21. August d. J. dem Vernehmen nah bevorstehenden Ent- hüllung des Chamisso-Denkmals das Andenken an Adalbert von Chamisso als Naturforscher und als vormaliges Mitglied der Akademie in ihrer physikalish-mathematischen Klasse erneuerte, hielt das neueingetretene Mitglied der physikalish-mathema- tishen Klasse, Hr. Moebius, seine Antrittsrede, welche der Vor- fizende in seiner Eigenschaft als Sekretar derselben Klasse beantwortete.
Der andere Sekretar derselben Klasse, Hr. Auwers, be- rihtete über die Steiner'she Stiftung. Jn erbung über den am Leibniz-Tage 1886 GuSgesGriebénen Preis ist eine Arbeit eingegangen, welche jedoch nicht als preiswürdig be- funden worden ist. Den Statuten der Stiftung gemäß wird der hiermit frei werdende diesjährige Preis Hrn. Professor Zeuthen in Kopenhagen für seine ausgezeichneten Arbeiten im
ebiete der Geometrie zuertheilt. — Die 1886 gestellte und in den Sigzungsberichten 1886 S. 556 abgedruckte Aufgabe wird unverändert erneuert. Bewerbungsschriften sind unter den im Sigzungsberiht vom 28. Juni mitzutheilenden näheren Bedingungen vor dem 1. März 1890 einzureichen.
Der Sekretar der philosophischchistorishen Klasse, Hr. Curtius, berihtetee über die diesjährige Bewerbung um den Preis der Charlottenstifstung für Philologie Gefordert war eine neue Textbearbeitung der Schrift Philon's De opificio mundi. Unter \echs Bewerbern wurde Hrn. Dr. phil. Paul Wendland in Berlin der Preis zuerkannt, bestehend in einem Stipendium von 1200 A auf 4 Zahre; den von dem Reichskanzler, als Kurator der Charlottenstiftung, bewilligten Nebenpreis von 1000 # erhielt Hr. Dr. phil. Leopold Cohn, Privatdozent an der Universität Breslau, zuerkannt. Zweitens wurde aus dem von Herrn von Miloszewsfi gestifteten Legat für philosophische Preisfragen fol- gende Aufgabe gestellt : „Die Entwickelung der deutschen Psycholo- gie in der Periode, welche annähernd dur den Tod von Christian Wolff und das Erscheinen der Vernunftkritik von Kant be- grenzt wird, soll dargelegt, und es soll besonders. der Einfluß dieser psychologishen Arbeiten auf die Ausbildung der Aesthetik unserer klassischen Literaturperiode festgestellt werden.“ Der Preis beträgt 2000 #, E bis zum 1. März 1890. Das Nähere über beide Preisbewerbungen findet sich im Sizungsbericht der Königlichen Akademie.
Endlich berichtete derselbe Sekretar über die Diez-Stiftung. Der Vorstand derselben hat den dies Jahr zu ertheilenden Preis im Betrage von 2000 # dem ordentlichen Professor an der Universität zu Br eslau, Hrn. Dr. Adolf Gazpary, für seine Geschichte der italienis hen Literatur, Band T, zuerkannt.
— Der Jnspecteur der Kriegsschulen, General-Lieutenant von Mischke, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, ist von Brüssel und dem Haag hierher zurück- gekehrt, desgleihen der General-Lieutenant von Hahnke, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 2. Garde-Jnfanterie-Division, in Begleitung des Hauptmanns und Adjutanten der 2. Garde-Jnfanterie- Division, Freiherrn von Seckendorff, yon Kopenhagen und Stocholm.
_ — Das „Marine-Ver.-Bl.“ veröffentliht folgende Nach- rihten über AN ove ungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 7./1. Apia. — Letzte Nachricht von dort 4.6. (Poststation: Apia Oma Nes J S. M. Vermessgsfhrzg. „Albatroß“ 8./4. Wil 23./59. — 23./5. Bremerhaven 24./5. — 24./5. Wilhelmshaven 2./6. — 3./6. Bremerhaven 4./6. — 5,/6. Dwarsgat. (Post- station: Bremerhaven.) — S. M. S. „Ariadne“ 18./6. Newport 4./7. (Poststation: N — S. M. S. „Bis- marck“ 31./5. Singapore 17./6. (Poststation bis 6./7. Aden, vom 7./7. ab Port Said.) — S. M. Knbt. „Cyclop“ 3./3. Kamerun 12./4. — 27.,/4. Kamerun — 15./6. Gaboon 18./6, — 28./6. Principe 29./6. (Poststation: Kamerun.) — S. M. Knbt. „Eber“ 24./4. Apia. — Leßte Nachricht von dort 21./5. (Poststation: Apia [Samoa-Jnseln].) — S. M. hrzg. f 16./5. Kiel. — 29./6. Kiel. (Poststation: il) — S. M. S. „Gneisenau“ 17./4. Kiel. 25./6. (Posistation : Kiel.) — S. M. Kreuzer „Habicht“ 8./5. St. Paul de Loanda 10./5. — Kamerun. — 11./5. — 16./5. Batanga 17./6. — 17./6. Kamerun. — Letzte Nachriht aus Kamerun vom 25./6. (Poststation: Kamerun.) — S. M. Knbt. E 20./6. Nagasaki 6./7. (Poststation: Hongkong.) — S. M. S. „Leipzig“ 16./6. Plymouth 17./6. — 21./6. Gibraltar 2./6. — L, Port Said 4./7. Et: bis 6./7. Aden, vom 7./7. ab Zanzibar.) — S. M. Fahrzeug „Loreley“ 26./5. Konstantinopel. — Leßte Nachriht von dort vom 22./6. (Post- station: Konstantinopel.) — S. M. S. „Luise“ Kiel 11./6. — 27./6. Kiel. (Poststation: vom 3./7., bis 9./7. Neustadt [Holstein], vom 10./7. ab Swinemünde.) — S. M. Kreuzer „Möwe“ Aden 29.5. — 30./6. Zanzibar (Poststation: Zanzibar.) — S. M. S. „Moltke“ 18./4. Kiel 25./6. L oststation : Kiel.) — S. M. Pnzrfahrzg. „Müde“ ./8. 87 Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) — S. M. Kreuzer „Nautilus“ 14.,/3. Zanzibar. — Legte Nachricht von dort 5./6. G oststation : Zanzibar.) — S. M. S. „Niobe“ 29./6. Deal 30./6. — 2./7. Dartmouth 6./7. (Post- station: Edinburg [Schottland]. ) — S. M. S. „Nire“ 21./6. Dartmouth 23./7. (Poststation: Madeira.) — S. M. S. „Prinz Adalbert“ 27./6. Kiel. ton: Kiel.) — S. M. Vermessgsfhrzg. „Pommerania“ Kiel 2./7. (Poststation: Kiel.) — S. M. Krzr. „Schwalbe“ 18./5. Kiel. (Poststation: Kiel.) — S. M. S. „Stein“ 20./5. Kiel 25./6. (Post- station: Kiel.) — S. M. Knbt. „Wolf“ 26./4. Singa- pore 20./6. — 29./6. Hongkong. (Poststation: Hongkon z — Kreuzergeshwader: S. M. S. Sophie“ (Flaggi, if), „Carola“ 31./5. Singapore 26./6; „Olga“ 10./6. Singapore 26./6. (Poststation : Honzibar.) — Manóöôverflotte: Panzer- geshwader: S. M. S. „ n“ gNaggschi , „Bayern“, „Friedrich der Große“, „Kaiser“, S. M. Av. „Zieten“ 29./6. Kiel 2./7. (Poststation : Kiel.) — Torpedobootsflottille 11./6. Sonder- burg. (Poststation: bis 4./7. Sonderburg, vom 5./7. bis 9./7. Swinemünde, vom 10./7. ab Saßnig.) Dampfer „Hohenzollern“ mit den abgelösten Besazungen S. M. Krzr. „Möwe“ und „Nautilus“ 16./6. Bremerhaven.
