1867 / 302 p. 11 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

im Staate 1 Prozent (überall dem Prozentsaße der Klassen ent-

rechend). y j Y Die abl der Lehrerinnen war in den Städten beinahe doppelt so

roß, als auf dem Lande, die Zahl der katholischen Lehrerinnen (1549) mchr Me so groß, als die der evangelischen (463) und der jüdischen (4) zusammen. Der Grund i} darin zu suchen, daß auf dem Lande meist nur einfklassige Schulen für Kinder beiderlei Geschlechts bestehen und Überdies die Dotation der Landstellen in den östlichen Provinzen gewöhnlich auf Landwirthschaft beruht oder die Lehrerstellen mit kirch- lihen Aemtern verbunden sind, endlich daß hier die Anstellung evan- gelischer und jüdischer Lehrerinnen erst allmälig Eingang findet, wäh- rend katholische weibliche E sich schon seit längerer Zeit in größerer Ausdehnung dem Elementarlchrfach zu widmen pflegen. Ende 1861 betrug bei den öffentlichen Elementarschulen die Zahl der Lehrer 33,617, der Lehrerinnen 1755, zusammen 397372 (der Klassen 36,783). Es haben sich daher von_ 1861 bis 1864 die Lehrer um 1186 (3,5 Prozent), und zwar in den Städten um 724 (7,9 Prozent), auf dem Lande um 462 (1,9 Prozent), die Lehrerinnen um 261 (14,9 Pro- entl, und zwar in den Städten um 148 (13,9 Prozent), auf dem ande um 113 (16,3 Prozent), die Lehrkräfte im Ganzen um 1447 E Prozent), die Klassen um 1270 (3,4 Prozent), die Schüler um ¡2 Prozent vermchrt. Die Zunahme der Lehrkräfte war also nicht allein eine Folge der Vermehrung der Bevölkerung, sondern auch der Verbesserung von M A ; Bei den evangelischen Schulen haben sich vermehrt: die Klassen in den Städten um 611 (83 Prozent), im Staate (weil auf dem Lande in Folge der Berichtigung eines Jrrthums der früheren Tabellen 61 Klassen ausgeschieden sind, nur) um 550 (2,2 Prozent), die Lehrer in den Städten um 518 (7,5 Prozent), auf dem Lande um 264 (1,6 Prozent), im ganzen Staate um 782 (3,4 Prozent), die Lehrerin- nen um 41 (11,8 Prozent) in den Städten, im ganzen Staat aber nur um 32 (7,4 Prozent, weil die Zahl der Lehrerinnen an den evan- gelischen Landshulen sich vermindert hat). ; y Bei den katholischen Schulen haben sich vermehrt: die Klassen in den Städten um 276 (10,1 Prozent), auf dem Lande um 300 (3/3 Pro- zenty im ganzen Staat um 576 (4,9 Prozent), die Lehrer um 115 (6,6 Prozent), resp. 160 (1,9 Prozent), 275 (2,6 Prozent) die Lehrerin- nen um 106 (14,8 Prozent), resp. 129 (20,1 Prozent) und 228 (17,3 Prozent). ; ; Bei den jüdischen Schulen betrug die Vermehrung der Klassen in den Städten 106 (47,1 Prozent), auf dem Lande 88 (316,6 Prozent), im ganzen Staat 144 (60,7 Prozent), die der Lehrer 91 (38,7 Prozent), resp. 38 (316,6 Prozent), 129 (52,2 Prozent), die der Lehrerinnen 1 (33,3 Prozent) in den Städten. i : Zur Erledigung gekommen waren in den Jahren 1859 bis 1861 8269 Schulstellen, in den Jahren 1861 bis 1864 nur 8006, also 263 (3,2 Prozent, auf dem Lande 2,8 Prozent, in den Städten 3,9 Pro- zent) weniger, was zum Theil auf verbesserte Besoldungsverhältnisse zurückgeführt werden kann.

Nekrolog.

