1888 / 303 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Nov 1888 18:00:01 GMT) scan diff

fort. Er hatte als dritte Rolle eine von denen gewählt, welche dem Darsteller den denkbar weitesten Spielraum für seine eigene Auf- fafung von der von ibm gcspielten Figur lassen, den „Narziß“ gleichnamigem

in Brachvogel's

feltsamsten Elementen wunderlihen Einfällen , dungen und den u

weit, und trug an einigen Ste zuweilen ein etwas greller Effe bâtte seinem Narziß an Wir

Berliner-The

Trauerspiel.

zusammengeset i

e dem Widerspru

bietet

ater.

Hrn. Ludwig Barnay dargestellt werden.

Friedrih-Wilhelmstädtishes Theater. ersten Aufführung des „Mikado“ (in deutsder Bearbeitung), die auf näâbsten Donnerstag, den 6. Dezember, angeseßt ist, finden noch_ einige Wiederholungen der beliebten Operette „Die Fledermaus“, von Strauß, ftatt, und ¿war von morgen (Sonnabend) ab. Als „Adele“ debutirt Frl. Nordau aus Wien. moderne Virtuosität zur Zeit auf instrumentalem iht zu übterschreitenden ét bat, scheint sih die emporstrebende je dem innerlihen Gebiet des eigenen der musikalis&en Literatur und be- Komponisten-Concerten zu ch wenig bekannter Kom-

Nachdem die und vckalem Gebiet

Höhepunkt im Technisien errei Kürstlershaar jeßt mehr als

Scaffers zuzuwenden, wie aus sonders aus den ungewöbnlich zahlreihen

Auch gestern erschien ein noch us aus Köln, im Saale der

sten Mal, vor dem hiesigen Publikum.

Klavier, Violine und Cello, das dem Stil d, schr melodiôs und in der Durchführung klar en Sätzen nicht viel Neuerfun- leßten Sätze dur ihre größere

erkennen ift.

ponist, Hr. Gustav Lazar Akademie, und zwar zum er

In einem Trio für Mendeltsohn's folgen gehalten ist, war zwa

denes zu bemerken, jedo boten die beiden harmonishe und rbythmishe Belebtheit sehr viel Anziehendes. Daß bei der Neigung für das melodishe Elcment der Komponist auf dem Gebiet der Liedform besonders beimish sein würde, war zu erwarten und bestätigte sih in mehreren Liedern für Bariton, Fremde“, „Nachtreise“, „Vom Berge“ und „Der Gärtner“ wurden mit sehr lebhaftem Bei- Der Opernsänger Hr. Willmar trug sämmt- | die „Hans Heiling“ von Marschner in der Klangfarbe der tieferen Tône etwas zu dunkel erscheinender - Stimme vor ; lebendige Ausdrucksweije war ganz besonders anzuerkennen. heren Töne (F und 6) sollte der Sänger vor- hre früheren Leistungen hierselbst bereits bekannte Violin-Virtuosin Frl. Schwarß aus Köln fowie der Königl. Hr. Lüdemann (Cellift), E in Gemeinschaft mit

Präzision ausgeführt

Cavatine für Geige.

fall aufgenommen. lihe Lieder sowie ei mit sehr kräftiger

seine warme, In Benuzung der h sichtiger sein.

Kammermus;kus

dem Concertgeber das Trio mit ntusterhafte as Concert außerdem noch mit mehreren Auch Hr. Lazarus ließ in Klavierstücken L Liszt eine eminente tehnishe Fertig- keit und fein shattirende Ausdrucksweise erkennen. Das wegen mehrerer gleichzeitiger Concert-Unternehmungen nicht sehr zahlrei erschienene en Leistungen reihlihen Beifall.

Morgen, Sonnabend, findet unter Miiwirkung r. Betty Waibel, Frl. Sofia Monté sowie der Hrrn. Bartesky, Lebrecht und Dinger der siebente Opern-Abend statt. Zur Auf- führung gelangen der I. und II. Akt der Oper „Jessonda“ von

Saale des Hôtel de Rome gab die Sängerin Frl.

elene Scheidt gestern Abend ein gut besuchtes Concert, dem ein iñteressantes Programm zu Grunde lag. Concertgeberin verfügt über eine ausdrucksfähige Mezzosopranstimme, we

hatten, unterstüßten d

gelungenen Solovorträgen. von Moszkowéky, Rubinstein und

Publikum spendete all Concerthaus. von F

L, Spohr. Im

rechtigt. Die Dame

7 Wellevberts

Cre D ee

Die durch i

einen vorläufig wohl ni

r in den beiden erft

Die Lieder „In der

ne Arie aus

und umfangreiher, nur

\hien Anfangs un

m 30. November 1888, Morgens.

a a

sehr angenehme,

Ul nberechenbaren Launen muß jed Künstler, der ihn darftellen soll, besonders reizen und deshalb außerordentlicher Beliebtbeit ; viel dankbare Scenen, in denen ein Dies war auch wobl der Grund, weswegen Hr. Mitterwurzer ih als Narziß den Berlinern zeigte. Vielleicht ging er in seinem B aus deréRolle noch mehv zu machen, als in ihr liegt, manhmal zu llen mit zu starken Farben auf, so daß erzielt wurde; etwas mehr Natürlichkeit 1 f\amkeit keinen Eintrag gethan. Freilih. verleitet die Relle nur zu leiht zu Uebertreibungen, von denen sich | die auch der genialste Darsteller nit ganz frei halten wird. Die größte Wirkung erzielte der Künstler im dritten und vierten Akt, au der allmählih ausbrehende Wahnsinn wurde von ihm in charakteristisher Weise zum Ausdruck gebracht. Alles in Allem ift sein „Narziß“ eine Leistung, welhe den Vergleih mit denjenigen anderer namhafter Künstler niht zu {euen braucht. seien die Damen Meyer,

er ibnen doch so besonderer Effekt zu erzielen ift.

