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nahm nach der gegen 12 Uhr Mittags erfolgten Rüdkehr in das Königlite Schloß den Vortrag des Chefs des Civil- kTabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski sowie mehrere militärishe Meldungen entgegen.
Von 21/, Uhr Nachmittags ab bis zum Diner arbeitete Se. Kaiserlihe Hoheit zunächst allein und dann mit dem General-Major Vogel von Falkenstein. :
Jhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Kronprinzessin besuchte in Begleitung des dienstthuenden Kammerherrn von Veltheim das Hygienishe Museum in der Klosterstraße und stattete in den Nachmittagsstunden geleaentlih einer Spazierfahrt den Majestäten im Schlosse zu Charlottenburg einen Besuch ab. Die Rückehr von dort erfolgte gegen: 5 Uhr Nachmittags. /
Am Mittwoch beaab Sih Se. Kaiserlihe Hoheit der Kronprinz gegen 71/, Uhr früh zu Pferde nah Spandau, um daselbst in Seiner Eigenschaft als Commandeur der 2. Garde- Infanterie-Brigade die Bataillone des 4. Garde-Regiments 3. F. zu besihtigen. : A
Kurz nah 2 Uhr erfolgte die Rückehr in das hiesige Schloß, woselbst zuerst der Chef des Militärkabinets, General der Kavallerie von Albedyll, und demnächst der Kriegs- Minister, General der Jnfanterie Bronsart von Schellendorff zu längeren Vorträgen empfangen wurden.
Zum Diner waren Fürst Anton Radziwill und der Ober:Stallmeister von Rauh nebst Gemahlinnen mit Ein- ladungen beehrt worden. E
Gestern begab Sich der Kronprinz, nachdem Höchstderselbe die Morgenftunden in Seinem Arbeitszimmer verbracht hatte, E mit der Kronprinzessin nach der Dreifaltigkeits-
irhe zum Gottesdienst.
Gleih nah erfolgter Rückehr in das hiesige Schloß nahm Se. Kaiserliche Hoheit die Meldung des für einige Zeit ver- reisenden General-Quartiermeisters Grafen von Waldersee entgegen und empfing demnächst den Ober-Ceremonienmeister Grafen zu Eulenburg.
Um 2 Uhr begaben Sich Jhre Kaiserlichen und König- lichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin nah Potsdam, besichtigten dort das Marmor-Palais und dinirten später bei dem Erbprinzen Reuß j. L. /
Gegen 7!/4 Uhr Abends erfolgte die Rückfahrt nah Berlin. j |
Der Thee wurde von den Kronprinzlichen Herrschaften bei Jhrer Majestät der Kaiserin - Mutter im Kaiserlichen Palais eingenommen. :
Um 11 Uhr Abends empfing Se. Kaiserlihe Hoheit auf dem Anhalter Bahnhofe den von Seiner Reise nah Jndien F raaaais Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, oheit.
— Jn der am 9, d. M. unter dem Vorsiß des Staats- Ministers, Staatssekretärs des Jnnern von Boetticher, abgehal- tenen Plenarsizung des Bundesraths wurde Seitens des Ausschusses für Rehnungswesen die Uebersicht der Reichs:Aus- gaben und Einnahmen für das Etatsjahr 1886/87. vorgelegt und erläutert. Nach dem Antrage des Ausschusses wurden die in dem bezeichneten Etatsjahre erfolgten Etatsüberschreitungen, die außer- etatémäßigen Ausgaben, sowie die den Etat überschreitenden und die außeretatèmäßigen Einnahmen genehmigt. Von Seiten der Ausschüsse für Zoll: und Steuerwesen Und für Rechnungswesen wurde über die gemeinschaftlihen Einnahmen an Zöllen, Verbrauchssteuern 2c., und die bei denselben in Anrehnung zu bringenden Verwaltungsauëgaben Be- riht erstattet. Den zuständigen Ausschüssen wurden zur Vorberathung überwiesen: der zweite und dritte Bericht der Vollzugskommission für den Zollanshluß Ham- burgs, der Entwurf einer Verordnung über die Ausführung der zu Bern am 9, September 1286 abgeschlossenen Ueberein- kunft wegen Bildung eines internationalen Verbandes zum Schuß von Werken der Literatur und Kunst und die Anträge Bayerns und Mecklenburg-Schwerins wegen Abänderung der Etats der Zollverwaltungskosten für diese Bundesstaaten.
— Heute fand eine Sigzung der vereinigten Auëshüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr, für Justiz- wesen und für Rechnungswesen, sowie sür das Landheer und die Festungen und für Handel und Verkehr statt.
— In Bezug auf §. 661 Civilprozeßordnung, wona ein Vollstreckungsurtheil aus dem Urtheil eines aus- ländishen Gerichts ohne Prüfung der Gesetzmäßigkeit der Entscheidung zu erlassen ist, wenn die Gegenseitigkeit ver- bürgt ist, hat das Reichsgeriht, VI. Civilsenat, am 7. d April d. J. ausgesprochen, daß das bloße Bestehen eines die Gegenseitigkeit anordnenden Gesezes im Auslande nicht genügt, wenn dieses Gesetz von den betreffenden ausländischen Behörden in der Regel nicht befolgt wird.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich jächsisher Geheimer Rath Böttcher und Königlih württem- bergisher Ober-Regierungs-Rath Schicker sind hier ange- kommen, und der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerishe Ober-Rechnungs-Rath Geiger ift von: hier wieder abgereist,
— Der General der Kavallerie Graf von Waldersee, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und General-Quartiermeister, hat sich in dienstlichen Angelegen- heiten nach dem Rhein begeben.
— Der General-Lieutenant Mischke, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Jnspecteur der Kriegsschulen, ist von der Jnspizirungsreise nach Anklam hierher zurüdckgekehrt.
— S. M. S. „Kaiser“, Kommandant Kapitän zur See Hoffmann, ist am 8. Mai cr. in Gibraltar eingetroffen und ‘am 9. Mai cr. wieder in See gegangen.
S. M. Kreuzer „Habicht“, Kommandant Korvetten- Kapitän von Schuckmann II., ist am 8. Mai cr. in St. Paul de Loanda eingetroffen und beabsichtigt, am 10. des. Mts. wieder in See zu gehen.
