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Das s beshloß einstimmig die Annahme dieses Ent- wurfs A RLE das Präsidium, a Adresse Sr. Majestät dem Kaiser und König zu O :
Der Präsident theilte hierauf mit, daß Seitens des Rektors und Senats der Technishen Hochshule zu einer Gedächtnißfeier für weiland Kaiser FriedrihIIL. Einladungen und Einlaßkarten für das Hau® “eingegangen seien, und verlas sodann ein Schreiben des ?Königlihen Staats- Ministeriums, in welchem dasselbe das Haus zu einer gemein- samen Sélußsizung der beiden Häuser des Landtages um 1 Uhr in den E des Abgeordnetenhauses einladet. Der Präsident fügte dieser Verlesung hinzu: Meine Herren! Da somit unsere Thätigkeit beendet ist, fo \chließe ih unsere heu- tige Sizung mit dem altgewohnten Ruf: Se. Majestät unser Allergnädigster Kaiser und König Wil- helm II. Er lebe hoch! hoh! hoh! ;
Die Anwesenden erhoben sich und stimmten mit erhobener Rechten lebhaft dreimal in diesen Ruf ein.
Schlüß der Sißzung 111/, Uhr.
— Jn der heutigen (2.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Staats-Minister von Boetticher beiwohnte, theilte der Präsident von Köller zunähst mit, daß Seitens des Präsidenten des Herrenhauses ein Schreiben, be- treffend die Konstituirung des keßteren, Fiugegangeit sei.
Darauf verlas der Schriftführer, Abg. Jmwalle, den Entwurf der Adresse; derselbé lautet:
Allerdurchlaucchtigster, Großmächtigster Kaiser und König, Allergnädigster Kaiser, König und Herr!
Mit Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät betrauert das preußishe Volk in tiefem Shmerz den Heimgang seines nach {weren Leiden in Gott ruhenden Kaisers und Königs. Ihm war es nit vergönnt, Seine hocherzigen, auf das Wohl des Landes gerichteten Absihten zu verwirklichen; die herzlihe Liebe und Bewunderung Seines Vclkes aber hat Er in vollem Maße crworben dur die ruhmvolle' Mitwirkung an der Herstellung der nationalen Einheit, dur Seinen Heldenmuth im s{wersten Leiden, durch Seine unwandel- bare Pflichttreue bis zur leßten Stunde und vor Allem dur die vertrauensvolle Liebe, die Er selb Seinem Volke entgegenbrachte.
Ew. Majestät haben das eidliche Gelöbniß abzulegen geruht, die Verfassung zu halten, und die Zusicherung ertheilt, die Geseßze und die Rechte der Volksvertretung ahten und hüten, die ver- fafsungsmäßigen Rechte der Krone wahren und ausüben zu wollen. Mit Dank nimmt die Landesvertretung dieses fürstlihe Wort ent- gegen; einig mit Ew. Majestät in der Anerkennung der Nothwendig- keit, die Rechte der Krone gewissenhaft zu wahren und die Rechte des Volkes und feiner Vertretung ungeschmälert zu erhalten.
Ew. Maiestät Entschluß, den Bahnen zu folgen, welche der Be- gründer der Deutschen Einheit Kaiser Wilhelm I. und der in Gott ruhende Kaiser Friedrich 111. ihrer Politik im Reih wie in Preußen vorgezeihnet haben, ift des Dankes und der freudigen Zustimmung aler Premien sicher. : l
. Majestät Zusicherung, nah den bewährten Grundsäßen des Erlauchten Hauses der Hohenzollern die freie Ausübung aller religiösen Bekenntnisse \{Üüten zu wollen, findet in unseren Herzen lauten Wiederhall. C : — :
Daß Ew. Majestät Bemühungen, den religiösen Frieden zu er- Falten, von Erfolg sein werden, hoffen auch wir. -
Dankbar / ertennt in Ew. Majestät Worten das preußis{e Volk die sihere Gewähr für die Erhaltung, Befestigung und Ausgestaltung der Selbstverwaltung. f
Wie Ew. Majestät, ist auch die Landesvertretung von dem Be- streben erfüllt, unter Aufrechterhaltung der bewähzen Grundsäße altpreußifher Finanzpolitik eîne noch gerechtere Vertheilung der Steuern und eine Erleichterung der Gemeindelasten herbeizuführen.
Mit Ew. Majestät erkennen wir în dem auf gegenfeitiges Ver- trauen 'gegründéten Zusammenwitken der Regierung mit der Landes- vertretung im Dienst des: Vaterlandes die sichere Gewähr für die Förderung der Wohlfahrt des Landes. Ew. Majestät danken wir und dankt mit uns das preußische Volk, daß Allerhêchstdieselben Gerechtigkeit und Pflichtgefühl zum Leitstern Ihres Regiments erforen haben. Wie Friedrih der Große durch das von Ew. Majestät erneute hohberzige Wort seine völlige Hingabe an die Pflicht, sein Volk und das Vaterland bezeugte, fo hat ihm au das preußische Volk in höchster Gefahr, in tiefstem Leid, unter {weren Opfern die Treue gehalten. Wir geloben Ew. Majestät, die Treue zu bewahren, die Preußens Volk seinen Herrschern in guten und bösen Tagen gehalten hat. i
In tiefster Ehrfurcht ersterben wir als
Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät alleruntertbänigstes, treu gehorsamstes Haus der Abgeordneten.
Die Adresse wurde ohne Debatte einstimmig angenommen und das Präsidium beauftragt, dieselbe Sr. Majestät dem König zu überreichen. Außerdem wurde das Präsidium beauftragt, K hrer Majestät derKaiserin undKönigin,
hrer Majestät der Kaiserin und Königin Victoria und hrer Majestät der ‘Kaiserin und Königin Augusta die ege des Hauses auszudrücken. Damit war die Tages- rdnung ershöpft. _
Mit einem dreifahen Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Anwesenden dreimal begeistert einstimmten , {loß Präsident von Köller um 111/; Uhr die Sißung.