Württemberg. Stuttgart, 2. Juli. (Karlsr. Ztg. Die Königin ist am Mes Sonnabend A den T Herzoginnen Elsa und Olga, Töchtern der Herzogin Wera, von hier nah Friedrichshafen abgereist, wo Jhre Majestät dere, éslagaten Sine L s ep von e lig“ rage
lid gten ih begrüßt wurde. — Mit dem 1. Juli ist für Württemberg eine namhafte Ermäßigung
der sogenannte Einpfennigtarif zur Einführung, wie be ant auf “g Gr ali badishen und pfäl- Zis Bahnen schon zuvor eingeführt worden ist. Die württembergishe Eisenbahnverwaltung nimmt von der Ein- führung dieses Tarifs einen jährlihen Einnahmeausfall ven 367 000 M in aruira ap Summe t ungen au rttembergi Verwaltungen im trag 4 von rund 252000 # gegenüberstehen , sodaß der Kohlenkonsumtion des Landes ein Gewinn von etwa 0 000 \ffÆ zugute käme. Der neue Tarif tritt vom 1. Juli mit dem Saar- und Ruhrgebiet, mit den Umschlagpläßen Mannheim und Ludwigshafen und mit Bayern und Sachsen ein.
Sachsen-Weima i r-Eisenah. Weimar, 4. Juli. (Th. C) Der Großherzog und die Großherzogin sind gestern von Dornburg nah Belvedere zurüdgekehrt.
__ Reuß ä. L. Greiz, 3. Juli. eius fie Dem Re- gierun: und Konsistorial-Präsidenten, Wirklichen Geheimen
ath Faber, ist die erbetene Verseßung in den Ruhestand bewilligt worden. Mit der Führung des Regierungs-Präsidiums ist bis auf Weiteres der Landgerichts-Präsident Dr. Mortag und mit Führung des Konsistorial-Präsidiums der Geheime Regierungs-Rath von Geldern-Crispendorf betraut.
Hamburg, 3. Juli. (Wes.-Ztg.) Der Senat legte Boll den Etat für die künftige Verwaltung des Zollwesens nach dem Zollanshlusse vor. Während man bisher, im Bausch und Bogen, auf die Anstellung von 1200 Beamten gerechnet hatte, ergiebt sih die Zahl der Anzustellenden auf 1750 Beamte. Nach der Zusammenstellung für das ganze Jahr werden erforderlih: 1) für die Verwaltungs: Abtheilung des Zollwesens ca. 37400 / 2) General-Zolldirektion 128 700, 3) Hauptzoll- ämter und Hauptzollkasse 3 644 825 (; zur Vorbereitung des Uebergangs der gZollverwaltung (künftig wegfallend) 734 é (davon Besoldung der Zollbeamten vor dem Zoll: ans{hluß 130 000 46); sonstige Ausgaben, für 3 Monate auf 147500 M berehnet, also pro Jahr 590 000 # Die Ausgaben werden hiernach einen Jahres:Etat von circa 5 Millionen Mark erfordern, denen eine Rückvergütung aus der Zollgemeinshaft von circa 4 Millionen Mark aller- dings gegenüberstehen würde. Bei der General-Zolldirektion werden, außer dem Chef mit 20000 # Jahresgehalt, ein Ober-Regierungs-Rath und 2 Regierun s-Räthe, des Weiteren 63 Beamte fungiren. Bei den Hauptzollämtern sind vorgesehen D Oere Zon pe E 1 Haupt-Kassenrendant, 1 Controleur, 5 Ober-Revisoren, 5 Hauptamts:Controleure, 12 Revisions- Inspektoren, 30 Ober-Controleure, 362 Assistenten erster Klasse und 181 Assistenten zweiter Klasse, 70 Kassen- und Amts- diener, 40 Maschinisten auf Barkassen und 65 Bootsleute.
__ Oesfterreich-Ungarn. Pest, 2. Juli. (Wien. Ztg. Die Regierung wird die Muße, welche ihr E p, Reichstagsferien gegönnt ist, zur Vorbereitung, beziehungs- weise Durhführung von folgenden fünf Hauptangelegen- heiten benügen. N erste wird das Budget pro 1889 vorbereitet. Der Minifterrath hat hiebei für die einzelnen Ressort-Minister als Richtschnur festgestellt, daß in den Aus- gaben der Rahmen des Budgets pro 1888 nicht überschritten werden dürfe. Die Bilanz wird si somit, da das Erträgniß der Verzehrungssteuern sich in hohem Maße steigern wird, be- deutend günstiger gestalten. Zweitens wird die Dur ch- führung der Spiritussieuer-Reform erfolgen. Die Regierung wird eine Enquete für diesen Gegenstand ver- anstalten, und auf Grund der Ergebnisse ihrer Berathungen werden sodann die Durhführungebestimmungen des neuen Gesetzes festgestellt werden. Die dritte Aufgabe der Regierung bildet die Ablösung der Regalien; dieje Angelegenheit ist bereits so weit gedi-hen, daß der Minister-Präsident über das ge- sammte erforderlihe Material verfügt und die Ausarbeitung des Geseßentwurfs in Angriff genommen werden konnte. Ferner werden Geseßzentwürfe, betreffend öffentlihe Ar- beiten, vorbereitet, und sind hon so weit vorgeschritten, daß diese Vorlagen im Herbjt dieses Jahres mit Bestimmtheit im Reichstage werden eingebraht werden.
