1888 / 228 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 06 Sep 1888 18:00:01 GMT) scan diff

eaen von Spigemberg hier ein. Se. Majestät der ónig, Höchstwelhem der Verewigte {on als Kron- prinzen und dann auch nach Höchstdessen Regierungs- antritt eine lange Reihe von Jahren hindurch in dienstliher Eigenschaft als General-Adjutant sowie persönlich als treuergebener Freund nahe gestanden war, ist durch diese Trauernachriht tief und s{hmerzlih bewegt worden und hat den Angehörigen des Verstorbenen sofort Höchstselbst tele- graphish Seine innige Theilnahme an dem erlittenen shweren Verlust ausgesprochen.“

Baden. Karlsruhe, 5. September. (W. T. B.) Bei der gestrigen Untersuhung der Augen der Seau Großherzogin in Mainau konnte Hofrath Dr. Maier eine Besserung des Augenleidens konstatiren ; derselbe fand das Allgemeinbefinden wesentlih gehoben. Dr. Maier empfahl weitere sorgfältige Schonung der Augen und möglichst ruhige Lebensweise. Die, wenngleich langsame, doch allmählih wach- sende Besserung des Leidens berechtigt zur besten Hoffnung auf einen weiteren Fortgang der Genesung. ,

Mecklenburg - Schwerin. Rostock, 4. September. O Ztg.) Der Großherzoc und die Groß- erzogin trafen heute Mittag aus der: Manöverterrain auf dem hiesigen Lloydbahnhofe ein und fuhren sofort nah Gelben- sande weiter. Die Herzogin Wilhelm von Mecklen- burg langte heute Nachmittag vom Heiligendamm auf dem hiesigen Lloydbahnhofe an und seßte um 5 Uhr die Reise nah Berlin fort.

Oesfterreich-Ungarn. Wien, 5. September. (W. T. B.) Die Großherzogin von A ist gestern Abend aus Gastein hier eingetroffen, von dem Botschafter Prinzen Reuß und dessen Gemahlin am Bahnhof empfangen worden und hat sih mit denselben nah Mauer begeben.

Die „Polit. Corresp.“ erfährt von koempetenter Seite, daß die Anwesenheit des Minister-Präsidenten Risiic in Abbazia nicht die Folge einer Berufung durch König Milan, sondern eine ganz zufällige sei, und daß die Gerüchte von Ver- änderungen im serbischen Ministerium keinerlei Bestätigung finden, da hierzu kein ernster Grund vor- handen sei. -

Prag, 6. September. (W. T. B.) Der Kaiser be- auftragte den Statthalter, der Bevölkerung von Pisek und den Landgemeinden des Piseker Bezirks für die erheben- den Kundgebungen der Loyalität sowie für die gelegentliGß der Truppen - Konzentrirung hervorragend be- thätigte Opferwilligkeit und armeefreundliche Gesinnung seinen besonderen Dank und seine vollste Anerkennung auszusprechen.

Großbritannien und Jrland. London, 5. September. (A. C.) Die zur Untersuchung der von der „Times“ gegen Parnell erhobenen Beschuldigungen eingeseßte Kommission tritt am 17. d. zusammen, die eigentlichen Verhandlungen werden jedoch erst am 16. Oktober beginnen.

Dem soeben an das Parlament gelangten Ausweise über die direkten Steuereinkünfte Großbritanniens und Jrlands während des am 31. März abgelaufenen Jahres e folgende Zahlen entnommen: Die Nettoeinnahmen zeigen eine Abnahme von 206 786 Pfd. Sterling gegen das vorige Jahr. Die Accise figurirt mit einer Zunahme von 4126371 Pfd. Sterl, und die Stempelgefä!le mit einer solhen von 1276617 Pfd. Sterl, während sowohl die Land- wie die Haussteuer eine kleine Ver- minderung zeigen und die Einkommensteuer eine Ab- nahme von 1835040 Pfd. Sterl. aufweist. Die Zunahme bei der Accise entfällt hauptsäh;lih auf die Bier- und Spirituosen-Steuer. Der dur(schnittlihe Konsum per Kopf im Vereinigten Königreich i: jegt 0,004 Gallonen, gegenüber 0,702 im vorigen Jahre. Die Biersteuer betrug 8 874 510 Pfd. Sterl., wovon für exportirte Biere 162 977 Pfd. Sterl. zurüderstattet wurden. Dies ist der größte Betrag, den die Biersteuer je erreiht hat. Die Erbschafts - steuer-Einkünfte waren ungewöhnlih groß. Vier per- jönliche Nachlasse bezifferten sih auf zusammen 9 500 000 Pfd. Sterl. (darunter zwei von je über 3000 000 Pfd. Sterl.) und ergaben 213 820 Pfd. Sterl. Erb- schaftssteuer. Eine große Zunahme in ausländischen Wechseln bestätigt die Annahme von einem Aufschwung des Handels mit dem Ausland. Die Abnahme der Einkommen- steuer ist größtentheils der Ermäßigung derselben von 8 d auf 7 d zuzuschreiben.

Die Polizei hat jede Volksversammlung in Mitchelstown am nächsten Sonntag, dem Tage der Un- ruhen im vorigen Jahre, streng verboten.

Der Herzog von Cambridge traf gestern Abend, von seiner Reise nah dem Kontinent zurückkehrend, wieder in London ein.

Frankreih. Paris, 4. September. (Fe C.) Der Ministerrath hat beschlossen, daß der Minister-Präsident Floquet den Präsidenten Carnot auf dessen Rundreise durch die Normandie begleiten soll. Der Marine-Minister wird den Präsidenten in Cherbourg empfangen und der Kriegs-Minister sih am 14. September dem Präsidenten in Rouen anschließen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 5. September. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin sind heute Noch- mittag mit größerem Gefolge nah Südrußland abgereist. Dem „Grashdanin“ zufolge wird die Neise über zwei Monate dauern und bis zum Kaukasus gehen.

6. September. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin, welche sih zunächst zu den Truppenmonövern in den Militärbezirken von Charkow und Odessa, begeben, sind begleitet von sämmtlichen Kindern sowie dem Großfürsten Wladimir Alexandrowitsh, dem Hof- Minister, mehreren Hofchargen, dem Chef der Maison mili- taire, dem Kriegs-Minister Wannowski und der sonstigen Suite des Kaisers.

