1908 / 290 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 Dec 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Geheimen Oberregierunasrat und vortragenden Rat Offenberg zum Wirklichen G. heimen Oberregierungsrat und Ministerialdirektor im Ministerium der öffentlihen Arbeiten

zu ernennen sowie | i i dem Oberbahnhofsvorsteher Kuthe in Vohwinkel den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.

Der Kreisasfistenzarzt Dr. Fisher aus Willenberg ist zum Kreisarzt ernannt und mit der Verwaltung des Kreis- arztbezirks Kreis Neidenburg beauftragt worden.

Nietßtamlklicßes.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 9. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des Reichskanzlers Fü! sten von Bülow und darauf den des Chefs des Admiralstabs der Marine, Admirals Grafen von Baudissin.

ür das Schiedsgericht 1n der Casablancafrage hat e deutshe Regierung, „W. T. B.“ zufolge, den Wirk- lihen Geheimen Legationsrat Dr. Kriege und den italienischen Staatsrat Fusinato zu Schiedsrichtern gewählt. Die von der deutschen und die von der französishen Regierung ge- wählten Schiedsrichter werden gemäß Artikel 2 des Schieds- vertrags vom 24. November d. J. nunmehr einen Obmann zu wählen haben.

Laut, Meldung dés „W, 2. B. {1 G. M S- „Panther“ am 6. Dezember in Libreville (Franzöfish-Congo) eingetroffen und gestern von dort nah Cap Loper in See ge- gangen.

S. M. S.

„Seeadler ist vorgestern in Daresfalam eingetroffen. :

Braunschweig.

Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Regent von Braunschweig, hat gestern sein 51. Lebensjahr vollendet. Der Geburtstag des Herzog-Regenten wurde in Stadt und Land in der üblichen Weise gefeiert.

Oesterreich-Ungarn.

Der König von Dänemark ist, „W. T. B.“ zufolge, k,

ern früly in Wien eingetroffen. j i ungarishe Ministerpräsident Dr. Wekerle ist gestern vom Kaiser Franz Joseph in längerer Audienz empfangen worden, in der, nach einer Meldung des „W. T. B.“, die innerpolitischen Angelegenheiten Ungarns, vor- nehmlih die Frage des Budgets, besprochen wurden. Hierauf hatte Dr. Wekerle Konferenzen mit dem gemeinsamen Mi- nister des Aeußern, mit dem gemeinsamen Kriegsminister und mit dem österreihishen Ministerpräsideaten. Die Konferenzen galten niht der Beratung. der auswärtigen Lage.

Fraukreich.

Die Deputiertenkammer hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, bei der Beratung des Geseßentwurfs zur Abänderung des franzöôsishen Strafgeseßbuchs den § 1 des Artifels 1, der die Todesstrafe aufrehterhält, in der Fassung der Kom- mission mit 330 gegen 201 Stimmen angenommen. Jm weiteren Verlaufe der S1ßung interpellierte der Admiral Bienaimé die Regierung wegen der Maßregelung des Admirals Germinet, der seines Postens als Befehlshaber des Mittelmeergeshwaders enthoben worden ist, weil er in einem Jnterview die Gerüchte, daß die Munitionsoorrâte der Kriegsflotte sehr mange1haft seien, bestätigt hatte. ;

Der Interpellant bchauptete in der Begründung seiner Anfrage, daß es ch um cin Mißverstäudnis handele; die Negiecung sei fals unterrihtet worden, Ge:m'inet, in tem die Marire eine tedeutende Kraft verliere, sei wegen seiner Energie das Opfer von Jrtrigen ge- worden. Der Abg. Miel bemerkte, der Admiral Germin ’t habe einfa eine unumstößlich2 Wahrbelt au8gisprockten, die der Marine- minister selbst von der Tritüie herab gesagt habe. Der frübete Marineminister Thomson erkiä1e, Germinet werde mit Necht geloit; aber er habe unretcht gelan, wiederholt Juterviews zu gewähren. Alle, besonders die Füh:er, müßten den Ge- seßen der Disziplin Folge leisten. —— Dex Marineminister Picard verlas die Interviews des Admirals Germinet und erianeite daran, daß s\chon Thomson dem Adm'ral mehr Zu ükhaltung anewpfohlen habe. Troßdem habe sich Serminet êfferilih über den Zustand der Lande9verteidigung geäußert, während zur Eatgegennahme von Bemerkungen der Admirale nur der Marinemi- iter berechtigt set. Die Sch1ld Germinets sei um so größ:r, als erx Geschwaterhef gewesen sei und feine entmutigenden Erkläru: gen habe macen dürfen. Die ver- artwortlihe Regierung allein habe das Recht, die Wahrheit zu sagen. Der Marineminister erbat darauf das Vertrauen der Kammer und sagte, seit dem 4. Novemke: seien die Arbeiten zur E: höhvng _der Beslände im Gange. Der Ministerp-äsident Clemenceau fügte dieser Erklärung hinzu, daß der Admiral Germinet bies gewußt babe, da er von Picard direkt telegraphisch über vie get:ofen-n Maß- nahmen in Kenntnis gesezt worden set. Die Regierung habe tbrez Spruch für unerläßlih gehalten, da ter Admiral Germk1:et schon einmal ernstlich verwarrt worden sei. Unter den Vize- admiralen befärden sich zudem genügend hervorragende Märner, um dem Miitelmeergeschwader einen dieses Geschæaders und Frankreichs würdigen Chef zu geben. Die K-.mmer werde der Regierung beipflihten, die auf Achturg vor der Disziplin gecalten habe, ohne die es keine Armee gäbe. Clemezceau erklärte dann, es sei ihm angenehm, daß die Kammer aufgefordert worden sei, das Vorgehen gegen Germinet zu mißbilligen oter fh damit einve:ftanden ¿zu e:kflären. Nah ben Unglücksfälen in der Muarire sei nicht das gesehen, was er erwartet habe. Man suche állzu fehr ter Verantwortli{keit autzuweihen und urteile zu miide über die Offi;tere, welche die Schuld daran trügen, daß Kriegss@ifffe gescheitert seien. Die Reorgcnisation der Marine kônne nicht dadu:ch herbeigeführt werden, daß die Admirale Lärm \@lüzen, Er habe Germinet mitgeteilt, daß

3

j

¿ v (.

