1867 / 4 p. 1 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Vers 12: »Da nahm Samuel einen Stein, und seßte ihn zwi- hen Mizpa und Sen, und hieß ihn Eben-Ezer, und sprach: Bis hierher hat uns der Herr geholfen.« Nach dem Schluß- ebete und dem »Nun danket alle Gott«, segnete der Kadetten- rediger Osterroth vom Altare her die dorthin geneigten Fah- nen und Standarten zugleich mit der Gemeinde, welche durch Deputationeu aller Truppentheile zahlreich vertreten war.

wischen 2 und 3 Uhr nahmen Se. Majestät im Palais die Glückwünsche der hier anwesenden Fürstlichkeiten, der Mi- nister , der Botschafter von Frankreih und Großbritannien, sowie mehrerer Deputationen entgegen. |

Nach 5 Uhr fand im Königlichen Schlosse ein großes mi- litairisches Festmahl von 400 Personen statt. :

Se. Majestät der König brachte dabei einen Trinkspruch auf sein Volk und Heer in folgenden Worten aus: ;

»Mit Jhnen Allen begrüße Jch den neuen Zeit- abschnitt, der uns von einem Jahre trennt, das in Preußens Geschichte hinfort einen denkwürdigen Plaß cinnimmt. Das neue Jahr und.die ihm fol- genden müssen die Früchte der blutigen Saat bringen, die ausgestreut ward. Alle Kräfte im Vaterlande müssen dazu angespannt werden; dann wird der Segen von Oben nicht fehlen, der uns so über alles Erwarten im abgelaufenen Jahre sichtlich zu Theil ward.

Nochmals sehe Jh Mich am heutigen Tage umgeben von einem Theile der Männer Meiner herrlihen Armee, die Jch versammelte, um Zeugen cines hohen Aktes an feierlicher Stätte zu sein, einer Armee, in die Jh heute vor 60 Jahren cintrat durch die Gnade Meines in Gott ruhenden Königs und Vaters. Seinen Wegen folgend, ist es Mir beschieden worden, das von Thm und. Meinem Königlichen Bruder ge- pflegte Heer zu Siegen zu führen, die Sie, Meine Kameraden, mit Hingabe von Gut und Blut durchgefochten haben. e

Ihnen Allen no&mals Meinen Königlichen Dant!

Und nun erhebenSiemitMir das Glas auf das Wohl Meines Volkes, aus dem cin solches Heer hervorging :

Diesen Königlichen Toast durfte der Feldmarschall Graf von Wrangel mit folgenden Worten erwiedern: |

»Euer Königliche Majestät 60jähriges Dienst-Jubiläum ist die freudige Veranlassung der hier versammelten Generale und Offiziere der Armee und Flotte, in deren Namen ich die Ehre habe, Euer Königliche Majestät zu dieser erhabenen Feier unsere allerunterthänigsten Glückwünsche in tiefster Ehrfurcht darzu- bringen. »Bis hierher hat der Herr geholfen, der Alles so herr- lih regieret, der wie auf Flügeln des Adlers sie so sicher ge- führet«, zu ihm dem Allmächtigen flehen wir in Demuth, er möge auch fernerhin der Schuß und Schirm unseres s\ieg- gekrönten Krieg8herrn sein, und 1hn in voller Thatkraft bis in die fernsten Zeiten zum Heile des Vaterlandes erhalten.

Bei Königgräß da war es ja, wo Ew. Königliche Majestät, im Vertrauen auf Gott und die gerehte Sache, Ihre nach Kampf und Ehre dürstenden Schaaren mit Heldenmuth ins Feuer führ- ten, die, eingedenk der Väter Thaten, sich stürmend auf die eben- C p Krieger warfen, und nach heißem und blutigem Kampfe ihre Siegespaniere auf die Wahlstatt pflanzten, und bei der Todesgefahr voll Begeisterung riefen :

»Es lebe der König ! «

Ja, dieser Ruf jener kühnen Streiter sei fort und fort für uns und unsere Nachkommen ein heiliges Bermächtniß, daß wenn dereinst aus des Königs Brust wieder das inhaltss{were Wort ertönen sollte: »das Vaterland ist in Gefahr«, wir fest und ireu befunden werden bis in den Tod und rufen wie jene Kämpfer bei Königgräy:

