1888 / 236 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Sep 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Müncheberg, 15. September. Bei dem heutigen Manöver kommandirte Se. Majestät der Kaiser und König in der Uniform der Garde du Corps mit gezogenem Pallash die Südpartei, welche aus 56 Escadrons Kavallerie nebst 4 reitenden Batterien und einer markirten Jnfanterie- Division bestand, gegen den unter Befehl des General-Lieute- nants, General-Adjutanten von Versen stehenden markirten Feind. Das Manöver begann mit dem Vormarsh der beiden Kavallerie-Divisionen von Tempelberg nah Westen zu. Die Kavallerie ging in beshleunigtem Tempo vor und machte eine große Attacke gegen die feindlihe Reiterei; es erfolgte sodann eine allgemeine Rechts)chwenkung und ein glänzender Angriff gegen die feindliche Jnfanterie-Division, welche füdlih von Eggersdorf aufgestellt war. Zum Schluß des Manövers, welcher nah 12 Uhr Mittags erfolgte, fand ein Vorbeimarsh aller 14 Kavallerie-Regimenter im Galopp statt, wobei der Großfürst Nicolaus in der Uniform seines 5. Kürassier- Regiments dasselbe dem Kaiser vorführte. i :

Müncheberg, 15. September. Nach dem Parademarsh der Kavallerie (14 Regimenter) und der reitenden Artillerie, welhe der Kaiser dem König von Sathsen vor- führte, versammelte der Großfürst Nico!aus die Offiziere seines 5. Westpreußischen Kürassier-Regiments, um dieselben zu begrüßen. Während die Fürstlichkeiten sich zu Wagen nah

(üncheberg begaben, ritt Se. Majestät der Kaiser in sharfem Tempo dorthin, um Seine Gäfte zu empfangen. Alsdann fand ein Frühstück statt, an welhem 130 Perjonen theilnahmen. Se. Majestät der Kaiser und die Fürjtlihen Gäste nahmen dasselbe im Zelt, die übrigen Geladenen im Garten ein. Um 2 Uhr begaben fich die Fürstlihen Gäste mit ihrem Gefolge mittelst Extrazuges nach Berlin. Heute Abend wird Sr. Majestät dem Kaiser eine Serenade vom Musik:Corps des 4. Garde Regiments und 300 Sängern unter Fadckelbeleuchtung dargebracht worden.

Unser Korrespondent berihtet uns über den Verlauf des gestrigen Manövers aus Tempelberg, vom 14. Sep-

témber, Mittags 12 Uhr:

Das Corps-Vanöóver des Garde-Corps gegen einen markirten Feind hat soeben unmittelbar vor unserer Ortschaft durch Zurücwerfung des West-Corps durch das Ost- (Garde-)Corps fein Ende erreicht.

Jn Trebniy waren früh um 7 Uhr 15 Min. und um 8 Uhr 7 Vin. die Erlauhten Gäste Sr. Majestät des Kaisers und Königs sowie eine glänzende Suite mittelst zweier Extrazüge eingetroffen; die erforderlichen Reitpferde und Wagen standen dort bereit, um dieselben nah Fahnsfelde zu bringen, wohin Sich der Kaiser zu Pferde von Müncheberg aus Morgens 73/, Uhr begeben hatte. Son vor 9 Uhr sah man zahblreihe Patrouillen das Manöverfeld durchstreifen, und als die Hohen Gäste des Kaisers von Allerhöchstdemselben begrüßt wurden, hatte die Garde-Kavallerie- Division hon zum Vormarsh sih gerichtet, denn der Feind war bereits in Sicht und seine Kavallerie war im Anmarsch von Eggersdorf auf Tempelberg. Jn nicht allzulanger Zeit die Erlauthten Gäste Sr. Majestät waren inzwischen sämmtlich zu Pferde gestiegen ging die Garde-Kavallerie-Division zur Attacke über und drängte die feindliche Kavalleriz zweimal energisch uro, wih aber dann wieder bis zur Jahnsfelde - Heiners-

orfer Chaussee, welche gegen 101/54 Uhr auch von der 1. Garde- Jnfanterie-Division erreicht war. Jnzwischen hatte sich auch die 2. Garde-Jnfanterie-Division von Dolgelin über Lieben auf Heinersdorf in Marsch gesett, diese Ortschaft durchschritten und fah sh dann der 5. feindlichen Jnfanterie-Division gegen- über, welche Tempelberg beseßt und ihre Avantgarde bis an die Lisière des Gehölzes, welhes zwishen Tempelberg und Heinersdorf liegt, vorgeshoben hatte. Hier entspann s ein beftiger Kampf, in den die beiderseitige Artillerie kräftigst ein- griff, während mittlerweile auch die mit der 1. Garde- Infanterie-Division marschirende Corps-Artillerie des Ost- Corps vorgezozen war und ihr Feuer gegen den mehr und mehr andrängenden Gegner eröffnete. Gegen 11 Uhr Vormittags entwidelte sich auf der ganzen Linie ein ununterbrochenes Gewehrfeuer, untermisht mit Geshüßfeuer. Das West: Corps drang mit seiner 6. Jnfanterie-Division und der Corps- Artillerie bis an den Weg zwischen Frigfelde und Müncheberg vor und schien der 1. Garde-Jnfanterie-Divifion einen harten Kampf bereiten zu wollen, da in deren Nähe inzwischen auch die Kavallerie-Division des III. Armee-Corps eingetroffen war. Aber so sehr das West - Corps seine Stellungen auch zu behaupten sich bemühte, das Ost-Corps entwidelte auf allen Seiten so erheblihe Kräfte, daß die Jnfanterie des West- Corps (der 5. Division) unmöglich länger das erwähnte Ge- hôlz zu halten vermochte; dieselbe zog sih feuernd zurück, während die zweite Garde-Jnfanterie-Division vorrückte und alsbald den rechten Flügel des Gegners völlig umfaßté, wo- durch auch die feindliche 6. Division in große Bedrängniß erieth und endlih cinem Sturmangriff unterlag, indem die

avallerie des Ost-Corps durch éine s{chneidig gerittene Attacke die feindliche Artillerie umzingelte.

