1888 / 95 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Apr 1888 18:00:01 GMT) scan diff

E oi is Sin 0%

an gp

|

gz ¿4 “7

bereit zu halten. Die Zubereitung dürfte am besten durch

Apotheker erfolgen. Die Materialien sind sehr billig und

selbst in kleinen Städten fast überall vorhanden oder do

leiht zu beschaffen.

Der gebrannte Kalk wird als Kalkmilh oder als Pulver angewandt. Erstere wird in der Art hergestellt, wie die Maurer es zum Tünchen der Wände zu thun pflegen, jedo ist diese Tünche etwas konzentrirter zu machen, als es zu leßterem Zweck nothwendig is. Das Kalkpulver wird durch Zerkleinern von gebranntem Kalk bereitet. Zur Des- infektion der Wände und des Fußbodens wird am besten die Karbolsäure-Mischung benust, ebenso zum Desinfiziren des in den Kellern nah dem Auspumpen und Ausschöpfen etwa übrig bleibenden Wassers. Jm leßteren Fall wird auf 20 Theile des vorhandenen Wassers etwa 1 Theil der Karbol- säure-Mischung zu nehmen sein.

Die Wände werden mit der Mischung reihlich (mittelst Pinseln, Lappen oder dergleichen) angefeulhtet, die Dielen mit derselben geieiiètt

Jst von den Wänden vorher der Abpugzz entfernt worden, so ift die Kalktünche zu benußen, wodurch der Geruch der Karbolsäure (der übrigens bei der Mishung kein sonder- lih starker ist) vermieden wird. Auch zur Desinfektion der Kellerwände is die Karbolsäure - Mishung, wenn die Keller jedoh zur Aufbewahrung von Nahrungs- mitteln, namentlich von Milch, benüßt werden sollen, die Kalk- tünhe anzuwenden. A Desinfektion des in den Kellern nah Beseitigung des Wassers zurückbleibenden Schlammes ist das Kalkpulver besonders geeignet, welches zu einem Theil auf 20 Theile Shlamm auf leßteren zu streuen ist.

Die Austrocknung der Wände ist in der jezigen Jahreszeit am Tage (wenn es nit gerade regnet) durch energische Lüftung mittelst Offenhalten der Fenster und Thüren zu bewirken. Zur Beschleunigung derselben sind Nachts die heizbaren Räume stark zu heizen, wobei ein oberer Fensterflügel und die Thür offen zu halten ist. Lettere find zu schließen, um eine stärkere Erwärmung des Raums zu erzielen, wenn derselbe mittelst einer im oberen Theil der entsprehenden Wand herzustellenden Oeffnung sich mit einem geheizten Schornstein in Verbindung fezen läßt, wodurch die erforderliche Ventilation bewirkt wird.

Sehr zu empfehlen ist statt der Heizung der Oefen au die Anwendung großer eiserner Körbe, in denen Koks verbrannt werden, ein Verfahren, welhes am Rhein seiner Zeit ganz allgemein und mit gutem Erfolg angewandt worden ijt. Hierbei sind die Dielen des Fußbodens mehrere Centi- meter hoh mit reinem Sand zu überdecken und der Kokskorb ist die Wände entlang allmählih von einer Stelle zur anderen zu rücken. Der Sand, welcher die Dielen vor dem Anbrennen bewahrt, erwärmt ih stark und befördert zugleih das Austrocknen des ¿Fußbodens. Jn niedrigen Räumen kann es nothwendig werden, die Decke durch ein über dem Kokskorbe anzubringendes Eisenblech vor zu starker Erhizung u shüßen. Die Anwendung der Kokskörbe wird in der

egel polizeilih überwaht werden müssen.

ZU bemerken is noch, daß niht nur der Raum, in welchem die Körbe in Anwendung stehen, sich mit Kohlendunst füllt, sondern der leßtere auh unter Umständen durch die Decke in darüber gelegene Räume eindringen und hier, falls sich Menschen in denselben befinden würden, Kohlenoxryd- Vergiftungen veranlassen könnte, wie dies am Rhein beobachtet worden ist. . ;

Wenn das in Beziehung auf die sanitären Verhältnisse der Wohnungen Erforderlihe in der unmittelbar nah der Uebershwemmung herrschenden Nothlage niht überall wird auëgeführt werden können, so kommt in Betracht, daß die Schädigung der Gesundheit in Folge der zu frühen Wieder- benußung der Häuser zum großen Theil allmählich, im Laufe von Wochen und Monaten erfolgt und sih zunäßst mit der Dauer der Zeit steigern kann. Es ist daher nothwendig, nah einiger Zeit, wenn die erste Noth abgewandt ist und die Ver- hältnisse sich im Ganzen wieder einigermaßen geordnet haben, unter Heranziehung der Sanitäts-Kommissionen sanitäts- polizeilihe Revisionen der Wohnungen, welche überschwemmt gewesen sind und namentlich derjenigen, welche darauf vorzeitig in Gebrauch genommen werden mußten, aus- führen zu lassen, damit dann noch natträglih die sih als nothwendig ergebenden Maßnahmen zur Verbesserung der vorgefundenen Mißstände getroffen werden. Die etwa erfor- derlihe Räumung von ohnungen wird alsdann voraus- sihtlih leichter zu bewerkstelligen sein.

