1888 / 242 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Sep 1888 18:00:01 GMT) scan diff

des Großherrlih türkishen Osmanié-ODrdens dritter Klasse: dem M E Freiherrn von Lyncker, Kom- mandanten S. M. Fahrzeugs „Loreley“;

der zweiten Klasse des Königlich spanishen Ordens für Verdienst zur See: dem Korvetten-Kapitän Sack, Dezernenten in der Ad- miralität, und dem Korvetten-Kapitän a. D. von Ehrenkrook, zuleßt Dezernent in der Admiralität;

des Großkreuzes des Königlich schwedischen BGwert-Othens:

dem Contre-Admiral Knorr, Chef der Manöverflotte;

des Commandeurkreuzes erster Klasse desselben Ordens:

dem Kapitän zur See Schulze, Kommandanten S. M. Aue S „Moltke“,

em Kapitän zur See von Paw elsz, Kommandanten S. M. Kreuzer-Fregatte „Prinz Adalbert“,

dem Kapitän zur See von Reiche, S. M. Panzerschiffs „Friedrih der Große“, :

dem Kapitän zur See Thomsen, Kommandanten S. M. Kreuzer: Fregatte „Gneisenau“,

dem Kapitän zur See Hoffmann, Kommandanten S. M. Parzerschiffs „Kaiser“,

dem Kapitän zur See Freiherrn von Sen den-Bibran, Kommandanten S. M. Panzerschiffs „Bayern“,

dem Kapitän zur See Plüddemann, Kommandanten S. M. Panzerschiffs „Baden“, und

dem Kapitän zur See Junge, Kommandanten S. M. Kreuzer-Fregatte „Stein“;

des Commandeurkreuzes zweiter Klasse

desselben Ordens:

dem Korvetten-Kapitän Kla usa, Kommandanten S. M. Aviso „Zieten“, und

dem Korvetten-Kapitän Freiherrn von Bodenhausen, Chef des Stabes der Manöverflotte ;

D des Ritterkreuzes desselben Ordens: E dem Kapitän-Lieutenant Sarnow, Kommandanten S. M. Aviso „Bliß“, und i dem Kapitän-Licutenant Etienne, Flagg-Lieutenant der Manöverflotte ; des Commandeurkreuzes zweiter Klasse des Königlih s{chwedischen Wasa-Ordens: dem Korvetten-Kapitän Piraly, Ersten Offizier S. M. Panzerschiffs „Baden“; des Commandeurkreuzes erster Klasse des König- lich norwegischen St. Dlaf-ODrdens: dem Contre-Admiral von Kgll, Chef des Schul- geshwaders; : des Ritterkreuzes desselben Ordens, dem Lieutenant zur See Braun, Flagg-Lieuterc,.t des Schulgeschwaders ; des Großkreuzes des Königlih dänischen Danebrog-Ordens: s dem Contre-Admiral Knorr, Chef der Manöverflotte; owie des Commandeurkreuzes erster Klasse desselben

Ordens: dem Contre-Admiral von Kall, Chef des Squl-

geshwaders.

Kommandanten

Deutsches Reich.

Bekanntmaqhunzg.

Der Kaiserliche Vize-Konsul Robert Langford in Padstow (England) ist gestorben.

Bekanntmachung.

Am 1. Oktober wird das Postamt 23 (Kurstraße) mit dem Postamt 38 (Jägerstraße) vereinigt und leßteres gleichzeitig nah der Taubenstraße 23a verlegt.

Diese vergrößerte Postanstalt erhält die Bezeihnung Postamt 38 (Taubenstraße, nahe dem Hausvoigteiplaß).

Ferner wird vom genannten Tage ab das Postamt 85 von der Oranienstraße 129 nach dem Hause Dranien- straße 72 verlegt. Dasselbe führt nah wie vor die Bezeich- nung Postamt 85 (Oranienstraße).

Berlin C., den 21. September 1888.

Der Kaiserliche Ober-Postdirektor, Geheime Postrath. Schiffmann.

Bekanntmachung.

Die Postverbindung mit Helgoland wird während der diesjährigen Winterperiode vom 1. Oktober ab von Kurhaven wöchentlih zweimal burg Dampfer der Unter-Elbeshen Eisenbahn-Gesellschaft bergestellt werden.

Der Gang der Schiffe ist folgender: 1) aus Kurhaven Dienstags und Freitags nah Ankunft des Zuges 2 aus Hamburg, in Kurhaven 10,5 Vormittags,

2) von Helgoland am darauffolgenden Mittwoch und Sonn-

abend zum Anschluß an den Zug 9 nach Hamburg, 5,40 Nach-

mittags aus Kurxhaven. Die Dauer der Ueberfahrt beträgt durchschnittlich täglich 3 Stunden.

Mit den Dampfern erbalten alle Brief- und gewöhnlihen Paet- sendungen, welche Dienstags und Freitags mit Zug 2 der Unter-Elbe- \chen Eisenbahn aus Hamburg 6,38 früh in Kurxkbaven eingehen, sowie die in Kurkaven spätestens am Tage vor dem Abgange des be- treffenden Schiffes bis 10,15 Abends eingetroffenen Werthsendungen Beförderung.

Hamburg, den 18. September_ 1888.

Der M A Pon. ühl.

Auf Grund der 8. 11 und 12 des Reichsgeseßzes gegen die gemeingesährliwen Vestrebungé der A (peio a abe gar 21. Oftober 1878 wird das angebli in der Genofssenschafts-

buhdruckerei Hottingen-Zürih hergsteellte Flugblatt mit der U bertrift, "Dffeners Ba an die Wähler des Kreises Duisburg-Mülheim. Arbeiter! Hand- werker! Bauern!“ und unterzeihnet: „Duisburg, den 1: De 1888. Ein Sozialdemokrat für Alle“ hiermit verboten. Düsseldorf, den 19. September 1888. Der Regierungs-Präfident. Jn Vertretung: Ruhnke.