Jn das tausendstimmige Hurrah des Siecgers mischte fi in diesem Augenblick das von Sr. Majestät dem Kaiser und König befohlene Signal: „Das Ganze Halt!“ Das Manöver war beendet. Eine halbe Stunde wurde den Truppen Rast gegönnt, dann aber formirte sih das gesammte Garde-Corps zum Parademarsch, desgleihen die Kavallerie- Division des 111, Armee - Corps. Se. Majestät der Kaiser führte die Truppen Allerhöchstselbit Seinen Erlauhten Gästen vor. Die Jnfanterie defilirte in Regiments-Kolonne, theils mit angefaßtem Gewehr, theils mit Gewehr über bei aufgepflanztem Seitengewehr; die Kavallerie und die reitende Artillerie im Galopp, die übrige Artillerie im Trab. Ein glänzendes Schauspiel war es, das sih hier dem Auge darbot, und die Hohen Gäste des Kaisers, Se. Majestät der König von Sachsen (in der Uniform Seines Ulanen-Regiments) und Se. Kaiserlih Königliche Hoheit der Erzherzog Albrecht von Oesterreih (in der österreichischen Generalsuniform) gaben dem Kaiser wiederholt Jhre Befriedi- gung über so vortrefflihe Leistungen kund.

Während Kaiser Wilhelm direkt vom Manöverfelde nah Müncheberg zurückritt, fuhren die fremden Fürstlichkeiten in bereitstehenden Equipagen nah der Station Dahmsdorf, um von dort mittelst Extrazuges nah Berlin zurücßzukehren.

Bei Sr. Majestät dem Kaiser und König fand nah dem Manöver ein Diner statt, zu welchem u. A. der Regierungs- Präsident von Heyden-Cadow, der Landrath von Steinau- Steinrück und der Bürgermeister von Müncheberg, Weyel, mit Einladungen beehrt worden waren.

Auch heute wird der Kaiser, wie gestern, mehrere Gäste zum Thee bei Sich sehen, bei welhem wieder zmei Musik-

beiden Zelte eingenommen, welche der Kaiser in dem Garten ! beseßten Höhen zwischen Niederrennersdorf und Bernstadt aus-

Seinés jetzigen - Aufenthalts errichten ließ!

Dem heutigen (15. September) großen Manöver derGarde-Kavallerie-Division und der Kavallerie- Division des Ill. Armee-Corps liegt folgende Genera l- Jdee zu Grunde: ;

Eine Nord-Armee, gefolgt von einer überlegenen Süd- Armee, ist auf dem Rückmarsh von Frankfurt a. O. über Müncheberg auf Biesenthal begriffen. :

Nach der Spezial-Jdee für die Süd-Armee folgt auf dem linken Flügel der Süd-Armee eine Jnfanterie-Division feindliher Truppen aller Waffen, welhe von Hasenfelde über Tempelberg auf Eggersdorf abziehen. Die leßteren machen östlih Eggersdorf Halt, so daß die Süd-Jnfanterie-Division auf den Höhen 84 und 83 westlich Tempelberg aufmarschiren muß, um den Widerstand des Feindes zu brehen. Um 9 Uhr Vormittags, während dieses Gefeht noch andauert, treffen zwei Süd- Kavallerie - Divisionen von Steinhöfel her südlich Tempelberg ein. Der Commandeur derselben ist, nachdem er sh über die Gefehtslage orientirt hat, im Begriff, über Gölsdorf westlih des Gölsdorfer Waldes auf Eggersdorf vor: zugehen, um den Feind, wenn er seinen Abmarsch über diefes Dorf nah der Vorhaide fortseßt, in der Flanke anzugreifen, als er die Meldung erhält, daß starke feindlihe Kavallerie, anscheinend im Abmarsch auf Hoppegarten oder Haidekrug, gegen 8 Uhr 30 Minuten Vormittags hinter den Höhen und Waldparzellen östlich Schönfelde vershwunden ift, und daß Tek noch einzelne Patrouillen zwishen dort und Gölsdorf zu tehen nnd.

Sammelpläze: Süd-Fnfanterie-Division in Gefechtstelung nordwesilih Tempelberg auf den Höhen 84 und 83 um 8 Uhr 45 Minuten Vormittags; die beiden Kavallerie- Divisionen zu derselben Zeit südlich Tempelberg. Beginn der Bewegung, des Patrouillenganges und des F der Jnfanterie-Division um 9 Uhr Vormittags. Mar- firt wird die Süd - Jnfanterie - Division durch das Kaiser Alexander Garde - Grenadier - Regiment Nr. 1 und das Garde - Shügen - Bataillon; die Kavallerie derselben durch je eine Escadron des Kürassier-Regiments Nr. 5 und des Husaren-Regiments Nr. 10; die Artillerie dex Süd-Jnfanterie-Division dur den Stab der ersten Abtheilung sowie der zweiten und dritten Batterie des 2. Garde-Feld- Artillerie-Regiments.

Für die Nord-Armee gilt folgende Spezial-Jdee: Zur Sicherung der rechten Flanke der Nord-:Armez, welche am 15. September im Marsch auf der Chaussee Heinersdorf Müncheberg Wüsten Sieverëdorf und nordöstlichen Parallelstraßen anzunehmen ist, marschirt eine Nord - Jnfanterie - Division von Hasenfelde über Tempelberg, Eggersdorf, Neubodengrün auf Wüsten-Sievers- dorf, um von dort aus als Arrièregarde der auf der Chaussee nach Pretel abziehenden Kolonne zu folgen. Zwei Nord- Kavallerie-Divisionen marschiren von Steinhöfel über Buch- bolz nach Schönfelde und follen das rothe Luh über Kagel und Haidekrua umgehen. Um der Nord-Armee Zeit zum Abzug durch das Defilé von Wüfsten-Sieversdorf zu ge- währen, hat die Nord-Jnfanterie-Division auf den Höben 88 und 87 östlich Eggersdorf Halt gemoHt und den nahfolgendenFeind gezwungen, . westlich S empelherd “auf den ei 83 und 84 aufzumarschiren. Die beiden Kavallerie-Divisionen sind in- zwichen bereits über Schönfelde hinaus zurückgegangen, er- halten aber um 9 Uhr Vormittags den Befehl, wieder Front zu machen und die Jnfanterie-Division während des demnächst über Eggersdorf nah der Vorhaide fortzusezenden Abzugs erforderlichenfalls in der rechten Flanke gegen feindliche Kavalleriemassen zu sihern, wel{che südlih Tempelberg gesehen worden sind.

