1888 / 281 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Nov 1888 18:00:01 GMT) scan diff

l E E ai B.) 2 Pal ee. veröffentlicht folgen erihtigung au g- lihen Paragraphen des Geseßes: „Die in Jhrem Blatte vom 1. d. enthaltene Behauptung, das gesammte Ministerium habe seine Demission eingereiht, entbehrt jeder Be- gründung. Der Präsident des Staats - Ministeriums. von Mittnacht.“

Waldeck. Arolsen, 31. November. (W. T. B.) Da Mittag 1 Uhr fand die Beisezung der Leiche der ürstin Helene in der Familiengruft zu Rhoden bei rolsen statt. An derselben nahmen Theil: der Fürst Georg Victor, der Erbprinz Friedrich, die Herzogin von Albany, die Oen Elisabeth, Prinz Wilhelm von Württemberg, der bprinz von Bentheim-Steinfurt, der Graf und die Gräfin u Stolberg - Stolberg, der Admiral van de Kapellen als Abge- Dnbter des Königs und der Königin der Niederlande, der Herzog von Nassau, der Erbprinz und Prinz Nikolaus von Naffau. Die Feier wurde mit Gesang eröffnet, worauf, nah Rede und Gebet des Ortsgeistlihen, der Sarg in die Gruft gesenkt wurde. Gleih nah Beendigung der Feier kehrten die hohen Leidtragenden nah Pyrmont zurü.

Hamburg, 3. November. (W. T. B.) Die Ver- treter der deutshen Handelskammern und anderer Korporationen der Jndustrie und des Handels, welche der Einladung Hamburgs zur Besichtigung der eran! chlußbauten gefolgt waren, versammelten sich heute

ormittag 10 Uhr im Fondssaale der mit den Wappen der deutschen Länder, Fahnen und Guirlanden reich geschmüdckten Bôörsenhalle. Senator O’Swald begrüßte die Versammlung im Namen des Senats, hob den keineswegs politischen, wohl aber wirthschaftlichen und wissenshaftlihen Jnterefsen dienen- den S des Besuchs hervor und sprach die Hoffnung aus : die Erschienenen möchten den Eindruck mit fortnehmen, daß die Stadt Hamburg ernsilich bemüht sei, an der Förderung der wirthschaftlichen Jnterefsen Deutschlands nach Kräften mitzuwirken. Hierauf begrüßte auch der Präsident der Handelskammer die Versammlung und sprach seine Freude darüber aus, daß über 100 Korporationen mit 700 Vertretern der Einladung entsprohen hätten. Ober-:Fngenieur Meyer erläuterte an zahlreichen Karten die Durchführung der Zoll- anshlußbauten, worauf in drei verschiedenen Abtheilungen unter oes von Handelskammermitgliedern und Technikern eine

efihtigung der großartigen Anlagen folgte. :

Úm 2 Uhr gab die Hamburg-Amerikanishe Packetfahrt- Aktiengesellshaft an Bord der Dampfer „Friese“ und „Blankenese“ ein Frühstück. Nach demselben fuhren die Gäste nah der Schiffswerft von Blohm u. Voß, wo der Stapellauf des. Dampfschiffes „Croatia“ für die Westindishe Linie der

mburg: Amerikanischen Paketfahrt-Aktiengesellshaft und des

elshiffes „Pergamon“ der Firma F. Laeisz für deren Val- paraiso-Linie stattfand. Ein Festmahl im großen Saale von Sagebiel’s Etablissement bildete den Schluß.

3. November, Abends. (W. T. B.) Bei dem heute Abend im großen Saale von Sagebiel's Etablissement stattgehabten Festmahl brachte S der Handelskammer, Mestern, den Toast auf Se. ajestät den Kaiser aus, welcher enthusiastish aufgenommen wurde. Hierauf wurde folgendes Telegramm an Se. Majestät den Kaiser abgesandt: *

„Die auf Einladung der Handelskammer Hamburgs anwesenden 700 Vertreter des Handels und der Induftrie aus 200 Städten Deutschlands gedenken mit ehrfurchtêvollem Danke des Kaiserlichen Scirmberrn der gesammten deutshen Wirtbschaftetbätigkeit und brachten Ew. Kaiserlihen Majestät ein dreifahes dennerndes Hoch aus. Die Handelskammer. Meftern, Präses.“

Der preußische Gesandte, von Kusserow, hob alsdann in längerer Rede das Emporblühen Hamburgs in diesem Jahrhundert hervor, welhes Hand in Hand gegangen sei mit dem Erwachen deutsher Volkskraft und dem Wachsen der deutshen Machtstellung. Das Vertrauen und der Glaube an die Weltstellung des deutschen Volkes habe sich in der großartigen Vermehrung der hamburgishen Handelsflotte geäußert. Nur wo das Vertrauen fich zur Thatkraft und Geschäftskunde geselle, könne so Großes geleistet werden, wie man jeßt in Hamburg vor Augen sehe. Der Jubel der Bevölkerung Hamburgs habe der Liebe zu Kaiser und Reich egolten und der Freude über das endli erfüllte Jdeal der Berschmcizüung aller Kräfte des deutschen Volkes zur Ver- mehrung der Macht, des Ansehens, des Wohlstandes und der Gefittung. Das Bündniß hinfihtlich der wirthschast- lihen Jnteressen der Hansestädte und des - Binnenlandes werde ein Segen für das ganze deutshe Vaterland und für

amburg sein. Der Stadt Hamburg, die jeßt die fünfte Welt-

[lung einnehme, gebühre nunmehr auf dem europäischen Kontinent der erste Plaß, und sie werde bald einen vorderen Has unter den Seestädten der Erde einnehmen. Der Redner loß: „Die erste Hafenstadt des Reichs, das zollangeschlossene Hamburg und seine Regierung, die wir hier so würdig ver- treten finden, leben hoh!“

Bürgermeister Dr. Petersen brachte einen Toast auf Deutschland aus, welcher enthusiastissh aufgenommen wurde.

ierauf stimmte die Versammlung das Lied: „Deutschland, eutshland über Alles“ an.

Der Reichstags-Abgeordnete Woermann brate einen begeistert aufgenommenen Toast auf den Reichskanzler, Fürsten Bismarck aus, worauf folgendes Telegramm an den- selben nah Friedrihsruh gesandt wurde:

„Die in Hamburg in der Zahl von 700 Personen vereinten Abgeordneten der Handelëkammern und wirtbschaftlihen Vereine des csammten Deutschlands entbieten Ew. Durchlaucht ehrerbietigften

ruß und ftoßen auf das ftete Woblergeben des Dur(lauchtigen E Es an. Die Handelékammer in Hamkurg, obert Mestern.*

_ Oesterreih-Ungarn. Wien, 3. November. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, ist der Generaldirektor der rumänischen Staatsbahnen, Duca, heute hier an-

efommen, von dem Handels-Minister empfangen worden und

t im Namen der pt d V Regierung die Erklärung abgegeben, daß bei der Sequestration der Lemberg- Czernowißer Eisenbahn die Rechte der Aktionäre nah jeder Richtung hin gewahrt werden würden.

