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Die Kunstsan!nilungen der neuen Landestheile. Die Gemälde-Galerie zu- Kassel. V,
Noch weit vorzüglicher ist die Holländische Schule bestellt, die den eigentlichen Glanzpunkt der Kasseler Galerie ausmacht. Der nam- hafteste Meister, der in Jtalien sein von Hause aus dem Realismus zugewandtes Künstlerindividuell durch die Kunstweise Caravaggio's maßgebend beein Enten ließ, ist Gerard Honthorst (Gherardo dalle notti, 1592—1662). Unter den vicr von ihm an dieser Stelle be- findlichen Bildern (255, 256, 259, 260) sind die beiden ersten sehr be- deutend: eine alte Frau wiegt bei Licht das Geld, welches ihr ein böser Geist auf den Tisch {üttet, hinter ihr steht ein Mann mit einem Geldbeutel (225); und die heilige Cäcilie spielt bei Licht dic Orgel und singt dazu, zwei Engel begleiten ihren A (256). Beide Gemälde find ausgesucht \{chôn in den Beleuchtungseffekten, die dem Meister seinen Beinamen verschafft haben. Jn der musicalischen Unterhaltung (260). macht sih ein unshöner Naturalismus breit. — Ihm zur Seite, wenngleich in ganz verschiedenem Genre, geht Ccrnelis Poelen- burg (1586— 1660). Von seinen zierlichen Bildchen zählt man eilf, (234—-244), davon vier bisher auf Wilhelmshöhe; sie sind von schr ungleichem Werthe, einige abex recht gut, besonders ein Urtheil des Paris (236) und zwei Landschaften mit badenden Mädchen (242, 243).
Der in seinen Porträten höchst geistvolle Frans Hals (1584 bis 1666), der zuerst die breite Behandlung mit kräftigem Jmpasto, wie sie Rubens in Sipung i seiner Schule aneignete, tritt uns hier in sieben Bildern (222—228) als ein sehr bedeutender Künstler entgegen. Von seinen Bildnissen müssen hervorgehoben werden: ein Mann in schwarzem Anzuge, goldenem Leibgürtel und weißer Hals- Ærause, die Rechte in die Seite gestemmt, in der Linken einen breit- krämpigen Hut (224) und cine junge Frau in rotdber reich, mit Gold beseßter Kleidung urid goldenem Leibgürtel (225). Nächstdem interessirt besonders ein lachender Bauer mit einem Kruge in der linken Hand, in röthlichem Anzuge mit gelben Borden (222), stizzenhaft in s{chmußtiger Farbe mit ungeheurer Sicherheit und Bravour hingeseßt und von wunderbarer Lebendigkeit. Aller seiner Bilder Preis und Krone aber, sicher der hiesigen, vicllei{t aller unter seinem Namen vorhandenen, sind die zwei musicirenden Knaben (223). Die Auffassung is glei großartig, wie in dem vorigen Bilde, aber bei weitem schöner und maßvoller. Die treffliche Lichtwirkung und der fette, flotte Vortrag, mit dem Alles belebt und individualisirt ist, treffen sich so glücklich nicht leicht bei ihm mit einem so anmuthenden Ausdruck zusammen. Es i} ein Bild, das neben eines Murillo Genrescenen mit allen Ehren besteht. — Von den holländischen Portraitmalern, die alle unter seinem Einflusse stehen, finden sich von mehreren cinzelne Stücke. Hier soll nur der Bedeutendste erwähnt werden, Bartholomäus van der Helfst (1613— 1670), von dem drei sehr rühmliche Portraits (434—436) aufgeführt werden.