Sammelplätze: Nord-Jnfanterie-Division in Gefechtstelung auf den Höhen 88 und 87 östlih Eagerëdorf um 8 Uhr 45 Minuten; zur selben Zeit die Husaren-Nord- Kavallerie-Division westlich Höhe 78 bei Schönfelde; die Ulanen-Nord-Kavallerie-Division am Austritt der alten Frank- furterstraße aus der Kämmereihaide. Beginn der Bewegung des Patrouillenganges und des Feuers der Jnfanterie-Division um 9 Uhr Vormittags. Die Truppen der Nordpartei werden von verschiedenen Truppenabtheilungen markirt.

Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs wird morgen, Sonntag, den 16. d. M., in Müncheberg ein Feld-Gottesdienst für die daselbst fantonnirenden Truppen abgehalten werden.

Eine Brandstiftung im Sinne des Strafgeseßbuchs ist, nah einem Urtheil des Reichsgerihts, I. Strafsenats, vom 7. Mai d. F., au dann anzunehmen, wenn ohne Flammenbildung durch Glimmen eine Fortpflanzung des Feuers herbeigeführt worden ist.

Der Kaiserliche Gesandte bei der s{hweizerishen Eid- genossenschaft, Wirkliche Geheime Legations-Rath von Bülow, ist von dem ihm Allerhöhst bewilligten Urlaub nach Bern zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

Vayern. München, 14. September. (Alg. Ztg.) Der Prinz - Regent begiebt sih mit dem Prinzen Ludwig morgen früh mittelst Extrazuges nah Neustadt a. D., um dem in der Nähe abzuhaltenden Manöver der 2. Division beizuwohnen. Der fkfonunandirende General des I. Armee- Corps, Prinz Leopold, hat sih heute bereits aus der Ober- pfalz nah Neustadt a. D. begeben.

Sachsen. Dresden, 14. September. (Dr. J.) Der König begab sich gestern früh 7 Uhr von Niedersedliß aus in Begleitung des Kriegs- Ministers Grafen von Fabrice mittelst Sonderzuges nah Herrnhut, um dem Manöver der 1. Division Nr. 23 beizuwohnen. Jn Löbau bestieg der Prinz Georg den Zug, welcher, von den Manövern des Könialih preußishen VI. Armee - Corps kommend, Abends vorher dort eingetroffen und im „Wettiner Hof“ abgestiegen war. Von Herrnhut aus erfolgte die Fahrt in das Manóöverterrain zu Wagen bis Niederrennersdorf, wo- selbst der König zu Pferde stieg. Um 91/, Uhr begann die Uebung unter Leitung des Divisions-Commandeurs General- Lieutenants von Rudorff und éndete geaen 11/4 Uhr mit einem Angriff, den die kombinirte 45. Brigade unter General- Major von Minckwiz und die kombinirte Kavallerie- Brigade unter General-Major Hübel auf die von der

corps concertiren werden. Der Thee wird stets in einem der

kombinirten 46. Brigade unter General - Major Larraß

Feuers |!

führten. Nah Sthluß der Uebung begaben \sich die Aller- höchsten Herrschafien zu Wagen nah Station Nickrisch und um 12 Uhr 35 Min. mittelst Sonderzuges nah Görliß. Der König seßte von dort die Reise nah Berlin fort, während der Prinz Georg nach mehrstündigem Aufenthalt sih nach Breslau begab. :

Die Königin ist heute früh von Schloß Sibyllenort wieder hier eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 13. September. (Karlsr. Ztg.) Bei der Großherzoglichen Familie traf gestern Nachmittag auf der Mainau mit Extraboot von Shloß Friedrichshafen die Herzogin Wera vonWürttemberg zum Besuch ein und kehrte ba!d darauf wieder dahin zurück. Heute Abend verläßt der Großherzog Schloß Mainau und reist nah Straß- bura, von wo Se. Königliche Hoheit den Manövern der Divisionen des 15. Armee-Corps bis gegen Ende des Monats anwohnen wird. Bei der Großherzogin find auf Schloß Mainau die Fürstin zu Leiningen mit der Prinzessin Atberta anwesend. Heut? Abend trifft der Erbgroßherzog aus Freiburg auf Schloß Mainau ein und begiebt sich dann für einige Tage nah Schloß Hohenburg.

Der Landständishe Ausschuß, welher zufolge Allerhö&ster Berufung unmittelbar nach dem Landtags- {luß vom 18. Juli l. F. hier zusammengetreten war, hat in diesem Jahr seine S@{hlußsißzung, nach etwas längerer Unterbrehuna der Arbeiten, am 12. September abgehalten. Dieser Schlußsißung is am 13. September der Zusammentritt mit der Großherzoglichen Regierungskom-

| mission gefolgt, wobei die erstatteten Berichte ihre Erörterung

und vorläufige Erledigung fanden. Am Nachmittag ent- sprachen die Mitgiieder des Landständishen Ausschusses einer Einladung des Finanz-Ministers zum Diner, zu welhem auh die Mitglieder des Staats-Ministeriums und zahlreiche höhere Beamte des Finanzressorts erschienen waren.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 14. Scptember. (Weim. Ztg.) Die Großherzogin ist gestern von Wien in Heinrichsau eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. September. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht das Kaiserlihe Patent vom 11. Sep- tember 1888, betreffend die Einberufung des Land- tages von Galizien und Lodomerien mit Krakau auf den 15. September.

Jn Bel ovar fand gestern ein Ho fdiner statt, an welhem der Prinz von Wales, der Kronprinz Erzherzog Rudolf, die Erzherzöge, der Banus, die Minister Baron Orczy und Bedekovic und andere Notabilitäten theilnahmen.

15. September. (W. T. B.) Wie der „Polit. Corr.“ aus Rom telegraphirt wird, begegnet die rügende Auslassung des Kaisers gegenüber dem Bischof Stroßmayer in hohen kirhlihen Kreisen allge- meiner, unumwundener Zustimmung; auch Persönlich- eiten, die den ftirhenpolitishen Jdeen Stroßmayer's ein gewisses Wohlwollen entgegenbringen, geben zu, daß der- selbe durch fein nach Kiew gerihtetes Telegramm als katholischer, zumal österreihish-ungarischer Bischof eine beklagens- werthe Taktlosigkeit beging und daß {hon deshalb der Kaiser- liche Tadel durchaus begründet war.

15. September. (W. T. B.) Der Fürst Johann Adolf Schwarzenberg ist heute Morgen auf Sthloß Trauenberg gestorben.

Belovar, 14. September. (W. T. B.) Nach Beendi- gung der Manöver reiste der Kaiser heute in Begleitung des Prinzen von Wales nach Gödöllö ab.

