1888 / 224 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Sep 1888 18:00:01 GMT) scan diff

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Um 11 Uhr begaben Sih Se. Majestät der Kaiser sodann nach Potsdam und sahen um 2 Uhr dén Botschafter, Grafen Solms, zum Frühstück bei Sich.

an mittags 5 Uhr empfingen Se. Majestät den Fürsten zu Wied.

Heute Vormittag nahmen Se. Majestät die Vorträge des Unter-Staatssekretärs Grafen Berchem und des Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus entgegen, empfingen den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Griechenland, ertheilten dem diesseitigen Gesandten in Athen, Le Maistre, und dem Bildhauer Professor Siemering Audienzen und empfingen sodann den diesseitigen Gesandten im Haag, Freiherrn von Saurma, welcher zur Mittagstafel befohlen war.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta wohnte gestern dem Gottesdienst in der Friedens- kirche bei und ertheilte einige Audienzen. -

Die Feier. des Sedantages in der Hauptstadt fand gestern in der herkömmlichen Weise fiatt. Flaggenshmudck an öffentlihen und privaten Gebäuden gab Kunde von der Theilnahme an der Wiederkehr des ruhmreihen Gedenktages. Eine frohbewegte Menschenmenge erfüllte vom Morgen an die Straßen. Mittags - 12 Uhr fand vom Rathhausthurm Festmusik statt, welche eine zahlreiche Zuhörermenge herbei- ockte; auch der Erleuchtung des Rathhauses am Abend wohnten viele Hunderte von e bei, während das Abbrennen eines Holzstoßes auf dem Kreuzberge diesmal unterblieb. Jn den Lehranstalten war das Gedächtniß an das roße historifche Ereigniß bereits am Sonnabend durch einen Festakt gefeiert worden, desgleichen hatten die Krieger- und patriotischen Vereine Fesllihkeiten veranstaltet.

Von auswärts liegen über die Feier des Tages folgende Telegramme des „W. T. B.“ vor:

Königsberg i. Pr., 2. September. Der Sedantag wurde hier so festlih wie in allen Vorjahren begangen. Alle öffentlichen und viele Privatgebäude trugen Flaggenshmuck. Am Abend fand eine g'änzende Beleuchtung des Schloßthurms statt. Jn den Schulen war die vaterländische Feier bereits gestern mit Festakten begangen worden.

Breslau, 2. September. Zur Feier des Sedantages prangt die Stadt in reichem Flaggenshmuck; die öffentlichen Denkmäler sind mit Laubgewinden festlih dekorirt und mit glluminationskörpern versehen ; an vielen Schaufenstern befinden si die Büsten des Kaisers und der Kaiserin, der Mitglieder d. 8 Kaiserlichen Hauses sowie der beiden verewigten Kaiser Wilhelm I. und Friedrih. Von 12 bis 1 Uhr erklang vom Rathhausthurm Sehmusik, Die hiesigen Turnvereine hatten zur Vorfeier des Sedantages bereits gestern Abend einen imposanten Fackelzug dur die Stadt nah dem Oderthore veranstaltet, welcher mit der Absingung der „Wacht am Rhein“ und einexépatriotishen Ansprache schloß.

München, 1. September. Zur Feier des Sedantages waren die städtishen Gebäude heute festlih beflaggt; vom Balkon des Rathhauses ertönte Morgens Festmusit Zahl- reihe Vereine begingen den Tag durch Vorträge und Musikaufführungen. Die Hauptfeier fand in dem großen Saale des Bürgerbräukellers statt, wo nah em Vortrage patriotisher Musik: und Gesangstücke eine Festrede gehalten wurde, die mit Hohs auf den Kaiser und den Prinz-Regenten \{loß. Jnsbesondere wurde au des Feldmarschalls Grafen Moltke gedaht und an denselben ein Telegramm mit dem Ausdruck der Dankbarkeit und Ver- ehrung abgesandt. Mit dem Absingen der Nationalhymne und der „Wacht am Rhein“ {loß die Feier.

_ Dresden, 2. September. Der Sedantag wurde hier aufs Festlichste begangen. Die Stadt ist reich mit Flaggen geshmüdckt. Mittags fand auf dem Altmarkt, vor dem festlich Oa Germania-Denkmal, eine Musikaufführung statt.

m Nachmittage bewegte sih ein Festzug, an dem sämmtliche Vereine, Korporationen und Schulen theilnahmen, vom Fer- dinandsplay an dem Königlichen Schlosse vorüber nah dem großen Gehege, woselbst der Landtags-Abgeordnete Dr. Mehnert eine Ansprache P __ Leipzig, 2. September. Anläßlih der Sedanfeier er- tönten heute früh um 6 Uhr in den Straßen der Stadt Weckrufe durch vier Militärmusikcorps. Um 61/, Uhr erfolgte die Bekränzung der Gedenktafel an der Friedenseiche im Gosen- thale, unter Gesang des Thomanerchors; dann folgte eineAnsprache des Diakonus Schuch. Jn sämmtlichen Kirchen der Stadt wurden Oa E abgehalten, an welchen die Spigzen aller

ehörden theilnahmen. Jn den Vormittagsstunden von 101/, bis 12 Uhr fanden auf öffentlihen Pläßen Musik- aufführungen statt. Gegen 2 Uhr bewegte sih der Festzug, an welchem sämmtliche Vereine und Korporationen theilnahmen, vom Augustusplay nach dem Markt, wo am Kriegerdenkmal Seitens des Haupt-Festausschusses sowie durch Korporationen und Vereine Kränze niedergelegt wurden, und von hier durch die von zahlreihen Menschenmassen dicht beseßten Straßen nah dem neuen Schügenhause. Des Abends wurden die E Plägze festlich beleuchtet. Die Stadt ist aufs Reichste geschmüdt.

Braunschweig, 2. September. Zur Sedanfeier fand heute Mittag ein Festakt auf dem Altstadtmarkt statt, bei welhem der Reichstags-Abgeordnete Retemeyer die Festrede hielt, die mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser \{loß. Jn geordnetem Festzuge begaben sih darauf sämmtlihe Schulen sowie viele Korpo- rationen und Vereine durch die Stadt nah dem Festplaß, wo i i Volksbelustigungen stattfanden. Die Stadt ist reich geftaggt.

