1888 / 150 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Jun 1888 18:00:01 GMT) scan diff

P L A U “or Tui P ck26 Du Bp ne E Hi.

weisung VIII in das Kataster übernommen worden sind. Da außerdem die Nummer des Artikels, unter welchem die Grundstücke in der Mutterrolle eingetragen stehen, aus der Grundsteuer- vertheilungsnahweisung entnommen werden kann, welche nah 8. 201 zu 3 a. a. O. Seitens der Regierung der Generalkom- mission zugestellt wird, so ist dieselbe in der Lage, die Angaben des berichtigten Grundsteuerbuchs in die Planüberweisungs- atteste selbst einzutragen, so daß es der Anfertigung besonderer Katasterauszüge neben den Planüberweisungs- attesten nur noch in denjenigen Auseinandersezungs- sahen bedarf, deren Ergebnisse nah den früher geltend gewesenen Vorschriften in die Grundsteuerbühher übernommen worden sind.

Se. Hoheit der Erbprinz von Sathsen- Meiningen, Commandeur des Kaiser Franz Garde- Grenadier-Regiments Nr. 2, is von Urlaub nah Erdmanns- dorf hierher zurückgekehrt.

Der General-Lieutenant Freiherr von Hilgers, Commandeur der 15. Division, der Gouverneur von Köln, General - Lieutenant von Saniß, der General - Major von Wittich, Commandeur der 12. Infanterie-Brigade, der Oberst von Obernigz, Commandeur des 5. Badischen Pnfanterie-Regiments Nr. 113, und der Oberst Messow,

ommandeur des Jnfanterie-Regiments Nr. 137, sind zur Theilnahme bei der Kommission zur Umarbeitung des Jnfanterie-Exerzier:Regl-ments kommandirt worden und hier eingetroffen.

Als Aerzte haben si niedergelassen die Herren: Wallenberg, Dr. Heimann, Dr. Nithack, Dr. Ed. Manté, Dr. Goedidcke, Dr. Karger, Dr. Eug. Birnbaum, Dr. Bruck, Gust. Müller, Dr. Eckmann, Dr. Koenig, Hentschel, Rich. Krause, Dr. Kosterliß, Dr. Fffert und Dr. Wttkowski, sämmt- lih in Berlin, Dr. Koh in Nordhausen, Dr. Großmann in Kindelbrück, Dr. Vögeding und Dr. Schenck, Beide in Bonn, Dr, Heerlein in Beuel, Dr. Bayer in Esch, Dr. Curt in Nippes, Dr. Lichtinghagen in Marienheide, Dr. Strunden in Bensberg.

S. M. S. „Olga“, Kommandant Kapitän zur See Strauch, istt am 10. Juni cr. in Singapore angekommen.

S. S. „Niobe“, Kommandant Korvetten-Kapitän Graf von Haugwiz, ist am 10. Juni cr. in Christiania ein- s und beabsichtigt, am 20. dess. M. wieder in See zu gehen.

S. M. S. „Nirxe“, Kommandant Korvetten-Kapitän Büdchsel, ist am 10. Juni cr. in Neuwdiep eingetroffen und beabsihtigt, am 18. dess. M. wieder in See zu gehen.

Vayern. Freising, 11. Juni. (Allg. Ztg.) Hier sind gestern, bez. heute der E rzbishof von München- Freising, die Bischöfe von Augsburg, Eichstätt, Regensburg, Würzburg, Speier, und je ein Vertreter des erkrankte Erzbischofs von Bamberg und des erkranken Bischofs von Passau eingetroffen, um in gemeinsamer Konferenz, deren Abhaltung dem Episkopat durch die päpstlihe Nuntiatur in München nahegelegt worden ist, Kundgebungen an den Papst und an die bayerische Staatsregierung zu berathen, die ihren Rüchalt in der päpstlihen Encyklika an den baye- rishen Episkopat finden sollen.

Sachsen. Dresden, 11. Juni. (Dr. J.) Die Königin ist gestern Abend nah Schloß Moraw e b in Mähren abgereist.

Württemberg. Stuttgart, 12. Juni. (St.-A. f. W.) Der König hat durch Allerhöchste Jmmediat-Ordre vom 10. d. M. die Prinzessin Wilhelm von Württemberg zum Chef des Ulanen-Regiments König Wilhelm Nr. 20, und die Herzogin Wera von Württemberg zum zweiten Chef des Ulanen-Regiments König Karl Nr. 19 ernannt.

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 11. Juni. (Meckl. Nachr.) Der L P A trifft am 12. d. M,, von Baden- Baden kommend, in Gelbenjande ein. Die Großherzogin wird noch einige Tage bei Allerhöchstihrer zur Zeit in Baden- Baden verweilenden Mutter, der Großfürstin Olga, bleiben.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 11. Juni. (Goth. Ztg.) Der gemeinshaftlihe Landtag für Coburg- Gotha wurde heute von dem Vorsißenden, Präsidenten Berlet, eröffnet. Die eingegangenen Vorlagèn, betreffend die Beamten- vermehrung bei der General:JFnspektion der indirekten Steuern zu Erfurt, und die Abänderung des Gerichtsorganisations- gesezes, wurden bez. der Finanzkommission und der Verwal- tungskommission überwiesen.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 11. Zuni. (W. T. B.) Die „Landeszeitung für Elsaß-Lothringen“ meldet: Der in verschiedenen Blättern enthaltenen Nachricht ciner Verlegung der französischen Grenze in der Nähe von Amanweiler durch deutshe Soldaten scheint insofern etwas Thatsähliches zu Grunde zu liegen, als einige Zög- linge der Kriegsshule von Mez die Grenze aus Des und Unkenntniß um wenige Meter überschritten haben. ie wir hören, wird die Angelegenheit von der zuständigen Militär- behörde untersuht werden. Sollte sich ein shülerhaftes Ver- halten Einzelner herausstellen, so dürfte eine Bestrafung er- folgen, gleichviel ob der an und für sich unbedeutende Vorfall Seitens der französischen Regierung zum Gegenstande einer Reklamation gemacht wird oder nit; denn für alle Militär- L bestehen gemessene Befehle, welche denselben die S der französishen Grenze unbedingt zur Pflicht machen.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 11. Juni (W. T. B.) Im Herrenhause wurde bei der Berathung der Brannt- weinsteuer von Seiten der Linken erklärt, daß man, ob- wohl mit der Bestimmung betreffs der Entschädigung der Brennereiberechtigten in Galizien und der Bukowina niht einverstanden, dennoch aus hingebendem und reinem Patriotis- mus in der dritten Lesung für die Vorlage stimmen werde. Dieselbe wurde sonach einstimmig und endgültig angenommen. Graf Taaffe erklärte darauf im Auftrage des Kaisers, daß der Reichsrath vertagt sei.

