1888 / 232 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Sep 1888 18:00:01 GMT) scan diff

endigten Heilverfahren“ an Stelle der im §. 5 a. a. O. vor- geschriebenen Leistungen freie Kur und Verpflegung in einem Krankenhause zu ans. Nun ist die Verlegung des Klägers im November 1885 erfolgt, und im September 1887 soll nah Ansicht der Beklagten das „Heilverfahren“ noch nicht beendigt gewesen sein. Der Jnhalt der Akten giebt aber für diese Auffassung keinen Anhalt. Der behandelnde Arzt Dr. K. e in seinem, dem Bescheide vom 16. September 1887 wesent- ih mit zu Grunde liegenden Gutachten vom 28. August 1887 si folgendermaßen geäußert : „Bei dem linksseitigen Vorder- armbruch waren seiner Zeit durch Zwischenlagerung von Muskelgewebe die gebrohenen Enden des Radius niht an einander geheilt und sind dieselben auch heute noch an einander verschiebbar. Die Ulna is} fest geheilt. Die Mus- kfulatur des Vorderarmes i} im legten Jahr wieder kräftig geworden. Die Gebrauchsfähigkeit des Armes bleibt aber wegen des nicht fest geheilten Radius eine mangelhafte. Nach meinem Dafürhalten läßt sih der Radius noch operativ wieder vereinigen und habe ich diesen Eingriff bereits früher empfohlen. Alsdann wäre die Wiedererlangung der vollkommenen Funktionsfähigkeit zu erwarten. Jch \éla e zur Vornahme der Operation die Ueberweisung in das sädtische Kranken- haus zu D. vor“. Nach diesem Gutachten muß das Heil- verfahren als zur Zeit des Erlasses des angegriffenen Bescheides, wenngleih mit einem unerwünschten Erfolge, abgeschlossen an- gesehen werden. Somit fehlte es aber an der für die An- wendbarkeit des 8. 7 des E erforder- lihen Voraussezung der Fortdauer des Heilversahrens und der Bescheid kann als nach §8. 7 des Unfallversicherungsgeseßes zulässig niht erachtet werden. Der Bescheid ist aber auch nicht etwa aus dem Gesichtspunkte des 8. 65 a. a. D. haltbar. Allerdings würde der §. 65 dann zur Anwendung haben gelangen können, wenn nah äußerem Abschluß dex Heilung demnächst etwa Knochensplitter sich aus dem Arme herausgelöst hätten, oder der Arm wieder aufgebrohen wäre; alsdann würde eventuell wegen wesentlicher Veränderung der bis- herigen Verhältnisse ein neues Heilverfahren haben ein- geleitet werden können. Hier liegt jedoch einer dieser Fälle oder ein ihnen gleihwerthiger nicht vor; es hat vielmehr, wie sich aus dem oben mitgetheilten Gut- achten vom 28. August 1887 ergiebt, der fest geheilte Arm wieder zerbrochen werden sollen. Dessen durfte sich der Kläger weigern. Denn wenn auch von den Verleßten beansprucht werden fann, daß sie die Durhführung des Heilverfahrens niht durch Widerspenstigkeit gegenüber offenkundia ungefähr- lihen Maßnahmen vereiteln, daß sie sih z. B. die erforder- lihen Verbände anlegen lassen, die verordnete M ein- nehmen, sih einer gebotenen Massage unterwerfen („Amtliche Nachrichten des R.-V.-A.“ 1888 Seite 196 Ziffer 500), so sind sie doch nicht verpflichtet, gegen ihren Willen das Brechen eines Armes und ähnliche Operationen zu dulden. Ein derartiger Eingriff in den Bestand und die Unversehrtheit des Körpers ist nur auf Grund der A G des Verleßten zulässig; auch sonst würde es ein Arzt ablehnen, einen solchen Eingri ohne Einwilligung des Betreffenden eventuell des Gewalt- habers desselben (Eltern u. \. w.) vorzunehmen. Es ist nicht zu verkennen, daß der Kläger verständig gehandelt hätte, wenn er die Operation hätte vornehmen lassen; seine Weigerung rührt wohl zum Theile von dem in Folge der inzwischen ge- machten Erfahrung (ungünstige Heilung u. \. w.) bei ihm entstandenen Mißtrauen her. Wenngleich das leßtere hiernach begreiflih ist, so giebt es dem Kläger doch nicht das Recht, für den Fall der Vornahme der Operation eine Sicherheits- Teistung (Kaution) Seitens der Beklagten beziehungsweise der Sektion wegen etwaiger nachtheiliger Folgen zu verlangen. Denn es würde ihm im Falle einer durh die Operation ver- ursahten Vershlimmerung (und selbs für den Fall des Todes seinen Angehörigen) ohnedies der 8. 65 des Unfallversiche- rungsgeseßes zur Seite stehen. Würde z. B. die vor der be- absihtigten Dperation etwa vorhanden gewesene Minderung der R 50 Proz. betragen haben, dieselbe jedoch in Folge der Operation auf 75 Proz. gestiegen sein, so würde eine diesen wesentlich veränderten Verhältnissen entsprechende Erhöhung der Rente haben erfolgen müssen. Aus den vor- stehenden Gründen hat die Sektion dem Kläger seine Rente nah Maßgabe des Urtheilstenors weiter zu gewähren, bis etwa anderweit ein Fall der Anwendung des §8. 65 a. a. O. sich ergiebt. Für die Fei der Unterbringung des Klägers im Krankenhause hat die Beklagte selbstverständlih auch die Kosten des zu Unrecht von ihr angeordneten Heilverfahrens zu tragen; andererseits 1st sie berehtigt, falls der Kläger Angehörige hat, die diesen etwa gewährte Rente auf die ihm zustehende Rente in Anrehnung W. buvigen (zu vergleichen „Amtliche Nachrichten des R.-V.-A. 1 Seite 198 Ziffer 505). Sollte der Kläger, welcher nah seiner obenerwähnten Eingabe vom 6. Mai 1888 sich an diesem Tage noch im städtischen Krankenhause zu D. befand, auch gegenwärtig noch nicht entlassen sein, so wird der Sektions- vorstand zu erwägen haben, ob nicht eine Beendigung der bei unveränderter Fortdauer der ießigen Verhältnisse zwecklosen Krankenhausbehandlung geboten erscheint. Der vorliegende Fall beweist übrigens eindringlih, wie wichtig es sein kann, daß die Berufsgenossenschaften hon in den ersten dreizehn Wochen nah Eintritt des Unfalls einen wirksamen fördernden Einfluß auf die Gestaltung des Heilverfahrens zu gewinnen bestrebt sind. Die dadur den Berufsgenossenschaften erwach- senden besonderen Kosten können gegenüber den mit einem folchen A für die Verleßten wie für die Berufs- enossenshasten verbundenen Vortheilen niht ins Gewicht allen. (Zu pergleis n das diesseitige Rundschreiben vom 18. März 1887 R.-V.-A. T 5288 —).

