1909 / 53 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Mar 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Deichbrüche im wesilihen Deutshland und an der Elbe haben in den leßten Monaten in zum Teil nie dagewesenem Umfang zahllose blühende Menstenleben, Befißtümer der Wohlhabenden und die einzige

abe der Armen vernichtet. Die Provinz Westpreußen ist dur

ottes Gnade vor folhem Unglück bewah:t geblieben ; aber ihre ge- samte Bevölkerung hat in teilnehmendem Kummer das Leid und die Sorgen der Betroffenen mit emapfunden und dur reiche Gaben opfer- freudiger Wohltätizkeit zu lindern gesucht.

Einen besonders schweren, in allen Teilen der Provinz tief empfundenen und beklagten Verlust hat uns das verflossene Jahr gebraht, als am 2. November v. I. der langjährige bocverdiente Vorsigende Jhres Provinzialaus\husses, Herr Geheimer Rat Doebn, durch einen plôylien Tod aus einem langen, an Glück und Liebe, an Arbeit und Erfolgen reihen Leben abberufen wurde. Seine Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht, der Ver- dienste des Entschlafenen wie zu dessen Lebzeiten so auch noch in dem Ausdruck Allerhöchstihrer Teilnahme ehrend zu gedenken ; JIhre Ver-

tretung hat in einem warmen und rühmenden Na&ruf der Liebe und |

dem Danke der ganzen Provinz Autdruck gegeben; seine Freunde und Verehrer baben s{merzbewegt den Entschlafenen zur leßten Ruhe geleitet. Das Andenken an den Geheimen Rat Doehn, \eine rastlose Arbeit, seine Verdienste um die“ Proviaz, seine seltene, tatkräftige wie liebens- würdige Persönlichkeit wird in Westpreußen dauernd erhalten bleiben, Die Tätigkeit seines -Nachfolgecs, dessen Wahl den - für: die Provinz bedeutungsvollsten- Gegenstand Jhrer diesjährigen Tagung bilden wird, möge der Provinz zu gleihem Segen ereihen!

Die Mittel, welhe Sie durch frühere Beschlüsse dem Provinzial- auts{chufse zur Unterstüßung von Kleinbahnen zur Verfügung gestellt haben, find eis&öpft. Ja einer Vorlage des Provinzial- aus[/chusses wird die Bereitstellung eines weiteren Kredits von 500000 #4 zur Unterstüßung von Kleinbahnen beantragt. Die Hebeammerlehranstalt - der * Provinz entspriht nach Umfang und Sestaltung nit mehr den an sie zu stellenden: Auforderungen. Der Provinzialau2s{chuß unterbreitet Ihnen in einer ausführlichen :Vor- lage jeine Vorschläge für die von Ihnen zu besließenden baulichen Maßnahwen. Auf dem: Gebiete weiterer Fürsorge für die Beamten werden Sie sch mit Anträgen des Provinzialaus\chu}ses, betreffend die Grööhung, von Gebältern der Provinzialbeamien und die Errichtung einer Ruhcgehaltskasse für die westpreußisden Kommunalbeamten, zu beschäfticzen“ haben. Es ist wohl zu erwarten, daß Sie, dem Vorzehen der * Staatsregierung auf dem Gebiete ver aufbefserung und dem Vorschlage des Provinzialaus\chu}ses folgend, eine die Provinz’ niht unerheblich belastende Ausb-sserung der Diensteinlommen beschließen werden. In gleiter Weise muß aber rroartet werden, daß diese weitere Fürsorge der

Gehalts- ; die Vorlage sämtliher Bücher, Unterlagen und Bestände verlangen,

E S S L C E R: H E R. A S R EER N" A T R Ä D T

| find. —. 8 7.

Provinz iu allen Kreisen ihrer Beamten mit Dank und Befriedigung !

au'genommen wird, daß über das Maß hinautgehende Begehrlichkeit |

und ein s{eelsehendes Vergleitßen mit anderen Beamtcnkategorien, wo es vereinzelt zutage getreten ist, nunmehr in dem Pflihtbewußitsein der Beamten ein Ende findet. Neben den vorerwähnten und eintgen anderen ftleineren Vorlagen wird die Fefistellung der Voranschläze n Proviniialhaushalts: den weiteren Gegenstand Zhrer Beratungen i¿den.

Mit - dem Wunsche, daß die Beratungen und Bes{lüsse auch Ihrer diesjährigen Tagung der Provinz zum Segen gereichen mögen,

vinztallandtag für eröffnet.

Nach einem vom „Alterspräsidenten, Rittergutsbesißer Heine-Narkau ausgebrahten Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König wurde zur Wahl des Präsidiums geschritten, aus der als Erster Vors von Graß-Klanin, als stellvertretender Vorsißender der Generallandschaftsdirektor Graf von Kayserlingk-Marien-

Seine Kösnigliche

: Amshaven, 31 O

HoheïWer Großherzog von O folge, zum Besu

Früh hier eingetroffen. Bayern.

Sämiliche bayerischen Handelskammern sind gestern in

München zum Ersten bayerishen Handelskammertage |

E Merten, dem auch Seine Königliche Hoheit er Prinz Ludwig beiwohnte. Der Ministerpräsident Freiherr von Podewils, der die Versammlung im Namen der Regierung begrüßte, wies unter anderem darauf hin, daß die erste Hauptaufgabe des bayerischen Handelskammertages

die Stellungnahme Es bayerischen Steuerreform sei, und kam | S

dabei auch auf die Neichsfinanzreform zu sprechen.

Wie das „W. T. B.* berichtet, betonte Freiherr von Podewils,

daß dem deutshen Volke die schwere Stunde der Verständigung über

et

Cinen fo glänzenden Auf- aufweise, so groß auhch sei, Tatsache

rückwärtz wenden

die Neichéfinanzreform geschlagen habe. s{chwung unsere wirtshaftlihe Lage auch die ‘‘Mehrung des Nationalvermögens daß gegenwärtig der Blick ih wolle man Ertreulißes ershauen. Wohl maten fich ein- zelne Jedel einer wirtshaftlihen Besserung geltend, doch fönnte ih dicse noch lange binausziehen. Die bayerische Steuer- reform lasse fich nur in einem gewissen Zusammenhang mit der Reichsfinanzreform lösen. Es werde sich dabei die An- ficht bestätigen, daß die unerläßliße Stärkuna der Retichsfinanzen, der wir in loyaler Weise bis an die äußerste Grenze der Opferwilligkeit unsere Mitarbeit weihen, die Sicherung der bundesstaatlichen Budget- gebarung in sich berge. ¿Sie müsse dies, wenn anders das ganze Sanierungswerk nicht die finanzielle, ja selbft die politische Selb- ständigkeit der Eigzelstaaten in. shwerer. Weise bedrohen solle.

