1888 / 261 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 Oct 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Militär-Attahé der deutshen Botschaft, Major von Engel-

brecht, sowie von dem Jhm zum theilten General Drignet begleitet. die Rüdkehr nach dem Quirinal.

Ehrendienst

einen einfstündigen Besuch. Zu dem begleitet den Kaiser nur das nächste Gefolge; das übrige Ge- en Sr. Majestät nimmt das Frühstück in der deutschen Bot- ast ein. Rom, 12. Oktober. Se. Majestät der Kaiser begab

fih gegen 11 Uhr in Begleitung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich in einem Hofwagen aus dem Quirinal nah der preußischen Gesandtshaft bei dem päpst- lichen Stuhl, um an dem Jhm von dem Getandten von Sc(lözer angebotenen Déjeuner theilzunehmen. Die Kardinäle Rampolla und Prinz Hohenlohe sowie die Mon- fignori Mocenni und Agliardi, welche dem Déjeuner bei- wohnten, kehrten gegen 1 Uhr nah dem Vatikan zurü. Rom, 12. Oktober. Gegen 1 Uhr Nahmittags fuhr das Gefolge Sr. Majestät des Kaisers, welhes im deutshen Botschafts:Palais das Frühstück eingenommen batte, in Privatwagen vor dem von dem preußischen Gesandten von Schloezer bewohnten Palaste vor. Von hier aus erfolgte darauf die Auffahrt zum Vatikan. Se. Majestät der Kaiser saß in dem eigenen, von Berlin hierher gesendeten Hofwagen; in weiteren Wagen folgten die General- und Flügel-Adjutanten, der Staats-Min!ster Graf Herbert BismarÈck und das gesammte höhere Gefolge. Se. Majestät der Kaiser begab si zuerst zum Besuh Sr. Heiligkeit des Papstes in den Vatikan ; Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich wurde später vcm Papste empfangen. Die Rückfahrt Sr. Majestät aus dem Vatikan erfolgte in der nämlichen Weise wie die Auffahrt und ging nah dem preußishen Gesandtschafts-Palais. Heute Abend 7 Ubr findet große Galatafel im Quirinal statt.

Jn der am 11. d. M. unter dem Vorsiß des Staats- Ministers, St1aatésekretärs des Jrnern von Boetticher ab- gehaltenen Plenarsißzung ertheilte der Bundesrath den Beschlüssen der Ausshüßse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, betreffend vorläufige Bestimmungen

Über die Statiftik des Waarenverkehrs aus Anlaß des bevorstehenden Zollanschlusses von Hamburg, Bremen

und einiger preuß!her und oldenburgisher Gebietêtheile und die Zulassung gemi]s{chter Privat-Transitlager ohne amtlichen Mitvers{luß für Getreide in Altona, sowie einem von den- selben Ausschüssen gestellten Antrage wegen der Zoll: abfertigung harter Kammgarne die Genehmigung. So- dann wurde über die Jnkraftsezung des Unfall- und Krankenversicherungsgesezes für die in land- und forstwirthschaftlihen Betrieben besckchästigten Personen in Mecklenburg-Streliz und in Coburg:Gotha, über die Wieder- besezung mchrerer erledigter Stellen bei Visziplinarbehörds6”, über den Sr. Majestät dem Kaiser wegen Beseßung einer Nathsstelle beim KReichsgeriht zu unterbreitenden Vorichlaga, endlich über die geshäftlite Bebandlung von Eingaben Be- {luß gefaßt.

Nach §8. 3 Nr. 1 des Reiche-Anfechtungsges. v. 21. Juli 1879 sind Rechtshandlungen, welche der Schuldner in der dem anderen Theile bekannten Absicht, seine Gläubiger zu benach- theiligen, vorgenommen Wr anfechtbar. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, IIT. Civils., dur Urtheil vom 27. März d. J. ausgesprochen, daß die Er-

füllung einer bestehenden Verbindlichkeit, beispielsweise die Zahlung einer fälligen Schuld außerhalb des Konkur'es îin der Regel der Anfechtung nicht

unterliegt; insbesondere reiht das bloße Bewußtsein des Schuldners davon, daß seinen übrigen Gläubigern durch die Zahlung Erekutionsobjefte entzogen und sie dadurch geschädigt werden, nicht aus, die Anfehtungëklage zu begründen, wenn der Gläubiger nur dasjenige erhält, was er zu der Zeit und in der Art zu fordern ein Recht hatte.

Wenn die Berufsgenossenschaft auf Grund des S. 67 des Unfallversiherungsge}eßes einen Abfindungsbescheid an einen Ausländer erläßt, fo unterliegt im weiteren Verfahren der Nachprüfung des Schiedsgerichts beziehungsweise des Reichs-Versicherungsamts nicht die Frage, welcher Abfindungs- betrag angemefsen sein würde, sondern nur die Frage, ob der mittelst des angefohtenen Bescheides thatsählih bewilligte Be- trag ausreichend bemessen sei. Jf letzteres im Einzelfalle zu verneinen, so haben die angerufenen Jnftanzen ihre Ent- scheidung auf die Wiederherstellung des vor dem Erlaß des Bescheides vorhanden gewesenen Rehtszustandes zu beschränken, also lediglih den Abfindungsbescheid aufzuheben und die Verurthei- lung der Berufsgenossenschaft zur Fortgewährung der bisherigen Rente auszusprehen. Diesen Grundsay hat das Reichs - Versicherungsamt in einer Rekursentscheidung vom 14. Mai d. J. (Nr. 585) ausgesprochen, deren Thatbestand und Gründe nachstehend folgen: Ein ausländischer Arbeiter hatte einen Betriebéunfall erlitten, durch welchen eine erheblihe Kürzung des reten Beines, sowie eine voraussihtlich vorübergehende Schwäche desselben herbeigeführt wurde. Nach Abschluß des Heilverfahrens verließ der Verleyßte dauernd das Reichsgebiet und stellte der betheiligte Sektionsvorstand daraufhin in Gemäß- heit der S8. 57 fff., 65 und 67 des Unfallversiherungsgeseßes durch Bescheid die Zahlung der dem Verletten bis dahin gewährten Rente ein und wies dem Verlezten ein Kapital zum Zweck der Abfindung an. Bei Bemessung der Höhe der Abfindung war der Sektionsvorstand von der Ss ausgegangen, daß die Erwerbsfähigkeit des Verlezten lediglich dur die vor- aussihtlich vorübergehende Schwäche des rehten Beines, nicht aber durch die Kürzung desselben, beshränkt werde. Der Ver- leßte hatte gegen diesen Bescheid Berufung eingelegt und die