Großbritannien uud Jrland. London, 3. Juli. (A. C.) Gestern begann die zur Untersuchung der Landesvertheidigung eingeseßte Kommission, deren Vorsißender Lord Hartington ist, in den Amtsbureaus des Ministers Smith in Downing Street ihre Arbeiten. Der Kommission gehören, außer dem Märquis von Hartington, Lord R. Churchill, Lord Revelstoke, Smith, Sir Richard Temple, Campbell-:Bannerman, Contre-Admiral F. W. Richards und General Bradckenbury an. i
Wenn dasamtlihe Programm der bestehenden Flotten- manöver auch noch nicht veröffentlicht ist, so ijt dasselbe doch im Wesentlichen bekannt. Am Sonnabend traf das Chatham-Geschwader in Spithead ein und stieß zu der dort liegenden Abtheilung. Alle diese Schiffe bilden jest zujammen das „A“-Geshwader, welhes von Admiral Baird befehligt werden wird. Zu demselben ge- hören vier 20 Jahre alte Panzerschiffe, „Northumber- tand“, „Agincourt“, „Jron Duke“ und „Monar“, dann der neue „Warspite“ und drei langsame Kreuzer, „Northampton“, „Active“ und „Rover“. Das modernste Schiff des ganzen Geschwaders is der „Warspite“. Aber man darf nicht verge)sen, daß bereits zwei Kanonen dieses Fahrzeuges Risse bekommen haben. Der Schau- plaß der Manöver wird, wie früher, die Bantry-Bai sein. Das „A“:Geshwader wird sih gegen ein Angriffs- geshwader zu vertheidigen haben, dessen Befehl Admiral Fibroy übernehmen dürfte. An der irischen Küste sollen ähnliche Operationen zwischen zwei anderen Geshwadern statt- finden. Diese leßteren Manöver werden jedoch wahrscheinlich nicht vor Ablauf von drei Wochen beginnen, da ein großer Theil der Flotte der am 19. Juli in Plymouth zu begehen- den 300jährigen Feier des Untergangs der spanishen Armada beiwohnen wird.
Der Stadtrath von Dublin beshloß gestern, ten geen gen Lordmayor, Sexton, wiederum für das
ahr 1889 als Kandidaten für das Amt eines Ober-Bürger- meisters aufzustellen. Die konservativen Mitglieder des Stadt- raths beshweren si sehr darüber, daß niemals ein Konservativer seit 10 Jahren einen der Posten erhalte, welhe der Lordmayor zu vergeben hat. | Aus Durban, vom 3. Juli, wird dem Reuter'schen Bureau telegraphirt : Hier ist soeben die Meldung über ein- ernstes Treffen mit
der Kohlenfrahtsäße eingetreten, und zwar gelangte
ibeilurg britisher Truppen , olizeimannshaften und ein- (Bure Hülfstruppen bestehende Streitkraft griff den Rebellen- äuptling Jihingana an und brate ibm nah sechsftündigem heißen Kampfe eine entschiedene Niederlage bei. Der Verluft war auf beiden Seiten bedeutend; britisherseits amfaßt derselbe einen Offizier und zwei Weiße, welche die eingeborenen Hülfstruvper befehligten. — Ferner wird aus Zululand gemeldet: Vier Häupt- linge des Distrikts Inkandbla griffen den loyalen Häuvpt- ling Sofkfotyaia an und raubten sein Vieh. Später griffen
geborenen Polizisten und den Mannschaften Sokotyata's den Feind nah mehrstündigem Kampfe mit bedeutendem Verluft zurücks Auf britisher Seite war der Verlust unerbeblih.
Frankreich. Paris, 3. Juli. (Fr. C.) Gestern seßte die Deputirtenkammer die YerathS des Haftpflicht, gesetzes fort und lehnte dabei eine Bestimmung des Art. 4 ab, durch welche die NeitnaGialge eines ausländischen Ar: beiters im Falle des Todes desselben von allen Ansprüchen ausgeschlossen sein sollte. — Der Abg. de la Berge (Opportunist) brachte in der Kammer einen Geseßentwurf ein, nah welchem Personen, die wegen Wahlfälschung bestraft sind, für alle öffentlihen Aemter unwählbar sein sollen.
Die Budgetkommission hat beshlossen, die Regierung aufzufordern, 1) mit den Ausgaben für 1889 nicht über die Höhe der Ausgaben für 1888 hinauszugehen, 2) den Anschlag der Einnahmen auf Grund der Ausstellung von 1889 zu ver: ringern, da diese Einnabmen zufälliger Natur seien und nit zur Deckung dauernder Ausgaben dienen könnten.
R, Rom, 4. Juli. (W. T. B.) Jn Betreff der Beshwerden der französischen und griechischen Regierung wegen der in Massovah Seitens Ftaliens eingeführten Besteuerung meldet die „Agenzia Stefani“, daß die genannten Steuern die Jtaliener ebenso wie die Aus- länder treffen. Der griehishe Gesandte, welcher auf Grund des Artikels 2 des italienish-griehishen Handelsvertrags an- läßlih der Steuereinführung reklamirte, mußte anerkennen, daß Ftalien in seinem Rechte sei; in Folge dessen mußte auh Frankreih, welches im Jnteresse der griehishen Be- völkerung reklamirte, seine Verwendung in dieser Angelegen: heit einstellen. __ Mailand, 4. Juli. (W. T. B.) Der König sowie die Königliche Familie sind heute in Monza eingetroffen. Neapel, 4. Juli. (W. T. B.) Das englische Ge-
schwader ist heute früh hier eingelaufen.
Niederlande. Amsterdam, 3. Juli. (Köln. Ztg.) Der deutshe Gesandte am hiesigen Hofe, Freiherr von Saurma-Jelt\ch hat dem König sein neues Beglaubigungs- schreiben überreicht. — Der König hat seinen General: Adjutanten Verjspyck beauftragt, den Kaiser Wilhelm zu_seiner Thronbesteigung zu beglückwünschen ; als Ordonnanz: Offizier wird denselben der Lieutenant Baron van Heekeren van Molecaten begleiten.
Bulgarien. Sofia, 3. Juli. (Wien. Ztg.) („Havas“: Meldung.) Nachdem die Untersuchung gegen jene Offi- ziere, welhe beshuldigt waren, einen Handstreichh vor- zubereiten, ergab, daß eine ähnlihe Absicht gar niht vorhanden war, wurden die betreffenden Offiziere freigelassen. Der Offizier, welcher die Denunziation beging, wird im Dis- ziplinarwege bestraft werden.
__ Die bulgarische Bahnbetriebs-Direktion kün- digte die Einführung eines wöchentlih dreimaligen Eisen- bahnverkehrs dien stes zwishen Zaribrod und Vakarel an. Nachdem zwischen Bulgarien und der Türkei diesbezüg: lih nech kein Einvernehmen erzielt wurde, werden die bulga- rischen Züge blos an die serbishen Züge Anschluß haben.