— S una der vereinigten beiden Häuser des Landtages. erselben wohnten der Minister der öffentlichen Arbeiten, von. Maybach, der Minister für Land- wirthschaft 2c., Dr. Freiherr von Lucius, der Justiz-Minister Dr. von Friedberg, der Staats-Minister von Boetticher, der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, der A Dr, von Scholz, und der Staats-Minister Graf von Bismarck-Schönhausen bei.
Der Präsident des Herrenhauses, Herzog von Ratibor:
2 eröffne die Sizung. Auf Grund der Vereinbarung beider
räsidenten des Landtages übernehme ih den Vorsig und ernenne zu Schriftführern die. Herren Theune und Dietze und die Abgg. von Detten und Barth. Der Staats-Minister von Maybach hat das Wort.
Staats-Minister und Minister der öffentlihen Arbeiten, von Maybah: Jch habe der hohen Versammlung eine Aller- höchste Botschaft mitzutheilen. (Die Anwesenden erheben sich.) Sie lautet:
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c., haben auf Grund des Artikels 77 der Verfafsungsurkunde vom 31. Januar 1850 Unseren Staats-Minister von Maybach beauftragt, die gegenwärtige Sizung der beiden Häuser des Landtages Unserer Monarchie am 28. Juni d. J. in Unserem Namen zu \{ließen.
Gegeben Berlin, 26. Juni 1888.
gez. Wilhelm. Gegengez. vom Staats-Ministerium.
_ Jm Allerhölsten Auftrage Sr, Majestät des Kaisers und Königs alte id den Ländtag deë Monarchie für geshlos}sen.
Der Präsident, von Ratibor: Se. Majestät der Kaiser, unser Allergnädigster König und Gerke Er lebe E und Aohmals hoh! und immer G (Die Anwesenden stimmten dreimal begeistert in den Hoch-
ruf ein. Stub 1 Uhr 10 Minuten.
— (N. A. Z.) Bei dem gestern Vormittag 113/, Uhr erfolgten Empfang des Ga taca Mr asidiums bur Se. Maje tät den Kaiser geruhten Allerhöhstderselbe zunächst die Adresse des Reichstages aus den Händen des Präsidenten entgegen- zunehmen. Sodann bemerkte Se. Majestät, daß er der denk- würdigen Sißung des Reichstages vom 6. Februar beige- wohnt und als Erster dem Hochseligen Kaiser Wilhelm über die Beschlüsse des Reichstages hinsichtlich des Tehrgefeges Bericht erstattet habe. Bei dieser Nachricht sei ihm der Kaiser um den Hals gefallen und so erfreut gewesen, daß er an jenem Tage immer von Neuem das Gespräh auf die Beschlüsse des Reichstages gelenkt habe. Se. Majestät bemerkte dann weiter, daß es den Mitgliedern des Reichstages gewiß Freude machen würde, dies zu hören. Er beauftrage daher den Prä- sidenten, möglichst vielen Reichstags - Mitgliedern hiervon Kenntniß #8 geben. Inzwischen war die Zeit für die Eröff- nung des Landtages herangekommen. Das Präsidium wurde darauf von Sr. Majestät huldvoll entlassen.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich [NjGe Geheime Regierungs-Rath Böttcher, ist hier an- gekommen.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich württembergisher Präsident des Staats - Ministeriums Dr. Freiherr von Mittnacht, Herzoglich sahsen-coburg-gothaischer Staats-Minister Dr. von Bonin, erzog anhaltischer Staats-Minister von Krosigk und Fürstlich \{hwarzburg- rudolstädtisher Staats-Minister von Star ck sind von Berlin wieder abgereist.
Sachsen. Dresden, 27. Juni. (W. T. B.) Die Huldigung, welche heute Abend dem König im Schloß Pillnig anläßlih seiner Theilnahme an der Eröff- nung des Reichstages dargebraht wurde, verlief äußerst glänzend. Viele Dresdener Korporationen, Gesang-, Militär- und die Polyteclniker-:Vereine, sowie die Schüler der Thierarzneishule u. A. nahmen an dem Festzuge Theil. Ober- Bürgermeister Dr. Stübel hielt eine Ansprahe, in welcher er der Trauer der leßten. Monate gedahte und gleichzeitig seiner Freude darüber Ausdruck gab, daß Se. Majestät der Kaiser jegt verkündet habe, die gleihen Wege wandeln zu wollen, wie der Begründer des Reichs. „Wir begrüßen es jubelnd“, s{hloß der Redner, „daß Ew. Majestät nach wie vor in unerschütterliher Treue zu Kaiser und Reih Jhren Sawhsen vorangehen wollen und daß Ew. Acne mit Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm IT.- niht nur durch die über- nommenen Pflichten, sondern auch dur innigste Freundschaft verbunden sind.“ Der Redner {loß mit einem enthusiastish aufgenommenen Hoch auf den König. Letzterer spra den Vertretern der Residenz seinen Dank für die ihm dargebrahte Huldigung aus, dieselbe habe ihm große Freude bereitet, da sie zeige, daß die Bürger seiner Residenz dem Schritt, den ex. - als König seines Landes zu thun für Pflicht hielt, völlig ¿ mten. Hierauf {loß die Feier mit einem allgemeinen Ge}ang.
__ Württemberg. Stuttgart, 26. Juni. (Staats-Anz. für Württemberg.) Der König, welher mit Rücksicht auf den Zustand seiner Gesundheit auf die persönliche Theilnahme an der gestrigen O verzichten mußte und sih daher durch den Prinzen Wilhelm “dabei vertreten ließ, hat nah Empfang des Wortlauts der Kaiserlihen Thronrede nalstehendes Telegramm an Se. Majestät den Deutschen Kaiser gerichtet.
«Unter dem tiefen Eindruck der edlen Bestrebungen, die Du in der Thronrede ausgesprochen, sende Ich Dir meine treuesten Grüße. Gott segne Deine Regierung !“
Darauf traf folgende Antwort Sr. Majestät des Kaisers ein:
eHerzlihen innigen Dank für Deine treuen Wünsche, die Ih von Herzen innigst erwidere!“
, Vaden. Baden-Baden, 26. Juni. (Schw. Merk. Die A chakda von Hohenzollern ist hier zum Kurgebrau angekommen und im Palais Hamilton abgestiegen.