ahlung einer erheblich höheren Abfindung beantragt. Das

chiedêgeriht hatte zur Sache verhandelt und in Uebei- einstimmung mit dem Sektionsvorstande die Abfindung als angemessen erachtet. Auf den Rekurs des ‘Ver- leßten hat das Reichs-Versiherungsamt unter Aufhebung des Schiedsgerichtsurtbeils, sowie des vorgedachten Bescheides, die Berufsgenossenschaft verurtheilt, dem Verlezten die früher ge- zahlte Rente weiter zu gewähren, dagegen den Anirag des Verleßten auf Zubilligung einer höheren Abfindung zurück- gewiejen. Jn der Entscheidung 1st Folgendes ausgeführt:

zuge-

Gegen 10 Uhr erfolgte 2 Unmittelbar darauf stattete Se. Majestät der König Humbert dem Kaiser einen Besuch ab. Der Staats-Miniñer Graf Herbert Bismarck machte heute Vormittag dem Minister-Präsidenten Crispi ( heute Mittag bei dem preußischen Gesandten von Schlözer stattfindenden Déjeuner

zu Grunde, daß zwar dem im Jnlande befindlihen Ausländer die Wohlthaten Unfallversiherung in demselben Maß zu Theil werden sollen, wie dem inländischen Arbeiter, daß dagegen keine Veranlassung vorliegt, dem Ausländer, wel{er dauernd das Reichsgebiet verläßt und damit scin Verhältniß zur einheimi- schen Jndustrie völlig löst, auch rach dieser Zeit die bisherige Fürsorge in unveränderter Gestalt zuzuwenden. Sodann sollen die Beruf3genossenschaften der fortlaufenden, oft umftändlihen Kontrole darüber, cb verlezte Ausländer sowie die Hinter- bliebenen derselben fortgeseßt zum Empfang der Renten be- rechtigt bleiben, oder ob niht in Folge Ablebens beziehungs- weise wegen Wiedererlangens der Erwerbs fähigkeit die Rente in Abgang zu siellen ift, thunlihst überhoben werden. Der Gesetzgeber hat deshalb in 8. 67 a. a. O. bezüglih des dauernd das Reichsgebiet verlassenden Ausländers die Möglichkeit einer einmaligen Abfindung für die Rente zugelaffen. „Ob von dieser Befugniß Gebrauch gemacht werden soll“, so führen die Motive zum §. 67 des Regierungsentwurfs aus, „unter- liegt der freien Bestimmung der Genossenschaft“. (Steno- graphische Berichte über die Verhandlungen des Reichstages, 5. Legislaturperiode, IV. Session 1884 Band III. Seite 85.) S. 67 des Regierungsentwurfs seßte ferner die Höhe des Ab- findungsbetrages ausdrüälich auf den dreifahen Betrag der Jahresrente fest. Diese Bestimmung ist zwar in die aus der Rommtifsionzberathung bervergegangene jeßige Fassung des 8. 67 nit aufgenommen worden, und sind die hierfür maß- gebenden Gründe aus dem Kommissionsberiht nicht zu ersehen. (Stenographische Berichte a. a. O. Band IV Seiten 881 und 935.) Gleichwohl unterliegt es keinem Bedenken, daß 8. 67 a. a. O. auch in seiner jest maßgebenden Fassung der Berufs: genossenschaft ein Recht auf Abfindung einräumt, welches sie nah freier Bestimmung auch aegen den Willen des Aus- länders geltend machen kann. Der Vollzug eines den Ge-

nossenshaften ertheilten Ausnahmerechts soll niht ledig- lich vom guten Willen des entschädigungsberechtigten Ausländers abhängig gemaht werden. Soweit des- halb eine Vereinbarung mit dem Rentenbezugsberech-

tigten über die Zulässigkeit der Abfindung oder deren Höhe nicht gelingt, so kann die Berufêgenossenschaft einseitig eine Abfindung fesisezen und den dieësbezüglihen Bes{luß durch einen der Berufung im schiedsgerichtlihen Verfahren unterliegenden Feststelungëbesceid dem Rentenbezugsberecßtigten eröffnen (vergleihe auch den Bescheid 261, „Amtlih: Na- rihten des R.-V.-A.““ 1887 Seite 18). Jn Uevereinstimmung mit dieser Auffassung führen auch die Motive zum §8. 75 des See-Unfallverfiherungsgeseßes vom 13. Juli 1887 (S. 76 des Eniwurfs) ausdrüdcklich aus, das die dur die Fassung des S. 67 des Unfaliversicherung2geseßes möglicherweise veranlaßte Ansicht, als sei eine Abfindung nur zuläîsig, wenn eine Vereinbarung über die Höhe der leßteren stattgefunden babe, eine offenbar mißverständlihe sei. (Stenoaraphische Berichte über die Verhandlungen des Reichstages, 7. Legis- laturperiode, T. Session 1887 Band T1I Seite 61.) Der Nachprüfung im Junstanzenzuge bleibt deshalb die Frage vor- behalten, ob eine Abfindung überhaupt zulässig und ob die gewährte Abfindung nach Lage der Sache angemessen ist. Die Beklagte hat durch ihren Bescheid vom 4. Juli 1887 den hier- nach zutréffenden Weg beschritten und hat auch das Schieds- gericht insoweit mit Recht zur Sache selbst erkannt. Für das Reichs-Versickerungsamt war hiernach die Frage zu entscheiden, ob die von der Bckiagten in derx vorgedahten Beschzide gewährte » Abfindung als ausreichend und den thatsählihen Verhältnijsen entsprehend angeseten werden kann.“ Diese Frage mußte ver- neint werden, und fonnte in Uebereinsiimmung mit den kläge- rishen Ausführungen das Abfindungskapital, bei dessen Be- mesjung das Schiedêgeriht von thatsählich unzutreffenden Annahmen ausgegangen ift, als der wirtlihen Sachlage ent’prehend und ausreichend nit erachtet werden. Dagegen ist dem weiteren Antrage des Klägers, die Beklagte zur Zah- lung einer Abfindung von 1000 # zu verurtheilen, nitt stattgegeben worden. §8. 67 a. a. O. gewährt den Berufs- genofssenschafien eine der freien Bestimmung derselben an- beimgegebene Befugniß. Soweit die Berufsgenofsenschaft gegen den Willen des Rentenbezugsberehtigten in den Formen des Festistellungsbescheides von ihrer Abfindungs- befugniß Gebrau mat, erklärt sie regelmäßig ihren Willen nicht dahin, den Ausländer unter allen Umsiänden auch even- luell mit einer im Jnstanzenweg festgeseßten Summe abfinden zu wollen. Sie erklärt sih vielmehr, wie dies auch im vor- liegenden Falle von der Beklagten geltend gemacht wird, nur bereit, den Ausländer dur einen bestimmten, ihr als ange- messen erscheinenden Abfindungsbetrag entschädigen, nur mit dieser Maßgabe von der ihrem Ermessen überlasenen Befugniß des 8. 67 a. a. O. Gebrau machen, über diese Grenze hinaus aber überhaupt nit abfinden zu wollen. Der instanziellen Entscheidung überläßt sie allerdings die Frage, ob die von ihr gewährle Abfindung ausreichend ist und sie dem Entschädigungsbereh- tigten gegenüber wirksam befreit. Soweit aber der nah- prüfende Richter den Abfindungsbetrag für nicht ausreichend erachtet, entfallen die Voraus})ezungen, unter welchen die Berufsgenossenschaft überhaupt abfinden wollte, und kann sie alsdann nicht gezwungen werden, den Ausländer mit einem höheren Kapital abzufinden. Die entgegenstehende Ansicht würde der Absicht des 8. 67 a. a. O. zuwiderlaufen und einen Zwang gegenüber der Berufsgenossenschaft da begründen, wo lediglih die freie Selbsibestimmung der Berufsgenossenschaft maßgebend sein soll.

