1888 / 266 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 18 Oct 1888 18:00:01 GMT) scan diff

für Königskinder sei: aus dem Munde des Königs aller Könige, zugleih auch des Königs David, gerichtet an alle Diejenigen, welhe wahre glaubenstreue Kinder Gottes, des Die Worte des Predigers mach- ten auf des Kaisers und Königs Majestät einen ersichtlich tiefen Eindruck.

Nah beendigtem Gottesdienst erhob Sich Se. Majestät. Aller- öhsiwelcher . zwishen Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen einrih und dem deutschen Botschafter gesessen hatte, und verließ nah stillem Gebet die Kapelle, gefolgt von der beim Gottesdienst anwesenden Begleitunc.

Se. Majestät begab Sih von der Ka zur nahegelegenen deutschen Bolschafi, woselb stattfand, an welch und der

Königs aller Könige, seien.

elle aus direkt ein Dejeuner A. auch der Minister-Präsident am Berliner Vom Balkon der

italienische Hofe, Graf de Launay theilnahmen. deutschen Botschaft aus betrachtete der Kaiser wiederholt das von dort aus sehr gut zu überblickende Rom und bestieg dann ch in Begleitung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen des Minister-Präsidenten . W. ührung des Botschafters Grafen Solms den höchsten Auss\ichts- punkt des Botschaftsgebäudes.

Die Rückehr von der deutschen Botschast war sür Nach- mittags gegen 2 Uhr geplant, do blieb Se. Majestät daselbst noch etwas länger und Deputation des hiesigen deutshen Künstlervereins eine vom Maler Tubenthal (gebürtig aus Berlin) meisterhaft auf Perga- ment ausgeführte Adresse entgegen, zu welcher die kostbare Ein- banddecke von dem hier ebenfalls ansässigen deutschen Buchbinder Klinger hergestellt worden war. Se. Majestät war \sitlich Zabe überrasht und dankte in herzlihen Worten der Deputation, welde aus dem Vorsigenden des deutschen Künstlervereins, dem Bildhauer Gerhardt, dem Maler Tuben- thal, dem Professor Schöner und dem deutschen Konsul von Nast bestand. Die Adresse ging zugleich auch von der deutschen Kolonie in Rom aus.

Es war fast 3 Uhr geworden, als Se. Majestät der Kaiser das Botschastspalais verließ. Allerhöchstderselbe be- diente Sich diesmal der Kalesche des Botschafters zur Nück- fahrt, deren Weg nah dem Pantheoau gelenkt wurde, welches Monarch gründlich prachtvollen goldenen Früchten auf den Sarg Victor Emanuel niederlegte;

Botschafter

Crispi u.

aus den Händen einer

von dieser

Augenschein Lorbeerkranz des Hochseligen Königs | dasjelbe geshah Seitens Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen. Erst gegen 4 Uhr Nachmittags erfolgte die Nückkehr nah dem Quirinal, unter starkem Regenguß und dem Bliyen und Donnern eines sih über Rom entladenden heftigen Gewitters. Abends 7 Uhr fand das Diner statt. :

Die Witterung hatte sih inzwischen so verschlechtert, daß an cine Beleuhtung des Forum Romanum, die für heute Äbend in Aussiht genommen worden war, kaum noch gedacht werden konnte, am Allerwenigsten aber an einen Besuch Seitens Sr. sigen Hofes. Alsbald erschienen denn auch Plakate, welche ( Beleuchtung 2c. und eine in diesen Tagen erscheinende Bekanntmachung noch be- sagen werde, an welchem Tage dieselbe nachgeholt werden dürfte. Vor dem Diner hatte Se. Majestät noch einen Spaziergang Wie immer war auch h das Hüte- und Se.

Festlichkeit und des

besagten, daß die staltfinden

durch die Stadt gemacht. jubelnde Zuruf der Massen, unaufhörlich , Sich und begrüßte fortwährend die jubelnde Menge.

und Tücher- shwenken

Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr, sowie dessen vereinigte Ausshüsse für Handel und Verkehr und für Fustizwesen hielten heute Sißungen.

_— Hinsihtlich der Bestimmung des 8. 671 Abs. 2 der Civilprozeßordnung: „Handelt es sich um die Vollstreckung eines Urtheils für die Rehtsnachfolger des in dem- selben bezeihneten Gläubigers oder gegen die Rechtsnc.chfolger des in demselben bezeihneten Schuldners, so muß außec dem zu vollstreckenden Urtheil auch die demselben beigefügte Voll- streckungsklausel und, sofern die Vollstreckungsklausel auf Grund öffentlicher Urkunden ertheilt ist, auch eine Abjchrift dieser Urkunden vor Beginn der Zwangsvollstreckung zugestellt sein oder gleichzeitig mit Beginn derselben zugestellt werden“ hat das RNeichsgeriht, V. Civilsenat, durch Urtheil vom 18. April d. J., folgende Rechtssäße ausgesprochen: Die Vor- S. 671, 2 Civilprozeßordnung enthält nit eine bloße Jnstruktion für den Gerichtsvollzieher, sondern ein Gebot, dessen Uebertretung die VollstreXungshandlung zu einer ungeseßlihen macht und ihr die rechtsbegründende L die Entstehung des Pfandrehts, benimmt. ustellung der Abschrift von Urkunden (beisvielsweise einer essionsurkunde), vermittelst welher die Nehtsnachfolge des gers dargethan wird, kann durch eine Nachholung safts nicht geheilt werden, wenn inzwischen das L n an der gepsändeten Sache gewechselt hat. Der pâtere Eigenthümer hat ein felbständiges Klagereht gegen en Pfändungsgläubiger auf Zurückweisung des Me wegen Nichtbeobachtung des 8. 671 der Civilprozeß-