Hessen. Darmstadt, 27. Juni. (Darmst. Ztg.) Der Großherzog ist mit dem Erbgroßherzog heute Vor- mittag nah halb 8 Uhr von Potsdam hierher zurückgekehrt. Allerhöchstdieselben wurden am Bahnhof von den Prikjén Heinrih und Wilhelm empfangen. Heute Nachmittag begiebt fh der Großherzog wieder nah Hoflager Seeheim.
Medcklenburg-Schwerin. Ludwigslust, 26. Juni. („Mecklb. Nachr. “) P Abend 5 Uhr trafen hier die Gro ß- herzogin Anastasia und die Großherzogin-Mutter ae G 1 8 Uhr erfolgte die Ankunft des Großherzogs aus Berlin.
Meck&lenburg-Streliz. Neustreliß, 26. Juni. (Meckl. Nahr.) Die Erbgroßherzoglichen Herrschaften sind gestern Abends aus Schloß Wörliß wieder in die Residenz zurückgekehrt.
_ Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 27. Juni. (W. T. B.) Die Herzogin von Edinburg ist zu längerem Aufenthalt hier eingetroffen.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 26. Juni. (Wien. Abd.-P.)
Die Sesfion der Delegationen geht ihrem Abschlusse ent-
gegen. Heute hielt die Reichsraths-Delegation eine Paras, auf deren Tagesordnung sih u. A. der außer- ordentlihe Rüstungskredit von 47 Millionen befand.
— 27. Juni. (W. T. B.) Der Kassationshof ver- warf nah einer einstündigen Beratung den von dem Ab- ret Schoenerer gegen das Urtheil erhobenen
‘inspruch.
__— 28. Juni. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ be- eihnet die preußische Thronrede als ebenso bedeut- T wie glücckverheißend; sie biete durhaus den Beweis einer Ein und erleuchteten Auffaffung der erhabenen Mission. Friedrih's des Großen Aus- \pruch, wiederholt aus Kaiserlihem Munde, war das
eudigste Wort, welches die Nation vernehmen konnte. —
ie „Presse“ sieht in einer eventuell bevorstehenden Begeg-
nung des Kaisers Wilhelm mit dem Kaiser Alexander eine hochbedeutsame praktishe Bethätigung der ernsten Friedens- politik Deutschlands.
Die „Wiener Zeitung“ meldet die Ernennung des Lega ionr-DU Freiherrn von Biegeleben zum außer- ordentlichen Gesandten fürSiam, China und Japan.
_Pest, 27. Juni. E T. B.) Der General-Quartier: meister Graf Waldersee ist heute nah Wien gereist.
vi der ungarishen Delegation verliest der Präsident eine Zuschrift des Minister-Präsidenten, in welcher mitgetheilt wird, daß Se. Majestät der Kaiser Wilhelm für die anläßlich des Hinscheidens des Kaisers Friedrich ausgesprochenen Beileidskundgebungen der ungarischen Delegation seinen Dank aussprehe. Der Präsident erklärt, die Delegation werde diese von besonderer internationaler Courtoisie zeugende Huld des Kaisers Wilhelm als einen neuen Beweis der zwischen Deutschland und ODesterreih-Ungarn bestehenden herzlichen Beziehungen der innigen Freundschaft und Allianz mit der ania tiefen Verehrung und Würdigung zur Kenntniß nehmen.
__ Die Delegation votirte einstimmig den außerordent: lihen Heereskredit von47 Millionen. Ry Apponyi be- tonte, angesihts der ungewissen europäischen Lage biete das Frie: densbündniß - wohl eine feste Schußwehr, besonders nah der deutschen - Thronrede, welhe in Ungarn die leb: pat und freudigste Aufnahme gefunden hätte. Allein
ierdurch werde man nicht der Pflicht enthoben, die eigenen Kräfte zu entwickeln. „Wünsche Ungarn eine energische aus- wärtige Politik, so dürfe es der Kriegsverwaltung ie Mittel troy der Finanzlage nicht vorenthalten. Jn der gegenwärtigen Stellung bedeute Entschiedenheit Frieden, Schwäche und Nachgiebigkeit sicheren Krieg.“ Minister - Präsident Tisza
stimmte dem Vorredner zu. Sehr richtig sei E :
daß der feierlihe Ton der Thronrede des- Kaisers Wilhelm Ungarn nicht der Pflicht enthebe, für die Hebung seiner Kraft zu sorgen. Er sei überzeugt, daß er auf Grund genauer, gründlihster Kenntniß der öffentlihen Meinung Ungarns erklären könne, daß die Aeußerungen des Deutschen Kaisers seit seiner Thronbesteigung vollkommen geeignet waren, Anhänglichkeit und Vertrauen gegenüber dem Bündniß, Verehrung für den Herrscher und für den leitenden Staatsmann des verbündeten Staats, in dem allgemeinen Gefühl der un- garishen Nation nur noch mehr zu steigern.
Großbritannien und Jrland. London, 27. Juni. (W. T. B.) Das Ten lehnte in zweiter Lesung die Bill, betreffend den Bau eines Kanaltunnels, mit 307 gegen 165 Stimmen ab, nachdem die Regierung dieselbe bekämpft hatte. Jm Lauf der Debatte erklärte der Präsident des Handelsamts, Hicks-Beach, daß die insularishePosition Englands eine der besten Garantien des Friedens sei. Kriegschancen zwishen Nationen würden durch bessere Ver: kehrsmittel niht vermindert. Die Beziehungen Englands zu Frankrei seien freundschaftlihe. Er hoffe und wünsche nit die Kalamität eines Krieges mit Frankreih, man könne aber und dürfe die Möglichkeit einer solchen Kalamität bei der Behandlung der Tunnelfrage nicht übersehen. Wenn Gladstone jeßt die Bill unterstüze, so sei es fraglich, ob die Verhältwisse seit 1884, wo Gladstone diesen Tunnelbau bekämpft habe, sih verändert hätten. Vielleicht seien die Ge- rüchte von einem bevorstehenden Kriege jeßt nicht so berechtigt wie 1884, aber die Ursachen eines großen festländischen Krieges seien jegt ebenso vorherrshend wie damals. Die inneren Zustände Frankreihs seien jeßt weniger stabil als 1884, ebenso sei die Ungewißheit hinsihtlih Frankreicht politisher Zukunft gegenwärtig größer als zu jener Zeit. Auch scheine der Zeitpunkt“ niht mehr geeignet, um die in England herrschende Besorgniß über seine eigene Sicherheit dadur zu erhöhen, daß dem möglichen Feinde ein Angriffs: thor geöffnet werde.