Der Königlich großbritannische Botschafter am Meligen Allerhöchsten Hofe, Sir Edward. Malet, ist vom Urlaub e Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der General der A Freiherr von Loën, General-Adjutant St. Majestät des Kaisers und Königs, hat sich nah Bad Ems begeben.

Der Jnspecteur der Kriegs\hulen, General: Lieutenant von Mischke, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, hat eine Dienstreise zur Besichtigung der Kriegs- schule in Hannover angetreten.

,_— Der Direktor der Kriegs-Akademié, General-Lieutenant von Lattre, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Marquardt in Genthin, Herzfeld in Salzwedel, Dr. ohden und Dr. Kehr in Halberstadt, Dr. Simon und Dr. von

- Perstein in Köln, Dr, Gr.eser in Bonn, Dr. Holt in Barmen,

Dr. Linkenheld in Barmen; in Berlin: Dr. Maaß, Dr. Reinah, Dr. Vorfter, Dr. Lazarus, Dr. Laehr, Dr. Meyer, Dr. Nathan, Spandow, Weinstock, Dr. Carow, Dr. Klein und

Dr, Cohn.

Messen, Darmstadt, 10. September. (Darmst. Ztg.) Der Großherzog ist gestern Nachmittag, in Begleitung des Flügel-Adjutanten Obersten Wernher, in Hamm eingetroffen und am Bahnhofe von dem General-Adjutanten General- Lieutenant von Westerweller, dem eneralstabsoffizier der 3. Armee - Jnspektion, Major von Perbandt, und dem Kantonnements- Kommandanten Major Bender vom Niederrheinishen Füsilier-:Regiment Nr. 39 empfangen worden. Heute früh hat sich Se. Königliche Hoheit zu den Manövern der 14. Division begeben, welche südwestlich von Hamm, wischen Pelkum und Kamen, stattfinden. Am 12. d. M. frü wird der Großherzog wieder in Darmstadt ein- treffen und sich am 13. nach Mainz begeben, um von dort aus an den Manövern der Großherzoglichen (25.) Di- vision Theil zu nehmen. Am 16. wird sich Se. Königliche Hoheit nah Mariahütte bei St. Wendel in der Rhein- provinz begeben, und am 17., 18. und 19. d. M. die Manöver der 16. Division besichtigen.

Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 10. September. (Th. D Bei den leyten Landtagswahlen war es den Sozialdemokraten in Apolda gelungen, in Folge der geringen Betheiligung der Wähler an den Wahlmännerwahlen einen Gesinnungsgenossen in den Landtag zu senden. Bei der neulich Pa geaen diesmaligen Wahl der Wahl- männer sind sie jedoch gänzlih geschlagen wor- den. Die Wahlbetheiligung war eine stärkere als früher, keineswegs aber eine sehr starke: es wählten ca. 500. Gleihwohl haben die Sozialdemokraten nur in 9 von 45 Wahlbezirken ihre Kandidaten durhgebraht. Es ist also, wenn sih auch noch nit ermessen läßt, welcher politischen Partei der Abgeordnete angehören wird, mit Bestimmtheit zu sagen, daß die Sozialdemokratie dieses Mandat zum Landtage verlieren wird.

Sachsen - Coburg - Gotha. Gotha, 10. September. (Goth. Ztg.) Der Herzog ist gestern früh von Oberhof wieder in Coburg eingetroffen und hat auf Schloß Kallen - berg L C genommen. Jn der Nacht vorher kehrte auch die Herzogin von Edinburg von München nah Coburg zurü,

Bremen. Bremerhaven, 11. September. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser traf heute Naht um 11/5 Uhr vor der Lloydhalle ein und wurde von dem Direktor des Norddeutshen Lloyd, Lohmann, empfangen. Se. Majestät durchschritt sodann die festlich geschmüdckte Lloydhalle und begab Sich sofort in das von der Kaiserlihen Yacht „Hohen- zollern“ abgesandte Ruderboot, welhes Se. Majestät an Bord derselben brachte. Das zahlreih versammelte Publikum begrüßte den Kaiser mit enthusiastishem Jubel. |

11. September. (W. T. B.) Die Kaiserliche Yacht „Hohenzollern“ ist heute srüh um 41/5 Uhr von der Rhede abgedampft und um 61/4 Uhr zwischen Rothesand- Leuchtthurm und Hohenweg vor Anker gegangen.

Mere REIoEn Wien, 10. September. (W. T. B.) Der Prinz von Wales erhielt heute Vormittag 11 Uhr den Besuch des Ka1sers und Mittags 121// Uhr denjenigen des Kronprinzen und begab sich kurz darauf in der Obersten- Uniform - des ihm verliehenen österreihishen Husaren-Regi- ments, zu welcher er das Großkreuz des Stefans-Ordens trug, nach der Hofburg, um dem Kaiser für die Verleihung des Regi- ments zu danken. Später machte der Prinz dem Kronprinzen seinen Gegenbesuch. Um 2 Uhr nahm der Prinz das Dejeuner bei dem englischen Botschafter Paget ein, und um 4 Uhr stattete er dem Minister Grafen Kälnoky im Auswärtigen Amt einen längeren Besuch ab. Morgen Abend 81/2 Uhr wird sich der Prinz mit dem Kaiser zu den Manövern bei Bellovar und von da aus nah Gödöllö begeben.

Meran, 10. September. (W. T. B.) Die Groß- herzogin von Sachsen-Weimar is zum Kurgebrauh hier eingetroffen.

Frankreih. Paris, 10. September. (W. T. B.) Der Präsident Carnot hat heute Vormittag Fontainebleau verlassen, um sich nach Caën und Cherbourg zu begeben. Der Conseil-Präsident Floquet loß sih dem Präsidenten auf dem Bahnhofe Noisy le Sec bei Paris an. Um 12 Uhr 20 Minuten trafen Carnot und Floquet in Evreux ein.