Pest, 9. Juni. (W. T, B.) Das den Delegationen vorgelegte gemeinsame Budget enthält folgende ordent- lihe Ausgaben pro 1889: Für das Kriegs-Ministerium 100166 338 FL., demnah 1 873 753 Fl. mehr als im Vor- jahre; für au erordentlihe Kriegserfordernisse 20 964 666 Fl, demnah 2344891 Fl, mehr; für Gesammterfordernisse

ordentliche derniß auf 113 035 634

zug der Einna verbleibt ein

etragen 1320387 F. außerordentlihen Kredit von

der Erhaltung des

Friedensgewähr hinweisen. 12. Juni. (W. T. B nahm die Vorlage, betreffend di

Unterschriften der S

Jtalien. Rom, 11. Zu

dieses Versprehen zurückgezo

vorbehalten habe. Ferner Humbert nit derart e

italienif.,- Flagge einzuziehen.

würde, welche es verlangen m

entstehen.

Bologna, 11. Juni. (W

menge stürmisch begrüßt wurde.

Victor Emanuel's enthüllt.

begrüßt. Spanien.

Finanzvorlage erledigt werden.

frage.

Die Entlassung Nubar P

der Kriegêmarine 11218227 FL., demnach 4997 Fl. mehr, Nach dem „außerordentlihen Kriegsbudget ent: |

zuzuschreiben.

theiligt, den Sturz des

t ue d: Botschafter Waddington und

darauf »in habe der Konsul es für

Heute Nachmittag wurde in Ge Familie, des Unterrihts-Ministers, \ ertreter der italienishen und auëländishen Universitäten und einer überaus zahlreichen Mensch Der B und der Vertreter der Provinz hielten patriotishe Reden. Der König und die Königin wurden mit großer Begeisterung

Mukbhtar Pascha

fallen zur Fortsezung und Beschaffung der Repetirgewehre und der o un Munition 13 384 700 Fl.

des Kriegsbudgets stellt si auf 97717 655 und das gemeinsame ordentliche Erforderni « Das gemeinsam zu deckende außer- ordentlihe Erforderniß beträgt 23 181 246 Fl. Nah Ab- en der fälligen Zölle von 39 698 314 Fl. sammterforderniß von 96 518 566 Fl.; das außerordentlihe Heereserforderniß ebieten beträgt 4423 000 Fl. Die Nachtragskredite pro 1888 Eine weitere Vorlage verlangt einen

4783/

theilweise bereits verfügte und in seßung der im Jahre 1887 begonnenen militärishen Vor- sihtsmaßregeln, hiervon 297/10 Millionen für die unverschieb- lihsten Maßnahmen, wovon 16 Millionen Gulden bereits verwendet sind. Die Regierung soll ermächtigt werden, die übrigen 17/16 Millionen Gulden bei unabweisbarer und dringender Nothwendigkeit zu verwenden. Jn der Motivirung heißt es: Obwohl alle europäischen Kabinette sih im Wunsche Friedens begegnen, bestehen in nit geringerem Grade jene zwingenden Umstände fort, welche auf Erhöhung und Vervollkommnung der Wehrkraft als sicherste

.) Das Abgeordnetenhaus

eReg

Thores, an, nachdem der Minister Baroß die internationale Verpflichtung und die große volkswirthschaftlihe Bedeutung der Regulirung eingehend dargelegt hatte.

Frankreih. Paris, 11. Juni. Senat nahm heute in erster Lesung das Rekrutirungs-

gese f an

ie der „Temps“ meldet, wurden heute in London die -Konvention zwishen dem rd Salisbury ausgetauscht.

ni. (W. T. B.) Jn der De- putirtenkammer fragte Dezerbi den Kriegs-Minister, ob es wahr sei, daß auf dem Marsche von Archico nah Agrametta 40 Soldaten gestorben seien und viele andere die Reihen verlassen hätten. Der Kriegs-Minister antwortete, die der Anfrage zu Grunde liegenden Gerüchte seien übertrieben. Er verlas den Bericht des betreffenden Truppenkommandanten, nah welchem 11 Todesfälle dur Ersticken vorgekommen seien. Der Minister bemerkte, dirung der Märsche bei hoher Te maßregeln für den Sommer derartige Unfälle sih nicht wieder In Beantwortung der Frage Pozzolini's wegen des Zwischenfalles in Zanzibar gab der Unter-Staats- sekretär Damiani folgende Erklärung : Vertreter der italienischen Handelsgesellschaft, Cecchi, mündlih die Abtretung eines gewissen Gebietes angeboten, jedo

gen.

abtretung sei nicht nur mündlih unter der Vermittelung des verstorbenen Sultans angeboten worden, sondern an gewisse Bedingungen geknüpft,

üsse.

halten des Konsuls und unterscheiden zwischen der Frage der Gebietsabtretung und dem Mangel an Höflichkeit. Betreffs der legteren werden wir nihts unterlassen, um Genugthuung zu erlangen und es ist zu hoffen, daß keinerlei Verwickelungen

om Senat verlangt der Senator Zinni Aufklärung über die von der deutshen Regierung an der elsaß- lothringishen Grenze eingeführten Paßformalitäten und fragt an, ob dieselben auch auf Jtaliener Bezug haben, und bei dem Einiritt nah Deutschland auch an anderen Grenzen An- wendung finden. Der Unter-Staatssekretär des Auswärtigen, Da- miani, erwiderte, die italienische Regierung werde sih zu geeigneter Zeit über die Entschließungen der deutschen Regierung ver- gewissern und ihren Agenten geeignete Jnstruktionen er- theilen, um den italienishen Staatsangehörigen in Deutschland die nöthigen Rathschläge zu geben; nöthigenfalls durch das amtliche Bua publizirt werden. i S:

Königin, der Kronprinz und der Unterrihts-Minister Boselli sind hier eingetroffen und am Bahnhof von den Vertretern der italienishen und fremden Studenten, den Spigzen der Behör- den sowie von einer ungebeuren Menschenmenge begrüßt worden. Die Studenten empfingen den Zug, welcher die Majestäten brachte, mit endiosem Hurrah und Senken der Fahnen. Die deutschen Studenten salutirten mit den Sc{hlägern. seßten si fort bis zum Palais, wo die Königliche Familie auf dem Balkon erschien und von der versammelten Menschen-

Madrid, 11. Juni. Senat interpellirt Botella die Ministerkrise. Der Minister-Präsident Sagasta lehnt es ab, die Jnterpellation zu beantworten, worauf Botella einen Antrag einbringt, in welchem von der Regierung Aufklärung hierüber verlangt wird. Sagasta erklärt, die Regierung wünsche die Angelegenheit zu diskutiren, doch müsse vorher die

Die

Campos betreffende Angelegenheit sei ledigli eine Etiquetten- f Martinez Campos stellt in Abrede, daß es ih um eine Etiquettenfrage handle, erklärt sih aber mit der Vertagung der Debatte einverstanden.

