1888 / 198 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Aug 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Abgereist: Se. Excellenz dur Staats-Minister und Minister der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegen- heiten, Dr. von Goßler, nah -der Schweiz.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. August. Se. Majestät der Kaiser und König wohnten gestern Vormittag von 8 bis 9 Uhr dem Exerzieren des Leib-Garde: Husaren-Regiments auf dem Bornstedter Felde bei, arbeiteten von 10 bis 11 Uhr allein, von 11 bis 111, Uhr mit dem Hofmarschall von Liebenau und von 111/59 bis 11/2 Uhr mit dem Chef des Militärkabinets , General der Kavallerie und General-Adjutanten von O

Nachmittags 33/4 bis 6 Uhr ließen Se. Majestät das Lehr-Jnfanterie: Bataillon auf dem Bornstedter Felde nah dem neuen Reglement exerzieren.

Jst der Abschluß eines Versicherungs vertrages mit einer Versicherungsgesellshaft auf Gegenseitigkeit durch falshe Angaben des Vertreters der Gesellschaft dem Verfiherungsnehmer gegenüber über die L der bisher er- hobenen Nahschußprämien, wonach diese stets sehr gering- fügig gewesen seien, während sie thatsählih reht beträchtliche gewesen sind, herbeigeführt worden, so macht nach einem Ur- theil des Reihsgerichts, VI. Civilsenats, vom 15. März d. J., im Geltungsbereih des Preußischen Allgemeinen Land- rechts diese Jrrthumserregung, wenn sie niht dur ein be- trügliches Verhalten des Vertreters (wissentlich und vorsäßlich) veranlaßt ist, den Vertrag nicht zu einem ungültigen.

Wem im Statut einer Berufsgenossenschaft den Vertrauensmännern auch Obliegenheiten von Beauftragten im Sinne der N: 82 ff. des Unfallversiche- rungsgeseßes übertragen worden sind, so ist es nah einem Bescheide des Reichs-Versicherungsamts vom 19. Juni 1888 (Nr. 538) nicht unbedenklich, ob die Bekanntmachung des Genossenschaftsvorstandes, welche auss{hließlich von der Eigen- schaft der betreffenden Persönlichkeiten als „Vertrauensmann“ handelt, ausreicht, um den Beginn der Einspruchsfrist gegen die so Benannten in ihrer Eigenschaft als „Beauftragte“/ zu eröffnen. Zur Beseitigung derartiger Zweifel würde es sich empfehlen, in Zukunft bei der Bekanntmachung der Namen der dortseitigen Vertrauensmänner auf deren aus 8. 29 Absaz 2 des Genofssen- \schaftsstatuts sich ergebende Eigenschaft als Beauftragte hinzuweisen, und die Genossenschaftsmitglieder darauf auf: merksam zu machen, daß ihnen nah J 83 des Gesetzes zwar das Recht zusteht, die etwaige Besichtigung ihres Be-

triebes durch eine andere geeignete und von ihnen zu be- giuende Persönlichkeit zu verlangen, falls sie in Folge der

esihtigung durch den Beauftragten die Verleßung eines Fabrikgeheimnisses oder die Schädigung ihrer -Geschäfts- interessen befürchten, daß jedoch bezüglihe Anträge alsbald zu stellen sind. Soweit übrigens nicht Gefahr im Verzuge ob- waltet, kann zur Förderung des Einvernehmens zwishen dem Vorstande und den Mitgliedern der Bérufsgenossenshaft nur empfohlen werden, daß auch nahträglih geäußerten Wünschen von Betriebsunternehmern um Besichtigung des Betriebes S eine andere geeignete Persönlichkeit thunlichst entsprochen werde.

Vor dem Königlichen technischen Ober- Prüfungsamt in Berlin haben während des Zeitraumes vom 1. April 1887 bis dahin 1888 im Gcnzen 282 Kandi- daten die zweite Hauptprüfung für den Staats- dienst im Baufache abgelegt. Von diesen Kandidaten haben 214 die Prüfung bestanden und zwar 175 als Bau- meister für das Hoch- und Jngenieurbaufah und 39 als Bau- meister für das ‘Maschinenbaufa; von diesen sind 213 zu Königlichen Regierungs-Baumeistern ernannt worden.

Nach den älteren Vorschriften vom 3. September 1868 sind 8 Kandidaten und zwar in beiden Fachrihtungen gleich- mäßig, nah den Vorschriften vom 27. Juni 1876 273 Kandidaten und zwar 109 für das Hochbaufah, 114 für das Jngenieurbaufah und 50 für das Maschinenbaufah und nach den Vorschriften vom 6. Juli 1886 is} ein Kandidat für das Hochbaufach geprüft worden.

Von den 214 Kandidaten, welche die Prüfung mit Erfolg abgelegt haben, ist 9 derselben das Prädikat „mit Aus- zeihnung bestanden“ zuerkannt worden. i

Der Königlich niederländische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Jonkheer van der Hoeven, hat Berlin mit mehrwöchentlihem Urlaub Rat Für die Dauer der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungirt der Legations- Rath Jonkheer de Weede als interimistisher Geschäftsträger.

Der General-Lieutenant von Derenthall, Com- mandeur der 17. Division, ist zur Abstattung persönlicher Meldungen hier eingetroffen.

Der Vize-Admiral Graf von Monts, kommandirender Admiral und stellvertretender Chef der Admiralität, ist von Swinemünde hierher zurüdckgekehrt.

S. M. S. „Niobe“, Kommandant Korvetten-Kapitän Graf von Haugwiyß, ist am 2. August cr. in Malmö einge- ei und beabsichtigt, am 12. August cr. die Reise fort- zusezen.