_Was die Brunnen betrifft, so ist nah den bisherigen Erfahrungen anzunehmen, daß die sog. Abessynischen Brunnen unter dem Einfluß der Uebershwemmung in der Regel nicht leiden und fortgeseßt zu benugen sein werden. Die Wieder- herstellung der Pumpbrunnen erfolgt durch mögli{st voll- ständiges Auspumpen und Reinigen der Kessel , welche ran mit dem Kalkpulver zu desinfiziren sind. Die Schöpf- runnen werden thunlihst ausgeshöpft und alsdann wird in dieselben eine mäßige Portion Kalkpulver oder auch gebrannter Kalk in gröberen Stücken geshüttet. Zeigt sich nah wieder erfolgter Ansammlung des Wassers dasselbe (von Kalk) erheb- licher getrübt, so ist das Auspumpen bezw. Ausschöpfen noch einmal zu wiederholen.

Auch nat erfolgter Verbesserung der Brunnen empfiehlt es sih, das Wasser derselben zum Trinken, Kochen und zum sonstigen häuslichen Gebrau eine Zeit hindur nur zu be- nugen, nachdem es vorher aufgekoht worden. Das Aufkochen ist unbedingt nothwendig, wenn zu den gedahten Zwecken das Wasser verunreinigter Brunnen in Folge obwaltender Noth- lage vor erfolgter Reinigung derselben benußt werden muß.

Dem Zustande der Abtrittsgruben is, nahdem die- selben entleert sind, die erforderliße Beachtung zu schenken, da sie .in ihrem baulichen Zustande in Folge der Ueber- shwemmung leiht Schaden gelitten haben können, welcher ausgebefsert werden muß, um sih daraus für die Folge [eicht ergebende sanitäre Mißstände zu verhüten und namentlich be- nahbarte Brunnen vor Verunreinigung durch aussickernde Kothflüssigkeit zu {hüßen. Liegt ein Brunnen sehr nahe an einer Kothgrube, so ist leßtere zu entleeren, bevor das etwa nothwendige Auspumpen oder Ausshöpfen des Brunnens vor- genommen wird.

Deffentliche Anstalten, wie Schulen, Waisenhäuser, o P rie Ves ler, Krankenhäuser und ähnlithe erhei- schen, falls sie der Uebershwemmung El gewesen waren, eine besonders sorgfältige Behandlung. enn sie wegen ihrer Ueberschwemmung außer Benuzung gesetzt, bezw. ge- räumt werden mußten, müssen sie geshlossen bleiben, bis der Zustand derselben nad sachverständigem Gutachten keine Be-

Untersuchung derselben Art wie sie in Vorstehendem für die Wohnungen als zweckmäßig bezeihnet worden ist, ift für die übershwemmt gewesenen öffentlihen Anstalten unumgäng- lih nothwendig, sofern an denselben nicht besondere Aerzte angestellt sind, denen es obliegt, die gesundheitlihen Verhält- nisse zu überwachen. :

amit die Behörden für die auf die Ueberschwemmung folgende Zeit über den Gesundheitszustand der Bevölkerung in den übershwemmten Distrikten genügend unterrichtet er- halten werden, um namentlich beim Auftreten ansteckender Krankheiten oder sonstiger Epidemien rehtzeitig eingreifen zu können, werden die wegen Anmeldung derartiger Krankheiten bestehenden Vorschristen erneut einzushärfen und besonders streng zu handhaben sein. Von besonderer Wichtigkeit sind in dieser Beziehung der Typhus, die Ruhr und die Diphtheritis. .

Indem ich Ew. Excellenz ganz ergebenst ersuche, sofort vorstehende Verfügung zur Kenntniß der betheiligten Behörden und Personen zu bringen, au das sonst Erforderliche in der Sade gefälligst zu veranlassen, bemerke ih zugleih, daß von denjenigen Geldern, welche voraussihtlih zur Verfügung ge- stellt werden, ein entsprewender Antheil wird verwendet werden können, um die Gemeinden der von der Ueber- {wemmung heimgesucten Distrikte bei der Ausführung der nothwendigen sanitären Maßnahmen, deren Umfang \ih auf alle angeregten Punkte zu erstrecken hat, in angemessener Weise zu unterstüßen. Berlin, den 9. April 1888.

E Der Minister

der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten. von Goßler. An die Königlichen Ober-Präsidenten der Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Posen, Brandenburg, Sthlesien, Hannover.

Nichtamlkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. April. Se. Majestät der Kaiser und König maten heute in der Mittagsstunde mit Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin eine Spazierfahrt nah dem Grunewald.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern früh 73/, Uhr, begleitet von dem persönlichen Adjutanten, zu Pferde nah dem Tempelhofer Felde, um dem Exrerziren der Bataillone des 2. Garde- Regiments z. F. beizuwohnen.

Nach erfolgter Rücktkehr von dort nahm Höchsiderselbe gegen 111/, Uhr zahlreihe militärishe Meldungen entgegen.

Um 1 Uhr Mittags fuhr Se. Kaiserlihe Hoheit nach Potsdam und wohnte daselbst den Besichtigungen der Escadrons des Garde-Husaren-Regiments bei.

Gegen 5 Uhr traf Höchstderselbe wieder in Berlin ein und empfing noch auf dem Potsdamer Bahnhof den Grafen Herbert Bismarck sowie demnächst im Schlosse den Chef des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Rath von Wilmowski, und später den Königlih sächsishen Gesandten, Grafen Hohenthal, und den Königlih sähsishen Militär-Bevoll- mächtigten, Oberst-Lieutenant von Schlieben, welhe Sr. Kaiser- lichen Hoheit ein Handschreiben Sr. Majestät des Königs von Sachsen überreichten, in welchem Allerhöchstderselbe Sr. Kaiserlichen Hoheit die Ernennung zum Chef des 2. Grenadier- Regiments Nr. 101, „Kaiser Wilhelm“, mittheilte.

Jhre Kaiserlihe und Königlihe Hoheit die Kronprinzessin begab Sich gestern Mittag um 12 Uhr mit Höchstihren Söhnen zu Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta nah dem Kaiserlihen Palais.