Pest, 3. November. (W. T. B.) Die heute dem Ab- eordnetenhause überreihte Konversions - Vorlage immt: Konvertirt werden das Eisenbahn-Anlehen von 1867 im Betrage von 30 Millionen, dasjenige von 1871 von 54 Millionen, die Anleihe von 1872 von 30 Millionen, die Prioritäten zweiter Emission der verstaatlihten unga- rischen Ostbahn von 1873 und von den vexeinigten Prioritäten der ungarishen Eisenbahnen der auf die verstaatlichten

Bahnen entfallende il, die Anleihe der Gömörer Eisen- n, die 1876er O -Prioritäten III1. Emission (ins- ammt noch im Umlauf 178 916 490 Fl. Goldtitres) in _ ein

längstens in 75 Jahren zu amortifirendes, auf die betreffen-

den Eisenbahnen intabulirtes, einheitlihes, niedriger ver- inslihes Goldanlehen. Ferner wird für das einzulösende stbahn-Anlehen I. Emission von 21 Millionen Gulden, das

Siebenbürger Eisenbahn Prioritäts-Anlehen, die beiden Alföld-

Kiumaner Prioritäts-Anlehen, das Theiß-Eisenbahn-Prioritäts-

Anlehen, die Donau- n-Prioritäten (in8gesammt noch

110 448 100 Fl. im Umlaufe) ein längstens in 80 Jahren zu

amortisirendes, .auf die betreffenden Eijenbahnen intabulirtes,

einheitlihes Silberanlehen zu niedrigerem Zinsfuß geschaffen.

Für die im Betrage von mehr als 70 Millionen Gulden im

Umlauf befindlihen Grundentlastungs-Obligationen werden

neue längstens in 70 en zu amortisirende, niedriger ver-

insliche, einheitlihe ndentlastungs-Obligationen mit be-

Puberer Hypothek der Grundentlaftungszushläge ausgegeben.

Diese drei neuen Anlehen find alle steuerfrei und sollen die

Bestimmung enthalten, daß fie innerhalb 10 Jahren nicht

anders als gemäß dem Tilgungsplan eingelöst werden können.

Der Zinsfuß der neuen Anlehen ist nit festgestellt; es ift

aber ausfrüdcklich auzgesprochen, daß die Ersparniß an Zinsen

und Amortisationen, d. h. die Annuität jährlih mindestens so groß sein muß wie die Summe, welche für 1889 unter dem

Titel „Tilgungsrente“ in das Budget eingestellt wird, demna

13 097 430 Fl. Der Gesetzentwurf enthält {ließlih die Be-

stimmung, daß in Zukunft zu Tilgungszwecken feine Papier-

rente mehr ausgegeben werden L daß die ganze Operation

bis Ende 1890 abgeiGloe sein muß und der Minister im

Jahre 1891 dem Reichstage Bericht hierüber zu erstatten hat.

Frankreich. Paris, 3. November. (Fr. C.) Der Geschäftsträger des heiligen Stuhles, Msgr. Averardi, theilte gestern dem Minister des Aeußern, Goblet, ein Run d- \hreiben des Staatssekzetärs Kardinal Rampolla mit.

Jn Folge der in der Budgetberathung erhobenen Kritiken über das Verhalten des Marine-Ministeriums hat Admiral Kranz ein Rundschreiben an die Seepräfekten erlassen, in denen er ihnen die gewissenhafte Verwendung der votirten Kredite zur Pflicht macht. /

(W. T. B.) Gegenüber -Zeitungsnachrichten, betreffend einen Ueberfall eines Postens bei den sieben Pagoden in Tongking, theilt das Ministerium der Kolonien mit, daß der Ueberfall am 9. v. M. stattgefunden hat, und daß dabei nur zwei Mann, Lieutenant Janin und ein Soldat der Fremdenlegion, getödtet worden sind.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 5. November. (W. T. B.) Der Kaiser und die Ka1serin trafen gestern, von Gatschina kommend, hier ein, um in der Kasan'shen Kathedrale und der Festungskirche e Andacht zu verrihten. Am Bahnhof wurde das

aiserlihe Paar von den Spizen der Militär- und der Civilbehörden sowie einer fiädtishen Deputation em- pfangen und hielt nah feierliher Begrüßung in offenem Wagen den Einzug, welcher einem wahren Triumphzuge lih. Die Straßen waren jo prächtig wie kaum je zuvor ge- \ müdckt; die Truppen und Zöglinge der Lehranstalten bildeten Spaliere, hinter wel sich dihtgedrängte Menschenmassen befanden, deren Jubel beim Erblicken der Allerhöchsten Herr- schaften ein unbeschreibliher war. Als das Kaiserlihe Paar die Kathedrale verließ, umringte den Kaiserlihen Wagen eine von Enthusiasmus hingerissene Gruppe von Studenten und Schülern, welche denselben unter unausgeseßten Ovationen bis zum Anitshkow-Palais begleitete.

Gestern ist ein Kaiserlihes Manifest erschienen, in welhem es heißt: der Kaiser theile mit dem Volke die Ge- fühle des Dankes zu Gott für die wunderbare Errettung. Das Manifest s{hließt: „Die Vorsehung, welhe Unser dem Wohle des geliebten Vaterlandes geweihtes Leben s{hügßte, möge Uns auch Kraft verleihen, die großen Pflichten, zu s durch ihren Willen berufen, treu bis ans Ende zu erfüllen.“

Griechenland. Athen, 3. November. (W. T. B.) Der König empfing gestern eine Deputation von im Aus- lande lebenden Griechen, welche demselben Glückwün sche überbrachten, und darauf die ausländishen Gesandtschaften und verlieh den Chefs derselben sowie dem Vertreter von Serbien das Großkreuz des Erlöser-Ordens. Heute Abend findet ein Galaball statt, zu welhem 1500 Einladungen ergangen sind. Die Reihe der Festlichkeiten {ließt morgen nah einem von der Munizipalität dargebotenen Festmahl auf der Akropolis und einem Feuerwerk daselbst. Der Kron- prinz von Dänemark tritt heute die Rückreise an.

