1888 / 218 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Aug 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Angekommen: Se. Excellenz der Wirklihe Geheime S und Präsident der Se von Burchard, vom rlaub; Se. Excellenz der Direktor im Reichs- Justizamt, Wirkliche Geheime Rath Hanauer.

Nichkamlkliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 27. August. Se. Majestät der Kaiser und König besihtigten am Freitag Vormittag von 8 bis nah 10 Uhr das Kaiser Franz Garde-Grenadier- Regiment Nr. 2 und das Garde-Grenadier-Regiment Königin auf dem Tempelhofer Felde, woselbsi auch militärishe Mel- dungen stattfanden.

Nath der Rückkehr in das hiesige Schloß empfingen Se. Majestät den Militär-Attahé Major von Engelbrecht vor seiner Abreise nach Rom, sowie den Chef des Civilkabinets und den Minister des Königlichen Hauses zu Vorträgen.

Nachmittags begaben Se. Majestät Sih nach Potsdam, um Jhrer Majestät der Kaiserin Augusta auf Schloß Babels- berg einen längeren Besuch abzustatten, und kehrten darauf, nah etwa einfstündigem Verweilen im Marmor-Palais, mittels Extrazuges gegen 8 Uhr Abends nach Berlin zurück, um den um 8 Uhr 55 Minuten auf dem Anhalter Bahnhof ein- treffenden König von Dänema:k, Majestät, zu empfangen und in das S&hloß zu geleiten, woselbst die Monarchen mit den übrigen Fürstlihen Personen das Souper einnahmen.

Am Sonnabend Vormittag wohnten Se. Majestät der Kaiser und König mit Sr. Majestät dem König von Dänemark einer größeren Truppenübung auf dem Tempelhofer Felde bei.

Nachmittags 51/, Uhr fand im Rittersaal des hiesigen Königlichen Schlosses zu Ehren des Königs von Dänemark ein Gala-:Diner statt.

Abends geleiteten Se. Majestät der Kaiser Seinen hohen Gast nah dem Anhalter Bahnhof, von wo Se. Majestät der König von Dänemark die Rückreise nah Wiesbaden antrat.

Danach kehrten Se. Majestät der Kaiser nah dem tarmor-Palais zurü.

Am gestrigen Sonntag Vormittag wohnten Se. Majestät dem Gottesdienst in der Friedens-Kirhe zu Potsdam bei und empfingen später den Ministerial-Direktor, Geheimen Ober- Regierungs - Rath Braunbehrens, den Botschafter Prinzen Reuß aus Wien, sowie den Landes-Hauptmann von Klizing.

Natmittags statteten Se. Majestät der Kaiser Jhrer iajestät der Kaiserin Augusta in Babelsberg sowie Jhrer Majestät der Kaijerin Friedri in Friedrihskron Besuche ab.

Heute früh 8 Uhr begaben Sih Se. Majestät der Kaiser und König zum Besuh der Königlih sächsishen Majestäten vom Anhalter Bahnhof nah Dresden, von wo Abends die Rückehr nach dem Marmor- Palais erfolgén soll.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta empfing vorgestern den Besuch Sr. Majestät des Königs von Dänemark und wohnte gestern dem Gottesdienst in der Friedenskirche bei.

Der Unter-Staatssekretär im Finanz- Ministerium, Wirkliche Geheime Rath Meinedcke ift vom 1. September d. S ab zum Präsidenten des Disziplinarhofes für die niht rihterlihen Beamten ernannt worden, nahdem der Unter-Staatssekretär im Staats-Ministerium, Wirkliche Geheime Rath Homeyer auf seinen Wunsch zu dem gedachten Zeitpunkt von diesem Nebenamt entbunden ist.

Der Provinzial - Steuer - Direktor, Wirkliche Geheime Rath Hellwig ist am 24, d. M. in Bad Wildungen ver- storben.

Der Vize-Admiral Freiherr von der Golß, Chef der Marine-Station der Nordsee, hat sich zum Antritt der

neuen Stellung nah Wilhelmshaven begeben.

_Hirshberg, 24. August. (Schles. Ztg.) Heute Abend traf Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklen- burg-Shwerin auf dem hiesigen Bahnhof ein und begab sih sofort nah dem Prinzlih Reuß'shen Schlosse in Stons- dorf, um morgen der dort stattfindenden Tauffeierlichkeit bei- M Am Sonntag wird Se. Königliche Hoheit wieder abreisen.

_Vayern. München, 24. August. (Allg. Zta.) Der Prinz-Regent pet das Programm für den ftädtishen Theil des diesjährigen Oktoberfestes dur AllerhöchsteEntschließung vom 19. August genehmigt. Se. den Schlußmanövern des Oberpfalz beiwohnen.

_— 25. August. (W. T. B.) Der Minister-Präsident Crispi traf, von dem italienishen Gesandten empfangen, heute Abend gegen 8 Uhr von Eger hier ein und reiste um 8 Uhr 50 Min. nach Mailand weiter.

Nürnberg, 26. August. (W. T. B.) Der König von Portugal ist heute mit feinem Gefolge nah Rein- hardsbrunn abgereist.

Sachsen. Dresden, 27. August. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser traf heute Vormittag bald nah 11 Uhr auf dem reihgeshmüdckten Berliner Bahnhof hier in, woselbst Se. Majestät der König, die Prinzen des Königlichen Hauses, die Generalität, die Minister, die Spigen der Be- örden, die Mitglieder der preußishen Gesandtschaft und eide städtischen Kollegien zum Empfang versammelt waren. Die gegenseitige Begrüßung der beiden Monarten war eine überaus herzlihe; ebenso wurden die Königlichen Prinzen von Sr. Majestät dem Kaiser herzlihst begrüßt. Nah Vor- stelung des beiderseitigen Gefolges schritten der Kaiser und der König mit Jhrer Begleitung dur das mit Blattpflanzen prähtig ges{hmüdckte Königszimmer auf den Bahnhofs- play hinaus, woselbst der Ober-Bürgermeister Dr. Stuebel eine Ansprache hielt und ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser ausbrachte, welches begeisterten Widerhall tand. Hier war auch eine Ehren-Compagnie des Leib-Grenadier- Regiments aufgestellt, deren Front der Kaiser an der Seite des Königs Albert abschritt. Darauf fuhren beide Monarchen unter dem Geläut der Glocken in einem“ vierspännigen Hof- Galawagen durch die reih geshmüdckte Stadt nach der Ka-