Mit der Vortragsweise des Frans Hals hat auch die Kunstart Rembrandt's größere Verwandtschaft, als mit der irgend eines anderen ihm vorangegangenen holländischen Meisters, Dieser größte Künstler der holländischen Schule, vielleicht das originellste und eigen- artigste Maleringenium, welches je die Kunst des Pinsels geübt, Rembrandt Hermanszoon van Ryn (1608—1669) is der Hauptmeister der Kasseler Galeric, sowohl was die Zahl, als was die Mannichfaltigkeit und Vortrefflichkeit der bewahrten Gemälde seiner Hand anbetrifft. Fünfundzwanzig Bilder von ihm (347— 352, 355—373) schmücken diese Sammlung, sämmtlich von solcher Schönheit, daß es schwer wird, eine Auswahl des Hervorragendsten zu treffen, und da- bei darf doch nicht vergessen werden, daß cine nicht unerheb- lie Anzahl der allershönsten Werke des Meisters für die Galerie verloren gegangen ist, wie, úum nur - eins zu nennen, die jeßt in- der Eremitage zu St. Petersburg befindliche Abnahme Christi vom Kreuz. Bei weitem die meisten Kasseler Bilder sind Portraits, aber durchgängig von der höchsten Meisterschaft, welche schon die ersten Schritte des Künstlers bezeichnete und durch das Mißgeschik des Lebens auch im Alter nicht alterirt werden konnte; nur der Cha- rafter sciner Auffassung und sciner Technik änderte si. Der früheren Zeit gehört das Bildniß des Poeten Croll (351) an, ebenso das des Schreib- und Rechenmeisters Kopenol (358). Dieses is ganz besonders geistvoll in der Auffassung und delifkat in der L Der Kopf ist. im vollen Lichte genommen; in dem feinen, etwas gekniffenen und verzogenen Munde spiegelt sich in unwillkürlicher nnd natürlicher Weise die penible Aufmerksamkeit, welche er auf das Geschäft des Feder- \{neidens verwendet. Die hiermit beschäftigten fleishigen, \s{önen Hände sind mit einer besonderen Sorgfalt und Feinheit behandelt,
viel mehr, als es gemeiniglich Rembrandt's Art ist, mit ächt künst-
lerischem Takt und Verständniß, weil sie durch ihre Handlung die Auf- merksamkeit auf sich lenken. Der mittleren Periode des Meisters, aber noch dem Anfange derselben, verdankt ein jugendliches weibliches Portrait in reicher Kleidung mit einem rothen Sammethute mit weißer Feder, im Profil, (356) seine Entstehung. Es gilt hier, wiewohl mit Unrecht, für Rembrandt's Gattin Saskia Os und ist, obzwar die mit außerordentlicher Schärfe und Eleganz gegen den dunklen Grund gezeichneten regelmäßigen Züge nichts weniger als geistvoll find, von außerordentlichem Reiz und in dem Beiwerk von seltener Durchführun und Vollendung. Der gllicklichsten Zeit des Meisters gehören e Portraits an: das einer jungen niederländischen Dame in gelbgrün schillerndem Kleide und dunkelgrünem pelzverbrämtem Ueberwurf, in der Linken eine Nelke haltend (347), und das eines alten Mannes, sißend, in Pelzkleidung, ein Winkelmaß in der einen, eine Feder in der anderen Hand (350),
Die milde Kraft der gesammelten Beleuchtung und die o t Wärme ‘- i
aller Tône is} unübertrefflih. Vier männliche Brustbilder (348, 349,
355, 365) find zu s{öôn, um nicht wenigstens angeführt zü werden. Aus
4 dem Jahre 1639 stammt das Bildniß eines Mannes in \{chwarzer Tra
(364), der fälshlich für den Bürgermeister Six ausgegeben wy; Ein Bild von wahrhaft bezaubernder Wirkun it ein olländisg Bürgerfähnrich des 17. (der Katalog sagt irrthümlich des 16.) Jahr: hunderts (371). Es ist wunderbar, mit welcher frappanten Kraft A Wirkung fich der duntle Kopf des Mannes gegen die helle Fahne ah hebt. Einen interessauten; wenn auch traurigen Einblick in die ver, düsterte Gemüthsstimmung, die si Rembrandt's beim Herannahen der traurigen Katastrophe seines Lebens, des Ruines seines Vermögens in dem 1656 endlich ausbrechenden Bankerutt; bemächtigte; gewähren zwei Bildnisse. Zuerst das cines Mannes mit einer Sturmhaube auf dem Kopfe (357), im Jahre 1654 gemalt ,“ unverkennbar des Malers eigene, so oft wiederholte Züge tragend. Der tief gefaßte Kopf ist ausgezeineck in dem apathischen Ausdruck, die Malerei an der Sturmhaube von getrie- bener Arbeit ganz vortrefflich. Das folgende Jahr ließ den geharnischten Mann ohne Kopfbedeckung, mit dem Spieß in seiner rechten Hand A R Sit t Ellenbogen. Das machtige Helldunkel, durch die Reflexe der Rü noch