkeit immer mehr Anerkennung findet. Der &Rechts\chuß kann nach Lage der Verbältnifse in Gewährung pefunlärer Mittel zur gründlichen Durchführung eines Rechts- reites oder in der Gestellung eines tühtigeu Anwaltes bestehen. Außerdem sind in großer Anzahl besondere Vergünstigungen und Preisermäßigungen für die Mitglieder des Deutschen Privat- beamtenvereins bei Bädern, in klimatishen Kurorten usw., bei Bezug von Lebensmitteln, bei Abschluß von Lebens-, Ausíteuer-, Ufall-, Haft-, Feuer-, Einbruchdi-ebstahls- und sonstigen Versicherungen dur den Verein und seine Zweigvereine erwirêt wordea. Die nach den Saßungsvor schriften herausgegebene Vereinszeitung ePrivatbeamten- ¡eitung (Mindestauflage jeder Nummer 16 500) wird den Mitgliedern vôllig kostenlos geliefert; sie ershzint wöhentlih mit zahlreichen belelehrenden und unterhaltenden Artikeln aus Volkswirtschaft und Sojialpolitik und einem reichhaltigen, forgfältig au8gewählten Feuilleton.

man im „Deutschen Privaibeamtenverein®* es mit einer ¿weckmäßigen Organisation der Selbsthilfe zu tun hat, wird nah vorstehenden Mitteilungen wohl als zweifellos betrachtet werden können. Es wäre zu wünschen, daß alle Beteiligten ein lebhaftes Interesse für diese Bestrebungen an den Tag legten.

Kunft und Wissenschaft.

Im biesigen Museum für Meereskunde wurde am Sonntag eine Gedächtnisfeier für den vor drei Jahren verstorbenen Begründer und ersten Direktor dec Anstalt Ferdinand Freiherrn von Richthofen veranstaltet, der außer der Gattin des Verstorbenen die Beamten des Museums und frühere S§üler von Rihthofens bei- wohnten. Der Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Schmidt, vortragender Rat im Ministerium ber geistlichen 2c. Angelegenheiten, bielt eine Ansprache und übergab dem Museum ein leben8großes Del- gemälde von Richthofens, ein Werk des Präsidenten der Akademie der Künste, Professors Kampf. Das Gemälde wird seinen Platz in der ozeanographischen Abteilung des Museums finden.

Weitere Radiumforshungen. Der Rektor der Berg- akademie in Freiberg, Profefsor Dr. Erhard, hat, dem „Leipz. Tgbl zufolge, bei Eröffnung des Winterhalbjahres mitgeteilt, vom Finanz- ministerium seien weitere Mittel zux Verfügung geftellt worden, um au im Freiberger Revier, wo bekanntlich Uranpeherz gefunden wurde, nah radioaktiven Wäfsern zu forshen.

Neue Bergbesteigungen im Himalaja hat das dur§ frühere Unternehmungen derselben Art im gleihen Gebiet bekannte Ebep1ar Workman in Begleitung von zwei italienischen Topographen und mehreren italienisWen Führern und Trägern ausgeführt. Das Ziel war, wie die „Tägliche Nundschau“ mitteilt, eine eingehende Auf- nahme des großen Hispar-Gletschers in der Landschaft Hunza Nagar im Karakorumgebirge nördlichß vom oberen Indus. Der Hiepar- [letsher gehört mit dem Baltoro- und Biafogletsher zu den größten isftrômen der Erde. Die Lager wurden in Höhen zwischen 4800 und fast 6000 m aufgeshlagen Mehrere neue Gipfel und Shneepäfse wurden erfstiegen. Am s{chwierigften war der Aufstieg auf einen fehr steilen Schneegipfel von etwa 6609 m Höbe, der etwas nördlich vom Hispar- paß auf der Wafsersheide ¡wishen dem Hispar- und Biafogletscher elegen ist. Dieser Auffstieg wurde von Frau Workman mit einem Fübrer und zwei Trägern ausgeführt, während Dr. Workman gleih- ¡eitig mit einem Träger einen etwas niedrigeren Schnz-egipfel erklomm, um Beobachtungen zu machen und Photographien aufzunehmen. Die Aussicht von der höheren Spitze erwies sih als geographti\ch besonders wichtig, da fie gestattete, den Verlauf der genannten Gletscher fast 90 km weit zu verfolgen und das ganze bohe Gebirge im Westen und Often zn übershauen. Nach Osten eröfnete fich ein freier Ausblick bis zu den 100 km weit entfernten Höhen, von denen der Baltoro- gletsher seinen Ursprung nimmt. Der Hispar- und Biafogletscher Lad jeßt zum zweiten Male von Europäern überschritten worden, das erste al von Martin Conway im Jahre 1892. Frau Workman ift die erste Bergsteigerin, die eine solhe Leistung vollbrackt hat.