11. September. (W. T. B.) Der Präsident Carnot wurde bei seiner Ankunft in Caën auf das Leb- hafteste begrüßt, ebenso auf allen Stationen, wo der Zug anhielt. Einige vereinzelte Rufe: „Es lebe Boulanger!“ wurden unter den Beifallsrufen der Menge kaum vér- nehmbar. Abends fand in Caën ein Banket statt, bei welchem der Präsident auf den vom Maire ausgebrachhten Toast antwortete : das Vertrauen der Bevölkerung werde nicht getäuscht werden ; die Freiheiten der Republik seien nicht be- droht, und wenn dieses einmal der Fall sein sollte, so könne die Bevölkerung gewiß sein, daß die Regierung der Republik dieselben zu vertheidigen wissen werde.

Ftalien. Turin, 10. September. (W. T. B.) Der König, die Königin und der Kronprinz von Por- tugal, sowie der König, die Königin und der Kron- prinz von Ftalien sind mit sämmtlichen italienischen Ministern heute Nachmittag hier eingetroffen, um der Ver- mählung des Herzogs von Aosta mit der Prin- zessin Maria Lätitia Bonaparte beizuwohnen.

Bulgarien. Sofia, 10. September. (W. T. B.) Die Regierung hat die heilige Synode, die seit 2 Jahren nicht versammelt war, zu einer Sißgung einberufen. Die Verhandlungen der Synode nehmen am 13. d. ihren Anfang. rinz Ferdinand wird sich demnähst nah Ba- sard\chik und darauf zur Theilnahme an Truppen- übungen nah Jchtiman begeben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 8. Sep- tember. Der Herzog von Westgothland ist bei den gestern begonnenen Felddienstübungen in der Gegend von Upsala mit dem Pferde gestürzt und hat hierbei eine bedeutende Kontusion des reten Fußes erlitten. Da die weitere Theilnahme des Prinzen an den militärischen Uebungen unmöglich ist, so ist derselbe gestern nah der Hauptstadt zurückgekehrt. Die Königin wird am 15. d. aus Norwegen hier

wieder eintreffen. Der Kronprinz wird erst am 1. Oftober von Schloß Tullgarn hierher zurück- kehren, während die Kronprinzessin mit den Herzögen von Schonen und Südermanland, im Fall das Wetter günstig bleibt, noch längere Zeit auf Tullgarn zu verweilen gedenkt.

Dänemark. Kopenhagen, 9. September. Die heutige „National-Tidende“ schreibt: :

Dank den energischen Bestrebungen der Regierung auf dem Ge- biet des Vertkeidigungêwesens ist Kopenhagen jeyt wieder sowohl von der Land- wie von der Seeseite mit Festungswerken um-

eben. . . Kopenhagens Befestigung ist also, sobald die Westfront ertig ist, eine unumstößlihe Thatjahe; aber troß aller von der Kriegs- verwaltung in den leßten Jahren ertwickelten Energie sind wir noh weit entfernt von dem s{lißlichen Ziel: der vollständigen Befestigung Kopenhagens in Uebereinstimmung mit der dem Folkething zuleßt ge- machten Vorlage. Was bisher ausgesührt cder in der Ausführung begriffen ift, ist bekannt; diese Werke und die übrigen Arbeiten sollen die Stadt gegen einen Ueberrumpelungsversuch und gegen ein Bombardement sichern, während sie auch das Heer in den Stand seßen werden, im nöthigen Fall eine reihe und ehrenvolle Vertbeidigung zu leisten, so daß man unter gewöhn- lihen Verhältnissen hoffen darf, daß ein Feind in neun von zehn Fällen si eines Angriffs auf unsere Hauptstadt von der Land- seite enthalten wird. Wohl sind diese Anlagen niht darauf ein- gerihtet, eine lange Belagerung aushalten zu können, und follen wir also eine kräftige Vertheidigung während längerer Zeit führen und unsere Unabhängigkeit s\o theuer als möglich verkaufen können, dann muß die jeßige Befestigung mit den Anlagen supplirt werten, die sich in dem vollständigen Plan angegeben finden. .… . . Ein zweites Moment muß außerdem noch in Betracht gezogen werden. Haben wir cine überlegene Seemat als Gegner (und dieser Fall ist ja der wahrsceinlichste), so wird sie, um ihr Ziel, die Eroverung Kopenhagens, zu erreihen, nit nur einen Angriff gegen dessen Landbefestigung führen können, sondern si viel eher aufgefordert fühlen, den Stoß gegen die Seebefestigung zu

rihten. Ein solhes Unternehmen erfordert bei Weitem nicht so große Vorbereitungen wie die Ausrüstung eines reanos, corps, eines Belagerungsparks und der zu ihrer Ueberfahrt

nothwendigen Tranéèportflotte. Gegenwärtig bedarf es ebenso vieler Stunden wie früher Tage, um eine Panzerflotte segelfertig zu machen ; sie verfügt Über fräftige Kanonen, deren Geschosse eine große Spreng: wirkung haben, sie führt ferner viele leihtere Kanonen, die eine be- deutende Wirkung gegen lebende Ziele haben, und \{ließlich eine große Anzahl shnellfeuernder Kanonen und Miirailleusen, gegen deren Feuer die Bedienungsmannschaft der offenen Küstenbatterien \{chwierig Deckung findet. Fügt man noch) hinzu, daß eine Panzerflotte von einer großen Anzahl von Torpedobooten und kleineren Schiffen begleitet sein wird, die oft eine bedeutende Wirkung erreihen, so wird nit geleugnet werden können, daß die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs auf die Seefront Kopenhagens in demselben Verbältniß zunimmt, als die Landbefestigung an Stärke gewinnt. .… . . Es muß deshalb das Gleichgewicht in der Verstärkung der beiden Fronten hergestellt werden. Die fernere Verstärkung der Seebefestigung muß gegenwärtig obenan auf der Tagesorduung stehen. Wir wollen damit nicht be- haupten, daß die Secebefestigung in der leßten Zeit vernawlässigt ist. Die Regierung hat niemals vergessen, welhe innige Verbindung zwischen den beiden Fronten Kopenhagens besteht. Untersuht man, was während der Jahre 1878—88 zur Verbesserung der Seebefestigung Kopenhagens in den Finanzgeseßen aufgeführt war, so wird man finden, daß diese Summe sih auf ca. 7 600 000 Kronen beläuft. Hierfür sind angeshafft: 6 35,5 cm, 4 30,5 cm, 11 15 cm, 12 17 ecm. Krupp'1che Hinterladungs-Stahlgeshüße, eine Küftenhaubiße und cine niht geringe Anzahl von Hotcits - Kanonen; ferner wurden gebaut die beiden Seebatterien , Charlottenlund und „Kastrup“, auf verschiedene Weise verstärkt wurden die Seeforts „Dreikronen*, „Lynetten“, „Mellemfortel“ und „Pröve- stenen*, so daß sie den Witkungen der neueren Geschüße besser widerstehen können; es sind elektrische Leuhtmaschinen, zweckmäßige Entfernungsmesser, Seeminen u. \. w, angeschafft worden ; kurz gesagt, man hat auf beste Weise versucht, die Vertheidigung der 1} Meile langen Linie von Charlottenlund bis Kastrup zu verstärken.“ Dies Alles werde aber von den Sachverständigen noch nit für genügend erachtet, und deshalb fordert die „Nat. Tid.“ dringend den Bau eines Seeforts auf dem Mittelgrunde, der {on im Jahre 1858 projektirt worden sei. „Vie Naturverbältniffe bei Kopenhagen,“ {ließt das Blatt, „sind nit günstig, um mit geringen Mitteln ein Bombardement der Stadt aus weiter Entfernung verhindern zu können,“ werde aber das Man- N noch ausgeführt, „dann wird ein Angriff auf die See- efestigung Kopenhagens eine feindliche Flotte so großen Gefahren aus- seßen, daß ein solcher Angriff kaum versucht werden dürfte“.