Auf Veranlassung des Staatssekretärs des Innern ift im Kaiserlihen Gesundheitsamt eine An- leitung zur Gesundheitspflege an Bord von Kauf- fahrteischiffen bearbeitet, welche künftighin von dem Führer jedes deuten Kauffahrteischiffes auf allen Seereisen mit- prag werden und in den Navigations\chulen als Leitfaden

eim Unterricht in der Gesundheitspflege dienen soll.

Dieselbe hat in der nunmehr vorliegenden Fassung die ustimmung jämmtlicher betheiligten Bundesregierungen ge- unden und legt somit in bemerkenswerther Weise Seubniß afür ab, wie sehr die Bundesregierungen bemüht si d, der

E Gesundheitspflege ihre Fürsorge digedeihen zu

__ Der erste Theil der Anleitung behandelt insbesondere die Fe un B E an Bord E von Krank- heiten und deren Weiterverbreitung). Hier u en auch die Vorschläge für einheitlihe Regelung der Schiffskost ihren Plat gefunden. Für größere Seereisen wird eine bereits als zweck- mäßig wohlbewährte im Wesentlichen die neue Hamburger Speiserolle zur Einführung empfohlen, die einzelnen Nahrungsmittel, au die zum Ersay heimischer Lebentmittel im Auslande in Frage kommenden werden eingehend besprochen. Es folgen Rathschläge zur Erhaltung der Schiffsmannschaft im gesunden Zustande und Vorschriften zur Abwehr der dem See- mann gefährlichen seuchenartig auftretenden Krankheiten, wie Skorbut, Gelbfieber, bösartiges Sumpffieber u. \. w. Hervor- zuheben ist, daß die Mitführung und Verausgabung von Citronensaft auf längeren Seereisen obligatorish werden soll.

Jm zweiten Theil werden für solche Fälle, in denen ärztlihe Hülfe nicht zu erlangen ist, Vorschriften zur Pflege und Behandlung etwaiger an Bord erkrankter oder verleßter Personen ertheilt. Diesem Abschnitt ist ein fas TeaN des Jnhalts der von den Kauffahrtei- iffen mitzuführenden Medizinkiste beigefügt. Außer gewissen Arzneimitteln, deren mitzunehmende Mengen nah der Größe des Schiffes wechseln, sind Desinfektionsmittel, Ver- bandgegenstände und zur Krankenpflege geeignete Lebensmittel aufgesührt. Jn besonderen Anlagen werden die Bestimmungen, betreffend die gesundheitspolizeilihe Kontrole der einen deutshen Hafen anlaufenden Seeschiffe und die im Deutschen Reich erlassenen Jnstruktionen zur Desinfektion von Seeschiffen wortgetreu mitgetheilt.

Das im Verlage von Julius Springer hierselbst ershienene Werk (199 Seiten mit mehreren Abbildungen 89) ist im Buchhandel zu dem Preise von 1 M 10 5 käuflich. -

__— Hat bei dem Verkauf und der Auflassung eines Grundstücks der Verkäufer dem Käufer die unwahre Thatsache vorgespiegelt, daß sämmtliche Zinsen der auf dem Grundstü eingetragenen Hypotheken bis zu dem Quartal der Auflassung gezahlt seien, während thatsählich noch aus den vorhergegangenen Quartalen Zinsrülstände bestanden, für welche das Grundstück haftete, so ist, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 20. April d. J., der Verkäufer wegen Betruges zu besirafen, selbst wenn er später die Zinsrückstände bezahlt oder der Käufer durch

urückhaitung oder Verrechnung der von ihm noch nicht ge- zahlten Kaufgelder sih gegen die Zinsrückstände decken kann; die zur Strafbarkeit des, Betruges erforderlihe Vermögens: f{chädigung würde au dann vorhanden sein, wenn der Käufer das Grundstück unter dem Werth gekauft hat.

Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R. u. St.-A.“ ist eine Bekanntmachung des Ministers sür Landw. 2c., Dr. Freiherrn von Lucius, vom 28. August d. J., veröffentlicht, in welcher die Veränderungen, welche in Bezug auf die Namen und Wohnorte der Vor- sißenden, stellvertretenden Vorsißenden, Bei- siger und stellvertretenden Beisißer der für die landwirthshaftlihen Berufsgenossenschaften in Preußen errichteten Schiedsgerichte seit Erlaß der Bekanntmachung vom 17. April 1888 (Extra-Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger vom 30. April 1888 Nr. 115) ein- getreten sind, mitgetheilt werden.

Der Kaiserliche Botschafter in London, Staats: Minister Q! von N enburg, hat einen ihm Aller- höchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Dauer der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungirt der Legations-Rath Graf von Leyden als interimistischer Ge- schäftsträger.

Der Kaiserlicke Botschafter am österrcichish-ungarischen Hofe, Prinz Reuß , ist vom Urlaub nah Wien zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder über- nommen.

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich niederländischen Hofe, Freiherr von Saurma-Jelts\ch, hat einen ihm Aller- höchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesen- heit desselben vom Haag fungirt der Legations-Sekretär Graf A von Donnersmarck als interimistisher Geschäfts- räger.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich sächsische Geheime Staatsrath Dr. Heerwart, ist von seinem Urlaub nah Berlin zurückgekehrt. _—

Der FJnspecteur der Kriegsshulen, General-Lieutenant von Mischke, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, hat sih zur Jnspizirung der Kriegsschule zu Kassel dorthin begeben.

Der General-Lieutenant von Hellfeld, Inspecteur der 4. Fuß-Artillerie-Fnspektion, hat Berlin nah Abstattung persönlicher Meldungen wieder verlassen.

Kiel, 3. September. (W. T. B.) Die Manöver- flotte unter dem Contre-Admiral Knorr] hat heute den hiesigen Hafen verlassen, um sich in die Nordsee zu begeben.

Homburg, 2, September. (W. T. B.) ZJZhre Majestät die Kaiserin Friedrich traf mit Jhrer König: lichen Hoheit der Prinzessin Victoria gestern Mittag um 121/, Uhr im hiesigen Königlihen S&losse ein und empfing kurz darauf die Besuche Jhrer Königlichen Hoheiten des Prinzen von Wales und der Prinzessin Christian zu Shleswig- Holstein, mit denen Allerhöthstdieselbe um 11/2 Uhr einen Ausflug unternahm. Abends kurz nah 6 Uhr trat die Kaiserin Friedrih mit der Prinzessin Victoria über Franksurt a. M. die Rückreise nah Berlin an. Die Fürstin Due ijt nah längerem Aufenthalt heute Nachmittag abgereist.

