1909 / 75 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 29 Mar 1909 18:00:01 GMT) scan diff

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Berlin, den 29, März 1909.

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Deutscher Reichstag, 286. Siyung vom 27. März 1909, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Das Haus seßt die Etatsberatung fort. Zur Beratung steht zunächst der Spezialetat für das Schußgebiet Kiautschou. Referent ist der Abg. Liebermann v, Sonnen- berg (wirt. Vgg.).

Dem Etat ist als Anhang der Etat für die Verwaltung des ostasiatishen Marinedeta ements beigegeben, der an die Stelle m bisherigen Etats für die Expedition nah Ostasten treten jou, : |

Abg. Naden (Zentr.): Wir erkennen bereitwillig an, daß in dem Schuhzgeblet Kiautschou großes geleistet worden ist, Aber die Sache hat auh eine Kehrseite, nämli ob dag Deutsche Reich bei seiner s{lechten Finanzlage fortdauernd folhe großen Opfer für diese Kolonie, 1ährlch 8 10 Millionen, bringen kann, Bereits 123 Millionen hat dieses Schußzgebiet gekostet, das ist do wahrlich fein Pappensttel. Das Postwesen in diesem Schutzgebiete l'ostet jährli über 360 000 6, 1901 glaubte noch jedermann an die Auf- teilung von China, und niemand ahnte den Ausgang des russis{- japanischen Krieges. Nach dem Kriege kam die Kehrseite der Besetzung dieses „Playes an der Sonne" zutaze; da wuchs ein immer ttdberes Defizit heraus, Die HPandelsbeziehungen sind minimal geblieben. Dennoh sind für das Postwesen allein in 10 Jahren 34 Millionen ausgegeben wordea; wäre an dieser Summe niht zu sparen? Das Zentrum hat schon 1904 die erste Berringerung des Militär- detahements gefordert und erreicht, Jet soll das Detachement auf 150 Mann als Gesandtschaftswahe in Peking verringert werden. Weshalb soll der Etat als besonderer Anhang beibehalten werden? Viel einfaher wäre do, beide Etats zu vershmelzen. Immerhin tritt eine wesentlihe Ersparnis ein, die in erster Linie den Bemühungen des Zentrums zu verdanken ist, Aber es sind immer noch zu viel Beamte in Kiautschou vorhanden. Die Kommission hat mit der NReduzierung etnen dankentwerten Anfang gemacht; aber noch mehr müßte geschehen. Sind denn in dem Schußzgebiet §8 Negterungsbaumeister notwendig? Jedenfalls entspriht es nit den Grundsäßen der Sparsamkeit, wenn der Gouyerneur i einen großen Park anlegt, der dann den Namen „Neuer Korstgarten" erbält. Eine Villa, die der Gouverneur sih im Gebirge hat bauen lassen, und für deren Benuyung er allerdings Miete zahlen soll, ift obne Genehmigung des Reichstags erbaut. Aus der Denkschrift ergibt fich die auffallende Grscheinung, daß in unserem Gebiet nur sehr wenige chinesische Kauf- leute angestedelt sind. In absebhbarer Zeit wird die Einfuhr in den Hafen von Tsingtau niht wesentlich zunehmen. Darum muß man

au für die nähsten Etats weitere Abstriche im Sinne etner weisen Sparsamkeit fordern, insbesondere beim Wasserwerk. Vie im vorigen Jahre abgelehnte Position für eine höhere Lehranstalt für chtne\is{e Schüler hat die Kommission diesmal, nahtem befriedigende Unter- lagen gegeben find, bewilligt, Wir werden für diese neuen Einrich- tungen stimmen in der Hoffnung, daß auch sie indirekt unserer Kolonte und threm Aufschwung nit nur, sondern mittelbar auch dem deutschen Handel und der deutshen Industrie zugute kommen werden.

Staatssekretär des RNeichsmarineamts, Admiral von Tir pit:

Meine Herren! Die Marineverwaltung hat ¡unähst mit Dank die Anerkennung zu begrüßen, die der Herr Vorredner ausgesprochen hat in dem Sinne, daß tatsählich in Tsingtau eine Leistung unsererseits vorliegt.