rist des

Der Mangel einer

etr. Gläubi dieses Recht Eigenthum

Der im §. 9 Absaÿ 3 des Bauunfallversicherungs- Unfallversiherungs -Berufsgenossenscha aus bereits Nebenbetrieben Hochbauten 2c.) anderen findet nah einem Bescheid erung8amts vom 5, S, cht statt, wenn der betreffende Tiefbau- ezeihneten Zeitpunkte bereits eingestellt war. etrieben, welche nicht mehr bestehen, können er Beruf3genossenschaft ausscheiden ; auf den wird aber im 8. 9 Abs. 3 a. a. O. der Ueber- ang zurückgeführt abweihend vom erungsgeseßes, nah welhem ohne and des einzelnen Betriebes die Lasten „Zndustriezweige oder örtlih abgegrenzt Genossenschaft“ auf die enossenshaft übergehen. iche Nachrichten und die Bekanntmahung vom 17. August 1887 a. a. O. ) Wenn unter den Eingangs bezeichneten Vor- gungen der Nebenbetrieb irrthümlih in das Genossen- {iskataster aufgenommen worden war (z. L. der mit einer

vorgesehene Eintritt der Tiefbau Entschädigungsverbindlichkeiten ; d i versiherungspflichtigen von Tiefbauten (Arbeitsbahnen , Berufsgenossenschaften oblagen,

ch8-Versich ) dann ni etrieb vor dem b Unternehmer von au nicht aus eine „Unternehmer“ . 32 des Unfallver- cht auf den Fort- der ausscheidenden en Theile zuständige

cheid 304, „Amt- 1887 Seite

Beide B ergleihe Be R: V-A

Seite 209.

Wasserleitungsanlage [Tiefbau] verbundene, im Regiebetriebe ausgeführte Bau eines Sammelbeckens (Hodbau] ist in das Kataster einer Baugewerks-Berufsgenossenshaft ausgenommen), so ist ein Uebergang der Entschädigungspflicht gleichfalls aus- eshlossen; die leytere beruht in solhem Falle nur auf der ereien s der Ausnahme in das Genossenschafts- kataster (Entscheidung 451, „Amtlihe Nachrichten des R.-V.- A.“ 1888 Seite 69), und diese Wirkung beschränkt sih natur- gemäß auf diejenige Berufsgenossenschast, in deren Kataster der Betrieb Aa E non worden ist.

_— Die hiesige Königliche Friedrih-Wilhelms- Universität beging am 15. Oktober den Akt des Rek- torats-Wechsels.

Der Professor ord. Dr. Schwendener, als zeitiger Rektor leitete die Uebergabe des Rektorats an seinen Nachfolger, den Geheimen Medizinal-Rath Professor Dr. Gerhardt mit einer Pal asGen Uebersicht der Ereignisse des verflossenen Rektorats- jahres ein.

Beim Lehrerpersonal verlor die Universität durch den Tod: die ordentlichen Professoren Geheimen Rath Dr. Gustav Kirchhoff, Geheimen Justiz-Rath Dr. Beseler, Konsistorial- Rath Dr. Semisch, den außerordentlihen Professor Dr. Christiani und den Privatdocenten Dr. Schiffer ; durch Be- rufung nah außerhalb: den Professor extraord, Dr. Netto, Di AUOOtatn Dr, Lehmann, Dr. Wyder, Dr. Löffler und

r. Marx.

Ergänzt bezw. verstärkt wurde das Lehrer-Personal bei der theologischen Fakultät: dur die Berufung des Professors Dr. Harnadck ; bei der juristischen es durch die Berufung des Professors Kohler und die Beförderung des Privatdocenten Dr. Bernstein zum außerordentlihen Professor; bei der medizinischen Fakultät : durch die Berufung des ordentlichen Professors Dr. Hertwig und durch die Ernennung der Privat- docenten Dr. Gad, Dr. Kossel und Dr. Trautmann zu außer- ordentlihen Professoren; bei der philosophishen Fakultät: durch die Berufung der ordentlichen Professoren Dr. Dr. Möbius und Kundt. i

_Durch Habilitation traten dem Lehrkörper hinzu: bei der juristischen Fakultät Dr. Bornhack; bei der medizinischen Fakultät die Dr, Dr. Siemerling, Benda, Renk, Krönig, Zacobson, Bramann, Dührssen; bei der philosovhischen Fakultät die Dr, Dr. Rothstein, Marx, Rinne, Dieterici, Marcks, Wilken, Friedheim, Freund, Reissert.

Promovirt wurden: bei der theologischen Fakultät —, bei der juristishen Fakultät 10 Dr, Dr. und 1 Dr. honoris causa, bei der medizinischen Fakultät 151 Dr. Dr., bei der philosophishen Fakultät 71 Dr. Dr.

Jmmalrikulirt wurden im Loufe des Jahres 545 Theo- logen, 1153 Juristen, 844 Mediziner und 1057 Philosophen, im Ganzen 3599.

Abgegangen find 529 Theologen, 1049 Juristen, 786 Mediziner u:1d 1062 Philosophen, im Ganzen 3426.

Die Gesammtzahl der gehaltenen Privat-Vorlesungen be- trug 692 und die der öffentlichen Vorlesungen 457, an welchen 29 090 resp, 16 467 Zuhörer betheiligt waren.

Todesfälle unter den Studirenden sind 11 zur Anzeige gekommen.

__ Nachdem der Rektor noch über die akademische Dis- ziplinargerihtsbarkeit, sowie über die allgemeinen Universitäts- angelegenheiten ‘berihtet hatte, gedachte derselbe mît Dank der Zuwendungen, welche der Universität von dem verstor- benen Konsistorial-Rath Professor Dr. Semish und dem Ge- heimen Rath von Mandt-Ackermann'schen Ehepaar zu Theil ge- worden sind, nahm demnächst seinem Anitsnachfolger den vor- geschriebenen Rektoreid ab und übergab ihm die Jnsignien des übertragenen Amtes, worauf der Leßtere zum Schluß det feierlihen Akts eine Ansprahe über die Beziehungen zwishen Heilkunde und Pflanzenkunde an die Versammlung richtete.