Am 9. Dezember d. J. starb in seinem Geburtsorte Söm- merda, im Regierungsbezirk Erfurt, nach kurzem Krankenlager der Erfinder des QZündnadelgewehrs, Geheimer Kommissionsrath Iohann Nikolaus von Dreyse. Der Verstorbene war der Sohn- des Schlossermeisters Johann Christian Dreyse und wurde am 22. November 1787 geboren. Ein fähiger Knabe, nach einfacher bürgerlicher Weise -erzogen, widmete er sich aus Neigung der Profession seines Vaters und erlangte schon in dessen Werkstätte eine höhere Ausbildung und Fertigkeit. Um seine Kenntnisse und Anschauungen zu er- weitern , begab er sich nah zurückgelegter Lehrzeit auf die Wanderschaft. Nach längerem Aufenthalte in Altenburg und Dresden kam er im Jahre 1809 nach Paris. Hier bot fsih ihm die aus8gedehnteste Gelegenheit, durch den Besuch der öffentlichen Institute und durch Privatunterricht seine Wiß- begierde zu befriedigen und seine Kenntnisse zu vermehren, und mit welchem Eifer und Erfolg er sie benußt hat, davon zeugen seine nach erfolgter Rückkehr in die Vaterstadt im Laufe der Zeit ins Leben getretenen Schöpfungen und Erfindungen , die zu vervolllommnen und zu vervielfältigen er bis zu seinem

ode in unermüdlicher Thätigkeit fortstrebte.

In Paris war Dreyse mit der Ausführung von praktischen Arbeiten in den vorzüglichsten mechanischen und optischen Werk- stätten, in Wagen- und Waffenfabriken beschäftigt. So arbeitete er unter Anderem mit bei der Anfertigung von Versuch®ge- wehren nah dem System des helvetischen Offiziers Pauli für die Kaiserliche Armee. Jn der Gewehrfabrik dieses Offiziers namentlih wurde ihm Gelegcnheit geboten, seinem besonderen Interesse für die Technik der Feuerwaffen zu genügen.

Im Jahre 1814 kehrte Dreyse aus Paris nah Sömmerda zurück und beschäftigte sih zunächst in seines Vaters Werkstätte mit Konstruirung verschiedenartiger Maschinen und Einrichtun- gen, besonders solcher, durch welche eine schnellere und billigere Herstellung von Schlosserarbeiten g erzielen sei. Bald nach seiner Verheirathung im Jahre 1821 afsociirte er sich mit dem

Kaufmann Kornbiegel in Sömmerda und errichtete mit dem-

selben gemeinschaftlich eine ge zur Herstellung von Eisen waaren auf sog. kaltem Wege, unter der Firma Dreyse U. Kornbiegel, welche nah dem Tode des Leyßteren und dem Eintritt des Kaufmanns Collenbush die Firma Dreyse u. Collenbush annahm, Dreyse war somit der Erste, welcher in Deutschland Eisenwaaren auf sog. kaltem Wege und mittelst Maschinen herstellte. i

Die Versuche, welche damals mit der Umwandlung der Stein. \{lösser an Gewehren zur Percussion8zündung gemacht wur. den, lenkten au Dreyse’s Aufmerksamteit diejem Gegenstande zu, und er errichtete, nachdem er sih vielfah mit der Herstel: lung von Jündpräparaten für Percussionsgewehre beschäftigt, eine Fabrik für Zündhütchen, die unter der Firma Dreyse

U. Collenbush 1824 von der preußischen Regierung ein Patent

erhielt. Dreyse war also auch der Erste, der in Deutschland Qündhütchen verfertigte. Jn dem leßtgenannten Jahre ward auch eine von ihm fkonstruirte Dampfmaschine, die statt eine Kessels einen sogenannten Dampferzeuger besaß, patentirt.