__ Um 2 Uhr unternahm Jhre Kaiserlihe Hoheit gemeinsam mit Jhrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Schweden eine Spazierfahrt nah dem Thiergarten und Schloß Bellevue. Demnächst stattete Höchstdieselbe Jhrer Königlichen Hoheit der Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen einen längeren Besuch ab und empfing um 4?/, Uhr die Gräfin Oriola.

Die vereinigten Aus\{hü}e des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Berkehr, sowie der Auss{huß für Zoll: und Steuerwesen hielten heute Sigzungen.

In der heutigen (41.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welher der Vize-Präsident des Staats- Ministeriums, Minister des Jnnern von Puttkamer, der Minister der öffentliGen Arbeiten von Maybach, der Minister für Landwirthschaft u. s. w. Dr. Lucius, der Finanz-Minister Dr. von Scholz und mehrere Kommissarien beiwohnen, führt der erste Vize-Präsident Abg. Freiherr von Heereman den R Derselbe theilt mit, daß Se. Majestät der Kaiser und König von der vom Hause am 20. v. M. beschlossenen Adresse unterrichtet, das lebhafte Bedauern zu erkennen ge- geben habe, in Rüdsiht auf Allerhöhstdero Gesundheitszustand darauf Verzicht leisten zu müssen, das Präsidium des Hauses zur Entgegennahme der Adresse persönlich zu empfangen. Dem Allerhöchsten Befehl entsprechend, sei daher die Adresse Sr. Majestät durch das Königliche Sofia dallaint übermittelt worden. Se. Majestät haben Allergnädigst geruht, von dem Inhalt der Adresse mit großem Jnteresse Kenntniß zu nehmen und den ausdrüdcklichen Auftrag dahin zu ertheilen, Allerhöchst- deren Dank für die darin kundgegebenen Gesinnungen der Treue und Liebe dem Hause auszusprechen.

Das Andenken des am 24. März verstorbenen Abg. von Jarochowski ehrt das Haus dur Erheben von den Sizen. Datauf macht der Vorsitzende davon Mittheilung, daß seit der leßten Plenarsißung der Geseßentwurf, betreffend die Aus- übung des dem Staat zustehenden Stimmrechts bei dem An- irage wegen Aufnahme einer weiteren Prioritäts - Anleihe der Westholsteinishen Eisenbahngesellschaft, der Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung eines Amtsgerichts in Gnadenfeld, der Gesegentwurf, betreffend die Abänderung von Amts- gerihtsbezirken, und der Gesegentwurf, betreffend die Heranziehung der abriken u. \. w. mit sd lig für den Wege- bau in der Provinz Westfalen, eingegangen seien.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Be- rathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Res gulirung der Stromverhältnisse in der Weihsel

denken mehr bietet. Eine nahträglihe sanitätspolizeiliche

Finanz-Minister Dr. von Scholz erklärt, vo Vertagung des Hauses die Negierung den Abänderun! Kommission nicht habe zustimmen können. Die traurigen G. eignisse, die inzwischen eingetreten, ließen aber au nat jy Auffassung der Regicrung eine erneute Erwägung der I, gelegenheit angezeigt ersheinen, obwohl es s\ich dabei ni um eine Nothfiandsvorlage handele, die in nicht allzu lane Zeit gesondert an das Haus kommen werde. Es werde rechtfertigt sein, auch bei dieser Vorlage in etwas weiter Maße die Hülfe der Gesammtheit eintreten zu lassen, ohne jene Ereignisse gerehtfertigt gewesen sein würde. Unty diesem Gesichtspunkte sei die Staatsregierung bereit, die Vor. lage nah den Vorschlägen der Kommission zu acceptiren.

Vize-Präsident Abg. Freiherr von Heereman \hlägt rve den Gegenstand von der heutigen Tagesordnun abzuseßen.

Abg. Riert ist damit einverstanden, daß die Vorlay heute niht im Detail zur Berathung komme, hält aby eine generelle Diskussion der in Betracht kommens Fragen im Plenum vor der E Berathy in der Kommission für angezeigt und beantragt: das Hau der Abgeordneten wolle beschließen, mit Rüfsicht auf Ende März eingetretenen Uebershwemmungen und die dadur etwa gebotenen Veränderungen der Vorlage diese an du Kommission zurüczuverweisen. Die Regierung scheine aus nah den traurigen Ereignissen materiell in Bezug auf du Vorlage keine Veränderung für nöthig zu halten. Die P völkerung der betroffenen Gegenden sei aber anderer Meinune namentli sei man dort zweifelhaft, ob die Regierung Ref gethan habe, die Coupirung der Nogat bei Seite zu schieben. J Kommission würde auch nochmals prüfen müssen, wie weit du vom Unglüc bekroffenen Gegenden jeßt im Stande seien, di nah den bisherigen Kommissionsbeshlüssen gestellten finor: ziellen Forderungen zu erfüllen. Jm Jnteresse eines Theil; jener Gegenden sei auch eine Erklärung wünschenëwert welhe Schritte die Regierung in allernäthster Zeit zu thx gedenke, um die Gegenden von dem Wasser, soweit als irgen; möglich, schnellstens zu befreien.

Abg. Freiherr von Minnigerode erkennt mit Dank Wohlwollen der Staatsregierung gegenüber dem Kommissier vorshlage an. Die eingetretenen ganz unerhörten Kalar. täten legten es aber nahe, das bisherige Projekt einer - neuten Prüfung zu unterziehen. Es sei zu erwägen, ob du Beitragsfähigkeit eines Theiles der Betheiligten Anforderungen der Kommission zu genügen im Star sei und ob nicht mit Rüfsiht auf die elementar- Ereignisse auch das Projekt bezüglich der Nogat einer Reviie: bedürfe. Alle diese Verhältnisse hätten allerdings bis heutigen Sißung nicht klargestellt werden können ; gleihmwed! shließe er sih dem Antrag Rickert nicht an; der Gegenstan) werde sih in wenigen Tagen auf die Tagesordnung stel: lassen, nachdem vorher eine Verständigung erzielt sei.