Italien. Rom, 5. September. (W. T. B.) Der König sandte eine Depesche au den Minister-Präsidenten Crispi, in welcher er sagt: Er habe stets an die unbegrenzte Loyalität der hochherzigen Bevölkerung der Romagna geglaubt und sei von der festen Ueberzeugung durchdrungen gewesen, daß die Freiheit die unverrückbare Grundlage des nationalen Lebens sein müsse. Die Bevölkerung der Romagna habe mit ökonomischen Mißverhältnissen zu kämpfen und verlange von der O die Prüfung gewisser Pro- blenie. Er, der König, werde Crispi die ihm von Munizi-

palitäten und Vereinen unterbreiteten Bittschriften über- senden, über die cer nah vorheriger Berathung mit seinen Kollegen berichten solle. Seine Energie, Einsicht und Vater- landsliebe würden ihm sicherlih diese hwierige Aufgabe er- leihtern. Der König ließt: „Gehen wir ans Werk mit Liebe und mit dem festen Vorsaß, daß es uns gelinge, und es wird gelingen !“ Crispi antwortete, daß er mit seinen Kollegen jeit einiger Zeit die in Jtalien aufgetauchten ökonomischen Fragen studire, deren Lösung den Ruhm der Regierung des Königs bilden werde. Jn Gemäßheit der Befehle des Königs werde das Ministerium die für das Wohlergehen der Be- völkerung für nothwendig erachteten Maßnahmen vor- shlagen. Der König ist heute früh in Jmola eingetroffen und daselbst enthusiastish begrüßt worden. Se. Majestät zeigte sich wiederholt “der jubelnden Bevölkerung auf dem Balkon und reiste Mittags nah Monza ab.

Amerika. Washington, 3. September. (R. B.) Das Repräsentantenhaus genehmigte eine Bill, welche die Ausführungsbestimmungen des chinesishen Ver- trages vom Jahre 1882 gas Nach der Bill is} die Rüdkehr aller chinesishen Arbeiter nah den Vereinigten Staaten, nachdem sie das Land einmal verlassen haben, ungesepliG. Jdentitätsbescheinigungen werden nicht mehr aus- a werden, und die jeßigen sind für null und nichtig erklärt.

__ Asien. Japan (A. C.) Die legte Post aus Japan via Canada und die Vereinigten Staaten bringt die nach- stehenden Mittheilungen:

Alle Einzelheiten über den s{chrecklichen vulkanischen Ausbruch in der Megion von Bandaisan waren bei Abgang der Post zwar noch nicht eingegangen, aber immerhin wußte man genug, um siher zu fein, daß dies seit dem Ausbruch des Asamaycama im Jahre 1782 das ver- heerendste Naturereigniß gewesen ist. Der Schauplaß des Un- glücks ist ein ganz veränderter geworden: cs haben sh neue Berge erhoben und neue Flüsse gebildet Ungefähr 2500 Personen hatten von der Katastrophe zu leiden, und die Regierung that Alles, was in ihrer Macht stand, um die Noth und das Elend zu mildern. Der Kaiser hat aus seiner Privatschatulle einen aroßen Betrag beige- steuert, und Aerzte mit cinem gut organisirten Ambulanz:orps sind nah der Unglücksstätte gesandt worden. Seit dem leßten Ausbruch des Bandaisan sind nahezu drei Jahrhunderte verf.ossen. Diesmal wurden 400 Pexsonen mit den von- thnen bewohnten Häusern unter der ausgeworfenen Asche begraben; der Austritt eines Flusses, dessen Lauf dur herabgestürzte Felsentrümmec und ungeheure Aschen- massen verstopft wurde, vervollständigte die Verheerung.

Zeitungsftimmen.

__ Der „Schwäbische Merkur“ “entnimmt der „Poli- tishen Correspondenz“ folgende Mittheilung aus Süd- deutschland:

Die Nachricöt, daß Kaiser Wilhelm I1. demnächst auch dem Süden des Reis cinen, wenngleih für diesmal nur kurzen Besuch abzustatten gedenkt, hat die weitesten Kreise mit hoher Befriedigung erfüllt, und der Kaiser darf versichert sein, bier überall der gleichen warmen patriotishen Gesinnung zu begegnen, durch welhe h Dresden soeben bei dem Empfang des Reichs-Oberhauptes ge- ehrt hat. Der Fernstehende vermag sih nur {wer cinen Begriff

davon zu machen, wie sehr dieses sür Deutshhland so ernste Jahr .

dazu beigetragen hat, bier im Süden die Reichégesinnung za festigen. Bei verschiedenen Anlässen noch ‘der jüngsten Zeit bat sih beobachten lassen, wie weit dieselbe z. B. in Württemberg jeßt auch in die Reihen der demokratischen Partei hineinreiht, ebenso wie dort die erfreuliche Thatsache verzeihnet werden kann, daß auch chemals ultramontane Kreise mit ihren Gesinnungen und deren Verlautbarung mehr und mehr auf den Boden des gemeinsamen Vaterlandes treten. Kaiser und Reich gehen auch hier immer inebr in Fleish und Blut, namentli der jüngeren Generation, über, und wer etwa neuerdings Gelegenheit hatte, in das Land hinaus zu kommen und in der angedeuteten Richtung bei den Geistliden und den Lehrern, sowie in den Swhulen seine Beobachtungen zu machen, wird über das Ergebniß bochbefriecdigt gewesen sein. Einmüthig in der Klage um den Tod des erhabenen Begründer? des Reichs, Kaiser Wilhe(m's I... rihteten die Bevölkerungen Süddeutshlands um so aufmerksamer ihr Augenmerk aaf die nach tem 9, März stch vollziehende &nt- wickelung, als die Erfahrung uns zur Genüge gelehri hat, daß jede im Centrum deë Reichs etwa eintret-nde Scwäche zuerst am deut: listen an der Peripherie empfunden wird. In Norddeutschland, fern von der Grenze, an welcher ehemals die Gefahr war, überwiegt tas Machtgefüg: des preußischen Staats, und Erschütterungen desselben müssen {on ziemlich harte sein, um sich in ihren Folgen in dem ôffentliden Bewußtsein fühlbar zu machen. Anders im Süten, wo wir zwar mehr und mehr lernen, uns eins zu fühlen, wo aber doch die Scheidung der Grenzen und Landesinteressen eine z'1 naÿe, zu bâufige ist, um die Vielgestaliung unseres nationalen Lebens niht in wirksamer Weise in ven Vordergrund treten zu lassen, Mehr noch als wir uns darüber Rechenschaft geben können, \chöpfen wir das Gefühl unserer Sicherheit, unsere Zu- versicht, aus der Kraft des Nordens, mit wel&er wir uns so erg verbunden wissen, und wenn König Wilhelm ron Württemberg einst- mals dem beutigen Reichskanzler hejast hat, deß, so lange die Fran- zosen in Straßburg stehen, es für Württemberg niht möglich sei, sich der deutshen Einheitsbewegung offen anzuschlicßen so hat die'es Wert selbst unter dea heute glücklicherweise völlig veränderten Verhältnissen seine Berechtigung: die ungebrohene Macht und Stärke des deutshen Nordens geben dem Süden seine Sicherheit. An den Glauben und dcs Vertrauen in diese Macht und Stärke, in dieses festgefügte und wohlgeordnete Staatswesen haben wir uns in den leßten 20 Jahren so gewöhnt, daß manche Erscheinungea im leyten Frühjahr hier einfach gar nicht verstanden wurden, weil Jedermann sie für unmöglich hielt; die Wenigen, welche sie verstanden, waren nicht ohne ernste Sorgen. Als der Königliche Dulder. wie cr gewiß mit vollstem Ret genannt worden ist, vollendet batte, trat ein Augenblick ein, in welchem Niemand si über die Folgezeit Rechenschaft zu ceben wagte. Die Persönlichkeit Kaiser Wilhelm's 11, war in Süddeutschland nur wenig bekannt. Das Wenige ließ allerdings darauf \chließen, daß der ju"ge Fürst, der aus seiner Uebereinstimmung mit dem Reichskanzler nie cin Hehl gemacht hatte, unserem deutshen Volke vor allen Dingen das bieten würde, was wir an der Spitze des Reichs brauchen : cinen Charakter. Als dann die ersten Kundgebungen des neuen Kaisers erfolgt waren, der Reichstag einberufen wurde und wir die deutschen Fürsten einmüthig nach Berlin eilen saher, konnte man aus manchem \{lichten Munde das Wort hören: „So ist's recht, so wird's gehen.“ Mit Stolz begleiteten wir hier im Süden dann den Kaiser auf seiner nts über die Ostsee, sahen mit Freuden, welches Interesse er der Marine zuwandte, denn die deutsche Flotte gilt uns hier als ein Symbol der deutshen Einheit, und die Gewiß- heit, die wir aus dem Auftreten des Kaisers \{öpften, daß seine Regierung der seines Greßvaters an Ehre und Treue nicht nachstehen werde, gewann ihm hier {nell die Herzen. Allgemein hat sih das Vertrauen befestigt, daß Deutschlands Geschicke auf den reten Wegen sind, und wenn der Kaiser sich jüngst zu der Versiche- rung genöthigt sah, daß Deutsland für die Errungenschaften einer großen Zeit bis auf den lezten Mann einstehen werde, \c hat er da- mit dem ganzen Volke aus der Seele gesprochen. Man hat hier viel nah der Veranlassung gefragt, die den Kaiser zu jener Aeußerung be-