__ Serbien. Belgrad, 3. November. (W. T. B.) Der König eröffnete heute den Verfassungsaus\shuß. Auf Antrag des Königs wurde fast einstimmig beschlossen, nicht die gegenwärtige Verfassung zu revidiren, sondern eine ganz neze auszuarbeiten. Ein Subcomité von 9 Mitgliedern (drei Mitglieder aus jeder Partei) wurde gewählt, dessen Sigungen der König zeitweise selbs präsidiren wird, im anderen Falle präfidiren die Vize-Präsidenten des Ausschusses. Die Sizungen des Subcomités finden im Magistratssaale, die Plenarsizungzn im Konak statt.

Zeitungsstimmen.

Aus Braunschweig theilt man der „Norddeutschen e Zeitung“ mit:

_Veute sind drei Jahre verflofsen, seit Se. Königlite Hobeit Prinz Albrecht von Preufen als Regent unseres Landes an der Seite Seiner erlaubten Gemahlin unter dem Jubel der gesammten Bevöl- kerung in die Landeshauptftadt seinen Einzug bielt. Mit dankbarer Verehrung blickt das Land zu dem edlen ritterlihen Herrn empor, der es verftanden, in kurzer Zeit die Herzen Seiner Untertbanen zu gewinnen, und der die {önen Hoffrungen im reichsten Maße erfüllt

die an Sein Kommen sich fnüpften. Mit voller Hingebung hat der Regent Sich Seinen hoben Pflichten gewidmet, auf allen Gebieten des ftaatlihen und firchliden Lebens hat Er das wärmste Intereffe gezeigt. Heute gedenkt mit innigsten Segenêwünschen das Land Brauns{weig besonders lebhaft des boben Fürftlihen Paares und der drei jugendli@en Prinzen, die wir die unseren zu nennen stolz sind. IJft es doch ten Braunshweigern höchste Freude, in dem Fürstenschlofse endli einmal ein Fürstliches Familienleben zu seben ein erbabenes Vorbild für das gan;e Land, denn nit nur ein eht Fürstliches, sondern au ein wahrhaft chriftlides Haus ist es, dem nach Gottes Fügung das Schicksal unseres Landes anvertraut wurde. Mebr und mehr fühlen sich die Braunschweiger verwa&sen mit dem erlauchten Prinzen aus dem Hobenzollernbause, und siher und ge- borgen wissen sie sih, so lange Seine Hand {üßend über ihnen waltet.

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Die „Kölnische Zeitung“ schreibt:

Bis zum Jahre 1893 int eine preußisbe Volksrertretunz ge- sichert, wie sie im Wesentlichen unseren agen und sen entspridt. So faßt die „Nationalliberale Correspondenz“ ibr Urtheil über die Abgeordnetenhauswahlen zusammen, und wir können cs vollftäntig untershreiben. Eine etwas ftärkere Vermebrung der gemäßigt libe- ralen Partei bâtte dem neuen Abgeordnetenhause cin noch fceundlihheres Aussehen gegeben und hätte wohl auch der im Volke vorherrschenden Grundstimmung entipre&-n; indefsea man kann au so einer ersprieß- lichen, fruchtbaren Wirksamkeit der Volksvertretung mit Vertrauen ent- gegensehen. Eine starke konservative und cine“ starke gemäßigt-liberale Partei werden in ihrem Zusammenwirken die beherrschende parla- mentarishe Stellung einnehmen und der Geseßgebunz die Richtung geben. Auf dieser Parteivereinigung beruht jede gesunde Entwielung des politishen Lebens im Reih wie in Preußen. Es ift ein bedeu- tungsvoller Augenblick, in welckem das neue Abgeordnetenhaus gewählt wird. Zum erften Mal hat unser junger Monarch die Stimme seines Volks vernommen, und es tritt ihm für die ent- \heidungsvollsten erften Jahre seiner Regierung eine Volks- vertretung entgegen, welche in ihrer Mebrbeit Erbaltung guter bestehender Einrichtungen mit besonnenem Fortschreiten auf der Babn zeitgemäßer Reformen verbunden zu sehen wünsht, fern von radi- falen Bestrebungen, mögen fie von der rechten oder von der linken Seite kommen. Es ist. ein verheißungsreiher Beginn der neuen Herrschaft, daß ibr eine Volksvertretung entgegenkommt, welche alle Gewähr einer ersprießliden, mit ter Regierung in den großen Grundzielen der Politik übercinstimmenden, na positiven Leistungen strebenden Thätigkeit biete. Die Fortschrittépartei if zu einer ohaxmädtigen und unsädlichen kleinen Gruppe zusawmengeshmolzen ; die Ultramontanen ftehen vereinsamt da und haben fich dur das erneute offene Hervortreten der intransigenten und radikalen Seite den Anschluß an rechts sehr ershwert, durch ihre förmliche Verbindung mit dem deutsh-freisinnigen Radikalismus bei allen konservativen Elementen unseres Staatéelebens unmöglich gemacht. Innerhalb der konservativen Partei wird, wie aus zébiriilhen Stimmungsanzeichen hervorgeht, die gemäßigtere Ribtung mehr als bisher zur Geltung fommen; das offenbare Mißvergnügen der Extremen beweist, daß au sie dieser Ansiht sind. Das Alles be- rechtigt zu guten Hcffnungen auf die Wirksamkeit der neuen Volks- vertretung, die am 6. November gebildet werden wird.

Jn dem „Hannovershen Courier“ lesen wir:

Das Ergebniß der Neuwahlen 1äßt sich nach dem Ausfall der Urwablen im Großen und Ganzen richtig beurtbeilen, wenn au in einzelnen Wablkreisen noch Ungewißheit über das Endresultat herrscht. Das bemerkentwertheste Kennzeichen dieser Wablen ist der abermalige Rüdckgang der deutsch-freisinnigen Stimmen, ein untrüglicher Beweis dafür, daß die innere Hohlbeit der Partei des Hrn. Eugen Richter von immer twoeiteren Schichten der Bevölkerung erkannt wird. Wäre Hr. ron Puttkamer noch Minister des Innern, so wür- den die Herren vom Deutsch-Freisinn der unerhörten Wablbeeinflufsung dur die Landräthe ihre Niederlage zuschreiben; das gebt aber nicht ; denn der neue Minister des Innern hat jede Einmischung in die Wabhlbewegung vermieden, und soweit bis jeßt bekannt geworden, sind die Beamten seinem Beispiel gefolgt. Also den Landrath trifft keine Schuld, wenn die deutsc-freisinnige Partei demnähst nur noch aus Führern chne Gefolgschaft besteht. Nunmehr kommt wieder das „elende“ Wablsyftem an die Reibe, das die Gesinnungsgenofsen der Herren Richter, Rickert, von Forckenbeck verhindert hat, die Männer ihres Vertrauens in das Abgeordnetenhaus zu schicken.