— 28. Juni. (W. T. B.) Die Königin empfing gestern in dem Schlosse Windjor den General-Adjutanten von Winterfeld, welher die Thronbesteigung Sr. A aa des Kaisers Wilhelm anzeigte, ebenso den deutshen Botschafter Grafen Haßfeldt, welcher sein neuet Beglaubigungsschreiben als Botschafter Sr. Majestät deé Kaisers Wilhelm überreichte.
_ Frankrei. Paris, 26. Juni. (Fr. C.) Der Senat sezte gestern die Bera!hung des Rekrutirungsgeseße® fort und gelangte bis Art. 23. Es wurde u. A. ein Amende ment verworfen, welches beantragte, das Minimalmaß vor 154 m für die Rekruten aufzuheben. Auf der Tagesordnung der Deputirtenkammer stand die - zweite Lesung deë Gesegentwurfs, betreffend die Verantwortung für die den Arbeitern bei ihrer Pa gverri tung zustoßenden Unfälle. “Der Conseil-Präsident Floquet griff in die Verhandlun ein, um darzulegen, daß die Regierung in drei Punkten von der Auffassung des Ausschusses abweihhte. Sie wünschte: 1) daß die Ent: shädigungen sich auf die Großindustrie beshränkten, 2) daf die verschiedenen Tarife statt von den Gerichten, von den: Gesey bestimmt würden, und 3) daß die Unfallversicherung nicht fafkuitativ, sondern L lDatorils wäre. Da éé aber, so fügte er hinzu, niht möglich gewesen sei, si mit dem Aus\{huß zu einigen, l pa é sih die Regierung in dessen Vorschläge ergeben. Bi d Freppel stimmte mi! der Regierung darin überein, daß die Arbeiter angehaltet werden sollten, sih an den Unfallversicherungen zu betheiligen, damit die Arbeitgeber niht allein für ihre Lässigkeit oder ihren bösen Willen zu büßen hätten.
Die Landwirthschaftliche Vereinigung der Kam- mer hat sih heute unter dem orsige des früheren Aerbau: Ministers Gomot für den Antrag Lamberterie, betreffend dit Begünstigung des einheimishen Tabackbaues, für die Erri tung von E und für Ausdehnung déé nok eingehen oggenzolles auf Roggenmehl ausgt: prochen, und_ zwar betrachtet die Gruppe einen Zoll von 2,50 Fr. auf Roggenmehl als angemessene Ergänzung des au! Roggen gelegten Zolles von 4 Fr.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. Zun. W. T. B.) Die gestern erfolgte Abreise des Grob ürsten Wladimir nah dem Wilnaer, Warschauer und osfauer Militärbezirk hat nah offizieller Mittheilung d! Besichtigung einiger Truppentheile und Festunge!" zum Zweck; dem Großfürsten ist sein Generalstabshef Bobrilow zukommandirt. Mit dem Großfürsten begiebt sich der Con mandeur des Garde-Corps, Prinz Alexander von Oldenburs nah Warschau?
Tautet :
— 28. Juni. (W. T. B.) General von Pape be- sichtigte gestern das Militärlager von Kraßnoe-Selo.
Jtalien. Rom, 28. Juni. (W. T. B.) Dem _„Popolo. Romano“ zufolge wird fi der italienishe Konsul Cecchi in Aden sofort nah Empfang der ihm zugesandten Jnstruktionen in außerordentlicher Mission nah Zanzibar begeben.
Schweiz. Bern, 27. Juni. (W. T. B.) Der Bundes- rath erhielt von dem Nationalrath den Auftrag, mit denjenigen Staaten, welche bereits eine Arbeiter- geseßgebung anstreben, in Beziehung zu treten, um durh internationale Verträge oder eine internationale Arbeitergesezgebung FoiGartne p Vorschriften , na- mentlih über den Shuß minderjähriger Personen, Beschränkung der Frauenarbeit, Sonntagsruhe und über einen Normalarbeitstag zu erzielen.
Der Nationalrath und der Ständerath beschlossen mit Rücksicht auf die Handelsvertrags-:Unterhandlungen von weiteren Zollerleihterungen für die Grenzgegenden ab-
zusehen.
Zeitungsftimmen.
Die „Deutsche Volkswirthshaftlihe Corre- spondenz“ schreibt über unsere Exportfähigkeit :
Die Auëéfuhr unserer Eisenerzeugnifse hat bekanntlih in Folge des verringerten Bedarfs Nordan:erikas, der erhöhten eigenen Pro- duktion Italiens und Spaniens und nicht in leßter Linie au auf Grund der gestiegenen Aufnahmefähigkeit des Inlandes im gegen- wärtigen Jahre gegen das Vorjahr eine Verminderung erfahren. Kann dieser Ausfall im Lauf dieses Jahres noch genugsam wieder eingebraht werden, so würde es im Uebrigen auch nit viel aus- maden, wenn unsere Eisenindustrie bei ausreihender Beschäftigung für den inländishen Konsum in Bezug auf den Export ihrer Erzeug- nisse in diesem Jahre wirkli einmal um eine Kleinigkeit, um welhe es sich immerhin nur bandeln würde, gegen das Vorjahr zurückbliebe. Sofort aber wird dieser Vorgang von unseren Gegnern als willkom- mener Anlaß benutzt, um ihren alten Angriffen gegen die Shußtzoll- politik neuen Spielraum zu gewähren und nachzuweisen, daß der Nothstand unserer Industrie auf Grund des Scuyzolls sich jeut ernstlih einzustellen beginne. Derartige Behauptungen kann man jeyt in allen freibändlerischen Organen lesen.
