1931 / 247 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 22 Oct 1931 18:00:01 GMT) scan diff

Reichs: und Staatsanzeiger Nr. 247 vom 22, Oktober 1931.

an den berufspädagogischen Fnstituten vorliegen. Die Re- gierung wird ersucht, bis zur nächsten Etatberatung eine Denkschrift über die bisher erzielten Ergebnisse vorzulegen. Ein anderer vom Plenum Hdbestätigter Antrag des Handels- ausschusses verlangt, daß das Staatsministerium bei den zu- ständigen Stellen dahin wirke, daß die Arbeiten aus offêntlihen Mitteln in den Grenzgebieten möglichst an das Gewerbe vergeben werden, fapitalshwächeren Unternehmec an Arbeiten beteiligt werden können.

Zur Debatte \teht hierauf die mit Geseßeskraft erlassene Verordnung über Sicherheitsleistung zu- gunsten der Landesbank der Rheinprovinz, wonach das Reich und Preußen je 120 Millionen Sicherheits- leistung für dieses Fnstitut übernehmen.

Abg. Dr. von Gersdorff (D. Nat.) hebt die hohe Belastung der Stenuerzahler durch diese Vorlage hervor. Die Begründung für diese Viertelmilliarden-Vorlage sei geradezu ?tläglih, Sie be- ziche sich einfah auf die Zeitverhältnisse und die Bankenkrise der leßten Monate und passe damit auf jedes andere deutsche & ank- instilut. Die Behandlung der Frage gehöre in einen Ausschuß, in dent nähere Aufsck{lüsse unbedenklich gegeben werden fönnten. Es werde behauptet, daß die Bank auf der cinen Seite kurzfristige Kredite hereingenommen und auf der anderen Seite langfristige Kredite herausgegeben habe. Ein Bankunternehmen, das etwas Derartiges tue, handle nah Ansicht seiner Freunde mindestens sehr fahrläïsia. Aufschluß müsse man auch über die Frage haben, was die Rheinprovinz getan habe, um einer solhen Katastrophe der Bank vorzubeugen. Die größten Bedenken sähen seine Freunde jedoch in der Tatsache, daß in der Verordnung selbst von einer „Sicherheitsleistung“ im Betrage von 120 Millionen, in der Be- gründung aber von einer „Unterstüßung“ gesprochen werde. Auch hier müsse Klarheit gechaffen werden. Seine Freunde beantragten die Ueberweisung an den Hauptausschuß.

Abg. Sh wen® (Komm.) erklärt, seine Freunde müßten sih dageâaen verwahren, daß die Regelung der Kredite auf dem Wege der Notverordnung vorgenommen worden sei. Fm Ausschuß sei bon dem Regierungsvertreter offen ausgesprohen worden, daß es sid in erster Linie um eine Hilfe für das Privatkapital handle.

er Redner protestiert dagegen, daß solche öffentlichen Kredit- Institute die Gemeinden bei der Kredithergabe überwucherten; sie verlongten nämlih 3 Prozent über den Reichsbanklombardsaß. Wie man es mit den Gemeinden treibe, ergebe sih u. a. daraus, daß Preußen seine Zusage nicht weiter erfülle, die er Ee aus den Gehaltsfkürzungen den Gemeinden zugutekommen zu lassen, (Hörr, hört! bei den Kommunisten.) Aber wo es si, wie bei dieser Vor- lage, um die Sicherung privatkapitalistisher Ansprüche handle, habe dex Staat Geld. Durcb die Zahlungsverweigerung gegenüber den Gemeinden ginge diesen sogar die so viel erörterte angebliche Reichéhilfe verloren zum Schaden der Wohlfahrtserwerbslosen. Die Kommunisten lehnten daher die Vorlage ab. (Beifall bei den Kommunisten.)

Abg. Sten del (D. Vp.) proiestiert dagegen, daß eine solche umfangreihe Bürgschaftsvorlage durch den ständigen Aus\ckuß verabschiedet würde. Für solche Vorlagen sei der ordentliche (‘eseb- weg zu wählen, zumal der Finanzminister selbst erklärt habe, daß er bereits seit mehreren Monaten sih überleat hätte, wie man diese Bank stüßen könne. Die Begründung des Ministers zu diesem Entwurf sei so dürftig gewesen, daß der Auss{uß kein klares Bild über den Status der Landesbank habe gewinnen können. Gerade das Rheinland wäre früher eine reiche Provinz gewesen und sei es auch wohl heute noch. Soweit es sich um Erwerbslosenlasten handle, sei seine Partei zur Uebernahme jeder Bürgschaft bereit. Nach den Mitteilungen des Finanzministers sei die Finanz- gebarung der Landesbank alles andere als rihtig gewesen. Dieje Landesbank habe danach 700 bis §00 Millionen Reichsmark lang- fristige Darlehen gegeben aus kurzfristig gegebenen Mitteln, so daß man sih s{on 1928 gegen diese Art der Geschäftspolitik gewandt Bee: (Hört, hört! rechts.) Andere Provinzen und große Städte

ätten auch das Verlangen, s{chône Bauten und Straßen auf- zuführen. Aus all diesen Gründen sei bedauerlich, daß der Land- tag seßt nur noch theoretish seine Bedenken vorbringen könne. Der Landtag werde eben immer soweit wie möglih ausgeschaltet. Eine qründliche Ueberprüfung im Ausschuß werde sih au dagegen wenden müssen, daß nun bei der Rückzahlung dieses Geldes etwa die Unschuldigen mit den Schuldigen durch Erhöhung der Bürger- steuer leiden müßten. (Beifall bei der Deutschen Volkspartei.) Nach der heutigen Lage und den bisherigen Mitteilungen über die Verordnung könnten seine Freunde ihre Zustimmung nit geben,

Minister für Handel und Gewerbe Dr. Dr. Schreiber: Meine sehr geehcten Damen und Herren, wenn dex Landtag den begreiflihen Wunsch hat, mit der Regierung zu prüfen, wie man vorsorgen kann, daß in Zukunft derartige Schwierigkeiten wie diejenigen bei der Rheinishen Landesbank vermieden werden, so wird sih ja dazu Gelegenheit bieten. Sie wissen ja, daß die leßte Notverordnung, die dex Herr Reichspräsident erlassen hat, bereits die Sparkassenreforo, die in gewisser Verbindung mit den Fragen steht, mit denen wir uns jeßt beschäftigen, in Angriff genommen hat. Auch der Preußishe Staat hat Ausführungs- anweisungen zu dieser Sparkassenreform in Zukunft zu geben. Dabei hat der Landtag die Möglichkeit, in der Kritik dieser Aus- führungsanweisung seinerseits dazu beizutragen, daß eine sorg- sältige Kontrolle im Sparkassen- und Girowesen Play greift und die Staatsaufsiht über die ösfentlih-rehtlihen Banken so gestaltet wird, daß wir derartige Entwicklungen, wie wir sie jeyt erleót haben, nah Menschenmöglichkeit vermeiden. * Der Wunsch des Landtags, an dieser Kontrollmaßnahme beteiligt zu sein, kann aber in keiner Weise dahin führen, daß nun jeßt die Ge- nehmigung zu der Vorlage über die Landesbank heute oder morgen bei der Abstimmung versagt wird und eine weitere Be- ratung im Ausschuß stattfindet.