er seine Entlassung nehmen fönre, wenn der Marineminister und. der Ministerpräsident niht auf seine Beschwerden hörten. Die Großen müßten ebenso wie d‘e Kleinen die Difziplin beobahten. Die Re- ierung habe gegen Germinet die einzelnen Stufen der Disziplinar- rafen erschpst. Andererseits sei dem Admiral die Lauibahn nicht ab» geschnitten. Er set ein guter Seemann und würde nah Sühnung seines Verschuldens seinen Rang wieder einnehmen können. Die Marine- angelegenheiten würden zur Besprehung gelangen, sobald Picard feinen versprockenen Plan vorlegen werde. Die Kammer könne der Negterung ihr Vertrauen versagen; er bitte sie aber, die Maßregel gegen Germinet zu billigen. Der Abg. Delcasss billigte die Maßregelung Germinets, fand es aber niht richtig, daß fie von Clemenceau autginge. Der Abg. Leygues tadelte es, daß man Germinet fo {wer bestrafe, während der Admiral Touhhacd, der sich vom „Matin“ hatte interviewen lassen, zum Botschafter er- nannt worden sei. Der Redner \prach die Befürhtung aus, daß man für die von Touhard geschilderten Zustände keine Abhilfe gescaffen Habe, obwchl der frühere arineminister Thomson erklärt habe, daß die diesjährigen Schießübungen im Mittelmeer auszezeihnete Grgebnisse geliefert hätten. Wenn die Marine zurzeit niht im Besiß der vollen Munition fei, so liege dies an dem Fehlen der nötigen Kredite. (Hier wideriprah Doumer im Namen der Budgetkommission.) Leygues {loß mit der Bitte an die Regierung, dem Lande das Vertrauen zur Marine zurückzugeben. Der Admiral Bienaims spra seine Billigung aus, daß Germtnet seine Stimme nicht habe ungebört verhallen lassen wollen, um nicht im Kriege die Noll? Nebogatows sptelen zu müssen.

Hierauf wurde die - Besprechung geschlossen und von Clemenceau eine Tägesordnung Grosdidiers an- genommen, in der der Regierung das Vertrauen aus- gesprochen wird, daß fie die Tatkraft besigen werde, die Marinereformen zu einem guten Ende zu führen. Diese Tagesordnung wurde mit 355 gegen 142 Stimmen an- genommen. |

Die Budgetkommission der Kammer beschäftigte sih gestern mit der Prüfung der Ergänzungskredite für Marokko, die, obiger Quelle zufolge, für 1908 die Höhe von 25 118 000 Fr. erreihten. Mit den Ausgaben von 1907 ergibt sih eine Gesamtsumme von 41 Millionen.

Rußland.

Die Oktobristen haben in der Reihsduma eine an den Minister des Jnnern gerichtete dringende Jnte rpellation eingebraht, welhé, „W. T. B.“ zufolge, die Unfähigkeit der St. Petersburger Stadtverwaltung im Kampfe gegen die Cholera zum Gegenstand hat.

Belgien.

Die zweite Sizung der Jnternationalen ständigen Zudterkonferenz beschäftigte sich gestern mit der Zucker- ausfuhr Englands. Wie das „W. T. B.“ meldet, wurde bestimmt, daß Zerlifikate beizubringen seien, welche die Fabrikation in einem Konventionsstaat nachweisen. Ferner wurde beschlossen, de wenn ein Kontingent für einzelne Staaten ungenügend fei, eine außerordentlihe Sißung der Konferenz einzuberufen sei. Heute findet die Schlußsizung der Konferenz statt.

Amerika.

Der Präsident Roosevelt hat gestern dem Kongreß eine Botschaft zugehen lassen, ix der es, „W. T. B.“ zufolge, heißt:

Die Finanzlage Lardes ist zurzeit ausgezeihnet, und die Finanzpolitik der Regie "“-[ ck inden legten sieben Jahren die be- friedigendsten Ergebn “ues t. Doch ift unser Geldumlaufsystem mangelhaft und es muß ‘ezusttih gehofft werden, daß die Kommission für den Geldumlauf imfiande sein wird, cin durchaus Pans System vorzushlagçen, das die bestehenden Mängel beseitigen wird. Fn dem Zeitraum vom 1. Juli 1901 bis 30 September 1908 haben die ordent» lihen Einnabmen einen Uecber|chuß ergeben über die ordentlichen Aus- gaben in d:n vier Jahren 1902, 1903, 1906 und 1907; ein Defizit weisen sie auf in den Jahren 1994, 1905, 1908 und in einem Teil des Finanzjahres 1909, Im ganzen hat sich in diesen sieben Jahren und drei Vonaten ein Ueberschuß von fast hundert Millionen Dollars ergeben, ferner eine Verringerung der verzinslißhen Schuld um 90 Millionen und zwar troß der außerordentlichen Ausgaben für den Panamakanal und endlih eine Ersparnis von fast 9 Millionen an den jährlihen Zinsen. Dies ist ein außerordentli befriedigendes Ergebris, besonders wenn man erwägt, daß während dieses Zeitraums das Land ntzmals gezögert bat, irgend eine Aus3gabe ¡zu machen, die cs für nôtig erkannte. Ferner sind während dieses Zeitraumes keine neuea Steuern eingeführt worden, keine der be- stehenden Steuern ist erhöht, im Gegenteil, einige Steuern sind ab- geschaft worden. : / i