. Königliche Hoheit wird ersten Armee-Corps in der

über Sein im Kasernenhofe in Compagniefront aufgestelltes Regiment die Parade abnahm. Nachdem die Allerhö

[lerhöhsten und Höchsten Herrschaften in dem Offizier-Kasino das gr stück eingenommen hatten, erfolgte in zweispännigem Wagen die Fahrt nah Pillnigz. Die Vereine, Korporationen und Schulen bildeten Spalier. Die überaus zahlreich zusammen- geströmte Bevölkerung begrüßte den Kaiser und den König allerorts mit begeistertem Jubel. N

An der Hoftafel, welhe zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm heute Nachmittag 4 Uhr in Pillniy statt- findet, nehmen außer den Mitgliedern der Königlichen jamilie alle Minister, der preußishe Gesandte Graf Dönhoff mit dem Legatione-Sekretär Prinzen von Thurn und Taris, die obersten Hofchargen und das beiderseitige Gefolge Theil. Jm Ganzen sind 40 Einladungen ergangen.

Sachsen - Weimar - Eisenach. W eimar, 25. August. (Weim. Ztg.) Der Erbgroßherzog traf heute Vormittag aus Norderney hier ein; Nathmittags kamen die Prinzessin Marie Reuß und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin hier an; Leßtere zu längerem Aufenthalt, während der Herzog Johann Albrecht im Manöver ist.

Oefterreich - Ungarn. Wien, 25. August. Die „Wiener Dg veröffentlicht das Kaiserliche Patent vom 22. August 1888, betreffend die Einberufung der Landtage von Böhmen, Galizien und Lodomerien mit Krakau, Oester- reih ob und unter der Enns, Salzburg, Kärnten, Krain, Bukowina, Mähren, S{hlesien, Tirol, Vorarlberg, JIstcien, e und Gradisca fowie des Landtages von Triest mit seinem

ebiet.

27. August. (W. T. B.) Die Kaiserin von Ruߧ- land ist mit dem Großfürsten-Thronfolger und der Großfürstin Xenia heute hier eingetroffen und am Bahnhof von dem Kronprinzen Rudolf, welher russische Uniform trug, der Kronprinzessin Stefanie, dem russishen Botschafts-Rath, Fürsten Cantakuzeno, und dem dänischen Gesandten, Grafen von Knuth, begrüßt worden. Der rusfishe Thronfolger trug österreichische Ulanen-Uniform. Nach kurzem Aufenthalt seßten die russishen Herrschaften die Reise nah Gmunden fort.

Großbritannien und Jrland. London, 25. August. (A. E Die Königin traf heute Morgen, begleitet von der Prinzessin Beatrice sowie dem Großherzog und der Prinzessin Alice von Hessen, von Glasgow im Schlosse Balmoral ein.

Die neueste Nummer der amtlihen „London Ga- zette“ veröffentlicht eine lange Reihe von Beil eidsadressen an die Königin von Städten und Körperschaften, anläßlich des Hinscheidens des Deutschen Kaisers Friedrich Il.

Eine in der Dubliner Amtszeitung, vom 24. D, veröffentlihte Proklamation des Vizekönigs von Jt: land unterdrückt die Zweige der Nationalliga in Long- ford, Grafschaft Gaiway und Castlerea, Grafschaft Roscommon, als gefährlihe Verbindungen. Ferner wird über mehrere Kreise in den Grafschaften Queen und Cavan der Aus- nahmezustand, in Gemäßheit des Zwangsgesetes, verhängt.

Die Londoner Blätter besprehen die Botschaft

des Präsidenten Cleveland zumeist in pessimistischem

Sinne. Der „Standard“ \creibk: „Die Botschaft ist ein Aktenstück, welches kaum ermangeln kann, die Beziehungen zwishen Canada und den Vereinigten Staaten zu verbittern und die unermüdlihen Anstrengungen Englands, die Regelung seiner Handelsdifferenzen zu erlangen, weiter zu erschweren.“ __ Aus Toronto, vom 24. August, meldet ein Telegramm des Reuter'schen Bur:aus: Die Botschaft des Präsi- denten Cleveland an den Kongreß, worin derselbe Repressalien gegen Canada befürwortet und die dazu erforderlihen Vollmachten verlangt, hat in der hiesigen Ge- \chäftswelt Aufsehen erregt. Die Verwerfung des Fischerei- vertrages fam niht unerwartet; man hatte indeß ehofft, daß die Wirksamkeit des modus vivendi vorläufig Rei ungen ver- mieden haben würde, und daß nach der Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten andere Anschauungen die Oberhand erhalten würden. Jeßt wird indeß hervorgehoben, daß Präsident Cleveland’'s plögliche Schwenkung, welche all- gemeines Erstaunen erregt, der Sache ein anderes Gepräge gegeben habe. Es wird wahrscheinli unverzüglich ein Kabi- netsrath zur Erörterung der neuen Situation einberufen werden. Die Sprache der tonangebenden Zeitungen ist eine sehr ents{lossene.