Von den übrigen Mitwirkenden Kahle-Keßler und Stolberg lobend erwähnt. In der näcbsten Aufführung des „Uriel Acosta*, am Montag, den 3. Dezember, wird der Uriel wieder von

Die bisher unbekannte umfangreiche und le zu \chöônen Hoffnungen be- ter ciner kleinen Indiéposition

Stationen.

Bar. auf0 Gr u. d. Meeressp. red. in Millim.

Wetter.

2 = L d

Temperatur in ® Celsius

50 (5.

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Mullaghmere Aberdeen Christiansund Kopenhagen . tockholm . aparanda. . t Petersburg Moskau . Cork, Queens- town “Cherbourg . LIDEL «e

749 756 754 761 762 758 760

744 744 745 749 748 752 756 759

748 746 751 750 7953 750 750 752 750

751 756

amburg ..

winemünde Neufahrwafser Memel Paris .……. Münster. .. Karlsruhe . . Wiesbaden . München Chemnitz Berlin. . i Breslau . .

Ile d’Aix .. Triest

heiter bededt wolkig bedeckt wolkenlos ill|Nebel bedeckt \till|bedeckt

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heiter

wolkig Nebel

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bedeckt Regen wolkig wolkig bededckt bedeckt bededckt bedeckt bedeckt S 4¡Regen SSW 2|bedeckt

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Uebersicht der Witterung. Ueber Nordost-Europa hat der Luftdruck stark zu-

genommen, so da

ß derselbe im Gebiete des

49%

Nor-

botten heute 760 mm übersteigt. Eine langgestreckte Depression unter 743 mm liegt über Irland und

England und entsendet einen Ausläufer nach

Nord:

deutshland. Unter dessen Einfluß ist über Deutsch-

land das Wetter vorwiegend trübe und mild

bei

\{waher, im Norden südöstliher, im Süden \üd- westlicher Luftströmung. Im westlichen Deutschland

fiel fast allenthalben

Regen.

Deutsche Seewarte.

Dieser aus

i Mhanenie mit seinen

f | Erscheinens, die Wirkung der erften

von J, S. Bach, R. Fran wies Frl. Sceidt dann

F trags , eil wurde,

erfreut si

welche a \piel mit Hrn.

eben, zu Gehör gebracht ; Sicherheit , sowie Wärme und

Herren Seibert und

Die Berliner Beschlüffe gefaßt:

Bis zur | Friedrichstraße, wie folgt:

Gesellschaft sofort diese Erklärung

beizutragen. genannten Gesellshaft an, vom Elitoer | Pferdebahn durch

erdebahn dur Schiffbauerdamm

weichen ,

sowie in einer | auszuführen.

Große L über ihr Einverständniß mit den

schaft zu machen, annabme die Versammlung

fassen kann.

dener Bank und der rung der Friedrichstraße 1) daß die zur Verbreiterung Kosten vorschußweise aus 2) daß die definitive und zwar entweder aus der

sehr

event. Vorlage des Magistrats ersucht endlih den Magistrat,

thorstraße, Nr. 37a, ein

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- Fkaus : 230. Vorstellung. Die Quitzows. Vater- ländisbes Drama in 4 Akten von Ernst v. Wilden- bru. In Scene gesezt vom Direktor Anno. (Dietrih von Quißow: ge Friedri Mitterwurzer, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Keine Vorstellung.

Schauspielhaus. s

Sonntag: Opernhaus. 231. Vorstellung. Der Ratteunfänger von Hameln. Oper in 5 Akten von Victor E. Neßler. Dichtung (mit Zugrunde- legung der Sage und der Fabel von I. Wolff's gleihnamiger „Aventiure*) von Friedrih Hofmann. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Keine Vorstellung.

Deutsches Theater. Sonnabend: Die Jüdin von Toledo.

Sonntag: Der Pfarrer vou Kirchfeld.

Montag: Galeotto.

Die vächsle Aufführung von Don Carlos findet am Dienstag, den 4. Dezember, statt.

Berliner Theater. Sonnabend: Eva. (Eva: Fr. Hedwig Niemann.) Anfang 7 Uhr. Sonntag: Eva. (Eva: Fr. Hedwig Niemann.)

Anfang 7 Uhr. Montag: Uriel Acofta. Anfang 7 Uhr.

Wallner-Theater. Sonnabend: Zum53. Male:

Madame Bonivard. Schwank in 3 Akten von Alex Bisson und Antonie Mars. Deuts von Emil Neumann. Vorher: Zum 53. Male: Der dritte Kopf. Posse in 1 Akt. Mit theilweiser Benußung a Tig Idee von Franz Wallner. Anfang r.

Sonntag und die folgenden Tage: Madame

Bounivard. Der dritte Kopf.

Victoria - Theater. Sonnabend: Mit neuer Ausstattung, zum 16. Male: Die Reise in die Pyrenäen. Ausstattungsposse mit Gesang und Ballet in 5 Akten und 9 Bildern von Paul Ferrier. Musik von Louis Varney. Im 8. Bilde: Großes Ballet. 1) Bolero. 2) Habanera. 3) Stiergefecht. Ermäßigte Preise. Anfang 7 Uhr.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Sonnabend: Die Fledermaus. Komische Operette

leiden, welche, vielciht in Verbindung mit der Befangenheit des erften Gesangsnummer, der Löwe" lade „Der Blumen Rache“, etwas beeinträchtigte. E späteren Liedern F. Ries, I. Bra ne wesentlich größere Jnnnigkeit der Empfindung und verständni über ihre chônen Stimmmittel, sodaß der reie Beifall, welcher ihr als ein wohlverdienter bezeichnet werden muß. t wurde die Concertgeberin f tüchtige Pianistin si längst bewährt hat. Im Zusammen- Willy Seibert e (Violoncello) wurde von ihr ein Trio (F-dur)1 s : noch mehr erwies sie ihre vollendete Technik und Temperament im Vortrage einiger Solo-Klavierstücke von Bah —St. Saëns (Gavotte), (Capriccio), Chopin (Berceuse) und Moszkowski (Tarantelle). iening brachten cinige Soli au Instrumenten zu Gehör, mit welchen sie si als wohlgebildete und ‘reihbegabte Virtuosen kennzeihneten.