Afien. China. Tientsin, 2. Juli. (A. C.) Der Tsung-li-Yamen hat eine telegraphishe Depeshe von dem Vertreter der Chinesen in Australien erhalten, worin er auf: gefordert wird, alle auf Verbot der chinesischen Ein- wanderung nah Australien gerihteten Vorschläge der britishen Regierung zurückzuweisen.
Zeitungsfstimmen.
Erlaß des preußishen Handels-Ministers, Terminhandel mit Getreide, bemerkt der
Zu dem betreffend den „Reichsbote“:
Der Erlaß des Handels-Ministers in Bezug auf den Großhandel mit Getreide an der Berliner Börse hat die leßtere in große Auf- regung gebrabt, wie Alles, was nah gesegliher Regelung der Börsenverhältnisse aussicht. Während alle anderen öffentlihen Ein- ricktungen — au die ôffentlihen Märkte — sih den gesetzlichen Anordnungen unterwerfen müssen, beanspruGt die Börse eine Selbständigkeit und eine Fülle von Privilegien, wie sie sonst keine anderen Institutionen besißen. Der Handels-Minister sucht dur scine Verordnung dem Mißbrauch mit dem aus dem Auslande ein- geführten Getreide zum Schaden unserer deutshen Produktion und Kon]umtion zu steuern, indem er verlangt, * daß der an den Börsen gehandelte Roggen und Weizen unter ein bestimmtes Gewicht nicht heruntergehen darf, daß das Getreide trocken sein muß und keinen Darrgeruch baben darf. Ferner verlangt er, daß die Sachverständigen- Kommission nur aus solchen Personen gebildet werden darf, wel{e nit selbst mit Getreide an der Börse bandeln und daß zu ibr außer Kaufleuten auch Müller und Landwirthe gehören sollen. Es springt in die Augen, daß diese Bestimmungen zum Schutze der deutschen Landwirthschaft, Müllerei und des brotessenden Publikums getroffen sind, gegenüber einem übermättigen, mit ungeheuren Kapital- kräften operirenden internationalen Getreidebandel, der immer mehr die Gestalt eines Getreide-Monopols angenommen hat. Dieser inter- naticnale Handel sept sich über die Interessen und Exiftenzbedingungen der Staaten völlig binweg und kennt nur das Jateresse seines Kapital- gemrinnes. Ob unsere deutsche Landwirthschaft existiren kann oder nit, danach fragt dieser Handel nit: er führt russisches. amerikani- sches und indishes Getreide bei uns ein, als gäbs in Deutschland keine Landwirtbsaft, die auh Getreide produzirt und von diesem Geschäft leben muß. Wenn er Massen leichten und shlechten russishen Getreides, die er zu_Spottpreisen aufkauft, nach Deutschland einführt, fo ist er im Stande, dadurch den Preis des guten deutschen Getreides zu drücken und doch noch einen großen Gewinn zu erzielen. Die „Vofs. Ztg.“ meint zwar: „Es gab eine Zeit, wo an der Amster- damer Börse die Blumenzwiebeln der beliebteste Spekulationsartikel waren, die holländische Regierung hatte aber der Sache ruhig zu- gesehen.“ So solle es die deutshe Regierung mit dem Getreidebandel auch machen. Dieser Vergleih zwischen dem Handel mit der Brot- frucht eines Landes, die für die ganze Landwirthschaft wie für das übrige Volk von so ungeheuer großer Bedeutung is, und dem Handel mit Blumenzwiebeln, beweist, in wie leitfertiger Weise sich diese Herren über „die großen realen Existenz- fragen des Volkes hinwegsezen! Wenn man bei dem Börsenshwindel mit Blumenzwiebeln {on ruhig zusehen kann,
den aufständishen Zulus eingegangen. Eine aus einer Ab-
so kann man das noch lange niht bei dem Schwindel mit der Brot- fruht des Landes. Diese Herren vergessen immer, daß die Dinge,
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sie die Wohnung des Bezirksrihters an, der mit Hülfe einiger eir-
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welche auf Gottes Erde wachsen und von Menfcherhand gearbeitet werden, keineswegs blos geschaffen sind für den Spieltish der Börsen- pekulation. Wie jeßt die Dinge bei diesem großen Handel liegen, und darf kein weitsihtiger Staatsmann dieselbe mehr si selbft überlassen. Das war früher noch anders, als dieser Handel natur- gemäß seinen Schwerpunkt im Inlande hatte, weil die Beförderung der Produfte anderer Länder zu \ckchwierig und kostspielig wär. Jett aber, wo wan russisdes Getreide von Osten ber per Eisenbabn und von Westen (via Odefsa- Hamburg) ber per Dampfschiff nah Deutschland schafft, kommen wir in die sinnlosesten und gefährlichsten Zustände, wenn wir diese Dinge sich felbft überlassen. Oder ist es etwa nit sinnlos und verderblih, wenn unsere deutschen Bauern in Süddeutshland_ ibr Getreide kaum noch verkaufen können, weil alle Märkte mit ausländishem Getreide und Mebl vollgepfropst find und es unserer grosen norddeutschen Landwirthschaft kaum besser ergeht? Der Händler sagt freilich: wir shaffen dem Volk billiges Brot und das ist eine Wohlthat für das Land. Billig uxd theuer find relative Begriffe, sie rihten sih nach den Mitteln, welhe dem Käufer zu Gebote stehen. Für den Mana, der nur ein paar Pfennige in der Tasche kat, in seiner Arbeit für den ort täglih nur 1 G 50 S bis 2 M verdient,
