1888 / 89 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Apr 1888 18:00:01 GMT) scan diff

selben wächst, um so mebr liegt die Gefahr nabe, taß bei der Ver- tbeilung der Gaben obne Kenntniß der örtlihen Verbältrisse verfahren wird und bald eine zu starke Arbâäufung von Gaben, bald eine Nicht- berüdsihtigung bedürftiger Stellen eintritt. ; i

Ich babe deshalb die Bildung eines Central-Comités mit dem Sig in Lüneburg in Auësiht genommen, welches unter meinem Vorsitz unter steter Verbindung mit den Lokaltehörden und den im Ueber- \{wemmungsgebiet gebildeten Hülfscomités eine planmäßige Verthei- lung der Gaben sid zur Aufgabe zu stellen bat.

Demgemäß richte ih an Alle, welbe zur Linderung des Noth- standes beizufteuern gewillt sind, das Ersuchen, von der direkten Zu- scndung von Gaben an cinzelre Gemeindevorsteber oder private Hülfscomités abzusehen bezw. dieselben nit obne Kenntniß und Zu- stimmung des Central-Comités dorthin gelangen zu lassen.

Namens des leßteren werden Geldsendungen an den Stah- meister, Banguier arcus Heiremann hierselbst, erbeten, während die Zusendung von Lebensmitteln und Kleidungsstücken , die bei dem jeßigen Stande der Sache weniger erwünscht ist, an die Herren Land- rath Albers zu Dannenberg und Landrath von Herßberg zu Bleckede zu ribten ist.

Lüneburg, den 1. April 18883,

Der Regierungs: Präsident. Lodemann.,

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. April. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen gestern um 21/4 Uhr den Finanz-Minister Dr. von Scholz, den Münzdirektor Conrad und den Modelleur Weigand.

Um 61/2 Uhr nahmen Se. Majestät den Vortrag des Ober-Ceremonienmeisters Grafen zu Eulenburg entgegen.

Heute hörten Se. Majestät den Vortrag des Chefs des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski.

Den Kammerkherrendienst bei Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta haben die Königlichen Kammerherren, Ceremonienmeister Graf Vißthum von Eckstädt und Werner von Gustedt übernommen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern um 113, Uhr den Baumeister Jhne und nahm um 121/32 Uhr mehrere militärishe Meldun- gen entgegen.

Nach oiner Spazierfahrt im Thiergarten mit Jhrer Kaiserlihen und Königlihen Hoheit der Kron- prinzessin besuhte Se. Kaiserliche Hoheit mit Höchstderselben das Atelier des Bildhauers Professor Begas und nahm dort den Monumental:Brunnen in Augenschein.

Nachmittags stattete der Kronprinz Jhrer Königlichen Hoheit der Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen im bisherigen Kronprinzlihen Palais einen längeren Besuch ab.

Das „Militär-Wochenblatt“ ist in die Lage geseßt, nachstehende aus der Allerhöhsteigenen Jnitiative her- vorgegangene, an den Kriegs-Minister gerichtete Allerh öcchst e Kabinetsordre zu veröffentlichen:

Gleich Meines in Gott ruhenden Herrn Vaters Majcstät ill Ich unverweilt und unausgeseßt Meiner Armee Meine Fürsorae zu- wenden. Das von Sr. Majestät dem Kaiser und König Wilhelm gegebene und wiederholt zeitgemäß geänderte Exerzier-:Reglement der Infanterie, welches sich bis zum beutigen Tage in seinen Grundsätzen durchaus bewährt bat, wird bei den Arsprüchen, welche die fort- geschrittene Technik der Feuerwaffen jeßt an den Soldaten stellt, einer Vereinfachung bedürfen, um Zeit und Raum zu {afen für eine noch grüntlihere Einzelausbildung und für eine einbeitlicere und strengere Erziehung in der Feuer- und Gefe{ts-Disziplin. In diesem Sinne will Ich als für künftig zum Wegfall besonders geeignct vor Anderem die dreigliedrige Aufstellung bezeinen, wel(e im Kriege nit gebraucht wird und im Frieden zu cntbehren ist. Jedoch will Ich die hiernach erforderlihen Aenderungen des Reglements fo gestellt wissen, daß zum Dienst zur Fabne einberufene Mannschaften des Beurlaubtenstandes sich obne besondere Einütung in der Schule des Reglements zurechtfinden. Ich sebe in dieser Angelegenbeit baldigst Ihrem Vertrage entgegen. j

Charlottenburg, den 26, März 1888,

Friedricch. An den Krieas-Mirister.

Se. Majestät der König von Ftalien hat die Gnade gehabt, zur Vertheilung unter die nothleidenden U eber? schwemmten in Deutschland den Betrag von 40000 Francs auf Seine Chatoulle anzuweisen, und wird diese Summe durch Vermittelung der Kaiserlichen Botschaft in Rom hierher überwiesen werden.

Die dem Hypothekgläubiger durch §8. 41 Abs. 2 des Grundeigenthum-Erwerbs-Geseßes anläßlih der Veräußerung des Grundstücks gestellte einjährige Frist für die Kündigung der Hypothek behufs Erhaltung seines persönlihen Forde- rungsrechts gegen den Veräußerer des Grundstücks, ijt nah einem Urtheil des Reichsgerihts, IV. Civils., vom 21. No- vember v. F., auch dann einzuhalten, wenn das Grundstü innerhalb dieser O, zur Subhastation gestellt worden ist. Jst aber innerhalb dieser Frist die Versteigerung und der Zu- \{hlag des Grundstücks erfolgt und dabei auch die betreffende Hypothek untergegangen, so bedarf es zur Erhaltung des per- sönlichen Forderungsrechts" gegen den Veräußerer nicht der Einhaltung der im §8. 41 vorgeschriebenen Frist.