Die Minister für Handel 2c. und des Jnnern haben unterm 8. Juni d. J. in einem Spezialfall entschieden, daß nah der gegenwärtigen Rechtslage besondere Wander- gewerbesheine zum Feilbieten von Waaren mit- telst Ausspielung 2c. nicht mehr auszustellen, vielmehr diejenigen Grundsäße als wieder in Kraft gesezt anzusehen sind, welhe in dem Erlaß vom 30. September 1876 (Min.- Bl. der inneren Verwaltung S. 280) ausgesprochen sind.

Der Minister des Junern hat unterm 17. Juli d. J. im Einverständniß mit dem Kriegs-Minister genehmigt, daß den Strafanstalts-Aufsehern, welhe während ihrer Mislitärdiensizeit als Vize-Feldwebel und Vize-Wachtmeister das Offizier-Seitengew:br getragen baben, gestattet werde, dasselbe mit goldenem Portepee außer Dienst tragen zu dürfen.

_ Die Handelskammer in Harburg hat den Antrag ge- stellt, von der regelmäßigen polizeilihen Untersuhung des von der Firma August Sanders & Cp. daselbst in bedeutenden Mengen eingeführten und unter Aufsicht der dortigen Polizei- Direktion untersuhten Petroleums für die Zukunft Abstand zu nehmen. Der Handels-Minister und der Minister des

Dem §8. 67 des Unfallversiherungsgeseßes liegt die Erwägung

Junern haben in Folge dessen genehmigt, daß von der polizei:

Firma, welche mit dem Harburger Stadtwappen und der um dasselbe anacbraten Aufschrift „Harburger Petroleum-:Fmport. Reichstest. Polizeidirektion Harburg,“ versehen sind, in der Regel abgesehen werden kann, falls nicht der Verdacht einer nachträglihen Veränderung des Jahalts obwaltet.

Der hiesige Königlich serbishe Gesandte Milan Pétroniévith ist vom Urlaub nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Präses der ALDerie eilgngs Soran General-Lieutenant Sallbachch, ist vom Urlaub zurüdckgekehrt.

Der General-Lieutenant von Körber, Jnspecteur der 3. Feld-Artillerie-:Jnspektion, hat Berlin nah beendigtem Urlaub wieder verlassen.

Sachsen. Dresden, 11. Oktober. (Dr. J.) Der König wird am Sonnabend, den 13. d. M., Vormittags, ausz Wien zurückehrend, in der Königlichen Villa zu Strehlen ein- treffen. Der General-Feldmarschall Prinz Geora, diz Prinzessin Mathilde, sowie die Prinzen Johann Georg und Max sind gestern Atend aus Stresa in Jtalien hier angekommen und haben sich direkt nach der Villa in Hosterwigz begeben.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 11. Oktober (Th. C.) Die Wahlen zum Landtage sind bis auf eine oder zwei, die noch ausstehen, beendet. Jn Weimar selbß fand heute die Wahl eines Abgeordneten Seitens der Höchfi- besteuerten des 1. Verwaltungsbezirks statt. Mit groter Mehrheit wurde der biéhzrige Abgeordnete, Landgerichts: Präsident Dr. Fries, der langjährige verdiente Präsident des Landtages, wiedergewählt. Die Zusammenseßung des Land- tages ist im Wesentlichen nicht verändert, doch hat die frei- sinnige Partei vielleiht einige Einbuße erlitten.

Oesterreich-Ungarn. A aram, 10. Oktober. (Wien. Ztz.) Der Kaiser hat mit Allerhöchster Entschließung vem 29. September den vom fTroatishen Landtage in der lezten Session geschaffenen Gesetzen, betreffend die Abände- rung der Wahlordnung und die Neorganisation des Landtages, die Allerhöhsie Sanktion ertheilt.

Gro*britannien und Jrland. London, 10. Oftober. (A. C.) Die radikalen und irischen Vereine Londons beabsichtigen, die Volksversammlungen auf dem Tra- falgar-Square zu Gunsten des öffentlihen Versammlungs- rechts, der Redefreiheit und der Besserung der Lage der

rbeitêlosen wieder zu beleben. Die erste Verjammlung ist auf nächsten Sonnabend Nachmittag anberaumt.

12. Oktober. (W. T. B.) Die meisten Morgen- blätter betraten den Besuch Kaiser Wilhelm's II, in Nom als ein hohwichtiges Ereigniß, das ganz dazu angethan sei, den Bund der drei mitteleuropäishen Mächte im Jnterese des Friedens zu befestigen. Die „Morningvofst“ beton‘, daß Großbritannien, obwohl es niht ein förmlices

Glied dieses Bundes bilde, doch mit dessen Zwecken völlig sympathifire und fiherlih denselben nöthigenfalls

thätige Unterstüßung gewähren würde.

lenkt die Aufmerksamkeit auf “die abs. nig 10000 B

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Wilhelm's in St. Petersburg, Wien und Rom noch sihtbarer hervorgetreten; Frankreih müße ifolirt bleiben, bis es die Situation, die es selber geschaffen, acceptire.