Was die an dem zwishenstaatlichen Geschäftsverkehr beteiligten großen Gesellschaften, besonders die Eisenbahnen, anlangt, fann ih nur wiederholen, was ich immer und immer wieder in meinen Botschaften an den Kongreß gesagt hate. Jch glaube, daß es {limmer als tôrit ist, den Versuh zu maten, alle Kombinattonen zu verhindern, wie es durch das Shermansche Aotitrustgeseß ge- \hieht, weil ein folGcs Geseg nur unvollständig und un- glei&mäßig zur Anwendung gelangen und weil die Anwendung eines folch?en Gesezes fast ebenso viel Härle wie Sutes schaffen kann. An Stelle eines unklugen Bestrebers, alle Kombinationen zu vert;indern, sollte nach meiner Ansicht ein Gesetz geschaffen werden, das auédrüdŒli alle Rombinationen gestattet, die im öffent- lien Interesse liegen, das aber zu agleicklec Zeit irgend einer Stelle der Regierung volle Macht gibt, die Kom- binatiionen zu kontrollieren und zu beaufsi@Gtigen. Eine der haupt|{äblisten Eigenschaften einer solchen Kontrolle müßte die sein, taß sie volle O-ffentlichkeit sichert in ellen An „elegenheiten, die das Publikum zu kennen ein Recht hat; ferrer müßte solWe Kontrolle die Macht haben, jede Form von unziemliGer Begünstigung oder sonstiger \HleŸten Hand?ungsrweise zu verhindern oder ihr Einkalt zu tun, und zwar niht aaf gaidtlidem, fendern auf dem Verwaltungswege. Dke Cisenbahnen des Landes follten vollf!ändig der Kommission tür zwis@Fenstaatlihen Hantel unterstellt und dem Sebiete des Artitrusts geseßes eni¡ogen werden. Auch die Telegraphen- und Telephongesell- [aften die am wischenstaatliGen Verkehr beteiligt find, sollten der Kommission für zwiscenstaatli®@en Handel unterstellt werden. Es ift ernftlich zu wünschen, daß vnfer Volk dur scine Vertreter n die'ec Angelegenheit handelt. Es is schwer zu sagen, ob dem Lande îin sener Gesamtheit der meiste Schaden erwcch'en würde aus einem vollständigen Fehlen einer Aufsicht und Kortrolle über die Tätigkeit der rof Korporationen durch die Oeffentlichkeit oder daraus, daß die notwentige Regierzngsgewalt tin einer Weise ausgeübt wird, - die ten Korporationen Unreczt und Uebl:8s zufügt. Sowshl die Fürsprecher eines unbeschränkten Individualit mus als au die Fürspreher einer Beckrükung, die tüchtigen Geshätts- [eiten den gerechten Lohn ihrer Jnitiative und ihrer Geshäftsklugheit entziehen wücde, treten für eine Polit:k ein, bie für das ganze Land mit dem s{wersten Nachteil verbunden sein würde. Es liegt im Inter: fe aller, daß persönitÆer Fanitiative und perförliher Fähigkeit ein Preis und daß den großen leitenden In*elligenzen, die allein berufen [uv die heuticen großen Ges&{äfttopecationen durhzuführen, rei%liher Lohn zu Teil wird, Jch kin überzeugt, daß die weiter blickenden Korporatioren selbst dazu kommen werden, dus Törichte der heftigen Feindschat zu erkennen, die fie in den legien Jahren dagegen gezeigt haben, daß die am iwischerstaatliGen Handel beteiligten Kombinationen von der Regierung reguliert und kort:olliert werden. Wir glauben nicht einen Augénblick, daß das Problem etwa auf einem kurzen urid

leiten Wege gelöst werden wid. Die Lösung wird pur in der An- wendung mehrerer, neben einander wirkender Mittel zu finden sein. Einige dieser Mittel müssen außerhalb des Gebietes jeder Regierung, einige außerhalb des Gebietes der Bundesregterung liegen.

Bezüglich der Lohnarbeiter bin ih der Ansicht, daß alle, mögen fie körperliche Arbeit oder Kcpfarbeit verrihtea, mögen sie für den Markt produzieren oder für die produzierten Artikel einen Markt uen, einen weit größeren Anteil als jeßt an den Reichtümern haben ollten, die sie {affen, und in ten Stand geseßt werden sollter, ihren ünteil in den Geräten und Werkzeugen anzulegen, mit denen alle Arbeit ausgeführt wird. Soweit das möglich ist, hoffe ih, eine frei- mütige Anerkennung der Vorteile, zu sehen, die Viashinen, Organi- sation, Arbeitsteilung bieten, und damit verbundene Bestrebungen, einen arößeren Anteil der Lohnarbeiter an dem Eigentum an Eisenbahn, Fabrik und Geschäften herbeizuführen. Ferner muß Kinderarbeit ver- boten, Frauenarbeit vermindert und die Arbeitszeit aller Handwerker herabgeseßt werden. Verwässerung des Aktieakapitals sollte verhindert und vom Börsenspiel in Aktien soviel als mö„lih abgeshreckt werden ; auf große Vermögen sollte eine progressive Ecbschaftsstzuer gelegt werden; gewezrbliher Unterriht sollte gefördert werden. So weit möglich, sollte die Steuerlast dcs kleinen Mannes erleihtert werden. Wirtschaftlichkeit, chwere Arbeit, geshäftliche Energie sollten mit Preisen belohnt werden. Wenn das alles nur ein flühtiger Umriß der Reformen ist, für die wir arbeiten sollten, so gibt es doch eine Materie, mit der der Kongreß sih in dieser Session beschäftigen sollte: die Fürsorge für Lohnarbeiter nämlich, die unter unserem jeßigen Jndustriesystem ums Leben kommen, verkrübpelt oder infolge der regelanäßigen Vorkomm- nisse bei einer bestimmten Tätigkeit arbeitsunfähig werten. Der Mehrheit der Lohnarbeiter müssen ihre Rechte durch die einzelnen Staaten gewährleistet werden, die Nationalregierung aber sollte in gründlihster und weitreihender Weise geseßgeberische Maßregeln treffen nit nur für alle Angestellten der Nationalregierung, sondern auch für olle Personen, die tim ¡wischenstaatlichen Mantel beschäftigt find. In keiner anderen Beziehung ist unsere Gesezgebung sowohl die der Staaten wie die des Bundes, so weit hinter der ganzen zivilisierten Welt zurü, als in der Frage der Haftung und der Entschädigung bei gewerb- lihen Unfällen. Es ist demütigend für uns, daß bei europäischen inter- nationalen Kongrefssen, auf denen die Unfallversiherung verhandelt wird, die Vereinigten Staaten beiseite_ stchen ollen als die auf dem Gebiete der Haftpflichtgeseßgebung rückständizfte Nation. Ich erncuere meinen in etner Feüibeten Votschaft gemahten Vorschlag, allen von der Regterung beschäftigten Lohnarbeitern während des Sommers einen Urlaub zu gewähren, eben]o wiederhole ich meinen Vorschlag, daß das Prinzip des Achtstundentages so {nell und so weit als tunlih, auf alle Arbeiten aukgedehnt wird, die von der Regierung ausgeführt werden.

Die Botschaft bespriht weiter die Rechtspflege und die Nichterfrage in den Vereinigten Staaten und berührt dann die Frage der Erhaltung der Wälder, die das erste und wichtigste Element a die Bewahrung der natürlichen En des Landes seien. Ferner empfiehlt die Botschaft

aßregeln für die 16, dice Gernû der Wasserwege im Innern des Landes; diese Gewässer sollten nicht nur \{ifff- bare, sondern auch von der Schiffahrt wirklih benußte Wasser- straßen werden, denn troßdem Hunderte von Millionen Dollars für die Wasserstraßen ausgegeben worden seien, nehme der Verkehr auf ihnen doch ständig ab. Dann ‘heißt es in der Botschaft weiter:

Wiederum empfehle ih die Errichtung von Postsparkassen,

damit die eingezablten Ersparnisse die Sicherheit der Negierung hinter sih haben und so Wirtschaftlihkeit und Sparsamkeit bei Leuten von eringen Mitteln gefördert werden. In 14 Staaten belaufen sid die n den Sparbanken niedergelegten Gelder auf 3 590 245 402 Doll. oder 98,4 °/ aller Depositen, während in den übrigen 32 Staaten die Spargeider fih nur auf 70 308 543 Doll. oder 1,6 %/% aller De- positen belaufen, was beweist, daß es viele Ortschaften in den Ver- einigten Staaten gibt, die dem Publikum nicht genügend Gelegenheit bieten, ihre Ersparnisse unterzubringen. Die Folge davon ist, daß die Gelder versteckt werden und ungenußt liegen bleiben.