Vayern. Nürnberg, 2. September. (W. T. B.) Der General-Feldmarschall Graf Blumenthal ist heute Nach- mittag nah Würzburg abgereist.

essen. Darmstadt, 1. September. (Darmst. Ztg.) Der Erbgroßherzog hat si heute mit den Truppen hie- siger Garnifon zu den Detachementsübungen und den Divi- nonsmanövern nach Rheinhessen begeben.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 29, August. Die „Landes-Zeitung für Elsaß - Lothringen“ veröffentlicht nach- stehende Bekanntmachung:

„Naddem mit der Einführung tes Reichégesetes vom 24. Juni 1887, betreffend die Besteuerung des Branntweins (R.-G.-Bl. S 253), der Untersbied zwischen der innerhalb der Staaten der Branntwein-

entspredend nur auf den hierfür bestimmten Straßen und unter Be- obatung der für den Verkehr mit übergangsabgabepflihtigen Gegen- ständen bestehenden Vorschriften erfolgt.

Zu diesem Behufe wird bestimmt, daß vom 1. September 1888 ab unter vollständiger Vesezung der Grenze gegen Luxemburg ein Branntweinsteuer-Srenzbezirk gebildet wird, innerhalb dessen alle aus Luxemburg eingehenden oder in der Richtung von der lurxemburgischen Grenze nach Orten im Gebiete der Branntweinsteuergemeinschaft fh be- wegenden Waarentranéporte bebufs der Feststellung. ob dieselben etwa Branntwein enthalten, der Revision unterworfen werden können, und in welchem auch für Branntweinmengen von mehr als 2 1, welche in anderer Richtung befördert werden, der Nachweis der Abstammung aus dem freien Verkehr der Branntweinsteuergemeinshaft beizubringen ist, Dieser Nachweis kann dur amtliche Bezettelungen geführt wer- den, deren Ausfertigung bei den von dem Generaldirektor der Zölle und indirekten Steuern zu veröffentlihenden Stellen kostenfrei er- folgen wird.

Gegen Waarenführer, weldWe Branntwein aus Luxemburg auf anderen als den vorgeschriebenen Straßen oder mit Umaehung der an denselben errichteten "ebergangsfteuerstellen einbringen, findet Einleitung des Strafverfahrens rach den Bestimmungen des Gesetzes, betreffend die Zuwiderhandlungen gegen die geseglihen Vorschriften über den Uebergangsverkehr mit steuerpflihtigen Gegenständen vom 30. Juni 1873 (G.-Bl, S. 129), 1tatt.

Straßburg, den 26. August 1888.

: Ministerium für Elsaß-Lothringen. Abtheilung für Finanzen, Landwirthschaft und Domänen. Der Unter-Staatssekretär : von Schraut.“

Oesterreih-Ungarn. Wien, 1. September. (W. T. B.) Der Kaiser von Oesterreich traf heute Mittags 121/24 Uhr zum Besuch der Kaiserin von Rußland in Gmunden ein und wurde am Bahnhof von dem Großfürsten: Thronfolger und dem Herzog von Cumberland, welche Beide österreichi)che Uniform trugen, empfangen. Der Kaiser trug russische Uni- form. Bei der Ankunft auf Schloß Cumberland empfing die Herzogin von Cumberland den Kaiser im Hauseingange, wäh- rend die Kaiserin von Rußland. demselben auf der Treppe ent- gegen ging. Der Kaiser besuchte au die Prinzessin von Wales. Um 1 Uhr vereinte die Fürstlihkeiten ein Diner, an welhem der Kaiser Franz Josef, die Kaiserin von Rußland, die ver- wittwete Königin Maria von Hannover, der Großfürst Thron- folger, die Großfürstin Xenia, die Prinzessin von Wales mit ihren drei Töchtern und das Herzogliche Paar von Cumberland mit ihren beiden ältesten Kindern theilnahmen. Der Kaiser kehrte um 3 Uhr Nachmittags wieder zurück, während die Kaiserin von Huöland um 11 Uhr Nachls abzureisen gedenkt.

Kaiser Franz osef wurde von der Bevölkerung überall enthusiastish begrüft. i Der Erzier20og Karl Ludwig nebst Gemahlin,

welche Nahmit:i1s aus Berlin zurückkehrten, reisten Abends nah Prerau, u daselbjt mit dec aus Gmunden eintreffenden Kaiserin von Rußland, dem Großfürsten-Thronfolger und der Großfürstin Xenia zusammenzutreffen. Nach halbstündigem Verweilen in Prerau werden die russishen Herrschaften die Reise nah Rußland fortseßen und der Erzherzog sowie die Erzherzogin nah Wien zurückehren.

Gmunden, 2. September. (W. T. B.) Die Kaiserin von Rußland isst mit dem Großfürsten-Thronfolger, der Großfürstin Xenia, sowie dem Gefolge in leßter Nacht von hier abgereist. Die Prinzessin von Wales mit ihren Töhtern, jowie der Herzog und die Herzogin von Cumberland und Don Alfonso mit Gemahlin gaben der Kaiserin das Geleit nah dem Bahnhofe.

Wien, 2. September. (W. T. W.) Die Kaiserin von Rußland ist mit dem Großfürsten-Thronfolger und der Großfürstin Xenia heute früh hier -dur{gereist und am Bahnhofe von mehreren Mitgliedern der russishen Botschast begrüßt worden. Jn Prerau, wo der Hofzug gegen 10 Ühr Vormittags cintraf, war Erzherzog Karl Ludwig zur Be- grüßung erschienen. Derselbe verweilte bis zum Abgange des Zuges im Salonwagen der Kaiserin.