Der für das Universitätsjahr 1888/89 konstituirte Senat besteht aus: 1) dem Rektor, Geheimen Medizinal:Nath, Pro- fessor Dr. Gerhardt, 2) dem Prorektor, Professor ord. Dr Schwendener, 3) dem Universitäts-Richter, Geheimen Negie: rungs-Nath Dr. Daude, 4) dem Dekan der theologischen Fakultät, s ord, Dr. Pfleiderer, 5) dem Dekan der juristishen Fakultät, Geheimen Justiz-Rath Professor Dr. &ck, )) dem Deïan der medizinischen Fakultät, Geheimen Medizinal- Rath Professor Dr. Waldeyer, 7) dem Dekan der vhilo- sophischen Fakultät, Professor ord. Dr. Schulze, ® dem Senator, Geheimen Regierungs - Rath, Professoz ord. Dr. Beller, 9) dem Senator, Professor ord. Dr. Kirchhoff, 10) dem Senator, Professor ord, Dr. Dillmann, 11) dem Senator, E ord. Dr, Weber, 12) dem Senator, Ge- heimen Justiz-Rath, Professor ord. Dr. Hinschius.

Die Stadtverordneten-Versammlung nahm gestern die Vorlage des Magistrats, betreffend die Begrüßung Sr. Majestät des Kaisers und Königs bei Allerhöchst- dessen E aus Ztalien sowie die Darbringung eines Huldigungsgeschenks (monumentaler Brunnen), mit poxoßer e eit an. Die Vorlage wurde iu geheimer Sißung be- re.then.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist zum Abtheilungs - Commandeur bei der 1. Matrosen: Division ernannt worden.

Der General-Jntendant der Königlichen Schauspiele, Stel, 200 Hochberg, ist von seiner Reise nah Wien zurück- gekehrt.

Der bisher bei der Stcombau-Direktion in Danzig beschäftigte Regierungs-Rath Mahraun ist der General- Kommission zu Kassel als außeretatsmäßiges Mitglied über- wiesen worden.

__— Die Regierungs-Referendare Freiherr von Schirn- ding aus Breslau, Hedmann aus Frankfurt a. O., Graf von Platen zu Hallermund Il. aus Potsdam und Dr, jur. Beecmann aus Stettin haben am 13. d. ‘M. die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Das „Marine-Ver.-Vl.“ veröffentlicht folgende Nach- rihten über Schisfsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 7./1. Apia. -— Legte Nachricht von dort vom 2./10. (Poststation: Apia [Samoa-Jnseln].) S. M. Vermessgsfhrzg. „Albatroß“ 2./9. e (Post- station: Wilhelmshaven.) S. M. S. „Blücher“ 27./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 21./8. Kamerun. (Poststation: gm) S. M. Knbt. aSber“ 17./7. Faluit 15./9. (Poststation: Apia [Samoa- Jnseln].) S. M. Av. „Grille“ Danzig 15./10. (Post-

station: Kiel.) S. M. Kreuzer „Habicht“ 30.,9. St. Paul de Loanda 14./10. (Poststation: Kamerun.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 12./10. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Jltis“ 6./10. Tientsin. (Poststation : Hongkong.) S. M. Fhrzg. „Loreley“ 11./9. Konstantinopel. Letzte Nachricht von dort 30./9. (Poststation : Konstantinopel.) S. M. Kreuzer „Möwe“ 30./6. Zanzibar. (Posistation : Zanzibar.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 12./9. Kapstadt 19.,/9., (Poststation: Plymouth.) S. M. S. „Nire“ 26./9. St. Vincent (Cap Verdes) 29./9. (Poststation: bis 24./10. Bahia [Brasilien], vom 25./10. ab Trinidad [Port of Spain] Westindien.) S. M. S. „Olga“ 27./9. Aden 1./10. 12./10. Colombo 17./10. (Poststation : Apia [Samoa-Jnseln].)—S. M. Fahrzg. „Rhein“ 2./10. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Sophie“ Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.)

S. M. Av. „Wacht“ 18/8. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Wolf“ 5./9. Pagoda Anchorage E R

Shanghai 6./10. 13./10. (Poststation: Hongkong.) Kreuzergeshwader: . S. „Leipzig“ (Flaggschiff) 29./7. Zanzibar (Poststation: Zanzibar.) S. M. S. „Carola“ 19./7. Zanzibar 29./8. (Poststation : bis 24./10. Kapstadt, dann asserviren. ) Schulgeshwader: S. M. S. „Stosch“ (Flaggschiff), „Charlotte“, „Gneisenau“, „Moltke“ 7,/10. Gibraltar 12./10. (Poststation: vom 17./10. bis 28./10. Athen, vom 29./10. ab Triest.)

Dampfer „Lübeck“ mit der abgelösten Besaßung S. M. Krzr. „Adler“ Apia 24./7. 3./8. Sydney Ueberschiffung auf Dampfer „Salier“. Dampfer „Salier“ Sydney 15./8. 17./8, Melbourne 18./8. 20./8. Adelaide 21./8. 6./9. Colombo 7./9. 14./9. Aden 15./9. 19./9. Suez 20./9. 20./9. Port Said 21./9. 25./9. Genua 27./9, 4./10. Southampton 4./10. 5./10. Antwerpen 6./10. 7./10. Bremerhaven. Dampfer „Lulu Bohlen“ mit dem Ablösungs- kommando für S. M. Krzr. „Habicht“ Wilhelmshaven 5./10.

Baden. Baden, 18. Oktober. (W. T. B.) Die

Herzogin von Hamilton, geborene Prinzessin Marie von Vaden, ist heute früh gestorben.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 18 Oktober. (W. T. B.) Der Kaiser hat dem diesseitigen Gesandten beim Päpst- lien Stuhl, Grafen Paar, die erbetene Versezung in den Ruhestand bewilligt und demselben das Großkreuz des St. Stephans-Ordens verliehen. Das „Fremdenblatt“ weist die Agitation der jung-czehishen Organe gegen das Bündniß mit Deutschland energish zurü und bemerkt, daß auch die A Organe {ließli die Ver- pflichtung hätten, gegen ein jolhes unverantwortliches Treiben ernsilich und nahdrücklih aufzutreten. Zu der Meldung vom Tode des italienischen Botschafters in London, Grasen N obi- lant, bemerkt das „Fremdenblatt“: die Nachricht werde in Oester- reih-Ungarn mit aufrihtigem und s{hmerzlihem Bedauern vernommen. Es werde tief bedauert, daß ein so edler Charakter und ausgezeihneter Geist, cin so verständnißvoller Freund E ein so verdienstvoller Staatsmann vorzeitig aus dem Leben geschieden sei.