»Es lebe der König« der Schöpfer der Reorganisation des Heeres und der Marine, der- Vater der Armee, der Mehrer des Reiches, der Hort von Deutschland,

Wilhelm der 1. lebe Hoch, Hoch, Hoch. «

Im Königlichen Opernhause wurde zur Feier des Tages eine Vorstellung gegeben, bei welcher die Bühne sich im vollen Glanze ihres künstlerischen Reichthums zeigte. Der Königliche Bo und die fremden Fürstlichkeiten waren in der roßen Hofloge und in den Seitenlogen des Prosceniums ver- ammelk Die Pläße des ersten Ranges waren fast ganz die der andern Ränge theilweise von den Gästen des Königliches Hofes beseßt. Jm ersten Range saßen namentlich die Generalität und die Ritter des Ordens pour le mérite; auch die ruhmreichen Heer- führer im leßten Kriege hatten hier Plaß genommen und wa- ren vielfach der Gegenstand der Aufmerksamkeit des Publikums, das den größten Theil des Parquets füllte, während dessen vor- derste Sive den Offizieren eingeräumt waren. Auf den übrigen Pläyen sah man Deputationen verschiedener Truppentheile, Unteroffiziere und Mannschaften. Auf Allerhöchsten Befehl ging der zweite Akt aus Spontini’s großer Oper: »Fernand Cortez « in Scene, eingeleitet durch die Ouvertüre des Ton- werkes. Das Vorspiel wurde von der Königlichen Kapelle unter Direction-des Kapellmeisters Taubert ausgeführt; dann hob sich der Vorhang, um den Zuschauern ein großartiges kriegerisches Tableau, umrahmt von den mächtigen Tönen Spontinis, vor Auge und Ohr zu stellen. »Fernand Cortez«, der spanische Heros, fand in Herrn Niemann einen auf alle Intentionen dieser Heldenpartie eingehenden Repräsentanten dramatischer Tonkunst. Die »Amgzily« war neu mit Frl. Grün beseßt, während »Telasko« und »Moralez« wie früher von den Herren Krause und Salomon gesungen wurden. Das Ballet betheiligte sih durch ein Pas de deux, welhes von der neu engagirten Königlichen Solo-Tänzerin Fräulein Girod und Herrn C. Müller ausgeführt wurde. Die Bühne bot in der lebhaften und charakteristischen Bewegung der Massen einen groß- artigen Anblick: das spanische Kriegsvolk zu Pferde und zu Fuß, die mit Cortez verbündeten Telaskalaner, das Ge- olge der Amazily- u. st. w., Alle in ihren verschiedenartigen üstungen und Kostümen gruppirten sich zu vielfarbigen Vil- dern. Von Überraschendem Effekt war am Aktschlusse der Auf- bruch der spanischen Krieger: Cortez hoch zu Rosse den Seinen voran, die ganze Scene ein massenhaft bewegtes Tableau, dazu im Hintergrunde die auf dem Meere s{hwimmenden Trümmer der Schisse, welche Cortez hinter -sih verbrannt hat. Auf die- sen Opernaft folgte: »Der Geburtstag«, Divertissement in 1 Aufzug von Hoguet, Musik von C. Blum. Die pantomi- mischen Hauptrollen darin gaben Hr. Ebel, Frau Hoguet, Hr. Erich und Frl. E. Trepplin. Allgemeinen Beifall im Publi- kum erregten die militairischen Exerzitien, welche von einer trefflich eingeben Miniatur-Compagme der Garde mit überraschender Präcision ausgeführt wurden. ZumSchluß der Festvorstellung brachten die verschwisterten Künste ihrem hohen Schirmherrn eine Huldigung dar: ein Lorbeerkranz schwebte aus der Höhe auf die Bühne, in dessen Mitte man ein W und die Jahreszahl des gefeierten Jubiläums: 60. sah. Ein plößlich herableuchtender Bliß ließ den Festkranz kronengleih im hellsten Brillantfeuer strahlen. Gleich bei dem ersten Erscheinen des Kranzes hatten fich alle Anwesenden im Hause erhoben, ein stürmischer Jubelruf brach aus, und aller Augen richteten si nach der Königlichen E des Prosceniums , wo Seine Majestät der König, an der Seite Jhrer Majestät der Königin, der Vorstellung zuschauten. Bei der Verwandlung des Lorbeerkranzes in eine Strahlenkrone erneute sich der Jubelruf so anhaltend, daß Se. Majestät der König an die Brüstung der Loge traten, Sich O gegen die Versammlung neigten und Sich dann ZzU- rückzogen.