Abg. von Grothe lenkt die Ausmerksamkeit auf die El überschwemmungen und bittet um Berücksihtigung der t: tigen Nothstände.

Abg. von Dziembowski hält es als Vorsißender d Kommission für wünschenewerth, daß die Kommission durt eine generelle Besprehung im Plenum mit diesem in éinx gewissen Fühlung bleibe. Erst nahdem die Abgg. aus V preußen hier eingetroffen seien und Auskunft über den Not stand im Hause gegeben und die Regierung Stellung & nommen haben würde, könne die Kommission in die rathung des Gegenstandes eintreten.

. Abg. Rickert zieht seinen Antrag zurück, da der Zre! deéselben erreicht fei, nämlih zu konstatiren, daß das Hau in Bezug auf die Vorlage anderer Meinung sei als die #& gierung.

Abg. Dr. Freiherr von Scorlemer: Alt hält eine Plenc: berathung vor der nohmaligen Prüfung der Vorlage du die Kommission für nothwendig, damit die Kommission är gewisse Direktive erhalte. Eine Uebereilung der Sache nir nicht am Play. Es empfehle \sich auf die mit den Verbil: nissen vertrauten Männer, die noch nit hier anwesend sti, zu warten.

Die Vorlage wird von der Tagesordnung abgeseßt,

Es folgt die erste Berathung des Gesezentwurfi betreffend die Erweiterung der Stadtgemeind: und des Stadtkreises Harburg. Auf Antrag des Az L wird derselbe an die Gemeindekommission verwiesen.

er Gesetzentwurf, betreffend die Verfassun: der Realgemeinden in der Provinz Hannover, nach kurzer Diskussion an die um 7 Mitglieder zu verstärk:! Agrarkommission. i

Der Gesezentwurf, betr. die Vereinigung d: Landgemeinden Geestemünde undGeestendorf, ri? der Kommunalkommission überwiesen.

Schluß 121/, Uhr.

Dem Hause der Abgeordneten sind Seitens d Ministers der geisilichen 2c. Angelegenheiten, Dr. von Geél f in Ergänzung der dem Bericht der X. Kommission zur berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Erleichterung d tolfêsshullasten 2c., vom 2. März d. J., als Anlagen 1 und? beigefügten Zusammenstellungen, zwei neuere Zusammt?: stellungen über zur Zwangsvollstreckung über: wicsene Nückstände an Schulgeld bei öffentli! Volksschulen zugegangen.

Wegen Nöthigung (8. 240 Str.-G.-B.) is nd einem Urtheil des Reichsgerichts, 11. Strafsenats, 1 17. Januar d. F., auch Derjenige zu bestrafen, welcher tin! Anderen widerrehtlich dur eine gegen eine dritte Per107 namentlich gegen Angehörige des zu Nöthigenden, verü? Gewalt oder Bedrohung zu einer Handlung, Duldung Unterlassung nöthigt.

Eine Berufsgenossenschaft, der für einen bis zum 1. Ar 1887 im Jnlande geführten, alsdann aber hier eingeste Betrieb ein Kautionsbetrag, sowie Genossenschaftsbeilräs! geshuldet wurden, glaubte die zwangsweise Beitreibung die Fa Schuldbeträge- im Verwaltungswege von der betreffenden p: ländishen (österreihishen) Verwaltungsbehörde des S zeitigen Wohnortes der zahlungspflihtigen Unterneh des früheren inländishen Betriebes beanspruchen F können. Hierzu kann indessen, wie dem Genossens? voritande Seitens des Reichs - Versicherungsan? (Nr. 512) unter dem 4. Dezember v. J. eröffnet worden ® die aueländishe Verwaltungsbehörde, in E EN eine bezüglichen völkerrehtlihen Vereinbarung, nit als verpfliätt erachtet werden. Ein auf §. 74 des Unfallversicherungége® gestüßtes Ersuchen an diejenige inländishe Verwaltun

und Nogat.

behörde, in deren Bezirk der betreffende Betrieb seiner geführt worden ist (vergleihe „Amtliche Nachrichten“ 1?

, 122 Ziffer 316 Schlußsaß), würde nur dann zum Ziel bäite 122 B wenn geeignete Gegenstände der Zwangsvoll- | i im Jnlande vorhanden sind. i

_— Der Kaiserliche Botschafter in Paris, Graf zu Münster,

t E s Allerhöhst bewilligten Urlaub angetreten. l cid der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungirt ß A eaati ons-Rath Graf von Leyden als interimistischer

geschäftsträger. i : ; ,

Der hiesige japanische Gesandte, Marquis Saïonzi, at sich Behufs Ueberreihung seines Beglaubigungsschreibens Sz. Majestät den König der Belgier nah Brüssel begeben. ährend der Abwesenheit desselben von Berlin fungirt der

Cegations-Sekretär Kikkawa als interimistisher Geschäfts-

äger.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Großherzoglich Gessisher Wirklicher Geheimer Rath, Präsident des Finanz- Ministeriums, Weber, und Geheimer Rath von Werner ind in Berlin angekommen.