Gewiß ift das Dreiklafsenwahlsyftem sehr anfechtbar und wir sind die lehten, welce es anpreisen wollen, wir kennen auch das scharfe Urtheil, das der Fürst Reichskanzler über dieses System gefällt hat, aber dennoch möhten wir es gegen die Deutsh-Freisinuigen inso- fern in Schuß nebmen, als es an dem Niedergang diefer Partei unschuldig ift. Bei der Art ihrer Agitation, bei der gewifsenlosen Auébeutung des Andenkens des Kaisers Friedrich für ihre Zwedcke bätte die Partei auch diesem Wahlsystem zum Troy Erfolze erringen können, wenn im Volk eine ihr günstige Stimmung vorkerrshte. Das ist aber nit der Fall; immer weitere Sichten der Bevölkerung sagen sid los von einer Partei, die sich überwiegend der ernften, gewifsenhaften Mitwirkung an dem Zustandekommen nothwendiger und hbeilsamer Geseße verjagt und immer nur in der Verneinung dessen ihre Stärke suht, was die Mebrheit des Volks hoh schäßt und als ersprießlih für die allgemeine Wokblfahrt anerkennt. Der Ausfall der Wahlen zum Abgeordnetenbause zeigt, daß das Ergebniß der Reibstagéêwablen im Februar 1887 durchaus der Ausdruck des Voltewillens und nicht, wie von gegnerisher Seite immer wieder bebauptet wird, ein „Angstprodukt“ gewesen ist.

Die leßten Wahlen baben sich vollzogen ohne verführerische Sclagworte und auf die Maffsen wirkende Sch{rickgespenfter, und dennoch haben sie dasselbe Resultat ergeben, wie die unter der Herr- saft des allgemeinen Stimmrechts erfolgten. Sie bestätigten, daß die Mehrheit der Bevölkerung den Auëdruck ihrer politishen Ge- finnung bei jenen Parteien findet, welje gemäßigten Anschauungen buldigen und die Werth darauf legen, im Einvernehmen mit der Regierung die allgemeine Weblfahrt zu fördern... ..

. . . . Das am 6. d. M. aus der Wahlurne bervorgehente Ab- geordnetenbaus iiît das erste unter König Wilhelm's Regierung, und es ist für diese von erfreuliher Vorbedeutung, daß eine Volksvertretung gewählt wird, in welcher die äußersten Anschauungen ohne jeden dur- greifenden Einfluß sind. So ftebt zu hoffen, an die an den Landtag gelangenden gesepgeberis{en Vorlagen ohne ernîte Konflikte ihre Er- ledigung finden, daß Regierung und Abgeordnetenhaus die etwa auf- tauhenden Meinungsverschiedenbeiten in versöhnlihem Geiste über- winden und daß die beginnende Leziélaturperiode reich sein werde an ernster, für das Gemeinwohl ersprießzlicher Arbeit.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ sagt:

__Immer mehr ift bei den preußischen Landtagswahlen ein an dieser Stelle bereits berübrter Mißbrauch eingerifsen. der, wie so Vieles, dem demekratis@en Parteieifer seine Entstehung verdankt. Alle Blätter berechnen bereits den Ausfall der Abgeordnetenwahlen und berichten, es seien so und so viele Wablmänner von dieser und so und so viele ron jener Partei gewählt. Die Freisinnigen betrauern dabei den sicheren Verluft einer Reihe von Mardaten, und die anderen Parteien stellen feft, daß fich ihr Bestand im Wesentlichen nicht andern werde. f:

__ Wenn man nur die Verfafsong zu Rathe ziebt, so wird man diese Erseinung gar nicht verfteben können: in derselben ist der Wablmann ein Mittelémann der Urwähler, dem diese wegen ihres persönlichen Vertrauens in scine Einsicht die Wahl der Abgeordneten Übertragen, aber feine Bestimmung der Verfafsung spricht irgendwie von einem imperativen Mandat, das die Wähler oder irgend ein Anderer tem Wakblmanne zu geben bätten, einen Abgeordneten von bestimmter Parteifarte oder einen bestimmten Kandidaten zu wählen. Aber die bürgerli&e Demsoiratie hat von jeher ihre Wahlmänner auf die Parteifarbe eingeschworen, und dieselben hatten eigentlich nie mehr Anderes zu thun, als den im Vorn- berein aufgestellten Kandidaten der Partei unbesechen ju acceptiren. Damit war aber eine Art imperativen Mandats für die Wahlmänner durch Mifbrauh eingeführt, und da die übrigen Par- teien, um sich nit zu s{chädigen, si au6 möglichst schon vor der Wabl der Stimmen ihrer Wahlmänner versichern mußten, so ver danken wir der bürgerliten Demokratie eine dem Sinne nah s{wer- wiegende Fälschung des Geistes der Verfaffung. Leider enthält weder diese noch das Wablgeseß irgend eine Strafbestimmung gegen diesen Auéwuchs des koostitutionellen Lebens, er ist, so zu sagen, zur Usance

eworden, und so wird man, wie die Dinge einmal liegen, auch in Zukunft damit si abfinden müfjen, die Wablmänner gewissermaßen im Vorhinein na der Parteiabstempelung gebunden zu sehen.

Eines jedo dürfte an dieser Stelle der Erwähnung werth sein: Der Freifinn bezihtigt mit Vorliebe alle anderen Parteien, daß sie an der Verfaffung rütteln, er selbst scheut \sih aber nicht, den Geist der Verfaffung mit Füßen zu treten. Das imperative Mandat ift ei

ennzeihen der Demokratie und zwar findet sih dasselbe niht allein D uns; -in England wird sogar ernsthaft die Lehre verfohten, daß der Abgeordnete selbst ein imperatives Mandat von seinen Wählern erhalte. Daß auf diesem e der Charafter der Parlamente völlig ä werden muß, feines Beweises, jedenfalls leidet aber das Ansehen der Kammern, wenn man den Shwerpunkt der Ent- \heidung von ibnen in das Volk selbst zu verlegen sucht. Die Unterordnung der Wabhlmännerwahlen unter die Fabnen der eien ift aber ein Betreten des Weges, welhen man in England its beshritten hat. Die Hoffnung, daß ein weiteres Gleiten auf dieser schiefen Ebene uns erspart bleiben werde, liegt für uns jedoch in der Wahrnehmung, daß jedesmal, wenn der oppositionelle Partei- geist sich zu besonderen Kraftleistungen aufgeschwungen hatte, ihm von der Bevölkerung eine nicht mißzuverstehende Abweisung zu Theil wurde. Danach darf man wohl die Hoffnung weiter hegen, daß es gelingen werde, die Auëwübse des Partei- wesens immer mehr zurückzudrängen, und daß auf diesem Wege viel- leiht dann auch einmal die Zeit kommt, wo der Wablmann nicht eine reine Ziffer für die oder jene Partei ist, sondern, wie es die Verfafsung erwartete, ein rubig prüfender, in jeder Beziehung feiner Verantwortung \sich bewußter, auch in der Entscheidung über die Person des Abgeordneten in jeder Hinsicht unabhängiger Vertreter der binter ihm stehenden Wähler.