r&rankreih. Paris, 24. August. (Fr. C.) Nachdem der Marine-Minister Krany sich am 22. d. M. nah Toulon begeven und seine Vertretung für die laufenden Ge- schäfte dem Contre-Admiral Gervais übertragen hatte, über- andte dieser alsbald dem Vize-Admiral Bergasse du Vetit- Thouars, Seepräfekten und Ober-Befeh!shaber des 5. maritimen Arrondissements, den Befehl, alle Panzerschiffe der Reserve von Toulon und den Avisodampfer „Papin“ auszurüsten. Es sind dies folgende Fahrzeuge : „Friedland“, 8500 t, 8 Kanonen von 27 em, „Richelieu“, 8400 t, 6 Kanonen von 27 cm und 9_ von 24 ecm, „Trident“, 8400 t, 8 Kanonen von 27 und 2 von 24 cm, „Caïman“, 7200 t, 2 Kanonen von 42 cm, „Terrible“ gleih dem „Caïman“. Panzer und Kreuzer: „Duguesclin“, 5900 t, 4 Kanonen von 24 und 1 von 19 cwm, „Bayard“, 5900 t, 4 Kanonen von 24 und 2 von 19 em, „Triomphante“, 4200 t, 4 Kanonen von 24 und 1 von 19 ecm. Alle diese Schiffe werden, mit beschränktem Effektiv ausgerüstet. Sofort nah ihrer Bereitschaft werden ne sich nah den. Hyères - Jnseln begeben, wo sie an einer zehntägigen Uebung theilnehmen, und dann wieder in Reserve nah Toulon gehen. Der Avisodampfer „Papin“ bält 810 t und ist mit 3 Kanonen von 14 cm ver})ehen. Während der Ausrüstung der oben genannten Panzerschiffe werden im Mittelmeer fünfzehn andaerifieie Panzerfchiffe liegen : „Eolbert“, „Courbet1“, „Dévastation“, „l'Amirat« Duperré“, „Redoutable“ und „Fndomptable“ im Evolutions-Geschwader, ein siebentes, der „Vauban“, in der e und die aht Schiffe, weihe eben mobil gemacht werden. Toulon, 25. August. (W. T. B.) Die Schiffe des Reservegeshwaders, welhe mobilisirt worden sind, haben heute die Rhede zu einer zehntägigen Uebung verlassen.

Wie es heißt, hat sich der Marine-Minister Krantz auf dem Torpedojäger „Faucon“ eingeschift, um den Flotten-

serne des Grenadier: Regiments Nr. 101, woselbst der Kaiser i

manövern beizuwohnen.

d und Polen. St. Petersburg, 25. August. (W. T. B.) Die Kaiserin ist heute Nahmittag 2 Uhr mit dem Großfürsten Thronfolger und der Großfürstin Xenia zu einem Besuch der Herzogin von Cumberland nach Gmunden abgereist.

27. August. (W. T. B.) Der Kaiser is gestern Abend in Begleitung der Großfürsten Michael Alexandrowitsch und Alexis Alexandrowitsh nach Jljinskoje, dem Landgut des Großfürsten Sergius Alerandrowitsh, bei Moskau abge- reist, woselbst die Großfürsten Sergius nebst Gemahlin und Paul Alexandrowitsch bereits gestern eingetroffen sind.

Jtalien. Rom, 26. August. (W. T. B.) Die „Riforma“ sagt: die Begegnung Crispi's und des Grafen Kálnoky in Eger habe festgestellt, daß die Regie- rungen von Oesterreih:Ungarn und Jtalien in ihrer Auf- fassung der verschiedenen Fragen, welhe Europa beschäftigen, übereinstimmen. Aus den Begegnungen in Friedrichsruh und in Eger werde nihts hervorgehen, worüber Europa ih beklagen könnte.

26. August, Abends. (W. T. B.) Der „Tribuna“ wird aus Neapel telegraphirt: Die Kriegs\chiffe „Duilio“ und „Etna“ sind in der leßten Nacht nah der Levante abgegangen. Der Rest des Manöver- geschwaders wird in der kommenden Nacht nah Cepha- lonia in See gehen. Die Torpedoboote gehen morgen ab. Die „Tribuna“ bemerkt hierzu: Da das Geschwader seine Manöver beendigt hatte, so brauchte es niht mehr im Mittel: ländischen Meere zu bleiben und kehrt deshalb auf seine gewöhnlichen Stationen in der Levante zurück.

26. August. (W. T. B.) Prinz Amadeus, Herzog von Aosta, ist in Rimini eingetroffen, um die Leitung der großen Manöver zu übernehmen.

Mailand, 26. August. (W. T. B.) Der Minister- Präsident Crispi ist nah Monza weitergereist.

Velgien. _Brüssel, 25. August. (W. T. B.) Der Deputirte für Termonde, Debruyn, ist zum Minister des Ackerbaues und der öffen:lihen Arbeiten ernannt

worden.

Vulgarien. Sofia, 25. August. (Wien. Ztg.) [„„Havas“’-Meldung.] Das Kriegsgericht in Teteven ver- urtheilte zwölf Briaanten zum Tode und dreißig Mit- shu!dige zu Zwangsarbeit verschiedenen Grades.

Amerika. Washington, 23. August. (A. C.) Präsident Cleveland rithtete eine Botschaft an den Kongreß der Vereinigten Staaten, worin er sagt, daß, da derselbe es abgelehnt habe, seine Anstrengungen zur Beilegung der Differenzen mit Canada in Betreff der Fisherei durch diplomatishe Mittel zu unterstüßen, ihm nichts Anderes übrig bleibe, als um Vollmaghten zur Fnkraftseßung einer gründlichen und energischen Repressalien- Politik nahzusuchen. Die von dem Präsidenten beansprutten Vollmachten betreffen erstens das Privilegium des zollfreien Transitverkehrs von canadishen Export: und «mportartikeln unter Zollvershluß über das Gebiet der Vereinigten Staaten. Einer ungefähren Schäßung nah wurden innerhalb sechs «ahren verzollbare britishe und canadishe Waaren im Werthe von 270 000 000 Doll. größtentheils in dieser Weise nach und von Canada befördert. Das rivilegium des freien Transits wurde laut Artikel 29 des Vertrages von 1871 gegenseitig gemacht, aber im Jahre 1886 annullirte es Canada in Bezug auf von Amerikanern gefangene Fische, welche dieselben via Canada nah den amerikanishen Märkten zu senden wünschten. Präsident Cleveland empfiehlt eine unverzügliche Geseßgebung, welche ihn ermächtigt, dieses Privilegium des freien Transitverkehrs zu suêpendiren. Zunächst erörtert der Präsident die Frage der See- und Kanalschiffahrt. Ameri- fanishe öffentliche Bauten ständen den Canadiern offen, aber jeder Kanal und jede Schleuse in Canada erhebe Zölle von Amerikanern. Er befürwortet, dem canadischen Handel in den amerikanishen Seen, Flüssen und Kanälen im Wege der Geseßgebung ähnlihe Bürden aufzuerlegen. Die Botschaft schließt mit der Bemerkung, daß die Regierung ihre Pflicht nur halb erfülle, wenn sie ledigli ihre Bürger im Jnlande shüße und gestatte, daß dieselben durch die Unbill anderer Nationen übervortheilt und gedemüthigt würden. Er hofft, die von ihm befürwortete Politik werde besonnen und entschlossen in Kraft gesezt werden, ohne Entfaltung irgend eines partei- gängerishen Eefühls.