In Gegenwart der ganzen Königlichen Familie, sämmtlicher Minister, des diplomatischen Corps u. }. w. fand gestern der Stapellauf der auf der Marinewerft erbauten neuen Kreuzerkorvette „Valkyrien“ statt. Die Armirung soll aus 2 Stü 8“, 6 Stück 6“, 4 Stück 57 mm \hnellfeuernden Kanonen, 8 Revolverkanonen und 2 Mitrail- leusen bestehen. Außerdem erhält das Schiff 5 Röhren für selbstbewegliche Torpedos. Die Besaßung wird 300 Mann betragen. Die Maschinen indiciren 5000 Pferdekraft.

Asien. Afghanistan. (W. T. B.) Dem „Reuter'schen Bureau“ wird aus Teheran, unter dem 10. September emeldet: Ein englisher Agent in Mesched berichtet daß Pshak-Khan gegen Kabul vorrüde, und daß der mir von Kabul sehr krank sei.

HZeitungsfstimmen.

Die „Kölnische Zeitung“ schreibt:

Von allen Parteien zuerst ift die konservative mit einem Wahl- aufruf an die Oeffenilichkeit getreten. Wenn man erwägt, daß die kon- servative Partei in ihrem Innern soeben erst eine niht ganz un- bedeutente Krisis durhgemacht hat, die durch das unzeitgemäße

Ungestüm einiger „Führer“ heraufbeschworen worden war, so muß man dem Wahlaufruf die Gerechtigkeit widerfahren lassen, anzuerkennen, daß er nicht nur Alles vermeidet, was

einem freundschaftlihen Verhältnisse zu den Nationalliberalen Schwie- rigkeiten bereiten könnte, sondern au positiv dies freundschaftliche Verhältniß als willfommen erkennen läßt und gegen diejenige For- derung sih mit voller Bestimmtheit ausspriht, deren Unterstüßung dem „Kartell“ in Preußen den Boten genommen haben würde: gegen den Windthorst'shen Schulantrag. Die übrigen Punkte des Aufrufs fordern die Steuerreform im bekannten konservativen Sinne, eine staatliche Ausstattung der evangelishen Kirhe mit Geldmitteln und die konfessionelle Volksschule; dagegen wird der Erlaß einer Landgemeindeordnung für den preußishen Gesammtstaat nit für ge- botcn erklärt. Da von den Forderungen des Antrags von Hammer- stein nur die cine, die Dotation der evangelischen Kirche, in das konservative Programm aufgenommen ift, so folgt bei unge- zwungener Auslegung, pa die übrigen, die Reform der Landeskirche betreffenden Hammeestein’|chen Forderungen nicht zum offiziellen kon- servativen Programm gehören. Dabei kann es bestehen bleiben, daß ein Theil der Konservativen den ganzen Hammerstein’shen Antrag wird durchzusetzen suhen. Daß nah der Ablehnung des Windt- horst'shen Schulantrags ohne jeden Vorbehalt die konservative Partei au jeden ähnlichen, wenn au in einigen Nebenpunkten abgeschwächten Antrag gerade so wie den Windthorst'sben von vorn herein ablehnen wolle und werde, kann gar nit zweifelhaft sein. Hier \{eint uns jedes Mißtrauen ungeté@tfertict zu sein.

Friedens behütet.

An einer anderen Stelle der heißt es: Der Wahlaufruf der konservativen Partei legt es nicht nur den

„Kölnischen Zeitung“

\chrof gegnerischen, sondern noch mehr den nur in gewissen Ri tungen von derselben abweichenden, in andern für die "So ieRa unseres Staatslebens wesentlihen Beziehungen aber mit ihr übereinstimmenden Parteien nahe, die politishen Gedanken zu erwägen, welche ihnen für die bevorstehenden bedeutungs- vollen Wablen zum preußischen Landtage maßgebend er- scheinen müssen; fällt doch die Entscheidung, vor die sih das preußishe Volk geftellt sieht, um so \{chwerer ins Gewicht, als sie für den verlängerten Zeitraum von fünf Jahren gegeben werden 0: A Jove principium fönnen wir mit dem römischen Dichter agen. Das Ende der verflossenen Legislaturperiode war durch einen ungeahnten Wechsel in der obersten Leitung unseres preußischen Staates und des Deutschen Reis gekennzeichnet. Wohl in keinem andern Lande wäre die Folge trauriger Ereignisse, wie wir sie binnen wenigen Monaten erlebt haben, in gleichem Maße ohne jede andere innere Erschütterung als die des \{chmerzlich bewegten Volks- gemütbs vorübergegangen. Wenn je die konstitutionelle Monarchie eine Feuerprobe bestanden hat nit nur zur Bestärkung unseres eigenen Urtheils, deren wir freilih kaum noch bedurften, fondern au zur Belehrung für andere Völker, so is dieselbe in der jüngsten Ge- \chichte Deutschlands und Preußens geboten worden. Mit um so zurersihtlicherer Hoffnung für den äußeren und inneren Frieden unseres Vaterlandes dürfen wir der Zukunft entgegensehen. Dieses Vertrauen darf uns jedoch nit davon ablenken, die Ziele ins Auge zu faffen, welhe der zuglei freiheitliebende wie vaterländi)ch gesirnte Staatsbürger zu verfolgen hat: den korstitutionellen Aufbau unseres Staatëwesens zu erbalten, eine geordnete Verwalturg und sparsame Finanzgebarung unter der verfassungsmäßigen Theilnahme des Volkes zu befesligen und auszugestalten, die im Verbältniß zu ihren Mitteln überbürdeten Klassen der Bevölkerung in Stadt und Land dur eine angemessenere Vertheilung der Steuerlast zu. erleih- tern, die von der fortschreitenden Bildung unzertrennlihen For- derungen der Freiheit wissenshaftlicher E und der Gleich- berechtigung der religiösen Bekenntnisse zu erfüllen, dagegen hierarchische Gelüste mögen sie von der einen oder von der anderen Seite auf dem Gebiet der Kirhe und der Schule mit dem An- \spruch auf Verwirklichung sich kundgeben nachhaltig zu bekämpfen. Das sind unabweislihe Aufgaben, die einer sowohl nationalen wie liberalen Partei nothwendig erwasen oder verbleiben. Zum Theil haben diese Aufgaben eine Förderung erfahren durch die kircen- politische Geseßgebung der leßten Jahre, die einem augens&einlih immer zunehmenden Theile unserer katholishen Mitbürger den An- \{luß an eine mit selbständigen Gedanken ausgerüstete und selbständige Ziele verfolgende Reformpartei, wie es die nationalliberale ist und bleiben wird, wesentli erleichtert hat.