ift auch das billigste Brot zu theuer. Uebrigens ift es auch nur eine Ausrede; die Herren führen das billige rusfishe Getreide niht des- balb ein, um uns killiges — wenn auch schlechtes — Brot zu ver- hafen, sondern weil sie an dem billig gekauften russishen Getreide in Deutschland großen Gewinn machen fönnen. Fhbatsäcblih merkt man das aber an den Bretpreisen sehr wenig; wohl aber merkt das der Arbeiter, wenn dadurch die große einheimische landwirthschaftliche Bevölkerung verarmt, sich überall auf das Sparsamste und Noth- dürftigste cinrihten muß und also der Industrie, dem Hantwerk und dem Handel mit Kolonialwaaren nihts mehr abkaufen kann. Dann muß die Industrie für den Export arbeiten, und um damit im Auélande durchzukommen, müssen die Erxportwaaren mit den möglichst geringsten Produktionskosten hergestellt werden. Die Foige ist dana überall Druck der Löhne, zumal wenn von dem verarmten Land die Arbeiter immer mehr in die Industriegegenden drängen, um dort eine kümmerlice Existenz zu suchen. Dem inter- nationalen Großhandel mat es freilich nit fo viel aus, wohl aber mat es dem Kleinhandel, der direkt mit dem Publikum rerkekErt, sehr viel aus, ob das Volk Eeld verdient oder niht. Deshalb ift es so thôriht, wenn der Kleinhandel sich immer, wie auch in diesem Streit zwisben der großen Getreidebörse mit dem Handels-Minister, auf die Seite der Börse stellt, tatt den Handels-Mirister zu unterstüßen. So sehr diese Kurzsihhtigkeit des kleineren Kaufmannsstands zu bedauern is, so darf der Minister dadurch nicht beirren lassen. Börsenspiel ist _ kein Handel, und das Volk und seine Lebensinteresten zum Spiel- ball des Börsenroulettes werden zu lafsen, das muß eine weise Re- gierung verhindern. Der Staat aker bat jeßt umsomebr die Pflictt, ch um diese Dinge zu kümmern, als es \ih bier um internationale Kapitalmächte handelt, denen gegenüber Selbsibülfe des Volks nicht mebr mögli ist, weil dazu alle Mittel niht ausreihen. Nur der Staat mit seinen gesetßzlihen Mitteln kann hier nech etwas aus®- rihten. Wie bei allen sclcken Gelegenheiten weist dieser internationale Großhandel stolz auf seine Elastizität und unangreif- bare Ausdehnung bin. Die „Vossisde Zeitung“ fragt spöttish, was der Handels-Minister denn machen wolle, wenn die Geireidebörse ihre Geschäfte aus der Bör1e hinwegverlegte oder ihr Geschäft überhaupt nicht mebr über Veriin gehen ließe, sondern ihr ruîfisckches Getreide nach Hamburg, Bremen und Amsterdam geben ließe, also über Orte, über die der preußishe Handels-Minister keine Gewalt babe. Der leßtere wird auf die Antwort nit verlegen sein. Mit si spielen laffen kann der Staat nit, und es sind nit blos die Interessen der preußischen, sonden der ganzen deutschen Landwirths{aft — zu Deutschland aber gehören auch Bremen und Hamburg, im Reichstage baben wir aber jeßt die Stätte unserer wirth|ckaftlihen und Handels-
gesetzgebung.
— Jn dem Jahresbericht der Aeltesten der Kaufmannschaft über den Handel und die Jndustrie von Berlin wird, der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ zufolge, über die wirthschaftliche Lage Deutschlands im Jahre 1887 gesagt:
Die günstige Wendung, welche mit der :weiten Hälfte des Jahres 1886 in wichtigen gewerbliden pnd Handelsbranchen ih bemerklich gemackt, bat sich im Ganzen auch im Jahre 1887 fortgeseßt, doch konnte sie in den ersten Monaten dieses Jahres unter mancherlei widrigen Umständen nur {wer zur Geltung iommez. Die wenig freundlihe Haltung, welche unsere _Grenznachbarn gegen Deutschland blicken ließen, nöthigte unsere Regierung, immer von Neuem für Vervollständigung und Verstärkung unserer Webr- einrihtungen zu sorgen. Hoffte auch Jedermann, daß es der weisen Leitung unseres Reihs gelingen werde, die Gefahren abzuwenden und den Frieden zu erbalten, so mußte doch Handel und Wandel mit der Möclikeit renen, daß Zufälle und Kombinationen, die außer der Maútsphäre Deuticlands liegen, plößlih die Weltlage ändern und den Krieg herbeiführen fönnten. Unter solchen Verhältnissen mußte Jeder bedacht sein, etwaigen Unternehmungen vorsichtig Grenzen zu ziehen. Troy dicser Sachlage, die fast das ganze Jahr bin- durch andauerte, und troy der Sorçe, welche der s{chwankende Gesundheitszustand sowobl des Kaisers Wilhelm als des Kronprinzen in allen Deutschen wah erhielt, bat do die gewerbliche und Han- delstbätigkeit einen im Ganzen befriedigenden Fortgang genommen. Die Preise einiger wichtiger Waaren und gewerblicher Erzeugnisse verfolgten nit mehr eine fallende, sondern eher eine steigende Rich- tung; Vereinigungen von Interefsenten, um der UVeberproduktion zu wehren und den inländischen Markt im Interesse der Produktion zu reguliren, erwiesen sich in mehreren Branchen wirksam; auch war der Konsum im Inland für mehrere Arbeitszweige be- friedigender als im Vorjahre, die Ausfuhr wenigstens in den Mengen größer, die Veichäftigung in den meisten ge- werblihen Branchen eine lebhaftere und beftändigere; die Atbeitsfkräfte haben sich eher gemehrt als vermindert, die Löhne sich auf ihrer Höbe behauptet ; daß der Sparsinn und die Sparfäbigkeit steigt, ersehen wir aus den namkaft P ari fortschreitenden Einlagen in die Sparkassen. Eine reihlihe Ernte auch im Jahre 1887 neben den Vorräthen, welche die Ernte von 1886 noch gelassen hatte, scwie die aufmerkiame Versorgung des Marktes vom Auslande ber dur den jedes Bedürfriß erspäbenden Handel, hielten die Lebensmittel auf einem mäßigen Stand, und. der deutsche Gewerbefleiß verdankt es wobl bauptsächlich dieser Gunft der Umstände, daß unsere Gewerbe- treibenden wie ihre Arbeitskräfte die in allen Branchen wacbsende Konkurrenz mit anderen industriellen Völkern auf den Märkten des Auslands bestehen konnten.