Grofzbritannien und Frland. London, 14. September. (W. T. B) Déer Deputirte Will:am Redmond (Nationalist) it in Werford wegen Aufreizung der Pächter zum Widerstande gegen das Geseg zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt worden.

Frankreih. Paris, 15. September. (W. T. B.) Der Präsident Carnot, begleitet von dem Minister-Präsidenten Floquet, dem Marine-Minister Krant, dem Kriegs- Minister de Freycinet und dem General Billot, hielt gestern Vormittag in Rouen eine Revue über die Truppen des 3. Armee-Corps ab, womit die großen Manöver des- selben ihr Ende erreiht haben. Nach der Revue begaben si die Militärbevollmächtigten der auswärtigen Mächte zu Carnot, um denselben zu begrüßen.

Gestern Abend fand in Elbeuf ein Fefimahl zu Ehren des Präsidenten Carnot statt. Letzterer erwiderte auf die Ansprache des Maire mit einer Rede, in welcher er der ihm von der Bevölkerung der Normandie zu Theil gewordenen enthusiastishen Aufnahme gedachte und, anfkfnüpferd an die stattgehabte Besichtigung, die Marine und die Armee rühmte, die das Verirauen des Landes verdienten und sich auf der Höhe ihrer Aufgabe befänden. sident die im nächsten Jahre in Paris stattfindende Ausstellung, für welhe Alles zu der bestimmten Zeit bereit sein und bei welcher Frankrei seinen Gästen einen ihrer würdigen Empfang bereiten werde.

Ftalien. Turin, 15. September. (W. T. B.) Auf einem zu Ehren des Marine-Ministers Brin ver- anstalteten Bankett hielt derselbe eine Rede, in welcher er bemerkte: die italienishe Flotte sei zum größten Theil rekons:ruirt; sie repräsentire einen Werth von 360 Millionen Lire und zähle 102 Schiffe und 108 Torpedoboote. Die Erörterungen der italienishen und der ausländischen Presse über dieselbe bewiesen, daß sie ein Faktor sei, welchen man nicht mehr vernachlässigen könne, sondern vielmehr stark in Rechnung ziehen müsse, wenn es sh darum handele, das gegenwärtige europäishe Gleichgewicht zu sichern. Ferner wies der Redner diejenigen, welche ausgedehnte Rüstungen Ftaliens wünschten, darauf hin, daß Jtalien beab- sihtige, auëgiebig für die eigene Vertheidigung vorzusorgen, aber nicht eine aggressive Politik zu befolgen. Zum Schluß beglückwünschte der Minister Jtalien dazu, daß dasselbe be- reits im Stande sei, selbst das gesammte zum Schiffsbau nothwendige Material zu liefern, einschließlih der Panzer und Maschinen für die Panzerschiffe „Umberto“, „Sizilia“ und „Sardegna“, welche binnen kurzer Zeit vom Stapel gelassen werden sollen. Die Rede wurde beifällig aufgenommen.

Rumänien. Bukarest, 15. September. (W. T. B.)

Senat und Kammer sind zu einer außerordentlichen Sitzung zum 20. d. M. einberufen worden und werden

Schließlich erwähnte der Prä-

an demselben Tage aufgelö} werden. Die Wa [kollegi für die Kammer werden auf den 12. Oktober o die für Ia Senat auf den 16. des\. Monats berufen werden.

Bulgarien. Sofia, 13. September. (Wien. Abd Gestern wurden die Manöver bei Jhtiman E Prinz Ferdinand ist von Sarambey heute früh wieder hierher zurüdckgekehrt; derselbe war von den rumeliotischen Truppen bis dorthin begleitet worden.

Gestern überfiel eine aus sechs Räubern bestehende Bande die nah Rustshuk gehende Post zwishen Arabo-Konak und Orhanje. Der die Post begleitende Gendarm wurde getödtet. Während des Kampfes konnte der zweite Wagen, welcher Packete im Werthe von 50 000 Francs enthielt, um- kehren und nah Taschkessen zurückehren. Die Werthpackete und Briefe wurden somit gerettet. Die Unterpräfekten der Sen Distrikte entsendeten Gendarmen zur Verfolgung

er Bande.

Afien. Afghanistan. Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Simla, vom 14. September, berichtet wird, meldete der Emir Abdurrahman dorthin: seine Trupven hätten die von Zshak- Khan besezte Festung Kamard- Khinjahn erobert und viele Gefangene aemackt; unter den Legteren befinden sih der Shwiegervater Jshak:-Khans.

_ Afrika. Egypten. Aus Suakim, vom 12. September, wird gemeldet :

Heute Morgen näherten fi 50 Reitcr von Osman Digma's

Ka allerie, unterstißt durch Infanterie, bis auf 1509 Yards den Außen forts, um Vieh zu erbeuten. 5 eingeborene Holzbauer wurden getödtet. Die Forts eröffneten ibr Feuer gegen den Feind welder 5 Tcdte und viele Verwundete batte. Seit Wozen hatte fich Osman Digma rubig verkbalten. E

Marokfo. Aus Tanger wird der „Times“ unterm 4. d. geschrieben :

__ aQIET U die Nachricht eingegangen, daß der Sultan i dur die aufrübrerishen Stamme, wel®e ibn umgaben, erfolgreich durbgeichblagen bat. Auf welhe Weise ihm dies gelungen ilt, weiß man bis jest nit; aber bier kerrs@t die Meinung vor, daz er die Berberstämme angegriffen und überrumvelt babe. Eine amtliche Meldung von diesem Siege wurde bier mit großen Eßbrenbezeugungen aufgenommen. Früh Meorgens verkündeten Trompeter dur schallende Fanfaren den Eingang deë S{rift- itüds, und gegen Mittag ritt der Pascha mit cinem zablreicen Gefolge nah der Hauptmofcbee, wo der Brief des Sultars verlesen wurde. Hierauf wurden 21 Salutschüsse abgefeuert und Sr. Majestät Schiff „Haffanieh“ prangte im s{öôniten FlaggensGmuck. Bald darauf bot die ganze Stadt ein ungewöbnlich feiertäglibes AuEseben; jeder Laden der Eingeborenen fowie cinige europäische Läden batten Flazgen und buate Teppiche ausgebängt, während die Bevölkerung den Tag zu cinem allgemeinen Feiertage mate. Der Sultan befindet f jett in Mequinez, wo er die Köpfe der Ershlagenen zur Schau zu stellen beabsihtigt, und wobin au die 300 Gefangenen ges@afft werden sollen. Der Sultan wird in Kuriem die Reise na Tancer antreten, aber vor Ablauf von 14 Tagen kann er nicht aufbreben, da die mobamcdanische Religion Heiratben und Reifen wäbrend di:fer Zeit verbietet. Dur den ge» meldeten Sieg wird der Befu des Sultans in Tanger zur Gewißheit und bleibt nit lärger cin zweifelhaftes Gerüdt, wie dies seit den letzten 3 Monaten der Fall war. Während feines Aufenthalts bierselbst sellen wiéStige politisde Angelegenheiten erörtert werden, und wahrscheinli dürften au einige Differenzen geregelt werden, die gegenwärtig zwischen den curopäishen Gesandten und dem Hofe bestehen. Wahrscheinlich wird der im März stattgetabte Angriff auf Kap Iubv,' das Depot der nordmwestliven afrikanischen Gesells&aft, einex wichtigen Gegenstand in der Unterredung wischen dem britischen Gesandten und dem Sultan bilden. Zu einem großartigen Empfang des Letteren werden umfassende Vorbereitungen getroffen.“ y