18. Oftober. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Hermannsiadt sind die an der ungarischen, öster- reihischen und rumänischen Grenze noch bestehenden Grenzdifferenzen von den zu deren Regulirung bestellten oon der drei Negierungen vollständig geho ben worden.

Pest, 13, Oktober. (W. T. B.) Das dem Abgeord- netenhause vom Minister-Präsidenten von Tisza vorgelegte ungarische Budget pro 1889 bezifsert die ordentlichen Ausgaben auf 328 931 877 Fl., die ordentlihen Einnahmen auf 340690166 F!,; es ergiebt sich somit im Ordi- nariuum ein Ueber]schuß von 11 758289 Fl. Die transie torischen Ausgaben betrugen 4 177 743 Fl., die Jnvestitionen 12 794370 FL., die außerordentlihen gemeinsamen Ausgaben 8 670 245 Fl, inegesammt also 25 642 358 Fl. ; die transito- rishen Einnahmen betragen 6 561 988 Fl. ; das Defizit des Extraordinariums stellt sich sonach auf 19080 370 Fl. Nach Abzug des Ueberschusses im Ordinarium stellt #{ mithin ein Gesammtdefizit von 7322081 Fl. heraus, welhes um 5 121 035 Fl. geringer ist als das für das Rechnungsjahr von 1888 präliminirte.

Großbritannien und Jrland. London, 17. Oktober. (A. C.) Der Ober-Sekretär für Jrland, Balfour, war gestern Abend der Gast der Unionisten von Haddington- shire bei einem Festmahl in der Kornbörje zu Haddington. Jn Beantwortung des auf seine Gesundheit ausgebrachten Loastes hielt derselbe eine längere Rede, worin er u. A. bemerkte, daß die Eintracht der Unionisten dem Geschichtsschreiber der Zukunst sicherlich als die merk- würdigste Phase in der irishen Frage erscheinen würde. Das Verhalten der liberalen Unionisten würde, nach- dem Jrland ein zufriedener Theil des Reichs geworden, als eines der glänzendsten Beispiele von öffentlihem Geiste, welches die parlamentarishen Annalen Englands aufzuweisen hätten, bezeichnet werden. Es sei eine engere Vereinigun zwischen liberalen und konservativen Unionisten vielfa angeregt worden; man könne indeß von dea liberalen Unionisten niht verlangen, daß sie den Namen einer großen und historishen Partei aufgäben. Gleichwohl dürste eine Vershmelzung der beiden Parteien für die Aufrechthaltung der Reichseinheit ausführbar sein. Das Verhalten der Separatisten habe den Unionisten ‘nit allein diese Pflicht auferlegt, sondern auch eine neue und sogar größere Pflicht, nämlih die, über die öffentlihe Sittlichkeit des Landes zu wachen. Schottiand habe, obwohl seine Ver- einigung mit England durch Generationen unpopulär geblieben, seitdem an Wohlfahrt gewonnen. Aehnliche Ergebnisse dürsten au in Jrland erhofft werden, dessen Volk ein Element sei, welhes England zur Vervollklommnung des nationalen Charakters bedürfe.

ZU der gestern ohne Sang und Klang stattgehabten Ent- hüllung des Standbildes des in Chartum gefallenen Generals Gordon auf dem Trafalgar-Square hatten sih außer den wenigen eingeladenen Personen die Sozialisten zahlreich eingefunden, welche entschlossen waren, ihre Stimmen auf dem Playe hören zu lassen, sobald ein Wort bei der Enthüllungsfeier gesprohen worden wäre. Der Bauten-Minister Plunket enthüllte die Statue indeß, ohne eine Silbe zu s\prehen, und bald darauf zerstreute si das Publikum. Zum ersten Male seit beinahe 12 Monaten war es einer Volksmenge erlaubt gewesen, sich auf dem

Trafalgar-Square zu versammeln, ohne von der Polizei

behelligt zu werden. Die von Thornycroft gefertigte Statue erregt allgemeine Bewunderung; sie trägt folgende nshrift: „Charles G. Gordon, Ritter des Bathordens, eneralmajor im_kgl Geniecorps. Getödtet in Chartum, 16. Januar 1885./ Gordon isst in der Junterimsuniform eines englishen Genie-Offiziers dargestellt, aber ohne Helm oder Säbel, unter dem Arm jedoch trägt er einen kurzen Stock oder „Siegesstab“, wie derselbe während seines Feldzuges in China genannt zu werden pflegte. Mit seiner rehten Hand stüßt er sein Kinn, während er in seiner linken die Bibel hält. Um seine Schultern hängt an einem Riemen [em Feldstecher. Sein linker Fuß ruht auf einer zerbrochenen anone. 17. Dktober. (W. T. B.) Der italienische Botschafter, Graf Robilant, welcher vor einigen Tagen erkrankte, ist heute früh gestorben.

Frankreich. Paris, 17. Oktober. (W. T. B.) Nah einer Meldung aus Tunis wird der französische General- Resident Massicault die Note des dortigen italieni- schen Konsuls in der Frage der Jnspektion der Schulen durch eine Note beantworten, welche in entgegen- kommendem Sinne gehalten sein und in den nähsten Tagen überreicht werden soll.

Rußland und Polen. Odessa, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Großfürst Wladimir mit Fami lie ist heute in das Ausland abgereist.

Jtalien. Nom, 17. Oktober, (W. T. B.) Der Ober- Bürgermeister von Berlin richtete an den ersten General-Adjutanten des Königs, General-Lieutenant Grafen Passi, ein Telegramm, in welhem erx Namens der Stadt Berlin bat, dem König für den Empfang zu danken, den die Bevölkerung FJtaliens dem Kaiser Wilhelm bereitet habe.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. Oktober. Der König und die Königin werden in diesen Tagen Schloß Drottningholm verlassen. Der König wird, nah kurzem Besuh bei der Kronprinzlihen Familie auf Tullgarn, am nächsten Freitag nach Stockholm kommen, während die Königin am 20. d. M. sich nach Schloß Ulriksdal begiebt. Prinz Eugen reist am 20. d. M. nah Paris, um seine Studien in Gervex? Atelier fortzu- segen. ' i :

9 Bei dem Besuch des Königs Oscar in Berlin beliebte Kaiser Wilhelm II. die Ernennung zum Admiral à la suite der schwedischen Flotte anzunehmen. Aus diesem Anlaß wird eine Deputation s{chwedischer Marine- Offiziere aller Grade dem Kaiser nah seiner Nüdckehr aus Jtalien ihre Aufwartung machen.