Manuigfaltiges.

Stadtverordneten-Versammlung geftern betreffs der Verbreiterung der Friedri straße folgende

Die Stadtverordneten-Versammlung ergänzt und erläutert ihren Beschluß vom 22. Novemker d. I., betreffend die Verbreiterung der

I. 1) Die Versammlung erachtet die in dem gedachten Beschluß unter 3b enthaltene Bedingung dur d Nerliner Pferdeeisenbahn-Gesellschaft, zu den Kosten der Verbreiterung der Friedrichstraße einen Beitrag von 14 Millionen Mark zu zahlen, für erfüllt, jedoch nur in dem Falle, a. daß die Direktion der genannten

der Generalversammlung definitiv abgiebt, b. daß diese Gesellschaft sich verpflichtet, zu jeder an die kontrahirenden : des vorerwähnten Beschlusses zu 2d zu zahlenden Rate drei Zehntel 9) Die Versammlung erkennt die

von den Staatsbehörden auf ungesäurnten Antrag Genehmigung zur Anlage und zum Betriebe einer zweigeleisigen die Friedrihstraße von der Kocstraße bis zum einshließlich der Ueberführung der Bahn über die Straße „Unter den Linden" versagt oder nur unter solben Be- dingungen ertheilt wird, welche von den bisher üblichen so sehr ab- i daß die Gesellschaft aus diesem Grunde den Bau und Be- trieb dieser Strecke ablehnt. Der Ablehnung steht es gleich, wenn sich innerhalb 14 Tagen na erfolgter Aufferderung Seitens des Magistrats die Gesellschaft niht verpflichtet, den Bau innerhalb der zu stellenden Frist Im Fall der Ablehnung i Großen- Pferdceisenbahn-Gesellshaft auf die mehrgedacte Linie oder einen Theil derselben. 3) Die Versammlung ersuht den Magistrat, Pferdeeisenbahn-Gesellshaft zur sofortigen Erklärung

gungen und Bestimmungen aufzufordern und der Bersammlung so zeitig Mittheilung von den Erklärungen i daß im Fall der gänzlichen oder theilweisen Nicht- über den von Westerhagen’shen Artrag vom 26. November d. F. noch vor dem 5. Dezember d. J.

II. Die Versammlung ersucht den Magistrat, sich } zu. d. dieser Expeditionen, 28

299 Mann Besaßung ausgingen, t Tragfähigkeit 7 ausgesandt. Von diesen Schiffen verunglückten drei, jedoch wurde deren Fang theilweise geborgen; die übrigen ,

der zweiten Hälfte des April ihre Reise antraten, behalten zurüdckgekehrt. einzelne Schiffe sehr reihe Beute heimgebracht haben, fingen andere niht viel mehr als zur Deckang der Ausrüftungskosten erforderli war. Im Ganzen betrug der Fang: 134 Walrosie, 5624 kleine Robben, 239 Weißfishe, 71 Eisbären, 19 Bottlenosse, 14 t Speck, 1544 kg ungereinigte Eiderdaunen und 322 Rennthiere. Der Werth Fanges (beträhtlich verringert durch den Verlust der drei Schiffe) wird auf 153 436 Kronen ges{chäßt, während der vor- jährige Fang einen Werth von 150 506 Kronen hatte. Wie aus Vards berictet wird, ist das von dort ausgerüstete Fangschiff „For- tuna“ wahrs{einlich im Schiff hat vier Mann j Proviant und Munition versehen sein.

für den Fall des Zustandekommens des Vertrages mit der DayerifGen Vereinsbank über Verbreite- ami

bereiten Mitteln entnommen werden, Verauëgabung aus Anleißemitteln erfolgt, Anleihe vom Jahre 1886 oder aus einer neu aufzunehmenden Anleihe,

gewärtigt wird. Die Versammlung bei der zuständigen Behörde die Ge- nehmigung nachzusuchen, daß die Kosten der Verbreiterung der Friedrich- straße aus Anleihemitteln gedeckt werden und behält sich im Fall der Nichtgenehmigung weiteren Beschluß vor.

Auch der heutige Tag hat einen Bazar gebracht: zum Besten - der Jesusgemeinde it im Gemetndehause in der Wasser- Wokhltkhätigkeitsverkauf worden. Derselbe bleibt bis Montag einschließli geöffnet.

\{hen Bal-

ms und Anderen be- Freibeit des Vor-

volle Disposition durch Frl. Helene Leubuscher,

und Hrn. Carl Pienin mit Accuratesse wirkungs8vo

straße

Mendelssohn | bältüisse ,

Auch f ihren

verein“.

hat

ch das Anerbieten der Großen

unabhängig von der Genehmigung Banken nach Maßgabe Berechtigung der

Vertrage zurückzutreten, falls ihr entweder die

aufzufinden, in kündigen. Tempel der

Inschriften, erlisht jede Berechtigung der

gub 1 und 2 enthaltenen Bedin-

der genannten Gefell-

Beschluß Dres-

einverstanden zu erklären: | von 1489

der Friedrichstraße erforderlichen

über deren Höhe und Bedingungen

des diesjährigen

veranstaltet

in 3 Akten, naH Meilhac und Halévy, bearbeitet von C. Haffner und R. Genée. Musik von Johann Strauß. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Die Fledermaus. f

Donnerstag, den 6. Dezember: Mit neuer glän- zender Ausstattung, zum 1, Male (in deutscher Sprache): Der Mikado. Burleske Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Musik von Suläivan.

Residenz-Theater. Sonnabend: Z. 1. M. wieder-

holt : Abbé Constantin. Schauspiel in 3 Akten von Ludovic Haide, Hector Cremieux und Paul De- courcelle. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend, Nach- mittags 34 Uhr: Kinder-Vorstellung zu bedeutend ermäßigten Preisen. Z. 304. M: Der Rattenfänger von Hamelu. Phantastishes Volksstück mit Ge- sang in 12 Bildern. Nah Sprenger's Geschichte und Chrih's Chronik der Stadt Hameln, frei bearbeitet von C. A. Görner. Musik von E. Caten- husen. Eintritt 50 s.

