1867 / 86 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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vollendete Thatsache. Seiner Ankunft in Fiume darf binnen aht Tagen cntgegengesehen werden. i i

6. April. ‘Das: Amtsblatt bringt eine Allerhöchste Ent- schließung, mit welcher Emerich Fest zum Staatssecretair im Handel8ministeriuum ernannt wird; Js die Mittheilung, daß Graf Alex. Teleki die-definitive Erlaubniß erhielt, in der Heimat zu - bleiben und seine konfiszirten Güter zurückerhal- ten habe.

Niederlande. Haag, 6. April. (Köln. Ztg.) Jn der gestrigen Sißung der Zweiten Kammer sagte der Minister des Auswärtigen, Graf van Zuylen van Nyevelt, in .sci- ner Antwort auf die Interpellation des Herrn Thorbecke, er wisse, »daß der untecut s die Frage wegen Luxemburgs ernst- lih und genau untersucht habe und daß er näch langer Unter- suhung zu der Ueberzeugung gekommen sci, daß das Jn- teresse von Holland die Trennung der dynastishen Ver- bindung , die, wenn auch noch so schwach, Ren den Niederlanden und Luxemburg besteht, verlange. on der Vorspiegelung von Millionen und Schäßen, deren man er- wähnt hat, 1st durchaus keine Rede gewesen. W l schädigung gefordert worden wäre, so würde diese so gering ge- wesen sein, daß sie noch nicht dic Hälfte würde betragen haben von den Domainen, die 1816 zuerkannt wurden.« Der Minister iebt zu, daß Holland kein Jnteresse in ‘der luxémbürgischen

rage habe, jedoch nur in der Vorausseßung, daß die Verhält- nisse von Limburg genügend und vollständig geregelt seien. Er habe bei der preußischen Regierung im Interesse eines guten Einverständnisses zwishen Holland und Frankreich so wie zwischen Holland und Preußen darauf gedrungen, daß alle“ Beschwer- den, welche aus den Verhältnissen von Luxemburg erwächsen könnten, beseitigt- würden; Preußen habe in dieser Beziehung dic ausführlichste Erklärung gegeben. (Der Minister verlas ‘die be- reits erwähnte Note.) „Ach glaube ‘#0’ {loß der Mi- nister, »daß ‘ih das Ziel ‘der holländischen Regiexung deutlich kund gegeben habe. Es versteht sich von selbst, daß ich dié Frage jeßt dem Repräsentanten des Großherzogthums überlassen kann, welcher gegenwärtig hier ift. “Heute, wo ih die Gewißheit er-

langt habe, daß die Angelegenheiten Limburgs erledigt sind, fäge ich-hinzu, daß ih mich mit der Angelegenheit von Luxem- burg weder offiziell noch offiziós beschäftigen werde. «

Belgien. Brüssel, 5. April. Die Kammer der Re-

präsentanten ‘hat heute die Diskussion der einzelnen Artikel des Geseßes über die Wahlreform begonnen. Ein Vorschlag von der Rechten, den Geseßentwurf und alle dazu gestellten Amende- ments an die Central-Section zurückzusenden, wärd mit 70 gegen 32 Stimmen abgelehnt, eben so ein Vorschlag des Berichterstat- ters der Kommission über die Folge in der L der verschiedenen Anträge. Es wurde mit dem Geseßvorschlag der Regierung begonnen und der erste Artikel , welcher das geschz- liche Alter eines Wählers auf das Minimum voñ 21 Jahren herabseßt, ohne Widerspruch angenommen.