Vayern. München, 10. Mai. (W. T. B.) Der heute stattgefundenen Beerdigung des früheren Kriegs-Ministers, Generals der Jnfanterie, Freiherrn von Prankh, wohnten der Prinz-Regent, die anderen Prinzen des Königlichen S, die Hofwürdenträger, das gesammte Ministerium, die
neralität, die Reichsräthe, zahlreihe Beamte von Civil- und Militärbehörden und sonstige hervorragende Persönlichkeiten bei.
Baden. Karlsruhe, 9. Mai. (W. T. B.) Die „Karlsruher Ztg.“ meldet: „Bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog nimmt die starke fkatarrhalifthe Affektion der
Luftröhre einen zwär langsamen aber regelmäßigen Verlauf; Höchstderselbe hat kein Fieber, ist aber natürlich darauf an- ewiesen, in den Zimmern sich aufzuhalten. — Jhre König- ichen Hoheiten der Erbaroszerzog und die Erbgroß- herzogin sind nah zweitägigem Aufenthalt in Mailand gestern, den 8. d. M., Abends, in Venedig angekommen und im Hotel Danieli abgestiegen.“
Oldenburg. Oldenburg, 9. Mai. Der außerordent- lih berufen: Landtag hat in seiner gestrigen ersten Sizung den Abg. Landgerichts-Rath Roggemann—Oldenburg zum Präfi- denten und den Abg. Ablhorn—Jade zum Vize-Präfidenten ewählt. Die Vorlage der Staatsregierung wegen des weiteren
usbaues der Hafen: und Schiffahrts-An|stalten in Nordenham ist an den Eisenbahn-Ausshuß verwiesen. Außerdem ift dem Landtage der Staatsvertrag zwishen Preußen und Olden- burg wegen Herstellung einer Eisenbahn von Gremsmühlen nah Lütjenburg vorgelegt, sowie ein Geseßentwurf, betreffend einen Zusay zum Gesetz über die Einrihtung und Erhaltung des Katasters im Herzogthum Oldenburg.
Hamburg, 9. Mai. (W. T. B.) Die Bürgerschaft nahm heute ohne Debatte den Antrag des Senats, be- treffend die definitive Ausdehnung des nördlichen Frei- hafenbezirks, an. Der Senat wird demnach auf Grund des Anschlußvertrages dem Reiche gegenüber die Erklärung abgeben, daß das in das Eigenthum des Staats übergegangene Areal zwischen Kleinfleeth und St. Anna einerseits, St. Annen- fleeth und Neuwandrahm andererseits, einschließlih leßtt- genannter Straße, zu dem Freihafenbezirk zugezogen werde, daß abr hinsichtlih weiterer Zuziehung des in dem Anschluß- vertrage bezeichneten Stadttheils zur Ausdehnung des Frei- hafens eine Frist auf drei Jahre nah erfolgtem Anshluß beim Bundesrath beantragt werde./
Oesfterreich-Ungarn. Wien, 9. Mai. (Wien. Abdp.) Im Abgeordnetenhause des Reichsraths gelangte heute zunächst der Antrag des sogenannten Mißbilligungs- Ausschusses, betreffend die Angelegenheit Dr. Lueger- Dr. Kopp zur Verhandlung. Nach längerer Debatte wurde der Majoritäteantrag, dem Abg. Dr. Kopp die Mißbilligung auszusprechen, mit 115 gegen 98 Stimmen abgelehnt. Sodann wurde die Berathung des Unterrichts-Etats fortgeseßt. Titel 17, „Jndustrielles Bildungswesen,“ veranlaßte eine längere Debatte.
Auf Grund der Resultate der im Schooß der kroatishen Landesregierung jüngst abgehaltenen Enquete in Haus- kfommunions-Angelegenhbeiten hat die Regierung einen Geseßt- entwurf über Hauskommunionen ausarbeiten lassen,
welher dem am nächsten Montag zusammentretenden Landtage |
behufs parlamentarisher Verhandlung noch in der gegen- wärtigen Session unterbreitet werden joll. i
— 9, Mai. (W. T. B.) Die „Politishe Correspondenz“ erfährt aus authentisher Quelle, daß die von den Zeitungen verbreiteten Gerüchte über bevorstehende bedeutende Ver- änderungen im österreihishen diplomatischen Corps vollständig unbegründet sind. Richtig sei nur, daß der diesseitige Botschafter in London, Graf Karolyi, im Laufe des Is in d Ruhestand treten werde, und daß über dn achfolgeL deéfefsben noch keine Entscheidung getroffen sei.
— 10. Mai. (W. T. B.) Der Großfürstin Maria Paulowna, welche heute Vormittag hier eingetroffen und von dem russishen Botschafter, Fürsten Lobanoff, sowie den Mitgliedern der russishen Botschaft hierselbst am Bahnhof empfangen worden war, machte der Kaiser gegen Mittag in russisher Uniform und mit dem Bande des Großkreuzes des Alexander:Newski-Ordens angethan, einen Besuch. Auch die Erzherzoge Rainer und Wilhelm machten der Großfürstin Besuche. Am Nachmittag besuchte die Leßtere den Kaiser und die Kaiserin in Lainz und nahm an dem ihr zu Ehren gegebenen Diner Theil.
Großbritannien und Jrland. London, 9, Mai. (W. T. B.) Der Staatssekretär des Krieges, Lord Stanhope, empfing heute Nachmittag eine Deputation einflußreiher Parlamentsmitglieder und legte vor den- selben die neuerdings gemachten Fortschritte zur Verstärkung der Vertheidigungsmittel des Landes dar: Eines der Hauptziele sei es, einen Angriff Londons von der Shemse aus unmoglich u maGen Da aber Befestigungen allein dazu niht genügten, so bedürfe man einer hinreihenden Armee, um England und vor Allem London zu vertheidigen. Das Kriegs-Ministerium sei damit beschäftigt, möglichst rasch einen Entwurf, betreffend die Errichtung eines neuen Armee- Corps, auszuarbeiten, welches aus regulären und Miliz-Truppen gebildet werden solle, während die Freiwilligen so s{hnell wie möglich zu konzentriren wären, um dieses Corps zu unterstüßen. Bei diejem Entwurf werde zuversihtlich auf den Patriotis- mus der Freiwilligen gerehnet. Lord Stanhope drüdckte sein vollkommenes Vertrauen auf deren Mitwirkung aus, wenn das Land in Gefahr sei, und theilte ferner mit, daß das Ministerium die Absicht habe, den Freiwilligen eine Artillerie, bestehend aus 250 Feldgeshüßen und 80 Geschüßen größeren Kalibers, zu geben.