Zeitungsstimmen.

Die „National-Zeitung“ schreibt zum Gedächtniß des Hochseligen Kaisers Friedrich: ; Seit 1870 zählte der 18. Oktober zu den Festtagen des teutschen Volkes. Wie mit einem Herzen feierten die deutshen Stämme den Geburtstag des geliebten Kronprinzen, des Helden, unter dessen Führung fie vereint die erste glorreihe Schla{t auf feindlihem Boden gewonnen hatten; wie aus einem Herzen klang ihr Jubelruf und ihr Segenswunsch ihm entgegen. Unwillkürlih erschien es Allen als ein glückverheißendes Zeichen, daß der Geburtstag des Kronprinzen mit dem entscheidenden Tage der Leipziger Schlaht zusawmmenfiel. Weit und groß. voll von Entwürfen und Plänen, dehnte sih die Zukunft vor dem Fürsten, voll von Erwartungen eines goldenen Friedenszeit- alters ver dem Volke aus. : S Jeßt an diesem 18, Oktober sind es gerade vier Monate, seit die Gruft in der Friedenskirche zu Potsdam sich über der sterblichen Hülle Kaiser Friedrichs geschlossen. Nicht einen entschlossenen Mann, einen Sterbenden rief in ihm das Schicksal auf den Thron. Wie die Kraft seines Körpers und die Energie seines Willens hatte ihm die tüische Krankheit auch all feine Hoffnungen geraubt, besser, als scine Um- gebung, wußte er, daß seine Tage gezählt seien. Aber die Festigkeit seiner Seele war nihcht gebrochen, mit unvergleihlihem Helden- muth ertrug er sein Leiden, Ohne Zorn und ohne Bitterkeit sah er all die Gedanken, die er verwirklichen, all die Entwürfe, die er auéführen gewollt, wie ebenfo viele Schatten dahinschwinden : ein tragisher Held, wenn cs je einen auf einem Königêthron gegeben hat. In der Erwartung der Zukunft war ihm die beste Zeit seines Lebens verflossen und als er hart an der Grenze des Mannesalters daë Ziel erreicht zu haben glaubte riß ihn der Tod dahin. Aber innrerhalb dieses Lebens war ihm dcch das Schwerste und das Herrlihste gelungen, sich selbst zu bezwingen und der Welt das Vorbild eines edelsten Mannes zu hinterlassen. Es war niht nur seine ritterlißhe Gestalt, seine heroishe Schön- heit, welche die Menschen zu ihm hinzog und unwider- stehlich ihre Gemüther gewann, sondern die Licbenêwürdigkeit und der Edelsinn seines Wesens, die in seinen Worten und Thaten ih ausprägten. Zeichnete seinen erlauchten Vater jene höchste Mäßigung und Besonnenheit aus, die in einer so wunderbaren und uns jeyt, wo er dahingegangen, beinahe mythisch dünkenden Harmonie mit seinem Greisenalter, seiner Majestät und seinen Triumphen standen, so war in Kaiser Friedrih, che ihn die Krankheit ergriff, Alles Nero und Schwung und Begeisterung, Was er bei den Anderen so oft vermißte die feurige Seele, das ideale Patbos, er besaß es im vollsten Maße. Unmerklich ist seine Gestalt schon jeßt sür das Volk und die Jugend in die Sieg- friedtersheinung hinübergeglitten, vergessen sind seine siebenund- fünfzig Jahre, sein ergrauendes Haupthaar: vor der Phantasie steht er als jugendlicher Held, den Adlerbelm auf dem Haupte, unbe- siegbar im Kampfe, mit dem Wohllaut der herzbezwingen- den Rede auf den Lippen. Das Geschik® hatte ihm alle Gaben verlichen, um wie im Fluge deutsche Gemüther zu er- obern, Der Krieger war in ihm turch Menschenfreundlichkeit, der Fürstensohn durch Leutseligkeit, der Politiker durch ideale An- \hauungen gemildert. Nicht als ciue Beigabe zu seinem Königlichen Erbe betrahtete er das deutsche Kaiserthum, sondern wie ein hehres Palladium. In ihm, er fühlte cs wohl, verkörperte si gleichsam die Einheit der Nation, und mit gercchtem Stolze mochte er von sich rühmen, daß er vor allen Anderen zu der gemüthlichen, der brüder- lihen Versbmelzung des Nordens und Südens beigetragen habe. Der künftige Geschichtsschreiber kann nicht verkennen, daß die eigenthümliche Stellung Kaiser Friedrih's die außerordentliche Wir- kung seiner Persönlichkeit begünstigte. Dem Manne von vicrzig Jahren mochte es oft {wer fallen, nur der Kronprinz zu sein; nur der ete Hohenzollernsinn mohte ihm die Resignation möglich machen, die mehr als einmal von ihm gefordert wurde; niht ohne inneren Kampf mochte er auf Lieblingswünsche verzihten und sid \chwei- gend einer ihm nit sympathishen Staatskunst fügen. Aber auf der andern Seite konnte einzig der Kronprinz, der den realen Dingen ferner stand, seinen Genius frei walten lassen und statt am Ein- zelnen und Kleinlichen zu kleben, der Größe des Moments ihr Recht geben. Von keinen diplomatishen Verhandlungen gehindert, von kei- ner Sorge um das Nächste bekümmert, in einer vor der Geschichte und den Zeitgenossen gleich unverantwortlihen Stellung, war er der deutschen Volksseele gleihsam näher, fühlte er ihre Bewegung stärker, fand er das tiefere Wort für ihr innerstcs Empfinden, als die

