1888 / 301 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Nov 1888 18:00:01 GMT) scan diff

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Nr. 134, S v. Olenhusen, Hauptm. und Comp. Chef im Scügyen- (Füs.) Regiment Nr. 108, Patente ihrer Charge verlieben. v. cke, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 139, zum Hauptm. u. Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 104 befördert. v. Schönberg, Pr. Lt. - m Inf. V r. 106, v. Oppen-Huld enberg, Pr. Lt. im Gren. Regt. Nr. 100, der Charakter als Hauptmann verliehen. Den Pr. Lts.: Kohl im Jäger-Bat. Nr. 13, Meyer im Inf. Regt. Nr. 104, Frhr. v. Keller, Hesse im Inf. Regt. Nr. 103, Ayrer im Jäger-Bat. Nr. 12, v. Drigalski im Inf. Regt. Nr. 102, Haeberlin, v. Kotsch im Inf. Regt. Nr. 133, v. Reyber im Jäger-Bat. Nr. 15, Patente ihrer Charge verlieben.

_ Lippe, Sec- Lt. im Inf. Regt. Nr. 139, Stegemann, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 133, zu Pr. Lts. befördert. Freiesleben, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 106, Hoch, - Sec. £t. im Gren. Regt. Nr. 101, Graf Vitßthum v. Eckstädt, Sec. Lt. im Gren. Regt. Nr. 100, der Charakter als Prem. Lt. verliehen.

21. November. Ernst Il. regierender vUeT von Sawsen-Coburg und Gotha Hoheit, Gen. Lt.,, zum General der Kav. befördert.

ImBeurlaubtenstande. 20. November. Frhr. v. Milkau, De, Lt. von der Res. des Karab. Regts., zum Rittm. der Reserve

efördert. Die Sec. Lts. der Landw. Kav. 1. Aufgebots: Spies

des Landw. Bats. Bezirks Zittau, Hahmann des Landw. Bats. Bezirks Chemniß, Creußnach des Landw. Bats. Bezirks 1. Dres- den, zu Pr. Lts.- der Landw. Kav. 1. Aufgebots befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 20. N o- vember. v. Wurmb, Major und Bats. Commandeur im Gren. Regt. Nr. 101, in Genehmigung seines Abschied8gesuhes mit der eseßlihen Pension und mit der Erlaubniß zum Forttragen der Re ts. Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen zur Disp. gestellt. v. Lenß, charakteris. Oberst z. D., unter Fortgewährung der geseß- lihen Pension und mit der Erlaubniß zum Forttragen der Uniform des Inf. Regts. Nr. 102 mit den vorgeschriebenen Abzeichen der er- betene Abschied bewilligt. i

Im Beurlaubtenstande. 20. November. S{ch{midt, Sec. Lt. von der Landw. Fuß-Art. 2. Aufgebots des Landw. Bats. Bezirks 1. Dresden, der erbetene Abschied bewilligt.

Im Sanitäts-Corps. 20, November. Dr. Stecher, œarafteris. Ober-Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt des Gren. Regts. Nr. 101, zum etatsmäßigen Ober-Stabsarzt 1. Kl, ernannt. Dr. Reichel, Stabs- und Abtheil. Arzt im Feld-Art. Regt. Nr. 28, zum Ober-Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des Inf. Regts. Nr. 103 befördert. Dr. Roe\ch, Stabs- und Bats. Arzt im Infanterie- Regiment Nr. 103, zum Feld-Art. Regiment Nr. 28 verseßt. Dr. Meyer, Assistenz-Arzt 1. Klasse im Infanterie-Regiment Nr. 102, zum Stabs- und Bats. Arzt im Inf. Regt. Nr. 103, Goesmann, Assist. Arzt 2. Kl. i. Gren. Regt. Nr. 100, z. Assist. Arzt 1. KL., befördert. Die Aisist. Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Seidel, Dr. Röftel des Landw. Bats. Bezirks Zittau. Gattermann, des Landw. Bats, Bezirks Plauen, Dr. Prüfer, Dr. Meyer des Landw. Bats. Bezirks Cbemniß, Dr. Marschner, Dr. Dillner des Landwehr -Bats. Bezirks I. Dresten, Dr. Buchheim des Landw. Bats. Bezirks I. Leipzig, zu Assist. Aerzten 1. Kl. der Ref.

befördert. : Kaiserliche Marine.

Ernennungen, Beförderungen, Verseßungen 2c. Berlin, 20. November. Kreß\{chmar, Torpeder-Unter-Lt. a. D. im Landw. Bats. Bez. Kiel, zuleßt beim Torpedo-Depot in Friedrih8ort, unter Beförderung zum Torpeder-Lt., als Torpeder-Lt. der Res. wiederangestellt. Hestermann, Maschinen-Unter-Ingenieur, mit Pension nebft Aus\iht auf Anstellung.ám Civildienst und feiner bisherigen Uniform der Abschied bewilligt. SUNeE: Marine-Ober- Zahlmeister, mit Pension, der Auésiht auf Anstelung im Civildienst und seiner bisherigen Uniform mit Ablauf des Monats Februar 1889 in den Ruhestand verseßt.

Nichkamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 28. November. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen gestern Vormittag um 10 Uhr den kommandirenden Admiral, Grafen Monts, und um 11 Uhr den Chef des Militärkabinets zu längeren Vor- trägen.

q Um 121/4 Uhr hatte der österreihish-ungarishe Militär- Bevollmächtigte, Oberst von Steininger, und um 123 Uhr die hiesigen englishen Geistlihen Reverend Earée und Bischof Wilkinson die Ehre des Empfanges.

Tp Laufe des gestrigen Vormittags traf die telegraphishe Nachricht hier ein, daß der Bundes-Präsident der \hweizerishen Eidgenossenschaft, Oberst Hertenstein, in der verflossenen Nacht dahingeschieden ift.

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Graf von Bismarck-Schönhausen, hat in Fol e dieser traurigen Nachricht an den hiesigen shweizerishen Gesandten, Herrn Oberst Roth, eine Note gerichtet und demselben darin die aufrihtige Theil- nahme der Kaiserlichen Regierung an dem {weren Verlust ausgesprochen, welchen Volk und Regierung der shweizerishen Eidgenossenschaft erlitten haben.