Der Herr Abgeordnete Stendel hat gemeint, es sei für eine derartige nohmalige Prüfung im Ausschuß Zeit genügend vor- handen, Geld sei ja bereitgestelli, und es sei gar keine Eile ge- boten. Jch glaube, daß diese Auffassung des Herrn Abgeord- neten Stendel die psychologische Seite der Angelegenheit verkennt. Sie wissen doch oder können es jedenfalls beobachten, daß die außerordentlich großen Schwierigkeiten unserer deutshen Volks- wirtschaft dadurh vermehrt werden, daß sich in unserer Bevölke- rung niht nur eine große Unruhe auf politishem Gebiet ein- gestellt hat, sondern daß au ein sehr viel weitergehendes Miß- trauen gegen die Verhältnisse im Bankenwesen und vor allem gerade auch gegenüber den Sparkassen und den öffentlichen Banken in der Bevölkerung besteht. Aus der Tatsache dieses Mißtrauens entstehen sehr ernste Gefahren und Schwierigkeiten, und ih glaube, die gesamte preußishe Volksvertretung hat das gleiche Juteresse daran die Opposition sowohl wie die Re- glerungsparteien —, daß dieses Mißtrauen weiht. Wenn nun hier in einer so großen und volkreihen Provinz wie dem Rhein- land der Eindruck entstehen könnte, als wenn die notwendigen Sanierungsmaßnahmen von Prevßen nicht durchgeführt werden,

und zwar so, daß auch die der Ausführung der

einheimische ortsansässige | E E E E der Bevölkerung, wie ih sie kurz geschildert habe, wirkiih ziweck-

so können Sie sich nicht darüber wundern, daß diese schon vor- handene Unruhs in dem betroffenen Landesteil sich noch steigert: und dadurch weitere Schwierigkeiten entstehen. Das kann nie- mand verantworten, weder die Regierung, noch die Opposition.

Nun hat Herr von Gersdorff gemeint, der Regierungsvo:lage sei eine nur sehr oberflählihe Begründung gegeben worden. Ja, meine Herren, ih bitte doc, zu prüfen, ob es bei dieser Stimmung

mäßig ist, daß man auf die Einzelheiten bei der Regierungsvorlage eingeht, die doch der Oeffentlichkeit zugänglich ist, die draußen von denen, die mit den Dingen nicht sehr vertraut sind, nux zu leiht mißverstanden werden könnten. (Zurufe bei den Kommu- nisten.) Nein, meine Herren, die Wahrheit wollen wir nicht unterdrücken, sondern die haben wir im Ausschuß dem Landtage mitgeteilt. Es handelt sich bei der Rheinishen Landesbank nicht darum, daß diese Bank überschuldet ist, sondern darum, daß die Vank illiquide is, daß man bei sorgfältiger und vernünftiger Weiterführung der Abwicklung der Dinge damit rechnen ftann, daß die Mittel hereinkommen, die der Bank jeyt nicht zur Ver- fügung stehen, so daß die Verbindlichkeiten abgedeckt werden können und kein Mensch dabei zu Schaden kommt. Es liegt doch niht so, wie Herr Abgeordneter von Gersdorff ausgeführt hat, wenn ich ihn recht verstanden habe leider ist ja, wenn dec Lautsprecher eingestellt ist, hier auf der Ministerbank nicht alles âu verstehen, was die Herreri Abgeordneten ausführen —, es lieg: nit so, daß wir jeßt hier einen Kredit hergeben, den wir gar niht gebew könnten, mit dessen Verlust man vehnen müßte, sondern es handelt sich darum, daß diejenigen, die Geld bei der Bank stehen haben oder ihr weitere Kredite geben wollen, ver- mehrte Sicherheiten wünshen wobei selbstverständlih davon auszugehen ist, daß der Schuldner selbst die Verbindlichkeiten, für die wir jeßt gewissermaßen Bürgschaft übernehmen, im weiteren Verlauf der Geschäfte allein abdeckt. Diese Sicherheiten sollen nihi in der Form von baren Staatsmitteln gegeben werden, sondern in Form von Schaßantweisungen, die auf lange Frist gestellt sind, 50 Millionen auf ein Jahr, 75 Millionen auf 24 Fahre, der Rest von 115 Millionen auf 5 Fahre. (Sehr rihtig! im Zentrum.) Und nur, wenn sih ergeben sollte, was ih für ganz unwahrscheinlih halte, daß die Landesbauk auch auf so lange Fristen von ihren Schuldnern das Geld niht herein- bekommt, könnte der Fall eintreten, daß der Preußische Staat zu Schaden kommt. (Zuruf.) Diese Möglichkeit ist natürlich theoretisch gegeben; das kann niemand verkennen; aber praktisch wird, glaube ih, dieser Fall nit eintreten.