Das Reichs-Versicherungsamt hat in einer Rekursentsheidung vom 27. Februar d. J. (Nr. 506) den Grundsay aufgestellt, daß ein verhältnißmäßig kurzer Zeit- raum, während dessen ein Descendent durch äußere Um- stände zeitweise behindert wird, die sonst gewährten Leistungen eines einzigen Ernährers im Sinne des §. 6 Ziffer 2b des Ünfallversiherungögesebes einem bedürftigen Ascendenten gegen- über fortzusezen, für sich allein zumal bei nahweislih bestandener Absicht der Fortgewährung nah Fortfall der Be- hinderung noch nit ausreiht, um den Descendenten per jener Zeit der Eigenschaft des einzigen Ernährers zu entkleiden. (Vergleiche Entscheidungen 396 und 498 S@hluß- absay, „Amtliche Nachrihten des R.-V.-A.“ 1887 Seite 210, 1888 Seite 195.)

Nach einem Spezialerlaß des Ministers des Jnnern und des Finanz-Ministeis, vom 9. Februar d. J., ist nah ge- rihtlihen Erkenntnissen au die unentgeltlihe Verab: folgung von Branntwein an Kunden von Seiten folher Kaufleute, welhe keine Konzession zum Ausschanke geistiger Getränke besißen, als unerlaubter Schankbetrieb zu betraten, wenn aus den Umständen erhellt, daß dem be- treffenden Kaufmann hieraus ein Vortheil, im Besonderen in der Weise erwächst, daß durch die Aussiht auf Bewirthung mit Branntwein Personen veranlaßt werden, in sein Geschäft einzutreten und Waaren aus demselben zu entnehmen.

_— Am 31. März verstarb zu Cintra bei Lissabon der Kaiserliche Gesandte am portugiesishen Hofe, von S chmidt- hals. Geboren 1829, trat von Scmidthals als Referen- darius im Jahre 1857 in den auswärtigen Dienst ein und - wurde zunächst bei den Gesandtshaften in München und Dresden als Attaché beschäftigt. Nach bestandener diplomatischer Prüfung im Fahre 1860 zum Legations-Sefkretär ernannt, fungirte er als jolher in Turin, Stockholm, London, Madrid und im Haag und erhielt durch Patent vom 28. Mai 1872 den Cha- rakter als Leaations-Rath. a August 1882 wurde ihm der Posten des Gesandten in Lissabon übertragen, den er bis zu seinem Ableben inne hatte. j

Auf diesem Posten, gleihwie in seinen früheren Stellungen, hat sih der Verewigte durh Pflichttreue und Diensteifer be- währt und erhielt noch im vorigen Jahre zum Ordensfest ein Zeichen Allerhöchster Anerkennung durch Verleihung des Rothen Adler-Ordens zweiter Klasse mit Eichenlaub. Ein ehrendes Andenken ist Sa allseitig gesichert.

Der Ober-Küchenmeister von. Noeder, JIntroducteur des diplomatishen Corps, Kammerherr und Mitglied des Herrenhauses, ist gestern nah kurzer Krankheit gestorben.

___— Der Herzoglich braunschweigishe Minister-Resident am hiesigen Allerhöhsten Hofe, Freiherr von Cramm-Burg-

dorf, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten kurzen Urlaub angetreten. i

Der hiesige siamesische Gesandte, Phya Damrong, hat sich behufs Ueberreihung seines Beglaubigungs\chreibens an Se. Majestät den Kaiser von ODesterreih, König von Ungarn, auf einige Wochen nah Wien begeben.

Als Aerzte haben \sich niedergelassen die Herren : Dr, Birnbaum in Palmnicken, Hans Krüger in Delten, Dr, Dictrich in Kalkberge Rüdersdorf, Biesendahl in Neubrück, Rosenberg in Neustettin, Dr. Fcachim in Bromberg, Dr. Neuber in Prausnig, Dr. Herm. Hoffmann in Wüstewaltersdorf, Dr. Pirow in Schönberg (Holstein), Eimen in Stade, Dr. Haß in Estebrügge.

Das Sqhulgeshwader, bestehend aus S. M. Schiffen „Stein“, „Gneisenau“ und „Moltke“, Geshwader: Chef Contre-Admiral von Kall, ist am 3. April cr. in Southampton eingetroffen.

Das „Marine-Ver.-Bl.“ veröffentlicht folgende NaH- rihten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 7./1. Apia. (Poststation: Apia Samoa-Jnseln].) S. M. Kreuzer „Albatroß“ 29./3. 3lymouth. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. S. „Ariadne“ 18./3. La Guayra 21./3. (Poststation: bis 13./4. Habana, vom 14./4. ab Norfolk [Virginia N. 8.].) S. M. S. „Bayers“ 22./11. 87 Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 10.2. St. Thomé 20./2. (Post- station: Kamerun.) S. M. Knbt. „Eber“ 28./1. Point de Galle 1./2. 16./2. Batavia 18./2. 7./3. Cooktown 20./3. (Posistation: Apia [Samoa:Jnseln].) S. M. Kreuzer „Habicht“ 29./2. Walfishbay 3./3. 22./3. Kapstadt. (Post- station: Kamerun.) S. M. S. „Hansa“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Zltis“ 26.,/3. Manila 27./3. (Post- station: Hongkong.) S. M. Fahrzeug „Loreley“ 9./9. 87 Kon- stantinopel. Letzte Nachriht von dort 24./3. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ 18./2. Kiel. (Post- station: Kiel.) S. M. Kreuzer „Möwe“ 16./1. Kapstadt 17./3. (Poststation Aden.) S. M. Pnzrfahrzg. „Müde“ 2.,8.87 Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 15./3. Zanzibar. (Poststation : Zanzibar.) S. M. S. „Nixe“ 17/9, 87 Wilhelmshaven. (Post- station: Wilhelmshaven.) S. M. Knbt. „Wolf“ 21./12. 87 Hiogo 12./3.—15./3. Nagasaki 29./3. (Poststation : Singapore.) Kreuzergeshwader: S. M. S. „Bismarck“ (Flagagschiff), „Carola“, „Sophie“. „Olga“, S. M. S. „Bismarck“ 9./3. Amoy 13./3. 18./3. Nagasaki 29./3. S. M. S. „Carola“ 26./3. Nagasaki. S. M. S. „Sophie“ 6./1. Hongkong 19./3. 24./3. Nagasaki 29./3. S. M. S. „Olga“ ist in Apia verblieben. (Poststation: a. für S. M. S. „Bismarck“, „Carola“ und „Sophie“: Hongkong; b. für S. M. S. „Olga“: Singapore.) Shulgeshwader: S. M. S. „Stein“ (Flaggschiff), „Prinz Adalbert“, „Gneisenau“, Moltke“ 19./3. Madeira 21/3. (Poststation: Southampton [England])

Vayern. München, 31. März. (Allg. Ztg) Der Prinz-Regent wird seine Reise zum Besuh der Rhein- pfalz nah nunmehr getroffener Anordnung in der zweiten Hälfte des Mai antreten. Das Reiseprogramm befindet si in der Ausarbeitung.

