1888 / 273 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Oct 1888 18:00:01 GMT) scan diff

die Eigenthümlichkeit, daß einzelne seiner Bestandtheile für Rehnung verschiedener Unternehmer betrieben werden. Der Zeitungsverleger war daher für diejenigen seiner Arbeiter, welche von ihm in der oben angegebenen Weise beschäftigt und dadur mit dem eigentlihen Druckereibetriebe und seinen Ge- fahren in die engste Berührung gebraht wurden, ebensowohl bei der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft versicherungspflichtig, wie der Druckereibesizer für sein Druckerpersonal (vergleiche „Amtliche Nachrichten des R.-V.-A.“ 1886 Seite 80 Ziffer 159, uah 1887 Seite 203).

pur Herbeiführung eines gleihmäßigen Verfahrens hat der ¿Finanz-Minister unter d. 20. d. M. bestimmt, daß die nah Maßgabe des Bundesrathsbeshlusses vom 12. Juli d. J. ausgefertigten Branntweinsteuer-Berehtigungsscheine als Sicherheit für gestundete Branntwein}teuer zum Nenn- werthe anzunehmen sind, und zwar auch dann, wenn der Termin ihrer Anrehnungsfähigkeit noch nicht eingetreten ist. Die sraglichen Berechtigungsscheine gelten jedoh nur bis zum Ablauf der Frist, innerhalb welcher sie anrechnungsfähig sind, als Sicherheit.

Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre ist der Rittmeister à la suite des Regiments der Gardes du Corps, Prinz Friedrich Leopold von Preußen, Königliche Hoheit, unter Ernennung zum Commandeur der Leib-Escadron in das Regiment einrangirt worden.

Der Chef der Landgendarmerie, General-Lieutenant von Rau, ist von Dienstreisen hierher zurückgekehrt.

S. M. Schiffsjungen-Schulschiff „Nix e“, Komman- dant Korvetten-Kapitän Büchsel, ist am 24. Oktober in Bahia eingetroffen und wird am 13. November wieder in See gehen.

Braunschweig. Braunschweig, 25, Oktober, (K.) Am 21. d. M. sind auf Schloß Blankenburg a. H. die Hoschargen zum Empfange Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen 2c., Regenten des L thums Braunschweig, eingetroffen. Nachts traf der hohe Herr, von Berlin kommend, in Begleitung des Flügel- Adjutanten Rittmeisters von Seydewiz und des persönlichen Adjutanten Grafen von Bismarck-Bohlen, daselbst ein. Am Dienstag ertheilte Se. Königliche Hoheit Audienzen und nahm den Vortrag des General:Hof-Jntendanten Freiherrn von Löhn- eysen entgegen. Am Mittwoch arbeitete der Regent mit dem E General: Hof-Jntendanten und präsidirte fodann einer Sißung F des Sa Staats-Ministeriums. i E i E ie shon gemeldet, werden auf dem Terrain des ehemaligen Herzoglichen Küchengartens, zwischen dem Hoftheater und der Hagenstraße gelegen, Straßen gebaut werden. Die Bau- flächen werden am 15. November cr. öffentlih meistbietend verkauft werden. Die Kaufbedingungen nebst Grundplan fönnen fostenfrei vom Bureau der Herzoglichen General: Hof- Intendantur bezogen werden. i

Dem Comité für Errichtung eines Denkmals zu Ehren des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels sind von Sr. Majestät dem König von Sachsen 1000 # und von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden 300 H überwiesen worden. Wie wir hören, sind für jenes Denkmal jeßt annähernd 20 000 M zusammengebracht.

Hamburg, 25. Oktober. LLON Corr.) Das Pro- gramm für die Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers in Hamburg am 29. Oktober 1888 lautet:

12 Uhr Mittags. Se. Majestät werden an der Lom- bardsbrücke von dem Präsidium und einer Kommission des Senats empfangen. ; R

12 Uhr 45 Minuten. Abfahrt Sr. Majestät mittelst Dampfboots. Fahrt über die Alster. Landung am Jungfern- stieg. Fahrt durch die folgenden Straßen: Reesendamm, Alterwall, Adolphsplaß, Börsenbrüccke, bei dem alten Rath- hause, Trostbrücke, Hopfenmarkt, Holzbrücke, Mattentwiete bis zur Brooksbrücke. Se. Majestät werden am Nordportal der Brooksbrücke vom Senat empfangen und nach dem Festplaß geleitet, auf welhem die zur Feier der Schlußsteinlegung | Geladenen in Gemäßheit der „Ordnung der Feier“ Aufstellung i genommen haben. : ; j

1 Uhr 15 Minuten. Beginn der Feier der Schlußstein- ; legung in Anlaß der Vollendung der Arbeiten für den An- B {luß Hamburgs an das deutsche Zollgebiet. i 1 Uhr 45 Minuten. Einschiffung der zur Theilnahme Y an der Hafenfahrt geladenen Herren am Sandthorquai. 4 E Sr. Majestät mit kleiner Begleitung durch den Zoll- | anal und den Oberhafenkanal nah der neuen Elbbrüe. : Besichtigung der Häfen in Begleitung sämmtlicher zur Theil- E nahme an der Hafenfahrt Geladenen, welche sich inzwischen am Sandthorhasen eingeschifft haben und Sr. Majestät ent- gegengefahren sind. 4

3 Uhr 15 Minuten. Landung an den Dampfschiffsbrücken in St. Pauli. Fahrt Sr. Majestät durch die folgenden Straßen: Vorseßen, Baumwall, Steinhöft, Rödingsmarkt, Grasfeller, Neuerwall, Jungfernstieg, Neuer Jungfernstieg.

5 Uhr. Beginn des Festmahls in der Kunsthalle. Die Theilnehmer sind ersucht, sich 4 Uhr 30 Minuten zu versammeln.

6 Uhr 45 Minuten. Abfahrt Sr. Majestät von der Kunsthalle nah dem Dammthor-Bahnhof.

(W. T. B.) Jn der heutigen Sigzung der Bürger - \chaft wurde der Antrag des Senats, den 29. d. M. zu einem bürgerlichen Feiertag zu erklären, endgültig angenommen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 25. Oktober. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ bemerkt gegenüber der „Neuen freien Presse“, welche bei dem dem Reichsrath vorgelegten Budget ein Defizit von 30 Millionen, bestehend aus der Tilgungsrente im Betrage von 10 Millionen und dem Rüstungskredit in Höhe von 20 Millionen, entdeckt haben wolle: betreffs der Tilgungsrente handle es sih nur um die gesezmäßige Umwandlung einer längst bestehenden Schuld in eine Einheitsrente; eine neue Schuld werde hierdurch in keiner Weise begründet. Was den Rüstungskredit von 20 Millionen angehe, so sei derselbe sür das Jahr 1888 be- willigt worden und dürfe daher auch nur das Rechnungs- jahr 1888 belasten. Dieser Rüstungskredit, der heute zum größten Theile bereits verausgabt sei, sei ein einfaher Nach- tragsfkredit pro 1888. Die „Wiener Abendpost“ fügt hinzu, es könne daher zur Genugthuung gereichen, daß nur durch eine Entstellung von Thatsachen eine ungünstige Kritik des Staatsvoranschlages pro 1889 möglih war.