24. August. (A. C.) Der Senat erörterte heute die Botschaft des Präsidenten Cleveland. Mr. Edmunds beshuldigte den Präsidenten der JInkonsequenz und be- hauptete, daß Artikel 29 des alten Vertrages noch in Kuaft sei. Die Theorie des Präsidenten bezüglich des Zranfits canadisher Export- und Jmport-Artikel dur die Vereinigten Staaten unter Zollvershluß bezeichnete er als unhaltbar und citirte eine neulihe Erklärung des Staatssekretärs Bayard, dahingehend, daß nur der Fischerei- Artikel des Washingtoner Vertrages aufgehoben, der übrige Vertrag aber, einshließlich der Artikel in Bezug auf den Handelsverkehr, in Kraft sei. Schließlih behauptete er: der Präsident E hinlänglihe Vollmaht zur Behandlung der Lage. Mr. Hoar argumentirte, daß der Präsident wissen müsse, daß er bereits das Reckt besize, Repressalien auszuüben. Mr. Morgan vertheidigte das Vorgehen des Präsidenten.

Zeitungsftimmen.

Zur Begrüßung Sr. Majestät das Kaisers shreibt das

„Dresdener Journal“: Die Kunde, daß Se. Majestät der Kaiser am nächsen Montag Ibren Majeftäten dem König und der Königin Allerböchstseinen Besuh abftatien wird, bat in aller Sachsen Herzen freudigen Stolz erregt. Wird dob nun unser Land dem neuen Kaiser zujubeln können, der leit dem Tage, da Er ten Thron bestiegea, durh Seine Thaten und Worte die Liebe und Verehrung aller deutshen Stämme si errungen bat mit unwiderftehli&er Gewalt!

Vor allem aber erfüllt unsere Herzen mit böchster Freude über den Kaiserliwen Besu die Thatsache, daß derselbe uns ein neues beredteë Zeugniß giebt für die Festigkeit und Innigkeit des Bandes, welckes den Kaiser mit unserem erlauhten Königshause ve:knüpft. Mit aufri{tiger Geruatbuung haben wir Sachsen bei den ernsten und geiriGbgen Ereignissen der due in Potsdam an Kaiser Friedrih's Bahre und im Königës{losse zu Berlin, unseren erhabenen König an der Seite des Kaisers stehen sehen. Dur Scinen Besu aber zeigt uns Kaiser Wilbelm, daß er die Königliche Treue und Freundschaft freudig erwidert. Das ist die erhebende Bedeutung des bevorstehenden Festtages.

Mit welchen Gefühlen unser Land den Kaiser begrüßt, das bedarf na den glänzenden Beweisen, welde Sa{sen von ine Kaiser- my Königêtreue abgelegt hat, keiner Ausführung. Wie Satsens Bevölke- rung vor wenigen Jahren dem Heldenkaiser Wilhelm I. zujubelte, so bringt sie auch dem Enkel, in defsen frafivoller Hand beute das Szepter des Reichs ruht, freudiges Vertrauen, wahre Liebe entgegen.

„Und so wird der Tag, an welchem der Kaiser als Gast unseres Königs im Sacsenlande weilt, für uns Veranlassung sein, so innig und freudig wie nur je vorber zu bitten:

Gott segne Kaiser und Reid, König und Vaterland!

Die „Danziger Allgemeine Zeitung“ reibt:

Die Waklvorbereitungen sind im Gange und us O sollen einige Landräthe \ich an den Vorbereitungen betbeiligen. Kaum erst hat dohch der Abg. Ri&Ster und Hr. Rickert diese \{wärzeste aller Tod- sünden beim rechten Namen genannt, und {on wieder sollen Land- rätbe sich dieses Verbrechens \{uldig mahen. Mit diesem Rufe drängt si die „Danziger Zeitung“ klatshend an den neu ernannten Minister Hrn. Herrfurth beran ; nachdem die Freisinnigen denselben zwei Monate lang mit dem zweifelhaften Geshenk ihres Wohlwollens beebrt oder wenigstens eine abwartend freundli®e Haltung eingenommen baben, begebren sie nun zum Danke ein Zeichen von ibm zu seben.

Wie tief man \ich ins eigene Fleis \{neiden kann, wenn man in blinder Wutb auf den Gearer loshaut, zeigt die Aeußerung der „Donziger Zeitung" am S{luß, daß alle Vorgänger des Herrn von Putikamer die Wablfreibeit bohgebalten bätten. Wir acceptiren dieses Zugeständniß, können uns jedoch vorstellen, wie sauer ein der- artiges reumütbiges Bekenntniß später Einsiwt der „Danziger Zeitung“ geworden sein mag. Es freut uns zu hören, daß Mêönner, wie die Minister der Konfliktszeit, wie der Graf Eulenburg, deren Namen ein Freisinniger, der nochH“ ctwas auf sid bält, gar nicht obne Zeicben des Absceus ausspre®en konnte, jeßt als Verfechter der Wahlfreiheit von denselben Freisinnigen ge- priesen werden. Es ist \{ön, den mildernden Einfluß der Zeit auch in den Wablkämpfen wieder ¿u finden. Wer weiß, ob nit über kurz oder. lang noch Herr von Puttkamer als ein freisinniger Mann ge- pricien und zurückgewünsck{t wird. Wir sind ebenfalls für absolute Maßblfreibeit, aber niht in dem Sinne, wie ibn das freisinnige Wérterbuch aufweist. Wenn rämlih ein Landrath seine Ueber- einstimmurg mit dem Programm der Regierung und mit den von Allerböbster Seite vertretenen Grundsäßen aus- spri6t und dieser Mann, weil er das Vertrauen der Wähler genießt und sein Urtbeil bei denen, die ihn kennen, etwas gilt, dann beißt das auf deuts{freisinnig Wakblbeeinfluung ; wenn aber ein Beamter, unmittelbarer oder mittelbarer, keinen An- stand nimmt, die Regierung, in deren Dienst er stebt, anzufeinden und zu verdäbtigen, so nennt der richtige Freisinnige das Wablfreikeit und Unabbängigkeit der Gesinnung. Sollen etwa die Landrätbe und Beamten, welche Land und Leute kennen, niht über öffentliche Angelegenheiten reden dürfen, und soll es etwa nur denen frei stehen zu reden, welche nidts von der Sache versteben ?