ibi fic mit JIllusionen getragen habe, wie die, welche aifer Wilhelm in Frankfurt so \{harf und bestimmt zurückwies. Unter allen Umständen sind wir dem Kaiser dankbar, daß er für die Gegenwart und Zukunft mit allen derartigen Ideen auf- geräumt und durch seine bestimmte Klarheit dem Frieden siherlih einen guten Dienst gelcistet hat. Jeßt weiß im In- und Auslande Jedermann, woran er ist, namentlich, daß es absolut keine Gelegen- heit gicbt, um im Trüben zu fischen. Immerhin bleibt aber bedauer- lih, daß der Kaiser sich genöthigt sah, von dem Andenken seines theuren Vaters den Schatten zu bannen, mit welhem fremde Thorheit dieses Andenken bätte in der Geschichte verdunkeln können. Nachdem leider kein Zweifel besteht, daß ehedem derartige Idecn Glauben und Eingang gefunden hatten, ist gerade hier im Süden die Befriedigung doppelt groß, daß der 9. März d. J. den Fürsten Bismarck noch auf E Posten gefunden und daß der Kanzler auf diesem aus- geharrt hat.

Der Berner „Bund“ schreibt:

Allein Gott in der Höh’ sci Ehr'!*“ Das ist das Grundthema, welhes die vom jetzigen Deutscen Kaiser herausgegebenen eleßtwilligen Aufzeichnungen“ seines Großvaters, des Kaisers Wilhelm I., behan- deln. Diese Aufzeichnungen,- die aus\{ließlich für deutshe Herzen be- stimmt sind, in einem schweizerishen Blatt in extenso mitzutheilen, hôâtte keinen reten Sinn, da bei uns diese stark subjektiv gefärbte Sprache des Monaren zu seinem Volk leiht Mißdeutungen aus- geseßt wäre, die sih mehr auf die Form als den Inkalt beziehen dürften. Wohl aber ersheint es recht und biliig, das ernsthafte Christenthum, das Îdiese in verschiedenen Lebensabschritten nieder- geschriebenen Dokumente zum Ausdruck bringen, anzuerkennen als die von jeder Heuchelei fernbleibende Herzenssprache der Gesinnung und der Ueberzeugung. _Möte man immerhin wünschen, das Geschlecht der Hohenzollern hätte auch in diesem wie im vorigen Jahrhundert in seinem größten Herrscher lieber einen Freidenker glei Friedri II. hervorgebracht, dieser gegenüber unabänderlihen Thatsachen un- frubtbare Wunsch kann uns do den Blick nicht trüben für die Auf- rihtigkeit der wahrkaft frommen, christliGen Sinnesart des zu so hohem Alter gelangten Kaisers

_ Wir begreifen, daß diese Veröffentlihung (am Tage der Sedan- feier) in Deutschland großen Eindruck gemacht hat. Schon darin, daß ein Abgeschiedener, daß cine Geisterstimme und die Stimme des altea Kaisers spricht, liegt etwas Feierlihes. Der religiöse Ernst vermehrt noch diese Eindrücke und muß namentlich in allen kirhlich gesinnten Gemüthern eine große Begeisterung wecken. Der Enkek Kaiser Wilhelms hat fomit durch diese Veröffentlihung den monarcisch-konservativ-kirhlichen Prinzipien in Deutschland einen unermeßlihen Dienst geleistet.

Mit Bezug auf den Entshluß Hamburger Rheder und Kaufleute, eine eigene direkte Dampfschifflinie zwischen Australien und Hamburg vermittelst ses Dampfern ins Leben treten zu lassen, wird der „Rheinish-Westfälischen Zeitung“ geschrieben:

Also troy der vou den Gegnern der staatlihen Dampfer-Sub-

vention fo warmherzig aufgegriffenen „\{lechten* Geschäftsergebnisse des Norddeutschen Llood in Bremen jeßt eine neue Dampferlinie nach Australien, wohin die deutshen Waaren b-kanntlih vor ter Welt- ausftellung in Sydney kaum dur direkte Segler gelangen konnten ! Wer hâtte das von der erfahrenen Praxis der Hamburger Kaufmann- schaft erwartet, daß si? diesen gefährdeten Australweg mit neuen Dampfern und dabei gleich mit sechs auf ein Mal beseßen würden ? Ein besseres Zeugniß kann der vom Reiche unterstützten Linie des Norddeutschen Lloyd gar nit ausgestellt werden. Denn es ist be- konnt, wie der neuen direkten Schiffahrts\straße nah Melbourne und Sydney das Bedürfniß und die Rentabilität von allen Gegnern der Subvention ab2esprohen mar. Die Fortschritte des deutshen Exports und des Weltverkehrs lümmern si aber nicht um engherzige wirthschaftliche Anschauungen, und ‘o ist man sich auch in Hamburg nicht länge. zweifelhaft darüber geblieben, daß der gewaltige expansive Trieb des deutshen Außen- handels gerade in der Richtung auf den australishen Kontinent eine bedeutende Zukunft vor ih hat, für welche die Wege retzeitig ge- ebnet werden müssea. Die Ausstellungen von Sydney und Melbourne waren ein ersier Wexdepunkt für den deutsh-australischen Handels- verkehr, und die neue, soeben mit so viel Glanz eröffnete und für Deutschland mit so großem Erfolge begleitete zweite Melbourner ‘Weltausstellung wird siher au cin zweiter Wendepunkt für den Fxport nach dem australishen Kontinent werden. Schon jeßt liegen untrügliche Anzeichen vor, daß Australien für die deutsche Ausfuhr- industrie -cire ungeahnte Bedeutung erhalten wird

Bei dem in der Gegenwart auf sökonomishem Gebiet immer mehr in den Vordergrund tretenden großen Staats- und Volks- intereise ist cine kräftige Staatzleitung in Angelegenheiten der aus- wärtigen Handelsinteressen ecforderlich, Wir sehen nicht bloß die Einzelnen mit dem Einzelnen, sondern ganze Industrie- und Inter- essentengruppen, ganze Staaten und Staatengruppen mit einander um die Gewinnung wirthschaftli-ber Vortheile kämpfen, und wohl dem Lande, welches si datei einer wirksamen und thatkräftigen Staats- ägide erfreut!

Veröffentlichungen des Katserlichen Gesunddheits- amts, Nr. 36. Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankkeiten in der Berichtswoche. Volkskrankheiten und Sterblichkeit im Juli 1888, Sterbefälle in deutschen Städten von 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Er- kranfungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Epidemische Krankheit in Schale. Ckolera- Nachrichten. Statist. Jahresberiht von Paris 1885, Witterung. Thierfseudzen. Maul- und Klauenseuche in Altona. Rothlauf- seuche unter den Schweinen in Frankreih. Rinderpest in Rußland. VeterinärpolizeiliGße Maßregeln, Medizinal-Geseggebung 2. (Preußen. Reg.-Bez. Posen) Desinfektion von Gastställen. Füh- rung von Kontrolbüchern beim gewerbsmäßigen Pferdehandel. (Oester- reich) Herstellung von Sodawasser. (Großbritannien.) Aenderung der Vorscriften Über Landung von Vieh. (Spanien.) Der Wunder- trank Castilios und Hidalgos. Rechbtsprehung. Entschädigung für die wegen Seucheverdachts getödteten Thiere. Kosten der Unter- suchung örtlier Mißstände. Luftverunreinigung durch Dämpfe einer gewerblichen Anlage. Kongresse, Verhandlungen von geset- gebenden Körperschaften 2c. Versammlung des Deutschen Apotheker- Vereins. Desgl. des Vereins gegen den Mißbraucb geistiger Ge- tränke. Desgl. der freien Vereinigung bayerisher Chemiker. Desgl. des Deutschen Vereins für öffentlihe Gesundheitspflege. Internationaler Verein gegen Verunreinigung der Flüsse. 6. Ge- neralversammlung des R Medizinal - Beamtenvereins. (Italien.) Deffentliche Gesundheitt pflege. Schußimpfung. Geseß- entwürfe. Vermischtes. Verbrauh anregender Genußmittel. Sterbefälle in deutshen Städten mit 15000 und mehr Einwohnern. A Monat Juli 1888, Desgl. in größeren Städten des Aus- andes.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 35A, Inhalt : Nichtamtliches: Der im Bau begriffene Ob-Jeuissei-Kanal. Ver- gleichender Ueberblick über die neueren Umgestaltungen der größeren gen Bahnhöfe (Schluß). Vermischtes: Ausstellung von e erbau-Plänen in Berlin. Scienenverbindung durch Üeber-

attung.

Statistische Nachrichten.

Im Monat Juli 1888 sind, nach Mittheilung des Kaiserlichen ftatistishen Amts, über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam

und Amsterdam 6773 und in der Zeit von Anfang Januar bis Ende

stimmt haben mochte. Es wollte uns wenig glaublih \ckcheiner, daß cs irgend Jemanden in Europa geben könne, der als ernsthafter

Juli 1888 63 505 Deutshe nah überseeishen Ländern ausgewan- dert. Im gleichen Zeitraum der Vorjahre wanderten aus: 1887 im Juli 6798 und in den ersten 7 Monaten 63979; 1886: 5272 bezw. 45 869, 1885: 7163 bezw. 74 101 Köpfe.

Die Ausgaben der Gemeinden für öffentliche Un- terrichtszweckde in Preußen. (Stat. Corr.) Wenn kürzlich mitgetheilt wurde, daß die Gemeinden, mit Einschluß der höheren Kommunalverbände (beim Taubstummen-, Blindenunterricht u. \. w.), für Unterrihtszwece 97 373 100 Æ oder 46,19% der Kosten des ge- sammten öffentlihen Unterrichts aufwenden, so handelt es si hier, wie bei den entsprehenden Staatsausgaben, um Nettobeträge, d. h. um Ausgaben nach Abzug aller aus Unterrichtsanstalten den Ge- meinde- 2c. Kassen etwa zufließenden Einnahmen an Schulgeld u. st w. Während aber bei den Aufwendungen des Staats die in natura gewährten Dienstwohnungen in die Summe der Ausgaben nicht mit einbezogen werden konnten, ist dies hier in den meisten Fällen geschehen. Dagegen fehlen, wie dort, die antheiligen Kosten der allgemeinen Gemeinde- verwaltung, die dem Unterrichtêëconto zu buchen wären, aber nicht er- mittelt sind. Dies zur inhaltlichen Kennzeihnung der Gemeinde- 2c. Ausgaben für Schulzwecke. Dieselben vertheilen sich nun auf die verschiedenen Unterrichts8grade und Unterrichtszweige. wie folgt :

im Ganzen Proz. der Gesammt- h. aufwendungen

6 879 (00 23,60 Elementarunterrichts8wesen . 89 350 990 26,95 Fachs@ulwesen. . .. 1 143 200 12,81

zusammen . . , 97 373 100 49,19. :