Hermannstadt, 25. Oktober. (W. T. D Der orthodoxe rumänishe Kirhenkongreß hat beschlossen, an den Kaiser aus Anlaß seines Regierungsjubiläums eine Huldigungsdeputation abzusenden.

Großbritannien und Jrland. London, 25. Oktober. (W. T. B.) Jn der heutigen Verhandlung der Unter- suchungskommission über die Anschuldigungen der „Times“ gegen arnell legte der Attorney General Webster dar, daß der ursprüngliche Plan der Landliga von Davitt nah Berathung mit Ford ausgearbeitet worden sei. Parnell habe in einem unglüdcklihen Augenblidck eingewilligt, die Mitwirkung der irischen extremen Partei in Amerika an- unehmen. Seitdem habe die Leßtere regelmäßig Gelder ge- andt Die Nationalliga, welhe an die Stelle der Landliga getreten sei, habe genau dieselben Methoden wie diese befolgt, und ihre Redner, die parnellitishen Deputirten, hätten die- selben Lehren gepremae : 5

Ueber den Feldzug gegen die Stämme der Schwarzen Berge in Jndien wird aus Kalkutta u. d. 21, Oktober berichtet : :

Der Widerftand der Stämme der S{warzen Berge ist fast gänz- lih vernichtet. und die Expedition legt Zeugniß von den Fähigkeiten General McQueen's ab, welcher von den Generalen Channer und Galbraith energish unterstüßt wurde. Während anfänglich Meinungs- verschiedenheitcn herrshten, wurde \{hließlih beshlossen. die Machai- Bergspite zu beseßen. Ein Detachement wird auch zur Be- seßung Thakots abkommandirt werden. Die Akazais find be- straft und ihre Haupte Ober- und Unter-Khand verbrannt worden. Durch das Treffen bei Kotkai und die Sthleifung der Festung Maidan ist der Einfluß der Hindostanischen Kolonie gebrohen worden. Hashim Ali versteckt \ich und hat alles Ansehen bei den Hafsanzais ein- gebüßt. Die Haltung der Chagarzais ist die passiver Feindseligkeit. Der Sohn eines ihrer bedeutendsten Häuptlinge wurde kürzlich in einem Vorpostengefecht getödtet. Es wird nothwendig sein, sie zu offener Unterwerfung zu zwingen, Die den Indus entlang rückende Kolonne wird in Bälde nah Derbeanner marschiren, von wo aus der volkreihste Theil des Akazai- und Chagarzai Landes beherrscht und die unten liegende Ebene mit der Artillerie bestricen werden fann. General Channer gelang es nah s{chwierigem Marsch, mit der Fluß-Kolonne Fühlung zu erhalten. Die Kolonne stieg 7000 Fuß ins Thal hinab. Der Feind wollte ungeheuere Felëstücke auf unjere Truppen bei ihrer Rüdkehr hirabstürzen. General Channer vermied aber diese Gefahr, indem er für den Rückmarich einen anderen, ihm von den Gefangenen mitgetheilten Weg wählte. General Channer - befehligt die neugebildete vorgeshobene Kolonne. Alle Truppen schlafen jeßt in Hütten. Die erste Kolonne hat si zwei- mal ausgezeichnet, zuerst bei Chittabut am 6. d. M., wo Oberst Vincent den Befehl hatte, und nah erbittertem Handgemenge die Northumberland - Füsiliere und die 3. Sikhs den Feind aus seinen Verschanzungen vertrieben. Der Feind ftatte sechzig Todte. Der Kapellmeifter zeichnete sich besonders durch seine Tapferkeit aus. Der zweite Ehrentag dcr ersten Kolonne war der 17., an welchem die Northumberland-Füsiliere und die 5. Goorkthas Saidara nahmen. Der Kapellmeister, welcher wiederum bervorragende Tapferkeit bewies, wurde in diesem Gefecht verwundet, In Saidara wurden die Tragstangen des Ambulanz- \tuhles Major Battyes? gefunden : ein Beweis, daß die Bewohner des Dorfes sich an dem Angriff auf den Major betheiligt hatten, Das Dorf wurde deskalb verbrannt.

Ueber die Expedition nah Sikkim liegt folgendes Telegramm aus Kalkutta, vom 21. d. M. vor:

er Rajah von Sikkim iu in Gantodck angekommen, und es ist der Befehl ergangen, die gesamte Streitmacht bis zum 15. November mit Proviant zu versehen. In Gnatong ift Schnee gefallen. Den Verwundeten, auh den Thibetanern, geht es gut. Die Gefangenen sind freigelassen worden und haben ihre Dankbarkeit für die ibnen zu Theil gewordene gute Betandlung ausgedrückt. Es werden {on Vorbereitungen getroffen, um die Truppen zurückzuziehen. Die Pioniere aber sollen während des Winters in Sikkim bleiben. Die thibetanishe Armee war augenschbeinlih aus Truppen zusammengeseßt, welce von allen verschiedenen über die thibetanischen Provinzen zerstreuten Stämmen geliefert wurden. Die Sayas, welche an der chinesishen Grenze wohnen, sind der wichtigste Stamm. Einige mußten drei Monate marschiren, bis sie Rinchagong erreihten. Den leßten Vorstoß maten die Thibetaner, um den chinesishen Ampan zu veranlassen, ihnen günstige Bedingungen bei den bévorstehenden Friedensverhandlungen zu erwirken.