Das Abonnement deträgt

f Thlr. für das Vierteljayr.

Königlich Preuftischer

Alle Poft - Anstalten des In - und

Ausland Bestell für Berlin die Expedition des Königl” Preußischen Staats-Anzeigers:

Jäger - Straße Nr. 410. (zwischen d. Friedrichs- u. Ranonierstr.)

——— Ä

zeiger.

Berlin, Sonnabend, den 5. Januar, Abends

Se. Maijestát der König haben Allergnädigst geruht : Den Kronanwalt Dr. Westerkamp in Osnabrück unter Beilegung des Titels »Obergerichts - Vice - Direktor« zum Vice- Präsidenten des Obergerichts in Osnabrück zu .ernennen ; Dem Kommerzien-Rath Theodor Molinari zu Breslau ; sowie : Den Kommerzien-Räthen Johann Wilhelm Schlutow und Wann Heinrich Emil Rahm zu Stettin den Cha- rakter als Geheimer Kommerzien - Rath, dem Senator C. H. Spalding zu Stralsund den Charakter als Kommerzien-

Rath; und Dem Kaufmann und Börsenmakler Joachim Hentschel

zu Berlin den Charakter als Kommissions-Rath; desgleichen Dem Verlags - Buchhändler E. S. Mittler hierselbst das Prädikat eines Königlichen Hofbuchhändlers zu verleihen.

Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Preußen find heute früh na Weimar und Gotha abgereist.

Berlin, 5. Januar.

Se. Königliche Hoheit der Fürst von Hohenzollern is heute Mittag von hier nach Dessau abgereist.

Konzessions- und Bestätigungs-Urkunde, betreffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Ehrenbreitstein, im Anschlussean die Coblenzer Eisen- bahnbrücke und an die Bahn nah Oberlahnstein,; na ch Siegburg zum Anschluß an die Cöln-Gießener Ba hn mit dem Rechte einer Abzweigung na ch Bonn mittelst Trajekts zum Anschluß an die linksrheinishe Eisen- bahn durch die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft und

einen Nachtrag-zum Statut der leßteren. :

Vom 24. Dezember- 1866.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König" von Preufen 2c.

Nachdem die Rheinische Eisenbahn - Gesellschaft in ihrer General- Versammlung vom 27. Mai 1865 und in der ferneren General- Versammlung vom 26. Mai 1866 dén Bau und Betrieb einer Eisen- bahn von Ehrenbreitstein, im Ans{lussé an die Coblen er Eisenbahn= brücke und an die Bahn nach Oberlahnstein; nah Siegburg zum Anschluß an die Cöln -Gießener Bahn mit einer Abzweigung näch Bonn mittelst Trajekts zum Anschluß än die linksrheinische Eisenbahn beschlossen hat; - wollen Wir in Anerkennung der Vortheile; welche diese Bahn für die gewerblichen, bergbaulichen ‘und Verk T Daeresien der reten Rheinseite bietet, der Rheinischen Eisenbahn- ; dieser Erweiterung ihres Unternehmens unter den , in dem beigefügten (a) von Uns hierdurch bestätigten Statut - Nachtrage enthaltenen Be- dingungen die landesherrliche gung ertheilen. L

Zugleich bestimmen Wir, hal die in dem Geseße über dié Eisen- bahn-Unternehmungen vom 3. ( len, betreffend das Expropriationsrecht und das Recht zux vorüber- gehenden Benußung fremder Grundstücke auf die in Rede stehende Eisenbahn Anwendung finden sollen. ; __ Die gegenwärtige Urkunde is nebst dem Statut - Nachtrage durch die Geseßsammlung zu veröffentlichen.

i bd S T B E Af R E E S ie f

esellschaft zu -

ovember 1838 ergangenen Vorfchrif--

1867

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Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen gege! Gegeben Berlin, den 24. Dezember 1866.