Dann hat Herr Abgeordneter von Gersdorff gesagt, es hätte doch mindestens im Ausshuß oder hier näher dargelegt werden sollen, daß eine wirklihe Hilfsbedürftigkeit in diesem Fall vo:- gelegen hätte. JFch verstehe niht, wie man das Vorliegen einer Hilfsbedürftigkeit in diesem Fall bestreiten kann. Jm Aus{chuß sind doch, wie ich mich aus den Niederschriften überzeugt habe, einmal Zahlen über die kurzfristige Verschuldung der Landesbank gegeben worden, auf . der anderen Seite über diejenigen Kredi- toren, die die Landesbank selbst hat. Es ist darauf hingewiesen worden, daß zu den Debitoren der Landesbank in großem Um- fange die Kommunen rechnen, daß die Kommunen allein ungefähr mit rund 500 Millionen bei der Landesbank verschuldet sind. Muß man da erst dem Landtag noh auseinanderseyen, daß die Kom- munen im ganzen gesehen in dieser Notzeit, wo die Zahl der Wohlfahrtserwerbslosen dauernd steigt, niht in der Lage sind, diese Verpflichtung mit der Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit zu erfüllen, wie das in normaler Lage unserer Verhältnisse eine Selbstverständlichkeit wäre? Jch glaube, es kann wohl vom Land- tag unterstellt werden, daß in der Tat der allergrößte Teil der Kommunen nicht in der Lage ist, diese Verbindlichkeiten frist- gemäß abzudecken. (Sehr richtig! im Zentrum und bei der Deut- shen Staatspartei.) Wénn sich also die Eingänge bei der Landes- bank niht normal vollziehen, so ist die Landesbank allein nicht in der Lage, ihren kurzfristigen Verbindlichkeiten nahzukommen. Bei diesen kurzfristigen Verbindlichkeiten handelt es sich zum großen Teil um Forderungen von Bankiers, die dabei nicht ihrerseits irgendwie begünstigt werden, sondern die dadurch, daß die Landes- bank wenigstens einen Teil ihrer Schulden jeßt mit Hilfe von Reih und Staat abdecken kann, in den Stand verseßt werden sollen, ihre Kreditoren zu befriedigen. Es handelt si niht irgend- wie um ein Entgegenkommen gegenüber kapitclistishen Kreisen, sondern darum, daß nicht weitere Bankzusammenbrüche in Ver- bindung mit den Schwierigkeiten der Rheinischen Landesbank ein- treten. Wenn die Rheinische Landesbank ihren Verpflihtungen niht nachkommen kann, muß man damit rechnen, daß Tausende und Abertausende von Geschäftsleuten, die mit Privatbanken ar- beiten, mit Kreditmitteln niht versorgt werden und ihrèn Betrieb nicht fortseßen können. Jnsofern ist die gesamte Bevölkerung an der Liquidiät der Landesbank aufs engste beteiligt.

Was die Sparkassen anlangt, so liegen die Dinge so, daß den Sparkassen auf anderem Wege geholfen werden kann. Es ist dem Landtag bekannt, daß die preußishe Regierung au hier einge- griffen hat, um die Liquidität der Sparkassen unter allen Um- ständen im ganzen preußishen Gebiet und damit selbstverständlich auh im Rheinland sicherzustellen.

Wenn Herr Abgeordneter Stendel darauf hingewiesen hat, das Rheinland sei die reichste preußishe Provinz, gewiß ist das Rheinland die reiste preußishe Provinz, aber das Rheinland ist auch derjenige Gebietsteil, der unter den Nahwirkungen der Welt- wirtshhaftskrise und der deutschen Krise mit am schärfsten gelitten hat. Gerade weil dort die Judustrialisierung so fortgeschritten ist, ist dort der Rückshlag besonders groß geworden. Jch glaube, ih brauche dem Landtag nicht auseinanderzuseßen, daß aus dieser Entwicklung heraus die Verhältnisse in der Rheinprovinz ganz anders zu beurteilen sind als früher, wo sie die reihste Provinz war.

Jh bitte aus diesen Gründen, der Notverordnung die Geneh- migung zu erteilen und keine weitere Hinausshiebung zuzulassen. (Bravo!)

Abg. Leinert (Sog.) bezeihnet die nochmalige Auss{huß- âermoiung als zwecklos. Es sei niht rihtig daß dia Gemeinden Anleihen zu Luxuszwecken aufgenommen hätten, Mit Rechi habe der Finanzminister im Ausshuß darauf hingewiesen, daß die Anleihen zu sehr notwendigen Zwecken gebrancht worden seien, nämlich zum Wohnungs- und Straßenbau. Der Redner wendet sih gegen die Behauptung, daß man ein Unternehmen

S. 2

saniere, das nit sanierungsfähig seï. Wenn die Deutsche Volks- partei in den Ständigen Aus[huß Ataeordnete aus den Rheins

land geshickt hâite, die wüß:en, daß ohne Hilfeleistung für die -

Landestank die Steuern ins Exorktitante steigen würden dann hätte Abgeordneter Stendel seine Rede vorhiy nicht halten föôónnen. Es war allerdings nit richtig, so betont der Redner, daß die Landesbank von kurzfristigen Krediten langfristige An- leihen gegeben hat. Aber bis zum 14. September v. J. hatte dieje Angelegenzeit keine Sorge. Erst durch die Reichstag3- wahlen, als das ausëländishe Geld zurüdcgezogen wurde, ist au die Landesbank in eine große Gefahr geraten. Weun etwas ver- antwortlich gemaht werden kann, dann die Reichstagswah!, dann die Hebe, die im Volk getricben worden ist und die seit dem 14. September das ganze deutshe Volk in das Unglück hinein- gebracht hat. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wenw die Entwicklung so vorwärts gegangen wäre, wie sie damals gewesen ist, als man glaubte, durch Messen usw. tatsächlich einen wirtshaftlißen Aufshwung zu erreihen dann hätte man Herru Adenauer als den großen Mann gepriesen, der wohl in die Zu- kunft rihtig hineingeblickt habe. Die Dresdner Bank, die Danat- bank sind sofort saniert worden. Da handelte es sich um Privat- kapital. Wir müssen es im höchsten Maße bedauern, daß nicht in demselben Augenblick auch die Rheinische Landesbank saniert worden ist, denn dur die lange Hinshleppung der Angelegen- heit ist der Spartrieb im Rheinland {wer beeinträhtigt worden. Es war allerhöchste Zeit, durch eine Notverordnung dem mangeln» den Vertrauen ein Ende zu machen. Gegenüber dem Gerede von dem reihen Rheinland muß betont werden, daß das Rheinland die Beseßung hat erdulden müssen, die das ganze Wirtschafts leben vernichtet hat. Die Opfer, die von der rheinishen BVevölke- rung gebracht sind, vergessen Ste (zu den Deutshnationalen, WBiderspruch und Lärm rehts.). ie 750 Millionen für das Rheinland sind der - Großindustrie zugeflossen und nicht der Kleinindustrie und dem Mittelstand. Es ist der deutshnationalen Fraktion und der Deutschen [fspartei unangenehm, daß w:r daran erinnern müssen, daß sie keinen Shimmer von Dankbar- keit gegenüber den Opfern der rheinishen Bevölkerung haben. (Wider}pruh rechts. Abg. Steuer [D. Nat.]: Das sind alles Verdrehungen!) Für uns ist niemals die Politik ein Geschäft ge- wesen (Gelächter rets); wir wollen die rheinishe Bevölkerung nur jeßt nicht siven lassen in ihrec großen Not. Wir stimmen der Vorlage zu, weil die Sanierung notwendig is, um dent Rheinland zu zeigen, daß wir gegenüber der Privatindustrie die öffentlichen Juteressen wahrnehmen und damit das Vertrauen der rheinishen Bevölkerung zum Preußishen Staat nicht ver- lorengeht. (Beifall bei den Sozialdemokraten.)

