1888 / 310 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Dec 1888 18:00:01 GMT) scan diff

362 300 Kbf., Wicken 719 900 Kbf., Buchweizen 7700 Kbf., Raps 21 600 Kbf. und Kartoffeln 57 350 200 Kbf. Die Beschaffenheit der Kartoffeln ift im Allgemeinen mebr oder minder shlecht; die Ernte an fonftigen Wurzelfrüchten war beinahe mittelmäßig und die an Hülsen- frühten vollkommen mittelmäßig. Die Heuernte auf natürlihen Wiesen war vollkommen mittelmäßig und von guter Beschaffenheit. An Stroh war die Ernte theilweise sehr gut, im Allgemeinen aber mehr als mittelmäßig. Die Getreideernte kann als genügend für den Bedarf angesehen werden, und es haben mehrere Län, besonders von Sommergetreide, niht unbe- deutende Uebershüfse zum Verkauf. Eigentlihen Mangel haben nur die inneren gebirgigen und die nördlihen Landeëtheile. Der Futter- borrath kann für das ganze Reich fs vollkommen @enügend bezeichnet werden, da der ziemlih bedeutende Mangel im nördlichen Theil des Landes durch die beträchtlihen Uebershüfse aus den übrigen Landes- theilen gedeckt werden kann.

Sanitäts-, Veterinär- uud Quarautänewesen.

Schweden. In der nabe bei Stockholm gelegenen Gemeinde Nacka ift auf dem Gut Fannyudde die Schweinepeft ausgebrochen.

Gewerbe und Handel.

Lon don, 7. Dezember. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen- ladungen angeboten. Wollauktion. Lebhafte Betbeiligung. Preise fest, namentlich für feine Wollen, australische Scoured- wollen 1 d höher als bei Eröffnung. Kapwolle behauptet. Preise + bis 1 d böber als im Oktober.

Manchester, 7. Dezember. (W.T, B.) 12r Water Taylor 6}, 30r Water Taylor 9, 20r Water Leigh 7#, 30r Water Clayton 8, 32r Mock Brooke 84, 40r Mayoll 9, 40r Medio Wilkinson 10, 32r Warpcops Lees 8k, 36r Warpcops Rowland 83, 40r Double Weston 92, 60r Double courante Qualität 123, 32° 116 yds 16 X 16 grey Printers aus 32r/46 168. Fest.

New-York, 7. Dezember. (W. T. B) Baumwosllen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 242 000 Lallen, Ausfuhr nach Großbritannien 99 000 Ballen, Ausfuhr nah dem Kontinent 92 000 Ballen, Vorrath 800 900 Ballen.

Submissionen im Auslande.

Spanien:

1) 21. Sanuar 1889: Direccion General de Obras públicas in Madrid : Hafenbauten in Málaga. Voranschlag 10 260 992 86 Pesetas. Kaution 102 700 Pesetas. -

2) Ohne Datum: Tunta de Administración y Trabajos del Arsenal in Cartagena: Materialien in fünf Loose eingetheilt; Vor-

anshlag für die 5 Loose zusammen 11 471,80 Pes. bezw. v D 1 = 1882,75 Pes. Kaution vorläufig 94 Pes., endgültig el. R E 2 1660,00 Pes. Kaution vorläufig 83 Pes, endgültig es. 4 D 3 4590,49 Pes. Kaution vorläufig 229 Pes, endgültig el. A A 4 1351,50 Pes. Kaution vorläufig 67 Pes., endgültig es. 008 5 1987,06 Pes. Kaution vorläufig 97 Pes., endgültig 194 Pes. Näheres an Ort und Stelle. 6 Verkehrs - Anftalten.

Der gestern Vormittag 8 Uhr 43 Minuten vom Bahnhof Spandau der Berlin-Lehrter Bahn abgefahrene Vorort- zug Nr. 715 hat bei Bude 5 auf der Berlin-Spandauer Chaussee ein Fuhrwerk überfahren. Der Führer des Fuhrwerks ist, am Kopfe s{hwer verleßt, in das Krankenhaus zu Spandau geschafft. Das Fuhrwerk i} zertrümmert und das Pferd getödtet. Die Schuld trifft den Bahnwärter, welcher die Barrièren nicht geschlossen hatte. Untersuhung ist sofort eingeleitet.

Auf den Linien der Großen Berliner Pferde - Eisen- bahn-Aktien - Gesellschaft sind im Monat November 1888 8 495 217 Personen befördert und dafür 970 376,48 Æ oder durch- \chnittlich pro Tag 32 345,88 #4 eingenommen worden. Die Ein- nahme im Monat November 1887 betrug 917 464,49 4 oder durh- \chnittlich pro Tag 30 582,15 4

Hamburg, 7. Dezember. (W. T. B.) Der E „Wieland“ der Hamburg-Amerikanischen Padcketfahrt-

Wetterbericht vom 8. Dezember 1888, Morgens 8 Ubr.

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baus :

flus =—4/ R

Stationen. Wind. Wetter. In

bru.

Theater - Anzeigenu.

; : | Böniglihe Schauspiele. 237. Vorstellung. Die Quißows. Vater- ländisbes Drama in 4 Akten von Ernst v.. Scene (Dietrih von Quizow: Hr. Friedrih Mitterwurzer,

Aktiengesells{Gaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New-York eingetroffen. a - 8. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Suevia der Hamburg-Amerikanishen Packetfahrt-Aktiengesell- schaft ist, von New-York kommend, heute 11 Uhr Vormittags auf der Elbe eingetroffen. * ;

London, 7. Dezember. (W. T. B) Der Union-Dampfer eSpartan“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown angekl'om- men und der Castle- Dampfer „Drummond: Castle“ hat heute. auf der Heimreise Madeira passirt.