Land- und Forftwirtschaft. Obsftausfuhr aus Böhmen im Jahre 1907,

Im Jahre 1907 wurden auf der Elbe verladen: in Lobosig 14615 q, in Groß-Czernosek 3369 q, in Lichtowit 3744 q, in Pras- kowiß 2389 q, in Libohowan 874 q, in Salesel 365 q, in Sebusein 506 q. in Wannov 96 q, in Aussig 44073 g, in S@önpriesen 669 q, in Nestomiy 3400 q, ¡in Schwaden 2000 q, in Wefseln 1200 g, in Groß-Priesen 26 q, in Klein-Priesen und Pömmerle 6300 q, in Pshüra 1120 q, in Tishlowiß 388 q, in Topkowigz 860 q, in JIakuben 1365 q, in Neshwiß 470 q, in Malschwiß 745 q, in Stein- polig 220 q, in Krishwiy 160 q, in Tetschen in Mar: Dazu kommt noch Baobft, und zwar in Lobosig 4400 q, in Aussig 831 q und in Scchönpriesen 50 q Pflaumen. n frishem und getrocknetem Obst find im vergangenen Jahre 149 130 q verladen worden, die größten-

teils in das Deutsche Neich, hauptsählih nah Berlin gingen. Rechnet .

man den Eisenbahnwagen zu 10 000 kg, so würden zum Transport dieses Obftes 1491 Eisenbahnwagen erforderlih gewesen sein. (Land- und forstwirtshaftlihe Mitteilungen.)

Saatenstand in Jtalien während des leyten Drittels des Monats September 1908,

Das s{chône Wetter begünstigte die Feldarbeiten. Der Stand der Felder war im allgemeinen befriedigend. Die Wein lese war überall im Gange und gab einen äußerst reihen Ertrag. Die Maisernte war in Vberitalien befriedigend, hatte dagegen im Süden ein nur mäßiges Ergebnis. Dasselbe gilt von der Futterernte. :

ie Trockenheit verzögerte in Oberitalien das Umpflügen der Fe sowie die Aussaat und fügte im Süden den leßten Feldfrüchten einigen Schaden zu. Auf Sizilien erholten sih die Felder infolge der Niedershlage während der Berichtsperiode. (Bericht des Kaiserlichen Genera ousulats in Genua vom 109. Oktober 1908.)

Jagd.

Freitag, den 16. d. M. findet Königli he Parforce- jagd statt. Es: Mittags 121/2 Uhr am Denkmal auf dem Hasenheidenberg.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- esundh esen M

Türkei.

Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat die für Herkünfte von Beirut angeordnete ärztliGe Untersuhung wieder aufgehoben.

Norwegen.

Durch Verordnung des Königlich norwegischen Justiz- und Polizei- departements sind das Gouvernement Jenissei sowie das europäische Rußland für holeraverseucht erkiärt worden, von den Ey am Weißen Meer jedoch nur Archangel.

Nach norwegischen Häfen bestimmte Schiffe mit Cholerakcanken an Bord sind von den Lotsen an die Quarantänestation auf Odderöen bei Krifstiansand zu verweisen; tn anderen Häfen seyen die Schiffs führer sih dem Uebelstande aus, die Kranken an Bord behalten ¡u müssen und irzwishen in Quarantäne liegen zu bleiben.

Algier.