Egypten. Ale

alten

er habe sofort die Suspen- mperatur und sonstige Schußt- angeordnet; er hoffe, daß ereignen würden.

deren Prüfurg Jtalien \ih habe der jeßige Sultan das ihn zur Thronbesteigung beglückwünschende Schreiben des Königs egengenommen, wie er es sollte; seine Pflicht gehalten, die Jtalien habe geglaubt, bei dieser Gelegenheit den Sultan an die von seinem Vorgänger eingegangene Verpflichtung erinnern zu sollen

) 1 und zu erklären, daß es die Ausführung dieser Verpflichtun

g als Genugthuung ansehen

genwart der Königlichen ämmtlicher Behöcden, der

xandria, 9. Juni. (A. C.) 5 asha's ist seinem Entschlusse, Sparsamkeitemaßregeln im Finanz-Ministerium einzuführen, war thätig daran be-

Das

in den Ofkupations-

o Millionen Gulden, für usfiht ge#ommene Fort-

ulirung des Eisernen

(W. T. B.) Der

Zanzibar habe dem

Eine weitere Gebiets-

Wir billigen das Ver-

auch würden dieselben

Der König und die

Die Kundgebungen

enmenge das Denkmal ürgermeister der Stadt

(W. T. B.) Jm Regierung über die

den Marschall Martinez

Bildung eines neuen Ministeriums derbeigusühnin. Dez neue Ministerium ist wie folgt zusammengeseßt: iaz Pas6t ist Frimdent des Ministerraths und übernimmt die Ports

feui

es des Finanz-Ministers und des Ministers des Innern.

Mustapha Fehmi Pascha ist Minister für auswärtige Ange legenheiten; Fazri Pascha, Fusti-Minister; Zeky Dae Minifs der öffentlihen Arbeiten; Ali Moubarek Pascha, nterrißtz Minister; und Omar Lutfi, Kriegs-Minister.

11. Zuni. (W. T. B.) Da Omar Zutfy das Krieg: portefeuille s{ließlich ablehnte, so haben Mustapha Fehmz das Kriegsportefeuille und Zulficar das Port: feuille des Aeußern übernommen und is} damit des Kabinet endgültig konstituirt.

Zeitungsftimmen.

Die „Deutsche volkswirthshaftlihe Correspoy: denz“ schreibt über die Arbeitergeseßgebung :

Ebenso interefsant wie erfreulich ist die vielfa zu Tage treten», Ersch{einung, daß auf mancher Seite, welche bislang feindlich Und ra, drofsen den Bestrebungen der Regierung auf dem Gebiet der Arbeits, geseßgebung gegenüber stand, die Ueberzeugung von ter Vortreflix, keit der hier ergriffenen ‘Maßregeln immer festeren Boden gewinr: Der Jabresberiht der Handelskammer für Barmen pro 1887 bat ta Mutb, dieser ibrer auf gründliere und vorurtheilsfreiere Prüfung t betreffenden Gesetze geänderten Ueberzeugung auch ofen Ausdruck zU ber, leiben. Indem er tn Betreff der gefeßliden Regelung der Alters- Und Jnyz, lidenversiherung der Arbeiter die Bemerkung voranschickt, daf, f: in Folge Kaiserliher Bectsbaft vom 17. November 1881 mit den Auébau der Arbeiterversorgung mittelst der Krankenunterstüzung uy: der Unfallversiherung im weitesten Umfang begonnen worden, au gleihzeitig als Krönung des Gebäudes die Alters- und Invalide, versorgung in Aussicht genommen worden sei, fährt der Bericht sodar; folgendermaßen fort: „Haben wir uns früber unumtwundz als Gegner dieser Maßregel bezeihnet, weil wir einé theils die Lasten für die Industrie für uners{wiralis bielten, andererseits aber auch befürhteten, daß dem Arbeita das Bewußtsein der Selbstverantwortli{keit genommen wer und ihm ein wesentliher Sporn zum gueliclogen eines Sparpfenni:: für spätere Zeiten verloren gebe, fo ftehen wir do heute, nah Durfs führung der Unfallversiherung, dem Schlußsteine der sozialen Gefet gebung sympathisher gegenüber. Von diesem allgemeinen Gesidté punkte ausgehend, betraten wir die nunmehr von der Reichsregierur: veröffentlihten Grundzüge zur Alters- und Invalidenversicherung der Arbeiter mit aufrihtigem Wohlwollen, wenngleih wir mit diesem Gesegzentwurf die so außerordentlihe, große und \chwieriz; Frage noch feinesweas als atges{chlossen erachten, vielmet: der Meinung sind, daß eine rubige, sachgemäße, dabei sehr ein gehende Prüfung Seitens aller betheiligten Kreise stattzufinden babe um zu ermessen, ob und inwieweit die vorges{blagene Organisatioz ¡u einer allseitig befriedigenden Lösung führt oder welhe andere Einri6- tungen etwa nothwendig werden, um allen dabei in Betra§t fon menden Interessen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Denn es [¿t si nit verkennen, daß unserer Industrie mit dieser neuen Aufgake große Lasten erwahsen, zu deren Beurtheilung es au beute not az jegliher rechnung8mäßigen Unterlage feblt, fo daß wir es mit einen Sprung ins Dunkle zu thun haben, der unter Umständen von üble Folgen sein fann, daber wobl zu überlegen ift.“

Sind wir wobl unterrihtet, so geht ja allerdings der dringende Wunsch der Reichéregierung dabin, daß alle dazu berufenen Faktor in einer die Sahe fördernden Weise ihre Woblmeinung über der von Regierungswegen vorgelegten Entwurf des betreffenden Geseßei äußern. Dies ift um so nothwendiger, als bekanntlih in den wit tigsten Punkten erhebliche Meinungsêverschiedenbeiten aufgetaut sind, welchbe nur durch fortgeseßzte Klärung vers{winden oder doch abz \{chwächt werden können. . .

