1908 / 293 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 12 Dec 1908 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

dem Generalsuperintendenten D. Maurer in Wiesbaden den Charakter als Wirklicher Oberkonsistorialrat mit dem Ada DeE Râte erster Klasse zu verleihen,

Regierungs- und Baurat Heeser bei der Königlichen Eisenbahndirektion in Essen a. R. zum Oberbaurat mit dem Range der Oberregierungsräte und : en Leiter des in Entwicklung begriffenen Progymnasiums in Rybnik, Oberlehrer Dr. Pole) Wahner zum Direktor einer sehsstufigen höheren Lehranstalt zu ernennen sowie

dem ordentlichen Mitgliede ‘der Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, Professor Dr. Konrad Burdach und dem ordentlichen Dreier in der (a g das ah Fakultät der Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin Dr. Alois Brandl den Charakter als Geheimer Regierungsrat ferner

dem Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator im Kriegsministerium Sommerkamp den Charakter als Rech- nungsrat zu verleihen.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Regierungsrat Velhagen in Lüneburg is zum Vor- figenden, der Regierungsrat Ma ckensen daselbst zum stell- vertretenden Vorsiteiden des Schiedsgerichts für Arbeiter- versicherung Regierungsbezirk Lüneburg ernannt worden.

Justizministerium.

Verseßt sind die Amtsgerichtsräte: Bo ck in Treptow a. R. als Landgerichtsrat nah Stettin und Nahgel in Schivelbein nach Schmalkalden.

Zu Notaren sind ernannt: die Rehtsanwälte Janoshwi 4 in Zabrze und Walchhboeffer in Lyck.

Jn der Liste der Nehtsanwälte find gelösht: die Rechts- anwälte Justizrat Dr. Emil Hirschfeld bei den Land- gerihten I, II, IIT in Berlin, Dr. Heilbrunn bei dem Land- gericht in Aa a. M. und Geisendorf bei dem Amts- geriht in Priebus.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Kriegsgerichtsrat a. D. Dr. Lodowicks bei dem Oberlandes- gericht in Düsseldorf, der Rechtsanwalt, Regierungsrat a. D. Dr. Fahrenhorst aus Duisburg-Ruhrort bei dem Amtsgericht in Hörde, der frühere Rehtsanwalt Dr. Stor bei dem Landgericht in Essen, die Gerichtsassessoren Rieß bei dem Oberlandesgeriht in Frankfurt a. M., Dr. Herz und Dr. Leuchtenberger bei dem Landgeriht T in Berlin, Dr. Karl Lempert bei dem Amtsgeriht und dem Land- geriht in Cöln, Hecht bei dem Amtsgeriht und dem Land- geriht in Dortmund, Dr. Siemsen bei dem Amtsgericht in Bana, Baurs bei dem Amtsgeriht in Geilenkirchen,

r. Köhler bei dem Amtsgericht in Oberhausen mit dem U in Sterkrade, Heinrih Beer bei dem Amtsgericht in Ge)eke und Schnepper bei dem Amtsgericht in Unna.

Die Amtsgerichtsräte Dimzeit in Mohrungen und Herholz in Ruß, der Amtsrichter Theissing in Neumarkt, der Notar, Justizrat Vasen in Grevenbroih und der E Brummund in Nieder-Schönhausen sind ge-

orben.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

Der Landbauinspektor Martin Herrmann in Berlin ist behufs Uebertritts in den Reichsdienjt aus der allgemeinen Bauverwaltung ausgeschieden.

Verseßt sind der Landbauinspektor Grütter von Posen als Kreisbauinspektor nah Strehlen und der Wasserbauinspektor Holt vogt von Hannover zum Kanalbauamt in Ostercappeln im Geschäftsbereih der Kanalbaudirektion in Hannover.

Der Landbauinspektor Bernhard Hoffmann in Berlin ist zur Beschäftigung in der Hohbauabteilung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten einberufen worden.

Ernannt sind der Regierungs- und Baurat Künze bei der Königlichen Eisenbahndirektion in Berlin zum Mitgliede des Königlichen tehnishen Oberprüfungsamts, die Regierungsbau- meister Wentrup, gegenwärtig im Schußgebiet Kiautschou tâtig, und Jordan in Werden a. d. Ruhr zu Landbauinspektoren, Wille zum Kreisbauinspektor in Thorn, Stöe in Anklam zum Kreisbauinspektor (im Geschäftsbereich der Regierung in Stettin), Karl Müller zum Landbauinspektor in Cöln, Blell zum Kreisbauinspektor in Wittstox, Bärwald zum Bauinspektor (Vertreter des Leiters des Statishen Bureaus) beim König- lihen Polizeipräsidium in Berlin, Abel zum Landbauinspektor in Saarbrücken, Krause in Halle a. S. zum Kreisbauinspektor (im Geschäftsbereih der Regierung in Merseburg), Gölißer zum Kreisbauinspektor in Jarotshin, Krumbholß zum Bau- inspektor in Königsberg i. Pr., Drosihn zum Kreisbau- inspektor in Greifswald, Stracke zum Bauinspektor in Cassel, Fromm zum Kreisbauinspektor in Lauenburg i. P., Röttgen in Andernach zum e A penor (im Geschäftsbereih der Regierung in Koblenz), Kusel zum Kreisbauinspektor in leswi , Riepert zum Landbauinspektor in Posen und

Alfred Müller zum Kreisbauinspektor in Hersfeld.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Organisten und Musikschriftsteller Albert Heinßtz in Berlin ift der Titel Professor verliehen worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 39 der Preußischen Gesezsammlung enthält unter

Nr. 10928 die Verfügung des Justizministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Teil der Bezirke der Amtsgerichte Hachenburg, Marienberg und Rennerod, vom 28. November 1908.

Berlin W., den 11. Dezember 1908.

Königliches Telchlanntüngsami. rüer.

Bekanntmachung.