Das „Marine-Ver.-Bl.“ veröffentliht folgende Nach- rihten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 7./1. Apia. Letzte Nachricht von dort 26./6. (Posistation: Apia [Samoa-Jnseln].) S. M. Vermessgsfhrzg. „Albatroß“ 5./6. Dwarsgat. Ole station: Bremerhaven.) S. M. S. „Ariadne“ 5./7. Boston 15./7, (Poststation: Plymouth.) S. M. S. „Bis- mardck“ 26./7. Port Said 27./7. (Poststation : bis 4./8. Gibraltar, vom 5./8. bis 14./8. Plymouth, vom 15./8. ab Wilhelmshaven.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 17./7. St. Paul de Loanda 2./8. (Poststation: Kamerun.) S. M. Knbt. „Eber“ 24./4. Apia 28./6. (Poststation : Apia [Samöa-Inseln],) S. M.

rzg. „Falke“ 17./7. Wilhelmshaven. (Poststation: Wil- elmshaven.) S Kreuzer „Habicht“ Kamerun

15/7, 15/7. Principe 17./7. —“ 17,/7. Togo

20./7. Weidah 23./7., 26./7. Principe 27./7. (Post- station: Kamerun.) S. M. Yacht „Hohenzollern“ 19./7. Kronstadt 24./7. 26./7. Stockholm 28./7. 30./7. Kopen- hagen 31./7. 31./7. Kiel. (Poststation : Kiel.) S. M. Knbt. „Jltis“ 15./7. Chefoo. (Poststation: Hongkong.) S. M. hrag. „Loreley“ 18./6. Therapia. (Poststation: Konstanti- nopel.) S. M. S. „Luise“ 27./6. Kiel 3./7. (Poststation: Swinemünde.) S. M. Kreuzer „Möwe“ 30./6. Zanzibar. Poststation: Zanzibar.) S. M. Pnzrfahrzg. „Müde“ Wil- elmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 19./7. Durban (Natal). S. M. S. „Niobe“ 17./7. Leith (Schottland) 21./7. 25./7. Arendal (Norwegen) 31./7. (Poststation : bis 10./8. Malmö, vom 11./8. ab Neufahrwasser.) S. M.S. „Nixe“ 21./6. Darimouth 23./7. (Poststation: Madeira.) S. M. Vermessgsfhrzg. „Pommerania“ Kiel 2./7, (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Schwalbe“ 18./5. Kiel. (Poststation : Kiel.) S. M. Knbt. „Wolf“ 29./6. Hong- fong 17./7. 19./7. Amoy. (Poststation: Hongkong.) Kreuzergeshwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flaggsbif) 19./7. Zanzibar. „Carola“, „Olga“ 19./7. Zanibae. „Sophie“ 19/7. SBanzibar 21./7. 28./7. Aden. (Poststation : Zanzibar, für S. M. S. „Sophie“ bis 7./8. Aden, dem- nächst ebenfalls Bara Manóöverflotte: T. Division riedri der Gr : S. M. S. „Baden“ (Flaggschiff), „Bayern“,

„Friedrih der Große“, „Kaiser“, S. M. Av. „Zieten“; TI. Di- vision (Schulgeshwader): S. M. S. „Stein“ (Flagg\chiff), „Moltke“, „Gneisenau“, „Prinz Adalbert“, S. M. Av. „Bliß“ Kiel 14./7. 19./7. Kronstadt 24./7. 26./7. Stockholm 28./7. 30./7. Kopenhagen 31./7. 31./7. Kiel. (Post- R Kiel.) Torpedobootsflottille : 6./7. Kiel. (Poststation: iel.

Dampfer „Habsburg“ mit dem Ablösungstransport für S, M. Krzr. „Adler“ Bremerhaven 16./5. Dampfer „Kronprinz Friedrih Wilhelm“ mit dem vereinigten Ablösungstransport 97./6. Aden 27./6. 2./7. Aden 3./7. Port Said.

Der heutigen Nummer des „Reihhs- und Staats- Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. 4), enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichte, beigefügt.

_Vayern. München, 2. August. (W. T. B.) Der Prinz-Regent hat ein Handschreiben an den Minister- Präsidenten gerichtet, in welhem Se. Königlihe Hoheit unter Hervorhebung der Großartigkeit der Feier, mit welher der hundertjährige Geburtstag König Ludwig's T, begangen worden is, der Stadt München und allen Festtheilnehmern sowie auch Allen, die bei den provinziellen En mitgewirkt, den lebhaftesten Dank ausspriht. Das Schreiben {ließt mit den Worten : „Es ist die beglüdckendste Empfindung, die Liebe zum Volke durch die Liebe des Volkes erwidert zu sehen. Der heißeste Wunsch, der Mich erfüllt, gilt dem Wohle Bayerns, das Gott zu allen Zeiten shirmen und {hüßen möge!“

3. August. (W. T. B.) Dem Magistrat ist heute von den städtishen Behörden in Nom ein Telegramm mit der Anzeige zugegangen, daß von den städtischen Kollegien die Aufstellung einer Büste des Königs Ludwig I. auf dem Kapitol beschlossen worden sei.

Vaden. Karlsruhe, 2. August. (W. T. B.) Der Großherzog ließ dem Kronprinzen von Griechenland in S Suda durch den Flügel-Adjutanten, Major Müller, seine Glückwünsche zum heutigen Geburtstage aussprechen und einen Heidelberg darstellenden großen E als An- gebinde überreihen. Der Afrikareisende Tappenbeck wurde vom Großherzoge heute in längerer Audienz empfangen.

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 2. August. Aus Doberan wird den „Medckl. Nachr.“ geschrieben : Der G roß- herzog wird, dem Vernehmen nah, noch einige Tage im Palais verweilen, bevor derselbe von hier nah Gelbensande abreisen wird.

Sachsen- Weimar - Eisenach. Weimar, 2. August. A Ztg.) Der Erbgroßherzog verläßt heute mit einen beiden Prinzen Wilhelmsthal und begiebt sich nach Norderney; die Erbgroßherzogin bleibt vorläufig bei dem Großherzog in Wilhelmsthal.

(Th. C.) Der Wirklihe Geheime Rath Dr. von Groß tritt demnächst einen Urlaub an und wird \ih nee nah nau begeben, um der bevorstehenden ünszigjährigen Jubelfeier des dortigen Bades beizuwohnen. Das hiesige Lehrer- Seminar, welches unter Mitwirkung Herder's ins Leben gerufen wurde und bisher si in gedeih- lihster Weise entwickelt hat, begeht in den ersten Tagen der nächsten Woche die Feier seines hundertjährigen Bestehens.