Frankreich. Paris, 9. Oktober. fe: C.) Jm heutigen Kabinetsrath berichtete der Kriegs-Minister de Frey: cinet über seine Verhandlungen mit Labordère, dem Berichterstatter des Armeeausschusses der Kammer. Den Beschlüssen des Ausschusses ents d, beantragt La: Den Beschlüssen des Ausschusses entsprechend, beantragt L

bordère in seinem Bericht, der morgen vom Aus- huß nach seinem Worilaut zu genehmigen is, die meisten vom Senat an dem von der Kammer ange: nommenen Rekrutirungsgeseg vollzogenen Aenderun- gen zurückzuweisen und die erste Fassung wieder herzustellen. Dies gilt insbesondere von dea Bestimmungen, betreffend die Sfenlbelbeiunacit Ser Anb ae Ga d Salina: Dienstbefreiungen der angebenden Geistlihen und der Zöglinge der Hochschulen. Jn einem Punkte wird dem Senat beige

stimmt: in der Erhebung eines Wehrgeldes von den Nichtdienstpflihtigen. Andererseits befürwortet Labordére's

Bericht das vom General C2mpznon im Senat vertheidigte, von diesem aber verworfene System der Rekrutirung na Armeecorps-Bezirken (Regions), das in dem ursprünglichen Kammerentwurf niht enthalten war. Endlich stellte der Aus- {uß den urfprünalichen Art. 49 der Vorloge wieder her, welcher die Entlassung der nach zweijährigem Dienst genügend ausgebildeten Mannschaften gestatten jollte und auf Antrag des damaligen Kriegs-Ministers ¿Fecron abgelehnt wurde. Ferner theilte der Finanz-Minister Peytral seinen Gesegen1wurf, betreffend die Besteuerung der Erbschaften, mit. Der Entwurf {ließt sich ergänzend an den von dem früheren Finanz-Minister Tirard eingebrahten an und beschränft die erbberehtigten Verwandtschaftêgrade von 12 auf 6, sodaß die Hinterlassenshaft:n, wenn weder ein Erbe der 6 ersten Grade, noch ein Testamentserbe vorhanden ist, dem Staate anheim- fallen. Die Schulden follen bei Berehnung der Erbschaftstaxe vom Vermögen abgerehnet werden. Die Taxe auf Nuznießungs- vermächtnisse, die jeßt für alle Nuznießer gleih bemessen ift, sol im umgekehrten Verhältniß ihres Alters abgestuft werden. Außer dieser Vorlage beschäftigten den Ministerrath noh zwei andere des gleihen Ministers : diejenige betreffend die Getränkebesteuerung und diejenige bezüglih der ertien Veranlagung einer Einkommensteuer. Die Berathung über diese Entwürfe währte mehrere Stunden und wird morgen forlgeseßt werden. Ï

10. Oktober. (Köln. Ztg.) Der heutige Minister- rath billigte endgültig die Vorlage des Finanz-Ministers über die Getränfesteuer. Der Entwurf über das Ein- kommensteuergeseß wird in einer besonderen Vorlage einige Tage nah Eröffnung der Sejsion dec Kammer zugehen. Die Budget-Kommission wird bald in die Lage fommen, fich mit Vorlagen, betreffend außerordentlihe Ar- beiten behufs Umgestaltung verschiedener fester Pläse und Vervollständigung der allgemeinen Vertheidt- gungsmittel, zu beschäftigen. Der Kriegs-Minister de Freycinet arbeitet an diesen Vorlagen, bei welchen es si um beträchtlihe Summen handeln wird. Der Minister hat das Material während feiner jüngsten Jnspektionsreisen g& fammelt.

Oktober. (W. T. B.)

“. _LK Der Präsiden!

Carnot ist heute Abend von sciner Reise nach dem Süden

lihen Untersuhung solher Originalgebinde der genannten

hierher zurüdgekehrt.

« s 25 M {5 Der §) Baumz“ P

matishe Zsolirung Frankreichs, welhe durch die BesUce Kür“

Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. Oktober. (W. T. B.) Nah Meldungen aus Tiflis, von gestern, wohnte der Kaiser mit der Kaiserlihen Familie sowie dem Gesandten von Persien der Vormittags stattgehabten Truppen- varade bei. Hierauf besuchten der Kaiser unddie Kaiserin verschiedene Lehranstalten und nahmen an der Grundstein- legung für ein neues Mädchen-JFnstitut Theil. Abends war Gala- Diner bei dem Kaiserlihen Paare; nah demselben wohnten die Majesiäten der von dem grusinishen Adel yzranstalteten Ballfesilichkeit bei.

Ftalien. Rom, 11. Oktober. (W. T. B.) Die hiesigen Blätter wie die Provinzialzeitungen bringen Fest - artifel, in denen fie den Deutschen Kaiser auf das Wärmste willkommen heißen. Die „Riforma“ begrüßt den Kaiser als den Gast des Könias und des italienishen Volkes. Es gebe feinen Italiener, der die hohe Bedeutung des Kaiser- lichen Besuhs nicht empfinde, und keinen Freund der Huma-

nität, der sich über diesen Besu nicht freue.

Spanien. Madrid, 11. Oktober. (W. T. B.) _ Der König von Portugal ist auf der Rückreise nah Lissabon beute Nachmittag 31/2 Uhr hier angekommen. Der Prinz Anton empfing mit den Ministern und den Vertretern der Behörden den König am Bahnhof; die Truppen der Gar- nison bildeten Spalier; die Bevölkerung begrüßte den König mit sympathischen Kundgebungen.

Griechenland. Athen, 11. Oktober. (W. T. B.) Die Eröffnung der nationalen Ausftellung it auf den 2. November festgesegt. Die französischen Kriegs- schiffe „Seignelay“ und „Vauban“ sind bereits im Piräus eingetroffen, um bei den anläßlich des Re- gierungsjubiläums des Königs stattfindenden Festlich- feiten die französishe Flagge zu vertreten. Auch ein russishes Ge]chwader wird zu den Feierlihkeiten hier erwartet.

Bulgarien. Sofia, 11. Oktober. (W. T. B.) Dem Vernehmen nah hat die rumänische Regierung ein Def ret erlassen, welch?s allen Personen, die niht mit cinem von dem rumänishezn Konsul im Auslande regelrecht visirten Paß versehen find, den Eintritt in das rumä: nische Gebiet unter)agt.

