1908 / 289 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Dec 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Kafsenbeamten bei Auffielung der Verzeichnisse bereitwilligst Hilfe geleittet werden. A

TT. Die Zahlung der am 2. Januar 1909 fälligen Zinsen der in das Preußishe Staatsshuldbuch und in das Reichs\huldbuch eingetragenen Forde- rungen erfolgt im Wege der Zusendung durch die Post und im Wege der Gutschrift auf den Reichsbankgiro- konten der Empfangsberechtigten zwischen dem 18. Dezember und 8. Januar; die Barzahlung bei der Staatsschulden- tilgungskasse und der Reichsbankhauptkasse in Berlin beginnt am 18. Dezember, bei allen anderen Zahlstellen am 24. Dezember. - E

ITI. Die Staatsschuldentilgungskasse ist am 29. De- zember für das Publikum geschlossen, während fie am 30. Dezember von 11 bis 1 Uhr und an den übrigen Werk- tagen, auch am 31. Dezember, von 9 bis 1 Uhr geöffnet ist.

Berlin, den 2. Dezember 1908.

Hauptverwaltung der Staatsschulden und Reichsshuldenverwaltung. von Bischoffshausen.

Bekanntmachung.

Das laut Bekanntmahung vom 14. Juli d. J. au8geshriebene Stipendium der Adolf Menzel-Stiftung ist durch Beschluß des Kuratoriums der genannien Stiftung für das Jahr 1909 dem Studierenden, Maler /

Franz Eichhorfst aus Berlin verliehen worden. Charlottenburg, den 8. Dezember 1908. : Der Vorsizende des Kuratoriums der Adolf Menzel-Stiftung A. von Werner, S 3 Direktor der Königlichen akademishen Hochschule für die bildenden Künste.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche usw. Neues Palais, 30. November. Poel (Ern st), Lt. im 2. Naffau. Feldart. Regt. Nr. 63 Frankfurt, der Abschied mit der geseßlichen Pension aus dem aktiven Heere be- willigt ; zugleich ift derselbe bei den Res Offizieren des Regts. angestellt. Wegner, Lt. der Res. des Rhein. Jägerbats. Nr. 8 (Schlettstadt), der Abschied mit der geseßlihen Penfion bewilligt. 7

Neues Palais, 3. Dezember. Mohs, Königl. württemberg. Hauptm. im Großen Generalstave, von dieser Stellung enthoben. Sr. EckXbrecht v. Dürckheim-Montmartin, Lt. im Kür. Regt. Graf Wrangel (Osftpreuß.) Nr. 3, der Abschied mit der geseßlichen Penfion bewilligt.

Kaiserliche Schußtruppen.

Offiziere usw. Neues Palais, 26. November. Tafel, Königl. württemberg. Oberlt. im Inf. Regt. Kaiser Wilbelm, König von Preußen (2. Württemberg.) Nr. 120, nah erfolgtem Ausscheiden aus dem XIIL (K. W) Armeekorps am 4. Dezember 1908 als Oberlt. mit einem Patent vom 10. September 1908 Dd in der Schußtruppe für Deutsh-Ostafrika angestellt. S

Neues Palais, 3. Dezember. Lequis, Major im Kommando der Shußtruppen im Reichskolonialamt, unter Belaffung in diesem Verhältnis zum außeretatmäßigen militärishen Mitgliede des Reichs- militärgerichts ernannt.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Präsident des Reichsbankdirektoriums, Wirkliche Geheime Rat Havenstein, von der Dienjtreise.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 8. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Chefs des Militärkabinetts, Generalmajors Freiherrn von Lyncker und des Chefs des Marinekabinetts, Vizeadmirals von Müller

entgegen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin empfingen heute im Neuen Palais bei Potsdam im Anschluß an die Audienzen bei Seiner Majestät dem Kaiser und König den abberufenen chinesischen Gesandten Sun Pao-Ki sowie den neuernannten brasilianishen Gesandten Dr. Ftiberê da Cunha.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Char- lotte“ am 5. Dezember in Port of Spain auf Trinidad eingetroffen und geht am 31. Dezember von dort nah St. Thomas (Kleine Antillen) in See.

S. M. S. „Freya“ is vorgestern von Port of Spain nach St. Thomas in See gegangen.

S. M. S. „Seeadler“ ift gestern von Zanzibar nah Daressalam in See gegangen.

Sachsen.

Bei- der gestrigen Schlußberatung des Berggeseß es in der Zweiten Kammer gab der Finanzminister Dr. von Rüger, laut Bericht des „W. T. B.“ folgende S ab:

Die Regierung sei bereit, die Berzshädenfrage einer ernstlichen hoffe, vielleiht {hon im nächsten Gesegzentwurf vorlegen zu können. Warnen möhte er aber davor, von den Arbeitern zu wählende Kontrolleure einzuführen, denn er fürhte, daß die von den Arbeitern gewäblten Bergkontrolleure ein Werkzeug der Sozialdemokratie für politishe Zw-ecke werden. Der Bergbau brauche Frieden zwishen Belegschaft und Arbeitgebern, die Sozial- denokratie sei aber nicht diejenige Partei, die den Frieden stifte, sondern ihre Bestrebungen seien auf etwas ganz Anderes gerichtet.

Der Finanzminister erklärte ferner auf eine Anfrage; daß die sächsishe Regierung nicht für ein Reichsberggeseß sei. Die sächsische Regierung befinde sich auch nicht allein mit diefer Arsicht, sondern, soviel er wisse, seien alle Bundesregierungen aleiher Meinung.

Nach weiterer Debatte nahm die Kammer die Novelle zum Berggeseß einstimmig an.

rüfung zu unterziehen. Gr ndtage einen bezüglichen

Deutsche Kolonien.

Wie das „Reutershe Bureau“ erfährt, haben die deutsche und die britishe Regierung das Abkommen getroffen, dur eine gemeinsame Kommission die Grenzen von Deutsch- und British-Neuguinea genau bestimmen zu lassen. Dies sei mit Rücksiht auf die Entwicklung jener Gegenden und der sich hieraus ergebenden Notwendig- keit geshehen, durch eine unzweifelhafte Bestimmung der Grenze, in deren Nachbarshaft das Vorkommen von Gold estgestellt ist, Streitigkeiten zu verhüten. Das „Reutersche

ureau“ bemerkt hierzu, es dürfte kaum möglich sein, die Ar- beiten in einer Saison zu beenden ; doch sollen die Vermessung8- arbeiten am Anfang des nächsten Jahres beginnen und so eifrig wie mögli betrieben werden. Bei der wirtshaftlihen Wichtigkeit der Angelegenheit hätten beide Regierungen das größte Jnteresse daran, daß die Arbeiten auf das schnellste vorwärts gebraht werden. Die Kommissare würden keine Vollmachten haben, sondern ihren Regierungen berihten müssen, die dann endgültig etwaige Fragen entsheiden. Der deutsche Kommissar sei Hauptmann Förster, der demnächst Berlin verlassen werde, der britishe sei der Regierungslandmesser in Papua G. Sabine, der sich hon an Ort und Stelle befinde.