Nach der Rede des Ministerpräsidenten trat die Versamm- lung in die Beratung der bayerischen Steuerreform ein.

Hefen.

Bei der gestern fortgesezten Budgetberatung der Zweiten Kammer kam der Finanzminister Dr. Gnauth auch auf die Neihsfinanzreform zu sprechen und führte, „W. T. B.“ zufolge, aus:

(ine Neichseinkommen- und Neih¿vermögenésteuer müsse für unatnehmbar erflärt werden. Der Antrag der Abgg. Gamp und Herold würde / für Hessen einen Zuschlag von 18 bis 20% zu den direkten Steuern bedeuten. “Dieser Antrag würde nichts anderes zur Folge häbên, als aus’ der Neichsfinanznot eine sclche dér Bundesstaaten zu mahen. Er würdé ferner auch die politis{che Selbftändigkeit der Bundesstaaten beeinträhtigen und den föderativen Charakter des Reiches nicht fördern. Dem Abg. Molthan müsse er Recht geben, wean er gesagt habe, daß im Reichstag zum großen Teil mit wenig Sa(hkenntnis das Verhältnis Preußens zu Hessen in der Eisenbahn- gemeinschaft geschildert worden sei. Wenn “etn Abgeordneter von der Bedeutung und der Kenntnis des Abg. Freiherrn von Heyl ganz ofen exklärt, daß eine Nevision dieses Vertrags für Hessen unter allen Um- fänden ungünstig ausfallen müsse, so wäre es töriht, noch eine folche Revision anzustreben.

Oldenburg.

Der Landtag hat, laut Meldung des „W. T. B.“, in seiner gestrigen Sißung die Vorlage, betreffend Wohnung s- prauious der’ Zivilstaatsdiener und Volksschuls ehrer, abgelehnt.

müsse,

Sachsen-Altenburg.

Der Landtag hat, nah einer Meldung des „W. T. B.“, gestern das neue Wahlgeseß angenommen. Vorher hatte ein Antrag des Präsidenten Oßwald Annahme ge- funden, na dem auf das platte Land 12 Abgeordnete, auf

bleibe, !?

| Zoll innerhalb der vom Zollamt festzuseßenden Frist

F s J Fry V S 24 : è 4 ' Decfun F f i ben i baa ° erfläre ih im Allerhöhsten Auftrage den 33. Weslpreußishen Pco- | so können’ die Steine zur Deckung der auf ihnen ruhenden Abzaben

8 ¡- die Nechte Dritter

a

die Städte 11 und auf die Höchstbesteuerten 9 Abgeordnete entfallen. Die Zahl der Abgeordneten erhöht ih damit

um zwei. Deutsche Kolonien.

Jn der Nummer 5 des „Deutschen Kolonialblatts“ vom 1. März d. J. ist die auf Weisung des Reichskanzlers für Deutsh-Südwestafrika ergangene und mit ihrer Ver- kündigung in Kraft getretene Verordnung des Gouverneurs, betreffend die Erhebung eines Ausfuhrzolles auf rohe oder ungeschliffene Diamanten, vom 16. De- zember 1908 abgedruckt. Sie hat folgenden Wortlaut: § 1. Die Aus\uhr von rohen oder ungesch{liffenen Diamanten aus dem deutsh-südwestafrilanishen Schußgebtete unterliegt einem Zolle, welcher 10 E für das Karat oder 48,60 46 für das @rawmm beträgk. Jedes angefangene Zentigramm wird sür voll gerechnet. 2. Die Ausfuhr ist nur seewärts, und zwar nur über den Ort Lüderißbucht gestattet. § 3. Zur Entrichtung des Zolls hat sich derjentge, welher die Steine ausführen will, auf dem Zollamt Lüderißbuht einzufinden und sie unter Angabe des Empfängers in einem zur Versendung und Versiegelung geeigneten Behältnis zur Wägung vorzulegen. Als Besitzlegitimation ist der nah der Ver- ordnung vom 21. Oktober 1908 erforderlihe bebördlie Erlaubnis. hein vorzuzeigen. 4. Die“ Steine sid nah Wägung und Entrichtung des Zolls in dem in § 3 genannten Behältnis vom Absender und Zollamt gemeinschaftlich zu verstiegeln. Sie dürfen nur in diesem Zustande zur Ausfuhr zugelassen werden. § 9. Ueber das Wägungsergebnis und die Zahlung des Zolles wird vom Zollamt ein Register geführt. In jedem einzelnen Falle wird dem Anlieferer der Steine ein Negisterauszug als Ausweis erteilt. § 6, Jeder Inhaber eines Diamanterlaubnis\cheir es (vzk. Verordnung des Gouverneurs von Deutsch - Südwestasrika über den Handel und': Verkehr mit rohen oder ungeschliffenen Diamanten vom 21. Oktober 1908) is verpflichtet, ein Registec zu führen, aus welhem der Bestand sowie jeder Zu- und Abgang von Diamanten jederzeit ersichtlih ist Die nähere Einrichtung des Registers wird dur Bekanntmachung bestimmt. Das Negister ist auf Verlangen dem Kaiserlichen Zollamt in Lüderißbuht oder einer sons vom Kaiserlichen Gouverneur bezeihneten Behörde zur Einsicht jederzeit vorzulegen. Desgleichen können die vorbenannten Amtsstellen jederzeit

welche zu einer vollständigen Kontrolle der Geschästs{ührung nötig Alle Veritöße gegen diese Verordnuug und die zu threr Ausführung öffentli bekannt gemahlen Bestimmungen können vom Zollamt, sofern niht die Bestimmungen des § 10 in Betracht kommen, mit einer Ordnungsöstrafe bis zu 150 M belegt werden.