— 10. Mai. (W. T. B.) Das Unterhaus hat ohne Abstimmung in dritter Lesung für die Regierungsbill, be- treffend die Registrirung der Wähler für die neu zu errich- tenden Grafschaftêräthe, angenommen, und ebenfalls ohne Ab- stimmung die zweite Lesung der Eisenbahn- und Kanal-Ver- kehrs-Bill, sowie ohne Debatte und Abstimmung die zweite Lesung der Bill, welche die bessere Vorkehrung der nationalen
zertheidigung betrifft, erledigt.
Frankreich. Paris, 9. Mai. (W. T. B.) Der Minister-Präsident Floquet eröffnete heute die Ausstellung zur Erinnerung an die Erstürmung der Bastille. In seiner Eröffnungsrede sagte derselbe, es werde Niemand jemals mächtig genug sein, um in dem freien Frankreich das Gefängniß wieder aufzurihten, das es im Jahre 1789 zerstört habe. „Wir nd“, fuhr der Minister-Präfident fort, „allen Wiederherfteuungen feind und wollen Nichts von dem wieder aufrihten, was unsere Väter zerstört haben. Sie haben Gögzen- bilder umgestürzt, die Jahrhunderte lang verehrt wurden; heut zu Tage wird Niemand Gößten verehren wollen, die nur nah Wochen zählen.“
Nach den dem Ministerium des Jnnern bis jezt zuge- gangenen Mittheilungen über die Re)ultate der Muni- zipalwahlen in 361 Arrondifsements-Hauptorten haben in 206 Orten die Republikaner, in 16 die Konservativen die Majorität; in den übrigen ist das Resultat wegen der aus-
ehenden Stihwahlen noch niht siher. Ueber das Gesammt- Bon der Munizipalwaßlen auf dem Lande ist nochch keinerlei enaue Aufstellung möglich. Y — 10 Mai ® R T. B.) Jn dem ganzen Departement Jsère war eine angeblich von Boulangz2r gutgeheißene Aufforderung an die Wähler angeshlagen, bei der gestrigen Deputirtenwahl für Boulanger zv stimmen, welcher der Kandidat des nationalen Proteftes_ sei. Die Auflöfung der Kammer und die Revision der Verfassung seien unerläßlich. Boulanger erklärt indessen in einer Zuschrift an die Zeitungen, das er der im Departement Jsère auf )einen Namen verbreiteten Wahlproklamation fern stehe und nicht beab- sichtige, in jenem Departement zu fkandidiren._
— 11. Moi. (W. T. B.) Boulanger is heute Morgen, begleitet von Laguerre, dem Deputirten Grafen Dillon und dem Direktor der „Lanterne“, Mayer, nach Dünkirchen abgereist. Starke Polizeimannschaften waren am Nordbahnhof aufgestellt, um etwaigen Ruhestörungen vorzubeugen. Es waren etwa 200 Personen versammelt, die den General mit Zurufen begrüßten.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. Mai. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ wendet sich gegen die jüngst in der „Nowoje Wremja“ erschienenen Artikel Tatistschew’s über die bulgarishe Frage und sagt, die Ereignisse seit dem Kriege von 1877/78 seien noch zu fris, um fie einer unparteiishen allseitigen Kritik unterziehen zu können, was für eine gewissenhafte geschichtliche For- schung unerläßlih fei. Dieselbe wäre gegenwärtig um so weniger möglich, als die von der Kaiserlichen Regierung ver- öffentlihten Dokumente nicht zahlreih seien und die Zeit für die Veröffentlihung der übrigen noch nicht gekommen scheine, weil der wahre Werth der Dokumente augenblicklih: noch nicht völlig gewürdigt werden kfönn-. Solches verhindere ins- besondere der Umstand, daß die aus dem Kriege resultirenden Ereignisse eng mit der gegenwärtigen Lage dzr Politik ver- knüpft feien. Der „Regierungsbote“ . weist den Vorwurf des Schwankens im Verhalten der russishen Vertreter in Bulgarien zurück und sagt, die Aktion derselben könnte schon deshalb feine s{wankende gewesen sein, weil Bulga- rien zu {nell aus vollständiger Unterjohung zu einer fonstitutionellen Regierungsform gelangt sei und dadurch zu früh politishe Leidenschaften geweckt wurden, die Unbeständig- keit in das bulgarische Staatsleben gebraht und Bulgarien abgehalten hätten, den wohlwollenden Absichten der russischen Regierung Vertrauen und Leidenschaftslosigkeit entgegenzu- bringen, worauf die Kaiserlihe Regierung zu rehnen voll- ständig berechtigt war. Hierin, sowie in verschiedenen anderen russenfeindlicen Einwirkungen sei die Erflärung für die all- mählihe Verschlehterung der bulgarish-russishen Beziehun- gen zu suchen, in Folge deren die Kaiserlihe Regierung ihre Repräsentanten aus Bulgarien abberufen hätte. Der „Regierungsbote“ schließt: Jndem die Kaiserliche Regie- rung darauf rechnet, daß die Zeit und die Erfahrung die Leiter der bulgarischen Politik endlih zur Einsicht ihrer Verirrungen bringen werde, that dieselbe Alles, um ihnen die Rüdkkehr auf den Weg der Gesezlichkeit und die Wieder- herstellung normaler Beziehungen zu Rußland zu erleichtern. Im Regierungsboten sei seiner Zeit das Programm publizirt worden, an welchem die Kaiserliche Regierung in Bezug auf Bulgarien festzuhalten beabsichtige, dieses Programm bleibe unverändert. Wenn die jeßigen unnatürlihen Beziehungen Bulgariens zu Rußland fi bisher nicht: gebessert hätten, so liege dies ausschließlich an den Maththabern in Bulgarien.