Großbritannien und Frland.

Jn der zweiten Plenarsißung der internationalen See- er egr eq g aToTns Den, V. D. D. UToIae Normann zum Generalsekretär sowie die Delegierten Freiherr vonGrünau- Deutschland, Freiherr von D ocz y- Oesterreich- Ungarn und Lovis Milikow-NRußland zu Sekretären ge- wählt. Als Gra für die Beratungen sollen die Vor- schläge der englishen Regierung dienen. i

Jm Unterhaus wies gestern der Abg. Bellairs (liberal) darauf hin, daß der Admiral Finnis in einer Rede, die er am 2. d. M. in Dover gehalten, erklärt habe, daß es ihm bei den Flottenmanövern mit einer Flottenabteilung, die eine Transportflotte mit 70 000 Mann Landungstruppen vor- stellte, gelungen sei, der englischen Verteidigungsflotte bei Nebel auszuweichen und die Küste von Schottland unbemerkt zu er- Leid Demgegenüber erklärte, laut Bericht des „W. T. B.“, dec Marineparlamentssekretär Macckenna:

Der Admiral Finnis sei seit Januar dieses Jahres inaktiv und babe bei den leßten Flottenmanövern fein Kommando irgend welcher Art gehabt. Auch habe ihm Finnis mitgeteilt, daß die ihm zuge- \{riebene Erklärung auf einer falschen Auffaffung und Verdrehung eines kleinen Teils feiner Rede beruhe. Madckenna fügte noch hinzu, es sei während der Flottenmanêver nihts vorgekommen, was zu einer folchen Erklärung hätte Anlaß geben können.

Im Fortgange der Sißung zog der Premierminister As quith die Unterrichtsbill formell zurück und gab hierbei dem tiefen Bedauern darüber Ausdruck, daß die Hoff- prt der Regierung auf Regelung der Unterrichtsfrage ver- eitelt seien.

Der Redner wies ferrer auf mehrere Shwierigkeiten, die sh in dieser Frage erboben hätten, hin und zollte den Bemühungen Runci- mans und des Erzbishofs von Canterbury warme Anerkennung. „Ich habe nie“, fuhr -Acquith fort, „eine s{chwerere Enttäushung erfahren, aber ih bedauere nit Versuch, der gemacht worden ist; es ift mir [ieber, ihn ge Bt id mich getäusbt zu haben, als den Versuch aus Furt vor eînem Mißkingen unterlassen zu haben.“ i fiebt

Frankreich.

Die Deputiertenkammer überwies gestern einen Antrag Gauthier Clagny von der Rechten, betreffend Tagung der geseßgebenden Körperschaften auch in Kriegszeiten, einer Kommission und seßte dann die Beratung über die Todesstrafe fort.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ trat der Abg. Gerard- Varet für einen Geseßentwurf ein, der dahin geht, die Todesstrafe durch lebenétlänglihe Internierung mit Körperstrase und Ehrverlust zu erseßen. Der Justizminister Briand erklärte, über diesen Antrag könne ein Einvernehmen erzielt werden. Der Präsident der Kom- mission Puech beantragte die Ablehnung des Gesegzentwurfs und Ans nahme des Entwurfs der Kommission.

Rußland.

Heute wird, nach einer Meldung des „W. T. B.“, ein Kaiserliher Ukas veröffentlicht, betreffend die Enteignung der Ländereien, die zum Bau der Verbindungslinie zwischen dem Net der Reichseisenbahnen und dem der finnländischen Bahnen benötigt werden.

Belgien.

Die internationale ständige Zuckerkonferènz, an der Rußland zum ersten Male teilnimmt, ist, „W. T. B zufolge, gestern in Brüssel unter dem Vorsiß des bevollmächtigten Ministers Capelle zusammengetreten. Nach Regelurg einiger Formalitäten und Besprehung der englishen Zuckerausfuhr wurde die Sißung auf heute vertagt.

Afien.

Die Statuten für den neuen Staatsrat bestimmen, nah einer Meldung des „Reutershen Bureaus“, daß der Staatsrat sich aus 32 Notabeln und 18 Kaufleuten zusammen- seßt, die sämtlih vom Schah ernannt werden. Der jeßige Staatsrat bleibt zwei Jahre im Amt. Er hat sowohl gesetz- geberishe Gewalt als auch die Kontrolle über die einzelnen Abteilungen der Verwaltung; Anleihen und Konzessionen be- dürfen seiner Zustimmung. Sämtliche Entscheidungen des Staatsrats unterliegen der Genehmigung des Schahs.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Rei chs- tags befindet sich in der Ecsten und Zweiten Beilage.

Der Etat für den Reichstag ist gestern ausgegeben worden. Die Einnahme beträgt 17 416 #6 (gegen das Vor- jahr 334 M4) und die Ausgabe 2209070 M (+ 94905 46).

Koloniales,

Gine Forschungsreise durch Nordwestkamerun.