Der Bericht über die erige Sißung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (4.) Sißung des Reichstages, welcher der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Staats- sekretär von Boetticher, der Staats-Minister Bronsart von Schellendorff, der Staatssekretär im Reichs-Justizamt von Schelling, der Chef der Admiralität, Graf von Monts, der Staatssekretär des Reichs - Schazamts, Freiherr von Malgzahn-Gülg, sowie andere Bevdllmähhtigte zum Bundesrat) beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß die - zufolge der Bestimmung im §8. 28 Ab}. 2 des Gesetzes, betreffend die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozial- demokratie, vom 21. Oktober 1878 vorgeschriebene Dar- legung über die Anordnungen, welhe von der König- lih preußishen, der Königlih \sächsishen, der Groß- herzoglich e und der Regierung der freien und Hansestadt Hamburg unter dem 26. September, 28. Zuni und 28. September d. J. mit Genehmigung des Bundesraths getroffen worden sind, und der Geseßentwurf, betreffend die Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenshasten, ein- gegangen sind.

uf der Tagesordnung stand als erster Gegenstand Fort- seßung der ersten Berathung des Entwurfs eines Ge- Lees betreffend die Feststellung des Reichshaus- alts-Etats für das Etatsjahr 1889/90, nebst Anlagen und einer Denkschrift in Verbindung mit der ersten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, d r die Aufnahme einer Anleihe für M eue dey Verwaltungen des err dds der Marine und der Reihs-Eisen- ahnen

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Der Abg. Liebknecht bedauerte zunächst, daß im Gegensaß den friedlichen Aeußerung der de die offizió Presse bhais hren- hegeris: s Ton rer rede edlichen Ent:

widckelung der Dinge entgegenwirke. Die Ausgaben E das Reich, für das Heer und die Marine hätten fi seit der Gründung des Deutschen Reichs stetig vermehrt und dies beweise den ungesunden Zustand der Dinge, der in leßter Reihe ur sei auf die ge IOmtiGen Umstände, unter denen die Einigung Deutschlands vollzogen habe. Die Einigung sei nicht von unten herauf, vom Volk aus er- olgt, und deshalb werde das Reih auch nur auf gewaltsame

eise zusammengehalten; es fehle die Freiheit. Der Vor- wurf der Reichsfeindschaft, den man einem großen Theil der Wähler mache, sei vit o unbegründet; im Falle des Angriffs Seitens einer feindlihen Macht sei auch der leßte Sozialdemokrat verpflichtet und bereit, seine Pflicht ür das gemeinsame Vaterland zu thun. Durch derartige

hrasen errege man bei dem Auslande nur Hoffnungen auf die Uneinigkeit im Jnnern des deutschen Volkes. (Schluß des Blattes.)

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich \{warzburg-sondershausenshe Staats-Minister vonWolf fers - dorf, ist von hier wieder abgereist.

Der Königlich Pr iGe Gesandte am hiesigen Aller- oen Hofe, Graf von Lerchenfeld-Koefering, ist von

rzem Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Ge- schäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Se. Dur@Ghlaucht der Prinz Friedrih von Hohenzollern, General-Major à la suite des 2. Garde- Dragoner-Regiments und Commandeur der 3. Garde-Kavallerie- Brigade, ist von Urlaub nach München und Ludwigslust hierher zurüdckgekehrt.

Baden. Karlsruhe, 26. November. (Karlsr. Ztg.) Der Erbprinz von Anhalt ist gestern Abend von Baden- Baden nach München abgereist. :

eff}en. Darmstadt, 28. November. (W. T. B.) Der

Großfürst und die Großfürstin Sergius von Ruß- land sind heute Vormittag, von Florenz kommend, zum Besuch der Großherzoglihhen Familie hier eingetroffen.

Oldenburg. Oldenburg, 27. November. Nach einem der Landessynode vorgelegten Geseßentwurf, betreffend die Mitwirkung des Ober-Kirchenraths beim kirhlihen Bauwesen, sollen Neubauten von Kirchen, Kapellen, Kirchen- und Glocken- thürmen sowie die Herstellung von Altären, Kanzeln, Lese- pulten, Orgeln und Gestühlen, ferner die Errihtung von Denkmälern in oder an Kirchen und Kapellen 2c, ferner Aende- rungen an solchen Gebäuden und Einrichtungen, sofern sie nicht offenbar ohne Bedeutung für die Haltbarkeit, den gottesdienst- lichen Zweck oder den Werth des Gegenstandes in Bezug auf Kunst oder Geschihte sind, der Genehmigung des Ober- Kirchenraths unterliegen. Diesem Geseßentwurf wurde in der heutigen Sizung in erster Lesung zugestimmt. Der Geset- entwurf, betreffend das Minimalgehalt der Pfarrer, wurde auch in zweiter Lesung angenommen.

, Oesterreich-Ungarn. Pest, 26. Nopèmber: (Prag. Ztg.) Im Abgeordnetenhause wurde der Antrag des Abg. Seanii betreffend die Errichtung eines unabhängigen Gerihts zur Entscheidung von angefohtenen Wahlen, abgelehnt, nachdem der Justiz-Minister die Vor- lage eines diesbezüglihen Gesegentwurfs in der nächsten Session in Aussicht stellte. 2 27. November. (W. T. B.) Die hiesige Handel s- kammer unterzog die politishe Thätigkeit und die Ungarn feindlihe Haltung ihres Sekretärs Stein- acker, welher sih am 23. d. M. im Abgeordnetenhause bei der Berathung über die Nationalitätenfrage wiederholte Ordnungsrufe zugezogen hatte, einer strengen Prüfung. Da Steinacker hierbei einräumte, daß sein Verhalten Tadel ver- diene, und feierlih erklärte, daß er ein rückhaltsloser An- hänger des ungarishen Staats sei und in Zukunst \ich jeder Thätigkeit und Aeußerung, welche der öffentlihen Mei- nung und den Jntentionen der Handelskammer widerspräche, enthalten werde, so wurde dem Antrag, Steinacker seines ostens als Sekretär der Handelskammer zu entheben, keine olge gegeben und Steinacker nur eine Rüge ertheilt. Die Blätter sprechen sih über dieses Vorgehen der Handelskammer zustimmend und anerkennend aus. 28. November. (W. T. B.) Der Abgeordnete Steinacker hat sein Mandat niedergelegt.

Großbritannien und Jrland. London, 27. November. (A. C.) Der Königin wurde gestern in Schloß Windsor von dem Marquis von Salisbury der neu ernannte öster: Ae Botschafter, Graf Deym, vor- gestellt, welcher der Monarchin sein Beglaubigungsschrei- ben überreichte.