8. Die zollpflihtigen Steine hasten ohre Nücsicht auf für die au} thnen rußenden Abgaben und können, solange der Zoll niht bezahlt und der Empfänger ni@t namhaft gemacht ist, von der zuständigen Amtsstelle zurückbehalten oder mit Beschlag belegt werten. Das an den Inhaber der zollpflichtigen Steine von dem Zollamt trgehende Verbot der weiteren Bersügung über die Steine - hat die Wiikung der Beshlagnahme. Wird der nicht entrichtet,

und Kosten vom Zollamt nah den Bestimmungen des Bürgerlichen

| Gesegbuhs über den Pfan* verkauf öffentli meistbi-tend verkauft oder

ißender der Wirkliche Geheime Nat !

y ldenburg ist, „W.T.B.“ | Seiner Majestät des Kaisers heute"

versteigert werden. § 9. Die Organe des Zoll- und Poltzeidienstes sind befugt, vetdähtig - erscheinende Sendungen jeder Art zu öffnen und auf ihren“ Inhalt zu prüfen. Die Postbeamten haben das Neht, solhe - Serdungen anzuhalten und der zu- ständigen Amtsstelle zur Oeffnung und Prüfung zu über- geben. Außerdem können Haussuhungen und körperllhe Durch- suGungeri bet «&porliegenbem - Verdacht der Abgabenhinterziehung vorgenommen werden, wobet die Vorschriften der Strafprozeßordnung (§S 102 ff.) zu beachtén find. S. 10. Wer es unternimmt, robe óder unges{liffene Diamanten ohne Entrichtung des in diefer Ver- ordnung festgeseßten Zolles auszuführen oder über einen a:.deren Aus- fuhrort als Lüder ißbucht über die Zollgrenze zu bringen, wird mit

| Gefängnis bis zu drei Monaten und Geldstrafe his ¡u 100 000 M

| bestcaft. Außerdem findet Einziehung der den Segenstand

| rishen Parteiführer,

| seyen,

der Zu- widerhandlung bildenden Steine stat). Kann die Einziehung E treffenden Steine nicht erreichi werden, so ift auf Erlegung des Wertes der. Steine, und wenn dieser nicht ermittelt werden kann, auf CGilegung einer angemessezen Geldsumme zu erkennen.

D D D B AR E M A L A R A ERE B E NES e

Oefterreich-Uugarn.

Die t\chechisch- klerikalen und die t\hehisch-agra- die gestern zum Ministerpräsidenten Freiherrn von Bienerth geladen waren, hielten eine Vor- besprehung ab, in der sie, „W. T. B.“ zufolge, beschlossen, dem Minijterpräsidenten mitzuteilen, daß ihre Parteien die Staatsnotwendigkeiten so lange niht durchgehen lassen werden, als der Ministerpräsident nicht seine Demission gegeben habe. Großbritannien und Frland.

Jm Unterhause standen gestern mehrere pellationen auf der Tagesordnung.

Auf eine: Anfrage Ashleys (Kons.), ob von England, entweder selbständig oder im Verein mit anderen Mächten, Schritte getan worden seien, um eine friedlihe Regelung der Streitfragen zwischen ODesterreih-Ungarn, Serbien und Montenegro berbetzuführen, erwiderte der Staatdbfekretär des Auswärtigen Amts Sir Edward Grey, .W. T. B.* zufolge: Es feien in lehter Zeit zwishen den Mächten, England eingeschlossen, verschiedene Vêittcilungen ausgetaus{t worden, um eine {riedlihe Regelung herbeizuführen. Auf eine weitere Anfrage Ashbleys, ob Grey, obne auf die Verhandlungen ungür. stig einzuwiiken, dem Hause mitteilen könne, welhen Fortgang diese Verhandlungen nähmen, erwiderte diesec in’ verneinèndem Sinne. Die Verhandlungen zwischen den in Frage kommenden Mächten seiez notwendigerweijse informatorisher Natur, bet dem gegenwärtizen Stande der Dinge glaube er, darüber feine Mitteilung machen zu düufen.

In Beantwortung etner Anfrage bezüglich der ministers Haldane über das Reichsheer am 20. v Miristerpräsident Aqu ith:

JFnter-

Nede des Kriegs- | M. erklärte der Was Haldane bezüglih der Landes- verteidigung vorgeschlagen Hätte, wäre nur, dem Material eine geeignete Organifalion zu geben, das {on lange bestehe und das sfich aus Freiwilligenkorps ¡usammenseze, die nach vom

arlament gebilligten Grundsäßen gebildet wären. Eine

inmishung in die vollständige Bewegungsfreiheit der Kolonien wäre niht beabsihtigt. Haldane habe nur vorgelhlagen, das ins Werk zu was voa den Premiecminkstecn der Kolonien in der Netchs- konferenz im Jahre 1907 beraten und gebilligt wäre.

Auf etre Anfrage bezüglich Per sien s teilte der Staalssekretär des Auswärtigen Amtes Sir Edward Grey mit, daß der Erlaß einer Amnestie einen Teil der Auregungen bildete, über die beraten würde, um die Pazifilation Persiens zu sichern.

Bei der gestrigen Jahresversammlung der Verei nigung der Handelskammern wurde die Nesolution der Belfaster Handelskammer beraten, in dec es, laut Bericht des „W., S, B.“, heißt, das Land solle sich selbst von dem starren System des Freihandels befreien, und in der ferner cine Ausbreitung der Grundlage der Besteuerung sowie eine Reform des Finanzsystems befürwortet werden. 46 Handels- fammern stimmten für und 31 gegen die Resolution, 82 ent- hielten sih der Abstimmung. Der Vorsigende erklärte, da feine Zweidrittelmajorität vorhanden sei, könnte in der Sache nihts weiter getan werden.