Nah Vorschrift des Geseyes vom 10. April 1872 (Geseysamml. S. 357) sind bekannt gemacht :

1) das am 18. Juni 1908 Allerhö&\ vollzogene Statut für die Drainagegenofsenshaît zu Madfeld im Kreise Brilon durch das Amtsblatt der R S Regierung zu Arnsberg Nr. 38 S. 530,

ausgegeben am 18, September 1908;

2) das am 18. Juli 1908 Allerhö vollzogene Statut für die Drainagegenossenshaft zu eei im Kreise Jülich dur das Amtsblatt der Königl hen Regierung zu Aahen Nr. 2 S 293,

4 L) () Le

ausgegeben am 22. Oktobex 1908;

3) der Allerhöchste Erlaß vom 10. August 1908, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Breslau zur Erweiterung der' altsationsanlaggn für die Stadt Breslau und zur Verleg Wu gehörigen Rohrleitung, durch das Amts-

ung de blatt der’ Könialid y erung ¿zu Bretlau Nr. 43 S. 363, aus-

gegeben am 24. OfktyLæÆ O8,

4) das am 5. Se Prúg be 1908 Allerhö{st vollzogene Statut für die Genossenschaft zur Nél=lierung der Leba von Lanz bis Lauenburg zu Lauenburg i. Pomm. djirch das Amtsblatt der Königlichen Re- gierung zu Köslin Nr. 41 S. 255, ausgegeben am 8. Oktober 1908 ;

5) das am 12. September 1908 Allerhöch\ vollzogene Statut für die Proskau-Regulierunasgetofsen\haft Niewodnik-Norok zu Niewodnik im Kreise Falkenberg O.-S. durch das Amtsblatt der Königlichen

Regierung zu Oppeln Nr. 422 S. 381, ausgegeben am 16. Ok-

‘tober 1908;

6) das am 16. September 1908 Allerhöch\ vollzogene Statut für die Vehle- Lts. Nenn enossenshaft zu Bierde im Kretse Minden dur das Amtsblatt der Könialihhen Regierung zu Minden Nr. 42 S. 241, aues am 17. Oktober 1908;

7) der Allerhöchfte Erlaß vom 25. Septembcr 1908, betreffend die Verleihung des Ta lredts an die Stadtgemeinde Gifhorn zur Durchführung der Ueberbrückung der Aller im Zuge der Notftraße, der Verlängerung der Rotstraße bis zur Celler Straße und der Schaffung einer Verbindvng zwischen der Wilhelmsiraße und der neuen Allerbrücke, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Lüneburg Nr. 46 S. 275, ausgegeben am 13. November 1908;

__8) das am 25. September 1908 Allerhöch| vollzogene Statut für die Entwässerung8genossenshaft Olsdorf zu Olédorf im Kreise Bitburg durch das Amtsblatt der Königlichen Negierung zu Trier Nr. 44 S. 345, autgegeben am 31, Oktober 1908.

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* Personalveränderungen.

Königlich Preußische Uruee.

Offiziere, Fähnriche usw. Neues Palais, 8. Dezember. Horn, Oberlt. im 4. Oberschles. Inf. Negt. Nr. 63, kommandiert zur Dienstleistung bei der Landetaufnahme, scheidet am 13. Dezember aus dem Heere aus und wird mit dem 14. Dezember 1908 in der Schußtruppe für Südwestafrika angestellt. Gr. v. der Groeben, Fähnr. im 1. Gardeulan. Regt, in das Drag. Regt. von Arnim (2. Brandenburg ) Nr. 12 verset!.

Nigitamlliches.

‘Deutsches R ei ch.

Prenszen. Berlin, 12. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Neuen Pilais bei Potsdam die Vorträge des Staatssekretärs des Rei/hsmarineamts, Admirals von Tirpi O des Chefs des Marinekabinetts, Vizeadmirals von Müller.

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Der Kaiserlich russische Botschafter Graf Osten-Sacken erklärte dem Staatssekretär von Schoen, daß die dem russishen Minister des Aeußern Jswolski nah dem Bericht eines deutschen Blattes in einem Zeitungsinterview in den Mund gelegté Aeußerung, Deutshlands Haltung in der Balkanfrage mache ein förmlihes Bündnis 6 agi Ruß- land und England nötig, von dem Minister Jswolski niemals,

weder in dieser noch in ähnliher Form, getan worden sei.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Zoll: und Steuerwesen und für Rechnungswesen C der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute

ißungen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlih württem- bergishe Ministerialdirektor von Zindel is in Berlin an- gekommen.

Oesterreich-Ungarn.

Das österreihishe Abgeordnetenhaus segzte gestern die Beratung des Budgetprovisoriums fort.

Nach dem Bericht des ,W. T. B.* trat der Abg. Hribar den Be- hauptungen bezügli ferbenfreundliher Kundgebungen in Laibach ent- gegen. Er besprech die Laibacher Vorfälle unter Protesten gegen bas

orgeben des Militärs und trat für Schaffung ciner slovenischen Universität in Laibah ein. Der Abz. Graf Sternberg (Tfcheche) kritisierte die Leitung der t\hechischen Politik sehr abfällig und bezeihnete sie als Mandatspolitik, die gleich der Politik des deutschen Nadikalismus nachhumpele, ¿wishen Volksgunst und Fürftengunst hin- und hershwanke und nur den Einfluß der Soztal- demokraten stärke. Der Redner warf den Tschehen ihre Stellungnahme in der serbischen Frage vor, weil sie im Augenblick der Gefahr, anstatt Gefühl für das Interesse des Reichs zu zeigen, die Reichsfahne weg- stellten. Er verlangte rasheste Beseitigung des Standrehts in Prag, das eine ungerechte Bestrafung des ts{echischen Volkes für den pro- vokatorishen deutschen Bummel fei, und betonte die Notwendi keit des Bündnisses mit Deutshland. Er appellierte an Tschechhen und Deutsche, angesihts der auswärtigen Gefahr einig zum Schutze des Reichs zusammenzustehen und die inneren Streitigkeiten bei Seite zu laffen. Gr appellierte intbesondere an die Deutschen, im Interesse des inneren Friedens die Provokation des t\{echischen Volkes einzu- stellen und defsen kulturelle Forderungen zu bewilligen.