Weürttemberg. Stuttgart, 30. März. Der „St.-A. f. W.“ meldet: „Fhre Königlichen Majestäten haben laut Mittheilungen aus Florenz am vergangenen Mittwoch den Besuch Jhrer Majestät der Königin Victoria von Großbritannien und Jrland empfangen. Jhre Majestät, Höchstwelhe vor Kurzem zu mehrwöchent- lihem Aufenthalt in Florenz angekommen ist und da- selbst in der Villa Palmieri Wohnung genommen hat, traf mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Beatrix von Battenberg, begleitet von Lady Churchill und Miß Phipps, sowie von dem General Sir H. Ponfonby, gegen 5 Uhr Na@;mittags in Villa Quarto ein. Se. Majestät der König, von den Personen des höhsten Gefolges umgeben, empfing Jhre Mäjestät im Eingang der Villa und geleitete Höchstdieselbe sowie die Prinzessin Beatrix in die zu ebener Erde gelegenen Königlihen Ge- mächer, wo Jhre Majestät die Königin Olga, durh einen verstauhten Fuß im Gehen gehindert, den hohen Besuch erwartete. Zwischen den höchsten Herrschaften fand die herz- liste Begrüßung statt, und die Königin Victoria verweilte mit der Prinzessin Beatrix gegen eine Stunde bei Jhren Majestäten. Vor der Abfahrt erfolgte noch die gegenseitige Vorstellung des

Gefolges. Schon am Tage nah der Ankunft der Königin

von England hatten Se. Majestät, Höchstwelhe durch Gesund- heitsrüdsihten noch an das Haus gebunden sind, Höchst- ihren General-Adjutanten nach der Villa Palmieri gesandt, um Jhre Majestät im Nanen des Königs zu begrüßen und am Montag hatte Sih die Königin Olga zur Bz. grüßung der Königin Victoria dahin persönlih he geben. An leßterem Tage empfingen Jhre Maje- stäten den Besuh des Prinzen und der Vrin- zessin von Battenberg. Am leßten Dienstag waren der Herzog und die Herzogin von Edin: burg, Höchstwelche glei{zeitig mit der Königin Victoria hier eingetroffen sind, nebst ihrem Sohn, dem Prinzen Alfred, bei Jhren Majestäten zum Diner eingeladen. Das Be: finden Sr. Majestät des Königs ist im Laufe des zu Ende gehenden Monats im Ganzen befriedigend gewesen. Die Genesung von der neuerdings aufgetretenen entizündlihen Erkrankung der Athmungsorgane matt ungeftört Fortschritte, und der Kräftezustand Sr. Majestät beginnt sich nah und nach in erfreuliher Weis: wieder herzustellen. Jhre Majestät die Königin hat Sig wie oben erwähnt, eine leihte Verstauchung am linken Fuß zugezogen, welche aber schon jest im Rückgang begriffen if und voraussihtlich in wenigen Tagen, ohne weitere Folgen nach si zu ziehen, verschwunden sein wird“.

Mecklenburg-Shwerin. Schwerin, 1. April. Der Großherzog nimmt an dem Unglück, welches durch die Elb- übershwemmung für Dömiß sowie für Boißenburzg und Umgegend eingetreten ist, den regsten Antheil. Ss,

Königliche Hoheit läßt sich niht nur über den Verlauf der |

Kataitrophe und die von der Großherzoglihen Regierung

in Bezug auf dieselbe getrofenen Anordnungen fortlaufend in / S

Cannes Bericht erstatten, sondern hat auch bereits namhafst: Geldbewilligungen für die Uebershwemmten aus der Groß: herzoglihen Schatulle gemacht. Am heutigen Tage tritt der Generai-Lieutenant von Holstein, der Chef des Großherzog:

lihen Militär-Departements hierselbst, in den Ruhestand. Der |

General, der auch Vorsizender des Medlenburgishen Landes:

Vereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankte;

Krieger war, wird in der Leitung des Militärkabinets durs

den General-Lieutenant und General - Adjutanten des Gros:

herzogs, Freiherrn von Brandenstein, hierselbst erseßt. 9. April. (Mecklb. Nachr.) Herzog Friedrig

Wilhelm, welcher mit feinem militärischen Begleiter, den Lieutenant zur See von Dombrowski, von Dresden vorgestern Morgen zu kurzem Besuch hier eingetroffen war, ist Zwet: F Q e. Y

A 0 M

Eintritts in die Kaiserliche Marine gestern Abend mit terem von hier nah Kiel abgereist.

Reuß ä. L. Greiz, 29. März.

zu einer außerordentlihen Session einberufen worden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. Apri!. Wie die „Polit. Corresp.“ meldet, wurde auf Vorstellungen des österreihishen und italienishen Botschafters in Kor: stantinopel eine Wiederaufnahme des Prozesses gegen den Mörder des Jesuitenpaters Pastore vor dem Gericht in Konstantinopel verfügt, in Folge dessen der An: getlagte neuerdings verhaftet wurde.

Fiume, 3. April. (W. T. B.) Die Yaht „Greif

mit dem Kronprinzen, der Kronprinzessin sowie denk

Erzherzogen Ferdinand d’Este und Otto an Bord, ist bei da

Nordostspize der Jnsel Pago auf eine Sandbank gerathen. |

Von hier und von Zengg gingen Dampfer ab, um di: Herrschaften abzuholen. Eine Gefahr ist nicht vorhanden.