Abg. Kloft (Zentr.): Nah der Beratung der Vorlage inr Ständigen Ausschuß hätte man hier eine schuellere und leiden- shaftslosere Erledigung erwarten können. Die Opposition hat heute ganz andere Motive gegen die Vorlage vorgebracht als inr Ständigen Ausshuß. Das läßt nur den Schluß zu, daß sie dem Rheinland nicht helfen will, Wir werden daraus unsere Schluß- folgerungen auch für später ziehen. (Sehr wahr! im Zentrum.) Wir rheinländishen Abgeordneten haben immer zugestimmt, wenn es sih um notwendige Stüßungsmaßknahmen handelte, und zwar auch dann, wenn Fhr (zu den Deutschnationalen) Parteichef Hugenberg daran nicht uninteressiert war. Jh bedaure, daß Herr Stendel sogar den Vorwurf andeutete, das Rheinland hätte bei der Besaßung ein Geschäft gemacht. Es steht doch fest, daß das Nheinland unter der Besaßung sehr stark gelitten hat. Und wenn Preußen und Deutschland jeßt noch so einiq beisammen stehen, so ist das auss{ließlich dem Kampf der rheinishen Levölkerun gegen separatistishe Bestrebungen zu danken. (Sehr wahr! un Beifall im Zentrum.) Der Redner betont, daß die Ausführungew der Oppositionsparteien heute auch dem Spargedaunken einen s{chweren Stoß verseßt hätten, weil Sparkasfengelder bei der Landesbank der Rheinlande angelegt seien. Taisächlih hätte die gegenwärtige Verordnung noch früher kommen müssen. Redner tritt dafür ein, die Vorlage einstimmig anzunehmen, auch im Interesse des Spargedankens.

Abg. Schmitt - Limburg (D, Landvolk) weist die leßteren Ausführungen des Zentrumsredners als nicht zur Sache gehöri zurück. (Sehr wahr! rechts.) Er habe im Ständigen Aus chuß für die Verordnung gestimmt, vor allem auch im Jnteresse der Steuerzahler, die beim Zusammenbruh der Landesbank- haflbar wären, und weil man ja auch der Danat-Vank und Dresdner Bank geholfen hätte. Seine Fraktion möchte aber doch noch einmal eine gründliche Erörterung der Angelegenheit im Aus- {uß haben. Der Redner legt hierzu noch einen besonderen An- tvag der Deutschen Fraktion vor, worin die Regierung ersucht wird, eine eingehende Beratung beschleunigt vorzunehmen, ob die jeßige Lage der Rheinishen Landesbank durch s{chuldhaftes Ver- halten von Beamten der Bank oder von Aufsichtsinstanzen ent- Uen sei, und wenn ja, welhe Persönlichkeiten hiex in Frage ämen.

Abg. Falk (D. Staatsp.): Die leidenschaftlihe Erörterung dieser Vorlage geht falsche Bahnen. Es handelt sich gar nicht darum, festzusiellen, wer an der Notlage der Bank schuldig ist, und ob man die Schuldigen zur Veraniwortung ziehen könne, oder ob die Kommunen die Hilfe der Landesbank in Anspruch ge- nommen haben, sondern es handelt sich lediglich darum, daß ein Notstand allerecnstester Art so \chnell wie möglich beseitigt werden muß. (Sehr richtig! bei den Regierungsparteien.) Die Ursache des Notstandes kann dann immer noch geklärt werden. Wir protestieren aber dagegen, daß die Opposition versucht, ihr Partei- iges an dieser Vorlage zu kochen. Herr Stendel, der hier ie Ausshußberatung fordert, hat im Ständigen Aus\{huß davow nichts gesagt. (Unterbrehungen rets.) Es steht fest, daß das Rheinland uYe ne Seme unter der Besaßungszeit gelitten hat. Hier liegen E ie Ursachen für die Éwierigkeiten der Rheinprovinz. Der Redner schildert ausführlih, wie die Fndustrie und dex gewerbliche Mittelstand im Rheinland wegen der Be- seßung schon viel früher in Not geraten sind als anderswo. Wenw ein Mann wie Dr. Silverberg der Verwaltung der Landesbank das größte Lob ausgesprochen habe, dann läge es mit der Ges schäftsführung dieses Unternehmens nicht so einfach, daß ein Landtagsausshuß Feststellungen darüber treffen könne. Falsch sei es, gu behaupten, daß nur die Komnrunen bei der Landesbank verschuldet seien. Einer der Hauptschuldner sei vielmehr die Rheinprovinz selbst. Die rheinishen Sparkassen gehörten mit 300 Millionen zu den Gläubigern der Landesbank. Febt kämen die Leute auf der Rechten, die so taten, als ob sie bis zum leßten Mann für das Rheinland eintreten, und sagten, das Volk am Rhein pes seiner Schwierigkeiten allein Herr werden. (Sehr wahr! bei den Regierungsparteien.)

Abg. Stendel (D. Vp.) weist die Angriffe des Abg. Falk zurück. Der Handelsminister habe heute einen anderen Stand- ps eingenommen als der Finan minister, der im Ständigen

lius das Finanzggebaren der Rheinishen Landesbank \{harf tijiert habe. Er, der Redner, wünsche aleihfalls baldige Ver- abschiedung der Vorlage, erkläre auch nohmals, daß, wenn die Erwerbslosenlasten so hoh seien, der Staat die Bürgschaft über- nehmen müsse, wünshe aber darüber Klarheit im Ausschuß. Schon vor 14 Tagen habe er gesagt, daß seine Fraktion so hne wie möglich die Verabschiedung der Vorlage wünsche. VBürg- - 0-y dürfe man aber nur übernehmen, wenn ganz klargestellt ei, ob man sie tragen könne. Aus den Ausführungen des stell- vertretenden Finanzministers habe sich ergeben, daß die Be- hauptung falsh sei, daß die Sparkassen getroffen würden, wenn die Vorlage nicht sofort verabschiedet werde.