Abends 7X Uhr: Gastspiel des Königl. Württemb. Hofschauspielers Hrn. Karl Wiene. Zum 1, Male: Narrheit oder Heiligkeit? Drama in 3 Akten we E Echegaray. (Lorenzo Alvendano: Hr. Karl

iene.

Sonntag, Nachmittags 4 Uhr: Kinder-Vorstellung. Der RNatteufänger von Hameln.

Abends 74 Ubr: Zum 2. Male: Narrheit oder Heiligkeit ?

Central - Theater. Vorlezte Wohe. Sonn- abend: n 108. Male: Scchmetterlinge. Gesangspoîse in 4 Akten von W. Mannstädt. Musik von G. Steffens. Anfang 7F Uhr.

Sonntag: Zum 109. Male: Schmetterlinge.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Sonnabend: Zum 112, Male: Die drei Grazien. Gesangspofse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Görß. Mußk von Franz Roth. Im 2. Akt: Landpartie-Duett. Anfang 7ck Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Concert-Haus, Leipzigeritr. 48 (früher Bilse). Sonnabend, Abends 7 Uhr: FVII. Opern - Abend

unter Mitwirkung der Damen Fr. Betty Waibel,

a

Der Gneist - Kommers, Studentenschaft nachtr verehrten Lehrers im

hat gestern stattgefunden und verlief in überaus gehobener Stimmung.

Aus Stuttgart, Ztg geschrieben : t unst - Ausftellungsgebäude einem tiefgefühlten Bedürfni Heim für Ausstellungen au G nen anwenden, denn der Raum in einem Hinterhause der Friedrichstraße, der bisher den genannten Zwecken bei uns dienen mußte, war doch gar zu primitiv. aufgeführt ift, einen monumentalen Charakter. Rundbogenportal prangt die z 1 Eintritt umfängt uns ein kreisrunder Vom vornehm gehaltenen Vestibül, welches mit den Büsten des Kö- nigs und der Königin geschmüdckt ist, gelangen wir in die drei hübschen, mit Oberlicht versehenen Ausftellungssäle, braunem Stoff ausgeschlagen sind, tend abheben. Eine ner hier zur Eröffnungs-Ausstellung. Zur Einweihung des se heute eine größere Feier ftatt, bei welcher der Hof {ih betheiligte.“

NaH der „Berliner Philologishen Wochenschrift“ der Akropolis von Athen zwei Reliefs gefunden : g stellt Atbene dar mit dem Helm auf dem Haupte, die Rechte in die

Beim

Hüste geftüßt, während die Linke den Speer h den abwärts geneigten Kopf stübt; die Göttin steht sinnend da. Das zweite Relief steht über cinem Volksbeshluß der Athener, durch welchen Bürgern von Samos das athenische Auch vier Fragmente E Kolossalkopf cines Stieres mit bunter Bemalung ergaben. Auch aus Eleusis merden Funde gemeldet,

gemälde, aus rörrischer 3

dem Thron sitßend, mit 2 d die rechte eine Siegesgöttin trägt. Leider ist die Erhaltung des Ge- mâldes keine besonders gute, Spannung die bevorstehende i [des Statuengruppen sollen gefunden sein. Einem Mitgliede der fran- zösishen Schule in Athen ist

Nero an die Griechen hi : ( Nah dem Bericht englisher Zeitungen

Christiania, im November. x zu i nach dem nördli : bei Spitzbergen und bei Nowaja Semlja nimmt mit jedem Jahre Während im vergangenen Jahre von Tromss. der Hauptftation

mit dem die Berliner ih das Olihrige Doktorjubiläum ihres

roßen e der Philharmonie feiern wollte,

vom 26. November , wird der „M. Allg. „Stuttgart hat jeyt endlih ein würdiges erhaiten. Das Wort von darf man sicher auf das neue dem Gebiet der \{chônen fanste denn Bau, welcher in der Swelling- troy feiner besheidenen Ver- Ueber dem hohen Fnschrifst: „Württembergischer Kunst- Kuppelbau.

er neue trägt ,

deren Wände mit tief- von dem die Gemälde \sih leuch-

Sammlung auserlesener Kunstwerke vereinigt sih Hauses fand

wurden auf das erste

boch oben anfaßt und

Börgerrecht verliehen wird. kamen zu Tage, welche zusammengeseßt den und ¿war hat man Wand-

eit stammend, aufgefunden. Jupiter auf dem Scepter in der linken Hand, während doch erwartet man immerbin mit

Abbildung des Gemäldes. Auch zwei

es gelungen, in Böotien cinen Stein Rede eingegraben ist, die Kaifer hielt, um ihnen die Freiheit anzu- ist der völlig aus-

welchen die

Aphrodite in Paphos jeßt

gegraben. Die Nachforschungen, die man unter dem Mosaik eines der Tempelhöfe anstelte, ferner

mehrerer Bronze-

Aphrodite-Idole sind in großer Zahl zu Tage gekommen. nova hat kürzli der Inspektor deckung gemaht, indem er ) Terranova und Telti aufgefunden hat. Eine gleiche Zahl voa auf ein- ander folgenden Meilensteinen war bis jegt noch nie zu Tage getreten.

führten zur Auffindung mehrerer interessanter eines vollkommen erhaltenen Eros-Kopfes und und Terrakottafragmente. Auch alterthümliche In Terra- der Alterthümer eine wihtige Ent- 47 rômishe Meilenfteine zwischen

Die Ausrüstung von Schiffen chen Polarmeer,

chiffe von 1302 t Tragfähigkeit und mit wurden in diesem Jahre 33 Schiffe und mit 358 Mann Befaßzung die fast alle in sind jeßt wohl-

Der Fang war sehr verschicden; während

4021 große und

Belsund bei Spigbergen eingefroren. Das Besatzung und soll leider sehr \{lecht mit

Frl. Sofia Monté, Hrn. Bartesky, Hrn. Lebreckcht und Hrn. Dinger. Concert des Kapellmeisters Hrn. Karl Meyder mit seinem aus 75 Künstlern (12 Solisten) bestehenden Orchester. N Karl Meyder-Abonnezmentsbillets haben e Sonntag: G-sellshafts-Abend. Anfang 6 Uhr.