Fraukreih. Paris, 3. April. (W. T. B.) Dai neue Kabinet, in welchem Ferouillat an Stelle Ri card's das Justiz-Ministerium und Deluns-Montaud a Stelle Loube:'s das Arbeite-Ministerium übernommen hai, ist nunmehr konstituirt und irat um 2 Uhr unter Vorsiz des Präsidenten Carnot zu einer Berathung zusammen, i welcher der Wortlaut der Minister-Erklärung festgestel: wurde, die heute in der Deputirtenkammer zur Verlesung gt langte. Dieselbe lautet:

Das Ministerium, welches sich Ibnen vorstellt, app-llirt an Parteien republifanisher Gesinnung. Die Persönlichkeiten, aus de das Ministerium besteht, dienen der Republik {on lange Zeit, è Demokratie kennt ihre Namen. Sie wagen zu glauben, daß ma Vertrauen zu ihnen bat und bofen, daß das Parlament ibnen 1: seine Unterstüßung unter Umständen versagen wird, welche die Vere gung der Republikaner gebieterish verlangen. Indem der Präsident dz: Republik die Leitung des Kabinets demjenigen anvertraute, welcher seit drt Jahren die Leitung der Kammertdebatten batte und sid so an die Ur parteilidkeit gewöhnte, wollte er zeigen, daß derselbe Geist den Ha lungen feiner Regierung inne wohnen würde. Aber nicht in Unbewecglichkeit, ncch weniger in dem Rücckwärtés(reiten wolien und will das Land eire Auësöbnung der Republikaner, sondern is Voiwrärtésch{reiten und in der regelredten Entwickelun1 unserer E richtungen, welde vorübergehende und überflüssige Agitationen nié! zu nihte wachin wcrden. Die Regierung, welche vor fei fsorgîam ausgearbeitcten Reform zurückschrcckt, will sich 1 an die Spitze einer réepublikanishen Majorität stellen, um auf tiefen Weg zu führen und in ibren Reiben cine freiwill Disziplin wieder berzustellen, und so nah und nach die Hoffnun: zu verwirklichen, welce die Nation auf die Republik gesectt hat. A die Freiheit, wel&e nit die Wege der Diktatur eins{lägt, kann ke

plêglihen Ummandlungen veriprechen; sie bedarf, um ihr Werk i F voller:den, der tägliwen Zustimmung der öffentlichen Gewalten u! E auch biêweilen t dauerbafter ma. F wel: B der Kammer vorgelegt wird, so ift es eine von denjenigen Frag f Diejeni2 i Mitalieder des Kabinets, welcke sih als Anbänger einer foltc T ein Wf

Diskussionen, welche, wenn sie hemmen, ihn doch sitherer und _ Frage ter Revision der Verfassung angeht,

verlangt Erfolg Was die

wel@e die größte Rube und Ueberlegung erfordern.

Revision gezeigt haben, werden nicht wünschen, daß von jolcher Wichtigkeit, das bestimmt ift, unsere politise Orga! sation in volle Uebereinsiimmung mit den republikanischen Prinzivi

zu bringen, urter Bedingungen unternommen werde, welcke es foz f

promittircn könnten. Die Regierung wird Sie ersuen, es ibc ?

überlaffen, den günstigen Augenblick anzugeben und das nothwendi? F

Einvernehmen zwischen beiden Kammern vorzubereiten. L

Präsident der Kammer sagte Ihnen kür;lih, daß beute 1? volitise Vorga®

dics ist ‘nur natürlich Probleme, welche berübren, die Nation weniger lebhaft interessiren als Frag welwe ibre ecigensten großen Angelegenbeiten, ihre öffentli@s Finanzen, ihre Industrie, ibren Handel, das Loos ibt Wibciter, ihre militärishen Zustände und ihre internationalen 2 ziehungen betreffen, und daber wird cine Reihe von Gesetzvorlas® welche si auf diese großen Fragen beziehen, Ihnen zugehen, und r werden Sie ersuchen, sie je na der Dringlitkeit zu berathen. D Regierung wird die Berathung hierüber aufmerksam verfolgen wird stets die Lösungen, die am meisten dcn demokratisden Inter?! konform sind, unterstüßen; sie wird Ihnen einen Gesezentw::

über

i rel (Leipz. Ztg.) Auf Y Mittwoch, den 4. April, ist der Landtag des Fürstenthum N,

(W. T. 2) |

Genossenschaften unterbreiten, der nothwendg ift für Sie als Gesetzgeber wie für das Land, um eine definitive Regelurg der Beziebungen zwischen Kirbe und Staat berbei- zuiütren, bierouf wird die Einseßung der weltlichen Gerichts- barkeit für èie Kirde, wel@e von der französishen Revolution in- augurirt und von der dritten Repuktlik (wieder aufgenommea ift, ins Auge gefaßt werden müfsen. Die finanziellen Fragen werden alêëdann zu ibren Hauptbeschäftigungen gehören. Hoffen wir, daß beide Kammern reiflich das Budget der Legiëlaturperiode prüfen und witige Reformen dabei einführen werden, hauptsählich solche, die die Regelung der Getrönkesteuer und das Erbreckt betreffen. Wir werden den Senat um die Wiederaufnabme der Diskussionen über die Militärgcseße, welbe von der Kammer genehmigt find, ersu@en; es 1 zu bofen, daß eine Lösung dieser Frage um fo rascher erfolgen werde, als der Minister, welcher beauftragt ist dieselben vor jener Versammlunz zu vertheidigen, Vor- sigender der Kommission gewesen ist, welde die Prüfung bierüber beendigt bat. Die neue Organifaticn unserer nationalen Kräfte, die darin besteht, daß wir unsere Defensivmakregeln vermebren, cestattet uns ridt nur, uns der Acktung versidert zu balten, welhe man uns ichuldet sie ist auch cine Garantie für die Aufrechtbal1ung des Friedens, dem wir aufricktig zugctban sind. Rüsten wir uns alfo im äSnnern und nach Aufen bin zur Feter des rubmvollen bundertsten Fahrcêtages von 1789, zu dem Frankrei Gelehrte, Industrielle und Arbeiter der ganzen Welt eingeladen bat.

Die Kammer wurde dann bis 4 Uhr zur Wahl eines Präsidenten vertagt. a

Nach Wiederaufnahme der Sizung wurden bei der Wahl eines Präsidenten 390 Stimmen abgegeben. Hiervon entfielen auf Brisson 156, auf Clémenceau 116, auf Andrieux 113. Eine Stichwahl war daher nöthig. Das Resultat der zweiten Abstimmung stellte sich folgendermaßen: Clémen- ceau 169, Brisson 151, Dev:lle 37, Andrieux 10 Stimmen. Eine dritte Abstimmung ist demnach erforderlich.