Die „Hallische Zeitung“ veröffentliht unter der Ueberschrift : „Die deutsche Jugend in freisinniger Beleuchtung“, den folgenden Artikel aus der Feder K. von Gens:

Die „Saale- Zeitung“ giebt in einer ihrer lezten Nummern einen Artikel der „Nation“ über die falshen Ehrbegriffe der beutigen Jugend wieder, und mat dadur eine Anschauung zu der ihrigen, welcher nicht \{charf genug entgegengetreten werden kann. Danach bietet unsere Jugend urd im Besonderen die akademishe Jugend ein überaus trauriges Bild. Nur „AeußerliSkeiten sind es, die jeßt den Werth und die Stellung des akademishen Jünglings bestimmen, der innere Werth, Charakter, Fleiß, Be- gabung, Kenntnisse spielen daneben eine beschränkte Rolle“. „Den Renommirhund an der Leine führend, Rüsichtslosigkeiten gegen «Untergeordnete“ zur Schau tragend, nah oben hin und gegen „Höker- stehende“ servil, gegen Nichtdeutshe hochmüthig und berausfordernd, gegen politishe Gegner mit Wonne einen rohen Ton anschlagend, so find heutzutage nur zu viele Jünglinge auf unseren Universitäten zu finden.“ Falsche Ehrbegriffe, leere Titelsnucht, elendes Streberthum, Eitelkeit und Hang zu Aeußerlihkeiten erfüllen die Seele des Jünglings, er verspottet die Freiheit, guckt nach dem Räuspern und Spucken großer Männer, fein Ideal is der Reserve- offizier, seine Wonne sind die Standesuntershiede. Nach der Dar- ftellung der „Nation“ bildet die deutshe akademisbe Jugend zwei konzentrishe Kreise. In dem kleinen inneren Kreise steht cine Anzahl junger Männer, die den Rang und die Mittel haben, dur prahle- rishes Gethue die erste Rolle zu spielen; den großen Kreis füllt die Masse der Dummen, die in stupider Bewunderung zu jenen wenigen aufsehen und die Folie bilden, von welcher erstere sich um so glanz- voller abheben. Kurz, wir haben es mit unserer Jugend als einer ganz degenerirten Rafse zu thun, welche die s{limmsten Befürchtungen für die Zukunft erweckt.

Go1t weiß, wer der Verfasser des Shmähartikels ist, aber der deutshen Jugend muß er recht wenig ins Herz gesehen haben, sonst würde er den Muth zu so \{chmähliher Verleumdung nicht haben fassen können. Wohl ift es nit zu leugnen, daß das Leben der aka- demiscen Jugend seit 20 Jahren ein äußerlich ansprucht volleres ge- worden ist ; hat man doch son von verschiedenen Seiten auf größere Einfachheit hinzuwirken gesuht. Dieser Vorwurf trifft aber doch nit allein die Jugend; bei uns Allen für alle Gesellschaftskreise baben si die Verbältnisse geändert, überall sind die Ansyrüche an Lebensgenüsse größere geworden. Der Keim der Verschwen- dungssuht der Jugend liegt in den Familien, in dem Auf-

wand des Hauses und des unterhaltenen gesellschaftlichen Lebens. Wenn hieraus aber der Pampbhletist der „Nation“ Veranlassung nimmt, die Jugend als sittlich in der Kor-

ruption beariffen darzustellen, so beweist dies, daß er nur etwas von den g p io des jetzigen akademischen Lebens aus der Ferne esehen hat. Er möge nur hingehen auf die Universitäten, er möge 1h mit den jungeu preußishen Beamten, sie seien, was sie wollen, bekannt machen, und er wird finden, doß einzig diejenigen ih die Mißachtung oder den Spott der anderen zuziehen, die zu untüchtig oder unfäbig sind, ihre fliht zu_ erfüllen, oder die sie nit erfüllen wollen. Aus dem leictherzigen Studenten wird unter der bewährten preußischen Zucht der pflihttreue Beamte; und noch gilt die Pflicht- erfüllung bei uns als das Höchste, und niht Vershwendung und Streberthum. Aber es sind in der leßten Zeit öfters solche Ausfälle auf die deutshe Jugend in freisinnigen Blättern vorgekommen, welche die rage nahe legen, ob hier nicht noch andere Motive im Spiele sind. ie Frage ist leiht genug zu beantworten. Dem Freisinn ist mit Sthrecken klar geworden, daß die deutshe Jugend in ihrer Mehrheit nihts von ihm wissen will. Was foll denn aus dem Freisinn werden, wenn diese Jugend berangewachsen ist? Und ift es niht natürlich, daß si die warmblütige und dankbare Jugend von der pietätlosen Heuwelei des Freisinns mit Ekel abwendet? Wenn der Jüngling die Sule verläßt und ins Leben tritt, ist seine Seele voll von Begeiste- rung sür die hervorragenden Männer des Alterthums, deren Thaten er bewundert, für deren Eeist sein Pert \chlägt. Nun sieht er sich um Und findet, daß in dem Zeitalter Wilhelm's des Siegreichen Männer Tebten und noch leben, die hinter jenen Helden der Griechen und Römer, deren Idealgestalten vor seinen Augen \{chweben, in nichts zurüstrhen, und daß ste Deutsche sind, Deutsche wie er selbst. Da ans ein Hochgefühl, Stolz und Selbstbewußtsein in seine Seele, er reut sih zu leben, freut ch des Vaterlandes und der gewaltigen Führer der Zeit, In der Schule war die Geschichte Deutschlands vor ihm entrollt worden, er hatte gelernt, wie oft die zerspaltenen Volks\tämme, unter sich uneins, ein trauriger Spielball vor dem Uebermuth des Auslandes waren. Und nun! Er sieht auf einmal, wie die ganze Volkskraft in einer gewaltigen Hand vereinigt ift, wie dies oft getretene Reih in seiner Machtsülle allen anderen Staaten vorangeht und als ein gewaltiger Diener Gottes das Kleinod des