In Wahrheit bildet diese Behauptung ja stets den eigentliGen Ausgangépunkt für alle freihändlerische Beweisführung gegen den Stun Daß eine shußzöllnerishe Handelépolitik für unsere
ntustriellen manche Vortheile haben könne, wird von ibnen nit direkt bestritten, dagegen behaupten sie geradezu, unsere Konkurrenz- fähigkeit im Weltverkehr werde zurückgehen; da diese aber \{ließlich für den ganzen Stand der Industrie maßgebend sein müsse, so sei eine s{ußzöllnerishe Politik im Großen und Ganzen ftets nachtheilig und zu verwerfen. Außerdem sucht man dann noch die bekannte Be- nachtheiligung des Konsumenten und namentlich des kleinen Mannes geltend zu machen, eine Fiktion, die wir ja schon oft genug wider- legt haben. i —
Was nun die angebliche Benachtheiligung unserer Exportfähigêeit betrifft, so ist es- zunächst ganz unleugbar, daß unser jegiger Export als ein erbeblih günstigerer bezeihnet werden muß, als er während der Freihandel2periode gewesen. Dazu kommt vor Allem aber, daß Urternezmungslust und Selbstvertraucn in einem außerordentlichen Maße geftiegen sind, und hiervon ausgehend darf man jagen, daß ih diese EntwicLelung noch fortgeseßt zu unseren Gunsten gestaltet. Unsere großen Handelsstädte sck@lagen neue Wege ein und knüpfen obne Unterlaß neue Verbindungen an; aus der Jnitiative der In- dustrie heraus sind Exportmusterlager ins Leben gerufen, ein Ge- danke, welder auch vom Auslande mehrfach als ein guter und lebens- fähiger anerkannt und adoptirt worden ist. Es haben sich ferner Vereine und Gefellshaften für Kolonisation gebildet, um unsere Ko- lonien auszubeuten und unserem Handel, unjerem ganzen wirthscaft- lichen Leben neue Gebiete zu ershließen. Es is uns nicht bekannt ge- worden, daß ähnliche Zeichen des neu erwahten Unternehmungsgei!tes ih gezeigt bkätten, während Deutschland unter der Herrschaft des Fretihandels lebte; es war damals die bedauerlihste Erscheinung vielmehr gerade die, daß unserer Industrie Muth und Spannkraft immer mehr verloren gingen. Es scheint sona also, daß niht nur die äußeren materiellen, sondern au die moralischen Faktoren unserer Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt im Steigen und keineëwegs im Sinken begriffen sind, so daß in diesem Sinne ganz neue Fak- toren jeßt erst auf den Schauplay treten.
Der Hauptgegensaß zwisben unseren Gegnern und uns wurzelt aber in der: Frage, ob in erster Linie die nationalen oder die Welt- verkehrs-Interessen berücksichtigt werden sollen, mit anderen Worten, ob die wirthshaftlihe Entwickelung sich hauptsähli unter den Antrieben des nationalen Lebens oder einer internationalen Konkurrenz vollziehe. Unseres Erachtens kann gar kein Zweifel darüber obwalten, daß der einzig ‘rihtige Standpunkt in dieser Angelegenheit der natio- nale ist. Wird von diesem Standpunkt aus daran gearbeitet, unser Gewerbsl[eben zu einem bestandsfähigen und blühenden zu machen, so ist der Vortheil offenbar ein doppelter : einmal finden alle diejenigen Umstände eine gerech{tfertigte Berücksichtigung, welche bei Entstehung und Herausbildung der einzelnen Produftionszweige von Einfluß ge- wesen A und fürs Zweite wird das nationale Leben an und für si gekräftigt und gewinnt an Freudigkeit und Erxpansionsfähigkeit, was auf die wirthshaftlihen Verhältnisse befruhtend rückwirken muß. In dem Zusammenwirken dieser beiden Punkte liegt aber der Schlüssel dafür, taß auf allen Gebieten unseres wirthschastliden Lebens fort- geseßt neue Unternehmungen und neue Gesichtépunkte auftauchen, und daß in Folge biervon unsere Both, keit niht nur im Wachsen begrifsen ist, sondern sogar im Begriffe steht, sich dauernd auf eine böbere Stufe emporzushwingen.
Eisenbahn-Verordnungs-Blatt. Nr. 17. — Inhalt: Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend Herausgabe eines neuen statistishen Waarenverzeihnisses und Verzeichnisses der Massengüter. Vom 4. Juni 1888. {Centralbl. f. d. Deutshe Reih S. 194.) — Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend Verzeichniß der zur Ausstellung ‘von Zeugnissen über die wissenschaftliche via für den einjährig-freiwilligen Vcilitärdienst berehtigten höheren Lehr- Anstalten. Vom 6. Juni 1888, (Centralbl. f. d, Deutshe Reich S. 197.) —- -Bekannkmachung des Reichskanzlers, betreffend Ver- zeihniß der zur Ausstellung von Zeugnifsen über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst provisorisch berechtigten höherén Lehranstalten. Vom 6. Juni 1888. (Centralbl. f. d. Deutsche Reih S. n — Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 21, Juni 1888, betreffend - Erneunung von stell- vertretenden Schiedsgerihts-Beisißern. — Nachrichten.
Gewerbe und Handel.
Die „Correspondenz -der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin“ veröffentliht zur Frage des Terminhandels in Getreide den Erlaß des Handels-Ministers vom 24. Februar 1888, ferner den Bericht des Aeltestenkollegiums auf denselben vom 3. April d. J., sowie das auf diesen erfolgte Reskript. Das leßtere
Berlin, den 11. Juni 1888.