— Der „Leipziger Monatsschrift Jndu strie“ wird aus Berlin geschrieben : \
Wir können beute mit ganz besonderer Genugthuung konftatiren, daß der in den vergangenen Wochen vollzogene Regierungswechsel nicht nur keine geschättlichen Besorgniffe hervorgebracht hat, sondern im Gegentheil, es hat si der Geshäftswelt eine derartig vertrauens8- selige Stimmung bemächtigt, wie man es vor Kurzem kaum zu hoffen gewagt hat. Unser neuer Kaiser Wilbelm hat der Welt verkündet, daß es sein eifrigstes Bestreben sein wird, uns den Frieden zu erhalten, und welches freudige Eo diese Worte erweckt haben, können wir Alle wobl sehr gut beurtheilen, die wir nun {on seit länger als ZJabres- frist unter den fortwährenden Kriegsbefürhtungen zu leiden hatten. Wenn das EGarngeshäft am hiesigen Play während der leztver- flofsenen Wochen sich troßdem in mäßigen Grenzen bewegte, so ist dies daber niht auf Mangel an Vertrauen zurückzuführen, sondern auf andere Umstände, auf welche wir schon vorher hingewiesen haben ; die çcrôößeren Konsumenten haben sih eben in den lebhafteren Vor- wsohen auf längere Zeit hinaus mit Garnen versehen, und wer beute kaufen will, muß neuerdings weitere Preiserböhungen bewilligen, welcher Umstand Manchen vom Kauf abhält. Daher lagen weihe Kammgarne Fowie drei- und vierfache Zepbyrgarne wesentli ruhiger und sind in diesen
für Textil-
Artikeln ledigli kleinere Verkäufe erzielt worden. Die Preislage dieser Garne bewegte sih in steigenter Richtung, eine Folge der festen Tendenz des Rohmaterials, die sih bei der Eröffnung der gegen“ wärtigen Londoner Wollauktion etablirte und im Verlauf derselben noch weitere Fortschritte machte. In Kammgarnzwirnen ging es noch immer lebhaft zu, da die biesigen Fabrikanten stark in Kammgarn stoffen arbeiten lassen und weitere Garrordres ertheilen müfsen, um nicht in Verlegenheit zu kommen; aus diesem Grunde fällt es au nibt \{wer, die von den Spinnern geforderten Preiserböbungen bewilligt zu erhalten. Ebenso waren Tricotkammçarne (einfacke Kammgarne auf Bobinen) gut begehrt und wurden in diesen Garnen diverse größere Abschlüsse zu den erhöhten Preisen gemadtt ; die Beschäftigungslage der biesigen Tricotfabrikarten bleibt eine gute. Starker Bedarf zeigte sih in einfaten Kammgarnen, deren Preise ebenfalls anzogen und in denen zablreie Aufträge für allerdings Fleinere Quantitäten vergeben worden find. Melirte Kammgarne. fanden nur vereinzelt Nehmer bei unveränderten, äußerst festen Preisene Auch für rohe Streichgarne zeigte si lebhafte Nachfrage, so daß die Spinner im Stande waren, die geforderten Preigerböbungen voll und anz durchzuseßen; wie wir aus den verschiedensten Distrikten bören, find die Streichgarnspinnereien im Großen und Ganzen brillant beshäftigt. Aebnlich liegen rohe Streichgarne auf Cops für die Tricotfabrifkation, in welchem Artikel weitere Ordres zu den bisherizen erböbten Preisen untergebracht worden sind. Die in wollenen melirten Streigarnen für die Shawlsbranche er- theiltea Ordres waren quantitativ nit von Bedeutuna, dagegen haben sih die Umsäße in Mungo-Melangen etwas gehoben, was allerdings von den Preisen dieser Garne kaum zu sagen ist. Sbodty- garne kommen nach und nach wieder mehr in Aufnahme, do ließen die Umsäße nod zu wünschen übrig, auch in Streichgarnmelangen für die Stofffabrikatich ging es ftiller wie bisher an. Die Haufse in Unter- \cußgarnen nimmt ganz gewaltige Dimensionen an; die Preiserböhung gegen niedrigste Preise beträgt beute bereits ca. 50 9%. Wollene Strickgarne waren wenig begehrt bei unveränderten, jedoch festen Preisen. In baumwollenen Strickgarnen ging es etwas lebhafter zu, ebenso in baumwollenen Garnen wie Doubleds, Waters, Mules x., deren Preise ganz besonders fest sind. Zweifah 12 er Crewelyarns be- geaneten nur geringer Nachfrage, ebenso blieben zweifahe und einfache Wefte bei unverändert festen Preisen ohne wesentlihe Umsäße Mohairs (starke Nummer für die Krimmerfabrikation) waren stark vernacläfsigt, dagegen waren 2/32 Mohairs etwas mehr gefragt, aller- dings nur in allerbilligsten Qualitäten. In Fancvyarns fanden Um- sâte von Belang nicht statt.
Statistische Nachrichten.
Die Ausfuhr von Zucker ist, wie das Maiheft zur „Statistik des Deutschen Reis“ auêweist, in der 5 vom 1. Januar bis Ende Mai d. I. im Vergleich zu demselben Zeitraum des Vorjabres ganz bedeutend zurückgegangen, indem dieselbe nur 1523 120 Doppel-Ctr. gegen 2930304 im gleichen Zeitraum des Vorjabres betragen hat. Insbesondere betrug die Abnahme der Aus- fuhr bei Robzucker von mindestens 90%/6 Polarisation und raffinirtem
ucker von unter 98 aber mindestens 90 9/« Polarisation 1 273 164 D pSte. bei Kandis und Zucker in weißen, vollen, barten Broden, Blöôcken 2c. 111 454 Doppel-Ctr., und bei anderem harten Zuer 92 613 Doppel-Ctr., wogegen obne Steuervergütung 50 Doppel-Ctr. mehr ausgeführt wurden. s