Frankreich,

Jn dem gestern abgehaltenen Ministerrat hielt, wie do „W. T. B.“ berichtet, der Minister des Aeußern Pichoy Vortrag über die äußere Lage und über den Stand der Ne handlungen der Mächte. Der Migisterpräsident Cle menceq und der Finanzminister Ca illaux erklärten, sie würden unte Stellung der Vertrauensfrage in der Kammer die Ablehnung des von dem Abg. Magniaude zum Einkommensteuergese| gestellten Abänderungsantrags verlangen , nah dey jedem Esteuerpflihtigen, dessen Einkommen nicht übe 15 000 Fr. beträgt, für jede Person, die er zu halten hat, ein Nachlaß Im weiteren Verlaufe der Sigzung legten der Finanzministe

partemenis und der Gemeinden, zur Genehmigung und dg Unterrichtsminister Doumergue den Erlaß zur Zeichnun vor, durch den der Abbé Loisy zum Professor für Religiont geshihte am Collège de France ernannt wird.

daß die Regierung die Vertrauensfrage stelle, den

mit 291 gegen 185 Stimmen abgelehnt und darau mit Artikel 98 eine auch vom Finanzminister Caillaux ge: pflichtigen, dessen Einkommen 12 000 Fr. nit Übersteigt, für jede von ihm zu untechaltende Person ein Nachlaß von adt Francs gewährt werden foll.

Nuß:land.

Die Finanzkommission der Neihsduma hat gestern, wie das „W. T. B.“ berichtet, die Prüfung des Geseßentwurfss bezüglih der Maßnahmen begonnen, die gegen den Andra ny der Chinesen und Koreaner im Amurgebiet ergriffen werden sollen. Die Kommission fand es für zweckmäßig, die Abänderungen nicht nur auf Chinesen und Koreaner, sonder überhaupt auf alle Ausländer auszudehnen.

Serbien.

Zu Ehren der neuen Regierung fand gestern im König: lichen Palast in Belgrad eine Postases statt, bei der der Könia Peter, dem „K. K. Telegraphen-Korrespondenzbureau“ zufolge die Begnadigung sämtlicher politisher Verbrecher in einer Rede ankündigte, in der er zunächst die

als Herrscher begrüßte und dann fortfuhr:

Die Berbältnifse fei zweifellos s{hwer. Volk blickten aber ve:trauensvoll’ in die Zukunft, da sie die Führer det Bolks geetr.igt der Leitung der Staatsgeschäfte So, wie alle Serben in dem gegenwärtigen Augenblick alle Beleidigungen und Angriffe der Bergessenheit überwiesen, so verzeihe er, ter Köui, clle ihm und scinem Hause zugefügten Beleidigungen. „Möge*, sagte der Könio, „v-n jeßt an unter uns jede U einigkeit {chw nden, möge unsere Brust nicht mehr von Haß und egoistishen Wünschen ertüllt sein, damit wir alle wie ein Mann, von gleih großer Liebe zum Vaterlande getragen, und

leten

die aus ane:kannten Patrioten zufammengeseßte Regierung in der Laze und gewillt fein wird, die in sie geseßten Hoffnungen zu rechtfertigen.“ Der erwiderte mit

Ministerpräsident Nowakowit\ch

auf den König und das Königliche Haus ausklang.

Amerika. Das amerikanishe Repräsentantenhaus hat die Vorlage, betreffend staatlihe Subventionierung de Postdampfer, „W. T. B.“ zufolge, abgelehnt.

Asien.

ist Seid ul Mamelik, den Sattar Khan zum Gouverneur von Choi eingeseßt hat, um dort die Ordnung wiederherzu-

Gouverneur von Urmia telephonish aufgefordert, er solle in bestimmter Form erklären, ob er sich dem unterwerfen und verpflihten wolle, in und * deren Umgegend für gesicherte sorgen, andernfalls werde er nach Urmia marscieren. Als der Gouverneur eine ausweihende Antwori gad, wiederholte Seid ul Mamelik seine Aufforderung, worauf der Gouverneur durch das Endshumen und durch die Führer der Revolutionäre die Bevölkerung davon in Kenntnis seßte, seine Antwort aber noch hinausshob. Die Bitte der Vertreter der Bevölkerung, Maßnahmen gegen die Handlungsweise der türkishen Grenzoffiziere und der Deufulactaaatus zu treffen, wurde von Seid ul Mamelik erfüllt.

Nach einer Meldung aus Choi haben die Revolutionäre die Krieger Maku Serdars zurückgeshlagen, wobei dieser 20 Mann verlor.

Die Vertreter der fremden Mächte in Adis Abeba haben, der „Agence Havas“ zufolge, bei der äthiopischen Regierung um ernsthafte Bürgschaften für die Sicherheit und den Schuß der Gesandtshaften und der Europäer im Falle eines Thronwechse{ls nact gesucht. Die äthiopishe Regierung ließ durch den Krieg& minister Fitaurari Apte Giorgis eine vollklommen zufrieden- stellende Antwort erteilen, indem sie die Versicherung abgab, daß Ruhestörungen oder sonstige Verwickelungen hei einem etwaigen Thronwechsel in Adis Abeba nicht voraus zusehen seien, und daß die Gesandtschaften und die Europäer auf alle Fälle in wirksamster Weise geschüßt werden würden. Leichter shon könne es in der Provinz zu Verwickelungen fommen, doch erklärte die äthiopishe Regierung, daß es in ihrer Macht stehe, ihnen die Spigze zu bieten.

der

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Reichstags und der Schlußbericht über die gestrige Sigung des Hauses ger Abgeordneten befinden si in der Ersten und Zweiten

ilage.

, unter von zehn Francs gewährt werden so[|

einen Geseßentwurf, betreffend die Steuerzuschläge der D:

Die Deputiec tenfammer hat gestern, obiger Quell, | zufolge, bei Weiterberatung des Gesehentwurfs über die Ein. fommensteuer nah der Erklärung des Ministerpräsidenten i O LA von de Regierung bekämpften Abänderungsantrag Magniaud, sf

billigte Zusagbestimmung angenommen, nach der jedem Steuer.

Wirkung dieses Geseßzentwurfs mit den noch vorzunehmenden

Annäherunc F

¿c 14 M Sn eht þ N zwischen den politijhen Parteien Serbiens, aus denen die e gegenwärtige Regierung hervorgegangen sei, als Serbe und e Ec und sein ganze

sähen.

\chickfals\chwer

für seine bedrohte Zukunft zur W-hr seßen. Jch bin überzeugt, dai F

Der Köntg schloß mit Hochrufen auf die Serben und das Serbentum. W

einer Dankesrede, die in begeistert aufgenommenen Hochrufen F

Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, f

stellen, in Salmas cingetroffen und hat von dort aus den

Volkswillen Fi Stadt Verhältnisse zu F

Bei der am 26. Februar stattgehabten NReichstags- stichwahl im Wahlkreise Bingen-Alzey wurden nach amtlihen Ermittelungen insgesamt 22811 Stimmen abgegeben. Hieroon entfielen auf den Landtagsabgeordneten Philipp

Adolf Korell-Königstätten (fr. Volksp.) 10884 Stimmen. Uebel ist somit gewählt.