Zeitungs®sftimuten.

__Der „Gaulois veröffentliht, wie wir der „Berliner Börsen-Zeitung“ entnehmen, einen Artikel des Publi- zisten Cornély über Kaiser Wilhelm IL., in welhem es heißt: Nun, ih wikl gestehen, daß id nichts Swöneres gelefen babe, alf die Auszlige aus den testamentarishen Aufzei{nungen Wilbeim's L, die kfürzlih veröffentlidt wurden, und daß das Schauspiel dieset alten waderen Marnes, der den mit unserem Blute gefärbten Degen ir einen Winkel stellt, um si von Angesi&t zu Angesibt mit Gott zu bespre{en, ganz cinfah ein erhabenes S@auspiel ist. Ich will gestehen, daß der Brief, mit dem sein Enkel, der jeßige Kaiser Wilbelm II. auf die Entlaffung des Feldmarîtalls von Moltke ant- wortíte, cines der {önflen und großartigsten Dokur1ente ist, die je einem Menfchengebirn entspressen. Der Mann, der einen folcen Brief gescricben hat, ist kein gcwöhnlider Souverän. Was er machen wird, weiß i nicht. J füble aber, daß Diejenigen, welche ibn ols eine Art von unverständigem Brausekopf binitellen, der ganz bereit ¡ft, die Welt in Brand zu stecken, um feinen Helm zu beleuchten, fi und uns täuscken. Wenn man solche Gefühle begt, füblt man ch vor Gett verantwortlih für die Gesbicke der Mensbbeit, über die Gott selbst ibm Einfluß verliehen hat. Nichts, glauben Sie mir, mat einen Menschen wcise und gerecht, wie der ständige Gedanke, daß Gott ibn seht und ritet jeder Zeit. Diesen Gedanken besitzt nun Wilbelm 11. Er besißt ibn, da er ihn ausdrückt und da er si in eincr Stellung befindet, wo man nit zu beucheln braubt. Was für urs armes, von Gottlosen geleitetes Volk ershreckend ist, das ift, daß um uns berum alle Souveräne, zur gegenwärt igen Stunde die gleide Idee füblen und ausdrücken: die Gottetidee. Diese Idee, das ist der Stüßpunkt, den Artbimedes für seinen Hebel ver- langte, um die Welt aus den Angeln zu baben. Mit ihr erhett man eine Nation. Und weil unscre Regierungen diesen göttlihen Stüt- punkt verloren baben, winden sie sich obnmäthtig inmitten einer er- \chöpften Nation. Wenn ih daber Späße über den Kaiser Wilhelm, dumme Geschichten über sein Thun und Lassen lese, babe ih alle Muübe, nit in den Ruf auszubrechen: „Wie s{hade, daß wir nit einen folden baben. Wie schade, daß Deutschland ibn uns nit auf etuige Jahre leiben kann, damit er auch bei uns wirken und {hafen önnte!

_— Zu dem Empfange des Erzherzogs Albreht von Oesterreich in Berlin sagt das Wiener „Fremdenblatt“:

__ Diese Begrüßung ist um so berzliher, als es bekanntermaßen seit Jahren cine Lietblingsgewobnheit politischer Zeicbendeuter gewe)en war, dem Erlauhten Erzherzog bestimmte politishe Sympathien und Antipatbien zuzumuthen und ibn speziell in einen gewissen Gegensaß zum neuen Deutschen Reih zu stellen. Diese mit mebr oder minder s{lechtem Geshmack und allezeit gleihem Takt- mangel vorgebrachten Andeutungen verlieren unter dem Eindruck der Berliner Reise des Erzherzogs auch ibren leßten Halt. Die Reise des Erzherzogs zeigt deutli genug, daß es für den General- Inspektor des êsterreiish-ungarishen Heeres nur eine einzige Politik giebt, das if der österreihisch-ungarishe Patriotismus. Und gerade die Thatsae, daß der rubmgekrönte Führer unserer Arme, der erlaubte Obeim unseres erbabenen Monarchen, an den großen Vianövern der deutshen Truppen vor dem jugendlihen Herrsher des Deutschen Reichs thbeilnimmt, ist ein neues, unverkennbares Zeichen jener innigen Verbindung der beiden Reiche, welche der österreihishe Patriot mit Freuden begrüßt. Die Anwesenheit des österreihishen Feldherrn bei den preußischen Manövern bekundet deutliher als irgend etwas und den großen

dauernden Umsck{wung der Verbältnifse, der sib in den leßten zwei Iakbrzehnten vollzogen; die Herzlichkeit und Festigkeit des Friedens- bundes, zu welchem si die beiden großen mitteleuropäishen Reiche vereint baben zum Hetie ibrer Völker und unseres Welttbeils.

Die „Deutsche Heeres-Zeitung“ sagt über das

neue Exrerzier-Reglement für die Jnfanterie: _ Alles, was si an Formen geändert hat, bestebt nur in Verein- fabungen: Wegfall des Griffs Gewehr auf, des dritten Gliedes und der dur dasselbe bedingten ‘Formaticnêwedsel, des S{liefens und mancher anderen Dinge. Der Reservist findet die ibm bekannte Compagniecolonne als sein Vaterbaus unverändert vor, und in dieser allein auf Befehl seines Compagniefübrers wird er, obne von Neuerungen etwas zu abnen, einen ganzen Feldzug durHmacen.

