Bairecuth vermählten Prinzessin Sophie Fricderike Wil- helmine, hat Friedrich der Große selbst, nachdein sie hon im Jahre 1758 verstorben, cin prächtiges Denkmal im Garten von Sanssouci errichtet. Es it der sogenannte Freundschafi8tempcl, ganz aus farrarishem Marmor gearbeitet, eine Kuppel, ge- tragen von 10 gereifelten korinthishen Säulen. An je zwei Säulen hangen die Medaillon-Portraits cincs durch scine Freund- schaft berühmten Heroen-Paares, die Zuneigung anzudeuten, mit welcher Friedrich sih gerade dieser Schwester verbunden fühlte. Jm Tempel sißt die Markgräfin selbst in Lebensgröße, den Kopf auf die linke Hand gestüßt, mit einem Bucbe in der Rechten und einem Hündchen auf dem Schooße. Ein Bai- reuther, J. D. Ränß der Aeltere, ist der Bildhauer dicscs Mar- morwcrkes.
Der Prinz von Preußen, August Wilhelm, Vatcr König Friedrich Wilhelms 11, ist vornehmlich von seinem Bru- der, dem Prinzen Heinrich, in Rheinsberg verherrlicht worden. Hier stcht im Parke das Brustbild des Prinzen auf einer Hermensäule mit der Jnschrift: Hic venustum 0s viri veritatis, virtutis, patriae amantissimi. Seinen Waffenbrüdern, vor Ullen aber, wie auch die Jnschrift hervorhebt, seinem Bruder August Wilhelm weihte Prinz Heinrich den großen Obelisken, welchen er im Jahre 1790 am Ufer des Rheinsbberger Sees aufrichtete und an der Vorderfront mit dem s{önecn Nelief- Portrait des Gefeierten s{mückte. — Unter den Hautrelief - Bildern am Piedestal des Berliner Fricdrihs - Denkmals nimmt Prinz August Wilhelm in ganzer Figur den Ehrenplaß in der Mitte der Vorderseite ein.
Noch hervorragender tritt an dem Fußgestell desselben Mo- numents die Reiterstatue des Prinzen Heinrich, des Sic- gers von Freiberg, heraus. — Wie man im Tamseler Parke mit Wort und Bild das Gedächtniß des Prinzen Heinrich zu verewigen gesucht hat, ist oben beim Großen Kurfürsten er- wähnt. — Ein Bronze-Brustbild des Prinzen Heinrich, welches sich im Garten von Bellevue bei Berlin, dem Lusts{losse scines jüngsten Bruders, des Prinzen Ferdinand, befand, ist vor meh- reren Jahren entwendet und nicht wieder herbeigeschafft worden.
Die Vüsten der beiden Söhne des Prinzen Ferdinand, des bei Saalfeld getödteten Prinzen Fricdrih Ludwig Christian (gewöhnlich mit dem Namen Prinz Louis Ferdinand bezeichnet) und des 1843 verstorbenen Prinzen August, hat König Friedrih Wilhelm 1V. in Bronze giceßen und im Potsdamer Lustgarten auf etwa mannshohen Stein- pfeilern zu den in gleicher Form dort stehenden Helden der Be- freiungSfkriege stellen lassen. — Auch an dem untern Nelicef der Vorderseite des Blücherdenkmals zu Berlin trägt cine der als Sicger in Paris cinzichenden Reitergestalten die Züge des Prin- gen August (eine andere die des Prinzen Wilhelm, Bruders Oricdrih Wilhelms 111.)
König Friedrih Wilhelm 11. in Neu-Ruppin.