Ueber den Handel Deutshlands mit Japan lesen wir in der Londoner „Allgemeinen Correspondenz“:

Mr. En®lie, der britisbe Konsul in Nagasaki, beri&tet auch dieses Jahr wiederum eine bedeutende Abnabme bei den britischen Verschiffungen in jenem Hafen, während die Deutschen dort reißende Fortschritte machen Der Prozentsaß der Zunabme im Tonnen- gebalt im Jabre 1887 gegenüber 1880 stellt fch für England auf 938 und für Deutschland auf 1244, oder mit anderen Worten : der britisGe Tonnen- gehalt hat si verdoppelt, während si der deute vervierzchnfachte. Mr. Enëêlie bemerkt dabei auch nos, daß der Tonnengekalt cine sehr ungeraue Idee von dem Sciffahrtsbandel gebe und er die britischen Verschiffungen viel ¿u günstig darstelle, da die bei Nagasaki anlan- genden großen britischen Damvfer nur einen fleinen Tbeil ihrer La- dung dort einnehmen oder löschen, während die kleineren deutschen Dampfer fast regelmäßig Ladungen bis zur vollen Ausdehnung ihres Tonnengehalts haben.

Zur Auswanderung nach Amerika „Schwäbischen Merkur“ geschrieben: _ -

s ist in leßter Zeit in vershiedenen öfentlihen Blättern unseres Landes darüber Klage geführt worden, daß in den Reiben unscrer konrfirmirten Söbne da und dort eine fluchtartige Auëwande- rung nah Amerika sih bemerklich mae. Ein Berit aus Spaichingen giebt in den leßten Tagen Kunde davon, daß ein amerikanischer Pastor in Aldingen si veranlaßt gesehen babe, einen Vortrag über die Aus- sihten zu balten, die solden jungen Auswanderern sih über dem Meere eröffnen, defscn Abzweckung cfffenbar darauf geri&tet ift, vor unbesonnener Auêwanderung ernftlid zu warnen. Auch am cnderen Ende unseres Landes mâäre eine solhe Warnung angebracht, denn es werden deren immer mehr, die kaum die Schulentlafsung abwarten, um alsbald nach der neuen Welt aus8zuwandern. Einsender Dieses war leßte Woche in der Lage, an cinem Vormittage drei 15 bis 16 jährigen Burschen Taufscheine auszustellen zum Bebufe der Aus- wanderung nach Amerika. Liest man nun vollends ab und zu im „Staats-Anzeiger* die langen Listen von jungen Leuten, oft 60 bis 70 in eincm Kreise, die vom Gericht verfolgt werden, weil sie fich durd Auêwanderung der Ableistung ihrer Militärpflickt ent- zogen haben, dann erfüllt si die Seele cines Deutschen, der sein Vaterland lieb und ein lebendiges Pflicbtbewußtsein bat, mit einem tiefen Gefübl von Scham und Betrübniß darüber, daß es so viele unserer jungen Leute über sich bringen, in theils geseßlid nech zu- lässiger, theils aber auch in gesetzwidriger Weise ihr Vaterland zu verlaffen, das sie erzogen bat und unterritet und das ja, Gott sei Dank, rit mehr das Aschenbrödel unter den Nationen ift, sondern an Matt und Ebren den ersten Rang unter den Völkern einnimmt. Wir wollen jeßt nicht davon reden, wohin es führen muß, wenn gerade die Söhne mittlerer Leute mehr und mehr aus- wandern (die reihen wollen nit und die armen können nit) und lo der Prozeß der s@roffen Scheidung von Arm und Rei be- \{leunigt wird; wir wollen auch niht davon reden, wie mißlich es dob für unsere Gemeinden is, mit vershränkten Armen zuschen zu müssen, wie man immer wieder neue Squl- bâuser mit großen Kosten bauen und Lehrstellen errichten nuß , damit die jungen Leute, wenn sie ordentli hberangebildet Und und Kenntnisse sih erworben haben, den Bündel shchnüren und ihre Arbeitskraft und ihr Vermögen einem Lande zuwenden, das nichts für ihre Ausbildung geleistet, sondern blo ; den Vortheil derselben zu genießen bat. Wir möhten die Aufme amkeit auf cinen anderen Punkt lenken. Geschieht auch wobl in der Erziehung in Haus und Schule bei uns überall das Nöthige, um lebendige Vaterlandsliebe in die Herzen unserer Jugend zu pflanzen und, wo dieselbe vorhanden ift, sie zu pflegen und das Bewußtsein in dem Gewissen zu s{härfen, daß man gegen fein Vaterland auch Pflichten hat? Möchten doch Eltern und Lehrer niht müde werden, passende Gelegenheiten wahrzunehmen, um ete Vaterlandsliebe und kräftiges Pflichtbewußtsein in die Herzen unserer Jugend zu pflanzen, möchte aber auch die militärishe Erziehung stets eine solche sein, daß nit die vaterlandslosen Subjekte, deren es leider so viele in unserem Volke giebt, mit einem Schein des Rechts unseren lungen Leuten in mehr als balblautem Ton ins Ohr sagen können: „Macet nur, daß Ihr bei Zeiten fortkommt, dann müßt Ihr doch niht zum Militär !* :

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wird dem

Statistische Nachrichten.