A. C

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Jetta Spieker mit Hrn. Instituis- vorsteher Friy Hermann O fl: Alma Timme mit Hrn. Theodor Hemme (Cellè— Köln). Frl. Linda G&elbrih mit Hrn. Otto Buswendorf (Altmittweida—Leipzig).

Verehel iht: Hr. Amtsrihter Ernst Neukamp mit l. Johanna Strauß (Bochum—Mainz). Hr. duard Wähner mit Frl. Klara Zehring (Breslau).

Hr. A. Böhnert mit Frl. Hedwig Tidick (Königsberg) Hr. Ger.-Afsessor Oskar Pax- mann mit Frl. Helene von der Kuhlen (Boum Kaldenkirchen). i

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Alfred Névir (Berlin). Hrn. Dr. A. Jung (Berlin). Hra. Reg.-Assessor Bussenius (Hannover). —E#Hrn.

astor Schulz (Radensleben). Hru. F. Köper Hannover). Hrn. Karl Kirchoff (Kiel). Hrn. Robert Peter (Breslau). Eine Tochter: Hrn. Amtsrichter Wilhelm Hauchecorne En Hrn. Arndt von Holtendorff Berlin). Hrn. Lieut. von Eschwege (Goslar).

Gestorben: Frau Auguste Droste, geb. Todt, (Berlin). Hr. Ferdinand Treumann (Berlin). Hr. Ober-Amtmann Wilhelm Kerkow (Könige berg i. d. Nm.). Hr. Polizei-Inspektor a. D. Sus Albrecht (Berlin). Frau Auguste von Wedell, geb. Quade (Stargard i. P.) Hr. e Joseph Talleur (Wülferode). Frau

ektor Mathilde Pflüger, geb Lichtenfeld (Breslau). Hr. Peter Armbruster (Andernah). Hr. Amtsgerichts-Rath a. D. Emil Stavenhagen

(Oppeln).

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeuts@en Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin 8SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (ein\chließli@ Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaats-Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 30. November

„(i 303. Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 30. November. Jm weiteren Verlauf der gestrigen (5.) Sißung des Reichstages begründete der Abg. Rickert den von ihm und dem Abg. Dr. Hermes gestellten Antrag:

Der Reichstag wolle beschließen, mit Rücksiht auf die in den leßten Jahren vielfah vorgekommenen Verstöße gegen den §8. 43 Absatz 3, 4 und 5 der Gewerbeordnung für das Deutsche Reich, gegen §. 17 des Wakblgeseßes für den Deutsden Reichstag vom 31. Mai 1869 und gegen die §8. 9 und 28 des Reichsgeseßes gegen die gaemcinçcefährliczen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 91. Oktober 1878 den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, darauf hinzuwirken, daß die verbündeten Regierungen die nacgeordneten Behörden mit Instruktion dahin versehen, daß die genannten gesch- lihen Vorschriften in Zukunft genau beobachtet werden. folgendermaßen : Dieser ron sei dem Hause bereits aus der vorigen Reichstagssession bekannt. Er (Redner) knüpfe an das an, was in der Sizung vom 6. März 1888 hier ver- handelt worden sei, und wolle nur Einiges von den da- maligen Verhandlungen refapituliren. Bei Gelegenheit der Prüfung der Wahl des Abg. von Kulmiz seien verschiedene Verstöße gegen Artikel 43, Absay 3 und 4 der Gewerbeordnung zur Erörterung gekommen. Nach dem Wortlaut dieses Artikels sei zur Vertheilung von Stimmzetteln und Druschriften bei den Wahlen zu geseßgebenden Körperschaften eine polizeiliche Erlaubniß in der Zeit von der amtlichen Bekanntmachung des Wakhltages bis zur Beendigung der Wahl nicht erforderlich. Jn den leßten Jahren seien aber die Wahlprüfungsberichte voll von Thatsachen, welche diesen Vorschristen widersprächen. Bei der Wahl des Hrn. von Kulmiz sei z. B. ein Zettel- vertheiler verhaftet und 22 Stunden in Hast gehalten worden. Alle derartigen Vorkommnisse maten den Ein- druck, als ob die Bevölkerung gegen gewisse Verstöße egen die Geseßye allzu sehr abgesumpst wäre. Jn anderen onstitutionellen Staaten würden solche Dinge allgemeine Ent- rüstung hervorrufen. Leider existire freilich in Deutschland noh kein Gesey, welches Beamte wegen geseßwidriger Amts- handlungen zur Rechenschaft . zu ziehen gestatte. Ein weiterer Verstoß ‘gegen das Gesetz, der sehr häufig vorkomme, betreffe 8. 9, Alinea 2 des Sozialistengeseßes. Es würden fort- während Versammlungen in dem Augenblick aufgelöst, in welchem ein als Sozialdemokrat bekannter Redner sich zum Sprechen anschicke. És dürften aber nah jenem Alinea Ver- sammlungen nur verboten werden, wenn" umstürzlerise Ten- denzen darin hervorträten, niht darum allein, weil ein Sozial- demokrat \sprehe. Das widersprehe vielmehr direkt der Ab: rede zwischen Reichstag und Bundesrath. könne diese fesegwidrige Auslegung des Alineas freilih nit erregen; habe doch Hr. von Puttkamer hier öffentlih ange- kündigt, daß er hon dafür sorgen werde, daß Hr. Bebel nicht öffentlih sprechen solle. Dergleichen Gesehwidrigkeiten gingen niht bloß von untergeordneten Polizeiorganen aus, sondern z. B. au direkt vom Ministerium in Gotha. Um so mehr müsse das Haus den Bundesrath deswegen interpelliren. Mit der Junterpretation des Gothaischen Ministeriums könne man aller- dings jede sozialdemokratische Versammlung verhindern; aber dem Gesey entsprehe das niht. Wenn man so vorgehe, dürfe man sich über das verbitterte Vorgehen der Sozial- demokraten niht wundern. Er bedauere das leßtere gewiß; aber wenn man sich in das Gemüth der Sozialdemoftraten verseze, die namentlich in manchen Kreisen ganz rechtlos ge- macht würden, so sei die Verbitterung wohl erflärlich. Man sollte do streng darauf halten, daß die Geseße überall unparteiish angewendet würden. Auch der E Miquel habe diesen Standpunkt getheilt und am . April 1887 hiec ausdrüdlich erklärt, daß eine Versamm- lung darum, weil sie sozialdemokratish sei, noch gar niht unter das Sozialistengesep falle; im Gegentheil sei von jeder Versammlung, die zu Wahlzwecken abgehalten werde, vorauszuseten, daß sie niht den Umsturz der bestehenden Verhältnisse bezwecke. Einzelne Thatsachen, welche folche Geseß- widrigkeiten bewiesen, zeigten die Wahlprüfungsberichte genug auf; so die Berichte über die Wahl in Sagan-Sprottau von 1887, über die Wahl der Abgg. Richter, Gottburgsen, O Feustel. Er wolle auf die Details nicht Se Sr erinnere nur daran, daß am 6. März d. J. der Abg. von 2 ennigsen beantragt habe, den von L für gerechtfertigt gehaltenen Antrag NRickert, der mit dem heutigen übereinstimme, der Wahlprüfungs- kommission zu überweisen. Er bitte, auch heute mit seinem Antrage nah dem Wunsche des Abg. von Bennigsen zu ver- fahren. Die Redner der übrigen Parteien hätten sich damals auch mit der Tendenz seines Antrags einverstanden erklärt, der den Reichstag jeßt nur veranlassen solle, seinen früheren Standpunkt aufrecht zu erhalten. Freiheit der Wahlen sei die Grundlage jedes fonstitutionellen Staats. Jn jedem kon- stitutionellen Staat sei es Ehrensache allec Parteien, für die unparteiishe Handhabung der Geseße zu sorgen. Die Freiheit der Meinungsäußerung Seitens des Volkes sei vor Allem aufrecht zu halten, mit ihr falle auch die Bedeutung des Parlaments. Er bitte, mit den Freisinnigen in dieser Frage zusammenzuwirken, und in der Form seines Antrags oder in einer anderen den Bundesrath aufzufordern, über die Freiheit der Wahlen zu wachen. l;