Frankreich. Paris, 25, Oktober. (W. T. B.) Bei der heute in der Deputirtenkammer fortgeseßten Be- rathung des Budgets trat der Finanz-Minister Peytra l für die Budgetaufstellung ein und betonte, daß das gegenwärtige Budget dem Budget von 1888 gegenüber keines- wegs eine Erhöhung aufweise. Die Regierung sei bemüht, Ersparnisse zu machen. Der Minister ging dann auf das außerordentlihe Budget ein, welhes das besondere Jnteresse der Berathung bilde, und hob hervor, daß gebieterishe Nothwendigkeiten dem Lande die Verpflichtung auferlegten, das A Budget für das Kriegs-Ministerium noch mehrere Jahre fortzuerhalten. Dasjenige dieses Jahres betrage 130 Millionen. Der Kriegs- Minister habe außer den bereits vorgesehenen 370 Millionen noch weitere 548 Millionen gefordert, was im Ganzen also 918 Millionen ergebe. Hiervon seien bereits 220 Millionen votirt, es blieben also noch 700 Millionen zu bewilligen. Unter Be- rüdcksihtigung der Summe, welche in dem Budget für 1889 zu votiren sein werde, würden noch etwa 600 Millionen auf die späteren Finanzjahre zu vertheilen sein. Es gebe zwei Wege, die Ausgaben zu decken: eine neue Steuer, oder Anleihen. An neue Steuern dürfe man nicht denken, viel- mehr müsse man die bereits bestehenden Steuern in gerech- terer Weise E Eine Einkommensteuer würde keine neue Last sein, jondern nur eine Art von Ersaß- und Er- gänzungssteuer. Schließlich ersuchte der Minister, das Budget noch vor Ende des Jahres zu erledigen. Nach einer Rede Amagats, welcher sih gegen das Budget aussprach, und nach Erwiderung des Berichterstatters Roche wurde die Generaldiskussion geschlossen und die Fortseßung der Berathung auf Sonnabend vertagt.

26, -Oktober. (W. T. B.) Als Boulanger gestern Abend mit seiner Familie einer Vorstellung im „Théâtre Lyrique“ beiwohnte, versuchten seine Parteigänger während eines Zwischenakts demselben Ovationen darzubringen. Die Antiboulangisten jedoch antworteten mit Pfeifen und Zischen. Diese Kundgebungen erneuerten \sich beim Verlassen des Theaters; es entstand ein Handgemenge, und die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor. Die Mehrzahl der Ver- hasteten wurde bald wieder entlassen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. Oktober. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, von Giers, erhielt aus Anlaß seines fünfzigjährigen Jubiläums S früh ein huldvolles Telegramm des Kaisers

lexander. Jm Laufe des Tages gingen ferner Glückwunsch- depeschen von sämmtlihen Mitgliedern des Kaiserlichen Hauses und von der Königin von Württemberg, sowie von mehreren

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ausländishen Monarchen, namentlich vom Kaiser Wilhelm Und von dem König von Jtalien ein. Auch der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck sandte zin Glücwunsh-Telegramm.

Türkei. Konstantinopel, 25. Oktober. (W. T. B.) Der Sultan hat die Pforte zur Unterzeihnung der Suezkanal-Konvention ohne Protokoll und Vor- behalt ermächtigt.

Rumänien. Bukarest, 25. Oktober. (W. T. B.) BORNZom gen zufolge hat die Königin Natalie von erbien auf die Mittheilung von der durch den Metropoliten Theodor ausgesprochenen Ehescheidung an Leßteren telegraphirt : ihre Ehe sei, wie aus der Entscheidung des Me- tropoliten hervorgehe, nah den Sagungen der e orthodoxen Kirche geschlossen und könne deshalb nicht auf: is werden dur eine Mittheilung in dem amtlihen Blatt. er Metropolit möge Akt davon nehmen, daß sie seine Ent - scheidung als null und nichtig und jeder geseßlichen Wirksamkeit entbehrend betrachte. O 26. Oktober. (W. T. B.) Nach den bis jeßt be- kannten Resultaten von den im zweiten Wahlkollegium statt- gehabten Wahlen zur Deputirtenkammer sind 49 regierungsfreundlih, 7 oppositionell ausgefallen. 5 Stich- wahlen haben stattzufinden, 6 Wahlresultate stehen noch aus.

Dänemark. Kopenhagen, 24. Oktober. Die Zoll- einnahmen betrugen in den ersten sechs Monaten des laufenden Finanzjahres 14396 753 Kronen oder 315817 Kronen mehr und die Kriegssteuer 1 137532 Kronen oder 110 474 Kronen weniger als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Jn dem ersten Halbjahr 1888 waren im ganzen Lande 124Brennereien (gegen 127 im vorigen Jahre) in Betrieb, die inkl. der Kriegs- steuer 1 545 800 Kronen gegen 1 561 444 Kronen an Steuern bezahlten. Außer Betrieb waren 9 Dampf- und 5 andere Brennereien.

Asien. Afghanistan. Ueber die La ge nah der Schlacht e up wird aus Kalkutta, u. d. 21. Oktober erichtet :

Der Emir wird sich ungesäumt nah Turkestan begeben, um seine Autorität wicderkFerzustellen, die geheimen Intriguen, deren Folge der kürzlihe Auffiand war, zu untersvcen und die bürgerliche und militärishe Regierung auf fester Grundlage wieder aufzubauen. Die Einzelheiten, welche über tie S{lacht bei Tashkurgan eingetroffen sind, beweisen, wie nahe der General des Emirs daran mar, von den Truppen Ifskak Khan's geschlagen zu werden. Der Erfolg war fast lTedigiih dem vernichtenden Feuer des Martini-Gewehrs zuzu- schreiben. Gholam Haider, der Befeblshaber der Truppen des Emirs, katte 4 Kavallecrie- und 13 Infanterie-Regimenter sowie 26 Kanonen. Iskak hatte mehr Trupppen. Die Schlaht begann am 29, wo eine von dim Gouverneur vor Vadakshan, Abdullah Khan, befebligte Ab- theilung von dem General Jshak völlig in die Flucht ge- \{chlagen wurde. Gholam Haider li sich aber da- dur nit entmutbigen, sondern griff die Hauptmacht des Feindes entschlosn an und brachte derselben na ert- \chlossenem Widerstand eine furhtbare Niederlage bei. Der Seind hatte einen Verlust von 1600 Todten. Seine Ar- tillerie, sein Gepäck und sein Lager fielen in die Hände Gholam’s. Hierauf ging Leßterer zum Angriff auf Mahomed Hosain's siegreihe Divisicn über und beseßte am 30. Mazari Sherif, wo er Mahamed Hosain gefangen nahm. Jshak war nah Kerki in Bokhara geflohen, wo er mit Genehmigun der russishen Regierung etwas Land angekauft hatte. Seine drei Brüder, welhe {on früher in Kabul verhaftet worden waren, hat der Emir nah Peshawur geshickt. Von dort follen sie nah Rawul s gebracht werden. Die Truppen des Emirs haben jetzt

ndkhoi und Shibirkhan beseßt und im ganzen afghanischen Turkestan berrs{cht Ruhe.