Theater und Musik.

Deutsches Theater. Morgen, Sonntag, wird „Die Jüdin von Toledo“ und am Montag „Göß von Berlichingen“ gegeben. Das weitere Repertoire der Woche ist folgendermaßen festgestellt: Dienstag, 11.: „Die Welt, in der man si langweilt“, Mittwoch, 12.: „Der Pfarrer von Kirchfeld*, Donnerstag, 13.: „Die beiden Leonoren“, Freitag, 14.: „Galeotto“, Sonnabend, 15.: „Frühling im Winter“, „Quintus Horatius Flaccus*“, „Zwei Taube“, Sonntag, 16.: „Fauft“. Am Sonnabend, den 22. Dezember, findet die erste Aufführung von „Die glücklichen Bettler“, morgenländishes Märchen von Carlo Gozzi. frei bearbeitet von Paul Heyse, ftatt. e

Berliner Theater. Das Wochen-Repertoire ist folgender- maßen festgestellt: Sonntag, d. 9. Dezember: „Der Königslieutenant.“ Montag, d. 10.: „Eva.“ Dienstag, d. 11.: „Michel Perrin“, „30. November“, „Cine Partie ruf Mittwoch, d. 12.: „Eva.“ Donnerstag, d. 13.: „Die wilde Jagd.“ Freitag, d. 14.: (Abonne- ments-Borstellung) „Die wilde Jagd." Sornabend, d. 15.: „Uriel Acosta.* (Anfang stets 7 Uhr.) . Friedrich-Wilhelmstädtishes Theater. Der unkestrit- tene stürmishe Erfolg des „Mikado“ (in deutsher Bearbeitung) wieder- holte sich au am zweiten Abend vor vollem Hause: die gleiche Premièren- stimmung, dieselbe Fröhlihkeit im Publikum vom Anfang bis zum Schluß, zahlreihe Dacapos und Hervorrufe der trefflihen Darsteller sowie der Direktion, welher für die prunkvolle Inscenirung die all- gemeinste Anerkennung zu Theil wurde.

In dem noch jugendlichen Komponisten, Hrn. Albert Fuchs, aus Dresden, der gestern im Saale der Sing-Akademie zum ersten Male vor dem hiesigen Publikum erschien, lernten wir einen sehr begabten Künstler kennen. Tritt au ein selbständig ausgeprägter Stil in den Liedern wie in den Orchesterkompositionen noch nit hervor, fo ist doch mit Sicherheit zu erwarten, daß seine shaffende Phantasie, die jeßt noch zwischen Schubert und Wagner shwankt, si zu größerer Selbständigkeit mit der Zeit emporringen wird. Unter den drei Kompositionen für Orchester: „Entrata*, „Vorspiel zum 2. Akt einer Oper“ und „Ungarische Suite“, bewiesen die beiden leßtgenannten eine sehr lobenêwerthe Gewandtheit in der Benußung derKlangeffekte desOrhesters. In dem durchweg in ernster Stimmung gehaltenen Vorspiel wird ein sehr melodiöses Motiv in freiem Periodenbau weitergesponnen und erreiht am S{bluß einen gewissen Höhepunkt in der thematishen Dur{führung. Die beiden Säße aus der ungarischen Suite sind in der Form abgeschlossener und abgerundeter, zugleih au von großer rhyth- mischer Lebendigkeit, sodaß sie entschieden als das gelungenste unter den dargebotenen Werken anzusehen sind. Eine reht erfreuliche künstlerische Begabung bewies der Concertgeber außerdem in mehreren Lieder- kompositionen, in denen nur die zu häufige Anwendung von Trug- fortschreitungen in der Modulation dem einfahen Inhalt des Tertes niht immer entspricht; oft {ließt sogar der Sänger auf einem Moll- Dreiklang, dem das folgende in die verwendete Dur-Tonart über- gehende Nachipiel des Klaviers erst die nöthige Befriedigung hinzu- fügt. Neben den Liedern sind „Im Oktober“, „Am Bache“, „Winter- naht“, „Aus den Nibelungen“, „Barcarole“ und „Seit ih von dir, Junglieb, geschieden“ als ganz besonders gelungene Ton- dichtungen lobend hervorzuheben. Leßteres wurde auf allgemeinen Wunsch wiederholt. Das in der Form am ausgeführtesten behandelte „Minnelied“ war, außer einigen Anklängen an ein bekanntes „Trompeter- lied“, von sehr fesselnder Wirkung. Die bereits früher mit Erfolg aufgetretene Concertsängerin Frl. Schärnack aus Weimar und der rühmlichst bekannte Königl. Kammersänger Hr. Scheidemantel aus Dresden hatten die Auéführung der Lieder übernommen und ernteten, gleih dem Komponisten und der Philharmonischen Kapelle, lebhaften Beifall von Seiten des sehr zahlreih erschienenen Publikums.

Mannigfaltiges.