Königreich Preußen.

S e. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : dem Ober-Landeskulturgerihts-Raih Karl Biefel zu Berlin den Charakter als Geheimer Ober-Justiz-Rath zu ver- leihen ; sowie i E den ständigen Hülfsarbeiter im Kriegs - Ministerium, harakterisirten Geheimen Kriegsrath Dr. Seidenspinner, um Geheimen Kriegsrath und vortragenden Rath im Kriegs- inisterium zu ernennen.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Kreis-Thierarzt Dr. Felis ch zu Graudenz ist, unter Zurücknahme seiner g nach Spremberg, die Kreis- Thierarztstelle des Kreises Jnowrazlaw, mit dem Wohnsiß in Jnowrazlaw, verliehen worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Die Seminarlehrerin Feller vom Lehrerinnen-Seminar zu Augustenburg ist in gleiher Eigenschaft an das mit der Augustashule verbundene Lehrerinnen-Seminar zu Berlin verseßt worden.

Kriegs-Ministerium.

Der Militär-Fntendantur-Sekretär Oesterreich von der Jntendantur I1. Armee-Corps ist zum Geheimen expedirenden A und Kalkulator im Kriegs-Ministerium ernannt worden.

Nichtamtlices. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 22. September. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta gedenkt Sih am Dienstag zum Besuch Jhrer Königlichen Hoheiten des Groß- herzogs und der Großherzogin von Baden nah Schloß Mainau zu begeben und dortselbst das Allerhöhste Geburtsfest am E in möglichster Stille und Zurückgezogenheit zu verleben.

Den Kammerherrendienst bei Jhrer Majestät hat der Vize-Ober-Schloßhauptmann Graf Fürstenstein übernommen.

Se. Hoheit der Erbprinz Bernhard von Sachsen-Meiningen, Oberst und Commandeur des Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regimens Nr. 2, hat sich mit Urlaub auf 30 Tage nah Süddeutschland und Oesterreih begeben.

Der Gouverneur von Mainz, General der Kavallerie von Winterfeld, ist mit Urlaub von Mainz hier ein- getro]sen.

Der kommandirende General des II1. Armee-Corps,

| General-Lieutenant Bronsart von Schellendorff II.,

hat sich auf 45 Tage mit Urlaub nach Mecklenburg-Schwerin begeben.

__— Der General-JFnspecteur der Fuß:Artillerie, General- Lieutenant von Roerdansz, hat eine längere Dienstreise angetreten.

Der General-Lieutenant von Seecckt, Commandeur der 10. Division, hat, nah beendetem Kommando zum Ehren- dienst bei Sr. Kaiserlihen Hoheit dem Großfürsten Nicolaus von Rußland, gestern Berlin verlassen.

Der Chef der Land:Gendarmerie, General-Lieutenant E ist von Urlaub nah S(hlesien hierher zurück- gekehrt.

Der General: Lieutenant von Hänisch, Commandeur der Kavallerie-Division des XV. Armee-Corps, ist, nah be- endigtem Kommando zum Ehrendienst bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Erzherzog Albrecht von Desterreih, nach Met zurückgekehrt.

Ein Arbeiter kam anläßlih einer Schlägerei im Maschinenraum der Dampfmaschine zu nahe und wurde ver- lest. Den daraufhin von ihm erhobenen Rentenanspruch hat das Reichs - Versicherungs3amt in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht mittelst Rekursentsheidung vom 6. Februar 1888 (Nr. 561) als begründet anerkannt. Allerdings ist die Ver- lezung des Klägers dur eigene Schuld desselben bei Gelegen- heit ciner Schlägerei mit einem Mitarbeiter hervorgerufen. Die leihtsinnig begonnene Schlägerei war aber nicht die un- mittelbare Ursache des Unfalls: diese ist vielmehr darin zu erblicken, daß Kläger in Folge seines Hinfallens im Betriebs- raum mit seïnem rechten Arm zwischen die Kolbenstange und den Cylinder der Dampfmaschine gerieth- Jn diesem Umstand ist zweifellos ein ursähliher Zusammenhang zwishen dem Betriebe und dem Unfall zu finden, und es erscheint für die Entschädigungsfrage unerheblich, ob das Hinfallen des Klägers durch einen unverschuldeten Zufall oder dur Fahrlässigkeit wie solche bei einer Schlägerei in der gefährlihen Nähe der im Gange befindliten Maschinen des Betriebes allerdings angenommen werden muß ver- anlaßt worden is. Den Entschädigungsanspruch der Ver- lezten will eben der Geseßgeber aus tristigen Gründen (ver-

leihe „Amtliche Nachrichten des R.-V.-A.“ 1887 Seite 29 iffer 281, Seite 209 Ziffer 392, 1888 Seite 214 Ziffer 514, auch 1886 Seite 58) nur bei vorsäßlicher Herbeiführung des Unfalls durch den Verletten (8. 5 Absatz 7 des Unfallversicherungs-

Pompiers mit Fackeln Spalier.

asten zur thunlihsten Abwehr gegen die nachtheiligen Folgen

rartiger grobfahrlässiger Handlungen der Arbeiter anderweit wirksame Mittel zu Gebote (vergleihe den vorleßten Absatz der angeführten Entscheidung 281) Vergleiche auch die Ent- [Geunes 478 und 562, „Amtliche Nachrichten des R.-V.-A.“ 1 Seiten 176 und 288.