(L. §8) Wilhelm. Graf von Jhenpliß. Graf zur Lippe.

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Nachtrag zu den Statuten der Rheinischen Eisenbahn- Gesellschaft.

O s _ Paragraph Eins. Die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft übernimmt in Erweiterung ihres Unternehmens den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Ehrenbreitstein, im Anschlusse an die Bahn nah Oberlahnstein und die Coblenzer Eisenbahn - Rheinbrücke nach Sie burg, mit dem Rechte einer Abzweigung nach Bonn mittelst Tra- jefkts zum Anschlusse an _die linfksrheinische Bahn. Hat die Rheinische Eisenbahn - Gesellschaft nach Inbetriebseßung der Bahn Ehrenbreitstein - Siegburg von dem Rechte der R jener Ab- mach-Bonu-noeh--keinen Gebrauch gemacht, so erlischt dasselbe; wenn auf Verlangen des Staates die Rheinische, Eisenbahn - esell- saft sich nicht bereit finden läßt, innerhalb einer nah Paragraph zwei normirten ziweijährigen Baufrist diese Trajekt-Verbindung herzustellen.

Paragraph Zwe i.

Der Bau der Bahn wird sofort nach erlangter landesherrlicher

Konzession und nah der von der Gesellschaft thunlich| rasch zu be-

treibenden Einweisung in den Besiß des Terrains begonnen und inner- halb einer Bauzeit von längstens zwei R betriebsfähig vollendet. j Paragraph Drei.

Die Bahn von Ehrenbreitstein nach Siegburg bildet einen intc- rirenden Theil des Unternehmens der Rheinischen Eisenbahn - Gesell- s aft und finden auf dieselbe alle Bestimmungen der Gesellschafts- Statuten, namentlich auch alle Bestimmungen des Nachtrags zu die- sen Statuten vom fünften März achtzehnhundert \sechs und nfzig Anwendung.

Paragraph Vier. !

Das zu dem Bau der Bahn erforderliche Kapital wird vorläufig auf fünf Millionen Thaler angenommen, und soll dasselbe je nach dem Ermessen der Direction durch Ausgabe von Stamm-Actien oder Obligationen beschafft werden. i

er Zeitpunkt, von welhem ab die zu emittirenden Stamm- Actien an der Dividende Theil nehmen, so wie die sonstigen Be- dingungen der Emission werden von der Direction bestimmt und be-

kannt gemacht. i ; Nt agrapd Unf. i Die L Eisenbahn - Gesellschaft Übernimmt die Verpflich- unte so weit das Königliche Handels-Ministeriuum es im Interesse des Verkehrs für nöthig erachtet, jederzeit auf dessen Verlangen fünftig

mit anderen in- und ausländischen Bahn-Verwaltungen für die Beför-

derung von Personen und Gütern auf der Bahn Siegburg-Ehrenbreitstein- Oberlahustein direkte Expeditionen und direkte Tarife zu errichten und hier- bei insbesondere auch in ein gegenseitiges Fg rcdgeden er Transportmittel u willigen und dabei dieselben Vergütungs)äße für das Durchgehen der Transportmittel, welche ihren andern Verbandsverkehren zu

Grunde liegen, zur Anwendung zu bringen.

Paragraph Sechs.

‘Bei den direkten Tarifen mit andern Bahn - Verwaltungen muß die Rheinische Eisenbahn - Gesellschaft auf Verlangen des Königlichen Handels-Ministeriums sich jederzeit bereit finden, auf der Bahn Sieg- burg - Ehrenbreitstein - Oberlahnstein denjenige ermäßigten Saß pro Centner und Meile zuzugestehen; welcher h für die R Bahnstreäe Bonn-Coblenz bei den Parti en Transportgegenständen in einem diese Bahnstrecke passirenden, konkurrirenden, durchgehenden Verkehre, oder in Ermangelung solchen konkurrirenden durchgehenden Verkehrs nah dem Binnentarife pro Centner“ und Meile jeweilig ergiebt. Jst in ‘einem solchen Falle der maßgebende Tarif aus cinem Frachtsaße pro Meile und einer festen Expeditions - Gebühr zusammengeseßt, so sollen diese Tarifeinheiten au für den neu zu