Die in Remscheid bestchende, von dem Ingenieur Hädicke geleitete Fachschule mit Lehrwerkstätten für die Klein- eisen- und Stahlwaaren - Industrie des Bergischen Landes verfolat, wie wir dem uns zugesandten Programm entnehmen,

den Zweck, Knaben, welche sich den tebnishe1 widmen ü wissenschaftlih und praktish für dieselben zeitgemäß vorzuberei „Die Vorbereitung auf wissenschaftlichem Gebiet ges fi als es den- an einen tüchtigen Praktiker geftellten heutigen" forderungen entspriht, der die Kenntniß der elemei Naturwissenshaften nicht mehr entbehren kann und von* sowohl die Fähigkeit, Zeichnungen zu verstehen, - als u die Fertigkeit, seinen Ideen fahgemäßen Ausdruck zu verleihen, 6 ihm mitgetheilte fremde Gedanken Æ verkörpern, verlangt wet muß, Hiermit verbunden sind die Elemente der Mathematik" Ha fswissenschaft, soroie die Vervolllommnun

im sprahlicen und

chriftlihen Ausdruck, ferner Handelsgeographie, Buchführung ‘Uk F 4

(fakultativ) die Stenographie. Die Ausdehnung dieses Unterrichts

spriht ungefähr dem der unteren Fahklasse einer mittleren Fahscdule,

Auch der bereits mehrfach durchgeführte Uebergang von jungen Leut welcke die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst k sigen, ist insofern ermöglicht worden, als der Eintritt derselbi in die obere Fahklasse bei genügenden Vorkenntnifsen in dex Pbysik und Chemie und einem nach einigen Monaten stattfinden# den Naterxamen in der Maschinerlehre gestattet ist.

Es wird dies

Umstand von älteren Sch{ülern und u. A. von angehenden Kaufleute E

t, um die gerade für diese außerordentl)

der Eisenindustrie benu; ie enntnisse binnen Jahresfrist zu erlangen.

werthvollen praktischen §

der Meister- oder Fabriklehre zum Ziel. Kein

Fabrik sind, wenn fie sonst ihre

wollen, im Stande, einem Knaben die breite Grundlage in d

Meister und keinê

Die Vorbereitung auf praktishem Gebiet dat den zeitgemäßen Ersay auptziele nicht vernaclässigen“. h

praktischen Fertigkeiten des Metallarbeiters zu geben, welche bei der :

so intensiven Arbeitstbeilung der modernen Industrie einerseits u

dem troßdem so vielseitigen Jneinandergreifen der verschiedenen? - Manipulationen andererseits unbedingt nothwendig ift. In dieser.

Weise vorgebildet, können die Z i: liebigen Gebiet der Metallindustrie anvertraut werden. Die baben daber nicht nöthig, sich sofort für ein bestimmtes Fach zu ent- heiden, sondern es können die Neigungen fi

öglinge der Lehrwerkstätten einem bes Knaben *

Z ï

ch ruhig entwidckeln. Die Ì s

jungen Leute können si überall shnell hineinfinden, stoßen selten auf 5

Unbekanntes und werden nie in Verlegenheit kommen, wenn die

Bes

dürfnisse der rats die Fortschritte der Industrie oder die Laune ter #-

Mode ihre Anforderungen wechseln.

Dagegen können sie selbstver- F" ständlih die eigentlihe Uebung nur erft in der vollen Bres erlangen.

# 2:

So ist die Remscheider Fachshule, zunächst bestimmt für die

Stahlwaaren- und Kleineisenindustrie des Bergishen Landes, gleihs zeitig eine vortrefflihe Vorbereitungsanstalt für Werkmeister, angehende Maschinenbauer und Maschinen-Ingenieure, Metallarbeiter jeder Gattung und au für die Kaufleute der betreffenden Industrien. Den oben genannten Zielen entspricht die Einrichtung der Anstalt. Sie repräsentirt eine innige Verschmelzung der theoretisen und praktishen Ausbildung und wewÿselt daher täglih mit denselben. An den Vormittagen (im Sommer von 7—12, im Winter von 8—12) findet der theoretische Unterricht statt und Nachmittags (2—7, Mitt- wos und Sonnabends einstweilen 2—5) arbeiten die Schüler in den Lehrwerkstätten. Hiermit stellt die Anstalt freilich erheblide An- forderungen an den Fleiß und die Leistungsfähigkeit der Schüler. Die Erfahrung aber zeigt, daß die Vershmelzung der körperlihen und geistigen Anstrengungen außerordentlih günstig auf die Entwickelung des jugendlihen Körpers wirkt. Die Knaben gedeihen \ihtlich und der Besucher der Lehrwerkstätten merkt an den frischen, elastischen Gestalten der emsig arbeitenden Knaben nihts von einer Anstrengung, sondern erbält sofort den Eindruck der vollsten jugendlichen Kraft und körperlihen Entwidelung. Die Berechtigung zum einjährig- freiwilligen Militärdienst kann nah gut bestandener Abgangsprüfung auf Grund des §. 89 der E.-O. erlangt werden.“

Dem „Stardard® wird u. d. 5. d. M. aus Athen berittet : „Die Ausgrabungen auf der Akropolis haben abermals gewisse werthvolle alte Kunstwerke zu Tage gefördert. Die hauptsäch- listen sind Theile einer - Anzahl . Kolofsalstatuen, welche zu- sammengefügt zwei merkwürdige Gruppen bilden. Eine der- selben stellt Herkules dar, wie er den Meeresgott Triton tödtet. Die andere Gruppe besteht aus mythishen Ungeheuern, deren oberer Theil den Kopf eines Mannes darstellt, während der untere Theil eine Schlange ist. Diese Entdeckungen zählen zu den interessantesten, die jemals auf der Akropolis gemaht wurden. Sie gleihen in bohem Maße den vor nit langer Zeit unter den Trüm- mern des alten Afsos-Tempels, unweit Troja, gefundenen Figuren. Ihre Ausführung sowie ihre lebhaften Farben h2ben die Bewunde- rung von Alterthumsforschern erregt, welhe die Skulpturen dem T. Sahrbundert vor Christi Geburt zuschreiben. *

Victoria - Theater. Ausstattung, zum 24. Male: Die Pyrenäen. Ausstattungsposse m Ballet in 5 Akten und 9 Bildern v Musik von Louis Varney. Im 8, Ballet. 1) Bolero. 2) Habanera. Ermäßigte Preise. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opern-

Wilden- gesezt vom Direktor Anno.