Für die Universitäten haben die Kommunalverbänte keinerlei direkte Aufwendurgen zu bestreiten; denn etwaige Stipendien oder Unterstüßungen für Studirende u, dergl. gehören zu den freiwilligen Leistungen, die unker den Ausgabetitel „Wohlthätigkeit u. |. w.* fallen. Au für den höheren Fachun!erriht, dessen Kosten nah Abzug der eigenen Einnahmen der fachlichen Hochschulen der Staat allein trägt, haben die Gemeinden 2c. besondere Ausgaben nicht zu machen. Es verbleibt ihnen nur die Mitunterhaltung des niederen Fahhshulwesens, weiter die Unterhaltungépflliht der Volksschulen, vorliegenden Falls mit Einschluß des Taubstummen- und Blinden- unterrichts, sewie die Unterhaltung eines Theiles der höheren Lehr- anstalten. Die Ausgaben für leßtere, welche 7,07 %/9 der Cemeinde- 2c. Aufwendungen für Schulzwecke bilden, beruhen nit auf g\eß- lien Verpflichtungen, wenngieih deren Nothwendigkeit E A in den Verhältnissen bedingt sein wird. Die Ausgaben für das Elemeniarunterrit8wesen, 91,76 % der in Rede stehenden Aufwen- dungen auêmachend, haben dagegen zum weitaus größten Theile auf Grund der geseßlichen S@ulunterhaltungspflic;t zu erfolgen, wobei natüclih die etwaigen Mehrleistungen über das gescplih geforderte Mindestmaß viht auszuscheiden sind. :

Jene 97 375 190 M belasten den Kopf der Bevölkerung mit 3,44 M. Wenn im Jahre 1883/84 innerhalb der Gemeiaden, mit Aus\{luß jedoch der Gutsbezirke, 6,63 \& pro Kopf an direkten Gemeinde- abgaben neben 0,19 Æ# an indirekten Gemeindeabgaben erhoben wurden, so sind diese Verhältnißzahlen «in sprehender, wenn auch sehx summarischer Beweis für die drückende Belastung der Kommunal- verbände, insbesondere der Gemeinden, durch die Shculunter- haltungspflicht, was zu bervcisen überhaupt allerdings kaum nöthig ist. Aber auch an sich ist es nüglih zu wissen, welhe hohe Beträge Seitens der innerstaatlichhen Gemeinwesen für Schule und Unterricht aufgewendet werden. Wer die „Verstaztlihung“ der Schule wünscht, sollte si gegenwärtig halten. daß die Erfüllung dieses Wunsches bem Staate etwa 100 Millioaen Mark und darüber kosten würde, und wer dieselbe fürchtet, kann aus eben dieser Thatsache eine gewisse Beruhigung {chöpfen.

Von der „Zeitscchrift des Königlih bayerischen Statistishen Bureaus“, redigirt von dem Vorstande des Stotistischen Bureaus, Königlihem Regierunos-Assessor Carl Rasp, ersien soeben des zwanziasten Jahrgangs, 1888, Nr. 2 mit folgendem Inhelt : Die öffentlichen Sparkassen im Königreih Bayern im Jahre 1886. Von Regierungs-Affessor Carl Rasp, Vorstand des König- lihen Statistisben Bureaus. Die zwangsweise Veräußerung landwirthschaftliher Anwesen in Bayern. Nach dem Stande des Jahreë 1887 mit Rückblicken auf frühere Jahre. Von Regierungs- Assessor Carl Rasp. Vorstand des Königlichen Statistiswen Bureaus. Zur Statistik der landwirthshaftlicen Vereine in Bayern. Von Regierungs-Asse}sor Carl Rasp, Vorstand des Königlichen Statistischen Burcaus. Waldbrände im Jahre 1887, Das Heilp:rsonal, das pharmazeutishe Personal und die pharmazeutischben Anstalten in Bayern nach dem Stande vom 1. April 1887. Von Bezirksanits- Assessor Dr. Krieg. Stiftungen und Stiftungszuflüsse im König- reich Bayern während des Jahres 1886. Geburts- und Sterhbiich- keitêverhältnisse in einer Anzahl bayerischer Städte im zweiten Vierteljahr 1888, Ueber die Verbreitung ansteckender Thierkrank- heiten in Bayern für die Zeit vom 1, April bis inkl. 30. Juni 1888, vom Königlichen Landes-T hierarzt Göring.

Das Beilagenheft zur „Zeitschrift des Königlih Bayerischen Statistishen Bureaus“, Jahrgang 1888, enthält: „Beiträge zur Morbiditäts-Statistik Bayerns“, uxrd zwar: I. Morbiditäts- Statistik von Niederbayern, für 1836, nach den Aufzeichnungen der niederdayerischen Aerzte bearbeitet von Dr. J. Gg. Reiter, Königl. Bezirksarzt in Vilsbiburg; 11. Morbiditäts-Statistik der Oberpfalz für 1885 und 1886, bearbeitet von Dr, Ottmar Hofmann, Königl. Kreis-Medizinal-Rath in Regensburg; III. Mortalitäts-Statistik der bayerischen Städte, von Dr. H. Fürnrokr, praft. Arzt in Regensburg.

Universitäten höhere Lehranstalten

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Geschichte dcs römischen Kaiserreichs von der Shlacht bei Actium und der Eroberung Egyptens bis zum Einbruch der Barbaren, von Victor Duruy. Ueberseßt von Professor Dr, Gusta» Herpberg. Mit ca. 2060 JlUustrationen. Verlag von Schmidt u. Günther in Leipzig. 78.—80. Heft. (Preis je 80 „§.) Diese neuesten Lieferungen des Werks enthalten folgende Abschnitte : Verwüstungen der Barbaren im Reiche. Kaiser Valerian. Neue Verfo!gung der Christen (251—260), Die Provinzial - Kaiser Gallienus, Claudius 11, und Aurelianus. Siegreihe Abwehr des großen Einbruchs der Gothen. 81 vorzügliche Holzschnitte zieren die drei Hefte, darunter: Insel und Heiligthum von Apollonia am Rhyndakos in ihrem gegenwärtigen Zustande und restaurirt ; Valerian vor derm zu Flde fißenden Sapor niedergestreckt, nah dein Basrelief von Nakeh-Rustem , unterhalb der persishen Königsgräber , bei Persepolis ; Der römishe Bischof Sixtus und der Diakonus Lau- rentius, nach einem in den Katakomben gefundenen vergoldeten Glase; Brustbild des Odenathus, des Gatten der Zenobia; Silbervase per- sisher Arbeit aus der Zeit der Sassaniden; Gothische Männer, Weiber und Kinder werden als“ Sklaven fortgeführt, nach einem Basrelief auf einen: E des 3, Jahrhunderts im Vatikan; Marmorbüste der Kybele; Büste der Zenobia im Vatikan 1 Ver Sonrentempel in Rom, ‘restaurirt; Ruinen des Tempels der Diana B L Gegenwärtiger Zustand des Eingangsthores in Zenobia?s

alast 2c.