Zeitungsftimmen. Die „Berliner Börsen-Zeitung“ schreibt über Kaiser

- I”

Wil IT. in Rom: Ps und ber;li waren diz Ovationen, welH2 Kaiser Wil- belm II. auf seiner Fahrt dur dea Süden des Veuts=en Reis zu Theil wurden. Sie verkündeten der Welt die unantaitvare Sintg- fit Deutschlands, sie glichen einem beredten Mabnruf, alle Hoff- nung fabren zu laffen, daß es jemal® wieder anders werden könne ; fe zziaten die Geister und Herien verbunden für alle Zeit und waren solSer Art mehr als pure Ausflüsse des Gemütbs, denn sie bildeten daë weithin vecnehmbare Zeugniß dafür, daß es tief ins Dewuzt!ein des Volkes gcdrungen ift, wie fc im Deutschen Kaiser des Dater- lzntes Mat vnd Gröôfe verkörvert darstellt S

Erhbebend war aub der Empfang Kaiser Wilbelm's II. in Wien, wie Séitens des Hofcs, so auc Seitens des Volfes, das in feinen Legeisterten Zurufen der Waffenbrüdershaft beider Staaten aus vollstem Herzen beistimmte. Weithin kiärend wirkte der Toa!t des Kaiers Franz Josevb, der von der unersbütterlichen Freuntsckaft spra, die zwisWen dea Herrs&ern Deut!(lants und Oesterreidb- Unaarns besteht, und der sodann, einer fpontanen Regung folgend, „auf unsere preuß:shen und deutsd&en Kameraden tranf. Ín diesen Toasten gab sich das Ergebniß der Kaiserreise nat Wien kund, deren Erfolg im Dienst des Friedens unzweifelhaft von gröztem historischen

rth sein wird. E 5 E Aber diese Kaiserfabrt, die der ganzen Welt darlegen follte, daz tur den Thronwesel in Deut'&land in der Friedentpolitik, in ter Allianz ter trei mächtigen Staaicn Central-Europas, nicts gee êntert bat, füßrte unseren Kaiser aud _nach Rom, und, den dierber gemeldeten Vorbereitungen zufolge, laßen die Vvationen, wel(e dem Deutiéen Kaiser Wilhelm 11. tert dargebra&t wurten und werden, Afleë binter id, was unser Monar bisher an Beweisen ter Liebe und Verehrung erfubr. Das italienis@e Volk ist ein politis den- fendes Volk im eminerteften Sinne tes Wort:s Es würdigt die Alliarz mit Oesterrei und Deuts(land in vollstem Maße und füblt ßé namentli darin Eins mit Deutscland, daz beide Siaaten um ibre Selbständigkeit und Einheit den gleichen [weren Kampf auf si nebmen mußten. : 5

i Seit langer Zeit ift es ter ersie Denti&e Kaiser, der alë Freund

und Alliirter nad Italien kommt und in Rom, des Landes Haupts- ftadt, auf geweibtem bistorisden Boden den Bruderkuß des Kênigs ron Italien zum Wilifomm’ empfing. Wir sind in unserer, Zeit an so grofe bistorishe Wandlungen gewöhnt worden, da5 wir die großen Züge der Weltgeschichte in ihrer vollen Bedeutung und Tragweite zu würdigen fast verlerat haben. Aber für diese Kaisertahrt nab Rom tragen wir das volle Verständniß in unserer Seele und die Eovvivas welche der Telegraph uns aus Rom, aus ganz Italien, soweit der Kaiferlile Zug es berührte, überbringt, si: finden ein dankbares Go in unserer Brust, unt wir sind gewiß, daß wir es bier mit feincr momentanen Aufwallung der Voikzgunft für einen fremden Herr@er zu thun baben, sondern daz Italiens Voik în un]erem Kaiser das deutsche Volk begrüßt, mit dem es si zur Eifüllung der edelsten Kulturaufgaben vereint, verbunden weiz.

0 S E. x Die „Landes - Zeitung für Elsaß-Lothringen schreibt : E E Die Na&richt von der Ernennung eines fiändigen Kommifars beim Bundesrath dur den Statthalter von Elsaß-Lothringen, was doch nur eine verfassungsmäßige Handlung von reia geschäftli@er Be- deutung ift, wurde von QuOE Blättern in so irriger Weise auf- gefaßt urd von so sonderbaren Betrahtungen begleitet, das wir nicht umhin können, die merkwürdigsten dieser Deutungen aufzuführen, si es auh nur um darzuthun, wie die etn fabsten Vorkemmnisse im Reichëlande, vieleidt wegen ungenügender Bertrautzeit mit unseren Ginri@tungen, vielleiht au aus lonjligen Grünten in der Presse sofort einer verzerrten Auffaffung begegnen. Wäbrend z. B. das „Elsäfser Journal“, wobl ciner Anregung des „Journal des Débatz“ folgend, die Frage auswarf, cb in der That diese Ernennung als der Vorläufer von Verfafsung2änderungen aus zufafser sei, welche mit der Auflösung des Landesaus{chun es e könnten, sagt ein Mitarbeiter der „Weierzeitung“ in enem Drieke aus El'iaß-Lothringen, mit dieser Erneanurg fet „der lange „er- gebens im Landeéausschuß laut gewordene Wunsch rah einer fen digen Vertrerung bei dem ¿Vundeërath endli erfüllt“, und fäßr dann fort : i i; „És it damit ohne Zweifel Seitens des Statthalters ein St&ritt zur Annäherung an diejenige einbeimise Partei getban, z eine völlige Gleichstellung des Reichtlandes mit den Uüorigen Cs en des Deutschen Reichs eritrebt. Bisher war Elsaß-Lothringen bekannt li nur gelegentlih durch Abordnung eines Ünter-Staatésekretärs bei den Verhandlungen des Bundesraths vertreten. was Galle ih binfort wegfällt. Im Grunde genommen, 1] die Veränderung Ge großz, und wir glauben faum, daß die cbenerrähnte Parte! jene ih danfbar dafür sein wird, denn bei ibr bandelte es nch von Anfang

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zu seben, sondern ganz besonders darum, daß diese Vertretung in die Hand eines Einheimischen gelegt würde“ u. s. w.