Großbritannien und Jrland. London, 5. April. In der gestrigen Sißung des Unterhauses erwiderte Lord Stan - ley auf eine Interpellation wegen der russisch - amerikanischen Unter- handlungen: Jch habe ‘so eben ein Telegramm aus St. Petersburg erhälten, welches im Wesentlichen sagt, däß dort die amtliche Nachricht vom Ankauf des ruffisch - amerikanischen Gebiets Seitens der Regie- rung der Vereinigten Staaten eingetroffen sei. Jch denke demnach,

daß die Sache vollständig abgemacht ist, so weit es auf die Exekutive

der beiden Länder ankommt; ‘aber das Haus weiß, daß nach der | TU l h S 7509 amerikanischen Verfassung die Akte der Exekutive vom Senat be- ten Krieges mit Ruhe und sogar, wie ich glaube, mit Billigung an- stätigt werden müssen, ‘Und dies, glaube ih, is noch nicht geschehen. gesehen haben. Was nun die erstere Frage betrifft, ob wir den König |

Jh kann noch nicht sagen, ob die Aleutischen Inseln in der ‘pro- jektirten Uebertragung mit inbegriffen sind. Jch denke nit, da fie im Allgemeinen als unter der Regierung auf der asiatischen Seite stehend angesehen würden. Hinsichtlich der gegenwärtigen Beziehungen Englands zur spanischen Regierung, erklärte derselbe auf Befragen : Leider {weben zwischen uns und Spanien zwei Fragen; die cine betrifft den Toruado, die andere die Victoria. Was den lebtern Fall betrisst, so kann ih nur sagen, daß die Korrespondenz, so weit sie geht, ih in den Händen des Hauses befindet, und daß ich auf meine leute Depesche keine Erwiederung erbalten habe.

Im Comité des Hauses legt der Schaßkanzler das Budget vor. Der wesentliche Jnhalt \ciner Rede war folgender: Es i} dem Hause Glü zu wünschen dazu, daß troß der durhgemachten Geld- krisis die Einnahme des Jahres 1866 1867 den Voranschlag um 2/241/000 Pfund Sterling überstiegen hat. Der Voranschlag war 67,013,000 Pfd. Sterl., die wirkliche Einnahme, großentheils in Folge eines unerwartet höhern Zoll- und Acciseertrags, also ciner unge- s{chwächten Konsumtionskraft, 69,434,000 Pfd. Sterl. Anderseits be: lief sich “die auf 67,031,000 Pfd. Sterl. veranschlagte Staatsausgabe nur auf 66,780,000 Pfd. Sterl, was eine Ersparniß von 251,000 Pfund Sterling ergiebt. Ersparniß und“ Einnahmen - Mehrbetrag bilden also zusammen einen Ueberschuß von 2,654,314 Pfund Sterling. Jn derselben Weise Bru die Bilanz in der Schaß- fammer sich von 5,851,314 fund Sterling auf 7,294,000 Pfund Sterl. gehoben. Die Ausgabe des Jahres 1867—1868

Wenn eine Ent- |

nun ist laut Voranschlag für Juteressen der Nationalshuld 26,000 fd. St., andete onsolidrte f E 1,900,000, Armee 15,253,006 lotte 10,926,000, Civilstaätsdienst 8,203,0 1 -Revenucñ-Einsamnilüng

9/1143/,000, Postpacket - Dienst 807,000. Summa 68,134,000 Pfd. St. ie Einnahme ergiebt sich aus folgenden Voranschlägen: Zollertrag

22,000,000 Pfd. St., Accise 20,700,000, Stempelgebühren 91990/000,

Abschäßungssteuern 3,500,000, Eigenthumssteuern 6,000,000, P

4,650,000, Kronländereien 340,000,

Sunnma 69,340,000 Pfd. St. :

Nachdem nun der alke Uebershuß von 1866—67 auf verschiedene

Steuernachlässe verwendet worden, fragt es \ich, wie der im Jahre

1867—68 zu erwartende Uebershuß von 1,206,000 Pfd. St. benugt werden soll. Jm Laufe des leßten Dezenniums is die Steuerlast um Pge ea 1,000,000 Pfd. St. jährlich erlcichtert worden, so daß keine Steucr von schreiender Ungerechtigkeit oder allgemein drückendem Charakter mchr

vorhanden ist. Zu einem Angriff auf die Malzsteuer berechtigt das veran: | shlägte Suxplus nicht, dazu ist es viel zu gering. Dagegen kann es zu dem k

