von Pinelli ; Ouverture zu „Coriolan“ von Beethoven und „Vom es zum Meer“, Marsch von Liszt, gewidmet dem König
ilhelm I. von Preußen. Noh während der zweiten Concertpièce erhoben sich die Allerhöchsten Herrschaften und machten einen Rundgang durhch die Räume, die fast durchweg mit herrlichen Blumenarrangements ges{chmüdckt wc.ren. Erst um Mitternacht verließ der Königliche Hof mit dem Kaiserlihen Gast das Kapitol, während die übrigen geladenen Gäste noch bis 2 Uhr daselbst versammelt blieben. Der römishe Adel hatte einen Glanz in Toiletten, Brillant- und Perlenschmuck entfaltet, der jeder Beschreibung spottet.
— Von „W. T. B.“ liegen folgende Telegramme aus Neapel vor:
Neapel, 16. Oktober, Nachmittags 2 Uhr 30 Minuten. Jhre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Humbert sind soeben hier eingetroffen. Der Empfang war ein über alle Maßen begeister:er. Die Straßen waren von einer ungeheueren Menschenmenge erfüllt und alle Fenster, selbst die Dächer mit Menschen dicht beseßt. Die Majestäten be- gaben sich in glänzendem Wagenzuge nah dem Königlichen Palais. — Der Fremdenzufluß ist ein gewaltiger; wie versichert wird, sind von Rom an 60 000 Personen hier theils bereits ein- getroffen, theils noch unterwegs. — Alle Bahnhöfe, welche der Extrazug der Majestäten passirte, trugen festlichen Flaggenschmudck, und überall wurde der Zug mit unbeschreib- lichem Jubel begrüßt. Das Wetter ist \{hön.
Neapel, 16. Oktober. (Ausführlihe Meldung.) Bei dem Eintreffen des Hofzuges, dessen Lokomotive mit Fahnen und italienischen Schildern reich geshmückt war, brachte das zahl- reih am und vor dem Bahnhof versammelte Publikum den Souveränen enthusiastishe Ovationen dar ; die Musik des 3. Jn- fanterie-Regiments, welches die Ehrenwache gestellt hatte, stimmte die preußishe Hymne an. Zum Empfange waren auf dem Bahnhofe die höchsten Spißen dec Civil- und Militärbehörden sowie Senatoren und Deputirte anwesend. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm trug die Uniform der Gardes du Corps mit dem Bande des Annunziaten-Ordens sowie das Großkreuz des Militär-Ordens von Savoyen. Se. Majestät der König Humbert hatle Generalsuniform mit dem Bande des Schwarzen Adler-Ordens angelegt, ebenso Jhre König- lichen Hoheiten die Prinzen Amadeus und Thomas. Nach- dem die Allerhöchsten Herrschaften die Front dex Ehren- compagnie abgeschritten hatten, wunden Sr. Majestät dem Kaiser die Generale, der Präfekt, der Maire und andere hochgestellte Persönlichkeiten vorgestellt. Der Kaiser unterhielt Sich eine Zeit lang huldvollst mit denselben. Unter Kanonen- donner verließen sodann die Majestäten den Bahnhof und bestiegen den bereitstehenden Hoswagen. Jn dem nächst: folgenden saßen Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Heinrich und der Kronprinz von Jtalien, in dem dritten Jhre Königlichen Hoheiten die Herzöge von Aosta und Genua. Jn einem weiteren Wagen hatten der Minister-Präsident Crispi und der Staats-Minister Graf Bismarck Plaß genommen. Die Fahrt ing nah dem Palazzo Reale, über den Dante-Plat, den
erdinando-Play und die Toledostraße. Sämmtliche Fenster und Balkons waren mit Tausenden von Zuschauern beseßt, welche unausgeseßt den Majestäten zujubelten, Blumen warfen und mit den Taschentüchern zuwinkten. Bis zum Palazzo Reale bildeten das Militär, Vereine und Gewerke mit ihren Musitbanden, welche die preußishe National- hymne spielten, Spalier. Auf dem Plebiszii-Plag, vor dem Palast nahmen die enthusiastishen Kundgebungen immer größere Dimensionen an und |ieigerten si, bis die beiden Monarchen gegen 3 Uhr auf dem Balkon erschienen, woselbst sie 5 Minuten verweilten. JFmmer neue Volksmassen ziehen vor das Palais und bringen unausgeseßt die stürmischsten Huldigungen dar. Se. Majestät der Kaiser dankten dem a mehrmals für den Jhm bereiteten herzlichen
mpfang.
Neapel, 16. Oktober. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm, Se. Majestät der König Humbert und sämmtliche Prinzen, sowie der Minister-Präsident Crispi und der Staats-Minister Graf Bismarck fuhren Nachmittags 43/4 Uhr zur Besichtigung der Museen. Auf den Straßen, welche die Höchsten und Hohen S passirten, war eine zahllose Menschenmenge versammelt, welche die Monarchen mit enthusiastishen Zurufen begrüßte. — Um 7 Uhr findet im Königlihen Schloß ein Galadiner statt. Die Stadt wird Abends aufs Glänzendste erleuchtet sein.
Neapel, 16. Oktober, Abends. Jhre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Humbert kehrten um 6 Uhr mit dem Gefolge in das Palais zurück. Allerhöchst- dieselben wurden überall, wo sie sih zeigten, ebenso wie der Minister-Präsident Crispi und der Staats-Minister Graf Bismarck mit “enthusiastishen Kundgebungen begrüßt. Die Jllumination in der Stadt ist eine überaus glänzende. — Um 8 Uhr brachten 200 Mandolinenspieler den Majestäten auf dem Plebiszitolay eine Serenade dar. Darauf concertirten elf Militärkapellen unier den Fenstern des Palastes. Um 91/2 Uhr begann die Gala-Vorstellung im Theater.
Neapel, 17. Oktober. Die Ovationen der Bevöl- kerung für die Majestäten dauerten lange bis über Mitternacht hinaus. — Der Staats - Minister Graf Bismark stattete gestern Abend in der Begleitung des Minister-Prä- Bou N dessen Familie în der neuen Villa einen
esuch ab.