4. April. (W. T. B.) Der Kriegs-Minister de Freycinet g

wird wahrscheinlich den General Warnet zum Chef des Generalstabes ernennen. Es verlautet, daß die Oppor- tunisten alsbald eine JFnterpellation über die allgemeine Politik des Kabinets in der Kammer einbringen würden. Von dert Journalen billigen nur die radikalen Blätter die Erklärung des Ministeriums an die Kammer. Das „Journal des Débats“ und die „République Française“ machen der Erklärung zum Vorwurf, daß sie die Demagogie aufmuntere. Der „Figaro“ hofft auf eine baldige Allianz der Rechten mit den Opportunisien.

Jtalien. Rom, 3. April. (W. T. B.) Der König ließ dem Minister-Präsidenten Crispi 40000 Fr. für die durch die jüngsten Uebershwemmungen in Deutschland Betroffenen zustelen. Der Summe war ein Schreiben des Ministers des Königlichen Hauses, Viale, beigefügt, in welchem der Wunsch des Königs aus- gesprochen wird: Deutschland seine Dankbarkeit auszudrüdcken für die vielfahen Beweise der Sympathie, welche die deutsche Nation bei den verschiedensten Gelegenbeiten für Jtalien be- kundet habe. Crispi übergab die Summe dem deutschen Botschafter, welcher ihn ersuhte, dem König im Namen der deutshen Regierung seinen Dank auszusprechen.

9. April, Abends. (W. T. B.) Dem „Fanfulla“ zu- folge sandte der König dem Reichskanzler Fürsten BismarckzumGeburtstage die herzlihsten Glü ckwün\che. Jn dem Glückwuns(hschreiben heißt es: der König ergreife diese Gelegenheit, um seine innigsten Wünsche für die völlige Wieder- genesung Sr. Majestät des Kaisers auszusprehen. Der Reichskanzler dankte für das Jnteresse, welhes ihm der König auch bei dieser Gelegenheit bekunde: es ge- reihe ihm das zu ganz besonderer Genugthuung. Es liege ihm ob, bei dieser Gelegenheit ausëzusprehen, ein wie großes Gewicht der Kaiser darauf leae, daß König Humbert wisse, wie dankbar er für diefen Freundschastsbeweis sei. Das Telegramm s{ließt: der Kaiser hoffe noch lange genug zu leben, um die Folgen eines Einvernehmens zu ver- wirklichen, welhem er stets die größte Wichtigkeit beigelegt habe und beilege. Auf die Glückwünshe Crispi's sprach Fürst Bismarck seine Genugthuung über die Freundschaft aus, die ihn mit dem Führer der italienischen Regierung verbinde, mit dem er in politisher Hinsicht voll- fommen übereinstimme, was nit nur für die beiden bethei- ligten Nationen und deren Zukunft ersprießlih sei, sondern auch für den europäischen Frieden. Crispi wird diese beiden Depeschen dem Ministerrath mittheilen.

_— 4. April. (W. T. B.) Nach Meldungen der „Agenzia Stefani“ aus Massovah ist . Nas Alula mit den Abessiniern in der Rihtung gegen Ghinda und Asmara abgezogen, und ist die Ebene von Sabarguma seit gestern fast vollständig geräumt. Es sei sicher, daß der Negus, welcher vorgestern in Ghinda übernachtete, den Rückzug angeordnet babe. General Marzano schäßt die Streitmacht der Abessinier auf 70 000 bis 80 000 Maun.

Türkei. Konstantinopel, 3. April. (Prag. Abdbl.) „Reuter's Bureau“ meldet: Der französische Botschafter Graf Montebello überreihte am Samstag der Vforte eine Note mit dem Jnhalt der Suezkanal-Konvention. Der Minister- rath wird sih am Mittwoch mit derselben beschäftigen.

Rumänien. Bukarest, 3. April. (W. T. B.) Das neue Kabinet ist in folgender Weise konstituirt: Rosetti, Präsidium und Jnneres; Carp, Auswärtiges; Ghermani, Finanzen; Prinz Stirbey, öffentlihe Arbeiten ; Alexander Marghiloman, Justiz; General Barßzi, Krieg; Majoresco, Unterricht und interimistisch Handel. Die verhafteten Depu- lirten Fleva, Philippesco und Castaforo wurden freigelassen.

_ Amerika. Washington, 3. April. (W. T. B.) Der Flnanzausschuß der Repräsentantenkammer hat, bevor er den Entwurf, betreffend Ermäßigung des Zoll- tarifs, der Kammer vorlegte, den Artifel desselben ge: strihen, welcher die Gewährung von Zucker-Export- Prämien untersagt. Die Berathung des Gesetzentwurfs in der Kammer dürfte, wie verlautet, in etwa 14 Tagen ihren Anfang nehmen.

Zeituugsftimmen.

Sa Die „National- Zeitung“ äußert über den Amnestie- aß:

Zur Würdigung des Umfangs und der Wirkungen des Gnaden- Erlaîfses rom 31. März wird vielfa& an die Amnestie vom 12. Januar 1861, nah der Thronbesteigung König Wilbelm's, angeknüpft, als ob diese Amnestie bisber die leßte gewesen wäre. Das ist indeß nit der Fall; cine sol&e wurde aud am-20. Sevtember 1866, am Vor- abend des Siegeckteinzugs, erlassen. Diese beiden Gnadenakte unter- schieden si von dem vom 31. März insofern, als sie politis bedeutsamer und umfangrei{er waren, als der soeben erfolgte, während diefer ver- moge Jeiner Ausdehnung auf ni{tpolitishe Uebertretungen und Ver-

geben jedenfalls einer erbeblid größeren Anzahl Personen Straf- milderung oder Straferlaß gewährt.