Afrika. Egypten. Kairo, 24. Oktober. (R. B.) Amtlicher Meldung zufolge ist das Entstehen einer Hungersnoth in Ober-Egypten nicht zu besorgen, da Hirse, Gerste und Cochecha im Ueberfluß vorhanden sind. Das am nächsten Sonn- abend zu eröffnende Nil becken für Bewässerungszwecke wird sich für Ghizeh und Unter- Egypten als sehr E erweisen. Das egyptische „Journal officiel“ veröffentliht einen Ausweis, demzufolge das Erträgniß der direkten Steuern während der ersten neun Monate dieses Jahres binter den Voranschlägen dés Budgets um 246 000 Pfd. Sterl. zurückgeblieben ist. Eingeborene, welhe in Wady Halfa ankamen, bestätigen die früheren Meldungen über das Auftauhen eines „weißen Christen“ in der Pro- vinz Bahr - el - Gazelle. Derselbe soll über eine große Streitmacht verfügen und in nördlicher Richtung marschiren, die Derwishe vor sich her treibend. Es heißt auch, der Khalifa Abdullah have vor dem Ramadanfest drei Dampfer mit 3000 Mann gegen ihn entsandt; aber seitdem seien keine Nachrichten über die Expe- dition eingegangen. Dieselben Sing erena erzählen, daß die Anhänger des Mahdi keinen Einfluß in Darfur und sehr wenigen in Kordofan haben. Walad-el-Njumi, der Führer der Derwische, sei noch in Dongola, da er es s{hwierig findet, seine Streitkräfte zusammenzuziehen; er werde indeß wahrscheinlich am 8. November seinen Marsh nach Norden antreten.

Suakim, 24. Oktober. (R. B.) Aus verschiedenen Quellen wird der Tod des Khalifa Abdullah, Nach folgers des Mahdi, gemeldet, aber es mangelt noch an einer zuverlässigen Bestätigung der Nachricht. Der Feind bom- bardirt fortgeseßt jede Naht die Forts und die Stadt aus mehreren Kanonen, allein das Feuer rihtet nur wenigen oder gar keinen Schaden an.

Zeitungsstimmen.

Zur Begrüßung Sr. Majestät des Kaisers schreibt die „Braunschweigische Landeszeitung“:

Se. Majestät der Kaiser Wilhelm 1]. betritt heute zum ersten Male, seit er den Thron seiner Väter bestiegen, braunshweigischen Boden, indem er Abends als Gast unseres Regenten in die Harzstadt Blankenburg seinen Einzug zu halten gedenkt. Und der Monar kommt nit ein Fremdling den Braunshweigern. Im Herbst des Jahres 1886 nahm das Land bereits freudig Gelegenheit, den da- maligen Prinzen Wilhelm in den Mauern seiner Hauptstadt will- Fommen zu heißen, allerdings niht abnend, daß nah zwei Jahren {on der jugendlihe Prinz die deutsche Kaiserkrone tragen würde. Die \chmerzlichen Vorgänge, welche diese Wendung herbeiführten, bat unser Land mit gleihem Kummer empfunden, wie das übrige Deutschland, um fo mehr, als das Haus uyvsercê Regenten durch das Hinscheiden der beiden herrlichen Mon- arhen so unmittelbar betroffen ward. Nicht minder freudig aber hat Braunschweig die vielverheißenden Anzeichen begrüßt, unter welhen Wilhelm 11. die Regierung begann, Froh also wird es den jugendlihen Monarchen empfangen und kundzugeben trachten, daß he nit geringer als im Norden, Osten und Süden des Vaterlandes die

Herzen der Bevölkerung dem Kaiser aus dem Zollernhaufe cntgegen- lagen, daß hier die Einwohnershaft mit niht weniger Treue zu Kaiser und Reich stebt, als irgendwo in deutshen Landen. Die nahe Verwandtschast, welhe Kaiser Wilhelm mit dem Prinzen Albrecht verknüpft, kann nur dienen, auch das Band zwishen dem Kaiserhause und der Bevölkerung dieses Landes enger zu s{lingen. Und wenn Braunschweig darin für \i& ein Zeichen besonderen Wohlwollens des Monarchen erblicken darf, daß er, kaum aus dem Süden heimgekebrt, der Einladung des Regenten nah Blankenburg Folge giebt, fe muß das die braunschweigische Bevölkerung mit Stolz erfüllen. Um fo bingebender sei allzeit unsere Gegenliebe, um so herzlicher unser heu- tiger Willkommengruß.

Jn der „Wiesbadener Presse“ lesen wir:

__ Mädisten Dienstag hat das preußishe Volk diejenigen Vertrauens- männer zu wählen, welche nach der Verfassung die Abgeordneten für den Landtag zu wählen haben.

Es ist dies der erste Wahlakt nach der Thronbesteigung des Kaisers Wilhelm Il. Wir haben den Kaiser das {were Amt seiner König- lihen Würde, zu welbem Gott ihn nah fo erschütternden Ereignissen berufen, in treuester Pflichterfüllung übernehmen sehen. Wir haben ihn feierlich dem Reichstage und Landtage verkündigef? hören, daß er „das Vorbild vor Augen habe, welches der große Kaiser nach \chweren Kriegen in friedliebender Regierung seinen Nachfolgern hinterlassen“ hat, daß er „entshlofsen sei, als Kaiser und König dieselben Wege zu wandeln, auf denen Sein bochseliger Q das Vertrauen seiner Bundesgenofsen, die Liebe des deutschen Volks und die wohlwollende Anerkennung des Auslandes gewonnen“, daß er nah tem Vor- bilde feines Vaters „wie König Wilhelm T. treu und gewissenhaft die Gesetze und die Rechte der Volksvertretung achten und \{üten“ werde, daß es ihm „fern liege, das Vertrauen des Volks auf die Stetig- keit unserer geseßli@en Zustände durh Bestrebungen nah Erweiterung der KronrechteZzu beunruhigen,“ und daß er vertraue, es werde „au in Zukunft gelingen, in gemeinschaftliher, von gegenseitigem Vertrauen getragener und durch die Verschiedenheit prinzipieller Grundanschauungen nicht gestörter Arbeit die Wohlfahrt des Landes zu fördern.“ Dicsen Königlichen Verheißungen, mit denen der Kaiser die Zügel der Regierung ergriffen, haben auch \ch{on in der kurzen, seitdem verflossenen Zeit die Thaten entsprochen: rastlos bat der Kaiser die ihm durch sein Königliches Amt auferlegten Pflichten er- fällt und dadur s{chnell Aller Herzen im Deutschen Reich wie im Auslande gewonnen. Jett liegt es an dem preußishen Volk, auch durch die That zu bekunden, daß die Verbeißungen und Handlungen des Kaisers auf guten Boden gefallen sind, jeßt hat es Gelegenheit, R vom Kaiser bezeigte Vertrauen in würdiger Weise zu reht- ertigen.