__ Der Kaiser von Oesterreich ist heute früh in Protivin eiagetroffen, von dem Statthalter und dem Bürgermeister empfangen und von der Bevölkerung mit stürmishen Slava- rufen begrüßt worden. Auch in Pisek wurde dem Kaiser Seitens der Bevölkerung ein sehr warmer Empfang zu Theil. Das aus Anlaß des Regierungsjubiläáums des Kaisers veranstaltete Festshießen begann heute Vormittag mit einem zrestzuge, an welchem sich die inländishen und ausländishen Schüßen mit ihren Musikfapellen und Fahnen, der hiesige Bürgermeister sowie Deputationen des Gemeinde- raths und des Centralcomités betheiligten. Der Zug bewegte \ih vom Rathhause über den Ring in zie Hofburg, woselbst der Kronprinz Rudolf in Vertretung des Kaisers die Huldigung des Schügencorps entgegennahm. Nach dem Festbanket im Prater, bei dem der Bürgermeister den ersten Toast auf das Kaiserlihe Haus ausbrachte, begann das Schießen auf der Militärschießstätte.

Toblach, 2. September. (W. T. B.) Der König von Serbien hat heute früh gegen 7 Uhr Toblach verlassen und begiebt sih über Adelsberg, wo derselbe die Grotten be- sihtigen wird, nah Abbazia, um daselbst einen mehrwöchent- lihen Aufenthalt zu nehmen.

_Frankreih. Paris, 31, August. (Köln. Ztg.) Der räsident der Republik tritt am nächsten Montag von e5ontainebleau seine Reise nah Cherbourg, Havre, Rouen und Elboeuf an und wird am 15. September in Fontaine- bleau zurüdck sein. Jhn begleiten der General Brugère, dec Oberst Lichtenstein, der Fregatten-Kapitän Cordier, der Major Chamoin und. Hr. Arrivière, sein Privatsekretär.

Die Königin von Serbien is gestern Abend nach Bukarest abgereist.

1. September. (W. T. B.) Bei einer gestern von dem Gemeinderath zu Toulon zu Ehren des Minister-Präsidenten Floquet veranstalteten Festlichkeit hielt derselbe eine Rede, in welher er an die Einig- keit der Republikaner gegenüber den Bestrebungen der mon- archishen Restauration und einer abenteuerlihen Diktatur appellirte. Floquet wird morgen früh nah Paris zurück- kehren; er sowie der Marine-Minister Kranz statteten Vor-

steucrgemeinshaft zur Erhebung gelangenden Abgabe von Branntwein

mittags dem spanishen Geshwader einen Besuch ab,

und der im Großkter¿ogthum Luxemburg bestehenden Branniweinsteuer sih erheblih verzrößert hat, liegt die Gefahr einer Schädigung der Interessen der erstgedahten Staaten dur heimliche Finführung von Branntwein aus Luxemburg mit Umgehung .der nah den bestehenden Bestimmungen zu entribtenden Uebergaags- bezw. Autgleichungsabgabe nahe, und wird deshalb eine eingehende Kontrol: darüber nöthig, daß der Uebergana von Branntwein aus Luxemburg in das Gebiet der Brann!weinsteuergemeinscaft den vertragsmäßigen Vereinbarungen

welches die Gäste mit einem Salut von 19 Kanonenschüssen begrüßte.

Rußland und agr St. Petersburg, 1. September. (W. T. B.) Das Geseß, nah welchem in den Kreis T\chere- powiß E Nowgorod) eine Regierungs- kommission abzudelegiren ist, welhe für die Maximal- dauer von 3 Jahren unter temporärer Außerkraftsezung der dortigen Kreislandschafts-Jnstitutionen die Pflichten und Vollmachten derselben übernimmt, ist veröffentlicht.

3. September. (W. T. B.) Der Kaiser hat gestern M Jljinskoje bei Moskau verlassen, um hierher zurück- zukehren.

Jtalien. Rom, 2. September. (W. T. B.) Der König und der Kronprinz wohnten gestern in Ravenna der Enthüllung des sogenannten Märtyrer-Denkmals bei; der Bürgermeister und der Depulirte Baccarini hielten An- sprachen. Ueberall wurden dem König und dem Kronprinzen enthusiastishe Ovationen dargebraht. Die Munizipalität von Ravenna gab der Bevölkerung den Dank des Königs für den ihm zu Theil gewordenen Empfang kund.

Türkei. Konstantinopel, 2. September. (W. T. B.) Der Prinz Mahmud Djelaleddin, ein Vetter des Sultans, ist gestorben.

Rumänien. Bukarest, 2. September. (W. T. B.) Die Königin Natalie von Serbien traf in der leßten Nacht hier ein und nahm bei ihrem Schwager, dem Fürsten Ghika, Wohnung.

Bulgarien. Sofia, 1. September. (W. -T. B.) Bei Dubnißa wurden neuerdings drei Personen von Räubern gefangen und fortgeschleppt.

Schweden und Norwegen. Malmö, 2. September. (W. T. B.) Der König wurde, als er auf der Rückreise aus Berlin heute hier eintraf, von der Bevölkerung, die sich zu vielen Tausenden auf den Quais eingefunden hatte, äußerst enthusiastish begrüßt. Bei dem von den Notabilitäten der Stadt zu Ehren des Königs veranstalteten Dejeuner hieß der Bürgermeister Ahlstrôm den König Namens aller Anwesenden in beredten Worten willkommen und brachte ein Hoh auf den König aus. Der König erhob sih darauf und brachte einen mit lebhaftem Enthusiasmus aufgenommenen Toast auf den Deutschen Kaiser aus, in welchem er etwa Folgendes sagte: Im Schwedenlande, wo die Gastfreundschaft von jeher in jeder Heimstätte Sitte gewesen, könne man am besten die Gefühle würdigen, von denen er bei der Heimfkchr in sein Land beseelt sei, nahdem er im Schlosse des Deutschen Kaisers und in der Hauptstadt Deutschlands die herzlichste Gastfreundschaft genossen. Alle hier Anwesenden seicn sicherlich im Stande, die Dankbarkeit zu verstehen und mitzufühlen, die er für den ihm gewordenen so überaus herzlihen Empfang empfinde und dem er in einem Teast auf den Deutschen Kaiser recht warm Ausdruck geben möchte Ler Kaiser habe dadurch, daß er dem neugeborenen Prinzen nicht nur seinen (des Königs) Namen beigelegt, fondercn demselben auch aussch{ließlich f{chwedishe Namen verliehe habe, nit bloß ibm, sondern auch dem vereinigten König rei einen theueren und hohjchaßbaren Beweis seiner freund- lihen Gesinnungen gegeben. Er sei überzeugt, daß alle An- wesenden seinem Toast auf den mähtigen Herrscher des Deutschen Reichs, der jeßt auch dem Verbande der shwedischen Streitmacht angehöre, in solher Weise zustimmen würden, daß der Toast auf der anderen Seite der Ostsee lebhaften

_ Widerhall finde. Alle Anwesenden stimmten jubelnd in das

Hoch des Königs ein.