Die Stadt Neu-Ruppin wurde im Jahre 1787 durch cine ¿Feuersbrunst fast vollständig zerstört. Der seltenen Größe des Unglücks aber entsprach die freigebige Fürsorge des menschen- freundlihen Monarchen , der mit cinem Aufwande von mchr als 13 Millionen die verwüstete Stadt größer und s{höner aus ibren Trümmern wieder erstehen licß. Schon im Jahre 1793 gedachte die Bürgerschaft, ihre Erkenntlichkeit durch Aufstellung cines Denkmals zu bethätigen ; die folgende Kriegs- und Leidens- zeit trat störend dazwischen; allein das rege Dankgefühl erlosch nicht. Eine neue Generation genoß bereits die Früchte der Königlichen Huld, als fich die Stadt im Jahre 1825 an Schinkel, einen gebornen Ruppiner, mit der Bitte um cinen Entwurf zu cinem würdigen Königsdenkmal wandte. Schinkel entsprach dem mündlich ihm vorgetragenen Begehren auf der Stelle. Er {lug ein eiwa 6 Fuß hohes Standbild von Bronze auf granitenem Piedestal vor ; der König sollte in moder- ner Tracht erscheinen , gleich wie wenn cer eben die Stadt be- träte, das Wiederherstellungswerk anordnend und prüfend | zu leiken; als Standort wünschte Schinkel den Marfktplay vor dem Gymnasium. _Man ging in allen Stücken auf scine Vorschläge cin; die Kosten, gegen 4000 Thlr., wurden durch freiwillige Beiträge Nuppinischer Bürger, auswärts leben- der gebcrner Ruppiner und aus der Stadtkasse aufgebracht ; éricdrih Ticck modellirte die Figur, Hopfgarten goß dicselbe ; und am 26. August 1829, dem Jahrestage des Brandcs, konnte man zur Enthüllung schreiten. Die Vollendung des Werkes E unverhoffte Zögerung erlitten; die Jahreszahl der schon
Sil other gegossenen Sal lim daher zwar mit der Zeit de us, mcht aber mit der der Aufrichtung übercin ; es heißt auf derselben: E A
Dem Könige Friedrich Wilhelm II,
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nach dem Brande im Jahre 1787 die dankbaren Bürger Ruppine
im Jahre 1828,
Am Friedrib8-Denkmal zu Berlin erscheint König Fried- rich Wilhelm 11. als Reiterfigur in dem Relief der nörd- lichen Langseite des unteren Theils.
Die volkswirthschaftlihen Zustände des österreihischcn Kaiserthums.
(S. Nr. 272 und 278 d. Bl.)
(Bearbeitet nah dem von der K. K. statislischen Central - Kommission 1867 herausgegebenen »Statistischen Jahrbuch der österreichischen Mon- archic für das Jahr 18654; dem von derselben Central-Kommission 1867 herausgegebenen »Statistishen Handbüchlein des Kaiserthums Oesterreich für das Jahr 1865« und der »Statistischen Skizze des Kaiserthums Oesterreich« von Professor Brachelli.) VI. Tndufstrie.
Die gewerbliche Jndustrie ernährt in der österreichischen Monarchie ctwa 8 Mill. Menschen; hiervon kommen namentlich etwa 4 Millionen auf die Flachs- und Hanf-Jnudustrie; 400,000 auf die Industrie in Schafwolle; 350,000 auf die Baumwollen-JThdustrie; 300,000 auf die Verfertigung von Eisenraffinaten und Eisenwaaren ; 250,000 auf die Andustrie in Nahrungsmitteln und sonstigen Verzehrungsgegenständen; 230,000 auf die Lederbercitung und die Fabrication von Lederwaaren; je 50,000 auf die Thonwaaren-, die Glas- und die Jndustrie in che- mischen Produkten; 30,000 auf die Maschinen-Judustrie. — Der Gcld- werth der ganzen Jndustric-Production is în runder Sunine auf 1400 Millionen Fl. ö. W. anzuschlagen. Jm Jahre 1862 gab es in den produzirenden Gewerben 493,153 Steuerpflichtige mit einer Gesammt- Enrwerbssteuer von 5/675,479 Fl.; in den Kommerzialgewerben und sonstigen Beschäftigungen 441,798 Steuerpflichtige mit ciner Gesammt- Erwcrbssteuer von 10,024,494 Fl.