Menn das „Gl. Journ.“ folgerichtig aus einer Verkennung der ftaatérechtlihen Seite der Sae zu einer falschen Auffaffung über deren volitisGe Bedeutung und Tragweite gerietb, fo bat anderer- seits die „Freisinnige Zeitung“ der Angelegenheit gleib_ frishweg eine ähnlih ungünstige politisde Deutung gewidmet. Die „Weser Zeitung“, deren Berichterstatter {on manes Unkeil angeri@tet hat, fand diesmal Beistand bei einem Genoffen, der seit langer Zeit das „Franf- furter Journal“ mit Nachri6ten versorgt, welche jederzeit ¿u bes rihticen man nadgerade müde werden könnte. Beide verweseln die Mitglieder bezw. Vertreter im Bundes®rathe mit den in diese Versammlung abgeordneten Kommissarien und leytere wieder mit den Vertretern Preußens. Man fann uns nit zumutber, „diefen Gallimatbias im Einzelnen ridtig zu stellen. Es dürfte wodl ce- nügen, wenn wir auf die Bestimmung in Art. 7 des Reichsgesezes vom 4. Juli 1879 binweisen, dur welche dem Kaiserli@en Stalt- balter die Befugniß gesichert ist, zum Bundesrath Kommitare adzu- ordnen; biéher war das Reichsland dur einen ftändigen Kommi?tar vertreten, und nun it auf Grund der gesegliGen Befugniß ein zwetter ernannt worden. Das ift Alles.

Die „Staatsbürger-Zeitung“ äußert über die Rüverdeutsung polnisher Namn: Das Kammergericht hat in iüngfter Zeit in seiner Cigen\baft als oberster Landetgeriht&bhof den Rechtsgrundsa anerkannt, daß és unstatibaft und deshalb straffällig sei, wenn jemand seinen Namen eigenmättig anders sckreibe, als fcine Abstammung dies rechtfertigt. (s bat deshalb den Bauerngutsbesiger Ziegel zu 150 # verurtbeilt, weil er seinen Namen polonisirt, das beißt in Cygiel umgewandelt haite. Damit ist re&tlich das Vorgeben der VerwaltungSbebörden. anerkannt, welde in den Provinzen Posen und Westpreuzen darauf Bedact nebmen, die teutsche Abstammung der Bevölkerung feitzu- stellen und dem Bestreben der polnischen Geistli&fkeit entgegenzutreten melhe mit allen ibr eigenen Ueberredungêmitteln das Deutshtbum zu bekämpfen suét. Wir freuen uns des Erfolges, dur welden unsere an Leitender Stelle feit 1873 bereits unauêge!eßt bekundeten Bestrebungen auf Feststellung der Nationalität in diefen beiden Pro- rinzen die bebördlie Anerkennung finden.

f ht tor 5 - or fs Bereits ia Nr. . . . wurde darauf hingewiesen, daß der erbebli geringste Theil der zu der polnischen Nationalität siS rechnenden Per- tonen auf eine polnisde Abstammung bis auf den Sroyvat

ec 2 zurüdbliden fann; die überwiegende Mehrzaël „ift die 2 achtommen- ibaft ecingewanderter Deuts&en, wel&e theils dem fatbolisÞ? Glauben angehörten, theils fi demselben zuwend Folge der von der Geistlichkeit beliebten Fdentiftitrung T „fatbolisch* mit „volnisch“ wurde eine foide Begriff2verwe@'e lung unter den Katholiken hbervorgeru?en, daß diee meinten, mit dem Aufenthaltzorte aub den Namen weck@)ein zu munen. Wies war nibt allein bei dem Bauecn- und Bürgecstande, vielmebr aud bei den Beamten der Fall. Unbeanstandet durften diele statt „Salz „Siólc“, stati „Sperling“ „von Szczperlinéki“, ftatt „Meier „g Meje: und so foct sh schreiben. Ja, es fam segar vor, daß der Notac in der Ausfertiaung dec Notariatsverhandlungen in beiden Spraben ib telbit „Ellerte&“ und „Ellerbecki*, die Partei „Westphal“ unk „von Vestfalski® aufführen konnte, obsdon doŸ

jedenfalls der cine Name unzere{tfertigt, weil niht zuïitändig war. Noch weiter

2 # « S5 54 ps ging dies, indem z. B. „Hahn“ in „Kulinsfi* oder „Hoppe“ In “Cbmiel“ (das beift Hopfen) überseßt und daraus îpater „Qbimies

linsfi* oder „Chmielewsfi“ gemacht wurde, wie €S gerade dem Zrager des Namens besser klang. Nit selten führte von den beiden Enke \öhnen „Hovve's* jeder einen diefer Ummwandelungênamen. Ja ? der damalige Fübrer der polnischen Partei Dr. Siuman duürrte einem GreSvater Shumann seine Abstammung ableiten. . Die jüúdishe Bevölkerung fand es aub hier für ratojam, dem Polen gegenüber Pole, dem Deuticen gegenüber Deutscher zu fein. Desbal5 fand sid nick&t seltea ein „Powidzer“ alias „Powigki“, Moses" alias „Moszcziensfi® als Gescäftsinbater verzeiwnezt, 12 naddem, ob man das links oder rechis vom Eingange stehende deutihe cder volnisde Schild las. Damals sien aber ti? Zeit nit gekommen, einem derartigen antideutshen Vorgehen ¿u teuern. Man war gewöhnt, die pvolnisde für die unterdruciie Nation ¡u balten und ibr tas mèéglih größte Entgegerkommen ¿u Teil werden zu laffen. Dabin gehörten national-polnisc2 Richter und Verwaltungébeamte. Diese verbandelten grundsäglich mit großer Vorliebke nur in der polnisden Sprace, selbit bei Aufradme leyt- willizer Verordnungen, für welde die Doppelipracbe geei geboten war. Klagen wurden vornebmlich in polnisSer Sprache eingeleitet, sobald die Partei dieser kundig war. Kein Wunder, daß unter diefen Umständen die polniste Bevölterung unauêge!eßk im Wacstbum begriffen war. Sie bekam ja Zuzug dur die als Beamte Zin- versetten \Élesishen und westfälishen Katholiken einereits, anderer: ets dadurch, daß bci Misceben stets die Nacbkommenschast in der tatho- listen Glaubenélebre und in polnischer Sprad®e erzogen wurde. _ Erst durch das Anedelungêtge]eß it etne Wandelung geschafen. Der Ansiedelungëkommission fällt die Aufgabe zu, bier die Richtige stellung zu veranlassen und auf diese Weise wenisstens dem Namen nah das deu!she Element wieder seinem Volkéstamm zuzuführen. Nur wird sie si ritt darauf zu besbränken haben, cb das Grund- bub, wie es in dem „Ziegel’\@en* Fall zutrifft, die Urkunde für den ursprünglihen Namen abgiebt, vielmehr aus den allerdinzs verpolonisirten Kircenbücbern auf den urfprünglien Namen zurüdgeben müßen. Aeltere Verwaitungsbeamte werden 1n der Lage fein, no reite Ankbaitépunkte hierfür zu geben. Der Anfang muß gemaht werden bei den Führern der Partei und bei den Beamten, beziehungsweise der Na&kommensccaft von legteren. Betreffs dieser dürfte es leiht sein, die Atstammung tes in die Procinz versegten Vaters zu ermittein. Bitreffs jener würden allerdings erhebliche S(wierigkeiten sich entgegenstellen. Allein hier darf feine Mühe ge- {eut werden. S E Den Preis bildet der immerhin nicht zu untershägende ewinn, daß gerade die ParteifüFßrer dur ibren deutschen Namen zeigen, daß "e feine unterdrüften Polen, v!elmebr polonisirte Deutsche sind. Sie ¿nnen nit vom Unterdrücken einer Nation, vielmehr blos vom Zurüdckfüoren ¿u ter ibrigea dana noch reden. Das Gleiche trt bezüglih der GeiftiliSen und Lebrer zu. Auch für die Juden werden die geri@tlihen Standesßregliter auêreihen, um zablreite polnische Namen ihrer Abstammung zurückzufübhren. Wenn in der bisherigen eise unbeirrt nachdrücklib vorgeganzen wird, darf erwartet werden, die valniiche Bevölkeranz in wenigen Jahren als verloren gegangene deutiche wicderzufinden.