Centralblattfür das Deutsche Rei ch. Nr. 45. Inkalt:

Zoll- und Steuerwesen: Anweisung für die Abfertigung harter Kamm- garne der Tarifnummer 41 c 2a; Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll- und Steuerftellen ; desgl. in Folge der stattgefundenen Zollanschlüfse. Finanzwesen: Nachweisung der Ein- nabmen des Reis voin 1. April bis Ende September 1888 E und Gewerbewesen: Abänderung der Vorschrift des S. 5 tr. 4 der Bekanntmachung vom 21. Juli 1882, betreffend die amt- liche Beglaubigung von Atel’shen Petroleumprobern. Konsulat- wesen: Ernennung. Polizeiwesen : Auëweisung von Ausländern aus dem Reichégebiete.

Centralbiatt der Bauverwaltung. Nr. 44. Inhalt: Amtliches: Personal-Nachrihten. Nichtamtliches: Grundstein- legung des Reichsgerichtégebäudes in Leipzig. Der Neubau der Kirche zum heiligen Kreuz in Berlin. Bedingungen für die Ver- wendung des Flußeisens bei Brückenbauten. Der Zollanshluß der freiea Städte Hamburg und Bremen. Weltgeschihte der Kunst bis zur Erbauung der Sophienkirhe. (S{luß.)— Vermischtes: Preis- bewerbung zur Erlangung von Plänen für ein neues Rathhaus in Harburg. Preisbewerbung für den Entwurf einer Tanzkarte. N um eine neue fatholishe Pfarrkirhe in Mainz.

iblicthek des Königlichen Kunftgewerbe-Museums in Berlin. Ghrenbezeigung. Ein hberrenloser Landstreifen. Brandstatiftik Rußlands. Hermann Sarrazin f. i E

Archiv für Eisenbahnwesen. rauëgegeben im Ministe- rium der öêffentlihen Arbeiten. Berlin, Julius Springer. Jahr- gang 1888, Heft 6 (November und Dezember). Inhalt: Zum 3. November 1888. (Mit einem Abdruck tes Eisenbahngeseßzes vom 3. Norember 1838.) Von Geb. Ober-Regierungs-Rath Gleim. Die Arbeiterpensions- und Krankenkassen und die Unfallversicherun bei den preußishen Staatsbahnen im Jahre 1887. Von W. Hoff. Die württembergishen Eisenbahnen im Rechnungëjabre 1886/87. Die Gotthardbabn im Jahre 1887. Eisenbabnunfälle in Groß- britannien und Irland während der Iahre 1886 und 1887. Notizen. Rcchtsprehung und Geseggebung : Rechtspre{ung : Rectsgrundsäte aus den Entscheidungen des Reichtgerichts. Gesez- gebung: Deutsihes Reih Preußen Bayern. Oesterrei Ungarn. Rußland. Vüchershau. Uebersicht der neueften

uptwerke über Eisentahrwesen und aus verwandten Gebieten.

eitshriften.

Statistische Nachrichten.

Die überseeishe Auswanderung aus dem Deutschen Reih über deutshe Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug im Monat September 1888 8637 und in dem Dreiviertel- Jahre Januar bis September 1888 80031 Köpfe. Im gleichen Zeitraum der Vorjahre wanderten aus: 1887 im September 8155 und Januar/September 80 763; 1886: 9138 bezw. €1 734, 1885: 8316 bezw. 91 032.

Die Einnabmen aus dem Administrativftempel für Jagd- waffenpässe, Gewerbebetriebe, Paßkarten 2. und für Gewerbspatente im Großberzogthum Hessen in den Jakren 1885/86 und 1886/87 stellen si zufolge der Nr. 422 der „Mit- theilungen der Großhberzoglih beisisden Centralstelle für die Landes- statistif* wie folgt: Es betrug die Eirnahme aus Jagdwaffenpäfsen im Jahre 1885/86 44 832 M gegen 45 660 4 in 1886/87; aus dem Gewerbebetrieb von Angehörigen anderer deutscher Bundeéstaaten 2c. und von Reichsauslärdern nah Art. 29 und 30 des Gewerbefteuer- gesetzes in 1885/86 19 983.10 A gegen 16 783,60 4 in 1886/87; aus Wanderlagern in 1885/86 950 4, in 1886/87 1510 #4; aus öffentlichen Darstellungen in 1885/86 8837,90 #, in 1886/87 9266,80 4, aus Tanz- und Musikhalten in 1885/86 7749480 #, in 1886/87 78 445,50 , aus Paßkarten in 1885/86 2047,40 #, in 1886/87 8611,40 Æ ; aus Gewerbépatenten in 1885/86 27 601,20 4, in 1886/87 27 562,40 A; dic Gesammtsumme ftellt sih in 1885/86 auf 188 746,40 4, in 1886/87 auf 187 839,70

unft, Wissenschaft und Literatur.