Damit schließt die Aussprache. Die von den Deutsch- nationalen beantragte Ausschußüberweisung der Verordnung wird mit den Stimmen der Re R parteien gegen die Oppositionsparteien abgelehnt. Ueber

kriti

D

Reichs- und Staatsanzeiger Nr. 247 vom 22, Oktober 1931. &. 3

m ——

die Verordnung selbst soll am Donnerstag, den 22. Oftobec, ; abgestimmt werden. Der gemeinfame Antrag der Deutsch-

nationalen, Wirtschaftspartei und Nationalsozialisten auf Einseßung eines OE R über den W- | sammenbruch bei der Bank für deutsche | Beamte wird dadurch erledigt, das die Untersuchung dieses | Themas dem bestehenden Preußenkassen-Untersuchungs- aus\chuß überwiesen iwird.

Der staatsparteilihe Antrag über den Zahlunmngs- verkehr nah den Bankfeiertagen geht an den Hauptauss{chuß.

Es folgt die Beratung eines kommunistishen Antrages, einen Üntersuchungsausshuß einzuscßen, der prüfen joll, ob und inwieweit Beeinflussungen der Fustizbehöorden und des Fustizministeriums in dem Strafverfahren wegen Kriegsanleihebetrugs gegen Stinnes statt- gesunden habe.

Abg. Obucch (Komm.) begründet die uach Ansicht seiner Fraktion unbedingt notwendige Einseyung dieses Ausschusses. £8 jeien ganz unerhörte Beeinflussungen vorgekommen. Die kommunistishe Berliner Presse habe die Dinge meist ans Tages- liht gebraht. Der Redner geht auf die Einzelheiten diesex An- gungen ein und erklärt, die Prüfung der Akten durch die maßgeblihen Stellen sei unterblieben, und au die große Ber- kiner Presse habe sich bemüht, die Dinge zu vertushen, Die Beeinflussungsversuhe des Herrn Stinnes dem Gericht gegen- über ständen einzig da. Die Verteidiger Alsberg und Gollni hätten die Zusammenkunft mit dem vorsißenden Landgerichts- direktor Arndt vermittelt, der durh seine harten Urteile gegen Kommunisten schon hinlänglich bekanntgeworden sei. Arnundt müsse gewußt haben, worum es sich gehandelt habe. Auch die Schöffen seien in 11zulässiger Weise beeinflußt worden, (Hört, hört! bei den Kommunisten.) Seine moralishe Verurteilung werde der Kapitalist Stinnes kaltlähelnd hingenommen haben. Ebenso unglaublich seien die Versuche, mit Hilfe des staatsparteti- lihen Abgeordneten Dr. Grzimek als neuen Verteidiger die Staatsanwaltschaft zur Zurücknahme ihrer Berufung egen das Ee Urteil zu bewegen. Die ganze Angelegenheit spiele

mit stark ins Politische hinein, denn es liege der Fall vor, daß ein Mitglicd dieses Hauses unter Mißbrauch seiner Stellung in privatem Auftrage zugunsten eines Angeklagten auftrete, Es falle auf, daß die Oeffentlichkeit über diese ganze Affäre un thren Ausgang überhaupt nicht mehr unterrihtet worden sei. Herr Alsber be Strafantrag gegen die kommunistischen Ze:- tungen gestellt, gleichzeitig aber einen Kollegen beauftragt, bei den Redaktionen dieser Blätter auf Unterredungen hinzuwirken, damit die Sache ohne öffentlihe Verhandlung beigelegt werde. (Hört, hört! bei den Kommunisten.) Es sei bezeihnend genug, daß die mit der Untersuhung beauftragten amtlihen Perfonen wie der Generalstaatsanwalt Wilde und der Kammergerichts- präsident Tigges persönlihe Beziehungen zu Herrn Dr. Alsberg hätten. Senatspräsident Schönfeld jeige offensihtliche Partei- Ühkeit und arbeite mit Bluffs, die Lisber Vorrecht der Polizei ewesen seien. Neuerdings werde auch davon gesprochen, daß Liter den Kulissen der Staatssekretär Weismann eine wenig rühmlihe Rolle in dem {webenden Untersuhungsverfahren und Ehrengerihtsverfahren spiele, Die Sozialdemokraten, die in ihrer Presse gleihfalls Entrüstung vorgetäuscht hätten, hätten ja auch die Möglichkeit, den Skandal parlamentarisch einer Klä- rung entgegenzuführen, Die Rechte werde nun zeigen könnzn, ob S threm Kampf gegen Mißstände in der Justiz wirklrch ernst fei.

Abg. Kuttner (Soz.) erklärt, daß seine Partei bereits bei Beratung des Justizhaushalts das freisprehende Urteil in aller Schärfe verurteilt habe, Zum mindesten sei die Einseßung des Ausschusses verfrüht, (Zuruf bei den Kommunisten: Und naH- ter ist es wieder zu spät!) Jm übrigen s{webten noch ver- schiedene Unterfuhungsverfahren, deren Vläne durch solchen Aus. chuß durhkreuzt würden. Die dunklen Andeutungen des Herrn Obuch seien nah allen bisherigen Erfahrungen nicht ernst zu nehmen. Wenn aber nach Abschluß der laufenden Verfahren noch Zweifel bestehen bleiben sollten, so behalte sih seine Partei vor, für die Einseßung des Ausschusses einzutreten,

Unter großem Lärm der Kommunisten wird der An - trag gegen die Stimmen dex Antragsteller abgelehnt.

Das Haus wendet fich einem auf einen Antrag der Deuischen Volkspartei zurücgehenden Antrag des Unterrichts= aus\hufses. zu, der das Staatsministerium ersucht, den Erlaß der Kultusminister vom 3. Funi 1930 Über DdieBehandlungdes Kolonialproblems nochmals zu überprüfen. Der Antrag der Volkspartei ver- langte Zurückziehung dieses Erlasses zugunsteu einer An- weisung aus dem Fahre 1919, die es den Schulen zur Pflicht macht, „den folonialen Gedanken in der heranwachsenden «Fugend zu pflegen und das Verständnis für die Wichtigkeit überseeischen Besißes bei der Jugend zu wecken und zu ver- tiefen“,

Abg. Dr. Boeliy (D. Vp.) beantragt als Berichterstatter die Annahme des Antrags des Unterrichtsaus\chusses.