Die nächste Sißung findet am Montag statt.

Großbritannien und Jrland.

Der Premierminister Asquith hielt gestern auf dem Bankett des nationalen liberalen Klubs in London eine Ansprache, in der er scharfe Angriffe gegen das Ober- haus richtete, weil dissen Mitglieder die Schankkonzessions- vorlage abgelehnt hatten, bevor sie an das Oberhaus L war.

ie das „W. T. B.“ berichtet, führte der Minister aus, daß das Verhalten der Oberhausmitglieder nicht der hergebrachten Form etner öffentlihen Debatte entsprochen habe und ein demütigendes Schauspiel gewesen sei für alle diejenigen, die die ersten Grundsäße einer volkg- tümlichen Regierung {ügten. Wenn es sich um die Verwerfung der Schankkonzessionsbill allein gehandelt hätte, so würde dies {on ein Grund gewesen M zu den Waffen zu rufen, aber es habe sich nicht allein um diese Vorlage gehandelt,

Der Herrschaft der Lords müsse ein Ende geseßt werden. Er (der Premierminister) lehne es ab, das aa auf- zulösen, weil dies eine Anerkennung des Anspruchs des Oberhauses, ettpunkt und Anlaß der Auflôsung zu bestimmen, bedeuten würde. te Finanzfragen müßten einen großen Zeitraum “der kommenden Session in Anspru nehmen. Aufgabe des Schatkanzlers sei es, schr genau zu sein, aber er habe keine Q lelotge für Defizite zu treffen, Aa fe 2s den beiten größten schußzöllnertschen Ländern vors» anden seten.

Zum Schluß seiner Ausführungen nannte Asquith das,

Oberhaus eine unverantwortlihe Körperschaft, die keinen An- spruh darauf machen könne, die Wählerschaft zu vertreten.

Frankreich. ; ,_ Der Präsident der Vereinigten Staaten von Venezuela Cipriano Castro ist, „W. T. B.“ zufolge, geftern in Varis

eingetroffen. Rußland.

Die Reichs duma hat in der gestrigen Sigung mit großer Mehrheit eine vom Finanzminister eingebrachte Gélekesuorinae angenommen, durch die der Finanzminister ermächtigt wird, eine Anleihe von 450 Millio nen Nubeln abzuschließen. In der Diskussion sprachen, dem Bericht des „W. T. B.* jus folg», nur die Sozialdemokcaten und die Abeitsgruppe gegen den Entwurf. Die Kadetten hielten die Bewilligung von 150 Milltonen Rubeln zur E E Ausgaben für verfrüht, da das Budget noch nicht bestäizt und dcs Defizit unbestimmt sei. Die Progressisten und ‘Mohammedaner teilten den Standpunkt der Kadetten. Die übrigen Fraktionen waren. aus praftishen Gründen für eine ein- malige Anleihe. Während der Debatte entstand eine priv zipielle Meinungsverschiedenheit zwishen dem Finanzminister und der Budget- kommission über den Paragrapken 118 des Grundgeseges, demzufolge nah der Meinung des Finanzministers der Regierung die Kompetenz dctüber zustele, zu bestimmen, zu welcher Zeit und unter melchen Be- dingungen eine Anleihe aufgenommen werden könne. Im weiteren Verlauf der Beratung wies der Referent der Budgetkommission Lerche darauf hir, daß 390 Millionen zur Tilgung der fünf prozentigen Obligationen der Meicherentei und die übrigen 150 Millionen Rubel zur Deckung außerordentlicher Ausgaben erforderli seien. Aus praktishen Grünten fet eine einmalige Anleihe notwendig. Bei der augenblicklichGen Lage des Weltgeldmarktes könne eine neue Anleihe an ausländishea Geldmärkten am Schluß dieses oder zu Anfang des nächsten Jahres emittiert werden; der französishe Geldmarkt, der zurzeit über reichliGe Mittel verfüge, könne unter diefen günsticen Umständen die Anleibe sicher anlegen. Hierauf ergriff der Finanzminister das Wort und führte aus, daß er sich dem Antrage der Kadetten, jetzt nur eine Anleihe im Betrage bon 300 Millioven Rubeln und weitere 150 Millionen erst nach Prüfung des Budgets zu bewilligen, ans{ließen könnte. Da jedo die gegen- wärtigen Umstände sih für Rußland anormal gestaltete, müsse die Regierung Sorge tragen, um Mittel für diese Kreditoperationen zu suchen und vorzubereiten. „Wir ftehen“", erklärte der Minister, „vor der offenen Frage: Sind wir imstande, zwei Kreditoperationen oder nur eine abzuschließen ? Ih behaupte, daß wir gezwungen sind, eine Kreditoperation auszuführen. Der Staat muß die Mittel unter den beffen Bedingungen und bei bester Konjunktur für seinen Kredit vor- bereiten, Sollte er in wenigen Monaten zweimal Geltquellen suchen, so lönnte er nicht anders als seinen Kredit schädigen. Nach den traurigen Erlebnissea von 1905 und 196 kräftigt si unser Kredit, und alles, was seit dem September dieses Jahres vor ih gegangen ift, hat unseren Kredit niht irs Schwarken gebra%t. Er ist gestiegen. Der russishen Staatsordnung sind richtige, gefemäßige und den Beschlüssen der Volksvertretung entsprechende eraus, abungen von Mitteln durch starke Gewalt und Gesetze garantiert, ur.d man follte keinerlei Seitenwege zur Beeinflussung der Regterung suchen.“

Italien.

Der Papst empfing gestern, „W. T. B.“ zufolge, im Thronsaale die Mitglieder des diplomatishen Korps, in deren Namen der österreichish-ungarishe Botschafter cine Qugunge- adresse verlas. Der Papst dankte für die Beglückwünschung zu seinem Priesterjubiläum mit einer kurzen Ansprache.