Vor einigen Wochen sind nah nahezu 13 monatiger Abwesenheit die beiden Mitglieder der Kamerunexpedition, Profeffor Dr. Hassert

kolonialamt auf Veranlafsung der „Kommisfion für die landeskundliche Erforschung der Schvtzgebiete®* nah Nordwefikamerun entsandt hatie. Hauptaufgaben der Expedition waren die geographische Untersuchung des Kamerungebirges, der Gebirgsstöcke des Manengubasystems und der fih nördli und nordösilih anschließenden Hohländer sowie die Lösung der Frage, ob und wie weit die eigentümlihen Grabenbildungen Ost- und Zentralafrikas im westafrikanishen Graben ihr Gegenstück finden. Eine eihe anderer Arbeiten auf wirtsaftlihem, zoolozishem, botanishem und ethnographishem Gebiete sollte mit der Lösung der Haupt- aufgaben Hand in Hand gehen. Am 13. Oktober 1907 trafen die Expeditionsteilnehmer in Victoria ein und begannen ihre Tätigkeit zuerst im Kamerungebirge, das auf fünf Wanderungen umgargen und bestiegen wurde. Mitte Dezember wurde das Standquartier nah der Station Johann-Albrehtshöbe verlegt und von bier aus das Balue-Gebirge, die Bakundu-Senke und das Balundu- Tiefland durhstreift. Jm Mebeucr und in der ersten Hälfte des März 1908 wurden die Horst- und Vulkangebirge des Manenguba- Systems (Kupe, Bafarami, Manenguba, Nlelako) kreuz und quer durchzogen und dann bis zum S&lufse der Reise die Urwaldsgebiete mit den Grasfluren des Hochlandes vertauscht. Die Ausgangspunkte für tie nun folgenden Wanderungen bildetea ‘die Militärstationen Dshang und Bamenda. Die leßte große Rundwanderung, die über zweieinhalb Monate dauerte, galt zunähst der Landschaft Bafum in Nordkamerun mit ihren Seen und ihren eigentumlißen Œranitwollsackzebieten, führte dann in öôft- liher Richtung über . den Mauwesee (wohl ten höchst elegenen Bergsee unseres SMußgebiets) ins Banfsoland und ins amidat Banjo, das westlihste der unter dem politishen Begriff Adamaua zusammengefaßten Sultanate. Durch das Tikarland und das Neich Bamum wurde Ende Juli Bamenda wieder ecreiht und endlich bei voller Regenzeit über Bali, Tinto und Johann-Albr:chts- böhe der Nöckmarsch zur Küfte angetreten.

Reiche Sammlungen verschiedenster Art, deren Bearbeitung die Falleute längere Zeit in Anspru nehmen wird, sind mitgebracht worden, und vtelfach wurden ganz neue Aufschlüsse über die Ober- flähengestalt und den inneren Bau der durhzogenen Lands{aften ge- wonnen. Die Erpedition hat vom ersten bis zum leßten Marschtage ein ununterbrohenes Itinerar aufgenommen, das, 464 Blatt in Groß- quart umfafsend, rund 2500 km Weglänge im großen Maßstabe 1:15 000 enthält und gleichzeitig gcologiscken Interessen Rehnung trägt. Gegen 2000 mit 4 Aneroidbarometern und 3 Siedethermo- metern gewonnene Höhenmefsungen von 614 verschiedenen Punkten tragen nebft zablrei@en Peilungen zur Vervollständigung des Karten- bildes bei. Bet den Höbhenmefsungen wurde nicht bloß den Gelände- formen, ‘sondern au den Höhengrenzen Aufmerksamkeit geschenkt, ¿- B. der Waldgrenze, der Siedlungsgrenze, den Höhengrenzen von Oel- und Kokospalmen usw.

Die Gesteinszusammensetzung des durchwanderten Gebietes ist verbältnismäßig einfah und einförmig, wie auch die mit- gebrahten Handstücke (rund 1500 Nummern) dartun. Den Untergrund bilden weitaus überwiegend Granite und Ürzesteine, die von einer mehr oder minder mähtigen Lveritshiht oder von ausgedehnten Basaltdecken überlagert werden, während häufig jugendliche, meist noch recht gut erhaltene Domvulkane und Kraterberge einen charakteriftishen Schmuck der Landschaft darftellen. :

So einfôrmig die geologishe Zusammenseßung des Reisegebietes ist, fo mannigfah und verwickelt ift sein innerer Bau. Wir baben es wobl mit einem seit uralten Zeiten nicht meßr vom Meere überfluteten und daher zu einem flachwelligen Hügelland abgetragenen NRumpfgebirge zu tun, das aber in juncer geologischer Vergangenheit von tiefgreifenden tektonischen Störungen betroffen wurde. Die Hoch- fläche wurde, einer geborstenen Glassheibe vergleihbar, nah den ver- shiedensten Richtungen hin von Age durhsezt, an denen ih die einzelnen Schollen vers{oben. Die Erosion des Wassers und der

- Luft hat die durch tektonische Kräfte ge\haffenen Täler und Becken

weiter ausgestaltet; eine lebhafte vulkanishe Tätigkeit, die, wie der Robert - Meyer - Krater im Kamerun-Gebirge lehrt, heute noch niht ganz erloshen ist, hat weiter tiefgreifende Ver- änderungen des Landschaftsbildes hervorgerufen. Nicht in allen Fällen konnte ein Zusammenhang zwischen vulkanischen Schloten urd Bruh- linien nachgewiesen werden, und auch ein im Oberflähhenbilde Kameruns deutlich hervortreterder Graben, ein Gegenstück zu den großartigen tektonishen Einsenkungen des oft- und zentralafrifanischen Grabens, licß sich nicht nahwæeisen. Nur die breite, offenbar auf tektonische Kräfte zurückzuführende Furhe, die ih vom Fuße des Kamerun-Gebirges aus als Bakundusenke, Mungotal und Tinto- kefsfel vorwärts zieht, um im Stromgebiet des Croß in den breiten Benuegraben überzugehen, könnte vielleiht im Verein mit legterem als westafrikanischer Graben zusammengefaßt werden. Bon den zablreihen Seen, die meist als Krater- oder Maarseen an die Vulkangebiete gebunden sind, wurden aht ausgelotet (insgesamt 1005 Lotungen) und folgende größten Tiefen gefunden: Rittardssee 6,2 m, Sodenfee 80,9 m, Elefantensee 111 m, die bziden Maare des Manengubagebirges 92,9 und 168,2 m, Bambuluesee 58,5 m, Mauwe- see (nicht Mauwes) 52,4 m. Im großen Ndüsee, wohl dem tiefsten Wasfserbecken Kamexuns, einer höchst merkwürdigen Kombination von Granitmulde und Maar, wurde bei 208 m kein Grund erreicht.