Oesterrei - Ungarn. Wien, 1. ou (Pol. Corr.) Unter dem Titel: „Amtliche Nachrichten des K. K. Ministeriums des Jnnern, betreffend die Unfall- und Krankenver- siherung der Arbeiter“, wird das Ministerium des Jnnern vom 1. September d. J. an eine periodische Publikation herausgeben, welche nicht bloß ein vollständiges Repertorium der ah Geseye, Verordnungen und Erlasse bilden, sondern insbesondere auch Erläuterungen, Beantwortungen ein- gelaufener Anfragen und aufklärende Aufsäße enthalten und dazu dienen soll, das Verständniß und Jnteresse für die dur die Versicherungsgeseze zu lösenden Aufgaben zu fördern und deren zweckdienliche, praftishe Lösung wirksam zu unterstügen.

Lemberg, 1. August. (Wien. Bp) Der Kronprinz Erzherzog Rudolf reiste heute früh mit dem Personen- zuge über Stryj und Lawoczne nach Ungarn ab.

Großbritannien und Jrland. London, 1. August. (A. C.) Der Hèrzog Paul von Medcklenburg- Schwerin reiste heute in Begleitung seiner völlig wieder- hergestellten Gemahlin nah Deutschland zurü.

Der Bürgermeister von Sligo wurde gestern wegen Anschlagens von Boycott-:Bekanntmachungen zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt. Außerdem hat er nah dem am Montag gefällten Urtheil noch vier Monate abzubüßen.

Aus Capetown vom 31. Juli meldet „Reuter's Bureau“:

Das Cap-Parlament hat cine Resolution angenommen, welche erklärt, daß die in Ausficht genommene Trennung der Aemter des Ober-Kommissärs und des Gouverneurs der Cap-Kolonie mit Gefahren für die Interessen von Südafrika verknüpft sein würde, Sir Sidney Shippard, der Verwalter von Becuanaland, reiste gestern von Mafeking nah Bamangwato, der Hauptstadt von Khama's Territorium, ab, wo er eine Untersuchung über den jüngsten Bureneinfall unter dem Commandeur Grobelaar ein- leiten wird. General Joubert wird Seitens des Transvaalstaats die Untersuchung überwachen.

2. August. (W. T. 2 Jn der heutigen Sißung des Unterhauses wies Labouchère auf die heftigen Angriffe hin, welhe von der „Times“ in ihrem heutigen

Leitartikel gegen die Parnelliten sowie gegen Gladstone,

Harcourt und Morley wegen ihres Verhaltens in der estrigen Sißzung des Unterhauses gerihtet worden seien, und nüpfte daran den Antrag, auszusprechen: daß die „Times“ sih

einer Verleßung der Privilegien des Hauses

\huldig gemaht habe. Der Kanzler der Schagkammer,

Goschen, erkannte an, daß eine Verleßung der Privilegien

des Hauses durch die „Times“ stattgefunden habe, hielt es mit

Rücksiht auf Präzedenzfälle aber für rathsam, den Antrag

Labouchère’s durch Uebergang zur Tagesordnung zu erledigen.

Gladstone stimmte Goschen's Vorschlag bei und ersuchte

Labouchère, seinen Antrag zurückzuziehen. Nachdem \ih die Deputirten Sexton, Redmond und Morley gegen die Angriffe der „Times“ noch sehr heftig ausgesprochen hatten,

zog Labouchère seinen Antrag zurück. Sodann nahm as Haus den Antrag des Kanzlers der Schaßkammer,

Goschen, daß, wenn die Einzelberathung der Bill, betreffend

die Parnell’\che Untersuchungskommission, bis

morgen früh 1 Uhr nicht erledigt sein sollte, die noch übrigen

Paragraphen der Bill ohne jede weitere Debatte zur

Abstimmung gebraht werden sollen, mit 239 gegen 185

Stimmen an.

3. August. (W. T. B.) Jm weiteren Verlauf der gestrigen Unterhaussißung “ergriff um 122/, Uhr Parnell das Wort, um über die Ungerechtigkeit der Re- gierung zu klagen und seinen Anhängern Rathschläge für ihr ferneres Verhalten zu ertheilen. Da Parnell leßteres indessen bis ein Uhr noch nit gethan hatte, wurde die Debatte ab- gebrochen und sämmtliche Artikel der Bill, betreffend die Parnell’sche Untersuhungskommission, ohne weitere Ahb- stimmung angenommen.

Frankreich. Paris, 1. August. Botschafter Herbette und Decrais sin Wien hier eingetroffen.

Griechenland. Athen, 2. August. (W. T. B.) Der bezüglih des griehischen Konsuls Panuria in Mo- nastir entstandene Zwischenfall hat nunmehr seine definitive Erledigung gefunden. Nachdem der Sultan dem griechi- L Gesandten Conduriotis mitgetheilt hatte, daß er die reundlihen Beziehungen zu Griechenland wiederherzustellen und zu befestigen wünsche, befahl die Pforte dem Gouverneur von Monastir, die früheren offiziellen Beziehungen zu dem Konsul Panuria wieder aufzunehmen. Von dem Minister- Präsidenten Tricupis wurde gleichzeitig der Gouverneur von Larissa angewiesen, die amtlichen Beziehungen zu dem dortigen türkischen Konsul wieder aufzunehmen.

Serbien. Be lgra d, 2. August. (W. T. B.) Der neue rumänische Gesandte Beldimano überreihte heute dem König in feierlicher Audienz sein Beglaubigungsschreiben.

Schweden und Norwegen. Christiania, 3. August. (W. T. B.) Der König und die Königin von Sahsen trafen gestern Nachmittag in Drontheim ein und besuchten die dortige Domkirche. Abends fand im Hotel Britannia ein kleines Diner statt. -

_ Amerika. New: York, 30. Juli. (A. C.) Das br i- tis he Schiff „Caroline“ kehrte heute von der Mündung des Flusses Skeene, wo es eine Abtheilung Truppen landete, nah Vancouver, British - Columbia , zurück. Die an Bord befindlihen Personen sagen, daß das Gerücht betreffs der Niedermeßelung von Weißen un- begründet sei. Mehrere JFndianer wurden im Laufe der Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Stämmen getödtet, allein man glaubt, daß die Unruhen bewältigt werden dürflen, ohne daß ein Schuß abgefeuert werde. Der Schau- play der Ruhestörung ist Hazleton, welcher Ort 140 Meilen den Fluß aufwärts gelegen ift.