jeßigen nidt der Fall ist, aub Hob- und Landeéverrath. Im Jahre 1861 Tag tierin ibre bauptsäéliwe Bedeutung, denn cs wurde dadur den aeflüchteten Kompromittirten des Jabres 18483 die Rückehr in das Vaterland ermöglich{t; im Zusammenbang damit wurde auch den- jenigen Flücbtlingen, welhe s\ich der Verurtheilung durch Aus- wanderung entzogen batten, die Nückehr gestattet. Die politische Bedeutung der Amnestie von 1866 lag darin, daß dadurch der Verfafsungsstreit der Vergessenheit Gegenwärtig fomnte es sich nah Lage der Dinge niht, wie 1861 und 1866, darum handeln, das Siegel der Königli®en Gnade auf eine abgeschlofîsene Periode politisher-Kämpfe zu drüden; die politischen Verurtbeilungen, deren Wirkungen unterm 31. v. M. aufgehoben oder gemildert wurden, sind solwe. wie fie durch Ausschreitungen im öffentlihen Leben mebr oder weniger zahl- reih beständig berbeigeführt werden. Die Begnadigung von Hot- oder Landesverrath dagegen würde si gegenwärtig wobl aussch{ließlich auf den Verkauf von Staatsgeheimnisten an das Ausland und auf anariftische Unternehmungen bezogen baben; es wird allgemeine Zu- stimmung finden, daß solwe Begnadigungen nit erfolgt sind.

In den kurzen Bemerkungen, welhe wir am Sonatag nur noH ¡zu dem Amnestie-Erlaß masen konnten, wurde bereits bervorgehoben, daß er sich u. A. nit auf die Bestimmungen des Strafgefeßbubs beziebt, auf Grund deren in den leßten Jahren mebrfah Verurthei- lurgen wegen der gebeimen Agitation der Sozialdemokratie erfolgt sind. Das Glei®de gilt betreffs der Verurtheilungen und natürli®d auch der polizeilihen Maßnahmen auf Grund des Sozialistengeseßes, während die positiven Bestimmungen des Gnaden-Erlaïes, z. B. betreffs aller durch die Presse begangenen Delikte, si selbstverständli% au auf solche von sozialdemotratiscer Seite, erstreden. Ganz müßig ift die in der konservativen Presse aufgeworfene Frage, ob die Sozialdemokraten von der Amnestie, so weit sie davon betroffen werden, Gebrau maden werden. Die im Gnadenwege erlassenen Strafen bleiben felbstverständlich unvoll- streckt, gleihviel, ob die dazu verurtheilten Personen dics wünschen oder nicht.

Ueber die Amnestien von 1861 und 186 wähnt, die von 1888 hinaus, indem sie si auf alle Uebertretungen und auf alle die‘enigen Vergeben erstreckt, wegen welcher auf Geld- strafen bis zu 150 A oder auf Freibeitésiraîen bis zu 6 Wocen ertannt worden. Alles bier Gesagte aber bezieht fi nur auf Ver- urtbeilungen durch Civilgerihte. In den Eclassen von 1861 und 1866 waren Begnadigungen betreffs ¿ècr Verurtbeilungen durch Militärgerihte auëdrücklich auf den Antrag der betr. militärischen Bekbörden vorbektalten. Der Erlaß vom 31. März entbält nichts Derartiges; möglicherweise find in dieser Beziehung besondere An- ordnungen ergangen. Au ob ein spezieller Gnaden-Erlaß des Kaisers für Elsaß-Lothringen beabsichtigt ist, steht noch dahin.

Die „Deutsche volkswirthshaftlihe Cor- respondenz“ schreibt über die Geburtstagsfeier des Reichs3- kanzlers:

Ein feltsamer Zufall fügt es, daß in diesem Iahre das Fest des dreiundsicbzigsten Geburtstages des Reichskanzlers Fürsten von Viämarck mit dem Tage der Auferstekung Christi zusamméenfällt. Ein ungewöbnlih strenger Winter iît überstanden, mit dem Erwaten der Natur, mit den ersten Strahlen ciner wärmeren Früblingssonne sind nit nur Swnee und Eis binwegges{molzen worden, auc das Elend und die bange Sorge wadten ißre Herrshaft weniger {rof geltend und werden von neuen Hoffnungen in den Hintergrund gedrängt. Gerade der Monat März ftellte sih in diesem Jahre mit allen Attri- buten der strengsten Winterzeit ein, in einer Weise, wie dies in dei allerseltenften Fällen zu gescheben pflegt. Und für Deutshland war dieser Monat ein ganz besonders s{merz;liber; eben in diesem scnît der Freude und der Verebrung für den geliebten Herrscher gewidmeten Monat ercilte uns der Tod des greisen Kaiters Wilbelin, und, wie die Natur neuerli® in Erstarrung und Nacht versunken war, so trauerten die Herzen des gesammten deuts{en Volks, trüber Abnungen voll, um den Dabingeschiedenen. Allein mit dem Vers@winden der winterliden Landschaft, mit dem Beginne des Srüblings ift auch in unsere von Trauer und Sorgen erstarrten Gemüther der Strahl neuer Hoffnung gedrungen.

übergeben werden follte.

wie {on er-

A E 6 gedt,

Kaiser Friedri,

der glorreihde Sobn des großen Verstorbenen, hat die Zügel der Regie- rung mit kräftiger Hand ergriffen, und seine ersten Regierungs- bandlungen baben dem deutshen Volke gezeigt, daß er die Wege nitt zu verlassen gedenkt, auf denen der in Gott Ents{lafene das dur gewaltige Anstrengungen wieder aufgekihtete Deutsche Reich nad Außen wie nach Innen gefestigt bat.