Zeitungsftimmen.

Anläßlih der Veröffentlihung der leßtwilligen Auf- eihnungen Kaiser Wilhelm's T. äußert die „Kölnische

eitung“:

An dem Tage der Taufe seines fünften Sohnes hat Kaiser Wil- helm II. durch seinen Haus-Minister die legtwilligen Aufzeihnungen seines Großvaters, des unvergeßlihen und unvergänglichen Kaisers Wilhelm T., veröffentlihen lassen. Dieselben sind fonach zu einem Vermähtniß des Kaisers Wikbelm 1. an sein gesammtcs Volk geworden. Die Aufzeihnungen lassen uns einen Einblick in das vor den Menschen ebenso feste wie vor Gott tiefdemüthige und fromme Gemüth des entshlafenen Kaisers thun, der ergreift und rührt. Kaiser Wilhelm I, blieb fihh gleich in seiner Gemüth zu guten und zu bösen Stunden und er war ergeben gegen Gott und dankbar gegen alle Menschen, die ihm wohlgethan und wohl- gewollt, selbst unter dem frischen Eindruck von Ereignissen, die ein minder starkes Gemüth von den Menschen abgekehrt und mit Er- bitterung erfüllt haben würden. In dem frommen Gottvertrauen und felbst in den Formen, ihm Ausdruck zu geben, ist Kaiser Wilbelm II. wie in so vielen andern Beziehungen der echte Erbe feines Groß- vateré; ganz unverkennbar ist die Verwandtschaft des Geistes, der sich dur die bisherigen Kundgebungen Wilhelm's II. zieht, mit dem, der in den bedeutungsvollen Aufzeihnungen Wilhelms I. weht.

3 Aus derselben Veranlassung schreibt die „Weimarische eitung“: -

Der Enkel Kaiser Wilhelm's I., Kaiser Wilhelm II., bat in dank- barer Erinnerung an seinen heimgegangenen Großvater die leßt- willigen Aufzeihnungen desselben wveröffentlichen lassen, als ein „Denkmal zur Chre des Entschlafenen , ein Vorbild für Mein Haus und Mein Volk.“ In der That die \{lichte Größe Wilhelm's L. tritt uns in diesen Aufzeichnungen in lebendigster Weise entgegen. Jene herrlihen Eigenschaften des Gemüths, die auch der dem Throne fernstehende Bürger des Reichs an dem Kaiserlihen Herrn bewundern mußte, die ihm die Liebe und Verehrung Aller gewonnen und in denen der Zauber seines Wesens, die Gas seines Wirkens beruhte, die warme Vaterlandsliebe, die tiefe Waßhrhaftigkeit, die edle einfahe-natürlihe Frömmigkeit des gläubigen Christen, das feste Gottvertrauen, die dankbare Gesinnung für Alle, denen er \sich verpflichtet erachtete, für seine Vorgänger auf dem Throne, wie für die Mitarbeiter an seinen Werken, fein Pflichtgefühl, die unendliche Liebe für das Volk alle diese Züge eines Fürstlichen Charakters von unvergleihliher Shône, Würde und Größe finden in den nachfolgenden Aufzeihnungen einen ebenso rührenden wie er- hebenden Ausdruck. .

Niemand wird ohne tiefe Bewegung diese Niederschriften gelesen haben, in denen der Kaiser sein Herz vor Gott ausbreitet. Es giebt nichts Schöneres als den Einblick in eine reine, edle Menscen]seele, die ih faltenulos, fleckenlos vor uns ausbreitet, wie er uns hier ge- währt ist. Am Sterbebette Kaiser Wilkelm's sind wir alle tief- trauernde Zeugen gewesen, wie der Gerechte stirbt; hier aus diesen Aufzeihnungen entrollt sch vor uns in voller Klarheit das Geheimniß des Lebens des Gerechten.

„Die lehtwilligen Aufzeihnungen Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I.,, Meines in Gott ruhenden Herrn Großvaters, enthalten ein herrlihes Zeugniß erhabener Seelengröße und edlen

frommen Sinnes, dessen Kenntniß Ih Meinem Volke nicht vorent- halten will. Ich habe deshalb an dem heutigen, für Mein Haus be- deutungsvollen Tage beschlossen, den beikommenden Auszug aus diesen Aufzeihnungen bekannt zu geben, als ein Denkmal zur Ehre des Entschlafenen, als ein Vorbild für Mein Haus und für Mein . Volk.“ So lautít die Kabinetsordre, in der Kaiser Wilhelm II. die Veröffentlihung dieser Aufzeihnungen angeordnet hat. Das deutshe Volk \{chuldet dem jungen Kaiser unendlihen Dank für diese Veröffentlihung: ein herrliheres Denkmal als dieses kann dem heimgegangenen Kaiser nit errihtet werden. Und au dafür dürfen wir dankkar sein, daß es am Tage einer nationalen Feier von so großer Bedeutung, wie es der Sedantag für uns ist, enthüllt ward. Denn in der Wesenheit Wilhelm's LI., wie sie uns hier in seinen Aufzeihnungen in bedeutsamsten Stunden stiller Einkehr in si selbst und der Demüthigung vor Gott entgegentritt, verkörpern sich jene Eigenschaften, deren das deutshe Volk bedarf, um sich zu erhalten, was es unter der Herrschaft dieses Patriarchen-Kaisers errungen hat.