Abg. Singer: Der Vorredner befinde sich im Frr- thum, wenn er glaube, daß die Herren von der Majorität es so sehr eilig haben würden, diesem Antrage Folge zu pern denn er meine, daß die Herren mit der [nnahme

¡eses Antrags und wenn die verbündeten Regierungen nach diesem Antrage die gewünschte Instruktion gäben, ihre Anwesenheit unmöglich machten; denn die Mehrheit, die sich in diesem Reichstage finde, sei eine Folge derjenigen Dinge, die zum allerkleinsten Theil der Vorredner vorgebracht habe. Dieser Antrag sei eine Fruht der Ver- handlungen, die während der leßten Session dur die Wahl- prüfungs-Kommission zur Kenntniß des Reichstages gekommen rg Wenn die Wahlprüfungs-Kommission e Aufgabe in er Weise erfüllen wollte, wie er es als nothwendig annehme, dann würde sie sich noch 'öfter zum Spra- Tue der Klagen zu machen haben, die aus allen Theilen Deutschlands in Bezug auf die Wahlen kämen. Aber

Verreunderung | { würde eine Anklage Fenn niht 24 Stunden auf sich

hon die zur -Kenntniß gebrahten Fälle verlangten einen

andel ‘in dieser Beziehung und der Reichstag sollte die verbündeten Regierungen darum nicht bitten, sondern als sein Recht proklamiren, daß die geseglihen Bestimmungen über die Wahlfreiheit beahtet würden. Für die Wahl- beeinflussungen der untergeordneten Verwaltungsbehörden müsse man die verbündeten Regierungen wverantwortlih mochen; denn es sei unmöglich, daß all die Konfiskationen von Wah hlaufrufen und Flugblättern, die Verhaftung von Stimm- zettelvertheilern 2c., niht zur Kenntniß derselben gekommen sein sollten. Zwar nicht in den großen Städten und Fnduftrie- centren, wo die Wähler {hon dur ihre Masse unabhängiger von den Behörden seien, aber in den ländlihen Wahlkreisen, wo der Gendarm und der Bürgermeister die Macht hätten, wo die Leute nihts gegen den Willen dieser gestrengen Herren zu thun wagen dürften, zeige sich das Verderbliche der Wahl- beeinflussungen. Um wirthschaftlihen Schaden zu vermeiden und si nit in Zwiespalt mit den Behörden zu seßen, blieben die Leute einfah von den Wahlen weg, und so werde das Wahlrecht illusorisch. Seiner Partei werde die Besprehung von Wahl: angelegenheiten überhaupt unmöglih gemacht troy des §8. 17 des Wahlgeseßes. Der Reichstag habe wiederholt aus- gesprochen, daß der Umstand, daß ein Referent oder Einberufer einer Volksversammlung Sozialdemokrat sei, kein Grund zum Verbot oder zur Au E der Versammlung sei. Aber in ver- schiedensten Theilen des eichs und da bewahrheite \ih einmal die deutsche Einheit, wenigstens Seitens der Regie- rungen würden alle Bestimmungen des Wahlgeseßes und auch dieser Beshluß des Reichstages nicht respektirt. Das Königreih Sachsen stehe hier wieder an der Spige. Der Stadt- rath von Meerane habe das Verbot der betreffenden Versamm- lung damit motivirt, daß er (Redner) aus Berlin aus- gewiesen sei wegen seiner Theilnahme an der Afffaire ZShring-Mahlow, welche bekanntlih darin bestanden, daß er Jhring, der sich sogar einer Majestätsbeleidigung \chuldig gemaht habe, entlarvt habe. Ebenso sei es in Bayern. Dort sei sogar eine Versammlung verboten worden, in welcher das Alters- und Jnvaliden-Versicherungs- geseß habe besprochen werden sollen und, was besonders carakteristish sei für die Stellung einer einzelnen Behörde gegenüber einer BOLGge der verbündeten Regierungen, die bayerishe Behörde habe entschieden, daß für das Verbot besonders in Betracht komme, daß das auf der Tagesordnung stehende Thema seiner Natur nah reihlich Gelegenheit biete, die bestehende Staats- und Gesellshaftsordnung in gehässiger Weise anzugreifen. Wenn einer von den Sozialdemokraten eine solche Kritik an einer Regierungsvorlage üben wollte,