Seine Bestrebungen gingen sodann für die nächste Jeit dahin, die von ihm längst gehegte Jdee der Verlegung des ZJündungsprozesses bei den Gewehren von außen nach innen, so wie die Construction einer die gesammten zum Schuß er. forderlichen Theile in si enthaltenden Patrone zur Ausführung zu bringen. Dies führte ihn 1827 zur Erfindung des Zünd. nadel-Gewehrs8, das jedoch seine Ladung von vorn erhielt, Mit Unterstüßung der preußischen Regierung arbeiteïe nun Dreyse unausge)eßt an der Vervollkommnung seiner Feuerwaffe, hig ihm endlich 1836 die Herstellung eines von hinten zu laden, den Zündnadel - Jnfanteriegewehrs gelang. Dasselbe wurd auf Befehl des preußischen Kriegs-Ministeriums in Spandau und Lübben einer eingehenden Prüfung von hierzu ernannten Königlichen Kommissionen unterworfen. Die Vorsißenden dieser Kommissionen waren: in Spandau der Major, jeßige Gene ral-Major a. D. von Priem, in Lübben der Lieutenant, jeßige General - Major und Commandeur der 31. Infanterie Brigade, von Schöler. Jn Folge der bei diesen Prüfun- gen erzielten Resultate genehmigte Se. Majestät der hochselige König Friedrich Wilhelm 1V., welcher, wie auch nament: lid des jeßt regierenden Königs Majestät, den Dreyseschen Erfindungen lebhafte Theilnahme widmete, bald nach seinem Regierung®8antritt, im Jahre 1840, auf Vor trag des Kriegs-Ministeriums die Anfertigung von 60,000 Stück Qündnadelgewehren , welche zunächst als Militairwaffe für die preußischen Füsilier-Bataillone eingeführt wurden.

Drevyse, der wegen seiner Leistungen und Verdienste im Bereiche des Waffenfaches und um 1hm Gelegenheit zu ge ben, sih mit voller Kraft der Gewehrverbesserung widmen zu können, schon im Jahre 1834 in den Staatsdienst aufgenommen war, erhielt nun die Mittel , zur Herstellung der Jündnadel: gewehre eine Fabrik in seiner Vaterstadt auf alleinige Rechnung und unter der Firma Nikolaus Dreyse zu errichten. Schon am 15. Oktober 1841 konnte die Fabrik in Betrieb geseßt werden, Im Jahre 1865 waren in derselben an 1500 Arbeiter be schäftigt, und bis zum vorigen Jahre hatte sie für die preußishe Arinee ca. 365,000 Qündnadelgewehre, Büchsen und Karabiner und den gesammten Munitionsdbedarf dazu geliefert.

Neben der Leitung der Fabrik arbeitete Dreyse an der Ver besserung aller Arten von Feuerwaffen unermüdlich fort, und in den leßtverflossenen zehn Jahren hat er durh sein T- lent und seine Thätigkeit manches Neue und Vorzügli(e geschaffen und /- zahlreiche Erfindungen von ihm sind zur Ein führung gekommen. Daß aber auch seine Erfindungen und Leistungen die verdiente Anerkennung gefunden haben, bezeugen folgende, ihm Theil gewordene Auszeichnungen: Jm Jaht 1843 erhielt er den Rothen Adler-Orden 1V. Klasse, 1846 den Titel Kommissions-Rath, 1854 den eines Geheimen Kommission® Raths und den Rothen Adlerorden 11, Klasse mit der Schleife 1859 die goldne Medaille mit dem Bildnisse des Prinz-Regent 1864 den Kronen-Orden 111, Klasse W. 1.,, und in demselben Jahre ward er mit seiner Familie in den Adelstand erhoben.

Außer diesen Auszeichnungen erhielt er: die silberne Mt daille des Großherzogs Karl August von Sachsen-Weimar, di goldene Verdienst-Medaille von dem König von Württemberh, den Hausorden 1. Kl. vom weißen Falken des Großherzogs vol Sachsen-Weimar, das Ehrenkreuz 1. Kl. des Herzogs von Alle burg, das Ritterkreuz des Ernestinishen Hau8ordens vom de zog von Sachsen-Coburg-Gotha, den Hausorden Albrechts d Bären vom Herzog von Anhalt, eine schriftliche Anerkennun der Stadt Bremen und den Hausorden von Altenburg.