Abhandlungen und Versuche. Von Leopold von Ranke. Neue Sammlung. Herausgegeben von Alfred Dove und Theodor Wiedemann. Leip:;ig. Verlag von Duncker u. Humblot. 1888. (Pr. 12 4) „Abhandlungen und Versuche“ Ranke's sind im 24. Bande seiner Werke von ibm selbst zu einer „ersten Sammlung“ vereirigt worden : eine zweite von mannig- faltigem Inhalt, Altes und Neues, ag A und Kleines mit ein- ander verbindend, fügt der vorliegende Doppelband hinzu. Die drei den Reigen eröffnenden Abhandlungen über die Flutbsage, die Tragödien Seneca’s' und über Paulus Diaconus sind jämmtlih in den Jahren 1880—84 von Ranke bei Gelegenheit der Arbeit en seiner Weltgeschichte verfaßt worden, aber bisher ungedruckt geblieben. Die erfte und die dritte gehören eigentlich in den Kreis der jenem Bute beigegebenen Analekten; sie wurden jetoch von dem Autor, kauptsächlich wegen ibres mehr literarbistorischen als quellenkritishen Gehalts, am Ende vielmebr zur Veröffentlihung in den Werken bestimmt, wo sie, wie es jeßt geschieht, mit anderen Bulleven von äbnliher Richtung in Verbindung treten sollten. Der Abhandlung über die Tragödien Seneca’s war, wiewohl sie ebenfalls zu einem Abschnitt des dritten Theils der Weltaeshihte in naher Beziehung steht, von vornkberein ihre heutige Stelle zugedacht; so jung sie in ibrer Vollendung ift, so weit reihen doch andererseits die in ihr niedergelegten Studicn în die früheste Zeit der geistig hervorbringenden Thätigkeit Ranke's zurück. Allen drei Stüccken wird der Leser als einem ausdrücklich beshlofsenen VermäStniß des Meisters eine pietätvolle Aufnahme nicht versagen. Die übrigen Abhandlungen sind bereits früher, und zwar zu verschiedenen Zeiten durch den Druck veröffentliht worden. Inhaltsangabe : 1. Die Flutbsage. II. Die Tragödien Seneca's. 11. Paulus Diaconus. = I Une Kritik fränkish-deutsber Reich8annalisten. V. Notiz über die "Mutter Manfred's. V1. Zur Geschichte der italienischen Poesie. VII. Zur Geschichte der italienischen Kunst. VIII. Ueber den Ausbruch des siebenjährigen Krieges. 1X. Friedrich IL., König von fen. X. Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen. X]. Vorrede zu den Jabrbüchern des Deutschen Reichs unter dem sächsischen Hause. X]. Von der historishen Kommisfion bei der

Königlichen Akademie der Wissenschaften zu München. X11. An- sprachen, gehalten an persönlichen Feiertagen. :

„Das zeitlihe Leben im Lichte des ewigen Wortes. Predigten von D. O. Pank, ehedem Superintendent und Pfarrer an der Dreifaltigkeits-Kirhe zu Berlin, jeßt S! dent und Pfarrer an St. Thomä zu Leipzig.“ Von dieser Predigt- sammlung veranstaltet gegenwärtig Friedr. Schulze's Verlag in Berlin, Wilbelmstraße 1 a, die siebente Auflage, welche in vier Liefe- rungen von fünf bis seck8 Bogen, von denen die erfte vorliegt, er- \{heint und bis Weihnachten dieses Jahres ihren Abschluß finden wird. (Preis pro Lieferung 1 6, komplet gebeftet 4 #, fein in Calico ge- bunden 5 25 S.) Es geschah auf vielseitigen Wuns, daß der beliebte Kanzelredner diesen Cyklus seiner in der rers zu Berlin gehaltenen Predigten dem Druck über- [assen hat. “Daß dieselben zu den hervorragendften Erscheinungen auf dem Gebiet der homiletishen Literatur zu ¿zählen sind, dafür spricht u. a. die überaus günstige Aufnahme, welche sie auch über den weiten Kreis der zahlreichen Zuhörer hinaus fanden. Damit die Pank'- sen Predigten: „Das zeitlibe Leben im Lichte des ewigen Wortes“ als ein föstliher Schay für christlihe Erbauung auch in die Häuser minder Bemittelter Eingang finden mögen, hat die Verlagshandlung \ch{ zur Veranstaltung der billigen und dennoH gut aus8gestaticten neuen Ausgabe ertshlofsen, sodaß also der Preis der auszedebntesten erbreitung des Werkes niht mehr binderlih ist. Inhaltsargabe der siebenten Auflage : Des Menschen Wiege. Der Morgenstern des Lebens. Das Eden der Kindheit. Johannes der Täufer in der Kinderftube. Der Chriftbaum. Der Geschwisterkranz. Die bimmlische Wahrheit in der Schule. Die Ausfahrt aus dem Hafen. (Die Konfirmation). Das Allerbeiligste. (Das heil. Abendmahl.) Der Lihtweg des Berufs. Getbsemanestunden. Jünglingsfreude. Jungfrauen- \{chöône. Brautzeit. Get, Haupt und Herz des Hauses. Dos Band der Che. Der Sonntag. Der Hauëshaÿ. Die einsam Gebliebenen. Die einsam Gewordenen. Reich und Arm. Verwandte und Freunde. Herrschen und Dienen. Das p Haupt. Das Testament. Die Sterbeftunde. Das Grab. Not eine Konfirmation. . L

Ein neuer Roman ron Georg Ebers soll demnä®|t in der Deutscen Verlagsanstalt in Stuttgart erscheinen. Er wird diesmal nicht im alten Egypten und in rorchristlicer Zeit, sondern auf bei- mishem Boden, im alten trauten Nürnberg spielen. „Die Gred“ (Margaretha) ift er betitelt, und die Trägerin dieses Namens ift eine deute Frau. Gleichzeitig hiermit wird auch eine neue, durch-

earbeitete, die 13. Auflage der „Egyptischen Königstochter * desselben tors ausgegeben, welche gleihsam eine Jubiläums-Ausgabe des vor 25 Jahren erstmals erschienenen Buches bildet.

„Die chronishen Verdauung8störungen und ihre arzneilose Behandlung. Von Job. G. Sallis, Vorstand des Ambulatoriums für Mechano- und ESlektrotherapie in Vaden- Baden. Mit 33 ia den Text gedruckten Abbildungen.“ Zweite ver- mehrte Auflage. Heuser's Verlag (Louis Heuser) in Berlin C, Spittelmarkt 2, und Neuwied a. Rbein. 1888. (Preis 1 80 43.) Die vorliegende zweite Auflage is gegen die vor Jabres- frist erschienene erste ur: einige Abschnitte erweitert. Inhalts- verzeihxiß : I. Einleitung. 11. Die Ernährung. 111. Die Nahrungs- mittel. IV. Die UrsaGen der chronishen Unterleibebeschwerden. V. Die Symptome der chronishen BVerdauungéstörungen. VI. Be- gründung des mechanishen Heilverfahrens. VIL ‘Das Heilverfahren.

Mediziniscec Anzeiger der A. Mosfer’s{en Buhh- und Antiguariatéhandlung Franz Pietker in Tübingen. Neuigkeiten. An- tiquaria.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantäneweseu.

Egypten.

Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandrizn hat das Cholera-Quarantäne-Reglement bezügli der Ankünfte aus Baras mat, und aus Madras rom 15. Oktober 1888 ab außer

raft geseßzt. (Vel. „R.-A.* Nr. 215 und 253 vom 23. August und 3, Oktober 1888.)

Gewerbe und Haudel.