__Von der Erwerbêssteuer fallen die höchsten Prozentsäte auf Ungarn, Böhmcn und namentlich Oesterreich u. d. Enns. Daß die gewerbliche Industrie in fortshreitender Entwickelung, ergiebt sich aus ciner Ver- gleichung der in der Jndustrie in den Jahren 1852 und 1863 zur Ver- wendung gekommenen fixen Dampfmaschinen. Jm Jahre 1852 waren bei der Tndustrie an fixen Dampfmaschinen thätig: a) in den cisfeitha- nischen Ländern 534 mit 7,110 Pferdekraft; b) in denen der ungaris- sen Krone 79 mit 1175 Pferdckraftz e) in der ganzen Monarchie 613 mit 8,285 Pferdekraft.
Im Jahre 1863 standen an fixen Dampfmaschinen bci der Indusirie in Verwendung: a) in den im Wiener Reichsrathe vertrete- nen Ländern 2,325 mit 39/037 Pferdckraft; b) in den Ländern der ungarischen Krone 480 mit 8,134 Pferdekraft ; e) in der ganzen Mon- archic 2,805 mit 43,971 Pferdekraft.
Die Gewerbsverfassung gründet sih auf die das System der Gewerbesreiheit proflamirende Gewerbeordnung vom 20. Dezember 1859 welche am 1. Mai 1860 in Wirksainkeit trat. — Die 7 tech- nischen Hochschulen zu Wien, Graß, Prag, Brünn, Krakau, Lem- berg, Ofen, tragen viel zur Hebung der Jndustrie bei. In Graß be- stcht außerdem eine Akademie für Haudel und Industrie; Weberschulen sind in Brünn und Reichenberg.
Die Hauptsiße der Judustrie Oesterreichs sind in Böhmen, Mäh- ren, Schlesien und Niederösterreih ¿ untergeordneter erscheint sie in Ungarn und Galizicn, am unbcdeutendsten ist sie in der Bukowina und Dalmatien.
Wir lassen núünmehr cine Betrachtung der cinzelnecn Tndustrie- zweige folgen und beginnen
1) mit den Verzehrungsgegenständen. Im Jahre 1865 be- standen in Oesterreich für die Erzeugung von Mahlproduften 49,279 Mühlen , bei denen 260 Dampfmaschinen in Verwendung waren. RNübenzuccker-Fabriken sind 147 vorhanden; hiervon 72 in Böhmcn , 34 in Mähren, 21 in Ungarn , 11 in Schlesien, 5 in Nieder-Oesterreich, 3 in Galizien und 1 in Ober-Oesterreich. Fabriken für Kaffeesurrogate sind in Mähren, Böhmen, Tirol, Steiermark, Ober - und Nieder - Oesterreich. Die Production von Konditor- waaren und Chokolade is am bedeutendsten in Wien.
Was die Getränke betrifft, so hat sih die Bierproduction
“sehr entwickelt, und das österreichische Bier steht keinem der in
Europa erzeugten Bicre nah. Jn Oesterreich sind nahezu 3200 Bier- Brauereien im Betriebe (hiervon 1865 — 1028 in Böhmen); sie cr- zeugen jährlich circa 15 Mill, österreichishe Eimer Bier. Branntweinbrennereien zählte man 1865 104,061, sie stell- ten \sich aber meist nur als eine Nebenbeschäftigung beim landivirth- schaftlichen Betrieb dar. Nur 7372 dieser Brennercien gchörten den Tabrifen und Kleingewerben an. „ Liqueure ‘werden in größeren Mengen fabrizirt in Dalmatien) Mähren, Böhmen, Nieder-Oesterreich; moussirende Weine werden in 13 Fabriken in Ungarn, Nieder-Oesterreih und Steiermark erzeugt. Der Anbau und die Fabrication von Tabak ist in Oesterreich Gegenstand eines Tabafkêmonopols. Zür Tabak und Cigarren be- )stehen 22 Acrarial- Fabriken und zwar 15 in den cisleithanischen, 7 in den transleithanischen Ländern. Die genannten Fabriken beschäftigen mehr als 20,000 Arbeiter. Die bedeutendsten Fabriken sind zu Pesth und Haimburg. i 2) Halb- und Ganz-Fabrikate der Te til-Tndustrie. Rohseide erzeugt Oesterreich in Südtirol, Görz, Sstrien und Süd- ungarn — und zwar im Ganzen etwa 5000 Ctr. : Seidenwebereien bestehen in Böhmen, Mähren, Tirol und Wien.