Jtalien. Rom, 10. Mai. (W. T. B.) Jn der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer entwickelten Baccarint und Musi ihre Anträge in Betreff der afrikanischen Politik der Regierung und sprahen für Rück-
berufung der Truppen. Für dieselbe nahmen auch F errar1 von der âußersten Linken und Odescalchi von der Linken das Wort. Gegen die Rückberufung
| sprahen Camporeale und Dezerbi von der Rehten. Die
weitere Diskussion wurde sodann auf morgen vertagt. — Auf eine bezüglihe Anfrage des Abg. Trinchera erklärte der Minister der öffentlichen Arbeiten: die Regierung habe Pourparlers eingeleitet, um zu verhindern, daß die Be- förderung der indischen Post über Brindisi aufhöre.
Der zweite deutshe Pilgerzug, etwa 250 Theil- nehmer unter Führung des Fürsten Löwenstein, traf heute Abend, von Ajsisi kommend, hier cin. Die Pilger werden am Sonntag einer Messe beiwohnen, welhe der Pap | celebrirt. Nachmittags wird dann der Papst die Pilger empfangen.
— 11. Mal (W. T. D) Das pérmanéênie ita- [lienishe Geschwader geht am 14. Mai von Spezia nah Barcelona. Der Herzog von Genua begleitet dasselbe an Bord des „Vesuvio“, ohne jedoch ein Kommando zu über- nehmen.
Bologna, 10. Mai. (W. T. B.) Heute Nahmittag, während die Königin die Ausstellung der schönen Künste in Augenschein nahm, ließ ein Sicherheits - Wachtmann aus Unachtsamkeit sein Gewehr fallen, das ih dabei entlud. Es hatte dies jedoch keinerlei Unfall oder Unruhe zur Folge. Der König und die Königin reisen morgen früh nach Rom zurü.
_ Mailand, 10. Mai. (W. T. B) Ueber das Be- finden des Kaisers von Brasilien verlautet, daß die Pleuritis langsam abnehme, das Allgemeinbefinden aber wenig befriedigend sei. Dr. Semmola und die Aerzte des Kaisers seien wegen des üblen Einflusses des diabetishen Zustandes des Kaisers auf das Nervensystem niht ohne Besorgniß.
_ — 11. Mai. (W. T. B.) Bei dem Kaiser von Bra- silien zeigten sih geftern Abend ernste Symptome von Ge- hirnkongestionen, verbunden mit Fieber. Dr. Semmola hält den Zustand des Kaisers für ziemlih ernst und berief tele- graphisch die Professoren Acharcot von Paris und Degiovanni von Padua zur Konsultation,
, Serbien. Belgrad, 10. Mai. (W. T. B.) Oberst Miseékowics ist zum Generalstabs-Chef ernannt. — Die amtliche Zeitung publizirt die Pensionirnng des Generals
Gruics, des Generalstabs-Chefs Generals Leschjanin, ferner der Obersten Dreschkovics und Dragasevics.
Bulgarien. Ruftshuk, 9. Mai. (W. T. B.) Prinz Ferdinand nahm heute eine Parade über die hiesige Garnison ab.
Süd - Amerika. Brasilien. Rio de Janeiro, 10. Mai. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer nahm die Regierungsvorlage, betreffend die unmittelbare und bedingungslose Abschaffung der Sklaverei, an.
Zeitungsftimmen.
Das „Deutsche Tageblatt“ schreibt :
Die Mißerfolge der rufsiscen Wirthicaftspolitik werden dur den von der Zoliverwmaltung sceben veröffentlikten provisorishen Nachweis der während des Jahres 1887 erhobenen Zolleinnahmen abermals in charafteristis®e Beleubtung gerückt. Danach weisen die Zolleinnabmen in Metallrubeln den Betrag ron 64170467 gegen 70 775 550 im Vorjabre auf, d. b. einen Rückgarg von etwa 62 Millionen. Ueberbaupt ift seit vier Fahren der russische Einfubr- bandel reißend {nell zurüdckgegangen, von 308,2 Millionen Metall- rubeln im Iabre 1884 auf 237,9 Millionen in 1885, auf 232,9 in 1886, um in dem Bericktéjabre 1887 auf 186,4 Millionen zu sinken.
„Mit dem Jahre 1884 verglichen, {reibt das „Iournal de St. PeterSbourg“, ift der Betrag unserer Importe um 40%/ gefallen. Es ift wabr, daß der Rückgang des Rubelcourses diesen Verlust weniger füblbar mat, aber seine Einwirkung auf die Zolleinnahme kat er nit verfehlt.“
Die Lage des russiscken Exportgesäfts ift nit dana angetban, obiges Bild weniger düfter ersheinen zu laffen. Das „Iournal de St. Peterébourg“ bemerkt bierzu :
„Was unsere Exporte betrifft, so sind sie auf der ganzen Linie vorge’ckritten, begünstigt dur die Entwerthung des Papiergeldes und dur eine gewisse Baifse der Preise, melde nah Schäßung der Zellverwaltung, im Vergleih mit dem Iabre 1886, i auf 2,1% bei Nabrungsartikeln , auf 15 ©/s bei i anufafturcr:euanissen und auf 0,1% bei Robstoffen der Industrie beläuft.“
Also wobin man blickt, ein Rüdgang der rufsi’&en Einnabmen bei si gleich bleibendem oder eber nob ¿¡rnebmendim Ausgabebudget. Auf die unvermeidliden Konsequenzen im Verfolg dieser Entwickelung der Dinge haben wir {on zu oft hingewiesen, als daß es beute noŸ ciner Wiederholung bedürfen follte.
— Das neueste Flugblatt der „Geschäftsstelle für Agitation der projektirten Spiritusbank“ bringt die Namen der Brennereibesiger (2000), welche sih in den legten Tagen der Bank weiter angeschlossen haben. Die Zahl derjenigen Brennereibesizer, welche den Vertrag unterzeichnet eingesendet, dabei aber die Ausfüllung der Angaben am Kopfe, insbesondere die Kontingentziffer, vergessen haben, wird als sehr erheblich bezeichnet ; ingleihen erfordern nah dem Flugblatt zahlreihe Kontrakte Ergänzungen der Vollmacht- berehtigung der Unterzeichner.