So durfte der greise Altmeister am Abende seines Lebe mit Qufriedenheit zurükblicken auf ein Leben voll rastloser H beit, auf ein vom vollkommensten Erfolge belohntes Stre 1 gekrönt durch die Anerkennung seines Königlichen Kricegsher und die Dankbarkeit des preußischen Volks.

“at,

Die preußischen Staats-Eisenbahnen.

I

Nach der dem Herrenhause vorgelegten Uebersicht über den Fort- gang des Baus resp. über die Ergebnisse des Betriebs der Staats- Eisenbahnen im Jahre 1866 hat der Staat folgende Linien im Be- iebe : n A. Jn den alten Provinzen.

1) Die Ostbahn, welche mit den am 1. Oktober 1867 dem Be- triebe übergebenen Strecken Berlin-Cüstrin und Danzig-Neufahrwasser ganz vollendet ist, direct von Berlin bis zur russishen Grenze bei Eydtkuhnen (103,1 Meilen) führt und mit den Abzweigungen von Cústrin nah Frankfurt (4 Meilen), von Bromberg nah Thorn (6,6 Meilen) und von Dirschau über Danzig nah Neufahrwasser (5/5 Meilen) 119,2 Meilen zählt.

Das Anlage-Kapital für die Strecken Frankfurt-Eydtkuhnen Oirschau - Danzig und Bromberg-Thorn-Otlocyn beträgt 41,540,930 Thaler und unter Hinzurehnung der Kosten für die Weichsel- und

Nogat-Brücken (5,080,948 Thlr.) 46,621,878 Thlr. Für die Strecken

Berlin-Cüstrin und Danzig-Neufahrwasser sind die Rechnungen noch niht abgeschlossen, die dafür bewilligten Kredite von 5,600,000 Thlr. «esp. 1,100,000 Thlr. werden aber vollkommen ausreichen. Der Per- sonenverkehr ergab im Jahre 1866 3,027,317 Thlr. Einnahme (641,481 Thlr. mehr als 1865), der Güterverkehr 2,812,721 Thlr. (289,940 Thlr. mehr als 1865), hauptsächlich bei den Getreidetrans- porten zu den Frachtsäßen der ermäßigten Tarifklassen, die Extra- ordinarien 424,812 Thlr. (33,386 Thlr. mehr als 1865); die gesamm- ten Einnahmen betrugen 6,294,850 Thlr. (964,807 Thlr. mehr als 1865) pro Meile 57,577 Thlr., 8,689 Thlr. mehr als 1865.

Die Ausgaben beliefen sih auf 3,304,705 Thlr., 699,827 Thlr. mehr als 1865, hauptsächlih in Folge der großen Militairtransporte und des außergewöhnlichen Güterverkehrs, der Ueberschuß auf 9,990,105 Thlr. oder 6,41 pCt. des Anlagekapitals (gegen 5,88 pCt. im Jahre 1865). Jn den Ausgaben sind sämmtliche Verwendungen hegriffen (961,459 Tbhlr.), welche bei Privatbahnen aus Reserve- und Erneuerungsfonds bestritten werden. Die reinen Betriebsausgaben vermindern s\ch dadurch auf 2,343,286 Thlr. oder 37,23 pCt der Brutto-Einnahme (im Jahre 1865 43,05 pCt.).