lobenswerthen und patriotischen Zweck der Schuldentilgung verwerthet werden. Indem der Schaßkanzler in diesein Punkt den Prinzipien

seines Borigtigers Mr. Gladstone) gerechte Anerkennung zollt, s{lägt f

er vor, 24,000,000 Pfd. St. der Nationalschuld dadurch zu tilgen, daß er sie in zwei verschiedene Leibrenten (annuities) verwandelt; welckche Ae am 9. Aptil 1885 und theils am 5. Juli 1885 erlöschen sollen. ah Abzug der für das Jabe 1867—68 auf 750,000 Pfd. St. bere: neten Convertirungskosten bleiben von dem in Aussicht gestellten Surpluús 456,000 Pfd. St. übrig. Von dieser Summe verwendet er

210,000 Pfd. St. dazu, die SFeversiGerungagebühren auf 3 D. per E

100 und bei Zeitversicherungen für mehr als \se{chs Monate auf 6 D. zu ermäßigea. Der nun noch zurückbleibende. Nest des Ueberschusses, um Betrage von 246,000 Pfd. St., soll nicht angetastet wérden. Es entspinnt sich hierauf cine Diskussion, die damit endet, daß das Haus den MUolutionganias des Schaßkanzlers auf Er neuerung der eben ablaufenden Einkommensteuetbill ohue Widerspruch. annimmit. : E In der heutigen Unterhaussizung stellte R. Peel wegen der luxemburgischen Angelegenheit eine Jnterpellation, deren Hauptfragen sich aus der folgenden Beantwortung Lord Stan- ley’s Facpens Jédermann weiß, daß die französische Regie- rung das Gebiet von Luxemburg zu erwerben wünschte. Es ist-auch gena allgemein ‘bekannt, daß der König von Holland bereit war, cinen Besiß unter gewissen Bedingungen gqufzugeben Aber es i} niht der Fall; daß er bereit war, si von dem Gebiet ohne alle Bedingung zu trennen. Wie ih berichtet bin, {lug er mehrere Stipulationen vor, auf denen er im Falle: der Uebertragung bestehen wollte. Die erste war eine gewisse Entschädigung, aber ob sie die direkte pekuniäre Form haben sollte, ist mir nicht bekannt ; die zweite Bedingung war , - daß das luxemburgische Volk um seine Wünsche befragt werden sollte, und die dritte war die Einwilligung der Großmächte, namentli Preu- ßens. Als die Sache zur Kenntniß Preußens kam, richtete es eine Mittheilung darüber an die andern Mächte, die den Vertrag vom April 1839 unterzeichnet haben. “Eine dieser Depeschen ging Ihrer Majestät Regierung, und ih erhielt sie am vori- gen Sonntag. Jm Wesentlichen wurden zwei Fragen an mich gestellt ; erstens ob die britische Regierung sih bemühen wollte, dem König von Holland vom Beharren in den ver- meintlich “eingeleiteten Unterhandlungen abzurathen; zweitens,

welche Auslegung die britische Regierung dem Garanticvertrag von |} | 1839 gebe.

: c. Auf die zweite Frage vermochte ih nicht ohne Weiteres mit Bestimmtheit zu antworten, weil England nicht der einzige Unter- zeichner jenes Vertrages ist... Deutschland und ih für mein Theil freue mich dessen ge einigt in einem Grade, wie es dies nie gewescn ist vollkommen im Stande , \ich selbst zu vertheidigen, und ich denke, es wäre nicht sehr leicht, darzu- thun, daß England verpflichtet sei, einzuschreiten, um eine Vereinbarung zu verhindern, die eine kleine Vergrößerung Frankreichs zur Folge haben ¿onnte, nachdem die Regierung uinddas Volk von England die kolossale Ver- größerung Deutschlands oder eigentlih Preußens als Folge des leß-

von Holland bereden wollten, von der Unterhandlung \ich zurück- zuzichen, so ist meine Antwort, daß die Zustimmung des Königs von