Veber Kurpfusccherei und unerlaubten Handel mit Av t etoaaren in Bayern erfolgt alljährlih eine statistische ufnahme, deren Ergebnisse amtlih bekannt gemaht werden. Im Jahre 1887 wurden 1313 folche Personen, welche, ohne approbirt zu sein, die Heilkunde betreiben, festgestellt; 1885 wurden 1406, im Durchschnitt der Jahre 1878—82 aber 1611 gezählt, so e erfreuliher eise ein jallmäßliher Rückgang zu verzeichnen is. Üeber Stand und Beruf der 1313 Kurpfuscher des Jahres 1887 werden

folgende Angaben gemalt: Apotheker 43, niht approbirte Aerzte 6, Arztesgattin bezw. -Wittwe 1, Chirurgen, Bader, Zahnärzte 464, Hebammen 51, Thierärzte 4, Badbesißer 3, Todtenaräber 1, Beamte, öffentlide Bedienftete bezw. deren Frauen 32, Geistliche 30, Lebrer 7, Ordensshwestern 1, Bauern, Söldner, Austrägler 259, Gewerbe- treibende 184, Kaufleute, Händler, Krämer 39, Wasenmeister (Ab- decker) 65, Dienstboten, Tagelöhner, Arbeiter 57, Privatiers 39, Personen unbekannten Berufs oder berufslose Personen 27. Von der Gesammtzahl der die Heilkunde unberechtigt Aus- übenden befaßten \ich besonders 132 mit der Bereitung und dem Verkauf von Arzneimitteln, 162 mit Gebeimmittelhandel und Sympathiekuren, 90 mit Homöopathie, 12 mit Elektrohomöopathie.

Rom, 19. August. (P. C.) Die Bevölkerung Italiens betrug, den neuesten Erhebungen zufolge, am S&luß des Vorjahres 30 260 065 Seelen. Die erste nach der Annektirung des Kirchen- staats und der Stadt Rom, also nach Vollendung der territorialen Einigung der Monarcie, am 31. Dezember 1871 vorgenommene Volkszählung ‘ergab 26 801 154, fodaß das Land in den ver- flofsenen 16 Jabren um mebr als 34 Millionen zugenommen hat. Die einzelnen Regionen stehen der Kopfzahl nach in folgender Reibe: 1) Lombardei mit_ 3916 114 Einwoknern, 2) Piemont 3 233 431 Einwohner, 3) Süilien 3192 108 Einwohner. 4) Cam- panien 3 065 060 Einwohner, 5) Venectien 3010345 Einwohner, 6) Toëcana 2 340 104 Einwohner, 7) Emilia 2 303 050 Einwohner, 8) Apulien 1 685 504 Einwohner, 9) Abruzzen und Molise 1 409 871 Einwohner, 10) Calabrien 1333 669 Einwohner, 11) Marken und Romagna 998968 Einwohner, 12) Latium 960 440 Einwohner, 13) Ligurien 930 609 Einwobner, 14) Sardinien 723 833 Ein- wobner, 15) Umbrien 610306 Einwobner und 16) Basilicata 946 662 Einwohner. Was das leßtverflofsene Jahr betrifft, so war der natürlichGe Bevölkerungëzuwachs besonders stark in Latium, Calabrien und Sizilien, \{wach in Ligurien urd Apulien. In den Provinzen Foggia und Potenza ereigneten fi mehr Todes- fälle als Geburten. Die Gesammtzabl der ersteren belief sich 1887 auf 834 097, die der leßteren auf 1 152 020, EbesWzließungen gab es 233 338. Der Bevölfkerungszuwachs betrug 10,51 auf Tausend. Von den Geborenen waren 592471 männlichen, 559 549 weiblichen Geschlech{is: ein Verhältniß, welches si seit 1862 fast gan: konfstant erbalten hat. Von den uneheliWen Kindern wurden 48 865 durch beide Eltern oder dur einen Theil anerkannt; 35 119 blieben ohze jede Arerkennung. Die Geburten waren verbältnißmäßig am zabl- reibsten in den Abruzzen, Apulien und Sizilien, die Heirathen in den Abruzzen, Apulien, Umbrien und Campanien, die Todesfälle in den Abruzzen, Apulien und der Basilicata. Jn Umbrien, Piemont und Sardinien wurde die relativ geringste Zabl von Geburten und Todes- fällen verzeihnet; die wenigsten Heirathen wurden in Piemont, Li- gurien, Venetien und Calabrien geschlofsen.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Von der beliebten „Kunst für Alle“, herausgegeben von Fr. Pet (München, Verlagêanstalt für Kurst und Wissenschaft), vormals Friedri Bruckmann, ist soeben das 23. Heft des 3. Iahr- ganges erschienen. Die legten sieben Nummern beschäftigen fch mit der Münwener Kunstausstellung und veranshaulihen in anziebender Weise in Bild und Text die dort vorbandenen Kunstshäße. Der Herausgeter selbst, Friedrih Pecht, hat si der Aufgabe unterzogen, dem Leser das Bemerkenswertheste vorzuführen, und man folgt ibm gern auf dieser Wanderung dur die präcbtigen Räume. Die kleinen Künstler-Novelletten, welhe das hübsch redigirte Blatt bringt, werden gern willkommen geheißen werden. Künstler, Kunstfreunde und Kunst- bändler finden in den reihbaltigen Mittheilungen vom Kunst- markt mancherlei Wissenêwertbes. Das Abonnement beträgt viertel- jährli für 6 Hefte 3,60 (6, das Sonderabonnement auf die 10 Hefte, welche vorwiegend die Ausstellung behandeln, 6 #

Neues Wörterbuch der Deutshen und Franzö- sischen Sprache. Von Schuster-Régnier. Angenommen vom Rath für den öffentlihen Unterribt in Paris. Fünfzehnte Auf- lage. Auf Grund der neuesten Sprachforshungen und mit Zugrunde- legung der neuen deutshen Ortbographie neu bea rbeitet von Christ. Wilh. Damour. Erster Band: Französisch- Deuts ch. Leipzig, Verlag von I. I. Weber. Von diesem bewährten, sorgfältig neu bearbeiteten Wörterbuch liegt der erste, französish-deutsche Theil nunmehr abges{lossen vor. Die noH folgenden 12 Lieferungen (Preis je 60 ch1) werden den deuts-französishen Theil enthalten. Das ganze Werk foll bis Ende November in den Händen d:r Sub- sfribenten scin. Einbanddecken zum 1. und 2. Band werden mit der 12. resp. 24. Lieferung an die Subskribenten unentgeltlih geliefert. Mit der Au®gabe der leßten Lieferung erlös{en die Subskriptions- Bedingungen und tritt für das in 2 Bänden gebundene Werk der erhöhte Preis von 16 Æ ein. e

Die seiner Zeit unter dem Titel „Dies irae“ erschienenen „Erinnerungen eines französischenOffiziers anSedan“, von Carl Bleibtreu sind soeben in einer neubearbeiteten Volks- ausgabe, mit Illustrationen von Robert Haug, im Verlage von Carl Krabbe in Stuttgart erschienen. (Pr. 1 )

Land- und Forstwirthschaft.