Köln. Ztg.) Die aus Berlin bez.

Zeitungsf\timmen.

Zu dem Besuch Sr. Majestät des Kaisers bei dem Reichs- kanzler Fürsten Bismarck schreibt der „Hannoversche Courier“:

„_Von feiner glanzvollen Nordlandsfahrt if Kaiser Wilhelm Il. glüdlih zurüdgekehrt in die deutsche Heimath, freudig willkommen geheißen von seinem Volke, das mit theilnahmsvoller Spannung alle seine Sritte begleitete. Die große politishe Bedeutung dieser Reise tritt immer s{ärfer hervor und findet in den Anschauungen aller Nationen eine wachsende Würdigung. Allgemein und übereinstimmend wird anerkannt, daß sie eine mächtige Wirkung uuf die friedlihe Gestaltung der europäishen Verhältnisse ausüben wird, und daß sie damit vollständig den Zweck erreiht, zu dem sie unternommen wurde. Die Saat, die der Kaiserlihe Herr dur seinen raschen Entshluß und die großartige Ausführung desselben gesäet, wird zu Deutschlands Heile so hoffen wir prächtig auf- gehen und unserem jungen Staatsleben zu mächtiger Förderung ge- reichen, nachwirkend auf eine Reihe von Jahren hinaus.

Wie der Verlauf der Kaiserfahrt das Gemüth jedes Deutschen mit patriotischer Freude erfüllt hat, so wird auch das Ende derselben in Aller Herzen innige, sympathishe Theilnahme erwecken.

Unter dem Geschüßdonner der gewaltigen Flotten zweier großer Nationen begonnen, umwebt von dem fabelhaften Glanze, mit dem ein mächtiger Herrscher in seiner prächtigen Hauptstadt den Deutschen Kaiser zu begrüßen vermochte, {ließt sie in idyllishem Ausklang unter dem bescheidenen Glanze der Lichter, mit welchem ein deutscher Edelmann das s{hlichte Heim seines Landsitzes zu schmücken vermochte, unter den sympathischen Hochrufen, mit welhen den Umständen ent- sprechend eine wenig zahlreihe Versammlung deutscher Männer ihren Kaiser im Sachsenwalde begrüfteen konnte, mit den Klängen des nationalen Liedes: „Deutschland, Deutschland über Alles“, in welchen sie den Gefüllen Alldeutshlands Ausdruck verliehen, und der vollen Hingebung des deutschen Volkes an seinen Kaiser.

Aber dieser Edelmann dort im Sachsenwalde heißt: Bismarck, und auf das Schlößchen Friedrihsruh sind die Augen der Welt ge- rihtet. Der Hausherr, den es beherbergt, ist der eiserne Kanzler, welcher der Jabrhunderte lang dauernden traurigen Zerrissenheit unseres Vaterlandes ein Ende malte, uns ein einheitlihes, mächtiges Vaterland gab und den preußischen Königsthron gestaltete zu einem die nationale Zukunft sihernden Katserthron.

Der junge Herrscher, der ihn jegt bestiegen, erkennt diese That- sache an und ift entschlossen, die Wege weiter zu wandeln, welche ihm sein erhabener Großvater, der große Kaiser Wilhelm L., auf der Bahn der Rathschläge seines treuesten Dieners, des genialsten Staats- manns, den Deutschland hervorgebracht, vorgezeichnet hat.

Das bedeutet der Besuch Kaiser Wilhelm's in Friedrihsruh, das bedeutet der panGan des jungen Fürsten, mit dem er seinen greisen Rath \o herzlih begrüßte. Das ift E unsere Auf- fassung dieses Besuches, und wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn

Ja

wir annehmen, daß dieselbe wohl in allen wahrhaft patriotishen Kreisen getheilt werden wird.

Wie die ganze Kaiserfahrt eine große That war, so ist dieser Shluß derselben niht minder eine solhe. Wie es au den jungen Fürflen im Herzen drängen mochte, nachdem er Deutshlands Boden wieder betreten, zu seiner jungen, noch leidenden Gemahlin zu eilen, fie zu begrüßen und den jüngsten Sproß seiner so glücklihen Ehe in die Arme zu schließen, so hat er diese {ône Sehnsucht doch zurück- gedrängt, um zunächst als Erstem nah der Rückehr seinem Kanzler die Hand zu drüden!

Ist der Versuh gewisser politischer Kreise beabsihtigt gewesen, eine Drachensaat zu säen, welhe das Herz des jungen Kaisers dem Kanzler hätte entfremden können, so wissen wir jeßt, daß ein solcher vergeblih gewesen wäre. Mit jenem erleuchteten großen Blick, mit jener festen Willens\stärke und Thatkraft, welche alle seine ersten Regierungshandlungen auszeichnet, hat der junge Kaiser au das Vermächtniß feines erhabenen Großvaters in Bezug auf den eisernen Kanzler übernommen und fortgeführt. Er will mit dem großen Staatsmann weiter regieren, das lehrt der Besuch in Friedris8ruh mit überzeugender Kraft. Nach außen hin wird das die Achtung, welche Kaiser Wilbelm I. und Biêmarck dem Deutschen Reich zu \ckaffen wußten, festigen und vermehren, nach innen hin das so s{chön und rasch sich ent- widckelnde Vertrauen des deutschen Volks zu der Regierung des jungen Herrschers zur \{chönsten Blüthe bringen. Es wird sich sicher fühlen im Genuß aller der nationalen Güter, die ihm bis jeßt geworden, und nit zweifeln, daß dieselben gefördert werden und segensvoll ge- deihen unter dem Scepter Kaiser Wilhelm's Il. Mag der junge Kaiser es in seiner festen, charaktervollen Weise führen bis in die hohen Lebensjahre, wo es Kaiser Wilhehm I. nah ruhmvollem Leben der Hand entsank, und mag ein gutes Geshick es fügen, daß ihm des Deutschen Reicks Kanzler mit Rath und That now lange, recht lange zur Seite stehe.