Mit ihrem Septemberheft hat die „Deutscbe Rund- \chau“ ihren vierzehnten Jahrgang abgeshlossen und darf mit Genugthuung auf ihre bisherigen Erfolge zurücblicken. Die Mit- wirtung ausgezeichneter Vertreter deutscher Wissenschaft und Literatur, das föôrdernde Wohlwollen eines stetig sih erweiternden Leserkreises haben die Leitung dieser Zeitschrift in den Stand geseßt, immer gleihmäßiger nah allen Seiten hin tas ursprünglihe Programm derselben auszuführen, welhes als Aufgabe der „Deutschen Rund- schau* bezeichnete : ein repräjentatives, die Gesammtheit der deutschen Kulturbestrebungen umfassendes Organ zu sein. Ihres boben Gie sich bewußt, hat die „Deutsche Rundschau“ gleichen Swhritt zu

alten versucht mit den gesteigertcn Anforderungen, die sih aus der

* ich mehr als früher auf dem inländischen

reideren Entfaltung des deutshen Lebens ergaben, und innerhalb der geistigen Sphäre desselben sich einen Play gesichert, der auch im Aus- lande gewürdigt wird. Das Septemberhest ist wiederum reih an anregender Abwechslung, durch welhe die weitesten Leserkreise befriedigt werden. Nében einer tiefempfundenen Novelle von Hans offmann: „Spätglück“, finden wir eine geistvolle, novelliftish ge- altene Plauderei: „Nur nit lesen“, E. du Bois-Reymond zeihnet sodann in fesselndster Weise Adalbert von Chamisso als Natur- forsher, und G. M. Asher ermögliht uns einen intcressanten Ein- blid in das Leben der Pariser Kleinintustriellen; Fr. Merkel ver- breitet sich über den Begriff der Körperschönheit, und Philipp Strau behandelt in seinem Essay: „Eine deutsche Robinsouade“ in spannendster Art den romantischen Inhalt eines kulturhistorisch hoh- wichtigen erzählenden Werkes. Von den übrigen Beiträgen erwähnen wir noch den mit vielen politischen E-5ffnungen durchseßten Aufsaß: „Das ökumenische Patriarchat, die orientalishe und die bulgarische Frage“, sodann „Die Bildungsmittel der Reichspost- und Telegraphen- verwaltung“ von F. Hennicke und „Oberöslerreih und seine Dichter“ von Adalbert Horawiß. Natürlich fehlen auch nicht die politische und literarische Rundschau, sowie umfassende literarische und biblio- graphishe Notizen. ;

Die in Leipzig am 8, September erscheinende Nr. 2358 der „Illustrirten Zeitung“ enthält u. a. folgende Ab- bildungen: Vize-Admiral Graf Alexander von Monts, stellvertretender Clef der A? miralität und kommandirender Admiral. Die Feier des JIohanniter-Ordens in Sonnenburg anm 23. August: Der Ritter- \chlag. Marimilian, Herzog in Bayern, und seine Gemahlin, Herzogin Ludovica. Elektrische Erscheinung während eines Ge- witters in einem Telegraphenbureau zu New-York. Von der Jubi- läums-Gewerbeauébstelung in Wien. Albert Mavbach, Königlich preußisher Minister * der öffentlihen Arkeiten. Von der neuen Orientbahn nach Konstantinopel. -— Die neuen Orientbahnen nah Konstantinopel und Saloniki. i

Die Nr. 17 (IV. Jahrgangs) von „Mode und Haus“ ist soeben in bekannter Ausstattung mit vielseitig praktischen Modebildern und Handarbeiten-Vorlagen, einem praktishen Haustheil, Scnitt- musterbogen, illustrirter belletristischer und zwei interessanten (5xtra- beilagen ershienen, Die Expedition der Zeitschrift (Berlin W., Lüßowstraße 81) versendet Ansichtsnummecn kostenfrei. Sämmtliche Postanstaltcn und Buchhandlungen nehmen Abonnements zum Viertel- jahr8preise von nur 1 A entgegen.

Vas Braunschweigische Antiquariat von Richard Sattler (Braunshweig, Casparistraße 3) rersendet seinen Anüi- quariats-Katalog Nr. 30. Derselbe verzeihnet werthvolle Werke aus allen Wissenschaften (Schöne Literatur, Kuriositäten, Livres illustrés du XYVIII. síècle, Genealogie, Heraldifk, Taschen- bücher mit Kupfern von Chodowiedi, Paléontologie française 2c ).

Land- und Forstwirthschaft.

Durch ein aus Kopenhagen an den diesjährigen Präsidenten der Deutschen Landwirthschafts - Gesellschaft gerichtetes Reskript Sr. Majestät des Kaisers und Königs wurde die Gesell|haft benachrichtigt, daß Se. Majestät das Protektorat über dieselbe zu übernehmen geruhten. Das fortwäbrende, stetige Wachsen der Gesellschast, welche troß ihres kurzen Bestehens dur ¿zwei große Ausstellungen zu Frankfurt a. M, und zu Breslau in den weitesten Kreisen einen beahten8werthen Grab von Lebensfähigkeit bekundet hat, ist eine der erfreulihfien Thatsacen, welhe gegen- wärtig auf dem Gebiet landwirthschaftliher Besirebungen zu ver- zeichnen sind.