Mit den Ablesungen der Barometer waren vor allem an den Orten, in denen die Expedition längere Zeit verweilte, auch meteorologische Beobachtungen verbunden. Namentlih die höchsten und niedrigsten Tages- und Nachttemperaturen und die Regenmenge wurden \o oft als m3glih aufgezeichnet. ;

Neben diesen eben kurz fkizzierten Arbeiten wurde auch eine eifrige Sammeltätigkeit entfaltet, um die sh besonders Herr Thorbecke verdient gemaht hat. So wurde eine hübshe Sammlung von Vozel- bälgen und Tierskeletten zusammengebraht und die Pflanzenwelt charak- teristisher Landschaften, z. B. des Manengubagebirges, des Bambulue- und Mauweseegebietes usw. in ihren Hauptvertretern dem Herbarium einverleibt. Besonders reihhaltig ersch-cinen die ethnographishen Sammlungen, die namentlich im Bakofsiland, in Bafut, Bafreng und Babungo, in Bamue, Banjo und in den interessanten Lands schaften des Dsachng-Bezirkes angelegt wurden. Dazu kommen viele Hunderte vbotographisher Aufnahmen voa geozraphisch, ethnographisch oder wirtshaftlich bemerkenswerten Punkten und eine kleine Samm- lung vbonographischer Aufnahmen.

W518 die wirtschaftlihen Verbältnifse des durhreisten Gebietes anbetrifft, so ist es vor allem ein Land der Oelpalmen, die, nah Millionen zählend und stellenweise förmlihe Wälder bildend, den hauptsächlihsten Reihtum Kameruns ausmachen und vielleicht eine wichtigere Rolle zu spielen berufen find als Baumwolle, Kakao und Kautschuk. Im Urwaldstiefland is die Hauptnährfruht der Eingeborenen die Plane (Banane), zu der fich auf dem Hohland der Mais gesellt. Unabsehbare Maisfelder riefen im Bakosfiland, in Bamurm und in vielen anderen Gegenden geradezu den Eizdruck europäischer Kulturlandshaften hervor und laffen einen ausgedehnten Maisbau, wie er bereits seit einigen Jahren in Togo blüht, auch für Kamerun auésihtsvoll erscheinen. Tiefer gelegene, sumpfige oder leiht zu bewäfsernde Mulden wie die Mboebene und der Tintokefsel eignen ih, wie mehrere wohlgelungene Versuhe beweisen, trefflih zum Neis- bau, und die auf dem Grasho@land hon jeßt sehr eifrig betriebene Grdnußkultur ift noch bedeutender Erweiterung fähig. Der Reichtum des Banfso- und Bekomlandes an Kolanüfsen, den die handelstätigen, in ihrem ausgeprägten Geshäftsfinn aber nicht immer ganz einwand- freien Hauffa seit langem mit Sewinn ausnugzen, liefert einen der wertvollsten Handelsgegenstände für den Sudan. Freilich ift die un- erläßlihe Voraussetzung zur gedeihlihen Erschließung des Graslandes, daß die in rüstigem Fortschreiten begriffene Véanenguba-Eisenbahn niht vor den Toren dieser zukunftsvollen Wirtschafisgebiete Halt macht.

Noch einer ganzen Reihe anderer Fragen, auf die im einzelnen einzugehen hier unmögli ift, hat die Erpedition Aufmerksamkeit ge- schenkt, z. B. den verschiedenen Hausbau- und Siedlungstypen, der Volksverteilung, der Verbreitung der Trommelsprache, der Frage der europäischen Einwanderung, dem Verkehrswesen, dem Haudelseinfluß der Duala und Haufsa usw. Ihre Erörterung ift, wie die Ver-

und Profefsor Thorbecke, nah Hause zurückgekehrt, die das NReichs-

arbeitung der sonstigen Ergebniffe, einer späteren, umfangreihen Ver-

öffenilihung vorbehalten, die, wie alle ichte der von der , a kundlihen misfion“ des Bie Ci E als ein Grgänzungsband der „Mitteilungen aus den deutshen Schußz- gebieten“ erscheinen wird. (Deutshes Kolonialblatt.)

Wohlfahrtspflege.

Zentralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen.

Die ordentliche allgemeine Versammlung der Mitzlieder wurde am 4. Dezember in Berlin (im Herrenhause) abactalin_ Auf der Tagesordnung stand der Jahresbericht, den der Vorsitende des Vors- ftands erstattete. Danach führten im verflossenen Jahre das Amt des Vorsißenden des Vorstands Staatssekretär a. D. von Hollmann, das des stellvertretenden Vorsißenden Wirklicher Geheimer Rat und Ministerialdirektor Dr. Thiel, das Amt des Shriftführers Geheimer Regierungsrat und Direktor im Kaiterlichen Statistishen Amt Dr. Zacher, das des Schahmeitsters Fabrikbesißer Dr. Wilhelm Spindler. Die Zabl der Vereinsmitglieder stellt sich für 1908 auf 1007, die fi, wie folgt, verteilen : Behörden, Körperschaften, Vereine usw. 244, Aktien- und andere Gesellschaften 272, ständige Mitglieder 5, persönlihe Mitglieder, auch Firmen im ganzen Deutschen Reiche 478, persönliche Mitglieder im Auslande 8. Nach der geprüften Nechnun der Kasse für das Jahr 1907 belief sich das Kapitalvermögen Sa 170 000 4, cins{hließlich aller Vermächtnisse und Stiitungen im Be- trage von 40400 G. Die Einnahmen an Zinsen, Mitglieder- beiträgen und übernommenem Bestand aus dem Vorjahre betrugen insgefamt 24 102,55 4, die Ausgaben 19 222 35 4.

Der Zentralverein sucht seinen Zweck, „für die Verbesserung des fittlien und wirtshaftlihen Zustandes der arbeitenden Klassen im Gebiete des Deutshen Reis anregend und fördernd zu wirken“, ¡u erfüllen durch 1) [iterarishe Tätigkeit, 2) besondere eigene Unter- nehmungen, foweit die Mittel sie gestatten, 3) Unterstüßung der Unternehmungen von Vereinen, die {ih speziellen Aufgaben der Ar- beiterwohlfahrtspflege und Gemeinnüßigkeit widmên und in dem Raven E G ed E Serrano Liegen:

e Uterari|che Tätigkeit besteht hauptsächlich in der Herau3gabe seiner als Vierteljahresshrift ersheinenden Zeitschrift „Der Arbeiter- freund*, die, jeßt im 46. Jahrgange, seit 1872 von Profefsor Dr. Victor Böhmert mit Unterstüßung des Bibliothekars des fähsisden Statistishen Landesamts Peter Shmidt in Dresden redigiert wird. Den Druck und Verlag besorgt auch seit 1872 die Firma Leonhard Simion Nachf. in Berlin. Zwischen dem Zentralverein einerseits und der Redaktion sowie der Verlagsfirma andererieits bestehen Verträge über die Lieferung der Zeitschrift an den Verein. Sämtliche Verein8mitglieder er- balten den eArbeiterfreund*“ nah erfolgter Zahlung des statuten- mäßigen Jahresbeitrages fostenfrei zugesandt. Außerdem werden im Interesse der Sa&e an einige außerhalb des Zentralvereins stehende Behörden und Vereine Exemplare unentgeltlich abgegeben. Der Fn- halt der PeL Gei, insbesondere deren Abhandlungen follen den Zweck und die Bestrebungen des Zentralvereins ins Auge fassen. Der Ab- {nitt „Innere Angelegenheiten des Zentralvereirs* dient zur Ver- öffentliGung der Mitteilungen einschließlih der Liste der Mitglieder, die das Statut zur Bekanntgabe an die e vorschreibt. Dem 4. Vierteljahrsheft wird ein Beibeft, enthaltend eine von dem Bibliothekar Peter Schmidt gesammelte, systematisch zusammen- geftellte Bibliographie der Arbeiterfrage, beigefügt, die einen mögli vollftändizen Nachweis der über die Arbeiterfrage ersheinenden selb- ständigen und Zeitschriftenliteratur anstrebt. Im Jahre 1907 hat die Verlagsfirma 1131 Exemplare vom „Arbeiterfreund* abgeseßt. Davon hat der Zentralverein 1076 Exemplare übernommen, 155 Exemplare entfallen auf den Buchhandel und den Bezug durch die Post. Neben dem „Arbeiterfreund“ s\ördert der Zentral- verein auch sonst noch die im Sinne seiner Aufgaben tätige Literatur. So ermögliht er das Bestehen und die Fortführung der „Sozial-Korrespondenz“, die gleihfalls von Professor Dr. Böhmert herausgegeben, in Dresden als Manuskript für Zeitungsredaktionen edruckt wird, durch eine jährliGe Beihilfe von 2000 4. Ihre

rtifel dürfen ohne Quellenangab?e abgedruckt werden, wodur ihre Verbreitung erleihtert und damit die Ideen und Anregungen in weite Kreise getragen werden. Zur Förderung dieser literarischen Tätigkeit gebört auch die Beihilfe von 500 4, die der Zentralverein der ¡Fsdrift für das Armenwesen“ im Jahre 1907 hat zuteil werden assen.

Das als besonderes eigenes Unternehmen durch Beschluß des vereinigten Vorstandes und Aus\{chu}s-s vom 11. Dezember 1903 ins Leben gerufene Publikationtwerk „Untersuchungen über die Gntlöhßnung8methoden in der deutshen Eisen- und Maschinenindustrie" worüber bereits in der vorjährigen Haupt- versammlung ausführlich berihtet worden ist hat im verflofsezen Jahre seinen Fortgang genommen und geht nun feiner Voll- endung eatgegen. Bis zum Beriht im vorigen Jahre waren fertiggestelt: Heft 1: Otto Bofselmann, Die Entlöhnungss- methoden in der südwestdeutsh - luremburgischen Eisenindustrie ; D L! De, . Schulte, Die Entlöhnungkmethoden in der Berliner Maschinenindustrie; Heft 3: Dr. Walter Zimmermann, Die Entlöhnung8methoden in der hannovershen Eisenindustrie; Heft 4: Dr. Heinrih Reichelt, Die Arbeitsverbältnifse in einem Berliner Großbetrieb der Maschinenindustrie; Heft 5: Bruno Simmersbach, Die Entlöhnungsmethoden in der Eisenindustrie Schlesiens und Sawlsens; Heft 6: Dr. Otto Jeidels, Die Methoden der Arbeiterentlöhnung in der rheinish - westfälishen Eisenindustrie. Seitdem ist noch Heft 7 ershienen: Dr. Ecnst Günther, Die Entlöhnunçesmethoden in der bayerischen Eisen- und Maschinen- industrie. Die Arbeit zeihret sich durch eingehende statistische Erhebungen aus, die dem Verfafser zu machen gelungen sind. Er fand in Bayern mehr Entgegenkommen, als die meisten der Mit- arbeiter in Deutschland. Das legte Heft 8, von Dr. Klemens Heiß ver- faßt, ist im Druck begriffen. Es betrifft die Berliner Feinmechanik; in ihm if ebenfalls durch umfangreihe Auszüge aus den Lohnbüchern ein besonders wertvolles Material verarbeitet. Nur ift dadur die Schwierigkeit entstar.den, daß das Heft weit über den Umfang der bisherigen fte hinausgewahsen ist. Der Vers leger (Firma Leonhard Simion Nahf. in Berlin) trug daher Bedenken, das Ganze zu drucken. Da es aber schade wäre, wenn man die umfangreihen fstatistishen Tabellen wegließe oder stark verkürzte, so sind auf Grund der Besprehungen in der leßten Sißung des vereinigten Vorstandes und Aus\hufses dem Ver- leger für die nähsten zwei Jahre noch Druckzuschüsse in Aussicht gestellt worden, und der Druck geht rüstig weiter. Dieses letzte Heft 8 im Umfang von 40 bis 50 Bogen wird in den ersten Monaten des Jahres 1909 erscheinen können. Damit erscheint die Aufgabe, die ch die Kommission des Ausschusses in bezug auf die deutsche Eisen- und Maschinenindustrie gestellt hat, als erledigt. Ob sie in bezug auf andere Industrien fortzusetzen sei, wird späterer Beratung vorbehalten werden müssen.

Aa Beiträgen, Beihilfen und Unterstüßungen für aleihwirkende Vereine, Spezialvereine und Unternehmungen, die der Zentralverein au zu denjenigen Mitteln, die zur Erfüllurg seines Zweckes dienen, rechnen darf, siad im verflofsenen Jahre 1908 folgende gezahlt worden: der Jahresbeitrag von 1000 4 an die Zentralstelle für Wolkswozl- fahrt, deren Mitglied der Zentralverein für das Wobl der arbeitenden Klassen ist, sowie 245 4 Zinsen der Professor Bernstein-Stiftung, die bestimmt ift, dazu beizutragen, das Bedürfnis der wenig be- mittelten Volksklassen nach Belehrung und geistiger Ausbildung zu

friedigen, an die Bibliothekskommission der Deutschen Gesell- haft für ethische Kultur als Unterstüßung der von ihr unter- baltenen öffentlichen Lesehalle. Ferner ist hierher zu renen : der vierte von den A 10 Jahre En Beiträgen von je 3000 4 an den Berliner Spar- und Bauverein zur Errichtung eines Volks- beims. Dieser Verein hat auf dem Terrain, auf dem das

im Bau. Der Bau des Saalgebäudes wird in

nommen werden, sobald noch einige weitere hundert Wohnungen der Vollendung entgegengeführt find und damit für die Volksheim-Bestre- bungen die erforderlihe Grundlage geschaffen ist. Bereits ist für den Teil des Grundstücks, der für den u in Betracht kommt, von der Landesversiherungsanstalt Berlin eine Hypothek zu dem niedrigen Zinsfuße von 34% bewilligt, der dem Uftternehmen in hohem Grade z¡ustatten kommen wird. Ferner erbte der Berliner Spar- und Bau- verein von einer fürzlich verstorbenen wohlwollenden Sönnerin den Betrag von 85 000 4, defsen Zinsen vorautsihtlich zum größten Teile zur Förderung des Saalbaues in Charlottenburg verwendet werden können. Die Ausführung des Baues ift somit vollkommen gefichert und der Zeitpunkt seiner Jnangriffnahme în greifbare Nähe gerü