gehoben, und die melancholisch - träumerische Sinne U wohl in diese Zeit. Aus späteren Tagen tritt uns noch einmal Rem, brandt's eigenes Bildniß in brauner Kleidung mit eincx s{warzen Müge (360) entgegen. Lebenserfahrung und Resignation liegen in den gealterten Zügen. Von anderen Bildern gehört die Gefangennahme und Blendung des Simson (369) der frühen Zeit der mitticren Ye- riode an. Simson von zwei Philistern gehalten, liegt am Boden; ein dritter stößt ihm den scharfen Stahl ins Auge, Schmerz Gesicht und Gliedmaßen krampfhaft zusammenzicht. Delila hält voll Schadenfreude triumphirend, das abgeschnittene Haar empor; linfs im Vordergrunde noch ein Philister mit einer Lanze. Der frasse
dargestellt ist, macht einen abstoßenden, schaudererregenden Eindru{;
ist die Ausfuhrung von der höchsten Meisterschaft, ta die Sap lebendig, wenn auch eiwas unklar componirt. Ein zweites Exemplar dieses Bildes findet sich iu Wien bei dem Grafen Schönborn; doch is auch das Kasseler Gemälde von des Meisters Hand. / der O p N ( end Mit E von seltener Großartigkeit is eine bedeutend spätere Composition, Jakob segnet die Söhne Joseph) Ephraim Ae N (367). Lf segnet die Söhne Joseph die zwei Knaben sehen neben ihm, hinter diesen Joseph und seine Gaitiu Asnath. Ueberaus glülih is zur Darstellung der Moutent gewählt, wo Joseph, als er bemerkt; dap Jakob seine rechte Hand auf den Kopf Ephraim 8 des Jüngeren, legt; des greisen Vaters Hand ergreift und spricht : Nicht jo, mciu Vater; dieser is der Erstgeborene,
aller Gestalten, von dem weihevoll jegnenden Großvater, bis zu dem ziemlich zersireuten Mauasse, dem der kindlich fromme lüngere Bruder dur des Greises Segen vorgeseßt wird. Diejes Bild, das gerade in dem Jahre des Bankerutt 1656 gemalt worden, zeigt die Shöpferkraft des Künstlers wieder ganz Au ihrer höchsten Höhe. Es ist, als ob die Thatsache, die einem jahrelangen schwebenden Zustande cia Ende gemacht, auch seinen Geist von läh menden Fesseln befreit, und ein, wie es scheint, im nämlichen Jahre geschlossener neuer Ehebund die Schwingen seines Geistes zu neuem Fluge entfaltet hätte. Auf Wilhelmshöhe endlih befand sich dic Haushaltung cines holländischen Holzhauers (366). Die Frau jigt am Feuer mit cinem fie liebfosenden Kinde in den Armen, ‘im Hinter grunde der Mann, welcher Holz spaltet; vorne eine sich wärmende Kaye. Die tiefe Poesie dieses Bildchens stellt es auf cine schr hohe Stufe der Werthschäbung, nicht minder die wundervolle Behandlung des Helldunfkels., Der dunfele bräunliche Ton, der so viel man an der früheren Stelle erkennen konnte; nur zum Theil Erzeugniß des Na- dunkelns zu sein scheint, weist es der späteren Zeit des Meisters zu. Zum Schluß erfordern die Landschaften eine nachdrüliche Hervorhebung. Rembrandt'sche Landschaften gehören überhaupt zu den größten Seltenheiten. Eine so vorzügliche, wie die eine der hier hee findlichen (372), wird aber nach dem Übereinstimmenden Urtheil aller Kenner nirgends An, Dieses Bild mit der deutlichen und uUn- zweifelhaften Namenbezeichnung des Malers ist\somit cine Art Unicum. Aber nicht nur als solches hat es cinen- hohen, do nur eingebildeten Werth; sondern cs ist an und für si ein äußerst treffliches und an S Werk, ganz würdig des größten holländischen Malers und einen übrigen ausgezeichneten Leistungen ebenbürtig. Im Vordet- grunde ficht man eine Brücke, auf einer Anhöhe ein altes Bergschloß mit Ruinen. - Abendliche Stimmung breitet sich über die Landschaft und eine (roharige Melancholie spricht aus dem ganzen Bilde. Del Vortrag ist eminent geistvoll, frei und bewußt; man ahnt nicht, daß der Meister dieses Bildes in diesem Stoffe nicht ausschließlich zu Hause wal: Die beiden anderen kleineren Bilder des Genres, eine Winterlandschaft m Schlittshuhläufern (868) und eine Felsenhöhle mit Durchsicht qu! eine Landschaft (373) sind weniger hervorragend, obschon bet der Se tenheit derartiger Bilder imwerhin werthvoll und interessant. — Au i dem Gesagten erhellt, daß die eine Kasseler Galerie eine {0 vollständig und genügende Uebersicht über dic gesammte künstlerische Entwickelung und Thätigkeit Rembrandt's bietet, wie sie sonst nur durch Zusamm@" halten und Vergleichen mehrerer Sammlungen erreichbar ist.