E wie ih vernommen habe, an die erwähnten Bedingungen ge- |

nüpft war. Und von Anfang an hatte ih sehr lebhaft die Vor- stellung, daß Preußen seine Einwilligung niemals geben werde. Ge- stern kam die Nachricht an, daß die Abtretung Luxemburgs aufgegeben sei. Bestätigt wurde sie wir durch den niederländischen Gesandten der mich heute Nachmittag besuchte und zur Mittheilung dieses Factums im Namen seiner Regierung ermächtigt hat. Damit, denke ih, ist ‘die rage so, wie sie Holland angeht, zu Ende. Ob dies das wirkliche Ende der Frage is, die daraus entstehen mögen, fann man unmöglich sagen. Auf eine weitere Frage Peels sagt Lord Stanley: Von einem \chriftlichen Proteste Rußlands gegen den Handel habe ih jeßt zum ersten Mal von dem Herrn Daronet gehört. Das auswärtige Amt hat von einem solchen Schritt des russischen Kabinets keine Kunde. Was die Frage betrifft ob die Abtretung in Folge der Vorstellungen Englands aufgegeben

| worden, so denke ih, gesagt zu haben , daß ih in Anbetracht der

holländischen Bedingungen, wie des Umstandes, daß Preußens Ein- willigung nicht erfolgt i} und {werlich erfolgen wird, mich nicht be- rufen gefühlt habe, irgend eine solche Vorstellung zu machen, und der Verzicht auf das Projekt, wenn der Verzicht wirklich Thatsache ist , kann gew nicht irgend einem Schritt der britischen Regierung zugeschrieben werden.

6. April. Die Liberale Partei hielt gestern in Glad: |

j ; ostertraz | diverse Einnahmen 2,600,000, |

geeinigt wie es jeßt is |

| von Puebla aufgegeben.

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óne's Hause in Betreff der zu treffenden Maßregeln bei der O L Sit der Reformbill der Reglecung eiñnc Versamnilung. Der Führer der Opposition erklärte, es sei ernstlich die Absicht der Liberalen, die Regierung in ihren Bemühungen, eine | be- friedigende Bill durch: das Haus as zu unterstützen. In dieser Absicht machte er den Vorschlag, daß auf den Antrag, das: Haus möge über - die Vorlage in die Comitésißung ein- trete, ein weiterer Antrag gestellt werden solle, wodur der- selbe ermächtigt werde, die Klauseln in Bezug auf Besteuerung in dem Entwurfe zu modifiziren und für die Zuláässung, zur Wakhl in diesen Abschnitten eine bestimmte Grenze zu zieben, - Der Sultan von Zanzibar hat den. chemaligen südstaat- lichen Krieg8dampfer »Shenandoa käuflich an sih gebracht. Frankreich. Wie die »Köln. Z

tg.« nach der »Presse« meldet, hat der Staatsrath den Antrag der Kommission über die Lamartine’ssche Dotation wieder abgeändert. Herr von Lamartine soll ein unangreifbares Kapital von 500,000 Fr. exhalten, dessen“ Zinsen ihm zufallen und das nach seinem Tode der Hinterlassenschaftsmasse zu Gute Tommen wird. :

_—— Der »Moniteur de la Flotte« zeigt an, daß, ehe Marschall Bazaine sich in-Verà-Cruz eingeschifft hak, er unter die Offi- ziere und Mannschaften der mexikanischen Flotten-Division eine gewisse Anzahl von Ehrenlegionskreuzen und Militair-Medaillen vertheilt hat. - Er ließ bei dieser Gelegenheit einen „Tagesbefehl veröffentlichen, um die-Flotte wegen. ihrer in Mexiko gemeinsam mit der Armee geleisteten ausgezeichneten Dienste zu beloben.

. Portugal. / Dic Abgeordneten-Kammer hat mit einer Majorität von 73 Stimmen sämmtliche Entwürfe der admi- nistrativen Reformen, ebenso wie auch die ganze Reihe der von der Regierung vorgelegten neuen Auflagen bewilligt.