Bezüglih der wirts{haftlichen Entwicklung und der Aussichten habe ih gestern die Ehre gehabt, in der Kommission eingehend zu sprehen. Jch bin nicht in der Lage, es in dieser Weise hier tun zu können; ih halte es aus allgemein geschäftlichen Gründen nicht für zweckmäßig Aber, meine Herren, dem muß ih doch wider- sprehen, was der Herr Vorredner gesagt hat, daß die wirtschaftlihe Entwicklung nit das gehalten habe, was wir erwartet haben Meiner Ansicht nach ist die wirtschaftliche GEntwicklung fehr viel \chneller vorgegangen, als die Marine- verwaltung erwartet und jemals ausgesprohen hat. Ih babe gestern ein Beispiel angeführt und darauf hingewiesen, daß Hongkong nach etwa 15 Jahren setner Existenz noch in einer Situation war, daß man s{chwankte, ob man es aufgeben sollte, während Tsingtau als Handeléstadt von China bereits nach 11 Jahren an der febenten Stelle von 40 Vertragshäfen steht.

Wenn der Herr Vorredner geglaubt hat, daß die chin sischen Kaufleute dort niht hinkommen, so ist das doch nit ganz zu- treffend. Ih möchte da nur eine Zahl anführen. Meine Herren, wenn auf einem kahlen Felsen in 11 Jahren eine Stadt von etwa 40 000 Chinesen entsteht, so ist dies ein Beweis dafür, daß au handeltreibende Chinesen dort ihr Geschäft machen. Es gibt dort, wie ich versichern kann, recht wohlhabende Chinesen. Wenn der err Vorredner einmal durch Ta-pa-tau das ist die Chinesenstadt

dturhginge, so würde der Eindruck auf ihn sicher so stark sein, daß die vorhin getane Aeußerung nicht wiederholen würde.

Was dle spezielle Beteiligung der deutshen Industrie an dem Grport nah Tfsingtau anbetrifft, so is sie ja noch nit sehr ho ; ih habe aber die Ueberzeugung, sie wird steigen. Jch habe gestern u, a. hingewiesen auf erheblihe Bestellungen an Eisenwaren, die gemacht worden sind, zurzeit allein für 25 Mill. Mark. Ih habe serner darauf hingewiesen, daß man die Neichsstatistik niht ohne weiteres gelten lassen kann für die tatsählich nah Tsingtau gehenden Waren, und zwar deshalb, weil die Deklaration meistens einfah nach China im allgemeinen geshieht, und deshalb diejenigen deutshen Waren, die z, B. über Hongkong nach Tsingtau geben, in der Statistik für Tsingtau nicht Erwähnung finden können, Ich habe das an einem Beispiel nahgewiesen, und zwar handelte es sich dabei um Anilinfarben. Jn der Statistik is angegeben als Gesamtexport von Deutshland nah Tsingtau die Summe von 3,4 Millionen; darunter befinden sich für Farbwaren 26 000 %. Jh habe dieser Position nahgehen können und festgestellt, daß die Einfuhr von Deutschland an Farbwaren nit 26 000 4 be- trägt, sondern 2,8 Millionen, und daß sie von Jahr zu Jahr steigt, ja daß wir beinahe das Monopol in bezug auf die Einfuhr nah Nordchina haben. Unsere Einfuhr an Farbwaren beträgt also das Vundertfahe von dem, was in der Statistik angegeben ist. Daraus ift dem Statistishen Amt gar kein Vorwurf zu maten, denn es hat die Zahlen eben nicht bekommen können. Aber ähnli, wie es si an diesem krafsen Beispiel darstellt, kann es sich doch auch wohl bei anderen Waren verhalten. Jedenfalls wird die Gesamtsumme er- bebli höher sein, wenn man dem Export von Deutschland tatsächlich auf den Grund geht,

Meine Herren, was das ostasiatishe Detachement anbetrifft, so wiffen Sie ja alle, daß die Marineverwaltung si nit danach gedrängt hat; fie hat es eben übernehmen müssen. Wenn es der Wunsch des Relchstags ist und der ist ja vorhin zum Ausdruck gekommen —, daß der Nest des ostasiatischen Detachements, mit anderen Worten: die kleine Shutzwahhe in Peking, verschmolzen wird mit dem

Kiautschou-Etat, so wird die Marineverwaltung nihts dagegen haben und dem Wuns entgegenkommen. Wenn hier behauptet wird, daß wir zu viel ausgeben für das dortige Militär das wir für dur- aus erforderlich halten, um das Sicherbeitsaefühl sowohl der Weißen wie der Chinesen in Tsingtau so zu gestalten, daß sie hinkommen —, so môöhie ich doch einmal die Ausgaben, die die Mearineverwaltung für die Truppen leistet, gegenüberstellen den Ausgaben, die z. B. für Südwestafrikla heute noch gemacht werden. Wir balten in Tsingtau ungefähr dieselbe Truppenanzahl rund 2500 Mann wie in Süd- westafrika. Die Marineverwaltung bewerkstelligt das mit 6 Millionen, und die Verwaltung für Südwestafrika, wo allerdings besondere Ver- hältnisse vorliegen, mit 16 Millionen. Danach kann man wobl nicht behaupten, daß die Marineverwaltung in dieser Beziehung sehr ver- s{chwenderisch umgegangen wäre.