Kaiser Wilhelm und König Humbert treffen heute gegen Mittag in Castellamarc zum Stapellauf des „Rè Umberto“ ein.
e —. ——————
— Der „SGle), Zig.“ wird von ihrem Liegnigzer Korrespondenten berichtet: Die Wahlvorbereitungen bei den Kartellparteien sind in vollem Gange; es herrscht volles Einvernehmen, obwohl von Seiten der Freisinnigen versucht worden ist, Unfrieden zu stiften. Am 13. d.,, Abends, fand eine gemeinsame Sizung der Vorstände des national- liberalen und des Neuen Wahlvereins statt, in welcher
das „egenseitige Vertrauen besonders zum Ausdruck gebracht wurde.
— In einer zu Neumünster abgehaltenen Versamm- lung des Konservativen Vereins für die Provinz Schleswig-Holstein wurde, wie die „Nord:Ostsee-Ztg.“ meldet, beschlossen, bei den bevorstehenden Landiagswählen überall an dem Kartell mit der nationalliberalen Partei festzuhalten.
verdienst bis zu 5000 f zu versichern, hatte ein Betriebsunter- nehmer ohne, wie das Statut vorschreibt, seine Versicherung unter Bezeihnung des zu Grunde zu legenden Jahres- arbeitsverdienstes bei dem Genossenschaftsvorstande zu be- antragen, lediglich sich selbst und seinen Jahresarbeits- verdienst in der Lohnnachweisung aufgeführt. Nachdem ihn ein Unfall betroffen hatte, beanspruchte er eine Entschädigung, welche ihm jedoch von der Genossenschaft versagt wurde. Sein Gesuch um amtlihe Einwirkung auf den Vorstand behufs Gewährung der Entschädigung hat das Reichs- Versicherungs3amt durh Bescheid vom 18. Juni d. J. Otîtr. 989) N und dabei ausgesprochen, daß die erstmalig und anscheinend ers nah“ dem Unfall erfolgte Aufführung des eigenen Verdienstes in der Lohnnach- weisung, welche von dem Genossenschaft3vorstande behufs Er- mittelung des Umlagebeitrages wieder daraus gestrichen n ist, die Versicherung des Untern ehmers nicht be- gründet.
— Jn Bezug auf die Durchführung des im §8. 82 Absap 2 des Unfallversicherungsgeseßes vorgesehenen Strafverfahrens, wegen unbefugter Zurückweisung eines Beauftragten der Berufsgenossenschaft, hat das Reichs - Versicherungsamt in einem Bescheide vom 19, Juni d. J. (Nr. 590) ausgesprochen, daß die vor- gesehene Strafe als Exekutivstrafe anzusehen is, welche, ab- weichend von den in den §88. 103 f. a. a. D. festgeseßten Strafen, erst dann einzutreten hat, wenn ein Betriebsunter- nehmer nach erfolgter obrigkeitliher Androhung der Strafe bei seiner Weigerung, dem als solchen legitimirten Bec.uftragten E den Zutritt zu der Betriebsstätte zu gestatten, verharrt.
Hessen. Darmstadt, 16. Oktober. Die heutige „Darmstädter Ztg.“ meldet: „Jhre Hoheit die verwittwete Erbprinzessin von Anhalt erhielt die betrübende Nach- riht von dem Tode ihres Bruders, Sr. Königlichen Hoheit des Landgrafen Friedrich Wilhelm von Hessen. Auf der Fahrt zwischen Batavia und Singapore verun- glüdte der hohe Herr durch einen Sturz über Bord. Jhre Hoheit die Erbprinzessin ist infolge dieser Nachricht heute Vormittag 11 Uhr nah Frankfurt zu Jhrer Königlichen Hoheit der Landgräfin- Mutter abgereist.“ — Wegen des Ablebens des Landgrafen Friedrih Wilhelm von Hessen ist auf Befehl des Großherzogs eine Hoftrauer vom heutigen Tage bis zum 29. d. M. ein- shließlich angeordnet worden.
Schwarzburg - Sondershausen. Sondershausen, 15, Oktober. (Leipz. Ztg.) Der Fürst und die Fürstin haben sih, nachdem ie von Schloß Gehren kürzli hierher zurückgekehrt sind, nah Ballenstedt begeben, um einige Zeit bei ihren hohen Verwandten zu verweilen. — Morgen wird der Landtag des Fürstenthums im Auftrage des Fürsten von dem Staats-Minister von Wolffersdorff eröffnet werden.
Hamburg, 16. Oktober. (W. T. B.) Die Voll- zugs-Kommission für den Zollanshluß Hamburgs macht bekannt, daß der freie Verkehr zwischen dem deutschen Zollgebiet und den angeschlossenen Hamburger Gebietstheilen a übrigen Zollgebiet mit Beginn des 17, d. M. eintritt.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 16. Oktober. (W. T. B) Der Bürgermeister theilte dem Gemeinderath offiziell mit, daß Se. Majestät der Kaiser Wilhelm den Armen Wiens 2000 Fl. gespendet habe, und drückte im Namen der Ver- sammlung den ehrerbietigsten Dank aus.
Der Prinz von Wales is heute Nachmitlag mit dem Orient-Expreßzuge, nach herzlichster Verabschiedung von deim Kron- prinzen Rudolph und derr ihm zuertheilten Ehrenkavalier Prinzen Esterhazy, abgereist. Am Bahnhof waren ferner de: englishe Botschaster Sir Berkeley Paget und der Generai- Konsul Nathan erschienen.
Der Niederösterreichishe Landtag nahm den An- trag des Ausschusses über den Antrag des Abg. Nig!er, betreffend ein gemeinsames deutsh-österreihi{cches Zollgebiet, zur Tagesordnung überzugehen, an. benso wurde über den Antrag, betreffend die Einschrän- kung des Eheschließungsrechts, zur Tagesordnung übergegangen.
— 17. Oktober. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“
veröffentliht ein Handschreiben des Kaisers an den Minister-Präsidenten Grafen Taaffe, wonah der Neichs- rath zum 24. Oktober einberufen wird. Pest, 15. Oktober. (Wien. Ztg.) Jm Oberhause wurden heute das Allerhöchste Handschreiben, betreffend die Ernennung des Grafen Csáky zum Kultus- und Vintercihts-Minister, sowie einige Berichte verlesen und darauf die Sitzung geschlossen.