27, November. (W. T. B.) Das Oberhaus erledigte heute die Einzelberathung der Eidesbill und verwarf sämmtliche Abänderungsanträge.

Jn der heutigen Unterhaussigung erklärte der Staats- sekretär der Kolonien, Baron Worms: die Regierung dave unter den obwaltenden Umständen eingewilligt, auf den

unsch Blake's von dessen Ernennung zum Gouverneur in Queensland Abstand zu nehmen. Der Unter-Staatssekretär des Auswärtigen, Fergus son, erklärte: die Pforte behaupte, die englishen und österreihishen Pächter der Haidarpasha-Jsmidt- Eisenbahn hätten die Kontraktbedingungen nicht erfüllt; die Pforte beanspruhe deshalb den Wiederbesiy der Linie. Der Botschafter White habe intervenirt, um die Pächter gegen den wiltkürlihen Akt der Beschlagnahme zu schüßen. Der Fall involvire Rechtsfragen. Thatsachen seien nur durch einen Schiedsspruch oder die einschlägigen Gerichte zu ent-

heiden. 28. November. (W. T. B.) Die Königin hat die Ernennung James Monro's zum Leiter der Lon-

doner Polizei bestätigt.

Frankrei. Paris, 27. November. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Ministerraths erklärte der Justiz-Minister Férouillard: er werde die neuerdings eingegangenen Anträge auf gerihtlihe Verfolgung Numa Gilly's der Kammer heute noch nicht vorlegen, sondern warten, bis die nöthigen Formalitäten erfüllt seien, um dann die jezigen Anträge zugleih mit den früheren zu deponiren, was voraussihtlich am Donnerstag geschehen könne.

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Die Deputirtenkammer erklärte in ihrer heutigen Sibßung die Wahl Boulanger's im Departement du Nord für gültig. Einem Theil der Sißung wohnte Wilson bei. Die Bez1athung des Finanzbudgets wurde beendigt und alsdann beschlossen, von Freitag an alle Tage Sizungen abzuhalten. Der Präsident Méline erklärte: er habe ein Gesuch zum gerihtlihen Vorgehen gegen einen Deputirten erbalten. Die Sitzung wurde darauf geshlof}en.

Boulanger wird seine Mandate als Deputirter der Somme und der Charente inférieure niederlegen und nur das im Departement du Nord behalten. Wie verlautet, wird Graf Dillon im Departement der Somme kandidiren.

Jn einer Versammlung des- „Grand Orient“ wurde beshlossen, an der Kundgebung: am 2. Dezember am Grabe Baudin's theilzunehmen.

(Köln. Ztg.) Die Deputirten Raynal und Compayre haben ebenfalls gegen Gilly Verleumdungs- klagen angestrengt; ebenso wird der Banquier Veil- Picard den Deputirten Wilson wegen Verleumdung be- langen. Fn den Wandelgängen der Kammer wak man fast einstimmig der Ansicht, daß die Kundgebungen vom Sonn- tag die boulangistishe Bewegung nicht gefördert haben; das thatkräftige Auftreten der Regierung findet e Anerkennung, und die boulangistishen Deputirten sind fehr unzufrieden mit ihrem Erfolg.

Lille, 27. November. (W. T. B.) Jnfolge des er- neuten Strikes in Charleroi und der Bewegung im Borinage hat der Präfekt des Departements du

Nord die nöthigen Sicherheitsmaßregeln, speziell an

der Grenze zwischen Lille und Avesnes, getroffen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. November. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ be-

4 merkt bei Darlegung des Zwecks der neuen Anleihe, es sei

klar erwiesen, daß dieselbe weder einer kriegerischen Bestimmung noch zur Erhöhung des Defizits diene. Außer den ökonomischen Vortheilen werde die Anleihe dem Staatsschaß eine jährliche Ersparniß von 483 000 Metallrubel während 25 Jahre ein- bringen. Die Anleihe treffe vielmehr Vorsorge für die Be- dürfnisse des Handels und der S era Ungeachtet der Pe- rioden einer großen industriellen Thätigkeit, sei eine zeit- weilige Emission von Kreditbillets nothwendig. Die erste Emission von 15 Millionen stehe auf dem Punkt zurück- gezogen zu werden, aber man sehe für nähsten Sommer eine zeitweilige Emission von 75 Millionen Rubel vor. Die Anleihe von 1889 werde also den Jnteressen des Handels dienen, ohne auf den Werth des Papier-Rubels zu drüdcken. Schließlih bemerkt das Journal : beim aufmerksamen Lesen des betreffenden Ukases werde man inne, daß es sich um ein allgemeines System einer stufenweisen Konversion der Staats- huld handle.

talien. Rom , 27. November. (W. T. B.) Das Konsistorium zur Präconisirung der Bischöfe findet um die Mitte Dezember statt; das nächste Konsisto- {rium zur Ernennung von Kardinälen wird wahrscheinlich bi3 zum März verschoben werden. :

28. November. (W. T. B.) Der Finanz-Minister wird heute in der Deputirtenkammer das abgeschlossene Budget für 1887/88 richtig stellen und den Vor- anshlag pro 1888/89 sowie das Präliminare pro 1889/90 vorlegen; gleichzeitig wird derselbe die Finanzmaßnahmen für die außerordentlichen Militärausgaben detailliren. Dem „Popolo Romano“ zufolge werden diese Maßnahmen die zeitweilige Wiederherstellung von zwei Zehnteln des Kriegs- zuschlages auf die Grundsteuer und die Erhöhung des Salz: preises auf 55 Centesimi pro Kilo in sich sch{ließen. „Esercito“ bemerkt: der Finanz-Minister werde für die außerordentlichen Ausgaben der Armee und Marine 120 bis 130 Millionen verlangen; es handle \ih theils um Vorshüsse auf die vom Parlament bereits genehmigten Kredite, theils um außerordentliche Ausgaben, wie um die Vermehrung von Gewehren für die Territorialmiliz.

Afrika. Egypten. Kairo, 27. November. (W. T. B.) Ein englisches Jnfanterie-Regiment und 100 Mann beritten gemachter Jnfanterie haben Befehl erhalten, \ih unverzüglih nah Suakim zu begeben. |

(A. C.) Aus Suakim, vom 23. November wird gemeldet: :

Am leßten Dennerstag Nachts unterhielt der Feind eine starke Kanonade gegen das Fort Germarji, ohne indessen viel Schaden an- zurihten. Gestern Abend fand’ ein energischer Angriff auf beide Wasser- Forts statt. Die ganze Nacht hindur wurde lebhaft gefeuert ; das Rejul- tat ist noch nit bekannf. Ein Dampfer fährt heute nah Mafsovah ab. Es werden Vorbereitungen getroffen, um alsbald nach der Ankunft des 10. Neger-Bataillons aus Egypten den Angriff auf die Ver- \hanzungen des Feindes zu beginnen. Die Rebellen ziehen Ver- stärkungen heran, und man muß si daher auf einen heftigen Kampf gefaßt machen. Der Gesundheitszustand und die Stimmung unter der egyptishen Garnison sind vortrefflich.