Vom Berliner Pfandbrief-Inftitut sind bis 23. Ok- tober 1888 11956500 Æ 3# °/oige, 20562300 4°/oige, 44793600 Æ 43%%ige und 9491100 M 5°/oige, zusammen 86 803 500 M Pfandbriefe auégegeben, wovon noch 11 742 600 4 449%%oige, 16547700 Æ 49°/oige, 24077700 M 43°/ige und 3 894 900 Æ 5 oige, zusammen 56 262 900 „Æ Pfandbriefe Seitens der Grundftücksbefißer verzinsli% sind. Es sind zugesichert, aber noc nit abgehoben 421 200 „M e : 4

Berlin, 3. November. (Wochenbericht für Stärke, Stärke- fabrifate und Hülsenfrüchte von Max Sabers ky.) Ia. Kar- toffelmebl 26—272 Æ, Ia. Kartoffeistärke 255—26 4, Ia. Kar- toffelstärke und Mebl 225—24 Æ , feuhte Kartoffelstärke loco und Parität Berlin 13,80 #, Anfangs der Woche höker bezahlt, Séluß derielben matter, gelder Syrup 26&#—27è H, Capiliar Export 292—304 &#, do. Syrup 27¿—288 ä, Kar- toffelzucker Capillar 284x—29} Æ, do. gelber 26—27 S, Rum - Couleur 34 —40 K, Bier-Couleur 34 —40 , Dextrin, gelb und weiß, Ia. 36—37 Æ, do., sekunda 29—31 4, Weizenstärke (kleinst.) 37—39 H, Weizenftärke (großftück.) 43—44 , Hallesche und S(lesisbe 43—44 4, Schabe-Stärke 32—36 8, Mais- Stärke 36—37 Æ, Reisftärke (Strahlen) 45—47 , do. (Stüdten) 42 —44 4, Victoria-Erbsen 20—22#, Kocherbsen 19—21 #, grüne Erbsen 19—21 Æ, Futtererbsen 153—164 4, Leinsaat 21¿—23 „#4, Mais loco 14¿—154 Æ, Linsen, große 44—56 M, do. mittel 32—44 K, do. kleine 24—30 Æ, gelber Senf 16—24 Æ, Kümmel 46—52 #, Buchweizen 15—16 H, inländishe weiße Bohnen 21—22 5, breite Flahbohnen Æ, ungarishe Bohnen 21—22 H, galizische und rufsis{che Bohnen 18¿—19# #, Hanfkörner 18—19è 4, Leinkuchen 16—18 Æ, Mokn weißer 40—44 Æ, do. blauer 38—42 #, Raps- kuchen 16—16} ,, Weizenschale 10,50 4, Roggenkleie 11,09 , Hirse, weiße 18—22 «G Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

Die Nr. 45 40. Jahrgangs des „Gewerbeblattes aus Württemberg“, berauëgegeben ven der Kgl. Centralftelle für Gewerbe und Handel, kat felgenden Inbalt: Zweckmäßige Ventilationseinrich-

tung für Werkftätten. Zur Revision des Genofsenschaftsgesetzes. Verschiedene Mittheilungen. Auéstellungëwesen. Preisaus- schreiben. Literarishe Erscheinungen, Neues im Landes-Ge-

werbemuseum. Leistungen der Modellirwerkstätte der Königlichen Centralstelle vom 1. Juli bis 30. September 1888. Reichs-Pa- tente von Erfindern aus Württemberg.

Königsberg i. Pr., 5. November. (W. T. B.) Die BVetriebt- einnahmen der A A H Md Südbahn pro Oktober 1888 be- trugen na vorläufiger Feststellung im Personenverkehr 75 338 4, im Güterverkehr 501 461 Æ#, an Extraordinarien 17 681 Æ, zusammen 594480 Æ, darunter auf der Strecke Fishhausen—Palmnicken 4484 A, im Oktober 1887 provisorisch 441988 Æ, mithin gegen der. ent- sprehenden Monat des Vorjahres mehr 152492 #, im Ganzen vom 1. Januar bis 31. Oktober 1888 4 356 897 4 (definitive Ein- nahme aus russishem Verkehr nah russishem Stil), gegen provi- sorisch 3 263 542 im Vorjahre, mitbin gegen den entsprechenden Zeit- raum des Vorjahres mehr 1 993 355 H, gegen definitiv 3 431 241 „4 mehr 925 656 6

Gleiwitz, 3. November. (W. T. B.) In der heute abge- kaltenen außerordentlihen Generalversammlung der Oberschle- sishen Eisen-Induftrie-Aktiengesellschaft für Berg- bau und Hüttenbetrieb wurden die bisherigen Aufsihtsraths- mitglieder sowie die bisherigen Revisoren wiedergewählt und eine Anzahl Statutenänderungen nach dem Vorschlag des Aufsichtsraths einstimmig angenommen. S :

London, 3. November. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen- ladunlgen angeboten.

5. November. (W. T._B.) Die Getreidezufuhren be- trugen in der Woche vom 27. Oktober bis 2. November: Englischer Weizen 3495, fremder 28 392, englishe Gerste 1367, fremde 26 735, englishe Malzgerste 14 841, fremde —, englischer Hafer 521, fremder 141 L Englisches Mebl 19 319, fremdes 60629 Sack und 300 Fa N eco: 3. November. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 1020014 Tons

egen 929 999 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 81 gegen 85 im vorigen Jahre.

Mailand, 4. November. (W. T. B.) Die Einnahmen des Aa tientiBen Mitteimeer-Eisenbahnnezes während der dritten Dekäde des Monats Oktober 1888 betrugen nah provisorischer Ermittelung: im Personenverkehr 1555 29s Lire, im Güterverkehr 2 390 534 Lire, zusammen 3 945 830 Lire gegen 3 920093 Lire in der gleichen Periode des Vorjahres, also mebr 25 731 Lire.

New- York, 3. November. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 8768 401 Doll., davon für Stoffe 1733 115 Doll. Der Werth der Einfubr in der Vorwohe betrug 9095434 Doll. , davon für Stoffe 2 021 470 Dol.

Submisfionen im Auslaude.