Großbritannien und Jrland. London, 15. Oktober. (A. C.) Lord Londonderry besuchte gestern, in seiner amtlichen Eigenschaft als Vize-König von Jrland, die Stadt Belfast und eröffnete daselbst eine Volksbibliothek. Bei dem ihm von der Stadt gegebenen Festmahl konnte der Statthalter mit Befxiedigung auf die bisherigen Ergeb- nisse der s der Verbrechen-Akte hin- weisen, seit deren Genehmigung die Zahl der agrarisch- politishen Vergezen um 28 Proz. abgenommen habe, wäh- rend die Zahl der Geboycotteten gar um 75 Proz. gesunken sei. Die irishe Regierung gedenke in ihren Bemühungen zur Herstellung geordneter Zustände niht nachzulassen, sondern viel- mehr die bestehenden Gesetze gereht, energish und furchtlos anzuwenden. Lord Londonderry theilte zugleih in seiner Rede mit, daß die Königin die Stadt Belfast zu einer City erhoben habe, nicht sowohl wegen ihrer kommerziellen Bedeu- tung, als insbesondere wegen ihres Patriotismus. Es ist bis jeßt noch niht vorgekommen, daß einer Stadt, welche nicht zugleich der Sig eines Bischofs war, die Rechte einer City verliehen wurden.
Veber den Feldzug in Thibet wird dem „Reuter'schen Bureau“ aus Calcutta, v. 14. d. M., telegraphirt :
Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Feldzug in Thibet, wenig- stens für dieses Jahr, zu Ende ist. Das feindliche Heer befindet {ih im Zustande völliger Auflösung. Von den 11000 Mann sind nur 3—4000 Mann wieder gesammelt worden, welhe bei Phari und Garling sehen. Der Rest ist nach allen Richtungen geflohen, einige nach Bhotan, einige gegen Tashi Lhumpo zu, andere wiederum über Pkhari nach Thibet. Viele er- tranken auch, indem eine Brücke über den Mochu einstürzte.
_— Jn einer Berufsgenossenshaft, nah deren Statut! die Mitglieder berechtigt sind, sih selbst mit einem Jahresarbeits-
Die in Lingmutong angesammelten Vorräthe wurden vernichtet. Die
und viele von ihnen getödtet. — Jn Chumbi is ein chinesi\{e politisher Agent eingetroffen, und der Rajah hat Befehl iwer ehe er sich nach Darjeeling begiebt, nah Gantok zu kommen und \ich mit dem dortigen obersten Beamten zu berathen. Der Rajah ift etwa 30 Jahre alt und hat eine Hasenscharte. Es ist zweifelhaft, ob seine Entschuldigung wegen \eines neulichen unloyalen Benehmens angenommen werden wird. Niemand versteht, wie die Thibetaner auf ihrem Rüczug ihre Kanonen mitfortshaffen konnten; wahrscheinli warfen sie dieselben in den See. Oberst Graham besuchte am 9. d. M. Gantok. In Tumlong wurde er von den Lamas wie von den Einwohnern feierli empfangen. Auch die Schwester des Rajah empfing den britishen Kommandanten im Durbar. Auf einem der Altäre im Tempel des Phodong Lama wurde die Photographie der Königin Victoria entdeckt, welche mitten darauf stand. Die Fahr- straßen in der Nachbarschaft wurden gründlih untersucht.
Frankreih. Paris, 16. Oktober. (W T. B.) Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer beantragte Dugué de la Fauconnerie (von der Rechten) eine Re- solution des Jnhalts, daß eine Revision der Ver- fassungsgesetze erst dann am Plate sei, wenn die Neu- wahlen hätten erkennen lassen, in welher Richtung das Volk eine Verfassungsrevision wolle. Redner verlangte für diesen Antrag die Dringlichkeit, die jedoch abgelehnt wurde. Die Kammer wandte sih hierauf anderen, die innere Verwaltung betreffenden Berathungsgegenständen zu.
_ Rußland und Polen. Odessa, 17. Oktober. (W. T. B.) Die Königin von Griechenland ist gestern Abend nah Athen abgereist.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 15. Oktober. Nach dem offiziellen Ausweise haben die Staatseinnahmen in den ersten drei Quartalen dieses Jahres betragen: Zölle 26 168 876 Kronen gegen 23 102072 Kronen, Branntwein- steuer 11 272248 Kronen gegen 8 163 910 Kronen, Staats- eisenbahnen 5 100 000 Kronen gegen 4 000 000 Kronen, oder zusammen 42 541 123 Kronen gegen 35 265 982 Kronen im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Zeitungsstimmeu.
Ueber den dem Kaiser am 11. Oktober in Rom bereiteten Empfang äußert sich die „Jtalie“ folgendermaßen:
Rom hat in großartiger Weise dem Deutschen Kaiser gastfreund- schastliche Ehrenbezeugungen erwiesen.
Die offizielle Feierlichkeit ist imposant gewesen, aber sie bleibt zurück hinter der Kundgebung des Volks. Man muß eben die ganze Bedeutung des soeben geshehenen Vorgangs begreifen. Die Haupt- stadt des Königreichs hat sich bemüht, sih ihres Namens, ihrer Ueber- lieferungen und vor allen Dingen ihrer neuen Bestimmung würdig zu zeigen.
__ Die Aufnahme, welhe dem Kaiser Wilhelm Il. von dem römischen Volk bereitet wurde, ist ein beredter Beweis für die un- zerrcißlihen Bande, welche die ewige Stadt mit Italien verknüpfen. Rom ist vor allen Dingen italienisch und dem Hause Savoyen und den monarchischen Einrichtungen aufrichtig geneigt. Es ist weder flerikal noch radikal.
. . Wir erwarteten eine würdevolle und feierlihe Kundgebung, aber wir müssen gestehen, daß die gestrige unsere Erwartung úüber- troffen hat. Die Befriedigung des Kaisers, von welcher die Ansprache des Bürgermeisters an die Bürger spricht, beweist, daß Kaiser Wilhelm 11. die Kundgebungen, die ihm unser Volk beim Empfange zu Theil werden ließ, rihtig gewürdigt hat.