Der Wakltag steht vor der Thür! Möge sich ein jeder Wähler der hohen Verantwortung und der Pfliht bewußt sein, welche An- gesihis unserer großen Vergangenheit gerade jeßt auf unser aller Schultern ruht. Mit Stolz können wir auf tas zurückblicken, was der große Kaiser geschaffen und was dur ihn au unser Eigenthum geworden ist. Würde Jemand leihtsinnigen Herzens den Bestand unserer gesunden staatlichen E:twickelung in Frage stellen oder gefährden wollen? Die bisher im Abgeordnetenhause vertretenen Parteien werden eine jede für sich dies in Abrede stellen. Aber die Erfahrungea der Geschichte lehren uns, daß die Wirkungen der Politik oft andere sind, als ihre Wortführer und Sachwalter beabsichtigen, und daß einmal eingeshlagene JIrrwege leiht zu bedeuklichen Erscütte- cungen führen föônnen. Wir erinnern nur an die Zeit des Beginns der Regierung des großen Kaisers, wo die liberalen Ideen das Ober- wasser hatten und si in ebenso verführerisher wie markt\hreierischer Weise als das einzige Heilmittel gesellschaftliGer und staatlicher Schäden anpriesen, Es hat große Mühe und Arbeit gekostet, um den Scaden wieder gut zu machen. Auch jeßt wieder drängen sich diese Ideen, wenn auch zum Theil in anderem Gewande, hervor, in der Meinung, daß die neue Zeit andere Bedürfnisse wie die alte babe, und in der Hoffnung, daß die Zeit und die Möglichkeit für die Verwirk- lihung ihrer Ziele herangekommen sei. Wer kann das wissen? Aber wenn Eines sicher ist, so ist es das, daß hiermit Wege beschritten werden würden, welche allmählih weit abführen von den festen, dem Werke des großen Kaisers zu Grunde liegenden Fundamenten und zu ernften, {weren Kämpfen um Thron und Vaterland führen müssen.

_Das mögen die Wähler bei der Erwiderung, die sie den Ver- heißungen des Kaisers jeßt zu geben berufen sind, sich zu Herzen nehmen. Die Streitigkeiten der Parteien, ihre jeweiligen Versprehungen und Anklagen lasse man auf si beruhen. Die Wähler mögen viel- mehr allein in Erwägung ziehen, ob das große Werk Kaiser Wilbelm's I., zu weldem {ih Kaiser Wilhelm II. bekannt hat, und hiermit auch die Grundlagen, auf denen es aufgebaut worden, erhalten bleiben soll, oder ob diese Grundlagen und somit auch das große Werk selbit erschüttert, und durch nit bewährte, ja bedenkliche und gefährliche Neuerungen erseßt werden follen. Unsere Geichichte ruft uns eindringlich die Mahnung zu: „Behalte, was Du hast!“ In diesem Sinne, Wähler, bleibt bei der alten Fahne:

„Mit Gott für König und Vaterland !“

Ueber Preisverschiebungen an der Getreidebörse be- merkt der „Re1chsbote“:

__ Ein Punkt, der von unferen Wirtbschaftspolitikern zum Theil nit genügend beachtet, zum Tyeil aber beflissen mißachtet wird, ist die Preiêëvershiebung, welhe die Börse seit Frühjahr zwischen deutshem und russishem Getreide vorgenommen hat, Von der Börsenpresse ift diese Verschiebung längst eingeleitet worden durch Verdächtigungen des deutschen Getreidebaues, dur Behauptungen, wonach die deutshen Landwirthe ihre Produktion fo vernachlässigten, daß es gar nicht mögli sei, deutschen Weizen und Roggen „uUngemisht* zu vermahlen und zu verbaden —_ worauf sh schon öfter die Beweisführung gegen die Schuypzölle gegründet hat. Es ist Thatsahe, daß dadur landwirth- \haftlihe Distrikte, welhe von jeher wegen ihres vortreff- liden Weizenbaues den besten Ruf hatten, völlig in Mißkredit gebrat worden sind, und daß die Müller, welche derartiges Getreide wegen seiner ausnehmenden Beschaffenheit besonders {ätten und

„gern theurcr bezahlten, ch über Täuschung beschwerten und in die

von der Börsenpresse erhobenen Anklagen wegen Vershleßterung der Produktion durch Nachläsfigkeit oder aus Gewinnsubt mit ein- stimmten, während Jedermann weiß, daß auf landwirthschaftlihem Boden beutzutage Gewinn nur gezogen werden kann dur) Verbesse- rung, niht durch Vershlehterung der Produktion. :

Allerdings ift gegen diese Vorstellungen au Seitens der Land- wirthschaft öfter nachdrücklich protestirt worden. Aber diese Pro- teste haben keine Beawtung erfahren. Die Börse, das Zwischen- geschäft und die Börsenpresse erheben die Beschuldigung nach wie vor, und es ist bereits daraus der praktische Schluß gezogen worden, daß die Notirung russishen Getreides an den deutshen Binnen- märkten weit rascher gesteigert worden ist, als diejenige des deutschen Getreides, ohne daß dafür der mindeste Grund vorliegt. Allerdings ist die Durchschnittsbeshaffenheit der deutschen Ernte in diesem Jahre weniger gut, als im vorigen, allein dieses gilt au hinsichtlih der russishen. Denn auch in Rußland hat man, wie in Deutschland, unter der Ungunst der Witterung zu leiden gebabt, und hatte, wenn zum Theil auch eine sehr reihliche Ernte, doh au eine solche von minderer Beschaffenheit. z i

__ Wenn daher eine wirkli entsprehende und niht auf bloße Börsenzwecke berechnete Notirung stattfände, so dürfte man wohl die Preise nah Beschaffenheitsgrenzen feststellen, aber nit nah Ursprungs- ândern, worüber jeder Beweis fehlt. Man fönnte in den Markt- notirungen das Gewichtsverhältniß gegen das Mengenverhältniß stellen und danach die Preise abgeben. Bei dem jeßigen Verfahren dagegen wird nur vorgespiegelt, daß das russishe Getreide das bessere, das deutsche aber das schlechtere sei. / i