Zweite Beilage
In sinnender Stellung stüßt er \sich auf deu linken |
0 daß er vor
Esivfrist für Rekursbeschwerden. Naturalismus dieser Scene, die in lebenegroßen, fast ganzen Figuren |
Vicl ansprechen:
Der Erzvater sigt auf seinem Lage,
lege Deine rehte Hand auf sein Haupt! Köstlich ist der Ausdruck |
Fer deren Angaben kaum für hinreichend halte,
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66.
Zweite Beilage zum Königlich Preußischen Staats-Anzeiger. Freitag, den 15. März
1867.
O
_ Das »Preußische Handel s8arch,iv« (Nr. 11 vom 15. März) thält L es bung: Deklaration zu dem Vertrage zwischen anfreih, England, Bel icn und den Niederlanden vom 8. Novem- E 1864, betreffend die Ergebnisse der zu Köln vorgenommenen Ver- uhe im Raffiniren von Rohzudcker. — Unter Statistik: Ein-, Aus-
hr und Schifffahrt von Danzig in 1866. — Schifffahrt von Geeste- nünde in 1866. — Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer
Plauen von dem Jahre 1865 (Fortseßung). — Geschäfts-Erträgnisse
ind Stand der priv. Oesterreichischen Nationalbank und deren Ver- endung im Jahre 1866. — Handel und Schifffahrt von Kronstadt n 1866. — Jahresbericht des Preußischen Konsulats zu Stavanger ir 1866. — Unter Mittheilungen: Berlin. Königsberg. Tunis. Unter Literatur: Das gesellschaftlihe System der menschlichen
irthschaft. — Dictionnaire douanier ete.
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— Das März-Heft des »Centralblattes für die ge- ammte Unterrihts-Verwaltung in Preußen« hat folgenden Anhalt: Stellung der E a Beiidiatin in M O rät, ien. Beschlagnahme von Besoldungen und Pensionen. Praäflu- A furét Militairdienstpflicht der Schulamts- andidaten und der Theologen: Preisbewerbung bei der Akademie er Künste in Berlin. Prorektorwahl bei der Universität in Königs- berg. Schuß von Werken der Wissenschaft und Kunst. N usführung des Reglements für die Prüfung der Kandidaten des höheren Schulamts. Col- loquium pro reectoratu. — Ascensionen innerhalb der Ober-Lehrerstellen. — Religionsunterricht für die jüdischen Schüler in den höheren Unter- ihts-Anstalten. — Stenograpbie in den höheren Unterrichts-Anstalten. — Kortegarnsches Înstituï in Bonn. — Auszug aus einem Bericht übereden Besuch von Seminarien. — Verbesserung der Elemcntar-
lchrer-Gehälter. — Instruction wegen Verbesserung der Elementar-
lehrer-Gehälter. — Evangelisches HUlfs-Seminar in Friedrihshoff. — Fürsorge der Behörden für emeritirte Lehrer. — Ausnußung der Schulzeit, — Aufgabe der Volksschule in der Gegenwart. — Aus- übung des Züchtigungsrechtcs in den Elementarschulen. — Kohlrausch (Nekrolog). — Personal-Chroniëk.