— Die „Schlesische Zeitung“ schreibt über das Kartell der nationalen Parteien :
Einen Gedanken, für den wir Jahrzehnte bindurch in allen Wahl- campagnen eingetreten sind, sehen wir in dem Wahibündnisse der konservativen, der freikonservativen und der nationalliberalen Partei verwirkliht. Als die drei Parteien im Februar des vorigen Jahres sich zu einem Ganzen zusammenschlossen, handelte es sich um einen bestimmt vorliegenden Zweck, um die patriotishe Antwort auf den Appell, welchen Kaiser Wilhelm aus Arlaß der Ablehnung des Wehr- geseßes an die Nation gerichtet hatie. Daß in Folge des ad hoc ge- ]chlosscnen Wahlbündnisses dieser Zweck erreiht wurde, war erfreulich, erfreulicher aber ist, daß dieses Bündniß über sein spezielles Ziel hinaus Bestand gehabt hat und, wie zu hoffen, auch ¡ernerweit Bestand haben wird. Damit ist die wesentlihste Bedingung für eine gedeihliche (Sntwickelung unseres politischen Lebens erfüllt.
_Im Staat der Gegenwart sind das konservative und das liberale
Prinzip unbedingt gleihberechtigt. Beide Prirzipien sind nicht ein- ander ousschließende Gegensäße, beide haben zusammenzuwirken und einander zu begleihen. In ungehemmter einseitiger Entwickelung führt das konservative Prinzip zur Erstarrung, das liberale zur Anarchie. Unsere Gesetzgebung wird stets nur zu unhaltbaren Schöpfungen führen, wenu sie aus\cließlich durch eines dieser beiden Prinzipien bestimmt wird. . . . Bei allen großen, dauerbaren Leistun- gen der Geseßgebung haben das konservative und das liberale Prinzip, den jeweiligen Forderungen der Zeit entsprechend, in gleiher Weise ihren Ausdru gefunden ; so im preußischen Landrecht, in den großen Reformakten aus den Jahren nah 1806, in dem preußishen Wehr- geseß von 1814, in unserer Verfassung, unserer Kreisordnung und den auf ihr sußenden, cine freie Selbstverwaltung und vollen Rechtéschutz sichernden organischen Gesegen. Innerhalb des Rahmens, der die Kartellpartcien umsließt, finden das liberale und das konservative Prinzip in angemessener Weise ihre Vertretung, und wenn, wie wir mit Zuversicht erwarten, die Wahlen den Kartellparteien eine belangreihe Mehrheit sichern, könnten innerhalb dieses Rahmens ohne Rücksiht auf andere Parteien alle wichtigen Fragen parlamentarish entshieden werden. Das diese Par- teien einigende Band ist kein willkürlich gcezogenes. Die Parteien, welche es zusammenfaßt, sind niht nur dur wesentliche sie einigende Momente cinander verwandt und auf gleiche Ziele hingewiesen, somern auch durch die gleihe Grenzlinie von allen anderen Parteien geschieden.
Amtsblatt des Reihs-Postamts. Nr. 43. — Inhalt: Verfügungen: vom 4. Oktober 1888. Zulässigkeit von Postpacketen im Verkehr mit den Falklands-Jnseln.
Archiv für Post und Telegraphie. — JZnhalt: Das altperuanische Reich und sein Verkehrswesen. Beröffentlihungen des Kaiferlihen Gesundheits- amts. Nr. 41, — Jnhalt: Personalnachrihten. — Gesundheits- stand, Volkskrankheiten in der Berichtswohe. — Cholera in Ost- Asien. — Sterblichkeit in Madrid. — Sterbefälle in deutschen Städten von 40000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken, — Sterblichkeit in Rio de Janeiro. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln 2c. — Veterinärpolizeilihe Maßregeln. — Thierseuhen. Tuberkulose und Trichinose bei S{lachtthieren. — Schweinepest in Schweden, — Thierseuhen in Oesterreih, März und April 1888, — Medizinal- Gesehgebung 2c. (Deusches Reich.) Viehbeförderung auf Eisenbahnen. — (Reg-Bez. Kassel.) Schafräude. — (Lübeck) E von Wiederkäuern und Schweinen nah den Nordseehäfen. — (Hamburg.) Austwoandererwesen. (Schluß.) — (Großbritannien.) Wiederimpfung. Rechtsprehung. (Reichgericht.) Atteste der Fleishbeshauer über Untersuchung auf Trichinen in der Provinz Brandenburg.— Kongresse,
Kumba-Soldaten wurden in Garling von den Landleuten angegriffen
Verhandlungen von geseugebenden Körperschaften, Vereinen 2c.
“ man den dur{schnittlihen jährlichen Verbrau in der fünfjährigen
(Frankreih.) Benzoësäure zur Konservirung von Nahrungsmitteln. — erschluß b Milcflaschen. — (Hastings, Michigan.) Sanitäts- Konvention. — Geschenkliste.
Statistische Nachrichten.