Die unmittelbare Verantwortung für das Unterrichtswesen liegt bei den einzelnen Staaten, aber auch dec Bund hat ge enüber dem Unterrichtswesen Verpflichtungen, die niht länger vernalhlässigt werden sollten. Dem Gesundheitswesen muß größere Aufmerk- samkeit zugewandt werden. i

Die auswärtige Politik der Vereinigten Staaten basiert auf der Theorie, daß das Ret genau ebenso in den Beziehungen ¿wishen den Völkern herrshen muß, wie zwischen einzelnen Perfonen, und in unseren Handlungen haben wir in den lezten zehn Jahren unsere Redlichkeit durch unsere Taten bewiesen. Wir haben uns gegenüber den anderen Nationen so verhalten und verhalten uns ibnen gegenüber so, wie im privaten L-ben ein ehrenhafter Mens sich seinen MitmensSen gegenüber verhalten würde.

Die Fortschritte, die die zroanzig lateinish-amerikanischen Republiken gemacht haben, find der sorgfältigen Aufmerksamkeit des Kongresses wert. Kein anderer Teil der Welt hat rährend der legten zehn Jahre im Verhälinis eine größere Entwicklung seines auêwärtigen Handels gezeigt. Dieser Teil der Erde bietet wahr- sheinlih größere Gelegenheit für eine Legitime Ausdehnung unseres Handels, als irgend eine andere Gruppe von Ländern. Das Werk des Panamakanals wird mit etner Swnelligkeit, ciner Kraft und einer Fflihterfüllung weiter gefördert, die dieses Werk zu einem Musterbeifpiel für alle Werke dieser Art mahen. Jch empfehle wiederum die Ausdehnung der Ozean-Post-Akte von 1891 in der Richtung, daß genügende armerikani|chea Poftdampferlinien nah Südamerika, Asien, den Philippinen und Australasien ciagerihtet werden. Die Schaffung soler Dampferlinien follte die natürliche

olge der Reise unserer SchlaBHiflotte fein und der Eröffnung des Mde aianale vorausgehen. Selbft unter günstigen Umständen müssen mehrere Jahre vergehen, ehe solhz Linien in Tätigkeit treten kônnen. Die besondere Aufmerksamkeit des Kongresses lenke ih auf vawai. Die Bedeutung dieser Inseln ift ofenbar, und es ist dringend notwendig, daß thre Lage eine Verbesserung erfährt und daß ihre Hilfêqzellen entwickelt weiden. Auf den Philippinen werden wirkiihe Fortshritte zur Selbstverwaltung gemacht. Ih habe das Vertrauen, daß in einem Menschenalter die Zeit kommen tvird, wo die Philippinen felbst en!sheiden können, ob es gut für sie ist, una?bängiz zu werden oder weiter unter dem Schugze einer starken und seldstlosen Macht zu bleiben, die imstande ist, den Jascln Ord- nung im Innern und Schuß gegen eine fremde JIuvasion zu sichern. Wiederum empf-hle ih, daß den Einwohrern von Puerto Rico die amerikanishe Bürgerschaft gewährt werde. Auf Cuba wird unsere Ofkupation in ungefähr zwei Monaten aufhören. Pie Cubaner haben auf ordnungémäßigem Wege ihre eigenen Regierungsbebörden gewäßlt und die Jasel wird ihnen übergeben werden. Unser ernstes Hoffen und einziger Wuns ist, daß die Bevölkerung Cubas sich jeßt mit Gerechtigkeit \clbst regiere, sodaß D und Dednung auf der Insel gesichert sind. Jch benuge die Gelegenheit, um öffentli zu erklären, daß ih die Aufnahme, die unsere Schlahtflotte ia Japan, Aust-alien, Neu-Seeland und in allen Staaten Südamerikas gesunden

at, bo anerkenne.

/ Wos das Heer betrifft, lenke ih die Aufmerksamkeit des Kon- grefse3 auf -die Tatsache, daß, während ursere jüngeren Offiziere und Manposchaften in hohe:n Maße A NID bei dem gegenwäctigen Syftem der Beförderung nach dem Dienstalter viele Leute in die höheren Grade gelangen, bie nur mittelmäßige Fähtgkeiten haben. Unsere Kavallzrie sollte auf ¿noderner Grundlage reorganisiert werden. Gerade in dieser Waffe sollten die Feldoffiziere nit alt sein. Jn- fanterie und Aitillerie find für u. sere Bedürfnisse zur Zeit zu gering an Zahl. Besondere Aufmerksamkeit sollte den Maschinenzgewehren ewidmet werden.

G Die Vorschläge des Generals Board bezügli der Ver- mehrung der Flotte finden meine Billigung uno ich mache be-

sonders aufmerksam auf die Notwendigkeit des Baues weiterer ' Torpedoboottzerstörer und Kohlenschiffe und vor allem von vier

Sélachtschiffen, Es ist wünschenswert, sobald als ms lich ein Ge- \{chwader von aht Schlahtschiffea des besten bestehenden Tyrs zu vír- vollständigen. Die Flotte sollte als eine rein militärisch: Organisation behandelt werden und alles sollte dem einen Ziele, der Sicherung der militärishen Wirksamkeit untergeordnet werden.

Das amerikanische Kricgssekretariat gibt, „W., T. B“ zufolge, bekannt, daß die ersten amerikanischen Truppen Cuba am l. Januar verlassen werden; die Rücksendung werde bis zum 28. Januar dauern, an welhem Termin die provisorische Regierung ihr Ende erreihe. Eine geringe Truppenmacht soll indessen bis zum April zurückbleiben, um während des Uebergangs der provisorischen in eine reguläre Regierung dieser verfügbar zu sein.

: Afrika. Mulay Mohammed ist,

„W. T. B.”, am 4. Dezember in Überwacht wird.

nah einer Meldung des Fes eingetroffen, wo er

Parlamentarische Nachrichten.