Dem Berit des öôsterreichischen Ackerbau- Mini- steriums über die diesjährige Ernte entnimmt die „Leipz Ztg.“ Folgendes: Das geschnittene Getreide zumeist Weizen und. Gerste war, zumeist in Mandeln stehend, man&mal auch noch un- gebunden, lange Zeit den Unbilden der Witterung ausgeseßt, daher das Auëwachsen der Körner, namentlich beim Weizen, ziemlih bâufig vorkam. Die Roggenernte wurde nur in den Gebirgêégegenden und höheren Hügelgebieten von dem gleichen Scwidckial betroffen. Im Allgemeinen sind wohl mindestens eine Mittelernte von Roggen und gut mittlere Ernte von Weizen und von Gerste zu konstatiren. Hafer verspricht gute und gut mittlere Ergebnisse, obwohl derselbe zumeist stark gelagert und nicht selten auch dovpelwüchsig geworden ist. Der Stand der Zuderrüben und der Futterrüben bat sich im Allgemeinen verbefsert, so daß in der Mehrzahl gut mittlere bis sehr gute Ernten in Aussicht ftehen. Doch werden hie und da Besorgnisse bezügli ungenügenden Zuter- ehalts der Zuckerrüben geäußert. Die Entwickelung der Weintrauben at im Allgemeinen unter der Ungunst der Witterung gelitten; au hat die Peronospora viticola in Steiermark, Südtirol und Böhmen und die Tortrix uvana in Dalmatien an Verbreitung zugenommen. In Nieder-Oesterreid sind die Hoffnungen bezüglich der Lese herab- gestimmt und wird zumeist nur auf schwache Mittelernten gerehnet ; dagegen ift man in der Znaimer Gegend mit dem Stande der Trauben Es zufrieden. In den südlihen Kronländern erwartet man Mittel- ernten.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 26. August. (Wochenbericht für Stärke, Stärke- fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersfv.) Ia. Kar- toffelmehl 20—207 Æ, Ia. Kartoffelstärke 19è—20è #, Ila. Kar- toffelstärke u. Mebl 16—19 #, feudte Kartoffelstärke loco Parität Berlin #, gelb. Syrup 22—221 M, Capill.-Erport 24}3—25 M, do. Syrup 23—24 M, Kartoffelzucker-Capill. 24—25 K, do. gelber 22¿—234 AÆ, Rum-Couleur 33—40 Æ, Bier-Couleur 33—40 Æ, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 27—28 M, Dextrin, sekunda 23—25 Æ, Weizenstärke (kleinst.) 32—34 M, Weizenstärke: (großstück.) 37—42 t,

lleshe und Sthlesishe —, Schabe-Stärke 29—32 &, Mais-Stärke 3—34 H, Reisstärke (Strahlen) 42—44 M, do. (Stüden) 41—42 46 Victoria-Erbsen 16—184 #, Kocherbsen 15—18 , grüne Erbsen 15—18 MÆ, Futtererbsen 13#—15 #4, Leinsaat 19—214 MÆ, Mais loco 13—14 Æ, Linsen, große 46—56 M, do. mittel 32—46 K, do. kleine 24—30 M, gelber Senf 18—26 A,*Kümmel 48—54 M, Buchweizen 13}—14} #4, inländishe weiße ¿Bohnen 21—22 M, breite Flahbohnen #, ungarishe Bohnen 21—22; M, galizische und russishe Bohnen 20—21 #4, Hanfkörner 19—20 #, Leinkuchen

14—15 Æ, Mokbn, weißer 42—46 ä, do. blauer 40—44 4, Rap83- s a Æ, Weizenschale 8,60 4, Roggenkleie 9,20 4, Hirse, weiße 22 M Z

Wien, 26. August. (W. T. B.) Die Saatenmarkt- Kommission wählte Wyngaert (Berlin) zum Vize-Präsidenten. Dessen Antrag, in den Bericht der internationalen Saatenmarkt- Kommission nit nur die Anbauflähen Oefterreib-Ungarns, sondern auch aller anderen Länder aufzunehmen, wurde einstimmig an- genommen. : L :

27. August. (W. T. B.) Der biesige internationale Getreide-Saatenmarkt ist heute Vormitiag in Anwesenheit von Vertretern der Regierung eröffnet worden. Der Markt ift von etwa 5009 Interessenten besucht. Der von dem Generalsekretär Leinkauf erstattete Bericht giebt folgende Shäßungen für das dies- jährigeErnte-Ergebaiß inOefterreich-Ungarn: Für Weizen in Ungarn einen Uebers{uß von 34 Millionen Hektoliter, in Oester- reich von 1 Million, für Roggen ein Defizit von 2} Millionen Hektoliter in Ungarn und von 2} Millionen in Desterreich ; für Gerste ein Defizit von 24 Millionen in Ungarn und von è Millionen in Oesterrei; für Hafer ein Defizit von 3 Millionen in Ungarn, dagegen einen Uebershuß von 1 Million in Oesterreich, alles bei einer Vergleihung gegen den rollen Durdshnitt. Die Erxportfäbigkeit wird, ohne Berücksichtigung der alten Vorrätbe, für Weizen bezw Mehl auf 4—5 Millionen Meter-Centner und für Gerste bezw Malz auf 24 bis 3 Millionen Meter-Centner geschäßt, während für Roggen und Hafer keine Erportfäbigteit bestebt.

London, 2. August. (W. T. B.) An der Küste angeboten 1 Weizenladung.

27. August. (W. T. B.) Die Getreidezufubren be- trugen in der Woche vom 18. bis zum 24, August : Englischer Weizen 901, fremder 90 451, englishe Gerste 10, fremde 28 239, englische Malz- gerste 21 318, fremde —, englisher Hafer 125, fremder 105 826 Qrts. englisdes Mebl 12 052, fremdes 34 699 Sack.