._ Wie wenig dies der Fall ist, beweist das Verhalten der Berliner Börsenspekulation gegen den bekannten Erlaß des Herrn Handels- Ministers. Die in diesem Erlaß festgestellte Beschaffenheitsgrenze entspriht der Durcschnittsbeschaffenheit, in welher deutsches Getreide geliefert werden kann; und auch hinsihtlih der diesjährigen Ernte

ist Seitens der deutshen Landwirtbschaft keine Einwendung gegen jene Feststellung erhoben worden. Dagegen beabsichtigen die Speku- lanten hoffentlich nicht ohne daran mit allem Nachdruck gehindert zu werden durch Bildung einer „Privatbörse“ den \{lechteren Durchschnitt, der für russishes Getreide si ergiebt, aufreht zu er- halten, um die Konsumenten zu täuschen und das Material für ihre Mishungen nah wie vor heranzuziehen. Jeyt wird allerdings in Danzig das Gewiht für den Hektoliter russishen Roggens zu 120 Pfund ebenso angenommen, wie für deutschen; allein dies ist erst ein Ergebniß der deutschen Zollerhöhung, in Folge deren die Zufuhr des ganz \s{lechten rufsisch-polnischen Ge- treides aufhörte lohnend zu sein. Wenn aber das Gewicht, also die Beschaffenheit des Roggens an einem der Haupt-Ein- und Dur{hfuhr- pläze für deutshen und russishen Roggen auf denselben Fuß gesetzt ist, wie kommt man nun dazu, in den Verbrauhsmärkten doppelte Notirung für deutshen und russishen Roggen herzustellen? Auch in Königsberg war die Notirung für Roggen einfah nach Gewicht am! 2. Oktober 14,30 4 für die Tonne. Da- gegen ist am gleihen Tage notirt in Köln einheimisher Roggen zu 14,50, fremder zu 17 4 Das ist ein Unterschied zu Ungunsten des deutshen Roggens von fast 18 %/0. Ebenso ist es aber an allen west- deutschen Märkten. Ueberall ist ein entsprebender Unterschied zwischen den Preisen für einheimishes und fremdes Getreide her- gestellt, ohne daß dies aus der thatsählihen Beschaffenheit beider nur entfernt begründet werden könnte; wie denn im Frühling dieses Jahres das Verhältniß noch ein umgekehrtes war. ;

Der Zweck dieser Durchsteherei liegt aber auf der Hand. Deutscher Weizen und Roagen kommen us Seitens der deutschen Landwirthe selbft in grleren Umfarg auf den Markt. Die Land- wirthe müssen jeßt, um Geld zu beziehen, ihre Produkte verkaufen. Für die Landmärkte sind aber die Börfennotirungen maßgebend. Wenn daher an ten westdeutshen Börsen die Notirungen nah Maf- gabe des Getreidegewichts ftattfänden, fo würden auch die deutschen Landwirthe den ihnen zukommenden Antheil an der Preisfteigerung baben, je nach der wirklihen gewihtmäßig festgestellten Beschaffenheit ihres Getreides. E

Dann könnte aber das Zwischengeshäft niht den beabsichtigten Gewinn machen. Das deutsche Getreide will der Zwischenbandel jeßt billig kaufen, um es im Frühjahr wieder theuer zu verkaufen, resp. um dawit fremdes s{chlechteres Getreide zu „mischen“. Dagegen will man jeßt das fremde Getreide theuer verkaufen, oder, wo Müller und Brotfabrikanten mit den Händlern einen Ring bilden, Grund zur nachdrüdcklihen Brotpreisfteigerung haben, wie denn solce bereits stattgefunden bat. Dies wäre niht mögli, wenn die Preis- bildung stattfände auf Grund der Beschaffenheitsfeststelung. Diese wird daher stets bei Seite gelassen, es wird die Einbildung eines Beschaffenbeits-Unterschiedes zwischen deutschem und russishem Getreide erweckt, die Notirungen werden verschoben und der deutshe Landwirth muß zur \{lechten Ernte auch noch die \{chlechten Preise binnehmen, während dem Konsum durch Vertheue- rung und Véershlechterung des Brotes die Nabruag verkürzt wird.

In Großbritannien, dem Lande des Freihandels, würde man ih eine solche Hantirung, wodur der Werth des einheimishen Eigen- thums vor dem fremden in so enormer Weise herabgescßt wird, sicher nicht gefallen laffen. Dort wird in den Marktberichten bei jeder Notirung die Gewichtsgrenze angegeben. Der Ausfall, der durch jenes Verfahren der Landwirthschaft zugefügt wird, dürfte mit 100 Millionen Mark kaum gedeckt sein. Dieser Ausfall bildet aber für das Zwischeu-

eshâft einen Gewinn, den es fofort in die Tasche \teckt und den es apitalisirt, indem es durch Zeichnung auf auétwäriüige Anleihen und Aktien den Konkurren;ländern die Mittel zur Steigerung ihrer Kon- kurrenz gegen die deutsche Landwirthsckaft liefert.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Unter dem Gesammititel „Klassisher Bilderschagt, herausgegeben von Franz von Reber und Ad. Bayersdor'er“, veröffent- liht die bekannte Verlagsanstalt für Kunst und Wissen- shaft, vormals Friedrich Bruckmann, in München ein Werk in halbmonatlichen Lieferungen, welches niht verfehlen wird, die Aufmerksamkeit weitester Kreise auf sih zu lenken. Die Verlags- handlung unternimmt darin, die Bildershäße aller Kunstepoben dem kunstsinnigen Publikum in Lichtdruck-Reproduktionen vorzuführen. Sind diese în den öffentlihen und privaten Galerien der Hauptstädte Europas zerstreuten Bilder bisher nur zum Theil und in noch dazu sehr kostspieligen Einzel-Publikationen einem verhältnißmäßig kleinen Kreise zugänglih geworden, so soll das neue Unternehmen alle Galerien umfassen und deren Schäße bei einem ungemein niedrigen Preise zum Eigenthum jeden Kunstfreundes machen, Das erste Heft enthält fechs Blätter nad Fra Angelico da Fiesole, Rogier van der Weyden, Dürer, Franz Hals, Rubens, Murillo, auf Kartonpapier in gefälligem Umsch{lag zum Preise von zusammen 50 . Die einzelne Reproduktion in Folio-Format kostet also 83 -§; die Verlagshandlung hofft, wie schon in der Ankündigung gesagt wurde, daß der „Klassische pee À dur seine Billigkeit dieselbe Bedeutung für die bildende Kunst erlangen werde, welche „Reclam's Universalbibliothek“ oder ,Meyer's Volkébücher“ sich für die Popularisirung der Schätze der Weltliteratur erworben baben.