Alkoholverbrauch in Europa. — Cinem Vortrage des Dr. Broch in der allgemeinen Versammlung des Institut international de statistique über den Verbrauch der wichtigsten anregenden Genuß- mittel in. Europa und die auf diesem Konsum lastenden Steuern, sowie die daraus sih ergebenden Einnabmen der Staaten sind folgende An- gaben entnommen. An Alkohol bezw. Branntwein wurden wahrend der Jahre 1881—85 auf den Kopf der Bevölkerung jährlich verbraucht:
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inna Großbritannien und Irland Oesterreich-Ungarn . Frankrei i; Schweden. . Deutschland . der Schweiz. . . Rußland (europäisces) . Belgien L e : 16 Ca 8, , Der Verbrau in ganz Europa betrug im Jahrfünft 1880/84 durchschnittlich jährlih 11 Millionen Hektoliter reinen Ali ohol oder 3,3 1 pro Kopf. (In den Vereinigten Staaten von Amerika äßt
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eriode 1881/85 auf 2,6 1 Alkohol oder 5,8 1 Branntwein pro Kopf.) Dee Menge des in Form von Getränken genossenen Alkohols _beläuft sh nach Dr. Broch's Ansicht auf 95 9/0 des Gefammtverbraus. Ein Vergleich der oben mitgetheilten Durhschnittszahlen mit den- jenigen der vorhergegangenen fünfjährigen Periode ergiebt eine Steigerung des Branntweinkonsums seit 1875 in Frank- reich von 29 auf 38 und in Rußland ausschließlich Finnland von 4,0 auf 42 1 pro Kopf. In Oesterreich- Ungarn und Belgien blieben die Verbrauchsziffern dieselben; în den Niederlanden, Großbritannien und Irland, Finnland und Deutschland ist eine geringe, in Schweden und Norwegen eine beträchtliche Ab- nahme (um 30 bis 36 9/6) zu verzeichnen. Jn der ersten Hülste der 70er Jahre, während Les gewaltigen Ansteigens der Arbeiterlöhne, hatte der Alkoholkonsum überall zugenommen, auëgenommen in Oesierrei-Ungorn, Rußland und Schweden. — Die Staatseinnahmen aus dem Branntweinverbrauch waren verhältnißmäßig am höchsten in Großbritannien und den Niederlanden, demnächst in Frankreich und Rußland, am geringsten in Italien, Oesterreich-Ungarn und Deutschland.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
Die Stiftung zur Pflege der Frescomalerei wird in diesem Jahre von der Königlichen Kunstakademie zu Dresden ver- geben, die darin bekanntlih mit den Akademien zu Berlin, München, Düsseldorf und Karlsruhe abwechselt, Der Stiftung stehen alljährlich 3000 M zur Verfügung, mit deren Hülfe einem Privatmann ein Freskobild in seinem Hause gemalt wird. Derselbe hat nur die Kosten für die Vorbereitung der Wandfläche, Herstellung der Gerüste ur:d Beschaffung der nöthigen Geräthschaften zu tragen. Die Akademie wählt unter den eingehenden Bewerbern einen aus und bestimmt einen ihrer ehemaligen oder gegenwärtigen Schüler zur Ausführung. Es dürfen ih diesmal Bewerber aus dem Königreich Sachsen, den thüringischen Herzogthümern, den Herzogthümern Anhalt und. Braunschweig und den Fürstenthümern Reuß melden; sie haben dies bis 1. November d. I. zu thun, zuglei anzugeben, was sie dargestellt zu sehen wünschen und weclchen Betrag sie etwa bei größerer Ausdehnung der Arbeit beizusteuern gewillt sind. Auch ift die Größe, Gestalt, Lage des Raums e der Wandfläche turch Einsendung eines Grund- und Aufrisses darzuthun. e L
D Sitzungsberichte der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin, Verlag d. Ak. d. W.; in Kommission bei Georg Reimer. — Heft 32, 33 vom d, Juli 1888 enthält den Abdruck einer Mittheilung des korresvondiren- den Mitglieds, Hrn. Burmeister in Buenos Aires über Mastodon Antium. Dann folgt eine von Hrn. von Helmholy vorgelegte Mittheilung des Hrn. Professors E. Dorn in Halle, in welcher derselbe über eine von ihm mit Unterstüßung der Akademie ausgeführte Bestimmung des Ohm berichtet. An diese Arbeiten aus der physikalish-mathematischen Klasse reiht sich alsdann ein Bericht von*Dr. C. Bezold in München, über die Thontafel-Sammlungen mit bakylonish-assyrishen Inschriften im British Museum, welchen Hr. Schrader in der Sißzung der philosophisch-historishen Klasse vom 14. Juri d. I. vorgelegt hat. — Die Nr. 34, vom 12. Juli d I, enthält eine Üntersuchung der egyptischen Königs-Mumien im Museum zu Eulag in Bezug auf die Schädelbildung und den Kopftypus, von Hrn. Rudolf Virchow. Ferner sind in dem Heft zwei Mittheilungen von dem kocrespondirenden Mitglied Hra, Quincke in Heidelberg abgedruckt, von denen die eine die physikalischen Eigenschasten dünner, fester Lamellen, die andere die periodishe Ausbreitung von Flüssigkeitsoberflächen sowie die dadurch hervorgerufenen Bewegungs-Erscheinungen betrifft. — Fernec wird aus dem Protokoll der Gesammtsigung der Akademie, vom 12. Juli, mitgetheilt, daß die physikalish-mathematische Klasse zua wissenschaftlichen Unternehmungen bewilligt hat: weitere 1500 4 Hra. Dx. Carl Schmidt in Freiburg i. Br. zur Vervollständigung seiner geologischen Untersuchungen in den Pyrenäen, und 600 Hrn. Prof. Liebisch in Göttingen zur Herstellung photographischer Abbildun-
en von Interferenz-Erscheinungen in doppeltbrehenden Krystallplatten. Die philosophisch-historishe Klasse hat weitere 4000 46 für die Pro- \opogrophie der römischen Kaiserzeit und 3000 46 zur Fortführung der Supplemente des Corpus Inscriptionum Latinarum bewilligt.
— Civilprozeßordnung und Gerichtsverfassungs- gesey für das Deutsche Rei nebst den Einführuugs- geseßen, mit Kommentar und Anmerkungen herausgegeben von Dr. G. von Wilmowski, Geh. Justizrath, Rechtsanwalt beim Kammergericht zu Berlin, und M. Levy, Justizrath, Rechtsanwalt beim Kammergericht zu Berlin. (Preis 30 46) — Die fünfte ver- besserte Auflage dieses (von Franz Vahlen in Berlin, W. Mohren- straße 13/14, verlegten) vortrefflihen Kommentars hat mit der vor- liegenden fünften Lieferung ihren Abschluß gefunden. Wie bei den früheren Auflagen, so sind auch bei der fünften Geseßgebung, Nechtsprehung und Literatur nach Möglichkeit berücksichtigt, um die Gesege avs ihrem eigenen Zusammenhang und aus den geseß- geberischen Voracbeiten zu erläutern, die Grundprinzipien möglichst \harf zu beleuchten, deren Konsequenzen zu veranschaulichen, praktishe Fragen für Anwendung der Geseße anzuregen und deren Lösung zu versuchen, indem dabei überall die Grenzen des materiellen Rechts und des Prozeßrechts sowie deren Berührungspunktc im Auge behalten und angedeutet werden. Da eine Kritik der Geseye nit in ter Absicht der N eber gelegen hat, so sind nur bei- läufige fkritishe Bemerkungen an einigen Stellen mitein-
éo en: Die Methode folgt dem Beispiel prafktisch hewährter Kommentare auf anderen Rechtsgebieten. Jeder Materie ist zum Zweck der Orientirung eine gedrängte systematische Darstellung oder wenigstens eine kurze Uebersicht vorausgeschickt. Wiederholungen sind nicht ängstlich vermieden, um nit die prak- tishe Brauchbarkeit der Arbeit zu mindern, Auf die einschlägigen Bestimmungen des Entwurfs eines bürgerlihen Geseßbuchs für das
der darin angeführten Beschlüsse der vereinigten Civilsenate des Reihé- gerihts ¿zu 88. 32, 87 und 230 C-P-O.