__— Jn der Deputiertenkammer gab der Schah- minister Carcano gestern das Finanzexposés.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ teilte der Minister mit, daß nah dem endgültigen Budget tür das Jahr 1907/08 die Einnahmen sich auf 1 946 424 711 Lire beliefen und daß es mit einem Uebecshuß von 36 500 009 Lire abges{lossen hätte. Die Einnahmen wiesen im Vergleich zu 1906/07 eine Erhöhung von 77 Millionen auf, wobei die Weizenzölle, die um 50 Millionen zurückgegangen seten, nicht mit in Rechnung gezogen wären. Die Ausgaben zcigten dem Voranschlag gegenüber eine Eisparnis von 22 Millionen. Der Bubgetvoranschlag für 1908/09 sehe einen Ueberschuß von 33, der für 1909/10 einen von 22 Millionen vor. Zwar würden

] die Ausgaben infolge einiger Gesezentwürfe anwachsen, doch werde das

Ergebnis der beiden kommenden Rechnungsjahre infolge des sehr vor- sichtig aufgestelt:zn Voranschlags ebenso zufciedenstellend sein wte das des vorliegenden Nechnungéjahres. Der Minister gab welter eine aut- führlihe Darstellung von der wirtshaftlihen Lage Jtaliens und wies seine Fortschritte in Landwirtschaft und Industrie zahkenmäßig nach. Carcano schilderte die Lage des Schatzes, die auszezeihnet s:i und die der Depositenkassen, die sehr gut funktionierten/ und ih immer mehr im Interesse des Staats und der Lokalverwaltungen entwickelten. Ferner ging der Minister auf die verbefserte Lage dec Staats3schuld und a die neuea Bedürfnisse zur Erweiterung des Eisenbahnneßes etn. Er kündigte die Ausgabe eines \p-ziellen Titels einer ablôslihen Schuld an zum Zinsfuß von 3109/6 effektiy in Titeln au? den Inhaber oder auf Namen, zu amoitisieèren dur Auélosung in 50 Jahren und zu emittieren zu etnem 150 Milltonen nicht über- steig-nden Jabresbetrage, zu dem Zweckde dec Beschaffung der Mittel zur Deckung aukßerordentlicher Ausgaben für die Staats- eifenbahnen. Die Notenbanken arbeiteten konsequent weiter auf eine Verbesserung hin durch Erhöhung der Metall- referve zur Deckung der Banknoten, einer Deckung, die gegen- wärtig 73 9% der im Verkehr befindlichen Notenmenge erreihe, und durch Erhöhung inébesondere der Goldbestände, deren Betrag zurzeit sich auf 1 169 000 000 Lire belaufe. Der Minister wies darauf hin, daß die Mehrausgaben namen!lich auf die Verbesserung, des Verkehrs- wesens, auf die rasche Ausführung der öffentlihen Bauten und auf die Hebung des Schulwesens zurückzuführen seien. Carcano \{chloß, die Finanzpolitik der Negterung werde sch in gerechten Grenzen halten und set darauf gerichtet, das Gleichgewiht im Staatshaus3halt und das hohe Niveau des Staatékredits aufrecht zu erhalten.

Das Exposé des Schaßministers wurde mit Beifall auf- genommen.

“Spanien.

Jn der gestrigen Ministerrats\iß ung regte der Minister- präsidentMaura, „W. T. B.“ zufolge, an, daß die Signatar- mächte der Algecirasakte sich nunmehr unverzüglih über eine Mission an den Sultan Mulay Hafid ver- ständigen möchten, durch die ihm seine Anerkennung bekannt- gegeben werden soll.

Türkei,

Nach einer Meldung des „K. K. Telegraphen - Kor- respondenzbureaus“ sind heute naht die vom jungtürkischen Komitee in Konstantinopel aufgestellten zehn Parlaments- kandidaten gewählt worden. Es sind dies fünf Türken, darunter der Justizminister und der Redakteur des „Tanin“,

er zwei griehishe und zwei armenishe Advokaten sowie O a der Tabakregie angestellter Zjraclt Der Großwesir und der Unterrichtsminister sind unterlegen.

Amerika.

Der Jahresbericht des amerikanishen Marine- sekretärs empfiehlt, „W. T. B.“ zufolge, den Bau von 4 Shlachtschiffen, 4 geshüßten Kreuzern C 10 Torpedobootszerstörern, 4 Unterseebooten, 3 Kohlenschiffen und einem Munitions\hi}. Dieses Flottenprogramm soll der

Kongreß in der gegenwärtigen Session gutheißen.

Asien,

Ein neuer Erlaß des Schahs über den Medschlis bestimmt, nah einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“:

Die Mitulieder des Medschlis werden vom Schah auf zwei Jahre ernannt. Die Funktionen des Medschlis umfassen Kontrolle über die Handlungen der Minister und über die Finanzen. Die gesezgeberishe Initiatire ist äußerst begrenzt, ebenso das Recht, Bittschriften entgegen- zunehmen und an die Minister Interpellationen zu rihten. Der Medshlis versawmelt fich zweimal wöchentlich. :

Der indishe GeseßgebendeRat hat, „W. T. B.“ zufolae, gestern einen Geseßentwurf angenommen, der ein shnelleres und mehr summarishes Verfahren Gege Anarchisten und Unruhestifter einführt und Gesell- schaften, die dem öffentlihen Frieden gefährlih sind, verbietet. Das Geseg tritt zunächst in den Provinzen Bengalen und Assam in Kraft; der Generalgouverneur ist jedoch befugt, es auf die übrigen Provinzen auszudehnen. :

Während der Debatte über den Geseyentwurf erklärte der Vize- könig Garl of Minto, die gegenwärtigen Gesetze seien unzulänglich, um den stets drohenden Gefahren zu begegnen. Die Entbeckung der geheimen Waffenniederklagen, der Anschlag auf! den - Lieutenant- Governor von Bergalen und die Ermordung des Polizei- inspekto16 hätten ein neues Kapitel in der Geschichte des Aufstanbes eröffnet und eine weitverzweigte Vershwörung aufgedeckt, deren ein- gestandenes Ziel die systematische Ermordung der Regierungsbeamten und die Beseitigung der britishen Regierung in Indien set. Der Vizekönig forderte alle Rassen und alle Gesellshzfts?lassen auf, fh zu vereinigen, um den çceheimen Anschlägen und Gefahren ein Ende zu machen, dur die das täglihe Leben des Volkes lahm gelegt würde.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Ret chs- ia gs befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Koloniales.