Sonntag:

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Helene Ebert mit Hrn. Ober“ lehrer Dr phil. Gustav H. Lorenz (Leipzig—Dres* den). Frl. Auguste Brüning mit Hrn. Major z. D. Franz Hantelmann (Sendenhorst—Beuthen O.-S.). Frl. Helene Hermann mit Hrn. Amt- mann Karl Deecke (Eutriß\ch-Leipzig—Evefsen in

Mit neuer

Reise in die it Gesang und on Paul Ferrier. Bilde: Großes 3) Stiergefeht.

Bar. auf0 Gr hu. d. Meeres\p. red. in Millim

Temperatur 50&.

als Gast. Konrad von Quitow: Hr. Matkowsky,

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ZSeullaghimore Aderdeen Christiansund Kopenhagen . Stoccholm . aparanda. . t Petersburg Moskau .

Cork, Queens- town ... Cherbourg .

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Drs N ünster. .. Karlsruhe . . Wiesbaden . München Chemniy Berlin. . .. T E Breslau Ile d’Aix .. DVriefst

762 793 766 761 752 763 758

767 765 765 764 767 769 769 769

768 768 773 772 773 772 770 775 772 766 773

1) Reif, Dunst. 2) Reif. 3) T 4) Nebel,

Rauhfrost. 5) Reif.

__ Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes Minimum von etwa 745 mm liegt bei Finnmarken, ein Theilminimum vorm Kanal, wäh- rend der Luftdruck Über Oesterreih-Ungarn am e. Bei leichter, \strômung ist das Weiter über Central-Europa

böhsten ist. durchs\chnittlich kälter,

\tark neblig. Im deutschen Binnenlande und an der mittleren deutschen Ostseeküste berrs{cht dagegen in Skandinavien und Wesl-Rußland liegt die Temperatur über dem Gefrierpunkte.

vom Stadt-Theater in Hamburg, als Gast.) An- fang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Keine Vorstellung.

Montag: Opernhaus. 238. Vorstellung. Der Waffenschmied. Komische Oper in 3 Akten von Albert Lortzing. (Georg: Hr. Szpinger, vom Groß- berzoglihen Hoftheater in Weimar, als Gast.) An-

fang 7 Ubr.

hauspielhaus. Keine Vorstellung. Dienstag: Opernhaus. 2839, Vorstellung.

Ring des Nibelungen von Richard Wagner.

Abend : Die Walküre. (Hr. Niemann.)

7 Ubr. Keine Vorstellung.

‘halb bed. bedeckt bededckt SSW Nebel halb bed.

SSW S Nebel

S j WNW 1/Nebel WNW 1 |bedeckt

NW 2'halb bed. SSW 3wolki

1 /Nebe

3'Dunst wolkenl.!) wolkenl.2) heiter bedeckt Dunst wolkenlos Nebel Nebel3) Nebel vit heiter? bedeckt wolkenl.6) wolkig wolkenlos

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Der weiter nfang

Scauspielhaus.

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Deutsches Theater. Sonntag: Die Jüdin

von Toledo. Montag: Götz von Berliingen; Los Die Welt, in der man sich lang- eilt.

Berliner Theater. Sonntag: Der Königs-

lientenant. (Thorane: Friedrih Haase.) Montag: Eva. (Eva: Fr. Hedwig Niemann.) Dienstag: Michel Perrin. 30. November. Eine Parthie Piquet. (Perrin, Meisler und Rotheferrier : Friedrih Haase.) F S Vorbereitung: Die wilde Jagd von Ludwig ulda.

p C | bd D D O D E pt bd pel | S C5 f bk

6) Rauhfroft.

Wallner-Theater. Sonntag: Zum 61. Male:

Madame Bonivard. Schwank in 3 Akten von

Alex Bisson und Antonie Mars. Deuts von Emil

Neumann. Vorher: Zum 61. Male: Der dritte

Kopf. Posse in 1 Aft. Mit theilweiser Benußung

ene gFuaiGa Idee von Franz Wallner. Anfang r

meist südliher Luft- im Norden heiter, im Süden

roftwetter,

Montag und die folgenden Tage: Madame

Bonivard. Der dritte Kopf.

Deutsche Seewarte.

Sonrtag, den 23. Dezember: Mit glänzender Ausstattung. Zum 1. Male: Ali Baba.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater.

Sonntag: Mit neuer glänzender Ausstattung, zum 4. Male (in deutsher Sprache): Der Mikado, oder: Ein Tag in Titipu. Burleske Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Musik von A. Sulivan. Anfang 7 Uhr.

Montag: Der Mikado.

Residenz-Theater. Sonntag u. folgende Tage: Abbé Constantin. Schauspiel in 3 Akten von Ludovic Halévy, Hector Cremieux und Paul De- courcelle. Anfang 7# Uhr.