Die Ergänzung und Vefeitigung erfordert weitere Hinauts&iebung des Schlußtermins für die Beitrit1éerklärung . . . . (Folat die Be- kanntmaung des Endtermins — 20. Mai — 12 Ubr Mittags) . Im Auédruck einmütbiger Erkenntniß, „daß wir das Richtige wollen und den Ents&luß, uns auf dem Wege, den wir betreten, zu folgen,“ erblidt das Flugblatt einen vellgültigen Beweis für ein sicheres Zu- standefommen der Spiritusbtank. Jett gilt es die Einzelarbeit, um die Natzügler beranzubringen. Die feblenden Berufëgenossen müsen persönlich aufgesucht werden. Mit dem Vertrag in der Hand muß die Einzelagitaticn unternommen werden. Die Unterzeichnung ist an Ort und Stelle zu bewirken und der unterzeicnete Vertrag ofort an die Agitatioréftelle, Berlin, Französischestraße 42, part. r., zu expediren. Sie treten Alle bei. Frisch in die Aktion!
— Die „Kölnische Zeitung“ bemerkt zu einem Be- s{lusse des Pariser Stadtraths, wonach die Arbeitsdauer bei allen städtishen Arbeiten neun Stunden täglich nit über- schreiten sol und nur während fünf Tage in der Woche gearbeitet werden darf:
Die unvermeidliche Folge wird fein, daf die Stadt Paris ibren unter fo ers{werenden Bedingungen arbeitenden Unternehmern für die Herstellung einer bestimmten Arbeit viel böbere Preise zahlen muß als früber. Selbst wenn man annimmt, daß ein Arbeiter in neun Stunden ebenso viel arbeiten kann als in zebn, so wird immer in jeder Woche der Ausfall eines ganzen Arbeitêtages bleiben, für den der nit arbeitende Arbeiter aber do bezablt werden muß, da ja na der Lobnstaffel für die fünf reunstündigen Arbeits- tage ein „für die Lebenébedürfnifse (der sieben Wecthentage) aut- reichender Lohn“ gezablt werden soll. Zum mindesten wird also der uéfallende sechste Aibeitêtag dur ent}prechende Mebranstellung von Arbeitern erseßt werten müssen, und somit muß der Beutel der Stadt Paris also büßen, was die Stadtväter sündigen. Die Sache hat aber auch no cine andere Seite: wenn ein so großer Arbeit- geber wie die Stadt Paris eine nur fünftägige und nur neunstündige Arbeit zu unveränderten oder gar zu erhöhten Lobnsäten ein- führt, so fann der Rüdckshlag auf die gesammten Arbeiter- verhältnisse nicht auébleiben. Diejenigen Leute, die für nit städtise Unternehmer arbeiten, werden es niht verfteten wollen, daß sie volle fecks Tage und vielleibt 11—12 Stunden für gleichen Lobn arbeiten sollen, und es werden Unzufrictenbeit und Arbeitéeinstellung bervrorgerufen werden, in deren Folge eine allgemeine Heraufsbraubung der Löbne kemwen wird. Leßteres aber ift viellei&t das Allecgefähr- lidste, da tie wirtbschaftliwe Krisis, unter der Frankreich beute [ecidet, nicht zum menigsten auf die übertriebene Höbe der Löbne zurückzu- fübren ift, die den Wettbewerb mit dem Auélande erschwert und in manchen Artikeln geradezu unmöglih mat.
— Das Organ des rechten Flügels der französischen |
Republikaner, das „Journal des Débats“, rihtet an die Regierung das dringende Verlangen, gegen die Patriotenliga einzuschreiten. Es reibt :
Die Leitung der Liga richtete an die Patrioten Frankreichs, wie sie si auêsdrüdt, einen Appel, der keinen anderen Zweck bat, als eine Massenerbebung für ten Eeneral Boulanger betrbeizuführen . Die Proklamation läßt feinen Zweifel darüber, welche Rolle die Liga, unter Fübrung ibres leitenden Comités, übernehmen soll, Wir steben einer politiscken, eirer beulangistis{en Vereinigung gegenüber, welche leinen anderen Zweck hat, als die Beseitigung der Verfaffung, den offenen Kampf gegen das Parlament, die Durchführung der von den Laguerre, Thiébaud und Dillon begonrenen plebiécitären Campagne. Wir fragen die Regierung, was sie unter diesen Umständen zu thun gedenkt ? Von der Tribüne des Parlaments berab haben wir energis{e Grfklärungen gehört. Das Ministerium versicherte durch den Mund seines Präsidenten, daß es auf der Watt stehe, wobl bewaffnet und fest entichlofsen, Jedermann zur Reipektirung der Gesetlichkeit zu ¡Tingen. Nun, der Augenblick ift g¿kommen, den tönenden Phrasen die That folgen zu lassen. .…. Die Gescze sind von einem Vercin verleßt worden, der \ch ofen von seinem Ziele entfernt und ein Herd der Vershwörungen gegen unsere Staatseinrichturgen geworden ist. Es giebt „be- ftebende Gesetze“, die Ihnen gestatten, diesen Verein aufzulösen. Um die Mönce auszutreiben, baben Sie „bestehende Geseze® von zweitelßafter Gültigkeit aufgefunden und auêgeführt. Hr. Goblet weiß daven zu teridten! Jet sind „befteberde Eesetze“ vorbanden, deren Gültigfeit unzweifellait ist; was bält Sie ab, ste anzuwenden ? Sie brauen blos tas Strafgeseßbu aufzushlagen und die Waffen zu benugen, die es Ibnen zur Verfügung stellt. Thun Sie das nicht, lo feblt Ikbnen der ‘Muth dazu oder der — Wille.
Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundkbeits- amts. Nr. 19. — Inbalt: Gesundheitsstand. Volkskrankteiten in der Berichtêwobe. — Volkékrankbeiten und Sterbli&keit im März 1588, — Sterbefälle in deutshen Städten von 40000 und mebr Cinwobnern. — Desgl. in größeren Städten tes Auslandes. — Erfranfungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. ir. deutschen Staèt- und Landkbezirken. — Cholera in Singapore. — Flecktpphus in Zcagdeburg, Gardelegen urd im Kreise Stolzenau. — Typbus in Tleaniß. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln 2c. — Thierseuen
pest in Rußland. — Tbierseuchen in der Türkei. — Veterinärpolizei- lie Maßregeln. — Medizinalgesegebung 2. (Preußen Reg.-Bez. Stettin.) Schußpockenimpfung. — (Reg «Bez. Köslin.) Personal- auêweise der Apotheker. — (Reg.-Vez. Bromberg.) Bezräbnißpläte. — (Reg.-Bez. Breélau.) Gesundbeitlice Verbältniffe der S{ulen. — (Rega.-Bez. Erfurt.) Hundefubrwerke. — (Baden.) Viebseucen- statistik. — (Mecklenburg-Sch{werin.) Jahreëberichte der Kreiëpbvsiker. — (Braunshweig.) Cocain. — Vertretung der Pbysici. — Arznei- mittel. — (Dänemark.) Einfuhr von Schweinefleis®. — (Asien. Straits Settlements.) Quarantäne-Vorschriften. — Kongrefe, Ver- bandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereine 2c. — (Deutsches Reih) Verkehr mit Wein und Verkauf von Brot. — (Preußen. Abgeordnetenhaus.) Bierbereitung. — Regelung des Apothekenwesens. — Ausstellung der 61. Versammlung deutscher Naturforsber und Aerzte. — (Belgien.) Prostitution. — Geschenkliste — Sterbefälle in deutshen Orten mit 15 000 und mebr Einwobnern für den Monat März 1888. — Desgl. in größeren Städten des Auslanzes,
Ar@Giv für Eisenbahnwesen. Herausgegeben im Ministe- rium der öôffentli&en Arbeiten. Berlin, Julius Springer. Iabhr- gana 1888, Heft 3 (Mai und Juni). — Inbalt: Der erste Jahres- eridt des amerifaniscken Vundesverkebhrtamts. Von Dr. von der Leven. — Die Eisenbabnen der Erde. — Das \#wedishe Eiscnbabn- tariîwesen. Von J. Lukdberg. — Die italienisben Eisenbabn- Betriebsgesellichaften in den ersten beiden Betriebsjabren. — Die Cifenbabnen in Australien. — Notizen: Weiterer zweigeleisiger Ausbau preußischber Staatseisenbabnstreken. — Die oldenburgisdhen Eisenbabnen im Jahre 1886. — Anlage weiterer Nebenbahnen im Königreih Satsen. — Staatsaufsiht über die Finanzwirtbs&aft der franzêsisben Privatbabnen. — Eisenbahngeseßgebung in Ueber die Höbe der Eisenbahntarife für die Beförderung von Seecfisben in England. — Anlage neuer Eisenbahnen in der Republik Chile. — Auszug aus der Uebersi&t über den ausländishen Handel Rußlands für 1886. — Betriebs- einnabmen der französfishen Hauptbabnen. — Re&tsprehung und Gesetzgebung. — Rechtsprewung: Civilprozeireckt, Fractrebt. ) (Er- tenntniz des Reitsgerichts vom 2. Juli 1887 ) — Kommunal besteue- rung der Eisenbabnen. (Erkenntniß des Ober-Verwaltungëgerits vom 24. Januar 1888.) — Gesetzgebung : Deuts§es Rei. — Preußen. — Oesterreich - Ungarn. — Sweiz. — Frankrei. — Rußland. — Bücherschau: DVesprehungen (Jäger, I., Die Eisenbabnkunde. — Launbardt, W., Theorie des Trafsirens. — Statistik der Güter- bewegung auf deutshen Eisenbahnen im JIakre 1886 in grapbischer Darstellung. — Buzzi, L, Le pont zur le Volga près de Batraki. chemin de fer Orenburg-Batraki. — Sarrazin, O. und Oberbedck, H., TascenbuH zum Abstecken von Kreiëbögen mit und obne Uebergangs- furven für Eisenbahnen, Straßen und Kanäle. — Wippermann, K,, Deutscher Geschihtskalender für 1887.) — Ueberskitbt der neuesten Hauptwerke über Eisenbahnwesen und aus verwandten Gebieten. — Zeitschriften.
(Fu al i Sngiand. ge
Statistische Nachrichten.
Die überseeishe Auswanderung aus dem Deutschen Reich über deutsde Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug im Monat März 1888 10355 und im ersten Vierteljahr 1888 17435 Köpfe. Diese 17435 verthzilten si na Provinzen bezw. Staaten ihrer Herkunft felgendermaßen: aus Posen 2622, West- preußen 2413, Bavern rechts des Rheins 1997, Pommern 1497, Königreich Württemberg 1013, Hannover 921, S&letëwig-Holstein 866, Rbeinland 767, Brandenburg und Berlin 763, Großhberiogibum Baden 610, Pfalz; 426, Hessen-Nafsau 378, Königreih Sachen 365, Ostpreußen und Swhlesien je 324, Großherzogtbum Heften 311, West- falen 290, Hamburg 271, Provinz Sachsen 275, Oldenburg 211, der Rest aus dem übrigen Deutschland.
Es ift darauf aufmerkîam zu machen, daß bierbei die Auëwan- derung über franzôsishe Hâfen (Havre, ron wo viele Auêwarderer aus dem Südwesten des Reis erpedirt werden) nit nachgewiesen ift, und die über englishe Häfen nur soweit sie in unseren Häfen als „indirekte“ Beförderung ermittelt werden konnte.
Im gleichen Zeitraume der Vorjabre wanderten aus: 1887 im Máärz 11 671 und im 1. Quartal 19 020, 1886 7946 bezw. 12 838, 1885 10 974 bezw. 17 924; von ten leßten 10 Iabren batten das Jakbr 1882 im 1. Quartal tie größte Auswanderungsziffer, rämlih 41 593, 1878 die kleinste mit 4263 Köpfen.