__ Eine einmalige “Beihilfe von 1000 46 wurde dem „Gemein- nüßigen Verein für Rehtsauskunft in Groß-Berlin“ gewährt. Dieser Verein hat den Zweck, in Berlin und Umgebung gemeinnüßgig und unpartetish Rechtsauskunft ¡u vermitteln. Er unterhält deshalb Nechtsauskunfts stellen, die von jedermann aus den unbemittelten Be- völkerungsfkreisen ohne Unterschied der Religion, der politischen Partei, der Organisation, des Berufs unentgeltlich Rechtsrat erteilen und Rehts- beistand gewähren, Gine weitere einmalige Unterstützung von 500 4 wurde dem „Freiwilligen Erziehungsbeirät für die Jugend in Rirdorf“ zuteil für feinen allgemeinen Zweck: „Förderung der minderjährigen Jugend in Rixdorf in sittlicher, geistiger, körperliher und wirtshaft- liher Beziehung“ und für das von ihm beabsihßtigte Unter- nehmen der Errihtung einer Kindervolksküße in Nirdorf. Ferner erhielten eine einmalige Beihilfe von 209 #4 der „Verein Hauspflege“, der sich die Aufgabe aestelt hat, Pflegerinnen und Wirtschafterinnen in fole Arbeiterfamilien zu senden, in deren die Frau vorübergehend außerstande ift, die Wirtschaftsführung zu besorgen, um die Familien vor dem wirtshaftliGen Verfall zu {chüßen, und eine einmalige Beibilfe von 300 6 das Lehrlingsheim „Jugendklub Charlottenburg“ ¡zum Zwecke der Zusammenführung der gewerblichen Jugend zu geistiger Unter- baltung und Weiterbildung.

_ Zweiter Gegenstand der Tagesordnung waren die Neuwahlen für die nah dem dreijährigen Turnus ausscheidenden Mitglieder des Rate und Ausschusses. Sämtliche Aussheidenden wurden wieder- gewählt.

Angestellten- und Arbeiterwohblfahrt. Die Firma Fr. Gebauer in Charlottenburg überwies anläßlih ibres 75 jährigen Jubiläums 75 000 #4 der Pensionskasse der Angestellten. Die Chemische Fabrik Kalk bei Côln spendete anläßlich ihres 50jährigen Bestehens 209000 4 für den Pensions- und Unterftüßung8fonds, 10000 S für die Betriebskrankenkasse, 10000 4 für das zúu errichtende Arbeiterbeim und verteilte 30000 # bar an die Beamten und Arbeiter; der Stadt Kalk wurden 50 000 H für gemeinnüßige Zwecke überwiesen. Der Seniorchef der Firma, Geheimer Kommerzienrat A. Vorster, svendete 100000 # als Stiftung für die Ausbildung talentvoller ‘Söhne von Angestellten, und Kommerzienrat Fritz Vorster schenkte gleichfalls 100 000 #4 für gemeinnützige Zwecke. Aug. Biel- stein, Eisengießereibesizer in Altenvörde i. W., überwies anläßlih des 25 jährigen Bestehens seiner Firma der Arbeiterunterstützungskafse 10 000 4. Heinrih Paas in Essen stiftete zum 50 jäbrigen Geschäftsjubiläüum 10000 # zu Gunsten seiner Angestellten. Fabrikbesißer, Stadtrat Laaß in Magdeburg üÜberwies anläßlich seiner goldenen Hochzeit 10 000 4 seinen Arbeiterkafsen. Brüder u. Zscheusche, Zündshnurfabrik in Minden, stifteten zu ibrem 25jährigen Geshäftsjubiläum 3000 4 zur Verteilung an ihre Arbeiter und 20 000 6 zur Begründung eines Arbeiter- und Beamten- unterstüßungsfonds. Die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen begründete mit 100 000 ( eine Pensionsj¡uschuß- kasse für invalid gewordene Arbeiter.

Obdathlosenfürsorge. Dem Berliner Asylverein für Ob- dachlose flossen ¡wei Stiftungen zu, eine im Betrage von 30 000 4 von rau Brauer und eine bon 20 000 #4 von Frau Ebbinghaus. Das syl des Vereins wurde im Jahre 1907 von 38 383 Frauen und Kin- dern und von 241 189 Männern, in den ersten zehn Monaten des Jahres 1908 von 46 518 Frauen und Kindern und von 212 660 Männern in Anspru genommen. Das Asyl für Obdathlose in Düsseldorf hat nach dez: Jahresbericht des Statistischen Amtes der Stadt für 1907 im leßten Jahre fast doppelt so viel Gäste gehabt wie im Vorjahre. Im ahre 1907 gewährte das städtishe Asyl 33 319 Gästen Nacht- lager (bierunter 5237 Familien mit 21612 Köpfen), während im Vorjahre nur 19894 Gäfte (darunter 2375 Familien mit 10 807 Köpfen) Unterkommen gewünscht und gefunden hatten. In Königs- berg i. Pr. stieg die Zahl der im städtishen Nachtasyl Behberbergten von 741 im Jahre 1906 auf 1145 im Jahre 1907.

Kunft und Wissenschaft.