Belle-Alliance-Theater. Sonntag: Zum 61. Male: Das elfte Gebot. S{wank in 3 Akten nah F. F. S. von Albert Teller. Hierauf : Die Verlobung bei der Laterne. perette in 1 Akt von M. Carré und Leon Battu. Musik von I. Offenba. Anfang 7# Uhr.

Montag: Zum 62. Male: Das elfte Gebot. Hierauf : Madame Flott.

Central-Theater. Sonntag: Zum 116. M. :

Schmetterlinge. Gesangsposse in 4 Akten von

e opa Musik von G. Steffens. Anfang r.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernfst-Theater. Dresdenerstraße 72.

Sonntag: Zum121, Male: Die drei Grazien. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Trevtow. Couplets von Görß. Musik von Franz Roth. Im 2. Akt: Landpartie-Duett. Anfang 7 Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung. Anfang 74 Uhr.

Braunschweig). Frl. Matkilde Stauffer mit Hrn. Seconde-Lieutenant Dieterici (Rendsburg). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Franz Berndal (Berlin). Hrn. Ferdinand Stange (Berlin). Hrn. Karl Freiherrn von Kap-herr (Neudorf bei Wronke). Hrn. Amtsrichter König (Bremer- vörde). Hrn. Ernst Graß (Reudnitz). Hrn. Stadtsyndiklus Schmalfuß (Linden). Eine Tochter: Hrn. Lieut. von Klenck (Braunschweig). ias Pastor Steinmeier (Zarben). Hrn. Paul Vogt (Trebniz). Hrn. Gymnafiallehrer Groß- johann (Raftenburg). Hrn. Senator Schultz

(Bremen).

Gestorben: Verw. Frau General Mathilde von Woyna, geb. von Kalckreuth (Landeck i. S[l.). Hr. Dr. med. Emil Müller (Berlin). Frau Klara Busch, geb. Richter (Berlin). Hr. Sprachlehrer Léon Bourgeois (Berlia). Hr.

Maschinen-Techniker Hermann Abele (ALEBgE

Frau Zeug-Hauptmaun Bertha Vogt, ge

Kuntze (S@werin i. M.). Frau Sophie Erb-

recht, geb. Deneke (Wormsdorf). Frau Amts-

hauptmann Sophie Brohm, geb. Dieterih

(Goslar).

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeuts®&en Buhdruckerei und Verlagê- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

(einschließlich Börsen-Beilage),

sowie das Verzeichniß der gekündigten 4 %/0 Obligationen der Hannoverschen Laudes:-Credit-Austalt.

und ein Prospekt der Firma Gebr. Grumah zu Berlin C.

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

„2 310.

Berlin, Sonnabend, den §. Dezember

1888,

Deutsches Reich. Uebersicht

der in den deutshen Münzstätten bis Ende November 1888 stattgehabten Ausprägungen von Reih3münzen.

e

Silbermünzen

Nickelmünzen Kupfermünzen

1) Im Monat November Goldmünzen 1888 sind geprägt Halbe worden in: Kronen

Doppel- kronen M.

Kronen

A

D auf rivatreh- nung

Zwanzig- pfennig- stücke M.

Ein- Günfzig- markstücke vfennig S

‘Fünf- marfkstüde M.

Zwoei- marfks\tüde

Zwanzig- pfennigstüdcke

._ Eine picnnigstücke

A S

Zwei- pfennigstüdcke

Zehn- pfennigstücke

M K

Fünf» pfennigstücke

[A

K L

M S

29 780 460) Muldner Hütte 9 Stuttgart Karlsruhe Hamburg

99 780 460|

150 555

147 902

20 116 25 24 866/93

106 074 80/ S =

1400|— 1748/52

—— A ——— Ft |— 59 200 —| 28 400 9

|

Eis

TSBEEHS

39 780 460

Summe 1.

= 29 780 460 9) Vorkber waren geprägt*)| 1 670 030 380/476 054 87927 969 9251853 022 630[73 490 635

150 559 D | 71 486 552

397 236

104 006 298|178 990 334 35 717 922 80

2571 716 60

28 015 75 4 286 697/16

134 471 306 30 116/25 24 875 992/80] 12 312 906/65

207 102|— = S 6 213 207 44

950 620 9 225

35 717 922/30

6 685 7 020 6 190 2 653/50] 13 002 015/80

218 818/60

4314 71261 94 96 92/69

25 O10 467 60] 12 333 022 90] 6213207 11 5/80 549/90 203 15

Ÿ Gesammt- Ausprägung

4) Hiervon wieder eingezog.| 8 5) Bleiben 1 698 860 220/475 227 47027 960 7uUO

2 202 048 390 A

1 699 810 840/476 054 570 27 969 9251882 803 090/73 641 190/101 103 534/178 990 3341| ¡1 486553 | 27 4

D.

73 634 5051104 396 514/178 981 141] 71 183 898 50] 22 715 907

2778 812/80

25 009 917 70] 12 332 819 75} 6213 182 15] 13116899

451 214 965,90 6

*) Vergl. den „Reichs-Anzeiger“ vom 10. November 1888 Nr. 2836,

Berlin, den 7. Dezember 1888.

Hauptbuhhalterei des Reihs-Schaßamts. Biester.

40 121 550,29 M 10527 872,40 4

Nichtamtliches.