__— Ueber die Frage der Einwanderung nach Brasilien bringt das zu Blumenau erscheinende deutsh:brasilianisde Wochenblatt „Fmmigrant folgende Auslasung :

Der Auêwanderungs-Agent R. O Lobedanz in Hamburg bat mi! der brasilianischen Regterung einen Kontrakt abges{chlosen auf Ein führung von 6000 nordeuropâishen Einwanderern innerbalb ein Jahres. Die Einwanderer sollen in Rio oder Santos gelandet werden, von wo sie dann hingehen können, wohin se wollen. Als ob das für Einwanderer jo leiht wäre! Di Rio - Post ist der Ansiht, Lobedanz fei aus Unkenntnif in eine Falle gegangen, sagt aber in näbster Nummer, dat er nur des Kopfgeldes balber deutsde und österreihische Arbeiter: samilien für Kaffeepflanzer liefere. Oft genug son haben wir be tont, daß nur ein geringer Prozentsaß deuts§er Einwanderer sich damit _ befreunden fann, auf Kaffeepflanzungen als Ar- beiter die Sklaven zu erseßen, selbst wenn sie in den era Jahren günstiger gestellt sind, als bei Bewirthschaftung eines eigenen Grundftücks, das sie, gewöhnli mittellos, unter Entbehrungen erf urbar maden müßen Unabkbängigkeit durch Grundbesitz ift und bleibt einmal die Sehrsutt jedes Deutsben mit verschwindenden Auänabmen, die, in seinem innersten Wesen wurzelnd, ibn alle Anstrengungen, alle Müßsal gering ackten läßt, wenn ibm nur das Ziel seiner Arbeit, di: ersehnte Selbständigkeit, erreihbar ift. Der Italiener will meist nidti Anderes sein als Arbeiter, er befindet sich wohl dabei und nimmt feinen Anstoß an Verhältnissen, unter denen der Deutsche sich tief unglüdlió fühlt. Jeden stelle man also auf seinea Plaß, Italiener in die Kaffec pflanzung, die Deutschen auf die Kolonie; fkeinecnfalis aber sollte ein Fazendeiro den Versu maten, neueingewanderte Deutsche als Arbeiter zu verwenden, er wird in der Negel mißglücken. Aus diesem Grunde rihten wir die Litte an die teutshe und österreichishe Presse, por der Anwerbung dur Lobedanz zu warnen, so lanae nit die Ein wanderer di: Sicherheit haben, auf Kolonien angestedelt zu werden. Und dazu ift zunächst noch keine Aussicht.

Dem „Deutschen Handelsarchiv“ meldet ma: aus Gera (Mitte April): Die Kammwollwebereien in Gera und Greiz waren im abge laufenen Quartal durch die zahlrei einlaufenden Aufträge, die 1 den meisten Fällen eine kurze Lieferfrist vorshrieben, sämmtli voll auf beschâftigt; und bei dem in Folge der Landestrauer im Märi auftretenden plôßlihen Bedarf an s{warzen Stoffen mußte mit Ueberstunden, stellenweise sogar mit Natbtstunden, gearbeitet werder. Neben dem Inland war es aber auch das Ausland, namentli Nord-Amerika, welhes bedeutende Aufträge,ertheilte, freilich zu Preifer, die nur einen sehr geringen Nutzen wn 4 Die mit der Kammwollenwaaren-Industrie im engsten Zusammer' hange stebenden Färberei- und Appretur-Anstalten waren ebenfallt stark bescbäâftigt bei lohnenden Preisen. , Die Flanellfabriken in Pößneck arbeiteten, abgesehen von der Er! ledigung einiger Restaufträge, hauptsächlich auf Lager für di kommende Wintersaison ; eine abermalige Erweiterung älterer Fabriken und Einrichtung neuer Anlagen ist für den Sommer in Auésid! genommen. _ Im Ledergeshäft hielten si die besseren Preise und war èer E befriedigend. s Die Braunkoblen-Industrie batte in dem, bei steigenden Prei!es erfolgenden lebhaften Abfay des Solaröls und der Briquettes einiges Ersatz gefunden für den andauernd \chleppenden Geschäftägang un? die gedrückten Preise des Paraffins. A Die Pianofortefabriken hatten bei etwas besseren Preisen lebhaftes Geschäft, namentli au durch den Erport nah Sü?! Mer welches früber aus\chließlid aus Frankrei seinen Beda ezog.

Kabinets und die

ustiz-Ministerial-Blatt. Nr. 24. Inbalt : Bekannt- Ain des Justiz-Miniflers vom 30. Mai 1888, betreffend Be- timmung der _bau-. und betriebsleitenden Behörden für mebrere Eisenbahnlinien. Allgemeine Verfüguna vom 31. Mai 1888, be: treffend die Fortzablung der Diäten an nibt ständige Hülfearbeiter im Falle von Beurlaubungen. Erkenntniß tes Reichégerihts vom 98. Februar 1888. Ein bei der Auflassung vorgelegter Kaufvertrag, in welhem der Kaufpreis niedriger angegeben ist, als ibn die Parteien verabredet haben, entbält nidt das wirkli abgeschlofene Veräuße- rungége\chäft und {ließt de8halb aub nicht die Erbebung des Auf- lafsungsstempels aus.

Statiftishe Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesund- beitsamts sind in der Zeit vom 27. Mai bis 2, Juni cr. von je 1000 Bewohnern, auf den „Iabresdur{s{nitt berechnet, als gestorben gemeldet : in Berlin 19,3, in Breslau 26,9, in Königsber 28,3, in Köln 24,2, in Franffurt a. M. 16,8, in Wiesbaden 22,4, in Hannorer 13,7, in Kaffel 17,1, in Magdeburg 19,5, in Stettin 19,1, in Altona 265 in Straßburg —, in Meg 16.2, in Münten 29,7, in Nürnberg 318, in Augéburg 34,5, in Dreéden 20,3, in Leipzig 15,2, in Stuttgart 19,0, in Karlsruhe 20,9, in Brauyschweig 20,7, in Hamkurg 25,8, in Wien 32,3, in Pest 35,5, in Prag 39,4, in Triest 24,3, in Krakau 34,4, in Amsterdam 21,2, in Brüfsel 24,7, in Paris 22,0, in Basel —, in London 16,1, in Glasgow 22 3, in Liverpool 19,2, in Dublin 23,5, in Edinburg 18,5, in _Kopenkbagen 215, in Stockholm 21,1, in CSbristiania 23,0, in St. Petersburg 37,5, in Warschau 20,6, in Odeffa —, in Rom —, in Turin 28,1, in Venedig 22,1, in Alexandria 39,9. Ferner in der Zeit vom 6. bis 12, Mai cr. in New - York 29,9, in Philadelphia —, în Baltimore 17,2, in Kalkutta 28,9, in Madras 39,4, in Bombay 26,9,