Wiedererbauer der Stadt
Was die Industrie in Schaswolle betrisst, so sind Br Be- reitung von Streichgarn derzeit — besonders in Böhmen und Mähren
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— 921 Spinncreien mit 500,000 Spindeln, zu der von Kammgarn 8 Scbitittcient mit ‘53904 Spindeln — thätig. Jm Ganzen zählt die österreichishe Schafwollgarn-Spinnerei — incl. von 100,000 durch andarbeit betriebenen Spindeln — gegen 660,000 Spindeln. Streich- arngewebe (Tuche- A A werden erzeugt in Mähren (Brünn) Schlesien (Bieliß, Troppau, Jägerndorf, und Böhmen {Reichenberg}; Kammgarn-Gewebe (Merinos, Thibets, Cachemirs, Orleans) und ge- mischte Stoffe in Ober - Oesterreich, Wien, Schlesien und Böhmen; Shawls und Teppiche in Wien, leßtere außerdem in Ober-Oesterreich, Tirol, Ungarn und Reichenberg. i a d / Die Flachs- und Hanf-Jndustrie beschäftigt in Oesterreich unter allen gewerblihen Thätigkeiten die meisten Menschen; viele Landleate betreiben sie als Nebengeschäft. j An Maschinenspinnereien für Flach8garn waren 1865 39 mit 322,000 Spindeln (239,000 in Böhmen, 44,000 in Mähren, 28,000 in Slesien, 9000 in Ober-Oesterreih und 2000 in Galizien) vorhan- den. Die Leinweberei 1wiro betrieben in Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien, Ungarn, Siebenbürgen und der Bukowina. Leinenbänder werden fabrizirt in Böhmen und Niederösterreich, Segeltuche in Brünn, Zwirne in Bshmen und Schlesien. i Was die Jndustrie in Baumwolle anlangt; so waren im Jahre 1866 vorbanden 154 Maschinen-Spinnercien mit 1,559,305 Feinspin- deln =—- und zwar größtentheils in Niederösterreih, Böhmen und Vorarlberg. — Zwirncreien für die Erzeugung von Baummwollzwirn werden 614 gezählt. Die Baumwollweberei wird betricben in Böh- | men, Mähren, Schlesien, Vorarlberg , Oesterreih unter und ob der Enns. Gesucht sind die Baumwollsammte des Böhmischen Bezirks MWarnsdorf und die Chenillen Wiens. i i 4 Die Wirfkwaaren-JTndustrie wird betrieben in Böhmen, Mähren, Schlesien und Wien; die Spißenklöppelei und Weißstikerei im böhmischen Erzgebirge, in Mähren (Lettowiß) Vorarlberg und Wien. Bunte Stickereien und Posamentirwaaren werden vorzugs- weise in Wien erzeugt. i ; L j 3) Metallurgishe Jndustrie. Die Jndustrie in Eisen- und Eisenwaaren „ist in Oesterreih bedeutend. Stabeisen liefern Steiermark, Kärnthen , Béhmen , Ungarn und Mähren ; Schienen — am meisten Mähren , sodann Böhmen, Kärnthen und Steier- mark; Stahl — Steiermark, Ungarn und Siebenbürgen; Guß- | waaren — Mähren, Böhmen und Nieder - Oesterreich ; Eisenwaaren — Kärnthen , Steiermark, Böhmen, Nieder - und Ober - Oesterreich. Hervorzuheben is: die Eisemnanufaktur in Stadt Steyr und Maidhofen an der