Nickt in den Formen jedoch liegt der bobe Werth des neuen Reglements, sondern in dem Geist, den es von der ersten bis :ur leßten Seite athmet. Dieser Geift aber ift in die vier Worte zusammen- zufaflen: Ausbildung für den Krieg. Mit diesem Begriffe beginnt und schließt das But: „Das Exrerzieren bezweckt Schulung und Vorbereitung der Fübrer und Mannschaften für den Krieg“ lautet der erste Sag, und „die Ausbildung der Infanterie ist nach richtigen Gesibts- punkten erfolgt, wean fie das fann, was der Krieg erfordert, und wenn fie auf dem Gefe{btsfelde nihts von dem wieder abzustreifen bat, was sie auf dem Ererzierplatz erlernte“ beißt der St§lußsat des Reglements. Das sind Worte, die zum Herzen jedes Soldaten ver- itändlid sprecen, und die über dem Kafernenthor und an dem Ein- gange zum Ererzierplaze in goldenen Lettern vrangen follten.

Centralblatt für das Deutsbe Rei Nr. 38. Ip- kalt: Militärwesen: Proviforisde Bere&tigung ei-er Lehranstalt iur Auêstellung von Zeugnissen über die wissenscaftlibe Befäbigung für den einjäbrig-freiwilligen Militärdienst. Korsulatwesen : Ernennun- gen. Bankwesen : Status der deutschen Notexbanken Ende August S Polizeiwesen: Ausweisung von Auéländern aus dem Reichs- gebiet.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 37. Inhalt: Amtliches: Perfonal-NaSriten. Nichbtamtlies: Feiershmudck der Trauerstraße „Unter dea Linden® am 16. März 1888 (Fortseßung). Das Verfabren der „Reinigung in Rube*“ für Stadrjaucben (S@Wluß). Sägeförmige Ladebühnen vor Güters&urven. No&- mals der Einsturz der We'ermüble in Hameln. Vermisbtes: Koblenstoffgehalt des Flußeisens. Nivellirlatte für die Reise. Eisenbabnunfall bei Velars in Frankrei.

Eisenbadn- Verordnungs-Vlatt. Nr. 23. Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentliben Arbeiten: vom 2. September 1888, betr, Freistellung der Schutitreifen an den Eisenbahnen von der Grundsteuer; rom 8. September 1888, betr. Verrechnung der Unfalipensionen, Unfallrenten 2c. Nachriéten. |

Kunst, Wiffenschaft und Literatur.

Wie der „St.-A. f. W.* aus Friedrib8bafen ließ der König von Württemberg während des Winteraufentkalts in Florenz von dem dort Kurz, einem Sohn des bekannten stellers Hermann Kurz aus Tübingen, sein Meliefs- Porträt in Marmor ausführen. Die Arbeit batte 1G der vollen Anerkennung des Königs zu erfreuen, welber sch& in Folge der ge- [lungenen Ausführung bewogen fand, im Laufe diefes Sommers dur den nach Fricdrichebafen berufencn Künstler aud feine Porträtbüste anfertigen zu laffen. Dieselbe ist jett im Modell vollendet und vorzügliG gelungen und wird nun- mebr in Florenz von Kurz in Marmor auégefükrt werden. Wie der „St.-A. f, W.* vernimmt, i die Büste ¿zur Aufftellung in einer öfertliven Arstalt bestimmt, wäb- rend das Relief-Portrât die Körigin zu ibrem Geburtsfest vom König als Ges &entk erbalten bat.

ch aus vier Iabrbunderten g

„Meisterbolz® e Herausgegeben von Geor th und Richard Mutber. Ca. 200 Blätter, boch 4°, Facsimile-Revroduktionen auf Vüttenvapier. je 3,90 & München und Leivzig, c

meldet, letzten lebenden LVildkbauer

Dichters und St{rift-

10 Lieferungen zum Preise G. Hirth's Kunstverlag. Der bekannte Kunsthistorikfer Prof. Wils- belm von Lübke bat über die vorstehende Publikation folgendes Urtbeil abgegeben: „Wer die Bedeutung des alten Holzs&rittes erwägt und si& flar macht, daß in ibm eine außerordent- live Fülle origiraler S@öpferkraft enthalten ist, und daß seine Entwidclung von den ersten Anfängen eine ganze Kunstges{ihte jener grêßten Epo&ea der modernen Kunst spiegelt, der wird den Werth einer solcher entlibung zu s{häßen wiffen. Die Herausgeber geben nid&t darauf aus, alles Wittige in erschöpfender Weise vorzu- fÜbren, und sie werden namentlich die allgemein bekannten und überall zugängiihcn Werke aus dem Spiele laffen. Dagegen ist ihre Absicht darauf aerihtet, Seltencs und Erlesenes, das weniger bekannt und zugänglich ift, aus der Verborgenbeit ans Lit zu ziehen und den Freunden der Kunst in geordneter Reihenfolge darzubieten.“ Aub die ersbienecne zweite Lieferung giebt von diesem Ve- streben Wir finten darin zunächst eine ehrwürdige In- cunabel au abre 1420, die beiden Iobannes mit Sebastian und Antonius darstellend, fowie cin figurenreibes Blatt frübfranzösi- {er Kunst aus Antoine Véra:d's „Mer des Histoires“ (Lyon 1486). Dann folgen zwei Blätter von Hans Schäufelein, welche die Holz- schnitt-Tecnik {on in bober Vervollkommnung zeigen: „Petrus im Gefängniß* und „Kreuztragung“, sowie ein kleiner meisterbafter HolzstiG von Wolfgang Huber: „Christus am Kreuze“. Der ih dann anreibende Helldunkel - Abdruck von Lucas Cranach (mit der JIabreszahl 1506) „Venus und Amor“ in einer Landschaft darstellend, gehört zu den besten und c@arakteristis§sten Arbeiten diescs Meisters. Zum Vergleih ist no§ der Abdruck von einer Platte binzugefügt, welcher einzelne Aenderungen zeigt. Sehr selten ist der näcbste Holzschnitt von Hans Baldung Grün: „Die beilige Anna selbdriti“ in anmuthiger Gruppirung, no& lieblicer die von Engeln umspielte Madonna mit dem Kinde, unter einem Baume fißend und in einem Buche lesend, während der große getönte Holz- nitt desselben Meisters : Drei Hexen, sih zum Sabbath vorbereitend, den düftersten Gegensag dazu bildet. Au von Hans Burgkmair finden wir eins seiner s{önsten Blätter und zuglei Unicum : die Heiligen Petrus und Paulus in einer reihen Renaifsance-Arcade, unten das Sdweißtuc der beiligen Veronica. Der früberen Zeit des Meisters gehört der bier zum ersten Mal publizirte Holzschnitt an, welcher die anmuthige Legende der „St. Kümmernuß“ (von dem armen Geiger, dem die Hcilige in Lucca ihren goldenen Sc&uh swenkte) wörtlih und bildlich darstellt. Weiter folgen: ein \{öôner Holzschnitt nach Lucas van Lepden's „Sündenfall“ ; die Stiffspredigt Christi, von Jan Swart van Groningen ; eine große Gebirgëlards{haft mit Vieh und Mensten, von Niccolo Boldrini nah Tizian, und die Sündfluth, nah Tizian oder wabriceinliher nah Pontormo. Sehr interessant ift eix far- biges Clairobscur von drei Platten mit ciner kleinen Landschaft na Heinri Golgius. Von Christoph van Sichem (1580) sehen wir das Portrât eines Edelmanns. Eine Hauptzierde der Lieferung bilden zwei Blätter von Rubens, geschnitten von Christoph Fegher, u:d zwar die anmuthige Komposition der „Rube auf der Flucht“ mit reizender Engelgruppe, und der „trunkene, von zwei Satyrn ge- führte Silen*. Den Sch{luß macht ein sehr seltenes Blatt von Jan Livens, cinem Nachabmer Rembrandt's (1607—1663): das BVildni eines venezianischen Nobile in einer eigenthümlih \charfen Strich- Manier, gebalten, wie sie die Rembrandt’shen Radirungen zeigen.