Und seine erste wahrhaft erhebende That auf deutsbem Gebiet war jene That der Pietät und der Gerechtigkeit, welde si gegen den ersten und treuesten Diener des verstorbenen Kaisers, den von der Verebrung und Liebe des gesammten Volkes getragenen Staatsmann, den Reicbékanzler Fürsten von Biêmarck wendete. Mebr als fünf- undzwanzig Jahre einer ununtertrochenen Arbeit, eines largen Kampfes gegen Parteipolitik und Sonderinteressen sind dem ersten Staats-Minister Preußens und dem Kanzler des Deutschen Reichs unter dem?Hoteligen Kaiser Wilbelm dahingegangen, fünfundzwanzig Jahre, während welcher Zeit dem großen Staatsmanne bei noch unabgeschlosscnem Wirken widerspruchélos die Unsterblichkeit zuerkannt wurde. Und nat dem Tode des greisen Heldenkaisers zaudert der Dreiundsiebzigjährige keinen Augenblick, die Rube und Bequemlichkeit des Alters zu opfern, sein Leben und seine geistige Kraft dem erhabenen Sobne des Verstorbe- nen in aller Ebrfurcht zur Verfügung zu stellen, wiederum mit aller Macht gegen reicsfeindlihe Sonderinteressen zu kämpfen, das Reihs\chif nach Außen hin durh die aufgeregten Wogen in den sicheren Hafen zu rettcn und alle jene zu vertreten, welWe biéher der inneren Konsolidirung des Reichs zum Segen und Nutzen gereiht baben. Und darum dürfen wir denn das Geburtéfest des Reichskanzlecs und das Oiterfeit mit doppelter Freude und Genugtbuung feiern in dem frohen Ge- danken, daß Kaiser Friedri sich nit minder Eins weiß mit seinem ersten Diener, wie es zu Kaiser Wilbelm's Zeiten gewesen, und in der Hoffnung, daß das deutswe Volk noch viele Jahre sih des Zu- jammenwirkens des Herrscbers und des großen Staatsmannes zum Heile des Reis und zum Vortheil des Volks erfreuen werde. Aler- dings, es ist nit zu leugnen, niemals als eben jeßt haben die Vertreter der allezeit bereiten Opposition sid so sehr als Gegner derjenigen Politif entpuppt, welbe mit dem verstorbenen Kaiser durd den Reitékan;ler Fürsten von Bismarck zur Auétfübrung gelangte, niemals baben sie offener ibre Ansicht dahin auëgesprohen, daß ein vollkommener Svystemwrechsel ihnen das einzige Mittel ersheine, um von nun an die politishen wie wirtbschaftliden Geschicke des Reichs zu fördern. Jns- besondere aber was die wirthschaftliben Grundsäße anbelangt, so glaubten jene Herren ten Zeitpunkt für gekommen, dem Reich wiederum die Rolle des Nahtwätters zuzuerkennen, im Uebrigen aber dem Individuum freie Hand zu lassen, dem na ihrer Ansicht keinerlei Pflichten gegen das Staatêwesen obliegen, wenn cs nur von Ver- gebungen fi fernbält und seinen Steuerbeitrag entrihtet. Es ift auffallend, wie gerade ieg! derartige Bestrebungen sich kükn an die Oeffentlichkeit wagen; allein es ist noch auffallender, daß troß alle- dem der Indifferentiémus in denjenigen Kreisen, welhe Grund baben, solchen Bestrebungen gegenüber sich zu verbinden, nicht weit, daß diese Kreise es gehen lafsen, wie Gott es will, obne zu bedenken, daß sie durch ein solhes Verbalten der praktisceu Wirthschaftêpolitik die Erringung des Sieges wesentlich er- schweren. Angesichts solch' mädhtiger Gegner, die sich ja auch als Feinde unseres großen Staatsmannes entpuppt haben, ist es nit genug, gewollt zu Pben, doppelt nothwendig wird ein enges Zu- jammens{ließen, ein gegenseitiges Unterstüßen all’ jener Elemente, die dur dieselben Grundsatze verbunden sind, dies umsomehr, als unsere Widersacher zweifellos dabin bestrebt sein werden, die Erreichung der Ziele, welche die berrschende Wirths&aftspolitik anftrebt, mit vereinten Kräften zu verhindern.

Die Amnestien von 1861 und 1866 umfaßten, was bei bem | er e die Dampfschiffahrten zwischen Warnemünde tab HLULE L LHGD i 711 M E | bi

Institutionen

Verkehrs - Anstaltea. Berlin, 3. April. (W. T. B.) Amtliben Nat#ri§Ÿten zufolge

“. und Gjedser wegen Eises wieder eingestellt. E

London, 3. April. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Roman“ ist am Sonntag auf der Heimrei'e von Southampton abgegangen, und der Castle-Dampfer „Methven Caftle“ ift beute auf der Ausreise in Capetown angekommen, der Damvfer „Havarden Castle“ hat beute auf der Ausreise Madeira paffirt.

Chicago, 3. April. (W. T. B) Die Bediensteten der Eisenbabnen, deren Mittelpunkt Chicago ist, fabren fort, dem Verkehr aur der Chicago-Burlington-Quincy-Eisenbabn Hindernisse zu bereiten; von mehreren Strecken werden Gewaltakte der strikenden Babndbediensteten gegen diejenigen gemeldet, welche die Arbeit fortsetzen.

Theater und Mufik.

Das Wallner-Theater war an den Feiertagen auf allen Plâäten ausverkauft. Der von Moser - Thun’se vieraktige Schwank „Die Amazone“ erbielt das Publikum in der animirtesten Stimmung. Sowobl das Stück als auch die Darstellung fanden eine so überaus beifällige Aufnahme, daß die Repertoiredauer der Novität bis zum Séhluß diefer Saison gesiVert ersceint.

Am zweiten Oftertage veranstaltete Fel. Wilbelmine Tremelli, ein Mitglied der italienis&en Oper in London, im Kroll’sch{en Tbeater ein Concert, zu welchem si nur eine kleine Zahl von Zubörern eingefunden batte, welches aber eine größere Tbeilnabme des Publikums wobl verdient bätte. Frl. Tremelli ift eine Sängerin, die über eine ganz ungewöhnliche Kraft der Stimme verfügt. Die Dame besißt einen tiefen, mäßtigen Alt, der durch die Fülle des Tons überrascht und zuweilen fast zu stark für den Saal ersien. Die warme Klangfarbe des Organs, die erakte Sculung und künstleris®e Durcbildung derselben kamen besonders in der italienischen Arie aus Donizetti's „Favoritin“ und im Trinklied aus der „Lucrecia Borgia® vortrefflich zur Geltung. In den Liedern, welhe die Künstlern in deutscher Spratbe sang, konnten ibre glänzenden Mittel nicht voll ibre Wir- fung tbun, vielltiidt weil es an der wahren Vertiefung der Empfin- dung fehlte. Neben Frl. Tremelli wirkte in dem Concert Frl. Leonore Buff mit, welche dur den ges{ickten Vortrag zweier Soli sich als auêégezeichnete Harferistin bewies. Namentlih fand die Obertbür'she „Feenlegende“ allfeitigen und woblverdienten Beifall. Hr. Berger trug einige Klavierstücke vor, wokl rur in Vertretung eines aus- gebliebenen Violinisten und obne auf den Charakter eines Virtuosen Anspru zu erbeben.