Nach einer Bekanntmachung im Bulletin sanitairs bi-mensuel de P’Algérie vom 30. v. M. hat der Chef des Hafengesundheits- diensts aus Anlaß der in Rußland herrschenden Cholera- epidemie für die algerishen Häfen folgende Maßnahmen verfüg:: Jedes Schiff, das aus Rußland kommt, wird der äritliben Untersuhung unterworfen und jeder in einem algerishen Hafen landende Pafsagier wird während 5 Tagen überwaht. Wird irgend ein Kankheitsfall seitens des Kapitäns gemeldet, so darf das Schiff nicht vor Vornahme der ärztlichen Untersuchung in den Hafen ein- laufen. Ergibt diese verdähtige Symptome, fo ist die Zulaffung des Sthiffei von der vorhergegangenen Vornahme der Desinfektton und Aus- führung der sonstigen reglementarishen Maßregeln abbänaia. Endlich soll in tesem Falle der Erfaß des an Bord befindlichen Vöinkwasers und die Fortshafung der Abgänge und des Unrats vor der Zulaffung ¡um frei:!n Verkehr erfolgen.

St. Petersburg, 13. Oktober. (W. T. B.) In den letzten 24 Stunden, bis beute mittag, sind 77 neue Erkrankungen und 27 Todesfille an Cholera vorgekommen. Die Zahl der Kranken beträgt 1119.

Verdingungen im Auslande.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim «„Neichs- und

Staatsanzeiger“ ausliegen, können în den Wogentagen in defsen

Expedition während der E von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.

ODesterreich-Ungarn.

20. Oktober 1908, 12 Uhr Mittags. K. K. Staats8bahndirektion Wien: Herstellung zweier Schornsteine zur zentralen Rauchabführung für die neue Lokomotivremise in der Station Amfstetten. Näheres bei der erwähnten Direktion und beim „Reich2anzeiger“.

26. Oktober 1908, 12 Uhr Mittags. Direktion der priv. öfter- reihisch - ungarisWen Staatseisenbahngesellshaft in Wien: Lieferung von Schafwollstoffen für Vorhänge, Signalfähnchen und Waggontu für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 1909, Näheres be der erwähnten Direktion und beim „Reichsanzeiger“.

__ 20. Oktober 1908, 12 Uhr Mittags. Direktion der privilegierten österreichisch ungarischen Staatseisenbckhngesellshaft in Wien: Lieferung bon CEisenblehen, Stab- und Profieisen, Robeisenguß, Achsen und Radreifen. Näheres bei der vorgenannten Direktion (Materialwesen) I, Schwarzenbergplat 3, 3. Stock, und beim „Reichsanzeiger“".

30, Oktober 1998, Mittags 12 Uhr. K. K. Staatsbahbndirektion in Lemberg: Herstellung einer Eatbenzinierungsanst.[t. Näheres beim „Reichsanzeiger“.

Italien.

Pio istituto di S. Spirito ed ospedali riuniti in Rom. 23. Oktober 1908, 10 Uhr Vormittags: Lieferung von 150 dz Wolle für Matrcgen für die Hospitäler Noms für die Zeit eincs Ighres vom 1 November ab. Wert 300 Lire für den Doppelzentner. Vor. läufige Sicherheitéleistung 700 Lire; definitive 1/,5 der Zuschlagssumme. Nähezes in italienisher Sprache beim „Reichsanzeiger“.

Poffministerium in Rom, 24. Oktober 1908, 10 Ubr Vorm. : Lieferung von 400 Dezimalwagen mit den ¡ugehörigen Gewichten im Wecte von 22 Lire für das -Stück, und von 400 kleinen Wagen von einer Wiegefähigkeit bis 500 g mit den zugehörigen Gewihten im Werte von 28 Lire für das Stück. Vorläufige Sicherheitsleistung 800 Lire; definitive 1/10 der Zushlagsumme. Näheres in italienischer Sprave beim „Reich3anzeiger“,

Spanien.

39. Oktober 1908, 12 Uhr Mittags. Verdingung der Röbren- [eitung für die Pauttader der Wasserleitung des Stadtteils Salamanca in Madrid: orans{lag: 423 187,17 Pesetas. Verläufize Sicher- heitsieiftung 5 °/o, endgültige Sicherheitsleistung 10 %/ des Angebots. Anschläge werden bei dem Sekretariat des Kanils Jsabel IT (Secretaria del Canal de Isabel II), Madrid, C:lle de Alarcon Nr. 3, bis zum 29. Oktober 1908, 1 Uhr Nachmitags, entgegen- genommen. Näheres in \panisher Sprache bzim „Feih3anjzeiger“ und an Ort und Stelle.