Neue Lieferungs-Auêëgabe von Stieler’s Hand-Atlas. 95 Karten in Kupferdruck und Handkolorit. Herausgegeben von Prof. Dr. Heri. Berghaus, Carl Vogel und Herm. Habeniht. Gotha, Justus Perthes. Lieferung 1 bis 5. In den sechs Jahren jeit dem Erscheinen der N Auégabe dieses Utlasses hat ih die Kenntniß unferes Erdballs durch Forshungsreisen außerordentlich erweitert. Das Deutsche Neich ist in die Reibe der keolonisirenden Mächte eingetreten und bat große Gebiete in Afrika und auf den Inseln des Stillen Oceans unter seinen S{uß genommen. Es entstand der Congostaat, Korea wurde dem europäischen Verkehr eröffnet, während dec egyptishe Sudan und das Quellgebiet des Nil auf lange Zeit hinaus für den Handel und die Civilisation verloren gingen. Der Wetistreit zwishen Rußland und Großbritannien hat in Central-Asien ausgedehate Länderstiecken eröffnet ; Hinter-Indien ist der Schauplay eînes Interessenkampfes zwishen der englischen und französischen Herrschaft geworden. In Australien, in der ge- mäßigten Zone Süd-Amerikas kat die Besiedeluna ungebeuere Fort- schritte gemat, und in noch höherem Maße sind die cen- tralea und westliGen Gebiete von Canada feit der Vollendung der canadishen Pacific-Eisenbahn uns näher gerüdt. Fordertcn diese Veränderungen eine gründlihe Neubearbeitung des Kartenmaterials, fo waren andererseits mehrere Blätter den Fort- schritten der modernen Kartenstechkunst entsprewend zu vervollkomninen. Die neue Ausgabe bietet demgemäß in den vorliegenden 5 Lieferungen 23 ganz neu gezeichnete Karten, darunter eine \se{sblättrige Karte von Afrika, je zwei vierblättrige von Italien und der Balkanhalbirsel, eine zweiblättrige Karte von Ungarn 2c. Auch die nachfolgenden Blätter werden einer genauen Durchsicht und zum Theil weitgehenden Umarbeitung unterzogen werden, um die sämmtlichen Ergebnisse der neuesten geographischen Aufnahmen und Fors{ungen darin zur Darstellung zu bringen. Die vorzügliche karto- graphishe Ausstattung der mit allen Vervollkommnungen der modernen Technik in vielfarbigem Kupferstich ausgeführten Blätter sind Muster ihrer Art und des Rufeë der Perthes's{hen Anstalt würdig. Die neue Ausgabe des Stieler’shen Atlasses erscheint in 32 Liefe- rungen (jede mit 3 Karten, die leßte mit 2 Karten und Titel) zum

reise von 1 4 20 H für die Lieferung, Dieselben werden in

wishenräumen von 4 bis 6 Wochen ausgegeben. Nah dem Er- scheinen der leßten Lieferung wird den Abonnenten ein vollständiges alphabetisches Verzeichniß aller in dem Atlas vorkommenden Namen mit Hinweis, wo dieselben auf den Karten zu finden, zu cinem mäßigen Preije zur Verfügung gestellt, jedo ist kein Abonnent zur Abnahme desselben verpMtaee Alu Woens&rift f

eDer Bär“, Illuftrirte Woecherschrift für die Geschichte Berlins und der Mark (Verlag von H. Swon, Berlin W.), entbält in Nr. 3: Johannes Wedigen, eine Berliner Geschichte von Osfar Schwekel. (Fortsezung.) Schiller'3 Beziehungen zu Berlin, von

Richard George. Altberliner Hausins{riften und Wahrzeichen, von Oskar Schwebel. Der Freundschafts-Tempel im Park von Sansfouct, von Heinrih Wagener (mit Abbild.). Generalversamm- lung der deutshen Geshihts- und Alterthums-Vereine in Posen. Fischottern in Berlin und der Mark A, von Dr. Karl Ae Abkild.). Alte Geschüte aus der Rubhmeshalle (mit

ild.).

Die am 27. d. M. erscheinende Nr. 2365 der „Illusftrirten Zeitung“ enthält u. A. folgende Abbildungen: Kaiser Wilhelm I. in Rom. 3 Abbildungen. Originalzeihnungen von unserem Spezial- zeihner H. Lüders. Der Einzug am 11. Oktcber. Die Truppenschau bei Centocelle am 13. Oftober. Vor der Porta S. Giovanni in Rom am Tage der Truppenschau. Georg I., König von Griechen- land. Fürst Bismark tin Schönau: Der Trinkspruch auf den Kaiser Wilhelm 11. Originalzeißnung von K. Ahrendts. Aus Deutsch-Ostafrika. 2 Abbildungen: Der Wali nebst Einwohnern von Dar-es-Salam. Haus der Deutsh-Ostafrikanishen Gesellshaft in Dar-es-Salam. Neue Augenblicksaufnahmen aus dem Breslauer Zoologischen Garten von Ottomar Anschütz in Liffa. 4 Abbildungen.

Gewerbe und Handel.

Nah dem Geschäftsberiht der Schlesishen Koblen- und Kokswerke zu Gottesberg pro 1887/88 war die Nachfrage nach Koks eine sehr rege, sodaß die Preise steigende Richtung ein- \hlugen, welche gegenwärtig noch fortdauert. Diese Besserung der Preise kommt aber in den Resultaten des at: gelaufenen Geschäftsjahrs noch niht zum Ausdruck, da die Besserung im Koksmarkt erst gegen Ende 1887 eintrat. Die Kohlenförderung betrug 7024 095 Ctr. gegen 5 960 118 Cir. im Vorjahre und ift tie bochste, die bisher erzielt wurde. Den Kohlenwäschen wurden 4 185 632 Ctr. Robkoblen übergeben und aus denselben 3358 369 Ctr. gewaschene Kohlen ge- wonnen, der Waschabgang betrug 19,76 °/9 gegen 20,06 9/0 im Vor- jahre. Außer diesen gewaschenen Kohlen wurden noch 328 540 Ctr. sogenannte Kohlens{lämme gewonnen, die zum Theil verkauft, zum Theil im Selbstverbrauch zur Kesselfeuerung verwerthet wurden, fo daß der eigentlihe Waschverlust nur 11,919%/ betrug. Die dur den Waschverlust verursahten Koften betrugen 145 H pro Centner der aufgegebenen Koblen, gegen 157 § im Vorjahre. Die Kokéöfen erzielten aus 2348602 Ctr. Kohlen 1493770 Ctc. Koks. Das Ausbringen bere{net ih mit 72,01% gégen 71,98% im Vorjabre, in welchem 1124 245 Ctr. Koks erzeugt wurden. Die Gesammtfabrikationskosten betrugen pro Centner Koks 9,08 & gegen 9,20 4 in 1886/87, Ver- kauft rourden: Kohlen 3332 499 Ctr., dazu Deputate und eigener Verbrauch 459560 Ctr., ergiebt zusammen 3792059 Ctr. oder 216 861 Ctr. mchr; Koks 1 622891 Ctr. oder 478065 Ctr. mehr als im Vorjahre. Die Vilanz {ließt mit einem Bruttogewinn von 71 355 e; nah Abschreibungen in Höhe von 61048 Æ resultirt ein Nettoerträgniß von 10 307 F gegen einen Verlust von 195942 4 in 1887/88. Dur den diesmaligen Gewinn wird die bisher be- standene Unterbilanz auf 333 255 H herabgemindert.