Bei der im Wahlkreise 6 Hannover (Syke-Hoya) am 26. Februar stattgehabten Reichstagsersaywahl wurden amtlihen Ermittelungen zufolge 22714 gültige Stimmen ab- gegeben. Hiervon enifielen auf von Dannenberg (Welfe)

6317, auf Dr. Heiligenstadt (Natlib.) 5883, auf Henke | Ân g | Antwerpen in einer Anzahl von

.) 3898, auf Harries (Freikons.) 3453, auf Dr. Lewin So Bpt.) 3163, Die Stichwahl findet am 8. März statt.

Kunft und Wissenschaft. Verschlossene Briefe aus dem Jahre 1585.

Im Jahre 1889 wurden beim Umzuge des Amtsgerihts ll in Frankfurt a. M. in das neue Gerichtsgebäude 175 verschlossene Briefe an Adressaten in Côln, Aachen, Lüttich, Antwerpen, Amsterdam u. a. D. auf- gefunden, die sämtlich aus dem Jahre 1585 herrührten und mit wenigen Ausnahmen aus Ztalien stammten. Ein Paket kaufmännischer Nech- nungsauszüge in italienischer Sprawe aus den Jahren 1582—1584 lag den Briefen bel. Der Fund wurde zunäthst an die Verwaltung der Königlich preußishen Stiaatsarhive abzeliefert. Durch Eller öchste Entschließung wurden die Briefe postmuseum überwiesen. Ueber diesen hochbedeutsamen Fund, der 272 Briefe unter ibnen 237 aus Jtalien enthält, veröffentlicht der Ober- und Geheime Postrat a. D. Sautter in der lezten Nummer des Archivs für Post und Telegravhte einen längeren Aufsaß. nah enthielten einzelne der uneröffneten Umschläge mehrere Briefe, in einem Fallé waren 11 verschiedene Briefe in einem Umschlag er- halten. Von den 272 Briefen waren bestimmt für Cöln 84 ‘Ants werpen 53, Lüttih 40, für Offiziere und Soldaten des spanischen Heeres in den Niederlanden 39. Auf 10 Briefen ift der Bestimmungs- ort niht angegeben oder 1icht

zu entiiffern. Aus dem Inhalt mehrerer der Briefe geht unzweifelhaft bervor, daß sie zur Be- förderung mit der MNeichépoft bestimmt waren und si? nicht durch die danials beflebenden städtishen Botenanstalten oder mit Privatgelegenheit (wandernde Mönche, reifende Kaufleute) befördert worden find. Der untrüzlihfleBeroeis hierfür muß in dem Umftand gesehen werten, baß fich der „Postaviso* zur Post von Mats land nah Côln vom 16. Mai 1585 bei den Briefen befindet. Unter „Aviso“ în postalischem Sinne verstand man in jener Zeit das BVe- gleitshreißen, das von den einzelnen Postêmtern dem die „Ordinari- post* befördernden reitenden Pofiillon als Auêweis über die ihm anvertrauten Briefsendungen ofen mitgegeben wurde, Der vorliegende Poftaviso ift in italienis Wer Sprache abzefaßt und aus ia’land unter dem 16. Mai !585 datiert. Der Ab- sender ist der spyanishe Postmeister in Mailand. Empfänger sollte der Generalpostmeister sein, der damals in Cöôln residierte. Diese Post ist ohne Zweifel unterwegs abhanden gekommen und, nah dem Datum mehrerer der vorliegenden Briefe zu schließen, {einen weitere 3—4 Postsendungen dasselbe Schi@fal gehabt zu haben. Na der anschnlihen Zahl von Briefen aus Rom und Venedig wird es ih dabei auch um das Abhandenkommen von Briefpaketen !Mantua— Côln und Venedig—Cöln gehandelt haben. Das oben er- wähnte Postaviso Mailand— Cöln vom 16. Mai 1585 is nun eine sehr wertvolle Urkunde. Zunächst ist sle der älteste auf uns gekommenen Postavisi. Bisher galt als älteste Urkunde dieser Art ein Thurn und Tarisshes Aviso zur Post Venedig—Brüfsel vom 5, Juni 1598. Wir ersehen aus dem Aviso ferner, daß {hon im Jahre 1585 als kürzester Reiferwe1 zwishen Cöln und Mailand der Weg über Basel galt, während man bisher annehmen mufite, daß damals noch die uralte Poststraße über Trient, den Brenner—Fernpaß Reute— Füssen— Augsburg für den Postdienst benußt wurde. Die Linte Basel wurde vermutlich auch nur für EGilsendungen in An- spruch genommen, die über den Simplon bezw. den Bernina- Zulierpaß nah Chur und 2ürih befördert wurden. Unsere Briefe find jedenfalls noch nicht über die Schweizerpässe befördert, da die Ordinaripost diesen Weg. nicht kannte. Zwei der Briefe tragen zu- dem den Vermerk „francha sino Augusta“ frei bis Augsburg —, der die Beförderung durh die Schweiz bis Basel unbedingt ausschließt. Interessant ist ferner die în dem Aviso enthaltene Mitteilung, daß die Ordinaripost.aus Côln vom 26. April erst am 13. Mai nah Mailand gelangte, also volle 17 Tage unterwegs war, während der am 4. Mai abgefertigte Poftkurier, der allerdings auf dem kürzeren Weg über Basel geritten sein dürfte, Mailand {ho in 8 Tagen erreichte. Die ungewöhnlih langsame Beförderung der deutsch-italienishen Post erkiärt sih aus der damals eingeriîssenen, hauptsählih den nieder- ländishen Unruhen zuzushreibenden Unordnung im Postengange.