10. Dezember 1908, 12 Uhr Mittags. Stadtrat (Ayuntamiento constitucional) bon Madrid: ares der Ausführung des Projeki8 zur Verschönerung des inneren Teiles von Vadrid mittels Durhlegung einer breiten Straße, der sogenannten „Gran Via“ (Reforma de la prolongación de la calle de Preciados y enlace de la plaza de Callao con la calle de Alcalá). Voranstlag: 15 672 927,08 Pesetas. Vorläufige Siherheitsleistun;: 50 183,67 Ks Eadgültige Sigherheitsleistung: 2509 185,83 Pesetas.

äheres in spanischer Sprache beim „Reichsanzeiger“ uw an Ort und Stelle (Secretaria del Ayuntamiento, Negociado 8, Madrid).

Serbien.

Königlih Serbishe Staatsbahn in Belgcad: 15./28. Jktober 1908. Schriftlihe Verdingung behufs L&ferung von vershideuen Fenfterglasforten für den Bedarf des Sisenbabnbetriebs im Jabs 1909. Muster und Bedingungen in der Eisenbahnwerkstätte auf dem Belgrder Bahnhof. Kaution 600 Dinar.

Theater und Musik.

Königlihen Opernhause wird morgen, Donnerstag, die hitorische Pantomime „Sardanapal“* in der bisherigen Besetz1ng aufgesihrt. (Anfang 8 Uhr.)

Königlichen Schauspielhause wird morgen Paul Lindais Lustspiel „Ein Ecfolg“ mit den Herren Vollmer, Molenar, Stae(zmann, Patry, Vallentin, Zeisler, ggeling und den Damen von Nabur, Butze, Eshborn und Steinsieck in den Hauptrollen, gegebn. l

Deutschen Theater findet die nächste Erstaufführun die | Neueinstudierung von Schillers „Fiesco*“ bringt, Mittwoch, den 21. Oktober, statt. In den Hauptrollen wirken die Herren Alexinder Moissi, Rudolf Stildkraut, Wilhelm Diegelmann, Hans Pagiy, Paul Wegener, George Henri und die Damen Tilla Ren, Canilla Eibenshüß, Ella Barth mit. Die Regie führt Felix

olbender. 9 Die Nachfrage nach Billetten zum Duse-Gastspiel in den Kanmerspielen des Deutschen Theaters am Mittwoch, den 28./d. M. („Jobn Gabriel Borkmann“) is \o lebhaft, daß Frau Due ih entschlofsen hat, am folgenden Tage noch einen zweiten G\tspielabend folgen zu lassen. Die Künstlerin wird am Donners- tag den 29. d. M., die Titelrolle in „Hedda Gabler“ spielen. i

Im Neuen Schauspielhause wird sih der Spielplan für dissen Winter nah folgendem Programm gestalten: In der zweiten

lfte des Oktober us die bereits angekündigte Aufführung von

hakespeares „Julius Cäsar“ staltfinden. Im November wird dann Nax Halbes neue Komödie „Blaue Berge“ ibre Urauffübrung er- ben. Anfang Dezember folgt das Lustspiel „Der leßte Brief“ von Bictorien Sardou in einer neuen Ueberseßung, unter Mitwirkung von Harry Walden, der während der Zeit, in der er wieder dem Neuen Schau- [pielhause angehört, u. a. auch die Rolle des Leon in dem neu eins studierten Qusispiel „Weh? dem, der lügt!* darstellen wird. Geplant ift erner die Aufführung eines weiteren Werkes von Sardou, der r en Komödie „Rabaga3*, die seit zwei Jahrjehnten in Berlin niht mehr gespielt wurde. Der Januar wird ein auf drei Wochen berehnetes Gastspiel von Joseph Kainz bringen, das in der Darstellung des „Hamlet“ seinen Höhepunkt finden soll. Außecdem wird der Künstler zum erften Male in Berlin den Marc Anton in e Jul'us Câsar* spielen und ferner als Mephistopheles in „Faust“, als „Tafso und in „Galeotto*“ von Echegaray auftreten. Für die Zeit nach dem Kainz-Gastspiel sind noch weitere Neuheiten in Ausficht genommen.