Abg. Dr. Elisabeth Spohr (D. Nat.) betont die Wichtigkeit, den Kolonialgedanken in den Schulen zu pflegen, damit er nicht überhaupt in unserem Volke verlorengehe. Die Jugend solle eli mit beteiligt sein an der Durchsebung der berehtigten deut- chen Ansprüche auf Kolonialbesißg. Die koloniale Shuldlüge sei

denen widerlegt, vor allem durch die Eingeborenen der früheren deutschen Kolonialländer, die vielfah die deutshe Herrschaft wieder

erbeisehnten. Die Rednerin befürwortet dringend die Annahme s Antrags, damit es bei der bisherigen Regelung dieser An- gelegenheit in den Schulen verbleibe.

Abg. Dr. Ausländer (Komnr.) nennt es bezeichnend, daß die nationale Front eine Regelung des Sozialdemokraten Haenisch wieder herbeifehne. Die ganze kapitalistishe Aus- beutungspolitik in den Kolonien sei aufs schärfste zu verwerfen. Von solchen Kriegsheßereien habe die Arbeiterschalt genug, die Sozialdemokratie aber offenbar noch nicht; sie bilde eine kolonial- propagandistishe Einheitsfront mit den Deutschnationalen.

Abg. Schwarzhaupt (D. Vp.) erklärt, daß keine Mög- lichkeit besteht, sih mit dem Vorredner über nationale Dinge aus- einanderzusezen. Das Urteil eines wirklich niht gegen die Deut- schen voreingenommenen Ausländers ist, daß die Deutschen in 10 Fahren größere kolonisatorische ungen aufzuweisen haben als die Engländer in 100 Fahren. Wir beanstanden in dem außer-

wöhnlich f E Erlaß die E der kolonisatorishen

agen mit sol parteipolitisher Natur. Die Stellungnahme zu dem Recht der Deutschen auf Kolonien kann nur von natio- nalem Gesichtspunkt aus erfolgen. So hat au die Nationalver-

mmlung einen Antrag angenommen, der die Wiedereinsezung. Unseres Volkes in lotoniiatort he Tätigkeit und Ei verlangt. An der Spiße der Antragsteller stand Weimar der jeßige Rei sabgeordnete Löbe (Sogz.). Jm Januar 1919 hat die deutshe Reihhsregierung fih gleihsfalls auf den Boden “des deutshen Rechtsanspruhs Kolonien gestellt. Wir fragen die preußishe Regierung, ob sie noch auf dem Boden dieser Erklärungen und ob in diesem Sinne in preußischen Schulen unterrichtet werden darf. Mit der Auffassung des preu- ßishen Kultusministers über das rein Problematishe der kolo- nisatorishen Fragen ist größte Unsicherheit in die Schulen E kommen. Eine Antwort auf unsere klaren Fragen is uns bisher

| Wenn man die Ausgaben der Welt groß aujsfasse,

gentum | damals in F

Abg. Dr. Bohner (D. Staatsp.) wendet sich gegen die reaktionär spießbürgerliße Art, mit der die Kommunisten diese Frage behandeln. Jeder Dogmatiker werde zuleßt Reaktionär. wenn man Afrika aufschließen wolle, fo werde man auch feine Aufgaben hier im Lande nit vreruahlässigen. Deutschland have in den Kolonien die Kinderkrankheiten der kolonialen Tätigkeit verhält- nismäßig schnell überwunden. Jn Rußland seien auch blutige Opfer gefallen, davon sprächen die Kommunisten aber nicht gern. Der Aus\ch{chußantrag wird gegen die Stimmen

Sozialdemoëraten und der Kommunisten an-

enommen. Ein weiterer Antrag des Unterrichtsaus- chusses, der das Staatsministerium ersucht, das Buch „Jm Westen nichts Neues“ aus den Schülerbüchereien entfernen zu lassen, wird gegen die Rechte abgelehnt.

Es folgt die Beratung einer vom Staatsministerium mit Gesetzeskraft erlassenen Verordnung, wonach im Geltungs- bereich der Städteordnung für die Provinz Schleswig-Holstein die besoldeten Magistratsmitglieder künftig nur von der Gemeindevertretung, und nicht, wie bisher, von der Ein- wohnerschaft gewählt werden. Die Verordnung soll am 1. Oktober 1932 wieder außer Kraft treten.

Aba. Fendrosch (Komm.) wendet sich geaen die Vorlage, durch die man die Wahl oppositioneller, besonders kommunistischer Gemeindevertreter verhindern und die Mitbestimmung der Be- völkerung ausschalten wolle.

Bei der Abstimmung, die durch Auszählung erfolgt, ergibt sih bei Anwesenheit von nux 196 Abgeordneten die Beschluß- unfaähigkeit des Hauses.

Fn einer auf sofort einberufenen neuen Sizung wird die Polizeiverordnung auf Aenderung der Binnen- shiffahrts-Polizeiordnung vom 1. Fanuar 1913 ohne Debatte in die Ausshußberatung verwiesen.

Ohne Aussprache wird weiter in 2. und 3. Lesung der Geseßentwurf über die Aenderung des Gerichts- gemeinschaftsvertrages mit Lippe ange- nommen und diefe Vorlage in der Schlußabstimmung end- gültig genehmigt.

Ein Antrag des Handelsaus\chusses zum Zugabe - wesen wird ebenfalls ohne Aussprahe angenommen. Der Antrag verlaugt eine Einwirkung auf die Reichsregie- rung, daß die Frage eines geseßlichen Zugabeverbotes dur ein entsprechendes Reichsgefet baldigst geregelt wird und daß hierbei folgende Gesichtspunkte Berüeksichtigung inden, daß | 1. im eshäftlihen Verkehr das Anbieten einex Zugabe neben einex Ware oder Leistung verboten wird; :

2. als Zugaben alle von der Gattung der Hauptsache ver- Genen ren anzunehmen sind, sofern sie einen wirtschaft- ichen Verkehrswert s nz; : 2

3. cine Zugabe au nun vorliegt, wenn die Zuwendung nur gegen ein geringfügiges, offenbar nux zum Schein verlangtes Entgelt oder, wenn ste mittelbar durch Gutscheine, Lose oder dergl. gewahrt wird; :

4. hiervon nux Reklamegegenstände von geringem Wert aus- genommen sind, die als solhe durch eine dauerhaste und deutli sichtbare Begeichnung der reklametreibenden Firma gekëenn- zeichnet sind, oder foldze Kleinigkeiten, die einen eigenen Verkehrs- wert nicht besißen, und wenn die Zugabe nux im handelsüblichen Zubehör zur Ware besteht; i :

5, bei den unter 4 herau8genommenen Zugaben das An- gebwt, die Ankündigung und die Gewährung als „unentgeltlih“ zu bezeihnen oder in anderer Weise der Eindruck der „Unentgelt- lichkeit“ zum Auêdruck zu bringen, verboten wird; ¿