Statistische Nachrichten.

ber den Tabackban und die Ergebnisse der Taback- ctt ia deutschen Zollgebiet für das Erntejahr 1887/88 entkält das Augustheft 1888 der Monatshefte zur Statistik des Deutshen Reichs eine Uebersicht, wonach im genannten Erntejahr von 180 046 Pflanzern 258 773 Srundstücke mit einem Fläcengehalt ron 21 46% ha zum Takadbau verwendet worden

em Zustand) beträgt 40 268 Doppel-Ctr. oder 1904 kg auf a s er mittlere Preis für 100 kg dieses Tabadcs (eins@ließlich der Steuer) berechnet fih auf durchschnittlich 6920 4 Im Verglei zum Vorjahr bat die Zatl der Pflanzer um 83331, diejenize der bepflanzten Grundstüde um 99828, die mit TataX bebaute Fläche um 1622 ha, und di? Errtemenge um 22 828 D.-Ctr. zugenommen, wogegen die dursnitt- lihe Ecntemenge auf 1 ha der bebauten Fläche um 41 kg und der Durchschnittspreis für 100 kg des geernteten daWrelsen Zabadcks um 9,15 M zurüdgegangen ist. Was speziell die Tabakpflanzer an» belangt, so hat die Zahl derjenigen, welche cine Gesammtfläce

waren. Die Menge des darauf geernteten Tabacks (in tachreifem |

ó1 741 im Fabr vorber). Dagegen bat die Zabl der größeren Panzer und Caeiiid derjenigen, welche eine Gesammifläe mit über 10 a bebauten, bedeutend zugenommen; insbesondere batten 2047 Pflanzer mebr als 1 ha Gesammtflähe mit Taback bebaut, im Vorjahr nur 1862. Von der Gesammtmenze des im Jahre 1887/38 geernteten Tabacks3 fkcmmen 152 774 Dovp.-Ctr. auf das Großherzogthum Baden, 110 712 Dovv.-Ctr. auf Preufen (Provinz Brandenburg 39 177, Pommern 21 098, Hanncover 13 038, Westpreußen 11 873, Rheinland 10 379 Dovp.-Ctr.), 66 795 Dopp.-Ctr. auf Bayern, 50456 Dopp.- Ctr. auf Elsaß-Lothringen, 14218 Dopp.-Ctr. auf das Grofberiog- thum Hessen und 6064 Dopp.-Ctr. auf Württemberg.

LQuuft, Wissenschaft und Literatur.

„Kaiser Friedrich als Freund des Volkes“ ift der

23 zweiten Hefts der in Leipzig bei DunFer u. Humblot er- enden „Volkéäwoh l-Schriften*. Das billige Büchlein es ist 43 Seiten stark und kostet 60 4 untersceidet si wesent- lid von den sonstigen neueren Veröfentli&ungen üder Kater Friedri. Den Charakter von sensationellen Cnthüllungen bat es nidt, obwobl es allen Lesern viel Neues bieten kann; auch einen volitishen Zweck verfolat es nibt, wie sebr es fi aub mit den wiHtigsten Fragen der Volkéwoblfabrt beschäftigt. Zehn Schriftsteller haben das Ma- terial zu deim Buche geliefert, und jeden Freund des Gemeinwobls muß es mit Freude er'üllen daß Vertreter io verschiedener Ribtungen do aué in unserer, von Parteibader erfüllten Zeit einen gemein- samen Boden finden, auf dem sie mit vereinten Krarken wirken. „Ein Spaziergang um die Welt“ (Amerika, Japan China) vom Freiherrn Alexander von Hübner (ebemal. K. K.

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+7 7 ; S : ñ î 57. V Af 2 7 ; 9 f 4; österr. Voti@after in Paris und am päpstliden Hofe). Mit 317 prauts vollen Illustrationen. 2. unveränderte Auflage. 9. 12. Lieferung. (50 4.) Verlag vcn Schmidt u. Günther in Letpzig. Ville Stilderung von San Franciëco wird in der neunten Lieferung ¡u Ende ge?übrt, und dann begleiten wir den Verfasser auf seiner Reite in das terrlibe Vosemitic-Thal, einem der Slanzpunkte der nordamert- faniïbhen Repudolif. Die Illustrationen 1nd meisterhaft ausgeführt, größtentheils na eigencn Zeinungen des Autors. Natbfolgend er- wähnen wir einige ter Tertbilder: Chinesinnen in San Srancico, Cbinesi@e Varfiers in San Francitco, Chinesisbe Arbeiter, Sesuiten-College in Sarta-Clara, die Sezlöwenfelsen, der Pif der Begeisterung, der Brart:tfali, Dom des Südens, dle Kathedrale, ein Intianer, die S&ildwacht, Nervalfall, die Dünen 2c.

C E (- T, 7 A t T1 GBottso 1+» x1 - . Der ganzseitig n Holziénitten enthalten diele Veste unier anderem: L stille Ozzan dei SartaKlara, der Seelöwenfelsen, die Bai von San Sranciéco, das dinesiidbe Viertel in San KFranciêco, der Prâriebrand, See nit: eine Diligence überfalle Si S reo Ind'aner, in der Wüste eine Diligence überfallend, die Dig Frees don Marivosa, das Vosemitiethal, der Vosemitiefall u. #. w.