Wie die „Kölnische Zeitung® berichtet, erklärte einem Vertrage ¡wis@en dem Neichskolonialamt und der , South West Africa C o.* gemäß die letztere allgemeine Schür ffreiheit in ihren in Deutsch- Südwestafrika gelegenen Konzession8gebieten mit Ausnahme des von ibr an die Otawi-Gesellihaft abgetretenen Gebiets.

Nr. 55 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, her- ausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 11. Dezember hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen : Ernennungen ; Exequaturerteilungen ; Ermäthtigungen zur Vornahme von Ziviistandshandlungen. 2) Bank- wesen: Status der deutshen Notenbanken Ente November 1908. 3) Maß- und Gewichtswesen : Zulassung eines Systems von Elek- trizitätszählern zur Beglaubigung dur die Elektrishen Prüfämter. 4) Zoll- und Steuerwesen : Heranziehung des Nachlasses eines fran- zôsishen E:blafsers zur Erbschafts\teuer; dgl. eines dänischen Staats- angehörigen; Zulassung eines zollfreten Veredelungsverkehrs für aus- ländishe Baumwollen|ammete; dgl. für rohen Holzgeist; Personal- veränderungen bei den Stationskonirolleuren. 5) Polizeiwesen: Anéêweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Kunft und Wissenschaft,

Des Königliche Institut für Meereskunde, Georgen- straße 34—36, veranstaltet in ver kommenden Woche, Abends 8 Uhr, folgende dôffen!lihe, Herren und Damen zugänglihe Vorträge: Am Montag spricht der Kustos Baschin-Beclin über: „Die Bewegungsersheinungen des Meeres“ (mit Lichtbildern); am Dienstag Dr. Nuppin - Kiel über „Plysikalishe und chemishe Untersuhungen an Bord des Reichsforschungsdampfers „Poseidon“ (mit Lichtbildern) ; am Mittwoch Prof. Plate-Berlin über: „Ein Besuch der Robinson- Infel Juan Fernandez“ (mit Lichtbildern); am Freitag der Kustos Stahlberg- Berlin über: „Die Kalifalz;lager des norddeutschen Fla aes ein Geschenk des Meeres an den deutschen Boden“ (mit

itbildern). Einlaßkarten sind von 12 bis 2 Uhr Mittags und an den Vortragsabenden felbst von 6 Uhr ab zum Preife von 25 - in der Geschäftsstelle des Instituts zu haben.

Die „Orford University Preß" kündigt, der „Voss. Ztg.“ zufolge, die Ausgabe einer photographischen Faksimileau?gabe von einem Teil des berühmten Codex Sinaiticus (Aleph) an. Diese wertvollsle Handschrift des griehischen Alten und Neuen Testaments, die von Konstantin Tischendorf im Jahre 1844 im Katharinenkloster auf dem Sinai gefunden wurde, später als Geschenk in den Besiß des Kaisers von Rußland überging und fich jeßt in der Kaiserlihen Bibliothek zu St. Petersburg befindet, wurde erft- malig voa Tischendorf herausgegeben, der im ganzen vier Ausgaben beforgte und für sein akkurates Trans\kript Typen hatte shneiden lassen, um das Mcnuskript nahzuahmen. Dank der Freigebigkeit verschiedener gelehrter Gesellshaften in Oxford, Cambridge und London wurden Professor Kirsopp Lake und seine Gemahlin in Stand geseht, eine Anzahl Negative in voller Größe von dem Neuen Testament des Kodex aufzunehmen. Diese werden im Laufe des Jahres 1909 im Kolotypverfahren vervielfältigt und veröffentlicht werden; dazu hat Prof. Lake eine Einleitung geshrieben, in der er die Paläographen- probleme erörtert, und in einem Appendix wird Professor Papadopulos Kerameus, der Cbef der theologischen Abteilung in der Kaiserlichen Bibliothek, die Chbronologie der Korrektoren der Handschrift be- handeln. Der neutestamentlihe Teil des Kodex wird, ein|chließlich der Barnabasepistel und der darin erhaltenen Blätter des „Hirten“ des Hermas, 296 Falsimilefeiten einnehmen. Bei dieser Gelegenheit sei darauf aufmerksam gemacht, vas der ebenso berühmte und in wunderbarer Weise mit dem Sinaiticus übereinstimmende Codex Vaticanus vor einigen Jahren ebenfalls im photographischen Faksimile veröffeutliht worden ist.

. Jagd. Dienstag, den 15. d. M., findet die nächste Königs- liche Parforcejagd statt. Stelldichein: Mittags 12 Uhr 15 Minuten am Artilleriepark.

Techuik.

NVeber die Vernihtung von Wertpapieren veröffentlicht der Faisertihe Bauinspektor bei der Reichsdruckerei Nicolaus in dem Archiv für Post und Telegraphie einen Auffaß. dem die folgenden An-

aben entnommen sind:. Je weiter die Reprodukttonstehnik fort- breitet, desto höhere Ansprüche werden in drucktehnisher Beziehung an die Wertpapiere (Briefmarken, Akkien, Banknoten usw.) ge- stellt, um die Herstellung von Fälshungen u erschweren. s werden deshalb bei diesen Erzeugnissen auch mehrere Druck- verfahren hintereinander angewendet, deren jedes seine besonderen Eigenheiten und Schwierigkeiten hat, die aber alle den Zweck ver- folgen, dem Kenner die Feststellung der Echtheit von Wertpapieren sicher zu ermöglihen, dem Fälscher aber seine Arbeit so s{wierig zu machen, daß er nur minderwertige Erzeugn se anfertigen kann, die deutlihe Unterschiede von den eten zeigen. Bei den verschiedenen Vorgängen der Herftellung fallen jedoch nit alle Stücke fehlerlos aus, und die Zahl der fehlerhaften Stücke wächst mit den Schwierig- keiten der Herstellung. Deshalb muß von vornherein mit einer be- stimmten Ausschußmenge gerehnet werden. Der Druckaus\{huß muß genau fo überwaht werden wie die fehleriosen Stücke und \{chließlich einwandfret und vollständig vernihtet werden. Zur Vernichtung sind verschiedene Verfahren versucht worden. Das Verbrennen von Papier ist eine unsihere Sache; - es kommt nicht selten vor, daß #ich im Inneren von Papterpaketen, die lange Zeit dem stärksten Feuer ausgeseßt waren, noch unversehrte oder nur angesengte Wert- zeihen befinden. Bei gummiertem Papier (Briefmarken) waren die Schwie1igkeiten noch größer. Im Feuer backten sole Papierballen