S A F T A S T T

Staatsmänner, die Verträge schließen mußten, wo er nihts als Herz an Herz binden wollte. An das Gemüth durfte nur der Königs- sohn, nicht der König appelliren; nur der Königssohn konnte, wenn er in Königsberg und Heidelberg zur studentishen Jugend spra, mit Schiller'|chem Schwunge die \{höne Menschlichkeit und die Ideale preisen, die keine nationale Schranke kennen; nur der Königssohn, dem es niht oblag, cin politisbes Bünd- niß zu s{ließen, konnte mit dem Zauber seiner Persönlichkeit und der Freundlichkeit seiner Sitten jenes Band zwishen den Jtalienern und den Deutschen knüpfen, das jeßt das Erstaunen und vielleiht den geheimen Neid anderer Nationen erregt. Was dem Lebenden die Kraft zu Thaten lähmte, ist dem Geschiedenen der Ruhm und die Krone des Lebens geworden. Jn der Erinnerung der Nachkommen wird der Kaiser Friedrih nur als „unser Kron- prinz® ein wesenhaftes Dasein führen. Wenn für uns, seine Zeit- genossen, die von ibm so Vieles und so Großes erhofften, der Mär- tyrer den Ma cine Weile in den Schatten gedrängt und die Tragik seines Verhängnisses auf sein ganzes Leben eine Verdüsterung ge- worfen hat, wie lange noh und die Lihhterscheinung des zukunst- frohen Königssohnes, dem das Volk erwartungsvoll zujubelt, wird wieder aus der Dämmerung hervortreten. j i

Nur auf das Große und Edle war der Wille des Kaisers ge- richtet. Vielleicht überflog er zu kühn die Schranken des Möglichen und batte in den langen Jahren des Wartens, wo er den Dingen und Menschen mehr betrachtend und urtbeilend als handelnd gegen- überstand, die Starrheit und die Enge der Wirklichkeit bis zu einem gewissen Grade vergessen gelernt. Aber sein Erbe, was er feinem Volk hinterlassen hat, sind auch niht seine Thaten als regierender Fürst, sondern seine Gesinnungen und jene edle Mensch- lichkeit, die ihn nie verließ. Von dem Juni des vergangenen Jahres an war er nur noch im Stande, seine Leiden mit erhabener Gefaßtheit s{weigend zu ertragen, aber nicht mehr heroishe Thaten zu verrichten. Jeder Tag drobte ihm alé der leßte aufzugehen, kaum durfte der Wunsch wage, sich den kommenden auszugestalten. Den- noch hatte er in einer Lage, wo jeder Andere einzig an sein Wohl- befinden und seine Behaglichkeit gedacht, unablässig seine Pflicht vor Augen. Bis ilm die Kräfte versagten, suchte er sein Kaiserliches Amt zu erfüllen, große Gedanken umshwebten das Lager des Leidenden und waren der leßte Trost des Armen, dem selbst die Klage versagt war. Aber die Trauer um ihn wird den Nachlebenden durch die Betrach- tung gemildert werden, daß dem Kaiser Friedrih und seinem Volke die unabwendlihen Enttäushungen erspart N sind, die jeden e und am shm-rzlihsten den idealisch gesinnten treffen. So onnte er beinahe bis ¡u seinem Todestage ih das s{hône Scheinbild einer Welt des Friedens und der harmonish ausgegliheren Gegen- säße aufreht erhalten und sich eine allen irdischen ÜUnzulänglichkeiten entrückte, den Künsten und der Erziehung des Volks zur Freiheit und Bildung gewidmete Regierung als leute und höchste Be- friedigung au8malen, Wenn das Rabengekrähz Über der Leiche des theuren Dulders verstummt fein wird dann wird neben dem Erlauchten Vater, der, weil er sich in dem Mög- lihen und Wirklichen zu beschränken wußte, das Musterbild eincs Herrschers war, in der Erinnerung des deutshen Voikes der Sohn stchen, kühnen Mutkes, in begeisterter Rede und * That über alle Schranken hinweg stets dem ÎIdeale zugewandt, das unserer Volks- scele von dem deutschen Staate in Kraft und Herrlichkeit, in Sitte und Bildung, in Ordnung und Kunst vorschwebt, und o, troß aller Meinungsverschiedenheiten, die sie im Leben trennen moghten, in M A Einigkeit, werden wir sie als die Stifter des neuen Reichs verehren.

Die „Riforma“ sagt in ihrem bereits telegraphisch signalisixten Artikel über die Toaste des Kaisers Wilhelm und des Königs Humbert bei der Galatafel im Quirinal:

Der wachjamste Argwohn, die peinlihste Empfindlichkeit werden jeßt vergeblich Nahrung in den beiden LToasten zu finden suchen, welche zwishen dem König von Jtalien und dem Deutschen Kaiser in der Königsburg ves Quirinal ¿ewehselt worden sind. . Ein Gefühl gegenseitigen Vertrauens, edler Würde athmet aus den Wor- ten der beiden Souveväne, welche fühlten, daß sie um so freier einem Akt Königlicher Höf.ichkeit Ansehen und Inhalt geben konnten, als durch ihren Mund ceigentlih ¿wei große Nationen fprachen

Der Trinkspruch des Königs von Jtalien ist also geeignet, alle Diejenigen vollständig zu beruk,igen, welche, anderer Ansicht, in dem italienisch-deutshen Bündniß aggressive Absihten fürhten wollten.

Der Trinkspruch des Deutscen Kaisers zeigt allen inneren und äußeren Gegnern der beiden Lärder, daß nichts dieses Bündniß brechen kann, weder Hinterlif: noch Gewalt. .

So ergänzt also einer den onderen, und beide zusammen krönen sie das feierlihe Ereigniß, welches sih soeben vollzieht.