Die Generalversammlung des Köln-Müsener Berg- werks8-Vereins ertheilte Dewarge und genehmigte die Bilanz, sowie das Gewinn- und Verluficonto und die Verwendung des Betriebéübershusses von 112 612 X (1886/87 127 847 4) zu Ab- schreibungen. Die aussckeidendcn vier Aufsichtérath8mitglieder wurden wiedergewählt.

N deb Sea lger Monats{Prift Ur Lexlil- Industrie“, welhe von Theodor Martin in Leipzig heraus- gegeben wird, liegt die Nr. 9 vor; dieselbe enthält neben mehreren sahwifienshaftlihen Abhandlungen au einige Aufsäße, welche für weitere Kreise von Interesse sind; namentlich widmet die Monat- chrift au den die Textil-Industrie betreffenden volkswirtb\chaftlihen Fragen größere Aufmerksamkeit, ohne dabei den te6nischen Inhalt des Vlattes zu beshränken. Sehr werthvoll ist auch das Beiblatt : „Der Musterzeihner*, dem eine Anzahl Stoffproben (Neuheiten) beigefügt find. Die vorliegende Nummer ift wie die früheren sehr gefällig ausgestattet. Aus dem In? halt beben wir folgende Artikel hervor: Von den Aus- stellungen des Jahres 1888. Der Verrath von Geschäfts- und ae, Von N. K. Konfektionsgesckäft und Tuch-

andel im Ausland. Von Paul Dehn. Die österreichische Tertil- Industrie in 1887. Die Berichte der säbsishen Gewerbe-In}pek- toren für das Jahr 1887, Spinnerei: Die Herstellung der S(leifgeräthe in der Streichgarnspinnerei. Von C. R. Vor- spinnkrempel für geflammte Garne. Von Franz Sander. Spul- maschine für cylindrise, an den Enden fkegelförmig zugespitte Lauf- \spulen. Von Ferd. Spelda in Jägerndorf (Desterr.-Schles.). Slortheiler für Vorfpinnkrempel. Von Armand Lejeune in Verviers (Belgien). Spulmaschine für Nähmaschinen-Spulen. Von Marc Virgil Palmer in Willimantic (Staat Connecticut, V. St. A.). Spulmashine für Sleifspulen. Von Christian Reinhold Müller in Chemnizg, Drosselmashine mit gleihmäßig gespannten Spindelschnüren, beziehungsweise Spindeltreibriemen. Von Arth. Tredgold Lawîon und Somerville Dear in Hope Foundrv Leeds (York, England). Ringspindel für S&leifspulen. Von Rob, Kraus in Augsburg und Wilh. Lancaster in Kannstatt. Weberei: Ueber die Zusammensetzung der Doppelgewebe. Von G. BuwWbbolz. Rietblatt für Webstühle. Von Windrath u. Hausmann in Barmen. Swneidapparat für Doppelsammet, Von James Oêwald zu Hendham Vale Mill in Harpurhey bei Manchester (Engl.). Mech. Webstubl mit Schüßenwew!el. Von Felix Tonnar in Dülken. Mech. Webstuhl mit felbstthätiger Ausrückung des zeitweilig erforder- lihen Handbetriebs. Von Mayzr u. Co. in Kalk bei Köln. Mech. Webstuhl. Von Samuel T. Thomas u. Winfield S. Thomas in Boston (Maf, V. St. A.). Kettensheermashine. Von Gebr. Sudcker in Grünberg (Sles.). Schütenwewsel für mech. Webstühle. Von Mayer u. Co. in Kaik bei Köln. Jacquard-Getriebe mit zwei Mustterketten und nur einer L2de. Von Moriy Fröbel in Chemuiß. Bleicherei, Färberei, Drucerei 2c.: Neues auf dem Gebiet der Blei- erei, Färberei, Druckerei und Appretur. Von Dr. Conrad Bötsch in Wien. Die Werthbestimmung des Indigos durh chemish-ana- lytishe Methoden und durch Probefärben. Von Dr. E. von Cohen- hausen, Chemniy. BVleihverfahren. Voa F. Rubay in Gent. Neue Farbstoffe. Von Dr. Conrad Bötsch, Wien. Verfahren der Reinigung von Wolle oder Entfettung oder Walkung von wollenen Gespinnsten oder Geweben. Von François Ferdinand Rohart und Frau Robart, geb. Marie Léontine Rufin in Paris 2c. Stimmen der Praxis. Technische Notizen. Rundshau. Patente. Fal)chulwesen 2c.

London, 25. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen- ladungen angeboten.

Bradford, 25. Oktober. (W. T. B.) Wolle fest, Fein- wolle anzichend, gutes Konsumgeschäft, Spekulationsgeschäft rubig, Garne ruhig, in Folge höherer Preisforderung Mohairgarne be- lebter, Geschäft in Stoffen gut.

Antwerpen, 25. Oktober. (W. T. B) Wollauktion. Angeboten wurden 1413 B. Buenos-Aires-, 772 Montevideo-, 42 Australishe, 27 Cap-, 482 diverse Wollen; davon wurden ver- kauft 1408 Buenos-Aires-, 772 WMontevideo-, 35 Australische, 27 Cav-, 320 Ballen diverse Wolien zu vollen gestrigen Preisen.

Submissionen im Auslande.

I. Niederlande. 1) 30. Oftober, 12 Ubr Mittags. 's Ryks Centraal Magazyn ea Militaire Kleeding. Uitrusting enz, zu Amsterdam, Sarphati- traat: Lieferung von 72 0C09 Paar Halbfohlen in 12 Abtbeilungen zu je 6000 Paar ; 96 000 Paar Hadckenvlätter in 12 Abtheilungen von je 8000 Paar,

für die Truppen-Corps.

Bedingungen käuflich für 50 Cents im genannten Magazyn.

2) 2. November, 11 Uhr Vin. De Schout by Nacht. Direc- teur en Commandant der Marine zu Amsterdam:

S T E MES M S P A8 2E o d A h