— Im Druck und Verlag von A. W. Hayn's Erben (S Hayn, Hof- bu@drucker) in Berlin ist soeben erschienen: „Die Geshäfts- und Revier-Eintheiluna der Polizei-Verwaltung von Ber- lin mit Adressen-Nachweis.* Die vorliegende Uebersicht, in welche bereits die mit dem 1. d. M. in Wirksamkeit getretenen beiden neu- errichteten Polizei-Hauptmannscbaften (IX und X), welche dur ander- weite Vertheilung der Polizei-Reviere entstanden sind, und die 8 neuen Polizei-Reviere (75, 76, 77, 78, 79, 80, 81 und 82). welhe dur eine anderweite Abgrenzung der Polizei-Reviere 4, 9, 17, 18, 32, 47, 53, 58, 59, 64, 67, 68, 69, 70, 72 und 74 gebildet worden sind, Auf- nahme gefunden haben, empfiehlt sich nit nur den Behörden, sondern auch Privaten als ein bequemes Nochshlagebuch, namentlich um Auskunft über die Ressortverhältnisse ber einzelnen Abtheilungen des Polizei-Präsidiums, die Umgrenzung der Polizei-Reviere 2c. zu erhalten. — Zu den Herauëêgebern der vaterländischen illustrirten Wochen- \chrift „Der Bär“ (Verlag von H. Schon, Berlin W.) is, wie wir erfahren, auch noch Ernst von Wildenbruch binzugetreten — Den seinerzeit als Gratisbeilage der „Neuen Musik-Zeitung* licferur.gsweise ershienenen „Katehismus der Harmonielehre von Prof. Louis Köhler hat nunmehr die Verlagëhantlung von Carl Grüninger in Stuitgart in Buhforn: herausgegeben und so _noch weiteren musikalischen Kreisen zugänglih gemacht. Speziell Auto- didakten, die von Grund auf und rationell das Wesen der Harmonien erfassen wollen, erseßt der Katehismus das Studium kompendiöser Werke. Frage und Antwort sird stets knapp und klar gehalten, die Anreihung derselben ur.d das Fortschreiten von Abschnitt zu Abschnitt streng logis%. Die in der Musikwissenshaft überhaupt fo vielfach angewandte Terminologie findet ershöpfend? und leichtverständliche Er- klärung; zum weiteren Verständniß tragen zablreihe in den Tert ger druckte Notenbeispiele und Uebungsaufgaben bei. Köhler's Katehismus kostet bei guter Ausstattung brosch. 1 X, geb. 1,60 6
Land- und Forstwirthschaft.
Stralsund, 13, Oktober. Auf den im laufenden Jahre im diesseitigen Verwaltuncsbezirk abgehaltenen Remontemärkten sind 136 Pferde zum Verkauf gestelit, von denen 29 Pferte angekauft worden sind.
Gewerbe und Handel.
Dem Geschäftsberiht der Berliner Jute-Spinnerei und Weberei zu Stralau über das Jahr 1887/88 entnehmen wir Folgendes: Die Produktionsfähigkeit hat sich gegen das Vorjahr wie- ter erhöht ; bei einer gle:hen Spindelzahl von 3152 Spindeln wurden 1885/86 2352018 kg Garn, 1886/87 2 844 137 kg, 1887/88 3098 144 kg Garn gesponnen. Eberso günstig hat sich die Weberei entwickelt; 1885/86 wurden 3 980 772 m = 1 692 862 kg, 1886/87 5 §847 488 m = 2 220 731 kg auf 181 Webstühlen gewebt, 1887/88 6217 420 m = 2 404 070 kg vom Februar 1888 ab_auf 200 Web- stühlen. An Säcken wurden 1885/86 800 000 Stück, 1886/81 1273 000 Stü, und 1887/88 1571 000 Stü gefertigt. Zur besseren Ausnutung der Maschinenkräfte ‘werden im Laufe des näbsten Ge- schäftsjahres weitere 2388 Spindeln und 20 Webstühle aufgestellt werden. Es wurden fafturirt: 1885/86 für 1103 214 M, 1886/87 für 1624557 A und 1887/88 für 1908044 Die bestehende Unterbilanz auf Höhe von 54773 H ist getilgt und nah Abzug der Abschreibungen von 89514 # bleibt ein Gewinn von 96 756 M, dessen Vertheilung wie folgt vorgeschlagen wird : 109% an den Re- servefond mit 9675 A, e Dividende mit 80 000 #, und Vortrag neue Rechnung mit 7080 6 : : 4 — Dee Aufsichtörath der Victoria-Brauerei-Aktien - gesellschaft hat beshlosscn, der Generalversammlung für das ab- gelaufene Geschäftsjahr 1837/88 die Vertheilung einer Dividende von 8 9/0 (1886/87 6 9/0) vorzushlagen. Der Bruttogewinn beträgt 177 855 A (1886/87 122275 \.) und foll wie folgt Verwendung finden: Zu Abschreibungen 47 000 # (1886/87 33 000 F), zur Do- tirung des Reservefonds 12070 4, ferner 10 000 M zur Bildung eines Extra-Reservefonds zur Sicherung gegen unvorhergesehene Aus- fälle und R E 000 X als Dividende und 3000 M zum Vortrag auf neue Rechnung.