Den Herren Aeltesien erwidere ih auf den Beridbt vom 3. April d. I., daß ih für die unter Ausschließung aller bei dem Getreide- geschäft betheiligten Personen zu bildenden Sathverständigen-Kom- missionen die beantragte Zuziehung der im Loco-Getreidegeschäft thätigen Händler nicht für zulässig erachten kann. Der Auffassung der Herren Aeltesten, daß die Kenntnisse, welhe die zu Sach- verständigen berufenen Persönlichkeiten besien müssen, nur von Solchen erworben werden können, welche als Getreidebändler thätig gewesen sind, vermag ih nicht beizutreten; vielmehr nehme ih an, daß diese Kenntnisse und Erfahrungen auch in anderen Erwerbs- zweigen, namentli in denen, welche die Herstellung oder die Verar- beitung des Getreides bewirken, gewonnen werden können. Unter der Vorausseßung, daß es gelingt, in genügender Anzabl solche Personen zu finden, welche das Sahverständigenamt als Ehrenamt zu über- nehmen bereit sind, babe ich kein Bedenken, dem Vorschlage der Herren Aeltesten zuzustimmen und zu genehmigen, daß Personen, wel{e die Funktionen als Sahverftändige lediglih als ein Gewerbe, also des Erwerbes wegen ausüben, von der Berufung in die Sach- verständigen - Kommission auszuschließen sind. Mit dem Vor- lage der Herren Aeltesten, daß die Sachverständigen auf drei Jahre gewählt und vom Ober-Präsidenten bestätigt werden, erkläre ih mi einverstanden. Die Sachverständigen werden auf die Erfüllung ihrer Pflichten, zu denen au vornehmlih die Enthaltung von allen Geschäften in Getreide gehört, zu vereidigen sein. Was die Behand- lung des Rauhweizens im Termingesbäft anlangt, so kann in dem Vorsblag der Herren Aeltesten, auf den einen Schlußschein neben anderem Weizen auch Rauhweizen zur Lieferung zuzulassen, bei dem anderen Schlußshein dagegen die Lieferung von Raubweizen aus8zu- \chließen, eine ausreihende Berücksichtigung der Irteressen der Mühlen- industrie niht gefunden werden. Der MRauhweizen unterscheidet in seinen Eigenschaften, in seinen Verwendungszwecken und in seinem Werth so wesentlich von den anderen Weizen- sorten, daß es angemessen und den Grundsäßen eines soliden Börsenverkebrs entsprehend ist, für diese Weizenforte einen besonderen Schlußshein einzuführen, um jedem Käufer von Weizen die Möglichkeit zu geben, sich diejenige Weizensorte zu verschaffen, welche er für seinen Geschäftsbetrieb brauht. Das Termin- geschäft in Weizen würde überbaupt jede wirthshaftlihe Berehtigung verlieren, wenn es sich lediglih in Formen bewegte, welche es dem Müller unmöglih machen, \sich seinen zukünftigen Bedarf an Getreide dur Terminkäufe zu decken. Leßteres ist gegenwärtig dem Müller niht möglich und wird auch niht dur den Vorslag der Herren Aeltesten, der an dem bisherigen Zustand wenig ändern würde, erreiht. Diese Möglichkeit zu hafen, war zweifellos der Zweck der Einführung des neuen Schlußs\cheins für Weizen ; nahdem aber die neue Einrichtung sich als durchaus wirkungélos erwiesen hat, kann nur in der Einführung ge- sonderter Schlußscheine für Rauhweizen und für andere Weizensorten die Befriedigung der berechtigten Wünsche der Mühlenindustrie und des weitaus überwiegenden Theils der heimischen Landwirtbschaft gefunden werden. Bei dem Vorschlage der Herren Aeltesten, daß die Zulassung von Getreide, welches für unkontraktli erklärt ist, zur Weiterkündigung von einem äußerlih erkennbaren Kriterium abhängig gemacht und daß demgemäß bestimmt werden folle, die Weiterkündigung sei während der nächsten 48 Stunden nach der Unkontrafktlichkeits-Erkläcrung ausge- \chlofsen, erahte ih die Frist von 48 Stunden zur Erreichungg des beabsichtigten Zwecks nicht für ausreihend. Vielmehr erscheint mir die Verlängerung der Frist auf 7 Tage geboten. Die aus der Ver- längerung der Frist sih ergebenden Nachtheile würden für solche Be- sißer von Getreide, welche innerhalb einer kürzeren Frist eine an- gemessene Bearbeitung oder Mischung des Getreides vornehmen, durch die Bestimmung abzuwenden sein, daß die Weiterkündigurg auch vor Ablauf der 7 Tage erfolgen könne, wenn eine weitere Bearbeitung oder Mischung des Getreides stattgefunden hat, und wenn dur eine Bescheinigung der Sachverständigen-Kommission die Lieferungsfähig- keit des Getreides dargethan wird. Gegen diese Enticheidung der Sachverständigen würde dem Käufer die Berufung an die auf 5 Mit- glieder verstärkte SaverständlgeeKauion freizustellen sein. Was die Erhöhung des Minimalgewihts für lieferungsfähiges Getreide anlangt, so erahte ich auf Grund der dieserhalb gepflogenen besonderen Verhandlungen die nachstehenden Erhöhungen für geboten: 1) Für Weizen von 74 auf 76 Pfund für den Neuscheffel (von 715 auf 734 F für den Liter). L : 2) Für Roggen von 70 auf 72 Pfund für den Neuscheffel (von 668 auf 687 g für den Liter): : i i 3) Für Hafer von 43 auf 45 Pfund für den Neuscheffel (von 400 auf 419 g für den Liter). ; N In Betreff der allgemeinen Lieferungsbedingungen bin ich übrigens damit einverftanden, “a: die Bezeihnung „trocken*® in dieselben auf- genommen wird. Ebenso muß ih es für in hohem Grade wünschens- werth erklären, daß, wie es früher der Fall gewesen ist, gedarrtes Ge- treide von der Lieferungsfähigkeit ausges{lossen wird, da das Darren die Gebrauchsfähigkeit des Getreides wesentlih beeinträhtigt. Wenn darauf hingewiesen worden ist, daß die großen Mühlen Einrichtungen besißen, um auch gedarrtes Getreide ohne Nachtheil für die Qualität des Mehls verarbeiten zu können, und daß die Zulafsung von gedarrtem Getreide die kleineren Mühlen ebenfalls zur Beschaffung solcher wünschens- werthen Anlagen veranlassen würde, so_muß dem gegenüber bemerkt werden, daß das gedarrte Getreide im Verbältniß zu dem gesammten zur Verarbeitung gelangenden Getreide einen zu geringen