2) Die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn nebs der Berliner Verbindungsbahn. Die Länge der Niederschlesisch- Märkischen Eisenbahn von Berlin bis Görliß und Breslau, einschlicß- lich der Verbindungsbahn in Breslau, beträgt 51,624 M.,, wovon 51,313 M. mit Doppelgeleise versehen sind. Das Anlage-Kapital be- läuft sih auf 29,543,475 Thlr. Hierunter befinden sih 13,789,484 Thaler, die in den Jahren 1852—1866 auf die Vermehrung der Sub- stanz verwendet worden sind und wovon 5,221,007 Thlr. aus den Be- triebs-Einnahmen gedeckt wurden. Von den Stamm-Actien und Priori- täts-Obligationen sind 3,892,112 Thlr. getilgt. Die Einnahmen des Tahres 1866 beliefen sich im Personenverkehr auf 2,247,198 Thlr. (498,981 Thlr. mehr als 1865), 1m Güterverkehr auf 4,848,910 Thlr. (117,746 Thlr. mehr als 1865), im Extraordinarium auf 459,830 Thlr. (89,998 Thlr. mehr als 1865), zusammen auf 7,555,938 Thlr. (706,725 Thlr. mehr als 1865), die Ausgaben auf 3,939,799 Thlr. (517,591 Thlr, mehr als 1865) oder 51 pCt. der Betriebs - Einnahme (gegen 49,9 pCt. im Vorjahr), der Uebershuß nah Abzug der zur Verzin- sung und Tilgung der Stamm - Actien und Anleihen erforderlichen Beträge auf 2,566,106 Thlr. (10 pCt.) (gegen 2,376,965 Thlr. im Jahre 1865). urch den Brutto-Ueberschuß von 3,616,139 Thlr. hat sh das Anlage - Kapital auf 12,24 vCt. (gegen 11,7 pCt. im Jahre 1869) verzinst. Die Einnahmen beliefen sih pro Meile auf 146,365 Thlr, 13,690 Thlr. mehr als 1865.

Da die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn die Schlesische Gebirgs- bahn mit verwaltet, so stellen sich ihre Einnahmen und Ausgaben

„rechnungs8mäßig anders, als vorstehend angegeben. Die Mchr-Ein-

nahmen des Jahres 1866 sind hauptsächlich durch den Personenverkehr, und zwar durch die eingelegten 754 Militairzüge entstanden, die aber auch die Steigerung der Ausgaben veranlaßt haben. Die Ueberschüsse, welhe der Staat seit Erwerbung der Bahn (1. Juni n nach vollständiger Verzinsung und vorschriftsmäßiger Amortisation des ge- sammten Anlage - Kapitals erhalten hat, betrugen bis Ende 1866 15,252,984 Thlr.

Die Berliner Verbindungsbahn war Ende 1866 1,444 M. lang und hatte ein Anlagekapital von 455,918 Thlrn. erfordert. Die Einnahmen beliefen sih im Jahre 1866 auf 108,163 Thlr. (14,938 Thaler mehr als 1865, hauptsächlich durch 112 Extrazüge und 402 Militair- Le, die Ausgaben auf 90,187 Thlr. (24555 Thlr. mehr als 1865), er Ueberschuß auf 17,976 Thlr. (3,94 pCt.,, gegen 6,4€ pCt. im Jahre 1865). Der Ausfall gegen das Jahr 1865 i} durch die doppelte Be- sezung der Bahnmwärter- U. \. w. Posten und durch die Einrichtungen geranlaßt worden, welche die Niederlegung der Stadtmauer nothwen- bi machte. Die Bahn hat seit ihrer Eröffnung am 15. Oktober 1851 |8 ult, 1866 166,724 Thlr. Ueberschüsse ergeben.

f 3) Die Sthlesische Gebirgsbahn umfaßt die Strecken Kohl- (rDittersbach (16 02 M.) mit einer Abzweigung nach Waldenburg (62 M.) und Görliß - Lauban (3,36 M.), zusammen 20 M. Die Aus Waldenburg - Altwasser (0,56 M.) ist noch unvollendet. Die bl gaben für den Bau betrugen bis Ende Februar 1867 9,092,081 a r. 2,651,871 Thlr. waren noch disponibel. Die Einnahmen der 160 gent 1866 erst theilweise vollendeten Bahn beliefen sich auf Ueb 1 Thlr, die Ausgaben auf 158,890 Thlr.; es verblieb also ein evershuß von nur 3,191 Thlr. Warb Die Westfälische Eisenbahn besteht aus den Strecken Rhei urg-Hamm (17,95 M.; 9,306,441 Thlr. Anlagekosten), Münster- éine-Osnabrü (11,92 M, 5,364,692 Thlr. Anlagekosten), Münster-