So haben gestern im Quirinal das Gefühl und die Vernunft gesprochen, wie heut: si auf dem militärischen Felde jene Macht gezeigt hat, welche ihre Nechte \{chütt. : 8

Die Soaveräne, welche gestern, indem sie ihre aufrihtigen Glük- wünsche untereinandec auêtauschten, zu ihren Völkern, zu dem ganzen Europa gefprochea haben, sind sonah der Mission würdig, welche ihnen anvertraut ist,

Die „Rheinish-Westfälishe Zeitung“ shreibt über den Hamburger und Bremer Zollanschluß:

In ver Nacht vom Sonntag zu Montag hat ein für die nationalen und wirtbschaftlihen Interessen Deutschlands hohwichtiges Ereigniß stattgefunden, der Eintritt der Hansastädte Hamburg und Bremen in den Zollverein. Damit ist endlih auch auf wirthschaftlihem Gebiete die volle Einheit hergestellt. Es hat lange und erbitterte Kämpfe gekostet, bis dies Ziel erreicht war, unendlihe Schwierigkeiten und viel Widerstand mußt:n überwunden werden. Sie sind dur das Entgegenkommen des Reicks und durch die Umsicht und Thaikraft der betheiligten Städte selbst in einer Weise überwunden worden, daß man jeyt allenthalben mit Hoffnung und Vertrauen den Folgen diescs großen wirthschaftlihen Ercignis)es entgegensieht. Jett erit gewinnt die deutsche Industrie den vollen ep der größten Scepläße, und die Besorgniß der leßteren, daß ihr Welthandel, ihre Schiffahrt, ihre Exportindustrien. vnd ihr Zwischenhandel ges{hädigt werden könnten, wird nach der Ge- währung eines genügenden Freivafenbezirks kaum mehr irgendwo ge- hegt. Es wird jeßt ganz überwiegend auch in den Hansastädten anerkannt, daß der Zollanshluß eine berechtigte Forderung war und sih aller Voraussiht nah in Zukunft wohl bewähren werde. Das neue Freihafengebiet ist im Gegensatz zu dem bisherigen weit größeren, die ganze Wohnstädt umfassenden, nur als Terrain für Hafen- anlagen, Waarenlager, Comptoire und Etablissements der Export- Industrie zu verwenden. So ist denn, schreiben die „Hamburger Nach- richten“, das große Werk gelungen, dem Hamburgischen Welthandel in einem neuen, allen Anforderungen der fortgeshhrittenen Neuzeit und einer absehbaren Zukunft genügenden Freibafenterrain ein zwedlentsprehendes, großartiges Heim zu bereiten. Mit wohlberechtigter Genugthuung mögen Bürgermeister Versmann und seine Mitarbeiter jet ihren Blick über diesen neuen Freihafen s{chweifen lassen, von dessen Anlage die einst ihn fo skeptish betrahtende Kaufmannschaft, Dank der Vortrefflichkeit der neuen Hafen- und Waarcnlagerbauten, S nur keine Benach- theiligung, sondern einen neuen Aufschwung des Hamburgischen Handels erhofft. Mögen diese Hoffnungen in vollem Maße in Erfüllung gehen und möge das neue wirth: chaftlihe Band, welches jetzt zwischen den Hansastädten und dem übrigen Deutschland geknüpft wird, dem Auslande ein neuer Beweis sein, daß das Reich und die Einzelstaaten niht vor irgendwelchen Schwierigkeiten, Mühen und Kosten zurüd- shredcken, wenn es sich um große nationale Zwecke handelt.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

Portugal. i Durch im „Diario do Governo“ Nr. 230 unterm 8. Oktober 1888 veröffentlihte Verfügungen des Königlih portugiesishen

Ministeriums des Innern werden:

1) der Hafen von Ceará und die Hâfen der gleihnamigen Provinz seit dem 1. August d. J. für „rein* von Gelbfieber (vergleiche „Reichs-Anzeiger“ Nr. 124 vom 11. Mai 1888),

2) die Häfen der Vereinigten Staaten von Nord- Amerika im Golf von Meriko bis zum Mississipi ein- E seit dem 15. Juli d. J. als des Gelbfiebers „ver- dâchtig“

erklärt. : Gewerbe und Haudel.

Die - Einfuhr von Getreidesäcken in Süd - Rußland hat glaubwürdigen Nachrichten zufolge erheblih zugenommen. In Dundee und Amsterdam sollen ca. 30 Millionen Stü bestellt sein. Die dur Ukas vom 29, Juli 1887 zugelassene zollfreie Einfuhr von Getreidesäcken über die Häfen des Schwarzen und Asowschen Meeres ist auf die baltishen Häfen ausgedehnt und die Frist für diese Ver- günstigung bis zum 13./1. Januar 1890 eritreckt worden. :

Lon don, 17. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizens ladung angeboten. ; B

Luzern, 17. Oktober. (W. T. B.) Die Betriebseinnahmen ter Gotthardbahn betrugen im September cr. für den Personen- verkehr 485 000 (im August 467 000 Fr.) für den Güterverkehr 615 000 (im August 563 000 Fr.) zusammen 1 100000 Fr., (im August 1 030 000 Fr.). Die Betriebêausgaben betrugen im Septem- ber 425 000 Fr. (im August 430000 Fr). DemnaH Ueberschuß 675 000 (im August 600 000 Fr.). Der Betriebsübershuß im Sep- tember 1837 betrug 690 C00 Fres.

Verkehrs :- Anstalten.

Telegramm von Kaldenkirchen. Die englische Post vom 18. Oktober, 7 Uhr 10 Min. Vorm. ab London, über Vlissingen ist ausgeblieben. Grund: Starker Nebel auf See.

Hamburg, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Allemannia“* der Hamburg - Amerikanischen Packet- fahrt - Aktiengesellschaft hat, von West - Indien kommend, heute Lizard passirt, der Postdampfer „,Moravia“ von der- selben Gesellschaft is, von New-York kommend, heute früh auf der Elbe eingetroffen. |

18. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Borussia“ der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Aktiengesell- A ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas einge- troffen.

London, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Norham Castle“ ist gestern auf der Heimreise in London an-

gekommen. Theater und Musik.