Na den bücherlihen Auéweisen der Genossenschaft der bil- denden Künstler Wiens wurden auf der Wiener Jubiläums- Kunstausstellung 1828 um 6000 Fr., 31560 Æ und 168 026 Fl., ¿zusammen um den Betrag von 316 500 #4 Kunstwerke verkauft,

_— Im Verlage von Franz Vahlen hierselbst (W. Mohren- straße 13/14) erschien soeben der Schluß der 4. und 5. Abtheilung

der „Erläuternden Anmerkungen zu den Vorstriften des Entwurfes eines bürgerlihen Geseßbuces für das Deutsche Rei“, bearbeitet und mit einer Einleitung versehen von Dr. Paul Alexander-Kaß, Rettéanwalt am Königlichen Landgeribt Berlin T (Preis 3 #4). Das Heft enthält den II. Band, „Familicnret“ und „Erbrecht“.

Die Berliner Zeitschrift „Der Bär “, welte ih seit ibr& Begründung im Iabre 1875 ein wesentlihes Verdienst um die För- derung und Veraligemeinerung der Berliner und namentli au der märtischen Geschibttfors{ung erworben bat, wird vom 1. Oftober d. I. an aus dem Verlage der Gebr. Paetel in den der Verlagsbuch- bandlung H. Son, bier (W., Magdeburgerstr. 31) übergeben. Die Herausgabe dieser „Vaterländishen Wocbenschrift für die Gesbichte Berlins und der Mark“ erfreut \sich der Unterstütung der Herren Dr. R. Véringuier, Theodor Fontane, Stadtrath E Friedel, Grmnasialdirektor Dr. Sbwar8 und Pastor Oskar Shwebel, so daß dem bewährten, va!erländishe Gesinnung und die Liebe zur Heimath pflegenden Blatte ein sich ftets erweiternder Leserkreis nit feblen wird. Die geschäftliGe Leitung der Zeitschrift rubt in den bewährten Vanden des Hrn. Alfred Weile, des Mitbegründers und ersten Verlegers des Blattes, wel&er mit dem Hause H. Son als Mit- arbeiter und Tbeilhaber verbunden ift.

__— Die „Musikalische Jugendpost“ (Verlag von Carl Grüninger in Stuttgart-Leipzig, vormals P. I. Tonger, Köln) bringt in der focten erschicnenen Nr. 17 felgenden Inbalt: „Einführung in die Dper,“ in Erzählungen und belehrenden Unterhaltungen. Von Ernft Paëgué. XVI. Ioseph und seine Brüder. Ein musikalishes Drama in drei Afien. Von Mébul. „Die Huldigung der Vögelein.“ Ein Scmmermären. Erzäblt von Tante Monika. „Sommer- lust.“ Gedicht von A. N. (Mit Jlluïtrationen). „Franz Lis:t.* Seine Kindbeit und Jugend. Vor August Lesimple. (Mit Porträt.) eer blinde Eeiger.“ Von I. B. „Die zwei Musikanten.“ Bon Ludwig Göhring. Briefkasten. Rätbsecl. Anzeigen. Muflikbeilage : Otto Fischer, „Frisher Muth.“ R. Kügele, «Polonaise, * für Klavier zu vier Händen. August Wiltterger, „Die ftummen Goldvöglein,*“ Lied für ¿wei Singstimmen und Klavier.

Die Nr. 51 der Wochenshrist „Von Haus zu Haus* (Adolf Mabn’'s Verlag, Leipzig) bringt Fortsetzung und S6bluß der Erzählungen „Im Senatorenbause* und „Herbstzeitlose“, ferner Artikel iber die Lebrerinncnfrage, Mode, Erziehung durch das Vorbild, Aber- laube, Fremdenzimmer, Herstellung eines Toilettenkäst&ens, Smyrna» Tevpichknüpferci, Handarbeiten für Kinder, Aus der Fisbkücbe, Tisch ür Magzenkranke, Reis als Nahrungêmittel, dann eine große Menge

NRezeptz, Fragen, Artworten und Plaudercien der Abonnenten, Preis- th'el und Briefkasten.

_— Das Antiguarische Büterlagecr von KirGboff u. Wigand in Leipzig versandte die Nr. 814 ibrer Kataloge, wel@e auës&ließlid Süriften über Musikwissens\chGaft verzeichnet, und zwar Gescbichte der Mußk, thbeoretishe Werke, ältere praktische Musik, Opern und Oratorien. :

S s a

Gewerbe und Handel.