Ybbs. Insbesondere werden Sensen und Messershmiedewaaren in Waidhofen und Steyr erzeugt; außer- dem in Nixdorf und St. Aegid. Nadeln werden in Wien, Nixdorf, Carlsbad und Nadelburg produzirt; Gewehre zu Carlsbad, Wien und Stcyr. La S ade Im ive 1862 gab es in Oesterreich 77 Eisengicßercien, 45 Ham- mer- und Walzwerke, 601 Eisenhämmer, 43 Pfannenhämmer, 117 abriken, Hämmer und Schmieden für Sensen , 54 Gußeiscn - und tahlwaaren-Fabriken. i Zinn-, Blei- und Kupferwaaren werden in allen Kronländern er- zeugt. Die Gold- und Silber-Manufaktur blüht besonders in Wien. Maschinen- Fabriken gab es im Pr 1862 in Oesterrcich 118, namentlih in Wien, Ofen, Pest, Prag, Brünn und Triest. Jn Wien und Prag beschäftigen sih mehrere Etablissements mit der Hersteliung von Eisenbahn-Waggons. E E 4) Industrie in chemischen Produkten. Chemikalien im engeren Sinne werden in Böhmen, Nieder - Oesterreich «und Schlesien erzeugt; Pottasde und Weinstein in Ungarn; pharmaccutische Stoffe und Parfümecriewaaren in Wien; Farbwaaren in Böhmen, Nieder-Oesterrcih, Kärnthen (Bleiweiß) und Krain (Zinnober); Kerzen und Seifen in vielen Orten, namentlih aber in Wien; Zündrwaaren in Wien und Böhmen. j 5) Sonstige Jndustrie-Erzeugnisse. Wien erzeugt cirur- gische Instrumente und Apparate, Zug - ‘und Mundharmoniken, ferner Klaviere, von welchen 1865 — 659 St. ausgeführt wurden; Prag, Wien, Königgräß, Graßliß und Schönbach im Erzgebirge Strcich- und Blas-Jnstrumente; Steyr — Maultrommeln. Porzellan wird in Ungarn, Salzburg uno Böhmen (in 12 Fabriken) bereitet; Stein- gutfabrifen giebt es 38, in Mähren, Oberösterrcih und Böhmen ; fünf von diesen Steingutfabriken beschäftigen fih auch mit der Erzeugung von Terralith- und Siderolithwaaren. Fabrifen für Terracottawaaren sind 8; Thonpfecifenfabriken 6, Thonwaarenfabriken 8 vorhanden.
Die Glasin dustrie is schr alt und schr bedeutend; die Haupt- sie derselben sind in Böhmen. Jm Ganzen waren 1865 211 Glas- hütten mit 267 Oefen und 2205 Hafen (Schmelzgefäßen) im Betriebe. |
Für die Gerberei, welche am ansehnlichsten in Görz, Böhmen, Mähren und Nieder - Oesterreich ist , sind 7800 Fabriken und Klein-
ewerbe im Betriebe. Schuhwaaren werden in Wien , Prag und tünchengräß fabrizirt; Handschuhe besonders in Wien und Prag.
Die Industrie in Papier und Papierarbeiten hat sih schr entwickelt. Jm Jahre 1865 bestanden in der Monarchie 70 Papier- fal rikfen und 193 Papiermühlen; die bedeutendsten in Nieder-Oester- reich, Böhmen, Steiermark und Fiume. Buntpapier, Papiertapeten, Spielkarten, Buchbinder-, Papp- und sehr geschmackvolle Cartonnage- Arbeiten werden in Wien erzeugt; Papiermaché-Waaren besonders im Gablonzer und Teplider Bezirke Böhmens.