Preußen. l der gestrigen (10.) Sißung des Reichstages erklärte bei

der ersten Berathung des Gesezes über die Alters- und Jnvalidenversiherung der Abg. Hiße: Das Centrum stehe diesem Gesezentwurf mit voller Theilnahme gegenüber, und wenn es in eine Kritik desselben eintrete, so geihehe es, um ihn so zu gestalten, daß er zum wahren Frieden mit den arbeitenden Klassen und zum Segen der Nation zu gereichen geeignet sei. Er beabsihtige niht, den Stand- punkt seiner Fraktion im Einzelnen festzulegen, sondern spreche nur in seinem Namen und für seine Person. Der Geseßz- entwurf bedeute nicht eine neue Organisation der Armenpflege, son- dern enthalte neue Maßnahmen gerade auch, um, wie Hr. Grillen- berger wolle, den Antheil der Arbeiter an der nationalen Pro- duktion zu erhöhen. Mit Net sei von Seiten des Bundes- raths darauf hingewiesen worden, daß, während es sich bei der Armenpflege um ein Almosen S hier eine Leistung vorliege, die auf Grund gezahlter Beiträge und eines Recht3- anspruchs geboten werde. Es handele \sich auch um ganz andere Personen bei diesem Gesegß als bei der Armenpflege. Die aroße Masse der invaliden Arbeiter beziehe überhaupt keine Armenunterstügung; so weit sei Deutshland noch nicht. Der Geseßentwurf umfasse 131/25 Millionen Arbeiter; selbst- ständige Unterstüßte gebe es aber in Deutschland nur 800 000, wobei noch eine große Zahl von Gebretlichen, Geistes- kranfen, Hinfälligen und Schwachen eingerechnet sei. Ferner würden' in Deutschland 92 Millionen Mark an Armenunter- stüßung “gezahlt, während die Altiers- und FJnvaliden- versicherung ungefähr 164 Millionen Mark erfordere. Gestügt auf den Gedanken tes ehernen Lohngeseßes seien die Sozialdemokraten bestrebt, die Lebensnothdurft des Arbeiters zu erhöhen. Der Zweck der Alters- und Jnvaliditätsversiche - rung sei aber gerade, die Prämie zu einem wirlih dauernden Bestandtheil des Lebensunterhalts der Arbeiler zu machen ; und das Centram hoffe, daß der Unterhalt und der Arbeits- lohn um diese Prämien sich steigere. Wegen der Niedrigkeit der Rente dürfe dieselbe der Armenpflege niht gleichgestellt werden. Jm großen Ganzen habe man cs mit Familien- vätern zu thun, die bei ihren Kindern wohnten, da sei eine geringe Rente auch schon eine Wohlthat ; der alte invalide Arbeiter, der eine kleine Nente beziehe, werde bei seinen Kin- dern, in deren Haushalt er sich ja noch nüßlich machen könne, ein willkkommener Gast sein, während er heute von einem Kinde zum anderen abgeschoben werde. Die Rente zu erhöhen, wäre das Centrum übrigens gern bereit, wenn es niht dann auch die Beiträge erhöhen müßte. Der Aba. Grillenberger meine, diè Mindestrente dürfte nicht unter 120 4 heruntergeher, und habe über die geringe Steigerung der Rente seinen Spott ausgegossen ; die höchsten-Renten würden bei dem frühzeitigen Tode der Arbeiter nur in geringem Maße zur Auszahlung kommen. Aber in demselben Maße, als die Jnvalidenrenten nicht in Anspru genommen seien, sei man ja in der Lage, sie zu erhöhen. Andererseits könne man nicht jegt hohe Renten gewähren und sie nahher heruntersetzen. Éine andere Ab- stufung der Rentenbeiträge, als in der Vorlage, müsse aller- dings stattfinden. Aufgabe der Versicherung sei: das Mindest- maß des Lebensunterhalts dem Arbeiter zu sihern, und da dieser nah den verschiedenen Gegenden verschieden sei, so müsse die Rente sich auch verschieden bemessen. Aber auh bei diesem Standpunkt genüge der jeßige Vor- shlag noch nicht, weil der ortsüblide Tagelohn sih nit bloß nah dem Lebensunterhalt, sondern auch nach Angebot und Nachfrage richte. Die Rente müsse sich also immer nicht bloß nach oen verschiedenen Gegenden, sondern auch nah dem verschiedenen individuellen Verdienst der Arbeiter bemessen. Die Krankenversicherung kenne ja auch dreifahe Löhne : den individuellen Lohn, den dur(hschnittlihen Lohn der Beruss- klasse und den Mindestlohn. Auch in anderer Beziehung sei in der Vorlage etwas zu bureaukratish verfahren, nämlich bei dem Begriff „Jnvalidität“. Man müsse Halb- und zeitweise

nvalidität zulassen. Ein invalider Arbeiter z. B., der seiner Frau spulen helfe und dabei das Mindestmaß von 150 M verdiene, würde nach der Vorlage der Jnvaliditätsrente ver- lustig gehen.- Die Knappschasten hätten die Halbinvalidität. Der Arbeitgeber sei andererseits bis jeßt geneigt, seine alten, treuen Arbeiter, die zu \s{hweren Arbeiten unfähig p ait seien, niht zu entlassen, sondern mit leichteren

rbeiten zu beschäftigen. Es würde ihm aber nicht ein- fallen, sich weiter mit einem solhen Arbeiter zu be- lästigen, wenn er wisse, daß dieser einen Anspruch auf Jn-