Auch in diefer Berichtêwote blieben die Sterblichkeitéverbältnifse der meisten größeren Städte Europas günstige und kamen besonders aus deutschen Städten zum Theil recht kleine Sterblichkeitsziffern ¡ur Mittbeilung. So erfreuten si einer recht aünstigen Sterblichfeit (noch nit 15,0 pro Mille und Jahr) Dortmund, Hannover, M.- Glatbach, Erfurt, günstig (bis 20,0 pro Mille und Iabr) war die Sterblichkeit auch in Berlin, Leipzig, Halle, Frankfurt a. M., Bremen, Stuttgart, Elberfeld, Düffeldcrf, Stettin, Kafsel, Mannheim, Darm- ftadt, London, Liverpool, Edinburo, auch in Dreéden, Braunschweig, Karlsruhe, Wiesbaden, Amsterdam, Paris, Kopenhagen, Stoholm, WVars&au, Venedig war die Sterblichkeit eine nur mäßig hohe. Eine hohe Sterblichkeit (über 35,0 pro Mille u. Jahr) wird aus feiner deutshen Stadt gemeldet. Im Allgemeinen baben afute Ert- zündungen der Atbmungsorgane etwas weniger Sterbefälle veranlaßt ; dagegen zeigten Darmkatarrbe und Brecdurchfälle der Kinder nit selten eine Steigerung der dur sie bedingten Todesfälle, namentlich inBreslau, Königsberg, Müncen, Danzig, Pest und Paris. Die Theil- nabme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war im Allgemeinen eine etwas geringere als in der Vorwohe. Von je 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet in Berlin 54, in Mürcen 120 Säuglinge. Von den Infektionskraukheiten wurden Sterbefälle an Masern, Sarla und Diphtberie häufiger, an typhösen Fiebern, an Keuchhusten und an Podcken seltener zur Mittheilung gebradt. Todecfälle an Masern wurden aus Berlin, Wien und St. Peteréburg weniger, dagegen aus

amburg, Altona, Pest, Prag, London, Paris häufiger gemeldet. Ran Erkrankungen an Masern kamen aus Berlin, Hamburg, Wien, Pest, St. Petersburg, sowie aus den Regierungébezirken Düsseldorf, Wiesbaden, Stleëwig zablreid zur Anzeige. Das Sóarlachfieber hat in Wien, Prag, Paris, London etwas mebr, in St. Peterêburg weniger Opfer gefordert. Neue Erkrankungen baben in Berlin, Nürnberg und St. Petersburg etwas zu-, dagegen in Hamburg und Wien etwas abgénommen. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Hamkurg, Breëlau, München, Königsberg, Frankfurt a. M.,, Wien eine geringere, in Dreéden, London und Paris fast die gleiche, dagegen in Berlin, Nürnberg, Pest, Prag, Amsterdam, Kopenkagen, Ckristiania, St. Petersburg, Warschau eine etwas größere als in der vorbergegangenen Wowe; auch neue Erkrankungen wurden aus den meisten Vrten, aus deren Be- rihte vorliegen, in gesteigerter Zabl mitgetheilt. Dagegen baben Sterbefälle an Unterleibéstvvhus in Hamburg, Königsberg, Chemnitz, Paris, London, St. Petersburg abgenommen; au neue Erkrankungen wurden meist in geringerer, nur aus St. Peteréburg in vermehrter Zahl berihtet. An Fledcktyphus _famen aus Braunsckweig, Krakau, Warschau je 1, aus Prag d Todesfälle, aus Wien und aus dem Regierungsbezirk Marienwerder je 1 Er- franfung, ferner aus Prag auß 1 Todesfall an Db demisher Genickstarre zur Meldung. Rosfenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut gelangten fast allgemein seltener zur Behandlung. Der Keucbhusten bat in Berlin und London weniger, in Kopenhagen und Dublin mehr Sterbefälle veranlaßt; au neue Erkrankungen wurden auë Hamburg, Wien, Kopenhagen und Stockbolm etwas häufiger ge meldet. Einzelne Todesfälle an Pocken wurden aus Lemberg, Lon, mebhrfahe aus Wien, St. Peteréburg, Warschau und Paris ge- meldet, aus Prag 13. Erkrankungen kamen aus Breslau und aus dem Regierungébezirk Wiesbaden je 1, aus Berlin und Hannover je 2, aus Pest 6, aus St. Peteréburg 8, aus dem Negierungsbezirk Königsberg 9 zur Anzeige. : : S

Die anlifres Verhältnisse in Berlin blieken auc in dieser Berichtêwoche günstige und die Sterblichkeit eine kleine. Insbesondere famen Darmkatarrhe und Brechdurhfälle der Kinder Zeltener zum Vors&ein und führten auch weniger Todesfälle berbei. Der Antheil des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war ein fleinerer als in der Vorwohe. Aub akute Entzündungen der Athmungs- organe erfuhren eine weitere Abnahme. Das Vo-ckommen der Infektionskrankheiten blieb meist ein äbhnlides wie in der

orwoche. - Sehr beschränkt blieb die Zahl der gemeldeten rfranfungen an Unterleibstyphus ; auch Erkrankungen, an afern und Diphtherie, voa denen erstere in der diesseitigen Luisenstadt und in der Schéneberger Vorstadt die größte Verbreitung gewonnen baben, während leßtere in der Tempelhofer Vorstadt am ¡ablreichsten vorkamen, zeigten im Vergleih zur Vorwode feine Steigerung, nur Erkcankungen an Scharlach wurden etwas häufiger gemeldet. Erkrankungen im Wochenbett kamen 3, weitere Ér- krankungen an Podcken 2 zur Anzeige. Rosenartige Entzündungen des ellgewebes der Haut kamen ebenso wie Erkrankungen an Keuchhusten weniger zur ärztliben Behandlung. Rheumatishe Beschwerden der Mueékeln zeigten gleichfalls in ihrem Vorkommen im Vergleich zur orwote feine wesentliche Veränderung.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Von der Internationalen Wissenschaftlichen Biblio- thek ist der LXVI. Band erschienen. Derselbe enthält: „Die primitive Familie in ihrer Entstehung und Entwicke- lung“, dargestellt von Dr. phil. C. N. Starke, Privatdozent

hilosophie an der Unive1 sität zu Kopenhagen (Leipzig, F. A. Brobaus). Der Zweck vorliegender Arbeit ist, wie der Verfasser lagt: die primitive Familie zu erfennen und die Vorstellungen, auf welden sie gebaut ist, sowie die Keime sittliben Wachsthums, die sie entbält, nabzuweisen. Die Familie stebt aber innerhalb einer gröô- geren Gemeinschaft, von der sie beeinflußt wird, und so treibt die gestellte Arbeit den Verfasser jeden Augenblick über die engen enzen der Familie hinaus. Diesem Antriebe hat derfelbe, um fo weniger gern widerstanden, weil er nothgedrungen dieser Arbeit einen eorwiegend fritishen Charakter hat geben müssen. Die {on vor- handenen Theorien baben seiner Meinung nach insgesammt die Grenz- livie zwisden Familie und Clan weder erkannt noch eingebalten, und eine Kritik hat daber keine Wahl gebabt, sondern hat Da „zu bequemen müssen, jenen Theorien sich zu fügen, er Urze halter mußte sich der Autor entschließen, nur zum