Was die Industrie in sonstigen animalischen und vegetabi- lishen Stoffen betrifft, so werden Stroh-, Bast-, Rohr- und Korb- flechterwaaren von anerkannter Güte in Wien, in Tirol und im nörd- lichen Böhmen fabrizirt; Tischler -, Tapezierer - und Drechslerwaaren in Pest - Ofen, Graß, Brünn, Prag, Wien; Spielwaaren und Schniß- waaren aus Hol Bein 2c. im Grödnerthale Tirols, im Salzkanuner-
gute und im böhmischen Erzgebirge.
VIL Handel und Verkehr.
I. Handel. Dem Auslande gegenüber zerfällt die österreichische Monarchie în zwei Zollgebiete, in das allgemeine österrei- chische und das dalmatinische. Das erstere begreift alle Länder Oesterreihs mit Ausnahme Dalmaticns und der Zollausshüsse. Die leßteren sind: Jitrien, die guarncríiscben Juseln, die Freihäfen Triest Fiume, Buccari, Zengg, Portoré, Caclopago, die Stadt Brody und die tyrolische Gemeinde Jungholz. Das dalmatinische Zollgebiet be- \hränft sich auf Dalmatien.
Im allgemeinen österreichishen Zollgebiet beruht das Zollsystem auf dem Tarife vom 1. Juli 1865, in Dalmatien auf demjenigen vom 18. Februar 1867.
Die wichtigeren der in neuester Zeit von Oesterreich abges{lossenen Handels- und Schiffahrtsvert räge sind folgende: Der mit Rußland vom 2. (14) September 1860; der mit der Türkei vom 10. (22.) Mai 1862; der mit Großbritannien vom 16. Dezember 1865; der mit Frankreich vom 11. Dezember 1866; der mit Belck gien vom 23. Februar 1867; der mit den Niederlanden vom 26. März 1867; der mit Jtalien vom 23. April 1867.
Der Handels- und Zollvertrag mit den Staaten des deutschen Zollvereins wurde am 11. April 1865 abgeschlossen.
An Banken und Anstalten für den Geshäfts- und indu- )striellen Kredit sind folgende vorhanden: Die 1816 gegründete österreichische Nationalbank in Wien, die einzige Zettelbank der Mon-
| archie, mit einem Grundfapital von 110,250,000 Fl.; die 1863 ge-
gründete analo-österreichishe Bank in Wien, mit cinem Actienfapitale von 20 Millionen Gulden s. W.; die ungarishe Kommerzialbank in Pest, gestiftet 1841 mit einem Actienfkapitale von 2,100,000 Fl.7
| die Commerzialbank in Triest — gegründet 1858 mit einem Actien-
fapitale von 5 Mill. Fl.; die Escomptebanfen für Nieder-Oesierreich (seit 1853), Mähren (seit 1862), Böhmen (seit 1863) Steiermark (seit 1864), Schlesien (seit 1867); ferner die Warnsdorfer Escomptebank seit 1864), die ungarische Gewerbebank (seit 1864), die österr. Kredit» anstalt für Handel und Gewerbe in Wien — gegründet 1855, mit einem Actienfapitale von 105 Mill. Fl. s. W.; die ungarische allg. Kreditbank in Pest — gegründet 1867 , mit einem Actienfkapitale von 30 Mill. Fi. 6. W.
Handels- und Gewerbekammern als Vertretungs-Organe des Handels- und Gewerbestandes sind 39 vorhanden — und zwar 28 in den Ländern diesseits der Leitha und 11 in denen jenseits der- elben.