Das Sqhulgeshwader, bestehend aus S. M. Schiffen Stein“, itcsenaus „Moltke“ und „Prinz Adalbert“, Geshwader: Chef Contre-Admiral von Kall, ist am 10. d. M. in Wilhelmshaven eingetroffen. / e

S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Kapitän- Cieutenant Jaeshke, ist am 10. d. M. in Hongkong ange- ommen, und beabsichtigt am 16. d. M. wieder in See zu

gehen. : o

Vacha, 11. April. Fhre Königliche Hoheit dieFrau Landgräfin Marie von Hessen, geborene Herzogin von Württemberg, ist gestern Abend auf Schloß Philippsthal nah kurzem Krankenlager im eben vollendeten siebenzigsten Lebensjahre verschieden.

Baden. Karlsruhe, 9. April. Die „Karlsruher Zeitung“ meldet: Die Großherzoglichen Herrschaften haben ihre Rückreife in die Residenz auf einige Tage ver- \choben. Die Zeit der Rückehr Höchstderselben wird später bekannt gemacht werden.

Anhalt. Dessau, 8. April. Der Hauptfinanz-Etat für das Mio Anhalt auf die Zeit vom 1. Juli 1888 bis ebendahin 1889 ist jeßt in der „Gesez:Sammlung für das Herzogthum Anhalt“ veröffentlicht worden und weist eine eigene Einnahme uud Ausgabe von 9 959 000 A auf. Da erst mit dem 1. Juli dieses Jahres das neue Geseg über die Ein- führung einer Einkommensteuer in Kraft tritt und die Steuerregister erst jet aufgestellt werden, fo konnte für das kommende Etatsjahr die Zahl der Steuereinheiten nicht fest- gestellt werden, und der Etat weist deshalb nur den noth: wendigen Steuerbetrag auf. Die zur Erhebung gelangende Einkommensteuer ist mit 321 000 M, 165910 M weniger als im Vorjahre, in den Etat eingestellt worden.

Reuß ä. L. Greiz, 8. April. (Köln. Ztg.) Der Landtag hat sich bis zum 14. d. M. vertagt, nachdem er das Geseg über die Gewährung von Entschädigung für in- folge von Milzbrand getödtete Rinder angenommen hatte. Der Gesetzentwurf, betreffend die Herstelung einer von der preußishen Regierung entworfenen Eisen- bahnlinie von Triptis über Auma, Ziegenrück, Remptendorf, Friesau, Ebersdorf und Lobenstein nach Blankenstein, wurde in erster Lesung angenommen. Die zweite Lesung findet am 14. April statt. Die bezeihnete Eisenbahnlinie dur(läuft das Fürstenthum auf einer Strecke von 7,9 km, erfordert ein Areal von 17,7 ha und einen Staatszushuß von etwa 30 000 M.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 10. April. (W. T. B.) Der Gnaden-Erlaß Sr. Majestät des Kaisers für das Reichsland, vom 9. d., ist mit der dazu gehörigen Ver- fügung des Ministeriums, vom 10. d., heute Abend veröffent- lit worden. Derselbe lehnt sich völlig an den analogen Erlaß für Preußen an und erläßt außerdem die Strafen für Vergehen gegen die Bestimmungen der noch in Gültigkeit stehenden französischen Preßgesege, also auch für aufrührerische Rufe und das Tragen aufrührerisher Abzeihn

Die „Landeszeitung für Elsaß-Lothringen“ veröffentlicht die Zusammenseßung des Landwirthschaftsraths; Prâä- sident desselben ist der frühere Reichstags:-:Abgeordnete Zorn von Bulach.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 10. April. (W. T. B.) Jm Abgeordnetenhause übermittelte der Minister-Präsi- dent, Graf Taaffe, in einer Zuschrift den durch die deutsche Botschaft an den Minister des Auswärtigen gelangten Dank des Deutschen Reichstages an das Abgeordneten- haus für die Beileidsbezeugung desselben beim Ableben

| des Kaisers Wilhelm.

_ Erzherzog Karl Ludwig ist heute Nahmittag 5 Uhr o als Graf Rottenstein über Paris nah Spanien abgereist. :

N Pest, 10. April. (W. T. B.) Jn dem Unterhause gelangte cine Zuschrift zur Verlesung, in welher der Dank des Deutschen Reichstages für die Beileidskund- gebung des ungarishen Parlaments anläßlih des Todes Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm zum Aus- druck gebraht wird.

Großbritannien und Jrland. London, 10. April. (W. T. e Dem Unterhause theilte heute der Sprecher mit: er habe durch Lord Salisbury eine Mittheilung von dem deutschen Botschafter, Grafen Haßfeldt, erhalten, wona der Deut he Reichstag am 19. März einstimmig ausgesprochen habe, daß der Ausdruck der Ver- ehrung des Hauses der Gemeinen anläßlich des Dahin- Iheidens des Kaisers Wilhelm und die Theilnahme an dem Schmerz des deutschen Volkes überall in Deutsch- land Sympathie hervorgerufen und den Beweis für die zwischen beiden Völkern bestehenden freundlichen Beziehungen gegeben habe. :

In der heutigen Sißung der Zucckerkonferenz wurden aron von Worms zum Präsidenten und Graf Kuesstein zum Vize-Präsidenten gewählt. Die Konferenz prüste darauf die

üttheilungen der Regierungen bezüglih des Protokolls vom 19. Dezember v. F., wona sämmtlihe Regierungen im Prinzip die Abschaffung der Dudapriuien annahmen. Die

onferenz wurde alsdann vertagt, um im Einzelnen Makß- nahmen zu erwägen, die geeignet seien, die Beschlüsse in Wirk- samkeit treten zu lassen. L :