Im Berliner Theater führte s\ch am gestrigen Abend Frl, Odilon als Adelheid in Wilbraudt's Einakter „F ugendliebe“ mit gutem Erfolge ein, Das kleine dramatisdbe Werk bietet in seiner Hauptrolle einer tüchtigen Schauspielerin willkommene Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu zeigen, und dies war wohl der Grund, weshalb Frl. Odilon gerade in dieser Partie auftrat. Das frische, natürliche Talent, welches wir bereits bei Besprehungen früherer Leistungen der jungen Dame gern zuerkannten, kommt ihr in dieser Rolle trefflih zu statten, obwohl eine größere, welhe an ihr Können strengere Anforderungen stellt, von nahhaltigerem Eindruck gewesen sein würde. Immerhin ist die Aufnahme, welche Frl. Odilon an der neuen Kunststätte ge- funden hat, cine überaus freurdlihe gewesen, das Publikum zeigte sih ihr gegenüber außerordentlich wohlwollend und ließ es an Bei- falls\spenden nicht fehlen. Die junge Dame dürfte sih bald als eine s{häuenswerthe Kraft des jungen _ Instituts erweisen. Den Ferbinand von Bruck spielte Hr. Stahl und {lug dabei den richtigen Ton an. Der sarkastishe, dabei doch gutmüthige Charakter des Ferdinand kam durch ihn hübsch zur Geltung. Hr. Schindler \{huf aus dem Studenten Heinrih mit Geschik diejenige Figur, welche der Dichter wohl hatte zeihnen wollen. Frl. Auguste Scholz fand si recht glücklich mit der Rolle der Betty ab; des- gleichen Fr. Antonie Vaumeister mit der kleinen Partie der Frau von Rosen. Den Beginn und Beschluß des Abends machten „Miel Perrin“ und „Eine Partie Piquet“, in welchen Hr. Friedrih Haase durch seine anerkannte Trefflichkeit seine Verehrer erfreute. : :

Adolph Ernst-Theater Uls jüngste der „Drei Grazien“ debütirte kürzlih eine Novize, Frl. Lilly Roger, die in der nicht eben bedeutenden Backfischrolle reihen Applaus erntete. _Zu einer ange- nehmen Erscheinung gesellt sich ungekünstelte Naivetät in Sprehweise und Bewegung; die junge Künstlerin hat unverkennbar ehtes Theater- blut. Der der Direktion selbst überraschend gekommene Erfolg bestimmte diese, wie wir erfahren, die neu entdeckte Naive für die nächste Zeit im Besiy der Grazienrolle zu belassen, Wenn nicht Alles täuscht, so wird die talentvolle Anfängerin bald von sich reden machen.

In dem für räumliche und akustishe Verhältnisse S umgebauten Saale der Sing-Akademie gab gestern die Soprani tin Frl. Clara Hoppe aus Frankfurt a. O. ein Concert, in welchem sie eine interessante Auswahl klassisher und moderner Gesangstücke zu Gehör brahte. Unter Leitung der Professoren Blumner und Ad. Schulze ausgebildet, sucht sie mehr das Seelische ihrer Kunst als eine glänzende Viriuosität zu entfalten, und wußte sowohl die Stim- mung dec Andacht in zwei Arien aus Bach's „Johannispassion“ und aus Haydn's „Schöpfung* treffend wiederzugeben, als auch den Aus- druck des Elegishen in Shumann's Lied „Mit Myrthen und Rosen.“ Sbenso gelang ihr das Heitere und JIdyllishe in den Gesängen von Döbber, Lôwe und Blumner. Was das Technische ihrer Gesangsfkunst betrifft, so ist ihr woßhlklingendes und modulationsfähiges Organ in allen Lagen gleihmäßig ausgebildet, die Intonation stets rein, und die Aussprache der Worte eine musterhaft deutlihe. Die eriginelle und feinsinnige Schattirungsweise, die alle Abstufungen vom Forte bis zum leisesten Piano zu beherrschen versteht, ist noch beson- ders lobend hervorzuheber. Der Beifall des Publikums steigerte sich mit jeder Nummer des Programms und war ein nicht dur gemachten Empfang hervorgerufener, sondern durchaus wohlverdienter zu nennen. Der Pianist Hr. Döbber unterstüßte das Concert dur den Vortrag einiger Klavliecrstücke von Rameau, Schumann, Saint- Saëns, Döbber und Rubinstein, die derselbe mit musterhaft aus- gebildeter Technik und eingehender Vortragsweise ausführte.

Mannigfaltiges.

Am Freitag, den 19. d. M, findet Königliche Parforce- Jagd statt. Rendezvous Mittags 1 Uhr am Jagdschloß Stern.

Das Meeting, welches der „Verein für Hinderniß- Rennen® gestern, Mittwoh, Nachmittag auf seiner Rennbahn bei Charlottenburg veranstaltet hatte, verlief wie folgt:

I. Oftober-Flah-Rennen. Preis 1500 A Handicay. Der Sieger ist für 3000 # käuflih 2c. Distanz ca. 1200 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte des Ucbergebotes. Des Hrn. Ehrich 3jähr. br. St. „Zauberin* fegte leiht mit einer halben Länge gegen des Hrn. Wallat 4jähr. br. St. „Travemünde.“ Eine Länge hinter der leßteren wurde des Hrn. O. ODehlschläger 2jähr. br. H. „Bravo“ Dritter. —- Werth des Rennens: 2050 #, die der Siegerin zufielen, die, mit 1509 4 eingeseßt, nicht gefordert wurde, so daß die Zweite leer ausging. i E

II, Preis von Pichelswerder. 2000 6 unter die dre! ersten

ferde vertheilt, Herren-Hürden-Reiten. Altersgewiht mit Gewichts- estimmungen. Der Siezer ist für 5000 Æ käuflich 2c. Distanz ca. 2600 m. Des Hrn. H. Suermondt a. E unter Lieut. Grf. H. Dohna kam mit Hern. J. Trozelli’s sjähr. br. W. „Did“ im scharfen Kampf zur Tribüne und s{chlug ihn dann mit einer klaren Länge. Des Lieut. v. Sydow 4jähr. br. St. „Lissowa® unter Hrn. v. Ravenstein landete zwei Längen zurück als Dritte. Werth des Rennens: 2130 #4 deni Sieger, 250 M6 dem Zweiten, 150 #6 der Dritten, Der Sieger, welcher mit 2000 f eingeseßt war, wurde nit gefordert.