— Die Krankenversiherung der deutshen Arbeiter im Jahre 1886. (Soz.-Corr.) — Als die nothwendigîte Ver- sicherung von Unbemittelten ersheint die Krankenversicherung sie hat h daber au schon lange vor der Versicherung gegen Unfall und Invalidität mit Hülfe freiwilliger Kassen entwickelt. Die Reihs- geseßzgebung bat diese Versicherung zu einer Verpflichtung der Beo tbeiligten gemacht und auch für eine Statistik dieser Versicherung Sorge getragen. Vor uns liegt wieder ein stattliher Band der vom Kaiserlichen Statistishen Amt berausgegebenen Statistik des Deutschen Reichs (Neue Folge Band 31), welcher die Krarkenversicherung der Arbei- ter im Jahre 1886 bebandelt. Dana waren am Schluß des Jabres 1886 (obne die Knappschaftskafsen) 4 570 087 Personen, d. i. 9,7 °%/% der Reichsbevölkerung, versichert (gegen 4 294 173 im Jahre 1885), und zwar bei der Gemeinde-Krankenversicherung 629 069 Perfonen (12,7 9/0), bei den Orts-Krankenkafsen 1 701 305 Perfonen (34,4 °/o), bei den Be- triebs- (Fabrif-) Krankenkafsen 1 314 216 Personen (26,6 °/o), bei den Bau- Krankenkassen 12897 (0,3 9/0), bei den Innungs-Krankenkafien 32013 Personen (0,6 °/o), bei den eingeschriebenen Hülfskafsen 731943 Personen (14,8 9/0), bei den landesrechtlichen Hülfskassen 148 644 Personen (3,0 9/0). Im ganzen Reih maten die Versicher- ten, wie erwähnt, 9,7 9% der Bevölkerung aus, für die einzelnen Staaten ist der Unterschied so groß, daß in Waldeck nur _3 */o, in Reuß à. L. 21,8 9/6, in Sachsen 17,7 %o, in Preußen 8,5 9/o versichert sind. Snnerbalb Preußens sind am meisten entfernt mit 1,5°/9 der Bezirk Gum- dinnen vom Bezirk Düsseldorf mit 16 9/ (Berlin 20 9/o), in Bayern steht Niederbayern mit no nit 3 °/o neben Oberbayern mit 12 9/0. Anlangend das Geschlecht der Mitglieder der Krankenkassen (ohne die Knapp- shaftskassen), so waren im Jahre 1886 3740614 männli®de und 829 473 weiblihe Personen (d. i. 22,2 9/ weibliche) daran betheiligt. Im Jahre 1885 betrug die Zabl der männlichen 3515 272 und die Zahl der weiblihen Personen 778 898, d. i. ebenfalls 22,2 %/. Die Ausgaben betrugen bei den Kafsen, welhe während des ganzen Jahres 1886 in Thâtigkeit waren: Krankbeitskosten 52452 343 #, Ver- waltungskosten 3 492 876 #4 und andere Kosten 2102 873 Auf 1 Mitglied kommen 13,7 A Ausgabe.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Die Malereien im Kreuzgange des Paulinums zu Leipzig dürften wobl als verloren anzusehen sein, nachdem sie so viele Jahrhunderte — sie gehören der Zeit vom 13. bis zum 16. Jahrhundert an — erhalten geblieben waren. Die Schuld mißt man dem Decfirniß bei, welcher bei der Restauration der Bilder im Jahre 1870 angewendet wurde, indem er, der \{ügend wirken sollte, abspringt und die Farbe mit sich nimmt. E
— Im Verlage von Duncker u. Humblot zu Leipzig ist soeben erschienen: „Volk und Nation. Eine Studie von Fr. I. Neu- mann.“ (Preis 3 & 20 4.) — Die Frage, was ein Volk, was eine Nation sei, ist jedenfalls eine Frage von allgemeinerem Interesse. Aber d ist mehr. Sie ist zuglei eine Frage von nit geringerer spezieller Bedeutung für eine Reihe einzelner Wissenschaften, z. B. für die Völkerkunde, die Bevölkerungsstatistik, die heute sogenannte Anthropogeographie 2c. Und von noch groüeter Bedeutung ift sie zweifellos für die Rehtswissenschaft, insbesondere das Staats- und das Völkerrecht, zumal da im Anicluß an die Lehre von der Souveränität des „Volks“ das sogenannte Nationalitätsprinzip im Laufe dieses Jahrhun- derts immer mehr Boden gewinnt. Je größer die Schwierigkeiten sind, mit denen die Begrenzung der Gegensäße von Volk und Völkerschaft, Volk und Stamm, Volk und Nation, Nation und Nationalität, Stamm und Nation verknüpft ist, um so größere Beachtung dür!te die vorliegende Schrift in den wissenschaftlichen und politischen Kreisen finden. — Inhaltsangabe: Vorwort. 1. Volk und Nation. Ver- \chiedenheit der Auffassungen. — 11. Ziel und Weg. Unsicherheit des Sprachgebrauchs innerhalb und außerhalb Deuts ands. — III. Das Volk. — 19. Es An als En S Lr ies tes als „politi inheit“, als die Gesammtheit der Angehörigen e Staates. e Die Nationalität. E Tndand, betreffend die jüdische und christlihe Bevölkerung der Provinz Polen. E
F Der vorliegende 5. Jahrgang (1886) des von A. W. Grüßy- macher, Vorsteher der Weîterwarte, herausgegebenen „Jahrbuchs der Meteorologishen Beobachtungen der Wetterwarte der „Magdeburgischen Zeitung“ * unterscheidet sih hinsichtlich des Materials selbst nur wenig von dem vorhergehenden pre nur in der Form der Publikation ist bei einigen Abtheilungen eine Aende- rung eingetreten. So if von der ununterbrohenen Wiedergabe
sämmtlicher Barographenkurven Abstand genommen. Es sind, wie im I. Iabrgang, alle den Barograp n entnommenen ftü liden Angaben und deren Mittelwertbe publizirt, und nur jene Theile der Kurven grapbisch dargestellt, welche außergewöhnliche Sctwankungen des Luftdrucks anzeigen, die auch wegen ibrer furzen Dauer zwischen den ftündlichen Angaben oft verborgen bleiben würden. Zuglei sind die Aufzei(nungen des Thermograpben in einer punk- tirten Kurve beigefügt, um die fast immer gleichzeitig eintretenden Temperatursbwankungen vor Augen zu führen. Zur linken Hand der Tafeln der außergewöhnli@en Kurven befindet sich außer dem Datum und einer kurzen Angabe der mit der Druck- \chwankung zusammenfallenden Wettererscheinungen auch noch die Skala für die Barometerkurve, während das Argument für die Temperaturkurve auf der rechten Seite angegeben ist. Ferner hat noch in den Angaben des Grundwasserstandes eine Aenderung stattgefunden. Statt der Angabe der Entfernung zwiseo Erdoberflähe und Grundwasserspiegel ift der Uebersichtlikeit halber die Höbe des Grundwassers auf ein mittleres Niveau bezogen und sind die Ozcillationen in Bezug auf einen festen Punkt gemeflen. Es ergaben sich aus den leßten 4 Sabren als mittlere Distanz von Erd- oberfläde und Grundwasser 5 m 32,8 cm, von welcher Zabl man die Angaben der früheren Jahrbücher zu subtrabiren hat, um fie mit den jeßigen Ständen des Grundwassers vergleiben zu können.