; Als Fachschulen für die Förderung des Handels sind von den bereits genannten technischen Hochschulen: die zu Wien, Brünn, Krakau Lemberg zu erwähnen, welche neben einer technischen Abtheilung auc cine fommerzielle haben. Auch die bereits angeführte Afademie für
andel und Jndufirie zu Graß gehört hierher. Außerdem bestehen Pribcit Cnbbtituien zu Wien (10), zu Prag (2); zu Reichenbere Linz, Laibach und Marburg ; endli ist zu nennen die anerkannt tüch- tige K. K. Afademic für Handel und Schifffahrt zu Triest. _
Was den Handel Oesterreichs mit dem Auslande betrifft, so be- lief sich a) in dem allgemeinen österreichischen Zollgebiete der Gesammt» werth der Einfuhr im Jahre 1865 auf 278,865,397 Fl. ö. W. und der der Ausfuhr auf 365,131,445 Fl. ö. W. — der Werth der WBaaren- durchfuhr im genannten Jahre auf 115,6 Millionen Fl. s. 2.7 b) in dem dalmatinischen Zollgebiete der Gesammtwerth_ der Ein- fuhr auf 8,314,852 Fl. , und der der Ausfuhr auf 7,388,713 Fl. österr. W.; der Werth der Waarendurchfuhr auf 3,5 Mill. Fl. österr. W. Von den wichtigeren Verkehrsartifkeln erwähnen wir folgende: a) in dem allgemeinen österreichischen Zollgebiete — Einfuhra rti fe i: 38,233,175 Fl. Baumwolle, 16,150,150 Fl. Kaffee, 16,076,715 SL Baumuwvollengarne, 14,802,165 Fl. Schafwolle , 12,179,222 75l. Oeles 11,133,583 Fl. Stlacht- und Zugvieb, 10,520,360 Fl. „Flachs und Hanf; — Ausfuhrartikel: 48,724,870 Fl. Schafwolle, 37,706,240 F[. kurze Waaren, 27,635,145 Fl. Getreide, 24,283,568 Fl. Brenn- und Werfkholz, 17,970,368 Fl. Wollenwaaren, 12,962,993 Fl. Glas und Glaswaaren, 10,723,451 Fl. Leder, Leder- und Gummiwaarewy 9,988,565 Fl. Schlacht- und Zugvieh; b) in dem dalmatinischen Zolls gebiete: Einfuhrartifel: 1,056,248 Fl. Mehl, 861,483 Fl. Ge- treide; Ausfuhrartikel: 2,997,360 Fl. Olivenöl, 1,440,4N F. Wein. .
IT. Von besonderer Wichtigkeit für den Handel und dessen weitere Entfaltung find die Verkehrswege: Wasserstraßen, Landstraßen und Eisenbahnen. A:
Von diesen werden wir jeßt reden. L :
1) Der Seeverkehr Oesterreichs wird durch 101 Häfen vermit- telt. Von den leßteren gehören 5 der Militairgrenze, 54 Dalmatien 6 dem froatischen ou Bey dem „Ssderreichöhchemn Küstenland an. Die wichtigsten Häfen sind Triest und Fiume. :
Vie Stärke der österreichischen HandelSmarine betrug am Slusse des Jahres 1866: 7240 Siffe mit 310,426 österreich. Tonnen (à 2000 Wiener Pfund) und 13,975 Pferdefräften; in Tonnen à 2000 deutsche Zollpfund umgewandelt , entspricht der Tonnengehalt der ôsterreihishen Handelsmarine der Ziffer von 347,677. Nach Schiffs -Kategorieen unterscheidet man: Segelschiffe langer Fahrt: 495 mit 208,133 österreichischen _ Tonnen; Segelschiffe ur die große Küstenschifffahrt: 184 mit 18,576 Tonnen; Segel)chisfe für die fleine Küstenschifffahrt: 2399 mit 32,658 Tonnen; Fischerdoote und Barken 4091 mit 17,370 Tonnen; in Summa 7169 Segel)chife mit 276,737 Tonnen. Hierzu kommen 7lz¿Dampfschiffe mit ZZ, 009 Tonnen. Was den Schifffahrtsverfkehr iu dên sämmtlichen 101 dem Handel geöffneten Häfen Oesterreichs betrifft ; #o verhielt es iich bier» mit im Jahre 1565 also: 82,370 Schiffe liefen ein und 83,241 licfen aus; der Tonnengehalt der eingelaufenen betrug 3,536,090; der der aus» gelaufenen 3,568,0187 der durch die befrachteten Schijfe vermitzteite
S * fit tattauch adi