ch zu Blöôöcken zusammen und die Feuerwirkung konnte nicht in deren nneres vordringen. Ein Auseinanderreißen der Papiere vor dem Einbringen erschwert aber wieder die Uebermahung der abgezählten Bogen und muß deshalb vermieden werden. In jedem Falle treten beim Verbrennen Verstopfung der Feuerzüge und Belästigung der Umgebung durch Rauh und umherfliegende Aschenteile als sebr unliebsame BegleitersGeinungen auf. Um diesen Uebel- ständen zu begegnen, wird in manckchen Betrieben das zu vernichtende Fee in vershließbare eiserne Kochgefäße eingebraht und darin unter Zusaß von Laugen dur Dampf längere Zeit gekccht. Wird nach bestimmter Ztit der Inhalt abgelassen, so kann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß alles vernichtet ist. Au Zerfaserungs- apparate sind verwendet worden, d. \. lange eiserne Trommeln, in denen eine mit Messern beseßte Welle läuft und das Papier unter Wasserzusaß so lange bearbeitet, bis alles in Brei verwandelt ift. Dieses Verfahren hat vor dem Kochen zwar den Vorteil der s{nelleren Arbeit und ist auvch ganz gut am Platze bei Bogenpapier ; verwendet man es jedoch bei Wertzeichen geringerer Größe oder bei gelochten Briefmarkenbogen, fo kommt es nicht selten vor, daß kleine Teile oder ese bei der Lohung abgerissene Marken unversehrt die Maschine verlassen. j te bisher geshilderten Verfahren sind zwar für kleine Mengen ¿weckmäßig, genügen aber nit, wenn große Mengen bewältigt werden sollen. Hierbei kommt noch hinzu, daß es nicht überall mögli ist, die feuhten Papiermassen, die man als Enderzeugnisse erhält, |hnell weg- zushaffen. Sie können aber nicht gelagert werden, da fie {nell in Fäulnis übergehen. An der Entstehungsstelle fehlt es meist an einer Ver- wendung8möglichkeit, und die Beförderung ist zu teuer und umständlich, Die Beseitigung großer Mengen aber wird in der Reichsdruckerei verlangt. Es werden hier nämlih nit nur Druckaus\chuß, sondern überhaupt

alle, auch die unbedruckten Wer1ipapiere, z. B. die wegen kleiner Fehler |

unbrauhbaren Wasserzeihenpapiere und die noch vor dem Drucke beim

Gummierverfahren fehlerhaft gewordenen Bogen bis zum Schlusse in |

bezug auf Anzahl und Echtheit überwacht und dann vernichtet. Diese Mengen können mit den geschilderten Verfahren aber nicht bewältigt werden, und die Schwierigkeit der Weaschaffung der feuhten End- erzeugnisse würde sehr groß werden. Um eine l-istungsfähige Ver- nihtungsanlage zu schaffen und möglihst wenig Schwierigkeiten mit den Enderzeugnissen zu haben, wurde ein tcockenes Verfahren gewählt und dazu eine sogenannte S{hlagkreuzmühle, wie sie die Ab- bildung zeigt, aufgestellt. Diese Vorrichtung hat ihren Namen von einem starken Kreuze aus geshmiedetem Stahl mit etwa È m langen Armen, das in einem gußeisernen Gehäuse in {nelle Umdrehungen versetzt wird. Die Um!aufszahl beträgt etwa 20 in der Sekunde und der

Betrieb der Mühle erfordert durchs{chnittliÞ 40 Pferdestä1ken. Die | ¡u vernihtenden Paptere werden durch einen Tuichter in das Gehäuse | eingebracht, wo sie sofort von dem Kreuze ergriffen und zerrissen, | zum Teil aber auch gegen die Wand des Gehäuses geschleudert | werden. An dieser sind mit geringem Abslande von den Armen

des Kreuzes vierkantige Stahlstäbe eingeseßt, an denen alle dorthin gelangenden Papierfegen vollends zermahlen weiden, bis sie

durch cin Sieb in die Sammelkammer gelangen können. Da die aus |

gummieriem Papier bestehenden Reste sich {wer entfernen ließen und die Arbeit troy aller Shußzmittel ungesund und auch unwiitshaftlich war, wurde es versucht, die Abfälle selbsttätig zu entfernen, und zwar dur eine Welle (Shnecke), auf der ein eisernes, korkenzieherartiges Blech befestigt war, durch das beim Umlauf der Welle die Papier- abfälle vorwärtsgeshoben werden. Die Lösung der fo einfach er- scheinenden Aufgabe sti; am Anfang auf betnahe un- überwindlige Schwierigkciten, da das zu befördernde Papier, wenn es zu lose lag, sich gar nlcht mitbewegte, wenn es aber zu stark gedrückt wurde, \sich so zufammenbalite, daß es fest wie Holz wurde, und ein Motor von 20 Pferdestärken nicht imstande war, die Schnecke zu drehen. Durch Anwendung geeigneter Streich-

eifen und entsprehende Sestaltung des Austrittsrohrs gelang es jedo, ! T / Philipp und Krasa beschäftigt.

aller Hindernisse Herr zu werden. Nunmehr arbeitet die Anlage tadellos; sie zerkleinert das Papter in jeder gewünshten Weise und

liefert es felbsttätig in einen angehängten Sack ab; ein daneben- !