Die „Neue Preußische Zeitung“ schreibt zum 2. September : :

Die Feier unseres nationalen Festtages gewinnt in diesem Iahre eine besonders ernste und hohe Bedeutung. Mit tiefer Trauer denkt Deutschland heute aufs Lebhafteste an den Heimgang des edlen, ehrwürdigen Kaisers Wilbelm, des Siegers von Sedan, des Helden, dem es Gott gegeben, das Deutsche Reich in nie geschauter Herrlichkeit aufzurihten, und des so bald darnach erfolgten Heimgangs des tapferen Kaisers Friedri, der an den Kämpfen und Siegen der großen Kriegsjahre einen so berrorragenden Antheil gehabt hat, der insbesondere auch bei Sedan feine Feldherrentüchtigkeit so herrlih bezeugte. e

Die große friedli®e Frucht jener Kriegszeiten des Deutschen Reic)s hat in diesem Jahre eine ernste Probe zu bestecen gehabt. weimal mußte unfer deutschcs Volk und Land trauernd an dem

rabe eines geliebten Kaifers stehen, und siche, diese [chwere Heimsuchung hat in kciner Weise, ja richt im Allergeringsten den festen Bestand des jungen Kaiserreihs zu ershüttern vermocht, Jn wunderbarer Rube sind jene ernsten Krisen vorübergegangen. Wir glauben nit, taß etwas Aehnliches in irgend einem anderen Lande möglich gewesen wäre, und ohne Zweifel dürfen wir auf diese Erfahrung die Hoffnung gründen, daz das Deutsche Reich feste Wurzeln geschlagen hat und auf eine gedeihlibe Entwickelung rechnen darf. Auf dem Schlachtfelde von Sedan ift Deutschlands Einigung und des Kaiserreichs Aufrichtung gewonnen worden aber im Frieden wird dasselbe sih weiter entwickeln, das dürfen wir nah der ernsten Probe dieses Jahres hoffen. : E E

Den größten Dank schuldet Den:shland seinen Fürsten, die s einmüthig um den jungen Kaiser geschaart haben und durch ihr per- fönlihes Erscheinen bei der Eröffnung des Reichstages und bei dem feierlichen Regierungsaritritt des jugendlichen Kaisers bekundet haben, daß sie treu und fest zum Reiche stehen wollen. S

Das deutsche Volk darf dies Verhalten der deuts@en Fürsten nie vergessen und foll denselben von Herzen danken und sie dacum desto mehr ebren und lieben. ;

Treue um Treue, das soll gelten. Ganz befonders von Bayern und Sachsen war dies reihstrcue Auftreten tröstlich und höchsten Dankes werth. :

Und wie viel hat Kaiser Wilhelm's Meerfabrt zur Hebung des Nationalaefüÿls beigetragen! Welches deutsde Herz {lug nit lauter bei den Berichten von jener majestätishen, wahrhaft Kaiscr- lihen Fahrt nach den nordishen Höfen. 7 i

Der Sieg von Sedan mit seinen großen Folgen foll uns nicht hochmüthia machen, wohl aber das Nationalgefübhl beleben und heben und das Vertrauen auf des Reichs Bestand stärken. Als einen be- sonderen Segen der politischen Er.twickelung unserer Zeit betraten wir es, daß die monarchishe Gesinnung unseres Volkes eine sehr be- deutende Förderung erfahren hat. Bei-Sedan hat der“ revolutionäre Cäsariëmus die Waffen gestreckt vor der legitimen Monarchie, das Cäsfarenthum von Volkes Gnaden vor dem Königthum von Gottes Gnaden, und die nahfolgende Entwickelung entspriht dem vollkom- men: In Deutschland ein mächliges Wachsen der monarchischen Gesinnung durch die treue, von Gott gesegnete, weil na Gottes Willen geführte Regierung urseres theueren Kaisers Wilhelm I., in dessen Fußtapfen der erhabene Enkel tritt, in Franfreich wachsende Zerrüttung und ein bedenklicher Niedergang in jeder Bezichung. Es ist höchst lehrreih für die Völker, hier neben cinander zu schen ten Segen eines festen Königlichen Regiments und den Fluch einer revolutionären Republik. Wir meinen, sol(@e Lehre könnte nicht unbeachtet bleiben, und vor allem sollten die, welhe noch immer ein parlamentarisches Regiment erstreben, doch etwas aus diesen wahrlich deutlihen Zuständen lernen. Aber freilich giebt es Leute, die nie etwas lernen aus der Geschichte, sondern in ihren verkehrten Gedanken sich einspinnen und in ihren alten Doktrinen sich so festfahren, daß fie niht wieder berauskönnen.

Ein unberechenbarer Segen für unfer Volk und Land ist es, daß die großen Helden von 1870 und 71, der große Kanzler und der geistvolle Schlahtendenker noch_ immer auf dem Plane sind; ibrer soll das deutsche Volk am heutigen Tage mit besonderem Danke gedenken und Gott loben, der uns diese Männer so lange erhalten hat. Es if wohl unerhört in der Weltgeschichte, daß drei Königs:-Gererationen die großen Rathgeber in Krieg und Frieten gleiWerweise ehren und in ihrem vollen Wirken lassen und ihres erleuhteten Rathes \ich mit vollem Vertrauen bedienen, Das ehrt die Könige und ehrt die Männer ihres Vertrauens. Ohne Zweifel gelten die begeisterten Reden dieses Tages darum dem Kaiser und den deutshen Fürsten, wie auch diesen treubewährten Helden im Rathe und im Streite. / :

Möchte dieser Tag uns Allen eine Mahnung sein, alles Partei- gezänke fahren zu lassen und des Vaterlandes Wohl in Ein- müthigkeit zu fördern, der Führung unseres mannhaften, theuren Kaisers folgend. Dann dürfen wir getrost den kommenden Tagen entgegensehen. „Wir Deutsche fürchten Goit und sonst Niemand in der Welt®* dies \{chöône Kanzlerwort soll unsere Losung sein. Wir dürfen auf Frieden hoffen, jedoch nur, wenn wir allezeit gerüstet sind zum Kampf. Das wird uns unsere Stellung unter den Völkern Europas erhalten und zugleich auch die Mannhaftigkeit und Tüchtigkeit bewahren, ohne die ein Volk nicht lange bestehen kann. Man schelte doch nicht über die Lasten, die uns folche Rüstung auferlegt; sie werden reich und überreich belohnt und aufgewogen dur die sittlihen und materiellen Vortheile, die uns die volle Wehrhaf.igfkeit giebt. Unserem tapferen Heere, unserer guten Wehrhaftigkeit verdanken wir nächst Gott den Sieg von Sedan mit all seinen großen und segensreichen Folgen ; dieselben Kräfte werden uns auch den theuer erworbenen Segen er- halten. Nur ein mannhaftes und wehrhaftcs Volk kann Be- stand haben; wo diese erhaltenden Kräfte fehlen, tritt innere Fäulniß und Zerrüttung ein. Der frishe, frohe Glauben, die fröhlihe Gottesfurcht, sie gedeihen besser unter einem männlih starken Volke, als urter einem verweihlihten, nur dem materiellen Gewinn und Genuß zugewandten. Es sei der Gott, unser Herr, mit dem Deutschen Volk und Reih und mit seinem theuren Kaiser und seinen Fürsten allezeit und erhalte uns noch lange die Früthte des blutigen Saatfeldes von Sedan!