— Die Annalen der Landwirthschaft (Nr. 11. vom 13ten März) in den Königlich preußischen Staaten haben folgenden Inhalt: Allgemeine Ausstellung von 1867 zu Paris. Weinbau - Ausstellung. XIl, Sißungs - Periode des Königl. Landes - Oekonomie - Kollegiums (Fortseßung). Sicheres Heilmittel gegen Lungenseuche beim Rindvieh. Von Hermann He1ïze. Verzeichniß der Vorlesungen, welche im Som- mer-Semester 1867 bei dem mit der Universität in Beziehung stehenden Lehr - Tustitute zu Berlin stattfinden werden. Verzeichniß der Vor- lesungen, praktischen Uebungen und Erläuterungen: im Sommer-Se- mester 1867 an der- landwirthschaftl. Akademie Proskau in Schlesien. Berichte und“ Korrespondenzen: Aus dem Regier.-Bezirke Magdeburg. Literatur: Die Zwitterbildung bei den weiblichen Thieren der Rinder- zwillingsgeburten von Prof. D. May. Die Meliorationen des Warthe- bruches von Dannemann. (Schluß.) Vereins-Versammlungen : Vom 16ten bis inkl. 31. März. Notizen: Zusammenstellung der neuesten Verordnun- gen gegen die Einschleppung und zur Tilgung der Rinderpest, wie fic für den Regierungsbezirk Düsseldorf erlassen worden sind. Ziveite General- Versammlung des Vereins zur Unterstübung von Landwirthschafts- beamten für die Provinz Brandenburg. Die Zug-, Zucht- und Mast- vied-Auction des Rittergutes Großkmeblen. Personalien.
van
Kunst- und wissenschaftlihe Nachrichten.
London, 12. März. Die Versammlung der geographischen Gesellschaft, die gestern Abend, wahrscheinlich in Erwartung wei- terer Neuigfeiten-über Liv ingstone's Tod zahlreicher als gewöhnlich war, fand unter dem Vorsiße des Vicepräsidenten Henry Rawlifon statt, der einen Brief des, durh Unwohlsein verhinderten Präsidenten E R, Murchison bemerkt darin, auf die Berichte mehrerer Rei- enden über den Charafter des Stammes der Johanna gestübt, daß berü um an den Tod des cruhmten Afrika - Reisenden zu glauben. Diese Eingeborenen sind die Vamedaner, die leicht aus Furcht oder Abneigung gegen Anenovilden, friegerishen Stämme am Sce Nyassa ihren welhrer verlassen und sich Über das Märchen, das hie gegen- im 0 erzählen, geeinigt haben mögen. Es ist, fährt Sir R. Murchison Rei Verlaufe seines Briefes fort, so oft vorgekommen, daß Afrika- saepende/ die lange u id meist von entlaufenen Eingeborenen todt ge- S waren wohlbehalten nad Englan zurückehrten , daß ich die fühug eng nicht aufgeben werde, bis Dr. Kirk, der alte, vertraute Ge- geber Fivingstone's/ der si nach dem Schauplaß des Ereignisses be-
en, sich überzeugt hat, dafi die Unglükspost auf Wahrheit beruht.
Statistishe Nachrichten.
Wiesbaden, 13. März. Jn gestriger Sißung des Bürgeraus- {usses wurde das Budget der Stadtgemeinde pro 1867 publi- irt. Dasselbe weist eine Einnahme von 369,958 Fl. 54 Kr. und eine
usgabe von 373,090 Fl. 3 Kr., mithin eine Mehrausgabe von 3131 a 9 Kr. nah. Jn der Einnahme für 1867 find gegen die Vorjahre be- sondere außergewöhnliche Posten nicht enthalten, und hiernach richten sih dann auch die Spezial - Etats in der Ausgabe... Als die namhaf- testen Beträge in der Ausgabe stehen für Unterhaltung der öffentlichen Anlagen 30,048 Fl, für die Erwerbung von Grundeigenthum bei neuen Bauquartieren 18,000 Fl, und für neue Weganlagen und Bauungen 83,274 Fl. im Voranschlage, welche sich natürlich auf das Nothwoendigste beschränken. Daß unter diesen Verhältnissen, und da namentlich für 1867 drei Simpel Gemeindesteuer in Ausficht genom- men sind, die Accise für Brod und MehlSon. 10,000 Fl. nicht ent- behrt werden kann, bedarf gar feiner weiteren Erörterung.