Die „Karlsruher Zeitung“ äußert sih wie folgt : Bevor Se. Majestät der Kaiser von den Besuhen an den nordischen Höfen nach Berlin zurückehrt, hat Allerhöchstderselbe noh den Reichskanzler in Friedrihsruh besucht und feine Fahrt nah Friedrichsruh giebt der Kaiserreise einen bedeutungsvollen Abschluß. er Kaiser erzeigt seinem ersten Minister eine ungewöhnlihe Ehre, indem er der Gast des Reichskanzlers auf dessen Landsiß ist, und die Bedeutung dieser außerordentlihen Auszeichnurng wird dadur noch erhöht, daß Kaiser Wilhelm diesen Besuh beim Fürsten Bismarck bei feiner ersten seit seiner Thronbesteigung unternommenen Reise und im unmittelbaren Anschluß an die hochwihtige Meerfahrt nach den nerdishen Hauptstädten unternimmt. Kaijer Wilhelm dokumentirt damit in einer nicht mißzuverstehenden Weise die Ueber- einstimmung zwischen seinen Bestrebungen und den Zielen der groß:n nationalen Politik des Fürsten Bismarck. Gewiß leitet den Kaiser bei dem Besuche in Friedrihsruh auch die Absicht, dem Rei&skanzler mit dieser Auszeihnung einen Beweis der Dankbarkeit für die vom Fürsten Biêmarck dem Großrater und dem Vater des Kaisers Wilhelm geleisteten Dienste zu geben, aber es ist offenbar nicht bloß ein Blick auf die Vergangenbeit, sondern auch ein Ausblick auf die Zukunft, zu welchem der Kaiserbesuch in Friedrichs- ruh anregt. Dieser Besuh würde unbeschadet der Verdienste des Reichskanzlers in einer mehr als fünfundzwanzigjährigen Amts- dauer sicherlich nit erfolot sein, wenn der neue Kaiser sich niht auch persörlih im vollen Einklange mit den großen Grundfäten der Ebel des Fürsten Bismarck befände. Der Kaiserlihe Besuch in riedrihsruh besagt somit, daß es der Wille dés Kaisers ist, die deutsche Politik in ten Bahaen, in welche Fürst Bismarck sie unter der Zustimmung des Kaisers Wilhelm I. geleitet bat, erbalten zu wissen. Wenn hierüber auch {on vorher kein Zweifel bestand, so ist doch die Form, in welcher der Kaiser seinen Willen kundgiebt, eine eben so bemerkenswerthe, wie für den treuen Diener dreier Kaiser im höchsten Grade ehrenvolle. Aber auch darüber dürfte kein Zweifel bestchen, daß diese Art der Kaiserlichen Anerken- nung für die nationale Politik des Fürsten Bismarck der freudigsten Zustimmung in den weitesten Kreisen des Deutschen Reichs, unbe- schadet der Parteistellung des Einzelnen, begegnet. Die auswärtige Politik des Fürsten Bismarck is längst dem Streite der Parteien entrückt. So allgemein ist das Vertrauen darauf, daß der Mann, welcher die Machtstellung des Deutschen Reichs \chafffen half, au für die Erhaltung dieser Machtstellung tie geeignetste, ja unerseßz- bare Persönlichkeit is, daß e a auf dem Gebiete der großen Politik niemals eine Kritik im Reichstage erfah- ren. Wir dürfen aber noch einen großen Schritt weiter gehen und sagen, daß dieses Vertrauen der deutshen Nation von allen fried- fertigen Elementen des Auslandes unbedingt getheilt wird. Die Uneigennüzigkeit und Ehrlichkeit der deutshen Politik erfreut ih überall im Auslande der wärmsten Anerkennung und man verhehlt sich nit, welchen Antheil an der Erhaltung des Weltfriedens sie hat. Man hat den Kaiserbesuhen an den nordishen Höfen mit Recht die Bedeutung von Kundgebungen einer Friedenspolitik zu- geschrieben, und man wird ganz gewiß nit fehl gehen, wenn man an- nimmt, daß diesen Besuhen die Anwesenheit des Kaisers Wilhelm inzFriedrihsruh sh nicht bloß der Zeit, sondern auch dem Charakter und Sinne nah unmittelbar anschließt.

Im „Deutschen Tageblatt“ lesen wir:

Noch i}t es niht allzulange ger, daß deutschfreisinnige Partei- größen im Deutshen Reichstage das Volk glauben machen wollten, die Subventionen, welhe das Reich für die Postdampfer des Nord- deutshen Lloyd in Bremen zur Herstellung von direkten Dampfer- verbindungen mit Ost-Asien zahle, seien weggeworfenes Geld, da diese Einrichtung \sich durchaus nicht bewährt hätte, und {hon mehren si die Zeichen, daß diese Dampfer ihren englischen Rivalen eine harte Konkurrenz bereiten. Die deutshen Linien übertreffen die englishen aber auch_ nit nur dur bessere und bequemere Einrihtung der Schiffe, sondern vor Allem dur die Schnelligkeit der Fahrt. Noch jüngst \{chrieb ein Passagier dem „London und China Telegraph“, daß, als er von Hongkong mit dem Dampfer des Brewer Lloyd „Sachsen“ abgefahren, er durchschnittlich etwa 14# Knoten zurückgelegt habe, während die vertragsmäßige Ge- \{chwindigkeit der Peninsular and Oriental Company nur _11 Knoten beträgt. So konnte es kommen, daß die „Sachsen“ den P. O.-Dampfer „Kaifar-i-Hind“, der die englishe Post an Bord hatte und Shanghai nicht weniger als 8 Tage früher verlassen hatte, in Port Said ein- holte und im Mittelmeer gar überholte. Da außerdem die englische Linie ein bedeutend höheres Fahrgeld nimmt, als die deutsche, so ist es niht zu verwundern, daß die Passagierzahl auf den deutshen Dampfern immer mehr wächst. Schon jeßt ist also_ die Aussicht vorhanden, daß der Bremer Lloyd die Peninfular- und Orientallinie in den Schatten stellt. Es dürfte sih, sagt jener Passagier im „London and China Telegraph“, da Größe, Fahrgeshwindigkeit, Verpflegung, Aufwartung und Führung der deutschen Postdampfer auf der _ostasiatishen Linie mit denselben Faktoren auf der Peninsular- und Orientallinie erfolg- reih konkurriren, ergeben, daß die leßtere Gesellschaft entweder An- strengungen machen oder aber sich vorbereiten muß, ihren Antheil an dem chinesishen[Passagierverkehr einstmals ihr alleiniges Eigen- thum in die Hände dieses „neuen und furchtbaren Rival!s*" über- gehen zu sehen. Dem Passagierverkehr wird der Frahtverkehr, na- mentlich wenn die Engländer weiter fortfahren, mittels ihres neuen Markenschutgeseßes den deutshen Verkehr vom Umwege über London abzudrängen, bald folgen, und so erleben wir denn wieder einmal, daß die Deutschfreisinnigen in dieser, wie in allen Fragen, in denen sie bisher Opposition gemaht, sh als ret shlechte Propheten er- wiesen haben.