— Im Verlage von Franz Vahlen in Berlin W., Mohren- ftraße 13/14, ist soeben die zweite Abtheilung (Bogen 11—209) der von Dr. Paul Alerander-Kay, Rechtsanwalt am Königlichen Landgericht Berlin I., bearbeiteten und mit einer Einleitung ver- sehenen „Erläuternden Anmerkungen zu den Vorstristen des Entwurfes eines bürgerlihen Geseßbuches für das Deutsche Reich“ erschienen. — Ladenpreis 2 l
— Die österreichisch - ungarishe Monarchie in Wort und Bild. Die am 1. d. M. zur Ausgabe gelangte 63. Lieferung (17. Scluß)-Heft des ersten Ungarn gewidmeten Bandes dieses Prabtwerks behandelt die Verkehräanftalten in Ungarn und bringt die Bilder: „Schiffe auf der Donau bei Budapeît“, eEisen- babnbrüde bei Fucsine“, „Eisenbahnbrücke über die Save zwischen Semlin und Belgrad“, „Die nördliche Linie der K. ungarischen Staats =- eisenbabnen bei Kremniß“, „Aus der Budapester Maswinenfabrik der ungarisden Staatéeisenbahnen®* und ein farbiges Kostümbild (Volkêtrabt aus dem Ormánfág im Laranyaer Komitat),
— Die in Leipzig am 7. d. M. ersheinende Nr. 2349 der „Illustrirten Zeitung“ enthält u A. folgende_ Ab- bildungen: Aus der Internationalen Jubiläums - Kunfstaus3- stellung in Münten. 2 Abbildungen: Hagar und Jêsmael. Marmorgruvve von Max Klein. In banger Stunde. ( mälde von C. Raupy. — Karl Alexander, Großherzog von Sawbfen- Weimar. — Das neve Gerichtsgebäude für Frankfurt a. M. Na dem Eniwurf des Architekten gezeihnet von G. Theuerkauf. — Eine Beduinenkarawane in Deutsbland. OriginalzeiGnung von Albert Ri&ter. — Die Eröffnung des deutshen Reichstages dur Kaiser Wilbelm I1. im Weißen Saale des Königlichen Schlofses zu Berlin. Originalzeichnung von H. Lüders. (Zweiteitig ) — Prinzessin Marie von Sa(sen-Altenburg, f in der Nacht zum 21. Juni. — Das arabis6e Vollblutpferd „Alba“ im Circus Herzog. Originalzeihnung von F. O’'Stückenberg. — Der Play vor der Deutsch-nationalen Kunstgewerbe: Ausftellung in Münwen bei elektrischer _Beleuttung. Originalzeihnung von Friy Stoltenberg. — Das nördliche Thor der Deutsch-nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung in München. Orizinal- zeihnung von Friy Stoltenberg. ] :
— Bibliotheca Catholico- Theologica Decima. Katalog 60 von Ludwig Rosenthal's Antiquariat n Müncen. 4. Abtheilung. Dieselbe reiht von 3092—4084 (UMissale Coloniense—Stap!eton) und entbält ein reihbaltiges Verzeichniß für den fkatbolishen Theologen wichtiger und größten Theils feltener Merke verschiedenen Inkalts vom 16s. Jahrhundert an bis auf die neueste Zeit.
Land- und Forstwirthschaft.
Die von der Königlichen Landwirtbschaftlihen Hoh- \chule in Berlin angekündigten Vorlesungen und Uebungen werden im gegenwärtigen Sommer-Semester von 465 Studirenden und zwar von 159 ordentliden und auferordentlihen Hörern, 36 Hosvitanten, 208 Studirenden der Universität, 3 Studirenden der Bergakademie, 2 Studirenden der Technischen Hochschule und 57 Studirenden der Tbierärztliben Hochschule besucht. E
— Das „Forstwissenschaftlihe Centralblatt“ (früber Monatsschrift für Forst- und Jagdwesen), unter Mitwirkung zabl- reiher Fahhleute aus Wifsenshaft und Praxis, herausgegeben von Dr. Franz Baur, o. ô. Professor der Forftwissenshaft an der Universität München, (Berlin, Verlag von Paul Parev) bringt in dem soeben auêgegebenen 7. Heft 10. Jahrgangs 1888 (XXXII. Jahr- gangs der «anzen Reihe) folgende Original-Artikel : Erfahrungen über itrengere Methoden der Untersubung des Waldertrags und über die Ergebnisse derselben, von K. SchuLerg, Forstrath in Karlsruhe ; Ueber die Erböbung des Walderwartungëwerthes einer normalen Be- tciebsklafse durch frühzeitigeren Bezug von Durhforftungserträgen, vom Großb. bessishen Ober-Forstdirektor i. P. Bose in Darmitadt ; ferner Mittheilungen, Uterarishe Berichte, Notizen und Anzeigen.
Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.
Paxtuaal 2 Dur eine unterm 28. Juni 1888 veröffentlihte Verfügung des Königlich portugiesishen Ministeriums des Innern sind die Häfen von Chili seit dem 1. Mai d. I. für „rein* von Cholera erklärt worden. (Vergl. „R.-A.* Nr. 292 vom 13. Dezember 1887.)
Gewerbe und Handel.
In der gestrigen ordentlichen Generalversammlung, der Aktiengesellscaft für den Bau landwirtbschaftliher Maschinen und Geräthe und für Wagenfabrikation H. F. Edert“ wurden der Geschäftsberiht, die Bilanz und das Gewinn- und Verlust-Conto pro 1887/88 genehmigt und dem Auf- ßchtsrath und Vorftand einftimmig Entlastung ertheilt. Es wurde beschlossen, eine Dividende von 44 °/s zur Vertheilung zu bringen und dem Spezial-Reservefonds den Betrag von 18000 A4 zuzuführen. Ueber das laufende Geschäftsjahr äußerte si die Direktion dabin, daß dasselbe als recht befriedigend bezeihnet werden kann. Nicht nur haben sih die Umsätze in den verflossenen drei Monaten wesentli
egen das Vorjahr erböbt, sondern die Fabrik ift zur Zeit au recht stark beshästigt, so daß mit Ueberstunden und theilweise mit Zuhülfe- nahme der Nâtte gearbeitet werden muß. E — Dem Bericht des Vorstandes der Zuckerfabrik Körbis- dorf an den Aufsichtsrath entnehmen wir Folgendes: Das & eschâfts- jahr 1887/88 bat ein ‘wesentlih günstigeres Ergebniß geliefert als das voraufgegangene Jahr. Der Bruttogewinn beträgt 429 471 4 gegen 259 257 #, der Reingewinn 264 755 M Æ en 84 095 # im Vor- jahre. Dies günstige Ergebniß ist hauptsählich der bôheren Ver- werthung des Zuckers zuzuschreiben, welche 5 # pro 100 kg beträgt. Der Bruttogewinn der Landwirtbschaft ist ein etwas böberer als im vergangenen Jahre. Die Gesammteinnahmen sind freili® in Folge der geringeren Ernte und der geringeren Einnahmen für Rüben und Getreide um ca. 57000 4 zurüd- geblieben, aber der Ausfall ist durch die geringeren Ausgaben reihlich gedeckt worden. Der Koblengruben-Tagebau ift soweit fertig gestellt, daß bereits Koblen gefördert werden. Für denselben sind bis jeßt 92 886 #4 verau8gabt. Hierzu haben die Vorjahre 74 83 4 bei- getragen, so daß noch 18 056 „4 pro 1887/88 zu decken waren. Die bis jegt für den Tagebau entstandenen Ausgaben sind also vollständig beglihen. Die noch im Umlauf befindlihen 477 900 46 5 °/9 Obli- gationen sind bebufs Umwandlung in 49% zum 1. Oktober d. I. gekündigt. Die Dividende beträgt nah 77 000 „4 Abschreibungen 5%,