Zn der heutigen (179.) Sißung des Reichstags, welcher der Stelie des Jnnern Dr. von Bethmann Hollweg, der Staats|ekretär des Neihsmarineamts, Admiral von Tir piß, der Kriegsminister, General der Kavallerie von Einem, der Staatssekretär des Reichsshaßamts Sydow, der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieberding, der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke, der Staatssekretär des Reichskolonial- amts Dernburg und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Schoen beiwohnten, wurden die Ueberein- kommen mit Desterreih und Ungarn über den gegen- seitigen gewerblihen Rechtsschuß in dritter Beratung ohne Diskussion endgültig genehmigt.

Zur dritten a stand sodann die Novelle zur Gewerbeordnung (: Rv über die Regelung der gewerblichen Frauenarbeit und Abgrenzung des Geltungs- bereihs der Arbeitershußbestimmungen). Jn der zweiten Be- ratung war in 8 137 (Arbeitszeit der Arbeiterinnen) der Kommissionsvorshlag, wonah die Arbeitszeit an den Vor- abenden der Sonn- und Festtage 8 Stunden niht überschreiten darf, angenommen, die weiter gehende Bestimmung aber : „Arbeiterinnen, die ein Hauswesen zu besorgen haben, dürfen am Sonnabend höchstens 6 Stunden beschäftigt werden,“ ab-

elehnt worden. Gestrichen worden war ferner entgegen dem ommissionsantrage der Absaß 5 des § 154, wonach die Be- stimmungen der §8 135—139b auf die Hausindustrie keine Anwendung finden sollen.

Die Abag. Manz (fr. Volksp.) und Stresemann (nl.) wollen den Z 138a (Ausnahmen vom Zehnstundentag wegen I Häufung der Arbeit) Absay 2, wie folgt, aen :

„Für eine zwei Wochen übersleigende Dauer kann die gleihe Erlaubnis nur von der höheren Verwaltungtbehörde und auch von dieser für mehr als 40 Tage, jedcch nicht für mehr als 50 Tage im Jahre nur dann erteilt werden, wenn die Arbeit3zeit für den Betrieb oder die betreffende Abteilung des Betriebs so geregelt wird, daß die täglihe Dauer im Dur®schnitte der Betriebstage des Jahres die regelmäßtge geseßliche Arbeitszeit nicht überschreitet.“

In §139a (Ermächtigung, des Bundesrats, Abweichungen zuzulassen) hat der Eingang des Absatzes 2 folgenden Wortlaut:

„In den Fällen zu 2 (betreffend Anlagen, die mit ununter- brohenem Feuer betrieben werden oder die fonjt dur die Art des Betriebes auf eine ade Tag- und Nathtarbeit angewiesen sind, Anlagen, die keine regelmäßige E oder nur Saisonbetrieb gestatten) darf die Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit für Kinder 36, für junge Leute 60, für Arbeiterinnen 58 Stunden und für Arbeiterinnen, die ein Hauswesen zu besorgen haben, 56 Stunden nicht überschreiten.“

Die O LEN T Laten beantragen, statt „58“ zu segen „57“, Die Abgg. Manz und Stresemann wollen die Worte „und für Arbeiterinnen, die ein Hauswesen zu be- sorgen haben, 56 Stunden“ streichen, außerdem die Ausnahme, die sie zu 8 139 a Absayg 2 beantragen, auch auf die Gewerbe- zweige ausdehnen, in denen regelmäßig zu gewissen Zeiten des Zahres ein vermehrtes Arbeitsbedürfnis eintritt.

Nach § 137 Absay 7 dürfen Arbeiterinnen niht in Kokereien und niht zum Transport von Materialien bei Bauten aller Art verwendet werden. Die Bestimmung be- üglih der Bauten foll erst am 1. April 1912 in Kraft treten.

er Abg. Henning (k.) beantragt, das Verbot der Beschäfti- gung der Frauen in Kokereien ebenfalls erst zu diesem Termin in Kraft zu seten.

Jn der Generaldiskussion bemerkt der

, Abg. Freiherr von Gamp- Massaunen (Rp.): Ich möchte nur tmneinem Bedauern darüber Ausdruck geben, daß dem von Handroerker- und von indusiriellen Kreisen an uns berangetretenen Vors(hlage, die Beratung der Vorlage bis nah Weihnachten hinauszu’chieben, nit enisprohen worden ift. Als im Seniorenkonvent die Sache verhandelt wurde, waren die Vertreter meiner Partet die einzigen, die für die Hinauësiebung dieser Beratung im Plenum bis nach Weihnachten eintraten. Diejenigen Herren, die meinten, daß die Industrie eine große Agitation gegen das Zustandekommen des Gesetzes inszenieren und da- mit das Zustandekommen des Geseßzes gefährden wollte, sind im Irrtum. Es handelt sich nur um verkältn s8mäßig kleine Wünsche. Man kann es dem Handwerk und der Industrie nit verdenken, daß sie den Wunsch gekegt haben, die Beratung bis nach Weihnachten zu ver- schieben. Diesem Wunsche bätte um so mehr Rechnung getragen werben können, als uns eine Mitteilung noh nit darüber zugegangen ist, ob mit Sicherheit darauf zu rechnen ist, daß von den Staaten, mit welchen wir konkurrieren, insbesondere von Belgien und England, die Konvention auch wirklich ratifiziert werden tird. Ich hoffe, daß der Staatssekretär uns darüber eine Mitteilung machen wird.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Die wichtigsten Todesursachen der 1907 in Preußen Gestorbenen.

Insgesamt starben im Jahre 1907 in Preußen 680 949 (i. J. 1906 673 669) Persozen, und ¿war von 10000 Einwohnern in der Reihenfolge na der Höhe der Sterbeziffern im Staate an Krank- heiten der Verdauungsorgane 20,96 (23,96), an Alters\{wäche 19,58 (18,09), an Tuberkulose 17,16 (17,26), an Lungenentzündung 15,12 (14,14), an Krankheiten der Kreislaufsorgane 14,09 (12,91), an angeborener Letens\chwähe und an Bildungsfehlern 11,71 (11,83), an Gehirnshlag und an anderen Krankheiten des Nervensystems 11,44 (11,28), an Krankheiten der Atmunasorgane 10,49 (9,72), an Krebs und anderen Neubildungen 7,39 (7,09), durch Verunglückung oder

(2,68), an Keuchhusten

Fetten 0,68 (0,61), an

legen sind, darunter = 9,57), an

= 1,20 0:_O an Kindbettfieber 1529

denn es starken von

in Danzig, an Merseburg. Die“ Regierungsbez nannten Erkrankungen Aurich mit 8,34 an Lu

Kindbett. Die Zahk der im darunter außer den an

Ueber tragbare

sonen und 1 weibliche war Verleßung dur

standen im Alter von

Jahren gestorben. als Todesursache nicht besonders h-rvorjuheben

Borjahr wieder eine

männlihe. Die über

gemeldet worden.

hatten. Auch lassen die der Gestorbenen erkenne {wer heimsucht.