Zeitungsftimmen.

„Die Jndustrie“ schreibt in einem Artikel : „Ham- burg nah dem Zollanshluß“ :

„Die Vollziehung des Hamburger und Bremer Zollanshlusses erwähnen die Londoner Blätter in einer Weise, welche deutlich erkennen läßt, daß sie das rihtige Verständniß von der handelspolitischen Tragweite diefes neuesten Fortschritts der nationalen Einheit Deutsch- lands besißen. Am unumwundensten äußert \sich die „St. James Gazette“, indem sie, mit bcsonderem Hinweis auf Hamburg, reibt : „Hamburgs Handelsausfichten können kaum glanzvoller sein, für seinen Hafen und seine Lagerbäuser sind 6 Millionen Pfund ausgegeben worden; und mit diefer trefflihen Ausrüstung tritt es beute in eine neue Laufbahn ein, welche sehr leiht den großen englischen Häfen Abbruch thun kann. Liverpool, das schon unter dem Mitbewerb von Antwerpen hat leiden müssen, dürfte wahrsheinlich am ungünstigften betroffen werden; aber wenn die britishen Kaufleute und Verkehrs- vermittler niht sharf auf dem Posten sind, so wird selbst der Lon- doner Play die Wirkungen der Verjüngung Hamburgs frag 9e

Nachdem den mehr als großartigen Zollanshlußbauten Hamburgs durh den Kaiserbesuch die politishe und patriotishe Weihe gegeben war, hat nunmehr auch der Handels- und Gewerbestand Alldeutsch- lands durch die von ihm in großer Anzahl entsandten Vertreter in diesen Tagen festlich Kenntniß von- den dem friedlihen Wettbewerb der geshäftstreibenden Völker der ganzen Erde, in erster Linie aber dem deutshen Handelsverkehr gewidmeten neuen Verkehrsanlagen der alten, angesehenen Pan tant Hamburg genommen. Mit echt nordischer Gastfreundschaft hatte die Handelskammer des ersten unter den festländishen Seehandelspläßen die Einladungen zu einer Zu- sammenkunft an sämmtliche Handelskammern, kaufmännishe Körper- schaften und wirthshaftlihen Vereine Deutschlands erlassen, und von den benachbarten Hafenstädten, aus dem fernsten Often vom Meeres-

amts.

ftrande sowie aus dem deutshen Süden vom Fuß der Alpen baben die Vertreter der Geshäftswelt diesem Rufe freudig Folge n Daten Es ift bei dieser Gelegenheit eine Auslese der fausmännishen und Cehgemartiten Welt beisammen gewesen. Wohl noch nie fah

eutshland desgleichen, Hamburg oder eine andere deutshe See- ftadt sicherlih nit! Werden auch die hberrlihen Junitage, welche vor zwei Jahren zur Eröffnung der Reichs-Postdampferlinien dort begangen wurden, in ihrer Art niemals übertroffen werden Fönnen, da sie den Besuchern ein abgerundetes, ein vollständiges und reiches Bild der zweitgrößten deutschen Seestadt in Verbindung mit einem ganz einzig dastebenden nationalen Ereigniß von großer Ver- kehrstragweite geboten hatten, so überstieg do die jeßige Zusammen- kunft durch die Zahl der Theilnehmer und dur die Ersireckung der Einladung auf sämmtlihe Handelskörpershaften Deutschlands, sowie av die Bedeutung des FRuanes „für die deutsche Wirthschafts- thätigkeit jede vorhergegangene Vereinigung deutscher Handels- und Gewerbetreibenden. it Stolz muß es die Brust des Hamburger Bürgers ‘erfüllen, daß die alte Hansestadt in diesen Tagen wiederholt den Schauplaß sür hohLedeutsame Kundgebungen deutscher Kraft und deutscher Tüchtigkeit gebildet hat, daß die gesammte große Handels- welt Curopas auf den gegenwärtigen Zusammenfluß der hervor- ragendften Angehörigen des inländishen Handels- und Gewerbestandes blickdte. Die Erzeugung und Mehrung der Güter geht mit der Kultur der Welt Hand in Hand, der Kaufmann, der Fabrikant wirkt an einem Theil mit zur Hebung des Menschengeshlechts, zur Berbesserung es Daseins des letzteren, und er nimmt daher mit berechtigtem Selbstgefühl den hervorragenden Platz ein, welchen er in Deutschland \{chon im Mittelalter sih errungen hatte und nun neuerdings mit dem gewaltigen Aufschwung der großgewerblihen Thätigkeit und des Ver- Tehrswesens im Sturmschritt sich wieder erobert hat.

Mit dieser hochangesehenen und bedeutsamen Versammlung haben nunmehr die Zollanschlußfeierlihkeiten ihren endgültigen Abschluß ge- funden. Die S(hlußsteinlegungen in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers, begleitet von Mitgliedern des Bundeëraths, des Reichstages und' dnderen hohen Würdenträgern war ein Akt von hochpolitischer Bedeutung. Die bis dahin bestandene Zollshranke zwishen dem Patueger Staatsgebiet und demjenigen der benachbarten Bundes- taaten ist gefallen, der freie Verkehr mit dem gesammten übrigen Drutschland ift hergestellt, und dabei hat Hamburg einen Freihafen von genügender Größe behalten, um den Welthandel in seiner bis- herigen Weise ungestört fortbetreiben zu können. Hamburg sieht heute mit Befriedigung auf den Tag des Zollanshlusses zurück und hegt die zuversichtlihe O, daß die vorgenommenen großen Umwälzungen in seinem Verkehrsleben ihm und dem gesammten deutschen Vater- lande zum Segen gereichen werden. Die Vertreter des Handels und der Industrie aus allen Gauen Deutschlands waren in diesen Tagen in Hamburg versammelt, nicht um einer politishen Handlung beizu- wohnen, sondern um wirthschaftlihe Jnteressen zu verfolgen, um Kritik zu üben an Dem, was seit der denkwürdigen Abmachung mit dem deutshen Reihe im Jahre 1881 geschaffen worden ist, und daß [eßtere für Hamburg nit ungünstig ausgefallen, ist heute eine allseitig anerkannte Thatsache.