Der Marquis von Montholon, außerordentlicher Ge- sandter und bevollmächtigter Minister des Kaisers Napoleon beim Könige von Portugal, hat am 30. März seinen Gesandt- \haftsposten in Lissabon angetreten. :

Jtalien. Florenz, 6. April. (W. T. B.) Der König hat Rattazzi mit Bildung des Ministertuums beauftragt, nach- dem General Menabrea wegen des Todes scines Sohnes ab-

gelehnt hatte. i : / Beim Empfang der von beiden Kammern überreichten

Adressen theilte der König mit, daß er Rattazzi mit der Bil- dung cines Ministeriums beauftragt habe, welches die Ver- söhnung zwischen Regierung und Parlament herbeiführen solle. Der König hob ferner hervor, daß von allen augenblicklich vorliegenden Aufgaben die Finanzfrage die wichtigste- sei; er sei von der Bedeutsamkeit derselben derart durchdrungen , daß er sie persönlich zum besonderen Gegenstande seiner Prüfung mache.

Griechenlaud. Athen, 5. April. Ricciotti Gari- baldi ist mit 150 Gefährten über Korfu nach Jtalien abgereist. Die Zuzüge fremder Freischaaren nach Griechenland haben auf- gehört.

Türkei, Konstantinopel, 6. April. (W. T. B.) Omer ascha wird statt des Ober-Kommandos in Thessalien das in andia übernehmen. i

Der hiesige russische Gesandte, General - Lieutenant und

General - Adjutant des Kaisers von Rußland, Ignatleff, ist

zum Range cines außerordentlichen Botschafters erhoben.

Nußland und Polen. St. Peter8burg, 7. April. Das »Journal de St. Pétersbourg« sagt Angesichts der über- stürzten Urtheile der inländischen Presse Über die Abtretung der russischen Besizungen in Nordamerika , daß man erst die Details,

die Ursachen und die Tragweite dieser Angelegenheit kennen"

müsse. Vorläufig könne man blos sagen, daß eine für beide Theile vortheilhafte und die erworbenen Rechte achtende Trans- action wahrscheinlich sei. Es würde sich darum handeln, die ostsibirischen Häfen zu begünstigen, den Kolonieen , welche wir mcht gebührend auszubeuten vermochten , Aufschwung zu geben und den beiderseitigen handelspolitischen Interessen im Skfillen Ocean vollkommene Genugthuung zu gewähren.

Amerika. New-York, 5. April. Jm höchsten Gerichts- hofe R eine Petition um Einstellung der Rekonf{truktionsakte eingereicht.

Aus der Havanna h berichtet man, daß Marschall Ba- ss c mit der französischen Flotte diesen Hafen am 27. März erließ.

Nachrichten aus Mexiko zufolge, wurde Mejia- von Escobedo geschlagen. Die Kaiserlichen hatten San Luis Pot osi wieder genommen und die Liberalen die Belagerung

Der Dampfer »Shannon«, der in Southampton einlief, bringt die neuesten Posten aus Brasilien und vom

La Plata. Präsident Mitre wax in Buenos A yres ein- etroffen und stand im Begriffe, die Regierung, wieder in die Hand zu nehmen und ein neues Ministerium zu bilden. Vor urupaity war in den Operationen der Alliirten eine ge- wisse Stille eingetreten. Namentlich seit dem 2. Februar, wo man den großen Sturm auf die Festung gemacht, war das Bombar- dement seitens der Brasilianer nur lässig betrieben und von den Befestigungswerken auch nur mit wenig Energie beant- wortet worden. Den erwähnten Sturm hatte man unternom- men, wie jet nachträglich verlautet, um, so lange die Armee noch zusammen war, noch einen entscheidenden Schlag zu ver- suchen. Kurz darauf zogen denn die 5000 Mann Argentiner ab, Paunero zu Led der, von den Jnsurgenten bedrängt, aber vor der Ankunft der Truppen schon durch Oberst Arredondo verstärkt wurde. Der Aufstand, der bedeutende Dimensionen angenommen hatte, sah ziemlih drohend aus, und es hieß all- gemein, die Rebellen würden demnächst den Regierung8truppen ein Treffen liefern. Ueber die Ursache des Fehlschlagens der leßten Action gegen Curupaity berichten die Zeitungen aus Buenos Ayres die Flotte habe die Werke mit so großer Ener- gie beschossen, daß es der Besaßung unmöglich gewesen sei, auf den Wällen zu bleiben. Als indessen die Landtruppen zum Sturme heranrückten , waren die Panzerschiffe genöthigt, das Feuer cinzustellen, um nicht die gen Truppen zu beschießen, und so gelang es den Belagerten, den Angriff abzuscblagen.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff’schen Telegraphen - Büreau.