Wenn der Herr Vorredner ferner sagt: der Soldat hinter die Front und der Kaufmann vor die Front! —, so kann ih ihm nur voll beistimmen. Diejenigen von Ihnen, die stch erinnern werden, wie wir hier zum ersten Male über Kiautshou verhandelt haben, werden wissen, daß die Marineverwaltung nit nur jeßt nah diesem Grundsay handelt, sondern es von dem ersten Tage an grundsäßlih getan hat. Wo is} denn jemals der sogenannte Militarismus in Tsingtau in die Erscheinung getreten? Niemals! Immer is von der Marineverwaltung und auch von dem Gouvernement aus, welches von mir s\trikte Direkltiven bekommen und in sehr verständiger Weise ausgeführt hat, die wirtshaftlihe Entwiklung in jeder Beziehung in den Vordergrund gestellt worden denn das ift ja doch die raison d’êôtre von Tfingtau.

Dann die Postdampfersubvention. Das it eine Frage, die cigentlih nicht mein Ressort, sondern das des Herrn Staatssekretärs des Nelchspostamts angeht. Ih möchte nur berihtigend anführen, daß es sich nicht um eine Dampfersubvention für Tsingtau handelt, sondern um eine von Schanghai nah dem Norden Chinas; und es wäre doch merkwürdig und gar niht zu verstehen, wenn etne subventtonterte Dampferverbindung die einzige deutshe Kolonie, die dazwischenliegt, niht anlaufen würde. Außerdem ift die Tsingtauer Posistation die- jenige, welche, soviel mir bekannt, die meisten Einnahmen aufweist.

Wenn weiter die Warnung ausgesprochen wird, wir müßten noch sehr viel weiter mit den Ausgaben heruntergehen, so möhte ih nur sagen, daß die Marineyverwaltung dem Wunsche des Reichstags durch die Tat Jahr für Jahr nachgekommen is. Es muß do anerkannt werden, daß die Verwaltung in 5 Jahren den Reihszushuß um rund 6 Millionen heruntergedrückt hat doh eine Leistung, über die man niht einfach zur Tagedordnung hinweggehen kann Selbst» verständlih wird si die Marineverwaltung auß weiterhin in dieser Richtung bemühen ; unser sehnlihster Wunsch kann doch nur sein, daß Tsingtau si selbst erhält. Daß das, was Tsingtau für Deutschland bringen soll, auch in anderer Richtung liegt, geht aus einem Ber- gleih mit Hongkong heryor, welches ja einen gewaltigen Handel hat. In Hongkong zahlt die englishe Regierung noch übers{chläglich 16 Mill, Mark für militärische Zwecke zu.

Im übrigen find wir auf das ernstlihste bestrebt, gerade die werbenden Anlagen zu stärken und auf diesem Wege den MReich3zus{uß; zu erleihtern, das ist der Plan, mit dem wir überbaupt vorgegangen sind. Ich bitte aber do, dabei ¡zu bedenken, daß wir dort erst seit 11 Jahren arbeiten, ein für die Entwicklung eines Yandelsplatzes ver- hältnismäßig sehr geringer Zeitraum. Wenn die Herren in Erwägung nehmen einerseits diefen geringen Zeitraum und andererseits das was wir dort an Einnahmen {hon geschaffen haben, so, glaube ich, wird man im allgemeinen mit dem Erreichten zufrieden fein können.