Fragen wir aber nunmehr nach denjenigen Folgen, wel§e der Zollanschluß für das deutshe Binnenland haben wird, so sind zweierlei Vortheile zu unterscheiden, welhe das leßtere von diesem Ereignisse zu erwarten hat. Der nähstliegende besteht darin, daß dur den An- \chluß Hamburgs, Altonas, anderer preußishen Gebietstheile und des Bremischen Gebiets eine sehr kauskräftige Bevölkerung von etwa 800 000 Köpfen als Verbraucher in das deutsche Zollgebiet eingetreten ist, von welhen etwa 500 000 Hamburger sind. Dieser Zuwachs

wird einen ansehnlihen Mehrverbrauh deutsher Waaren bewirken, -

welcher sich für Kleidung, Ernährung und Einrichtungsgegenstände jährlih immerhin auf einige Millionen Mark belaufen dürfte. In- sofern ift der Reihsbeitrag zu den Kosten des Zollanschlusses eine ganz gute Anlage.

er weitere und größere Vortheil aber wird darin bestehen, daß Hamburg in noch erheblicherem Umfang als bisher der natürliche Vermittler für die gesammte deutsche Ausfuhr nach den überseeischen Ländern werden wird. Wie \ich die Dinge schon in den wenigen Jahren seit dem Abschluß der Vereinbarung entwickelt haben, liegt hier eine große Zukunft für Hamburg, wie für die deutshe Exrport- Industrie. Bei der Berathung des Reichstages über den Kostenbeitrag von 40 Millionen Mark am 21. Januar 1882 sprach als Kommissar des Bundesraths Herr Roeloffs in dieser Hinsicht sehr treffende Worte; er sagte u. A.: :

„Ich glaube, Das, was ih Ihnen soeben geschildert habe, ift doh ein reeller greifbarer Rugen der Vorlage für die deutsche Industrie und für den deutshen Exporthandel; es sind doch keine Visionen, wenn ich auch niht mit Zahlen im Einzelnen belegen kann, wie nah 8 Jahren \sich die Verhältnisse in dieser Beziehung ent- wickelu mögen. Die Hamburgischen Geschäftsleute halten diese Art der Entwicklung für eine wahrscheinliche, für eine rationelle, für eine au ihrem Geschäftsbetrieb günstige. Hieran knüpft sich aber ein Nutzen, der von weitersehenden Geschäftsleuten als ein noch be- deutenderer angesehen wird, nämlih die engere Beziehung zwischen dem Hamburger Exporthandel und der deutshen Industrie. Es mag ja scherzhaft klingen, aber es ist nihtédestoweniger wahr, es giebt no eine ganze Reihe von Hamburger Exporteuren, welhe noch recht viel in Deutschland zu entdecken haben in Bezug auf die Leistungs- fähigkeit der deutshen Industrie, und umgekehrt giebt es auch recht viele deutshe Fabrikanten, welhe noch recht viel zu entdecken haben in Bezug auf den Nutzen, welchen die wihtige Verbindung zwischen der deutschen Industrie und dem Exporthandel ihnen gewähren kann.“

Das ist vollkommen richtig; die Verhältnisse haben si in den sech8 seitdem verflossenen Jahren bereits in vielversprehender Weise gerade nah dieser Richtung hin entwickelt. Die Hamburgischen Aus- suhrhäuser haben in der That, während früher erklärliher Weise ihre Aufmerksamkeit mehr auf das Ausland gerichtet war, inzwischen entdeckt, daß sih seit Jahren die Industrie in Deutschland hoch ent- widckelt hat und daß beute deren Erzeugnisse in Bezug auf die Ge- diegenheit des Rohstoffes und der Form mit den gleichartigen Her- vorkringungen des Auslandes erfolgreih wetteifern können. Die in- ländishen Gewerbetreibenden baben si andererseits beeilt, die ihnen gebotenen Gelegenheiten zur Erweiterung ihres Absaßzes auf dem Weltmarkte wahrzunehmen. Dur Bestellung ständiger Vertreter in Heurg, durch Mustersammlungen und die Anknüpfung persönlicher

eziehungen zu der ersten deutshen Handelsstadt ist bereits viel ge- e der Fortfall der Zollershwerungen wird hierin sicher noch weiter förderlih fein, indem vor Allem die Rücksendung von Mustern oder Lagerartikeln ja nunmehr wesentlich vereinfacht ist. Welche sonstigen Veränderungen in handelswirthshaftliher Beziehung aus dem Zollanshluß für Hamburg hervorgehen dürften, haben wir erst kürzlih in einem Aufsaße des Näheren besprochen.

Seit der Begründung des neuen Deutschen Reichs hat Hamburg gewaltige Fortschritte gemacht, weil die bis dahin s{chlummernden wirthscaftlihen Kräfte der Nation frei geworden waren zu that- kräftigem Schaffen ; so wird, hoffentlih und voraussihtlih, die voll- zogene Neugestaltung der Verhältnisse au jeßt Hamburg wieder den Anstoß geben zu erhöhter Thatkraft und gedeihliher Entwickelung.

schehen ; f

Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheits- Nr. 48. (— Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswohe. Dienstunfähigkeit und Sterblichkeit der deutschen Eisenbahn-Beamten. Sterbefälle in deutshen Städten von 40 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken, Sterblichkeit in deutschen Orten 2c. 1]. Quartal 1888. Desgl, in größeren Verwaltungs- gebieten. Aerztlicher Bericht über den Londoner Hafen. Witte- rung. Grundwasserstand und Bodentemperaturen in Berlin und München, Oktober. Zeitweilige Maßregeln 2c. Thierseuchen in der Schweiz, Juli und August. Desgl. in Belgien, 2. Vierteljahr. Medizinal - Gesetzgebung 2c. (Deutsches Reich.) Petroleum.