stehender Arbeiter hat nur nötig, ab und zu _die im Sal etwa zu lose liegende Masse mit einem eingeführten- Skempel festzudrücken. Der Antrieb der Entleerungsvorrihtung erfordert jeßt sehr wenig Kraft und wird von demselben Motor mitbesorgt, der die Mühle antreibt. Ein Fenster in der Wand des Sammelraums und eine elektrishe Lampe in diesem Naume gestatten, Zerkleinerung und EGntleerung jederzeit zu überwachen. Ferner erlaubt eine verglasfte Oeffnung im Entleerungsrohre, den Grad der Zerkleinerung ständig zu prüfen. Da die Mühle mit dem zerkleinerten Papiere zugleich auch

als im umaebenden Arbeitsraume. Die einges{hlossene, mit Staub gesättigte Luft entweiht dann, wenn ihr kein anderer Ausweg geboten wird, in den Arbeitsraum und erfüllt ihn völlig mit Staubteilen. Es ist daher notwendig, die Sammelkammer zu ent- lüften. Jn der Reicsdruckeret ist sie durch ein Rohr mit dem Schorn- stein des Kesselhauses verbunden, das die Reste in den Schorn- stein abführt, wo sie zum größten Teile in den heißen _Abgasen der Feuerung verbrennen. Für die Fälle, in denen eine Abführung nah dem Schornstein niht möglich ist, i ein Umführungsrohr vorhanden, das den in der Sammelkammer entstehenden Luftübers{uß der Mühle wieder zuführt, sodaß auch dann Ueberdruck und Staubentwicklung ausgeschlofsen werden. Die Mühle st|:ht nunmehr anstatt, wie bisher, nur 2 bis 3 Stunden den ganzen Tag für die Arbeit zur Verfügung, a sih die Betriebsstunde infolge des geringeren Anteils an dem

ilgungsbetrage für die Anlagekosten verbilligt ; ferner werden etwa 4 Stunden täglih Arbeitszeit für zwei Arbeiter - gespart, das sind jährlich rund 1000 46 an Löhnen.

Ausftellungswesen.

Die Fus e GesellsGaft E Militär-, Marine- und landwirtshaftlihe Technik wird in der Zeit vom April bis Juni k. J. in St. Petersburg in den Räumen der Michael- Manege eine internationale Ausftellung- der neuesten E1findungen ver- anftallen. Die Ausftellung wird aus nachftehenden Abteilungen

ehen : bteilung 1 Militärwesen, Abteilung 2 Marinewesen, Abteilung 3 Landwirtschaft,

| Hauptrollen

Abteilung 4 für Verkehr3wege, Abteilung 5 Baugbteilung und Abteilung 6 für neue E1findungen auf dem Gebiete des allgemeinen und spezt: ll-n Wissens. ® i utsteller, die sich an der. Ausfellung beteiligen wollen, haben ihre Anmeldung. bis spätestens den 15. Februar k. I. an das Ausstellungskomitee in St. Petertburg, Moika 1, zu 1ihten.

Theater und Mufik,

Hebbeltheater.

Die‘ Komödie „Thummelumsen“ des von unseren Bühnen jeßt stark bevorzugten Dänen Gustav Wied, die gestern abend im Hebbeltheater zum ersten Male aufgesührt wurde, ist eine Dramati-

* fierung seiner Erzählung „Die leibhaftige Bosheit“. Das Bedenkliche

einer folhen Dramatisierung maht s{ch auc in diesem Fall stark geltend; etwas Gewaltsames, Zerrissencs \chädigt die einheitliche Charakteristik. Die in den Mittelpunkt gestellte Figur ist ja vortrefflich angelegt, leider wird aber die fünstlerishe Freude an thr durch manches Widerspruch8volle und ein Zer flern der Gntwicklung gestört. Thummelumsen ift ein etwas einfältiger junger Mann, der als Kind mit seiner Mutter das väterlihe Erbe, den Mühlenhof, hat verlassen müssen. Die beiden ernähren sch dur einen kleinen Kramladen, Die Sehnsucht, den Mühlenbof wieder in seinen Besiy zu bekommen, ist bei ihm zur fixen Idee geworden. Der berehtigte Shmerz über seine Lage einerseits, andererseits die Lächerlichkeit seines einseitigen Jdealismus maten ihn zur tragikomishen Figur. Man bemitleidet, verhöhnt ihn; statt Thomsen nennt man ihn Thummelumsen. Die Straßenjungen ireiben mit ihm ihren Spott. Um das Geld für den Rückkauf des Hofes zu erlangen, verrihtet er die unwürdigsten Dienste als Diener im , Klub der Freß- fâde“. Da hat er das seltene Glück, in der Lotterie zu gewinnen, und ist der Erfüllung seines Lieblingswunsches nahegerückt. Anstatt nun aber unverzüglich den Mühlenhof zu kaufen, benußt er im Freutenraush sein Geld, um #ch äußerlih eine Stellung zu vershaffen, brüskiert seine bisherigen Peiniger, läßt fch in den Bürgerverein aufnehmen, wo er sih mit seiner Cousine und nunmehrigen Braut höch\t läher- lih ausnimmt. So kommt es, daß ihm als Käuferin des Mühlen- hofs eine Witwe Svendsen zuvorkommt. Um den Hof nun doch zu b-kowmmen, heiratet er zuleßt diese fkinderreihe Witwe. Daß das Stück die Zuhörer den ganzen Abend aufs lebhafteste anregte und einen lauten Grfolg erzielte, lag an der ausgezeichneten Schilderung des kleinstädtishen Lebens uad der Menge äußerst humor- voll gezeihneter Typen. Die Negie des Oberregisseurs Björn Björnson und die Kup st der Darsteller baben mit liebevollem Verständnis bewegte und echte Kleinstadtbilder geschaffen, die zu betrahten großes Ver- gnügen bereitet, so das winklige Gäßhen mit seinem Verkehr, das Fest im Bürgerverein, die Stube hinter dem Laden, der Mühlenhof; wirkungsvolle Figuren in diesem Rahmen waren der Oberlehrer (Hans von Wolzogen), die taube alte Jungfer (Frida Richard), die Hebeamme (Rosa Wohlgemuth), der Rechtéanwalt (Willi Prager), der Knecht auf dem Müklenhof, den Hermann Nissen unvergleihlich verkörperte. Die Titelrolle spielte Rihard Leopold. Wenn man nicht in. allem mit ihm einverstanden sein konnte, so lag das an der Rolle selbs, Was er ihr gab, war gut und ein Bewets seiner darstellerischen Begabung. Maria Mayer erfreute als Mutter dur ihre Einfachheit und ibren warmen, s{chônen Ton. Frida Brock hatte einen bes-nderen Ecfolg mit der Wiedergabe eines derben, dabei ängstlichen Mädchens vom Lande. Eine prächtige Figur ftellte Rosa Bertens hin als heiratslustige, habgierige Witwe, und vortrefflich bewährte sich wieder Guido Herzfeld in der Rolle eines zynishen, dabei aber warmherzigen und weltklugen Zoll- koitrolleurs. Auch Herr Wlach fand als Schullehrer den reten Ton für feine Nolle. Alles in allem: es war ein anregender und kurz- weiliger Abend, „5