— Nab ter Mortalitäts-Statisftik für 1887 bat sh im Königreih Sachsen die Zahl der Gestorbenen im verflossenen Jahre ganz erbeblih vermindert, und zwar war dieselbe, troy der
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Bevölkerungë-Zunabme, geringer als in den vorängegangenen 4 Iabren ; e bezifferte sich für 1887 auf 88310, gegen 96 179 im Jahre 1886, 0768 im Jahre 1885, 94525 im Jahre 1884 und 89 815 im Fabre 83. Vezüglich der einzelnen Lebersstufen zeigte im Jahre 1887 rur Greijsenalter (60 Iabre und darüber)“ eine im Vergleih ten vorangegangenen 4 Jabren böbere Ziffer, nämli 3 Gestorbene, gegen 16565 im Jahre 1886, 16015 m Jahre 1885, 156% im Jahre 1884 und 16362 im Iabre 1883, während Erwatbsene und namentlich aub Kinder in erbeblich geringerer Zabl gestorben sind als in den leßten 5 Jahren. Nimmt man die mittlere Bevölkerung Sasens im Jahre 1887 zu 3 248 500 Eirwobner an, so beträgt die auf je 1000 Lebende berech- nete durchschnittlihe Sterbeziffer nur 27,2. Eine so niedrige Ziffer ist seit ciner langen Reibe von JIahren niht zu verzeichnen gewesen; nur die Jabre 1870 und 1863 batten gleih günstige Zakblen, die Iabre 1835/36, 1844, 1853/54, 18583 und 1860 sowie 1862 allerdings noch günstigere aufzuweisen. Im Durtbschnitt der einzelnen Jahre starben ron je 1000 Lebenden: 1887 üdber- baupt 27,2, Kinder 47,5, Erwatsene 16,8; 1886 überbaupt 30,0, Kinder 55,1, Erwachsene 17,2; 1885 überbaupt 28,7, Kinder 51,2, Erwawsene 17,2 ; 1884 ükerhaurt 30,1, Kinder 56,2, Erwachsene 17,1; 1883 überbaupt 29,1, Kinder 51,8, Erwasene 17,1. — Was die Todeéursachen betrifft, so baben im Jabre 1887 unter den Kinder- kranfbeiten nur die Sterbefälle an Masern eine Zunabme erfabren, wäbrend der Keucbbusten seinen mäßigen Stand beibehalten bat, Scarlach und Dipbtberie aber sich weit seltener gezeigt baben Unter den Krankheiten, welhe vor;ugêweise Erwachsene beimsuchen, ift der Typhus mit einer sehr verminderten Zabl der Todesfälle ver- treten. Au für Lungenkranke ift das Berichtejahr ein sehr günstiges gewesen, denn sogar die absolute Zabl der an S{windsuht Ge- storbenen ift unter die des Jahres 1283 berabgegangen. Dagegen ist die Sterblichkeit an Krebs in der Zunabme begriffen, wofern nicht die genauere Registrirung der Fälle diese Krankheit nur in der Aus- breitung begriffen ersbeinen läßt. Totesfälle an Krebs wurden ver- zeihnet: 1887 2476, 1886 2327, 1825 2337, 1884 2215, 1883 2192,
— Ueber die Resultate des Ersatgeshäfts im Bezirk des XIII. (Königlich Württembergischen) Armee-Corps pro 1888 entnehmen wir dem „St.-A. f. W.* folgende Daten: Die Zahl der Militärpflitigen betrug (abzüglih anderwärts gestellungspflitig gewordener 2c. 18 779 Mann) 30684 Mann. Aus diesen wurden ausgehoben 7195 Mann ; freiwillig eintraten 536; der Grsaßreserve erster Klasse überwiesen wurden 2587, darunter 1911 als Uübungs- pflihtig, der Ersayreserve zweiter Klafse 3002. Zurück- gestellt wurden 13003, wegen moralischer UnbrauWbarfeit vom Dienst im Heere und in der Marine ausgeschlossen 49; wegen körperlicher oder geistiger Gebreben sowobl zum Dienst mit der Waffe als auch zum Dienst ohne Waffen wurden dauernd untaug- li befunden und auêgemustert, d. h. vom Dienst im Heere und in der Marine befreit 3255; überzäblig geblieben sind 1057 Mann. Von den 7195 Ausgehobenen wurden 7001 zum Dienst mit der Waffe, 193 zum Dienst ohne Waffe und 1 Mann für die Flotte bestimmt; 4599 bezw. 62 davon gehören zu den 20jährigen, 1588 bezw. 41 zu den 21 jährigen, 795 bezw. 89 zu den 22 jährigen, 19
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_ — Ueber die Bevölkerungsbewegung in der Shweiz im Jabre 1887 bringt der Berner „Bund“ eine Statistik mit folgenden Hauptzablen: Es wurden im Jahre 1887 verzeichnet : S1 286 Geburten, 58 934 Sterbefälle, 20 649 Ebeschließzungen, 925 Ebescheidungen und 7558 Auêwanderungen. Zu bemerken ist dabei, das die Todtgcburten weder in den Geburts- noch in den Sterbe- ziffern mitgezäblt sind. Für die Jahre 1886 bis 1883 zeigten die entipreheuden Rubriken folgende Ziffern:
& _ Sterbe- Efe- Ghe- Aus- Iabr Geburten fälle schließungen s{eidungen wanderungen 1886 80 763 60 061 20 089 901 6 342 1885 80 349 61548 %20105 920 7583 1884 81 571 58 301 19 898 207 9 608 1883 81 974 58 733 19 696 §98 13 502
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
. Fünf Jahre in Oft-Afrika. Reisen dur die südlichen Grenz- länder Abessiniens von Zeila bis Caffa, von Antonio Cecch#i
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(Leipzig, F. A. Brockbaus, 1888, 541 S, 89%, 15 M), na italienis@en Original in abgefüritcer Faffung von M. Rumbaue — Das Werk des Kapitäns Ant. Cec{i „Da Zeila alla frontiere Caffa“ ift verôffentliht worden, der Ueberseter bat den eriten B des Werkes, welches bauptsätbtlie Abessinien behandelt, da es Bekannte betrifft, nur kurz a eise mitgetbeilt, dagegen den weiten, welcer die Reise von Sch nah Caffa enthält und wiGtige Auf luf über die bis dabin no®& unerfors&ten Gallaländer bringt, faft unve è wiedergegeben. Diese Rei'e urde, | nahdem im Jab , eine Expedition verunglück war, ¡im Winter 1876/7 ereitet und in den Jahren 1877 bis 1882 ausgeführt. Das Hau Artinori, der im August 1882 i tie astronomischen, geodätiscen auéfübrte. Diez Erpvedition Afrika gezogen, die noch keines abenteuerliden SchidÆsale und nannig selben werden nit nur Gelehrte, sondern Publikums intere se mit idmüdt und dur T
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papiere. — Berechnung. — — Zinéleisten (Talons). — Erträgs- oder (Dividenden- Coupons), — Von der Ausloosung. — Von der Versicherung der Wertbpapiere gegen Verluste durch Austloosung. — Sichere Aufs bewabrung der Werthpapiere — Vorsidbtsê1 geln beim Umtausch der Wertbvaviere. — Bu(bführung fü rthvapiere. — Was it zu tbun, wenn Werthpapiere abbarden kommen? — Die neueste Aktiengesetgebung. — In dem vorliegenden Werken, weldhes bauptsählih für sol&e Kapitalisten und Vermögenêverwalter geschrieben worden, denen an einer eren
Anlage ibrer Kapitalien gelegen ist, findet nur cine Abhandlung über die rentabele Kapitalanlage ftatt. Im ¿weiten Abschnitt felgt eine den neuesten Geseßen entiprebende Darstellung der Reckbte und Pflichten der Aktionäre, des Aufsichtéraths, des Vorstandes und der Liguidatoren, welbe gegen die frübere Gesetzgebung theils bedeutende Ausdehnungen, theils bedeutende Einschränkungen erfabren haben, îo daß es für jeden Inbaber von Aktien sowie für alle Diejenigen, welbe Aktien zeichnen oder kaufen wollen, von Wittigkeit it, ch mit den neuesten Be- stimmungen des Aktiengeseßes bekannt zu machen, wozu das vorliegende Werk die bete Gelegenheit bietet.