—- An die zwishen Sr. Majestät dem Kaiser und dem General-Feldmarschall Grafen Moltke gewehselten Schriftstücke anknüpfend, bemerkt die „Times“:

Der neueste Posten, welchen der Kaiser dem großen Feldmarschall übertragen hat, wird Letteren in ziemlih enger Verbindung mit der militärishen Politik des Reichs halten. Es wird anscheinend keine Sinecure sein, denn der Kaiser sagt ausdrücklich, daß der National - Vertheidigungs - Ausschuß gegenwärtig der FJnitiative ermangele, die der Marschall hineinbringen solle. Es kann aber kaum angenommen werden, daß die deutshen Pläne der nationalen Vertheidigung überhaupt unvolftändig sind, und wir müssen die Worte des jungen Kaisers eher als einen neuen Ausdruck seines Entschlusses

auffassen, die Wirksamkeit der Armee unter allen Umständen aufrecht zu erhalten, was es au fosten möge. Inzwischen hat Se. Majestät soeben einen merkwürdigen Beweis seines Wunsches gegeben, die Ein- heit der Gesinnungen innerhalb des Reichs zu fördern, denn er hat den wihtigen Posten als Gouverneur der Provinz Hannover Herrn von Bennigsen, dem Führer der Nationalliberalen, übertragen. Wenn dies ein dem Liberalismus gewährtes Zugeständniß bedeutet, dann muß zugegeben werden, daß der junge Souverän die Erwartungen der ganzen Welt widerlegt. Im Ganzen genommen {eint Kaiser Wilhelm II. ein ausgezeihneter Herrscher werden zu wollen, energisch und unparteiisch und zur Aufrehterhaltung des Friedens entschlofsen, indem er si beftändig für einen Krieg bereit hält.

Gewerbe und Handel.

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im August 1888 13071610C0 # abgerechnet worden gegen 1AP 122 500 A im Juli d. J. und 1 127 203 300 4 im August 1887.

Vom oberschlesischen Eisen- und Metallmarkt berihtet die „Schles. Ztg.“ : Die Roheisenerzeugung {ließt den Monat mit dem Vetrieb von 27 Koks-Hochöfen, welche sich auf die Einzelwerke wie folgt vertbeilen : Königshütte 6, Laurahütte 4, Julienhütte 3, Borsigwerk, Bethlen-Falva-, Donnertmarck-, Friedens-, Hubertushütte je 2, Antonienbütte. Kgl. Hüttenamt Gleiwiß, Reden- und Tarnowitßerhütte je 1. Die Reparatur der beschädigten Gas- fanâle des neuen Hochofens der Falvahütte is beendet und die Aufstellung einer Dampfpumpe für beide Oefen im Gange. Mit der gesteigerten Roheisenproduktion hat auch die Unternehmungslust für stärkere Erzförderung sib gehoben, und erfolgt dementsprecher.d auch die Zufuhr von Eisenerz urd Eisensteinen, zum Theil auch aus Niederschlesien, in erweitertem Maße. Die Ab- fuhr von Roheisen nah den heimishen Verbrauchéstätten entsprach vollkommen dem stärkeren Ausbringen desselben, und die Preise be- hielten ihre Festigkeit. Hochwerthige Schmelzprodukte galten 6— 6,30 M. Die CEisengießereien sind hinreichend beschäftigt und sehen einer baldigen Herabminderung ihrer Thätigkeit umsoweniger entgegen, als noch weitere Bestellungen in Aussicht stehen, Größere Maschinentbeile, Schwungräder, Riemenscheiben, Signal- ständer 2. sind in Arbeit, und die Appreturwerkstätten sind mit der Ablieferung kleinerer Objekte reihlich in Anspruch genommen. Der Walzeisenmarkt bekundet andauernd eine rortheilbafte Tendenz. Der Puddelöfenbetrieb überschritt zeitweise das normale Maß, die Robschienenstrccken vermochten s{chlank ihre Auf- träge zu erledigen. Stab- und Sorteneisen, namentlich ftärkerer Kalibrirung, behielten guten Markt; au der Vertrieb über die Ost- grenze ließ ih gegen den Vormonat besser an. Die gesteigerte Bau- thätigkeit bedingte einen ansehnlihen Abzug von Schmiedeeisen, einfahen wie doppelten Trägern 2c. Auch die Blehwalzwerke waren in lohem Grade in S aen um mit den zum Theil dringlichen Aufträgen nicht rückitändig zu werden. Ein Heraufseßen der Preise konnte dementsprehend durchdringen. Im Bereich des nächsten Absatzgebiets bewertheie fich gewöhnlihes Stabeisen mit 14—14,25 Æ Qualitätseifen 15,50—16,50 Æ Kokêblehe 16,50— 17,50 ff Der Metallmar kt beobadtete eine feste Haltung. In der regen Ablieferung von Zink und Blei, zum Theil noch alte Aufträge, fand die Produktion guten Abzug. Veste W. F. Marke bedang 35,80—36 MÆ, andere gute Marken 33,80—34 #4, und dem Bezugsquantum entsprechend mehr. 7