| sôbnung

Behuf der Kritik auf jene Fragen einzugeben und sokald die Gelegenheit dazu \ich bot, immer wieder in die engere Babn ein- zulenken. Aus diesem Grunde erklärt si der etwas ungleich6mäßige Gang der Untersucbungen in dem Buch C. N. Starcke's. Jn der Ein- leitung beschäftigt sich der Verfasser mit folgenden Punkten: Die fomparative Methode. Das Material. Die Evolutions- _und die Degradationsbypothese. Ist ein gleichförmiger Anfangszustand ¡u finden? Anthropologie und Spratforihung. Der Plan der Untersuhungen. Ursprünglih fließende Grenze_ zwishen den In- stitutionen. Die Verwandtshaftêgruppe. Familie, Clan und Stamm. Das primitive Blutsband. Im ersten Abschnitt gebt er sodann auf die Verwandtschaftebestimmung ein und behandelt im ersten Kapitel Australien, im zweiten Amerika, im dritten Afrika, im vierten Asien, im fünften Polynesien, im sechsten die arischen Völker. Der zweite Abschnitt ist betitelt : Die primitive Familie. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit Vater und Kind, das zweite mit der Polvandrie, das dritte ift überschrieben : Levirat und Niyoga, das vierte: Brudererben und andere Beweise der Polyandrie, das fünfte: Nomenklaturen, das sechste: Erogamie und Endogamie, das siebente: Die Ebe und ihre Entwickelung, das achte: Die Familie, der Clan und der Stamm. Sch{luß. Dem Bu sind angefügt Anmerkungen und Belegstellen, ferner Tafeln zum Abschnitt : Die primitive Familie, Kapitel: Nomenklaturen, außerdem ein Büterverzeichnißi. Der Preis des gebefteten Bus beträgt 5 S, gebunden 6 M

Das preußische Staatsre{cht auf Grundlage des DeutstGen Staatsrechts, dargestellt von Dr. Hermann Sch{ulze, Großherzogli badisher Gebeimer Rath und Profeffor des Staatsrehts an der Universität Heidelberg, Erster Band. Zweite Auflage. Leipzig. Druck und Verlag von Breitkopf u. Härtel, 1888, gr 8 S. XU. u. 659, Seitdem die geschihtli® gewordene spe- zifishe Individualität des preußischen Staats bestimmend für ein neues Deutsches Reich geworden ist, kann das vreußiscbe Staatsrech@t nit obne das deutsche StaatéreckËt verstanden und begriFen werden. Aber au das heutige deute Staatére{t kann nur derjenige ver- steven, welcer die Eigentkümli&keiten und dessen historishe Entwickelung si klar gemadt bat. Diesen Zusammenkbang deutlich targelegt, den Rechtsgedanken und Grundzug von der deutshen Bestimmung des vreußishen Staats konsequent festgehalten, und einsi&têvoll _durch- geführt zu baben, ist ein Hauptverdienst des oben genannten Verfassers. Der wißenschaftlide Grundzug seines Werks wird dur den Zusatz des Titels „auf Grundlage des deutschen Staatsrechts* bezeichnet. Die erste wissenschaftlihe Erkenntniß der inneren Verfafsungs- und VerwaltuncEverbältnifse des größten deutsben Einzelstaats, welcher an die leitezde Sriße des neuen Deutschen Reichs trat, wird gewährt, Zur Dur{führung des sicheren Svstems waren zwei Gesichts- punkte maßgebend: zunähst die Auëêlegung und Fortbildung der Verfassungébestimmungen und organischen Gesege zum Ausbau der neuerdings in Preufen gewonnenen politischen und geistigen Freiheit, sfodarn die Skellung zum Deutschen Reibe. . Vorzugêweise als der deutsche Staat der Gegenwart wird der preußishe Staat angefeben, dessen Eigenart aber in einen Zusammenbang mit dem gesammten

Staatërecht Deutschlards gebra&t. Die weite Auflage tes auf un- ablässigen fortgeseßten Studien berubenden Werks, wel@es glei nad dem ersten Erscheinen im Jahre 1872 von kompetenten Stim- men als bedeutungsvoll begrüßt wurde, ist in den grundlegenden An- fchauvngen, im Geist und Charakter wesentli unverändert geblieben. Jedoch der einsibtig nnd umsihtig weiter strebende Verfasser hat es als eine gebotene Pflidt aber freilih au als mübevolle Arbeit gebalten, alle diejenigen Veränderungen und Fortschritte der preußischen Gesetzgebung genau zu berüdfidtigen, welche während der leßten Decennien auf dem Gebiet der Bebördenorganisation und der Selbstverwaltung ebenfo bedeutsam wie eins{chneidend geworden sind. Der Verfasser vereinigt in sich die bei cinem Striftsteller des Staatsrechts felten vorhandenen zwei Eigenschaften: die eines Theoretikers und Praftikers. Als Rechts- lehrer hat er dur bedeutende Arbeiten auf dem Gebiet des deutschen Staatsrechts und der deutschen Rehtêgeshichte sh längst bochverdient gemacht; als Kronsvyndikus und Mitglied des preußisc{en Herrenbauses nahm er unmittelbar an der neueren Gesetzgebung Theil. Nah der Einleitung über öfentlies und Privatrecht wird in dem ersten Buch die staatsrechtilihe Genesis besprochen. Hier ist eire ebenso lebenë- volle als treue Geschichte von der Entstehung, Entwicke!ung und Ausbildung der preußisGen Monartdie bis zur Gegenwart gegeben, In dem zweiten Buh, „der Staat der Gegen- wart“, beißt es über die staatsrehtlihe Individualität des preußischen Staats: „Die preußische Staatsentwickelung ist von jeber eine emin:nt monarciie gewesen, der preußische Staat ist die Schöpfung seiner Herrscher. Das Königthum, welches den preußischen Staat gesckafen, bat au, stcts in Festkaltung des wahren Begriffs der Monarcie, die ge’ammte Staatsgewalt in sich _vereinigt.* (S. 142.) Von ter konservativen und patriotishen Gesinnung des Verfassers zeugt das (S. 146 und 162) auêgesprohene Urtbeil: „Ju tiefer Erfafsung unserer nationalen Rectêgedanken, in Verwerthung der reihlid vorhandenen lebensfräftigen Elemente unseres Volkzlebens wird Preußen si zu einem echt deutschen Verfassungéstaat erheben, in welchem das größte staatêérechtlide Problem: die Verbindung eines starken Königthums mit einer frâftigen Volksvertretunz, die Ver- s staatli®er Ordnung und _individueller Sreibeit in möglich# vollfommener Weise gelöst ift. Der preußische Monar ist eine lebendige Herrscerpersönli&keit mit eigener Ueber- zeugung und Selbsttestimmung, welche niHt bloß formell, sondern reell zu entsbeiden, anzuregen und einzugreifen hat, wo es noth thut. as dritte Kapitel handelt von den Staatsbürgern als organischen Gliedern des Staats mit bestimmten Funktionen und selbständiger Berechtigung, das vierte Kapitel bespriht die Körper der Selbst- verwaltung oder die Kommunalverbände. Im fünften Kapitel über die Volksvertretung wird (S. 597) in einem längeren Abschnitt der Redefreibeit gedaht; der am Sóluß hinzugefügte Zusatz (S. 603), „geschrieben 1872“, beweist, daß die damalige Ansicht grundsäßglih aufrecht erbalten ist. wonach eine Bestrafung des Mißbrauchs der geseßlich bewilligten Redefrerheit ledigli durch die Disziplin des Hauses für ungenügend zu eraten Ut, Die Bedeutung des Werks ift übrigens bereits auch im „Auslande anerfannt. In Italien hat der Rechtsgelehrte Dr. Atilles Gennari zu Pavia eine Uebersetzung in die Landeësprache bewerkstelligt ; in Japan baben ¿wei Lehrer der akademischen Hohshule zu Tokio das Werk gleich- falls zur genaueren Kenntnißnahme der preußischen Einrichtungen überseßt. Der Verfasser hat die neue Auflage „dem babnbrecenden Vorkämpfer der Selbstverwaltung und Verwaltungsgeri(tsbarkeit in Preußen und Deutschland Herrn Dr. Rudolf Gneist in freundschaft- liher Verehrung gewidmet*, Der zweite Band ist bereits im Druck begriffen und wird dem ersten bald nachfolgen. i: | i

Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich mit den dazu ergangenen Entscheidungen des Reichégerits und den ein- \{lagenden reihêrechtlihen Bestimmungen, nebft einem das Gerihts- verfassung2gesez und die Kostengescte enthaltenden Anhange, bearbeitet von W. Peters, Landgerichts-Rath. Verlag von H. W. Müller in Berlin. Außer zablreihen Anmerkungen, welche den „Inneren Zu- sammenhang der Civilprozeßordnung und deren Verhältniß zu andern Reichsgeseßen betreffen, bietet tiese Au8gabe vorzugêweise die Ent- scheidungen des Reichsgerichts und zwar kurz, aber doch mit der zum leihteren Verständniß erforderlihen Vollständigkeit ; _die einzelnen Prâjudifate sind, soweit dies mögli§ war, systematis aneinander gereiht und stellenweise ist au die Begründung angedeutet. Das Werken ift geeignet, dem Praftiker zu dienen, wird aber auch dem angehenden Juristen als Lehrmittel niht unwillkommen sein.

Im Verlage der Shulze'schen Hofbuchhandlung, Oldenburg, erschien soeben das: „Hof- und Staatshandbuch des Groß- herzogthums Oldenburg für 1888“ Der Preis desselben stellt si auf 1,30 M

Gewerbe und Handel.

Der Verein Deutscher Eisen- und Stahl - Industrieller hat au in diesem Iahre über die Lobnverbältnisse und über die finanziellen Resultate der Aktien-Gesellschaften eine