(Preußen.) Pferdemeßzgereibetrieb. Petroleum. Anlagen zur Anfertigung von Cigarren. bleiungs-, Verzinnungs- und Ver- zinkungsanstalten, sowie Anlagen zum Trocknen und Einsalzen gegerbter Thierfelle. (Sachsen. Dresden.) Verhütung der Verbreitung an- stedender Krankheiten in der Schule. (Württemberg.) Viebtrans- port nah den Nordseehäfen. (Medcklenburg-Streliß.) Erhebungen Über Perlsucht unter dem Rindvieh. (Sachsen-Meiningen.) Be- seitigung von Ansteckungsstoffen bei Viebbeförderungen auf Eisenbahnen. (Schwarzburg-Rudolstadt.) Beförderung von lebenden Thieren auf Eisenbahnen. (Reus ä. L) Desgl. Prankrei@) Färben von Kinderspielzeug. echtsprechung. (Reihsgericht.) Verkauf finnigen Schweinefleishes als Nahrungsmittel. Kongresse, Verhand-

[lungen von geseßgebenden Körperschaften, Vereinen 2c. (Bayern )

Aerztekammern. (Großbritannien.) Enquete, betref. L )

und Tuberkulose des Rindviehs. Geschenkliste. E O Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 474. Inhalt :

Nichtamtliches: Aus dem Reichshaushalts-Etat für 1889/90. Ver- e Ama in Ne @. S. Bes Pari tung zum Auf- zieben und Niederlafsen von Rollläden. Besuchsziffer der technis{hen Hochschule in Karlsruhe. E

Eisenbahn- Verordnungs-Blatt. Nr. 31. Inhalt: Allerhöchster Erlaß, betr. die Ausdehnung des öffentlihen Verkehrs auf die Strecke Berlin— Zossen der Militär-Esenbahn. Vom 3. Okto- ber 1888. Allerhöhste Urkunde, betr. die von der Kreis Altenaer Scmalspurbahn-Gesellshaft beschlossene Vermehrung ihres Grund- kapitals durch Ausgabe weiterer Aktien Litt. 4 im Betrage von 220000 M und Ermäßigung des von dieser Gesellshaft zu bildenden Spezial-Reservefonds. Vom 14. November 1888. Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: vom 31. Oktober 1888, betr. Betriebseröfnung neuer Bahnstrecken. Vom 13. November 1888, betr. Unfälle der Postbediensteten im Eisenbahnbetriebe. Vom e 1888, betr. Statistik der Güterbewegung. Na- richten.

Statistische Nachrichten.

Der „Statistik der deutshen Reihs-Post- und Telegraphenverwaltung für das Kalenderjahr 1887“ sind folgende Mittheilungen entnommen: Das deutsche Neihs-Post- und Telegraphengebiet umfaßt 445 22064 qkm (auétschließlih 4343,81 qkm Wasfserfläche) mit 39 440 308 Einwohnern nach der Zähs lung vom 1. Dezember 1885; es entfallen biernach dur&schnittlih 89 Einwohner auf 1 qkm. Die Gesammtzahl der Postanstalten betrug im Jahre 1887 17 347 (1886 16 592), die Gesammtzahl der Reihs-Telegraphenanstalten 9400 (1886 8841); die Zahl der Post- brieffasten belief \sich auf 63 850 (1888 61 144). Reichseigene Post- und Telegraphenzrundstücke gab es 372 (1886 361). Die Gesammt- zahl der Beamten, Unterbeamten, Posthalter und Poftillone betrug 88 606 (1886 85 550), die Zahl der überhaupt dur die Post beförderten Sendungen belief sich auf 2 078 756 348 (1886 1 920 961 101), die Zahl der beförderten Telegramme auf 19 858 819 (1886 18 659 706). Der Gesammtwerth der durch die Post vermittelten Geld- u. \. w. Sen- dungen betrug 17 035 916 945 k (1886 15 838 250 384 M) und das Gesammtgewiht der durch die Post beförderten Päckereien 364 975 590 kg (1886 352111 620 kg). Die Gesammteinnahmen beliefen fich auf 189 931 092 4 (1886 179 853 964 4), die Gesammt- ausgaben (einshl. der einmaligen Ausgaben von 4 235529 A im Jahre 1887/88 und von 4140955 4 in 1886/87) auf 163 600 449 A (1886 156 308 120 A), der Uebershuß betrug demnach 26 330 643 4 (1886 23 545 844 M). Von der angeführten Gesammtzahl der Postanstalten waren 530 (1886 524) Postämter I., 590 (1886 580) Postämter IL, 2717 (1886 2711) Postämter IIL, 5567 (1886 5367) Postagenturen, 141 (1886 145) selbständige niht etats- mäßige Stadtpostanstalten, 266 (1886 263) nicht selbständige Postanstalten, d. \. räumlih getrennte Zweigstellen am Ort vorhan- dener Postanstalten, 7479 (1886-6945) Posthülfsstellen, 33 (1886 33) Bahnpostämter und 20 (1886 21) Umspannorte, in Summa 17 343 (1886 16 589) Postanstalten im Deutschen Reichs-Postgebiet ; dazu tommen im Auslande 1 deutshes Postamt in Konstantinopel und 3 (1886 2) Postagenturen in Kamerun, Apia und Shanghai. Unter den Postanstalten im Reichs-Postgebiet waren nur während eines Theils des Jahres (an Kurorten u. \. w.) errihtet 39 (1886 43), E mit Telegraphenbetrieb waren 9285 (1886 8733) vor-

anden, mit Steuerstellen vereinigte Postanstalten 107 (1886 97), mit Eisenbahnstationen vereinigte Postanstalten 390 (1886 378). Von den 17 343 Postanstalten des Reichs-Postgebiets in 1887 und 16 589 in 1886 kam in 1887 je eine auf 25,7 gkm resp. auf 2274 Einwohner und in 1886 auf 26,8 gkm resp. auf 2377 Einwohner. Die Zabl der Orte mit Postanstalten betrug 16 752, davon sind 4193 an Eisenbahnen be- legen; die Zahl der Orte, in welchen Postbriefkasten aufgestellt waren, belief sih auf 43 010 (1886 42014). Von dem 88 606 (1886 85 550) Personen umfassenden Gesammtpersonal der Reihs-Post- und Tele- graphenverwaltung waren 32588 (1886 30964) Beamte, 50 748 Cas 49 278) Unterbeamte, 1006 (1886 1014) Posthalter und 4264 1886 4294) Postillone. Posthaltereien gab es Ende 1887 1129 (1886 1157), darunter befanden sich 3 reihseigene; die Zahl der Post- halter belief sich auf 1061 (1086 1884), darunter 55 (1886 70), die zugleich Vorsteher von Postanstalten waren. . Der Bestand an Post- pferden betrug 10 588 (1886 10 687), darunter 694 (1886 695) reihs- eigene; für Landbriefträger waren 1834 (1886 1709) Pferde vorhanden. Der Gesammtbestand an Postwagen und Schlitten betrug 1887 13 820 (1886 13 457).