Gewerbe: und Handels: Nachrichten,
(Zur Pariser Ausstellung.) Was die Vertheilung des Raumes im Jndustriepalast betrifft, so hat Frankreich 61,314 Q. Metres, Groß- britannien 21,633, Preußen und Oesterreich jc 7880 und Süddeutsch- land 7879 Q. Metres zu seincr Verfügung. Dann folgt Belgien mit 6881, Jtalien mit 3249, die Vereinigten Staaten Nordamerikas mit 2867 Q. Metres. Begypien hat” sih mit dem geringsten Raume, mit 396 Q. Metres, begnügt.
— Die Kommission für musikalische Composition macht im »Moniteur« bekannt, daß für die Worte der Ausfstellungscantate und der Friedenshymne ein Konkurs eröffnet worden is. Die Cantate muß für Soli's und Chöre geschrieben werden; die Friedenshymne darf nicht mehr als vier achtzeilige Strophen von gleichem Rhythmus und mit männlichem Reim enthalten. Der oder die preisgekrönten Dichter erhaiten goldene Medaillen, Die Manuskripte müssen ver- siegelt und mit einem Motto verschen spätestens am 10. April um Mittag auf dem Gencralkommissariat der Ausstellung, Avenue de la Bourdonnaye, eingelaufen sein. Die Preisgedichte werden sofort im »Moniteur« veröffentliht. Der Compositions-Konkurs, an dem sich französische wie auswärtige Tonkünstler betheiligen können, endigt am
1, Juni um Mittag. /
— Aus Japan schreibt man: Eine große Zahl Japanesen habe die Absicht, die große Ausstellung in Paris zu besuchen. Am Bord des Dampfers »Azoff« seien 400 Kisten mit Merkwürdigkeiten für Paris eingeschifft worden. res :
— Nach dem Jahresbericht des schweizerischen Konsuls in Odessa für 1866 war das verflossene Jahr für Süd - Rußland ein so außergewöhnlich segensreihes, daß cs in den Annalen dieses Landes Epoche machen wird. Das Zusammentreffen einer in jeder Hinsicht schr befriedigenden Ernte mit einer fast allgemeinen Miß- ernte im Auslande gab den Produzenten Gelegenheit, ihr Getreide zu Preisen zu verkaufen, wie sie nur Flten erhältlich sind, und der dop- pelte Vortheil einer reichen Ernte in Verbindung mit Mee hohen Preisen bildete cine Quelle des Wohlstandes, der die Grund- besißer nicht allein ihrer beinahe verzweifelten ie entriß , sondern auch auf mehrere Jahre hinaus denselben reiche Hilfsmittel sicherte. — Die -Petroleums - Quellen in der Krimm und auf der Halbinsel Taman (schreibt der Consul), sind nach cinem Bericht des Professor Anständt für die Jndustrie Südrußlands von unberechenbarer Wichtig- feit, weil unerschöpflich, indem sie sich durch den ganzen Kaukasus bis - zum taspischen Meer erstrecken. _ A E
— Ueber die am 17. v. M. stattgehabte Fahrt des österreichischen Luggers »Primo«, 80 Tonnen, Kapt. Johann Randich, durch den Kanal von Suez erfährt die »Triest. De jeßt aus Cairo Näheres. Der »Primo« war vom Marquis de Bassano gemiethet, verließ Alexandrien am 8. Februar und traf nah 32 Stunden Fahrt in Port Said ein. Da er sich zwei Tage in Port Said und einen Tag in Jsmailia aufhielt, so brauchte er zum Passiren des Kanals etwas über vier Tage. Von Port Said bis Jsmailia wurde die Fahrt auf der Rigole maritime und von Jdmailia bis Suez auf dem Süßwasser- fanal gemacht. Der Lugger benußte theils Segel , theils Qugpferde. Die Fahrt ging schr gut von statten, weil das Schiff unbeladen war und deshalb nur 3 Fuß Tiefgang hatte, nur mußte bei dem Kilometer 44 das Steuerruder abgeschnitten werden. Der »Primo« ging am 18. Februar mit cinem Ingenieur und acht Mineurs nah Ranga bei Kosseir (an der Ostküste des Rothen Mecres) ab, wo sih die Schwefel- gruben des Marquis de Bassano befinden, und ist für die Cabotage zwischen Kosscir und Suez bestimmt. Wie bekannt, war der »Primo« das erste Seeschiff, welches den Jsthmus von Suez durchschnitt.