Zuckerbericht der Magdeburger Börfe, den 31. August, Mittags. Rohzucker. Jn der allgemeinen Lage des Marktes hat sich im Laufe der leßten acht Tage nichts geändert. Von dasciender Waare I. Produkts wurden nur wenige Pösthen angeboten und zu unveränderten Preisen 24 für 92er und 23 Æ für 88er verkauft, leere fast aus\chließlich zum Export. Die Läger in erster Hand sind bis auf einzelne kleine Partien geräumt, so daß das Ge- \chäft in Zucker alter Campagne thatsählich als abgeschlossen zu betraten ist. Der Umsay in effektiver Waare beläuft sich auf ca. 39 000 Ctr., arêßtentheils aus Nachprodukten bestehend. Auf Lieferung per ne"e Campagne wurden im Laufe der leßten Monate iheils zu festen, mehr aber noch zu laufenden Preisen ca. 582 000 Ctr. abgeschlossen. Raffinirte Zucker. Das Geschäft in raffinirtem Zucker erfuhr während der verflossenen Woche feine Veränderung; die Tendenz unseres Marktes blieb eine ruhige, aber feste und fanden die offerirten Brode, sowie gemahlene Zucker zu sehr gut behaupteten, vorwöentlihen Preisen Nehmer. Ab Stationen : Granulated- zucker, infl. —,— #, Krystallzucker, I., über 98 9/6 —,— A, do. II., Uber 98 9/ —,— M, Kornzucker, exkl., 92 Gd. Rendem. —,— #. do. excl. 88 Gd. Rendem. —,— #4, Nachprodukte, excl. 75 Gd. Rendem. 15,20—18,70 # für 50 kg. Bei Posten aus erster Hand : Raffinade, fein, ohne Faß 29,25 4, do. fein, ohne Faß 29,00 4, Melis, fein, ohne Faß 28,75 Æ, Würfelzucker, I., mit Kiste —,— , do. IT., mit Kiste 30,00 4, Gem. Raffinade, I., mit Sack —,— M, do. IIL., mit Sack 28,25 4, Gem. Melis, I, mit Sack 27,25— 27,50 MÆ, do. II., mit Sack —,— ÆÆ, Farin mit Sack —,— A tür 50 kg. Melasse: bessere Sorte, zur Eutzuckerung geeignet, 42—43 Grad Bé. (alte Grade) ohne Tonne 2,80—3,25 #, 80— 82 Brir., ohne Tonne 2,80—3,25 Æ, geringere Sorte, nur u Brennzwecken passend, 42—43 Grad Bé. (alte Grade) ohne Tonne 2,20—2,60 «A Unsere Melasse-Notirungen verstehen sh auf alte Grade (42 Gr. = 1.4118 spec. Gewicht), Die Acltesten der Kauf- mann’{aft. e

Augsburg, 1. September. (W.T.B.) Gewinnziehung der Augsburger 7- Fl.-Loose. 3000 Fl. Ser. 1548 Nr. 53, 600 Fl. Ser. 718 Nr. 88, je 100 Fl. Ser. 837 Nr. 6, Ser. 837 Nr. 95, Ser. 100 Nr. 42, Scr. 100 Nr. 74, Ser. 1293 Nr. 80, Ser. 1417 Nr. 73, Ser. 1519 Nr. 52, Ser. 1519 Nr. 88, Ser. 1548 Nr. 30, Ser. 1548 Nr. 91, Ser. 1601 Nr. 39, Ser. 1601 Nr. 51, Ser. 1633 Nr. 22, Ser. 2030 Nr. 9, Ser. 2030 Nr. 68, je 50 Fl. Ser. 100 Nr. 5, Ser. 117 Nr. 84, Ser. 504 Nr. 35, Scr. 504 Nr. 36, Ser. 728 Nr. 69, Ser. 837 Nr. 48, Ser. 1293 Nr. 100, Ser. 1519 Nr. 15, Ser. 1519 Nr. 73, Ser. 1601 Nr. 93, je 40 Fl. Ser. 100 Nr. 76, Ser. 117 Nr. 52, Ser. 117 Nr. 57, Ser. 718 Nr. 57, Ser. 1293 Nr. 10, Ser. 1548 Nr. 60, Ser. 1601 Nr. 21, Ser. 1633 Nr. 97, je 30 Fl. Ser. 109 Nr. 29, Ser. 100 Nr. 66, Ser. 117 Nr. 50, Ser 504 Nr. 29, Ser. 718 Nr. 98, Ser. 728 Nr. 4, Ser. 728 Nr. 67, Ser. 1293 Nr. 29, Ser. 1293 Nr. 53, Ser. 1417 Nr. 39, Ser. 1519 Nr. 7, Ser. 1519 Nr. 26, Ser. 1548 Nr. 33, Ser. 1548 Nr. 46, Ser. 2039 Nr. 51. :

Hamburg, 1. September. (W. T. B) Gewinnziehung der Hamburger Prämienanleihe von 1846. 109 000 Mk.-Bco. Nr. 63230, 10000 Mk .-Bco. Nr. 20117, 5009 Mk.-Bco. Nr. 27361, je 3000 Mk.-Bco. Nr. 3857 83449, je 2000 Mk.-Bco. Nr. 75771 57815, je 1500 Mk.-Bco. Nr. 39721 47298, je 1000 Mk.-Bco. Nr. 50833 91733, je 600 Mk.-Bco. Nr. 62833 36792 23428, je 300 Mk.-:Bco. Nr. §1834 63149 66687 47912 26571 62812 17208 17231. : :

Wien, 1. September. (W. T. B.) Ziebung der öster- reihischen Kreditloose. 150000 Fl. fielen auf Nr. 46 Ser. 2318, 30 000 Fl. auf Nr. 90 Ser. 2318, 15 009 Fl. auf Nr. 41 Ser. 1097, 5000 Fl. auf Nr. 39 Ser. 1012 und Nr. 21 Ser. 1266. Ferner sind folgende Serien gezogen worden: 10, 336, 494, 690, 1224, 1228, 1607, 2074, 2107, 2120, 2136, 2857, 2977, 3218, 3803.

London, 3. September. (W. T. B.) Die Getreidezu- fuhren betrugen in der Woche vom 2, bis zum 31, August: Eng- lisher Weizen 645, fremder 42 373, englishe Gerste 1, fremde 7186, englische Malzgqerste 18 015, fremde —, englisher Hafer 79, fremder 55 972 Qrts. Englisbes Mebl 10 743, fremdes 60 515 Sadck, 105 Faß.

Glasgow, 1. September. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 1009 215 Tons gegen 916 206 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befindlihen Hochöfen 86 gegen 85 im vorigen Jahre.

Washington, 1. September. (W. T. B) Die Schuld

der Vereinigten Staaten hat im Monat August um