I. Oesterreich. : H) 15. November, Mittags. Prag. K. K. Eisenbahndbetriebs- Direktion. Lieferung von: 1) Bleiplomben. 2) Robmetalle und Leairungen (Antimonium regulus, Bleis, Sélag- und Schnell-Lotb, Lötbzinn und Blozink). 3) Diverse Waaren und Bestandtbeile aus Messing, Kupfer und Packfong. 4) Walzfabrikate (Eifen- und Stahlblechz, Draßt, Walizeisen _ und diverse Stakblsorten). 5) Diverse Eisenwaaren (Drahtgewebe, Ketten, Nägel, Nieten, Robre, Srlinten, Schrauben, Drabtstifte 2c.). 2) 15. November. Villach. Dieselbe Bebörde. Lieferung von: Sélaalotb, Schnelllotb, Weißblech, Antimon, Messing- blech, Messinadrabt, Stangenmessing, OCIangres, Zink- blech, Blodckblei, Plattenblei, Kupferdrabt. 3) 15. Norember. Krakau. Dieselbe Behörde. Lieferung von: Antimonium regulas. Bleiröhren, Messingblech, Pack- fongtlech, Zinkblech, Bleiplomben, Kupferdraßt, Mesfing- draht, Schhiag- und Swnelllotb. 4) 15, November. Lemberg. Dieselbe Bebörde. Lieferung von: Antimonium regulus, Messingblech, Packfongble(, F ble, Plombirblei, Kupferdrabt, Messingdrabt, Blodiink, Messingbeftandtheile, fertig bearbeitete für Waggons; ferner : Dichtungsringe von Kautshuk für Wafferftandröhren, Kaut- shukplatten mit und obre Einlage. Kautschukringe für _ Prffer, Notbketten u. deral. und Kautschuks{läutbe diverse. 5) 16. November. Wien. Dieselbe Behörde. Lieferung von: : Antimonium regulns, Blodinf, Plattenblei, Blei- plomben, div. Zinkbleche, div. Messingblee, verzinntes Weißblech, Blockblei, Packfcngbleche. Il. Schweden. 16. November. Stockbolm. Königliche Telegraphen-Direktion. Lieferung von: 10 000 Stöck Porzellan-Isolatoren, 10 099 Stück Hacken mit Shraubenwindungen, 3 000 Stück Spannbaden, 109 000 kg galvanisfirter Eisendraht von 5,08 mm Durchmefser. Näkeres an Ort und Stelle.

Verkehrs - Anstalten.

Hamburg, 3. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Vammonia“ der Hamburg-AmerikanischenPadcketfabrt- Aktiengesellschaft ist, von New-York kommend, beute Mittag in Plymouth eingetroffen.

5. November. (W. T. B.) Der Postdamvfer „Ham- monia*“ der Hamburg - Amerikanishen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft ist, xon New-York kommend, beute Morgen 9 Ubr auf der Elbe, und der Dampfer „Nhbaetia* derselben Gefell- schaft, von Hamburg kommend, gestern Moergen 10 Ubr in New-York eingetroffen.

London, 3. November. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Drummond Caftle“ ift auf der Ausreise beute in Capetown angekommen, und von den Union-Dempfern „Merican“ und „Durban“ ift ersterer gestern auf der Ausreise von Soutb- bampton und leßterer geftern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

Theater und Musik.

Die Antrittérolle, welhe fch Hr. Fr. Mitterwurzer als Gaft des Königliven Scchauspielbautes erwäklt hatte, war die des „Conrad Bolz* in Gustav Freytog's „Journalisten“. Diese Rolle des „Bolz* gebört zu den liebenéwürdigften und dankbarfsten, welche das moderne Lustspielrepertoire aufzuweisen bat, und der Dar- steller deéselten ist im Großen und Ganzen eines Erfclges im Vceraus siber. Die Gestalt, welGe Hr. Mitterwurzer am Sonnabend darbot, untershied s& în wesentlien Zügen von der durh Gemüth und liebenzwürdigen Humor auêgezeihneten Leistung, welhe wir früher von Hrn. Liedtke zu sehen ge- wobnt waren. Der als Darsteller längst bewährte Gast betonte vor- zugsweise den geiftvollen, überlegenen und selbstbewußten Mann, dessen übermüthige Aeußerungen zumeist dem {arf beobachtenden Verstande entspringen; es lag mebr Satire und scharfe Jronie als milder Humor in seinem ganzen Wesen und Auftreten. Erschien \chon bierdurch älteren Theaterbesubern die Figur etwas fremdartig, so wurde dieser EindruckÈ noch verstärkt dur die etwas dialektish anklingende Sprache, welhe sch von dem Konversationston uaseres Königlichen Schauspiels, wenn auch nur s{wach abbob. Das trot- dem die Leiftung eine gewinnende und interessante war, bewies die warme Aufnahme, welche dieselbe fand. Was die übrigen Darsteller betrifft, so entfefselte die drastis&e Komik des Hrn. Krause (Schuock) und das überraschend lebendige und charakteriitise Spiel des Hrn. Vollmer als „Bellmaus* wieder wahre Stürme von Beifall ; nament- li leistete der leßtgenannte Künstler geradezu Erstaunlihes in der ftummen Gekterdensprahe, mit welcher er seinen lyrishen Empfin- dungen mit und obne Worte Ausdruck verlieh. Die Gesammt- vorstellung darf demnach als durþhaus woblgelungen bezeichnet werden und verdiente völlig den reichen Beifall, der ibr zu Theil ward.

Berliner Theater. Das Wochen-Repertoire ist folgender- maßen festgeseßt worden: Montag, den 5. November, „Demetrius“ (Clara Ziegler); Dienstag, den 6., „Der Königslieutenant“ (Friedrih Haase); Mittwoch, den 7.,, „Die Braut von Messina“ (Clara

iegler); Donnerstag, den 8., „Der Probepfeil* (Friedrih Haase); reitag, den 9. (8. Abonnements-Vorstellung) „Medea® (Clara iegler); Sonnabend, den 10., „Demetrius*“.

Die Sonnabendsvorftellung im Residenz-Theater wurde mit einem Einakter voa Labihe „Das Blaubuch* eröffnet. In der Erwartung, daß die werthvollere Gabe des Aberds das folgende Schauspiel sein würde, ließ man_ si diese, na eht französi\hem Lustspielrecept gearbeitete, mit Sc{lüpfrigkeiten reichlich gewürzte Kleinigkeit, wenn au nit ohne Protest gegen den frivolen Jnbalt, \{on gefallen. Die flotte Art, wie derartige Sachen gespielt werden müssen, verfehlt ihren Eindruck nit, und fo gelang es denn auch am Sonn- abend den Darítellern, dem Labiche'])chen Werkchen zu freundlicher Wirkung zu verhelfen. Hr. Pagay uad Hr. Wallner trafen den rih- tigen Ton, dasselbe gilt auch von Frl. Bertens, während Frl. Kuhn das Karmmermäden graziöfer und fofketter bätte spielen müssen.

_ Die Erwartung, welche man auf das folgende dreiaktige Schau- spiel: „Antoinette Rigaud“ vonRaimond Deslandes setzte,

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