Bei Gelegenheit einer Reise in Nord-Wales hielt Lord Salisbury heute in Carnarvon eine Rede, in

welcher er auf den großen Verlust hinwies, welchen die deutsche Nation durch das Ableben des Kaisers Wilhelm erlitten habe, die Herrschertugenden des verewigten Monardten pries und denselben als einen treuen ati Englands rühmte. Nicht geringere Theilnahme erwecke fein Nachfolger, welcher, ob- jHon von \chwerer Krankheit heimgesucht, seit seiner Thron- besteigung allen Hoffnungen und artungen entsprochen habe. Man habe nur zu wünschen und zu bitten, daß sein Leben erhalten bleibe, da dasselbe ein Unterpfand sei für den Fortschritt der Menschheit und die Aufrechterhaltung des Friedens. Jm Uebrigen gab Lord Salisbury der Ueber- zeugung Ausdruck, daß alle Herrscher Europas bemüht seien, ein etwaiges Unglück zn verhindern, das aus Konflikten, in welche die Umstände der Zeit die Völker verwickeln könnten, entstehen dürfte. Gegenwärtig sei aller Grund vorhanden zu der Hoffnung, daß dies den Bemühungen der Herrscher ge- lingen werde. :

y Manchester, 10. April. (W. T. B.) Jn _einer heute auf Veranlassung des Bürgermeisters stattgehabten Ver- sammlung wurde eine Resolution angenommen, in welcher der Theilnahme der Einwohner an dem Verluft, welchen das deutshe Volk durch das Dahinscheiden des Kaisers Wilhelm erlitten, Ausdruck gegeben wird, sowie die innigsten Wünsche für Jhre Majestäten den Kaiser Friedrih und die Kaiserin Victoria aus- gesprochen.

Frankreih. Paris, 10. April. (W. T. B.) Der deutshe Botschafter, Graf Mün ster, machte heute dem Minister des Auswärtigen, Goblet, einen Besu.

Die Regierung hat auf die Klage des Grafen Dillon

hin eine Untersuhung über die Verbreitung von Depeschen angeordnet, welche zwischen ihm und dem General Boulanger gegen Ende Februar gewechselt worden waren und gestern im „Matin“ veröffentliht wurden. i : E 11. ia (W. T. B.) Die Wählerversamm- lungen zu Roubaix und Avesne verliefen tumultuaris; für Boulanger scheint eine große Majorität gesichert. Die sozialistishe Versammlung in Lille nahm eine Resolution an, worin die Arbeiter aufgefordert werden, für den opportunistishen Kandidaten Foucart zu stimmen. H

(Köln. Ztg.) Gestern wurde die Session der Generalräthe eröffnet. Der Generalrath der Vaucluse beseitigte mit 19 gegen 6 Stimmen durch die Vorfrage den Antrag, zu verlangen, daß Boulanger wieder auf seinen Posten gestellt werde, da er das Vertrauen der Armee und der republifkfanishen radikalen Nation besige, und es ein großer Akt des Patriotismus sein würde, ihn der Armee wieder einzuverleiben Angesihts der Lage, daß ein Zerwürfniß mit dem Auslande unerwartet eintreten könne. Der Generalrath der Seine und Oise erledigte durch Vorfrage den Antrag auf Revision der Verfassung und. Wahl des Präsidenten vermittelst allgemeiner Abstimmung des Volkes. Der Generalrath der obern Loire verwarf mit 7 gegen 6 Stimmen und 8 nicht mitstimmenden Mitgliedern den Antrag auf Auflösung der Kammer.

Jtalien. Rom, 10. April. (W. T. B.) Heute sind 3 Packetboote von Neapel nah Massovah abgegangen, um einen Theil der afrikanishen Truppen aufzunehmen.

Jn der Deputirtenkammer interpellirten heute Bonghi (Rechte) und Derenzis (Centrum) über die afriktanishe Politik. Der Minister-Präsident Crispi erklärte: er würde am 24. cr. antworten.

Schweiz. Bern, 10. April. (W. T. B.) Der Bundesrath hat beschlossen, gegen den Verfasser, den Heraus- eber und die Verbreiter des Gedichts „Vire la France“, ei der Baseler Fastnaht die strafgerihtlihe Unter- suchung einzuleiten und den Fall an die Bundes-Assisen zu verweisen.

Griechenland. Athen, 3. April. (Wien. Ztg.) Die Opposition ließ heute das anläßlih der gestrigen Demon- stration getödtete Fndividuum in feierliher Weise beerdigen. Die Behörden trafen Maßnahmen zur Aufre{thaltung der Ordnung. Der Strike der bei dem Kanal von Korinth beschäftigten Arbeiter ist beendet, die Arbeiten wurden heute wieder aufgenommen.

Bulgarien. Sofia, 9. April. (Wiener Ztg.) Der Austausch der ratifizirten serbish-bulgarishen Eisen- bahn-Convention hat heute stattgefunden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 7. April. Der Reichstag hat heute in gemeinschaftlicher Abstimmung beider Kammern die von der Regierung außerordentlih für das Jahr 1889 verlangte Summe von 150000 Kronen für die Fortsezung der Befestigungsanlagen von Carls- borg, sowie die Mittel zur Durchführung der Organisation eines Festungs - Artillerie - Bataillons für Var- holm- Oscar Fredriks Burg bewilligt; dagegen wurde der Antrag auf außerordentlihe Bewilligung von 400 000 Kronen zur Anschaffung von Feld-Artillerie-Material abgelehnt und zu diesem Zweck nur 200000 Kronen bewilligt. :

Die hiesige deut she Kolonie, mit dem Generak: Konsul von Redlich an der Spige, hat einen Aufruf zur Sammlung von freiwilligen Beiträgen für die Ueberschwemmten in Deutschland en der von der gesammten hiesigen

Presse warm unterstügt wird.