Abg. Eickho ff (fr. Volksp.): Jn der Budgetkommission ist eine sehr gründlihe Aussprahe über diesen Etat erfolgt. Die \chwere Wirtschaftskrise, die von Amerika ibren Ausgang nahm, ist au an Kiautschou niht spurlos vorübergegangen, sie hat vielmehr der jungen Kolonie schwere Schäden zugefügt. Der Rückgang des Schiffsverkehrs ist der shlagendste Beweis dafür ; die Einfubr ist dem Werte nach um

3,7 9% zurüdgegangen. Aber Tsingtau hat erfrealicherweise diese |

shwere Krisis bereits überwunden, die Zolleinnahmen erböben fich wieder, und nach kurzer Zeit werden hoffentlih auch die lezten Nachwehen vershwunden sein. Alles in allem genommen, ist dort etwas geleistet worden, worauf wir Deutsche stolz sein können. Der jetzige

Gouverneur hat allerdings niht übe rall eine glüdcklihe Hand gehabt. |

Der Etat selbs is von vornherein in diesem Jahre sparsamer als früher aufgestellt worden. Nah der Bollendung der Hafenbauten und Umbauten werden noch weitere Ersparnisse gemacht werden können, ohne daß man der Entwicklung dadurch Hemmnisse bereitet. Daß der Etat für die ostasiatishe Expedition mit demjenigen für Kiautschou vershmolzen werden sol, können wir nur begrüßen. Die geplante höhere Schulorganifation für die Chinesen ist gestern von der Kommission mit überwiegender Mehrheit gebilligt worden. Meine Freunde sind geteilter Meinung über die Maßnahme : ih persönlich hoffe, daß die Maßnahme dazu beitragen mö:e, Tsingtau zu einem Zentrum deutscher Kultur zu machen. Dazu gehört, daß das deutshe Element möglichst lange an die Kolonte gefesselt wird. Die Deutschen Tsingtaus haben den lebhaften Wunsch, die bestebende ses. flassige Anstalt zu einer Vollanstalt ausgebaut zu sehen; ih halte die Er- füllung dieses Wunsches zurzeit noch sur versrüht, weil die Zahl der Schüler in der Untersekunda nur 5 bis 6, also noch viel zu gering ift, und eine höhere Frequenz voterst noch nicht erhofft werden kann. Aber na einigen Jahren wird sih vtielleiht der Ausbau zur Voll- anstalt empfehlen. Es wäre zweckmäßig, eine Umfrage zu ver anstalten, ob aus der weiteren Umgebung, aus den Vertragsbäfen Chinas und auch aus Japan, auf dea Zufluß deutscher Schüler zu rechnen ist. Auch die weitere Entw!Èlung der Kolonte selber wird auf diesen Ausbau hindrängen. Wir müssen unseren Landsleuten das Leben so anziehend wle möglih machen und ibnen die Heimat zu ersezen suhen. Denn nur wenn zablreihe deutshe Kaufleute nah Tsingtau gezogen werden und sich dauernd dort an- fiedeln, dann wird die Kolonie immer mehr eine Stätte deutscher Kultur werden.

Berichterstatter Abg. Liebermann von Sonnenb erg (wirts{. Dag) ergänzt seinen Bericht und empfiehlt die unveränderte Annahme des Etats.

Ab. Ledebour (Soz.): In die begeisterte Jubelhymne des Abg. Eickhoff über die Kolonie können wir nicht einstimmen. Wir halten diese Kolonie nah wie vor für ein verfehltes Unternehmen. Der Staatssekretär wies auf den hônen Hafen hin: Wenn man jährli 10 bis 12 Millionen für einen solhen Zweck auswirft, so sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn damit niht etwas geleistet wird, worauf das deutshe Volk stolz sein kann. Wir bestreiten aber, daß diese Ausgaben wirklich für uns u rngia sind. Die Ausfuhr von Deutschland dorthin beträgt nur 4 Millionen ; das ist ein sehr gering- fügiger Handel angesichts der Kosten, die uns die Sache ver- ursaht. Der Staatssekretär wies auf Anilinfarben hin, aber der Handel hiermit i} ein deutshes Monopol. Entscheidend ist, wieviel an Massenprodukten nah Tfingtau geht. Das ift sehr wenig. Der Durchgangdverkehr über Japan nah China wäre außerdem ebenso groß, wenn us über Tsingtau nicht die deutshe Flagge wehte. Der Abg. Cickhoff sagte in der Naivität feines Herzens, früher bätte der Deutshe Reichstag Kiautshou als onfant chóri betrahtet und deshalb Millionen dem Staatssekretär für die