Was die Wirkung der mit dem 1. Juli bezw. 1. Oktober 1885 eingetretenen Erhöhung der Holzzölle anbetrifft, so haben die- selben na dem „Bericht des Ministers für Landwirth- O Domänen und Forsten über Preußens land- wirth\haftlihe Verwaltung an Se. Majestät den Kaiser und König“ zunächst als Finanzzölle ih vortrefflich be- währt, da für das Deutsche Reich der Zollertrag aus dem Bau- und Nutholz, welcher im Jabre 1880 2 586 000 „6 und 1884 3058 000 M betrug, sih 1886 auf 6 926 000 M. (eiae hat. Nicht ganz in dem erhofften Maße fühlbar sind bis jeßt die Wirkungen der Zollerhöhung für die Waldbesißker in Norddeutshland ge- wesen. Einerseits aben nämlich die österreihish-ungarishen Bahnen durch na:nhafte Tarifermäßigungen die Wirkunç des Zolles zum Theil wieder auszeglichen uad in Verbindung mit dea gesunkenen Frachtsäßen der Seeschiffahrt die Einfuhr bei einigen Sortimenten zu den bisherigen Preisen ermögliht. Andererseits sind in der Zeit vor dem Inkrafttreten dcs neuen Tarifs noch so bedeutende Mengen fremden Holzes eingeführt wordez, daß cine Ueberfüllung der Lager die Folge war und crst nah dem Verbrauch des Ueberschusses wicder normale Verhältnisse eintreten konnten. Endlich wird auch darüber Klage geführt, daß die Erleichterungen, welche hin- sihtlich des Grenzverkehrs eingetreten sind, für sehr erhebliche Massen fremden Hoizcs den zollfreien Eingang eröffaet hätten. Wä\- rend übrigens von den Befürchtungen, welche die Gegner des Holz- zolles an dessea Erhöhung knüpften, keine in Erfüllung gegangen sind, und namentlich von dem in Aussih: gestellten Mangel an Holz- material für die inländishe Industrie niht das Geringste zu be- merken gewesen ist, läßt sih eine wohlthätige Wirkung der Zoll- erhöhung bezüglih der Verminderung der Einfuhr hochbesteucrter, bearbeiteter Hölzer der geringeren Werthskiassen, namentlich auch der ungarischen Ciseubahnschwellen, nicht verkennen. Von der Einfuhr des Nohbolzes ist bisher wegen des verhältnißmäßig geringen Zollsatzes für Norddeutschland niht das Gleiche zu sagen, zumal in den Ex- portlôndern Preisermäßigungen stattgefunden haben, wobei außerdem noch der ungünstige Stand der russischen Valuta im Verhältniß zur deutschen ins Gewicht fällt. So viel aber läßt sh schon jeßt mit voller Sicherheit erkennen, daß ohne die Erhöhung der Holz- zölle cin empfindliches Sinken der Holzpreise eingetreten wäre. Auch würde es an Gelegenheit zu nupbringender Verwerthung derjenigen inländishen Arbeitskräfte gefehlt haben, welche lohnende Beschäftigung durch die Verfeinerung des im, rohen Zu- stand eingeführten Holzes gefunden haben, das ohne die Zollerhöbung bereits bearbeitet über die Grenze gelangt wäre. Wenn der Holz- export einiger deutshen Seestädte abgenommen hat, so darf dies keineswegs dem Holzzoll zur Last gelegt werden. Abgesehen davon, daß es ih hierbêi im Wesentlichen aur um transitirendes Holz han- delt, für welhes dem Exporteur ein Zoll überhaupt nicht zur Last fällt, liegt der Grund der verminderten Ausfuhr lediglich in dem geringeren Bedarf der außerdeutschen Länder, nach denen die deutshen Scepläße Holz verschiffen, insbesondere Englands. Die Forstverwaltung ist übrigens au #bestrebt gewesen, denjenigen Holzhändlern, welche durch Erhöhung der Me veranlaßt werden,

/ arkt zu versorgen, den

cbergang hierzu téunlichs}t zu erleichtern. Zu dem Ende sind die hierzu geeigneten Hölzer in umfassender Weise an die Wege und Ablagen gerückt worden, so daß die Käufer hier große Holz- massen vorfinden, ohne genöthigt zu sein, sich mit dem Einzelankauf, der Verdingung des Anrückens und der Beauf- sichtigung desselben zu befassen. Dem angegebenen Zweck dienen auch die hergestellien Waldbahnen, welche zur Zeit allerdings nur auf wenige Oberförstereien beshränkt sind, allem Anschein nach aber cine weitere Ausdehnung gewinnen werden. Zu ven Maßregeln, welche die Staats-Forstverwaltung sowohl in eigenem Interesse als auc zu dem Zweck ergriffen hat, um den Uebergang zu den neuen Zollverhält- nissen zu erleichtern, gehört ferner der in größerem Umfang einge- führte Verkauf ganzer Schläge auf dem Stamme, wobei dem Käufer die. Ausnußung und Zugutemahung lediglich überlassen bleibt, sodann die Bildung El Loose bei den für den Großhandel berechneten Lizitationen, der in erhebliherem Umfang cingeführte freihändige Verkauf, theil- weise sogar unter Zusicherung der Abgabe bestimmter Holzquantitäten auf mehrere Jahre hinaus, die Gewährung langer Zahlungsfristen, sowie die Einräumung freierer Bewegung beim Holzverkauf für die

Provinzialbehörden und die Oberförster. Demnächst ist es für Käufer und Verkäufer von Nutzen gewesen, daß das strenge Festhalten an der Forderung mindestens des Tarpreises aufgegeben worden ist, welher naturgemäß nur einen Durchschnittswerth darstellen kann, der dem thatsählihen Werthe des Holzes unter abweichenden Wachs- thums- und Abfuhrverhältnissen niht immer entspriht. Günstig hat es ferner auf den Holzabsaz. gewirkt, daß bezüglih der e der Abfuhr des Holzes und der Ertheilung der Erlaubniß zur uribtung defselben im Walde alle irgend erfüllbaren Wünsche der Holzkäufer Berücksichtigung gefunden haben. Unter Umständen is au die Aufstellung von Lokomobilen und die Errichtung von Sägemühlen im Walde gestattet worden. Infolge des gezeigten Entgegenkomnmens baben viele Holzhandlungen, welche früher ihr Material fast aus- \c{ließlid aus dem Auslande bezogen, angefangen ch in verstärktem Maße dem Holzbezuge aus den inländischen Forsten zuzuwenden.

Das „Forstwissenschaftlihe Centralblatt“ (früher Monatsschrift für Forst- und Jagdwesen), unter Mitwirkung zahl- reiher Fachleute aus Wissenschaft und Praxis, herausgegeben von Dr. Franz Baur, o. ô. Professor der Forstwissenshaft an der Universität München (Berlin, Verlag von Paul Parey), bringt in den Heften 9 und 10 folgenden Inhalt: Original-Artikel. Ver- gleihende Untersuchung über die Widerstandéfäh!gkeit der aus Einzel- und Büschelpflanzung hervorgegangenen Fichtenbestände gegen Schnee- bruch. Vorm Oberförster Reuß in Goslar. Immer wieder Rein- ertrag! (Aus Bayern.) Ein Beitrag zur Lehre vom Waldwerth- zunahme-Prozent und dessen Anwendung auf den Forstwirthscafts- betrieb. Vom Großh. Forstmeister a, D. Böhme zu Eisena. Mittheilungen. Eine Bemerkung in R. Hartig's Schrift: „Das Holz der deutschen Nadelbol;bäume“. Von Prof. Dr. F, Baur in München. Ueber den Bedarf aa Eisenbahnshwellen und deren Imprâägnation. Literarische Berichte. Notizen. Anzeigen,

Die Nr. 46 (1888) der „Deutschen Jäger-Zeitung“ (Organ für Jagd, Fischerei, Zut und Dressur von Jagd- hunden, herausgegeben und rcdigirt unter Mitwirkung hervorragender Waidmännecr, Kynologen und Naturforscher ; offizielles Organ des Jagd- \{chußvereins der Rheinprovinz und des Vereins zur Züchtung deutscher Voustehhunde; Verlag von I.Neumann, Neudamm) hat folgenden Inhalt: Jagdliche Plaudereien. Von Waldau. 1V. In der Brunst. Jo hann Erdmann Freiherr Nossig von Rabenpreis, Könizlih preußischer Jagdrath. Von: K, A. von Schulenburg. -— Ueber die in Deutschland vorkommenden Schwäne. Von Lehnpfuhl und von Edmund Pfannen- \{mid. Birshe Sc. Majestät des Königs Oskar von Schweden i Königlichen Wildpark bei Potsdam. Von —s. Steppenhuhn- beriht aus Ostfriesland. Vor Edm. Pfannenshmid. Rebhuhnnest am 26. August. Von von Eike. Benehmen eines gezähmten Fuchses. Von I. B. Eröffnungstermine der Jagd auf Rebhühner und Hasen 2c, zusammengestellt nab amtlichen BekanntmaŸhungen. Berliner Markthallenberiht. Lustige Eke. Räthsel, Brief- vnd Fragekasten.