G Eeaniauia, T April. Die Regierung hat bei dem Storthing beantragt zu genehmigen, daß mehrere bisher noch als militäri)he Vertheidigungswerke betrachtete Festungen, Forts und Küstenbefestigungen als jolhe niedergelegt und künftig nur noch als militärische Friedens-Etablissements betrachtet werden. Es sind dies I) die Festung Akershus, 2) die Festung Fredriksten mit zugehörigen Werken, 3) die Festung Fredrikstad mit den Forts Cicignon und Fsegran, 4) die Befestigungen bei Christians}and, 5) die Festung Bergenhus mit allen zugehörigen Außenwerken, 6) die Festung Drontheim mit zugehörigen Werken und 7) die Feste Munkholmen. Akershus, Fredriksten und Munkholmen will die Regierung jedo als historische Denkmäler in ihrer jeßigen Gestalt erhalten wissen. Die Regierung meint, durch diese Maßnahme die betreffenden Städte gegen die Gefahren sichern zu können, welche die Nähe der als Festung betrahteten Militär-Etablissements während eines Seekrieges im nördlichen Europa herbeiführen fönnte. Das Kriegsdepartement weist noch besonders darauf hin, daß alle militärishen Sach- verständigen darüber einig seien, daß _von einer effffectiven Vertheidigung dieser Festungswerke während eines Krieges keine Rede sein könne und somit kein Grund für ihre fernere Unterhaltung vorhanden fei.

Zeitungsftimmen.

Die „Deutsche volkswirthshaftlihe Correfspon- denz“ bringt folgende Warnung vor der Auswanderung na Brasilien : i Von vielen deutshen Reisenden und von vieler deutschen Gesell- schaften, die eigens zu diesem Zweck gegründet wurden, wird Brasilien als das Zukunftsland der deutsben Auswanderung bezeihnet. Es werden die prädtigften, verlockendsten Silderungen des paradiesischen Zustandes des Lantes verbreitet, und in allcn fol@en Fällen wird nicht unterlassen, zu betonen, wie gerade die zur Kolonisa- tion ausßersehenca Gegenden sich_ zur Ansiedelung für Deutshe eignen, wie diesen das Klima fo vorzüglich bekomme. Es ift ja nun auß nicht zu bestreiten, daß einzelne deutsche Kolonien in Brasilien und Süd-Amerika bestehen, die gut presperiren, aber es find deren wenige, und so günstige Verhältnisse finden sich vielleiht nicht ein zweites Mal. Die Klagen, die von anderer Seite laut werden, sind sier ni&t unwahr und ihnen ift eber zu glauben. Wie es mit der fo viel gerühmten Verbreitung deutsher Sitte, deutscher Art und deutsben Ansehens stebt, ergiebt fich z. B. daraus, daß, wie die „Deutsve Weltpost“ meldet, von einem Gewährsmann vergeblich versucht wurde, in St. Paulo, also einer großen Stadt, einige Zwanzigmarkstücke bei den Bankiers unterzubringen. i i Ferner wird immer auf die Unterstüßung der Regierungen hin- gewiesen, welce diese der Einwanderung angedeihen laffen, insbesondere auch die brasfilianishe Regierung. Wie es damit bestellt ift, geht aus einem Kontrakt hervor, den die brasilianishe Regierung abge- {loffen hat. Wie die in Rio erscheinende deutsche „Rio Poft“ meldet, veröffentliht das in Rio de Janeiro erscheinende brasilianisch- offizió)e „Journal do Commercio“ folgenden zwisckchen der brafilia- nischen Regierung und einem deutshen Auëwanderungsagenten abge- ichlofenen Kontraftt : E i „Im Sekretariat des AckCerbau-Ministeriuums wurde geftern zwischen der Regierung und R. O. Lobedanz, wohnhaft in Hamburg, ein Kontrakt über innerbalb eines Jahres zu leistende Einfuhr von 6000 deutsen, öfterreihishen oder anderen Einwanderern irgend eines Landes von Nord-Europa abgeschlossen. Die Einwanderer sollen gefund, kräftig und woblgesittet sein, und ibr Alter darf 45 Jahre nit über- steigen, außer wenn es Familienbäupter find; mindestens zwei Drittel der Einwanderer müssen Familien bilden. Sie sollen in Dampfern erster Klase, welche passend eingerihtet sind, tranéportirt werden, und ift der Unternebmer verpflichtet, auf seine Koften Diejenigen nach der Heimath zurückzuführen, welche den stipulirten Bedingungen nit ent- sprehen. Die Einwanderer sollen im Hafen von Rio oder in dém von Santos gelandet werden, von wo aus sie na dem Orte weiter- geben können, ten sie sih auêwählen; die Regierung bewilligt ihnen alle Begünstigungen, wel: zu Gunsten der Einwanderer im Alge- meinen in Kraft stechen. ls Beihülfe zur Seereise wird der Staat 4 Pfd. Sterl. für jeden über 12 Jahre alten, 2 Pfd. Sterl. für 7—12 Jahre alte, und 1 Pfd. Sterl. für 3—7 Jahr alte Ein- wanderer zahlen.“ j 5

Hierzu bemertt das genannte deutsche Blatt Folgendes: „So vorsichtig man au die Worte im Kontrakt abgewogen hat, die Be- dingung, daß L. die Einwanderer entweder in Rio oder in Santos zu landen babe, verräth die Absicht, wenn überbaupt Einwanderer fommen, dieselben womöglich für Lobnarbeit in Kaffeepflanzungen zu gewinnen.“ Es handelt sich also auch bei diesem p mitge at geschäft lediglich um den Import weißer Sklaven. Es kann daher nit genug ror der Einwanderung nah Süd-Amerika und vor dem genannten Herrn und dessen Agenten gewarnt werden,