Bayern. München, 21. September. (W. T. B.) Zum Ehrendienst bei Sr. Majestät dem Kaiser während Allerhöchstdessen Anwesenheit hierselbst sind bestimmt: der Commandeur des II. Armee: Corps, General dec Jnfanterie von Orff, der Oberst Trombetta des 1. Ulanen-Regiments, dessen Chef Se. Majestät der Kaiser ist, und der Rittmeister Freiherr von Guttenberg. Außerdem wird eine Deputation des Lane es eintreffen. Am Bahnhof wird das Leib-Jnfanterie-Regiment die Ehren:-Compagnie stellen, und eine Éhren-Escorte, gebildet von einer Escadron der shweren Meer, wird Se. Majestät nah der Königlichen Residenz geleiten.

Aus Ludwigshöhe, vom 19. September, wird der «Rus. Ztg. berichtet : :

r Einzug des Prinz-Regenten in die Pfalz erfolgte unter zablreihen patriotishen Kundgebungen. An der Rheir:brücke zwishen Mannheim und Ludwigshafen a. Rh. bot sich dem Auge ein Bild, dessen überwältigende Wirkung woëtl Jedem, der es geseben. unvergeßlih bleiben wird. Dit unter der Brücke lagen zwei Dampfboote in vollem Flaggenshmuck; zwischen ihnen kleinere Boote mit blauwecißen Fahnen bcsteckt; Geschüßsalven erdröbnten. Der Bahnhof in Speyer war rei beflaggt; mit Mühe wurden die an- drängenden Massen zurückcchalten. Der Regent schritt zuerst die Front der Ehren-Compagnie ab und begab sih daxrn in den Fürstenfalon, wo er die Begrüßung “der Spitzen der ftaailihen, gemeindlihen und firdliten Behörden entgegennahm. Hierauf erfolgte dec Einzug in die Stadt. Die alten Glockea fangen ihren mächtigen Willkomm, den sie hon so manchem Herrscher gespendet, vom Dome herab; durch dtie prädbtig gezierte Porta Alta ging es am Dom vorbei zum Präsidial-Gebäude, woselbst großer Empfang statt- fand. Nah Sch{luß desselben paradirten die Vereine und Korpora- tionen vor dem Regenten, dessen gewinnende Freundlichkeit immer wieder aufs Neue die Quellen des brausenden Jubels ers{loß. Um 7 Uhr verließ der bocgefcierte Fürst die Stadt, welhe nunmehr im reisten Lichterglanz erstrahlte. Die Beleuchtung des Doms bot einen geradezu be¿aubernden Anblick. Wieder erklangen die Gle cken und unter erthustastishen Hochrufen verlicß der Regent Speyer. Nächtliches Dankel lagerte bereits auf den emporsteigenden Höhen ; da flammten plôöglih auch von dorther die mächtigen Feuerzeihen auf und fündeten weitaus, daß der geliebte Fürst das Land betretcn habe. Bergfeuer, bengalishe Sonnen, kurz Beleuchtungs- cffekte aller Art weäselten in überrashender Fülle und bannten das Auge, bis der Jubel des Volks daran crinnerte, taß man in Eden- koben argekommen sei. Hier durhfuhr der Regent langsam die be- leubtete Stadt ; dann ging es ras hinauf nah dem Königéësloß auf der Ludwigshöbe, dos nun für einige Zeit das Standquartier des hohen Herrn bilden wird. i

Zweibrüdcken, 21. September. (Allg. Ztg.) Bei der O Abfahrt von Edenkoben unterblieb aux Wunsch des

rinz-Regenten die bisher jedesmal erfolgte offizielle Be- grüßung durch die Behörden. Auf allen Bahnstationen wurden bei langsamer Durchfahrt des Galazuges vom zahl- reih zusamengeströmten Volke Sr. Königlichen Hoheit be- geisterte Ovationen dargebracht.

Sachsen. Dresden, 22. September. (W. T. B.) Der Erzherzog Albrecht von Oesterreich ist heute Vor- mittag von Strehlen über Prag nach Wien zurückgereist. Der König und die Königin gaben demselben das Geleit bis zum Bahnhof.

Baden. Karlsruhe, 20. September. (Karlsr. Ztg.) Der Großherzog empfing am 18. d. M. früh eine Deputation der in Met lebenden Badener, welche Sr. Königlichen Hoheit den Ausdruck der Treue und V8 darbrachten. Um 8 Uhr fuhr der Großherzog nach Peltre, woselbst die Pferde bestiegen wurden, und wohnte sodann den Gefehtsübungen der 30. Division bei Mécleuves und Sorbey an, welche vom General-Lieutenant von Minkwiß geleitet wurden. Von Sorbey fuhr der Großherzog nah Kurzel, um daselbst bei Hrn. Paulin abzusteigen. Bei der Ankunft wurde Se. Königlich2 Hoheit von dem Kreisdirektor Gundlach, sowie von dem versammelten Ge- meinderath, dem Kriegerverein und den Schulen empfangen und ehrfurchtsvoll begrüßt. Am 19. d. früh 7 Uhr verließ der Großherzog Kurzel, beritt einen Theil der Bivouaks der 30. Division und wohnte sodann den Gefechtsübungen

ha es) verwirkt sein lassen. Uebrigens stehen den Berufsgeno sen-

in der Gegend von Pelpingen bei. Bei der nachfolgenden Kritik verabschiedete sich Se. Königliche Hoheit von den versammelten Offizieren, und sprach

Höchstseine Zufriedenheit über die Leistungen der Truppen und deren Führung aus. Um 4 Uhr fuhr der Großherzog sodaun über Remilly-Zabern nah Wasselnheim, wo Höchstdem- felben von dem kommissarischen Kreisdirektor A von Gagern die Spißen der Beamten und Einwohnerschaft vor- Nie wurden. Auf der Straße vom Bahnhof bis zum

bsteigequartier „Hotel zum goldenen Apfel“ bildeten die Wasselnheim war illuminirt und beflaggt.