— „Der Dien es Infanterie-Unteroffiziers* Von F. G. Graf von W see, Königl. preuß. General-Lieutenant. Achtzehnte Auflage. Un C nungen umgearbeitet von A. Graf von Waldersee, General- Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Genecal- Ouartiermeister. Mit einem Anhang und drei (Berlin. 1888. R G : ¿h 4 felder, SW. Sör Auflage dieses bewäh ergiebt, daß die erster und Au2rüstung, wie eingetretenen Aenderungen baben, fast vollständig . Dieselbe gliedert fi [ umfangreicher, nur ir itel und 148 Paragraphen, während die siebzebnte Auflage in 19 Kapitel und 172 Paragraphen cin- getbeilt war.
— In den Mever'schen Reisebüch shieneR: „Dresden und die Sächsische E des Viblicgraphischen Instituts in Leipzig, Preis 2 #4). Daß dieses Bu ein guter Reisefübrer ist, beweist die Thatsache, daß T „Gebirgsöverein füc die SäGsisH-Böhmishe Schwei sei einsbuh“ erforen worden ist. Das sebr band! n schopfende Vüchelchen ift übersictlih angeordnet und dem Tourisi bedürfniß so genau angepaßt, daß es îtets eine {nelle Orientirung ermöglicht. Wesentlich tragen bierzu bei die vortrefliben (8) Karten und (6) Pläne.
— Der beimatbkundlihe Unterricht für- die Schulen der Provinz Hannover, bearbeitet von W. Rustman n, Erstem Lebrer an der Vügerschule I. ¡u Nienburg a. d. Weser, und W. Vollmer, Vorsteher der Königliden Präparanden- Anstalt zu Melle. Mit einem Titelbild: Kaiser Friedrih im Kreise seiner Familie, 52 Abbildungen und 13 Karten im Tert und 3 Stammtafeln. VIII. und 206 S. gr. 8? Verlag von Carl Meyer (Gustav Prior) in Hannover. Geb. 2 4 20 A; gebunden 2 M 60
6U S. — Die morgen erscheinende Nr. 2341 der „Fllusftrirten t
ê c àßten Leitfadens mit der alle seit 1886 in der Bew er praftishen Ausbildung der Infanterie
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Zeitung“ entbält folgende Abbildungen: Prinzessin Victoria von Preußen auf einer Spazierfabrt in der Umgebung von Charlottenburg. Originalzeihnung von H. Lüders. — Der BVesuß der Königin Victoria von Großbritannien am Hofe zu Charlottenb
bei Charlottenburg zu Ehren der Königin. Originaljzei ders. (Zweifeitig) — Auf der Charlottenburger Chauf Berlin. Originalzeihnung von E. Thiel. — Friedrih Rükert. Zu T
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feinem 100. Geburtêtage. Nach dem Gemälde ron C. Jäger. — Das neue Stadtkrankenbans in Danzig. Originalzeihnung von G. Theuerkauf. — Die Kaiserlichen Hof-Museen und der Platz mit dem Maria-Theresia-Denkmal in Wien. Originalzeihnung von L, E. Petrovits. (Zweiseitig.) — General Boulanger. Nat, der neuesten
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Land- und Forstwirthschaft.
Nach einer Veröffentlibung des Königlich baverishen StatistisGen Bureaus kat die Ernte des Jahres 1887 in Bayern folgende Durchschnittserträge ergeben. Es beziffert fch der Durcbschnitts- ertrag an Körnern vom Hektar bei Weizen auf 27,4 (1886 26,0), bei Spelz 29,6 (26,9), bei Roggen 25,8 (24,5), bei Gerste 25,6 (27,7) und bei Hafer 20,6 (26,1) Ctr. Der Strobertrag war im Jahre 1887 dur(schnittli6 pro Hektar bei Weizen 46 (1886 45), bei Spelz 47 (43), bei Roggen 51 (49), bei Gerste 29 (34), bei Hafer 29 (39) Ctr. Kartoffeln ergaben im Durchschnitt pro Hektar 171 Ctr. gegen 182 Ctr. im Vorjabre, 239 Ctr. im Jahre 1885, 219 Ctr. im Jahre 1884, 233 Ctr. im Jahre 1883, 146 Ctr. im
bezw. 1 und der für die Flotte bestimmte Mann zu den älteren
in Desfterreih 1886 — S@weinepeft in Oefterrei&-Ungarn. — Rinder-
Militärpflichtigen.
Jabre 1882, 219 Ctr. im Jabre 1881, und 193 Etr. im Jahre 1880, Der Gesammtertrag an Kartoffeln war im