Die Deutsh-Asiatische Gesellschaft veranstaltete gestern im großen Saale der Königlichen Kriegsakademie einen Vortragsabend. Das Thema lautete: „Die weltwirtshaftliche Bedeutung Abessiniens und der Verkebrsweg durch das Note Meer". Redner war der Kommerzienrat Carl Bos, der als Handelssach- verständiger der im Jahre 1904 zum Abschluß eines Handels- vertrags nach Abessinien entjandten deutshen außerordentlichen Gesandtshaft angebörte. Er besprach kurz die Entwick- lung des Seeweges durch das Rote Meer bis zn feiner beutigen Bedeutung, schilderte dann die interessante Reise der Ge- sandtschaft, gab, nachdem er ein fehr sympathisches Bild des hoh- intelligenten, tatkräftigen Kaisers Menelik 11. entworfen hatte, eine vielumfassende Beschreibung von Land, Bewohnern, Klima, Sprahe, Religion, Sitten, hob, auf die internationale Literatur gestützt, die große Fruchtbarkeit ‘des Bodens, der vielfach jährli 3 Ernten liefert, sowie die zablreihe Bevölkerung hervor und ließ fch über den Handel aus. Als besonders wertvoll wies er auf die Tatsache, eine der ä-yptishen Baumwolle ebenbürtige Qualiiät bauen zu können, bin. Nun folgte eine politische Betrachtung, aus der hervorging, daß fich Frankreich und England in bezug auf ihren Einfluß in Abesfinien abgeweselt haben, daß aber für England der politishe Einfluß, des ägyptischen Sudans wegen, eine vitale Frage sei. Von großer Be- deutung für eine kraftvolle Entfaltung des Handels werde die kürzlich vom Negus an Frankreih gegebene Erlaubnis zum Weiterbau der vom Hafen Djibuti kommenden Babn bis zur Hauptstadt sein. Weiter legte der Redner die geshichtlihe Entwicklung unserer Beztehungen zu Abessinien und den Werdegang Abessiniens in den leßten 2 Jahrzehnten dar. Besonders interessant waren die Mitteilungen, daß der Herrscher des früber fast anzu gangenen Abessinien sein Land der Kultur erschließen wolle und bereit sei, Deutschland in Anbetracht dessen, daß es naturgemäß aus\{chließlich Handelsinteressen verfolge, die weit- gebendsten wirtsck aftlihen Vorteile einzuräumen. Es sei dringend geboten, den Augenblick zu nuten, um festen Fuß in Abessinien zu faffen. Unternehmungen kleineren Umfangs seien des noch geringen Handels wegen unrentabel. Nur dur eine großz¡ügige wirt- shafilihe Bearbeitung mit großen Mitteln, durch Belehrung des Volkes, wie es seinen so ungemein ergiebigen Boden mit dem zahlreichen herrlihen Viehbestand praktisch ausnugzen könne, durch größere Aus- fuhr des so billigen vorzüglihen Kaffees, Häute, Was, Gummi, Kautschuk, Zibeth, Getreide, Drogen und der dadur zu \chaffenden gefteigerten Kau|kraft, durh die Entwicklung des Bergbaus in Anbetracht der vorhandenen vitelfahen Mineralien, durch Unternehmungen aller Art und Realisierung vieler anderer vom Redner angeführten Mög- lichkeiten sei mit der Vollendung des Bahnbaues ein Ergebnis zu er-

Beuel erstehen soll, zur Zeit 300 Wohnungen mit einer Bewohnerzahl von 1200 fertiggestellt; weitere 125 Wohnungen find

zielen, das austewentte große Kapitalien, Arbeit und Mühen reichlich lohnen und selbst große Erwartungen übertreffen werde. Der Vortrag {loß mit der Vorführung von Lichtbildern.

Literatur.

Der soeben erschienene 146. Fabrgang des Gothaischen Genealogischen Hofkalenders ®nebst diplomatisch.ftatiflisZen Jahrbuch bringt. die Bilder zweier naheverwandter und vershwägerter

ürftenpaare, Jhrer Majestäten der Königin und des Königs von

weden und Ihrer Königlichen Hoheiten der Großberzogin und des Großherzogs von Baden. Die genealogishe Hälfte des Hofkalenders weist nur wenige Veränderungen auf. In der Abteilung der deutschen Standesherren ift das Geshlecht der Stadion im Mannes- stamme erloschen, während die Zahl der fürstliGgen Familien in der , VI. Abteilung durch die Genealogie der vellino, Genturione, Monroy und Putbus aus dem Hause Veltheim vermehrt wurde. Der diplomatisch - ftatistishe Teil dagegen ¡eigt wichtigere - Veränderungen, die sich aus ter Erklärung des Congottaats zu einer belgishen Kolonie und aus der Einverleibung Boëtniens und der Herzegowina in die habsburgishe Monarchie erklären. Die ftatistishen Angaben sind entsprehend ergänzt worden. Als Endtermin für Eins r von Angaben, die für den nätstjährigen Kalender bestimmt find, ift der 15. PVovember k. J. festgeseßt worde,

Gleichzeitig find in demselben Verlage v Justus Pertbes in Gotha die Gothaischen Genealogishen Taswenbüher der Gräflien, e und Uradligen Häuser sowie das der Briefadligen

äuser für das Jahr 1909 ershienen. Das Genealogishe Hand- buch der Gräflihen Häuser liegt im 82. Jahrgang vor. Es enthált ein Bildnis des Kaiserlichen Statthalters in Elsaß-Lothringen Karl Grafen von Wedel und konnte durŸ Familienartikel über die Gräflihen Geshlechter Bug, Osticcimski - Hutten - Czapski und Zarnekau vermehrt werden. Um den sih oft wit derholenden Anfragen zu begegnen, weist die Redaktion der Tashznbücher von neuem darauf bin, daß Berichtigungen und Ercänzungen jederzeit entgegengenommen und ohne Erlegung irgendeiner Gebühr aufgenommen werden. Ebenso findet die Einstellung neuer Familien vollständia kostenlos statt, sobald die den Grafentitel begründende Urkunde (Original oder beglaubigte Abschrift) vorgelegt worden ist, und ¡war muß die Erhebung in den Grafenstand oder die Anerkennung resp. seine Bestätigung durh einen deutschen (OD-sterreih inbegriffen) bzw. eine deutsche zuständige Behörde erfolgt sein. Nachrichten zur Abänderung oder Ergänzung der familiengeshi{chtlißen Daten oder auch Mitteilungen über besondere Vorkommnifse innerbalb der Personalbestände wolle man mögli mit den nötigen amtlihen Bes legen versehen, da nur nah Einsicht solcher Einträge und Abänderungen vorgenommen werden können. Bei Verteilung von Anzeigen über stattgefundene Vermäßlungen, G-burten und Todesfälle bittet die Redaktion, sie berücksihtigen zu wollen; ebenso wird sie für Zusendung von Druckwerken, Zeiturgen und Tagesblättern, die Sräflihe Häuser berührende Familiennachrihten enthalten, stets dankbar sein: anonyme Mitteilungen dagegen bleiben in allen Fällen unbe: ücksihtigt