Bruchtheil ausmacht, um die Auswendung so erheblicher Mittel, wie die frag- lihen Anlagen für die übrigen Mühlen beanspruchen würden, als wirthschaftlih berechtigt ersheinen zu lassen. Uebrigens ift nit be- kannt -geworden, daß die derzeitige Aus\chließung des gedarrten Ge- treides von der Lieferungsfähigkeit zu erheblichen und berehtigten Beschwerden Anlaß gegeben hat. Sollte dieses gleihwohl der Fall gewesen sein, so muß mindestens darauf entscheidender Werth gelegt werden, daß in die Lieferungsbedingungen dié Bestimmung „frei von Darrgeruh“ aufgenommen wird. Es steht fest, daß mit Darrgeruh behafteter Hafer für die Verfütterung nahezu ungeeignet ist, weil die meisten Pferde ihn nicht fressen oder nur durch Hunger an denselben ewöhnt werden können. Ebenso kann der mit Darrgeru ehafteee Roggen nur in den Mühlen mit befonderen Einrichtungen ohne Nattheil für das Mehl pberarbeitet werden, und derselbe darf daher wegen dieser wesentlichen Beschränkung seiner Gebrauchsfähigkeit als Handelsgut mittlerer Art und Güte (Art. 335' des H.-G.-B.) keinesfalls angesehen werden. Jn- dem ih die Herren Aeltesten ersuhe, die nah Maßgabe dieses Er- lasses abzuändernden Lieferungsbedingungen spätestens zum 1. Oktober d. I. zur Einführung zu bringen und über den Zeitpunkt der Ein- führung zu berichten, bemerke ih, daß auch mit den anderen Börsen, an denen Getreide auf Termin gehandelt wird, Verhandlungen wegen entsprehender Aenderung ihrer Lieferungsbedingungen eingeleitet wor- den sind. Die über die Verhandlungen der Enquêtekommission auf- enommene Registratur lasse ih den Herren Aeltesten zur gefälligen enntnißnahme in der Anlage zugehen. Für den Minister für Handel und Gewerbe, von Boetticher.
— Aftiengesellschaft für den Bau landwirthschaft- liher Maschinen und Geräthe und für Wagenfabrika- tion „H. p: Eckert“. Aus dem Bericht der Gesellshaft für das Geschäftsja r 1887/88 ergiebt sich, daß das verflossene Geschäftsjahr 1887/88 günstigere Resultate als das Vorjahr aufzuweisen bat. Das Grträgniß des leßten Geschäftsjahres weist einen Gewinn von 215 797,74 M auf, wovon dem Spezial-Reservefonds eine Summe von 18 000 M zugeführt werden soll. Der Spezial-Reservefonds stellt sh alsdann auf 384 162,83 M gegenüber eiñer Debitorensumme von 1471 735,91. Die Abschreibungen des vergangenen Jahres betragen : a.auf Gebäudeconto 19/4 6170,79 4, auf Gebäudeconto Kiew, nah Verkauf 290,32 #4, b. Neuanshaffung von Utensilien, Modellen, Clichés 14 146,98 46, c. von Werkzeugen 11 716,71 4, d. auf Betriebs- maschinen 719% 13 441,48 #4, zusammen 45 766,28 A Die Aus- gaben für Instandhaltung des Betriebsinventars und der Gebäude im Betrage von 61 738,31 4 sind auf Betriebsconto verbuht. Die
durchschnittlide Arbeiterzahl betrug 637. Die Vorräthe betragen : ertiges 921 582,55 M gegen 1886/87 1 009 997,73 Æ, Lalbfertiges
89 674,73 M gegen 1886/87 317 134,74 A, Material 321 446,66 4 egen 1886/87 284 215,21 Æ Nab dem Gewinn- und Verluftconto bat der Bruttogewinn 415 510,37 X betragen.
— Vom oberschlesishen Steinkohlenmarkt be- rihtet die „Schles. Ztg “: Der Betrieb der Steinkohlenförderung hat auch in der zweiten Junihälfte einer stärkeren Einschränkung unter- liegen müssen, um angesihts des s{chwächderen Absazes niht zur An- hâäufung größerer Bestände zu führen. Von den verschiedenen Koblen- sorten standen im Vordergrund der Abnahme die kleinstückigeren Erzeugnisse, deren Verbrau namentlich Seitens der Hüttenwerke wie sonstiger industrieller Anlagen und Kesselheizungen ein beträcht- liGer war; der Bedarf für Ziegeleikohlen trat zeitweise in stärkerem Maß auf und kam mehrfach dem örtlidben Absay zu Gute Ein ftärkerer Versandt in Stüdckoblen bestand nur für die an größeren Verdingungen betheiligten Gruben, fowie für den im öftlihen Revier statthabenden, bei dem besseren Fahrwasser eiwas mehr belebten Absaß zu Schiff. Die Entnahme von backenden Kohlen zur Verkokung unterlag nur vorübergehenden Schwankungen und blieb im Gan:en auf der bisherigen Höhe, wie es der Bedarf der Hohöfen mit \ih brinçt; in Schmiedekohlen erbielt sich gleich- falls bei vermehrter Ausfuhr derselben ein regelmäßiger Absay. Im Ganzen wurde Seitens der Gruben an den bisherigen Preisen fest- e au beshränkten sh Unterbietungen mehr auf zweite und
ritte Hand,
_ — Der „Rheinisch-Westfälishen Zeitung“ zufolge haben die Gelsenkirchener Bergwerk8gesellshaft, die Bochumer Bergwerksgefsellshaft und der Westfälishe Gruben- verein eine gemeinsame Kohßlen-Verkaufsstelle auf der der erstgenannten Geselischaft gehörigen Zee Rhein-Elbe errichtet. Dieselbe Gesellschaft tritt demnach vom 1. Juli ab allein als ver- kaufende, verscndende und liefernde Gesellschaft für sämmtliche Theil- nehmer ein. z 2
— Aus Melbourne ist der erste Beriht des Vertreters der Vereinigung „1879“ auf der dortigea Ausstellung, datirt vom 18. Mai, eingetroffen. In Gefellshaft des Regierungs-Rath Wer- muth ift derselbe am 13. Mai nach glückicher Fahrt mit Dampfer e Hohenstaufen* dort angekommen. Das Hauptgebäude der Ausftel- lung, welches für Kunstgegenstände sämmtlicher Nationen dient und tefonders dekorativ wirken foll, ift fir und fertig, das übrige Ge- bäude erft zum Theil, indem die außerordentlich ftarke Bethei- ligung vieler Nationen die Erstellung von Anbauten nothwendig macht. Der Play der deutshen Aussteller foll recht günstig liegen in ciner breiten, die Hauptstraße in der Mitte \{neidenden Seiten- straße, welche direkt auf den Hauptsckanktish der Restauration führt. Dem Vertreter ist es gelungen, einen Theil der Ausfteller in dem Hauptgebäude zu placiren. Die dekorative Ausstattung der deutschen Abtheilung verfpriht sehr gut zu werden. Eingehendere weitere Be- rihte find mit der nähsten Post zugesagt.