6. die Zugabe von dem Ergebnis einer Verlosung oder einem anderen Zufall abhängig zu machen, verboten ist;

7, bei Zuwiderhandlungen der Perfsonenkreis der zur An- eige Berechtigten dahin umrissen wird, daß sie von jedem er- fattet werden kann, der Waren oder Leistungen gleicher oder verwandter Art der Hauptware (Leistung) oder die Zugabe her- stellt oder in den geschäftlihen Verkehr bringt, und von folchen Verbänden, die zur Förderung gewerblicher {Fnteressen berufen sind, soweit sie als solhe in bürgerlihen Rechtsstreitigkeiten klagen können;

8. ein Unterlassungsanspruch au gegen den Fnhaber geltend gemacht werden kann, wenn Zuwiderhandlungen im Geschäfts- betrieb von einem odex mehreren Angestellten odex Beauftragten vorgenontmen werden; ada # Ls

9, Verstöße gegen das Gese vorsäßlih oder fahrlässig untex Strafe gestellt werden und zum Schadenserfaß verpflichten;

10. Ansprüche aus Zugabegeshäften, die vor dem Fnkraft- treten des neuen Reichsgeseßes eingeleitet worden sind, unberührt bleiben.

Es folgt die Aussprache über Anträge des Handelsaus- \husses zum Grubensicherheitswesen, zuStill- legungen im Bergbau usw. Verbunden werden da- mit die Anträge zur jüngsten Bergkatastrophe auf Zeche Mont Cenis (Ruhrgebiet).

Ausshußberichterstatter Abg, Har \ ch (Zentr.) empfiehlt den Ausshußbes{chluß zur Annahme, wonah die Regierung ersucht wird, unter Berücksichtigung der furhtbaren Erfahrungen, die an- läßlih der Grubenkatastrophen gesammelt wurden, einen weiteren Ausbau der Grubensickerheit durhzuführen, unter Berücksichtigung einer Reihe einzelner technisher Forderungen. So sollen für den gesamten Bergbau Preußens die Bergpolizeivorschriften nah Mög- lichkeit vereinheitliht werden. Weiter verlangen die Aus\chuß- anträge u. a. Ausbau des Grubenkontrolleurwesens, Verbesse- rungen im Abbauwesen, in der Bewetterung, Ausbau des Gestein- staubverfahrens, allmähliche Beseitiqung von Benzollokomotiven aus den unterirdischen Betrieben, Verbot des Ueberladens von Förderwazen, Einführung von Fahrbüchern der Betriebsräte in allen Revieren, die regelmäßig von der Bergbehörde und vom Be- triebsführer einzusehen sind, größere Aufmerksamkeit auf dem Ge- biet der Fluctwege aus den Gruben ust.

Ministerialrat B öh m vom Handelsministerinm beantwortet die kommunistishe Große Anfrage über die beabsichtigte Still- legung der Concordia-Grube in Hindenburg (Oberschl. ) mit Aus- führungen, in denen es u. a. heißt, cine gänzliche Stillegung der Concordia-Grube sei nicht beabsichtigt gewesen. Eine Stillegungs- anzeige sei nicht e Die Betriebsleitung habe vielmehr aus- drüdcklich erflärt, daß sie die Grube in der Hoffnung auf günstigere

der

Entwicklung der Absabbedingungen weiter betreiben wolle. Aller- dings gelte die Concordia-Grube als

\chlesishen R E g E ckwächsten obershlesi eviere und e in der el Manzeab Zuschüsse erfordert. Am 4. Oktober habe die Grube auhch auf einer ihrer Abteilungen eine Betriebsstörung erlitten, die zur Einstellung dieser Abteilung geführt habe. Der gesamte übri Betrieb solle aber solange aufrechterhalten bleiben, wie es | Wirtschaftsverhältnisse irgend gestatteten. s Abg. Ot tet - Bochum (Soz.) eröffnet die Aussprache und ver- weist auf die in das Aus\chußprogrammübernommenen Forderungen seiner Parei, die auf stärkere Sicherheit für die Grubenarbeiter ge seten. So habe die SPD. verlangt, daß Fahrbüchec der etriebsräte in allen Gruben eingeführt würden, und weiter, daß die Grubensicterheitskfommissionen das Recht haben sollten, die eugen von: Bergwerksunglücken unter Eid zu vernehmen. Die tterkontrolleure bedürften eines erhöhten Kündigungsshußes. Es sei oft vorgekommen, daß: Wetterkontrolleure, die ihre wihtigen

nicht zuteil orden. Zum Zwecke gründlicher Nahprüfung des Er ses Auen wir dem Antrag des Unterrichtsausshusses zu.

Eintragungen übex Schlagwetter usw, korrekt gemacht hätten, ge-

maßregelt worden seten. Unter Hinweis auf die Große Anfrage seiner Fraftion zum Unglück auf der Zehe Mont Cenis, zu deren Beantwortung die Staaisregierung noch nicht bereit ist, bemerkt der Redner, daß bisher 17 Toùesopfer in diejem Falle zu beklagen seien. Man müsse feststellen, daß dort niht alles geschehen sei, um derartige Katastrophen zu verhindern. Die Tatsache der Sélag- wetterexplofion beweise, daß nicht genug Sorafalt auf die Bewe: tes rung, jedes einzelnen Betriebspunktes verwendet worden sei. Die Kohlengase hätten nit genug Abzugsmöglicheit gehabt. Wenn auch Kohlenftaub als Zündungsursace in Frage komme, so craebe sih daraus, daß das Gesteinstaubverfahren, die Mishung von Ge- steinstaub mit Kohlenstaub, niht qut genug durchgeführt worden sei. Der Redner zählt Beispiele dafür auf, wie pilidttrene Lerg- revierinspektoren, die auf größte Sorgfalt in den Schuzbestim- mungen achteten, als zehenfeindlich hingestellt würden. Jn den Shachtanlagen zeiae sih ein so unerhörtes Antreibersvstem, daß es nah glaubhafter Verficherung der Bergarbeiter einfach unmögli sei. die bergpolizeilihen Vorschriften für die Grubensicherheit durch zuführen. Die Bergarbeiter sagten, daß insbesondere auch auf Zeche Mont Cenis in den leßten Monaten nie dagewesene Zustände eingetreten seien. Hier werde die Untersuchung einseßen müssen. Der Redner fprickt für sich und seine Partei den durch das Unglück auf Mont Cenis betroffenen Familien tiefes Beileid aus und gelobt, mit seinen politishen Freunden dafür einzutreten, daß solche Kataftrophen sih nicht wiederholen könnten. (Beifall bei den Sozialdemokrat ?n.)