Hr. und Fr. Feininger veranstalten am Donnerstag, den 5. Avril (77 Uhr) im Saale der Sing-Akademie unter Mit- wirkung der Herren H. Hasse (Violine), Ad. Müller (Viola) und Friedri Koch (Cello) eine musikalische Abendunterhaltung; zu derselben Zeit im Hôtel de Rome der Pianist Hr Ioseph Neugebauer unter Mitwirkung der Concertsängerin Frl. Olga Sillem sowie des Violinvirtuosen Hrn. Henrv Herold cin Concert.

Am Freitag, d. 6. April (74 Ubr) findet das leßte (Y.)Phil- bharmonischeConcert unter Leitung von Dr. Hans vonBülow in der Philharmonie statt. Das Programm lautet: l) Ouv. Egmont, Beethoven. 2) Klav.-Conc. H-moll, Hummel. 3) a. Lustspiel-Ouv., neu, Taubert, b. Fantastiser Zug (Orch.), Mos;kowsfi. 4) a. Andante favori, b Variat. C-moll für Klavier von Beethoven. 5) Sinf. C-moll, Brabms. 6) Auf Wunsch „Meistersing.-Vorspiel“ Wagner. (Solist: Hr. Hans von Bülow.)

Mannigfaltiges,

Przußische Klassenlotterie, (Ohne Gewähr.) __ Bei der gestern fortgesezten Ziehung der 1. Klasse 178, Königlih preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags-Ziehung: : S : 2 Gewinne von 1500 f auf Nr. 79978. 121 361. 2 Gewinne von 300 M auf Nr. 70 799, 157 617.

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 1. Klasse 178, Königlich preußischer Klassenlotteriz fielen in der Vor- mittags-Ziehung:

1 Gewinn von 15 000 # auf Nr. 5834.

1 Gewinn von 5009 M auf Nr. 16 591.

1 Gewinn von 1599 M auf Nr. 181 970.

2 Gewinne von 590 auf Nr. 121075. 156 156.

2 Gewinne von 300 auf Nr. 145 330, 165 350.

Die Gedächtnißfeier zuEbren Bernbard von Langen- beck's, welce gestern Abend in der Philharmonie von der Berliner Medizinishen Gesellsaît und der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie veranstaltet war, gestaltete si6 zu einer großartigen Ovation für den beimgegangenen Gelehrten. Der Saal trug ernsten SbmuX. Auf der Bühne schaute vom sckwarzen Seckel berab die Koloalbüte des Gefeierten, umgeben von cinem Wald erxotisber Gewähse. Vor der Büste stand die {warz drapirte Rednertribüne, mit vergoldeten Palmnenwedeln und einem Hyaurtbenkranz, der Ebrengabe der Groß- ber:ogin von Baden, ges{mückt. Mätbtige s{warze Vorbänge {loffen den Bübnexraum ab. Eine überaus zablreie illustre Versammlung füllte den Saal. In Veriretung der Deutsben Fürsten ersBien der Groß- berzog von Baden, Derselbe nabm in der großen König®loge Pla. Die Civilbehörden waren dur die Minister v. Goßler, Dr. Lucius und v. Friedberg, durch Unter-Staatssekretär Lucanus, Ministerial- Direktor Greiff u. A. vertreten. Von hoben Militärs sab man den Kriegs-Minister Bronfart v. Schellendorf, den kommandirenden General des Garde-Corps v. Pape, den Stadtkommandanten von Berlin, Graf Stblieffen, den General-Quartiermeister v. Waldersee, General v. Rauch u. A. u Seiten der Rednertribüne nabmen die Vorstandêémitglieder, im Saal die übrigen Mitglieder der beiden Gesellsaften Play. -Alles, was Namen und Ruf au! dem G-:biet der deutschen Medizin und Chirurgie besitt, war ersHienen, wir nennen nur die Berliner von Helmbolt, Dubois-Revmond, Bardeleben, Lieb- rei, Zeller, Hirs, Waldever, Gerhardt, Ko, Esmarc aus Kiel, Thiersh aus Leipzia, König aus Göttingen, Trendelenburg aus Bonn. Die Ebrenpläße vor dem Podium waren der Familie des Heim- gegangenen eingeräumt. Hier batten der Sobn Major von Langenbeck und die beiden Tötter, die Gräfin Hardenberg und Frau von Bode, mit den übrigen Verwandten Platz genommen. Die Galerie war von ¿ablreichen Damen besezt. Die Sänger der Königlichen Hodschule für Musik eröffneten die ernste Feier mit Mendelssobn's stimmungsévollem Sang: „Sahst Du ihn herniederschweben“. Alsdann betrat Prof. von Berg-

‘trauernd vor dem Grabe seines größten Kaisers.

mann die Tribüne, um Langenbeck's Verdienste mit begeisterten Worten zu würdigen. Er ecinnerte daran, daß Langenbeck 22 Iabre bindurh Vorsißender der Berliner Medizinishen Gesellschaft gewe'en, daß er 34 Jahre an_ der Spitze der Berliner chcirurgishen Universitätéklinik gestanden, daß seiner Anregung vor Allem die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie ibre Entstehung verdankt. Erwar, fo ungefähr führte Redner aus,

* keiner jener Denker und Entdecker, welche dur neue Ideen neue geistige Be-

wegungen {ufen oder ungeahnte Schätze der Wissenschaft erschloffen, er war es aber, der der deutshen Chirurgie ein eigenartiges Gepräge aufdrüdte, ibr eine neue Epoche ebnete. Noch stebt Deutsbland r n Gr Was dieses

fühnes Wollen im Sturm der S{blatten errungen, das, Le außen fo boch emporgeshofsen, auch innen zum Wachsen und Gedeiben zu bringen: dieser Aufgabe der Zeit- genossen Kaiser Wilbelm's is Langenbeck auf seinem Arkbeits- felde getreulib nagekommen. Ibm dankt es die deutsche Chirurgie, daß sie nicht binter den deu!sGen Waffen zurückblieb. Der