Kolonie zur di tr gestellt, weil wir dort einen Plaß an der Sonne haben sollten. Kiautshou soll ja gar nicht mehr das Zentrum einer Kolontalmaht werden, oder ein Stü punkt für die Marine, diese Idee hat keiner der Herren von der Marine aufrecht erhalten. Nun fommt man mit etbish-ästhetishen, kulturellen Phantasien. Wegen einer chinesishen Schule oder vielmehr Fähnrihsprefse brauchen wir do niht jährlich 84 Millionen auszugeben. Der Staatssekretär wider- sprah der Meinung, daß man in Kiautschou militärishe Zwecke ver- folge. Die Seeoffiziere denken allerdings in solchen Dingen freier als die Landoffi¡iere. Es hat mi q daß der Staatssekretär in dieser Beziehung einen freieren Blick hat als der Kriegsminister, der hter behauptete, wir Sozialdemokraten wollten Abscheu gegen den Dienst erweckden oder gegen den Miilitarismus. _Für ihn i Dienst und Militarismus das\elbe, Der Staatssekretär der Marine hat diesen unglaublihen logischen Purzelbaum nicht geshlagen; er verwahrte sid dagegen, den sogenannten ‘Militarismus zu fultivieren. Für den Gouverneur “i nach einer mir zugegangenen Zuschrift eine Villa gebaut unter der Firma: Erweiterungsbau des Ge- nesungshauses für Soldaten und Bürger. Das verdient, wenn es zutrifft, das shärfste Eingreifen des Staatssekretärs. An den Baggerungsarbeiten bei dem Hafen is eine Million Mark an die Baufirma vershwendet worden, weil die Vorarbeiten nicht genügend geprüft worden find. Wir meinen, daß dieser Hafen von Kiautschou so bald wie möglih aufgezeben werden müßte, weil ex dem Zweck, für den er ursprünglich bestimmt war, nicht entspricht. Wenn Deutschland irgendwo in China ih einen Hafen patSten wollte, der unter denselben Bedingungen zu halten wäre wie Kiautschou, kein Mensch in Deutschland würde für cine \o fabel- hafte Geldvergeudung zu haben sein. Man verfährt dort nah dem Prinzip, daß die Ehre Deutschlands leiden könnte, wenn man diese widersinnige Position aufgäbe. Noch niemals bat das Ansehen eines groyen Staates gelitten, wenn er etwas Unrentables oder Schädliches aufgab. Preußen hat {hon auf ganz andere Dinge verzichte, z. B. auf Neuchatel. Heute würden allerdings unsere Patrioten sagen: Niemals! Wir können doch Kiautshou nur in Friedenzzeiten halten. Das Festhalten an Kiautschou erinnert an das Festhalten Karls XII. in Bender, wo er si erft vershanzte und dann gegen Pundette von Janitsharen durchs{lug. Es ist die höchste Zeit, daß Kiautschou verkauft wird, zumal da auch England mit dem Gedanken umgehen soll, Weihaiwei an China zurückzuverkaufen. Es handelt sich bei der ganzen deutshen Kolonialpolitik ja doch nur um eine ver- pfushte Nahäffung der englischen.

Staatssekretär des Reihsmarineamts, Admiral von Tirpiß:

Meine Herren! Ih werde weder auf die Nibelungen, noch au Karl X1I1. eingehen (Helterkeit), sondern mi mit RNücksickcht auf die ganze Situation auf etn paar kurze Berichtigungen bes{ränken.

Zunäthst konstatiere ih, daß niemand jemals die Absicht gehabt hat, in Tsingtau ein Dominium zu errickten, weder in politischer, noch in wirtshaftliher Beziehung, sondern im Gegenteil: wir baben in wirtshaftliher Beziehung immer auf dem Standpunkt der Politik der offenen Tür gestanden und das auch in jeder Weise nachdrückli& zum Ausdruck gebracht.

Was ferner die Bedeutung des Wortes „,Militarismus* an- betrifft, das ih vorhin gebraucht babe, so bat es natürlich nur im Gegensay gestanden zu der Frage der wirts{haftlihen Entwicklung an Ort und Stelle. Daß der militärise Dienst in derselben Weise ge- handhabt wird, wie in der Armee, das ist selbstverständli@, und der Heir Abgeordnete Ledebour brauht sich nicht zu beunrubigen nah der Richtung, daß meine Anschauungen mit denen meines verehrten Herrn Kollegen, des Herrn Kriegsministers, irgendwie differieren. (Zuruf von den Sozialdemokraten.)