S

Hamm (4/64 M., 1,697,364 Thlr. Anlagekosten) und Altenbecken- Braunschweigische Grenze (ae M., 3,919,991 Thlr. Anlagekosten), zusammen 40,71 M. mit 20/288,488 Thlr. Anlagekosten, von denen die Dircction aber nur 33,30 M. verwaltet. Die Einnahmen beliefen Lo im J. 1866 auf 426/475 Thlr. aus dem Personenverkehr (98,067

haler mehr als 1865), 1,061,821 Thlr. aus dem Güterverkehr (166,404 Thlr. mchr als 1865), 127,558 Thlr. aus den- Extraordina- rien (42,845Thlr. mehr als 1865, zusammen auf 1,615,854 Thlr. (307,316 Thlr. mehr als 1865). Die Ausgaben betrugen 1,028,952 Thlr., 63/68 pCt: der Netto-Einnahmen (48,212 Thlr. mehr als 1865, wo sie jedoch 74,95 pCt. erreichten), darunter aber 233/234 Thlr., welche bei Privat- bahnen aus Reserve- und Erneuerungsfonds zu bestreiten gewesen sein würden. Nach deren Abzug betrugen die Ausgaben nur 795,718 Thlr., 49/24 pCt. (gegen 62 pCt. des Vorjahres). Durch den Uebers{chuß von 586,902 Thlr. verzinst sich das Anlagekapital (17,307,084 Thlr., ohne die von der hannoverschen Eisenbahn - Direction verwaltete bee) Rheine - Osnabrück) auf 3,39 pCt. ( gegen 3,07 pCt. des Vor- jahres).

__5) Die Saarbrücker Eisenbahn (Neuenkirchen-Forbach-Saar- brücfen-Conz-Trier und Conz-Luxemburgische Grenze) ist 18,614 Meilen lang und bat 14,486,009 Thlr. Anlagekapital gekostet. Die Einnah- men belicfen sich im Jahre 1866 auf 1,666,925 Thlr. (57,652 Thlr., 3/58 pCt. mehr als 1865, meist aus dem Personenverkehr), die Aus- gaben auf 946,834 Thlr. (inkl. 128,740 Thlr. für Erncuerungen), 96/80 pCt. (resp. 47,76 pCt.) der Betriebs-Einnahmen, 59,453 Thlr., 6/28 pCt. mehr als 1865, der Ueberschuß auf 720,191 Thlr. (1801 Thlr., 0/25 pCt. weniger als 1865) und repräsentirt cine Verzinsung des An- lagekapitals von 4,97 pCt. (gegen 5,01 pCt. im Vorjahr).

6) Die Heppens-Oldenburger Eisenbahn, 6 M. 1781 R. lang, ist am 3. September d. J. dem Verkehr übergeben worden ; die Gesammtausgaben sind jedoch noch nicht festgestellt.

Kunst- und wissenschaftliche Nachrichten.