Berlin, 8. Dezember. Jm weiteren Verlauf

validenrente habe. Werde dagegen Halbinvalidität zugelassen, so werde der Arbeiter seine halbe Fnvaliditätsrente beziehen und durch weitere Arbeit dieselbe vielleiht bis auf sein volles Einkommen ergänzen. Mit Einführung der Halbinvalidität würde also dem Arbeiter wie dem Arbeitgeber gedient sein. Dieser Anschluß an die Krankenkassenversicherung fehle absolut. Die Krankenkassen nähmen bekanntlich invalide, halbe Kranke einfa nicht auf, um die Kassen nicht zu belasten; man habe hier immer auf Abhülfe durch die Jnvalidengeseßgebung ge- hofft; die werde in der Vorlage aber niht geboten. Wer 13 wöchige Krankenunterstüßung genossen habe, würde jeßt ins Freie fallen. Das fei absolut niht angängig. Was die ezrage betreffe, wer Träger dec Versicherung sein solle, so schwärme das Centrum für eine Reichsanstalt gar niht. Gerade die fkleinen Verbände wirkten wirth- schaftlih sorgsamer. Die Knappschafts-Berufsgenossenschaft habe * ihre Organisation dahin getroffen, daß sie 1hren Schwerpunkt in die Sektionen lege; ihre Verwaltungskosten betrügen deshalb auch nur 5 Prozent der Umlage. Die Frage sei speziell die: Solle man die Berufsgenossenschaften bei Seite schieben, oder au zu Trägern der neuen Organisation machen ? Es seien dieselben Arbeiter, dieselben Fabrikanten, dieselbe Art der Fürsorge bei der Unfall- wie bei der Jnvaliditätsversich?- rung ; ferner seien dieselben Funktionen zu leisten: Feststellung der Beiträge, des Unfalls bezw. der Snoalidität, Kontrole, schiedsgerihtlihe Entscheidungen u. st. w. Dieselben Organe könnten in denselben Sißungen die eine wie die andere Frage erledigen. Die ganze Organisation der Berufsgenossenschafsten sei ja auch ursprünglih mit zu dem Zweck ins Leben gerufen worden, um alle Aufgaben der Arbeiterversiherung auf sich zu nehmen. Die geschäftlihe Belastung der Berufs- genossenschaften könne nicht gegen den Anschluß ange- {ührt werden; denn würden sih denn geeignete Leute finden, welhe neben den Geschäften der Berufsgenossenschaft auch die Arbeiten einer neuen Organisation zu übernehmen bereit seien? Der Berufsgenossenschaftsiag habe ih für den Anschluß der Invaliditätsversiherung an die Berufêgenossen- schaften erklärt. tan fönne allerdings zugeben, daß die Berufsgenofsenschaften alsdann einer Reorganisation bedürften 1) dahin, daß verwandte Berufsgenossenshaften zusammen- aelegt würden, d. h. die Lasten zusammen trügen, und 2) daß mehr Decentralisation innerha!b der BVerufsgenossenschaften, d. h. in den unteren Verwaltungsbezirken lokale Organe ge- schaffen würden. Nur wenn die Jnvaliditätsversiherung an die Berufsgenossenschaften angelehnt werde, sei eine Abstufung der Beiträge möglih; dann sei es ungeheuer einfach, die Beiträge und die Rente individuell festzuseßen. Mit der Er- hebung der Beiträge könnte der Arbeitgeber betraut werden, der von dem Lohn den Arbeitern den Beitrag abzöge und am Schluß des Jahres mit dem eigenen Beiirag ablieferte. Der Arbeiter ginge bei seinem Austritt aus seiner Be- schäftigung zu seiner Gemeindebehörde, ließe die Beiträge in das Quittungs- oder Beitragsbuch eintragen, das direkt von einer Gemeinde an die andere übertragen würde, so daß weder Arbeiter noch Arbeitgeber das Buch zur Einsicht erhielten. Das Markensystem und Quittungsbuh wäre damit beseitigt. Auf diese Weise würden auch Arbeiter und Arbeitgeber ver- einigt werden. Dadurch unterscheide sich die deutsche Arbeiter- geseßgebung von der englischen, daß die Arbeiter und Arbeit- geber nicht besonders organisirt seien. Nichts wirke versöhn- liher als eine solche Vereinigung. Auch eine zweckmäßige Vertheilung der Belastung sei nur im Anschluß an die Berufsgenossenshaften möglih. Nah dem vorläufigen Vor- schlage fände eine Belastung einzelner, namentlich der land- wirthschaftliGhen Gewerbe zu Gunsten anderer statt. Ein Gefahrentarif wiederum verlange eine sorgfältige Be- handlung im Einzelnen, so daß der Vorzug der Einfachheit, den das jeßige System für sich habe, wieder verloren ginge. Das Verfahren, wie es jet in Betreff der Jnvaliditätserklärung gedacht sei, scheine ihm nicht zum Ziele zu führen, da das Gutachten der Krankenkasse nicht entscheidend sein könne, weil diese Veranlassung habe, den C abzuschieben, und ebenso wenig aus dem gleichen

runde das des Vorstandes der Versicherungsanstalt. Es würden hier Selbstverwaltungsorgane nothwendig sein. Gerade Schäffle habe hervorgehoben, daß es nothwendig sei, die Verwaltungsbeamten bei der Feststellung der Jnvalidität herauszulassen. Es würde dadurch nur Gehässigkeit auf diese Beamten geladen werden. Die Berufung an das Reichs-Ver- siherungsamt sei unentbehrlih. Die Klage über die vielen Rekurse, die aus Anlaß von Unfällen an dasselbe gekommen seien, sei niht begründet. Es komme doch darauf an, ob die