Berlin, 14. September. Amtliche Preisfcststellung für Butter, Käse und Scmal;. Butter. Hof- und Genofssen- scaftsbutter Ia 103—108 #, Ila, 98—102 #, Illa. M, do. abfallende 85—9% „#, Land-, Preußisbe 85—95 .% Netbrücer 0—85 Æ, Pomnmierihe 75—80 #., Polnishe 72—78 Æ, Bave.ise Sennbutter Æ, do. Landbutter #, Schlesisbe 80—90 , (Salizis@e Margarine 45—70 # —- Käse: S{weizer, Smmentbaler 85—90 Æ, Baverischer 60—70 Æ, do. Ost- und West- preuktiber Ta. 69—79 A, do. Ila. 45—55 Æ, Holländer §0—90 Æ, Limburger 32—38 46, Quadratmagerkäse 15—22 # S{malz, Prima Western 17 9%6 Ta. 59,00 , Berlinec Braten- \dmalz 64,00—65,00 Æ Fett, in Amerika raffinirtes 53,00 A, in Veutic@lind raffinirtes: a. Hamburger 59—61 Æ, b. Verlirer 61,00 ver 509 kz Tendinz: Butter. Da die Ankünfte von überwiegend feblerbafter Dualität sind, so bat für wirkli rein- \@medende Waare eine Preiébesfserung Play gegriffen. Schmalz. Bei fortgesezt fester Tendenz erbielt si lebbafte Nafrage.

_— Vom obers{blesisben Eisen- und Metallmarkt beridtet die „Scbies. Ztg. “: Die starken Regengüsse der verflossenen Berichtêperiode waren dem Betrieb der in Angriff genommenen Thon- cisensteingruben nit förderlich und matten vielfa das Entfernen der eingedrungenen Wafsermafsen nöthig. Dagegen ergänzten die älteren Gewinnungéstätten des Reviers den S{melzbedarf dur eine lebbafte Anfubr zu den Hütten. In der Robeisenerzeuguig der im Betrieb befindlihen 27 Kokêéboböfen bleibt eine dem Absatz entsprechende Thätigkeit verberrchend. Oualitätëmarken, deren Vorhandensein aus Mangel an birreichendem geigutem Schmelzmaterial dem Bedarf zeitweise nit voll zu genügen vermag und auf dessen Darsteklung das Bestreben der Werke sib vorzugêweise ricktet, fand flotten Absatz. Der Nachfrage na Hol;koblen-Robeisen wußten die darauf eingerihteten Arlagen, namentli die in Bruschek, thunli&st zu entspreben. In der Robeisenbewerthung sind Veränderungen nit eingetreten. Die Eifengießereien und Appreturwerkstätten vermögen immer noch ein ansebnlihes Personal zu beschäftigen. Auch das Arbeitêmaß der Walzwerke ist unter das cines befriedigenden Betriebes nit zurück- gegangen. Der Zufluß von Puddelroheisen nahm seinen rubigen Ver- lauf, gestaltete sid; mitunter sogar alé unzulänglich. Die Erledigung der auf Grob- und Fertigeisen vorliegenden Aufträge licß eigentliche Läger vermeiden; Qualitäts- und Profileisen beschränkten si nicht nur auf den Inlandén:arkt, sondern hatten aub belebten Vertrieb nah dem Auélande aufzuweisen. Der günstige Wasserstand fam den Ver- [ladungen sehr zu Statten. Das Geschäft in Blechen nabm zu erböhten Preisen seinen guten Fortgang. Im Hüttenbezirk galt gewöhnliches Stabeisen 14—14 25 #, je nach Qualität mehr, Profileisen 15,50 bis 16,50 MÆ, Eisenbleche 16,50—17,50 M und darüber. Auf dem Metallmarkt bält ein reger Verkebr an. Den Zinkbütten wurden anfehnli@e Posten durch übersecische Verladungen und den Inland- bedarf ent:ogen Die Preistendenz war anziehend. Beste W.-FH.- Marke bedang bié 37,20, andere gute Marken bis 36,20 #4, wobet nähere Termine etwas böbere Preise als entferntere erzielten.

ZudckerberiGt der Magdeburger Börse, den 14. Sep- tember, Mittags. Robzucker. Im Laufe dieser Woche baben einige Fabriken den Betrieb eröffnet, doch kam bis heute neue effefktive Waare nit an den Markt. Preisnotizen können daber no immer nidt aufgestellt werden. Auf Lieferung für räGste Monate wurden ca. 85 000 Ctr. gehandelt, MRaffinirte Zucker. Der Artikel batte aub in dieser Wote einen rubigen Markt und blieben die Umsätze in effektiver Waare zu den v:rzeibneten Preisen nur unbedeutenh. Ab Stationen: Granulatedzucker, inkl. —,— &, Krystallzucker, 1., über 98% —,— #, do. IL, über 98 % —,— Æ, Kornzuder, exfl., 92 Gd. Rendem. —,— M do. excl. 88 Gd. Rendem. —,— #, Nachprodukte, excl. 75 Gd. Rendem. —,— # rur ov kg. Vei Posten aus erster Hand: Raffinade, fein, ohne Fafi 29,25 4%, do. fein, obne Faß 29,09 #, Melis, fein, obne Faß 28,75 #Æ, Würfelzucker, I., mit Kiste —,— H, do. II., mit Kiste 30,00 #, Gem. Raffinade, I., mit Sack —,— M, do. T, mit Sat 2825 Æ, Gemablene Melis, I, mit Sack 27,25 M, do. ITL., mit Sa —,— #, Farin mit Sack —,— M für 50 kg. Melasse: befsere Sorte, zur Eutzuckerung geeignet, 42—43 Grad Bé. (alte Grade) obne Tonne 2,80—3,25 ,

82 Brir., obne Tonne 2,80—3,25 Æ, geringere Sorte, nur u Brennzwecken passend, 422—43 Grad Bé. (alte Grade) obne Toune 2,20—2,60 Æ Unsere Melasse-Notirungen verstehen sh auf alte Grade (42 Gr. = 1,4118 spec. Gewicht). Die Aeltesten der Kauf- mannichaft.

.— Die Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung Münten mat ihre Anziebungékraft von Tag zu Tag mehr geltend. Die Zurückdbaltung, welche si im großen Publikum gegen technis che Ausftellungen in der Regel zeigt, ist gewichen und aus allen Sitten der Gesell]chaft, von den vielen Interessenten gar nit zu reden, wird die Ausstellung lebhaft besubt und, was am Erfreulichsten ift, reht

eingezend besichtigt.