Wie und wo sind die Briefe nun aus dem Gewahrsam der Reichs- post gekommen? Der Beförderungsweg der Postsendungen Mailand— Côln—Niederlande läßt sh noch beute genau ‘eststellen. Geheimrat Sautter macht ihn namhaft und hält es für naheliegend, anzunehmen, daß der Ort des Abhandenkommens entweder in den Einöden der damals weit mehr noch als heute unwirtlihen Eifel, oder in den einsamen Waldungen des Soonwaldes oder Hunsrücks zu suchen set. Der Soonwald war s{hon 24 Jahre früher der Schauplatz cines frehen Postraubs gewesen, der den Kaiser Ferdinand I. veranlaßte, den Hofpost- meister Christof von Taxis von Prag aus zur Untersuchung an Ort und Stelle zu entsenden. ie Frage, auf welhe Ursache die Beraubung der Post in unserem Falle zurückzuführen ist, 1äßt zweierlei Ver- mutungen zu. Einmal kann man annehmen, daß die Cölner oder Feier Städteboten, die wegen des gewaltsamen Vorgehens des

aiserlichen Postmeisters in Côln gegen ihre alten Gerehtsame gerade damals sehr erbittert waren, die Kaiserlicze Post gewaltsam weggenommen haben, oder daß es sich um eine Beraubung der Post aus politischen Gründen gehandelt hat, was damals nicht selten vorkam. “Zu fener Zeit tobten am Rhein die Wirren, die durch den Uebertriit des Erzbishofs und Kurfürsten Gebhard Truchseß von Cöln zum Protestantismus und seine daraufhin vom Papst verfügte Ab- seßung entbrannt waren, und man s{cheute sich nicht, um volitisher

wedcke willen die Briefsendungen dez Gegners an ih zu bringen.

8 {f auffällig, daß sch unter den Briefen niht ein einziges Schreiben des Kaisers oder eines Kurfürsten befindet. Der Verfasser vermulet daher, daß eine Anzahl von politis wichtigen Briefen aus dem guten Fang sofort ausges{ieden wurde, während die übrigen, denen man nah der Aufschrift keinen politishen Wert bei- legte, irgendwo versteckt wurden, wo sie dann in Vergessenheit ge- rieten, um erst nah Jahren wieder zum Vorschein zu kommen. Un- aufgeklärt bleibt, wie die Brtefe {ließlich in die Akten des Amts- getihts in Frankfurt a. M. gerteten.

Inhaltlih kann man unter den Briefen kausmännishe Ge- \{chäftsbriefe und Privat- und Familienbriefe untersheiden. Die Ge- \chäftsbriefe bilden die weit überwiegende Mehrzahl ; meist sind sie in italientsher Sprahe abgefaßt, doch finden fich unter ihnen au solhe in spanischer, yortugiesischer, französisder und flämischer Sprache. Sie sind méeiît sehr {lecht, mitunter urleserlich geschrieben. Aus threm Inhalt geht bewor, daß Mailand, Genua und Venedig damals in den lebhaftesten Handelsbeziebungen zu Cöôln und Antwerpen g’ standen habey. Dies ist {hon bezüglich Cölns sehr ausfällig, denn alle sonstigen Zeitzachrichten beklagen das gänzliche Dantederliegen des Handels in Cöln infolge Me erwähnten Unruhen, des sozenanuten „Kölnischen Krieges“. Aber ncch unerklärlicher ist der rege Geschäfts8briefversand vch zur damaligen Zeit nah Antwerpen ; denn die Stadt wurde seit beinahe Jahresfrist von einem spanischen Heere unter dem Befehl des Prinzen Alexander Farnese von Parma

später dem Neichs- |

daß,

der |

belagert. Seit dem 25. Februar 1585 war Antwerpen dur eine 2400 Fuß lange, stark befestigte, von den Spaniern quer über die Schelde von einem Ufer zum anderen gezogene Brücke vom Verkehr

| mit der Außenwelt völlig abgeshnitten, währ:nd bis dahin auf dem Üebel- Dieburg (Zentr.) 11 927, auf den evangelischen Pfarrer | Wasserwege dur Llockadebrecher eine Verbindung mit den Bewohnern e [7 27 ° Sit, §

der von der Landseite her eingeshlofsenen Stadt immerhin noch mögzlid gewesen war. Dies war in Jtalien, wie aus Briefen an Angehörige des spanishen Belagerungcsheers zu entnehmen ist, wobl. bekannt. Und dabei doch diese zahlreihen Geschäftsbriefe an Antwerpener Häuser, in denen von der Besiellung und Abnahme von Waren, von Geschäftsabshlüssen, Abrechnungen und Bezahlung von Wechseln die Rede ift, gleich als man “allerorten im tiefsten Fricden lebte! Wie sollten die Briefe über- haupt îin die Hände der Adressaten gelangen? Vielleicht dafür die Tatsahe einen Fingerzeig, daß" Briefe nah Fällen in die Briefe nah Cöln ein- gelegt waren. Anscheinend rechneten die italienischen Kaufleute damit, daß ihre Cölner Geschäftsfreunde doch noch über Mittel und Wege verfügten, die Briefschaften durch das spanishe Belagerungéheer hin- durch in die Stadt hineinzushmuggeln. Aber dessenungeachtet bleiht

| der rege, unbefangene, an die tiefste Friedenszeit erinnernde Geshäfts-

verkef,r mit ciner belagerten Stadt, wie er sih ‘in diesen Briefen

| kundgibt, ein Rätsel. Nicht minder staunenerregend erscheint die dur

Da- !

S D O OOES E T O T E E E M e L

und ;

| Mitteilungen in den Briefen aus Ftalien verbürgte Tatsache, daß

Briefe aus. dem belagerten Antwerpen nah Italien versandt werden konnten, noch dazu, ohne Verzögerung zu erleiden.