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bejaht, der Zustimmung und Billigun; wele prakti! Antheil an der felonialen egung _E& noLmaliger Hinweis auf die in Rede stehende Broschüre rechtfertigt b um fo mebr, als das neuerdings feindselige Auftreten des arabishen Elements im teutschen Ostafrika einerseits, die teschlotene Ent‘ctung Emin Pasta's dur eine deuti@e Erpedition andecer’eits die allgemeine Aufmerksamkeit auf dea dunkeln Erdtheil von neuem lenken. Ladenpreis 1 H 50 A, -

Wie alljährlich zur Herbitzeit, stellt fi der „Forst- und Jagd-Kalender“ von ein. (Verlagëbandlung ron Julius Springer, : Gestalt kat sih ein wenig geändert er it den —, sodaß er bequem in jede normale Ta

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Die im vorigin Iabre im Verlage von Friese und von Putikamer bierselbst ersdWiznene volitisde Brosbüre: „Braut Deut! land eine Kolonial-Urmee? vonEugen Friese, Huptmann a. L. hat in der Presse cic fehr abweitende Beurtheilung erfabren, 12 rachdem der Standpunkt der Organe derselten den kolonialen Be- strebungen gegenüber ein freuntlider oder ein feindlicher int. UniereS Eraútens spricht die Thatsache, daß sch bereits das Bedürfniß na einer dritten Auflage herausgestellt ha si die An- sichten des Verfassers, welcher die auf Frage unbedingt

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In! dagegen ift auc im 39. Iahrgang fast der frúbere g lieben, was für die Güte deéselben svriht. Selbitoerständiic tit der veränderl!che Tbeil es Kalenders auf dem Laufenden erbalten, aub sind die bübsch in

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¡wei Farben auêge Preis ron 2 Æ sur das 17 van bundene Eremplar unteritußt we!enti r +

Scontafeln genau revidirt. Der billige

s in Leinwand, 2,50 Æ für das in Leder ge- ih die große Verbreitung dieîtes

Kalenders aud in den Kreisen der Forfit-Unterbeamten.

Der „Tastenkalender für Beamte“ auf das Jahr 1 ist soeben in Carl Hevmana's Verlag in Berlin ersienen. Ver i&on immer treide und gesckidt zufimmenzestellte Inkatr diefes Kalenders bat aufs Neue Erweiterungen und PVerbeterungen erfabren, die ibn zu einem werthvollen Hand» und Taicenbu maden. Dem auf gutem Sé&reiépapier gedrudten, für täglibe Ein- trazungen bestimmten Kalendarium fließen H zablreidbe Beilagen an, die in erster Linie für den Gebrau der Staaté- und Kommunal- beamten gedadht sind, aber auch andere Kreile interel]tren Dursten. Garz bescnders werthvoll dürfte das Verzeichniß der Beamten der Staaté-, Provinzial und Bezirkäverwaltung in Preußen tein, da das- selbe nach dem augenblitli&en Stande beri@tigt it. Eine weitere Bereiterung bat der Kalender noÞ durb Hinzufügung der (enerai- Kommissionzn ecfahren. Das Städteverzeichniß iït auc auf die nict- preußischen Städte Nord- und Mitteldeutschlands ausgedehnt worden. Der Preis des Buches beträgt 2,50 #6

Land- und Forstwirthschaft.

Weimar, 11. Oktober. (Tb. C.) Landn

Berufêsgenoisenshaft für das Großherzogthum Gien, welde die land- und forstwirtbschafiliZen Betriebe mit uénabme der itaate-forftwirtbsha!tlihen umfaßt im Ganzen 35 Betriebe mit 272279 ha bewirtbs{afteter Fläße ift mit m 1. Avril d. I. in Thätigkeit getreten. Es sind in der Zeit bis _ Oktober 86 Uniâlle angemeldet worden, eine Zabl, die i wobl öher belaufen würde, wenn nRidt Unfenntni5 des Geseßes manen nfall bätte mit Stills§weigen übergeben laïen. Von diefen 86 Un- fällen nabmen 13 trôdtliven Verlauf, und ivar Unfälle mit dem Fubrwerk 6, dur Blißschlag 4, durd Sturz; 2, dur® Tödtung Seitens eines Thieres 1. Von den Betroffenen waren 17 Betriebs unternehmer, 62 Arbeiter, 7 Arbeiterinnen.

Gewerbe und Handel.

Der Ges&äftéberiht der Rositzer Braunkoblenwerke, Aktien-Gesellschaft, für tas am 30, Juni beendete Geschäftsjahr wetiit eine befriedigende Gestaltung der Geschäftslage, namentliS dur Vermehrung der Briguetteëprotufktion, nab. Der Gewinn beträgt Tai Q7 + 1 ; Þ G ? A 4B. 130 233 6 gegen 114697 Æ im Borjadre. Vie Kobtlenproduftion betrug 112082 hl mekr als im Vorjahre, die Verwendung für die Prenen aber 149 162 hl mebr, weshalb 57245 hl weniger zum Yerkauf famen, zu 0,11 A höherem Preise. An Nußpreßiteinen wurden 157000 Stüd mebr fabrizirt, 118 335 Stück mebr zu 12 «l Þco Mille höheren Preisen verkauft. An Briquettes wurden 13 190 485 | Stück mebr produzirt und 11 839090 Stück mebr verkauft zu 3 pro Mille niedrigeren Preiscn. Der Gewinnübersbuß nebst dem kleinen Gewinnvortrag aus dem Vorja“re soll nah dem Vorschlag der Verwal- tung verwendet werden: zu Abschreibungen mit 57 774 #, zum Re- servefonds und zu Tantièmen mit je 3623 #, zur Unteritügungs- Kafñe mit 1099 #, zur 4°/o Dividendeazablung mit 64 056 i, rcâäbrend der Rest mit 277 6 zum Vortrag auf das neue Geschäfts- jahr gelangt. 7 i E Fe Aufitêrath der Bergbau-Gesellschaft Phönir zu Laar bei Ruhrort is Seitens der Direktion der Rewnungs- abs{lus für das Geschäftéjahr 1887/88 vorgelegt worden. Derselbe konstatirt erfreulitde Resultate. Der vorhandene Gewinn be- ziert fich auf 1812000 Æ gegen nur 895000 # im

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von weniger als 1 a mit Tabadck bepflanzt batten, im Verglei

an nit darum, im Bundesrath einen Vertreter für Elsaß-Lothringen

zum Vorjahr nit unbeträßtlih abgenommen (1887/38 §7 801 gegen

Vorjabre Zu Abschreibungen werden verwendet 884 0009 gegen 288347 # pro 1826/87, dem Reservefonds werden

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