298 w.) Gestorbene, Sonnenstih starben 16

grunde gingen.

hohen Alter. Das

standefamtliche

Arbeitnehmern Arbeiter wurten, ¡wishen den

geriht für Streitigkeiten worden. des Arbeitgeberverbandes

Das „Artiv

artikel geroifsermaßen, te von hoher Wart-

wohlfahrt“ Fürsorge für die Jugend

Bedingungen für die kör wahsenden Geschlechts.

Untersuchung ein, indem die ärztlie Jugendwokblfahrt

andere gewaltsame Einwirkung 4,07 (3,97), an Krankheiten der Harn-

vemberheft erscheint,

Selbstmo1des 2,02 (1,95), an Masern und Röteln 1 I: fluenza 1,45 (0,67), im Kindbett 0,99 (1,00), an Rose Und anderen Wundinfektionskrankkeiten 0,97 (0,84), an anderen übertragbaren Krank-

0,21 (0,19), an übertragbaren Tierkrankheiten 0,01 (0,01), an anderen benannten Todesursachen 23,18 (24,41) uyd an nit angegebenen und unbekannten Todesursachen 5,68 (6,54).

Zieht man die übertragbaren Krankheiten allein in Betracht, fo ergibt sich, daß diese zusammen 171 355 = 25,16 v. H. (i. J. 1906 167 727 = 24,90 v. H) der Gestorbenen überhaupt er-

Lungenentzündung 57 300 = 8,41 v. H. (52811 = 7,84), an Diphtherie und Krupp 9307 = 1,37 v. H. Keuchhusten 8827 = 1,30 v. H. (11 749 = 1,74), an Scharlach §484 . (7770°= 1,15); an Masern únd 1,2 v. H. (9107 = 1,35), an Typhus 2168 = 0,32 v.

0,02 v. H. (199 = 0,03) und an Pocken 30 = 0,00 v.

Innerhalb der einzelnen Regierungsbezirke starben die meisten Tubeikulösen, nämli 5758, in Düsseldorf; die höchste Todeszahl an Lungenentzündung, 5087, fiel ebenfalls nach Düsseldorf. an Keuchhusten 1456 Personen in Düsseldorf, an Scharlah 1681 in Oppeln, an Masern 725 wiederum in Düsseldorf, im Kindbett 368 im Landespolizeibezirk Berlin, an Typhus 150 in Düsseldorf, an Ruhr 23 in

Bei Berücksichtigung der Bevölkerung ändert \ich das Bild;

Osnabrück, an Lungenentzündung 29,14 in Münster, an Keuchhusten 7,02 in Oppeln, an Diphtherie 6,91 in Hannover, an Scharlach 10,84 in Gumbinnen, an Masern 7,43 tin Sigmaringen, im Kindbett 1,97 Typhus 0,97 in Marienwerder, an Ruhr 0,13 in

husten, Koblenz mit 0,91 Scharlah, S{hleswig mit 0,65 an Masern, Wiesbaden mit 0,55 im

vor allem die Opfer des Kindbet1fiebers miteinbegriffen übertrifft au im Jahre 1907 die Sterblichkeit an Typhus ganz erheblih; es wird dies besonders ersichtlich, wein man berechnet, 10 000 am 1. Januar 1907 (1906) lebendéèn Frauen im Verlaufe des Jahres von beiden Todesursachen dahingeraft wurden : Typhus 0,55 (0,62), aber 1,96 (1,97) im Kindbett.

\torbene als Todesursah

Todesfälle betrafen einen Knaben im Alter zwei von 10 bis 15 Jahren und einen Mann von 30 bis 40 Jahren fowie ein Mädchen von 2 bis 3 Jahren. 23 männlihe und 1 weiblihe (1936: Gestorbene als Todesursache

40 bis 50, 2 von 50 bis 60 und 1 von 69 bis 70 Jahren, während eine weiblihe Perfon der Altersklasse von 30 bis 40 Jahren angehört hatte. An Roß ist eine männlihe Person im Alter von 60 bis 70 Ttichinenkrankheit ift in den leßten fünf Jahren

Die Gesamtzahl der Todesfälle Zunahme von 2516 auf 5512 erfahren; das weiblihe Geshlecht war in beiden. Jahren stärker beteiligt als das

Gestorbenen vorwiegend vertreten. betrifft, so ist im Berihtsjahre die größte Anzahl in den Monaten Januar, Februar, Mtb April und Dezember den Standesbeamten

e Influenza mehr Opfer als die städtische geliefert, da von 5512 (2539 m., 2973 w.) Gestorbenen in den Städten und Landgemeinden mit mehr als 20 000 Einwohnern 1742 (798 m., 944 w.)= 32 v. H., auf dem Lande aber 3770

An Alkoholismus ftarben im Jahre 1907 (1906) 1050 m. und 153 w. (1016 m,., 1 Krankheiten waren die Todesursache für 391 ‘m. und 341 w. (324 m,, unter denen meistens Kinder sh befanden. An

deutend mehr, nämlih 85 m. und 21 w, an dieser Todesursache zu- Die Zuerkrankheit hat 1535 m. und 1104 w. (1396 m., 1038 w.) dahingerafffft, darunter vorwiegend Personen im

s Jahr 1907 weist übrigens die günstigsten Sterblichkeits- verhältnisse seit dem Jahre 1875 auf, von wo ab eine einheitliche Berichterstaitung und statistishe Aufbereitung der Nachrichten über die Gestorbenen an der Landeszentralstelle für Statistik durhgeführt wird; von 10 000 männ- lichen Einwohnern im Staate sind im Berichtsjahre 19,0 (1906: 19,1), von 10 000 weiblihen 16,9 (17,0) überhaupt gestorben.

Zur Arbeiterbewegung. s

Aus Aachen meldet die „Rh.-Westf. Ztg.“ : In der hiesigen Textilindustrie sind erneut Véeinun gsvershiedenheiten über die Anwendung Ee De Mull stems ¡wischen San und entstanden.

wie seinerzeit berichtet, im Frübjahr dieses Jahres beiderseitigen Organisationen Bedingungen bart, unter denen der Doppelstuhl probeweise eingeführt- werden sollte. Nachdem sich dazu mehrere Fabriken verstanden, beschweren sih nun die Arbeiter, fie müßten Artikel verweben, ausgeschlossen worden seten, und die Art der Lohnberechnung einiger Betriebe widerfpreche den getroffenen Vereinbarungen. ist nun seitens des hristlich:n Textilarbeitecverbandes das Schieds-

Vor tessen Zusammentritt wird etne Untersuhung#kommission

Wohlfahrtspflege.