Abg. Dr. v, Waldthausen (D. Nat.) gibt dem Mitgefühl Ausdruck, das seine Freunde für die Hinterbliebenen der auf dem Felde der Arbeit und der Ehre gefallenen Knappen empfänden.

r sprach den Wunsch aus, daß von den Verleßten möglichst alle dem Leben und der Arbeit wieder zugeführt würden. Ueber die Ursache des Unglücks auf der Zehe Mont Cenis könne man nicht eher sprechen, ehe nicht die endgültigen Feststellungen der Berg=- behörden vorlägen. Dem Antrage, Grubenkontrolleure in allen BVergbauarten einzuführen, könnten seine Freunde ihre Zustim- mung niht geben, Auch der Ansschufantrag, wonach die augen- blickliche Zulassung von Diesellokomotiven niht weiter ausgedehnt werden dürfe, werde von seinen Freunden als zu weitgehend ab- gelehnt. Mit der allgemeinen Durchführung des Gestetnstaubver= fahrens könne man einverstanden sein, ein Verbot des Ueberladens der Wagen sei aber untragbar. (Zurufe links: Das ist doch sehr bedenklih!) Der Redner wendet sich dagegen, daß immer wieder von einem Antreibersystem aesproten werde. Wie man in einer Zeit, in der über neun Millionen Tonnen Kohle auf der Halde lägen úünd überall mit Feiershihten gearbeitet werden müsse, davon sprechen könne, daß das Antreibersystem besonders scharf aehand=- habt werde, sei völlig unerfindlich. An der Befolgung der Polizei- vorschriften hätten die Zechenbesißer genau das aleihe Fnteresse wie die Knappen, denn jedes große Unglück sei für den Zechen- besiber unendlih viel s{werer zu ertragen als die Durchführung einer Polizeiverordnung. Fm Namen des deutshen Bergbaus habe er die Erklärung abzugeben, wenn vom Antreibersystem gesprochen werde, müßten konkrete Beweise verlangt werden. (Beifall rechts.)

Gegen 174 Uhr wird die Weiterberatung auf Donners- tag 12 Uhr vertagt; außerdem Abftimmungen über die Miß- trauensanträge und kleine Vorlagen.

Handel nnd Gewerbe. Berlin, den 22. Oktober 1931.

Der Geschäftsbericht der Braunschweigischen Aktiens- Gesellschaft für Jute- und Flahs-Industrie für 1930/31 weist einleitend auf die s{were Wirtscha|tékri}e des leßten Ges shättsjahres fowie auf die |chwierige Lage von Juteindusttie und Groß- handel und auf die Maßnahmen der beteiligten Kreise, den Schwie1igs- keiten zu begegnen, hin. Die Verfau}têpreise waren ungenügend. Die Ers neuerung des Maschinenparks des Werkes in Braunichweig wurte plans- mäß'g fortgesezt. Die Nücksicht auf die Liquidität hat das Tempo tür Neuan!chaffungen zwangéläufig ermäßigt. Der Vorstand beantragt, den sich nah Abzug des Gewinnvortrags aus 1929/30 ergebenden Verlust in Höhe von 111190 RM auf neue Recbnung vonutragen. Der Ausftragsbestand reiht bei dem zur Zeit stark einges{ränkten Betriebe eiwa bis zum Beginn des Herbstes,

Wagengestellung für Koble, Koks und Briketts am 21. Oftober 1931: Ruhrrevier: Geftellt 16603 Wagen.

Die Elektrolytkupfernctierung der Vereinigung für deutsche Clefktrolytkupfernotiz ftellké fich laut Berliner Meldung des „W. T. B." am 22. Oktober auf 7025.4 (am 21, Oktober auf 70,25 M) für 100 kg.

Telegraphiihe Auszahlung.

21. Oktober Geld Brief

0978 0,982 3,746 3,794

2,076 2,080 17,056 17,09 1665 1669

4,209 4,217

0,2922 0,254

1,299 1,301

170,88 171,22 5,1995 5,205

599,04 5959,16 2,502 2,998 73,28 T3,42 83,17 83.33 849 8,51 21,83 21,87 7,473 * 7,487 4226 42,34 93,71 93,89

15,08 15,12 93,31 93,49 1663 16,67 12,47 12,49

22. Oktober Geld Brief

0,983 0,987 3,776 3,784

2,075 2,079 17,00 17,04 1660 16,64

4,209 4217

0,255 0/257

1,399 1,401

170,88 171,22 5,195 5,205

59904 559,16 2,0992 2,998 73,28 T3,42 83,17 83,33 38599 8,61 21,83 21,87 7,473 71,487 4231 42,39 9341 93,59

15.18 15,22

Buenos-Aires . Canada íFjtanbuk. AVAÜ s eo S e London. New Bork . . .|1§ Nio de Janeiro | 1 Milreis Uruguay . . .| 1 Goldpefo

Amsterdam- Notterdam . | 100 Gulden 100 Drachm.

E Brüssel u. Ant-

100 Belga 100 Lei

werpen .. Bucarest .

100 Pengö 100 Gulden

Budapest E .| 100 finnl. M

1 Pap.-Pef. 1 fanad. §

1 türk. L

e EA Yen

- [1 ägypt. Pfd. «FIM

Danzig. - « elfingfors . 100 Lire 100 Dinar

talien... ugoslawien.

100 Litas 100 Kr.

aunas, Kowno Kopenhagen . . ifsabon und 100 Escudo 100 Kr. 9311 93,29 100 Frs. 16,62 16,66

Porto 0 . . s... & Prag. L E 1247 1249 R 100 isl. r. È 74,53 74,67 74,43 T7457 .. . . « [100 Latts 81,37 81,53 | 81,37 ;

Ée 100 Fres. 82,52 82,68 82,52 Sofia 100 arc 3,072 3,078 3,072 Spanien . . . | 100 Peseten . | 37,66 37,74 37,66 937,74 P Belleetuea, 98,60 98,80 | 98,60 98,80

ERE R. 100 r. nn (Reval, 100 estn. Kr. | 113,14 113,36 f 113,14 113,36 5869 58,81 58,69 5881

Estland). . . f ) 100 Schilling 47,225 41425 471,225 &#7,425

3,078

Wien. A erw 41225 A5 | 41225 47425 47,225 ATA25 | 47,225 AT,A25

| 100 Kattowitz „. 100 1 | Posen e... 100 L.