— Dem Aufsihtsrath der Aktiengesellschast Schloß- brauerei Schöneberg wurden von der Direktion die Rechnungs- abshlüsse des Me ee Bir vorgelegt. Es ergaben sich daraus
Vorjahr folgende Ziffern: : E 9 1886/87 1887/88
Bier- to-Gewinn . 401 698 M 921 343 6 A : 214632 „ 323 926 „ Abschreibungen 40 898 59 217 Extra-Abschreibungen 29 249 „98 709 Reingewinn l 144 413 200 009 Dividende e LSIZOO 162 000
M Pra S 7 9/0 10 9% Tantième und Reservefonds . , . . . 29964 y 36 000 , Die Ziffern pro 1887/88 sind gemäß den Beschlüssen des Aufsichts-
ths angegeben. s A Die „Rhein. - Westf. Dg {reibt vom rheinis ch- westfslishen Metallmarkt; Der rheinisch-westfälische Eisen- markt hat in der verflossenen Woche seinen ruhigen Verkehr im Allgerneinen beibehalten. Die Anzeichen seinen cher auf eine Besserung als auf das Gegentheil hinzudeuten. Der Eisenerz- markt hat sich seit dem lehten Bericht nicht verändert. Die För- derung ist sowohl im Siegerlande wie tim Nassauischen andauernd lebhaft und findet durhweg flotien Absaß. Lothringer Minette be- hauptet ihre Preise fest; dec Absay nah Westfalen ist in legter Zeit geringer geworden und bei Weitem nicht so lebhaft als um dieselde Zeit vorigen Jahres. Das Roheisengeschäf}t scheint im All- gemeinen sich etwas lebhafter zu entwickeln. Es seinen in jüngster Zeit größcre Aufträge in Stahlmaterial vom Auslande eingelaufen zu scin und es ist niht zu bezweifeln, daß, wenn diese Nachfrage an dauert, man auf allgemeine Besserung in sämmtlichen Roheisensorten rechnen darf. Die Preise stehen zu den Erzen zwar im richtigen Ver- hältniß, nicht jedoch zu den augenblicklichen Koképreisen. In Spiegel- eisen sind wesentliche Veränderungen nicht zu verzeichnen, dah sheini sih die Geschästslage allmählich zu bessern, da die Preise etwas ange- zogen haben. Puddelroheisen ist im Allgemeinen fest und man er- wartet von der Zukunft nur eine Besserung der Geschäftslage. Auf- träge sind uns für das vierte Quartal und einzelne pro Mitte Januar folgenden Jahres bekannt geworden. Die Nachfrage nach Thomas- eisen ist eine sehr lebhafte; Bessemereisen ist hingegen augenblicklih ziemli flau. Gießereiroheisen findet stetigen Absay. In Sta b- eisen ist eine wesentlihe Aenderung niht eingetreten. Die augenblicklichen Preise sind fest; die Nachfrage vom Inlande war in leuter Zeit eine ziemlich gute, während ausländishe Nachfrage und Absay andauernd unbefriedigend sind. Die Walzwerke führen noch immer darüber Klage, daß durch die jeßigen Roheisenpreise das Aus- fuhrgeshäft unmögli gemacht werde. Die Grobblechwalzwer?e sind sehr gut beschäftigt, wie dies auch einerseits dur die General- versammlung Deutscher Blechfabrikanten in Godesberg A anderer- seits dur die Statistik pro September Me dargethan wurde. Dieser zufolge hat zwar eine geringe Abnahme der Produktion des Ver- bandes stattgefunden, dagegen erfuhr das Quantum der eingelaufenen Be- stellungen gegen den August eine Vermehrung um rund 3000 t. Von einer Preiserhöhung wurde troßdem angesihts der Thatsache, daß dec Roheisenverband seine Preise beibehalte, Abstand genommen. Auch in Feinblechen {eint sich in lepter Zeit das Geschäft elwas lebhafter zu entwickeln, doch is ein Einfluß auf die Preise weniger bemerkbar geworden, In Walzdraht ist eine wesent- lihe Aenderung der Geschäftslage nicht eingetreten, die Beschäf- tigung der einzelnen Werke scheint keine gleihfôrmige zu sein;
lastet werden mußte.
bedürfniß vorhanden ist. In Drahtstiften hat es zwar in leßter Zeit fas an Aufträgen gefehlt; do sind die Preise im Allgemeinen ge- drückt und unlohnend. Die Cisengießereien und Maschinen - fabriken sind meist in allen Zweigen gut beschäftigt und man ist in den ketheiligten Kreisen der Ansicht, daß die jeßige regere Thâätig- keit noch länger andauern werde, da Aufträge und Nachfrage fast ausnahmslos A a dage, Die Bahnwagenfabriken ind in ceger Beschäftigung geblieben. s :
N Frankfurt a. M., 16. Oktober. (B. Börs.-Ztg.) Die Ge- neralversammlung des Verbandes süddeutscher Walzwerke, in welchber sämmtliche E A S t, beschloß, die ¡eige Vereinigung auf zwei Jahre unkündbar zu verlängern.
Fs MIE, 14. Oktober. (Köln. Volksztg.) Der Kohlen- markt verharrt in seiner bisherigen günstigen Lage und bietet zur Zeit ein Bild, wie wir es selbst zu Anfang der 70er Jahre nicht ge- sehen haben. Daß die ricsige Kohlenmenge, welche tagtäglih im niederrheinish-westfälishen Kohlenrevier zur Fördcrung und Versen- dung gelangt, niht hinreiht, um die augenblickliche Nachfrage zu decken, darf als Zeichen gelten, daß die Montan-Jndustrie gegenwärtig gut beschäftigt ist. Die meisten größeren Zechen sind für längere Zeit derart mit Aufträgen versehen, daß sie neuere Verbindlichkeiten nicht eingehen können und viele günstige Offerten zurückweisen müssen. Selbst die kleineren Magerkohlen-Zechen, ‘welche vor länger als Jahresfrist nur noch ein kärglihes Dasein frifteten, sind heute in der Lage, mit Erfolg an dem allgemeinen Auf- \{chwung theilzunehmen. Eine Folge davon ift, daß in den abgelege- neren Revieren, wie Werden und Sprockthövel, das Bestreben nch fundgiebt, die alten Längenfeldverleihungen, welche einzeln einen ratio- nellen Betrieb nit gestatten, zu größeren Grubenfeldern zu kon- solidiren und auszubeuten. Ist diese Kohle auh für Industriezwecke minderwer1hig, so liefert sie do einen vorzüglichen Hausbrand und dürste als solhe namentlich im Süden gutes _Absaßfelo finden. Leiter hat der starke Kohlenbegehr au eine Zurückdrängung der rheinisch= westfälishen Kohle durch die englische in den Niederlanden zur Folge gehabt, da die rheinisch-westfälishen Zechen bei der starken Förderung nicht immer in der Lage waren, die Separation in der gewünschten Weise vorzunehmen. Einstweilen meinen die hiesigen Zechen ohne Nachtheil auf das verlorene Terrain verzihten zu können; auch dürste es außer Frage stehen, daß dasselbe unter nicht allzu großen Schwierig» feiten später wiedergewonnen werden wird. Der Versandt ging auf der Eisenbahn ohne bemerkenswerthe Störungen von Statten, um so mehr, als der Waggonmangel nunmehr endgültig beseitigt zu sein cheint. Der Kohlenversandt auf dem Rhein dagegen wurde dur eingetrelene Hohwasser vielfa gestört, so daß- die Eisenbahn über» Im ganzen Kohlenrevier wird über augenblick- lihen Mangel an geeianeten Arbeitskräften geklagt, und es hat bereits ein Zuzug fcemder Arbeiter S müssen, der indeß nur einen ge- ingen Theil des Bedarfs gedeckt hat. i
S i An der Küste 2 Weizen-
London, ais (W. T. B.) ladungen angeboten.