Und von hier aus wendet \ich sein Blick auf {ene Fläglihen Parteigänger, die den traurigen Muth besaßen und besitzen, überall

der Maske, Volkêrehte zu wahren, nur für ihre Zwerggestalt na

einem Podium fuchen. Er kann die Ritter der Negation, die gas Quirxotes unserer Tage nit verstehen und folgt freudig und obne Mißtrauen den S feines Königs, in der Gewißheit, unter ihnen für das wahre Wobl des Vaterlandes zu streiten in ehrenhafter Pflichterfülung. Die Sterilität der Parteigänger des Freisinns ist ja, Gott sei Dank, so offenbar, daß fie au das ungetrübte uge des Jünglings leiht erkennt. Bei allen Parteien, au) bei der Sozialdemokratie und dem Centrum, sieht er doch wenigstens einen Zweck und ein Ztel: die Ziele des Freisinns sind, wenn er die Herren niht lediglich als verkappte Republikaner betraten will, ihm unverständlih. Er sieht ibn an wie eine Krankheit. die an der Festigkeit des gesunden Staatskörpers zehrt. Extreme Parteien werden si stets bekämpfen, ja sie können fich bassen, die freisinnige Partei ist die einzige, welche es verstanden hat, sih neben dem Haß auch einen guten Theil Verachtung zuzuzieben. Im Uebrigen kommen wir auf den Anfang der Betrachtung zurück: die deutshe Jugend will nihts von dem Freisinn wissen, sie giebt ibn auf, was will er noch!

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 36. Inhalt : Amtliches : Perfonal-Nachrichten. Nictamtlibes: Die Grat- weil'shen Bier hallen und der große Festsaal im „Industrie-Gebäude“ in Berlin. Inventarisation der geschi{chtlihen Kunstdenkmäler in Deutschland. Das Verfahren der „Reinigung in Rube“ für Stadt- jauchen. Einrichtungegegenstände neuerer Konstruktion im chemischen Laboratorium der technischen Hohschule in Charlottenburg. Ver- mischtes : Ertheilung von Reiseprämien in Preußen. Marmorarten des Deutschen Reiches. Verhalten von Seilverbindungen für Fabr- stublbetrieb. Kanalisationsarbeiten in Chile. Bütershau. Neue Patente.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Handbuh des öffentlihen Rechts der Gegen- wart. Dritter Band, Erster Halbband, Erste Ab. tbeilung: Das Staatsrecht des Königreichs Bayern. Bearbeitet von Dr. Max Seydel. Freiburg i. B. 1888. gr. 8, S. VIII u. 339. Zweite Abtheilung: Das Staats- recht des Königreihs Württemberg. Bearbeitet von Dr. 2. Gaupp. Freiburg i. B. 1888. gr. 8. S. VIII u. 307. Der vorliegende erste Halbband des dritten Bandes von dem durch Professor Marquardsen in Erlangen unter Mitwirkung namhafter Gelehrten herausgegebenen «Handbuch des öffentlihen Rechts der Gegenwart“, dessen bisherige Bestandtheile nah dem wissenshaft- liden Werth und _zugleich allgemein verständlihen Inhalt im „R.-A.* früher gewürdigt wurden, enthält wiederum zwei tüchtige Arbeiten : über das Staatsrecht der Königreiße Bayern und Württemberg. Die beiden Verfasser, Professcr an der Universität München, Dr. Mar Seydel, und Landgerihts-Rath in Tübingen Dr. Gaupp, haben die staatsrechtlihe Entwikelung Bayerns und Württembergs in präziser und treffender Kürze mit juristischer Schärfe dargestellt. Das umfangreihe Material ist Übersihtlich geordnet und flar dargelegt worden. Anerkennenswerth ist die skcte Bezugnahme auf die Bestimmurgen der deutshen Reits- verfassung. Die neueren literarischen Erscheinungen wurden nit bloß aufgeführt, sondern auch umsichtig verwerthet, Wer noch weiter forshen will, findet in_ der genau angeführten Literatur genügenden Anhalt. Die von Dr. Seydel gelieferte geshihtlihe Einleitung giebt für Bayern bis zur Verfassungéurkunde von 1818 eine kurze, aber

durchaus verständlihe Kunde des jeßt geltenden bayerischen Staatsre{ts, seit dem Begründer des bayerischen Herrscher- bauses, Otto von Wittelsbach, 1180. Das Werk des

Landgerihts-Raths Gaupp über das Staatsrecht des Königreichs Württemberg is zwar eine streng juristishe Arbeit, wird aber auh solche Leser, welche der Rechtswissen]haft fern stehen, anziehen und fesseln. Der Verfasser ist bereits durch seine Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich wohlbekannt, auch Mitglied der Justizkommission des Reichstages. In den ihm dur langjährige Forschungen wohl- bekannten Gegenstand bat er si mit liebevoller Hingebung vertieft und die Haupt- und _Einzelfragen ers{chöpfend erörtert. Die ge\hicht- liche Einleitung gewährt einen lichtvollen übersihtlichen Einblick in die Entwickelung des Staatsrechckts Württembergs. Beide Werke sind mit einem ausführlihen Sahregister versehen.

„Ueber Asthma, sein Wesen und seine Behand- lung“ ist der Titel einer von Dr. W. Brüg elmann in Paderborn verfaßten Schrift, die soeben in Heuser's Verlag (Berlin und Neu- wied) ersien (Pr. 1 Æ 50 4). Der Verfasser legt darin die Re- sultate seiner während einer zehnjährigen Wirksamkeit als Direktor des Inseibades in Paderborn über das Leiden in seinen verschiedenen Formen gesammelten Beobachtungen dar.