Aus der damaligen Unsicherheit der Postbeförderung erklärt sh wobl der Umstand, daß in manhen Geshäftsbriefen zunähst die Ab- {rift früherer, unbeantwortet gebliebener Briefe mitgeteilt wird, von denen der Schreiber wobl annahm, daß fie niht an ihre Adresse ge- langt seien. Mehreren Briefen liegen Wechsel bei, sodaß wir die damalige Form der Wechsel kennen lernen. Er bestand aus etnem shmalen, ctwa 6 cm breiten unbedruckte-, engbeshrtebenen Paptier- streifen von 20—22 cm Länge. Der Wortlaut war annähernd derselbe wie heutzutage. Die einzelnen Worte sind meist stark abgekürzt. Wie auch bei den meisten Geschäf! 8briefen lautet der Eingang: „A1 noms de Dio“ oder „Laus Deo“, Davor \teht ein Kreuz, das auch sonst, namentli von Geistlichen, an die Spiße der Briefe geseyt wurde, ein in Jtalien noch heute richt E aefener Brauch. Am Ss8luß, unmittelbar vor der Unterschrift, stehen meist die Worte „a Dio“. Bemerkenswert ist die beträhtlihe Zahl der zu jener Zeit in Cöln ansässigen italienischen Handelshäuser; wir begegnen deren unter den Adressaten der Briefe niht weniger als 17. Die Firmen müssen untereinander meist in freundschaftlihen Beziehungen g?ftanden haben, da die Briese an die eine Firma bâufig in die Briefe an irgend eine andere zur Weiterbeförderung eingelegt wurden. Die Zahßi der in Aniwerpen ansässigen italtenischen Firmen ftand hinter der Zahl der in Côln befindlichen nit zurück. UÜUmgekehrt begegnen wir nieder- ländishen Kaufleutea, die fich in Jtalien niedergelafsen batten und von dort Handelsgeschäfte nach ihrer Heimat betrieben. Bon Interesse sind zwei in der Farbe noch gut erhaltene dreieckige, blau und gelb gemusterte Stoffproben in einem Brief aus Genua nah Côln und eine weiße Leinwandprobe in einem Briefe aus Venedig nach Antwerven. Nach diesen Proben sollte geliefect werden. Wir haben also den Beweis, daß die heutlze Form des Musterversandes in Zeugabschnitten {on vor länger als 300 Jaßren in der kauf- männisWen Welt gebräuhlich war. Neben geshäftlichen Dingen machen die Absender in ihren Geschäftsbriefen au}ch Mitteilungen über politishe Tagetereignisse. Nach“ ihnen ju urteilen, {eint die Waktl des Papstes Sirxtus V. die Gemüter der Zeitgenossen besonders lebhaft ercegt zu haben. Neben politischen Mitteilungen lesen wir au solche über die Ernte und den Saaterstand und über die geschäftliche Lage anderer Häuser. Der Ausdruck in den Gesäftsbriefen läßt, wenn es fich um Klagen über \{chlechte Lieferung und dergleichen handelt, an Derbheit und Urwühsigkeit oft nihts zu wünschen übrig. Aus diesen Briefen ergibt sich auch ein anschaulihes. Bild von dem Güteraustausch zwishen Italien und dem Niederchein und den Nieder- landen. Beim Ein- und Verkauf der Warengattungen fpielten im 16. YJabrhundert die Messen und Märkte eine große Rolle. Jn den Briefen aus Oberitalien is häufig von den beiden Messen in Piaceaza, der Ofster- und der Augustmesse, die Nede, die große Bedeutung gehabt baben müssen. Daneben werden aber auch die Messen în Besançon und Frarkfum:t a. M. genannt. Die Güterbeförderung {eint ungemein langsam gewesen zu sein. So war eine Sendung von Cöln bis N-apel über 3 Monate unterwegs. In der Rihtung aus Italien war Cöln der Speditionsplaz für Waren nah Hamburg, Antwerpen für solche nach Englard und dem beutigen Holland. Bet der Beförderung über Antwerpen kam namentlich die Beförderung zur See über Venedig in Frage.

Die Privat- und Familienbriefe zerfallen in mebrere Gruppen, nämlih: Briefe, die zwishen Geistlichen gewech!elt werden, Briefe von jungen Priestern und Studenten an Angehörige i Heimat, Briefe an Angehörige der spanishen Armee in den Nieder- landen, die man „Feldpostbriefe“ nennen kann, und Familienbriefe verschiedenen Jnhalts. Die Geistlichen bedienen sch in thren Briefen meift der lateinischen Sprache, doch finden si auch in französischer und italienischer Sprache; es handelt #fiS in meist um geistlihe Projesse, die in Rom geführt wurden, um Bemühungen zur Erlangung von Pfründen, Empfeblungen für solche und Berichte über das Ergebnis der unternoanenen Schriite. Unter den Briefen der Studentea an ihre Angeböriden in der Heimat dürfte die langatmige, s{chwülstige Epistel eines recht unlusticen Studiofus der Rehte in Nom, eines jungen Sudermann aus Côln, an feinen Vater die Heiterkeit der Leser erregen. Die lateinische Aufschrift des Briefes lautet in Ueberseßung: Dem Wohledlen, hoch- angesehenen Manne und Herrn, Herrn Heinrih Sudermann, dem bochverdienten Syndikus der Hansa in den MReichsflädten, meinem Vater in höch{ster Ehrerbietung in Côln. Der Brief ift offenbar berechnet, den Unmut des gestrengen Hecrn Vaters darüber zu beschwichtigen, daß es mit den Studien des Sohnes nicht recht vorwärts gehe. Sudermann junior macht u. a. den Vorschlag, ih in einer „Juristenpresse* in Rom zum Or. jur. vorbereiten zu lassen. Gr schreibt: „Es gibt hier Leute, die nat einex fehr kurzen Methode und einem folchen Leitfaden des Rechtes die Studlen lehren und vollenden, daß sie sh anheishig machen, in der Zeit von sechs Monaten einen Unlkundigen, der lateinish kaum sprechen und verstehen kann, zu etnem ausgezeihneten Doktoc zu promovieren.* Aber au dieser mübelose Weg {eint dem verbummelten Studenten nockch zu beshwerlih; er möchte am liebsten von der Ablegung des juristischen Doktorexamens ganz loskommen und suht daher dem Vater an einem Beispiel klar zu machen, daß man, aud obae Doktor turis zu sein, in eine hohe Stellung gelangen kann. „Da ift \ch{reibt der Student MWMinutlius, ein sehr berühmter Mann, “Dir nicht unbekannt, der, obwohl obne Gesezeskunde, zu dem geheimen Rate der Fürsten von Bayern zugelassen, 100 Gulden jeden Monat und Futter für 6 Pferde bekommen hat, wozu noch die Propitei der hl. Apostel hinzukommt, sodaß er im Zeitraume von 2 Jahren, da er das Amt eines Legatea übernommen hatte, zehn-, oder lagen wir sehs3taufend Dukaten im Vaterlande angelegt haden soll, was ih des halb erwähnen wollte, um Dix zu zelgen, daß aud ohne den PDoktor- titel einer dem Nate der Fürsten und des Staates vorftedea kaun. Du aber mast Dich nah Gutdünkin entscheiden, und Du whist mich nahgiebig und bereit finden. *