_ Hessen. Darmstadt, 20. September. (Darmît. Ztg.) Mit der Rückkehr des Großherzogs am 19. September hat die Jnspektionsreise ihr Ende erreicht, welhe Se. Königliche Hoheit in der Eigenschaft als General - Fnspecteur der 3. Armee-Jnspektion, direkt von Schottland kommend, am 10. d. M. in Hamm in Westfalen begonnen hatte.

Mecklenburg - Schwerin. Schwerin, 21. September. Meckl. Nahr.) Jhre Königliche Hoheit die Frau Groß- erzogin-Mutter trifft am 22. d. M, Abends, von eiligendamm hier ein und nimmt wieder Wohnung im reenhouse.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 20. September. (Wien. Abdp.) Sowohl im steiermärkischen als im mährischen Landtage wurde gestern eine Regierungsvorlage ein- gebracht, mittelst welcher auf Grund des Geseßes vom 17. Juni 1888 Bestimmungen über die Entlohnung des Religions- unterrichts an den öffentlihen Volks- und Bürger- schulen getroffen werden. Eine gleiche Vorlage wird heute auch dem Salzburger Landtage unterbreitet werden.

(Prg. Abdbl.) Das Reichs-Kriegs-Ministerium hat den Corps: Kommandanten bekannt gegeben, daß Ansuchen um Enthebung von der Reservisten-Waffenübung aus Dienstesrücsihten der Civil-Staatsbehörden im Sinne der Evidenzvorschrift von der betreffenden Behörde zweiter L an welche die unmittelbar vorgeseßzte Behörde des zu

nthebenden gewiesen ist, bei jenem ilitär-Territorial-

fommando, in dessen Bereich das evidenzzuständige Ergänzungs- Bezirks-Kommando des Betreffenden liegt, ciilubrinnen sind,

Wittingau, 20. September. (Wien. Ztg.) Das Leichenbegängniß des Fürsten S heute Nachmittag statt. C hwarzenberg isi

ranfreich. Paris, 20. September. (Köln. Ztg. Der Marine-Minister erwiderte auf den Bubgetbertät, er nehme den Abstrih von 8 Millionen nicht an, da er bei Entwerfung seines Budgets sich von dem Bestreben habe [eiten lassen, alle Ersparnisse einzuführen, welche möglich seien, ohne die Organisation der nationalen Wehrkraft anzugreifen. Er würde pflichtvergessen handeln, wenn er die vom Aus\huß vorgenommenen Abstriche annähme. __ Ein dem Men Bu Ines beigegebener Aus8weis über die im Bau befindlihen Kriegsschiffe zählt 5 Panzerschiffe auf, die gegenwärtig auf den Werften vollendet werden: „Neptun“, „Brennus“, „Formidable“, „Hoche“ und „Magenta“. Ferner wird in Lorient der Bau eines neuen Panzerschiffes beginnen, wofür jedoch im nächsten Jahre nur 36000 Fr. eingesezt sind. An Panzerkanonenbooten wird Cherbourg die „Cocyte“ abliefern, die von denselben Ab- maßen wie der jüngst beendete „Acheron“ i. Ein Panzerkreuzer „Dupuy de Lôme“ wird in Brest weitergebaut ; derselbe wird 1890 erst zum dritten Theil vollendet sein. Ein zweites Schiff derselben Klasse wird in Rochefort angefangen werden. Drei Kreuzer 1. Klasse sind in Brest, Rochefort und Cherbourg begonnen; in Toulon wird ein Kreuzer 2. Klasse, der „Davoust“, im Laufe dieses Jahres fertig gestellt, in Cherbourg der Kreuzer 3. Klasse „Surcouf“. Kreuzer- Torpedoboote sind zwei in Arbeit: der „Vantour“ in Toulon und „Wattignigs“ in Rochefort ; Aviso-Torpedo- boote werden 2 in Lorient begonnen. Endlich bauen die Staatêwerften avch 2 Segelsregatten für Schulzwecke, von denen eine, die „Melpomene“, fast vollendet ist. Sodann sind noch folgende Schiffsbauten an Privatgesellshaften vergeben : Panzerschiff „Marceau“, der Vatteriekreuzer „Cecile“, der dieses Zahr in Toulon fertig wird ; die 4 Kreuzer 3. Klasse: „Traude“, „Lalande“, „Cosmas“ und „Coëtlogon“, die sämmtlih 1889 zu liefern sind; 4 Plänkler - Torpedoboote: „Ourgean“, „Avantgarde“, „Andacieux“ und „Achille“; 4 Torpedo- boote der hohen See, die bald vollendet find, und 5 weitere, die erst angefangen werden. Die Flottenverwaltung schäßt den Preis eines Panzerschiffes T. Ranges auf 18—21 Millio- nen; den eines Panzer-Kanonenboots vom Muster der „Cocyte“ auf 3 443 000 Fr. ; den Panzerkreuzer „Dupuy-de-:Lôme“ auf 10 407 600 Fr., den Kreuzer 1. Klasse „Algier“ auf 6 799 000 Fr., den 2. Klasse „Davoust“ auf 4998 000 Fr., den 3. Klasse, Muster „Surcouf“, auf 3269515 Fr.

Niederlande. Haag, 21. September. (W. T. B.) Das Budget für 1889 weist ein Defizit von 13 Millionen auf, welches sich im Hinblick auf die Vermehrung der Steuern und die Ersparnisse bis auf 5 Millionen verringern dürfte. Eine Demonetisirung des Silbers ist in diesem Jahre noch niht nothwendig. Das Gesammt-Defizit zu Ende 1889 wird auf 25 Millionen geschäßt. Anleihen werden jedoch Angesichts der starken Baarbestände in der Staatskasse für lange Zeit vermieden werden können. Die Kredite für die Vertheidigung find in diesem Jahre um 2 Millionen gestiegen.