Die Frau des Kapitäns. Von Bertha Filhés. Berlin 1888. Verlag von Walther u. Apolant. (Pr. 3 4) Eine spannende, phantasiereihe Erzählung, die sh durch ihre Eigenart au dort Leser gewinnen wird, wo Romanlektüre nur in Ausnahme- fällen und nah reifliher Prüfung Eingang findet.

Die Nr. 37 von „Schorer's Familienblatt“ (Berlin, red. von Dr. Franz Hirs) hat folgenden Inhalt: Das Gift der Miesmuschel. Im Bann der Liebe. Roman von Sara Hubtler. (8. O Aus dem Hamburger Hafen. Von Wilhelm Röseler, Zu dem gleichbnamigen Bilde. Die Quelle von Heine's Asra. Cine literarhistorishe Plauderei von Gustav Karpeles. Robert Schumann's leßte Lebensjahre. Von August Lesimple. Frish drauf. Heitere Bikder aus dem Manöver von Heinrih Buchau. Gib uns unser täglih Brot. Gedicht von Hermann von Bequig- nolles. Zu dem gleichnamigen Bilde. Plauderecke. Beilage. Kunstblätter : Im Hamburger Hafen. Originalzeibnung von E. Weber. Ein Liebesdiens, Nah dem Gemälde von Josef Moroder. Gib uns unser täglich Brot. Von Ph. Sadée.

Land- und Forftwirthschaft.

Die vierte Wanderversammlung der Deutschen Landwirthschafts-Gesell schaft und die dritte von ihr ver- anstaltete allgemeine deutshe landwirthschaftlihe Aus- stellu ns wird im Juni kommenden Jahres zuM agdebur g abgehalten werden. Vorbereitungen für dieselbe sind bereits in mannigfacher Richtung im Gange. Vorauss\ihtkih wird als der zur Verwendung kommende Plaß ein sehr geeignetes Feld in der Nähe des „Herrenkrugs“ auf dem linken Elbeufer benußt werden, Der Raum ist etwa um ein Drittel größer als der in Breslau gebrauchte und zweimal fo groß als der der Frankfurter Ausstellung, was um so nothwendiger erscheint, als in Magdeburg eine reihlich beschickte Gerätheausstellung zu erwarten ist, die in Breslau weggefallen war. Seitens der Behörden und der Bürgerschaft der Stadt, welche den Mittelpunkt einer der landwirthschaftlich entwickeltsten und reichsten E Deutschlands bildet, ist dem Unternehmen ein freudiges L sihher. ünchen, 10. September. (W. T. B.) Die Versamm- lung deutscher Forstmänner, welhe von ca, 700 Perfonen aus allen Landestheilen besucht ist, wurde heute in den Centralsälen eröffnet. Zum ersten Vorsißenden wurde Ober-Forstmeister, Direktor Dr. Danckel- mann (Eberswalde), zum zweiten Ministerial-Rath Ganghofer (München) gewählt. Der Vorsißende Dr. Danckelmann gedachte in seiner Ansprache des Ablebens des Kaisers Wilhelm und des Kaisers Mrs und {loß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser Wilbelm 11 und Se. Königlihe Hoheit den Prinz- Regenten. Der Um - Minister Dr. von Riedel begrüßte die Ver- sammlung im Namen der Regierung; der Bürgermeister Borscht überbrachte die Grüße der Stadt. ashington, 10. September. (W. T. B.) Dem Monats-

den Männern, die Mithelfer waren an der Gewinnung von Ruhm, Größe und Glanz des Vaterlandes, in den Weg zu treten, die unter

Durschnittsstand der Baumwolle 838/10, hat also seit dem leßten

Bericht eine Verminderung von 35/10 erfahren. Obgleich die Ver- minderung eine geringfügige ist, so ist sie doch eine allgemeine. Mit Ausnahme von Nord-Carolina und Tennessee, wo eine geringe Besserung eingetreten ist, hat die Ernte durch die Dürre Schaden erlitten, au ist sie dur Regen und in Folge anhaltender ungünstiger Witterung verzögert. Der Durchschnittsstand von Mais ift 94210, von Weizen 773/10, von Flex 872/10, von Roggen 928/10 und von Ger st e 86/10. Der tand des Winterweizens zeigt eine geringe Besserung seit dem Juli, aber eine errstlihe Vershlimmerung ist in dem Nortwesten bei dem des Frübjahrweizens zu verzeichnen.

Das Wotenblatt für Forstwirthschaft „Aus dem Walde“ (Frankfurt a. M, Pet. Weber u. S&olze) hat in der vorliegenden Nr. 36 folgenden Inhalt: I. Abbandlungen: Wie weit soll man die Durbforstungen ausdehnen? von Oberförster Ettmüller. I]. Mit- theilungen : Aus Württemberg. Die dienstlihe Stellung der Forft- meister und der Oberförster. Aus der Schweiz. Die Svalte der eidgenössishen Oberaufsicht über die Forstpolizei. Dienst- und Personalnatrichten. Von der Sterbekasse für das deutsche Forst- personal. Beilage: Anzeiger für die Forst- und Domänen-Ver- waltungen.

Von der im Verlaae von Friese und von Puttkamer in Dresden erscheinenden Fachzeitshrift „Das Pferd“ liegen die Num- me-n 16 und 17 vor, welhe erkennen lassen, daß die Verlagshand- lung bemüht bleibt, den Lesern Interefsantes und Belehrendes zu bieten, Der Inhalt der Nummern is der folgende: Drefsur des Campagnevferdes und Eigenschaften, die einem Kavallerie - Offizier unserer Tage nötbig sind. Auszug aus einem beim Stabe der 1. russi- \chen Garde-Kavallerie-Division gehaltenen Vortrage. Von A. Berghaus. Was versteht man unter dem Ausdruck „rationelle Züchtung“ ? Von General-Sekretär C. M. Stoeckel-Insterburg. Grundsäße der Pferdezucht. Von Johann Christoph Justinus, K. K. Hofgestüts- Inspektor in Wien. Sportplaudereien. Von O. v. M. Arabische Gestüte in England. Von G. Glaß. Ein guter Trunk zur rechten Zeit. Saufstudie von Friedri Triebel, Umschau. Literatur. Sprechsaal.