Das „Jahrbuch für bremische Statistik“, heraus- gegeben vom Bureau für bremische Statistik, ist im Jahrgang 1887 (IT. Heft: „Zur allgemeinen Statistik der Jahre 1885, 1886 und 1887“ ; Bremen 1888, G. A. von Halem) erschienen, Wir werden auf den Inhalt noch näher eingehen.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

__ In den Aus stellungsräumen des „Vereins Berliner Künstler“ (Architektenhaus, Wilhelmstraße 92) nimmt Weiser's „Gestôrte Trauung“ nah wie vor das Hauptinteresse der Besucher in Anspruch, aber auch die anderen dort ausgestellten Werke verdienen Peactung und werden dem Kunstfreunde zum Theil viel Vergnügen ereiten.

Unter den Landschaften sehen wir einige von Bröker, dessen gefälligen Miniaturarbeiten wir \{chon auf der leßten akademischen Kunstausftellung begegneten; au die hier befindlihen werden Freunde in vén Edenbrecher's „S{chlecht Wetter“ ift eine recht tüchtige eistung. Schnee is durch einen „Waldbah* vertreten, Gude mit einigen Strandlandschaften. Von dem unlängst verstorbenen Hallaßz findet sih eine „Holländisbe Müble“ vor. Neubert's „Heideland- schaft“ wird Manchem gefallen. F. Sturm hat mehrere wirkungs- volle Marinen ausgestellt; auch H. Eschke ist vertreten. Ein stimmungsvolles und gut dur{hgeführtes Bild is Nietgce's Marine: „Meereseinjamkeit*; der erhabene Charakter des weiten Meeres nach einem Orkan ist hier trefflich wiedergegeben, Wasser und Luft sind tüchtig behandelt. Hohmann zeigt in seiner „Pferde- shwemme* jenen \ilbrigen Ton, wie er neuerer Zeit so beliebt ge- worden ist. Possart's „Madonna am Frauenchiemsee* entbehrt zeich- nerisch wie koloristish des Reizes, besser gefielen uns seine Landschaften. R. Pape führt uns in gefälliger Weise eine hübsche Mgugait vor, desgleichen A. v. d. Velden. Hellrath's „Klosterweiher“ ist hübs gean. H. Schleich versuht mit großem Geschick Lichteffekte dar- zustellen, und ihm gelang dies in sehr erfreuliher Weise in den von thm hier ausgestellten Mondlandschaften. A. Wohlenberg lieferte zwei auber und energisch behandelte Landschaften, mit Kreide gezeichnet. on W. Erdmann und anderen Künftlern sahen wir eine Reihe von Landschaften, die wir nicht eiuzelu erwähnen wollen.

Von Porträts und Studienköpfen findet sich gleihfalls eine Reihe von mehr oder minder tüchtigen Arbeiten vor. Wir \aben Werke von Breitbah, Wedepohl, A. Schwarz, Rohde, Kuhy, Schid,

Marie Crelinger. Gabriel Max ist durch eine Vestalin vertreten, in

welcher sich seine bekannte Eigenart bekundet. Von P. Heydel sahen wir ein sauber ausgeführtes Mädchenporträt.

Die Genremalerei ist durch eine ganze Anzahl von Werken vertreten. Hirth du Frênes stellte ein Bild aus betitelt, „Probe*® ; dasfelbe zeigt gefällige Komposition, würde bei kräftigerer Farben- gebung aber wohl größere Wirkung erzielen. Von Bock sahen wir drei recht ansprehende Arbeiten: „Prosit*, ein Bild, das seinen Käufer gefunden hat, ferner ein realistish gehaltenes Stim- mungsbild: „Bete und arbeite" und einen humoristish dar- gestellten „Amateur“. Auch Geißler's „Civilisirt“ bekundet bei guter Ausführung ansprechenden Humor ; sein zweites Bild: „Kladdergdatsch“ behandelt gleichfalls einen komischen Vorwurf und ift eiwas glatt gemalt. Rabes' „Wohlthuende Wärme“ könnte etwas weniger nühtern sein. Von Streit sahen wir eine Miniaturarbeit: „So geht 1: he ent wenn der Meister niht zu Hause ist“, ein recht sauberes

ilden.

Die Aquarellmalerei is durch einen namhaften Künstler vertreten, indem nämlich Woldemar Friedrich eine Kollektion von Skizzen aus Indien ausstellt, welche durch die interessanten, in ihnen dargestellten Vorwürfe den Zuschauer fesseln, zugleich auch wieder den Beweis dafür ablegen, wie gerade die Aquarellmalerei zur Aufnahme derartiger Skizzen fih in erster Linie eignet. Einen interessanten Moment aus der neuesten Geschichte vergegenwärtigt uns H. Bohrdt in seinem Bilde: Kaiser Wilhelm besihtigt zur Feier des Zollanschlufses in Hamburg den neuen Segelschiffhafen. Trefflich hat es der Maler verstanden, das Pittoreske der Scenerie im Bilde wiederzugeben; trotz aller Buntheit und Bewegtheit derselben gab er in hübsch abgetöntem und geschickt behandeltem Kolorit ein Bild von zeihnerishem und koloristiswem Werth, das ihm viel Ehre einträgt. tar Bild könnte etwas intensiver in der Farbe ausgefallen sein.

treckfuß veröffentlicht Studien aus Lychen.

In einem der Säle findet \sih eine Sammlung von Radirungen und Sticen ausgestellt, so daß au die Liebhaber dieser Richtung bei einem Besuch der Ausstellung zu ihrem Reht kommen.