Belgien. Brüssel, 21. September. (W. T. B.) Die Regierung des Congo-Staats hat ein offizielles Telegramm erhalten, in welchem die Ermordung des Majors Barttelot bestätigt und gleichzeitig gemeldet wird, daß Jameson an einem klimatishen Fieber auf der Station Bangalas gestorben ist.

Griechenland. Athen, 21. September. (Prag. Abdbl.) Der Minister des Aeußern erklärte: die Sporaden- Affaire bedrohe den Frieden niht. Die Blätter fordern die Regierung zu energischen Vorkehrungen auf.

Bulgarien. Sofia, 21. September. (Prag. Abdbl.) Natschewit\ch is hier eingetroffen. Vier Briganten der Bellovaer Bande wurden gefangen; andere Briganten wurden von den serbishen Behörden festgenommen und an Bulgarien ausgeliefert.

Dänemark. Kopenhagen, 21. September. (W. T. B.) Der Reichstag ist auf den 1. Oktober einberufen worden.

Amerika. Washington, 19. September. (R. B.) Der Senats- Ausschuß für auzwärtige Angelegen- heiten hat die Repressalien - Bill an einen Unter- Ausschuß verwiesen. Man glaubt nicht, daß der Senat un- verzüglih eine Entscheidung in der Angelegenheit treffen wird. Der Senat hat 100000 Doll. zum Besten der Noth- leidenden der vom gelben Fieber heimgesuhten Stadt Jadcksonville bewilligt. . i

21. September. (W. T. B.) Die Regierung erhielt die amtliche Mittheilung, daß China sich_ weigere, den mit den Vereinigten Staaten wegen der Einwand e- rung geschlossenen Vertrag zu ratifiziren. :

New: York, 21. September. (W. T. B.) Nah einer Meldung aus Jason am Mississippi ist dort ein Fall von gelbem Fieber vorgekommen, der tödtlich verlief; die Ein- wohner begannen in Folge dessen die Stadt zu verlassen.

Zeitungsftimmen.

Unter der Ueberschrift „Vive la Russie!“ lesen wir in der „National-Zeitung“: ; :

Kein russishes Kriegs\{if kann in einen französischen Hafen ein- laufen, ohne daß es mit Sympathiebezeugungen, mit Festlichkeiten und Ebren aller Art überschüttet wird. Kein russisher Offizier kann fit bei einer französishen Heerschau zeigen, ohne daß die Luft wider- tönt von den Rufen Vive la Russie. Die Frauenwelt legt dabei in den Kultus des Russenthums all den koketten Reiz, mit welchem die Französinnen na allgemeinem Urtheil so reih ausgestattet sind. Die Männer Bürger und Militär wissen eine geradezu stürmische Be- geisterung für das Reich hinten im Norden und Alles, was ihm ange- hört, zu entwickeln. Theatér und Literatur E sich diesem Zuge an und ein Restaurant, das Kohlsuppe und Kuruß ausschenken wollte, würde in Paris eines riesigen Erfolgs sicher sein, wenigstens bis dabin, daß sich die enthusiastischen Vorkämpfer des Russenthums den Magen daran verdorben bâtten. Aber noch mehr muthet si der französishe Geshmack zu: man sieht freigeistishe und voltairianische Blätter die fanatischen Erlasse eines Pobodonoszew mit ihren Beifall8- rufen H, I I E französishe Kritik vor Allem, was aus dem heiligen Rußland kommt. i; G

Noch in den leßten Tagen hat die Heershau, die der Präsident Carnot in Rouen abhielt, ein Schauspiel geboten, bei welchem der Gegensatz, mit welchem die russishen und die deutshen Offiziere be- grüßt wurden, sehr wirkungsvoll in Scene trat. Der russishe Militär-

bevollmähtigte General Frederiks wurde mit dem stürmishen Ruf Vive la Russie unaufbörlich begrüßt; für die deutschen Offiziere war der Ruf Vive Boulanger vorbektalten, den man, wie es scheint, für deutsche Obren sehr shreckenbringend hält. Die versammelten Offiziere der Reserve nahmen an dieser Demonstration niht minder Theil, als das in gewaltigen Massen zusammengeftrömte Publikum. Daß: sich die in Frankreich weilenden Ruffen mit aller Behaglichkeit auf den Wellen dieser Volksgunst shaukeln lassen, wird ihnen Niemand ver- denken; böfishe Schmeichelei in sublimster Form war ja von jeher die Stärke der Franzosen. Aber darüber wird \sich wohl Niemand in Rußland täuschen, daß nicht um der s{önen Augen Rußlands wegen oder aus Begeisterung für russishe Vorzüge der Rufsen- fultus in L geübt wird. Jeder Ruf Vive la Russie zieht einen Wechsel auf Rußlands Blut und Gold zu Gunsten fran- zösischer Gelüste; dem nordis@en Reich wird die ehrenvolle Aufgabe zugewiesen, für Frankreih die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Wenn es sich dabei die Finger verbrennen sollte, so wäre das natür- lich lediglih seine Sae; die Bezahlung ist ihm im Voraus \{chon geleistet, sie besteht eben in sonoren Worten einer landläufigen französishen Münze —, in dem Tüchershwenken der Frauen und den Hurrahrufen der Männer. s