. „Der Deutsche Landwirth“, illustricte landwirthschaft- lihe Zeitung für ganz Deutschland (Verlag von M. Swneider & O. Engelbrecht in Berlin) hat in der . vorliegenden Nr. 37 des IV. Jahrgangs folgenden Inhalt: Fortschritte in der Bebauung ge- ringer Bodenarten. Ueber die Anwendung von Thomasphosphat in der Provinz Sachsen. Ueber die neuesten Kreuzungsversuhe mit Gerste. Die Vertilgung des Mooses auf Wiesen. Viehversiche- rung. Landwirthscaftlihe Zustände in Nordamerika. Rund- shau. Sport und Jagd. Literarishes. Vermischtes. Fragekasten.

Gewerbe und Handel.

_ Der Einlösungscours für die bier zahlbaren österrei i- schen Silbercoupons ist auf 167,75 A für 100 Fl. öfterr. Silber erhöht worden.

Dem Aufsichtsrath der Bismarckhütte Aktiengesell- \chaft für Eisenhüttenbetrieb wurde der Rehnungsab\fchluß für das am 30. Juni cr. beendete Geschäftsjahr vorgelegt und be- \chlofsen, neben den Abschreibungen, welhe um 30000 M höber bemessen wurden wie im Vorjahr, der Generalversammlung die Os einer Dividende von 109% gegen 6% im Vorjahr vor- zuschlagen.

___— Der Rechnungsabs{luß der Dresdner Papierfabrik für das Geschäftsjahr 1887/88 ergiebt einen Gewinn, welcher die s von 409%/0 Dividende (gegen 34% für das Vorjahr) gestattet.

___— Der Aufsichtsrath der Seiner Eisengießerei hat be- \hlossen, der Generalversammlung nah reihlihen Abschreibungen pro 1887/88 die Vertheilung einer Dividende von 18 9% vorzuschlagen.

Das „Süddeutsche Bank- und Handels-Blatt“ Organ für Volkswirthschaft, Bank-, Genossenshafts- und Versihe- rungêwesen, hat in Nr. 37 „vom 9. September folgenden Inhalt: Die Branntweinsteuer-Berehtigungssheine. Course der deutschen Bankaktien. Eine genossenshaftlihe Ausstellung in London. Rechtsprehung in Handels\ahen. Finanzielle Handels- und Ver- siherungs-Nachrihten, Rath- und Auskunfts-Ertheilung. Firmenregister. Dortmund, 9. September. (Köln. Volks;tg.) Auf dem Kohlenmarkt if bis jegt der befürhtete Rückschlag nit ein- getreten; vielmehr könnte man cher noch von einer weitern Belebung des Koblengeshäftes sprehen; denn mit Beginn der Herbstsaison haben die Händler ihre in leßterer Zeit eingenommene abwartende Haltung aufgegeben. Neue Abschlüsse sind dieser Tage, und zwar zum Theil zu erhöhten Preisen, N perfekt ge- geworden. Die vereinigte Fettkohlengruppe hat ihre Produktion zum größten Theil bereits bis Ende November zu erhöhten Aeelen an den Mann gebracht. Auch in Gaskohlen is vermehrte

achfrage zu konstatiren. Das Flammkohlen-Geshäft hat sich in seiner bisherigen Höhe erhalten; nur die der mageren Partie an- gehörenden Zechen haben eine, wenn _auch nur geringe Abschwächung des Verkehrs zu beklagen. Leßtere dürfte jedoch nur vorübergehend sein, da erfahrungsgemäß mit Eintritt der bevorstehenden kälteren Jahreszeit erhöhte Nachfrage nah Hausbrandkohlen einzutreten vflegt. Was den Versandt angeht, so ist der Verkehr nach den Rheinhäfen äußerst stark, sodaß die dort vorhandenen Kippvorrichtungen den An- forderungen niht ganz genügen. Diese Erscheinung ist auf den Umstand zurückzuführen, daß die Rheinshiffahrt durch den hohen Wasserstand vor Kurzem sehr beeinträhtigt wurde, und in Folge dessen in den genannten Häfen sich bedeutende Kohlenvorräthe ange- sammelt hatten. In anerkennenswerther Weise rüsten sih die Eisen- bahn-Verwaltungen für den gesteigerten Kohlentransport während der kommenden Winter-Saison, indem sie eine bedeutende Anzahl offener Güterwagen in Bestellung gegeben haben. Im Wittener und Werdener Revier werden noch immer Klagen über Mangel an berg- männisch geshulten Arbeitskräften laut, was vielfah seinen Grund in den dortigen niedrigen Löhnen hat, zumal, wie statistish erwiesen, in den übrigen Revieren seit Jahresfrist die Arbeitslöhne durchscnitt- lih eine Erhöhung von 20 % erfahren haben. London, 10. September. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen- ladung angeboten. Glasgow, 10. September. (W. T. B.) Die Ver schiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 9300 gegen 10 184 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. Bradford, 10, September. (W. T. B.) Wolle im Allgemeinen ruhig, aber ftetig, feine Merinotops thätig, Garne An unverändert, in Stoffen ziemliher Begehr.

New-York, 10, September. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 30438 000 Busbel, do. an Mais 9089 000 Bushel.

Submissionen im Auslande.

Belgien. : 1) 8. Oktober cr., 11 Uhr Vormittags, Submission auf Lieferung

4 von 245 000 kg Kartoffeln für die école de pupilles in Alof\t.

2) 15. September d. I., 3 Uhr, Gerichtsgebäude in Tournai. Lieferung von 50 000 kg Kartoffeln für das Zellengefängniß in Tournai. Die Lieferungsbedingungen sind au grefffe de la prison cellulaire in Tournai einzusehen.

3) Lieferung von 80 000 kg Kartoffeln für die Gefängnißanstalt in Brügge, beginnend am 1. Oktober d. J. und endigend am 30. Sep- tember 1889. Submissionsbedingungen liegen im „Greffe de la prison“ in Brügge ofen.

._ 4) Maison de sûreté in Antwerpen. Lieferung von Kartoffeln für die Dauer eines Jahres, beginnend am 1. Oktober 1888.

9) Direction de la prison à Hasselt. Lieferung von 18000 kg Kartoffeln für die Zeitdauer wie oben.

W beriht der Landwirthschaftlihen Bureaus zufolge ist der

6) Ferner sind Lieferungen über Kartoffeln für die (nahbenannten) Gefängnißanstalten in Ypres, Neufhäâteau, Namur, Verviers, Liège,.