Der „Hamburgischen Börsen-Halle“ wird über den deutshen Fndustriemarkt aus Berlin geschrieben :

Die Feiertagsrube hat diesmal das Geschäft nur auf ganz_ kurze Zeit unterbrochen; es batten früher {on verschiedene Einflüsse auf dasselbe eingewirkt, welhe die regelmäßige Entfaltung des Verkehrs beeinträcbtigten, um so mehr fucht man Versäumtes jeyt nachzuholen. Es mat fi überall ein Scwaffensdrang bemerkbar, der überhaupt unseren deutschen Industriellen eigen ist; derselbe kommt gerade jeßt zum Ausdruck, weil wir, wenigstens in der Großindustrie, vor einer Periode lebbaftester Thätigkeit stehen, die gewöhnli unmittelbar nah Dítern eingeleitet wird. Es werden jeßt in einer großer Anzahl von Betrieben Abschlüfse gemackt, die bis Ende des Jahres denselben Beschäftigung geben müssen. Wir erwarten Käufer aus allen Län- dern, die aus denselben Beweggründen nah Deutschland geführt wer- den. Unser überseeishes Gescbärt dürfte sich für die Folge ret günstig gestalten, wenn die hier eingegangenen Berihte sh bewahr- beiten; als thatfäblich können wir anführen, in_Folge uns direft zu- gegangener Informationen, daß die Vereinigten Staaten uns eine grö- gere Anzabl Käufer senden, als je. Schon jeßt ift es \chwer, für die Monate Mai und Juni auf den großen Dambpferlinien erfte Kajüten- plâge zu erbalten, versHiedene Zwischendampfer sind eingelegt worden, um den Verkehr während dieser Zeit zu bewältigen. Wir empfangen aus einzelnen großen Handelëpläten Süd- und Central-Amerikas ähnliche Mittheilungen; die geshäftlibe Diéposition in Argentinien ist eine gute, wir baben Vertreter verschiedener dortiger großer In- dustriebäuser an unseren Märkten zu erwarten, darunter einige, die deutshe Märkte noch nie besucht haben; sie sind bereits mit Haim- burger Firmen in Verbindung getreten, mit welchen sie ibre Eintäufe besorgen. Wir werden verschiedene spanishe, in Mexiko etablirte Häuser bei uns sehen, die ebenfalls zum ersten Male an deutschen Fabrikplößen ersheinen. Wenn uns gleichzeitig mit diesen Berichten gemeldet wird, daß die Engländer große An- strengungen machen, \ich in den La-Plata-Staaten festzuïegen, daß amecrifanischer Einfluß in Meriko den deutschen ¿zu \{ädigen sudbt, daß amerikanische Reisende Meriko mit ibren Offerten fast über- \chwemmen, so scheint man si troßdem von der Leistungsfähigkeit unserer Industrie aus perfönliher Anschauung überzeugen zu wollen.

n v& „V9 [Gen Zettung“ lesen wir: :

Im letzten Jahrzehnt ift die Berliner Porzellanfabrikation auf eine der allgemei en Bedeutung der hiesigen Industrien entsprehende Höhe gebracht worden. Sie hat ihre frühere Abbängigkeit von aus- ländischen und auswärtigen deutschen Fabriken theilweise aufgegeben, was um fo bemerkenêwerther ist, als die fremden Erzeugnisse sich im Geshmack wie in der Herstellungsart auch wesentlih gebessert baben und viele auëwärtige Fabriken ftändig Niederlagen und Musterläger hier unterhalten, Die Porzellanfabrikation in Berlin und Umgegend war fecit vielen Jabren auf feinere Gegenstände gerichte, welche niht nur die höchsten tebnischen Aufgaben lösen, sondern auch den Ansprüchen an fkünstlerishe Ausführunz und Ausstattung Genüge leisten. Wir erinnern nur an die Leistungen unserer Königlichen Porzelan-Manufaktur, die wir zur Zeit in einer Sonderausstellung im biesigen Kunstgewerbe-Museum zu bewundern Gelegenheit hatten ; die dort ausgestellten Proben gemalter Platten in bartem und weiche- rem sogenannten Seger-Porzellan, die farbig glasirten Porzellane, die großen von der Königlichen Manufaktur hergestellten Porzellan- Kandelaber, die neuen Modelle von Tafelaufsäßen, Leuchtern, Blumenkörben, Screibausstattungen erhielten gerechte Anerkennung. Wenn vielleicht auswärtige Fabriten wegen ihrer natürlichen Lage billiger arbeiten können, so hat die biesige Erzeugung einen Vorzug, der bei der Eigenart der bier hergestellten Gegenstände doppelt \{chwer wiegt. Während die Arbeiter anderswo ebenso ges{ickt sein mögen, leisten hier zahllose fünstlerishe Hülféfkräfte, Zeichner, Maler, Modelleure fo Vorzügliches wie kaum in einer andern deutschen Stadt. Unsere deutshe Porzellanfabrikation versieht uns im Allgemeinen mit preiéwürdigen Gegenständen, niht allein zum Bedarf, sondern auch zum Shmuck. Nicht Jedermann ist im Stande, sch die theuren cchten Meißener Porzellane anzuschaffen, deren Verkauf wohl gerade in Folge der großen Fortschritte unserer Porzellanfabri- fation durchaus keine Zunabme aufzuweisen hat. Die augenblicklih herrsdende Vorliebe für Porzellangegenstände gereicht der Fabrikation zum Vortheil. Sucbt man auch in der Porzellan-Industrie eire An-

näberung an den modishen Barodkgeshmack felbst in weniger werth- vollen Gegenständen durchzuführen, so herrshea doh gerade in

s

R Ea de

C E Es R

E A S

L A, Ln ca

Lu By was Y E g