In fn Briefen an Offiziere und Soldaten der \paulsckten Armee in den Niederlanden Ut fast auBET s von Familien» und Vermögenzangelegenheiten die Rede. Drei Feldpostbriefe Aud vou besonderem Juteresse, weil sle eine wahre Jdylle ia den vog wilden Kriegsstürmen durchtodten Zeitläusten bilden. Sie lud an den Leutnant der leichten Meliterei, SPloßhzupimaun von Trezzo und Gouverneur von Gent Antonio d'Olivera gerichtet uad rühren vou zwei Brüdern und einem Belter Bracco hex, die \ch în lhnen eines bilflosen, offenbar unehellden Gpröfilings ihres auf dea Felde der Ghre gefallenen Bruders und Vetters herzlich annehmen.

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Was die äußere Beschaffenheit der Briefe anlangt, so find fie auffallend klein: meist 9 cm breit und 7 cm hoch; mitunter nähert sih die Form dem Quadrat. Geschlossen sind sie entweder mit einem zuge\hnittenen, versiegelten Papierstreifen oder mit einem ebenfalls versiegelten Bindfaden. Auffallend ift, daß keiner dec Briefe eine Spur von postamtliher Behandlung trägt. Postftempel gab es damals noch nicht, aber Vermerke über Franko- oder Porto- beträge hätte man erwarten dürfen. Die Geschäftsbriefe tragen meist einen Frankaturverme:k des Absenders. Welches Beförderungs- geld aber an die Post entrihtet wurde, ist nirgends ersichtlich. Dei den Feldpostbriefen fehlt stets der Bestimmungsort ; sie tragen nur allgemeine Angaben, wie Fiandra (Flandern) oder al campo (im Lager), al campo catto. (im fatholishen Lager). Die militäri]hen Eigenschaften des Empfängers und der Truppenteil find dagegen meist angegeben. Wir ersehen daraus, daß die alte Reihs- post ih {hon im 16. Jahrhundert bei Briefen an Soldaten im Felde mit denselben Angaben begnügte, die unsere beutige Post im Mobilmachungefalle für Feldpostsendungen ta Anspru nimmt.

Aus diesen Angaben mag der Leser ersehen, daß es Ah bei dem Brieffund um eine Sammlung bohinteressanter Dokumente handelt, die eine wertvolle Bereicherung des Reichspostmuseums ausmachen.

Dle Universität Orford hat, wie ,W. T. B.* meldet, dem Professor Felix Liebermann-Berlin honoris causa den Grad eines Doctor of civil law verlieben.

Vautwesenu. Verkündung der Schhinkel-Preise für 1909.

Die vorgestrige Versammlung des ‘Atchitekten-Vereins galt aus\hließlih der Verlesung der Gutachten der Beurteilungsaus\{hüsse über die am Schinkel, Wettbewerb dieses Jahres beteiligten Arbeiten und, daran anschließend, der Verkündung der Namen der Verfasser der- jenigen Entwürfe, welhe durch Zuerkennung von Staatspreisen oder von Plaketten mit dem Bildnis Schinkels ausgezeihnet oder als Ersaß für die häuslihe Arbeit zur Staatsprüfung angenommen sind. Aus dem Gebiet des Hochbaues waren 28 Entwürfe zu einem „Erziehunck8heim*" eingegangen. Es erhielt den Scinkelpreis und die Plakette Dipl.-Ing. Regierungsbauführer Hans Paul Herrmann-Sch{öneberg, die Piakette die Dipl.-Ing. und Regie- rungsbaumeister Erich Richter-Stegliy und Willibald Seckt-Berlin sowie Architekt Joseph Scherer-Berlin. Als Ersay für die häusliche Arbeit zur Staatsprüfung wurden seitens des Technischen Ober- prüfungsamts die Arbeiten von Herrmann, Richter und des Dipl.- Ing. und Negierungsbaumeisters Otto Müller-Berlin angenommen. Aus dem Gebiet des Wasserbaues waren zu der Aufgabe „Um- gestaltung der Wehr-, Shleusen- und Kraftanlagen in der Weser bei Münden“ 6 Entwürfe eingegangen, von denen die Arbeit des Negierung8bauführers Todt in Potsdam durch den Swinkel- Preis und die Plakette, diejenige des Regierungsbausührers Maaske in Alikirh-Oderberg durch - die Plakette ausgezeihnet wurde. Beide Entwürfe wurden auch als Ersay der häuslihen Prüfungsarbeiten gutgebeißen. Aus dem Gebiet des Eisenbahnbaues waren neun Entwürfe zur Herstellung einer Bahnverbindung von Troisdorf längs der vorhandenen rechtsrheinischen Bahn mit der Ahrtalbahn bei Bodendorf und mit der links- rheinischen Bahnstrecke bei Sinzig eingelaufen. Es erhielten den Schinkel-Preis und die Plakette der Regierungsbauführer Otto Blunck- Charlottenburg, Plaketten die Regierungsbauführer Wolff- Rendsburg, Barth-Côln, Heinr. Knoh-Marienwerder und Ernft Martens-Côln. Alle 5 Arbeiten wurden auch als Ersay der häuslichen Prüfung8arbeit angenommen, und außerdem die Arbeiten der Regie- rungsbaufübhrer Friedr. Wilh. Mau-Danzig, W. I. Metz-Cöln und Hermann Nagel-Osnabrück. Alle 43 Entwürfe waren an der Wänden des Saales ausgehängt.

S Verkehréanfstalten.

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Die Königliche Eisenbahbndirektion

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Ziedertalbahn den gesamten Betrieb Landeshut— Albendorf

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Verdingungen im Auslande. näheren Angaben über Verdingungen, die „Reichs. l at9anzeîger“ zusliegen LOTITZ Berbentagen m eten Der Ttenittit: m nor B 4 E r "Irre t erer der Vtentllunden 218 r ctngeteüen werden K K. Staatsbabndirektion im Le m-

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