_ Hildesheim, 27. Juni. (W. T. B) Wollmarkt. Die Zu- fuhr betrug 6800 Centner, 2500 Centner mehr als im vorigen Jahre. Der Handel ist febr flau troy lebhaften Verkehrs. Verkauft sind bis jeßt nur circa 2000 Centner mit einem Abschlage von 12 bis 20 # gegen die vorjährigen Preise.
London, 27. Juni. (W. T. B.) Wollauktion. Die Tendenz bleibt fest.
Submissionen im Auslande.
Italien.
1) 5, Juli. Rom: Territorial-Direktion des Militär-Kom- mifsariats des IX. Armee-Corps. 10000 wollene Decken zu 17 Lire das Stück, in 5 gleihen Loosen. Voranschlag 170 000 Lire. Lieferung Eade August und Ende September.
2) 9. Juli. Spezia. Direzione costruzioni nav. R. Marina: Kupfer in Blech, Platten, Stangen, Draht und in Broden. Vor- anschlag 63 497 Lire.
3) 9. Juli. Neapel. Direzione costruzioni R. Marina: Lieferung einer stählernen Barke für Materialtransporte. Vor- anschlag 6ò 000 Lire. Lieferung in 12 Monaten.
Dem Vernehmen nach in Ausfiht stehend:
bei der Direktion der Mittelmeerbahn in Mailand: Rollen - des Material, 296 Personenwagen, 95 Gepäckwagen, 1400 Güter- wagen, Voranschlag 9 771300 Lire. : /
Ferner, bei der Direktion der sizilischen Eisenbahnen in Palermo. Bedarf für : :
a. 1887/88 20 Personenwagen, 109 Güterwagen, 6 Cisternen-
agen, b. 1888/89 10 Personenwagen, 200 Güterwagen. Voranschlag zusammen 1 529 423,50 Lire. Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs - Anstalten.
Am Tage der Eröffnung des Deutschen Reichstages durch Se. Majestät den Kaiser Wilhelm wurden bei dem hiesigen Haupt-Telegraphenamt zusammen 30491 Telegramme ver- arbeitet ; der Verkehr erreihte, einschließlih der auf gemietheten Lei- tungen beförderten Zeitungscorrespondenz, die bei dem genannten Amt noÿ nicht dagewesene Höhe von 1 254 569 Worten. Die Beförderung dieser Correspondenz wurde leider, namentlich auf den nach Westen m Süden führenden Leitungen, durch zahlreihe Gewitter wesentlich erschwert.
Theater und Musik.
Die gestrige Vorstellung im Friedrih-Wilhelmitädti- schen Theater mußte wegen Heiserkeit des Frl. Stubel ab- geändert werden. Statt Offenbah's „Pariser Leben“ wurde der e Zigeunerbaron“ aufgeführt. Heute gelangt der „Beitelstudent“ zur Darstellung. Frl. voa Herger tritt als Broniëslawa ihr neues Engagement an.
Manuigfaltiges.
Ueber das Schicksal von Lupton, Slatin und der übrigen Gefangenen des Mahdi melden „Petermann's Mit- theilungen“ 1888, Heft VII.: Aus Chartum sind endlich im Mai d. I. fihere Nachrichten über die Lage der dort in Gefangenschaft zurückgehaltenen Europäer nach Kairo gelangt und durch Dr. W Junker's Vermittelung zu unserer Kenntniß gekommen. Bald nacheinander trafen zwei Boten aus Chartum in Kairo ein, welhe fFleine Zettel von Slatin-Bey, dem österreichi- [Gei Missionar Urwalder und von der Wittwe eines rüberen. egyptishen Beamten überbrachten; diese Zettel ent- hielten Anweisungen an die egyptishe Regierung und an die katho- lishe Mission Über Summen, welche die Aussteller von dem Boten empfangen hatten; die Zahlung wurde anstandslos geleistet, da die Briefe Urwalder's und Slatin's deuts resp. italienisch geschrieben waren und die Handschrift der Verfasser erkannt wurde. Sowohl aus dem Briefe Urwalder's als au aus- den mündlichen Berichten der Boten geht hervor, daß das Schickfal der Europäer in Chartum ein böchst trauriges, ja eigentlih ein entseglihes ift.
Die Missionare und Schwestern befinden sich in verpältntgnktis erträgliher Lage, denn sie sind frei und können dur Arbeiten thr Leben fristen; meistens kochen i Bohnen mit Oel (Foo! medemmis), welche sie dann auf offener Straße in der Nähe des Hauses des Mahdi feilbieten. an kümmert ih niht viel um sie, weil sie \{chwach und vor Allem sehr furchtsam sind. Lupton-Bey muß im Arsenal wie ein gemeiner Araber arbeiten ünd gerade die niedrigsten und s{hwersten Arbeiten verrichten, d. h. Lasten tragen oder wälzen, \chaufeln, ziehen, kehren 2c, Dabei i} er ohne Kleider und Schuhe,
L P E A at O A E T Ä E E Br R “e atze, s