Marine - Verocdnungs-Blatt. Ne. 18. Inhalt: Instruktion für das Torpedo-Schulshiff. Friedens-Geldverpflegungs- Reglement. Naturalverpflegungs-Reglement der Truppen für den

rieden. Instruktion für den Geshwader-Chef. Attestwesen.

trafstatistik. Aufnahme von Pleasant Jéland unter deutsche Scußherrschaft. Verluste an Proviant, Inventar und Material. Personalveränderungen. Benachrichtigungen. /

Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheits- amts Nr. 31. Inhalt: Gesundheitsstaad. Volkskrankheiten in der Berichtswohe. Volkskrankheiten und Sterblichkeit im Juni 1888, Sterbefälle in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. ir: deutschen Stadt- und Landbezirken. Brechdur{hfall-ähnlihe Erkrankungen in Shhale. Krankenversicherung der Arbeiter. Witterung. Grundwasserstand und Bodentemperaturen in Berlin und München, Juni 1888. Zeitweilige Maßregeln 2x. Thierseuben in den Niederlanden. Tuberkulose und Trichinose bei Sch{lachtthieren. VeterinärpolizeilißGe Maßregeln. Medizinal-Geseßgebung 2c. (Preußen.) Schiffsverkezr mit Vieh. Da: Königsberg.)

rogen- und Farbwaarenbandlungen. (Reg.-Bez. Köslin.) Poken- todesfälle. (Reg.-Bez. Magdeburg.) Anprcisen von Geheim- mitteln 2c. Untersuchung des Schweinefleishes auf Finnen und Trichinen. (Württemberg.) Prüfung für den ärztli&en Staats- dienst 2c. (Mecklenburg-Schwerin.) Detinfektion der Hebammen. (Schaumburg-Lippe.) Verhütung der Verbreitung ansteckender Krank- heiten. (Frankreich.) Einfuhr spanischer Weine. Verkehr mit Butter. (Belgien.) Provinzial-Medizinal-Kommissionen. (Schweden.) Einfuhr von lebenden Schweinen. —_ Vermischtes. (Preußen. Berlin) Milch. Geswenkliste. =— Sterbefälle in deutschen Orten mit 15000 und mehr Einwohnern für den Monat Juni 1888. Desgl. in größeren Städten des Auslandes,

Eisenbahn- Verordnungs-Blatt. Nr. 20. Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 8. Juli 1888, betr. Statistik der Güterbcwegung; vom 12, Juli 1888, betr. Be- gleitung von Bienensendungen; vom 13. Juli 1888, betr. Grundsäße für amtlide Tinten-Prüfungen; vom 24. Juli 1888, betr. Erstattung von Kosten der Vertretung eines zur gerihtlihen Zeugenvernehmung geladenen Beamten. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Ueber die Spielkartenfabriken und den Verkehr mit Spielkarten im Deutschen Reich wird im Juniheft 1888 zur „Statistik des Deutschen Reichs“ eine Uebersicht ver- öffentliht, wonach im Etatsjahre 1887/88 54 Spielkartenfabriken vor- handen waren (gegen 58 im Vorjahre), darunter 13 in Preußen, 9 in Bayern, 17 im Königreiß Sachsen, 6 in Thüringen, je 2 in Hefsen, Medcklenburg und Oldenburg und je 1 in Württemberg, Badea und Braunshweig. Am Anfang des Etatsjahres 1887/88 batte der in diesen Fabriken vorhandene Befland an unversteuerten Spielkarten 715 325 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 248 492 Spiele von mehr als 36 Blättern betragen und am Schlusse des Jahres {stellte si derselbe auf 749 129 bezw. 230 015 Spiele, nachdem im Laufe des Jahres! 3 958 198 bezw. 958 400 Spiele zue und 3924 394 bezw. 976 877 Spiele abgegangen waren. Von diesem Abgange sind ver- steuert worden 3 699 563 bezw. 186 448 Spiele (1886/87 3 483 229 bezw. 181 866), während 218 784 bezw. 788 675 (1886/87 198 900 bezw. 976 168) Spiele in das Ausland ausgeführt wurden. Einschließ- lih der vom Auslande eingegangenen und in den freien Verkehr ge- seßten Spielkarten sind im Reichgebiet überhaupt zur Versteuerung und in den Verbrauch gelangt 3 715 177 Spiele von 36 oder weniger und 194 881 Spiele von mebr als 36 Blättern (1886/87 3 497 406 bezw. 188 565 Spiele). i /

Nah Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 22. Juli bis inkl. 28, Juli cr. zur Anmeldung gekommen: 207 Eheschließungen, 988 Lebendgeborene, 38 Todtgeborene, 631 Sterbefälle.

Die russishen Städte. (Stat. Corr.) Mit Ausnahme des Großfürstenthums Finland, dessen 36 Städte eine Gesammt- bevölferung von 191 620 Köpfen besißen, zählte das russishe Reich nah dem neuesten „Statistishen Jahrbuhe Rußlands“ 1885 1274 Stadtgemeinden mit 13 756 206 Einwohnern. Von diesen waren: 2 Hauptstädte (St. Petersburg und Moskau) mit 1 614 772, 7 kreis- exemte Gemeinden mit Stadtpräfekturen (Kronstadt, Odessa, Tangan- rog, Kertsh-Jenikale, Sewastopol, Nikolajef und Wladiwostok) mit 481 836, 83 Regierungshauptorte mit zusammen 4016 445, 599 Kreishauptorte mit 5 673 993, 165 andere Orte im Besiße von Städteverfassungen mit 975 093, endli 418 Kleiustädte mit 994 066 Einwohnern. Nach ibrer Größe ordnen sh diese Ortschaften in folgender Weise: es hatten S e