Herr Ledebour hat fih dann aufgeregt über eine Ville, die dort oben gebaut worden sei im Lauschangebirge, aus nichts ganz außer» etatêmäßig; er hätte einen Brief darüber bekommen. Wenn Herr Ledebour die Denkschrift gelesen hätte, die wir über KiautsGou Ee

| shrieben haben, wenn er si darin ortentiert bätte, so bätte er den

Brief nicht zu lesen brauchen; denn in der Denk\ehrift stebt wörtli: Die Anlage ift durch den Bau eines weiteren U iterkunftéhauses, das in erster Linie für den Erbolungkaufenthalt des Souverneurs bestimmi ift, erweitert Der Bau des Unterkunftshauses für die Mannschaften ist so weit gefördert, daß er vorauts@tli im Sommer 1909 fertiggestellt werden wird. (Hört, bört! rechts.)

Die Marineverwaltung hatte die Absicht, dieses Haus besonderE anzufordern. Das Reichsshaßamt batte aber demgegenüber geltend gemacht, daß, da es fih um einen Bau unter 30 000 „4 bandle, die Mittel aus Kap. 1, 4 bestritten werden könnten. Es ift also dur@-

| aus etat8mäßig und korrekt verfahren worden.

Abg. Dr. Gör e (nl.): Jm vorigen Jahre bazt der Staats- sekretär gefsaat, Kiautshou stehe als Handelsplaß an ester Stelle. Heute sagt er, an siebenter. Das ist ein nit ganz ges{ickter Beweis. Hoffentlich hat die Differenz keine bedeutenden Ursachen. Immerbin find eine ganze Zahl von Anzeidhen für etnen Auf\hwung der Kolonie zu beobachten. Jh möchte nur auf den Aufshwung des Betriebes der Schantungeisenbahn, der \i{ in der steigenden Dividende na außen bemerkbar macht, hinweisen und darauf, daß ausländische große Firmen Filialen in Tsingtau errickten. Befonders er- freulich is der Umstand, den die Denkschrift mitteilt, daß die Flotte endlich au die Koblen dort selbst bezieben kann. Wir haben nun endlich au eine Ausgabenverringerung. Der Entsluß, unser Oftasiatisches Expeditionskorpt auf eine andere Basis zu stellen, hat es ermögliht, weitere Ersparnisse eintreten zu lassen, und der berihtigte Etat fordert als Zuschüsse inszesamt rund 10,3 Millionen Mark. Demgegenüber ist noch ala erfreulih zu verzeihnen, daß die Zinszahlung der chGinesischen Negterung und die Rückzahlung aus der vereinbarten Entschädigung für 1909 115 Millionen auêtmaht, und ferner die eigenen Ein nahmen der Kolonie 3,5 Millionen Mark. Einer Verschmelzung des Etats für Kiautshou mit demjenigen für die Expedition nit zuzustimmen, liegt für meine politishen Freunde kein Grand vor. Wir haben in der Kommission die Besoldungsfrage zur Sprathe gebracht. Die Marineveuvaltung erklärte, mit der endgültigen Vrdnung der Besoldung bis zum nätGsten Jahre warten zu wollen, weil auch für die anderen Kolonien eine sol@de getroffen werden soll. Ich muß ausdrücklich auf die Worte meines Freundes Paasche aufmerksam machen, daß es auf die Dauer unmögli sein wird, derartig hohe Gebälter zu bewilligen. Wir lesen in den Blättern Berichte und auch Uebersezungen aus fremden Zeitungen, die für die Gntwicklung K'autshous sehr günstig lauten. Man bekommt aber von Ferien, die man nicht ohne weiteres als vertrauensunwürdig bezeichnen kann, andere Nachrichten. So wird mitgeteilt, daß die Verwaltung durchaus keine vor- züglihe wäre. Man erzählt, daß Beamte draußen as die tatsählid fehr wenig zu tun hätten. Sollten wirkli derartige Aeußerungen auf Wahrheit beruhen, so wird die Verwaltung, die g Mittel von uns gefordert und bewilligt erhalten hat, einem Unwi en gegen» überstehen. Jch erwähne das, um die Verwaltun immer wieder zu bitten, alle orderungen für die Kolonie unter allen Umständen auf das wirllih Notwendige zu beschränken und ganz besonders im Etat sih die Frage vorzulegen, ob Beamte gespart werden können. Ih behalte mir vor, im näthsten Jahre diese inge weiter zur zu bringen. Ein wichtiger Punkt ist die Schulfrage. t lie die deutshen Schulen betrifft, kann ih Wort für dort das unterschreiben, was der Abg. Eickhoff ausgeführt hat.