In der mworgigen Aufführung der „Bajazzi“ im König- lihen Opernhause singt Herr Kraus den Canio; die übrigen sind mit Fräulein Ekeblad und den Herren BaŸhmann, Hcffmann und Lieban beseßt. In der darauf- folgenden Wiederholung von Leo Blechs „Versiegelt“ wirken die Domen Hewpel, Easton und die Herren Bronsgeest, Knüvfer, Kirhhoff und Bachmann mit. Die Partie der Frau Wilmers \ingt M Neumeyer vom Stadttheater in Hamburg als Gast.

irigent is der Kapellmeister Ble. Am WMontagabend beginnt die Gesamtaufführung des „Ringes des Nibelungen“ mit dem

Vorabend der Tetralogie „Das Nheingold“. Es ift dies die 100. Wieder-

holung des Werkes. Beschäftigt sind darin: die Damen Goege, Gkeblad, Parbs, Hempel, von Scheele, Müller, Ober und die Herren Bischoff, Krasa, Mödlinger, Knüpfer, Pbilipp, Bronsgeest, Lieban und Kirhhoff. Dirigent ist der Generalmusikdirektor Dr. Muck. h

Im Königlichen Schausptelhause wird morgen „Die

! Welt, in der man sich langweilt“ von Pailleron, mit den Herren

Vollmer, Sommersto:ff, Patry, Vallentin und den Damen Bute, Abih, Eschborn, Arnstädt, Steinsieck, von Mayburg und von Arnauld in den Hauptrollen, aufgeführt. Am Montag wird Ch. D. Grabbes Tragödie „Kaiser Heinrih der Sechste*, mit Herrn Siaegeraann in der Titelrolle und in der bisherigen Beseßung, wiederholt.

Das Neue Königlihe Operntheater bringt morgen abend „Die weiße Dame“. In dieser Oper sind die Damen Herzog, Dietri®, von Scheele-Müller und die Herren Sommer, Mödlinger, Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß.

Der Spielplan des Deutschen Theaters bringt Dienstag

| eine Aufführung des „Wintermärchens*, an sämtlichen anderen Tagen der

Woche wird „Revolution in Krähwinkel* wiederholt. Am Mittwoch und Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr, wird das Weihnach18märchen „Treulieb und Wunderhold“ gegeben. Jn dén Kammerspielen

| des Deutschen Theaters wird morgen sowie am Donnerêtag, Freitag, | Sonnabend und nächthsten Sonntag „Der Arzt am Scheideweg* ge-

geben. Am Dienstag findet eine Aufführung von „Electra* statt.

: Am Montag und y ep E Nene rei eg“ gegeben. ( tag, den 22. ember, finde e Erstaufführung von „Der Luft ansaugt, entsteht in dec Sammelklammer ein höherer Luftdruck ! Diendtag, den e fi g

Eraf von Gleichen“ von Schmidtbonn statt. “e as Schauspielhause wird die Komödie „Nabagas*“

| von Victorien Sardou morgen, Sonntag sowie am Dienstag, Mitt- | woch, Donnerstag, Sonnabend und nächsten Sonntag wiederholt, | Montag geht „Weh dem, der lügt!*" Freitag „Julius Caesar“ in

Szene. Am Mittwoh und Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr, wird das Weihnahtsmärhen „Schneewitthen und die 7 Zwerge“ wiederholt. ;

Im Berliner Theater bleibt an allen Tagen der kommenden Wocbe, mit Ausnahme von Dienstag und Mittwoch, Hebbels ,Herodes und Mariamne* auf dem Spielplan. Dienstag und Mittwoch geht Mosers „Veilchenfresser“ in Szene. Am Sonnabendnahmittag findet eine Schülervorstelung von Grillparzers dramatishem Märchen „Der Traum a une ¿M beiden Sonntagnahmitiagen wird Balzocs „Mercadet" aufgeführt.

‘Das Lessingtheater hat für nähste Woche folgenden Spiel- plan aufgestellt: morgen nahmittag: „Rosenmontag“; morgen abend und am Donnérstag: „Baumeister Solneß*“; Montag: „Die ver- sunkene Glocke*; Dienstag: „Gespénster*; Mittwoch: „Hedda Gabler“; Cas: eNora“; Sonnabend: „Der Biberpelz“ ; nächstfolgenden

onntagabend: „Der Raub der Sabinerinnen“.

Im Schillertheater O0. (Wallnertheater) wird am morgigen und nächsten Sonntagnahmittag „Der rote Leutnant“, morgen abend „Die Zwillincss{hwester“ gegeben. Montag wird „Das Opferlamm“, Dienstag „Der Richter von Zalamea", Mittwoh „Der {chwarze Kayalier", Donnerstag und Sonnabend „Der Graf von Charolais*,

reitag „Vater und Sohn“ wiederholt. Für nächsten Sonntagabend ist zum ersten Male „Ein Volksfeind“ angeseßt.

Das Sthillertheater Charlottenburg bringt morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Göß von Berlichingen", morgen

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