über 200 000 Bewohner 4 Städte mit zus. 2309 070 Bewohnern, 100 000—200 000 9 5 1282 795 F

50 000—100 000 23 1 446 321 35 000— 50 000 28 1 129 974 20 000— 35 000 65 1 725 214 10 000— 20 000 164 2 293 314 5 000— 10 000 291 2 007 034 2 000— 5 000 366 1 208 844

unter 2 000 5 324 E e 403 609 E '

Auf die ganze für das russishe Reih (ohne Finland mit 2 176 421 Personen) berechnete Bevölkerung von 106 610 814 Köpfen kommen folglih nur 12,903 9%/, Städtebewohner.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Au das fünfte Ausstellungsheft der von dem be- kannten Kunstkritiker Fr. Peht herausgegebenen Müntener illustrirten Zeitschrift „Die Kunst für Alle“ zeigt, wie sehr die Redaktion ihres Versprechens eingedenk ist, von ausgestellten Werken eine Reihe der hervorragendsten ihren Lesern vorzuführen und so auch Denjenigen, welchen es nit vergönnt ist, die Ausstellung selbst zu besuchen, eine finnlihe Vorstellung von den Hauptwerken derselben zu geben. Den Reigen der vier ganzseitigen E eröffnet Toby E. Rosen- thal’'s „Genesung“. In striktem Gegensay zu diesem Genrebild von packender Wirkung steht Böcklin mit seinem „Jm Spiel der Wellen“, welhes Dank der Liberalität des Baron von Wendelstadt eine Zierde der Münchener PinakothekX werden wird. Zeigt uns Meister Böcklin hier liebenswürdige Nixen, welche zu unge- fügen Meermännern in um so anmuthigerem Gegensaß stehen, in prähtig blau \{chimmernder Meeresfluth, so führt uns Lofsow in finan „Vor der Matinée® in das Zimmer einer reizenden Dame der Rokokozeit , während G. von Canal in seinem „Lac d’amour in Brügge" ein Landschaftsbild vorführt, dem eine hohe, stimmungsvolle Wirkung eigen ist. Fügen wir betreffs des textlichen Heftinhalts nochþ hinzu, daß Fr. Pecht seine Referate über die Münchener Ausstellung in bekannter geistvoller Weise fortseßt, daß Alfred Ruhemann über die nordishe Kunst in der Kopenhagener Aus- stellung berihtet, und daß eine Anzahl Text-Jllustrationen, darunter Kaiser Wilhelm 11. nah der Büste von Schott, dann Thierbilder von Frey, Weishaupt, de Haas 2c. das gedruckte Wort erläutern, fo baben wir damit einen Ueberblick über den reen Inhalt des Hefts

egeben. Die 10 Ausftellungshefte der „Kunst für Alle" (München, Verlags-Anstalt für Kunst und Wissenschaft, vormals Friedrih Bruk- mann) sind apart zu je 60 F zu haben.

Voß! Luise. on Karl Bindel. (Klassishe deutshe Dichtungen mit kurzen Erklärungen für Shule und Haus. Neunter ait Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1888. Pr. 1,40 A Diese gemüthvolle Dihtung wird, als Vorläuferin von Goethe's unvergleich- lihem Epos „Hermann und Dorothea" den deutschen Familien \tets

werth bleiben, Was den Ausgaben unserer klassischen Dichtungen aus dem Perthes'’]chen Verlag besonderen Werth verleiht, sind die tref- lichen, knapp gehaltenen und doch alles Wissenswerthe darbietenden Einleitungen, die korrekten Texte und die sowohl dem Be- dürfniß der Schule, als der gebildeten Familie gleihmäßig ge- rügenden sachlihen und sprahlihen Erläuterungen unter den Terxten. Die Einleitung giebt jede für das Verständniß der Dichtung wün- \chenswerthe Auskunft auf einem einzigen Bogen. Sie eröffnet zugleih den Blick in den Geist der Zeit, nah dem sie beurtheilt werden muß. Bei Beachtung der dem Texte beigefügten Anmerkungen wird der Genuß der Dichtung wesentli erleihtert und erhöht. Gegenüber der Lektüre unserer modernen Schöpfungen gewährt die Versenkung in die klassishen Erzeugnisse unserer älteren geist- und gemüthvollen Poesie eine eigenthümliche Erfrischung.

„Die Kriegöswaifen.* Eine fortlaufend übersichtlich geordnete Zusammenstellung der gesammten Schußwaffen, Kriegêfeuer-, Hieb- und Stihwaffen und Instrumente, sowie Torpedos, Minen, Panzerungen u. dergl. seit Gua von Hinterladern. Von Emil Capitaine und Ph. von Hertling. Rathenow, Verlag von Marx Babenzien. 1888. Die vorliegenden Hefte TV—PVI des IT. Bandes zeichnen sih wie die vorhergehenden durch Mannigfaltig- keit und Reichhaltigkeit des Inhalts aus. Als neueste Erscheinungen werden mitgetheilt die deutshen Reihs-Patente für: „Neuerungen an Gestellen für Feldgeschüße“ und „Neuerung an Geshütvershlüssen* (Nordenfeld, Guns and ammunition Company Limited, West- minster), „Einrihtung zum Bewegen s{hwerer Geshüßlaffeten und Richten \{chwerer Geshüßrohre durch pneumatischen Druck“ und „Einrichtung zur Bedienung s{chwerer Geschüße mittelst gepreßter Luft oder Gase (Creecy, Washington), „Ansteckbares Patronenmagazin für Magazingewehre“ (Mauser, Oberndorf), „Repetirvorribtung für Mehrladegewehre mit Cylindervershlü}en“ (Dreyse, Sömmerda), „Cylinderverschluß für Gewehre“ (Menz, Subl), „Repetirgewehr zum Seuern im Anschlag“ (Eisenwerke Gaggenau, Flürsheim u. Bergmann in Gaggenau), „Repetirgewehr mit Blockvershluß und Magazinrohr in Kolben“ (Hartley, New-York), „Vorrichtung zum selbständigen Auswerfen der Patrorenhülsen bei Revolvern“ (Prannegger, Graz), „Geschoß-Sprengladungen, welche aus verdihteten Gasen ohne oder mit Zusaß von festen Stoffen bestehen“ (Nobel, Paris), „Neuerung an Geschossen mit s{hraubenförmigem Mantel“ (Cail, Newcastle on Tyne), „Vorrichtung zum Transport von Geshütgeschossen® (Samuel Seabury und Christopher Leslie Bruns in Bergen, Point [New- Jersey, V. St. A.)), „Zünder für Sprenggeschosse“ (Nordenfeld, Westminster), „Metbode zur Entzündung von Sprenggeschofsen dur Wasser" (Bagger, Washington) und „Neuerunzen an Torpedos“ (Maxim, London). ,