Mancheste r, 16, Oktober. (W. T. B.) 12r Water Taylor 7, 30r Water Taylor 94, 20r Water Leigh 8, 30r Water Clayton 82,
39r Mock Brooke 82, 40r Mayoll 9, 40r Medio Wilkinson 10,
32r Warpcops Lees 84, 36r Warpcops Rowland 82 40r Double Weston o, 60r Double E 124, 32* 116 yds 16 c 16 rey Printers aus 32r/46 168, Stramm. i
; » Stier 16. Oktober. (W. T. B.) Die Nationalbank hat den Diskont von 34 auf 49/0 erhöht. '
Rotterdam, 16. Oktober. (W. T. B.) Die heute von der Niederländischen Handelsgesells\chaft abgehaltene Auktion über 29 868 Ballen Java-Kaffee, 1034 Kisten und 102 Ballen Padang- Kaffee ist wie folgt abgelaufen. Es wurden angeboten: 1494 Bl. Java Preanger gelb, Taxe Cent 50, Ablauf Cent 5140521, 1987 Bl. do. do. blank, Taxe 46à47, Ablauf 50à504, 4044 Bl. do. Tjelatjap, Taxe 454, Ablauf 494à50, 2377 Bl. do. blank, Taxe 454454, Ablauf 481à494, 2637 Bl. do. blaß, Tare 45{à455, Ablauf 484ù49, 9994 Nl. do. blaßgrürlih, Tare 45045, Ablauf 4230494, 1034 Kist. Padang W. I. B., Taxe 48à63, Ablauf 50{à642, 1363 Bl Java W. F. B,, Taxe 50à574, Ablauf 534à604, 6881 Bl, do. Tagal, Taxe 4oà454, Ablauf 48à50}, 5404 Bl. do. Malang, Taxe 443à 454 Ablauf 482à49}, 418 Bl. do. ordinär und Triage, Taxe 30à41, Ablauf 344, 370 Bl. do. B. S. und Diverse. i
New-York, 15, Oktober. (W. T. B.) Weizen -Ver- [chiffungen der leßten Woche vou den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 3900, do. nah Frankrei 7000, do. nach anderen Häfen des Kontinents —, do. von Kalifornien und Oregon nah Großbritannien 112 000, do. nah anderen Häfen des Kontinents 10000 Qs.
— 16. Oktober. (W. T. B.) Der Werth der „in der ver- gangenea Woche ausgeführten Produkte betrug 6 769454 Doll, gegen 5 887 711 Doll. in der Vorwoche.
Submissionen im Auslande.
1 Stalien — 29, Oktober, 2 Uhr. Territorial - Direktion des Militär - Kom- missariats des ersten Armee-Corps zu Turin: Lieferung von blauem Tuch zu Uniformen, von röthlichgrauem Zeltstoff, von kompletten Pußbeuteln, von gewirkten Unterhosen und von Kavallerie-Sporen ohne Riemen. II. Oesterrei ch. E 5, November, Mittags. Wien. K. K. General-Direktion der österreihishen Staatskahnen: Lieferung von ca. : ; 1220 Stück Lokomctiv-Tyres mit ca. 409 900 kg Gewicht, 650 Stück Tender-Tyres mit ca. 170 900 kg Gewicht, 9300 Stück Wagen-Tyres mit ca. 575 000 kg Gewicht. Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs : Anstalten.
amburg, 16. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer E der Hamburg - Amerikanishen Palketfadrt- Aktienge] ellf E t, von Hamburg kommend, heute Morgen in New - Y ork eingetroffen. London, 16. Oktober. (W. T. V.) Der Castle- Dampfer „Norhan!-Castle“ ist auf der Heimreise heute in Southampton angekom1nen.
Theater und Musik.
Central-Theater. Am verflossenen Sonntage ivar der An- drang zu der Vorstellung der „Schmetterlinge“ so groß, daß die Kasse %ereits um 64 Uhr geschlossen werden mußte. Bemerkenswerth dürfte sein, daß in den bisherigen 62 Vorstellungen des Stüds stets dieselben Darsteller, welhe der Première zu so deoem Erfolg ver- holfen, beschäftigt waren und noch nicht ein einziges Mal die Reserve- kräfte in Anspruch genommen zu werden brauchten. :
— Im gestrigen 3. Symphonie-Concert der Phil- harmonie kam Beethoven's große C-moll-Symphonie zur Aus- führung, welche die Kapelle unter Hrn. Kogel's Leitung sehr hwungvoll und mit präziser Uebereinstimmung in den Schattirungen zu Gehör brate. Unter den neueren Kompositionen von Berlioz, Volkmann, Wagner und Anderen trat besonders das sehr stimmungsvoll gehaltene Andante religioso von Massenet, einem der gediegensten Tondichter der neueren Pariser Schule, wirksam hervor. Die günstige Akustik kam den Vorträgen sehr zu statten, Das Publikum hatte wieder den
Saal bis auf den leßten Play gefüllt.
Mannigfaltiges. Am Freitag, den 19. d. M,, findet Königliche Parforce-
Deutsche Reich ist an den geeigneten Stellen verwiesen, Zum Schluß H ie auf den Nachtrag aufmerksam gemacht, insbesondere wegen
vereinzelt wird reger Betrieb konstatirt, während namentlich r ‘iodt Drähte an anderen Stellen noch Arbeits-
Jagd statt. Rendezvous Mittags 1 Uhr am Jagdschloß Stern.
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