__ Der 59. Jahrgang des Tashenbuches der Freiberrlichen Häuser ift mit dem Bildnis des K. K. Seheimen Rats, Ministers des Kaiserlichen und Königlihen Hauses und des Aeußern Freiherrn Lexa von Aehrenthal geschmüdckt und konnte mit Famwilienartikeln über die nacstehenden Freiherrlißen Häuser bereihert werden: Allmayver-

eck, An der Lan zu Hochbrunn, Beck, Büsing-Orville, Ciibulka, Drathschmidt von Bruckheim, Gamp-Mafsaunen, Gevekot, Goldschmidt-Rothschild, Jenish. Klobus, A., Kochanowski von Stawczan, LieStenstern, Loebenstein von Aigens horst, Majthényi von Kefseleökes, B., 1. Ast, 1. und 2. Zweig, Mittag von Lerkheym, Mor-Merkl ju Sunnegg und Morberg, Nagel zu Aichbera, Novakovié von Gjuraboj und Glina, Plener, Pretis-Cagnodo, Romba, Rueppret, Sheffer- Boyadel, Schey von Koromla, Steeb, Tiele (Tiele-Windckler), -—— Westerweller von Anthoni, Wetshel. Für die Aufnahmen neuer Familienartikel find für die Redaktion dieselben Grundsäße und Bedingungen maßgebend, die für Familienartikel über Grâäfliche Häuser gelten und oben mitgeteilt wurden.

. Vom Genealogishen Taschenbuch der Uradeligen Häuser erschien der 10. Jahraang. Es bringt das Bild des Groß- berzoglich mecklenburgishen Wirklichen Geheimen Rats Fortunatus von Verzen und enthält neue genealogishe Artikel über die uradeligen Hâuser Barby, Beeren, Holzhausen, Knöringen, Lossow, Oer, Schütz von Holzhausen, Vißthum von Egersberg, Winzingerode und einer weiteren Linie von Köckriß. Einige dieser Familien gehörten bislang dem Freiherrlihen Tafchenbuche an. Aber da fie der zur Aufnahme oder Fortführung im Freiherrlihen Tashenbuhe unumgänglih nötigen Bedingung Vorlage eines den Freiherrnstand begründeten Er- hebungs- oder Bestätigungsdiploms niht nachkommen konnten, hat die Redaktion der Tash:nbücher für sie wie {hon bei mehreren anderen den Uebergang ins Uradelige Taschenbuhh bewirkt.

Das Taschenbuch des Briefadels endlich liegt im 3. Jahr- gange vor und enthält ein Bild des Könialih bayerischen Generals der Kavallerie Emil von Xylander. Während der erste Band die Generalogien von 500 adeligen Familien, der ¡weite diejenige von weiteren E R konnte der vorliegende Band um deren 3 0 vermehrt werden,

eDie älteste Kunst, in3besondere die Baukunst der Germanen von der Völkerwanderung bis zu Karl dem Großen“ von Albrecht Haupt. Mit über 190 Abbildungen, zum großen Teil nah Originalzeihnungen und Photographien bier ¿um ersten Male veröffentliht, uad 49 Tafeln, groß Lexikonformat, gebunden 20 46. Verlag H. A. Ludwig Degener, Leipzig. Die Renaissance unserer deutshen Kunst, die Zeit Dürers und Holbeins scheint kunfthistorisch erschöpft zu sein. Auh der Geshmack hat fih gewandelt, uns interessieren heute die Vorläufer der großen Erben mehr, das Werden und die allmähliche Entwicklung steht im Vordergrund aller Forshung. Aehrlih ist es in der italienischen, ähnlich in der alten römishen und griehishen Kurst. Wir haben die Höhen, die Perioden der Blüte der verschiedenen Völker und Epochen als feste bistorishe Tatsache exarbeitet was uns fehlt, sind die Uebergänge. Darum ziehen unsere Forscher an die Stätten der alten Kultur Asiens und Aegyptens, darum werden auf Kreta und den ägäishen Inseln ardaishe Refte zu Tage gefördert, die uns das Werden der vorgriehishen Kunst lehren, darum suchen wir rund um das Mittelmeer die Anfänge der christlihen Kunst, die nah dem Sturie Roms in langsamer, Jahrhunderte währender Ent- widelung unter reiher Befruhtung mit fremden Einflüfsen die Quelle der verschiedenen Kunststrôme des Abendlandes bis auf unsere Tage wurde. Den Abschnitt, der die Zeit der Völkerwanderung bis zu Karl dem Großen umfaßt, also die Feoe wo jugendfrische Germanenvölker vor die Denkmäler einer nkenden Kultur treten, behandelt das eben ershienene Werk Albrecht Haupts. Das Thema ist überaus interessant : Wie stellt ih die un- verdorbene Phantasie dieser gesunden Neulinge in Sachen der Kunst zu den großen Vorbildern, was machen sie damit? Sehen sie, ver- fuchen sie nachzubilden, werden sie erdrückt von dem Erschauten, abhängig, bilden fie das Alte endli um, indem fie neue Ideen in den verdorrten und brah liegenden Garten der Kunst pflanzen? Diese Fragen alle will uns der Verfasser beantworten. Eine Zeit, die als die unfruchtbarste und wildeste, als eine zerstörende galt, wird hier als eine be- fruchtende und aufbauende erkannt und dargestellt, das „Barbaren- tum“ kommt kulturell und künstlerisch zu seinem Rechte. Es ist ein Bu von größter Bedeutung, nihcht nur für jeden Deutschen, sondern für jeden Germanen. Es ift geeignet, diese Völker wenigstens auf einem Gebiete, auf dem ihrer künstlerishen Kindheit, zu gemein- samer Forschung zusammenzuführen. Dr. Sch.-K.

Verkehrsanfstalten,

Jnternationaler Eisenbahnfrachtverkehr.

_Am 22. d. M. tritt das im Reichsgeseßblatte Nr. 583 veröffentlihte „Zweite Zusaßübereinkommen zum Jnternatio- nalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr vom 14. Oftober 1890“ in Wirksamkeit. Es enthält eine Reihe

Fürsten

von Aenderungen, die von deutscher Seite nah Anhörung der