Als Heft 2 III. Bandes der „Forschungen zur deut- \hen Landes- und Volkskunde“ (im Auftrage der Central- kommission für wissenschaftlihe Landeskunde von Deutsbland, heraus- gegeben von Dr. A. Kirchhoff, Professor der Erdkunde an der Universität Halle) erschien soeben: „Das Meißnerland“, von Dr. Mar Jäâschke, mit einer Figurentafel (Stuttgart, Verlag von I. Engelhorn).

Im Verlage der Königlihen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler und Sohn (Berlin SW. 12, Kochstr. 68—70) hat der Stabs- arzt Dr. Diemer unter dem Titel: „Die Selbsthülfe auf dem Schlachtfelde* 6 Tafeln Abbildungen herausgegeben, welche die auf dem Schlachtfelde vom Verwundeten selbst bis zur Hülfeleistung durch das Sanitätspersonal vor- zunehmenden Hülfsmaßregeln veranshaulihen. Der Preis der Serie von 6 Tafeln beträgt 2 4 Schon die Erfahrungen der leßten deutschen Kriege haben gelehrt, daß Verwundete oft genug stundenlang auf Hülfe warten mußten ; die blutige Wirkung der heutigen Schußwaffen, die massenhaft in kurzem Zeitraum dur sie geschaffenen Verwundungen werden zukünftig diefen Uebelstand noh mehr zur Geltung fommen lassen. In manchen Fällen aber, be- sonders bei Blutverlust, sind {on wenige Minuten für das Leben entscheidend und müssen zu dessen Erhaltung benußt werden. Hierzu ist nah Lage der Dinge in erster Linie der Verwundete selbst berufen, den über die dringendsten Hülfsmaßregeln in schonender, niht ab- \chreckender oder ängstigender Weise zu belehren dur die beregten Abbildungen angestrebt wird. In diesem Sinne dürften dieselben vom Standpunkt der Humanität aus allgemeiner Verbreitung werth sein.

Das Augustheft der „Deutshen Rundschau“ legt wiederum Zeugniß ab von dem ernsten und gediegenen Streben dieser Zeitschrift, welhe zu ihren Mitarbeitern hervorragende Novellisten und Gelehrte zählt. Allgemein geschäßt als treuer Ausdruck der geistigen Bewegung Deutschlands, fest eingebürgert in unsern besten Kreisen, hat sih die „Deutshe Rundshau“ im Laufe der nunmehr verflossenen vierzehn Jahre niht nur stets sh steigernden Beifalls zu erfreuen gehabt, sondern auch im Auslande Anerkennung erlangt und steht den großen Revuen Englands und Frankreichs E zur Seite. Nichts ist von dem Programm der „Deutschen Rundschau“ ausgeshlossen, was in irgend welcher Beziehung zu der geistigen Be- wegung unserer Tage steht: in ihren Essays sind die Ergebnisse der wissenschaftlichen Gorlung niedergelegt ; in ihrem novellistishen Theile bietet sie hervorragende Werke unserer besten zeitgenössishen Dichter und Novellisten; ihre Chroniken folgen gewissenhaft allen bedeutenden Vorgängen auf den Gebieten des Theaters, der Musik und der bil- denden Kunst; ihre literarisben Kritiken, von angesehenen Kritikern verfaßt, heben aus der Fluth der Erscheinungen Daësjenige hervor, was sci es in der Beiletristik, sei es in der wissenshaftlichen Lite- ratur irgend welchen Anspruch auf Beachtung Seitens der ge- bildeten Kreise verdient. :

Die soeben mit großem Schnittmusterbogen ausgegebene neueste Nummer von „Mode und Haus“ (Vierteljahrspreis 1 #) bietet in ihren 37 Mode- und Handarbeiten-Jllustrationen wieder zahlreiche Originale. Die „Hausfrauenzeitung“ der beliebten Zeitschrift orientirt dur 30 sehr lesenswerthe Artikel über Vorkommnisse des praktischen Hauswesens. Die „Belletristishe Beilage" zeigt als Titelbild das Porträt Theodor Storm's, des jüngst verstorbenen, namentlich von der Damenwelt hochverehrten holsteinishen Dichters. i

Soeben erschien: „Medizinisher Anzeiger der A. Moser- schen Buch- und Antiquariatshandlung®" (Franz Pießcker) in Tübingen Nr. 105 (August), enthaltend Neuigkeiten und Antiquaria der medizinischen Literatur.

Land- und Forstwirthschaft.

Weimar, 2. August. (Th. C.) Die Getreide-Ernte ift in Thüringen in der vorigen Woche in Angriff genommen worden: etwas spâter als sonst; sie leidet unter dem Einfluß des unaufhör- lichen Regenwetters.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

Belgien.' Amtlicher Mittheilung zufolge ist die Einfuhr und Dur(- fuhr von Schweinen aus Deutschland nah Belgien vom 1, August d. J. ab verboten worden.

Gewerbe und Handel.

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im Juli 1888 abgerehnet: 1300122 500 #, gegen 1365 954 200 4 im Juni d. J. und 1 281 679800 4 im Juli 1887.

In der ordentlihen Generalversammlung der Berliner Werkzeuqamashinen-Fabrik Aktiengesellschaft vor- mals L, Sentker vom 30. v. M. wurde die Bilanz, sowie die Vertheilung einer Dividende von 49/0 an die Vorzugsaktien ge- nehmigt und dem Aufsihtsrath und Vorstand Decharge ertheilt. Zu Punkt 5 der Tagesordnung „Beschlußfassung über den Antrag eines Aktionärs auf Zulassung der noch umlaufenden Stammaktien