Dr. Th. Pyl hat vor Kurzem den 2. Band der »Pommer- [Ven Geschichtsdenkmäler« zu Greifswald herausgegeben und arin die von Dr, Kosegarten bereits im 1 Bande der Ge- \{ichtsdenkmäler (Greifswald 1834) angekündigten Arbeiten geliefert, wie auch die in Kosegarten's späteren Werken enes historischen That- sachen durch Mittheilung der betreffenden Urkunden ergänzt. Es enthält demnach dieser 2. Band zuerst die von dem damaligen Bürgermeister in Greifswald, Dr. Seinrich Rubenow, in Uebereinstimmung mit seinen Amktsgenossen ausgearbeitete und durch cinen Beschluß des gesammten Raths im Jahre 1451 bestätigte Stadtverfassung von Greifs- wald, in niederdeutsher Sprache, nebst ihrer späteren Ueberarbeitung vom Jahre 1651. Diese Stadtverfassung enthält vorzugsweise dic- enigen Verordnungen, welche die Wahl und amtlichen Befugnisse er Rathsmitglieder, die Steuern und Verwaltung des städtischen Vermögens, sowie die rechtlichen Verhältnisse der Rathsherren unter cinander und zum Landesherrn und andern Gerichtsbehörden betreffen. Weniger sind die Stellung des Raths zu den Bürgern und die rechtlichen Verhältnisse der Leßteren unter einander, sowie zu den aus- wärtigen Kaufleuten berücksichtigt. Die auf diese Gegenstände be- züglihen Verordnungen finden ch theils in den Statuten der ver- chiedenen Gewerbe, theils in der Bursprake (Bürgersprache, lebiscitum), Daher folgt auf die Greifswaldishe Stadtver- fassung von 1451 zu ihrer Ergänzung die Greifswaldishe Bur- \prake von demselben Jahre, ebenfalls in niederdeutscher Sprache, nebst ihrer späteren Ueberarbeitung. Diese Greifswalder Bursprake war gewissermaßen eine Marktordnung; sie wurde vom Balkon des Rathhauses an der Seite des großen Marktes verlesen und schrieb den auf diesem Plaße versammelten Bürgern und fremden Kaufleuten die geseblichen Bestimmungen über den Marktverkehr vor. Außerdem enthält sie aber auch andere Geseße über städtishe Gewerbe, Steuern, Bauten, Grundstücke, Hypotheken, Gerichtspflege, Testamente, Kleider und Hochzeitsordnungen und andere rechtliche Vorschriften , so daß man sie als eine zweite Stadtverfassung betrachten kann. Diese Bursprake wird durch verschiedene urkundliche Beilagen über Handel, Ge- werbe und Einnahmen von Greifswald aus dem 14. und 15. Jahrhundert erläutert, von den Gewerksrollen vom Jahre 1397—1608 jedoch nur eine Uebersicht gegeben. Außerdem sind in diesem 2. Bde. die Genea- logieen Rubenows und der ihm verwandten Familien, so wie die von Rubenow eigenhändig geschriebenen, auf die Verpfändung städtischer Dörfer und andere Geldverhältnisse bezüglihen Urkunden, ferner Rubenows Promotionsrede vom Jahre 1460, das Testament seiner Gattin vom Jahre 1492 und d:8 Greifswalder Bürgermeisters Berth- kow vom Jahre 1491, so wie die Stiftungen der Familie Hilgemann und die Urkunden des Grauen Klosters in Greifswald, welche in Kose- garten's Nachrichten von der Entstehung der Stadt Greifswald und in der Geschichte der Greifswalder Universität nur erwähnt oder im Auszuge mitgetheilt worden sind, vollständig abgedruckt. Die im 2. Bde. mitgetheilten, von Rubenow abgefaßten Geseße und Urkun- den, haben, abgesehen von ihrem historishen Werth, insbesondere für die Stadt Greifswald auch noch dadurch ein spezielles Jnteresse, daß sie, im Gegensaß zu den älteren lateinischen Statuten von 1321 ff., in niederdeutscher Sprache geschrieben sind. Sie gewinnen dadurch sowohl eine fkulturhistorishe als auch vielseitig sprachlihe Bedeu- tung. Wir erkennen nämlih in Rubenows Gebrauch der nieder- deutschen Sprache das Streben, sich und seine Zeit von den Fesseln der sholastischen lateinishen Sprache zu befreien und dadurch auch im Rath zu Greifswald, ebenso wie durch die Stiftung der Universität daselbst im J. 1456 die humane Bildung unseres Vaterlandes zu be-