Gnauete veranstaltet, Bis Mitte Avril waren die Antworten von 205 (vorwiegend großen) Eisenbüttenfirmen, Gießereien und Ma- \{inenbau - Anstalten (darunter 88 Aktiengesellschaften) aus allen Theilen des Reihs eingegangen. Im Januar 1887 be- schäftigten diese 205 Werke 138 695 Arbeiter mit 9181870 M Monatslohn, ‘im Januar 1888 dagegen 147 051 Arbeiter mit 10259 518 A Monatslobn. Demnah waren die Zahl der Arbeiter um 8356 (6,2%), die Gesammtlöhne pro Monat um 1077 648 A (11,7 %/0) gestiegen. Im Januar 1887 verdiente durschnittlich (also mit Eins{luß der jüngeren und geringer bezahlten Arbeits- kräfte) 1 Arbeiter monatli 66,20 A, im Januar 1888 dagegen 69,67 A Für die 12 Monate des Jahres berechnet, würde sich ein Mehrverdienst des Arbeiters von 42,84 und für die 205 Werke, die nur erft einen wenn auch sebr ansebnliSen Theil der deutschen Eisenindustrie repräsentiren, eine Steigerung an Lobnzablungen um die bedeutende Summe vo 12931 776 M annehmen laffen. Die obengenannten 88 Aftiengesell- {aften erzielten laut ihrer veröffentlichten Bilanzen im Ges{äfts- jahr 1886, bez. 1885/86 mit 333 047 492 Á Aktienkapital „einen Ge- sammtübershuß von 8345818 “A = 2,51 %, im legten Geschäftsjahr 1887, bez. 1886/87 dagegen mit 335 159 392 Aktienkapital einen Uebers&uß von 14450 65 ÆAÆ = 4,29 o, demnaH einen Mebrertrag von 1,78 9% ibrer Aktienkapitalien. Außer den Löhnen wurden an geseßlichen Leistungen zu Gunsten der Arbeiter (Krankenkassen, Unfall-Berufs- genof\ensaften, Haftpflicht 2c.) von den 205 Werken in 1887 2 340 893 A (15,92 e pro 1 Arbeiter) gezablt. An freiwilligen Leistungen (Invaliden- und Pensionsfkaïsen, Versorgung der Wittwen und Waisen, Arbeiterwobnunaen, Kost- und Logirbäuser, Konsum- vereine, Scbulen, Bibliotheken, Bildungë-, Erbolungs- und _ge- sellige Zwecke 2c. 2c.) zahlten 159 Werke der Eisenindustrie und des Mascinenbaues in 1887 2511 876 4 (18,52 M pro 1 Ar- beiter). Für die AktienaesellsGaften bereEnen H die Leistungen für derartige Woblfahrtszwecke zu mekr als i der an die Aftionäre gezablten Gesammtdividenden; bei den im Privatbesiß befindlicen Werken, deren Kapitalrenten nit bekannt sind, dürften diese Leistun- gen einen glei boben Antbeil von der Berzinsung des Anlage- und Betriebskapitals darstellen. S Dem Geschäftsberiht der Bau; esellschaft Bellevue für die Zeit vom 1. Januar 1887 bis 31. De:ember 1887 entnebmen wir: Der Verkauf von Terrains konnte in 1857 den Um- fang des vorangegangenen Jahres nit erreiben : Lie Nasfrage war besonders in den ersten Monaten eine geringere, welche Erscheinung jedoch in den derzeitigen politis{ben Verbältniften und besonders in der durch die damals in Auësicht stehende neue Bauordnung geschafenen Unsiherbeit ihre volle Erklärung findet. Gegen Ende des Jahres besserte si dagegen die Konjunktur, so das die Ge» sellschaft immerhin noch mit einem das Fabr 1885 über- treffenden Gesammtverkauf von 964,77 Qu.-Rutben = 13 698 qm laut vorliegender Spezifikation abschließen fonnte und fast dur- gängig zu böberen Preisen, als soldbe in den früberen Iabren erzielt worden sind, Von dem verkauften Terrain gelangten einige Parzellen no in 1887 zur Bebauung wäbrend dieselbe für einen weiteren Theil demnätst in Angriff genommen werden wird, so daß die Bautbätigkeit auf den Belleoue-Terrains beständig rege bleibt. Waäbrend des öjährigen Bestehens der Bauge!ellichaft Bellevue, welche mit einem Terrainbestand von 89334 qm = 6228,08 Ou -Rutben in Ation trat, wurden verkauft: in 1883 3131 am, in 1884 7728 qm, in 1885 12713 qm, in 1886 31793 qm, in 1587 13698 qm. Der Besiß der Baugesell?{aft Bellevue, ein]{ließlich der für eigene Rechnung mit 4 Häusern bebauten 115,40 Qu -Rutben = 1636 qm, belief fi demna ver 1. Januar 1857 auf 33 969 qm = 2394,30 Qu.-Rutben, davon wurden verkauft in 1887 13698 qm = 964,77 Qu.-Rutben, so daß die Gesellschaft in das Fabr 1583 mit einem Restbesiß von 20 271/18 635 qm = 1429,53/1314,13 Qu.-Rutben einge- treten ist. Von den für fremde Rechnung verwalteten Terrains im Bellevue- Viertel sind 120 Qu -Rutben an der Flenëburger Straße verkauft. Ein größerer Umsaß war für die von der Gesellschaft vertretenen Interessenten nickt zu erreihen, da dieselben in der Mebrzabl in der ni&t unbere{- tigten Annahme, daß ibr Besiz si nur stetig verbessern kann, ihre Limite erbebli und biéber noch unerrei{bar erhöht haben. Die in der außerordentlißen Generalversammlung vom 27, Januar 1886 beschloffene Kapitalreduktion um 1350009 auf 1 800 000 A ist in 1887 ganz durbgeführt, während die folgende in der außer- ordentliwen Generalversammlung vom 286, Februar 1887 be- schlossene weitere Reduktion um 1000009 e auf 800 000 jest nach Ablauf des Sperrjahres (am 2. April 1888) nur in Höbe von 800000 # vorgenommen werden wird, fo _daß das Aktienkapital sich in Zukunft auf eine Million Mark beziffe wird. Von einer weiteren Herabseßung des Kapitals soll abgesehen werden und die der Gesellschaft aus den Verkäufen ihres Restterrains zufließenden Mittel als Betriebskapiral für die Abtbeilung für Hvvothekenverkehr und Grundeigentbumsverwaltung belassen werden, Die seit Langem erwartete Pferdebahnverbindung des neuen Stadt- theils mit dem Westen Berlins ift auch in 1887 bedauerliherweise noch nicht hergestellt, doG scheint begründete Hoffnung vorhanden, daß wenigstens in 1888 mit dem Bau der Bahn begonnen werden wird, da alle Vorbedingungen bis auf die Abtretung eines unerbeblien Terrainstreifens vom Park Bellevue zur Regulirung der Brüten- Allee erfüllt sein follen und man auch dieses [ette Hinderniß dur eine Immediat-Ein- gabe der Anwobner an Se. Majestät den Kaiser demnäst zu über- winden bot. Die in dem lezten Rehenshzftsberibt in Auësi&t ges nommene Erweiterung dcs GesGäftsbetriebes der Baugesellschaft Bellevue, welche in der aufßerordentlihen Generalversammlung am 26. Februar 1887 zum Beschluß erhoben worden it, hat G bisher als eine glücklidb getroffene Maknabme bewäbrt. Das Resultat des ersten Gef äftsjahres dieser neuen Abtbei» lung fann als ein befriedigeades bezeichnet werden. Es wurden durch dieselbe Hyvotbeken im Gesammtbetrage von annäbernd 11 100 000 #, ferner der Anfauf und Verkauf manE&er größerer und fleinerer bebauter und unbebauter Grundstüte vermittelt Außer- dem wurde eine größere Anzabl von Hvpotbek-Lombard-Gesbäften durch die Gesellsbaft ges{lofen. Schließlich war die Abtheilung mit der Ver- waltung mehrerer größerer Terrainbesige beschäftigt und bleibt dieselbe mit der Abwickelung verschiedener Grund'tücks-Konsortialge\Häfte betraut. Vom rhbeinisch-westfältsdben Metallmarkt berihtet die „Rheinish-Westf. Ztg.*: Die Haltung des rbeinis§-weitfälischen Eisenmarktes ist, wenngleih das GesHäft au in einzelnen Artikeln etwas stiller geworden, doch im Allgemeinen eine feste. Im Sieger- lande und im Naffauisben hat der lebhafte Betrieb der Gruben in demselben Maße wie bisber angehalten; die Preise baben d ziemli gut bebauptet und ift die Natfrage eine anbaltend lebhafte; Eisen- steine sind durbweg immer noh sehr knavv. Rober Spateisenstein wird 9,50—10 Æ per Tonne notirt; gerösteter Spa: eisenstein 13 bis 13,50 ; Braunreisenstein 10—10,20 4, Glanzzisenstein 10,20 bis 10,50 Æ# Auch Luxemburger Erze sind noch immer lebhafter gefragt, man notirt für rothe Minette 3,20, für gelbe Minaette 3,50 und für graue 3,60 # Das Rohbeisengeshäft bat seit dem lexten Berichte în seinem bisberigen Umfange erbalten. Spiegel» eisen ist in Absaß und Natfrage unverändert geblieben, do hat tie leßtere eber etwas zue als abgenommen. Der Verband der Sieger- länder Spiegeleisendarsteller resp. die gemeinsame Verkaufsstelle ift, wie bereits mitgetheilt, auf weitere 3 Iabre verlängert worden. Man notirt für 10—12% manganbaltizge Sorten 58 AÆA In Puddel- roheisen bat die Nachfrage in letzter Zeit etwas natbgelaïen, doG baben si die Preise bisber gehalten. Aufträge sind bis Ende August bekannt geworden. Die Lagervorräâtbe sind meist nibt nennenêwertb, außerdem veranlaßt die bevorstehende Inventur viele Werke, ihre Bezüge vorläufig zu sistiren. Man notirt für Qualitätspuddelrob- eisen 590—51,50 und 52 4, für weißes Stableisen wird im Sieger- lande 50 # notirt. In Gießereirobeisen bat der biéberige ziemlih lebhafte Bezug bei festen Preisen angebalten. Ueber Bessemereisen und Thomaseisen ist nihts wesentli Neues zu berihten. Letteres findet im Allgemeinen s\Hlankeren Absatz als