Deutscher Verlag für Volkswohlfabrt) ist mit dem uns vorliegenden Oktoberheft in seinen zweiten Jahrgang eingetreten.

große Gebiete der Volkswohlfahrtspflege unter zusammenfassenden Gesichtepunkten zu beleuchten, Stelle veröffentlichte, von dem Geheimen Obermedizinalrat Dr. Dietrich in Berlin verfaßte angesprochen

legitimiert, und eine der Hauptaufgaben unserer gegenwärtigen sozialen ygiene bildet die ErforsGung der wichtigsten

Wissenschaft auf fordert.

-

und GeschleWßtsorgane 3,00 (2,93), an Diphtherle und Krupp 2,46

2,33 (3,15), an Swarlah 2,24 (2,08), infolge 83 (2,44), an

Typhus 0,57 (0,65), durch Mord und Totschlag

an Tuberkulose 65 054 = 9,55 v. H. (64 459

(10 025 = 1,49), an

Rôteln 6925" = H. (2419 = 0,36), = 0,22 v. H, (1456 = 0,22), an Rubr 135 = H. (31 = 0,00).

Es starben Oppeln, an Dipbtherie 706 in

Oppeln.

10 000. Lebenden: an Tuberkulose 23,34 in

irke mit geringster Sterblichkeit an den ge- sind: Allexstein mit 10,33 an Tuberkulose, ngenentzündung, Hannover mit 0,58 an Keuch- an Diphtherie, Stralsund mit 0,18 an

Kindbett gestorbenen Frauen es sind unmittelbaren Geburtsfolgen Verstorbenen auch

wieviele von

es starben an

Tierkrankh eiten traten für 27 (26) Ge- en- auf. An Tollwut sind 4 männliche Per- (1906: 4 männlithe) gestorben; als Ursache Biß tollwutkranker Hunde angegeben. Die von 5 bis 10 Jahren,

Milzbrand 19 männliche 2 männlich

i FOE 2 weibliche) e Personen 5 von 30 bis 40, 10 von

angegeben ; 25 bis 39 Jahren,

tue standesämtlihen Meldung gelangt, was 3 an Influenza hat gegen daz

60 Jahre alten Personen sind unter den Was die Zeit der Sterbefälle

Bevölkerung auf dem Lande hat der

(1741 m., 2029: w.) = 68 v. H. gelebt Angaben über den Beruf und Erwerbszweig n, daß die Influenzakrankheit die Landwirte

116 w.) eiwadsene Personen. Venerische

m. und 9 w., während im Jahre 1906 be-

eine etinheitliße medizinal-

(Stat. Korr.)

Nach jahrelangem Widerstand der

verein-

die vom Doppelstuhl Infolgedessen ia der Textilindustrie in Aachen angerufen die Klagen an Ort und Stelle prüfen,

r Volkswohlfahrt®* (Berlin W. 30,

Als Programm- r auf die Tendenz dieser Zeitschrift hinweist,

kanñ der an erster

Aufsaß über „Arzt und Jugend- werden. Zur Mitarbeit bei der sind der Arzt und der Hygieniker besonders

j orausfseßungen und erlihe und geistige Entwicklung des heran- ter seßt Geheimer Nat Dietrich mit seiner

er die Maßnahmen vor Augen führt, welche

dem speziellen Gebiete der

Ein zweiter Artikel, der im Nos

entlassenen Jugend befassen. Dem Gebiete der öffentlihen Ges lreidpslege ist ein Beitrag von Professor Dr. Thie ing in Berlin, wi enschaftlißem Mitglied der C a 1j Versucks. und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und A wässerbeseitigung, ent- nommen, der von der „Kadaverbeseitigung nah modernen rinzipien“ handelt. An diesem Aufsaß, der durch zahlrei [lustrationen erläutert wird, werden namen!lih die Kommunen ein reges Interesse nehmen, für die die Frage der zweckmäßigsten, mustergültigsten und rentabelsten Einrihtung der Ab- dedereien, wie . die andere der Beseitigung der Schlacht- hoffonfiskate, der Verwendung der braudbariten Vernichtungs- apparate, Transporteinriht1ngen usw. ja ständig aktuelle Bedeutung hat. Die an dritter Stelle von Oskar Neve in Berlin, dem Shriftleiter der Zeitschrift, veröffentlihte Untersuchung zur „Chronik der Volkswohlfahrtspflege*“ set eine Aufsaßserie des ersten , Jahrganges mit einer Uebersicht fort, in ter sämtlihe Erlafse, Ver- ordnungen. und Bekanntmachungen, die in reußen innerhalb des weiten Bereichs der Volkswohlfahrspflege im Vorjahr regierungéseitig ergangen find, zu zusammenfafsender Darstellung kommen. Die über- sihtlihen Tabellen (en in aller Kürze ein geshlofsenes Bild von der Vielseitigkeit und der Vertiefung, mit der die Regierung praktk\che Sozialpolitik treibt. Das tudium der ge- gebenen Zusammenstellungen wird im übrigen dadurh besonders wertvoll, daß überall auch der Inhalt der in Frage kommenden Ver- waltungsanordnungen auszugsweise zur Wiedergabe gelangt. Aus dem sonstigen Inhalt sei noch der beiden eule von Profefsor Dr. Thirring, Direktor des fommunalstatistishen Bureaus in Budapest, und von Dr. Klose in München gedaht. „Budapest, die jüngste Großstadt Europas, als Träger wirt{chaftliden und sozialen Fortschrittes* [autet der Titel der Veröffentlihung von Thirring, die in Form monographischer Darstellung die Hauptstadt Ungarns als Städtetypus s{ildert. Die Arbeit von Dr. Klose leitet unter dem Titel „Die Volkswohlfahrtsvflege im Haushalt der Bundesstaaten“ eine Reihe von Veröffentlihungen ein, die ih zur Aufgabe stellen, in großen Zügen einen Einblick in die finanziellen Grundlagen der egenwärtigen staatlichen Sozialpolitik und der Wohlfabrtapflege ¡u gewähren. Die Darstellung gi ih auf die Staatshauskaltsetais und berücksichtigt zunähst Preußen. Die anderen deutshen Staaten sollen folgen. Den Originalabhandlungen {ließen sih Abschnitte mehr referierenden Charakters an (Geseße und Verordnungen, Berichte von Behörden, Wohlfahrtsinstituten und -vereinen, Statistik, Berichte über Kongrefse und Versammlungen, Bücher- und Zeitschriftenshau und Bücher- FEpreQungen). In das Gebiet der Kommunalpolitik führt der Ab- {nitt „Materialien zur ftädtischen Volkswohlfahrtspflege“, der diesmal Mitteilungen aus den Städten Boum, Karlsruhe und Schöneberg bietet. Ein bibliographisWer Teil gibt historische UVebersihten zur: französischen Volkswohlfahrtsliteratur für den Zeits abshnitt 1840—1865. Den Abs(hluß des Heftes bilden Mitteilungen aus der vorbereitenden geseßgeberishen und n eia is@en Tätigkeit soweit die Volk3wohlfahrtspflege hierbei in Betracht kommt; au Daten und Vorkommnisse aus der jüngsten Geschichte und praktischen Betätigung auf dem Gebiete der gemeinnügigen Fürsorge und der Wohl- PauTtov liege werden hier registriert. Der reihe Inhalt und die streng wissenschastlihe Behandlung des gebotenen Stoffes lassen es als ge- rehtfertigt ersheinen, das „Archiv für Volkswohlfahrt“ als ein