München, Montag, 8. April, Morgens. Die amtliche »Bayersche Zeitung« konstatirt, der König habe die Absicht ge- habî, eine vierwöchentliche Reise zu unternehmen, fügt aber hinzu, das Reiseprojekt sei Angesichts der sich ernstlich gestalten- den politischen Verhältnisse sogleich definitiv aufgegeben worden.

London, Montag, 8. April, Morgens. Zwei englische Panzerschiffe sind von Malta abgegangen , angeblih na Cadix wegen der bekannten Tornado-Afffaire.

Aus N ew-York wird gemeldet, daß Präsident Johnson den General Franc Blair zum Gesandten der Union in Wien ernannt hat. ;

Paris, Sonntag, 7. April, Nachmittags 5 Uhr 30 Mi- nuten. Jn den Departements is} eine ministerielle Affiche ver- breitet, welche die Nachricht dementirt, daß die Regierung an Preußen ein Ultimatum gerichtet habe. Die »Patrie« enthält dasselbe Dementi und bestreitet ferner die Berufung des Mar- shalls Mac Mahon, sowie die gerüchtsweise behauptete Bil- dung eines Lagers von 100,000 Mann an der Ostgrenze. Sie stellt ferner in Abrede, daß eine Anleihe von 300 Millionen bevorstehe.

Florenz, Sonntag, 7. April, Abends. Das neue Mini- sterium soll folgenderma ßen zusammengeseßt sein: Rattazzi Inneres, Ferraris Finanzen, Revel Krieg, Pescetto Ma- rine, Correnti Unterricht, Vis8conti Venosta auswärtige Angelegenheiten, Tecchio und Cambray-Digny werden für Justiz resp. Landwirthschaft genannt.

Kunfst- und wissenschaftliÞbe Nachrichten.

Peter von Cornelius in Düsseldorf und München.

n Düsseldorf begann unter Cornelius Leitung ein rüstiges Leben und Streben. Der Meister der idealen Kunst leitete auch seine Schüler in scine Bahnen. Die Steifheit akademischen Regelzwanges, die ihn selbs der Kunst zu entfremden gedroht, den römischen Künstleckreis Ur

lucht auf neutralen Boden gezwungen hatte, war verbannt. Die L eiheit und Selbständigkeit der künstlerischen Entwickelung wurde für unverlebßlih und unveräußerlich gehalten und der Individualität voller Spielraum zur Entwickelung gestattet. Eine große Schaar bedeutender Schüler sammelte sih um ihn, den Meister in seinen Riesenarbeiten zu unterstüßen geschickt und befähigt, dur eigene hervorragende Werke den Ruhm seiner Kunst und Lehre zu befestigen. Wir erinnern hier nur an den dem Meister vor Kurzem im Tode vorangegangenen Jacob Gößenberger, an Karl Stürmer, Hermann Stilke, Adam Eberle, Ernst Förster und vor Allen Wilhelm von Kaulbach, der freilich in seinen selbständigen Schritten von dem Meister felbst desavouirt wurde. j Den wirksamsten Sporn für die Jünger der Düsseldorfer Kunst- \hule bildete die Ehre, deren sie gewürdigt wurden ; Cornelius bei der Ausführung seiner monumentalen Schöpfungen zur Seite zu stehen. Denn zwischen Düsseldorf und München war seine Thätigkeit getheilt.