Glasgow, 25. August. (W. T. B.) Die Vorrätbe von Robeisen in den Stores belaufen si auf 1008478 Tons gegen 914 335 Tons im vorigen Jahre. Die Zabl der im Betrieb befindliden Hoböfen 88 gegen 85 im vorigen Jahre.

New-York, 17. August. (New-Yorker Hdls.-Ztg.) Das legitime Geschäft ist diese Woche durdbaus befriedigend ver- laufen. Die Ernte-Aussichten sind für Mais die denkbar günstigsten; Weizen fowie Baumwolle sollen allerdings durch ver- \ctedene Einflüsse bier und da etwas gelitten haben, doch sieht man im großen Ganzen dem definitiven Ernte-Ergebniß mit Be- rubigung entgegen. Alle Anzeihen sind, wie wir bereits früber bervorboben, vorbanden, daß sich ein durchaus reguläres Herbitges@äft entwickeln wird. Die Berichte aus den großen Landels8s Centren des Inlandes athmen dasselbe Gefühl der Zuversicht; die Fabriken find mit Ordres recht wobl versehen und auc die Lage der Arbeiter ist, von wenigen vereinzelt dastehenden Ausnahmen abgesehen, eine allen gerechten und billigen Anforderungen entsprecende.

New- York, 25. August. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingefübrten Waaren betrug 5 169 345 Doll., davon für Stoffe 2445 940 Doll. Der Werth der Einfuhr in der Vorwoche betrug 9261313 Doll., davon für Stoffe 3175 382 Doll.

Submissionen im Auslande.

Italien.

1) 27. August. Neavel. Direz. Armam, R. Marina: Segel-

tuch. Voranschlag 6880 Lire.

2) 29. August. Torre Annunziata. R. Fabbrica d’Armi: 1) mittelstarker Eisendraht 1709 kg à 0,50 Lire,

Eisen in Stangen 11000 kg à 0,42 Lire, Eifsenblecch 2000 kg à 0,59 Lire, zusammen 6470 Lire, 2) Zwei Stablplatten 12000 kg zu 9480 Lire. 3) Weißblech 4009 kg zu 2720 Lire.

3) 29. August. Mailand. Direktion der Mittelmeerbabn: Neubau einer Brücke über den Stagnone-Sturzbach an der Linie Cecina—Volterra. Vorans{lag 30 000 Lire,

4) 30. August. Pavia. Officine Genio Militare:

Erdsäcke von Hanf in 2 Loosen: 1) 20 000 Stü zu 17 000 Lire, 2) 25 000 Stü zu 21 250 Lire. .

5) 30. August. Venedig. Genio Militare R. Marina: drei Handkrahnen von je §8 t Tragkraft. Vorans{hlag 21 090 Lire. i

6) 30. August. Mannoppello (Chieti) Municipium :

Bau einer Trinkwasserleitung.

Voran’chlag 35 403,28 Lire.

7) 3. September. Neapel. Direz. Costruz. Nav. R. Marina : zwei Pontons mit Stablgeripp zum Materialientran8port.

Voranschlag 70 000 Lire.

8) 3. September. Neapel. Direz. Costruz. Nav. R. Marina: Cichen- und Hirneichenholz.

VoransH§lag 54042 Lire.

9) 3. September. Neapel, Mineralöl 110000 kg.

Voran{lag 63 800 Lire.

10) 3. September Spezia. Direz. Armam. R, Marina : Porzellangeschirr für die Messen der Königlichen Kriegs-

me

e. Voranschlag 36 000 Lire. L 11) 12. September. Neapel. R. PFonderia (Gießerei): Krahn auf Radgestell für Schmalgeleise. Tragkraft 5 t.

Voranschlag 6000 Lire. :

12) Die Direktion der Mittelmeerbahnen zu Mailand wird dem- nächst den Bau der Eisenbahnlinie Rom—Segni in Angriff nehmen.

Baukosten etwa 2 500 000 Lire. i :

13) Erweiterung und Neueinrihtung des Stabilimento Pietrarsa in Neapel, Erbauung zweier Werkstätten (für Kesselshmiede u. \. w.). Voranschlag 660 000 Lire. :

14) Verlängerung von Dämmen und Erbauung eines Leucht- thurms 5. Ordnung im Hafen von Castellamare Stabia (Neapel). Voranschlag 1 400 000 Lire. Bei der Direktion der Mittelmeer- bahnen in Mailand. :

15) Legen von Stahlshienen an Stelle von Eisenschienen auf der Bahnstrecke Collesalvetti—Livorno. Voranschlag 122 100 Lire;

Material hierzu. Voranschlag 239 104 Lire; bei der Direktion der Adriatischen Eisenbahn in Florenz. E

16) 13 Werkzeugmaschinen für die Werkstätten in Verona. Voranschlag 89 255 Lire. l F

17) 44 eiserne drehbare Barrièren als Ersaß der gegen- wärtigen Sperrketten an 22 Uebergängen der Strecke Codogno— Cremona, Linie Pavia—Brescia. Voranschlag 5925 Lire. 5

18) Bau von 10 Bahnwärterhäus hen mit Wasserbehältern und von 4 Wasserbehältern bei ebenso vielen Häushen auf der Strecke Civio Tirolo—Confine Veronese (Linie Verona—Ala). Voranschlag 149 562 Lire. E

19) Neues Geleise auf der Strecke Bassano Castiglione, Linie Orte Chiusi Terontola Firenze. Voranschlag 159 000 Lire.

20) Ausbau der Station Castellamare-Adriatico (Teramo). Vor- anshlag 1 800 000 Lire.

Verkehrs - Anstalten.

Für Telegramme nah Amerika über die trans- atlantishen Kabel tritt vom 1. September ab eine Er- mäßigung der Wortgebühren ein, nachdem in Folge der Be- \{lü}se der betheiligten Privat-Telegraphen-Gesellshaften die bisherige Gebühr für die Strecken zwischen London, Brest oder Havre einer- seits und New-York oder den canadishen Provinzen Ontario und Quebec andererseits auf eine Mark fünf Pfennige festgeseßt worden ist. Die anderweiten Gebührensäße für Telegramme nah Amerika sind

z

Direz. Costruz. Nay. R. Marina:

aus dem bei den Telegraphenanstalten aushängenden, auch käuflih