Die Raealpolitiker an der Newa, die die Leitung ter russischen Politik immer noch in Händen baben, wissen die Bedeutung des fran- zösischen Enthu?iaëmus jedenfalls sebr genau abzuschäßen. Dieser Ruf Vive la Russie bat eine verzweifelte Familienähnliékeit mit dem famosen Ruf achtzehnhundertsiebenziger E edenkens à Berlin; au diesmal bandelt es sich um eine Promenade nach Berlin, nur daß die ruisishe Armee sie auéführen soll. Und dem Erfolg würde begeisterter Beifall von jenseits der Vogesen nicht fehlen. Aber bedenklich wird doch tiese Analogie, wenn man si erinnert, mit welcher Leichtigkeit Frankreich si der Solidarität mit mißglückten Unternehmun- gen zu entziehen weiß. Bazaine war heute noch ein großer General, den die öôffentlihe Meinung dem dritten Napoleon auf- zwang; als er besiegt und gefangen war, erflärte ihn Gambetta für einen Verräther. Die Revolutionäre, welche den verunglückten Impe- rator vem Throne stießen, nahdem sie ihn in den Krieg gebeßt batten, wiesen jede Solidarität mit dem zurück, was Napoleon III. im Namcn des französishen Volkes gethan hatte. Wer ver- möchte beute zu sagen, wie es am Tage nah einer verlorenen Schlacht in Frankreich aussehen würde! Daraus ziehen wir den Schluß, daß wenn: unter dem Rufe Vive la Russie einmal eine französish-russishe Verständigung zu Stande kommen sollte, Niemand die Verantwortlichkeit dafür übernehmen fönnte, wie bald fie unter dem Rufe à bas la Russie wieder aus den Fugen gehen möchte. Warum sollte Frankreich einen auf Erfolg engagirten Bundesgenofsen besser behandeln, als seine eigenen Fürften und Feldherren ?

Der Ruf: Vive la Russie, den man in Frankreich so gern aus\tößt, bat indessen noch eine andere, viellciht noh tiefere Bedeu- tung. Er wird der französisGen Nation durh das Gefühl einer steigenden Isolirung in Europa ausgepreßt. Unser Parifer Korrespon- dent hat in einem in der Abendau®gabe abgedruckten Bericht einen Brief des italienishen Senators und Generals Corte mitgetheilt, der die Franzosen über die gefährlihe äußere Situation aufzuklären bestrebt ist, in die sie sih selber versezt haben, Immer noch spielen die leitenden Männer Franrkreihs mit der Kriegsidee, und diese giebt ihrem ganzen Verhältniß zu Europa die \chiefe Richtung, die Jedermann kennt. Gegenüber den ungeheuren Maétmitteln des Friedensbundes könnte die russishe Allianz eine Hoffnungsplanke für Frankreich sein. Aber einstweilen existirt dieselbe nicht und die Situation ist eine außerordentlih einfahe. Um Frank- reich herum ist alles leer. Aus diesem Gesichtepunkt beobachtet, er- eint der Ruf Vive la Russie recht gepreßt und ängstlich. Es liegt darin nicht die Freunde8band, die eine stolze selbstbewußte Nation einem anderen Reiche darreicht, es ist mehr ein Hülfe- und Rettungêruf, den man an einen mächtigen Protektor wendet, ein Ruf, durch den man si über eine gewisse innere Angst hinwegheben will. Das wird wobl auch auf das Maß von Achtung einwirken, mit welchem dieser Ruf von der Adresse aufgenommen wird, an die sie in erster Reibe ge- richtet ist. Immer aber kann es nur das eigene Gewissen sein, was Frankrei unrubig mat; denn wenn es sh umsieht, so bat es zwar nirgends cinen Freund, aber au nirgends einen grundsäßlichen Gegner. Der Friedensbund giebt nach allen Seiten die Gewähr der Aufrect- haltung des hergebrachten europäischen Systems und der gleichen Stellung aller Großmächte in demse!ben. Wollte Frankrei sich von dieser Wahrheit durchdringen lassen, so würde es vielleiht eher ih Rechenschaft über den Eindruck geben, den es jeßt in der Welt her- vorrufen muß und der sicher alles weniger ist als cin imponirender vielleicht seibst nih: an der Newa.

Das „Deulsche Tageblatt“ schreibt:

U-ber den Brotkrawall in der Umgebung von Paris bringt die „Vossisbe Zeitung“ eine eingebendere Mittheilung, welche nicht allein sachlih ret instruktiv ist, sondern {on um deswillen lesens8- und beachten8werth erscheint, weil sie den Beweis liefert, daß die Frei- sinnigen, welche bei uns alles Heil von der freien Konkurrenz erwarten, über die Segnungen derselben sehr viel vorurtheils- freier und verständiger denken, wenn es_sich um die Begut- achtung auéwärtiger Zustände handelt. Selbst die behördlichen Brottaxen, in deren bier und da befürworteter Wiedereinführung oder Einführung auf deutscem Boden sie einen Frevel gegen den Geist der Zeit und eine unerträglibe Beeinträchtigung der individuellen Freiheit erblicken zu müssen erklären, stellen sich ihnen in französisch- demokratisher Beleuchtung als eine, wenn nit besonders empfeblens- werthe, so doch leidlich verständige und ganz erträgliche Maßnahme dar. In der betreffenden Pariser Correspondenz des freisinnigen Blaties heißt es nämlich: : i

„Vor den Thoren von Paris, in Saint-Denis und Saint-Quen, berrscht große Aufregung. Die Frauen ziehen in Haufen nach den Gemeindehäusern und verlangen Brot, die Männer versammeln si vor den geschlossenen Läden der Bâcker und drohen mit Brand und Todtschlag, wenn man nicht öffne. Denn das ist es, was die Volks- erbitterung heraufbeschworen bat: Die Bäcker von Saint-Quen und Saint-Denis wollen kein Brot mehr backen, und die Einwohner der beiden großen Vororte sehen sich plöglih des nothwendigsten Nahrungsmittels beraubt. Der Hergang der Sache ist fol- gender: In Frankreih besteht ein Geseu aus dem Jahre 1791, welches, um die ungebührlihe Vertheuerung des Brotes zu verhindern, den Gemeindebehörden das Recht iebt, die Preise des Brotes (das nach dem Gewicht ver- auft wird) amtlih festzustellen. Bis zum zweiten Kaiserreih war das Bâckergewerbe s\taatlich eingeshränkt. Wie anderwärts für Apotheken, so bedurfte es hier für Bâädckerläden einer behörbdlichen Genehmigung, und diese wurde nur ertheilt, wenn die Anzahl der Bevölkerung thatsächlih eine Vermehrung der bestehenden Läden nöthig machte. Ende der fünfziger Jahre wurde dieses System abgeschafft und das Bâäergewerbe frei gegeben. Man versprach \ich vom