Mit dem soeken erschienenen 4. Heft liegt der IR. Band der „Jahrbücher der Königlich preußishen Kun stsamm- lungen“ (Berlin, G. Grote's Verlag) abgeshlossen vor. Außer den bereits mitgetheilten Narihhten über Neu-Erwerbungen x. bringt das Heft an der Spitze der kunstwissenshaftlihen Studien und

orshungen einen Abdruck der Rede, welche bei der Trauerfeier der

öniglihen Museen zum Gedächtniß des Kaisers Friedri, weiland Allerhöchsten Protektors derselben, im Lichthof des Königlichen Kunst- gewerbe-Museums (am 1. Juli 1888) der Geheime Ober-Regierungs- Rath Dr. Richard Shöne gehalten hat. Eine stimmungsvolle Ra- dirung von P. Halm (die Erzbüste des Hohen Entschlafenen auf einem Rococo:Postament, daranlehnend eine tieftrauernde weibliche Figur, zu beiden Seiten Kandelaber) s{chmückt den Nachruf. Unter dem Titel „Desiderio da Settignano und Francesco Laurana* handelt alsdann W. Bode über zwei italienishe Frauenbüsten des Quattrocento im Berliner Museum, nämli die \chöne Kalksteinbüste einer Prinzessin von Urbino von Desiderio da Settignano und die Marmorbüste der sogenannten Marietta Strozzi. Leßtere hält Bode für ein Werk des Francesco Laurana, wie er ausführlih und unter bildliher Beigabe verschiedener zum Verglei herangezogener Werke dieses Künstlers darzulegen sucht, Von den beiden Büsten sind dem Heft zwei vorzüglich gelungene Heliographien der Reichsdruckerei bei- gefügt. Ferner enthält das Heft den S(luß der eingehenden Ab- handlung von C. Justi über die portugiesishe Malerei des 16. Jahr- hunderts, sowie einen kunfstgeshichtlihen Beitrag von Marx Lehrs : Zur Datirung der Kupferstihe des Meisters der Spielkarten.

Die vor kaum Jahresfrist in der Deu!shen Verlags-Anstalt zu Stuttgart unter dem Titel: „Ein halbes Jahrhundert“ erschienenen interessanten Lebens8erinnerungen des Grafen Adolf Fried- rich von Schack liegen jeßt in zweiter Auflage vor.

In der neuesten ummer der Zeitshrift „Von Haus zu Haus“ finden wir einen eifrigen Gedankenaustaush und mancherlei Angaben über Weihnattsarbeiten, Christbaums{muck, Aufführung bei A u. ähnl., was jeder Leserin gewiß höch\s willkommen ein wird.

_— Im Verlage von Carl Meyer (Gustav Prior) in Hannover wird zu Anfang Dezember d. I. erscheinen: „Das Rechtsleben

der deutschen evangelishea Landeskirchen.* Umrifse zur Orientirung für Geistlihe und Gemeindeglieder von D. Otto

Mejer, Dr. jur. et phil, Geheimem Justiz - Rath, sidenten des Königlichen Landes-Konsistoriums zu Hannover und Mitglied des Staatsraths. (Pr. etwa 3 A) Seit etwa einem halben Jahrhundert ist das Rechtsleben der deutschen evangelischen Landeskirhen mehr, als es fonst vorher der Fall gewesen war, in Fluß. In Folge davon werden seine Institutionen von jeder kirh- lichen Partei vorwiegend aus dem Gesichtspunkte betrachtet, der ihren Parteizielen entspriht: es liegt ihr wenioer am Herzen, was Ret ist, als was Reht werden soll; unwillkürlich behandelt sie das ihr Hinderliche mit Ungunst und stellt das in den Vordergrund, was fie gebrauchen kann. In den systematischen Darstellungen des Kirchen- rechts, wo diese Einseitigkeit, wenn au nicht ganz fehlt, so do weniger obwaltet, leidet die Darstellung der landeskirhlihen Rechts- zustände unter dem anderen Umstande, daß sie in Verbindung mit vor- reformatorischen, katholischen, freikirchlihen vorgeführt und dadur aus ihrer besonderen inneren Verbindung gerückt und mehr oder minder zerstückelt erscheinen. Es kann daher nur förderlich sein, sie in ihrem eigenen Zusammenhange dargestellt zu überblicken, um auf die Rechtsfrage aufmerksam zu werden, wie sie gegenwärtig thatsählich ist. Einen solchen Ueberblick will das oben angekündigte Werk darbieten.

Geschichten für Kinder und auch für Solche,

welche die Kinder lieb haben. Von Johanna Spyri. XII. Bändchen: „Aus denSchweizer Bergen“. Mit vier Bildern. Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1889. (Pr. 2,40 A) Auch die neuesten Erzäblungen der beliebten Erzählerin führen dort hinauf. wo die „kleinen Wohnungen wie Vogelnester an steilen Abtängen kleben“, und geshickt sind die Fäden gesponnen, welche jene Höhen mit der übrigen Welt verbinden. Zwei der köstlihen Erzählungen sind eKünstlergeshihten“, denn sie zeigen, wie auch im verlassensten eHinterwald“ und „ganz oben auf dem Bergrücken“ das Talent si bildet, das durch Gottes wunderbare Fügung zu herrlicher Frucht E Die andere Künstlergeschichte zeigt den einfahen Landmanns- ohn, der dur Freud und Leid aus der Dürftigkeit sich zum Geigen- virtuosen aufschwingt. Die dritte Erzählung führt vor, wie eine zarte Unterwaldnerin aus ihrer für sie durhaus nit passenden Um- gebung dur gnâdige Schickung des Höchsten zu Glanz und Reichthum gelangt. Das mit vier Bildern von W. Claudius geschmückte Buch wird unter jedem Weihnahtsbaum mit Freuden begrüßt werden. Unter den literarishen Weihnachts-Katalogen, die jedes Jahr erscheinen, nimmt der von der Verlagsbuhhandlung F. A. Brock- haus in Leipzig ausgegebene „Jllustrirte Katalog“ aus- gewählter Werke ihres Verlages“ sowohl seines Inhalts als seiner typographischen und artistishen Ausstattung halber eine hervorragende Stelle ein. Derselbe ist soeben in neuer, bis auf die jüngste Gegen-- wart vervollständigter Ausgabe erschienen und führt auf 64 Seiten groß Oktav gegen 500 Werke aus den verschiedensten Literaturgebieten vor, Zahlreiche vortrefflihe Abbildungen sind als Proben aus den illustrirten Werken abgedruckt. An der Spitze des Katalogs steht die 13, Auflage von „Brockthaus' Conversations-Lexikon*“, die sih be- sonders als Festgeschenk empfiehlt, da sie, von ihren sonstigen Vor- zügen abgesehen, nah ibrer Ergänzung dur einen Supplementband das neueste vollständig vorliegende Conversations-Lexikon ist.

Land- und Forstwirthschaft.

Der Landwirthschaftlihe Provinzialverein für die Mark Brandenburg und die Niederlausitz wird u 4. und 5. Dezember hierselbst im Architektenhause tagen. Am 4. Dezember werden zunächst die S der Spezialvereine und der Märki-

Prä-

schen öôkonomishen Gesellschaft zu einer geshäftlihen Sitzung zu- \sanmmentreten.