Zentralocgan für moderne Volkswohlfahrtsbestrebungen anzusprechen.

Kunft und Wissenschaft.

Im Kunstgewerbemuseum if ein Schreibtis nebs Sefsel ausgestellt, entworfen von Professor A. Grenander, ausgeführt von Siebert und Aschenbachß. Die Ausftellung des Schulwebstuhls von Fräulein L. Hamkens und der darauf gefertigten Arbeiten wird bis gegen Weihnachien geöffnet bleiben.

Erziehungs- und Unterrichtswesen.

Berufsvormundschaften und Jugendgerich te.

Als bewußt an der Erziehung der Kinder arbeitende Mächte haben lange Familie und Schule allein gegolten. „Sg@ule und Haus* waren im gesellshaftlihen Denken fest verbundene Begriffe geworden, die ins Bewußtsein traten, wenn es nötig wurde, ir endwelhe Jugend- erziehungsaufgabe ¡u Isen. Immer deutlicher aber wird es heute, daß für den Nahwuhs großer Bevölkerungs\hichten noch weitere Erziehungsfaktoren erforderliG sind. Die Beschäftigung des Vaters außer dem Hause, die Beschäftigung der Mutter inner- halb und außerhalb des Haushalts verursachen eine weitgehende Aufsichtslosigkeit der Kinder, die allein ¡Hon eine Quelle der Verwahrlosung nah allen Richtungen ist. Denkt man aber noch an die anderen Gefahren, die aus den oft traurigen Wohnungs- verhältnissen, aus dem Leben der Straße erwachsen, so wird einleuhtend, daß das Verkommen der solchen Lebensbedingungen aus- geseßten Kinder nicht verhindert werden kann, wenn niht neben Familie und Schule neue Grzichungsgewalten aus der Gesellschaft er- wachsen. Aus diesem Gedanken heraus ist man nicht nur an die Schaffung ganz neuer Organisationen Kinderhorte, Lehrlings- heime u. à. gegangen, fondern man will au bewirken, 4 bei keinem Eingriff in jugendlihes Leben vergessen werde, da

dieses Leben dem Erziehungsiwecke als oberstem Zweck untersteht, so wenn ein Kind dem strafgerihtlihen Verfahren ausgeliefert wird ein Fall, der sich in Deutschland e biele tausend Male ereignet. Sofern Unerwachsene dem Strafverfahren unterworfen werden, muß der Strafiweck wesentlich Erziehungszweck sein, das Strafverfahren wesentli Erziehungsverfahren. Was dies heißt, sagt ausführlich der Bericht über die dritte Tagung der deutshen Berufs- vormünder in Straßburg, der jeßt im Verlage von O. V. Böhmert in Dresden erschienen ift.

Zwei dur die gleihe Not hbervorgerufene ueue Einrichtungen, die Berufsvyormundschaften und die eJugendgerihte*, hatten Ver- treter nah Straßburg zu gemeinsamer Beratung entsandt. Die Be- rufsvormundschaften, zuerst als Shußorgane für die unehelichen Kinder ins Leben gerufen, wurden bald von den Vormundschaftsgerihten auch

als Pfleger für verwahrloste oder durch Verwahrlosung bedrohte ebe-

liche Kinder bestellt, und nun wird erkannt, daß ohne ihre Mithilfe auch die erzieherische Ausgestaltung des Strafverfahrens an vielen

Orten s{hwer möglich ist. Uebrigens findet sich in dem Tagungöbericht

u. a. eine interessante Darlegung über die Organisation der vielfa

vorbildlichen städtishen Berufevormundschaft traßburgs. Wer den

s{chmalen, grauen Band dur&gelesen hat, wird sih sagen: hier sind

neue, Erfolg verheißende Wege zur Rettung unserer gefährdeten

Jugend ‘gefunden worden.

Bauwesen.

Eine Bauausfstellung in Berlin ist für das Sahr 1911 von der Vereinigung Berliner Architekten und dem Arcitektenverein in Berlin geplant worden. Die Ausstellung bezwe t, wie das LeTErEatt der Bauverwaltung“ mitteilt, in erster Linie, das

ohnhaus als künstlerisches Ganzes vorzuführen, ähnli wie es die Ausstellung der Darmstädt:r Künstlerkolonie auf der Mathbilden- höhe im Jahre 1901 mit gutem Erfolge begonnen hat. Die Wohn- häuser sollen also, wie es in Darmstadt der Fall war, für die Benußung rer ggelent werden und verkaufsfähige Ausftellungsstücke bilden. Für die Vorarbeiten der geplanten Ausstellung if von den beiden genannten Vereinen ein gemeinschaftliher Ausschuß eingeseßt worden, defsen fchwierige Aufgabe zunähst die Sicherung eines günstig gelegenen Ausstellungsgeländes ist. Es ist wohl kaum daran zu imelseln, daß die Stadt Berlin und die in Betraht kommenden Vororte dem je planten Unternehmen das notwendige Entgegenkommen und tatkräft ge Unterstüßung gewähren werden, damit cine der Neichshauptstadt würdige gartenstadtartige Ausftellung zustande kommt, auf der das

wird sich besonders mit der s\chul-

Können der Berliner Architekten und Künstlerschaft und die Gediegen- heit des Bau- und Kunstgewerbes von Groß- Berlin gezeigt werden kann.