Wettbewerbe billigeres und befseres Brot. Diese Folge trat niht ein. Das Brot wurde vielmehr wesentlich theurer und etwas s\chlechter. Die Sade erklärt #ich

einfah genug. Als Jeder, der wollte, eine Bakstube eröffnen konnte schossen diese Geschäfte wie Pilze in die Höhe. Jede Straße sah mehrere Bäkerläden entstehen. Jeder einzelne Laden hatte eine viel Fleinere Kundschaft als vorher, und die allgemeinen Geschäftsunkosten, welche dieselben blieben, oder noch cher etwas wusen, vertheilten sich auf eine kleinere Menge verkaufter Brote, belasteten somit jedes ein- zelne Brot mit einem größeren Betrag. Die Bäcker merkten bald, daß es zwecklos sei, einander zu unterbieten, und sie s{hlofsen sich zu einer Gewerbekammer zusammsn, die einheitliche uid hohe Preise, wenn niht für die ganze Stadt, doch immer für ein Stadtviertel festseßte. Seitdem merkt das Publikum das Steigen der Ge- treide- und Meblpreise sofort an einem unverhältnißmäßigen Steigen des Brotpreises; dem Sinken der Getreidepreise aber folgen die Bäker gar niht oder nur spät und äußerst zurückbaltend. Um allzu große Mißbräuche zu verhüten, veröffentlicht die Pariser Stadt-

_ behörde allmonatlih den Preis, zu welchem das Brot verkauft werden

fönnte. Das bilft aber, wenigstens in Paris, nihts, denn zu diesem Preis ist thatsächblih nirgends Brot zu bekommen. Der Preis wird in der Weise berechnet, daß man den Durchschaittspreis guter Mehl- marken zu Grunde legt, daß man ferner annimmt, 100 Mehl gäben 130 kg Brot und daß man zum Mehlpreise 12 Fc 20 Cts. für

je 100 kg als Betrag der allgemeinen Unkosten, des Arbeitslohns, Brennholzes und Unternehmergewinns zushlägt. Mit diesen Elementen gelangte die Pariser Behörde für den laufenden

Monat zu einem Preise von 78 Cts. für 2 kg Brot, während wir es thatsächlich mit 85 Cts. bezahlen müssen. In St. Quen und St. Denis haben die Bäcker vergangene Woche den Brotpreis von 70 auf 75 und 89 Cts. (immer für 2 kg) hinaufges:tßt, weil die Getreidepreise etwas in die Höbe gegangen sind. Die Maires und Gemeinderäthe der beiden Orte fanden diese Preissteigerung ungerecht- fertigt und seßten, von ihrem geseßlihen Recht Gebrauch machend, den Preis auf 70 Cts. fest. Bei diesem Preise ist den Väckern ein Zusblag von 11 Fr. zu je 100 kg Brot an allgemeinen Unkosten, Arbeitslohn u. #. w. zu- gestanden, was für die Vororte reihlih bemessen ist. Die Bäcker in St. Denis erklärten aber, bei diesem Preise nicht bestehen zu fönnen und lieber die Läden zu \chließen, während sie in St. Quen den Wochenlobn ihrer Gehülfen von 45 auf 35 Fr. berabsetßten, was wieder den Ausstand der Arbeiter zur Folge hatte. In beiden Fällen blieb das Publikum ohne Brot, und man weiß, welche Rolle das Brot in der Ernährung des Franzosen spielt. Man fann ohne Ueber- treibung sagen, daß der Franzose hbauptsählich von Brot lebt. Die Gemeindeverwaltung ließ aus Paris Brot kommen, das der Bevölkerung ¿zum Koîtenvreise verabfolgt wurde, und sie drohte ten Bâckern, ihnen ibr Mebl und ihre Backöfen im Weae der Requisition zu nehmen und dur Arbeiter, die sie bereits in Paris aemiethet hat, Brot backen zu laffen. Wakrfsceinlih werden die Bäder nackgeben. Der ganze Fall ist bemerkenswerth als ein erster Versuch des Publikums, sich gegen die shamlose Ausbeutung dur einen geschloftenen Ring von wutherishen Unternehmern zu wehren. Hoffentlich bricht auch über die Schlächter ein ähnliches Strafgericht berein, denn es ist baarsträubend, wie auch diese dem Publikum das Fell über die Ohren ziehen.“

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Von der durch den Landgerichts - Präsidenten Paul von Mangoldt unter Zugrundelegung des Gesetzes in der Fassung vom 26. Februar 1876 und unter Berücksichtigung der erschienenen Nach- tragsgeseßze besorgten und im Druck und Verlag der Roßberg'shen Buchhandlung in Leipzig ersheinenden Tertautgabe des „Strafs geseßbuhs für das Deutsche Reich“ liegt der 5. Band vor. Inhaltsverzeihniß desselben: 1) Einführungsgeseßs zum Straf- gesezbuch für das Deutshe Reit. Vom 31. März 1870. 2) Bekanntmachung, betreffend die Redaktion des Straf- geseßbuhs für das Deutshe Reih. Vom 28. Februar 1876. 3) Sirafgeseßbuch für das Deutsche Reich. Einleitende Bestimmungen dd: 1—12, Erster Theil. Von der Bestrafung der Verbrecben,

ergehen und Uebertretungen im Allgemeinen. Zweiter Theil. Von den einzelnen Verbrechen, Vergehen und Uebertretungen und deren Bestrafung. Sach- und Wortregister. Preis des Bandes: brochirt 90 S, ftartonnirt 1 M :