warten lassen. Das Ungeseßliche des Verbots ¿des Wahl- comités in Hagen sei vom Neicÿstag anerkannt worden, aber was durch dasselbe geschadet sei, könne durch keinen Beschluß des Reichstages reparirt werden. Es müßten vielmehr Vor- kehrungen getroffen werden, daß solche Verbote ein für alle Mal unmöglih gemacht würden. Das werde aber so lange nicht anders werden, als bis das Sozialistengeseß beseitigt sei, das man doch einmal beseitigen müsse, das unendlichen Schaden angerichtet, aber niemals seinen Zweck erfüllt habe. Die Auflösungen der Versammlungen entbehrten neben dem Ernst der Sace eines gewissen Humors niht. Während der Minister von Boetticher hier erklärt habe, daß der Entwurf der Alters- und Jnvalidenversorgungs-Vorlage möglichst früh- zeitig der öffentlichen Besprehung unterbreitet werden jolle, lösten die überwachenden Polizeibeamten Versamm- lungen auf, sobald nur darüber gesprohen würde. Redner führte einige Fälle an. Wolle man verhindern, daß die Arbeiter zu dieser Frage Stellung nähmen, so stehe man im Widerspruch mit jener Aeußerung des Staats-Ministers von Boetticher. Die eben n Nesolution sei am nächsten Tage in einer anderen Versammlung unter einèm anderen überwachenden Beamten angenommen worden. Dadurch werde das Volk verwirrt und wisse shließlich niht mehr, was es eigentlich noch für Rechte habe. Eine Versammlung in Charlottenburg sei aufgelöst worden, als der Redner die von seiner Fraktion beantragte Arbeitershubgeseßgebung zur Neloinaa der traurigen Lage der Arbeiter empfohlen habe. Er wolle dabei bemerken, daß seine Le in den Arbeiter- \hutgesepen allein nicht das Heil erblickde, eine wirkliche Sozial- reform sei in ihren Augen ganz anders beschaffen, aber die augenblicklihe Lage der Arbeiter werde dur die Arbeiter- \hutgeseze wenigstens gebessert. Wenn solche Dinge, mit denen sih fast alle Fraktionen des Reichstages beschäftigten, von den überwachenden Beamten als auf den Umsiurz der bestehenden Staats- und Gesellshaftsordnung gerichtet ange- sehen würden, dann wisse er niht, wie nach dieser Richtung weiter operirt werden solle. Es liege Alles in der Willkür der überwachenden Polizeibeamten, und das sei ein unwürdiger ustand. Diesen zu ändern, sei Zweck des Antrages. Um den

eshwerden über ungerechtfertigte Verbote von Versammlungen aus dem Wege zu gehen, sei man sogar auf das ingenieuse Mittel verfallen, die sozialdemokratischen Versammlungen überhaupt da- durch zu hintertreiben, daß man die Wirthe bestimme, L Lokale u solchen Versammlungen niht mehr herzugeben. Jn dieser Beziehung lägen die Verhältnisse in Sachsen besonders interessant. Werde für irgend ein Lokal eine sozialdemokra- tische Versammlung angemeldet, so erscheine bei dem Wirth in der Person des Gendarmen ein Vertreter des SC en, mache ihn auf die daraus für ihn entstehenden Unzuträg ih- keiten aufmerksam, und der Wirth sehe sih nun veranlaßt, dem Einberufer mitzutheilen, daß er seinen Saal für sozial- demokratishe Versammlungen nicht mehr hergebe. Das sei in Sachsen einfah zur Gewohnheit ge- worden. Ein anderes Mittel sei, dem Militär den Besuch derartiger Lokale zu verbieten, oder man seße sie auf Polizeistunde, oder man beschränke solhe Wirthe in der Kon- zession; kurz, man suche die Wirthe zu willkürlihen Werk- ugen der Polizei zu machen. Jn Dresden könne infolge essen eine sozialdemokratishe Versammlung [eit langer Zeit niht mehr stattfinden; alle Säle, die eine große Versammlung aufzunehmen im Stande seien, seien der Sozialdemokratie ver- \hlossen. Jn Leipzig sei vor Kurzem einem der größten