Gewerbe und Handel.

Amtlicher Bekanntmachung zufolge is der finnische Ein- agangszoll für die nahstehenden Artikel bei der Einfuhr aus Rußland wie folgt ermäßigt worden: E S N pro Hektoliter auf 25 Penni, Wan N C Oer 88 Mat Weine, nicht moussirende, in Flashen ,„ Flasche 90 Penni.

Die „Rhein.-Westf. Ztg.“ berihtet vom rheinisch-west- fälishen Metallmarkt: Der Geschäftsgang auf dem rheinisch- westfälishen Cisenmnarkte ist im Ganzen noch immer cin ruhiger, Wenn auch die Preise sih im Ganzen und Großen behaupten, fo ift doch die Nachfrage insbesondere vom Auslande her zu gering, um allen Werken eine regelmäßige und lohnende Thätigkeit zu sichern. ZU den pessimistischen Berichten, in welchen einige Blätter si 1-ßt gefallen, ist jedoh noch fein ernstliher Grund vorhanden. Die Erzförderung hat sih in demsclben Umfange erhalten; dieselbe findet s{chlanken Absatz, so daß ih die Preise fest behaupten konnten. In Spiegeleisen hat sich die seitherige ruhige Geschäftslage unverändert erhaiten; hoffentlih wird in Kurzem auch der amerikanishe Bedarf fich steigern, da von England bereits lebhafte amerifanisde Nacfrage in hohmanganhaltizem Spiegeleisen gemeldet wird. In Puddelroheisen i\stt eine wesentliche Aenderung niht zu verzeichnen, doch sind die Preise, namentlih im Siegerlande, in leßter Zeit in Folge regerer Nachfrage fester geworden, Abschlüsse sind uns, bis ins 4, Quartal hineinreihend, bekannt ge- worden. In unseren Distrikten wird der Verbandspreis, wenn auch nicht so mühelos wie vor einigen Monaten, behauptet. Bessemer- eisen ist in leßter Zeit immer mehr vernachlässigt, hauptsählih zu Gunsten voa Thomateisen, worin die Bezüge zwar in letzter Zeit ctwas weniger lebhaft als früher, jetoh verhältnißmäßig gut waren. Gießereiroheisen ist im Ganzen und Großen unverändert geblieben, Die Produktion dieser Sorte hat sich im Verlauf der leßten Monate noch gesteigert und hat die Mehrproduktion glatten Absaß gefunden. In Stabeisen hat sh die Marktlage wenig geändert. Von Seiten der Stabeisenproduzenten wird noch immerfort betont, daß die gegen- wärtigea Preise im Verhältniß zum Nohmaterial zu niedrig seien und daß dur die hohen Robeisenpreise das Ausfuhrgeschäft fast ganz un- möglich gemaht werde, Die augenblicklihe Nachfrage vom Inlande ist eine ziemlich gute, Die ausländishe Nachfrage wird dagegen nur vereinzelt als befriedigend bezeichnet. Ser lebhaft sind die Fagçoneiser.walzwerke beschäftigt; die Aufträge gehen in befriedigender Weise, wenn auch ctwas langsamer als bisher, cin. Die Grobblehwalzwerke sind andauernd lebhaft beshäf- tigt. Das Feinblechgeschäft läßt zwar augenblicklih noch zu wünschen übrig, voh zeigt: ih in der leßten Woche bereits der Ein- fluß des mit dem 1. September ins Leben gerufenen Syndikats. Das Walzdrahtgeschäft ist zwar an sih betrahtet noG immer ein s{leppendes, doch hat es si in leßter Zeit etwas gehoben und sowohl der inländishe wie ausländishe Verkehr sind ziemli stetig gevlieben, In Drahtstiften scheint das Geschäft in letzter Zeit ih wieder etwas belebt zu haben. Die Maschinenfabriken und Etsengießereien sind anhaltend befriedigend beschäftigt, dasfelbe

ilt von der Lage der Eisenbahnwagenfabriken. Durch die fortwährend

ohen Kupferpreise, welhe jeßt noch im Steigen sind, arbeiten die Gelbgicßereien fast ohne Nutzen, da für die fertige Waare kein Preisauf\@lag gewährt wird. Aufträge sind genügend vorhanden, aber nur zu äußerst niedrigen Preisen zu erhalten.

London, 5. September. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen- ladung angeboten.

_ New-York, 24. August. (New-York. Hdl3,-Ztg.) Das legi- time Geschäft ift diese Woche niht allein befriedigend verlaufen, sondern hat sogar hier und da eine lange rniht dageweïcne Regsam- keit entwidkelt. Anhaltend günstige Ernte-Aussihten für Mais und Baumwolle, verbunden mit einem mehr und mehr die Oberhand gewinnenden Gefühl der Zuversicht bei Fabrikanten, trugen das Jhrige dazu bei, die günstige Strömung zu erhalten. Die Nachrichten aus den großen Julands - Centren sprehen zwar von kzinem ani- mirten, aber durchaus regulärem Geschäft; nur in der Kohlenindustrie giebt sh eine ganz bedeutende Lo-bhaftigkeit kund. Zum ersten Male seit aht Jahren verkaufen die Lcderhändler uit zu weichenden Preisen und, Alles in Allem genommen, werden wir mit der L das Herbstgesbäft werde gut ausfallen, Recht behalten. Am Waaren- und Produktenmarkt hatte si, obwohl das eigentliche Geschäfr keine große Zunahme aufweist, eine recht günstige Stimmung kundgegeben. In erster Reihe sprachen dabei die guten Exportaussihten für Cerealien in Folge der s{chlechten Ernte in Europa mit, aber auch sonst {eint die Lage fast sämmilicher Artikel eine recht gesunde zu sein. ie Einzelheiten betreffend, so wurde von Brod- stoffen Weizen ‘überaus lebhaft gehandelt und erfuhr während der Woche cinen Avanz von 4 C. per Bushel, ebenso war Weizen-