Beiträge zur Lösung der Frage der Alter8- und Invalidenversicherung der Arbeiter von Dr. W. Gallus, Geschäftsführer der Brauerci- und Mälzerei - Berufsgenofsenscaft. Leipzig, Druck und Verlag der Roßberg'shen Buchkandlung. 1888. (Preis 60 S). Durch die vorliegende Broschüre übergiebt der Verfasser der Oeffentlichkeit zwei Gelggenheits- arbeiten: einen Vortrag, welchen er vor dem VI. Veutschen Brauertage über die die Geseßgebung der Gegenwart be- \chäftigende Alters- und TInvalidenversorgung am 25. Juni d. I. zu Stuttgart hielt, und eine in Nr. 15 des 111. Jahrgangs der Zeitschrift „Die Berufsgenossenschaft“ abgedruckte Abhandlung über die Nichtanwendbarkeit des Versicherungsprinzips zur Lösung der Altersversorgungéfrage. Bei dem lebhaften Interesse, dem der Gesetz- entwurf über die AÄlters- und Invalidenversorgung sowohl in der Presse als auch in den betheiligten Kreisen andauernd begegnet, dürfte das Shhrifthen, welches die Ansichten eines in der praktischen Hand- habung der sozialen Gesetzgebung erfahrenen Mannes ¡um Ausdruck bringt, Beachtung finden. :

Das soeben ersch{ienene erste Heft (Oktober) des neuen, XV. Jahrgangs der „Deutschen Rundshau* (Verlag der Gebrüder Pätel in Berlin), bringt Auszüge „Aus Kaiser Friedrih’s Tagebuch 1870—71“, denen die Redaktion folgende Bemerkungen voranschbickt: „Um ieden Zeifel an dem Ursprung dieser Veröffentlihung aus8zu|\chließen, bemerken wir, daß Se. Majestät der verewigte Kaiser Friedrich, das von ihm während des französischen Feld- zuges geführte Tagebuch Höchstselbst unserem Einsender mitgetheilt, und daß dieser nur aus Gründen der Diskretion sich auf die nah- folgenden Auszüge aus demselben beshränkt hat, welche geeignet sind, sowohl die edle Persönlichkeit des hohen Verfassers in ihrer vollen Bedeutung hervortreten zu lassen, als einen wihtigen Beitrag zur Geschichte jener großen Zeit zu bilden.“ Außerdem enthält das Heft ein neues Blatt „Aus den Denkwürdigkeiten Sr. Hoheit des Herzogs von Sacsen-Colurg-Gotha.“

Das Septemberbeft der „Internationalen Revue über die gesammten Heere und Flotten“ (Verlag von J: Fischer in Kassel hat nachstehenden Inhalt: Die: europäische Orient- politik vom Standpunkte der Friedenéreisen des Deutschen Kaisers. Von Dr. B. v. Brauns. Studien zur Gewehrfrage. (Schluß.) Die wissenschaftlihen Anstalten und wissenschaftlichen Leistungen der K. K. Marine. Von der galizish-russishen Greuze. Ein fran- zösisher Operationsplan gegen die Küsten Deutschlands. (Fortseßung.) Kritisbe Erörterungen über den \trategishen Werth des anglo-indischen Seeweges. Das Kameel im Kriegsdienst. Von Dr. D. Hevfelder. FItalienishe Correspondenz. Von R... n. Die Militär- \hulen in China. ; :

Die Monatsschrift „Halte was du hast“, Zeitschrift für Pastoraltheologie, bisher ershienen im Verlage der Gebr. Henninger in Heilbronn und herausgegeben von dem Pfarrer V. Fr. Ochler in Dettingen, ist in den Besitz der hiesigen Verlagshandlung H. Reuther Übergegangen und wird vom 1. Oktober dieses Vahres ab unter aus- \chließliher Leitung des Prof. D. theol. Sachse, Direktors des theologis&en Seminars zu Herborn, erscheinen. Die- selbe wird fortan das gesammte Gebiet der praktischen Theologie umfassen, unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse des Pfarramts. Sie wird in ihrem ersten Theil aufmerksam ver- folgen und berichten die Aufgaben und Arbeiten auf dem Gebiet der Homiletik, der Katechetik und des christlihen Unterrichts, der Liturgië nebst Hymnologie und fkirchliher Kunst, der Seelsorge, der freien christlihen Liebesthätigkeit in äußerer und innerer Mission, der Gemeindeverwaltung und des Kirchenrechts. Zum andern wird sie, wie bisher, Meditationen und Entwürfe zu Predigten und Katechesen bringen“, diesen jedoch einen geringeren Raum als bisher zumessen und sich bemühen, die Arbeit der Prediger niht überflüssig zu machen, sondern anzuregen. Die bisherige weitangelegte Büchershau wird in Wegfall kommen; dafür wird jeder Nummer eine Bibliographie der theologischen Literatur, bearbeitet von Dr. Joh. Muller, Kustos an der Königl. Bibliothek in Berlin, beigegeben werden. Die theologishe Stellung der Zeit- \chrift bleibt unverändert.

Mit der uns vorliegenden neuesten Nummer (52) s{hließt „Von Haus zu Haus * (Adolf Mahn's Verlag, Leipzig) den ersten Jahr- gang. Die Nr. 52 enthält niht weniger als 5 Preisausschreiben und ein Preisräthsel mit 30 Bücherpreisen. Von hervorragenden novellistishen Arbeiten bringt „Von Haus zu Haus“ im nächsten Quartal die neueste Novelle der Sthriftstellerin Nataly von Eschstruth: „Treulos*, „Des Harfners Töchterlein* von Anny Wothe und „Ein einsames Leben" von J. von Brun-Barnow.