18G,

auferlegt und erst rückgängig

Lokale plöglih*das Militärverbot Wirth reumüthig: das Ver-

emacht worden, nahdem der prechen abgelegt, nie wieder einem Menschen, der nur entfernt wie ein Sozialdemokrat aussehe, das Lokal zu überlassen. Fachvereine nur seien es, die dort ihre Zu- sammenkünfte abgehalten hätten, und in denen rein tehni e Fragen verhandelt worden seien. So vershließe man der Partei jeden Weg, \ih öffenilih zu bethätigen, um ihr dann eine - Menge Geheimbundprozesse an den Hals werfen zu fönnen. Redner führte einige ähnliche Fälle an. Noch in den leßten Monaten sei die Hoffnung aufgetaucht, daß mit dem Austritt Puttkamer's aus dem Ministerium des Innern eine Aenderung stattfinden würde. Er kenne die Erlasse des Ministers Herrfurth in Bezug auf die Wahlen zum preußishen Abgeordnetenhause und betreffs der Ueberwachung von Versammlungen; im thatsählichen praktischen Vorgehen habe nicht der geringste Wandel stattgefunden. Es stehe fest, daß Fünfsechstel aller Auflösungen, die er aus den leßten Monaten geschildert habe, bereits unter dem Re- giment des Hrn. Herrfurth in Berlin geschehen seien. Also diejenigen Herren, die da glaubten, daß mit dem Eintritt des Hrn. Herrfurth in das Ministerium des Jnnern eine annehm- bare thatsählihe Aenderung eintreten würde, sollten diese Ereignisse ihrer Würdigung unterziehen, und sie würden mit ihm sagen müssen, daß das, was der sozialdemokratishen Partei unter Hrn. von Puttkamer auf- erlegt sei, unter dem Regiment des Hrn. Herrfurth bis jeßt sich niht geändert habe. Durch die vorgetragenen Dinge habe er gezeigt, daß die Sozialdemokraten von ihrem Stand- punkt verpflichtet seien, den Antrag Riert zu unterstüßen. Er habe keine Hoffnung, daß unter dem jeßigen System, welches für seine Partei nicht in Hrn. von Puttkamer oder Herrfurth, sondern in dem Reichskanzler personifizirt sei, die Zustände herbeigeführt würden, die sie im Interesse des gejammten öffentlihen Lebens dringend fordern müsse. Jhre Pflicht, die sie stets erfüllen werde, sei, durch die thatsächliche Nachweisung der Verhältnisse Andern die Augen zu öffnen. Möge aus dem Antrag werden, was wolle, wenn man glaube, durch solhe Resolutionen auf die verbündeten Regierungen einzuwirken, dann werde man lange warten können, bis Ab- hülfe geshehe. Nichts destoweniger sei er den Antragstellern dankbar, daß sie ihm wieder einmal Gelegenheit gegeben hätten, einige der ungeheuerlihsten Dinge hier zur Sprache zu bringen und die eine Hoffnung habe er denn doch immer noch, da

gegenüber diesen Thatsachen selbst die Herren auf der rechten Seite auf die Dauer ihr Ohr nicht verschließen könnten.

Abg. Kröber: Er könne bestätigen, was der Abg. Singer in Bezug auf Bayern gesagt habe. Er erkläre sih entschieden jür den Antrag Rickert. Sei doch dieses Sozialistengese, was

ie Beschränkung der Versammlungen anlange, gerade an der Volkspartei zuerst angewendet worden in einer Weise, die die bayerische Polizei geradezu berühmt gemacht habe. Er erinnere an den Fall, als der damalige Abg. Sonnemann in München über Reichstags-Angelegenheiten habe sprehen wollen, daß der überwachende Polizeirath die Versammlung aufgelöst habe, da er Sozialdemokraten gesehen. So werde cs mit der Versammlungsbeshränkung in Bayern auch heute noch gehandhabt. _ Dugtende von Versammlungen seiner Partei seien aufgelöst worden, nur weil Sozialdemokraten das Wort genommen hätten. Er selbst sei in einem solchen Falle, wo er sich nach der Auflösung er habe präsidirt sofort zurückgezogen und sich im Nebensaale über den möglihen Grund der Auflösung mit einigen Bekannten unterhalten habe, sofort mit Arretirung bedroht worden, weil er nicht sofort das ganze Gebäude verlassen hätte. Die Militärverbote aller Lo- falitäten, in denen Sozialdemokraten verkehren könnten, seien landesbekannt. Es gehe da gerade so zu, wie in Salsen, wo der Gendarm einfa hingehe und den Wirth auf die Folgen aufmerksam mache, die es für ihn habe, wenn er sein Lokal zu solhen Versammlungen hergebe. Bayern habe hierin vor Sachjen und Preußen nichts voraus. Die . bayerische D habe sich noch besonders berühmt gemacht durch die Anstrengung von Prozessen nah Art des legten Münchener Geheimbundprozesses, wo das Gericht dem Haupt- träger der Anklage, einem Polizeikommissar, unzweideutig zu verstehen gegeben, daß seine Glaubwürdigkeit bezweifelt wer- den müsse, da er nicht aus eigener Wahrnehmung spreche und seine Hintermänner derartige Biedermänner seien, daß sie wenige Tage nachher wegen infamer Verbrecen zu anderthalb

ahren Zuchthaus hätten verurtheilt werden müssen. Die

taatsbeamten hätten die abhängigen Leute, vor Allem die Forstbeamten, Kopf vor Sn unter Ueberwachung an die Urne geschleppt, um gute Wahlen ¡zu erreihen. Bei den Eisenbahnbeamten sei dies erfreulicher Weise nicht so generell gewesen, wie bei den Forstbeamten. Ein Druck habe aber auch hier stattgefunden. 7m Allgemeinen habe man in Bayern kein Mittel vérabsäumt, selbst Drohungen niht,! um „gute Wahlen“ zu erreichen. Er bitte, den Antrag anzunehmen.

Abg. vori Marquardsen erklärte sih dafür, den Antrag der Wahlprüfungs-Kommission zu überweisen. So sei schon in der vorigen Session mit dem gleihlautenden Antrag der frei- sinnigen Partei auf Antrag des Hrn. von Bennigsen ver- fahren worden; die Sache sei aber bekanntlich niht zur Er- ledigung E indem die betreffende Sizung der Kommission in Folge des Todes des Kaisers Wilhelm abgesagt worden sei und dann überhaupt niht mehr statt Fundoti habe. Die Gründe, die für den Antrag sprächen, Vien heute noch dieselben wie früher. Die Akten würden nachhaltiges Material ergeben, den Antrag weiter zu begründen. Es hätten in einer anzen Reihe von Fällen Verstöße gegen verschiedene Vor- riften der Gewerbeordnung, der betreffenden Bestimmungen der Wahlgeseße und auch des Sozialistengeseßes stattgefunden.

Das Haus stehe der Regierung ganz anders gegenüber, wenn es beweisen könne, daß hier und dort ungereht verfahren sei. Durch solhe Nachweise werde au Bait Regierungen ein Dienst erwiesen, welche sich solher Thatsachen nicht \{uldig gemacht hätten, auf die der Antrag Rickert hin- ziele. Die Entscheidung werde auch diesmal auf dem in der vorigen Session vorgeshlagenen Wege erfolgen müssen. Bezüglih der Aeußerung des Abg. Singer über den