Rekurse berechtigt gewesen oder niht, und in sehr vielen Fällen habe das Reichs-Versicherungsamt ja zu Gunsten der Versicherten entschieden. Man müsse diese Berufung um so mehr aufrecht erhalten, als der Begriff der Jn- validität sehr s{wankend sei. Die VBerufsgenossen- schaften könne man auch deshalb niht entbehren, weil nur bei einer solGen Organisation das warme Jnteresse für Krank- heitsverhinderung vorhanden sei. Eine übermäßige Arbeits- zeit, Sonntagzarbeit, zu große Jnanspruhnahme von Kindern und Frauen wirkten eben auf Unfälle und Jnvalidität hin. Bei berufsgenossenschaftliher Organisation werde es sodann auch leichter sein, die Rente für die einzelnen Arbeiterkategorien zu erhöhen. Berufsgenossenschaftlich seien allerdings zunächst nur die industriellen Betriebe und die Landwirthschaft organi- sirt. Eine Ausdehnung auf die handwerksmäßigen und das Handelsgewerbe sei aber in Aussicht gestellt. Vielleicht empfehle es sich, mit dem Jnvaliditätsgeseß bis zum Abschluß der Unfallgesezgebung zu warten. Mit dieser Dreiheit: Jn- dustrie, Landwirthschaft, handwerksmäßige und Handelsgewerbe würde man auch schon eine gewisse Gefahrenklasseneintheilung gegeben haben. Der einzige imponirende Gesichtspunkt des jezigen Vorschlags sei die bureaukratishe Einfach- heit. Es könne aber doch niht die Aufgabe sein, die Sache so einfach als mögli, sondern so gut als möglich zu machen. Jhm scheine die Organisation umgekehrt um so besser, je mehr Träger sie habe. Auch für die Unfallver- siherung sei doch die große Zahl der Berufsgenossenschaften geschaffen, und die Krankenversiherung lasse 6 bis 7 Formen zu, und es sei niht darüber geklagt worden. Was den Reichs- beitrag betreffe, so habe das Centrum bei der Unfallversiche- rung dagegen gestimmt; €s werde si jet kaum anders stellen. Das Centrum betrachte den Reichsbeitrag als ein sehr gefähr- liches Experiment. Er werde gedeckt aus Reichs-, d. h. indi- rekten Steuern, die also die Masse des Volkes aufbringen müsse. Könne man die allgemeinen Hülfsmittel für \olche speziellen Unterstüßungen in Anspruchß nehmen? Die Ent- lastung der Armenpflege sei nur eine äußerst geringe; und diese Kosten würden durch Zuschläge zu den Kommunallasten gedeckt, während bei den indirekten Steuern die breite Masse des Volkes herangezogen werde. Wenn man in der Weije der Kommunalzushläge die Gelder für die FJnvaliditäts- versiherung aufbringen müßte, würden wohl viele Freunde des Reichsbeitrags sih bald verlieren. Höchstens zur ersten Einrihtung und in einzelnen Fällen, wo der einzelne Beitragende hart betroffen werde, würde das Centrum den Reichsbeitrag acceptiren. Aber die Nothwendigkeit eines stän- digen Zuschusses in diesem Umfange sei durhaus nicht er- wiesen. Er sehe darin nur eine Entlastung der Konsumtion. Die Beiträge seien Produktionskosten, die durch den Preis ge- deckt würden; zahle das Reich dazu, so komme das den in- ländishen und ausländishen Kon)umenten zugute. Was die Frage, ob Prämiendeckungsverfahren oder Umlageverfahren, betrefse, so erkläre er sich für die Belasiung der Zukunft. Er fürchte niht, daß etwa ein Krieg die Leistungsfähigkeit der Versicherungsanstalten beeinträhtigen könnte, wenn man das Umlageverfahren annehme, denn es könnten für folche Fälle Reservefonds gesammelt werden. Beim Prämiendeckungsver- fahren müßten die jeßigen Arbeiter bezahlen, dic Wohlthaten des Gesetzes kämen aber nicht der Zukunft zugut. Der Arbeiter, der später den Segen des Gesezes sehe, wenn auch noch die Wittwen- und Waisenversorgung hinzukomme, werde lieber die Kosten tragen, als der jeßige, der die Wohlthaten nicht empfinde. Vor 40 G hätte ntan den Arbeitern eine solche Belastung, wie durch Unfall: und Krankenversicherung, nicht zumuthen können; die Arbeitslöhne seien aber gestiegen und würden noch mehr steigen, so daß die Arbeiter 1päter leichter die Kosten dieses Gesetzes tragen könnten als jeßt, wo die Lasten zu plöglih kämen. Der Staatssekretär halte die Kapitalansammlung beim Prämiendeckungsverfahren nit für bedenklih, da in ganz Deutschland {hon 5 Milliarden Kapital angesammelt seien ohne wirthschaftlihe Nachtheile ; wenn aber jeßt noch 2 Milliarden hinzukämen, werde der Kapitalmarkt nicht unbeeinflußt bleiben, der Zinsfuß werde noch weiter sinken, und dann würden wieder die ganzen Unterlagen der Beitragsberech- nung in Frage gestellt werden. Beim Umlageverfahren, wie die meisten industriellen Kreise es wvorzögen, würde es auch nicht bedenklich sein, die Wittwen- und Waisen- versorgung gleichzeitig in Angriff zu nehmen. Das würde besonders werthvoll sein, denn dem Arbeiter liege die Sorge

für Weib und Kind weit mehr am Herzen, als seine eigene Zukunst. Jn dem jetzigen Entwurf lägen manche Härten,